BACHELOR ARBEIT Luise Rosenberg
ABGABETERMIN: 07.01.2014 PrÜFER: PROF. DANIEL BASTIAN CYRUS KHAZAELI BERLINER TECHNISCHE KUNSTHOCHSCHULE VORGELEGT VON: LUISE ROSENBERG MATRIKELNUMMER: FHBLR 21081001 ADRESSE: GRELLSTRASSE 1A, 10409 BERLIN MOBIL: 0172/8196621 EMAIL: LUISE-ROSENBERG@GMX.DE
Die Erarbeitung eines Konzepts f端r die Gr端ndung einer Community f端r die Kreativwirtschaft Berlins.
INHALT
VORWORT
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THEORIETEIL 1. EINLEITUNG
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2. DER URSPRUNG
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2.1 Begriffsdefinition von Community, Netzwerk und Club
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2.2 Historie
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3. CLubmodelle
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3.1 Bekannte Clubs
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3.1.1 LIONS CLUB
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3.1.2 SOHO HOUSE
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3.2 INTERVIEWS MIT MITGLIEDERN DER CLUBS
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3.2.1 Interview mit einem Mitglied des Soho House
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3.2.2 Interview mit dem Pr채sidenten des LIONS Clubs von Altlandsberg
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3.3 Bestehende Communities f체r die Kreativwirtschaft in berlin
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3.3.1 Artconnect Berlin
37
3.3.2 Creative City Berlin
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3.3.3 Betahaus
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4. Untersuchung der Gestaltung von Clubs und Communities
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4 .1 SOHO House
41
4 .2 LIONS Club
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4 .3 Artconnect Berlin
53
4 . 4 Creative City Berlin
56
4 .5 Betahaus
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4 .6 Ergebnisse der Untersuchung
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5. Die Zielgruppe
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5.1 Definition Kreativit채t
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5.2 Die Milieus
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5.3 Der Begriff Kreativwirtschaft
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KONZEPTTEIL 6. RECHERCHE
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6.1 Der Fragebogen
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6.2 Die Ergebnisse
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6.2 Die Auswertung
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6.3 Das Konzept
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7. Fazit
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8. Literatur und Quellenverzeichnis
112
8.1 Literatur
112
8.2 Internet
112
9.Abbildungsverzeichnis
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VORWORT Vor einiger Zeit war ich zu Besuch in einem Country Club in Bogotá, Kolumbien. Dieser Besuch war ein absurdes Erlebnis für mich, da ich dort das erste mal in meinem Leben in Kontakt mit der Einrichtung eines Gesellschaftsclubs kam. Ich stand auf einem unfassbar weitläufigen ummauertem Gelände, auf dem sich ein großer Golfplatz, ein Community-Haus, mehrere Ferienhäuser, Pferdeställe und eine Schwimmhalle befanden. Es war wie eine kleine perfekte Welt, eine Stadt, die sich absonderte von dem, was sich außerhalb der Mauern befand. Innerhalb der Mauern gab es aus meiner Sicht jedoch keine kolumbianische Kultur. Viel mehr fühlte ich mich zurück versetzt in ein konservatives Amerika der 50er Jahre. Ich war mir nicht sicher, was ich von dieser Institution halten sollte, aber was mir auffiel, war der ausgeprägte Gemeinschaftssinn, der zu beobachten war. Alle Menschen in dem Club kannten sich und redeten miteinander. Es war deutlich zu sehen, dass die Mitglieder dieser Institution Freude daran hatten, zusammen zu sein. Durch das häufige Aufeinandertreffen von immer den gleichen Personen, entwickelte sich mit der Zeit eine Gemeinschaft. Die Menschen in diesem Club verbinden die gleichen Werte und Statussymbole. Sie teilen Hobbies und Interessen. Das brachte sie zusammen. Ich stellte also fest, dass es in der Struktur des Country Clubs neben Status und Komfort auch um das Zusammensein mit anderen Menschen geht. Dieser Gemeinschaftsgedanke gefiel mir gut und blieb lange präsent in meinen Erinnerungen. Inspiriert von der Erfahrung in Kolumbien kam mir einige Zeit später der Einfall, ein Konzept für einen modernen, urbanen Country Club zu entwickeln, welcher die verschiedensten Lebensbereiche abdecken sollte. Diese Idee schwirrte lange in meinem Kopf herum und ich entschloss mich, dieses Projekt in meiner Bachelorarbeit zu behandeln. Nach einigen Gesprächen fiel mir auf, dass so wie ich mir dieses Projekt vorgestellt habe, es nicht funktionieren würde. Mir fehlte die Zielgruppe und das Anliegen, das social object - also der Grund, der Menschen zusammen bringt. Meine Idee beruhte also nicht auf fundierten
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Tatsachen oder Ergebnissen, sondern war, wenn man es so sagen will, an den Haaren herbei gezogen. Es war also nötig umzudenken und dem Projekt eine Zielgruppe und einen Inhalt zu geben. Eine Zielgruppe zu finden, die mich interessiert und zu der ich einen Bezug habe, dauerte nicht lange. So entstand der Gedanke sich mit der Kreativwirtschaft Berlins zu beschäftigen. Und auch der Inhalt, den dieses Projekt haben sollte, stand schnell fest: Möglichkeiten zu finden, Menschen zusammen zu bringen. Biedermann sagt über die Gemeinschaft: „Menschen sind von Natur aus keine Einzelgänger, sondern Lebewesen, die nur in der Gruppe wirklich gedeihen und sich entwickeln können. So haben sich schon im Altertum Menschen, die über die Tagesfrage hinaus geistige Interessen hatten, in Kleingruppen zusammengeschlossen, meist abgeschieden von der Gesamtgemeinschaft.“1 Der Grundgedanke dieses Projektes beruht also auf der einfachen Tatsache, dass man in der Gemeinschaft stärker ist als allein. Das Leben eines Menschen setzt sich aus vielen verschiedenen Gemeinschaften zusammen, solche können die Gemeinschaft der Familie, die Gemeinschaft von Freunden, Studenten, Arbeitskollegen oder Partnern sein. Der Mensch kooperiert gern. Richard Sennet schreibt in seinem Buch „Zusammen Arbeiten“: „Kooperation dient als Schmierstoff für jene Maschinerie, mit deren Hilfe wir es schaffen, dass Dinge getan werden, und indem wir uns mit anderen Menschen zusammentun, können wir individuelle Mängel ausgleichen. Die Kooperation ist in unseren Genen angelegt, darf sich aber nicht in Routineverhalten erschöpfen, sondern muss entwickelt und vertieft werden.“2. 1 Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.11. 2 Sennet, Richard: Zusammen Arbeiten, Was unsere Gesellschaft zusammen
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Wir leben in einem digitalen Zeitalter, in dem es nicht mehr selbstverständlich ist, dass man Dinge gemeinsam erledigt oder erlebt. Zum einen ist dies dem Mangel an Zeit geschuldet und zum anderen den Kommunikationsmitteln der heutigen Welt, welche es den Menschen ermöglichen, fast alle Ebenen des sozialen Lebens digital zu erfahren. Dieses Projekt soll also auch ein Versuch sein, das soziale Leben und das Miteinander wieder etwas in den Bereich des „offlinen” Lebens zu bewegen. Das Ziel dieses Projektes ist es, einen Entwurf für ein Konzept einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins zu entwickeln. Die Zahl derjenigen, die in dem Bereich der Kreativwirtschaft arbeiten steigt kontinuierlich an. Doch trotz des großen Potentials ist die Kreativwirtschaft in Berlin kaum organisiert und wird von der Politik und den übrigen Wirtschaftsbranchen nur wenig wahrgenommen.3
hält, Carl Hanser Verlag, 2012, München, S.9. 3 Vgl. Fossati, Maria, Raduly, Maria, Selmer, Werner Klaus, Theilig, Anja, Wünsche, Anettte: Kreativwirtschaft Berlin - ein Kommunikationsprojekt für die Berliner Wirtschaftsgespräche e.V., ein Diplomprojekt im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste, Berlin, Juni 2008 S.7.
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THEORIETEIL
1 EINLEITUNG Diese Arbeit teilt sich in zwei Teile. Im ersten Teil der Arbeit, beschäftige ich mich mit der Theorie von Communities, gehe auf die Begriffsdefinition ein und beschreibe anschließend, wo der Gemeinschaftsgedanke seinen Ursprung findet. Im darauffolgenden Kapitel werden als Beispiele für Berliner Communities der Lions Club sowie das Soho House vorgestellt und durch Interviews mit Mitgliedern ein subjektiver Einblick in die Konzepte der Clubs gewonnen. Anschließend werden die bereits bestehenden Communities der Kreativwirtschaft Artconnect Berlin, Creative City Berlin sowie das Betahaus vorgestellt. Im Anschluss wird die Gestaltung des Soho House, des Lions Clubs sowie der Communities Artconnect Berlin, Creative City Berlin und des Betahaus untersucht und die Resultate der Untersuchung zusammenfassend dargestellt. Anschließend wird der Begriff Kreativwirtschaft definiert und die Zielgruppe des Projekts anhand der Sinus Milieus bestimmt. Der zweite Teil dieser Arbeit, beschäftigt sich mit der Ausarbeitung eines Konzepts zu den Ansprüchen an Communities. Dieser Abschnitt thematisiert die Auswertung des bedürfsnisorientiert erstellten Fragebogens und den daraus gezogenen Schlussfolgerungen. Mithilfe dieser Ergebnisse wird anschließend ein Konzept für die Community skizziert.
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2 DER URSPRUNG In diesem Kapitel wird der Begriff „Community“ definiert und anschließend beschrieben, in welchen Strukturen der GemeinschaftsGedanke seinen Ursprung findet.
2.1 BEGRIFFSDEFINITION VON COMMUNITY, NETZWERK UND CLUB Community ist das englische Wort für Gemeinschaft, welches sich im Laufe der Jahre in der deutschen Sprache eingebürgert hat. Laut Duden wird eine Gemeinschaft wie folgt definiert: „Eine Gruppe von Personen, die durch gemeinsame Anschauungen oder Ähnliches untereinander verbunden sind.“ 4. Ein weiterer häufig gebrauchter Begriff im Zusammenhang mit der Thematik Community ist der Begriff Netzwerk. Die Definition für den Begriff Netzwerk lautet dem Duden zufolge: „Eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame Ansichten, Interessen o. Ä. miteinander verbunden sind.“5. In vielen Fällen wird auch der Begriff „Club“ (dt: Klub) verwendet, um Gemeinschaften zu bezeichnen, welche der Duden folgendermaßen definiert: „Vereinigung von Menschen mit bestimmten gemeinsamen Interessen und Zielen (z.B. auf sportlichem, gesellschaftlichem, politischem, kulturellem Gebiet)“6. Im Wesentlichen scheinen die Begriffe Community, Netzwerk und Club sich in ihrer Bedeutung nicht sehr voneinander zu unterscheiden. Sie drücken alle die Gemeinschaft von Personen mit gemeinsamen Ansichten, Interessen und Zielen aus. Charakteristische Feinheiten der einzelnen Gemeinschaften lasse ich in diesem Punkt außer Acht. Ich werde mein eigenes Projekt in dem Kontext dieser Arbeit weiterhin Community nennen, auch wenn im Zusammenhang mit anderen Gemeinschaften, die Bezeichnungen Netzwerk und Club verwendet werden.
4 www.duden.de/rechtschreibung/Gemeinschaft#/Bedeutung2 5 www.duden.de/rechtschreibung/Netzwerk#/Bedeutung4 6 www.duden.de/rechtschreibung/Klub#Bedeutung1a 15
2.2 HISTORIE Die Anfänge von Gemeinschaften, die sich als der Community ähnliche Gebilde erkennen lassen, sind die Ritterorden, welche sich im 12. Jahrhundert gründeten. Ihre gemeinsame Interessenlage war es zur Zeit der Kreuzzüge, Transportwege und Marschrouten zu sichern, Flotten und Festungen zu bauen und sich um die Kranken und Verwundeten zu kümmern. Nachdem die Kreuzzüge vorbei waren, bildeten sie eigene Staaten auf Malta und im Baltikum. Die Ritterorden haben überlebt und sind heute in der Altenpflege, im Katastrophenschutz, im Hilfsdienst, Krankentransport und überall dort, wo Menschen in Not sind, tätig. Nachdem die Stiftung des ersten Ritterordens 900 Jahre her ist, finden sich verteilt in der ganzen Welt immer noch Christen, die viel Einsatzbereitschaft und Zeit aufwenden, um sich auf der Basis ihrer Glaubensüberzeugung sozial zu betätigen. Auf eine ebenfalls lange Geschichte können die Freimaurer zurück blicken, welche im 16. Jahrhundert in Schottland erstmals urkundlich erwähnt wurden. Ihre Grundideale sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Die Wurzeln der Freimaurer gehen nicht wie allgemein verbreitet auf die adelige Abkunft zurück, sondern finden sich im Handwerk. Ihre Mitglieder waren Maurer, Zimmerleute, Steinmetze sowie Baumeister und Architekten von großen Kathedralen. Auch große Philosophen der Aufklärung waren zumeist Freimaurer. Die Ideale und Gedanken der Freimaurer, die Idee von der Freiheit und Gleichheit der Menschen, breitete sich zuerst über Europa und später über die ganze Welt aus. In der Zeit der Aufklärung waren sie also von großer Bedeutung und bis heute verzeichnen sie weltweit etwa fünf Millionen Mitglieder. Neben den Frauenlogen und den gemischten Logen der Freimaurer haben die Männerlogen oft den Charakter einer Bruderschaft, einer Gemeinschaft von Männern, in denen menschliche Beziehungen gepflegt werden. In diesen Logen werden oft auch die Frauen der Mitglieder in das gesellschaftliche Leben einbezogen, sodass eine Freimaurerloge durchaus auch Clubcharakter haben kann. 16
Eine weitere sehr alte Gemeinschaft bilden die Studentenverbindungen, welche sich aus den Gründungen der ersten europäischen Universitäten entwickelten. Die Studenten kamen aus allen Richtungen Europas und ihre Strecken zum Studienort waren oft sehr lang und beschwerlich. Unterwegs waren sie auf Kutschen, Pferden und „Schusters Rappen“ zumeist durch große Waldgebiete, wo ihnen Gefahren drohten wie zum Beispiel wilde Tiere aber auch Räuberbanden. So schlossen sich die Studenten aus den gleichen Regionen für die Reisen zusammen und brachten sich das Waffenhandwerk bei. Auf diesem Weg bildeten sich schon früh Verbindungen heraus, die man im Mittelalter noch Nationes nannte. Später mit der Aufklärung bildeten sich neue Formen gemeinschaftlichen Lebens heraus. Die Freimaurer beeinflussten die Studentenverbindungen sehr, vor allem war es der Freiheitsgedanke den sie aufnahmen. Nach den Freiheitskriegen gegen Napoleon und einem 19. Jahrhundert voll von Studentenaufruhren gegen den Staat, wurden Landsmannschaften und Bruderschaften verboten, bis sich die Vereinsfreiheit nach 1848 in Deutschland weitestgehend durchsetzte. Biedermann spricht im Zusammenhang mit Verbindungen über lebenslange Freundschaften, hohe Sozialkompetenz und Gruppendynamik7. „Der Starke ist nicht immer nur allein auch der Mächtigste!“8. Clubs sind im Gegensatz zu Studentenverbindungen, welche oft einem Lebensbundprinzip zugrunde liegen, weitaus unverbindlicher. Der traditionelle Gesellschaftsclub hat sein eigenes Gemeinschaftsleben entwickelt. Man trifft sich, unterhält sich, vergnügt sich und bespricht Geschäfte. Dies sind die Plattformen der Wirtschafts- und Industrieclubs. Ein Ort an dem man sich begegnen kann. Diese Form von Gemeinschaft ist allein dem Geschäft gewidmet. Man betreibt Networking und nebenbei teilt man Ereignisse wie Golfturniere, Grillparties und Rallyes.
7 Vgl. Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.11 ff. 8 Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.14. 17
Eine andere Kategorie von Club ist der Service-Club, welcher sich hauptsächlich damit beschäftigt Gutes zu tun. Namentlich bekannte Service-Clubs sind der Rotary-Club und der Lions Club. Projekte von Service-Clubs sind soziale Aufgaben, die Menschen in Not helfen sollen. Neben Vortragsabenden, gesellschaftlichen Veranstaltungen, Ausflügen und Spielabenden gehören Bazare, Flohmärkte und Events jeder Art, um Gelder einzutreiben zu den Haupttätigkeiten eines Service-Clubs9. Die genannten Gemeinschaften bestehen teilweise seit mehreren Jahrhunderte. Obwohl der Grund ihrer Zusammenkunft oft sehr verschieden ist, kann man erkennen, dass das, was sie schließlich zusammen hält, das Gleiche ist. Man kann also festhalten, dass das, was eine Gemeinschaft zusammenhält eine einheitliche Ideologie, gemeinsame Ziele und Interessen sowie kollektive Aufgaben sind.
3 CLUBMODELLE In diesem Kapitel geht es in der Ersten Hälfte darum, zwei wichtige Modelle der heutigen Clubkultur vorzustellen, um einen Überblick zu bekommen. Hierbei wird ein traditioneller, internationaler ServiceClub, der Lions Club, und eine neuartige Form, der internationale Club für die Kreativszene, das Soho House, untersucht. Im Anschluss an den Überblick dieser beiden Club-Modelle, folgen zwei Interviews mit Mitgliedern dieser Clubs. Im zweiten Teil des Kapitels wird es darum gehen, eine Übersicht über bereits bestehende Communities für die Kreativwirtschaft Berlins zu erstellen.
