LIFT Leseprobe April 2018

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DAS STUTTGARTMAGAZIN

DER APRIL IN STUTTGART & REGION

Euro 2,50_April 2018_28. Jahrgang E30481_www.lift-online.de

LIFT APRIL 2018

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DAS STUTTGARTMAGAZIN

IN VOLLER BLÜTE Wilde Kräuter, heiße Kohlen – Stuttgart grünt und grillt

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TRO-O M ELEK

OBIL

LUST AUF HEIMAT Was wir Stuttgarter mit dem neuen Modebegriff verbinden BOCK AUF KÄSE Da kann man nicht meckern – regionaler Ziegenkäse hat jetzt Saison CIAO AUF SPITZEN Fünf Star-Choreografen verneigen sich vor ihrem Chef

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DAS BESTE IM APRIL

DAS BESTE... 10

72 INHALT

DURCHGERANKT Städte-Rankings fluten die Medien – Stuttgart ist ganz schön spitze

ART FOR RENT Kunst wiee Bücher ausleihen öglich – Artotheken machen’s möglich

STADT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 ABO-AKTION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 SONDERTHEMA MOBIL IN STUTTGART . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 LEBEN STUTTGART KAUFT EIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39 STUTTGART FLIEGT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 STUTTGART FÜR KINDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 STUTTGART GEHT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 STUTTGART FEIERT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52 SONDERTHEMA STUTTGART GRÜNT UND GRILLT . . . . . . . . . . . . .54 KULTUR SEHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .65 LESEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .70 ENTDECKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72 HÖREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .76 SPIELEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .82 PLANEN VERANSTALTUNGSKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . .87 KINDERKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .131 A BIS Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .142 IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .150 VERANSTALTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .152 KLEINANZEIGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .155 LIFT LIEBT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .162

54 IN VOLLER BLÜTE Wilde Kräuter, heiße Kohlen – Stuttgart grünt und grillt


DAS BESTE IM APRIL

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IM APRIL

46 82 CIAO AUF SPITZEN Fünf Star-Choreografen verneigen sich vor C ihrem Chef ih

BOCK AUF KÄ KÄSE Da kann man nicht meckern – regionaler Ziegenkäse hat jetzt jetz Saison

76 HIGH NOON IN STUTTGA STUTTGART Das Filmmusik-Duo Mondo Sangue zaubert einen brillanten Italo Italowestern-Soundtrack

26 7 MOBIL IN STUTTGART Vom Regio-Rad bis zum Elektro-Oldtimer

LUST AUF HEIMAT Stuttgarter und der neue Modebegriff ebegriff f ff


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Foto: Oliver Hae/Unsplash.com

STADT

HEIMAT: GEFÜHLSDUSELEI ODER KAMPFBEGRIFF . ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. .7 SPITZE: STUTTGART DURCHGERANKT . ... ... .. ... ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ...10 PALAIS TO BE: DAS STADTMUSEUM ERÖFFNET . ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... ..12 FOTOSEITE: BLAULICHT IM KESSEL . ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ..14

MEIN MONAT, KULTURSCHIFF UND REGIO-NEWS . ... ... ... .. ... ... .. ... ... ...16 GESTOPPT: GEBÜHRENWAHN FÜR GEFLÜCHTETE . ... ... ... .. ... ... .. ... ... ..20 VOR ORT: MIT BERND GEORG MILLA AM FERNSEHTURM . ... ... ... .. ..22 ABO-AKTION . ... ... .. ... ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .24

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Ulrike Edelmann ist stolz auf ihre Tracht

GEFüHLSDUSELEI, KAMpFBEGrIFF ODEr KONSErvATIvE KOSMETIK: WAS IST DAS EIGENTLIcH, HEIMAT?

