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Total Ein Shop für Mobile

DER SHOP FÜR MOBILE

Total Deutschland setzt Zeichen: In Krisenzeiten hat es die Mineralölgesellschaft geschafft, einen Pilotshop in Berlin termingerecht zu eröffnen. Das Projekt ist international konzipiert und macht deutlich, dass die Kunden europa- und auch weltweit immer ähnlicher werden.

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TEXT MARTIN HEIERMANN

Trotz der sich ausbreitenden Covid-19-Pandemie, trotz aller Beschränkungen auch für den ConvenienceHandel und trotz eines vielfach veränderten Kaufverhaltens der Kunden, war es Anfang April soweit: Der erste Pilot-Shop des neuen Mobility-Konzepts von Total Deutschland konnte, wie angekündigt, an der Berliner Heerstraße eröffnet werden. „Wir sind sehr stolz darauf“, sagt Julia Hanot, zuständige Projektleiterin bei der deutschen Tochter der Mineralölgesellschaft. Ein großes Lob spricht sie den Partnerfirmen aus, die den pünktlich Start mit ermöglicht haben. Diese hätten unter schwierigen Umständen „hervorragende Arbeit“ geleistet.

Der pünktlich Start des neuen Konzepts für Bonjour-Shop und Café Bonjour sei für die Total-Gruppe und auch für Total Deutschland wichtig gewesen. Auf diese Weise will die Tankstellen-Gesellschaft den sich wandelnden Erwartungen der Kunden proaktiv gerecht werden. Denn überall auf der Welt sei Mobilität ein wichtiges Thema. Die Kernideen des Konzepts, so die Projektverantwortlichen, seien ein fließender Raum, eine einladende Lounge und ein verändertes neues Convenience-Sortiment, das es auch ermöglicht, sich unterwegs besser zu ernähren. „Es war wichtig, ein gemeinsames und angepasstes Design für die Stationen weltweit zu entwickeln. So schaffen wir ein einheitliches Image für unsere Kunden, das die Gruppe international repräsentiert“, betont Hanot gegenüber Convenience Shop.

Mit dem neuen Konzept 2020 will Total innovative Möglichkeiten im Shopgeschäft ausprobieren. Dazu wählte das Unternehmen einen anderen Ansatz als bisher. Ziel sei es gewesen, das Denken in den oftmals üblichen internen Kategorien zu überwinden und einen Shop zu gestalten, der ein neues und angenehmes Kundenerlebnis bietet. Zum einen bedeute das, möglichst alle relevanten Produkte für eine bestimmte Kundengruppe auf einem Fleck zu bieten, beispielsweise für Pendler, die morgens häufig keine Zeit haben, oder für Personen, die gezielt ihren Energiebe

Die neuen Mobility-Shops von Total können modular an die Gegebenheiten des jeweiligen Standorts angepasst werden.

Noch offen ist, wie viele Stationen mit Mobility Store es deutschland- und europaweit gehen wird.

darf decken wollen. Zum anderen wolle man eine aktivere und digitalere Kommunikation mit den Kunden erreichen. „Hierfür setzen wir in den Shops Digital Signage ein. Wir werden dann vergleichen, inwieweit neue Ideen das ursprüngliche Konzept weiterentwickeln können“, erläutert die Projektkoordinatorin. Zudem betont man die französische Herkunft und setzt künftig noch stärker auf französische Elemente, wie etwa Croissants, Baguettes oder französischen Wein und ein gewisses französisches Flair.

Mit den Pächtern

Den ersten Bonjour-Shop mit Mobility Konzept hat Total an einer Regie-Tankstellen erarbeitet. Man arbeite dennoch mit den Pächtern partnerschaftlich zusammen. Das Feedback der Teams vor Ort sei sehr wichtig für die Entwicklung und Verfeinerung des neuen Konzepts. Von Beginn des Projekts an hat Total nach eigenen Angaben an einer Segmentierung des Netzwerks gearbeitet, um die Eigenschaften der Tankstellen und der dortigen Kunden besser zu verstehen. Diese Studie wurde demnach direkt in Gesprächen mit den Pächtern durchgeführt.