9 Vgl.ebd. 18
3.1 Bekannte Clubs 3.1.1 Der Lions Club Der Name „Lions“ steht für die Initialen des damaligen Gründungsmottos der Organisation: „Liberty, Intelligence, Our Nations Safety“. Der in den Worten spürbare Patriotismus lässt sich durch die Gründungszeit im Jahre 1917 erklären. Der Club hat heute weltweit 1,3 Millionen Mitglieder.10 Ins Leben gerufen wurde die Gemeinschaft von dem damaligen Sekretär des Clubs „The Business Circle“, Melvin Jones, welcher seit 1906 auch den Freimaurern angehörte.11 LIONS formuliert seine heutigen Ziele wie folgt: •„Den Geist gegenseitiger Verständigung unter den Völkern der Welt zu wecken und zu erhalten. • Die Grundsätze eines guten Staatswesens und guten Bürgersinn zu fördern. • Aktiv für die bürgerliche, kulturelle, soziale und allgemeine Entwicklung der Gesellschaft einzutreten. • Die Clubs in Freundschaft, Kameradschaft und gegenseitigem Verständnis zu verbinden. • Ein Forum für eine offene Diskussion aller Angelegenheiten von öffentlichem Interesse zu bilden, ohne jedoch politische Fragen parteiisch und religiöse Fragen unduldsam zu behandeln. • Einsatzfreudige Menschen zu bewegen, der Gemeinschaft zu dienen, ohne daraus persönlichen materiellen Nutzen zu ziehen. • Tatkraft und vorbildliche Haltung in allen beruflichen und persönlichen Bereichen zu entwickeln und zu fördern.“12. 10 Vgl. Biedermann, Edwin A. : Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S. 59. 11 Vgl. Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.59 ff. 12 Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.59-60. 19
„Lions Clubs bilden eine internationale Vereinigung; sie wirken daher über die eigenen Clubs hinaus mit anderen Clubs und in der Gemeinschaft aller Lions zusammen.“13. Mit dem Motto: „We serve“ (dt: „Wir dienen“) hat es sich Lions zur Aufgabe gemacht, den Dienst am Nächsten über seinen persönlichen Profit zu stellen. Der Zutritt galt ursprünglich nur Männern, bis 1987 auch erstmals Frauen aufgenommen wurden, welche heute fast in allen deutschen Lions Clubs als Mitglieder tätig sind und zugleich reine Frauenclubs gründeten. Die Mitglieder müssen volljährig sein, ein gewisses Ansehen genießen, charakterlich geeignet und im Beruf bewährt sein. Eine weitere Grundvoraussetzung ist, dass jedes Mitglied auf dem Boden des Grundgesetztes eine freiheitliche-demokratische Staatsordnung sowie eine pluralistische Gesellschaftsordnung bejahen muss. Die Aufnahme von Mitglieder erfolgt durch explizite Einladungen durch den Club, wobei die Prozedur von Club zu Club geringfügig variieren kann. Ein Mitglied muss von einem anderen Mitglied vorgeschlagen werden sowie die Bürgschaft für ein Neumitglied übernehmen. Es ist Angelegenheit der einzelnen Clubs Aufnahmebedingungen und Auswahlkriterien zu bestimmen. Bei der Auswahl der Mitglieder wird darauf geachtet eine ausgeglichene Mischung von Berufen im Club zu erhalten. Keine Seltenheit sind zum Beispiel Berufssparten aus der Stadtverwaltung, der Politik und der Kirche. Der Clubvorstand besteht aus dem jährlich neu zu wählenden Präsidenten, dem letztjährigen Präsidenten, dem Vize-Präsidenten, dem Sekretär und dem Schatzmeister. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zweimal im Monat. Bei ihren Zusammenkünften wechseln Vorträge von Clubfreunden sowie von Gästen ab.14 Feste Örtlichkeiten besitzt der Lions Club nicht, man trifft sich viel eher in Restaurants oder Gemeinde-Räumlichkeiten. Der Berliner Lions Club 13 Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.60. 14 Vgl. ebd. ff. 20
versammelt sich zum Beispiel jeden zweiten Dienstag des Monats im Hotel Adlon.15
3.1.2 DAS SOHO HOUSE Das Soho House wurde von dem englischen Entrepreneur Nick Jones 1995 im gleichnamigen Londoner Stadtteil gegründet. Der Club betitelt sich selbst als Private Member Club sowie als „Magnet, Anlaufstelle und Konstante für aufgeschlossene Menschen aus der nationalen und internationalen Kreativszene“.16. Nach der Eröffnung in London folgten Clubs in New York, Miami, West Hollywood und seit 2010 gibt es auch einen Club in Deutschland, in der Torstraße in Berlin Mitte. Der Berliner Club umfasst Restaurants, Bars, einen großen Fitness und SPA - Bereich, sowie ein Kino, 65 Hotelzimmer, 20 Full Service Apartments und 4 Lofts, sowie Veranstaltungsräume. Im Gegensatz zum Lions Club, welcher keine feste eigene Örtlichkeit besitzt, dreht sich im Soho House alles um die Örtlichkeit. Der Club setzt sich nicht darüber zusammen, was man für gemeinschaftliche Ziele verfolgt, sondern darüber, dass einem der Zutritt zu dem gleichen Ort gewährt ist. Es gibt keine festgelegten Ideale oder Ziele, wie Lions sie formuliert hat und auch keine regelmäßigen Treffen in denen man sich über Gemeinsames austauscht. Dennoch hat das Soho House eine gewisse Vorstellung von den Mitgliedern. Das Soho House gehört zu der Kategorie LifestyleClub, in welchem man sich in seiner Freizeit aufhält, seine Freunde zum Essen einlädt und Kontakte knüpft. Ein Komitee von 40 Freunden des Hauses entscheidet in einem vierteljährigen Rhythmus darüber, wer von den Bewerbern zum Mitglied ernannt wird und wer nicht. Die Bewerbung erfolgt über einen ausgefüllten Antrag, in welchem man neben persönlichen Angaben über Wohnort, Beruf, Branche, Position und Kontaktdaten zwei Bürgen angeben muss, die bereits Mitglied in einem Soho House sind. 15 www.lions-club-berlin.de/11.treffen/. 16 www.sohohouse.com. 21
Des Weiteren soll man einen Text verfassen, in dem man seinen kreativen Beitrag für das Soho House beschreibt, einen Lebenslauf erstellen sowie ein Foto beifügen. Außerdem muss man sich für eine von den fünf Mitgliedschaften entscheiden. Das Soho House unterscheidet zwischen folgenden Mitgliedschaften: Every House 125 Euro monatlich. Local House 120 Euro monatlich. Under 27 Every House 62,50 Euro monatlich. Under 27 Local House 50 Euro monatlich. Child 190 Euro jährlich. Intern sprechen die Mitglieder über die so genannte Soho-DNA, eine Veranlagung die entweder vorhanden ist oder nicht.17 In dem Internetauftritt des Clubs wird die Zielgruppe deutlich formuliert „for those in film, media and creative industries“18, doch kommt es auch vor, dass Mitglieder mit der Zielgruppenformulierung nicht übereinstimmen, was aber bei der Mitgliederzahl von weit über 2000 Mitgliedern, allein in Berlin nicht sehr auffällt. Es ist ein Club in dem Lifestyle an erster Stelle steht. Eine Regel wie, Krawatten verboten, ist nirgendwo vermerkt, dennoch sind sich alle Mitglieder dieses ungeschriebenen Gesetzes bewusst. Man lässt sich sehen und wird gesehen. Durch aufwendige Aufnahmebedingungen schaffte es das SOHO House den Eindruck zu vermitteln besonders exklusiv zu sein. Der Soziologe Michael Hartmann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema „Elite und Macht“ und sagt in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung, dass der treibende Faktor für die Sehnsucht nach Exklusivität die Verunsicherung in der gehobenen Mittelschicht ist. Trotz Hochschulabschluss, gehobenem Einkommen sowie Status stellt man fest, dass diese Dinge nicht mehr sicher sind. Dies betreffe vor Allem die Medien-und Kulturbranche sowie die 17 Vgl. www.sueddeutsche.de/leben/berliner-edelclub-soho-house-du-kommsthier-nicht-rein-1.1128663. 18 Vgl. www.sohohouse.com. 22
Geisteswissenschaftler. Daher käme, laut Hartmann, der Trend Grenzen errichten zu wollen, zwischen sich selbst und denen, die weiter „unten“ sind.19 Das Soho House ist ein Ergebnis dieses Trends. Die „Drinnen-Draußen-Mentalität“, spielt in diesem Club-Modell eine wesentlich vordergründigere Rolle, als im Lions Club. Das „Drinnen“ beziehungsweise das „Draußen“ sein, kann man in diesem Beispiel wortwörtlich nehmen, da es sich beim Soho House, ja tatsächlich um ein Haus, einen spezifischen Ort handelt. Diese Handlung steigert den Grad der Exklusivität und verstärkt Grenzen zwischen Mitgliedern und denen, die es nicht sind.
19 Vgl. http://www.sueddeutsche.de/leben/interview-der-trend-zum-club-esgeht-vor-allem-ums-ego-1.1128620 23
3.2 Interviews mit Mitgliedern der Clubs Anlässlich der Auseinandersetzung mit dem SOHO House und dem Lions Club wurde mir bewusst, dass es an dieser Stelle wichtig ist, Mitglieder der beiden Clubs zu interviewen, um heraus zu finden, wie diese Clubs nun in der Realität funktionieren. Es fiel mir schwer abzuschätzen, was von dem, was ich gelesen habe, wirklich der Realität entspricht, beziehungsweise, ob man so etwas Abstraktes wie eine Club-Bewegung in einem allgemein gültigen Text festlegen kann. Eine Wertung in den Worten fand ich in fast allen Beiträgen, also entschied ich mich, die Wertung und den subjektiven Eindruck aus den Aussagen von Mitgliedern dieses Clubs zu entnehmen.
3.2.1 Interview mit einem Mitglied des Soho House Ich traf mich mit Jasmin Kokkola. Sie ist Fotografin und seit etwa einem halben Jahr Mitglied im Soho House Berlin.
Warst du vor deiner Mitgliedschaft im Soho House schon einmal Mitglied in einem Club oder einer Community?
Nein, nicht wirklich. Nur in einem Fitnessclub. Hat dich der Rahmen einer Community beziehungsweise eines Clubs schon vorher gereizt?
Vielleicht auf einer anderen Ebene, in einem weniger organisierten Rahmen. Eher wie in einem Netzwerk. Ich fühle mich in vororganisierten Strukturen, die aber schließlich anonym sind, nicht sehr wohl, weil ich nicht das Gefühl habe dazu zugehören. Dann bleibe ich lieber für mich.
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Was war für dich der ausschlaggebende Faktor, dass du dich entschieden hast, Mitglied im Soho House zu werden?
Schlussendlich war der ausschlaggebende Faktor für mich das Yoga. Das Preisleistungsverhältniss ist sehr gut. Ich kann zum Yoga gehen, in das Fitness Studio und in den Spa Bereich und das so oft ich will. Außerdem nutze ich das Kino und im Sommer auch den Pool auf der Dachterrasse. Da lohnen sich die 50 Euro im Monat für mich. Nun ist das Soho Haus ja auch ein Umschlagpunkt für die Kreativbranche. hat dich das als Fotografin in deiner Entscheidung Mitglied zu werden beeinflusst?
Ja, ich denke ein bisschen hat das meine Entscheidung beeinflusst. Ich würde nicht sagen, dass ich mich mit den Menschen im Soho House zu 100 % identifizieren kann, aber es herrscht ein angenehmes Umfeld. Man bekommt den Eindruck, dass einige der Mitglieder aus der Kreativbranche kommen, aber bei weitem nicht alle. Das sieht man dann auch relativ schnell. Diese Leute sind da, weil sie sich gerne mit Luxus und Kreativen umgeben. Es gibt für mich verschiedene Arten von kreativen Leuten. Es gibt die Kreativen, die in Neuköllner Bar´s abhängen, diese Leute zähle ich zu meinen Freunden. Und es gibt die professionellen Kreativen, die ins Soho House gehen. Diese professionellen Kreativen kommen zum Beispiel aus dem Advertising Bereich und bringen oft ihre Kunden mit ins Soho House. Sie essen gemeinsam und halten ihre Meetings dort ab. Das gefällt auch sicher allen Kunden ganz gut. Its all nice and comfortable. Sind viele deiner Freunde im Soho House Mitglied?
Bevor ich Mitglied wurde, waren schon vier meiner Freunde vor mir dort.
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Sind diese Freunde im Kreativen Feld tätig?
Ja, halbwegs. Sie sind in den Bereichen Fotografie, Mode und Architektur tätig. Nur eine von ihnen studiert auf Lehramt. Glaubst du, dass es für die, die nicht in der Kreativbranche tätig sind, schwerer ist, im Soho House aufgenommen zu werden? Was schreiben diese Personen, bei der Frage: „Soho House ist ein Club für Kreative. Was würden Sie zu Soho House beitragen?“
Ich frage mich, wie sehr sie tatsächlich auf diese Bewerbung gucken. Ich denke, wenn du die Bürgschaften hast und dein Lebenslauf gut aussieht, dann nehmen sie die Leute auch einfach nur, weil sie zahlende Kunden sind. Wie lernt man denn jemandem im Soho House kennen?
Hahaha, gute Frage. Ich nehme ja nicht wirklich an den Events im Soho House teil. In der Sauna und im Yoga sehe ich zwar schon immer die gleichen Leute, aber eine Saune ist nicht der richtige Ort, um neue Geschäftskontakte zu knüpfen. Was sind denn das für Events?
Es gibt häufig Parties oder Premieren von irgendwelchen Filme. Auch im Rahmen der Berlinale finden immer wieder Veranstaltungen statt. Meine Freundinnen saßen neulich im Restaurant und George Clooney und Matt Damon saßen einen Tisch weiter. Ich habe noch keine Stars getroffen, aber die gibt es da auch manchmal.
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Gibt es auch Events, die eher in die berufliche Richtung gehen oder sind das alles eher Lifestyle-Events?
Es gibt regelmäßig Lectures und Talks von Leuten aus verschiedenen Berufsfeldern. Im wöchentlichen Newsletter sind auch immer Interviews mit verschiedenen Künstlern, Designern, Schriftstellern oder Musikern. Außerdem gibt es noch ein Magazin, welches einmal im Monat zu mir Nachhause kommt. Hast du das Gefühl, dass das Soho House der richtige Ort ist, wenn man berufliche Kontakte und nach Möglichkeiten sucht, sich in der Kreativwirtschaft besser zu etablieren?
Ja, ich denke, dass man das Soho House dafür nutzen kann. Man muss sich dann auch viel dort aufhalten. Ich persönlich habe es noch nicht für diese Zwecke genutzt, weil das einfach bis jetzt noch nicht nötig war und ich vielleicht auch nicht der Typ für diese Art von Kontaktaufnahme bin. Aber wer sein berufliches Netzwerk erweitern möchte, kann das dort sicher tun. Das Soho House ist eben auch ein ganz anderer Ort, als alle anderen Orte in Berlin. Ok, wieso ist das Soho House denn so anders, als andere Orte in Berlin?
Es ist more fancy als andere Orte in Berlin. Ich habe das Gefühl, dass in Berlin viel Wert darauf gelegt wird, dass alles irgendwie echt ist. Es muss auch nicht immer alles perfekt und komfortabel sein. Die Berliner und vor allem die ursprünglichen Berliner stehen einfach nicht auf Luxus. Das gehört nicht so richtig zu Berlin. Das Soho House ist nicht mit diesen Orten gleich zu stellen. Es ist schick und sauber und etwas feiner. Es gibt schöne Möbel und alles ist sehr fein. Deswegen empfinden das viele Leute wahrscheinlich auch als snobby.
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Wenn ich Leuten erzähle, dass ich jetzt im Soho House Mitglied bin, dann bekomme ich oft entsetzte Gesichter zu sehen. Ich kann verstehen, dass das Konzept vielen nicht gefällt, aber ich habe meinen eigenen Weg gefunden, es zu nutzen. Glaubst du das viele Berliner Mitglied im SOHO House sind?
Nein, glaube ich eher nicht, zumindest keine Urberliner. Die Leute im Soho House kommen aus anderen Ecken in Deutschland und bringen andere Gewohnheiten und vor allem auch Geld mit nach Berlin. Siehst du häufig die gleichen Leute?
Ja, ich sehe eigentlich immer die gleichen Leute, was aber auch daran liegen könnte, dass immer die gleichen Leute zu den gleichen Uhrzeiten zum Yoga gehen. Aber es fällt schon auf, dass es bekannte Gesichter gibt, die immer da sind und welche, die man nicht so häufig sieht. Würdest du sagen, dass du das Soho House eher zu LifestyleZwecken nutzt oder der Kariere wegen? Was machen die anderen?
Ich nutze es momentan auf jeden Fall nur zu Lifestyle Zwecken. Ich gehe zum Sport, ins Kino oder in das Restaurant. Das machen viele so, habe ich den Eindruck. Aber es gibt auch viele, die sich wirklich regelmäßig dort aufhalten und es als zweites Wohnzimmer nutzen. All ihre Freunde sind dort Mitglied, sie gehen zum Sport und die Kinder haben sie immer mit dabei. Diese Leute nutzen es wirklich twentyfour seven. Ich denke diese wohnen auch alle eher in Prenzlauer Berg und in Mitte. Jemand der in Kreuzberg oder Neukölln wohnt, macht sich nicht jeden Tag auf den Weg nach Mitte, um dort den halben Tag lang im Soho House „abzuhängen“.
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Man redet bei Formen von Gemeinschaften und Verbindungen von einem social object, einem Grund, der diese Gemeinschaft verbindet. Was würdest du sagen, ist das social object im Soho House?
Wahrscheinlich der Wunsch nach schönen Dingen. Wo man alles in einem schönen Designer-Rahmen machen kann, alles ist bequem und schön. Ich denke, dass der ästethische Wert schon eine große Rolle spielt. Es sind ja irgendwo alles Leute die aus Berufen kommen, die was mit Ästethik zu tun haben und wenn es dein Beruf ist, die Welt zu verschönern, sei es mit Musik oder Kunst oder Mode, dann legt man auch automatisch einen größeren Wert darauf, dass sein Umfeld auch schön ist. Im SOHO House ist alles „durchdesignt“, sogar die Leute sehen alle überdurchschnittlich gut aus. Dazu kommt natürlich, dass es auch ein Status-Ding geworden ist, denke ich. Man möchte damit zeigen, dass man ein Teil von einem bestimmten Kreis ist. Es ist ein Ort geworden, wo sich eine gewisse Szene trifft. Hast du das Gefühl als Mitglied im Soho House mit den anderen Mitgliedern als Community aufzutreten? Fühlst du dich als Teil einer Gemeinschaft?