STUTTGARTER HEIMATGEFÜHLE

Foto: Alex Wunsch

Spätestens seit Exportbayer Horst Seehofer sich mit seinem Heimatministerium in Berlin durchgesetzt hat, ist der Begriff in aller Munde. Doch was ist das eigentlich, Heimat? Mehr als ein Label, mit dem man super Kochbücher, Drinks und Nippes verkaufen kann? Urschwaben und Geflüchtete, Trachtler, Nei’gschmeckte und Heimkehrer berichten, wo sie ihre Heimat haben. Mit dem heimisch werden tut sich Anja Dargatz auch nach guten zwei Jahren als Nei’gschmeckte in Stuttgart noch schwer. Für die 44-Jährige „lief das Ankommen ganz passabel“. Ihr schwäbisches Sprachniveau würde die gebürtige Berlinerin „auf A2 schätzen: Das mit dem ‚heben‘ hab ich nun verstanden“. Nur mit der schwäbischen… nun ja, penibilität hat sie noch ihre Schwierigkeiten. Etwa wenn sie wildfremde Menschen auf kleine regelverstöße aufmerksam machen, wie an der Ampel: „rot isch rot!“ Der Begriff Heimat, wie er gerade benutzt wird, nervt sie: so deutsch, so begrenzt. Für sie ist Heimat etwas, das man mitnehmen, das man jederzeit ausbreiten kann. „Das ist da, wo ich bin – das kann mir keiner wegnehmen.“ [LIFT 04.18]

In Stuttgart mag sie den „palast der republik“ Bücher wie die von Saša Stanišić für sie eine – nicht nur wegen des Namens. „Das Ösche- Art geistige Heimat. Seine kurzen Erzählunlige, ein pissoir in eine Kneipe umzubauen, das gen sind bunt, divers und zeigen die Absurist schon sehr Berlinerisch.“ Ein öffentlicher ditäten des deutschen Alltags. Diesen huraum, an dem Leute sitzen und Bier trinken, morvollen, liebevollen Blick findet Dargatz da fühlt sie sich wohl. charmant. Und wirft ihn Eine Art Heimatgefühl auch auf ihre neue Heimat, BREZLE UND RÖSSLE kommt bei ihr nur auf, das Ländle. Auch schwäbiwenn sie den Berliner AUF DEM FUSSABTRETER sche Lieblingsworte hat sie. Alex sieht. IronischerAktuell ist es „Käpsele“. weise war sie noch nie auf dem Berliner Fern- Ob er ein Käpsele ist, können wir nicht mit Besehturm, auf dem Stuttgarter dagegen schon stimmtheit sagen. Aber wenn es um Stuttgart dreimal. geht, um seine Stadt, dann ist Martin Elbert Der Heimatbegriff macht gerade einen Wan- allemal Experte. Der 41-Jährige ist nicht nur als del durch, er hat für sie etwas reaktionäres: DJ ram bekannt, sondern auch als chefblog„Man ist ja nicht gleich ‚ein guter Bürger‘, nur ger bei Kessel-Tv. Heimat hat für ihn auf jeweil man Heimatgefühle hat.“ Deshalb sind den Fall einen Stuttgart-Bezug. Hier ist er ge-


boren, hier ist er daheim. „Zu 99,9 prozent werde ich die Stadt nicht verlassen. Heimat ist da, wo man sich am wohlsten fühlt.“ Und im Kessel fühlt er sich wohl. Als Läufer beschert ihm der Blick auf die Stadt „fast tägliche Hach-Momente“. Und das, obwohl er nie wirklich weg war. „Ich bin nicht der TravelTyp, der unbedingt die Welt erkunden muss.“ Selbst Urlaub ist nicht so wirklich sein Ding. „reisen ist ja ein anerkanntes premium-Hobby, aber das brauch ich nicht“, sagt er. Klar freut er sich, mal ein paar Tage in paris zu verbringen, er ist auch gerne in Amerika. Aber letztlich hält er es wie Woody Allen, der Manhattan auch nur ungern verlässt. Mit dem neuen Seehofer-Heimatministerium kann Elbert nichts anfangen: „Ich wünschte mir eher ein Digitalministerium“, sagt Elbert, „vielleicht ist auch der Name falsch gewählt. Klingt jedenfalls schräg und arg nach Aktionismus.“ Als wolle man den Bürgern im Zuge der rechtsverschiebung zeigen, dass sie gehört werden. Die Heimat ist offenbar wieder en vogue. Sie darf in keinem parteiprogramm fehlen und schlaue Werber nutzen sie als verkaufsförderndes Label. Der Trend zum regionalen Konsum ist auch hierzuländle angekommen: 0711, Brezeln, Fernsehtürme und rössle zieren Shirts, Topflappen und Fußabtreter. Woher kommt das? Karin Bürkert, Kulturwissenschaftlerin am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, weiß mehr. „Früher war ‚Heimat’ ein juristischer Begriff“, erklärt sie, „erst ab dem 18. Jahrhundert wurde er mit dem Aufkommen von

