REESEN 14 - 03/2024 - DE

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N°14 03/24

LUXEMBURGS MAGA ZIN FÜR REISEN & KULINARIK

ENTDECKUNGSTOUR

AIGUESMORTES: E I N E S TA D T IM ZEICHEN DES SALZES

ABENTEUERREISE

RUANDA: BEWEGENDE BEGEGNUNGEN IM LAND DER TA U S E N D H Ü G E L

LUXEMBURG

UNSERE TIPPS FÜR AUS SERGE WÖHNLICHE ÜBERNACHTUNGEN

1 0, 5 0 € LU X E M B U R G E U R O PA : 1 2 € W E LT: 1 5 ,9 0 €


TOURISMUS R U T L U K 4 2 0 2 AUSGABE

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E D I TO R IAL

Erkunden, erleben, erfahren! Mit dieser nunmehr 14. Ausgabe von REESEN feiern wir eine redaktionelle Reise, in die wir 2019 gestartet sind. Von einer zweimal im Jahr erscheinenden zweisprachigen Veröffentlichung haben wir uns zu einem vierteljährlichen Magazin entwickelt, das in zwei Ausgaben, auf Deutsch und auf Französisch, erscheint. Die Wünsche und Erwartungen unserer Leser haben wir dabei immer im Blick. In einer Welt, in der uns die sozialen Netzwerke unsere Reiseerlebnisse diktieren wollen, bietet REESEN eine willkommene Alternative. Wir laden Sie dazu ein, zu entschleunigen, sich auf jede einzelne Destination einzulassen und das Beste jedes Moments zu leben, anstatt dem perfekten Instagram-Foto hinterherzujagen. Diese Ausgabe macht mit ihren umfangreichen Inhalten keine Ausnahme. Marion stellt Ihnen außergewöhnliche Unterkünfte vor und nimmt Sie in einer Reportage mit zu einem Spaziergang durch die Salzgärten von Aigues-Mortes. Philippe lädt Sie zu einer farbenfrohen Reise in die Normandie, nach Giverny, ein und lässt Sie auf einem anderen Kontinent an der bewegenden Begegnung mit afrikanischen Gorillas teilhaben. Wanderungen voller Abenteuer erwarten Sie mit Wibke, und Clémentine führt Sie in das entspannende Universum von Yoga und Ayurveda ein. Charel serviert Ihnen die Gastronomie Teneriffas auf dem Silbertablett, und Annette zeigt Ihnen

die versteckten Schätze und mittelalterlichen Klöster Serbiens. Karsten-Thilo trinkt mit Ihnen ein kühles Blondes in Pilsen, Katharina entführt Sie auf die bezaubernde Insel Sri Lanka, mit Bernard entdecken Sie die Metropole Toronto und Stefanie lädt Sie nach El Salvador ein. Ich selbst hatte für diese Ausgabe das Glück, eine Kreuzfahrt von Marseille nach Valencia im Yacht Club der MSC Seaside zu erleben – meine neue Lieblingsreiseart. REESEN ist auch eine kulinarische Reise. Für jedes Reiseziel bieten wir Ihnen ein typisches Rezept an, damit Sie das Reiseabenteuer in Ihrer Küche fortsetzen können. REESEN ist mehr als nur ein Magazin. Es ist Ihr treuer Reisebegleiter, der Ihre Neugier und Ihr Fernweh weckt. Wir hoffen, dass Sie diese Seiten inspirieren, überraschen und Ihnen vielleicht sogar den Anstoß geben werden, Ihre Koffer zu packen. Ihre Meinung ist für uns besonders wichtig. Zögern Sie also nicht, uns von Ihren Eindrücken, Lieblingsdestinationen oder Ideen für die nächsten Ausgaben zu erzählen unter team@tasty.lu. Bis wir uns Ende Oktober wieder lesen, wünsche ich Ihnen eine angenehme Reise mit dieser Ausgabe. Auf dass jede Seite der Anfang eines neuen Abenteuers sein möge – ob zu Hause oder unterwegs. Gute Reise und bis bald!

Bibi Wintersdorf Chefredakteurin & Herausgeberin

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I N H A LT


I N H A LT

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BÜCHER

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LU X E M B U R G & G R O S S R E G I O N

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NEWS A I G U E S - M O RT E S

D O R A D E I N S A LZK R U ST E

WELLBEING

V E G A N E PA E L LA

EURE

E M U LS I O N VO N C A M E M B E RT

40

K Ü ST E N WA N D E R U N G E N

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IN ZAHLEN

50 58 64 72 80 82 92 100 108 118

SERBIEN

E I N G E L E GT E S G E M Ü S E

K R E U ZFA H RT T E N E R I F FA

G A R B A N Z A DA A LO C A N A R I O

P I LS E N

K U LAJ DA

T R A U M H OT E LS TO R O N TO

TO R O N TO C O C K TA I L

E L S A LVA D O R

Q U E S A D I L LA S

S R I LA N K A

D H A L - C U R RY

R U A N DA

KO KO S N U S S - H Ü H N C H E N

B A N G LA D E S C H

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B Ü C H E R

Indian Land

Hoch und Heilig

New Orleans

Zen Lefort

Sandra Freudenberg & Stefan Rosenboom

Werner Pawlok

Der französische Fotograf Zen Lefort verbrachte sechs Jahre in den USA, reiste von Arizona über Utah, Colorado und South Dakota nach New Mexico und lebte dabei immer wieder für mehrere Monate in Reservaten der amerikanischen Ureinwohner. In diesem Fotoband dokumentiert Lefort auf ehrliche und einfühlsame Weise die Geschichte und Gegenwart der Navajo- und Lakota-Völker, ihre kulturellen Konflikte und Rituale. Es entsteht ein tiefgründiges Porträt des indigenen Lebens in den Vereinigten Staaten, das immer wieder ungleichen Kämpfen ausgesetzt ist und trotzdem an seinen Wurzeln festhält. 176 Seiten Hatje Cantz Verlag ISBN 978-3-7757-5326-5

In diesem faszinierenden Natur-Bildband haben sich die Autorin Sandra Freudenberg und der Fotograf Stefan Rosenboom zusammengetan, um die spirituelle und kulturelle Bedeutung der Pilger- und Bittgangwege in den ZentralAlpen zu beleuchten. Auf ihrer Reise entdecken sie mythische Orte, wie die Quelle der Drei Bethen, entlegene Einsiedeleien, abgelegene Klöster und Kapellen in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Das Buch bietet eine Vielfalt von Touren und kurzen Wanderwegen bis hin zu zweiwöchigen Pilgerwegen und hebt die transformative Erfahrung des Wanderns hervor. Reich an atmosphärischen Fotografien und authentischen Texten lädt es die Leser ein, die tief verwurzelte Tradition des Pilgerns in den Alpen hautnah zu erleben. 208 Seiten Knesebeck Verlag ISBN 978-3-95728-637-6

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Der farbenprächtige NewOrleans-Bildband von Werner Pawlok fängt das energiegeladene und chaotische Lebensgefühl der Südstaaten ein. Der unkonventionelle Fotograf porträtiert New Orleans, liebevoll „Nola“ genannt, in all seiner bunten Vielfalt: Vom Streetlife zwischen Soul und Blues über die typische Kolonialarchitektur bis hin zu den Menschen, die das Leben im „Big Easy“ prägen. Dieser großartige Fotoband zeigt die farbenfrohe Architektur der Metropole am Mississippi, das quirlige Leben in den Bars und Kneipen des French Quarter und die lebendige Kunst- und Musikszene. Pawlok, ein Meister der intensiven Porträtfotografie, kombiniert in diesem Bildband seine außergewöhnlichen Perspektiven und bringt das Lebensgefühl der Cajuns und Kreolen in New Orleans eindrucksvoll zum Ausdruck. 304 Seiten teNeues Verlag ISBN 978-3-96171-570-1


ADV E RTO R IAL

Verliebt in schöne Orte: Unbekannte Schweizer Perlen „More than meets the eye“, wie die Engländer sagen würden: Die Schweiz, das Land der kleinen Ortschaften mit großem Auftritt.

Viele Schweizerinnen und Schweizer haben in den vergangenen zwei Jahren ihr Land von einer neuen Seite entdeckt, das Interesse an Ausflügen und Sehenswürdigkeiten gleich vor der Haustür ist gross. Gefragt ist das Kleine und Feine, fernab der berühmten Sehenswürdigkeiten. Genau hier bieten Schweiz Tourismus (ST) und das Bundesamt für Kultur (BAK) mit einer aussergewöhnlichen Liste Hand. Hemberg ist das eigentliche Tor zum Toggenburg; Hermance am Genfersee wartet mit einem herrlichen Strandbad wie aus dem Bilderbuch auf; Soazza in Südbünden überrascht mit seiner malerischen Pfarrkirche – alle drei sind aussergewöhnliche Schweizer Ortschaften, die bis anhin auf kaum einer Reiseliste standen. Sie alle gehören zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) und sind damit jederzeit einen Besuch wert. Diese ISOS-Orte sind im von ST und BAK initiierten Projekt „Verliebt in schöne Orte“ aufgelistet. Sie stechen durch ihre Geschichte, Bauweise und

Architektur heraus, sind touristisch wertvoll und bilden in typischer Weise ihre Region ab. Geheimtipp-Hopping auf der Grand Tour of Switzerland Die Ortschaften lassen sich bequem entlang der Grand Tour of Switzerland entdecken. Sie ergänzen den Roadtrip durch die Schweiz mit attraktiven Stopps, die sich nicht auf grosse Besucherströme ausrichten. „Gerade für regelmässige Schweizreisende und Einheimische bieten sie Inspiration für neue Entdeckungen“, schwärmt Martin Nydegger, CEO von Schweiz Tourismus. Das 2019 lancierte Projekt „Verliebt in schöne Orte“ mit ausgewählten Ortschaften wird jetzt über die ganze Schweiz gelegt und breit ausgespielt. Die Orte präsentieren sich Interessierten, Besucherinnen und Gästen mit aktuellen Bildern, einer Beschreibung und teilweise auch Videos. switzerland.com

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G R OS S R EG I O N & LUX E M B U R G

Unsere Tipps für außergewöhnliche Übernachtungen Text Marion Finzi

Ein Kurztrip übers Wochenende ist immer eine gute Idee, um auf andere Gedanken zu kommen. Wie wäre es also mit einer Auszeit, bei der Sie so richtig abschalten können und Ihr Alltag in weite Ferne rückt? Wir haben Ihnen eine Auswahl an außergewöhnlichen Unterkünften in und um Luxemburg zusammengestellt, in denen Sie getrost die Seele baumeln lassen können.

LUXEMBURG Unterkünfte mit Wow-Effekt direkt vor Ort Simpleviu bietet elf außergewöhnliche Unterkünfte im ganzen Land an, die in Sachen Originalität miteinander wetteifern. Die Lodge „Floater“ in Dudelange schwimmt buchstäblich auf dem Wasser des Kühlbeckens, das früher den Stahlwerken zur Erzverarbeitung diente. Wer schon immer davon geträumt hat, mitten in der Natur zu schlafen, der kann in Fond-de-Gras am Minett Trail eine Nacht in einem umgebauten Eisenbahnwaggon mit Schlafabteilen und Küche verbringen. Das kleine Extra? In einem der ehemaligen „Hechtwaggons“ wurde eine Sauna eingerichtet. simpleviu.com

Floater 1b, rue du Centenaire L-3475 Dudelange

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Wagon Fond-de-Gras 4, Fond-de-Gras L-4576 Niederkorn


BELGIEN Schlafen auf dem Wasser Reisen Sie nach Belgien, um in einer urgemütlichen, auf dem Wasser treibenden Aqualodge zu nächtigen und eins zu werden mit der Natur. Diese Holzhütten mit allem Komfort versprechen einen unvergesslichen Aufenthalt im Rhythmus des sanft plätschernden Wassers. Machen Sie es sich mit einem Tee und einem Buch auf der Terrasse gemütlich und atmen Sie tief die frische Luft ein. aqualodge.be

Aqualodge Germensau, 16 5644 Ermeton-sur-Biert (Maredsous)

Wohnen in Baumwipfeln In den belgischen Ardennen, in Martelange (40 Minuten von Luxemburg entfernt), erwartet Sie eine Auszeit im Einklang mit der Natur. Alltag, was war das nochmal? Nutchel Cosy Cabins bietet Aufenthalte in holzbeheizten, mit Kerzenlicht beleuchteten Hütten an – natürlich ohne WLAN. Lassen Sie hier die Stunden ganz bewusst langsam verstreichen, betrachten Sie den Horizont und lauschen Sie dem Zwitschern der Vögel. Genießen Sie süßes Nichtstun und besinnen Sie sich wieder auf das, was wirklich zählt. Ein zweiter Standort befindet sich im Elsass (Frankreich). nutchel.be

Nutchel 51, rue de Radelange 6630 Martelange

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G R OS S R EG I O N & LUX E M B U R G

FRANKREICH Eine Nacht unter sternenklarem Himmel Ein einzigartiges Erlebnis im Departement Moselle: Verbringen Sie eine Nacht unter dem Sternenhimmel. Möglich macht das die transparente Panoramakuppel des „Dôme aux Oiseaux“, durch die Sie das nächtliche Schauspiel am Himmel und die umliegende Natur bestens beobachten können. Eine zweite Kuppel befindet sich auf einer Wiese inmitten von Ziegen und verfügt über einen durchsichtigen Bereich an der Decke, durch den Sie von Ihrem Bett aus die Sterne beobachten können. les2granges.com

Les 2 Granges 23, Route nationale 57660 Bérig-Vintrange

Übernachten in tierischer Gesellschaft Nach einer Erkundungstour durch den Tierpark Sainte-Croix machen Sie es sich in einer der Naturlodges inmitten der Tiergehege gemütlich. Diese komfortablen Holzlodges verfügen über eine Sitzecke mit einem großen Fenster, durch das Sie von Ihrem Sofa Wölfe, Hirsche oder Bären hautnah erleben können. Keine Sorge, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Es ist auch möglich, in Baumhäusern zu übernachten und Rote Pandas zu bewundern. parcsaintecroix.com

Parc Animalier de Sainte-Croix Route de Sainte-Croix 57810 Rhodes

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DEUTSCHLAND Wie im Wilden Westen Lust auf Wild-West-Feeling? Dann buchen Sie eine Übernachtung in einem Schindelwagen oder Tipi und kehren Sie abends zu einem Drink im Saloon ein. Möglich ist das im Vergnügungspark Europa-Park in Baden-Württemberg, der seinen Besuchern auch in weiteren Themenhotels abwechslungsreiche Erlebnisse verspricht. europapark.de

Europa-Park Europa-Park-Straße 4+6 77977 Rust

Eine schwerelose Nacht Abenteurer im Herzen? Dann nichts wie los zu diesem außergewöhnlichen Erlebnis: einer Übernachtung in einem in luftiger Höhe schwebenden Zelt. Dieses etwas verrückte Konzept wird im Herzen des Saarlandes angeboten. Verbringen Sie eine Nacht zwei Meter über dem Boden, am Rande der Steilhänge der Saarschleife. Genießen Sie ein Abendessen am Lagerfeuer und ziehen Sie sich dann in Ihr Zelt zurück, um die Abenddämmerung zu sehen wie nie zuvor. cloefhaenger.com

Cloefhaenger Cloefstraße 66693 Orscholz

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Breviarium

G R OS S R EG I O N & LUX E M B U R G 12

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Floater Luxemburg

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Wagon Fond-de-Gras Luxemburg

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Aqualodge Belgien

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Nutchel Belgien

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Les 2 Granges Frankreich

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Parc animalier de Sainte-Croix Frankreich

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Europa-Park Deutschland

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Cloefhaenger Deutschland

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Reservierung: www.simpleviu.lu

LAURÉAT

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N EWS

Luxus auf Schienen Luxus-Zugreisen erleben ein großes Comeback. Überall schießen Angebote aus dem Boden, die Reisende mit opulenten Erlebnissen verzaubern. Belmond und Veuve Clicquot bieten exklusive „Solaire“-Reisen mit Champagner und Gourmet-Dinnern auf legendären Strecken wie dem Venice-Simplon-Orient-Express und dem Eastern & Oriental Express an. In Vietnam können sich Reisende der Vietage by Anantara während der Fahrt mit Gourmet-Speisen und einer Reihe Wellness-Angeboten verwöhnen lassen. Auch Intrepid Travel erweitert sein Angebot um vierzig neue Bahnreisen weltweit, darunter die Trans-Mongolian Railway und Routen von Paris nach Istanbul, die nachhaltiges und tiefgründiges Reisen fördern. Der Glamour der Zugreisen, wie man ihn aus alten Filmen und Büchern kennt, kehrt eindrucksvoll zurück. Manchmal ist die Reise auch das Ziel, und das gilt besonders für diese Bahnabenteuer.

Tourismus im Aufschwung Der World Travel & Tourism Council (WTTC) sagt 2024 ein Rekordjahr für die Reise- und Tourismusbranche voraus. Der weltweite Umsatz der Branche soll nach der Prognose ein Allzeithoch von 11,1 Billionen US-Dollar erreichen. Trotz vieler Herausforderungen wie den Pandemiejahren, wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten und geopolitischen Umwälzungen hat sich der Sektor bestens erholt. Für die nächsten zehn Jahre prognostiziert der WTTC ein robustes Wachstum. Bis 2034 soll der Sektor mit einem Umsatz von 16 Billionen US-Dollar etwa 11 % der globalen ökonomischen Landschaft ausmachen und mit 449 Millionen Arbeitsplätzen etwa 12 % der Erdbevölkerung beschäftigen.

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N EWS

Airline für Vierbeiner Seit Mai 2024 bietet der amerikanische Hundefutteranbieter BARK eine exklusive Airline für unsere vierbeinigen Freunde und deren zweibeinige Begleiter an. Unter dem Motto „dogs first!“ verspricht BARK Air Hund und Herrchen ein rundum abgestimmtes VIP-Flugerlebnis mit allem Drum und Dran. Am Reisetag können sich die Hunde auf entspannte Check-in-Prozesse freuen, bei denen sie andere fellige Mitreisende treffen, während ihre Herrchen ein leckeres Dinner genießen. Kein Stress mit Kisten oder strengen Kontrollen – stattdessen gibt es Leckerlis, geräuschdämpfende Ohrenschützer und kuschelige Jacken. Zurzeit verbindet die Fluglinie die großen Städte der USA sowie London und Paris. Aber aufgepasst: Bei einem Durchschnittspreis von 8.000 US-Dollar pro feuchter Nase ist dies mit Sicherheit kein Discounterflug. Trotzdem kann man getrost behaupten: Der Himmel ist ab sofort ein bisschen hundefreundlicher!

air.bark.co

Flugtaxis für die Zukunft Die sogenannten eVTILs (Electrical Vertical Take-Off And Landing), umgangssprachlich auch „Flugtaxis“ genannt, finden langsam, aber sicher immer mehr Fürsprecher. In Griechenland plant Aria Hotels bis 2026 den Bau von vier „Vertiports“, um den Touristen sowohl schnelle als auch umweltschonende Verbindungen zwischen großen Städten und Inseln zu bieten. Mit einer Investition von 50 Millionen Euro entstehen hier sowohl Ladestationen als auch Passagierlounges für die kohlenstoffneutralen Flugtaxis. Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird auf Innovation gesetzt. Die Stadt Ras Al Khaimah will bis 2027 eine Flugtaxi-Infrastruktur eingerichtet haben, um die Anbindung zu touristischen Attraktionen wie der Insel Al Marjan und Jebel Jais zu verbessern.

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AI G U E S - M O RT E S

Aigues-Mortes: Eine Stadt im Zeichen des Salzes Text Marion Finzi

Weiße Pferde, Stiere und Flamingos. Salzgärten mit rosafarbenem Wasser, das sich perfekt mit dem makellosen Blau des Himmels vereint. Eine Stadt, die im Jahr mit 300 Sonnentagen verwöhnt wird – im Departement Gard, nur 1,5 Stunden von Marseille entfernt. Herzlich willkommen in Aigues-Mortes, im Herzen der Camargue.

Geschichte, Land und Wasser: Diese gewinnbringende Kombination hat es AiguesMortes ermöglicht, seit 2014 das Label „Grand Site de France“ zu tragen. Wer Aigues-Mortes besucht, begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Die mittelalterliche Stadt, die im 13. Jahrhundert von Ludwig IX. gegründet wurde, ist auch heute noch vollständig von einer Stadtmauer umgeben. Im historischen Stadtkern leben gerade einmal 2.000 Einwohner. Erklimmen Sie die Stadtmauern und fühlen Sie sich wie ein Soldat, der über das Wohl der Stadt wacht, oder steigen Sie hinauf in den Tour de Constance, der lange Zeit als Gefängnis diente. Schlendern Sie durch die engen Gassen und bewundern Sie die bunten Fassaden der kleinen Häuser, an denen Jasmin emporwächst und die ganze Stadt mit einem betörenden Duft erfüllt. Ebenso wie die

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berühmte, von örtlichen Bäckern hergestellte Fougasse d‘Aigues-Mortes, ein Gebäck aus Zucker und Orangenblüten, das mit seinem intensiven Aroma Feinschmeckerherzen höherschlagen lässt. Auf der Südseite gehen Sie durch eines der alten Stadttore, um ein wenig weiter die Salzgärten zu entdecken. Schnell zeichnet sich das typische, rosa gefärbte Wasser ab, auf das die Gardois so stolz sind. Zeit, etwas mehr über das örtliche Salz zu erfahren. Das Salz in der Suppe der Franzosen Der blau-weiße Salzstreuer von „La Baleine“ ist seit 90 Jahren nicht von den Esstischen der Franzosen wegzudenken. Mit dieser Marke und „Les Sauniers de Camargue“ ist es der Groupe Salins gelungen, dieses kleine Stückchen Erde weltbekannt zu machen. Das einzigartige


AI G U E S - M O RT E S Das rosafarbene Wasser der Salinen und in der Ferne die mittelalterliche Stadt Aigues-Mortes. OBEN

© Salins Media

Rosa Flamingos überfliegen die Salinen von Aigues-Mortes. UNTEN

© Salins Media

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AI G U E S - M O RT E S

Ernte des Fleur de Sel mit der Schaufel durch die Saisonkräfte im Juli. LINKS

© Jean-Marc Favre

Die Salzblume in den Händen des Salzbauern Luc Vernhes. RECHTS

© Jean-Marc Favre

Salzdüne und Touristenbus, um die Salzgärten zu erkunden. UNTEN

© Salins Media

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AI G U E S - M O RT E S

Savoir-faire und die kontinuierliche Bemühung, die umliegende Natur intakt zu halten, haben auch dazu beigetragen. „Das Salz war schon vor uns Menschen da“, gibt Berater Luc Vernhes, ein pensionierter Salzbauer der Groupe Salins, zu bedenken. „Um Salz zu gewinnen, wird eine riesige Landfläche benötigt. Rund 100 Becken (auf 50 km) müssen eingerichtet werden. Neue Salinen anzulegen, wäre heute aufgrund des Platzmangels nicht mehr möglich“, erklärt er. Die Salinen erstrecken sich auf über 8.000 m², eine Fläche, die dem Stadtgebiet von Paris entspricht. 40.000 Flamingos haben hier ihren Lebensraum. In der Ferne lassen sie sich beobachten, wie sie, mit dem Kopf im Wasser, nach winzigen Garnelen fischen. Wer mit ihnen auf Tuchfühlung gehen möchte, hat die Möglichkeit, in den Salzgärten in ehemaligen Salzbauernhäusern zu übernachten, die von den jetzigen Inhabern schön hergerichtet wurden. Eine einmalige Gelegenheit, mitten in den Salzgärten zu wohnen und Flamingoschwärme aus nächster Nähe zu sehen. Die unzähligen Stechmücken sind der einzige Wermutstropfen. Rosa Wasser und Fleur de Sel Ein Fest für die Augen ist zudem die charakteristische rosa Farbe des Wassers, für die eine Alge namens Dunaliella Salina verantwortlich ist. Diese gedeiht ausschließlich im Herzen der Salinen von Aigues-Mortes. Sie ist reich an BetaCarotin (das auch für pharmazeutische Zwecke genutzt wird). Je höher die Salzkonzentration im Wasser ist, desto rosafarbener ist das Wasser der Salinen. Auch die rosa Farbe der Flamingos – die bis zu ihrem 4. Lebensjahr weiß sind – lässt sich darauf zurückführen: Denn die Garnelen, die die Vögel verspeisen, ernähren sich ihrerseits von der rosafarbenen Alge. Um das rosa Wasser aus der Nähe zu betrachten und mehr über das Natura2000-Schutzgebiet mit seinen 200 Vogelarten (Reiher, Stelzen ...) sowie die Salzgewinnung zu erfahren, können Besucher ganz einfach den Touristenzug besteigen, mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.