Nein, nicht wirklich. Ich fühle mich nicht integriert. Es sind auch einfach nicht unbedingt die Leute, mit denen ich sonst viel zu tun habe, was aber auch bestimmt daran liegt, dass das Soho House ja schon diese bestimmte Vorauswahl getroffen hat. Denkst du, dass der Charakter dieser Vorauswahl sehr darüber entscheidet wie das Publikum im Soho House am Ende ist? Denn ich denke, nicht jeder würde sich diesem Bewerbungsverfahren hingeben, oder?
Ja, ich denke das reflektiert schon sehr stark, was für Leute am Ende im Soho House sind. Denn zum einem wird es aufgrund dieses Verfahrens 29
kein zweites MC Fit sein, allein vom Klientel her und zum anderen ist es auch nicht der richtige Rahmen für junge, kreative Künstler. Die meisten Kreativen würden sich diesem Verfahren wahrscheinlich einfach nicht aussetzen. Es wirkt ja auch einschüchternd, dass andere darüber werten und aufgrund einiger Eckdaten und einem Foto eine Entscheidung fällen, ob du rein darfst oder nicht.
3.2.2 Interview mit dem Präsidenten des LIONS Clubs von Altlandsberg Ich traf mich mit dem Rechtsanwalt Herrn Reinhard Labs, welcher momentan Präsident des Lions Clubs von Altlandsberg ist.
Versuchen sie mir eine subjektive Beschreibung zu geben, was der Lions Club für sie ist und worum es geht.
Der Lions Club ist eine Struktureinheit eines weltweit aufgebauten Systems, von Clubs und übergeordneten Distrikten, auch Kontinent bezogenen Distriktvereinigungen, die sich einem bestimmten Ziel verpflichtet fühlen, nämlich gemeinnützig tätig zu werden. Das allgemein gültige Motto des Lions Clubs ist „We serve“, und das ist darauf gerichtet, dass man der Allgemeinheit dient. Man macht sich verdient für das Allgemeinwohl und sieht sich um in dem jeweiligen Einzugsgebiet der Clubs, wo die sozialen Schwerpunkte liegen, wo man helfen kann. Das Clubleben selbst bringt aber sicherlich auch angenehme Nuancen mit sich, in welchem Gemeinschaft und Geselligkeit praktiziert 30
wird. Auch der geschäftliche Aspekt ist nicht zu verachten. Dadurch das man in dem Club auf Personen trifft, die aktive Teilnehmer des gesellschaftlichen Lebens sind und als Multiplikatoren wirken, können einen diese Kontakte auch im wirtschaftlichen Leben weiter bringen, was aber nicht bedeutet, dass, wenn man bei uns Mitglied werden möchte, nur das geschäftliche Weiterkommen im Kopf haben sollte. Bestand vor ihrer Mitgliedschaft bereits ein allgemeines Interesse an einer Community oder einem Club?
Eigentlich weniger. Ich bin dazu gekommen, weil mir ein Mandant von dem Lions Club in Altlandsberg erzählt hat und meinte, dass sei eine tolle Sache mit interessanten Projekten und angenehmen Leuten. Alle würden sich engagieren und ob ich nicht Lust hätte, da mit zu machen. Warum sind sie Mitglied im Lionsclub geworden?
Mir wurde das damals natürlich auch ein bisschen schmackhaft gemacht, von meinem Mandanten, aber ich fand es auch interessant und spannend. Ich baute damals in Hoppegarten ein Haus und da bot sich das vom Einzugsgebiet auch einfach an. Wie lange sind sie nun schon Mitglied im Lions Clubs?
Der Lions Club in Altlandsberg gründete sich 1995, ich stieß 1997 dazu, das bedeutet, ich bin seit 16 Jahren Mitglied im Lions Club. Der Mandant, der ihnen damals vom Lions Club erzählt hat, wurde dann auch ihr Bürge?
Ja, bei uns heißt das Pate. Die Patenschaft für ein Neumitglied zu übernehmen bedeutet, dass man die Verantwortung für dieses Mitglied trägt. Dazu zählt auch, dass man beurteilen soll, ob ein Neumitglied in den Club und zu den Zielen des Lions Club passt und dann absehbar 31
auch gut einschlägt. „Absehbar gut einschlagen“ bedeutet das, dass man sich als Neumitglied ausreichend viel engagiert?
Genau, dass ein Neumitglied dabei ist und nicht nur formal Mitglied ist. Dass man an den Veranstaltungen und Treffen teilnimmt, seine finanziellen Beiträge zahlt und dass man nach außen hin zu der Vermittlung eines positiven Clubbildes beiträgt. Wie hoch ist denn der finanzielle Beitrag den man jährlich bezahlt?
Im Altlandsberger Lions Club ist der finanzielle jährliche Beitrag 400 Euro, wobei es auch einen Grundsockel von Spendenbeiträgen gibt, welcher bei 250 Euro liegt. Diese 400 Euro brauchen wir auch, um unsere Veranstaltungen tragen zu können. Dem Lions Club wird eine elitäre Note zugerechnet, ob nun zu Recht oder zu Unrecht, kann ich nicht sagen. Es ist jedenfalls so, dass ich kein Clubmitglied kenne, das Hartz Vier Empfänger ist. Der Club legt einen gewissen Wert auf solche Dinge, da eine Mitgliedschaft neben den finanziellen Bindungen auch ein großer Zeitaufwand ist. Die Umsetzung und Vornahme der einzelnen Ziele muss organisiert werden und ohne einen finanziellen Grundstock, können Projekte nicht verwirklicht werden. Man kann auch Veranstaltungen organisieren indem man den Kreis der sich finanziell daran beteiligenden Personen erweitert, auch außerhalb des Clubs. Dennoch kommen die Clubmitglieder nicht umhin, diesen jährlichen Beitrag zu leisten.
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Wie oft trifft sich der Lions Club Altlandsberg?
Wir treffen uns zweimal im Monat. Ein Treffen davon ist ein Pflichregeltreffen, wo Clubangelegenheiten und Beschlüsse getroffen werden. In so einem Treffen geht es zum Beispiel dann auch darum, welchem Projekt man sich zuwendet, wenn es mehrere Möglichkeiten und Bewerbungen geben sollte. Woher kommen diese Projekte, von denen sie sprechen? Sind das Leute die sich beim Lions Club bewerben und um Unterstützung bitten?
Das ist sehr unterschiedlich. Je mehr der Club in der Öffentlichkeit wahr genommen wird, desto größer ist die Anzahl derjenigen, die sich mit ihrem Anliegen direkt an den Club wenden. Ansonsten hat auch jedes Mitglied die Möglichkeit Projekte vorzuschlagen, gerade wenn man im Einzugsgebiet wohnt und in seiner Umgebung förderungsbedürftige Einrichtungen wahrnimmt. Wir bemühen uns darum, finanzielle Hilfe auch über die Medien aufzurufen. Eines unserer Clubmitglieder ist Journalist und für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, so dass Beiträge in der Zeitung und in anderen Medien erscheinen. Wir haben auch Unternehmer die in ihrem Gegenstandsbereich irgendwelche Sachleistungen bewegen. Ein Beispiel hierfür war ein Mitglied, welches in der Baubranche arbeitet und ein Spielplatzprojekt betreute, bei dem ein Spielplatz erneuert werden sollte, obwohl der alte noch brauchbar war. Also wurde dieser abgerissene Spielplatz nicht entsorgt, sondern an einer anderen Stelle, wo er gebraucht wurde, wieder aufgestellt. Das sind also auch Bereiche in denen wir uns bewegen. Das jeder einzelne überlegt, was er in seinem täglichen Berufsleben für den Lions Club und die Allgemeinheit leisten kann.
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Was sind denn typische Aktionen, die der Lions Club durchführt, um Organisationen und Projekten zu helfen?
Wir haben mehrere Schwerpunkte die regelmäßig einmal im Jahr statt finden. Im September veranstaltet der Lions Club ein Benefiz Golftunier zusammen mit dem Lions Club Hohenschönhausen, bei welchem auch Sponsoren eingeholt werden, die auf dieser Veranstaltung für sich Werbung machen können. Den Erlös dieser Veranstaltung lassen wir dann immer unterschiedlichen Projekten zukommen. Die Auswahl der Projekte bestimmt zumeist der Präsident des Clubs, wenn es keine Einwände anderer Clubmitglieder geben sollte. Ein anderes regelmäßiges Event ist ein Stand auf dem Altlandsberger Weihnachtsmarkt, auf dem wir einen Stand betreuen und Glühwein und Grünkohl verkaufen. Dieser Gewinn wird auch wieder an gemeinnützige Zwecke gegeben. Im Frühjahr gibt es eine Tanzveranstaltung in Altlandsberg. Auch bei dieser Veranstaltung wird darauf geachtet, dass das, was man anbietet, möglichst wenig Kosten verursacht, so dass der Überschuss der Eintrittsgelder noch nennenswert bleibt. Eine weitere Veranstaltung ist ein jährliches Skatturnier, was unter denselben Bedingungen stattfindet.
Was bedeutet die Mitgliedschaft für Sie? Ich sehe die Mitgliedschaft sehr positiv. Es ist ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass man an einer Organisation teilnimmt, die anderen hilft. Gerade wenn man ein Projekt abschließt und den Erfolg sieht, gibt einem das ein gutes Gefühl. Es macht mir Freude. Ich sehe auch die anderen positiven Effekte. Nach so vielen Jahren entsteht auch ein freundschaftliches Verhältnis unter den Mitgliedern und wenngleich das im Club differenziert zu sehen ist, wird das Gemeinschaftsgefühl, 34
welches bei der gemeinsamen Arbeit entsteht, als ein von mir angenehmes Gefühl wahrgenommen. Ich denke, das geht anderen auch so. Wie wird man Mitglied im Lions Club?
Die Mitgliedschaft steht nicht jedem offen. Der Vorschlag für Neumitglieder muss aus dem Club selbst kommen. Es müssen also Vorschläge gemacht werden und drei Mitglieder müssen dem zuerst einmal zustimmen. Im Club wird sich damit beschäftigt, ob eine Mitgliedschaft in Frage kommt oder nicht. Wenn es in Frage kommt, wird derjenige eingeladen und nimmt an zwei bis drei Veranstaltungen teil und entscheidet dann, ob das für ihn was wäre. Wenn man ihn eingeladen hat, steht der Mitgliedschaft aber, wenn er es selber will, nicht mehr viel im Weg. Wobei es so ist, wenn drei Mitglieder des Clubs dagegen sind, dann kann es nicht zu einer Mitgliedschaft kommen. Wie viele Mitglieder hat der Lions Club Altlandsberg aktuell?
Wir haben momentan 21 Mitglieder. Wobei 21 die untere Grenze ist. Wir werden nicht umhinkommen, uns um Neumitglieder zu bemühen, weil der finanzielle Grundstock sonst nicht gegeben ist. Wie ist der Altersdurchschnitt im Club ungefähr.
Der Altersdurchschnitt liegt in etwa zwischen Ende vierzig und Anfang fünfzig. Wobei wir zwei Mitglieder jenseits der sechzig haben. Ich weiß von einem ehemaligen Mitglied, welches ausgewandert ist und sich einem Lions Club in Kapstadt anschloss, dass der Altersdurchschnitt dort viel höher lag und man aufgrund der vielen Freizeit im Alter auch ein ganz anderes Clubleben praktizierte.
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Hat der Lions Club Altlandsberg einen konkreten Ort wo Treffen stattfinden?
Man strebt grundsätzlich an ein Clubdomiziel zu haben. Das bedeutet also zum Beispiel eine Gaststätte oder ein Hotel, wo man einen Extra Raum in Anspruch nehmen kann oder einen Gemeinderaum. Aber es gibt kein festes Clubhaus oder ähnliches. Das würde sich nicht lohnen bei zwei Treffen im Monat. Wir treffen uns auch in einer Gaststätte. Das bietet sich an, weil man dann auch die Möglichkeit hat, etwas zu essen. Wie sind die inneren Strukturen des Lions Clubs geregelt?
Es gibt einen Präsidenten, Vizepräsidenten, Schatzmeister, einen Sekretär, einen Activity-Beauftragen und einen für die Öffentlichkeitsarbeit. All diese Positionen finden im jährlich rotierenden Rhythmus statt, wobei ich das ein bisschen ineffizient finde, denn man ist kaum richtig eingearbeitet, da ist das Jahr schon wieder vorbei. Eine zweijährige Präsidentschaft wäre also sinnvoller.
Diese Interviews halfen mir dabei die Strukturen der beiden Clubmodelle besser zu verstehen und die Übersicht über diese zu vervollständigen und somit auch den zweiten Teil des dritten Kapitels abzurunden.
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3.3 Bestehende Communities für die Kreativwirtschaft in Berlin Im Zuge meiner Recherche fiel mir auf, dass man in der Kreativwirtschaft zwischen drei Gruppen von Communities unterscheiden muss. Es gibt reine Online-Communities, die nur im virtuellen Raum bestehen und offline nicht statt finden, es gibt Communities, die sich online zwar verbinden und Plattformen besitzen, aber auch zu einem großen Teil offline agieren und es gibt Communities, die im „offlinen” Bereich entstehen und funktionieren, sich aber anschließend in einer Online Präsentation darstellen. Die zuerst genannte Form einer Community, die reine Online Community, dient zumeist als Ort, um Portfolios und Arbeiten zu veröffentlichen und diese mit anderen zu teilen und Feedback zu sammeln. Plattformen wie „Behance“, „Dribble“ oder „Deviant Art“ funktionieren nach diesem Prinzip. Sie sind nicht nur in Deutschland oder im Raum Berlin bekannt, sondern international verbreitet. Man kann dort Arbeiten von Kreativen aus aller Welt sehen. Obwohl diese Communities den Usern auch vereinzelt Aufträge verschaffen, geht es hauptsächlich darum, sich über Trends zu informieren und Inspiration zu finden. Ich klammere diese Form von Communities bei meiner Übersicht über bestehende Communities für die Kreativwirtschaft in Berlin weitestgehend aus und konzentriere mich auf lokal funktionierende Gemeinschaften, die neben der Vernetzung Online auch im Alltag aufeinander treffen, wie Creative City Berlin, Artconnect Berlin und das Betahaus.