Anja Dargatz tat sich schwer mit den Schwaben

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Mahmoud Ali hält per Smartphone Kontakt zu Freunden und Familie

Heimatbewegung und -vereinen emoaional eins, dem sie seit über 40 Jahren angehört. aufgeladen.“ vor dem Hintergrund der Indu- Dessen Leitspruch lautet: „Liebe die Heimat, strialisierung wurde Heimat zu einer Art ehre die Tracht“. Für Edelmann steht das „für Schutzbegriff, der sich an Sprache, Bräuchen den Erhalt des Brauchtums der vorfahren. Ich und ähnlichem festmachen ließ – um diese vor bin stolz, die Tracht zu tragen.“ Die ist ihr wichtig, angefangen beim fünf MeFremdeinwirkung zu bewahren. ter weiten rock in Klee„Damit hat das immer samenstruktur, über die weietwas KonservierenHEIMAT GRENZT AB ße Halbschürze und die Bludes, etwas KonservatiUND SCHLIESST AUS se mit puffärmeln aus groves“, meint die Kulturbem Leinenstoff, darüber wissenschaftlerin. Und dieses mit verlustängsten behaftete Heimat- das schwarze Mieder mit goldverzierter Bordenken sei eben gerade beliebt. Womit wir te bis zu den weißen Strümpfen und schwarzauch schon bei einem Erklärungsansatz für en Schuhen. Nicht zu vergessen die knielanden neuen Seehofer’schen Spielplatz wären: ge Leinenunterhose und natürlich die eineinder Zeiteilung von Stadt und Land, wobei der halb Kilo schwere Schappel als Kopfschmuck. neue Superminister Heimat wohl mit Länd- „Deren Größe demonstrierte den Wohlstand der Familie“, erklärt die Neckartalerin. lichkeit gleichsetzt. Deshalb meint Bürkert auch, treffender wäre Außer zur Ausbildung in Freiburg war sie nie der Name „Ministerium für ländliche Ent- über einen längeren Zeitraum weg von zu wicklung“. Heimat wird also zu einem politi- Hause. 15 Jahre lang wohnte sie im drei Kiloschen Begriff, in dem vieles mitschwingt – wie meter entfernten rottenburg. Ihr soziales und Heimatschutz oder Exklusion. „Das macht das vereinsleben fanden in Kiebingen statt. den Begriff gefährlich, denn es geht nicht um Dass jetzt in Deutschland vermehrt über HeiFörderung, sondern um Abgrenzung“, betont mat diskutiert wird, liegt auch daran, dass vieBürkert. Und gerade Bewegungen wie die le Flüchtlinge hier angekommen sind, ist sich neurechten Identitären setzen diesen Begriff Edelmann sicher. ein, betont Kulturwissenschaftlerin Bürkert. So wie Mahmoud Ali. Für den 29-jährigen SyDie politik habe sich zu wenig um rurale pro- rer, der auf der Flucht über Jordanien, Ägypbleme gekümmert, die ländliche Bevölkerung ten und Dubai nach Deutschland kam, ist Heimat nicht ortsgebunden: „Für mich sind das fühlt sich abgehängt. Abgehängt fühlt sich Ulrike Edelmann nicht. meine Freunde.“ Im Gegensatz zur Familie Sie lebt gerne auf dem Land. In Kiebingen, ein sind das selbst gewählte Weggefährten, mit em Ortsteil von rottenburg in der Nähe von denen er aufwuchs, zur Schule ging und JourTübingen. Dort ist die 54-Jährige aufgewach- nalistik in Damaskus studierte – und durch sen und sitzt im vorstand des Trachtenver- Krieg und Flucht verlor. [LIFT 04.18]

Fotos: Alex Wunsch

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Goggo Gensch mag sein Viertel samt Graffiti