Mobility für alle

Konzipiert ist der Shop für vier Hauptkundengruppen – Musterkunden – die Total vor einiger Zeit definiert hat: den Pendler, der auf der MobilityGondel einen Kaffee und ein Croissant zur Selbstbedienung findet. Der Stammkunde, Handwerker oder LkwFahrer: für ihn hält der Bonjour-Shop Wlan und einen deftigen Snack bereit. Ein Tankkartenkunde, der auf dem Energy-Modul einen gesunden Snack vorfindet und auch Konsumenten aus der Innenstadt, die zusätzliche Dienstleistungen im Store nutzen. Hanot betont, der neue Mobility-Store richte sich an alle Konsumenten. Die erwähnten Bedürfnisse seien nicht auf einzelne Kundengruppen beschränkt.

Konzipiert ist der Shop für vier Kundengruppen, die Total für sein Shopgeschäft definiert hat.

„Wir schaffen ein einheitliches Image für unsere Kunden, das die Gruppe international repräsentiert.“

Hinzu komme, dass die neuen Mobility-Shops modular an die Gegebenheiten des jeweiligen Standorts angepasst werden können. „Natürlich bleibt der Standard gleich, aber das Produktsortiment und die Module können verändert werden“, betont man in der Berliner Total-Zentrale. In einem Shop im Stadtzentrum werde dann entsprechend, ein größeres Energy-Modul platziert, da die Kundschaft sensibler auf ein gesundes und innovatives Produktsortiment reagiere. Dienstleistungen, wie zum Beispiel ein Paket-Shop, sind nach Planungen von Total Deutschland vor allem in ländlichen Gebieten jenseits der Städte sinnvoll, wo die Post weit entfernt ist. Ein weiterer Schwerpunkt im neuen Konzept ist der Foodservice mit einer breiteren Produktauswahl, um aktuellen Erwartungen zu entsprechen. Der Loungebereich kann variiert werden, um mehr Sitzplätze oder verschiedene Sitzmöglichkeiten anzubieten. Zudem wurden erhebliche Änderungen im Produkt-Sortiment vorgenommen. So werden die Produkte jetzt nach Themen und nicht mehr nach Kategorien platziert. Auch will Total innovative Produkte anbieten, die normalerweise wenig Platz in Tankstellen haben. In diesem Zusammenhang werden sortimentsübergreifende Warenträger, beziehungsweise die neue Mobility-Wall, getestet. Mit dazu gehören Obst, Nuss-Riegel oder Salat-To-Go, die Teil des Angebots werden. „Dieses Pilotprojekt gibt auch die Gelegenheit, Partnerschaften mit Marken aufzubauen, wie etwa mit My Muesli. Wir sind gespannt, wie dieses neue Angebot bei unseren Kunden ankommt“, ergänzt Hanot.

Hauptlieferant bleibt zunächst Lekkerland. „Wir setzen unsere Zusammenarbeit fort“, bestätigt Steffen Eckert, Shop-Chef von Total Deutschland, gegenüber diesem Magazin. Beide Partner haben Mitte 2019 einen neuen Vertrag geschlossen.

Der Kunde ist international

Ausgerollt wird das Mobilitätskonzept ab 2021, so die jetzige Planung. In erster Linie soll es um Tankstellen-Neubauten gehen. Dabei war von dem Konzern noch nicht zu erfahren, um wie viele Stationen es deutschlandund europaweit gehen wird. Sicher ist, dass der Rollout international erfolgt. Jedes Land habe zwar einen spezifischen Convenience-Markt und eine eigene Regulierung, beispielsweise für Tabakprodukte. Auch arbeiten im Shop-Bereich einige TotalLandesgesellschaften mit Partnern zusammen, während der Betreiber in Deutschland mit der Eigenmarke Café Bonjour operiert. Interessant sei aber zu sehen, so Hanot, dass die Kunden von Land zu Land sehr ähnlich seien. Ob die Epidemie international Einfluss auf den Rollout gewinnt, wollten die Berliner noch nicht vorhersagen. Aber man beobachte die Marktveränderungen sehr genau.