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AI G U E S - M O RT E S

Fleur de Sel wird sehr früh am Morgen und ausschließlich von Hand geerntet. © Jean-Marc Favre

Im Sommer erhascht man vielleicht einen Blick auf die Salzbauern und Saisonkräfte bei der Fleur-de-Sel-Ernte. Dieses seltene, besondere Salz mit flockiger Konsistenz wird im Sommer über einen Zeitraum von sechs Wochen geerntet – und zwar frühmorgens. Dann kann die Fleur de Sel, die sich über Nacht gebildet und an der Oberfläche abgesetzt hat, mit einer Schaufel abgeschöpft werden. „Wir sind vollkommen vom Wetter abhängig: Wir brauchen einen Nord- oder Westwind, damit das Wasser verdampft, Sonne und vor allem keinen Regen, der ist der Feind des Salzes“, erklärt Luc Vernhes. Jedes Jahr werden 1000 Tonnen Fleur de Sel und 300.000 Tonnen Salz von der Groupe Salins geerntet. Von den 300.000 Tonnen Salz wird ein Teil für Lebensmittel verwendet, ein anderer als

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Streusalz in der Schneeräumung und ein weiterer in der Chemie. Salzbauer: Ein vom Aussterben bedrohter Beruf? Die Salzbauern, die Landwirte des Meeres, wie sie sich selbst gern nennen, sind zu sechst auf den Salinen von Aigues-Mortes. Sie werden vor Ort ausgebildet durch die Weitergabe von Savoir-faire. 10 Jahre braucht es ungefähr, bis diese Ausbildung wirklich abgeschlossen ist. Kein Salz ohne Salzbauern – selbst wenn sich das Salz auf natürliche Weise durch das Zusammenspiel von Wasser, Wind und Sonne bildet. „Es ist ein Herzensberuf. Man muss verfügbar sein, auch nachts, draußen, bei jedem Wetter“, sagt Luc Vernhes. Vor einigen Jahren wurde versucht, die Salzgewinnung zu automatisieren, aller-

dings ohne Erfolg. Der Salzbauer ist der alleinige Meister des Salzes. „Ab März arbeiten wir jeden Tag in der Woche, um mithilfe eines Densimeters den Salzgehalt in den Becken zu überprüfen. Der Wind kann den Salzgehalt verändern, und wenn die Grammatur sinkt (das Wasser hat anfangs eine Grammatur von 30 Gramm Salz pro Liter, am Ende des Prozesses müssen 245 Gramm pro Liter erreicht sein, Anm. d. Red.), dann müssen wir pumpen.“ Nur wenige junge Menschen interessieren sich für diesen Beruf, der absolute Hingabe erfordert. Wird es auf den Tischen unserer Enkelkinder noch Salz von „La Baleine“ geben? Das wird sich zeigen. Bis dahin ist eine Entdeckungstour durch Aigues-Mortes, seine Salzgärten und die Camargue genau das Richtige, um Ihrem Leben die nötige Würze zu verleihen.


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1 Gästezimmer „La Maison De Mon Père“ Dieses Haus im Herzen der befestigten Stadt hat nur vier Zimmer. Hier fühlen Sie sich wie ein echter Aigues-Mortais – versprochen! Im begrünten Innenhof zu frühstücken, ist eine wahre Wonne. Abends betreibt die Besitzerin auch ein Restaurant.

maisondemonpere.fr

4 Metzgerei El Toro Lebensmittel- und auch Feinkostladen, hier finden Sie die idealen Mitbringsel. Von Trockenwürsten und handwerklich hergestellten Terrinen vom Stier aus der Camargue, aber auch andere typische Produkte der Region, darunter Salz, Reis oder auch Sable-de-Camargue-Weine.

boucherieeltoro

2 Hotel Les Templiers Das Hotel befindet sich in einem Haus aus dem 17. Jahrhundert in einer engen Gasse der Stadt. Die Zimmer gehen zur Straße oder zum Garten hinaus und sind alle unterschiedlich eingerichtet. Die am Pool und inmitten von Olivenbäumen servierten Mahlzeiten duften herrlich nach Süden.

hotellestempliers.fr

5 Restaurant Le Dit Vin Eine gute gastronomische Adresse in Aigues-Mortes mit gemütlichem Interieur und einem Glasboden, durch den Sie den Weinkeller bewundern können. Es gibt zudem einen Saal im Obergeschoss und einen Innenhof. Auf der Speisekarte stehen lokale Gerichte.

leditvinaiguesmortes.eatbu.com

3 Place Saint-Louis Gönnen Sie sich eine Pause auf dem zentralen Platz, um ein Glas zu trinken und den Puls der Stadt zu fühlen. Ob Touristen oder Stammgäste, die einen Pastis schlürfen: Hier ist immer viel los. Die Statue von Ludwig IX. thront in der Mitte des Platzes und wird gern von den Kindern erklettert.

ot-aiguesmortes.com

6 Bar Le Tac Tac Sie ist eine Institution in der Stadt. Die Karte ist umfangreicher als ein Zauberbuch und bietet zahlreiche Biere, Whiskys und Rum. Aufgepasst auf dem Weg zur Toilette, denn unterwegs stapeln sich die Flaschen bis unter die Decke. Ist im Dorf alles geschlossen, sollten Sie dahin gehen. Ganzjährig geöffnet, bis 1 Uhr morgens.

Bar Pub Le Tac Tac

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R E Z E PT

So schmeckt Aigues-Mortes Das Garen in der Salzkruste ist eine alte Methode, bei der ein Lebensmittel in eine dicke Salzschicht gehüllt, wird, bevor es in den Ofen kommt. Häufig wird diese Methode für Fisch verwendet, aber auch bei Gemüse oder Fleisch kommt sie zum Einsatz. Diese Technik hat den Vorteil, dass die Salzkruste, die wie ein natürlicher Schmortopf wirkt, ein gleichmäßiges Garen ermöglicht. Der Fisch bleibt zart und saftig (das Salz schließt die Feuchtigkeit ein) und wird sanft gewürzt. Die spektakuläre Optik des Gerichts verleiht Ihrer Sommertafel eine märchenhafte Dimension!

Dorade in Salzkruste 4 Personen

∙ 1 Dorade von 1,5 kg ∙ 1 kg grobes Salz von La Baleine

∙ 1 Knoblauchzehe ∙ Fenchelgrün ∙ Thymian ∙ 1 Lorbeerblatt ∙ 1 Zitrone, in Scheiben geschnitten

15 Minuten

20 Minuten Die Dorade ausnehmen und schuppen. Den Fisch mit dem Lorbeerblatt, Knoblauch, Thymian, Fenchelgrün und den Zitronenscheiben füllen. 2 Eine ca. 2 cm dicke Schicht grobes Salz von La Baleine in einer Schüssel in der Größe des Fisches verteilen, den Fisch hineinlegen und mit dem restlichen Salz bestreuen. 3 Den Fisch im Salz mit etwas Wasser besprühen, um die Salzschicht kompakter zu machen. Dann 20 Minuten bei 200 °C im Ofen garen. 4 Mit Reis oder kleinem Gemüse servieren. 1

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W E L L B E I N G

Das historische MöhringerGebäude von 1906. OBEN

Eine kleine Terrasse eines der Zimmer mit Blick auf das umliegende Grün. UNTEN

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W E L L B E I N G

Yoga & Ayurveda: Regeneration für Körper und Seele Text Clémentine Poggi

Fotos Ayurveda Parkschlösschen

Abseits der Innenstadt Traben-Trarbachs, angeschmiegt an die allgegenwärtigen Weinberge der deutschen Mosel liegt das Ayurveda Parkschlösschen. Sein aktuelles Angebot verspricht, mit Yoga zum inneren Gleichgewicht zurückzufinden. Nach einem anstrengenden Jahresbeginn ist ein mehrtägiger Aufenthalt dort genau das Richtige für mich.

Es ist ein sanfter Montagmorgen im Mai, als ich meinen ersten Blick auf das Parkschlösschen erhasche. Gegründet wurde das Gesundheitshotel von Geschäftsmann Wolfgang Preuß, der in den 80er-Jahren selbst eine Ayurveda-Kur gemacht hatte, die für ihn alles verändern sollte. Inspiriert von diesem Erlebnis eröffnete er eine Oase der Ruhe und Hoffnung, um eine Heilkunst weiterzugeben, die „so alt ist wie die Menschheit selbst“ – Ayurveda. Dieser uralten indischen Weisheit zufolge ist das Wesen des Ayurveda überall zu finden, von den Tages- und Jahreszeiten über die Ernährung bis hin zur körperlichen Betätigung und vor allem im Menschen selbst. Ich bin gespannt auf die Erstkonsultation mit Ayurveda Medizinerin Vanita Kansal.

Ayurvedische Sprechstunde Sie tastet die Innenseite meines rechten Handgelenks ab und sieht sich meine Zunge genau an, um mehr über mein „Prakriti“ zu erfahren, meine Konstitution, die so einzigartig ist wie mein Fingerabdruck. Es ist ein empfindliches Zusammenspiel von „Doshas“, die als Bioenergien verstanden werden und sich aus den fünf Elementen zusammensetzen. Befindet sich die persönliche DoshaKonstellation in einem fließenden Gleichgewicht, ist man gesund. Da Menschen jedoch nicht hermetisch von ihrer Umgebung isoliert sind, sind sie kontinuierlich Einflüssen ausgesetzt, die ihr Gleichgewicht herausfordern. Schlechte Angewohnheiten und eine ungesunde Umgebung beeinträchtigen oft diese Harmonie.

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W E L L B E I N G

Diagnose und Behandlung Frau Kansals Interpretation meines Pulses ist keine Überraschung für mich: Sie erklärt, mein Körper enthalte zu viel des Elements Feuer (Pitta) und mein Geist zu viel des Elements Luft (Vata). Die Ayurveda Medizinerin verschreibt mir diverse Massagen, ayurvedische Behandlungen und Kräuter, die dabei helfen sollen, meinen Körper und meinen Geist zu reinigen. Ziel ist es, eine klare Idee davon zu erhalten, was ich brauche, um anschließend mein Gleichgewicht wiederherzustellen. Mit Yoga zum Ziel Hier kommt Yoga ins Spiel. Auch wenn Gelenkigkeit und Gleichgewicht bei dieser mit dem Ayurveda verwandten „Schwester-Disziplin“ wichtig ist – das Balancieren auf einem Bein will geübt sein! – sind sie kein Ausschlusskriterium. Im Parkschlösschen stehen jeden Tag zwei Gruppenkurse auf dem Programm: ein eher dynamischer Kapha-Kurs am Vormittag und eine entspannende Vata-Pitta-Session am Abend. Die Kurse, die den Tagesablauf bestimmen, sind für alle geeignet und werden von aufmerksamen Lehrern geleitet, die nicht zögern, dem einen oder der anderen ein Kissen unter das Knie oder die Schulter zu schieben. Ich werde bei der letzten, tiefenentspannenden Stellung, dem „Savasana“, mit einer Decke zugedeckt. Begegnung mit Rahul Bei einer dieser Gruppensessions lerne ich Rahul kennen. Der junge Yogalehrer hat einen Master of Science in Yoga und ist auf Meditation und Yogatherapie spezialisiert. Er ist mit Abstand der ruhigste und ausgeglichenste Mensch, den ich je getroffen habe. Als ich meine Yogatherapie bei ihm buche, weiß ich nicht so recht, was mich da eigentlich erwartet. Ich steige die Stufen zum Yogasaal hinauf, wo mich Rahul bereits erwartet. Ganz entspannt sitzt er auf einem Stuhl, als würde nichts anderes in seinem Leben zählen. Nachdem er mich zu meiner körperlichen Fitness befragt hat, geht es auch schon los. Sein Savoir-faire zu erleben, ist eine Erfahrung für sich: Ich habe den Eindruck, dass er lesen kann, was in mir drin passiert, und entsprechend vorgeht. Er beobachtet meine Haltung und lässt mich dann eine Übung zur Muskelstärkung machen. Mit aller Vorsicht findet

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W E L L B E I N G Massage mit warmem Öl zur Tiefenentspannung. LINKS

Atemübungen, ein Moment der Ruhe vor der Massage. RECHTS

UNTEN

Yogatherapie mit Rahul.

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W E L L B E I N G

Das Restaurant im Parkschlösschen bietet ayurvedische Köstlichkeiten und Desserts an. OBEN

Der berühmte Mammutbaum des Parks, ein majestätischer Riese. RECHTS

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er die Stellen meines Körpers, in denen der Schmerz besonders intensiv ist, und entspannt sie – all das mit einer wohltuenden Ruhe. Freundlich und wohlwollend erinnert er mich dann und wann daran, tief einzuatmen und loszulassen. Nach der Therapie wird Bilanz gezogen Nach eineinhalb Stunden Behandlung liege ich, halb eingeschlafen, auf meiner Yogamatte. Die letzten Momente der Therapie umfassen eine Meditation und ein „Savasana“. Anschließend heißt es, in die Realität zurückzukehren. Ich frage Rahul, ob die Sitzungen immer so ablaufen. Er erzählt mir, dass jeder Mensch einzigartige Bedürfnisse habe und daher keine Sitzung der anderen gleiche. Er wende Yogatechniken als Therapiewerkzeuge an, vor allem bei körperlichen Problemen. Die Wurzel jedes Schmerzes, so erklärt er, sei ein energetisches und/oder emotionales Ungleichgewicht. Ratschläge für die Rückkehr Er gibt mir einige Tipps und Übungen mit auf den Weg, die ich zu Hause umsetzen kann. Und so geht die Woche im Parkschlösschen (viel zu) schnell vorbei. Nach etlichen sommerlichen Spaziergängen durch den Park, ausgewogenen Mahlzeiten und ayurvedischen Behandlungen ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Und so stehe ich erneut vor der Tür von Ayurveda-Medizinerin Vanita Kansal. Sie hat gute Neuigkeiten für mich. Alle Kurse und Behandlungen der vergangenen Tage haben Früchte getragen. Das Gleichgewicht meiner „Doshas“ hat sich verbessert. Ich spüre es selbst: Ich fühle mich ausgeglichen und mein Verstand ist klarer. Auch Frau Kansal hat wertvolle Tipps für mich, um meinen Alltag sowohl körperlich als auch ernährungstechnisch zu optimieren. Denn Ayurveda wird vor allem selbstständig praktiziert. Wer einmal verstanden hat, was er braucht, um sein Gleichgewicht zu finden, kann ganz alleine gute Gewohnheiten in sein Leben einführen. Als ich Traben-Trarbach verlasse, fühle ich mich von Grund auf verändert. Ayurveda und Yogatherapie haben Wunder bewirkt und ich fühle mich bereit, in die zweite Jahreshälfte zu starten – Körper und Geist im Gleichgewicht. ayurveda-parkschloesschen.de

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So schmeckt Wellbeing Eine harmonische Mischung aus spanischer Tradition und ayurvedischer Küche: Diese farbenfrohe und nahrhafte vegane Paella, die im Parkschlösschen serviert wird, entführt Sie auf eine kulinarische Reise, die Körper und Geist ins Gleichgewicht bringt. Jeder Bissen ist eine Zelebrierung authentischer Aromen und ganzheitlicher Heilkräfte. In der Caraka Samhita heißt es: „Wer gut isst, braucht keine Medizin, und wer schlecht isst, dem kann keine Medizin helfen.“ Jede Zutat dieser Paella hat ihre eigene Dosha-Konstellation und eine optimale Ernährung bringt alle Doshas ins Gleichgewicht. Im Ayurveda spielen die Geschmacksrichtungen (Rasas) eine entscheidende Rolle, da sie das Verhältnis der Doshas direkt beeinflussen: Scharfe, bittere und warme Aromen stärken Vata; saure, salzige und scharfe Speisen fördern Pitta; süße, saure und salzige Speisen stärken Kapha.

Vegane Paella 4 Personen

30 Minuten

∙ 100 g Kaiserschoten ∙ 1 Paprika ∙ 180 g Zucchini ∙ ½ Aubergine ∙ 750 ml Gemüsebrühe ∙ 180 g Kenia-Bohnen ∙ 1 Prise oder 3 Fäden Safran(pulver)

∙ ¼ TL Kurkuma, für die Farbe ∙ Olivenöl ∙ 400 g Parboiled-Reis

40 Minuten

∙ 1 Prise brauner Zucker ∙ Salz ∙ 1 TL frischer Thymian, fein gehackt ∙ 1 TL Paprikapulver, edelsüß ∙ 1 Zwiebel ∙ 1 Knoblauchzehe ∙ 100 g frische Erbsen oder TK ∙ 150 g eingeweichte Wakame-Algen ∙ 1 kleine Peperoni, mild ∙ 1 Glas stückige Tomaten (400 g) ∙ Petersilie oder Afila-Sprossen

Die Paprika, Zuccini und Aubergine waschen und in mittelgroße Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch fein hacken. 2 Die Gemüsebrühe in einem Topf aufkochen und die Kenia-Bohnen ca. 8 – 9 Minuten darin garen. 3 Die Bohnen mit einem Schaumlöffel entnehmen und in kaltem Wasser abschrecken. Safran und Kurkumapulver zur Gemüsebrühe geben, einmal aufkochen lassen und zur Seite stellen. 4 In einem anderen Topf das Olivenöl erhitzen, den Reis dazugeben und mit einer Prise Zucker, etwas Salz, Thymian und Paprikapulver für ca. 1 Minute leicht anschwitzen. 5 Das Ganze mit der Safran-Brühe aufgießen und den Reis ca. 15 – 20 Minuten lang darin 1

garen. Anschließend die Brühe durch ein Sieb abschütten (falls überschüssige vorhanden) und den Reis zur Seite stellen. 6 Zwiebel und Knoblauch in einer Pfanne mit Olivenöl anschwitzen. Bohnen, Paprika, Zucchini, Aubergine, Erbsen, Kaiserschoten, Algen und Peperoni hinzufügen und ca. 5 Minuten mitbraten. Dann den Reis dazugeben und alles noch ein paar Minuten braten und mit Salz abschmecken. 7 1 – 2 EL der Tomatenstücke fein pürieren und als Saucenspiegel dekorativ auf den Teller geben. Die restlichen Tomatenstücke unterheben oder alternativ kurz erhitzen, etwas salzen und auf die angerichtete Paella legen. Mit frischer, gehackter Petersilie oder Afila-Sprossen garnieren.

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Die Gärten von Claude Monet mit dem Nymphenbecken in Giverny. OBEN

© Aurélien Papa - Département de l’Eure

Der Charme der Häuser im Dorf Giverny. UNTEN

© Julie Marcy - Département de l’Eure

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Die Wiege des Impressionismus Text Philippe Bourget

Wer dieses Jahr in das Departement Eure in der Normandie reist, darf sich auf ganz besondere Feierlichkeiten freuen: 150 Jahre Impressionismus. Rund um Giverny und das Haus und die Gärten von Claude Monet bietet die Region neben ihrer charmanten Bocage-Landschaft und seinen Landschlössern auch jede Menge Kunst-Events.

Wie wäre es, bei einer kurzen Auszeit in Natur und Kultur einzutauchen? Dazu lädt das Departement Eure in der Normandie ein, wo dieses Jahr der 150. Jahrestag der Geburt des Impressionismus gefeiert wird. Die großen Namen dieser Stilrichtung kamen Ende des 19. Jahrhunderts in diese Region, um direkt vor Ort das Meer, die Bocage-Landschaft, die Flüsse und Schlösser zu malen, die diese Region prägen. Dort erfanden sie einen Stil, der die Landschaft mehr durch Empfindung und Licht („Impression“) als durch Realismus darstellt. Ein radikaler Kontrast zum vorherrschenden Akademismus. Giverny, ein Dorf im Seine-Tal Claude Monet ist es zu verdanken, dass das Departement Eure dieses Jahr im Mittelpunkt des Interesses steht. 40 Jahre lang lebte der Begründer des Impressionismus in Giverny, einer Gemeinde im Osten des Departements, 1,5 Autostunden von Paris entfernt. Monet lebte dort von 1883 bis zu seinem Tod im

Jahr 1926. Die Normandie kannte er gut. Aufgewachsen war er in Le Havre. Sein ganzes Leben lang kam er immer wieder zurück in die Region, um dort zu malen. So schuf er 1873 im Hafen von Le Havre das Gemälde „Impression, Sonnenaufgang“, das als Geburtsstunde des Impressionismus gilt. Monets Haus und Gärten Am Ende des Straßendorfes Giverny, wo sich auf mehr als 7 km schöne Bürgerhäuser aneinanderreihen, sind Monets Haus und Gärten die am zweithäufigsten besuchte Sehenswürdigkeit der Normandie – beliebter ist nur der MontSaint-Michel. Die in den 1970er-Jahren restaurierte Villa mit der berühmten rosafarbenen Fassade gibt einen Einblick in das Privatleben und die Kunst des Malers. Das eigentliche Schmuckstück ist jedoch der Außenbereich. Monet war nicht nur ein begnadeter Maler, sondern auch ein fantastischer Gärtner. So wachsen hier neben Blumen auch etliche Obst- und Gemüsesorten.

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Musée des Impressionnismes Besonders sehenswert ist der Wassergarten der Anlage, den der Maler eigenständig angelegt hat. Seine Faszination für Wasser gab den Anstoß, einen See anzulegen, über ihn eine japanische Brücke zu bauen und orientalische Gewächse zu pflanzen – sowie auch die berühmten Seerosen, die dank seiner Werke, die in den größten Museen der Welt ausgestellt werden, Weltruhm erlangten. Apropos Museum: Einen Besuch im Museum des Impressionismes sollte man sich nicht entgehen lassen. Bis zum 3. November ist dort die Ausstellung „Hiramatsu Reiji. Symphonie des Nymphéas“ (Symphonie der Seerosen) zu sehen, die an die leidenschaftliche Verbindung zwischen diesem zeitgenössischen japanischen Künstler und dem Werk von Monet erinnert, das Hiramatsu durch die japanische Technik des Nihonga neu interpretiert hat. Impressionismus in Kunst und Kulinarik Das Festival Normandie Impressionniste 2024 hat indes ein fantastisches Programm zusammengestellt. Die fünfte Ausgabe des Festivals findet bis zum 22. September statt und bietet 150 Veranstaltungen zum 150. Jubiläum. Im Musée des Beaux-Arts der Stadt Rouen wird die Gemäldeausstellung „Normandism“ des in der Region ansässigen englischen Künstlers David Hockney gezeigt. Der Regisseur und bildende Künstler Bob Wilson erfindet jedes Jahr aufs Neue eine Ton- und Lichtshow, die an die Fassade der Kathedrale gestrahlt wird. Mit dabei ist zudem die französische Schauspielerin Isabelle Huppert. Auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz. Unter dem Motto „150 saveurs de Normandie Impressionniste“ bieten 150 Restaurants, Bars und Konditoreien der Region vom Impressionismus inspirierte regionale Köstlichkeiten an. Mit dabei sind sechs Restaurants des Departements Eure, wie das Le Jardin des Plumes in Giverny, in dem Sternekoch David Gallienne am Herd steht (siehe Rezept, Seite 38). Le Bec-Hellouin, eines der schönsten Dörfer Frankreichs Das Jubiläum ist auch die perfekte Gelegenheit, diese geradezu poetisch anmutende Region besser kennenzulernen. Apfelbäume, Fachwerkhäuser, Kühe und

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E U R E Museum des Impressionnismes mit der Ausstellung „Der Impressionismus und das Meer“. LINKS

© Philippe Bourget

Le Bec-Hellouin, eines der schönsten Dörfer Frankreichs. RECHTS

© Aurélien Papa - Département de l’Eure

Die Abtei von Bec-Hellouin, die das grüne Tal dominiert. UNTEN

© Julie Marcy - Département de l’Eure

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Das Schloss der Domaine du Champ de Bataille, das von Jacques Garcia restauriert wurde.