3.3.1 Creative City Berlin Creative City Berlin ist ein Projekt der Kulturprojekte Berlin GmbH und wird von der Berliner Kulturverwaltung gemeinsam mit der Wirtschaftsverwaltung getragen. Es handelt sich um eine OnlinePlattform für Kulturschaffende und die Kreativwirtschaft Berlins. Das Portal entstand aus der Bedürfnis heraus, die vielen Netzwerke in den einzelnen Teilbranchen mit einander zu verbinden und eine gemeinsame Identität zu schaffen. Creative City Berlin ist seit 2008 Online und zählt 37
heute etwa 5400 Mitglieder. Auf der Plattform besteht die Möglichkeit sich als Institution oder als Person anzumelden sowie Arbeiten in Form eines Portfolios hochzuladen. Außerdem gibt es die Kategorien Jobs, wo man aktuelle Jobausschreibung und Praktika findet oder Inserate aufgeben kann. Die Kategorie Event, wo Veranstaltungen vorgeschlagen werden und Infolinks, wo man sich über Stipendien und Künstlerförderungen informieren kann. Wenn man auf der Plattform nach Personen suchen will, gibt es die Möglichkeit eine bestimmte Branche auszuwählen, um die Suche zu verfeinern. Creative City Berlin unterscheidet zwischen folgenden Berufsbranchen: Architektur, Bildende Kunst, Design, Eventbranche, Film und Rundfunk, Fotografie, Games und Interactive, Literatur und Verlage, Mode und Textil, Musik, Theater und Tanz sowie Werbung und PR. Außerdem veröffentlichen sie Interviews von Kreativen aus Berlin und weisen auf Workshops in anderen Institutionen hin. Creative City fungiert eher als Plattform, welche die Möglichkeit bietet, Kulturbranchen zusammen zu bringen. Sie schafft also einen virtuellen Raum und somit auch Rahmen für Kreative sich mit anderen Kreativen beziehungsweise Kreativbranchen zu verbinden, jedoch bleibt die anfangs von mir angenommene Verbindung zum realen Leben größtenteils aus. Speziell von Creative City Berlin organisierte Veranstaltungen oder Workshops gibt es nicht, das heißt Berührungspunkte in der „offlinen” Welt bleiben weitestgehend aus.20
3.3.2 ARTCONNECT BERLIN Bei Artconnect Berlin handelt es sich um eine Netzwerk-Plattform für die kreative Community von Berlin. Die gesamte Webseite ist auf englisch verfasst und macht dadurch einen offenen, internationalen 20 Vgl. www.creative-city-berlin.de (Stand: 12.12.2013). 38
Eindruck. Das Netzwerk umfasst die Möglichkeiten ein Portfolio hoch zu laden und sich mit seinen Fähigkeiten beziehungsweise Skills als Tags für eine gezieltere Personensuche zu verlinken. Außerdem gibt es die Bereiche: Opportunities, wo man die Möglichkeit hat Jobs zu offerieren, Spaces, wo man Studios, Ateliers und freie Schreibtische in Co-Workingspaces anbieten oder suchen kann, sowie den Bereich Marketplace, wo man Anzeigen veröffentlichen kann und die Sektion Events, wo Ausstellungen und Workshops aufgelistet werden. Neben diesen Bereichen gibt es noch den Menüpunkt: My feed, welcher auch als Startseite fungiert. Dort werden unter anderem Angebote von Artconnect Berlin beworben, wie zum Beispiel Workshops in Programmen wie Indesign, Aftereffects und Photoshop, sowie der alle zwei Monate stattfindende Networking Brunch. Sie sagen über sich selbst, dass die Plattform eine offene Tür für Neueinsteiger in der kreativen Szene ist. Artconnect Berlin fungiert neben der Netzwerk Plattform auch als Agentur, welche sich, soweit in der Website ersichtlich, mit bestehenden Netzwerkkontakten in Verbindung setzt, um Aufträge zu erfüllen. Arbeitsbeispiele die sie aufführen sind das Promoten von Büchern des Taschenverlags durch ihren Blog oder die erfolgreiche Vermittlung eines geeigneten Künstlers für eine Neueinführung eines Duftes von Comme de Garcon. Außerdem hat Artconnect Berlin einen festen Standort, wo neben den Workshops und dem zweimonatig stattfindenden Brunch auch die Möglichkeit besteht, einen Arbeitsplatz zu mieten. Artconnect Berlin bietet den Mitgliedern des Netzwerkes also einen Raum, um sich auch im realen Leben mit anderen Mitgliedern zu treffen. Wie gut das funktioniert, ist nicht sehr transparent und auch auf der Website nicht vordergründlich erkennbar, da es trotz des „offlinen” Angebots immer noch sehr stark als Onlineportal aufgebaut ist. Der Fakt, dass Veranstaltungen auch offline stattfinden, wirkt besonders, aber noch nicht routiniert. Artconnect Berlin ist, obwohl es offline Veranstaltungen gibt, zu einem größeren Teil auf die Kontaktaufnahme im Online Bereich konzipiert.21
21 Vgl. http://www.artconnectberlin.com (Stand:12.12.2013). 39
3.3.3 Betahaus Das Betahaus ist im Gegensatz zu den oben aufgeführten Beispielen keine direkt geführte Community sondern in erster Linie ein CoWorkingspace für freischaffende Kreative. Es wurde 2009 gegründet und eröffnete nach dem ersten Standort in Berlin auch Filialen in Hamburg, Köln, Sofia und Barcelona. Im Berliner Betahaus arbeiten täglich etwa zweihundert Freiberufler aus der Kreativwirtschaft. Neben der Möglichkeit einen Schreibtisch zu mieten, bietet das Betahaus viele weitere Veranstaltungen an. Unter den Kategorien: Community, DIY, Exhibitions, Lectures, Office Hours, Relax, Start Ups und Workshops werden verschiedene Events in einem auf der Webseite zu findenden Kalender angeboten. Vom Workshop in dem man lernt, sein eigenes Start-Up-Projekt zu funden bis hin zum DIY-Kurs wo eigene Hocker gebaut werden. Das Angebot des Betahauses ist sehr vielfältig und wird von vielen verschiedenen Personen gestaltet. Dabei finden die Veranstaltungen größtenteils auf Englisch statt. Auch die Webseite ist auf Englisch verfasst. Hier führt das Betahaus eine Kategorie „Community“ in der feste Mitglieder mit einem Foto und ihrem Arbeitsbereich eingetragen sind. Diese Kategorie dient der Vernetzung. Neben dem angegeben Arbeitsbereich der Person gibt es noch eine „Talk to me about“- Zeile in der man seine Spezialgebiete oder Lieblingsinteressen angeben kann. Um in der Kategorie „Communty“ zu erscheinen, muss man ein festes Mitglied im Betahaus sein. Die Community des Betahauses beruht auf einer Ausgangsbasis, die sich im „offlinen” Bereich abspielt. Personen, die sich täglich zum arbeiten in das Betahaus begeben, bilden über die Zeit eine routinierte Community, die sich im Alltag begegnet, wiedertrifft und mit der Zeit eine feste Einheit bildet.22 Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl Creative City Berlin, Artconnect Berlin als auch das Betahaus Plattformen sind, die Menschen zusammenbringen. Wohingegen Creative City und Art 22 Vgl. www.betahaus.de (Stand: 12.12.2013). 40
Connect eher den Charakter eines „onlinen“ Sozialen Netzwerkes tragen, findet das Betahaus primär in einem realen „offlinen” Raum statt. Diese unterschiedlichen Ansätze (online/offline) führen zu verschiedenen Ausprägungen der Netzwerke. Bastian Lange beschreibt die Diskrepanz wie folgt: „Gemeinschaft indiziert Dauerhaftigkeit und Stabilität sowie Kohärenz, Lokalität, Kontext, Eingebundenheit, Verwurzelung, Integration und eine gemeinsam und geteilte Biografie. Netzwerk-Sozialitäten dagegen sind nicht dauerhaft, sondern kurzfristig, dafür aber intensive Formen der Vergemeinschaftung. NetzwerkBeziehungen sind nicht biografisch, sondern informationell. Es sind flüssige Beziehungen, die mit Hilfe von Medien und Informationsund Kommunikationstechnologien geführt werden.“23. Laut Lange funktioniert das Betahaus also als stabile Gemeinschaft und Creative City Berlin und Artconnect Berlin als kurzlebigere Netzwerk-Sozialität.
4 Untersuchung der Gestaltung von Clubs und Communities In dem folgenden Kapitel soll die Gestaltung einzelner Clubs und Communities untersucht werden. Es soll heraus gefunden werden, wie wichtig gestalterische Elemente wie das Logo und die Webseite in den einzelnen Gemeinschaften sind und welche Besonderheiten zu erkennen sind. Die Herangehensweise der jeweiligen Untersuchung ist nicht bei jedem Beispiel analog, da nicht immer gleich viel Material zu den einzelnen Clubs und Communities vorhanden ist.
4.1 SOHO House Bei der Gestaltung des Soho House ist der einheitliche Auftritt des Clubs in der Online Präsenz sehr auffällig. Zwar werde ich nicht weiter auf das 23 Lange, Bastian: Die Räume der Kreativszenen, Culturpreneurs und ihre Orte in Berlin, transcript Verlag, 2007, Bielefeld, S.96-97. 41
Interieur Design des Clubs eingehen, doch bleibt zu erwähnen, dass die Innengestaltung der einzelnen Clubs sich sehr ähnlich ist. Man hat sich beim Soho House auf den englischen Landhausstil geeinigt und setzt diesen konsequent in allen Soho-Einrichtungen ein. Diese Auffälligkeit erinnert sehr an den Charakter großer Hotelketten, bei denen Hotels verteilt in der ganzen Welt fast identisch sind. Die Gestaltung des Soho House ist also einheitlich gehalten sowohl beim Interieur Design als auch bei der Corporate Identity ist man bemüht, eine gemeinsame gestalterische Sprache zu sprechen. Da es keine Informationen zu der Gestaltung, genauer zu den Logos des Soho House gibt, stammen alle unten aufgeführten Erkenntnisse, welche ich zu den Erklärungen der Logos beschreibe, aus intensiver Auseinandersetzung mit den einzelnen Häusern und sind teilweise nur Vermutungen, da keine Literatur über die Entstehung beziehungsweise Bedeutung der Logos existiert. Das erste Soho House eröffnete in London und gilt somit als Ursprungsquelle der Clubbewegung. Das Logo ist also auch das erste in der Reihe der Soho Logos.
Abb.1 Logo des Londoner Soho House.24
24 http://inliner.cluster02eu.s.memonic.ch/f4/f4362e53-3d5a-4c6b-814c47b254af0b35/logo_2.jpg (Stand:30.12.2013). 42
Weitere Clubs in London und Umgebung sind das High Road House im Westen von London, das Shoreditch House im Osten von London, das Electric House in Notting Hill, das Little House im Londoner Stadtteil Mayfair und das Babington House, welches etwas 3 Stunden entfernt von London in Somerset liegt.
Abb.2 Logo des High Road House in Chiswick.25
Abb.3 Logo des Shoreditch House in East London.26
Abb.4 Logo des Electric House in Notting Hill.27 25 https://house.highroadhouse.co.uk/sites/images/highroadhouse_logo.gif (Stand: 30.12.2013). 26 http://monikerprojects.com/2013/wp-content/uploads/2013/04/Shoreditchlogo.jpg (Stand: 30.12.2013). 27 http://inliner.cluster02eu.s.memonic.ch/2a/2a84f01c-f5c6-4793-a52178b8c081f8ff/electric-house-logo.gif (Stand: 30.12.2013). 43
Abb.5 Logo des Little House in Mayfair.28
Abb.6 Logo des Babington House in Somerset.29
Weitere H채user sind: das Soho House in New York, Toronto, Berlin und West Hollywood sowie das Soho Beach House in Miami.
Abb.7 Logo des Soho House in New York.30
28 http://www.littlehousemayfair.com/sites/images/littlehousemayfair_logo.gif (Stand: 30.12.2013). 29 https://www.babingtonhouse.co.uk/sites/images/babingtonhouse_ logo.gif (Stand: 30.12.2013). 30 https://www.sohohouseny.com/sites/images/sohohouse-new-york_logo.gif (Stand: 30.12.2013). 44
Abb.8 Logo des Soho House in West Hollywood.31
Abb.9 Logo des Soho House in Toronto.32
Abb.10 Logo des Soho Beach House in Miami.33
31 http://www.sohohousewh.com/sites/images/sohohouse-west-hollywood_logo. gif (Stand: 30.12.2013). 32 http://www.sohohousetoronto.com/sites/images/sohohousetoronto_logo.gif (Stand: 30.12.2013). 33 http://www.sohobeachhouse.com/sites/images/sohobeachhouse-miami_logo. gif (Stand: 30.12.2013). 45
Abb.11 Logo des Soho House in Berlin.34
Zu beobachten ist, dass jede Einrichtung eine eigene Farbe trägt, wobei nicht deutlich erkennbar ist, nach welchem Kriterium der Farbton gewählt wurde. Einzig bei dem Soho Beach House in Miami, welches einen hellen Blauton als Farbe trägt, lässt sich ein Bezug auf die maritime Umgebung und das Meer erkennen. Ähnlich verhält es sich mit den Logos der einzelnen Einrichtungen. Alle Logos sind sehr einfach und rudimentär gehalten, bestehend aus Name und Form, welche vermutlich einen jeweiligen Bezug hat. Das Londoner Soho House trägt als Logo ein Quadrat mit neun weiteren gleich großen Quadraten darin. Man kann davon ausgehen, dass die Herleitung dieses Logos etwas mit dem Haus beziehungsweise der Geschichte des Gebäudes zu tun hat, welche sich aber in diesem Kontext nicht herausfinden ließ. Zu beobachten ist aber, dass das Quadrat in seiner Grundform in den Logos der anderen Einrichtungen häufig wieder zu finden ist und als Rahmen dient. Im Logo des High Road House bildet das Quadrat den Rahmen und darin befinden sich drei hochkantige Rechtecke, welche wohl möglich auf die Betonung des Wortes high (dt. hoch) zurück zu führen sind, da die Rechtecke in ihrer Gestalt auf Höhe hinweisen. 34 http://www.sohohouseberlin.de/sites/images/sohohouse-berlin_logo.gif (Stand: 30.12.2013). 46
In den Logos des Soho House in West Hollywood und Toronto sowie in dem Soho Beach House in Miami ist die Herleitung der Gestaltung offensichtlicher. Das Logo des Soho House in West Hollywood hat in dem Quadrat, welches wieder den Rahmen bildet, eine Linie mit zwei Wellen darin, welches die bergige Landschaft von West Hollywood darstellt. Ähnliche Bezüge findet man bei dem SOHO House in Toronto. Dort ist es die eigensinnige Form des Daches, welche sich in dem Logo wieder findet.
Abb.12 Das Soho House in Toronto.35
In dem Soho Beach House in Miami findet sich in dem Quadrat des Logos eine Linie die als Symbol der Welle dient. Im Berliner Soho House ist man bei der Logo Gestaltung von dem bisher verwendeten Quadrat weg gegangen und hat sich an den Fenstern des Gebäudes in der Torstraße hin zu einem hochkantigen Rechteck neu orientiert. Das Logo des Berliner Soho House imitiert die Form der Fenster des Gebäudes.
35 http://torontosavvy.files.wordpress.com/2012/02/sohoclub21.jpg (Stand:29.12.2013). 47
Abb.13 Das Soho House in Berlin.36
Bei dem Babington House in Somerset handelt es sich um eine ländliche Wochenendhaus-Einrichtung, welche sich auch über das Logo kommuniziert. Verwendet wurde das ursprüngliche Logo des Soho House in London, wobei man an dieses Logo an der Oberseite eine Halbkreisförmige Linie einfügte. So funktioniert es als kofferähnliches Symbol und spielt auf die Funktion der Einrichtung an, nämlich die eines Wochenendziels der Londoner. Bei der Gestaltung des Logos des Soho House in New York sowie der des Little House in Mayfair, war es mir leider nicht möglich, die Bedeutung heraus zu finden. Ähnlich verhält es sich bei dem Logo des Shoreditch House sowie dem des Electric House, welche beide von der ursprünglichen Gestaltung abweichen und das Quadrat hier durch einen Kreis abgelöst wird. Die Typografie die verwendet wird ist in allen Einrichtungen die gleiche. Auch ist die Anordnung der Schrift im Logo immer gleich. Alle Logos fungieren also als Wort-Bild-Marke. Die Anordnung ist immer konform: das Logo sowie die Typografie der Einrichtung befinden sich auf einem farbigen Hintergrund. Darunter steht der Name der Einrichtung in Versalien geschrieben. Unter dem Namen steht die Stadt 36 http://images.zeit.de/gesellschaft/2010-08/sohohouse-berlin-exklusiv/ sohohouse-berlin-exklusiv-540x304.jpg (Stand:29.12.2013). 48
beziehungsweise der Ort, welcher auch in Versalien geschrieben ist. Es lässt sich also zusammenfassen, dass die Gestaltung der Logos in sich einheitlich gehalten und individuell auf die jeweilige Einrichtung abgestimmt sind. Auch das Design der jeweilige Webseite einer Einrichtung, sowie der Aufbau der Seite ist in seiner Gestaltung zusammenhängend.
Abb.14 Die Startseite der Webseite des Soho House in Toronto.37
Abb.15 Die Startseite der Webseite des Soho House in Berlin.38
Die Zusammengehörigkeit der einzelnen Einrichtungen ist sowohl über das Logo als auch über die Webseite und das Interior-Design deutlich zu erkennen. 37 http://www.sohohousetoronto.com/ (Stand: 29.12.2013). 38 http://www.sohohouseberlin.de/ (Stand: 29.12.2013). 49
Die Gestaltung des Soho House macht folglich einen sehr professionellen, modernen und gelungenen Eindruck. Man spürt in der Durchgestaltung der einzelnen Komponenten die Wichtigkeit und die Betonung des Designs. Es ist minimal, zurückhaltend aber gleichzeitig auch elementar und nicht wegzudenken. Eine nicht gut gestaltete Corporate Identity wäre bei der Präsenz des Soho House nicht vorstellbar. Durch das sehr einheitlich gehaltenen Gestaltungskonzept des Soho House wird ein universales Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Auch die Professionalität und der Hang zum Elitären sowie der Stil der Upper Class lässt sich in der Gestaltung des Soho House wiederfinden.
4.2 Lions Club Die Gestaltung des Lions Club ist hingegen zu der des Soho House sehr traditionell konservativ gehalten. Im Mittelpunkt der Gestaltung steht das prägnante Logo. Ein zweifarbiges wappenähnliches Kreisförmiges Gefüge bestehend aus zwei umrahmenden nach außen gerichteten Löwenprofilen, links und rechts. Oben steht das Wort „Lions“ und unten „International“. „Die Löwen blicken sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft und symbolisieren Stolz auf das Erbe und Zuversicht in die Zukunft.“39. In der Mitte des Logos befindet sich ein ovales Feld mit einem in Versalien geschriebenem L mit Serifen darin.
Abb.16 Das Logo des Lions Clubs.40
39 http://www.lionsclubs.org/GE/about-lions/mission-and-history/our-history/ association-name-and-symbol.php (Stand: 16.12.2013). 40 http://www.lionsclubs.org/common/images/logos/lionlogo_2c.jpg (Stand: 29.12.2013). 50
Die Enthaltung eines Tieres in einem Logo, welches zus채tzlich noch runde Elemente besitzt, erinnert schnell an die Gestaltung von Wappen. Zum Vergleich hier ein Beispiel:
Abb.17 Das Wappen von Baden W체rtenberg.41
Dieser Vergleich unterstreicht den konservativen und etablierten Charakter der Logogestaltung des Lions Clubs, welcher an ein staatliches Wappen erinnert. Die Farbgebung des Logos der Lions scheint markant f체r Service Clubs zu sein. Das Logo des Rotary Clubs ist ebenfalls blau und gelb und besitzt ebenfalls ein rundes Element sowie einen Schriftzug oberhalb und einen Schriftzug unterhalb. Wobei zu erw채hnen bleibt, dass mit der Farbe Gelb wahrscheinlich die Farbe Gold gemeint ist und somit nachempfunden wurde.
Abb.18 Das Logo des Rotary Clubs.42 41 http://www.business-on.de/dateien/bilder/grosses_landeswappen_baden_ wuerttemberg___stami.jpg (Stand:29.12.2013). 42 http://www.fwa-schaffenslust.de/res/UnsereFordererLogos/rotaryrad.jpg (Stand: 29.12.2013). 51
Das Emblem der Lions ist international gültig und auf der ganzen Welt das Gleiche. Seine Funktion ist weniger die eines Logos, sondern viel mehr die eines Siegels beziehungsweise eines Erkennungszeichens. Beim Soho House hingegen liegt die Betonung eher auf der regionalen Individualität des Clubs, da es sich von Stadt zu Stadt unterscheidet. Weiteres Erkennungszeichen: „Mitglieder von Clubs, Logen und Bruderschaften tragen oft kleine Nadeln am Jacket oder am Rock, was ihre Vereinszugehörigkeit markiert aber darüber hinaus machen sie sich auch untereinander erkennbar.“43. Die Kultur der Anstecknadel ist auch bei dem Lions Club vertreten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Logo beziehungsweise das Emblem im Lions Club eine wichtige und vordergründige Funktion spielt, da es als Erkennungsmerkmal gilt, aber die allgemeine Gestaltung beziehungsweise gar ein Design nur eine ganz untergeordnete Rolle im Club spielt. Das Logo der Lions hat einen traditionellen Wert und ist unter diesem weltweit bekannt. Ein Relaunch des Logos ist nicht nötig und wäre wahrscheinlich überflüssig, da die Relevanz einer durchgehenden modernen Gestaltung in den Kreisen des Lions Clubs wenig Anklang finden würde.Die Notwendigkeit darin wird nicht wahrgenommen. Im Lions Club hält man an traditionellen Werten und der Ursprünglichkeit fest.