Krisen-Geschäft

„Die Corona Epidemie hat einen starken Einfluss auf unsere Aktivitäten“, berichtet Total Deutschland. Der gastronomische Sektor sei rückläufig, aber das Shop-Geschäft überrasche. Die Mineralölgesellschaft beobachtet eine Änderung des Kaufverhaltens mit einer Verschiebung auf Artikel des täglichen Bedarfs. „Unsere Kunden kaufen andere Größen, wie zum Beispiel die 2-Liter-Flaschen. Elektronische Produkte wie Ladegeräte, aber auch Tabak sind nachgefragt.“

WER IST LIEFERFÄHG?

Viele Kunden lassen sich in diesen unsicheren Zeiten gerne beliefern, auch mit Lebensmitteln. Doch nicht alle Anbieter sind darauf vorbereitet, auch nicht im Convenience-Markt. Nun rüsten sie nach.

TEXT MARTIN HEIERMANN

Ausgeliefert: Viele Kunden schätzen derzeit auch beim Einkaufen von Lebensmitteln die Distanz.

Wie ein Beschleuniger wirkt Covid 19 derzeit auf die Lieferdienste des Handels. Aus Hygiene- und AbstandsGründen greifen immer mehr Kunden auf sie zurück. Gefragt sind nicht nur weltweit die bereits Etablierten, Uber oder Deliveroo, sondern in der Krise auch immer häufiger die des nationalen Einzelhandels, von der Rewe bis zum kleinen Dorfladen, der sich bemüht, mitzuhalten. Und die Corona-Krise setzt einiges in Bewegung.

Wegen der Coronavirus-Pandemie baut der US-Konzern Uber sein Lieferdienst-Angebot aus. Der neue Lieferdienst Uber Direct soll Kunden nun Lebensmittel oder andere Produkte des täglichen Bedarfs bringen, wie das Unternehmen mitteilte: „Kunden können nun Bestellungen bei ausgewählten Geschäften aufgeben und bekommen die Ware an die Haustür geliefert – ohne Kontakt.“ Das Angebot, das auf dem Essenslieferdienst Uber Eats aufbaut, startet in unterschiedlichen Städten und Ländern. In New York können Kunden auch Medikamente bestellen. In Portugal arbeitet Uber mit der Post für die Paketausstellung zusammen.

Rund 1.000 Food-Artikel liefert Avec now nun zunächst in zwei Schweizer Kantonen aus. Ausgeliefert wird innerhalb eines Tages.

Währenddessen stärkt Amazon seine Position in diesem Markt: Im vergangenen Frühjahr, also schon vor dem unerwarteten Lockdown, hatte Amazon 575 Millionen US-Dollar in Deliveroo investiert. Jetzt haben die britischen Wettbewerbshüter Amazon erlaubt, seine Beteiligung am Lieferdienst Deliveroo umzusetzen. Im Dezember hatte die kartellrechtliche Untersuchung begonnen. Dass diese jetzt vorläufig beendet wird, begründet die Behörden mit dem Corona-Virus: Es sei klar geworden, dass der britische Gesundheitsnotstand erhebliche negative Auswirkungen auf die Einnahmen von Deliveroo habe, vor allem wegen der Schließung einer großen Anzahl von Restaurants.

Avec mit Webshop

Erst in Krisenzeiten, vor dem Hintergrund deutlich zurückgehender Umsätze, reagierte der Convenience-Spezialist Valora in der Schweiz mit einem Lieferdienst für sein Format Avec. Seit Mitte April ist das Angebot des Convenience-Formats des Unternehmens auch online unter www. avecnow.ch bestellbar. Ausgeliefert wird an die Kunden innerhalb eines Tages, teilt das Unternehmen mit. In einem ersten Test werden von Avec Stores im Kanton Obwalden und Zürich Kunden in den umliegenden Gemeinden beliefert. Ein Rollout auf weitere Regionen wurde vorbereitet. Geliefert werden rund 1.000 Artikel wie Backwaren, Getränke, Milch-, Fleisch- und Haushaltsprodukte. Die bestellten Waren werden in den Avec Stores zusammengestellt und von Montag bis Sonntag drei- beziehungsweise zweimal am Tag ausgeliefert. Ab einem Bestellwert von 100 Schweizer Franken sei die Lieferung kostenlos. Mit dem Online-Store Avec now setzt Valora seine Digitalstrategie im Convenience-Bereich fort.