Der Flur im Obergeschoss des Schlosses beeindruckt mit seinen Kunstwerken.

© Philippe Bourget

© Philippe Bourget

Pferde auf den Wiesen, Rad- und Wanderwege, Flüsse ... Slow Tourism wird im Departement Eure großgeschrieben. Wer die Augen aufmacht, kann auf den kleinen Straßen, die die Landschaft durchziehen, viel entdecken (siehe „Geheimtipps“). Wer dafür keine Zeit hat, kann auch kürzere Strecken wählen – so zum Beispiel die wenigen Kilometer zwischen den beiden Dörfern Brionne und Le Bec-Hellouin. An den Ufern des Baches Bec bilden grüne Wiesen, Reetdachhäuser und Obstplantagen ein harmonisches Bild. Und dann, am Ende der Straße, befindet sich Le Bec-Hellouin, das sich mit dem Label der „Plus beaux Villages de France“, der schönsten Dörfer Frankreichs, schmücken darf. Der mächtige weiße Glockenturm seiner Abtei thront über über dem saftig grünen Tal und befindet sich neben schmucken Fachwerkhäusern, die hier und da in Cafés und Boutiquen umgewandelt wurden, in bester Gesellschaft. Champ de Bataille, der größte Privatgarten Europas Auch Bernay, Ville d’Art et d’Histoire, und Le Neubourg sind eine Reise wert. Jeden

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Mittwoch findet hier einer der wichtigsten Märkte des Departements Eure statt, auf dem es normannisches Savoir-vivre zu erleben gibt. Auf dem Platz zwischen der Kirche aus dem 15. Jahrhundert (die liebevoll „Kathedrale der Felder“ genannt wird) und den Überresten des Schlosses werden lokale Spezialitäten und Bauernhoferzeugnisse angeboten. Dass wir durch Le Neubourg fahren, ist übrigens kein Zufall. Nur 6 km entfernt befindet sich die Domaine du Champ de Bataille. Dieses Schloss und sein Park werden seit mehr als 30 Jahren mit einer unglaublichen Hingabe von Jacques Garcia, einem weltberühmten Dekorateur, restauriert. Britisch-indische Gärten und ein Mogulpalast Paläste, Hotels, Restaurants: So viele Orte hat der 76-Jährige bereits zum Erstrahlen gebracht, doch hier ist ihm sein Meisterwerk gelungen. Das klassische normannische Landhaus und die von André Le Nôtre gezeichneten Gärten waren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das änderte sich, als der Dekorateur das Anwesen 1992 erwarb. Eine akribi-

sche Restauration hat das Haus in einen schmucken Palast im Stil des Grand Siècle verwandelt. Garcia hat dabei auf die Möblierung ebenso Wert gelegt wie auf die Gestaltung des Gartens. Die schiere Menge an Details ist beeindruckend: Da ist die unglaubliche Tiergalerie mit Hunderten Ausstellungsstücken – vom ausgestopften Elefantenkalb bis hin zu Schmetterlingen –, die Kronleuchter der Küche im Untergeschoss, das atemberaubende Mobiliar der Wohnzimmer im Obergeschoss, die Bibliothek mit ihren unzähligen Werken zu Kunst und Literatur, die charmanten Salons in den Gewächshäusern ... Die französischen Gärten im Außenbereich mit ihren Hainbuchen und Eiben, ihren Becken und den kunstvoll zugeschnittenen Büschen grenzen an Perfektion. Die britisch-indischen Gärten mit dem Mogulpalast hingegen strahlen jene asiatische Exotik aus, die Jacques Garcia so sehr beeinflusst hat. Ein Besuch, den man lange in Erinnerung behält, ebenso wie die Normandie und insbesondere das Departement Eure, das in dieser schönen Jahreszeit so viel zu bieten hat.


E U R E

Breviarium

49° N 0° O

eureka-attractivity.com

HAUTS DE-FRANCE

Étretat

Le Havre Deauville

Rouen

Honfleur Elbeuf

Caen

Le Bec-Hellouin Giverny

Bernay Évreux NORMANDIE

ÎLE-DE-FRANCE

Mont-Saint-Michel

BRETAGNE

PAYS DE LA LOIRE

CENTRE-VAL DE LOIRE

Unbedingt Die Domaine d‘Harcourt zwischen Elbeuf und Bernay ist im Besitz des Departements Eure und hat gleich zwei Highlights zu bieten. Zum einen das Schloss mit den Überresten eines mittelalterlichen Kastells (Stadtmauer und Burgtor) und eines befestigten Herrenhauses, das im 17. Jahrhundert umgebaut wurde. Hier wird die Macht der herrschaftlichen Dynastien der Normandie (hier die Familie d’Harcourt) von der Feudalzeit bis zum Klassizismus deutlich. Zum anderen das Arboretum, eines der ältesten in Frankreich. Auf einer Fläche von 11 Hektar gibt es 500 Baum- und Straucharten zu bestaunen. Einige sind zwischen 150 und 200 Jahre alt, andere über 40 m hoch. Beeindruckend. harcourt-normandie.fr

Bloß nicht Abgesehen von Giverny und einigen Sehenswürdigkeiten (die zuvor genannten sowie einige andere: Château-Gaillard, Lyons-la-Forêt, Pont-Audemer ...) leidet das ländliche Landesinnere des Departements Eure unter einem weniger touristischen Image als seine Nachbarn in Seine-Maritime und Calvados, die durch den Bekanntheitsgrad der Großstädte (Rouen, Le Havre, Caen) und die Küstenorte (Honfleur, Deauville, Étretat ...) höher in der Gunst der Besucher stehen. Die Präfektur des Departements Eure, Évreux, ist in Sachen Kulturerbe eher von geringem Interesse.

Geheimtipp Auf beiden Seiten der Seine, zwischen den Departements Eure und Seine-Maritime, bieten zwei kompakte Themenrouten das Beste der normannischen Landschaften. Vom Marais Vernier bis vor die Tore Rouens, auf beiden Seiten des Flusses, führen die Route des Chaumières und die Route des Fruits hin zu Obstplantagen und Longères (normannische Bauernhäuser), Märkten und kulinarischen Entdeckungen. In der warmen Jahreszeit liegt der Duft von Erdbeersträuchern, Kirsch-, Apfel-, Pflaumen- und Birnbäumen in der Luft. Ein Glück, dass einige Landwirtschaftsbetriebe die leckeren Früchte im Direktverkauf anbieten. de.normandie-tourisme.fr

visiterouen.com

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So schmeckt Eure Dieses Rezept wird mit drei Hauptprodukten hergestellt, die charakteristisch für die Normandie sind: Camembert aus Rohmilch (nicht pasteurisierte Milch), Apfelessig (in der Normandie werden Äpfel angebaut, aus denen Cidre und Essig hergestellt werden) und Birne (aus dieser Frucht wird in der Region auch Poiré, ein hervorragender Birnencidre, hergestellt). Das Rezept wurde von David Gallienne, dem mit einem MichelinStern ausgezeichneten Küchenchef des Jardin des Plumes, einem Gourmetrestaurant in Giverny, kreiert. Es gehört zu einer Auswahl von Rezepten des Küchenchefs, die in dem im Oktober 2021 im Solar-Verlag erschienenen Buch „Nature“ veröffentlicht wurden.

Emulsion von Camembert aus Rohmilch, Birne in Apfelessig & Haselnussöl 6 Personen

25 Minuten

Für den Camembert-Siphon ∙ 250 ml Milch ∙ 250 ml flüssige Sahne ∙ 1 Camembert aus Rohmilch Für das Birnenkompott ∙ 2 Birnen ∙ 1 EL Apfelessig Für die marinierten Birnen ∙ 3 Birnen ∙ 2 EL Apfelessig ∙ 6 EL Haselnussöl Für das Camembertpulver ∙ ½ Camembert aus Rohmilch Für die Garnitur ∙ Kressesprossen ∙ Gartenkräuter

20 Minuten Der Camembert-Siphon 1 Die Milch und Sahne mit dem in Stücke geschnittenen Camembert erhitzen. 2 Kochen, bis der Camembert geschmolzen ist. Die Mischung mixen und durch ein Sieb streichen, dann in einem Siphon im Kühlschrank aufbewahren. Wenn er kalt ist, den Siphon mit zwei Patronen begasen. Das Birnenkompott 1 Die Birnen schälen und in kleine Stücke schneiden. 2 Die Birnen und den Essig in einem Topf bei schwacher Hitze kochen, bis ein gut ausgetrocknetes Kompott entsteht. Die marinierten Birnen 1 Die Birnen schälen und in Viertel schneiden und in dem Öl und dem Essig während zwei Stunden im Kühlschrank marinieren lassen. Das Camembertpulver 1 Den Camembert in dünne Scheiben schneiden. Auf ein Backpapier legen und in der Mikrowelle bei maximaler Leistung 3–4 Minuten lang garen. 2 Im Mixer zu Pulver verarbeiten. Das Anrichten 1 Einen Löffel Birnenkompott auf den Boden des Tellers geben. Eine hübsche Kuppel aus dem Camembert-Siphon daraufsetzen und mit dem Camembertpulver bestreuen. Mit den marinierten Birnen, einigen Kressesprossen und den Kräutern dekorieren.

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KÜ ST E N WAN D E R U N G E N

Europas schönste Küstenwanderungen Text Wibke Carter

Von felsigen Klippen bis hin zu unberührten Stränden gibt es bei Wanderungen entlang der europäischen Küsten viel zu sehen. Ziehen Sie festes Schuhwerk an und begeben Sie sich auf diese großartigen Touren.

Es gibt sie noch in Europa, die unberührten Küstenabschnitte. Wer hier wandert, erlebt intensive Sinneserfahrungen auf Schritt und Tritt: Die Luft schmeckt nach Salz, der Wind streichelt das Haar, die Wellen rauschen, und wenn sich der Blick vom tiefblauen Horizont lösen kann, streift er über schroffe Klippen, Dünenlandschaften, verträumte Buchten, Pinienwälder, einsame Strände und Bergdörfer mit verwinkelten Gassen. Von leicht bis anspruchsvoll, von Tagesausflügen bis hin zu Touren von fast 2.000 Kilometern entlang der bretonischen Küste – das Abenteuer ruft. 1. Cinque Terre, Italien Wie der Name schon sagt, besteht Cinque Terre aus fünf malerischen Dörfern, die auf steilen Klippen über dem Ligurischen Meer thronen. Erklimmen Sie die schmalen Pfade durch Weinbergterrassen, Olivenhaine, Pinienwälder und die verwinkelten Gassen der Dörfer, und vergessen Sie nicht, von Zeit zu Zeit eine Pause einzulegen, um Luft zu holen. Immerhin sind im bergigen Hinterland bis zu 850 Höhenmeter zu bewältigen. Die Be-

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lohnung ist ein atemberaubendes Küstenpanorama. Vernezza ist das schönste Dorf, und auch eine Reihe von Aussichtspunkten sowie die Wallfahrtskirche Madonna di Reggio sollte man sich nicht entgehen lassen. 2. Camí de Cavalls, Menorca Im Mittelalter, als die spanische Insel kaum bewohnt war, erkundeten die wenigen Grundbesitzer ihre großen Ländereien zu Pferd. Außerdem patrouillierten Wächter an der Küste auf und ab, um feindliche Schiffe rechtzeitig zu entdecken. Ein Weg von 183 Kilometer Länge führte an der Küste entlang – einmal um die ganze Insel. Dieser Camí de Cavalls (Pferdeweg) existiert noch heute und verbindet alte Wachtürme, Leuchttürme und Gräben. Auf der historischen Route kommen Sie an Schluchten, Höhlen, Tälern, Fischerdörfern und versteckten Buchten vorbei, wo Sie in Letzteren Ihre Wanderschuhe gegen einen Bikini oder eine Badehose tauschen können. Stärken Sie sich nach der Wanderung mit lokalen Tapas und frisch gepresstem Orangensaft.


KÜ ST E N WAN D E R U N G E N Als Cinque Terre wird ein etwa zwölf Kilometer langer Küstenstreifen der Italienischen Riviera zwischen Punta Mesco und Punta di Montenero bezeichnet. OBEN

© Björn Snelders/Unsplash

Den historischen Camí de Cavalls, den „Weg der Pferde“ kann man zu Fuß, mit dem Fahrrad und natürlich auch hoch zu Ross zurücklegen. UNTEN

© Joao Branco/Unsplash

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KÜ ST E N WAN D E R U N G E N

Der Ostseeküsten-Wanderweg führt an Pinienwäldern, gelben Rapsfeldern und wilden Stränden vorbei. LINKS

© Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.

In der Türkei treffen auf dem Lykischen Weg viel Geschichte, köstliche Landesküche und abwechslungsreiche Landschaften aufeinander. RECHTS

© Ahmet Ruzgar/Unsplash

Die von steilen Bergflanken gesäumte, stark gewundene fjordartige Bucht von Kotor ist wohl das bekannteste Reiseziel in Montenegro. UNTEN

© Pixabay

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KÜ ST E N WAN D E R U N G E N

3. Ostseeküsten-Wanderweg, Deutschland Diese scheinbar endlose Strecke zwischen Stralsund und Usedom ist eine Hommage an die einzigartige Weite Norddeutschlands. Die roten Segel der Zeesboote, die kreischenden Möwen im Wind und der salzige Duft des Meeres sind ständige Begleiter. Sobald man die Altstadt von Stralsund hinter sich gelassen hat, kann man in der Ferne bereits die Umrisse von Backsteinbauten erkennen. Der hoch aufragende Greifswalder Dom zeigt Ihnen, dass die Hansestadt nicht weit entfernt ist. Über die Peenebrücke gelangen Sie auf die Insel Usedom, die für ihre Kaiserbäder und Fischerdörfer bekannt ist. Der krönende Abschluss ist das Seebad Ahlbeck, das mit Jugendstilvillen und einem weißen Sandstrand verzaubert, an dem Sie sich in einen kultigen Strandkorb fallen lassen können, um Ihren Füßen eine Pause zu gönnen! 4. Lykischer Weg, Türkei Der schönste Fernwanderweg der Türkei führt über 482 Kilometer von Fethiye nach Antalya und größtenteils an der Küste entlang. Auf der Etappe ab Hoyran erleben Sie flaches Hochland, grüne Täler, felsige Küsten und viel Geschichte, angefangen bei den lykischen Felsengräbern in Hoyran. Weiter geht es nach Kapakli, wo einheimische Frauen köstliche Gozleme (dünne, meist mit Spinat gefüllte Teigtaschen) für die hungrigen Wanderer zubereiten. Ein gepflasterter Eselspfad führt im Zickzack durch die üppige Landschaft und bietet ununterbrochene Ausblicke auf die Küste um Kekova. Das Endziel ist in der antiken Stadt Simena erreicht. Hier gibt es zunächst einen im Wasser stehenden Sarkophag, dann ein in den Fels gehauenes Theater zu bestaunen. 5. Vrmac-Kamm, Montenegro Die Bucht von Kotor sieht aus wie aus einem Bilderbuch: Steile Bergflanken ragen auf allen Seiten in den Himmel, und dazwischen liegt eine gewundene Bucht mit vier großen Becken. Man könnte sich an die Seen Italiens oder die Fjorde Norwegens erinnert fühlen, allerdings mit kleinen steinernen Häfen, in denen die einheimischen Calamari-Fischer ihre Boote zum Auslaufen bereit machen. Kotor ist berühmt für seine mittelalterliche Altstadt.

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KÜ ST E N WAN D E R U N G E N

Hier beginnt der Weg auf die Halbinsel Vrmac, der durch Kiefernwälder führt und sich stetig nach oben schlängelt. Oben angekommen, können Sie eine Festungsruine besichtigen oder einfach den Blick über die Bucht schweifen lassen und die fantastische Aussicht genießen. 6. The Sheep’s Head Way, Irland Sie sind kein geübter Wanderer, haben aber trotzdem Lust auf eine längere Tour? Dann machen Sie sich auf den Weg nach Irland. Auf dem Sheep‘s Head Way sind die Etappen nicht so lang und die Anstiege nicht so steil. In einer Woche können Sie den Rundweg auch ohne große Erfahrung beim Wandern bewältigen. Die Tour beginnt in der Stadt Bantry in der Grafschaft Cork, anschließend schlängelt sich der Weg durch eine spektakuläre Hügellandschaft entlang der Klippen. Sie werden Leuchttürme, eine Festung aus dem 17. Jahrhundert, verfallene Steinhäuser und natürlich Schafe sehen. Es lohnt sich, in dem beschaulichen Dorf Kilcrohane Halt zu machen – zwei Pubs, ein Postamt und ein Geschäft, in dem man alles von Kartoffeln bis zu Gemälden kaufen kann. In Ahakista, einem weiteren hübschen Küstenort, können Sie im Heron Gallery Café and Gardens eine Pause einlegen. Aber Vorsicht: Sie werden sich in dem farbenfroh eingerichteten Café so wohlfühlen, dass Sie es gar nicht mehr verlassen wollen. 7. Grande Randonnée 34, Frankreich Der „Sentier des douaniers“, der Zöllnerpfad, auch bekannt als Grande Randonnée 34 oder GR34, ist mit fast 2.000 Kilometern einer der längsten Wanderwege Frankreichs. Und wohl auch einer der schönsten, denn er führt entlang der bretonischen Küste mit ihrem eigenen milden Mikroklima und ihren wilden Badestellen. Seinen Namen erhielt der Weg vor Jahrhunderten, weil auf der versteckten Route Schmuggler und Zollbetrüger gefasst wurden. Bei der Wahl der Etappen gibt es unzählige Möglichkeiten, aber ein Tipp ist ein Halt in Doëlan, einem der schönsten Hafenstädtchen der Südbretagne. Von dort aus führt die Route weiter in die wildere Region Finistère. Ihr Endziel, das Fischerdorf Merrien, ist von Wäldern, einer bunten Vogelwelt und kristallklarem Wasser umgeben.

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KÜ ST E N WAN D E R U N G E N Der Sheep's Head Way ist eine irische Wanderroute, die zu hohen Klippen, Steinkreisen und zahlreichen alten Kirchen führt. OBEN

© Tourism Ireland

Der Fernwanderweg GR34 verläuft entlang der bretonischen Küste. Über 2.000 Kilometer nimmt er dabei jede kleine Bucht und jede Landspitze mit. LINKS

© Tourisme Bretagne

Der Leuchtturm von Hanois wurde zwischen 1860 und 1862 erbaut und befindet sich vor dem südwestlichen Ende von Guernsey auf dem größten Felsen des gefährlichen Riffs. RECHTS

© Enrapture Captivating Media/Unsplash

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Bekannt ist die Halbinsel West Knoydart als „Schottlands letzte Wildnis“, da sie kaum bewohnt ist und die wenigen Ansiedlungen nur zu Fuß oder auf dem Seeweg erreicht werden können. © VisitScotland

Die felsigen Landschaften glitzern in der Sonne, und maritime Kiefernwälder und australische Eukalyptusbäume wechseln sich auf dem Trilho dos Pescadores ab. © Rota Vicentina

8. Channel Island Way, Guernsey Auf den ersten Blick sieht die Südküste der Kanalinsel Guernsey fast so aus, als könnte sie im Mittelmeer liegen, und man versteht, warum der impressionistische Maler Pierre-Auguste Renoir die Gegend so inspirierend fand: Die Küste ist eine Mischung aus mit Blumen bedeckten Klippen, einsamen Buchten und Kieselstränden. Der Ausgangspunkt, die schöne kleine Bucht von Petit Bot, liegt am Fuße zweier bewaldeter Täler an einem geschützten Abschnitt der Südküste Guernseys. Dann geht es in ständigem Auf und Ab entlang der zerklüfteten Küste weiter. Gegen Ende führt der Weg Richtung Norden, wo bald der Leuchtturm von Les Hanois auftaucht. Rundherum ist die Landschaft flacher und das Meer weniger rau. Die Einheimischen kommen hierher, um

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Ormers zu sammeln, eine Art Abalone. Mit etwas Glück finden Sie die Meeresfrüchte auf einer der Speisekarten der Region. 9. Trilho dos Pescadores, Portugal Unberührte Steilküsten- und Dünenlandschaften, weite Strände und das türkisfarbene Meer, das gegen die Felsen peitscht: Der Trilho dos Pescadores (Fischerpfad) ist Teil des Fernwanderwegs Rota Vicentina und führt rund 46 Kilometer an der Westküste Portugals entlang. Sie können die Natur meist ungestört entdecken, denn die Region setzt auf natürlichen und sanften Tourismus – auch weil der Weg Teil eines Naturparks ist. Ganz allein sind Sie allerdings nicht: Fischotter planschen ausgelassen im Meer und zahlreiche Weißstörche pflegen hier ihre Nester.

10. West Knoydart, Schottland Eine Wanderung zwischen Himmel und Hölle – das ist eine Tour über die Halbinsel Knoydart im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Gegend ist auf der einen Seite durch Loch Nevis (gälisch: Himmel) und im Norden durch Loch Hourn (Hölle) vom Rest der westlichen Highlands abgeschnitten. Knoydart kann nur mit dem Boot erreicht werden. Die Natur ist hier einzigartig: raue Bergketten, grüne Täler, im Meer tummeln sich Wale und Delfine. Eine der sichersten Routen durch diese Wildnis führt von Inverie, dem Hauptort der Halbinsel, nach Airor. Auf dem Weg dorthin folgen Sie den Schildern nach Doune, wo in einer rustikalen Lodge direkt am Meer riesige Portionen Garnelen serviert werden.


Cinque Terre Italien

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Camí de Cavalls Menorca

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Ostseeküsten-Wanderweg Deutschland

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Lykischer Weg Türkei

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Vrmac-Kamm Montenegro

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The Sheep’s Head Way Irland

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Grande Randonnée 34 Frankreich

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Channel Island Way Guernsey

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Trilho dos Pescadores Portugal

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West Knoydart Schottland

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Z AH L E N I N

Der berühmteste Restaurantführer der Welt Text Charel Heinen

In Zeiten von Smartphones und Apps wie TripAdvisor und Google Reviews ist es einfacher denn je, auf Reisen ein passendes Restaurant zu finden. Doch als absolutes Gütesiegel gilt nach wie vor der Guide Michelin.