Abb.19 Startseite der Webseite des Lions Clubs.44 43 Vgl. Biedermann, Edwin A.: Logen , Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf, S.11. 44 www.lions.de (Stand: 29.12.2013). 52
Der deutsche Internetauftritt des Lions Clubs macht einen sehr funktionalen und sachlichen Eindruck. Auch hier finden sich die Farben Gelb beziehungsweise Gold und Blau wieder. Die Gestaltung der Webseite ist übersichtlich, selbsterklärend und clean, setzt aber in seiner Gestaltung auf eine ältere Zielgruppe an.45
4.3 Artconnect Berlin Artconnect Berlin hat im Bezug auf das Logo eine interessante Entwicklung gemacht. Das Ursprüngliche Logo des Netzwerkes war die folgende Wort-Bild-Marke:
Abb.20 Erstes Logo von Artconect Berlin.46
Es liegt auf der Hand, dass das kein adäquates Logo für ein Netzwerk ist, welches sich um die Vermittlung von Künstlern bemüht. Es ist sehr verspielt, komplex und lässt sich nicht auf Anhieb erfassen, in diesem Logo lässt sich kein roter Faden erkennen.
45 Vgl.www.lions.de (Stand: 29.12.2013). 46 http://www.kunst-magazin.de/wp-content/uploads/2011/08/ logoARTCONNECTBERLIN_web.jpg (Stand: 29.12.2013). 53
Sp채ter entwickelte Artconnect die folgende Bildmarke:
Abb.21 Zweites Logo von Artconnect Berlin.47
Wenn man ein geschultes Auge hat, dann kommt man darauf, dass in dem Logo die Umrisse von Berlin nachempfunden wurden, welche mit Hilfe der Linien miteinander verbunden sind. Es l채sst sich also auch der Name des Netzwerkes in diesem Logo wieder finden. In meinen Augen ist das Logo, nachdem man es verstanden hat, sehr gelungen. Nun ging Artconnect aber in der Logoentwicklung noch einen Schritt weiter und markierte die einzelnen Bezirke farbig, so dass es schlussendlich wie folgt aussieht:
Abb.22 Drittes Logo von Artconnect Berlin.48
47 https://fbcdn-profile-a.akamaihd.net/hprofile-ak-prn1/s160x160/1236686_58 4965294894739_305038408_a.jpg (Stand:29.12.2013). 48 http://berliner-liste.org/wordpress/wp-content/uploads/2013/09/2013_Logo_ art-connect-berlin_angepasst_72dpi.jpg (Stand: 29.12.2013). 54
Die Idee, die mir in dem vorherigen Schritt so gut gefiel, nämlich, dass die Bezirke alle miteinander verbunden sind und man bei einem genaueren Blick erkennen konnte, dass es sich um Berlin handelt, geht hier leider vollkommen verloren. Man versteht es nicht mehr. Es sieht jetzt nur noch aus wie ein geometrisches Gebilde, ohne Zusammenhang.
Abb.23 Startseite der Weibseite von Artconnect Berlin.49
Auch in diesem Beispiel liegt eine deutlich erkennbare Problematik darin, viele Informationen auf zu kleinem Raum vermitteln zu wollen. Die Webseite wirkt überladen und unübersichtlich. Das führt dazu, dass man das Gefühl bekommt, von Informationen erschlagen zu werden.49 Die Gestaltung des Portals ist veraltetet. Auch in seiner Originalität ist das Design eher durchschnittlich und flach. Es wird ein modernes Image versucht, aber nicht erreicht. Zusammenfassend lässt sich zu diesem Beispiel sagen, dass man ein der Zielgruppe entsprechend modernes Design anstrebte, dieses Ziel jedoch verfehlte.
49 www.artconnectberlin.com (Stand: 29.12.2013). 55
4.4 Creative City Berlin Das Logo von Creative City Berlin ist eine Wort-Bild-Marke, welche aus vier unterschiedlich großen ungeraden, rechteckigen Gebilden besteht, die in der Höhe breiter werden. Die Säulen sind in den Farben Orange, Violett, Grün und Blau und haben in sich eine Transparenz, so dass es zu sichtbaren Überschneidungen kommt. Ich gehe davon aus, dass man hier die Anmutung einer Stadt nachempfinden wollte und mit Hilfe des ungeraden „Durcheinanders“ auf den Faktor Kreativität hinweisen wollte. Daneben steht in einer grotesken Schriftart „creative city“ in Minuskel geschrieben. Darunter befindet sich das Wort „BERLIN“ in Majuskel geschrieben. Die beiden Schriftzüge stehen im Vordergrund, es wird einem also einfacher gemacht als bei Artconnect auf die Einrichtung, welche hinter dem Logo steht, zu schließen. Dennoch empfinde ich dieses Logo als etwas unmotiviert und unkreativ.
Abb.24 Logo von Creative City Berlin.50
Die Gestaltung der Plattform macht einen zu überholenden, veralteten Eindruck. Es herrscht bereits auf der Startseite große Unübersichtlichkeit. Die Schrift ist sehr klein und es werden zur gleichen Zeit zu viele Informationen vermittelt. Generell hat man als User das Gefühl, nicht alle Informationen finden zu können, da die Webseite in sich sehr komplex gegliedert erscheint und die Informationen in der Gestaltung nicht deutlich kommuniziert werden. Das Design des Portals wirkt nicht zielgruppengerecht gestaltet und erscheint ähnlich wie das Logo von Creative City Berlin unkreativ, da es 50 http://www.openpr.de/images/ ararticles/3/3/3368c3448ce158e76b84f662c3af91ae_g.jpg (Stand: 29.12.2013). 56
von seiner Anmutung eher an eine vorkonstruierte Standard-Webseite erinnert. Außerdem bekommt man nicht den Eindruck, dass es sich um ein für die Kreativwirtschaft Berlins wichtiges Portal handelt, da das Design unscheinbar und veraltet anmutet. Schaut man sich vergleichbar Kreativportale an, wie zum Beispiel Behance oder Dribble, wirkt sowohl die Usebility als auch die Gestaltung der Webseite von Creative City Berlin unspektakulär.51
Abb.25/26 Startseite von der Webseite von Creative City Berlin.52
Abschließend lässt sich zu Creative City sagen, dass man das Gefühl bekommt, dass in der Idee und in dem Vorhaben der Kulturprojekte 51 www.creative-city-berlin.de (12.12.2013). 52 www.artconnectberlin.com (Stand: 29.12.2013). 57
Berlin GmbH viel Potenzial steckt, die veraltete und ungeeignete Gestaltung dem Projekt aber im Weg steht.
4.5 Betahaus Das Betahaus wählte für sein Logo eine Wort-Bild-Marke, welche aber eher den Anschein einer Wortmarke macht, da man den Strich am Ende des Schriftzuges kaum wahr nimmt. Der Schriftzug ist in der Schriftart Concorde BQ im Schnitt Medium Italic gesetzt sowie in Majuskeln geschrieben. Das Logo vom Betahaus wirkt zurückhaltend und schlicht, aber trotzdem eindringlich. Es hat einen hohen Wiedererkennungswert, was wohlmöglich daran liegt, dass es im Vergleich zu den oben genannten Beispielen das einzige Logo ist, was nur aus einem Wort besteht und keine Irritationen durch Bildelemente hervorruft.
Abb.27 Logo vom Betahaus.53
Abb.28 Startseite der Webseite des Betahaus.54
53 http://koeln.betahaus.de/wp-content/themes/betahaus2012/images/logo.gif (Stand:29.12.2013). 54 www.betahaus.de (Stand 9.12.2013). 58
Die Webseite vom Betahaus ist ähnlich wie das Logo in einem minimalen Stil gestaltet. Es gibt fünf Menüpunkte, die für den User deutlich sichtbar sind und auf mich einen klar gegliederten Eindruck machen. Man bekommt das Gefühl, dass nur dir nötigsten Informationen sichtbar gemacht wurden, was den Eindruck des minimalen Designs unterstützt. Auf der Webseite sind außerdem auffällig viele Fotos vom Geschehen im Betahaus zu sehen, welches den Internetauftritt des Working-Spaces verstärkt und den aktuellen Bezug, trotz des „offlinen” Fokus erhält. Sowohl das Logo als auch die Gestaltung der Webseite des Betahaus sind hinsichtlich des Designs sehr überzeugend und entsprechen genau den Erwartungen, die man an ein kreatives Unternehmen hat. Sie wirken innovativ, reduziert, individuell und gut durchdacht.
4.6 Ergebnisse der Untersuchung Hinsichtlich der Gestaltung der oben ausgeführten Beispiele, lässt sich zusammentragen, dass diese Untersuchung gezeigt hat, dass man bei einem kreativen Unternehmen nicht gleichzeitig auch von einer kreativen und hochwertigen Gestaltung ausgehen kann, wobei ich hier den Lions Club bewusst ausklammere, da dieser einen anderen Hintergrund hat, als das Soho House, Artconnect Berlin und Creative City Berlin. Festzuhalten gilt also, dass in dieser Untersuchung mich das Soho House und das Betahaus mit ihrer Gestaltung mehr überzeugen konnten als die Anderen. Bei dem Beispiel des Soho House steht die Gestaltung des Clubs sehr im Vordergrund. Hier trifft meiner Meinung nach die Formulierung „durchdesignt“ am besten zu. Das Betahaus ist mit seiner Gestaltung, vor allem, wenn man es mit Artconnect Berlin und Creative City Berlin vergleicht, viel deutlicher und prägnanter und man hat das Gefühl, dass die Gestaltung auf die Zielgruppe zugeschnitten ist. Ich habe heraus gearbeitet, dass die Anpassung an die Zielgruppen wichtig ist, dass das gestalterische Konzept die Absichten kommuniziert 59
und damit auch nur bestimmte Zielpersonen angesprochen werden. Der Lions Club, der zwar in diesem Vergleich nicht in den Rahmen der kreativen Communities fällt, kommuniziert mit Hilfe des Designs trotzdem die gleichen Absichten. Das Logo der Lions hat eine größere Beständigkeit und Tradition als zum Beispiel das von Artconnect Berlin, welches ständig wechselte. Es wird also auch in der Gestaltung deutlich gemacht, wo man hin will. Artconnect Berlin scheint sich im Vergleich zum Lions Club, einem alten etablierten Service Club, in der Gestaltung unsicher zu sein. Das Betahaus und das Soho House wirken in ihrer Gestaltung gefestigt und auch Creative City macht, obwohl es eine veraltete Gestaltung hat, im Gesamtauftritt einen gefestigten Eindruck. Eine Gemeinsamkeit konnte ich bei der Untersuchung der Beispiele nicht finden. Sie sind in ihrer Gestaltung alle sehr unterschiedlich. Das Soho House legt in der Gestaltung großen Wert auf die einheitliche Sprache, trotz der lokalen Individualität der Logos. Das Logo des Lions Clubs hingegen ist international das Gleiche und der Club legt so gut wie gar keinen Wert auf einen eindrucksvollen gestalterischen Auftritt. Diese Übersicht hat mich zu der Erkenntnis gebracht, wie wichtig das Design für die Zielgruppe ist und die Zielgruppe für das Design. Obwohl die Beispiele von Artconnect Berlin und Creative City Berlin junge Projekte sind, in deren Zielgruppe ich fallen würde, schrecken sie mich von ihrer gestalterischen Seite ab. Es ist wichtig, dass man sich im Vorhinein sehr gut informiert, wo die Trends gewisser Zielgruppen liegen, um diese mithilfe der Gestaltung schlussendlich auch zu erreichen.
60
5 Die Zielgruppe Der Begriff Kreativwirtschaft spielt in dieser Arbeit eine vordergründige Rolle, da er die Zielgruppe meines Projektes, nämlich die Kreativen Berlins definiert. In diesem Kapitel geht es zuerst um die Klärung des Begriffs Kreativität und anschließend um die Definition des Begriffs Kreativwirtschaft. Im zweiten Teil werden die Sinus Milieus bestimmt, welche für die von mir erdachte Zielgruppe umfassen.
5.1 Definition Kreativität Das Wort Kreativität geht auf das lateinische „Creare“ (lat. für erschaffen, hervorbringen) zurück. Der Brockhaus definiert Kreativität als: „schöpferisches Vermögen, das sich im menschlichen Handeln oder Denken realisiert und einerseits durch Neuartigkeit oder Originalität gekennzeichnet ist, andererseits aber auch einen sinnvollen und erkennbaren Bezug zur Lösung technischer, menschlicher, oder sozialpolitischer Probleme aufweist“.55. Der Begriff Kreativität ist also in seiner Anwendung vielseitig einsetzbar und interpretierbar und lässt sich nicht mehr nur mit der künstlerischen Begabung in Verbindung setzen. Lange schreibt über den Begriff Kreativität: „Kreativität bezieht sich nicht mehr nur auf künstlerische Produktionen, sondern auch auf wissenschaftliche Entdeckungen, technische Erfindungen und soziale Problemlösungsansätze.“56. Die Definition des Begriffs Kreativität steht an dieser Stelle, damit sie mit dem folgenden Vergleich Richards Floridas, bei dem Versuch die Kreativwirtschaft zu definieren, verglichen werden kann.
55 Brockhaus: Die Enzyklopädie, Zwölfter Band,Leipzig; Mannheim 1996, S.476. 56 Lange, Bastian: Die Räume der Kreativszenen, Culturpreneurs und ihre Orte in Berlin, transcript Verlag, 2007, Bielefeld, S. 63. 61
5.2 Der begriff der kreativwirtschaft Der meist zitierte Theoretiker in Bezug auf die Kreativwirtschaft ist der Amerikaner Richard Florida, welcher mit seinem Buch „The rise of the creative Class“ im Jahr 2003 den Grundstein jeder weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema Kreativwirtschaft legte. Laut Florida befinden wir uns in einem neuen Zeitalter, nämlich dem der Kreativwirtschaft. Nach seiner Theorie basieren Arbeitsprozesse und somit die ganze Wirtschaft auf der Kreativität. Er unterscheidet dabei zwischen drei Arten von Kreativität. Die technologische Kreativität, welche sich auf Erfindungen bezieht, die ökonomische Kreativität, die das Entrepreneurship beschreibt und die künstlerisch-kulturelle Kreativität. Diese Gruppen zusammengefasst bilden laut Florida die „kreative Klasse“, welche sich durch Merkmale wie Individualität, Kreativität und Vielfalt auszeichnet und welche sie dazu befähigt, einen Mehrwert aus ihrer Kreativität heraus zu generieren. Er teilt die „kreative Klasse“ auf in zwei Teilbereiche. Der Bereich der „supercreativ nucleus“, welcher die Fähigkeit besitzt neue Lösungen zu finden, die einfach, reproduzierbar und vielfältig verwendbar sind. Zu diesem Bereich gehören hauptsächlich Naturwissenschaftler, Ingenieure, Künstler, Schriftsteller, Architekten und Verleger. Einen zweiten Bestandteil der kreativen Klasse bilden die „Kreativen von Beruf“, welche sich in der Lage befinden Problemlösungen aufgrund ihrer komplexen Fachkompetenz zu entwickeln. Zu dieser Gruppe gehören Rechtsanwälte, Ärzte, Finanzdienstleister oder Manager. Neben der „kreativen Klassen“ existieren laut Florida noch die „Arbeiterklasse“ und die „Klasse des Dienstleistungsbereichs“. Die „Arbeiterklasse“ besteht aus Handwerkern, Fabrikarbeitern und anderen Angestellten. Ihre Kreativität liegt darin, nicht mehr nur mechanische Tätigkeiten nach einem bestimmten Schema auszuführen, sondern sie sind gezwungen kreativ zu denken und eigene Problemlösungen zu erarbeiten. Hier spricht Florida von der „kreativen Fabrik“, in welcher alle Mitarbeiter mitdenken und durch ihre eigene 62
Kreativität einen Beitrag leisten müssen. Die dritte Klasse umfasst den Dienstleistungsbereichs, zu der unter anderem das Gastronomie-, Hotelund Transportgewerbe aber auch Reinigungsfirmen und Hausangestellte zählen. Diese Klasse wächst nach Florida´s Theorie stetig, da die Kreativen bestimmte Dienst-und-Serviceleistungen in Anspruch nehmen um ihre Arbeit leisten zu können. Die Kreativen fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies ist eine Handlung, welche die Klasse des Dienstleistunsgbereichs näher an die der Kreativen heran bringt und durch den so entstehenden Kontakt mit der kreativen Klasse werden laut Florida Werte und Lebensstile der Kreativen übernommen und schließlich werden sie selbst kreativ.57 Man kann also sagen, dass nach der Theorie Richard Floridas jeder Beruf irgendwo kreativ ist beziehungsweise es zumindest werden kann. Floridas Theorie scheint mir bei der Betrachtung der allgemeinen Gesellschaft als nachvollziehbar und sinnvoll und ich finde den Hauptgedanken Floridas, nämlich das jeder Beruf kreativ sein kann, sehr reizvoll. Das ist ein schöner Gedanke aber keine Tatsache, von der ich in diesem Projekt ausgehen kann. Ich habe mich also dazu entschieden mich bei der Definition der Kreativwirtschaft auf europäische Ansätze zu stützen, die es mir erlauben sinnvolle Abgrenzungen für die Berliner Kreativwirtschaft zu entwickeln und auf meine Arbeit anzuwenden. Schlussendlich muss man sich fragen: Was und wer ist eigentlich kreativ? Ist zum Beispiel jeder Musiker per se gleich kreativ nur weil er sein Instrument beherrscht? Oder ist die Steuerberaterin die in ihrer Freizeit kunsthandwerkliche Produkte herstellt oder der Automechaniker der Oldtimer wieder zum Fahren bringt nicht kreativ?
