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Wolt Expansion in Deutschland
by LPV GmbH
WOLT BAUT BUSINESS IN DEUTSCHLAND AUS
Erst im Krisenjahr 2020 ist der finnische Food-Lieferdienst Wolt in das Geschäft in Deutschland eingestiegen. Jetzt macht er erneut mit großen Plänen und viel Geld von sich reden.
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„Letztendlich bieten ConvenienceRetailer und wir eine ähnliche Sache an, nämlich Convenience. Wenn das Sortiment also Artikel enthält, die unsere Kunden möglicherweise schnell erhalten müssen, arbeiten wir zusammen“. Diesen Ausblick in die Zukunft gab Heini Vesander, Pressesprecherin des finnischen Lieferdienstes Wolt, der 2020 in Deutschland startete, jetzt gegenüber Convenience Shop.
Doch zunächst will das Unternehmen hier zu Lande seinen Lieferdienst für Speisen aus Restaurant weiter etablieren. „Erst seit wenigen Monaten sind wir im deutschen Markt aktiv und bedienen unsere ersten Kunden in Berlin. Die Menschen und Restaurants vor Ort haben uns – trotz der schwierigen Zeit – sehr herzlich willkommen geheißen“, sagte kürzlich Miki Kuusi, CEO und Mitgründer von Wolt. Das von ihm geführte, in Helsinki ansässige Technologieunternehmen ist inzwischen in 23 Ländern und 128 Städten tätig und liefert die Gerichte von über 30.000 Restaurants mit mehr als 60.000 Lieferanten aus. Das Unternehmen wurde 2014 gegründet und beschäftigt heute mehr als 2.100 Mitarbeiter.
Nur eigene Lieferfahrer
In Berlin arbeitet das Unternehmen bereits mit mehr als 600 Restaurants zusammen. Seinen Lieferservice, den der Dienstleister im Gegensatz zu anderen ausschließlich mit eigenen Lieferfahrern betreibt, bietet es seit Anfang Januar nun auch in Frankfurt am Main und München an. Um „weiterhin eine starke Marke aufbauen“ zu können, hat Wolt gerade nach eigenen Angaben eine weitere Finanzierungsrunde mit über 440 Millionen Euro abgeschlossen.
Konzentration auf Restaurants „Bisher war der Empfang durch Kunden und Restaurants positiv, und wir hatten viele Bestellungen. Wir freuen uns darauf, in den kommenden Wochen und Monaten weitere Restaurants hinzuzufügen“, sagte Pressesprecherin Vesander zu den neuen Aktivitäten in Frankfurt und München. Obwohl die Ausweitung der eigenen Aktivitäten in Richtung Lebensmittel und Handel unternehmensweit mit im Fokus stehe, müsse man sich nach gerade mal vier Monaten Geschäftsbetrieb in Deutschland zunächst ganz auf die Lieferung von Speisen aus Restaurants konzentrieren, so Vesander weiter. Die Aktivitäten auch in Deutschland auszuweiten, sei nach wie vor geplant, das werde aber erst später in der Zukunft passieren. Aber Kuusi hatte kürzlich bereits darauf hingewiesen, dass die neuen Kapitalmittel auch dafür verwendet würden, das „Angebot über
Der stark steigende Wunsch der deutschen Kunden, ihr Essen nach Hause geliefert zu bekommen, kann Unternehmen wie Wolt deutlich voranbringen.
die Lieferungen aus Restaurants hinaus weiter auszubauen.“ In anderen Ländern ist das Unternehmen diesbezüglich schon weiter und arbeitet hier bereits mit etwa 1.500 RetailPartnern zusammen. So beispielsweise mit Spar in Polen, mit ICA in Schweden und Rimi im Baltikum. Dazu kommen Nachbarschaftsläden, Läden für Tierfutter, Drogerie-Ketten und Apotheken. Vesander: „Eigentlich gibt es gar keine Beschränkungen, mit welchen Typen stationärer Läden wir zusammenarbeiten können.“
Eine Chance für Shops
Bei einer Erweiterung des Angebotes könnten Convenience Stores auch in Deutschland, wie erwähnt, eine Rolle spielen. Dabei sei es aber absolut entscheidend „dass unsere Handels-Partner in Gegenden angesiedelt sind, in denen Lieferungen schnell zugestellt werden können“, sagt Vesander. Mit vielen Convenience Stores, die sehr zentral gelegen sind, käme eine Zusammenarbeit deshalb sicherlich in Frage. Aber beispielsweise für Tankstellen, die außerhalb von Ortschaften liegen, könnte es aus Sicht des Unternehmens schwierig werden, genug Bestellungen über Wolt zu bekommen, bekräftigt sie gegenüber Convenience Shop.
Am Ende hängt der Geschäftserfolg vor allem davon ab, wie die Lieferfahrer ihre Arbeit machen.
Gute Auswahl an Produkten
In Sachen Sortiment hätten Convenience Stores bereits eine gute Auswahl an Produkten, die die Kunden gerne schnell bekommen wollten, von Schokoriegeln, über Snacks und Wein, sowie viele andere Food Produkte und vieles mehr. „Im Retail bestellen die Kunden fast alles bei uns, von täglichen Lebensmitteln, über Tierfutter bis hin zu Blumen. Sogar Weihnachtsbäume sind zum Fest bei uns bestellt worden,“ fasst Vesander die bisherigen Erfahrungen gegenüber CS zusammen. Geht es nach Unternehmenschef Kuusi, könnten die Aktivitäten von Wolt noch viel weiter gehen. Elektronik, Kleidung, Lebensmittel und Restaurants seien nur die perfekten Kategorien, um in das Liefer-Business einzusteigen, hatte er kürzlich gesagt.
Neuer General Manager
Wie es in Deutschland weitergeht, hängt auch von dem kürzlich hier als General Manager eingestellten Tim Nilsson ab. Zu dessen Hauptaufgaben gehören laut Unternehmen „das operative- und strategische Management rund um den deutschen Markt sowie die fortlaufende Entwicklung der Expansionsstrategie in Deutschland“. Dabei muss auch er sicherlich erst einmal einen Überblick darüber gewinnen, welche Player in Deutschland noch durchstarten, die einen ähnlichen Ansatz des Geschäftsmodell haben könnten.
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