Mittlerweile hat er einen Job, Bekannte, ein Osten: „Land und Kultur waren mir total Leben, doch sein Smartphone ist nach wie vor fremd, trotzdem hatte ich dort erstaunliche Wiedererkennungsmomendie verbindung zur te.“ So erging es ihr auch, als Heimat: „Ohne mein „DAMASKUS IST EIN sie zum Studium nach NeaHandy kann ich nicht STÜCK MEINER SEELE“ pel ging, die Leute, die Spraleben.“ Manchmal teche und der Umgang haben lefoniert er stundenlang mit den Freunden, in Kanada, Südafrika, ihr viel über ihre Familie erzählt: „Ich hab geIstanbul. Es gibt eben Dinge, die er nur mit ih- spürt, dass es Leerstellen in meiner Geschichnen besprechen kann. In Deutschland spürt er te schließt.“ Das Thema Heimat hat sie ad acta gelegt. „Für mich ist das nicht ein Ort, sondeshalb ein Gefühl der Unsicherheit. „Damaskus ist ein Stück meiner Seele“, sagt Ali. Früher fand er die vielen Gedichte, in denen die Stadt besungen wird, kitschig und übertrieben. Er hatte nie die Absicht, irgendwo anders zu leben. Dann floh er vor dem Krieg. Wenn ihn heute die Sehnsucht überkommt, schaut er sich die Altstadt von Damaskus auf Google-Maps an. „Die Stadt ist unvergleichlich“, sagt er und schwärmt von der Offenheit der Damaszener, ihrer Willkommenskultur. Lächelnd zitiert er ein Sprichwort: „Wenn du 40 Tage in Damaskus gelebt hast, bist du heimisch.“ Sara Alterio geht es ähnlich. Die 39-Jährige ist in Göppingen geboren, in Eislingen aufgewachsen, ihre Eltern stammen aus Italien. Für sie besteht Kultur aus vielen Bruchstücken: „Deutschland, Italien – das ist zu eng für mich.“ Für sie ist Heimat durch die politische vergangenheit ein negativ besetztes Wort. „Das ist wie ein paar Schuhe, die nicht passen, die unbequem sind. Das will ich mir nicht anziehen“, sagt sie. Dabei fühlt sie sich schnell woanders heimisch, etwa bei einer reise in den Nahen Dauer-Stuttgarter Martin Elbert [LIFT 04.18]

dern meine Familie, die Menschen, die mir nahe stehen. Wo das Herz ist.“ Auch für den Stuttgarter „Heimkehrer“ Goggo Gensch ist Heimat eher ein Gefühl: „Ich kann mit dem Begriff wenig anfangen“, sagt der SWr-redakteur. Außer in Form „der tollen Serie von Edgar reitz“. Heimatgefühle kommen bei ihm auf, wenn er mit Freunden kocht, aber auch wenn er an seine Zeit in Mexiko denkt oder die Ecke rund um den Berliner Savignyplatz. In Stuttgart fühlt er sich in seinem viertel daheim, dem magischen Dreieck zwischen Weinstube vetter, Uhu-Bar und Brunnenwirt. „Das ist aber immer mit Menschen verbunden“, sagt er. Dreieinhalb Jahre lebte er in Mexiko, 2016 ist er aus beruflichen Gründen zurückgekehrt. „Wenn man den Begriff arg strapazieren will, dann war auch dort mein viertel meine Heimat.“ Und es gab charmante Kuriositäten, wie den Bäcker, der das ganze Jahr über Butterkekse verkaufte, wie es sie hierzulande nur an Weihnachten gibt. Oder die Metzgerei „Selva Negra“ (Schwarzwald) mit deutschen Wurzeln und Wurstwaren. „Der Fleischkäse war wunderbar“, sagt Gensch lachend. Doch er tut sich schwer mit diesem Heimatbegriff. Das Nationalistische daran, dieser vermeintliche Stolz auf etwas, das kotzt ihn an, wie er sagt. Los ging das aus seiner Sicht „mit der Fahnenschwingerei 2006“, als Deutschland im Fußballtaumel sein Sommermärchen feierte. „Damit wurden bestimmte Sachen salonfähig“, sagt er. Und bekommt noch heute Magengrimmen, wenn er daran zurückdenkt. Kathrin Stärk

Für Sara Alterio ist die Familie Heimat


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