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Dies hat weniger mit dem Alter der Wählerinnen und
hielt ein unbekannter Autor auf einer babylonischen
Steintafel fest: »Die heutige Jugend ist von Grund
tenz. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stellt sich da doch die Frage: Ist es fair, dass allein die ältere Generation über ihre Zukunft bestimmt?
terscheiden, die Interessen der jungen Generation
der Fridays for Future-Bewegung erkennen lässt. Überhaupt ist das häufig zitierte Narrativ der jungen Linken, die im Alter zu Konservativen werden, nicht korrekt. Politische Einstellungen sind in großem Maße beeinflusst vom Zeitgeist, dem sozialen Milieu ihrer Träger und von deren Alltagserlebnis-
wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhal-
ten.« Und auch heute ist die Kritik an den Jungen
eine Konstante in der medialen Berichterstattung.
Kann man Jugendlichen im zarten Alter von 16 Jah-
ren unter diesen Vorbedingungen also wirklich das
hohe Recht der demokratischen Wahl zukommen
lassen?
ihres Alltags weiterhin Eltern und Freunde die wichtigste Bezugsgruppe sind, wenn es um Gespräche über Politik geht. Das bietet die Chance, Erstwähler bestmöglich durch ihre Eltern zu unterstützen und sie nachhaltig in das politische System einzubinden.
Rolle einnehmen. Die Angst vor den »Rezos« dieser
Welt ist allgegenwärtig.
Betrachtet man die Wählergruppen der ein-
zelnen Parteien eingehender, muss man zunächst
festhalten, dass »die Jugend« keineswegs für alle
Sozialwissenschaften.
bei GESIS — Leibniz-Institut für
ist Leiter des Teams »GESIS Training«
JOHANNES N . B L U M E N B E R G
Fake News teilen und an diese glauben. Andere em-
ten Alter in der öffentlichen Meinung längst nicht
pirische Studien weisen nach, dass für junge Men-
wegen eines Wahlrechts ab 16 nicht untergehen.
Menschen in den sozialen Medien proportional mehr
schen trotz der höheren Mediendurchdrungenheit
tenzen der jungen Generation. Die Demokratie wird
er traut. Neuere Studien zeigen sogar, dass ältere
Lebenserfahrung verfügen. Diese Befürchtungen
wiegen umso schwerer, als im für die Wahl relevan-
sind, sondern Freunde oder gar Influencer diese
desebene mutig, und vertrauen wir in die Kompe-
für negative Einflussnahme ist und welchen Quellen
wendige politische Wissen noch über ausreichend
mehr die Eltern die vorrangige Sozialisationsinstanz
dieser Stelle schon weiter. Seien wir auch auf Bun-
Das Kommunal- und Landeswahlrecht ist an
tigt wie ältere, aber auch hier ist die Persönlichkeit entscheidend dafür, wie empfänglich ein Mensch
desebene auch mitgestalten zu können.
heißt es. Sie würden zudem weder über das not-
schaftliche Interessen mitfinanziert, ohne auf Bun-
lungen und im Wahlverhalten noch nicht so gefes-
petenz. Jugendliche könnten extremer als Erwach-
sene wählen und seien offener für Manipulation,
oder eine Ausbildung macht und so gesamtgesell-
Dritte wie soziale Medien, Influencer, Freunde. Zwar sind junge Menschen in ihren politischen Einstel-
Ähnliches gilt für die Beeinflussbarkeit durch
gelnde geistige Reife und fehlende politische Kom-
unbeachtet bleiben. Hinzu kommt, dass ein Teil der Jugendlichen mit 16 oder 17 bereits arbeiten geht
sen — nicht aber vom Lebensalter.
gen das Wahlrecht mit 16 Jahren beschreibt man-
Das am häufigsten genannte Argument ge-
fe, noch fehlt ihnen automatisch politische Kompe-
wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es
Die Bedürfnisse könnten sich schließlich un-
gen weder zwangsläufig über weniger geistige Rei-
Wähler zu tun als mit deren politischen Einstellungen, beispielsweise in der Klimapolitik, wie sich an
auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie
Halten wir also fest: Junge Menschen verfü-
und Erstwähler generell weniger häufig wählen geht, als es ältere Menschen tun.
falls eine arrivierte Partei, aber auch die FDP würden von einer Verjüngung des Elektorats profitieren.
tionen aneinander. Schon vor rund 3.000 Jahren
Dies ist umso wichtiger, weil die Gruppe der Jung-
Parteien ein Problem ist. Die Grünen, längst eben-
Nichts ist so beständig wie die Kritik der Genera-
Wählen …
Wahlalter