Seit seiner Gründung im Jahr 1900 durch die Brüder André und Édouard Michelin hat sich das rote Büchlein von einem praktischen Ratgeber für Autofahrer zu einer weltweit anerkannten Institution entwickelt, die die Spitzenleistungen der Gastronomie hervorhebt. Ursprünglich als kostenloser Führer verteilt, um den Reifenverkauf zu fördern, enthielt der Guide Michelin anfangs nicht nur Restaurantempfehlungen, sondern auch Informationen zu Werkstätten, Tankstellen und Unterkünften. Im Laufe der Jahre hat sich der Fokus

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des Guides jedoch auf die Bewertung von Restaurants verlagert. 1926 wurde erstmals der berühmte Michelin-Stern eingeführt, seitdem ist das System kontinuierlich weiterentwickelt worden. Heute umfasst der Guide Michelin Bewertungen für Restaurants und Hotels vor allem in Europa, Asien, Amerika und den Arabischen Emiraten; seine Sterne sind zu einem weltweit anerkannten Symbol für kulinarische Exzellenz geworden. Die folgenden Zahlen geben einen Überblick über die wichtigsten Fakten und Entwicklungen des Guide Michelin.


Z AH L E N Michelin-Sterne wurden bislang vergeben; 2.500 Restaurants besitzen derzeit einen, 600 zwei und 150 Restaurants drei Sterne.

Länder sind aktuell im Guide Michelin vertreten.

500+ 471

625

Restaurants weltweit erhielten 2024 den Bib Gourmand, eine Auszeichnung für hervorragendes Preis-LeistungsVerhältnis.

Restaurants haben aktuell einen Grünen Michelin-Stern. Diese Auszeichnung wird für nachhaltige Gastronomie verliehen.

I N

3.500 196 Michelin-Sterne wurden allein in Frankreich vergeben, das somit das Land mit den meisten Sternen weltweit ist.

50 % 189 1926

der Michelin-Sterne-Restaurants nutzen lokale und saisonale Produkte, was den Trend zur Nachhaltigkeit und Regionalität widerspiegelt.

1900 Seitdem verleiht der Guide seine Sterne.

Hotels sind aktuell mit dem Michelin-Schlüssel ausgezeichnet, der seit April 2024 verliehen wird.

Seitdem hat das „Le Tour d’Argent“ in Paris einen Stern und ist somit das Restaurant, das am längsten mit einem Stern bewertet wurde.

1955

Seitdem werden auch Restaurants in Luxemburg im Guide Michelin aufgeführt.

Quellen: Michelin

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S E R B I E N

Wo die Zeit zur Nebensache wird Text Annette Frühauf

In Serbien entschleunigen und zwar in mittelalterlichen Klöstern, fast unberührter Natur und bei abwechslungsreicher Küche …

Das größte Land des ehemaligen Jugoslawiens liegt ganz im Zentrum des Balkans – und im touristischen Schatten der Küstenstaaten Kroatien und Montenegro. Verstecken muss es sich nicht: Denn die lebendige Hauptstadt Belgrad, stille Klöster und UNESCO-Weltkulturerbestätte, Schluchten und Berge und nicht zuletzt Küche und Wein sorgen für eindrucksvolle Erlebnisse im Land zwischen Orient und Okzident. Wer in Belgrad ausgeht, muss sich erst einmal an den Geruch in den Kneipen und Restaurants gewöhnen, zumindest bis das Rauchverbot auch in der Gastronomie angekommen ist. Dort riecht es teilweise noch nach Zigarettenqualm. Im Restaurant Iva von Vanja Puškar, der ebenfalls CEO der Organisation „New Balkan Cuisine“ ist, gehen die Gäste allerdings zum Rauchen vor die Tür. Der leidenschaftliche Gastronom ist überzeugt: „Die lokalen Zutaten kombiniert mit modernen, kulinarischen Techniken sind die Zukunft unseres Landes.“ Seine Waren

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bezieht er von kleinen Produzenten, die seine Vision teilen: „Wenn man die Erzeuger kennt, kann man ihre Energie und Liebe für ihre Produkte auf die Teller der Gäste zaubern.“ Die Kajmak, ein Milchprodukt aus geronnener und gesalzener Sahne, schmeckt cremig und passt perfekt zum Proja, dem typischen Maisbrot. Ein Mix der Kulturen Ähnlich ambitioniert, Serbien voranzubringen, ist der Sommelier Vuk Vuletić im Podrum Wineart. „Meine Gäste bekommen bei mir Wein, den sie vorher noch nie getrunken haben“, prophezeit er stolz. „Vor fünf Jahren tranken die Serben durchschnittlich rund drei Liter Wein pro Kopf und Jahr.“ Heute seien es bereits über acht Liter. Von weitem ist die Festung zu sehen, die am Ende der Belgrader Altstadt zwischen den Flüssen Save und Donau liegt. Die Verteidigungsanlage wurde im ersten Jahrhundert errichtet. Die weiße Stadt, wie die Hauptstadt


S E R B I E N Die Hänge der Ovčar-KablarSchlucht sind von Klöstern gesäumt. OBEN

Belgrad entwickelt sich zu einer beliebten Metropole. UNTEN

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S E R B I E N

Klöster und Kirchen prägen das Landschaftsbild in ganz Serbien. LINKS

Als „neue Hagia Sophia“ wird die Save-Kathedrale in Belgrad bezeichnet. RECHTS

An den Hängen der Fruška Gora wachsen vor allem weiße Reben. UNTEN

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S E R B I E N auch genannt wird, ist geprägt durch Zerstörungen und den darauffolgenden Wiederaufbau. Geblieben ist ein HäuserMix: Überreste des osmanischen Reiches beherrschen ebenso wie neoklassizistische Bauten und Jugendstilvillen das heutige Erscheinungsbild. Im Stadtteil Vračar steht der Dom des Heiligen Sava, die größte orthodoxe Kirche auf dem Balkan. Ihr Stil erinnert an die Hagia Sophia in Istanbul, mit den Materialien davor als Sinnbild für die nicht enden wollenden Bauarbeiten. Belgrad ist eine Kulisse, die gegensätzlicher nicht sein könnte – so wie die Umgebung von Belgrad und das ganze Land. Südlich der Hauptstadt, knapp 100 Kilometer entfernt, liegt Topola. Die Kleinstadt umgeben von Weinbergen präsentiert beim Weinfest im Oktober ein ganz besonderes kulinarisches Angebot. Über der Straße, durch die sich die Menschen schieben, liegt dann der Geruch von gegrilltem Fleisch. Etwas exotisch ist der Anblick des Ochsen, der auf einem langen Spieß über dem Feuer gegart wird. Daneben drehen sich Spanferkel über der rotglühenden Holzkohle. In großen Tontöpfen köcheln Eintöpfe mit roter Paprika, Kohl und Zwiebeln. Es gibt Gewürze, Honig, Likör und Kunsthandwerk zu kaufen. Auf dem Hügel Oplenac liegt die Kirche St. Georg mit ihren großen und kleinen Kuppeln. Hier sind König Peter I. und weitere Mitglieder der Königsfamilie begraben. In der Ausstellung taucht man ein in die Geschichte der königlichen Karađorđević-Dynastie. Weinbau mit Tradition Ebenfalls eine gute Stunde von Belgrad entfernt, in nördlicher Richtung, liegt das kleine Mittelgebirge Fruška Gora, das auch der heilige Berg der Serben genannt wird – „wegen der zahlreichen mittelalterlichen Klöster“, wie die Reiseführerin Ruzisca Ristic erklärt. „Die Region zeichnet ihre lange Tradition im Weinanbau aus.“ Während der Jahrhunderte dauernden Herrschaft der Türken trieben nur noch die Mönche der Klöster

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S E R B I E N

Durch die Ovčar-Kablar-Schlucht mäandert der Fluss Morava.

den Weinbau voran. Erst unter der Habsburger Monarchie blühten die Weinstöcke dann im wahrsten Sinne des Wortes wieder so richtig auf, wie beispielsweise rund ums Weingut Salaxia. 100 Kilometer, nordwestlich der Hauptstadt, glänzt Novi Sad – die sehenswerte Kulturhauptstadt 2021. Da es in Strömen regnet, verschwinden die riesige Festung und der Stadtteil Petrovaradin am anderen Flussufer fast im Nebel. Von der gegenüberliegenden Uferseite hat man sonst den besten Blick auf die Burg, deren Geschichte bis zur Steinzeit zurückreicht. Die neugotische Kirche Maria Namen und das Rathaus im Neorenaissancestil spiegeln sich in den Pfützen auf dem Freiheitsplatz in der Altstadt Stari Grad. Popcornbuden und bunte Getränkestände reihen sich an trendige Shops serbischer Labels wie IVKO – ein Designerladen, der alte Muster neu interpretiert. Etwas runtergekommen, aber mit

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einem gewissen Shabby Chic verbunden, präsentiert sich das Chinesische Viertel in der Nähe des Donauhafens. Es beherbergt Underground Bars, Garagenhallen, die als Konzerthallen genutzt werden, und ist das neue kreative Zentrum der Universitätsstadt. Einmal im Jahr wird Novi Sad zur ganz großen Bühne, und zwar beim Exit Festival, bei dem mehrere Tage Rockmusik durch die Gassen wummert. Mit dem Boot durch die Schlucht 150 Kilometer südlich von Belgrad liegt die Ovčar-Kablar-Schlucht – zwei Berge und ein Fluss. Die Zapadna Morava trennt die Bergmassive Ovčar und Kablar. Ihr Wasser mäandert durch die Landschaft. Bevor es ins Boot von Ranger Milan Caprilovic geht, kann man die eigene Schwindelfreiheit testen – und zwar auf der Hängebrücke zwischen den beiden Massiven. Der schmale, hölzerne Boden schwankt bei jedem Schritt.

Durch die Löcher zwischen den Planken erkennt man die träge fließende Morava. Zurück in Belgrad und im Park vor der alten Burganlage, einem beliebten Fotospot, kann man abends den Sonnenuntergang erleben. Dann bekommen die Flüsse Donau und Save einen rötlichen Schimmer. Danach trifft man sich in den Restaurants und Bars oder in einer der Bauernschenken im Viertel Tošin Bunar, wo sich die schnellen Töne der Musik mit der rauchgeschwängerten Luft vermischen. Bei Ćevapčići (Hackfleisch), Karađorđeva šnicla (gerollte, mit Käse gefüllte und frittierte Schnitzel) und gemischter Grillplatte mit Pommes amüsieren sich die Gäste bis in die frühen Morgenstunden. Bei einem Glas Rakija, dem klaren Obstbrand, kommt man leicht mit den gastfreundlichen Tischnachbarn ins Gespräch – es stört kaum, dass nicht alle die gleiche Sprache sprechen. Belgrad – wir kommen wieder.


S E R B I E N

Breviarium

UNGARN

RUMÄNIEN

KROATIEN

Novi Sad Fruška Gora

Belgrad

44° N 21° O

SERBIEN BOSNIEN UND HERZEGOWINA

serbia.travel

Topola Ovčar-Kablar-Schlucht

MONTENEGRO

KOSOVO

ALBANIEN

BULGARIEN

NORDMAZEDONIEN

Unbedingt Rund um Belgrad gibt es viel zu entdecken. Der Zug nach Novi Sad braucht etwas länger als eine halbe Stunde, verkehrt regelmäßig und Tickets kosten weniger als 10 Euro.

Bloß nicht In Serbien startet man deftig in den Tag. Wer das nicht mag, der sollte typische Frühstücksgericht wie Burek, ein mit Käse oder Fleisch gefüllter Teig, oder Ajvar, eine würzige Paprika-Pastete, morgens nicht bestellen.

Geheimtipp Nach dem quirligen Stadtbesuch kann man sich am Ada Ciganlijas, dem Stadtstrand von Belgrad, erholen – beim Basketball, Fußball, Spazierengehen oder Relaxen.

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R E Z E PT

So schmeckt Serbien Eingelegtes Gemüse ist auf dem Balkan sehr beliebt. In großen Gläsern bieten es Bauern auf den Märkten an. Es gibt gemischte Varianten, beispielswiese mit Blumenkohl, Karotten, Zwiebeln und sogar mit Weintrauben, neben sortenreinen eingelegten roten Paprika. Auch in den Restaurants kommt das „saure Gemüse“ auf den Tisch, mit der serbischen Bohnensuppe oder zu Fleischgerichten.

Eingelegtes Gemüse 2 große Einmachgläser 10 Minuten 5 Minuten + Ruhezeit

∙ 1 kg Gemüse nach Wahl ∙ 1 l Wasser ∙ 300 g Weinbrandessig ∙ 50 g Salz ∙ 75 g Zucker ∙ 1 TL Pfefferkörner ∙ je nach Geschmack: Senfkörner, Dill, Petersilie, Knoblauch

Das ausgewählte Gemüse gut waschen und immer saisonal, frisch und knackig, verwenden. Karotten immer schälen. 2 Die sterilisierten Gläser mit dem klein geschnittenen Gemüse füllen. Es sollen sich möglichst keine Luftblassen bilden können. 3 Dann die restlichen Zutaten in einem Topf mischen, aufkochen und heiß in die Gläser zum Gemüse geben. Das Gemüse muss komplett bedeckt sein. 4 Nach etwa 20 Tagen ist es durchgezogen und verzehrfertig. 1

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MSC Seaside, das Leitschiff der Seaside-Klasse von MSC Cruises, wurde am 26. November 2016 vom Stapel gelassen und am 21. Dezember 2017 getauft. Das von Fincantieri gebaute 323 Meter lange Kreuzfahrtschiff bietet Platz für bis zu 5.119 Passagiere. OBEN

Blick vom Panoramalift auf das Achterdeck mit Pool. UNTEN

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MSC-Yachtclub: Eine Klasse für sich! Text Bibi Wintersdorf

Fotos MSC

Reisen ist für viele eine Leidenschaft, die sie mit Entdeckungen, Erholung und Luxus verbinden. Mein jüngstes Abenteuer führte mich auf eine kurze, aber exquisite Tour mit MSC Cruises, um den MSC-Yachtclub zu testen. Obwohl meine Fahrt nur von Marseille nach Valencia ging, bot sie ein Maß an Annehmlichkeiten und Service, das jeden Moment unvergesslich machte.

Schon der Beginn der Reise zeigte den hohen Standard des MSC-Yachtclubs. Statt in langen Schlangen zu warten, wurden wir direkt in eine private Lounge gebeten. Dort erwarteten uns erfrischende Getränke und köstliches Gebäck. Diese erste Begegnung mit dem besonderen Service des Yachtclubs setzte den Ton für den Rest der Exkursion. Das Check-in verlief reibungslos und komfortabel, fernab vom Trubel der allgemeinen Einschiffung. Unsere Butlerin, eine diskrete und doch stets verfügbare Begleiterin, holte uns persönlich aus der Lounge ab und begleitete uns zu unserer Suite, wo bereits eine Flasche gekühlter Champagner auf uns wartete. Die luxuriöse Kabine war mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt: eine gemütliche Sitzecke, ein geräumiges Badezimmer und eine Terrasse mit Ausblick auf das Meer.

Genuss und Entspannung Der MSC-Yachtclub bietet seinen Gästen Zugang zu speziellen Arealen, darunter ein privates Sonnendeck mit Pool und Buffet-Restaurant, ein elegantes Innenrestaurant und eine gemütliche Lounge. Diese abgeschiedenen Bereiche sind ideal, um zu entspannen und die Reise zu genießen. Selbstverständlich können Yachtclub-Gäste auch von allen anderen Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord profitieren, sei es das Theater, das Casino, die Boutiquen, die Bars oder die unterschiedlichen Restaurants. Sogar das allgemeine Buffet ist für YachtclubGäste offen, aber bei rund 5.000 Gästen lernt man sehr schnell den Service und die gediegene private Atmosphäre des Yachtclubs zu schätzen. Mit seiner exquisiten Auswahl an internationalen und regionalen Gerichten lässt das kulinarische Angebot im Yacht-

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club nichts zu wünschen übrig. Trotz der kurzen Reisedauer schafften wir es, mehrere der Spezialitätenrestaurants auszuprobieren, darunter ein hervorragendes Fischrestaurant und ein sehr unterhaltsames und köstliches Teppanyaki-Erlebnis. Zwischenstopp in Genua: Wetterkapriolen und kulturelle Schätze Unser erster Zwischenstopp war die historische Hafenstadt Genua. Obwohl das Wetter uns mit ungewöhnlicher Kühle und Nieselregen überraschte, ließen wir uns davon nicht entmutigen. Ausgestattet mit Regenschirmen, die unsere aufmerksame Butlerin bereitgestellt hatte, tauchten wir ein in das Labyrinth enger Gassen und bestaunten die prächtigen Paläste, die vom einstigen Reichtum der Stadt zeugen – das alles zugegebenermaßen im Eiltempo, da wir um 16.00 Uhr bereits wieder an Bord des Schiffes sein mussten. Genuas einzigartiger Charme offenbarte sich uns trotz – oder vielleicht gerade wegen – des verhangenen Himmels. Den krönenden Abschluss bildete eine vorzügliche Weinprobe, bei der wir auch die lokale Spezialität Focaccia verkosteten. Mehr als nur eine Kreuzfahrt Was den MSC-Yachtclub wirklich auszeichne, sei das Konzept vom „Schiff im Schiff“, so Frank Van den Steen, Country Manager Benelux MSC Cruises. Es bietet die perfekte Balance zwischen luxuriöser Intimität und dem Genießen aller Annehmlichkeiten des Kreuzfahrtschiffs. Der 24-Stunden-Butlerservice sorgt dafür, dass jeder Wunsch erfüllt wird, sei es das Organisieren einer privaten Shoppingtour in den Boutiquen außerhalb der regulären Öffnungszeiten oder die Buchung einer Landausflugserfahrung nur für Sie. Ein besonderes Highlight war die Benutzung der Thermal Suite des MSC Aurea Spa, im Yachtclub-Paket inbegriffen. Nach einem Tag voller Entdeckungen war es eine wahre Wohltat, in dieser Oase der Ruhe neue Kraft zu tanken.

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K R E U Z FAH RT Der Service im Yachtclub ist erstklassig und ungekünstelt herzlich. LINKS

© Bibi Wintersdorf

Unterhaltsam und köstlich: das Dinner im Kaito Teppanyaki, dem asiatischen Spezialitätenrestaurant an Bord. RECHTS

© Bibi Wintersdorf

Genua ist immer einen Besuch wert, selbst wenn er nur wenige Stunden dauert! UNTEN

© Envato Elemens / Sean Pavone

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K R E U Z FAH RT

Der Pool auf dem exklusiv für Yachtclub-Gäste reservierten Aussichtsdeck. UNTEN

© Bibi Wintersdorf

Wenn reisen, dann so! Für mich persönlich sind Kreuzfahrten eine perfekte Kombination aus Komfort und Abenteuer. Das Konzept, nur einmal den Koffer auszupacken und dennoch fast täglich andere, spannende Destinationen zu erleben, ist einfach unschlagbar. Der maßgeschneiderte Service, insbesondere im Yachtclub, und die vielfältigen Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt und jeder Tag ein Erlebnis ist. Diese Art des Reisens bietet eine unvergleichliche Bequemlichkeit – so kann man die Welt stressfrei erkunden. Der MSC-Yachtclub ist für alle, die eine luxuriöse Kreuzfahrt mit ausreichend Privatsphäre erleben möchten, definitiv eine ausgezeichnete Wahl. Er verkörpert die Leidenschaft von MSC Cruises für das Meer und bietet eine einzigartige Möglichkeit, Schönes in der Welt zu sehen. Natürlich kostet dieser Luxus, aber hier stimmen Preis und Leistung.

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Das Journalistenteam mit den Organisatoren Frank van den Steen, Country Manager BENELUX (2. v. l.) und Wim Willems, Press Officer BENELUX (4. v. l.). OBEN RECHTS

Mehr als Luxus: MSCs Einsatz für Mercy Ships

Was an MSC beeindruckt, ist ihr Engagement jenseits von Luxuskreuzfahrten. Die Unterstützung der italienischen Eigner-Familie Aponte für Mercy Ships zeigt, dass MSC auch an Menschen in Not denkt. Mercy Ships, 1978 von Don und Deyon Stephens gegründet, bringt schwimmende Krankenhäuser zu Menschen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Ein Hospitalschiff vor Afrikas Küste, das kostenlose Behandlung bietet – das ist Realität! Seit 2011 unterstützt MSC Mercy Ships umfassend. Die Mediterranean Shipping Company stellt ihre Logistikexpertise zur Verfügung und hilft beim Transport medizinischer Ausrüstung und lebenswichtiger Güter. 2019 verstärkte die Familie Aponte, angeführt von MSC-Gründer Gianluigi Aponte, ihr Engagement erheblich. Sie leistete einen bedeutenden finanziellen Beitrag zum Bau der „Global Mercy“, dem modernsten zivilen Hospitalschiff der Welt, das 2021 in Dienst gestellt wurde. Dieses Engagement zeigt, dass hinter MSCs Luxusangebot ein Unternehmen mit Herz und Verantwortung steht. Es erinnert uns, dass wir Teil einer globalen Gemeinschaft sind und auch im Urlaub Platz für bedeutsames soziales Engagement ist. Die Partnerschaft zwischen MSC und Mercy Ships demonstriert eindrucksvoll, wie Unternehmen ihre Ressourcen nutzen können, um weltweit Leben zu verändern.


Den persönlichen Butler-Service voll ausnutzen – schließlich zahlen Sie für diese Exklusivität des Yachtclubs. Ihr Butler wird regelrecht enttäuscht sein, wenn Sie seine Dienste nicht in Anspruch nehmen. Lassen Sie sich von ihm bei der Erkundung aller Ecken des Schiffes unterstützen. Er kennt die besten versteckten Plätze, selbst bei 5.000 Gästen an Bord. Scheuen Sie sich nicht, Sonderwünsche zu äußern – der Butler ist da, um Ihren Aufenthalt so luxuriös und komfortabel wie möglich zu gestalten. Genießen Sie diesen erstklassigen Service in vollen Zügen!

K R E U Z FAH RT

Unbedingt

Bloß nicht Sich in das Getümmel der „normalen“ Gäste stürzen, insbesondere nicht am Hauptbuffet. Nutzen Sie stattdessen die für Sie reservierten Bereiche des Yachtclubs. Auch wenn im Yachtclub quasi unbegrenzter Alkoholkonsum inbegriffen ist und die Urlaubsstimmung dazu verleitet, über die Stränge zu schlagen, trinken Sie verantwortungsvoll. Genießen Sie die edlen Weine und Cocktails in Maßen, um das luxuriöse Erlebnis voll auskosten zu können und fit für die Landausflüge zu bleiben.

Geheimtipp Nutzen Sie die Flexibilität des YachtclubServices für maßgeschneiderte Erlebnisse. Lassen Sie sich ein privates Candle-Light-Dinner auf Ihrer Suite-Terrasse arrangieren oder buchen Sie eine Führung durch die Schiffsbrücke außerhalb der regulären Besichtigungszeiten. Fragen Sie nach Möglichkeiten wie einer privaten Kochstunde mit dem Chefkoch oder einer erlesenen Weinverkostung mit dem Sommelier. Ihr Butler kann oft einzigartige Momente ermöglichen, die im regulären Programm nicht aufgeführt sind – wie einen perfekten Spot für Sonnenauf- oder -untergänge oder ein exquisites Picknick an einem abgelegenen Ort. msccruises.be 63


T E N E R I F FA

Gastronomische Entdeckungstour Text Charel Heinen

Teneriffa ist eine der beliebtesten Urlaubsdestinationen der Europäer – und das nicht ohne Grund. Herrliche Strände, atemberaubende Berge und berühmte Tierparks ziehen jährlich abertausende Besucher an. Aber wussten Sie, dass die Insel auch ein Paradies für Foodies ist?