Profitieren können in Deutschland von der Krise viele Online-Händler. Frederic Knaudt, Deutschland-Chef von Picnic, berichtet von einer um „knapp 50 Prozent“ gestiegenen Nachfrage „in allen Gebieten“. Das Tochterunternehmen des niederländischen E-Food-Shops hat deswegen auch Sonntagslieferungen eingeführt und verspricht Ärzten und Pflegekräften, sie an diesem Tag bevorzugt zu

Im Kern geht es auf der Seite ichkaufinCoburg.de um die Abwicklung von Lebensmittelbestellungen und Belieferung mit warmen Essen.

beliefern. Doch die derzeitige Situation birgt auch die Gefahr, Kunden zu enttäuschen, weil die Lieferzeiten zu lang sind oder nicht eingehalten werden können. Gleichzeitig haben einige E-Food-Händler die Registrierung für Neukunden eingeschränkt.

Amazon Fresh beispielsweise stoppte vorübergehend die Aufnahme neuer Mitglieder. Einzelbestellungen seien aber möglich. Und auch bei Rewe ist die Lieferflat zurzeit nicht verfügbar. Der Händler plant aber den Abholservice, der ebenfalls neue Kunden gewonnen habe, kurzfristig auszubauen. Bisher gibt es davon 500.

Lokaler Lieferdienst

Um kleineren Läden, auch Lebensmittelhändlern zu helfen, werden auch die Städte aktiv: Beispielsweise Coburg baute die bereits initiierte Lieferhilfe weiter aus. Im Kern geht es um die Abwicklung von Lebensmittelbestellungen und die Belieferung mit warmen Essen. Projektpartner sind neben der Plattform ichkaufinCo burg.de, regionale Logistikunternehmen und die Wirtschaftsförderung der Stadt. Der Kunde bestellt die Lebensmittel bei den an der Lieferhilfe teilnehmenden Nahversorgern oder Gastronomen per Internet, Fax oder E-Mail. Der Anbieter stellt die gewünschte Ware bereit und informiert den Lieferservice über die Auslieferung per Webformular. Die Ware wird am definierten Ort abgeholt und schnellstmöglich zum Besteller gebracht. Über ein Konto der Coburger Wirtschaftsförderung wird der Zahlungsverkehr abgewickelt.

Viele Dorfläden erweitern derzeit nicht nur ihr Sortiment, sondern auch die Verkaufswege mit einem Lieferservice.

Der Dorfladen liefert

Mehrere Dorfläden im Bundesland Rheinland Pfalz haben bei der Landesregierung um Corona-Soforthilfe gebeten, um einen Lieferdienst zu starten oder aufrecht zu erhalten. Allein in der ersten Woche seien 35 Anfragen eingegangen, um die Mittel in Anspruch zu nehmen, teilte das Innenministerium mit. „Viele Dorfläden erweitern derzeit ihr Sortiment und die Verkaufswege, stoßen aber an die Grenzen der vorhandenen Lagerkapazitäten“, so das Ministerium. In solchen Fällen greifen sie auf die Soforthilfe zurück, um zusätzliche Abstell-Möglichkeiten zu schaffen. Andere Dorfläden nutzen die Fördermittel beispielsweise, um kühlende Transportbehälter für neu eingerichtete Heimlieferungen zu kaufen. Die finanzielle Unterstützung werde aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz in Anspruch genommen, sagt das Ministerium. Bewilligt und ausgezahlt wurden der Behörde zufolge bislang 13 Zuwendungen in Höhe von 650 bis 1500 Euro.

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