57 Vgl. Florida, Richard: The rise of the of the creative Class, Basic Books, 2002, New York, S. 67ff. 63
Der Versuch den Begriff Kreativwirtschaft zu definieren erschien mir sehr schwer, zumal mir im Laufe meiner Recherche auffiel, dass die vorhandenen Definitionen sich sehr voneinander unterscheiden. Die Ränder eines solchen Begriffs werden immer unscharf bleiben, da Kreativität sich weiter entwickelt und nie stehen bleibt. Kreative arbeiten immer an Rändern und an Grenzen.58 Eine mir angebracht erscheinende Definition veröffentlichte der Bericht der Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“, welcher den Begriff in einer Formel wie folgt zusammen fasst:
Kreativwirtschaft = Kulturwirtschaft + Kreativbranchen.59
Die Formel halte ich für sehr hilfreich und treffend, jedoch beschreibt sie den Begriff immer noch zu undeutlich. In einem Diplomprojekt von fünf Studenten der UdK, die sich mit der Kreativwirtschaft Berlins auseinander setzten, wird die oben genannte Formel in einer Begriffserklärung auf den Punkt gebracht. Sie definieren den Begriff Kreativwirtschaft wie folgt: „Wir unterschieden Kreativwirtschaft im engeren und im weiteren Sinne. Kreativwirtschaft im engeren Sinne sind die Prozesse auf der ersten Stufe der Wertschöpfungskette bei allen kreativen Teilmärkten. Es handelt sich dabei um jene kreativen Aktivitäten am Anfang jedes wirtschaftlichen Prozesses innerhalb der Kreativbranche von denen Urheberrechte erzeugt werden. Kreativwirtschaft im weiteren Sinne sind die Prozesse auf den übrigen Stufen der jeweiligen Wertschöpfungskette, die sich mit der Auswertung der kreativen Inhalte befassen. 58 Vgl. Lange, Bastain, Kalandides, Ares, Stöber, Birgit, Wellmann, Inga: Goverance der Kreativwirtschaft, Diagnosen und Handlungsoptionen, transcript, Bielefeld 2009, S.34. 59 Bericht Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“: http://dip21. bundestag.de/dip21/btd/16/070/1607000.pdf. (Stand:29.12.2013). 64
Dies kann je nach Teilmarkt die Produktion, Vermarktung, Ausstellung und andere Schritte umfassen.“60. Ich entschied mich bei meiner Suche nach einer Definition für die Zielgruppe der Kreativwirtschaft diese Formulierung als Ausgangssituation und Orientierung für mein Projekt zu wählen, da sie mir gut strukturiert, schlüssig und sinnvoll erschien. Diese Auflistungen zeigen die Teilmärkte im weiteren Sinne und im engeren Sinne nach Berufen sortiert. Teilmärkte Berlins im engeren Sinne sind dieser Definition nach zu Folge also: Musik - Gesang, Tonstudios, Komposition, Songschreiber, Instrumentenbau
Architektur - Architektubüros für Regionalund
Landesplanung, Kulissenbau, Architekturbüros für Innenarchitektur/Hochbau
Buch&Pressemarkt - Journalismus,
Übersetzungsbüros, Nachrichtenbüros, Autoren/ Schriftsteller
Design - Produktdesign, Modedesign, Industriedesign, Grafikdesign, Webdesign, Sounddesign
Darstellende Kunst - Tanz, Schauspiel, Bühnenkunst
60 Fossati, Silvia; Rudly, Maria; Selmer, Werner Klaus; Theilig, Anja; Wünsche, Anette: Kreativwirtschaft Berlin, Ein Diplomprojekt im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste, Berlin, Juni 2008, S.26 65
Kunsthandwerk - Keramikhandwerk,
Metallgestaltung, Goldschmiederei, Glasbl채serei Bildende Kunst - Restauratoren, Kunstfotografie, Bildhauerei, Malerei
Film/TV/Rundfunk - Kamera, Regie, Filmbearbeitung, Animation, Drehbuch, Storyboarding,
Synchronsprecher, Film- und Videofilmproduktion, Fernseh- und Rundfunkprogrammproduktion Werbung/PR - PR, Text, Grafik, Planung Computerspiele/Software - Softwareentwicklung,
3D Grafikproduktion, Computerspiele/
Softwarehersteller, Computerspielentwicklung 61
Teilm채rkte Berlins im weiteren Sinne sind dieser Definition nach zu Folge also: Musik - Musikverlage, Festivals, Musiklabels,
Tanzlokale/Diskotheken, Opern/Konzerthallen, Musikeinzelhandel, Konzertveranstalter Architektur - Bauunternehmen, Wohnungsbaugesellschaften
Buch&Pressemarkt - Antiquariate, Einzelhandel, Messen, Verlage, Bibliotheken/Archive, Presseagenturen
Design - Modeschauen/Messen, Einzelhandel, Festivals, Bekleidungseinzelhandel, Designagenturen
61 Vgl. ebd. 66
Darstellende Kunst - Tanzschulen, Theater/
Varietés, Festivals, Theaterveranstalter, Künstler/ Castingagenturen, Zirkus
Kunsthandwerk - Manufakturen, Kustgewerbehandel, Galerien
Bildende Kunst - Auktionshäuser, Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Museen, Ausstellungen und Galerien, Ausstellungs&Galerien Veranstalter
Film/TV/Rundfunk - Kinos, Filmtheater, Festivals,
Video/DVD Anbieter, Filmvertrieb, Rundfunk- und Fernsehanstalten, Filmverleihe
Werbung/PR - Projekt Management, Beratung, Events/ Festivals
Computerspiele/Software - Einzelhandel, Messen 62
62 Fossati, Silvia, Rudly, Maria, Selmer, Werner Klaus, Theilig, Anja, Wünsche, Anette: Kreativwirtschaft Berlin, Ein Diplomprojekt im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskomunikation an der Universität der Künste, Berlin, Juni 2008, S.26. 67
5.3 Die milieus Die Sinus-Milieus sind von dem privaten Markt- und Sozialforschungsinstituts Sinus Sociovision entwickelte Lebensweltanalysen unserer Gesellschaft. Dabei beschreiben die einzelnen Milieus charakteristische Eigenschaften und Lebensorientierungen, wie auch gruppieren die Sinus-Milieus Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln. Das bedeutet, dass sie ähnliche Wertprioritäten, soziale Lagen, und Lebensstile teilen. Die Sinus-Milieus gehen also nicht von formalen, demografischen Kriterien wie Schulbildung, Beruf oder Einkommen aus sondern beschäftigen sich mit der Wertorientierung der Menschen. Die Sinus-Milieus fassen also Menschen in Form von Gruppen zusammen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Milieus sind fließend, da Lebenswelten nicht exakt eingrenzbar sind und zwischen den Milieus immer Berührungspunkte herrschen werden. Um die Sinus-Milieus zu veranschaulichen entwickelte man eine Milieugrafik. In der Höhe der Grafik liest man die soziale Lage also Bildung, Einkommen und Berufsgruppe ab, je höher also ein Milieu desto höher auch die Schicht in der es angesiedelt ist. In der Breite liest man die Grundorientierung des Milieus ab, also wie traditionell oder modern ein Milieu ist. Ihre häufigste Anwendung finden die Basis-Zielgruppen im strategischen Marketing, aber auch in meinem Projekt spielen sie eine entscheidende Rolle.63
63 Vgl. Burda Advertising Center, Sinus Sociovision: Typologie der Wünsche, Die Sinus-Milieus in Deutschland, Offenburg, 2002, S.12-13. 68
Abb.29 Das Sinus-Milieumodell von 2012.64
Die Zielgruppe, die ich mit meinem Projekt ansprechen will, lässt sich in zwei Milieu-Gruppen ansiedeln. Zum einen ist es das Milieu der Performer und zum anderen das Expeditive Milieu, wobei die Kreativwirtschaft Berlins hauptsächlich in der zuletzt genannten Gruppe anzusiedeln ist. Die Performer nennt man auch die multi-optionale, effizienzorientierte Leistungselite. Sie denken global-ökonomisch, sind konsumund stilorientiert und verfügen über hohe IT-und MultimediaKompetenzen. In der Grundgesamtheit zählt man 7,4 % also 5,2 Millionen der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren zu diesem Sinus-Milieu. Sozial demografische Merkmale der Performer sind ein Altersschwerpunkt zwischen dreißig und fünfzig Jahren. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa zweiundvierzig Jahren. Oft sind es Paare ohne Kinder. Wenn Kindern vorhanden sind, sind diese 64 http://www.saatkorn.com/wp-content/uploads/2012/04/sinus-mili eus-2012.jpg (Stand: 29.12.2013). 69
noch sehr klein. Die Performer verfügen häufig über einen höheren Bildungsabschluss mit einem Studium, außerdem machen sie den höchsten Anteil voll Berufstätiger im Milieu-Vergleich aus. Ein hoher Anteil der Performer ist selbstständig und freiberuflich sowie oft in qualifizierten und leitenden Positionen tätig. Sie verfügen über ein hohes Haushaltsnettoeinkommen.65 Laut der oben festgelegten Definition für den Begriff der Kreativwirtschaft lässt sich das Milieu der Performer in die Gruppe der Kreativwirtschaft im weiteren Sinne einordnen. Das Expeditive Milieu wird auch die ambitionierte kreative Avantgarde genannt. Personen dieses Milieus sind mental und geografisch mobil, online und offline vernetzt und ständig auf der Suche nach neuen Grenzen und neuen Lösungen. In der Gesamtheit zählt man 7,1 % also 5,0 Millionen Menschen zu diesem Sinus Milieu. Das Milieu der Expeditiven ist das Jüngste aller Sinus Milieus. Zwei Drittel sind unter dreißig Jahren und der Altersdurchschnitt liegt bei etwa neunundzwanzig Jahren. Viele der Expeditiven sind ledig sowie Single und leben noch im Haushalt der Eltern. Sie verfügen über eine hohe Formalbildung. Im Vergleich ist es das Milieu mit den geringsten Anteil an Hauptschulabschlüssen und dem höchsten Anteil an Abiturienten. Etwa zweiundvierzig Prozent der Expeditiven sind noch in der Ausbildung. Unter den Berufstätigen befinden sich viele Selbständige in qualifizierten und leitenden Positionen. Sie kommen aus gut situierten Elternhäusern und verfügen über ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen. Berufstätige dieses Milieus haben häufig ein mittleres bis gehobenes Einkommen.66 Das Milieu der Expeditiven lässt sich bei der Begriffsdefinition der Kreativwirtschaft in die Teilmärkte der Kreativwirtschaft im engeren Sinne einordnen. 65 Vgl. Sinus-Milieus, Reason Why: http://www.b4p.de/fileadmin/b4p/upload/ inhalte/2_3-Menschen-Die-Sinus-Milieus-b4p.pdf. (Stand: 19.12.2013). 66 Vgl. ebd. 70
71
KONZEPtTEIL
6 Umfrage und Ergebnisse Das sechste Kapitel dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Auswertung des Fragebogens sowie den daraus resultierenden Ergebnissen, welche mich schließlich zum abschließenden Punkt dieser Arbeit bringen sollen, dem Entwurf eines Konzepts für die Entwicklung einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins.
6.1 Der Fragebogen Die ursprüngliche Idee meines Bachelor Projekts bestand bereits aus einem Konzept für die Gründung einer Community. Nach einiger Überlegung wurde mir aber bewusst, dass dieses Konzept, welches ich mir für die Community vorgestellt habe, vielleicht funktioniert hätte, jedoch nur auf von mir erdachten Vermutungen beruhte. Ich hatte kein fundiertes Material, was mich zu Schlüssen kommen lies, um solch ein Konzept zu entwickeln. Das ist der Grund dafür, warum ich mich entschied einen Fragebogen zu konzipieren, der mir dabei helfen sollte, herauszufinden, was die Zielgruppe denkt und wo die allgemeinen Bedürfnisse liegen. Mithilfe dieser Ergebnisse möchte ich neben eines Entwurfs für ein Konzept für eine Community außerdem auch herausfinden, wo der Schwerpunkt in meiner praktischen Arbeit liegen soll.
74
Die Gründung einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins. Hallo, wenn wir uns noch nicht persönlich kennen, ich bin Luise und ich beschäftige mich im Zuge meiner Bachelorarbeit mit der Gründung von Communities. Das Ziel ist es eine urbane Community für die Kreativwirtschaft Berlins zu gründen. Dieser Fragebogen ist bei dir gelandet, weil du offenbar in meine Zielgruppe passt. Mit deiner Hilfe versuche ich heraus zu finden, welche „Needs“ es gibt, wo die Ansprüche und Bedürfnisse der kreativen Szene in Berlin liegen und welche Rahmenbedingungen für die Gründung einer Community geschaffen werden müssen. Du würdest mir sehr helfen, wenn du dir 10 Minuten für die Beantwortung der Fragen Zeit nimmst. Deine Antworten sind wichtig für das Ergebnis dieser Umfrage, meiner Bachelorarbeit und die Konzeption dieses Projekts. Vielen Dank für deine Hilfe, Luise Wärest du interessiert an einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins? JA Nein
Ein paar Facts über dich
Hier geht es kurz darum dich einordnen zu können. Ich behandle deine Informationen vertraulich. Der Fragebogen ist anonym und ich sehe bei der Auswertung weder deinen Namen, noch irgendwelche deiner Kontaktdaten.
75
Bist DU? Männlich Weiblich
Wie alt bist du?
In welchem Bezirk wohnst du in Berlin? Mitte Tiergarten Wedding Prenzlauer Berg Friedrichshain Kreuzberg Charlottenburg Spandau Wilmersdorf Zehlendorf Schöneberg Steglitz Tempelhof Neukölln Treptow 76
Köpenick Lichtenberg WeiSSensee Pankow Reinickendorf Sonstiges
Bist du noch Student oder bereits berufstätig?
Student Berufstätig
Bist du selbstständig oder angestellt? Ich bin selbstständig Ich bin angestellt Ich bin noch Student, arbeite aber bereits selbstständig Ich bin noch Student, aber bereits angestellt Ich bin Student ohne Arbeit Ich bin noch nicht berufstätig Ich bin arbeitslos Sonstiges
77
In welchem Feld der Kreativwirtschaft bist du tätig?
Wenn du in mehreren Feldern tätig bist, setze mehr Kreuze. Wenn dein Berufsfeld nicht in der Liste ist, trage es bei „Sonstiges“ ein.
Architektur Buch Design Film Schauspiel Kunst Darstellende Kunst Literatur Musik Presse Produktion Rundfunk Software&Games Werbung Entrepreneurship Kulturelles Erbe Fernsehen kulturpreneur handwerk 78
Museen Fotografie Unterhaltungskunst Sonstiges
Dein kreatives Netzwerk
Hier interessiert mich wie groß dein kreatives Netzwerk und wie groß dein Interesse daran ist. Fühlst du dich in der Kreativwirtschaft gut informiert und vernetzt? Ja, fühle ich mich Nein, fühle ich mich nicht Sonstiges Wenn ja, wo informierst du dich? Wo vernetzt du dich?
Bist du generell daran interessiert dich mit neuen Inhalten und neuen Leuten aus der Kreativwirtschaft auseinander zu setzen? JA, bin ich Nein, bin ich nicht
79
Hast du Freunde in der Kreativwirtschaft? Ja, habe ich mein freundeskreis ist sehr gemischt nein, habe ich nicht sonstiges
Bist du Teil eines kreativen Netzwerkes? Ja, bin ich Nein, wäre ich aber gern nein, bin ich nicht sonstiges
Wenn ja, sind deine Freunde/Bekannte in den gleichen Feldern tätig wie du, oder in Anderen? Welche Felder sind das?
Wie viele Personen gehören zu deinem Netzwerk?
Würdest du gerne mehr Leute aus der Kreativwirtschaft kennen?
80
Ja Ich kenne schon genug nein Würdest du dich gerne regelmäSSig mit anderen Kreativen austauschen wollen? ja Ich tausche mich bereits mit anderen kreativen aus, würde mein netzwerk aber gerne vergröSSern Ich tausche mich bereits mit anderen kreativen aus, mein netzwerk ist groSS genug Nein Sonstiges
Nenne einen oder mehrere Orte an denen du dir so einen Austausch vorstellen könntest.
Kannst du dir vorstellen mit anderen Menschen aus der Kreativwirtschaft gemeinsam Projekte zu bearbeiten bzw. machst du so etwas schon? Kann ich mir vorstellen Mache ich schon Kann ich mir nicht vorstellen sonstiges 81
Wie lernst du andere Menschen aus der Kreativwirtschaft kennen? Im job durch praktika beim feiern 체ber freunde In Co-workingspaces Auf messen/Festivals Online (Behance, Pinterest, Flickr...) bei Workshops und lectures Networkingsveranstaltungen ich lerne keine anderen kreativen kennen Sonstiges
Gibt es einen oder mehrere bestimmte Orte (Stammkneipe etc..) wo du dich bereits regelm채SSig speziell mit deinem Netzwerk triffst?
82
Welche Bedeutung misst du Netzwerken in der Kreativwirtschaft bei?
Gestaltung der Community
In diesem Abschnitt interessiert mich, wo die Bedürfnisse bei der Gründung einer urbanen Community für die Kreativwirtschaft liegen.
Bist du bereits Mitglied in einem Verein, einer Community oder in einem Club?
Wenn ja, in welchem?
Welche Veranstaltungen würdest du dir im Rahmen der Community vorstellen können? Stammtische feedbackrunden lectures Ausstellungen Präsentationen von projekten vorführungen
83
Konzerte Parties lesungen workshops pitches networkingveranstaltungen gemeinsame projekte freizeitveranstaltungen Sonstiges
Kannst du dir vorstellen, dass eine Community im virtuellen Raum (Online) statt findet? Ja, kann ich mir vorstellen kan, kann ich mir vorstellen, offline ist aber spannender ja, kann ich mor vorstellen, aber ich denke eine mischung aus online und offline ist am besten nein, kann ich mir nicht vorstellen Sonstiges
Wenn „Mischung aus online und offline“ angekreuzt wurde, wie viel online?
Gib einen Prozentwert an.
84
Findest du eine Community sollte einen festen Ort haben?