Ja, richtig gehört! Auf Teneriffa können Sie nicht nur die Sonne genießen, sondern auch gastronomische Erkundungstouren unternehmen. Lassen Sie uns einen Blick auf die kulinarischen Entdeckungen werfen, die ich bei meinem Besuch im vergangenen Juni gemacht habe! Vinoteca Con Pasión – Puerto de la Cruz In dem kleinen Hafenstädtchen Puerto de la Cruz auf der ruhigeren, weniger von Touristen überfluteten Nordseite der Insel ist die Vinoteca Con Pasión DER Ansteuerpunkt für Foodies. Neben einer riesigen Weinsammlung mit regionalen und internationalen Weinen gibt es hier einige der besten Tapas der ganzen Kanaren. Ob Gambas mit Curry, Croquetas in sechs Geschmacksrichtungen oder kleine Lachsburger – Fingerlecken steht definitiv auf dem Pro-

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gramm. Das Weintasting mit Tapas-Begleitung ist absolut zu empfehlen. La Bola de Jorge Bosch – Tegueste La Bola de Jorge Bosch ist ein verstecktes Juwel in den Bergen, nicht weit von San Cristóbal de la Laguna. Die Anfahrt lohnt sich auf jeden Fall, denn nicht umsonst ist die Adresse im Bib-Gourmand des Guide Michelin aufgeführt. Für einen vergleichbar niedrigen Preis bekommt man hier kanarische Küche vom Feinsten. Das Ambiente ist einfach, traditionell und gemütlich, mit Ausblick aufs Meer. Es ist ganz im Stil eines „Guachinche“ gehalten, also eines einfachen Familienrestaurants, in dem es Hausmannskost und hausgemachten Wein zu genießen gibt. Das Essen überzeugt durch eine sehr gute Qualität. Ein absolutes Must-do, wenn Sie in dieser Gegend sind!


T E N E R I F FA Das charmante Hafenstädtchen Puerto de la Cruz ist bekannt für seine bunt gestrichenen Häuser. OBEN

Tapas in Hülle und Fülle! In der Vinoteca Con Pasión können Sie bei einem guten Glas Wein fantastische Tapas entdecken. UNTEN

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T E N E R I F FA

Ein Hauch von Italien auf den Kanaren: Das Sal Fina in Los Cristianos. LINKS

Garbanzas: Kichererbsen mit Oktopus, eine kanarische Delikatesse. IN DER MITTE

Klein, aber fein! Die Playa von Los Cristianos ist einer der gemütlichsten Strände, die Teneriffa zu bieten hat. UNTEN

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T E N E R I F FA

Wer Lust auf etwas USAFlair hat, wird im Hard Rock Café in Playa de las Américas fündig. RECHTS

Sal Fina – Los Christianos Zwischen den vielen Touristenfallen entlang der Strandpromenade von Los Christianos mit allerlei Fastfood befindet sich in einer Nebengasse ein kleines, unscheinbares, aber durchaus feines Restaurant: Sal Fina. Von einem sympathischen Team aus Italienern betrieben, gibt es hier nicht nur verdammt gute Pasta, sondern auch hochwertige Antipasti und perfekt zubereiteten Fisch. Wer trotzdem Lust auf einen Burger hat, bekommt hier ebenfalls einen, der sicherlich um Längen besser ist als das, was in den umliegenden Etablissements angeboten wird. Hard Rock Café – Playa de las Américas Zugegeben, wegen des Essens kommt man nicht hierher. Jeder, der schon einmal in einem Hard Rock Café war, weiß, was ihn hier erwartet. Hier geht es um das Drumherum. Das Hard Rock Café bildet nämlich die Fassade des „Cleopatra Palace Hotel“, einer riesigen Hotelanlage im Stil eines antiken Tempels, komplett aus Stuck, mit kitschigen Skulpturen und grellen, cyanblauen Wasserfontänen – das volle Programm. Steht man vor dem Eingang, könnte man glatt glauben, man wäre in einer Seitenstraße des Las Vegas Strip gelandet. Ein echt surreales Gefühl. Mehr USA-Feeling außerhalb der Staaten gibt es wahrscheinlich nur im Disneyland. Wie bereits erwähnt, für Gourmets ist es eher weniger geeignet, aber für die Partymeute, die hier allabendlich die Straßen flutet, dürfte das angebotene Menü als nahrhafte Basis vollkommen ausreichen. Mit Sicherheit nichts für jedermann, aber wer etwas für diesen Flair übrig hat, kann hier ruhig mal vorbeischauen!

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T E N E R I F FA

Im äußerlich unscheinbaren El Jardin de la Abuela werden echte kulinarische Kunstwerke serviert.

Paradiesisch: Costa Adeje liegt eingebettet zwischen dem türkisblauen Meer und einer beeindruckenden Bergkulisse. UNTEN

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El Jardín de la Abuela – Costa Adeje Wir bleiben an der Südküste und gehen ein Stückchen weiter hoch nach Costa Adeje. Hier, in einem kleinen, unscheinbaren Shoppingcenter an der Playa de El Bobo befindet sich noch ein echter Geheimtipp: El Jardín de la Abuela. Wer über die etwas alberne Deko, den Plastikrasen und die rotkarierten Papiertischdecken hinwegsehen kann, wird dafür mit ausgezeichneten Tapas zu einem ziemlich fairen Preis belohnt. Von Klassikern wie Croquetas de Jamón bis hin zu exotischeren Happen wie Oktopus mit Maracuja gibt es hier eine große Auswahl an Leckereien, die es alle wert sind, getestet zu werden.


T E N E R I F FA

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28° N 16° W

Tegueste

visittenerife.es

Santa Cruz de Tenerife

1 Puerto de la Cruz

TENERIFFA

LANZAROTE LA PALMA

4 5 Playa de las Américas

LA GOMERA

Los Cristianos

3

EL HIERRO

TENERIFFA

FUERTEVENTURA

GRAN CANARIA

Meine kulinarische Entdeckungsreise Hier finden Sie die Adressen der empfohlenen Restaurants und Lokale.

1 Vinoteca Con Pasión C. de Iriarte, 52 38400 Puerto de la Cruz

vinotecaconpasion.es/en

3 Sal Fina P.º Berlín, 5 38650 Los Cristianos

bit.ly/salfina

4 Hard Rock Café Av. las Américas, s/n 38660 Playa de las Américas

bit.ly/hardrock-Tenerife

2 La Bola de Jorge Bosch C. El Lomo, 18 38280 Tegueste

chefjorgebosch.com

5 El Jardín de la Abuela Plaza Salyten, 43 38660 Playa de las Américas

bit.ly/jardin-abuela

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R E Z E PT

So schmeckt Teneriffa Garbanzada ist ein traditionelles Rezept von den Kanarischen Inseln. Die Basis besteht aus Gemüse, Tomaten und Kichererbsen, gewürzt mit typischen spanischen Aromen. Es gibt verschiedene Zubereitungsarten: Das Fleisch kann entweder in der Tomatenmischung oder separat mit getrockneten Kichererbsen gekocht werden. Übrig gebliebenes Fleisch und Wurst können ebenfalls verwendet werden. Für eine vegane/ vegetarische Variante das Fleisch weglassen und stattdessen Karotten und Blumenkohl hinzufügen sowie mehr Knoblauch und Pimentón verwenden.

Garbanzada a lo Canario 6 Personen

30 Minuten

∙ 1 gehackte weiße Zwiebel ∙ 1 gehackte rote Paprika ∙ 2 Knoblauchzehen ∙ 240 ml Tomatensauce ∙ 2 Lorbeerblätter ∙ 1 TL getrockneter Thymian ∙ 1 TL Pimentón (spanischer Paprika) – ∙ ∙ 1 2 3 4

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süß, halbsüß oder scharf 225 g Rindfleisch, gewürfelt 1 spanische Kochchorizo, in Scheiben geschnitten

1 Stunde

∙ 225 g gepökelte Schweinerippchen, ∙ ∙ ∙ ∙ ∙

Schweinefüße, Morcilla-Wurst oder eine Kombination, in mundgerechte Stücke geschnitten (optional) 115 g Schweinebauch oder Pancetta, gewürfelt 120 ml Weißwein 450 g gekochte Kichererbsen Rinderbrühe Salz und Pfeffer nach Geschmack

Etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebeln glasig anbraten. Paprika hinzufügen und weich kochen. Währenddessen den Knoblauch hacken und hinzufügen, bis er leicht gebräunt ist. Tomatensauce hinzufügen und gut mit den anderen Zutaten bei mittlerer bis hoher Hitze vermischen. Fleisch (außer Schweinebauch) hinzufügen und 10 Minuten oder bis zur Garzeit in der Tomatenmischung kochen. Lorbeerblätter, Thymian und Paprika hinzufügen, gut vermischen und vom Herd nehmen. In einem Schmortopf den Schweinebauch oder Pancetta mit etwas Olivenöl anbraten.

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Sobald der Schweinebauch gar ist, Weißwein hinzufügen und weiter kochen, bis der Wein verdampft ist. Kichererbsen und genug Brühe hinzufügen, um sie zu bedecken, und die Brühe zum Kochen bringen. Sobald die Brühe kocht, überschüssiges Fett abschöpfen, die Tomatenmischung und das Fleisch hinzufügen und alles zum Köcheln bringen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Köcheln lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Heiß servieren und genießen!

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Brautradition zwischen Genuss und Wannenbad Text & Fotos Karsten-Thilo Raab

In Pilsen lässt sich nicht nur alles Wissenswerte über die Herstellung des berühmten Bieres aus der einstigen böhmischen Königsstadt erfahren, sondern sogar entspannt im Gerstensaft baden und bierselig in die Unterwelt abtauchen.

Pastellfarbene Häuser mit prachtvollen Giebeln dominieren das Straßenbild in der Innenstadt von Plzeň, wie Pilsen auf Tschechisch heißt. Eigentlich müsste man wie ein Hans-guckin-die-Luft durch die kopfsteingepflasterte Altstadt flanieren, um nicht die vielen liebevollen Details an den Häuserfassaden zu übersehen. Überall gibt es kleine Verzierungen, hübsche Statuen und Mosaike zu bestaunen. Insbesondere rund um den Platz der Republik, den Náměstí Republiky. Auf dem 139 mal 193 Meter großen Marktplatz erhebt sich die St.-Bartholomäus-Kathedrale, die sich rühmen darf, über den mit 102,6 Metern höchsten Kirchturm in Tschechien zu verfügen. Gesäumt wird der Vorzeigeplatz in Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2015 vom Rathaus von 1559, dem historischen Kaiserhaus sowie der vergoldeten Pestsäule von 1681. Bürgerhäuser mit Braurecht Kaum jemand ahnt, dass sich unter dem zentralen Platz ein riesiges unterirdisches Labyrinth befindet. Das stark verzweigte Ganggewirr misst eine Länge von nicht weniger als 13 Kilometern und ist eng verknüpft mit der Pilsener Bier-

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tradition. Zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert ließen die wohlhabenderen Bürger der Stadt zahllose Keller anlegen, um in Zeiten, in denen Kühlschränke noch lange nicht erfunden waren, Lebensmittel einlagern zu können. Dazu wurden Teile der Räume in den Wintermonaten mit Eisschollen, die aus den umliegenden Flüssen Mies, Radbusa, Úhlava und Úslava gebrochen wurden, aufgefüllt. Das eigentliche Kellerlabyrinth, dessen Eingang sich direkt am Brauereimuseum in der Altstadt befindet, entstand erst unter dem sozialistischen Regime im 20. Jahrhundert. Damals wurde die Idee geboren, die einzelnen Keller miteinander zu verbinden, um den Verkehr aus der Stadt zu halten und die heute viertgrößte Metropole des Landes quasi von unten zu versorgen. Doch dies blieb graue Theorie, obschon die in Teilen gerade einmal 1,80 Meter hohen Gänge mühevoll angelegt wurden. Steigbügelhalter aus Bayern Aber zurück zum Bier: Bereits im Jahre 1296 verlieh der böhmische König rund 260 Bürgerhäusern in Pilsen das Braurecht. Das Privileg gestattete dem Haus-


P I LS E N Pastellfarbene Häuser prägen das Straßenbild in der Innenstadt von Pilsen. OBEN

Das Pilsener Keller-Labyrinth verläuft in großen Teilen unter der historischen Altstadt. UNTEN

© Viesturs - stock.adobe.com

Kleine Bierkunde: Das tschechische Wort „Pivo“ für Bier stammt aus dem Altslawischen und bedeutet „das gewöhnlichste und meistverbreitete Getränk“. Pro Kopf und Jahr werden in Tschechien nicht weniger als 143 Liter Bier konsumiert. Bei frisch gezapftem Bier ist ein „Hladinka“, ein großes Bier mit einer hohen Schaumkrone bis zum Glasrand, der Klassiker. „Šnyt“ (Schnitt) hingegen ist ein kleines Bier im großen Glas, wobei mindestens die Hälfte aus Schaum besteht. Sehr beliebt, insbesondere bei weniger Trinkfesten, ist „Mlíko“ (Milch), wo das Glas komplett mit Schaum gefüllt wird.

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P I LS E N

Das Brauereimuseum lädt zu einer Zeitreise durch die Biergeschichte. LINKS

Blick in die Kneipenkultur vergangener Tage im Brauereimuseum. RECHTS

Der markante Torbogen bildet den Eingangsbereich zum Brauereigelände. UNTEN

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P I LS E N herrn, eigenes Bier zu brauen. Obschon die Qualität der zumeist obergärigen Biere nur selten für positive Geschmackserlebnisse sorgte, spielten die acht bis zehn Grad Celsius warmen Kellerräume mit ihrer bis zu 95-prozentigen Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle, um das Gesöff haltbarer zu machen. Doch gerade die mittelalterliche Braukunst verdiente in der heutigen böhmischen Biermetropole ihren Namen absolut nicht. Jeder braute, wie er wollte. Sogar Fäkalien von Hunden und Knochen von Gefangenen wurden verwendet, um mit dem Trunk vermeintlich magische Kräfte zu entfachen. Entsprechend hielt sich die Begeisterung bei den Abnehmern in Grenzen. Das Ganze gipfelte schließlich 1838 in einer Protestaktion. Rund drei Dutzend Bierfässer wurden vor dem Rathaus ausgeschüttet. Ein symbolischer Akt, der in der heutigen 175.000-Seelen-Gemeinde zu einem Umdenken führte. Im Jahre 1839 wurde schließlich das Bürgerliche Brauhaus, das Plzeňský Prazdroj, aus der Taufe gehoben, mit dem Ziel, ein schmackhaftes wie genießbares Bier zu brauen. Allein, es fehlte den Pilsenern an der notwendigen Expertise. Und so machten sie aus der Not eine Tugend und nahmen den bayerischen Braumeister Josef Groll unter Vertrag. Am 5. Oktober 1842 setzte er den ersten Sud des untergärigen Lagerbiers an. Mit seiner Rezeptur aus weichem Wasser, hellem Malz und dem markant bitteren Hopfen aus Žatec (Saaz) schuf der Braumeister aus Vilshofen ein Bier, das sich von den bisherigen Sorten wohltuend unterschied und fortan seinen Siegeszug rund um die Welt antrat. Ein Schluck aus dem Eichenfass Korrekterweise trug das helle Bier ursprünglich den Beinamen „nach bayerischer Brauart“. Erster später wurde dieser Begriff durch die Bezeichnung „nach Pilsener Brauart“ abgeändert. Zu diesem Zeitpunkt war Groll schon lange nicht mehr in Amt und Würden. Denn nachdem, wie böse Zungen behaupteten, „der Mohr seine Schuldigkeit getan hatte“, wurde der Vertrag mit dem Braumeister bereits Ende April 1845 aufgehoben.

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Die berühmte Brauerei liegt am Rande der historischen Altstadt.

Groll ging – vermutlich im Groll, seine Rezeptur wurde behalten und ist bis heute unverändert. Längst avancierte Pilsner Urquell mit einem Ausstoß von elf Millionen Hektolitern pro Jahr zur mit Abstand größten Brauerei in Tschechien. Als einer der wichtigsten Besuchermagneten des Landes kann die Brauerei am Rande der Pilsener Altstadt im Rahmen von geführten Touren besichtigt werden. Dabei wird nicht nur ein Blick in die Sudhäuser mit ihren beeindruckenden Kupferkesseln gewährt, sondern auch in die Abfüllanlage, wo 120.000 Flaschen pro Stunde vom Fließband laufen. Wie die Stadt selbst verfügt auch die Brauerei über ein neun Kilometer langes, unterirdisches Gangsystem, das in Teilen bis heute als Lagerstätte genutzt wird. Hier dürfen Gerstensaftliebhaber als abschließenden Höhepunkt der kurzweiligen Tour das unpasteurisierte Pilsener Urquell direkt aus dem Eichenfass probieren. Entspannt im Bier baden Noch mehr Biergenuss wartet im wahrsten Sinne des Wortes beim Bierbad in der Purkmistr-Brauerei im Stadtteil Černice. Hier können Wellnessjünger und Bierliebhaber in einer mit dem hauseigenen Biersud und einigen geheimen Zutaten gefüllten Lärchenwanne Platz nehmen. Bei wohlig warmen 35 bis 37 Grad Celsius soll das Bierbad vitalisierend wirken, die Haut regenerieren und den Stoffwechsel anregen. Ergänzend zur äußerlichen „Anwendung“ kommt auch das innere Wohlbefinden nicht zu kurz. Denn neben jeder Wanne steht ein gefülltes Fass, von dem nach Belieben während des Wannenbads ein Bier gezapft werden darf. Und tatsächlich macht die hopfige Duftnote des wohlig warmen Wassers fast unweigerlich Durst. Vielleicht liegt es daran, dass die Badezeit auf 20 Minuten begrenzt ist und mancher etwas Zeitdruck verspürt. Auf jeden Fall aber strömt beim Bierspa munter das Bier – erst ins Glas und dann die Kehle hinunter. Dabei entspannt es nicht nur die Muskeln, sondern lockert auch die Zunge. Entsprechend schnattern die Badegäste fröhlich aufgeregt vor sich hin. Entspannterer Biergenuss geht wohl kaum …

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Im Stadtteil Černice lässt sich sogar entspannt im Bier baden.


Die Pilsener Brauerei gewährt einen Einblick in die Herstellungsprozesse.

Infos visitpilsen.eu visitczechrepublic.com

Pilsner Urquell (Brauereitour) U. Prazdroje 64/7, 30100 Pilsen, Telefon 00420-377062888 prazdrojvisit.cz/de

Brauereimuseum Veleslavina 58/6, 30100 Pilsen, Telefon 00420-377062888 Das kleine Museum spannt den Bogen vom Mittelalter bis in die Neuzeit und präsentiert u. a. eine gotische Mälzerei. prazdrojvisit.cz/de

Bierspa Pilsen Beer Spa & Wellness Hotel Purkmistr, Selská náves, 32600 Pilsen-Černice, Telefon 00420-377994311 purkmistr.cz

Tipp Immer am ersten Oktoberwochenende findet auf dem Brauereigelände das Pilsner Fest mit jeder Menge Bier, Livemusik und Begleitprogramm statt. pilsnerfest.cz Die Keller der Brauerei von Pilsen ziehen nicht nur Bierliebhaber in ihren Bann.

Essen & Trinken Seit 1295 wird in Pilsen gebraut. Die süffigen Biersorten passen perfekt zur deftigen böhmischen Küche. Typisch sind Kulajda, eine Suppe mit Kartoffeln, Schmand und Dill; Gulasch im Brotlaib; Bratwürste mit Kraut und Knödeln. Zum Kaffee gibt es Apfelstrudel und Hefegebäck. Restaurants Original tschechische Küche und eine gute Bierauswahl gibt es im Na Parkánu Senk, Veleslavinova 59/4, 30100 Pilsen, Telefon 00420-377324485. naparkanu.com

Beim Brauereibesuch darf die obligatorische Kostprobe nicht fehlen.

Übernachten Courtyard Bonvoy Pilsen, Sady 5. kvetna 57 30100 Pilsen, Telefon 00420-373-370100 Gut ausgestattetes Stadthotel in perfekter Lage am Rande der Altstadt. Doppelzimmer werden ab umgerechnet 85 Euro angeboten. courtyardpilsen.com

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So schmeckt Pilsen Kulajda ist eine dicke, cremige tschechische Suppe aus Pilzen, Kartoffeln und Dill. Sie hat einen ausgewogenen süß-sauren Geschmack, der dem von Borschtsch ähnelt. Sie lässt sich schnell und einfach in nur 30 Minuten zubereiten!

Kulajda Pilzsuppe nach tschechischer Art 5 Personen

12 Minuten

Für die Suppe ∙ 6 EL ungesalzene Butter ∙ 1 kleine bis mittelgroße Zwiebel, gewürfelt ∙ 250 g verschiedene frische Champignons, geputzt und in Stücke geschnitten ∙ 4 EL Mehl ∙ 1 l Hühner- oder Rinderbrühe (oder Gemüsebrühe) 450 g Kartoffeln, geschält ∙ und in Würfel geschnitten ∙ Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer ∙ 3 ganze Beeren oder 1 Prise gemahlener Nelkenpfeffer 1 ∙ Lorbeerblatt ∙ 180 g saure Sahne ∙ 3 EL Weißweinessig ∙ 2 EL Zucker ∙ 2 EL frischer Dill, gehackt Für den Belag ∙ 5 pochierte oder weichgekochte Eier ∙ 2 ½ TL frischer Dill

18 Minuten Butter in einen Topf bei mittlerer bis hoher Hitze geben. Wenn sie zu schmelzen beginnt, die Zwiebel und die Pilze hinzufügen. 5 Minuten unter häufigem Rühren braten. 2 Die Hitze reduzieren und das Mehl einrühren. 30 Sekunden unter ständigem Rühren garen. Hühnerbrühe zugeben und mit einem Holzlöffel den Boden des Topfes freischaben. 3 Kartoffeln, Salz, schwarzen Pfeffer, Nelkenpfeffer und Lorbeerblatt unterrühren. Zum Kochen bringen, dann den Topf abdecken, die Hitze etwas reduzieren, um ein Überkochen zu vermeiden, und köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind, ca. 10 Minuten, dabei gelegentlich umrühren. In der Zwischenzeit die pochierten Eier zubereiten. 4 Vom Herd nehmen und Sahne, Essig, Zucker und Dill unterrühren. 5 Die Suppe mit je einem pochierten Ei und einem halben Teelöffel frischem Dill garniert servieren. 1

TIPPS Art der zu verwendenden frischen Pilze: Eine Mischung aus allen Arten von frischen Pilzen, die in Ihrer Region erhältlich sind, oder auch eine Kombination aus Shiitake-Pilzen und Cremini-Pilzen. Art der zu verwendenden Kartoffeln: Weiße Kartoffeln (Universalkartoffeln) oder wachsartige Kartoffeln, z. B. Yukon Gold. Diese Art von Kartoffeln behält in Suppen gut ihre Form. Vegetarische Variante: Gemüsebrühe (oder Wasser) anstelle von Hühnerbrühe verwenden.

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T RAU M H OT E LS

Abama Resort Eine Luxus-Oase für Genießer

Anassa Mediterrane Eleganz an Zyperns Küste

Teneriffa

Zypern

Das Abama Resort auf Teneriffa gilt heute als eines der luxuriösesten Reiseziele Europas mit den atemberaubenden Fünf-SterneHotels Las Terrazas de Abama Suites und Los Jardines de Abama Suites mit Panorama-Blick auf den Atlantischen Ozean. Es gibt einen Fünf-Sterne-Hotel-Service, verschiedene Gourmetrestaurants und Bars, den weltberühmten Abama-Golfplatz sowie das renommierte Tennis- und Paddelzentrum, einen Privatstrand und das brandneue Luxus-Wellnesszentrum Sandára Wellness & Spa Abama - alles für ein unvergessliches Erlebnis zu zweit oder mit der ganzen Familie.