Mit fester Ort ist eine feste „Location“ gemeint, in welcher alle Veranstaltungen innerhalb der Community statt finden.
ja, sollte sie verschiedene wechselnde orte find ich besser nein, kein fester ort sonstiges
Findest du es sollte in den Räumlichkeiten der Community auch Platz zum Arbeiten geben?
Geimeint sind: Co-Workingspaces, Büros, Werkstätten, Meetingräume, Studios etc. ja, sollte ses nicht unbedingt nein, sollte es nicht sonstiges
Findest du eine Community sollte für jede Veranstaltung den gleichen Ort haben? ja immer der gleiche ort nein, der ort sollte je nach Veranstaltung wechseln sonstiges
85
Nenne einen Ort an dem du dir vorstellen kĂśnntest dein zukĂźnftiges Netzwerk an Kreativen (die Community) zu treffen.
Findest es sollte Mitgliedschaften fĂźr eine Community geben ?
ja, sollte es nein, sollte es nicht sonstiges
Findest du man muss Mitglied sein um an den Veranstaltungen der Community teilzunehmen?
ja, man muss mitglied sein, um an den Veranstaltungen teil zu nehmen nein, man muss kein mitglied sein. Jeder kann an den veranstaltungen teilnehmen sonstiges
Sollte man die Mitgliederzahlen der Community begrenzen?
ja, sollte man nein, sollte man nicht sonstiges 86
Wenn ja, auf wie viele Mitglieder?
Findest du es sollte einen Jahresbeitrag f端r die Community geben? ja, sollte es nein, sollte es nicht studenten sollten weniger zahlen als berufst辰tige jeder soll so viel zahlen wie er kann sonstiges
Wenn ja, wie hoch sollte dieser maximal sein?
Sollte es Aufnahmebedingungen f端r die Community geben?
ja, sollte es nein, sollte es nicht sonstiges
Welche Aufnahmebedingungen sollte es geben? freunde laden freunde ein einladung b端rgennachweis 87
vorschlag durch andere mitglieder eigenbewerbung keine aufnahmebedingungen Sonstiges Findest du die Community sollte 50 % berufliche Relevanz und 50 % Lifestyle sein? ja, finde ich gut mehr lifestyle weniger lifestyle gar kein lifestyle sonstiges Wenn du an einer Community f端r die Kreativwirtschaft interessiert bist, beschreibe kurz wie du dir diese Community vorstellst.
88
6.2 Die ergebnisse Ich habe den Fragebogen via Facebook sowie per Email an alle mir bekannten Personen aus der Kreativwirtschaft geschickt, mit der Bitte, ihn an ihre kreativen Freunde weiterzuleiten. Das Ergebnis dieser Umfrage sind 130 Antworten. In der Auswertung fiel mir auf, dass nicht alle Fragen meines Fragebogens relevante Ergebnisse lieferten, also entschied ich mich dazu, nur die ergebnisrelevanten Antworten in die Auswertung einzubeziehen. Wärest du interessiert an einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins?
Nein 14%
Ja 86%
In welchem Bezirk wohnst du?
Die meisten Teilnehmer wohnen in Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg und Lichtenberg.
89
Bist du noch Student oder bereits berufst채tig?
Berufst채tig 32%
Student 68%
Die meisten der Teilnehmer sind in folgenden Feldern der Kreativwirtschaft t채tig:
Design
Werbung Fotografie
Kunst
Film
Musik
90
Produktion
F체hlst du dich in der Kreativwirtschaft gut informiert und vernetzt?
Ja 29%
Nein 71%
Bist du generell daran interessiert dich mit neuen Inhalten und neuen Leuten aus der Kreativwirtschaft auseinander zu setzen?
Nein 3%
Ja 97% Bist du Teil eines kreativen Netzwerkes? Sonstiges 5%
Nein, bin ich nicht 30%
Ja 30%
Nein, w채re ich aber gern 43%
91
Würdest du gerne mehr Leute aus der Kreativwirtschaft kennen? Ich kenne schon genug 4%
Nein 1%
Ja 95%
Würdest du dich gerne regelmäSSig mit anderen Kreativen austauschen wollen?
Ich tausche mich bereits mit anderen Kreativen aus. Mein Netzwerk ist groSS genug.
Nein 3% 2%
Ja 46%
92
49%
Ich tausche mich bereits mit anderen Kreativen aus, würde mien Netzwerk aber gern vergröSSern
Nenne einen oder mehrere Orte an denen du dir so einen Austausch vorstellen kĂśnntest: Kaffee Bar Restaurant Uni Messen Atelier Zuhause FB-Gruppe Online Agentur Co-Working Club Konzefrenz Ăœberall Parties Betahaus
Welche Bedeutung misst du Netzwerken in der Kreativwirtschaft bei? Keine Bedeutung Sonstiges 3%
4%
GroSSe Bedeutung 93% 93
Welche Veranstaltungen würdest du dir im Rahmen der Community vorstellen können? Stammtische Feedbackrunden
Lectures
Ausstellungen Präsentationen Vorführungen Konzerte Parties
Lesungen Workshops Pitches Networking
Gemeinsame Projekte Freizeit
Kannst du dir vorstellen, dass eine Community im virtuellen Raum (Online) statt findet?
Nein, kann ich mir nicht vorstellen 3%
Ja, kann ich mir vorstellen, aber ich denke eine Mischung aus Online und Offline ist am besten
39%
26%
Ja, kann ich mir vorstellen
32% Ja, kann ich mir vorstellen, offline ist aber spannender
94
Findest du eine Community sollte einen festen Ort haben?
Sonstiges
Nein, keinen festen Ort
11%
12%
Ja 35%
42% Verschiedene, wechselnde Orte finde ich besser
Findest du eine Community sollte f端r jede Veranstaltung den gleichen Ort haben?
Sonstige 11%
Ja, immer der gleiche Ort 35%
78% Nein, der Ort sollte je nach Veranstaltung wechseln.
95
Nenne einen Ort an dem du dir vorstellen könntest dein zukünftiges Netzwerk an Kreativen zu treffen.
In einer groSSen Berliner Wohnung; In einer Bar; Stattbad Wedding; In Agenturen; Ateliergemeinschaft; In verlassenen Fabrikgebäuden; Fotostudio; Kneipe, Bar, Restaurant ; Büro, Café, jeder Ort mit einer Bar; Betahaus; Coworkingspace; Wohnzimmer-Café; Ein gemütlicher Ort, der privat gehalten werden kann, bei dem aber Café-Atmosphäre herrscht; Gemeinnütziges Atelier; Galerie Werkstatt/Büro; Clash Mehringdamm Seeufer; improvisierte Räume genügen; Muss nichts professionelles sein; Transmediale; Mischung aus Bar und Office; Werkstatt/Halle Freiraum; Ausstellungsraum; Café; Kino; Atelier .
Findest du es sollte Mitgliedschaften für eine Community geben?
Sonstige 7%
Ja, sollte es 28%
Nein, sollte es nicht 65%
96
Findest du man muss Mitglied sein, um an den Veranstaltungen der Community teilzunehmen?
Sonstiges
Ja, man muss Mitglied sein um an den Veranstaltungen teilzunehmen
4%
14%
82% Nein, man muss kein Mitglied sein um an den Veranstaltungen teilzunehmen
Findest du es sollte einen Jahresbeitrag f체r die Community geben?
Sonstiges Ja, sollte es
5%
Jeder soll so viel zahlen wie er kann
26%
7%
41%
21%
Nein, sollte es nicht
Studenten sollen weniger zahlen als Berufst채tige
97
Findest du die Community sollte 50 % berufliche Relevanz und 50 % Lifestyle sein?
Gar kein Lifestyle 11%
Weniger Lifestyle 38%
Ja, finde ich gut 37%
Mehr Lifestyle 6%
Sollte es Aufnahmebedingungen f端r die Community geben?
Sonstige 6%
Nein, sollte es nicht 54%
98
Ja, sollte es 40%
Welche Aufnahmebedingungen sollte es geben?
Vorschlag durch andere Mitglieder
Keine Aufnahmebedingungen
Freunde laden Freunde ein
Eigenbewerbung Einladung
B端rgen
Sonstiges
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Wenn du an einer Community für die Kreativwirtschaft interessiert bist, beschreibe kurz wie du dir diese Community vorstellst.
»Interessierte Leute lernen sich kennen.« »Nette Veranstaltungen mit spannenden Präsentationen und lustigen Ideen.« »Zwanglos und unpeinlich.« »Veranstaltungen aller Art (Austellungen, Pitches, Lectures, Workshops) Möglichkeiten (Arbeitsplätze, Feedback, Jobvermittlung).« »Mir macht das Arbeiten an einem Projekt in einer Gruppe viel mehr SpaSS als alleine, weil ich Leute habe, mit dennen ich über meine Arbeit diskutieren kann und durch konstruktive Kritik weiter komme« »Für mich ist eine Community eher eine Runde, in der jeder absolute Gleichberechtigung erhalten bleiben sollte.« »Es erinnert an Lesekreise, in der sich Literaten und Autoren damals und wohl auch heute noch in Hinterzimmern oder Cafés trafen und ihre Werke vorlasen und darüber anschlieSSend diskutierten.« »Die Atmosphäre ist ganz wichtig. Kaffee und Kuchen.« »Eine manifestierte Gruppierung mit unterschiedlichen Ideen, gleichen Zielen und viel eigenem Antrieb. « » Offen für alle! Informativ! « »Flexibel, spannend, bunt gemischt, keine Hierachien.« 100
»Vielleicht thematisch differenziert nach Bereichen, aber mit Überschneidungen und Kollaborationen eventuell auch mit Feldern, mit denen man sonst nichts zu tun hat.« »Stammtische, Projektvorstellungen, Workshops, Möglichkeiten zum Kennenlernen und Ideenaustausch.« »Fokus auf offline, aber mit Updates/Planung online und Aktiviät über Social Media.« »Transparente Strukturen, wer mitorganisieren will, kann gut einsteigen.« »Aktiver und kreativer Austausch, Motivation für jederart Projekte, ab und an mal ein Bier.« »Sie sollte den eigenen Horizont erweitern. Man sollte sich gegenseitig unterstützen, um das Eigene und das Schaffen der anderen, zu verbessern.« »Neues entsteht ja nicht durch immer den selben Sumpf, sondern durch Neues.« »Kontexte Klein, exklusiv, alternativ und locker mit dem Ziel neue Horizonte zu ereichen.« »Schön wäre eine starke Community mit vielen eigenen Veranstaltungen die auch Unbekannten Leuten die Gelegenheit bietet Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und sich so etablieren können.« »Ein gutes (echtes) Forum wäre ein starkes Rückgrat für eine solche Community und schon alleine ein Erfolgsgarant. Auf der einen Seite eine starke lokale Offline-Community mit Veranstaltung, auf der anderen Seite ein gutes internationales Online-Forum mit kompetenten Leuten.« »Kreativer offener Raum, gechillt, ausspannen, Café trinken, gutes 101
Essen, tolle Veranstaltungen, Benachrichtigungen online, seine Meinung für Verbesserung äuSSern, Freunde treffen, Freunde finden, nicht zu alternativ oder schäbig, cooles Design, offen für alles. Locker.« »Die Mitglieder müssen so locker sein, dass das Kreativego abgelegt werden kann und man gemeinsam neues schaffen kann.« »Es sollte Onlineportfolios geben, gut strukturiert, sodass man sich für verschiedene Projekte die richtigen Partner suchen kann.« »Die ideale Community wäre für mich eine Art Verein oder Initiative, wo sich Kreative jeglicher Disziplinen treffen, um sich auszutauschen und Projekte und kreative Aktivitäten zusammen zu planen und durchzuführen. Dabei hat die Community keinen begrenzten Rahmen.«
»Netzwerk, Jobangebote und Partnerverbindungen, positiver Blick in die Zukunft für Kreative, gegenseitig Unterstützung und Achtung, lebendige und aktuelle Diskussionen, Liebe, Leben und Lust, alles was gut ist, offen, über die Grenzen Berlins hinaus, international.«
»An einem Ort, an dem man immer gehen kann, der bestimmte Öffnungszeiten hat und dann trifft man immer jemanden, den man kennt, mit dem man sich austauschen kann, ohne sich verabreden zu müssen.«
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6.3 Die Auswertung In der Auswertung werden die Ergebnisse noch einmal zusammengefasst und Tendenzen heraus gearbeitet. Sechsundachtzig Prozent der Befragten wären an einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins interessiert. Ein Großteil der Befragten studiert noch und ist im Kreativwirtschaftsbereich Design tätig. Einundsiebzig Prozent der Befragten fühlten sich nicht gut informiert und vernetzt in der Kreativwirtschaft und siebenundneunzig Prozent haben ein generelles Interesse daran, sich mit neuen Inhalten und neuen Leuten aus der Kreativwirtschaft auseinander zu setzen. Nur dreißig Prozent sind bereits Teil eines kreativen Netzwerkes und dreiundvierzig Prozent wären es gern. Fünfundneunzig Prozent würden gern mehr Leute aus der Kreativwirtschaft kennen und neunundvierzig Prozent würden, obwohl sie sich bereits mit anderen Kreativen austauschen, ihr Netzwerk gern vergrößern. Auf die Frage hin, welche Bedeutung die Befragten einem kreativen Netzwerk beimessen, antworteten dreiundneunzig Prozent der Teilnehmer „Eine große Bedeutung“. Es lässt sich also aufgrund dieser Ergebnisse zunächst festhalten, dass ein allgemeines Interesse an einer Community für die Kreativwirtschaft besteht. Auf die Frage einen Ort zu nennen, an dem man sich einen Austausch unter Kreativen vorstellen könnte, waren die meist genannten Begriffe Café, Bar, Atelier, Online und das Betahaus. Veranstaltungen, die sich die Befragten innerhalb der Community vorstellen könnten, sind Stammtische, Ausstellungen, Präsentationen, Wokshops und gemeinsame Projekte. Auf die Frage, ob die Teilnehmer sich die Community im virtuellen Raum vorstellen könnten, antworteten neununddreißig Prozent mit: „Ja kann ich mir vorstellen, aber eine Mischung aus Online und Offline ist am besten.“ und zweiunddreißig 103
Prozent mit: „Ja kann ich mir vorstellen, Offline ist aber spannender.“. Zweiundvierzig Prozent der Teilnehmer finden, eine Community sollte keinen festen Ort haben, sondern verschiedene, wechselnde Orte. Auch für anstehende Veranstaltungen entschieden sich zweiundachtzig Prozent dafür, dass der Ort je nach Veranstaltung wechseln sollte. Die Mehrheit der Befragten findet, es sollte keinen Jahresbeitrag und auch keine Aufnahmebedingungen in der Community geben. Bei der Frage welche Aufnahmebedingungen es geben sollte erzielten die Antwortmöglichkeiten „Freunde laden Freunde“ ein, „Vorschlag durch andere Mitglieder“ und „Keine Aufnahmebedingungen“ die meisten Stimmen. Die Mehrheit entschied sich dafür, dass die Community keine sehr große „Lifestyle-Relevanz“ haben soll, maximal fünfzig Prozent, mit fallender Tendenz. Als nach einem Ort gefragt wurde, wo man sich vorstellen könnte, sein zukünftiges Netzwerk an Kreativen zu treffen, waren die am häufigsten genannten Begriffe Café, Bar, und Restaurant. Die Antworten der Befragten besitzen eine deutliche Tendenz. Auf beide Fragen in denen nach einem Ort gefragt wurde, antworteten die Teilnehmer mit den Begriffen Café und Bar. Auch der Charakter, welchen die Community haben soll, ist in den Antworten deutlich zu erkennen. Die Befragten wünschen sich eine offene Community, ohne feste Beiträge sowie ohne Aufnahmebedingungen. Es soll wechselnde Örtlichkeiten geben, die zu großen Teilen „offline“ stattfindet. Als die Teilnehmer in der letzen Frage gebeten wurden, kurz ihre Vorstellungen einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins zu beschreiben, sind häufig genannte Inhalte zum Beispiel: “offen für alle, informativ, keine Hierarchien, Möglichkeiten zum Kennenlernen, Ideenaustausch, Fokus auf „offline“ mit Updates im „onlinen“ Bereich, kreativer offener Raum, Freunde treffen, Freunde finden, cooles Design“.
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6.4 das konzept Aus den oben genannten Ergebnissen erschließt sich mir folgendes Konzept für die Skizzierung einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins. Die Ergebnisse des Fragebogens zeigten mir, dass die von mir angezielte Community einen Rahmen braucht. Einen Ort, der eine Regelmäßigkeit schafft und somit Treffpunkt des Zusammenkommens sein kann. In den Antworten las ich sehr deutlich heraus, dass die Befragten sich solch einen Ort wünschten und sich diesen in einem Café beziehungsweise Bar-Kontext vorstellten. Die Versorgung von Getränken und Essen spielte in den Ergebnissen eine auffällige Rolle, genauso wie ein zentraler öffentlicher Ort, der gut erreichbar ist. Ich entschloss mich dazu, den Vorschlag anzunehmen, die Community in einem Café, stattfinden zu lassen. Das Café soll in diesem Entwurf als Ort fungieren, an welchem die Community entsteht und zu Stande kommt. Ein Ort speziell für die Kreativwirtschaft Berlins, welcher so aufgebaut ist, dass er mithilfe von verschiedenen Strategien und gestalterischen Methoden zu einem Punkt wird, an dem Kreative zusammenkommen und eine Basis der Kommunikation entsteht. Ein Café ist ein Ort, der sich in den Alltag integrieren lässt und alle betrifft. Auch der Aspekt, dass die Community entsprechend der Ergebnisse, zu einem großen Teil offline statt finden soll, fließt in diesen Entwurf hinein. Die Mehrheit der Befragten entschied sich neben den Vorschlägen zu einem Café indessen auch dafür, dass die Community keinen festen Ort haben sollte, sondern je nach Veranstaltung die Örtlichkeit wechseln sollte. Mögliche Veranstaltungen können sein Stammtische, Ausstellungen, Präsentationen, Workshops und gemeinsame Projekte, aber auch abendliche Veranstaltungen wurden im Zuge der Umfrage häufig gewählt. Es ist also vorstellbar, dass man gewisse Veranstaltungen, in andere Locations verlagert, wie zum Beispiel Parties oder Ausstellungen, die ohnehin mehr Platz benötigen als in dem Café 105
voraussichtlich zur Verfügung stehen wird. Dennoch empfinde ich es als notwendig und sinnvoll, einen festen Ort als Basis und Ursprung für die Community zu entwickeln, auf welchen man sich stützen kann. Das Café ist ein öffentlicher Ort, zugänglich für alle, mit dem Antrieb speziell von der Kreativwirtschaft genutzt zu werden. Aufgrund des Konzepts und den strategischen Methoden, die Kreative zusammenbringen sollen, wird es an Bekanntheit in der Kreativszene Berlins gewinnen und sich so etablieren. Die Community soll sich um das Café herum bilden und als Basis des Zusammentreffens genutzt werden. Wege diese Community zu etablieren sind Bekanntgaben auf Facebook, wie die Gründung einer Gruppe und das Erstellen von Veranstaltungen, sowie das Verteilen von Merchandise-Artikeln wie Postkarten und Aufklebern im Stadtbild. Die Community soll in ihrem Auftritt den Charakter einer Marke haben, welche in Verbindung zu dem Café steht. Die Ergebnisse zeigten, dass sich das Café in Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln oder Schöneberg befinden sollte, da dies die Orte sind, an denen sich die Mehrheit der Befragten aufhält. Das Thema Mitgliedschaften wurde in den Umfragen deutlich mit Nein beantwortet, was sich mir dadurch erklärt, dass viele der Befragten das Wort Mitgliedschaft mit Mitgliedsbeiträgen in Verbindung setzen. Dadurch, dass das Café in erster Linie für die Kreativszene Berlins entworfen wird, ist es sinnvoll ein System zu entwickeln, welches der Kreativszene einen Grund gibt, ausgerechnet in dieses Café zu gehen. Von mir erdachte Möglichkeiten hierfür wären also zum Beispiel ermäßigte Preise auf Produkte für die Kreativwirtschaft, welches sich festhalten ließe über eine Art Mitgliedskarte, welche in ihrer Funktion einer Stempelkarte gleicht. Mitglieder der Community besitzen also einen Nachweis der zeigt, dass sie Teil der Community sind, ermäßigte Preise genießen und die Örtlichkeit in ihrer Funktion nutzen. Diese Mitgliedschaft beinhaltet keine Mitgliedsbeiträge, im Gegenteil, sie 106
verschafft den Mitgliedern Vorzüge und das Café ermöglicht sich so ein dauerhaftes Zusammentreffen der Zielgruppe, welches zu Beginn sicherlich auch dabei hilft, dem Ort und der Community Bekanntheit zu verschaffen. Es soll also auch keine speziellen Aufnahmebedingungen geben, die einzige Voraussetzung, die ein Mitglied für die Community haben sollte, ist eine Tätigkeit im Bereich der Kreativwirtschaft. Personen, die nicht in der Kreativwirtschaft tätig sind, können das Café gleichermaßen nutzen, nur ohne Ermäßigungen. Auf diesem Weg behält man die Offenheit und Flexibilität bei und schafft so die Möglichkeit, dass Nicht-Mitglieder der Community trotzdem an Veranstaltungen teilnehmen können. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten auch, dass die Mehrheit der Befragten an einem Nutzen erzielenden Charakter der Community interessiert sind und der Lifestyle-Aspekt etwas in der Hintergrund rückt. Es soll keine neue Location geschaffen werden, in der man „angesagte“ Veranstaltungen stattfinden lässt, viel mehr ist der Gedanke hinter der Community, eine neue Basis des Zusammentreffens zu schaffen, auf welcher man im beruflichen und sozialen Leben aufbauen kann. Das Konzept soll eine Plattform beinhalten, die den Mitgliedern der Community die Möglichkeit bietet, ein Portfolio und einen kurzen Steckbrief hochzuladen, welcher auf der Webseite für alle sichtbar ist. Auf diese Art können sich Mitglieder untereinander über die Arbeiten anderer Mitglieder der Community informieren und sich austauschen, miteinander verbinden und Mitteilungen können von der Community an die Mitglieder verteilt werden. Außerdem wird damit das Anliegen der Befragten erfüllt, neben der Konzentration im „offlinen” Bereich auch ein Online-Forum zu entwickeln. In diesem Online-Forum sollen auch Updates zu Veranstaltungen zu finden sein. Die Anmeldung eines Mitgliedes soll in dem Café statt finden, wo die Möglichkeit besteht sich kurz vorzustellen und eine persönliche Ebene aufzubauen. Online soll es diese Möglichkeit nicht geben, um Anonymität zu verhindern.
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Wie bereits oben erwähnt, sind denkbare Veranstaltungen innerhalb der Community Stammtische, Ausstellungen, Präsentationen, Workshops, gemeinsame Projekte und abendliche Events. Diese Veranstaltungen sollen unter anderem von Mitgliedern der Community gestaltet werden und als Möglichkeit genutzt werden, Arbeiten vorzustellen, auszustellen, zu diskutieren oder aber auch anderen Mitglieder mit eigenen Fähigkeiten zu helfen. Für diese Veranstaltungen stehen neben Mitgliedern der Community auch externen Personen aus dem Bereich der Kreativwirtschaft die Möglichkeiten offen, Veranstaltungen durchzuführen. Denkbar wären wöchentliche Veranstaltungen stattfinden zu lassen, damit eine Regelmäßigkeit in der Gemeinschaft entstehen kann. Diese Veranstaltungen stellen keine Pflichtveranstaltungen dar, sondern dienen viel mehr der HorizontErweiterung, der Weiterbildung und dem Ausbau von Kontakten, sowie der Erweiterung von Möglichkeitsräumen. In diesem Zuge lässt sich erwähnen, dass die inneren Strukturen der Community offen sein sollen und jedes Mitglied, welches daran interessiert ist, Organisationen durchzuführen und sich für die Community einzusetzen, die Möglichkeit dazu hat. In dem Café soll es auch die Möglichkeit geben zu arbeiten, wobei es nicht den Charakter eines reinen Co-Workingspace annehmen soll, sonder lediglich Tische und Steckdosen zur Verfügung stehen werden, sowie Lampen und eine kleine Bibliothek mit Magazinen und Büchern. Die Atmosphäre soll gemütlich und häuslich sein, sowie kreativ und flexibel. Es wird Couchen und Sessel geben, sowie Tische, an denen man arbeiten kann. Viele Kreative sind in ihren Arbeitsplätzen sehr mobil und flexibel und arbeiten lieber in Cafés, aufgrund sozialer Komponenten, als allein Zuhause am Schreibtisch. Durch die Kombination von Wohnzimmer-Charakter und KüchentischAtmosphäre soll verhindert werden, dass in dem Café eine dauerhafte Arbeitsatmosphäre herrscht, sie jedoch temporär abgefragt werden kann.
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Das erarbeitete Konzept umfasst die im Fragebogen entstandenen Ergebnisse, also Bedürfnisse, Wünsche und Ideen der Zielgruppe kombiniert mit eigenen Vorstellungen. Ich stellte bei der Auswertung des Fragebogens fest, dass sich die Ergebnisse, welche mir die Befragten lieferten, sehr nah an meinem ursprünglichen Konzept für die Gründung einer Community bewegten. Das bedeutet, dass diese Umfrage, obwohl ich in meinen Vermutungen und Trendbeobachtungen nicht falsch lag, eine wichtige Rolle gespielt hat und mir eine gute Basis und Sicherheit für die weitere Erarbeitung dieses Projektes lieferte.
7 Fazit Diese Arbeit ist ein Versuch, ein vielschichtiges und anfangs schwer greifbares Thema, wie die Erarbeitung eines Konzeptes für die Gründung einer Community für die Kreativwirtschaft Berlins, fassbar und wahrnehmbar zu machen. Das Verfassen dieser Arbeit half mir dabei, mir der Thematik bewusst zu werden und führte mich aufgrund einer intensiven Auseinandersetzung mit der Materie zu einem interessanten Ergebnis. Es ergab sich, dass die in diesem Projekt angestrebte Community im Rahmen eines Cafés entstehen soll. Das Café dient als Grundbasis für das erarbeitete Konzept. In meinem praktischen Teil gilt es nun, dieses erarbeitete Modell einer Community gestalterisch sichtbar zu machen. Aufgaben hierfür werden sein, einen geeigneten Namen für die Community zu finden sowie eine gestalterische Identität für die Community zu erschaffen. Wie schon im Konzeptteil erwähnt, stelle ich mir das Auftreten der Community in einem Marken-Charakter vor, welches die Entwicklung und Durchgestaltung vieler Komponenten erfordert, um die Identität der Community sichtbar zumachen. Geplant sind Café-typische Utensilien wie zum Beispiel: Take-Away-Becher, Servietten, ein Stempel, Tüten, 109
eine Speisekarte oder Tafel, Bierdeckel, Etiketten, Visitenkarten und viele weitere. Mithilfe von Merchandise-Artikeln soll die Markenbildung der Community unterstützt werden. Erdacht hierfür sind: Buttons, Aufkleber, Stifte, Postkarten, Poster, Stoffbeutel und eine Webseite sowie die Gestaltung einer Community-Membercard. Neben der Durchdeklinierung der zu gestaltenden Elemente, spielt auch die Entwicklung von Methoden und Strukturen eine wichtige Rolle, die das Miteinander in diesem Café unterstützen sollen. Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung von speziellen Bierdeckeln, auf welchen man Gesuche und Angebote äußern kann, um diese an einer Art schwarzem Brett anzubringen. Denkbar wäre auch die Einführung von Namensschildern mit der jeweiligen Kreativbranche darauf, welche sich die Besucher des Cafés anstecken können. Ein anderer Weg die Gestaltung des Cafés zu entwickeln, ist die Überlegung, welche Möbel man einsetzen könnte, um die Menschen miteinander zu verbinden oder spezielle Einrichtungsmerkmale zu schaffen, welche das Miteinander unterstützen. In meiner Vorstellung ist ein großer, runder Tisch solch ein Element, welches eine zusammenbringende Unterstützung haben könnte. Hierfür plane ich mir unter anderem auch verschiedenste Cafés und deren Einrichtungen anzusehen, um heraus zu finden, welche dafür am geeignetsten sind. Der praktischen Teil dieser Arbeit ist also der Versuch die Atmosphäre, die Einrichtung und die Gestaltung des Cafés für die Kreativwirtschaft Berlins zu gestalten und nachzustellen, um die Community in diesem Raum zu inszenieren.
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8 literatur und quellenverzeichnis 8.1 Literatur Biedermann, Edwin A: Logen, Clubs und Bruderschaften, Droste Verlag, 2004, Düsseldorf. Brockhaus: die Enzyklopädie, Zwölfter Band, Leipzig; 1996, Mannheim. Burda Advertising Center, Sinus Sociovision: Typologie der Wünsche, Die Sinus-Milieus in Deutschland, 2002, Offenburg. Florida, Richard: The rise of the of the creative Class, Basic Books, 2002, New York. Fossati, Maria, Raduly, Maria, Selmer, Werner Klaus, Theilig, Anja, Wünsche, Anettte: Kreativwirtschaft Berlin-ein Kommunikationsprojekt für die Berliner Wirtschaftsgespräche e.V., ein Diplomprojekt im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste,Juni 2008, Berlin. Lange, Bastian: Die Räume der Kretivszene, Culturpreneurs und ihre Orte in Berlin, transcript Verlag, 2007, Bielefeld. Sennet, Richard: Zusammen Arbeiten, Was unsere Gesellschaft zusammen hält, Carl Hanser Verlag, 2012, München.
8.2 Internetquellen
Bericht Enquete Kommission „Kultur in Deutschland“: http://dip21. bundestag.de/dip21/btd/16/070/1607000.pdf.
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Florian Fuchs: Du kommst hier nicht rein, S端ddeutsche Zeitung, 08.08.2011, www.sueddeutsche.de/leben/berliner-edelclub-soho-housedu-kommst-hier-nicht-rein-1.1128663 (Stand: 29.12.2013). Marc Felix Serrao: Es geht vorallem ums Ego, S端ddeutsche Zeitung, 08.08.2011, http://www.sueddeutsche.de/leben/interview-der-trend-zumclub-es-geht-vor-allem-ums-ego-1.1128620 (Stand: 29.12.2013). Sinus-Milieus, Reason Why: http://www.b4p.de/fileadmin/b4p/upload/ inhalte/2_3-Menschen-Die-Sinus-Milieus-b4p.pdf. (Stand: 19.12.2013). www.artconnectberlin.com/ (12.12.2013). www.betahaus.de (12.12.2013). www.creative-city-berlin.de (12.12.2013). www.duden.de/rechtschreibung/Gemeinschaft#/Bedeutung2 (Stand:29.12.2013) www.duden.de/rechtschreibung/Klub#Bedeutung1a (Stand:29.12.2013). www.duden.de/rechtschreibung/Netzwerk#/Bedeutung4 (Stand:29.12.2013). www.lions.de (Stand:29.12.2013). www.lions-club-berlin.de/11.treffen/ (Stand: 29.12.2013). www.lionsclubs.org/GE/about-lions/mission-and-history/our-history/ association-name-and-symbol.php (Stand: 16.12.2013). www.sohohouse.com (Stand: 29.12.2013).
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9 abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Logo des Londoner Soho House, http://inliner. cluster02eu.s.memonic.ch/f4/f4362e53-3d5a-4c6b-814c-47b254af0b35/ logo_2.jpg (Stand:30.12.2013). Abbildung 2: Logo des High Road House in Chiswick, https://house. highroadhouse.co.uk/sites/images/highroadhouse_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 3: Logo des Shoreditch House in East London, http:// monikerprojects.com/2013/wp-content/uploads/2013/04/Shoreditchlogo.jpg (Stand: 30.12.2013). Abbildung 4: Logo des Electric House in Notting Hill, http://inliner. cluster02eu.s.memonic.ch/2a/2a84f01c-f5c6-4793-a521-78b8c081f8ff/ electric-house-logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 5: Logo des Little House in Mayfair, http://www. littlehousemayfair.com/sites/images/littlehousemayfair_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 6: Logo des Babington House in Somerset, https://www. babingtonhouse.co.uk/sites/images/babingtonhouse_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 7: Logo des Soho House in New York, https://www. sohohouseny.com/sites/images/sohohouse-new-york_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 8: Logo des Soho House in West Hollywood, http://www. sohohousewh.com/sites/images/sohohouse-west-hollywood_logo.gif (Stand: 30.12.2013).
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Abbildung 9: Logo des Soho House in Toronto, http://www. sohohousetoronto.com/sites/images/sohohousetoronto_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 10: Logo des Soho Beach House in Miami, http://www. sohobeachhouse.com/sites/images/sohobeachhouse-miami_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 11: Logo des Soho House in Berlin, http://www. sohohouseberlin.de/sites/images/sohohouse-berlin_logo.gif (Stand: 30.12.2013). Abbildung 12: Das Soho House in Toronto, http://torontosavvy.files. wordpress.com/2012/02/sohoclub21.jpg (Stand:29.12.2013). Abbildung 13: Das Soho House in Berlin, http://images.zeit.de/ gesellschaft/2010-08/sohohouse-berlin-exklusiv/sohohouse-berlinexklusiv-540x304.jpg (Stand:29.12.2013). Abbildung 14: Die Startseite der Webseite des Soho House in Toronto, http://www.sohohousetoronto.com/ (Stand: 29.12.2013). Abbildung 15: Die Startseite der Webseite des Soho House in Berlin, http://www.sohohouseberlin.de/ (Stand: 29.12.2013). Abbildung 16: Das Logo des Lions Clubs, http://www.lionsclubs.org/ common/images/logos/lionlogo_2c.jpg (Stand: 29.12.2013). Abbildung 17: Das Wappen von Baden W端rtenberg, http://www. business-on.de/dateien/bilder/grosses_landeswappen_baden_ wuerttemberg___stami.jpg (Stand:29.12.2013). Abbildung 18: Das Logo des Rotary Clubs, http://www.fwa-schaffenslust. de/res/UnsereFordererLogos/rotaryrad.jpg (Stand: 29.12.2013). 115
Abbildung 19: Startseite der Webseite des Lions Clubs, www.lions.de (Stand: 29.12.2013). Abbildung 20: Erstes Logo von Artconect Berlin, http://www.kunstmagazin.de/wp-content/uploads/2011/08/logoARTCONNECTBERLIN_ web.jpg (Stand: 29.12.2013). Abbildung 21: Zweites Logo von Artconnect Berlin, https://fbcdnprofile-a.akamaihd.net/hprofile-ak-prn1/s160x160/1236686_5849652948 94739_305038408_a.jpg (Stand:29.12.2013). Abbildung 22: Drittes Logo von Artconnect Berlin, http://berliner-liste. org/wordpress/wp-content/uploads/2013/09/2013_Logo_art-connectberlin_angepasst_72dpi.jpg (Stand: 29.12.2013). Abbildung 23: Startseite der Weibseite von Artconnect Berlin, www. artconnectberlin.com (Stand: 29.12.2013). Abbildung 24: Logo von Creative City Berlin, http://www.openpr.de/ images/articles/3/3/3368c3448ce158e76b84f662c3af91ae_g.jpg (Stand: 29.12.2013). Abbildung 25: Startseite von der Webseite von Creative City Berlin, www.creative-city-berlin.de (12.12.2013). Abbildung 26: Startseite von der Webseite von Creative City Berlin, www.artconnectberlin.com (Stand: 29.12.2013). Abbildung 27: Logo vom Betahaus, http://koeln.betahaus.de/wpcontent/themes/betahaus2012/images/logo.gif (Stand:29.12.2013). Abbildung 28: Startseite der Webseite des Betahaus, www.betahaus.de (Stand 9.12.2013).
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Abbildung 29: Das Sinus-Milieumodell von 2012, http://www.saatkorn. com/wp-content/uploads/2012/04/sinus-milieus-2012.jpg (Stand: 29.12.2013).
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