Das Anassa, Kronjuwel der zyprischen Luxushotellerie, ist Teil der renommierten Thanos Hotels & Resorts Gruppe. Als Mitglied der „Leading Hotels of the World“ verkörpert es mediterranes Wohnen in seiner erhabensten Form. An der Küste Zyperns gelegen, erinnert das Resort mit seinen weißen Villen an ein byzantinisches Dorf. Gourmet-Restaurants, eine weitläufige Poollandschaft und ein traumhafter Strand machen das Anassa zum Urlaubsparadies. Das mehrfach ausgezeichnete Thalassa Spa rundet das Wohlfühlerlebnis ab. Die familiengeführte Thanos-Gruppe, geleitet von Thanos Michaelides, setzt mit dem Anassa und ihren anderen exklusiven Hotels Maßstäbe in der Mittelmeer-Luxushotellerie.

abamahotelresort.com

anassa.com

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T RAU M H OT E LS

Six Senses Zighy Bay Ein Paradies für Sinne und Seele

Il Borgo del Balsamico Tradition und Entspannung mitten in der Natur

Oman

Emilia Romagna

Six Senses Zighy Bay im Oman begeistert seit Jahren mit seinem einzigartigen Charme, der traumhaften Lage auf Musandam, der nördlichsten Halbinsel des Landes, und einer Vielzahl an Natur-, Sport- und Spa-Erlebnissen. Das Resort bietet exquisite Kulinarik, die alle Sinne anspricht. Die Restaurants reichen von Fine-Dining auf den Klippen über Beduinen-Dinner am Strand bis zu privaten Abenden im Weinkeller. Alle Gerichte sind frisch und nachhaltig, im Einklang mit dem „Eat with Six Senses“ Konzept. Höhepunkte sind das preisgekrönte Sense on the Edge und das Strand-Restaurant Shua Shack für traditionelle arabische Küche.

Ländliche Ruhe, verschwenderische Natur und die traditionelle Herstellung des berühmten Aceto Balsamico prägen das Landgut Il Borgo del Balsamico mit EssigManufaktur und dem Gästehaus Le Dimore del Borgo bei Reggio Emilia. Die Schwestern Cristina und Silvia Crotti haben hier die langjährige Passion ihrer Eltern für die Herstellung von traditionellem Balsamessig in eine professionelle Manufaktur verwandelt. Im exquisiten Bed & Breakfast in der denkmalgeschützten Villa und einem historischen Landhaus finden sich neun stilvolle Zimmer. Der Park mit jahrhundertealtem Baumbestand und der private Pool bieten eine perfekte Kulisse zum Entspannen.

sixsenses.com/en/resorts/zighy-bay ilborgodelbalsamico.it

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TO R O N TO

Die Skyline von Toronto erinnert an Manhattan. Diese Ähnlichkeit macht die kanadische Stadt bei Filmemachern sehr beliebt. OBEN

Chinatown hält für StreetArt-Fans schöne Überraschungen bereit. Man muss sich nur in die Hinterhöfe trauen. UNTEN

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TO R O N TO

Facettenreiches Toronto Text & Fotos Bernard Pichon

Vergangenheit trifft Zukunft: Der kanadischen Millionenstadt Toronto gelingt der Spagat zwischen reichem Kulturerbe und moderner Innovation. Besuchern steht ein großes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung, doch die Stadt lässt sich auch ganz hervorragend zu Fuß erkunden.

Sehenswürdigkeiten für jeden Geschmack, stolz in den Himmel ragende Wolkenkratzer, lebendige multikulturelle Viertel, Museen von internationalem Ruf, Naturschutzgebiete: Toronto, die Geburtsstadt von – unter anderem – Architekt Frank Gehry und Sänger Neil Young, zieht jedes Jahr Millionen Besucher an. Wahrzeichen der Skyline ist der emblematische 553 Meter hohe CN Tower. Hier ist ein guter Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise durch die Stadt. Besuchern stehen diverse öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung, darunter UBahn, Tram und Bus. Aber auch zu Fuß ist man gut unterwegs, vor allem, wenn man Toronto abseits der ausgetretenen Pfade erleben möchte. Ein kosmopolitischer Schmelztiegel Einwohner aus mehr als 200 Ländern nennen Toronto ihr zu Hause. Diese Di-

versität zeigt sich in den einzelnen Stadtvierteln, die alle ihren eigenen Charakter und ihre eigene kulinarische Tradition haben. Erkunden Sie Little Italy mit seinen Boutiquen, tauchen Sie in das unkonventionelle Ambiente von Kensington Market ein und gönnen Sie sich dort ein ausgefallenes Souvenir oder schlendern Sie durch Chinatown, wo es vor allem in Hinterhöfen eine überraschende Anzahl von StreetArt-Werken zu bewundern gibt. Es ist nicht überraschend, dass die Gastroszene Torontos eine der abwechslungsreichsten der Welt ist, von asiatischen Aromen über indische Düfte hin zu Fast Food. „Ich komme aus Utah“, erzählt ein amerikanischer Tourist, „und ich muss gestehen, dass das Fast Food hier viel besser ist als bei uns.“ Toronto hat viele fantastische Restaurants zu bieten. Oftmals servieren diese auch weniger bekannte Köstlichkeiten,

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wie Spezialitäten aus Äthiopien und raffinierte Gerichte aus dem Libanon. Kultur ist allgegenwärtig Wer Kunstgeschichte liebt, ist in Toronto genau an der richtigen Adresse. Das Royal Ontario Museum zeigt eine umfassende Sammlung von Artefakten und Ausstellungen, die Zivilisationen der ganzen Welt widerspiegeln, die Art Gallery of Ontario besticht mit Meisterwerken europäischer und kanadischer Künstler, während das Bata für eine Überraschung gut ist: Hier werden Schuhe ausgestellt, die beispielsweise von Marilyn Monroe oder Elton John getragen wurden. Das ganze Jahr über bietet die Stadt ein reiches Kulturprogramm an. Das Toronto International Film Festival ist eines der wichtigsten weltweit. Kein Wunder also, dass die urbane Kulisse der Stadt mit schöner Regelmäßigkeit Filmemacher anzieht – oft um New York darzustellen (vermutlich aufgrund der ähnlichen Skyline). Beeindruckende Architektur „Wie anderenorts auch schützen diverse Vorschriften der Stadt, der Provinz oder des Staates Bauwerke, die zum Kulturerbe zählen. Unser Streben nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation stellt uns vor eine besondere Frage: Sollen alte Bauwerke in neue integriert werden, am Fuße der Wolkenkratzer erhalten bleiben oder abgerissen werden?“, erklärt Harwey, Berater für Stadtplanung. Das Alter, der Architekturstil, die Geschichte und die Verbindung mit berühmten Persönlichkeiten oder Ereignissen bestimmen den Kulturerbewert der Gebäude. Durch eine gründliche Analyse der Struktur, des Fundaments und der Materialien wird überprüft, ob sie erhalten werden können. Denkmalgeschützte

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Wertvolle Statue eines Mönchs in der chinesischen Sammlung des Royal Ontario Museums. LINKS

Cabbagetown ist ein historisches Viertel mit charmanten viktorianischen Häusern, Cafés und Boutiquen. RECHTS

Auf dem Ontariosee werden Mini-Kreuzfahrten angeboten, um die Millionenstadt vom Wasser aus zu bewundern. UNTEN

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Die Renaissance der Street-Art ist größtenteils StreetARToronto zu verdanken, einem 2012 ins Leben gerufenen Programm, das diese Kunstform ins Rampenlicht stellt.

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TO R O N TO Die Schilder von Chinatown verleihen Toronto einen Hauch von Schanghai. OBEN

Mit mehr als 90.000 Werken ist die Art Gallery of Ontario eins der renommiertesten Museen in Nordamerika. UNTEN

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Die Architektur von Toronto ist ein Zusammenspiel von Stilen, von georgischer Architektur (19. Jh.) bis hin zu den postmodernen Tendenzen des 21. Jahrhunderts ... und darüber hinaus.

Gebäude eröffnen zahlreiche Möglichkeiten, um der Stadt neues Leben einzuhauchen: Ihre Sanierung verleiht der kommerziellen Entwicklung neuen Schwung, macht den öffentlichen Raum attraktiver und fördert eine soziale Mischung. Wo Stile verschmelzen „Bei der Integration von alten Gebäuden in ein neues Bauprojekt muss immer für eine Harmonie mit der bereits bestehenden Bauumgebung gesorgt werden. Auch muss man dem Maßstab, dem Stil und den Besonderheiten des Viertels Rechnung tragen. Öffentliche Konsultationen machen es möglich, die Ideen und Sorgen der Anwohner zu erfassen“, berichtet Harwey weiter. In Toronto zeugen mehrere Beispiele für eine geglückte Integration des Archi-

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tekturerbes: der Distillery District – eine ehemalige Whiskybrennerei, die in ein Fußgängerviertel umgewandelt wurde und mit Boutiquen, Restaurants und Kunstgalerien zum Verweilen einlädt. Oder auch St. Lawrence Market, eine historische Markthalle, die von einem neuen, zeitgenössischen Anbau flankiert wird. Wer sich die Zeit nimmt, um mit offenen Augen durch die einzelnen Stadtviertel zu laufen, wird überall den angenehmen hybriden Charakter dieser geschäftigen Stadt aus Backsteinen, Stahl und Beton kennen und lieben lernen. Vibrierendes Nachtleben „Wer Lust auf Party hat, kommt in Toronto auf seine Kosten“ , verrät Sheila, eine Angestellte der Bar Evangeline, die sich hoch oben auf der Dachterrasse eines

Hotels befindet. Eine Vielzahl von Clubs und Lounges versprechen selbst den anspruchsvollsten Gästen unvergessliche Partynächte. Zu finden sind sie in Queen Street West, einem In-Viertel, wo sich traditionelle englische Pubs und Cocktailbars aneinanderreihen. „Toronto ist alles in allem eine sichere Stadt“, versichert Sheila. „Die Kriminalitätsrate ist weitaus niedriger als in anderen großen nordamerikanischen Städten. Dennoch gibt es, wie in jeder Stadt, Bereiche, die man lieber meiden sollte. Ich würde mich zum Beispiel niemals um 2 Uhr morgen alleine in Jane and Finch aufhalten.“ Dieses Viertel im Nordwesten ist für seine Probleme mit Gangs und Waffengewalt bekannt. Wie gut, dass man um solche Problembereiche immer einen großen Bogen machen kann.


KANADA

SCARBOROUGH

NORTH YORK

TORONTO

EAST YORK

ETOBICOKE

YORK

OLD TORONTO

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2

1 6

3

7 8 GRÖNLAND

ALASKA

Ontariosee

KANADA

Toronto

8 Highlights für Toronto 1 Little Canada Kanada in Miniaturformat: Hier werden spektakuläre Miniaturmodelle von Montreal, Québec und anderen Sehenswürdigkeiten gezeigt. Ideal für Familien.

little-canada.ca

5 Casa Loma Das mittelalterlich anmutende Schloss wurde während der Goldenen Zwanziger von einem reichen Geschäftsmann erbaut.

casaloma.ca

2 Escape Manor Diese immersive Entertainment-Lounge bietet diverse außergewöhnliche Aktivitäten, darunter Axtwerfen. Ortsansässige feiern hier gerne Geburtstag.

3 Museum of Illusions Trompe-l’Œil, verstörende visuelle Installationen: Ein Ort, den man wie hypnotisiert verlässt. Perfekt für außergewöhnliche Fotos.

4 Restaurant O.noir Das erste Restaurant in Nordamerika, das ein Erlebnis in vollkommener Dunkelheit anbietet, um sich besser auf die Aromen konzentrieren zu können.

onoirtoronto.com/what-is-o-noir

escapemanor.com

museumofillusions.ca

6 Hockey Hall of Fame Museum, Spiele und Geschäfte rund um den Nationalsport der Kanadier. Für echte Eishockey-Fans.

7 The Beaches Ein langer Strand im Osten der Stadt, direkt am Ontariosee. Am gesamten Strand entlang verläuft eine Uferpromenade.

8 The Distillery District Ehemalige Whiskybrennerei bestehend aus 44 Backsteingebäuden mit Boutiquen, Szenebars und -restaurants.

destinationtoronto.com

thedistillerydistrict.com

hhof.com

Ottawa

USA

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So schmeckt Toronto Der Toronto ist eine kühne, bittere Kombination aus Roggenwhisky, Fernet-Branca und Zuckersirup. Das ursprünglich als Fernet Cocktail bezeichnete Getränk wurde erstmals in Robert Vermeires „Cocktails; How to mix them“ erwähnt, in dem er die Verwendung von Cognac oder Roggenwhisky vorschlug. Vermeire merkte 1922 an, dass die Einwohner von Toronto den Cocktail mochten, was zu seiner Umbenennung führte. Obwohl in modernen Versionen meist Roggenwhisky verwendet wird, eignen sich auch andere Whiskysorten. Fernet-Branca, ein Muss für jeden Barkeeper, sorgt für Farbe und Bitterkeit, während die Süße des Zuckersirups das Ganze ausgleicht. Wie andere Cocktails auf Spirituosenbasis wird auch der Toronto eher gerührt als geschüttelt, um eine übermäßige Verdünnung zu vermeiden. Der fertige Cocktail wird in eine Schale oder ein gekühltes Nick & Nora-Glas gefiltert. Eine ausgedrückte Orangenschale auf der Oberseite des Glases dient als letzter Schliff und vereint alle Bestandteile des Cocktails.

Toronto Cocktail 1 Glas

5 Minuten

∙ 60 ml kanadischer Whisky ∙ 7,5 ml Fernet-Branca ∙ 7,5 ml einfacher Sirup (oder Ahornsirup) ∙ 2 Spritzer Angostura Aromatic Bitters ∙ 1 Orangen-Twist oder 1 MaraschinoKirsche zum Garnieren

Einen Shaker zu drei Vierteln mit Eis füllen. Die Zutaten in den Shaker geben und 30 Sekunden lang rühren. 2 In ein gekühltes Kelchglas abseihen. 3 Eine Orangenschale über dem Cocktail ausdrücken und anschließend als Dekoration hinzufügen. Alternativ eine Maraschino-Kirsche hinzufügen. 1

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Die Überreste der durch ein Feuer zerstörten Maya-Stadt Cihuatán schlummern in kaum berührter Natur. OBEN

Überwältigende Landschaft: Der Vulkan Santa Ana im Naturpark Cerro Verde. UNTEN

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Zwischen Vulkanen und Pyramiden erblüht die Zukunft Text & Fotos Stefanie Bisping

El Salvador galt vor nicht allzu langer Zeit als das gefährlichste Land der Welt. Heute ist der leidgeprüfte Staat nicht nur dank überwältigender Natur und präkolumbischen Erbes ein lohnendes, sondern durch die harte Hand seines Präsidenten auch recht sicheres Reiseziel.

Die Ente war in der Küche angebunden, als der Berg Ilopango explodierte. Er begrub das Dorf, das Tal und mit ihm bedeutende Teile des Maya-Reichs unter Lava und Asche. An jenem Tag um das Jahr 650 heutiger Zeitrechnung war der Fluss Sucio zuvor noch kräftig und klar durch die Ebene unterhalb des Dorfs geströmt. Das Gerippe der unglücklichen Ente in einem Klumpen Lava befindet sich noch heute am Ort in einer Vitrine und beflügelt die Idee der Maya-Stadt als ein präkolumbisches Pompeji. Allerdings wurden hier anders als am Fuß des Vesuvs keine sterblichen Überreste von Menschen gefunden. Die Maya erkannten die bevorstehende Eruption rechtzeitig genug, um fliehen zu können. Viele Schichten Asche konservierten neben den Überresten der Ente Teile von Häusern und zahlreiche Artefakte, die vom Alltag in der Maya-Stadt berichten. Erst 1978 wurde die Stätte von

amerikanischen Wissenschaftlern wiederentdeckt und ihre Fundamente freigelegt. 1993 erklärte die UNESCO sie zum Welterbe. Eindrucksvolle Pyramiden, die den Maya für religiöse Zwecke dienten, gibt es im fünf Hektar großen archäologischen Park nicht. Dafür aber eine Küche, die vermutlich von allen Dorfbewohnern gemeinsam genutzt wurde, und Häuser, in denen man Werkzeuge fand. Joya de Cerén war vor 1350 Jahren ein Dorf, in dem Bauern, Handwerker und ein Schamane lebten. Über ihm wachen – oder drohen – Vulkane. 246 besitzt das Land insgesamt, 36 gelten als aktiv. Tanz auf dem Vulkan Seit jeher hat das Leben im kleinsten Staat Zentralamerikas, dessen Fläche etwa der des deutschen Bundeslands Hessen entspricht, nicht nur aufgrund seiner geologischen Struktur Züge eines

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Guide Josue Romero erzählt Besuchern vom Leben im Maya-Dorf Joya de Cerén. LINKS

Verschwenderisch: Tropische Blüten im archäologischen Park des UNESCO-Welterbes Joya de Cerén. IN DER MITTE

Tanzes auf dem Vulkan. Der 1980 entbrannte Bürgerkrieg zwischen Militär und linken Guerilla-Gruppen kostete mehr als 75.000 Menschen das Leben. Sein Ende 1991 brachte zunächst wenig Besserung der Lage. Salvadorianer, die während der Kriegsjahre in die USA geflohen waren, wurden dort in Banden-Kriminalität verwickelt, die viele bei ihrer Rückkehr aus dem Exil mitbrachten. Vor allem die Hauptstadt San Salvador geriet unter die Kontrolle krimineller Organisationen, in deren Auseinandersetzungen miteinander und mit Sicherheitskräften ungezählte Zivilisten verwickelt wurden. Unsichtbare Grenzen zwischen den Territorien der Parteien machten das Verlassen der eigenen Wohnung vielerorts zum kaum kalkulierbaren Risiko. Es ist womöglich ein Grund dafür, dass die Straßen der Hauptstadt abends noch heute sehr ruhig sind. Präsident Nayib Bukele, der sich nach einer Verfassungsreform mit dem Ziel der Einsetzung ihm wohlgesonnener Richter und einer weiteren zur Änderung des Wahlrechts Anfang 2024 zum zweiten Mal erfolgreich zur Wahl stellen konnte, hat das Problem seit seinem Amtsantritt 2019 durch großzügige, gleichwohl wenig differenzierte Verhaftungen und womöglich auch durch Verhandlungen mit den Banden zunehmend in den Griff bekommen. Zwar betrachten Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International das Vorgehen des ehemaligen Bürgermeisters San Salvadors kritisch

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und sehen ihn auf dem Weg zum Autokraten, der Regierung und Beraterstab mit Freunden und Verwandten besetzt. Seit über zwei Jahren erlaubt der Ausnahmezustand Festnahmen ohne Haftbefehl; seit einem Jahr sind Massenprozesse für bis zu 900 Angeklagte möglich. Doch in der Bevölkerung genießt Bukele aufgrund der Befriedung des einst gefährlichsten Landes der Welt höchstes Ansehen. „Es sind zwei Seiten derselben Medaille“, sagt Esther van Dort. Die 41-jährige Niederländerin, die auf einer Reise durch Mittelamerika hier ihren Mann kennenlernte, lebt seit siebzehn Jahren in El Salvador. „Zahlen die Menschen einen Preis für die neue Sicherheit? Ja! Aber früher traute sich nach 18 Uhr niemand mehr aus dem Haus. Heute können sich die Leute frei auf der Straße bewegen.“ Vor allem die ärmere Bevölkerung habe unter Bürger- und Bandenkriegen schwer gelitten. Schlussendlich aber sei niemand sicher gewesen: „Vor zehn Jahren wurde der Bruder meiner besten Freundin entführt und umgebracht. Vorher hatte ich nie wirklich Angst, doch da wurde mir klar: Das kann mir auch passieren.“ Weil ihr Mann sein Land liebt und auch die gemeinsamen Kinder hier glücklich sind, stand eine Rückkehr nach Europa nie zur Diskussion. Ihr kleines Reiseunternehmen, das lange nur dank furchtloser Surf-Urlauber überlebte, läuft viel besser, seitdem die erste Frage der Interessenten nicht mehr der Kriminalität im Land gilt, sondern seinen Möglichkeiten.


S A LVA D O R E L Baumriesen bewachen die Überreste der präkolumbischen Stadt Cihuatán im Zentrum des Landes. RECHTS

Idyll am Kratersee: Der Lago de Coatepeque zählt zu den schönsten Seen Zentralamerikas. UNTEN

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Geckos gehören zu den kleinen Wunder der Natur Zentralamerikas. Dieses Exemplar sonnt sich im Naturpark Cerro Verde.

Bei jeder Besichtigung gut bewacht Die Euphorie der Menschen über die relative Ruhe ist überall spürbar. Die Plätze im historischen Zentrum San Salvadors sind auch am Abend belebt. Hohe Polizeipräsenz vermittelt ebenso wie bewaffnete Sicherheitsleute vor Restaurants oder Museen eher ein Gefühl der Sicherheit als der Bedrohung. „Viele dieser Leute haben diese Jobs seit vielen Jahren. Man entlässt sie nicht, auch wenn man sie vielleicht nicht mehr benötigt“, erklärt Guide Josue Romero, der seine Gruppe durch den archäologischen Park des UNESCO-Welterbes Joya de Cerén führt. Denn auch hier steht ein lächelnder Mann mit schwerem Gewehr zwischen den Überresten des Maya-Dorfs. Romero und Francis Espinoza haben die Reiseagentur „Positive Tours“ genannt: wegen der Praxis, für jede Buchung einen Baum zu pflanzen, wegen ihrer Unterstützung zweier Dörfer im Bereich der Gewaltprävention, aber auch aus der Aufbruchsstimmung heraus. „Meine Mutter ist sechzig, sie hat nie ohne Angst gelebt“, sagt Espinoza. „Sie kaufte nichts, um nicht als wohlhabend zu erscheinen und so zur

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Laura Peña ist die Letzte in ihrer Familie, die Zigarren rollt. In El Salvador wird nur noch wenig Tabak angebaut.

Zielscheibe zu werden, und sie verließ abends nie das Haus.“ Jetzt, da El Salvador „das sicherste Land Zentralamerikas“ sei, so Espinoza, wolle sie alles nachholen und alles sehen, was ihre Heimat zu bieten hat. Etwa den Cerro Verde Nationalpark, der Besuchern die Wahl zwischen der schweißtreibenden Besteigung des höchsten Vulkans Santa Ana und einem maßvollen Spaziergang in kühler Luft mit spektakulären Ausblicken lässt. Zigarren, Rum und göttliche Inspiration Laura Peña rollt unterdessen in der Ecke eines kleinen Geschäfts im schönen Dorf Suchitoto, wo sie vor 78 Jahren geboren wurde, mit der Routine vieler Jahrzehnte Zigarren. Als Kind erlernte sie die Technik von ihrer Mutter. Draußen singen Vögel, innen rauscht ein Kühlschrank voller Colaflaschen, gelegentlich schaut jemand durch die offene Tür, um Neuigkeiten auszutauschen. Ihre Zigarren verkauft Laura Peña für fünf Dollar pro Stück, die meisten Kunden sind Einheimische. „Es gibt bei uns fast keinen Tabakanbau mehr“, sagt sie. „Während des Bürgerkriegs haben drei Millionen Menschen das Land

verlassen. Da ist das Wissen verloren gegangen. Ich bin die Letzte aus meiner Familie, die Zigarren macht.“ Auch Rum ist ein exotisches Erzeugnis, allerdings ein neues. Die einzige, noch junge Brennerei des Landes trägt den Namen eines Tals im Zentrum des Landes und einer Stadt der Maya: Cihuatán. Die Produktion will von ihren Göttern inspiriert sein. Cihuatán, zwischen 950 und 1200 eine bedeutende mesoamerikanische Stadt, wurde nach recht kurzer Blüte von einer Feuersbrunst zerstört. Anders als beim Vulkanausbruch bei Joya de Cerén gelang hier nicht allen Bewohnern die Flucht. Die Amerikanerin Karen Olsen Bruhns begann in den 1970er-Jahren mit den Ausgrabungen, bei denen viele in der Hast zurückgelassene Alltagsgegenstände und die Reste von 900 Bauten gefunden wurden. Die Hauptpyramide, die trotz ihrer geringeren Größe ein wenig an Chichén Itzá im mexikanischen Yucatán erinnert, lässt sich heute bequem über eine Treppe erklettern. Oben erinnert eine unbarmherzige Sonne daran, dass man sich beim Versuch, sich den Göttern zu nähern, schon immer leicht Verbrennungen zuzog.


S A LVA D O R

HONDURAS

E L

Breviarium

GUATEMALA

Cihuatán Cerro Verde Nationalpark

Suchitoto

Coatepeque

Santa Ana

San Salvador EL SALVADOR

MEXIKO JAMAIKA BELIZE GUATEMALA HONDURAS

EL SALVADOR NICARAGUA

13° N 88° W elsalvador.travel/en

COSTA RICA

PANAMA

Unbedingt Auf Vulkane und Pyramiden klettern – auch wenn der Schweiß in Strömen fließt, sind die Aussichten unvergesslich. Bei Verschnaufpausen auf wunderschöne Vögel wie den Torogoz achten, den Nationalvogel El Salvadors. Geführte Wanderungen auf den Vulkan Santa Ana und Tagestouren zu archäologischen Stätten, Dörfern und in Nationalparks bietet El Salvador Positive Tours an. elsalvadorpositivetours.com

Bloß nicht Schmuck, Geld und Tätowierungen zeigen. Zwar hat sich die Lage deutlich entspannt und Urlauber waren ohnehin kein Ziel der organisierten Kriminalität. Doch gesunde Vorsicht ist vor allem in der Hauptstadt geboten. Der Ausnahmezustand zur Bekämpfung von Bandenkriminalität gilt ebenfalls weiter. Tätowierungen können als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Bande interpretiert werden und zu Fragen führen.

Geheimtipp El Salvador besitzt gut 300 Kilometer Pazifikküste mit spektakulären Stränden und hübschen Fischerdörfern. Doch auch im Landesinneren gibt es Wasser, zum Beispiel am kristallklaren, von Bergen umschlossenen Kratersee Coatepeque. Ein sehr schönes Hotel gleich am Wasser ist hier das Cardedeu Hotel mit Pool und 39 luxuriösen Zimmern mit Seeblick. cardedeuhotels.com/lago-de-coatepeque

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So schmeckt El Salvador In El Salvador isst man reichhaltige, buttrige kleine Kuchen am Morgen mit einer großen Tasse Kaffee. Die salvadorianischen „Quesadillas“ sind eine einzigartige Mischung aus süß, salzig und pikant und haben die Konsistenz eines feinen, zarten Maismuffins. Die Ränder der kleinen Küchlein werden schön knusprig und braun, während der Kern schneeweiß und zart bleibt. Wir empfehlen, sie mindestens 10 Minuten abkühlen zu lassen, bevor sie aus der Form genommen werden.

Quesadillas – Salvadorianische Frühstückskuchen 1 Kuchen

15 Minuten

∙ 150 g Reismehl ∙ 1 TL Backpulver ∙ 1 Prise Salz ∙ 230 g weiche Butter ∙ 200 g Zucker ∙ 3 große Eier ∙ 230 g saure Sahne ∙ 50 g geriebener Hartkäse,

z. B. Cojita oder Parmesan*

∙ Sesamsamen,

nach Geschmack

20 Minuten Den Ofen auf 180 °C vorheizen. In der Zwischenzeit das Reismehl, das Backpulver und das Salz miteinander verquirlen. In der Schüssel eines Standmixers die Butter mit dem Zucker schaumig schlagen. Die Eier nacheinander unterrühren, bis sie vollständig eingearbeitet sind. Bei Bedarf die Schüsselwände abschaben. 3 Dann die saure Sahne, den Käse und die Reismehlmischung einrühren, bis ein glatter Teig entsteht. 4 Mit einem Löffel in gefettete Muffinförmchen geben und jedes zu 4/5 füllen (der Teig geht nicht sehr hoch). Nach Belieben mit Sesam bestreuen. Alternativ kann eine große Backform mit dem Teig gefüllt werden. 5 15 bis 20 Minuten backen. Auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Quesadillas schmecken wie Rührkuchen mit Käse und passen wunderbar zu einer Tasse Kaffee am Morgen. 1 2

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L AN KA S R I

Die Wiege des Ceylon-Tees Text & Fotos Katharina Raskob

Marco Polo betitelte Sri Lanka einst als die „schönste Insel der Welt“. Auch einige Jahrhunderte später lässt sich diese Aussage noch bestens nachvollziehen. Die Perle im Indischen Ozean verzaubert mit rauschenden Wasserfällen, sattgrünen Teeplantagen und einer pittoresken Zugfahrt.

Ich bin verwirrt. Während die Dame an der Rezeption erklärt, dass sie mir bei der Beschaffung der Zugtickets helfen kann, schüttelt sie leicht, aber deutlich wahrnehmbar, den Kopf. Ich kann die Diskrepanz zwischen nonverbaler Kommunikation und dem, was ich höre, nicht deuten und frage nach. Während sie erneut bejaht, wackelt ihr Kopf weiter, wie von einem unsichtbaren Faden gehalten, der von Geisterhand immer wieder lockergelassen wird. Das stetige Kopfschütteln der Singhalesen ist allgegenwärtig. Als mir ein paar Tage später ein Einheimischer erklärt, dass es keinesfalls als Verneinung oder Ablehnung zu verstehen ist, lüftet sich mein Nebelschleier. Die Auffassung bezüglich meiner kulturell geprägten Körpersprache

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muss ich revidieren: Andere Kulturen, andere Gesten. Der Weg ist das Ziel Meine anfängliche Sorge war also ganz umsonst: Einige Tage später halte ich mein Zugticket in den Händen. Bereits in Ella konnte ich mich von der Schönheit des Landesinneren überzeugen. Neben den Wanderungen zum Ella Rock war der Ausflug zum Diyaluma Wasserfall ein Highlight. Er ist nicht nur der zweithöchste des Landes, sondern bildet auf seinem rasanten Weg nach unten außerdem einige natürliche Pools, in denen man schwimmen und die Aussicht genießen kann. Mit dem Auto würde die Weiterreise von Ella nach Kandy weniger als die Hälfte der Zeit in Anspruch nehmen als mit dem Zug. Doch bei der nächsten Attraktion ist der Weg das Ziel.


L AN KA S R I Die berühmte Nine Arch Bridge, bei der viele Touristen auf die Ankunft des Zuges warten. OBEN

Der Diyaluma-Wasserfall ist insgesamt 220 Meter hoch und so der zweithöchste des Landes. UNTEN

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Die Teepflückerinnen bei der Arbeit auf der Teeplantage. LINKS

An dieser Station wird die Teeernte am Ende des Tages abgewogen. RECHTS

Die grünen Blätter werden hier mit Hilfe von Ventilatoren 24 Stunden getrocknet. UNTEN

© Madulkelle Tea and Eco Lodge

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L AN KA S R I Oft schlängelt sich der blau-rote Zug nur in Schrittgeschwindigkeit durch das Hochland. Es hält mich kaum auf dem Platz. Viel zu gut fühlt sich der unverbaute Ausblick und der frische Fahrtwind an, der mir an der offenen Tür ins Gesicht weht. Ein Gefühl von Freiheit. Zivilisation ist auf weiten Teilen der Strecke nicht in Sicht: Stattdessen erstrahlen Teeplantagen und Wälder in saftigem Grün, während sich ab und an vor der imposanten Bergkulisse ein Wasserfall in die Tiefe stürzt. Ich fühle mich, als würde ich mitten durch eine Naturdokumentation fahren. Teeernte: Anstrengende Handarbeit Aber das Hochland Sri Lankas ist nicht nur für seine atemberaubenden Aussichten bekannt, sondern auch für seinen Exportschlager. Es ist die Heimat des Ceylon-Tees. Wie kleine Farbtupfer stechen die Pflückerinnen in ihrer bunten Kleidung aus der tiefgrünen Sinfonie der Teepflanzen heraus. Sie arbeiten konzentriert: Flink pflücken ihre Hände die oberen, noch hellgrünen Blätter in Sekunden ab. Auf dem Kopf tragen sie Tücher, und das nicht nur, um sich vor der Sonne zu schützen. Auf ihrem Rücken hängen große Säcke, in denen sie die Blätter sammeln. Durch Bänder sind sie am Kopf befestigt. Weit und breit sind keine Geräusche zu hören. Es ist ein friedvolles Bild. Doch den Kloß im Hals werde ich nicht los. Zuvor hatte mir unser Guide erzählt, dass diese Frauen 1.000 Rupien am Tag – also umgerechnet knapp drei Euro – verdienen. Dafür müssen sie circa 20 Kilogramm Blätter pflücken. Der Lohn reicht nur für ein Leben von der Hand in den Mund, weswegen in der jüngeren Generation immer mehr Einheimische auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Teufelskreis sind.

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Ausblick auf den Sonnenuntergang. © Madulkelle Tea and Eco Lodge

Von der Pflanze zum fertigen Tee Am Nachmittag bringen die Arbeiter die gesammelte Ernte zur Teefabrik. Jeden Tag landen hier circa 15.000 Kilogramm grüne Blätter, die umgehend verarbeitet werden. Die Fabrik ist 24 Stunden geöffnet. An 365 Tagen im Jahr. Auch die Arbeitsbedingungen in der Fabrik sind brutal. Beim Betreten des Gebäudes schlägt mir eine sengende Hitze entgegen und liefert damit sogleich die Antwort auf meine Frage, warum vor der Halle Unmengen an Holz gelagert sind. Der erste Schritt in der Teeverarbeitung ist die Trocknung der Blätter. Dies passiert mit Hilfe riesiger Ventilatoren, die die heiße Luft des Feuers verteilen.

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Anschließend übernehmen große Maschinen das sogenannte Rollen. Hierbei werden die Zellwände der Blätter aufgebrochen und die ätherischen Öle freigesetzt. Dieser Prozess ist der erste Schritt in der Entstehung des charakteristischen Geschmacks des Schwarztees. Geschäftig laufen die Frauen zwischen den Maschinen hin und her, um die Blätter zur Fermentation zu lagern. Die dicken, schwarzen Haare sind unter Netzen versteckt. Alle Mitarbeiterinnen sind barfuß und ich frage mich, was der europäische Arbeitsschutz dazu sagen würde. „In der Halle arbeiten hauptsächlich Frauen, weil die Arbeit leichter ist. Die Männer beschaffen das Holz und befeu-

ern die Öfen“, erklärt unser Guide. Nach einer weiteren Trocknungsphase sortieren Maschinen die Blätter nach Größe und Qualität, bevor sie im letzten Schritt verpackt werden. Je gröber das Endergebnis, desto milder der Geschmack. Nach dem Einblick in die mühevolle Produktion schmeckt der Tee, den mir anschließend ein Mitarbeiter der Fabrik zubereitet, ganz anders. Dies wird auch in Zukunft so sein. Er ist fortan eine Gedächtnisstütze, weniger als selbstverständlich zu erachten und ein genaueres Auge darauf zu werfen, unter welchen Bedingungen unsere alltäglichen Konsumgüter produziert werden und was wir dazu beitragen können, diese zu verbessern.


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Breviarium

INDIEN

6° N 79° O srilanka.travel

AFGHANISTAN

SRI LANKA

CHINA

PAKISTAN

NEPAL BHUTAN BANGLADESCH INDIEN

Kandy

MYANMAR

Ella COLOMBO

Diyaluma Wasserfall

SRI LANKA

Unbedingt Trauen Sie sich an die lokalen Köstlichkeiten, die die Flora Sri Lankas zu bieten hat. Mangostane, bekannt als die „Königin der Früchte“, hat die Größe eines Pfirsichs, jedoch eine harte Schale. Darunter verbirgt sich weißes Fruchtfleisch mit saftiger Textur, dessen Geschmack zwischen säuerlich und süß balanciert. Wer sich nach einer durstlöschenden Erfrischung sehnt, sollte die orangefarbene „King Coconut“ probieren, deren Wasser besonders süß schmeckt.

Bloß nicht Buchen Sie kein Zugticket für die 1. Klasse! Zwar kommt man hier in den Genuss klimatisierter Waggons, zahlt dafür jedoch nicht nur in monetärer Hinsicht einen höheren Preis, denn Fenster und Türen lassen sich nicht öffnen. Da ein Teil des Charmes der Zugfahrt darin besteht, den Ausblick mit baumelnden Beinen in der offenen Zugtür sitzend genießen zu können, sollte man sich hier lieber für ein Ticket der 2. Klasse entscheiden.

Geheimtipp In der Madulkelle Tea and Eco Lodge können Sie ganz in die Umgebung eintauchen. Die geräumigen Glamping-Zelte bestechen mit luxuriöser Ausstattung und geben einem das Gefühl, mitten in der Natur zu übernachten. Der einzigartige Ausblick von der Terrasse oder der Poolanlage inmitten der Teeplantage ist Quelle für inneren Frieden. Ein Highlight ist der Kochkurs mit frischen Zutaten aus dem eigenen Garten. madulkelle.co

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So schmeckt Sri Lanka Goldgelbes Curry, das in der Sonne glitzert, würziger Dampf, der von Straßenständen aufsteigt – Sri Lankas Küche ist ein Fest für die Sinne. Auf der „Perle des Indischen Ozeans“ verschmelzen Jahrhunderte kulinarischer Traditionen zu einem einzigartigen Geschmackserlebnis. Feurige Chilischoten treffen auf sanfte Kokosmilch, während Zimt und Kardamom exotische Noten beisteuern. Das Herzstück vieler Mahlzeiten? Dhal, die bescheidene Linse, in unzähligen Variationen zubereitet. Unser sri-lankisches Dhal-Curry fängt die Essenz dieser Inselküche ein: cremig, würzig und unwiderstehlich aromatisch. Eine Geschmacksreise durch Sri Lanka offenbart eine Küche, die – wie das Land selbst – voller Kontraste, Lebendigkeit und überraschender Harmonie ist.

Sri-Lankisches Dhal-Curry 4 Personen

5 Minuten

20 Minuten

Für das Curry ∙ 230 g rote Linsen ∙ 230 ml Leitungswasser ∙ ¼ TL Paprikapulver ∙ ½ rote Zwiebel, in Scheiben geschnitten ∙ 1 Knoblauchzehe, gehackt ∙ 1 Zweig Curryblätter ∙ 120 ml Kokosnussmilch ∙ 1 TL Chiliflocken (optional) ∙ ½ Pandanblatt, in drei Teile geschnitten ∙ 1 TL Kurkuma

Für die Würzmischung ∙ 1 EL Kokosöl, Rapsöl oder Olivenöl ∙ 1 TL Senfkörner ∙ 1 TL Chiliflocken (optional) ∙ 1 Zweig Curryblätter ∙ ½ rote Zwiebel, in Scheiben geschnitten 1 ∙ Knoblauchzehe, in Scheiben geschnitten

Das Curry 1 Rote Linsen gründlich unter kaltem Wasser waschen, bis es klar bleibt. 2 Linsen, geschnittene Zwiebel, Pandanblätter, Knoblauch, Kurkuma, Salz und Wasser in einen mittelgroßen Topf oder Tontopf geben. Gut mischen, auf mittlere Hitze stellen und etwa 15 Minuten köcheln lassen. 3 Nach 15 Minuten prüfen, ob die Linsen gar sind, dann Kokosmilch zugeben, aufkochen und weitere 5 Minuten kochen lassen.

3–4 Minuten anbraten, dann Curryblätter, Chiliflocken und Senfkörner hinzufügen und weitere 3 Minuten kochen. Sobald sie gut angebraten sind und die Zutaten gar sind, vom Herd nehmen. 2 Diese Mischung direkt unter die gekochten Linsen mischen. Auf Wunsch etwas von der Würzmischung zum Garnieren zurückbehalten, um das Gericht attraktiver zu machen. Etwa 2 Esslöffel Öl in die reservierte Gewürzmischung geben, so dass sie sich mit allen Zutaten in ein Chili-Öl verwandelt, das sehr appetitlich aussieht. 3 Mit heißem Basmati-Reis servieren.

Die Würzmischung 1 Während die Linsen kochen, in einer separaten Pfanne Öl, Zwiebel und Knoblauch

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Landschaften am Ufer des Kivu-Sees. OBEN

Gorilla(s) im VulkanNationalpark im Nordwesten des Landes. Eine unvergessliche Begegnung. UNTEN

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Ruanda: Bewegende Begegnungen im Land der tausend Hügel Text & Fotos Philippe Bourget

Ruanda setzt die Segel für die Zukunft: Ultra-Luxustourismus soll im Land der tausend Hügel eine immer größere Rolle einnehmen. Im Kielwasser des Vulkan-Nationalparks, in dem die berühmten Berggorillas leben, präsentiert es privilegierten Besuchern die Vielfalt seiner tropischen Landschaften und seiner Tierwelt sowie die Liebenswürdigkeit eines Volkes, das 30 Jahre nach dem Völkermord an den Tutsi zur Versöhnung aufgerufen wird.

Endlich. Nach einem zweistündigen Aufstieg durch Vulkangestein und Vegetation, auf 3.000 Meter Höhe, stehen sie da im dichten Gras: die Berggorillas. Eine neunköpfige Familie mit Weibchen und Jungtieren, die sich um ein Männchen scharen. Der 22 Jahre alte, über 200 kg schwere „Silberrücken“ liegt gemächlich auf dem Boden. Beim Anblick dieser sanften, kraftvollen Waldriesen keine Ehrfurcht zu empfinden, ist unmöglich. Sie wirken so menschlich, wie sie sich gegenseitig lausen und mit ihrem Nachwuchs spielen. Die Wächter haben uns gewarnt: Auf keinen Fall sollen wir ihnen in die Augen blicken, wenn sie sich uns nähern – und das tun sie! –, sondern in die Hocke gehen, falls sie uns gegenüberstehen, ein besonderes Geräusch im Rachen machen, das wir auf der Wanderung gelernt haben, um zu zeigen, dass wir freundlich gesinnt sind ... Ängstlich sind diese Könige des Dschungels nicht. Wenn man sich ihre beeindruckende Statur vor Au-

gen führt, wüsste man auch nicht, warum sie das überhaupt sein sollten. Wir sind wie hypnotisiert, weniger als drei Meter von ihnen entfernt. Das Nonplusultra einer Reise nach Ruanda. 1.000 Berggorillas ... Das „Land der tausend Hügel“ mit den für seine Breitengrade typischen zerklüfteten und bewaldeten Reliefs hat auch echte Berge zu bieten. Zu den höchsten gehört der schlafende Vulkan Visoke mit seinen 3.711 Meter. Genau dort, an den Hängen dieses Kegels, der an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) liegt, leben die rund 1.000 Berggorillas, die in Ruanda, der DR Kongo und Uganda gezählt wurden. Bis zur Ankunft von Dian Fossey gab es hier nur 250 Gorillas. Die amerikanische Primatenforscherin kam zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren nach Ruanda, um sich mit aller Kraft für den Schutz dieser Primaten einzusetzen. Ihren Kampf bezahlte sie 1985 unter nicht geklärten

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Umständen mit dem Leben (s. „Ein absolutes Muss“). Heutzutage stehen die Gorillas unter strengstem Schutz. Das Privileg, auf Tuchfühlung mit ihnen zu gehen, kann sich indes nur eine sehr gut betuchte Minderheit leisten: Ein Ticket für dieses bewegende Erlebnis kostet sage und schreibe 1.500 USD. Die Zielgruppe, so viel steht fest, sind extrem vermögende Reisende. Ungewöhnlicher Wirtschaftsaufschwung Ultra-Luxustourismus. So lautet die Wette, die das 26.338 km² (etwas kleiner als Belgien) große Land mit seinen 13,8 Millionen Einwohnern eingegangen ist. Mit 523 Einwohnern pro km² ist es das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. Nach dem Völkermord an den Tutsi im Jahr 1994 hat sich Ruanda unter der eisernen Hand seines Präsidenten Paul Kagame in eine forcierte Versöhnungspolitik gestürzt, die von einem für Afrika untypischen wirtschaftlichen Aufschwung begleitet wurde. In Sachen Beschäftigung und BIP steht nach wie vor die Landwirtschaft an erster Stelle, doch auch der Bergbau (Coltan, Wolfram ...) und der (sehr) hochwertige Freizeit- und Geschäftstourismus sind wichtige Einnahmequellen. Das Potenzial der Natur hat die Entscheidung für den Tourismus vorangetrieben. Der Vulkan-Nationalpark im Nordwesten des Landes ist zweifellos das symbolträchtigste Gebiet Ruandas. Neben den Gorillas kann man hier gegen eine geringe Eintrittsgebühr auch Goldmeerkatzen und das Grab von Dian Fossey sehen, die im Regenwald neben ihren geliebten Primaten beerdigt wurde. Nyungwe-Wald, eine der Quellen des Nils Im Südwesten liegt der Nyungwe-Nationalpark, ein weiteres wichtiges Naturgebiet. Auf einer Fläche von 1.019 km², die im Süden an den Kibira-Nationalpark in Burundi grenzt, leben hier 400 bis 500 Schimpansen sowie eine über 500-köpfige Kolonie von Stummelaffen. Dabei zu sein, wie diese Affen, einem Meer aus Schwarz und Weiß gleich, die Zufahrtsstraße zum Park überqueren, war definitiv ein Highlight dieser Reise. Der Park ist auch als eine der (vielen) entfernten Quellen des Nils bekannt. In diesem regenreichen Wald fließt das Wasser in

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R UAN DA Stummelaffen im Süden Ruandas. LINKS

Die berühmten ruandischen Hügel im Süden des Landes zwischen Nyanza und dem Nyungwe-Nationalpark. RECHTS

Anbau von Nahrungsmitteln an den Hängen des Vulkans Visoke im Vulkan-Nationalpark. UNTEN

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R UAN DA LINKS Infinity-Pool im One & Only Gorilla‘s Nest Hotel im Nordwesten des Landes, eines von zwei Ultra-Luxushotels der Kette in Ruanda.

Fischerboot bei Sonnenuntergang auf dem Kivu-See im Distrikt Karongi. IN DER MITTE

Watussirinder, heilige Kühe mit beeindruckenden Hörnern, im ehemaligen ruandischen Königspalast in Nyanza, südlich von Kigali. Nyanza war von 1899 bis 1961 die königliche Hauptstadt des Landes. RECHTS

UNTEN

Hängebrücke im Wald des Nyungwe-Nationalparks.

Flüsse, die wiederum andere Flüsse speisen. Alle laufen im Victoriasee zusammen, der offiziellen Quelle des Weißen Nils. Hängebrücke in den Baumwipfeln Abgesehen von Schimpansen-Wanderungen, die jeden Morgen um 5 Uhr für eine Gruppe von 8 Besuchern in Begleitung eines Reiseleiters angeboten werden (Kostenpunkt: 240 USD pro Person), hat der Nyungwe-Wald, einer der am besten touristisch erschlossenen Parks, weitere Höhepunkte zu bieten. Eine 1,5-stündige Wanderung durch den Wald führt zu einer Hängebrücke inmitten des endlosen Blätterdachs. Die Überquerung ist nichts für schwache Nerven. Bei dieser Gelegenheit können Sie allerdings die Igishigishigi entdecken, riesige Baumfarne, die teilweise mehrere Hundert Jahre alt sind. Ende 2024 soll im Park eine ca. 2 km lange Seilrutsche eröffnet werden. Lassen Sie sich auch auf keinen Fall den spektakulären Ndambarare-Wasserfall entgehen sowie die dreitägige Wanderung mit Übernachtung in einer Waldhütte – 450 USD pro Person, all inclusive. Eins der etwas erschwinglicheren Angebote. Der Kivu und seine Fischerboote Der Kivu-See im Westen des Landes ist ebenfalls ein absolutes Muss. Diese Wasserfläche, die die Grenze zur DR Kongo darstellt (die Spannungen zwischen den beiden Ländern sind auf den Verdacht zurückzuführen, dass Ruanda die Rebellengruppe M23 im Kongo unterstützt), ist eine der zehn größten des Kontinents und mutet wie eine afrikanische Riviera an. Ein Eindruck, der von den prunkvollen Villen

an den bewaldeten Ufern des Sees noch verstärkt wird. Vom Hotel Cleo, einer der vielen Luxusunterkünfte des Landes, genießt man einen atemberaubenden Blick auf die idyllische Küste und die Inseln. Früh morgens hört man dort die Fischer singen und pfeifen, wenn sie auf ihren ungewöhnlichen Booten zurückkehren. Jeweils drei lange, schmale Boote sind mit Holzpfählen miteinander verbunden, dazwischen werden die Netze gespannt. Am Abend kann man an Bord dieser Wahrzeichen des Kivu-Sees gehen, um im Schein von Petroleumlampen zu einem Ausflug wie aus einer anderen Zeit aufzubrechen. Auf den Spuren der Big Five Ebenfalls im Westen wartet der jüngste (2019) der vier ruandischen Nationalparks, der Gishwati-Mukura-Nationalpark, auf Besucher. Auch hier wird die Vorherrschaft der Natur mehr als deutlich. Schimpansen, Goldmeerkatzen, Antilopen und zahlreiche Vögel nennen den Park ihr Zuhause. Vögel sind im Übrigen die Attraktion des vierten ugandischen Nationalparks, des im Nordosten gelegenen Akagera. Der Park befindet sich in einem trockenen Savannengebiet und wird als Ruandas „Safaripark“ verkauft, in dem die berühmten Big Five (Büffel, Nashörner, Leoparden, Löwen und Elefanten) leben. Er kann jedoch nicht mit seinen Nachbarn in Kenia und Tansania verglichen werden. Zwar leben im Akagera Wildtiere, doch aufgrund der geringeren Dichte sind sie weniger sichtbar. Wenn Sie schon einmal eine Safari gemacht haben, ist ein Besuch dieses Parks nicht unbedingt notwendig ... Es sei denn, Vögel sind Ihre Leidenschaft. Dann sei Ihnen die Boots-

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Ein Goliathreiher, der größte Reiher der Welt, am Ufer des Ihema-Sees im AkageraNationalpark im Nordosten des Landes.

fahrt auf dem an Tansania grenzenden Ihema-See angeraten, auf der sich einige der dort heimischen 400 Vogelarten beobachten lassen. Besonders angetan hat es uns der Goliathreiher, der größte Stelzvogel der Welt, der mit seinen 1,50 Meter eine unvergleichliche Eleganz ausstrahlt, genau wie die Pharaonenibisse mit ihren schwarzen, gebogenen Schnäbeln. Zu Dutzenden sitzen sie auf den Bäumen der Vogelinsel, die ihren Namen vollkommen zu Recht trägt. Die rosa Flecken, die hier und da das Wasser zieren, gehören derweil zu anderen beeindruckenden Tieren: Es handelt sich um die Nüstern mächtiger Flusspferde. Bewundernswerte Energie Auf einer Reise von einem Park zum anderen durchquert man das ganze Land. Unendliche Straßen führen durch Hochtäler oder an Hängen von Hügeln vorbei, durch dicht besiedelte Dörfer in 1.000 Meter

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Höhe, vorbei an Maniok- und Reisfeldern, Bananenstauden-, Tee- oder Kaffeeplantagen. Am Straßenrand sehen wir Kinder in Schuluniformen, Frauen, die Maniokblätter auf dem Kopf transportieren, mit Taschen oder Holz beladene Fahrräder, die von muskulösen Männern geschoben werden, eine ganze Reihe von laut knatternden Motorräder. Ruanda zeigt seinen Besuchern eine unglaubliche menschliche Energie, die eines armen Landes, in dem man sich seinen Lebensunterhalt im Schweiße seines Angesichts verdienen muss. Chaotisches Kigali Bleibt noch Kigali, die Hauptstadt. Sich in dem Wirrwarr der sich quer über die Hügel erstreckenden Viertel zurechtzufinden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt kein Zentrum, sondern eher Zentren – das geschäftige, abgaslastige Bahnhofsviertel und das elegantere, businessmäßigere

Rathausviertel. 1,5 Millionen Einwohner zählt die Hauptstadt, die sauber, mit gut geteerten Straßen und hier und da ein paar Lifestyle-Locations daherkommt. Ein Muss ist der Besuch des Kigali Genocide Memorial, das an die über 800.000 von den Hutu getöteten Tutsi erinnert. Unterwegs kommen wir an diversen Designern und sozialen Einrichtungen vorbei, darunter das Nyamirambo Women’s Center, das sich für die Integration von Analphabetinnen in die Arbeitswelt engagiert, das Nyo Arts Center, die beliebteste Kunstgalerie des Landes, der Showroom von Rwanda Clothing, eine Boutique mit Dekoartikeln, Möbeln und Kleidungsstücken der Modeschöpferin Joselyne Umutoniwase und das Geschäft der nachhaltigen Schuhmarke Uzuri K&Y. Sie alle sind Botschafter Ruandas, die das Land zu einer Destination machen, die man einfach erlebt haben muss. Sofern man das nötige Geld hat, versteht sich.


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Breviarium

UGANDA

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO

Visoke Vulkan-Nationalpark

RUANDA

Akagera-Nationalpark

Gishwati-Mukura-Nationalpark Kigali

Kivu-See

Nyanza TASMANIEN

Nyungwe-Nationalpark

BURUNDI

1° S 29° W visitrwanda.com

Unbedingt In Kinigi, in der Nähe des Eingangs zum Vulkan-Nationalpark, ist der Ellen DeGeneres Campus des Dian Fossey Gorilla Fund auf jeden Fall einen Besuch wert. Hier erfährt man nahezu alles über die grenzenlose Leidenschaft der amerikanischen Primatenforscherin für die Gorillas und die bemerkenswerte Arbeit, die sie seit den 1960er-Jahren in der Region leistete, um das Verhalten der sanften Riesen zu studieren und sie zu schützen. 1985 wurde Dian Fossey unter ungeklärten Umständen ermordet. Es ist bedauernswert, dass dieser Ort nicht genauer darauf eingeht. Allerdings gibt es neben dem Museumsbereich zwei weitere Gebäude, die sich der Ausbildung bzw. der Forschung widmen. gorillafund.org

Bloß nicht In Ruanda ist alles interessant (vor allem das Kigali Genocide Memorial in Kigali, das an das schreckliche Massaker an den Tutsi erinnert), aber eine Frage stellt sich: Wieso sind alle wirklich fabelhaften Erlebnisse einer extrem gut betuchten Kundschaft vorbehalten? Luxustourismus ist ein internationaler Trend, der den Normalbürger dieser Welt von den Wundern, die unser Planet zu bieten hat, ausschließt. Warum sollte das Glück, Gorillas zu begegnen, nur wohlhabenden Reisenden vorbehalten sein? Die Preise der Parks und einiger Hotels sind horrend. 3.500 USD pro Nacht (all inclusive) kostet der günstigste Aufenthalt in den beiden One & Only des Landes. Was ist aus den sozialen Aspekten des Tourismus geworden?

Geheimtipp Ein nicht ganz so geheimer Geheimtipp ist das Museum des Königspalasts im etwa zwei Autostunden südwestlich von Kigali entfernten Nyanza, das von 1899 bis 1961 die feste königliche Hauptstadt des Landes war. Zuvor war sie nomadisch. Zu sehen gibt es hier einen traditionellen, aus Pflanzenfasern gebauten Palast, den modernen Palast aus „harten“ Materialien, der bis 1959 vom vorletzten ruandischen König, Mutara III., bewohnt wurde, sowie eine Herde königlicher Watussirinder mit ihren gigantischen Hörnern. Ein spannender Einblick in die Vergangenheit des Landes.

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© Visit Rwanda Jackson Yamungu

So schmeckt Ruanda Saftige Süßkartoffeln, dampfende Bohnentöpfe und der Duft von gegrilltem Ziegenfleisch – Ruandas Küche ist ein sinnliches Abenteuer. In den „tausend Hügeln“ des ostafrikanischen Landes wachsen Kochbananen neben Kaffee und Tee. Traditionelle Gerichte wie Ibihaza, ein Eintopf aus grünen Bananen und Rindfleisch, wurden über Generationen überliefert. Doch die Küche wandelt sich: Junge Köche experimentieren mit lokalen Zutaten und globalen Einflüssen. Unser Kokosnuss-Hühnchen mit Süßkartoffelpüree verkörpert diesen Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne. Eine kulinarische Reise durch Ruanda offenbart: Hier schmeckt man Gastfreundschaft, Kreativität und die Lebensfreude eines Landes im Aufbruch.

Kokosnuss-Hühnchen mit Süßkartoffelpüree 4 Personen

25 Minuten

∙ 4 Hühnerbrüste ohne Haut ∙ Salz und Pfeffer, nach Geschmack ∙ 240 ml Kokosmilch ∙ 1 EL Currypulver ∙ 2 EL Butter ∙ 1 EL gehackte Petersilie

30 Minuten Für das Süßkartoffelpüree ∙ 4 große Süßkartoffeln ∙ 4 EL Butter ∙ 60 ml saure Sahne

Die Hähnchenbrüste mit Salz, Pfeffer würzen, so dass sie gleichmäßig bedeckt sind. Etwa 15 Minuten lang ruhen lassen, damit sie die Aromen aufnehmen können. 2 In einer großen Pfanne 1 EL Butter bei mittlerer bis hoher Hitze erhitzen. Die marinierten Hähnchenbrüste hinzufügen und auf jeder Seite etwa 4 bis 5 Minuten braten oder bis sie eine goldbraune Farbe annehmen und durchgebraten sind. Das Hähnchen aus der Pfanne nehmen und beiseitestellen. 3 In dieselbe Pfanne die Kokosmilch gießen und das Currypulver darüberstreuen. Zum Kombinieren umrühren und 2 bis 3 Minuten köcheln lassen, damit die Aromen miteinander verschmelzen können. 1

Die gebratenen Hähnchenbrüste wieder in die Pfanne mit der Kokosnuss-Currysauce geben und weitere 2 bis 3 Minuten köcheln lassen oder bis die Sauce leicht eingedickt ist und das Hähnchen umhüllt. Vor dem Servieren mit gehackter Petersilie bestreuen. 5 In der Zwischenzeit die Süßkartoffeln schälen und in Stücke schneiden. In einen Topf mit kochendem Wasser geben und 15 bis 20 Minuten kochen oder bis sie weich sind. 6 Die gekochten Süßkartoffeln abtropfen lassen und wieder in den Topf geben. Die restliche Butter und die Crème fraîche hinzufügen. Die Süßkartoffeln zerdrücken, bis sie glatt und cremig sind, die Konsistenz ggf. mit mehr Sahne anpassen. 7 Mit dem Kokosnusshähnchen servieren. 4

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BAN G L AD E S C H

Für Gott und einen Tageslohn Text & Fotos Laurent Nilles

Das endlose Meer aus dicht aneinandergedrängten, von der Witterung angefressenen, mehrstöckigen, funktionalen Zementbauten verliert sich in der trüben Dunstglocke aus Nebel und Smog, die der Sonne an diesem feuchtkühlen Wintermorgen jede Chance verwehrt, zu den zwanzig Millionen Bewohnern der langsam erwachenden Megacity durchzudringen.

Neben einem kleinen Stand am Straßenrand wärmen sich ein paar in lange Schals eingewickelte Männer an heiß dampfendem Tee, während ein Zeitungsverkäufer sich mangels Interessenten in seine eigene, noch druckfrische Ware vertieft. In den engen Straßen der Altstadt Dhakas, wo sich üblicherweise Rikschas, Mopeds, Laster, Autos und sogar Fußgänger in einem hupenden, stockenden und staubigen Durcheinander gegenüberstehen, ist es ungewöhnlich ruhig, selbst für einen Freitagmorgen, dem Wochenendbeginn in dem muslimisch geprägten Land.

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Gebet der Millionen Das seltene Phänomen erklärt sich in Tongi, einem Ort etwas außerhalb der Hauptstadt, denn hier drängen die Menschen sich dicht an dicht. Mit runder Gebetskappe auf dem Haupt und in den gewandartigen, knielangen Panjabi gekleidet, schiebt eine gewaltige Menge Männer sich Zentimeter für Zentimeter über den mit bunten Planendächern überdeckten Festplatz, unterwegs zur rituellen Waschung oder zum Vortrag eines religiösen Gelehrten. Vier bis fünf Millionen Pilger, die meisten aus der näheren Umgebung, reisen Jahr


BAN G L AD E S C H Die Dunstglocke über Dhaka lässt im Winter nur selten Sonnenstrahlen zu den Einwohnern der Hauptstadt Bangladeschs durch. OBEN

Viel Mut und Geduld braucht, wer zur Rush Hour versucht, sich in der Altstadt irgendwie fortzubewegen. UNTEN

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BAN G L AD E S C H

Ausländischen Besuchern begegnen die Bengalen ausnahmslos mit neugieriger Freundlichkeit. LINKS

Ein überfüllter Zug bringt muslimische Pilger zurück nach Dhaka. RECHTS

Anlässlich des Abschlussgebets des Bishwa Ijtema legen Millionen Gläubige ihre Gebetsteppiche unter offenem Himmel aus. UNTEN

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BAN G L AD E S C H für Jahr anlässlich des Bishwa Ijtema, der muslimischen Weltkongregation an: mehr als zum Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka! Nur die wenigsten Bengalen können sich die teure Reise in die Heilige Stadt des Islam in Saudi-Arabien leisten und besuchen stattdessen die heimatnahe „Hadsch des kleinen Mannes“. Als die Gläubigen am frühen Nachmittag ihre Teppiche zum Gebet auslegen, reicht der Platz nicht aus und die umliegenden Straßen werden in Beschlag genommen. Gebetet wird in der kleinsten Lücke, auf dem Asphalt, zwischen und sogar auf dem Dach von im Verkehr feststeckenden Fahrzeugen. Die Fahrer sind Verkehrschaos gewohnt und sitzen die unfreiwillige Blockade geduldig aus – ein Stau mehr oder weniger scheint hier niemanden zu jucken. Beeindruckend ist die Heimreise der Pilger am dritten und letzten Tag der Veranstaltung. Die elf Sonderzüge nach Dhaka verschwinden geradezu unter den Menschenmassen, die mangels Platzes in den Abteilen zu Tausenden auf den Dächern der Waggons und sogar auf der Diesellokomotive selbst mitreisen. Die Rufe des jungen Zugführers, doch wenigstens die vorderen Fenster nicht zu blockieren, verschallen in dem wilden Trubel ungehört. Begeisterter Jubel bricht aus, als der erste mit winkenden und fahnenschwenkenden Fahrgästen völlig überladene Zug den Bahnhof von Tongi verlässt. Gefährlich? Gewiss, doch gemessen an dem Arbeitsalltag vieler Bangladescher wohl eher eine unterhaltsame Vergnügungsfahrt mit Gleichgesinnten.

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BAN G L AD E S C H

Für viele Bengalen sind kräftezehrende manuelle Tätigkeiten die einzige Erwerbsmöglichkeit, hier bei der Gewinnung von Sand für die Zementproduktion.

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BAN G L AD E S C H In den Ziegelfabriken entsteht das Rohmaterial für den Bauboom des Landes in mühsamer, staubiger Handarbeit.

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BAN G L AD E S C H

Härteste Bedingungen Stundenlang haben sie alten Schrott eingeschmolzen und den beißenden giftigen Dämpfen getrotzt, nun ist es endlich soweit. Höchste Konzentration ist gefragt, als Rohan und seine Mitarbeiter glühend heißes, geschmolzenes Metall in eine zuvor in den Boden gegrabene Form gießen. Ohne jegliche Schutzkleidung, ohne Maske oder Augenschutz, nur mit Sandalen an den Füßen oder gar barfuß, stellen sie mit einfachsten Mitteln in ihrer vom Rauch des offenen Ofens geschwärzten Werkstatt riesige Schiffsschrauben her. Die Werften von Dhaka am Ufer des Buriganga-Flusses, wo alte Boote ausgeschlachtet oder neu aufgebaut werden, beschäftigen mehr als fünfzehntausend Menschen, die unermüdlich schleifen, schweißen, schmelzen, gießen oder pinseln. Umgerechnet knapp fünf Euro pro Tag können sie verdienen und riskieren dafür buchstäblich Leib und Leben. Auch in den unzähligen Ziegeleien, die den Rohstoff für den Bauboom der Hauptstadt liefern, ackern zehntausende Tagelöhner unter härtesten Bedingungen. Die Lehmsteine werden nach einem hundert Jahre alten Verfahren fast vollständig von Hand hergestellt: Erde wird mit Wasser vermischt, mit Holzformen zu Ziegeln geformt und in der Sonne getrocknet, bevor sie in riesigen traditionellen Öfen gebrannt werden. Der rote Staub und der Rauch aus den Schornsteinen verursachen Atemwegsprobleme, doch das System ist erbarmungslos: Bezahlt werden die Männer, Frauen und Kinder nach Anzahl der geschleppten Ziegel, kleine Plastikmarken dienen als Beweis der geleisteten Arbeit.

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BAN G L AD E S C H Mit einfachsten Mitteln und ohne jegliche Schutzkleidung gießen die Männer der Werften von Dhaka eine Schiffsschraube. OBEN

Viele der Arbeiter verbringen ihr ganzes Leben in den Werften, wo sie mit ihren Familien leben und arbeiten. LINKS

Vor dem eigentlichen Gießen der Schiffsschraube wird deren Form per Hand in den Boden gefräst und mit dem Gasbrenner vorgewärmt. RECHTS

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BAN G L AD E S C H Auf meterhohen Gerüsten werden die gefangenen Fische in Cox’s Bazaar zum Trocknen unter der Sonne aufgehängt. LINKS

Ein Fleckchen Paradies Von der Hektik Dhakas ist im Süden des Landes wenig zu spüren. Mehr als hundertfünfzig Kilometer lang ist der weiße, palmengesäumte Sandstrand im Süden des Landes zwischen Chittagong und Teknaf. Blauer Himmel und eine leichte Brise sind Balsam für die Seele. Doch anstelle von Sonnenliegen und Strandbars säumen buntbemalte, mondförmige Holzboote das Ufer und braungebrannte Fischer ziehen riesige Schleppnetze an

Bei Sonnenuntergang schieben die Fischer ihr mondförmiges Boot mit vereinter Kraft ins Meer.

Land. Drei bis vier Stunden dauert es, die Netze von Hand einzuziehen. Ein volles Netz wird mit Jubelrufen gefeiert; doch manchmal ist die Mühe auch umsonst und die Männer müssen mit leeren Händen nach Hause gehen. Harte Arbeit gewiss, die jedoch geradezu paradiesisch erscheint im Vergleich zum Lebenserwerb all jener, die anderswo unter schwierigsten Bedingungen für einen Hungerlohn malochen, Ziegelsteine, Kohle, Sand oder Schotter schleppen,

Steine für Baumaterial aus den Flüssen ziehen oder Altmetall einschmelzen. Trotz der Herausforderungen scheint das Land gesamtwirtschaftlich auf dem richtigen Weg: Der Anteil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze (weniger als 1,90 $ pro Tag) hat sich seit 2010 halbiert, während das BIP pro Kopf sich in demselben Zeitraum fast verdreifacht hat. Ein willkommener Hoffnungsschimmer für die freundlichen Arbeiter, die scheinbar immer gut gelaunt in meine Kamera lächeln!

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NEPAL

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BANGLADESCH

INDIEN

Dhaka

INDIEN MYANMAR

Chittagong

SRI LANKA

Cox’s Bazaar MYANMAR

Teknaf

23° N 90° O beautifulbangladesh.gov.bd

Unbedingt Die Fischerstrände südlich von Cox’s Bazaar alleine wären die Reise nach Südostasien schon wert. Die bunten Boote, der helle Sand, die freundlichen Fischer, die jeden Fang begeistert bejubeln. Ein noch unentdecktes, authentisches Stück Paradies, noch nicht vom Massentourismus vereinnahmt und dennoch, oder gerade deswegen unbedingt zu empfehlen.

Bloß nicht Selbst kurze Strecken können, schlecht geplant, oder mit etwas Pech, Stunden in Anspruch nehmen. Besonders die Altstadt Dhakas mutiert ab dem frühen Nachmittag zu einem unpassierbaren Gewühl aus Menschen, Autos und Rikschas. Auf Schusters Rappen ist man hier oft am schnellsten unterwegs.

Geheimtipp Seit 1939 serviert das Haji Byriani, ein unscheinbares Restaurant in Old Dhaka gebratenen Reis mit Ziegenfleisch aus großen Töpfen. Kenner behaupten, dass das Nationalgericht Bangladeschs hier am besten schmeckt. Fine Dining gibt’s hier nicht, dafür authentische Kulinarik im chaotischen Herzen der Altstadt. Haji Byriani, 70, Kazi Alauddin Road, Nazira Bazar. hajibiriyani.com

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Herausgeberin & Chefredakteurin Bibi Wintersdorf Journalisten Marion Finzi, Charel Heinen, Clémentine Poggi, Philippe Bourget, Wibke Carter, Annette Frühauf, Karsten-Thilo Raab, Bernard Pichon, Stefanie Bisping, Katharina Raskob, Laurent Nilles Lektorat Myriam Welschbillig Übersetzung Annegret Tripodi Art Direktor Marc Dostert Grafiker Enia Haeck Geschäftsführer Maurizio Maffei Druck johnen-print Luxembourg

Das Magazin REESEN und die Webseite reesenmag.lu sind Informationsmedien, die von dem nachstehenden Verlagshaus herausgegeben werden. Luxe Taste & Style S.à r.l. 50 % im Besitz von Bibi Wintersdorf und 50 % im Besitz von Maurizio Maffei. Firmensitz 4a, rue de Consdorf - L-6230 Bech Operativer Hauptsitz 11, Um Lënster Bierg - L-6125 Junglinster Redaktion redaktion@tasty.lu Anzeigen sales@tasty.lu Vollständige Informationen auf der Webseite www.tasty.lu ISSN: 2658-977X Die periodische Veröffentlichung wurde ordnungsgemäß bei der Nationalbibliothek von Luxemburg (BnL) gemäß den gesetzlichen Bestimmungen hinterlegt. © Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Reproduktion oder Übersetzung, vollständig oder teilweise, ist strengstens untersagt ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

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