2 minute read

Zur Ehre Gottes und zur Freude der Gläubigen

IM BEREICH DER KIRCHLICHEN KUNST HAT DAS KÖNNEN DER HANDWERKER IM LAUFE DER GESCHICHTE DAS ERSCHEINUNGSBILD DER KIRCHEN

WESENTLICH

Advertisement

Wenn wir uns vor den Feierlichkeiten in der Karwoche und zu Ostern auf die Suche nach Besinnung machen, entdecken wir in den Kirchen des Landes wertvolle Kulturschätze, die dem Handwerk zu verdanken sind. Unser Land ist im Laufe der Zeit zu einem Musterbeispiel für eine Kulturlandschaft in den Alpen geworden.

BEEINDRUCKENDE BEISPIELE SAKRALER KUNST

Beeindruckende Beispiele von Kirchenbauten aus allen Jahrhunderten sind ein rühmendes Zeugnis für das Handwerk der Maurer und Steinmetze, die nicht nur gute Techniker, sondern auch schöpferische Entwerfer waren.

Malereien des Mittelalters gehören zu den Hauptwerken der romanischen Epoche Europas.

Aus dieser Zeit und aus der frühgotischen Stilepoche sind uns mehrfach Namen von Goldschmieden für würdige liturgische Feiern urkundlich überliefert. Neben der Anfertigung von kirchlichen Geräten wie Monstranzen, Ziborien, Reliquienkästen, Meßkännchen haben sich die Südtiroler Goldschmiede auch mit Schmuck, Bechern und Pokalen beschäftigt.

Holzskulpturen Und Schnitzerarbeiten

Das reiche Vorkommen von Holz ermöglichte die Freude des Bergvolkes am Schnitzen; die Skulpturen aus allen Stilepochen sind Zeugnis des heimischen Handwerkerkönnes. Es ist urkundlich nachgewiesen, dass bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Grödner Bildhauer und Schnitzer Altäre und Reliefs für Kirchen angefertigt haben.

Zusammenarbeit Schon Immer Gefragt

Zur Fertigstellung eines Altars bedurfte es schon damals der engen Zusammenarbeit vieler Handwerker: vom Projektanten zum Tischler, vom Ornamentschnitzer zum Statuenbildhauer, vom Fassmaler zum Vergolder.

Kostbares Mobiliar In Den Kirchen

Während die Handwerker das eigene Heim eher einfach und sparsam ausstatteten, legten sie bei der Einrichtung von Kirchen, Kapellen und Sakristeien Wert auf kostbar ausgeführtes Mobiliar.

Tüchtige Leistungen schufen auch die Schlosser und Grabschmiede durch ihre Türbeschläge, Fenstergitter und schmiedeeisernen Kreuze auf den Friedhöfen sowie Kerzenständer und Laternen. Erwähnenswert sind die reichen Arbeiten der Stuckateure, die Kirchengewölbe und Häuserfassaden mit ihren leichten Gebilden der Kunst überspannten, sowie die Glaser, deren Glasmalereien Kirchen, Kapellen und Klöster schmückten.

Eine der eindrucksvollsten und kulturgeschichtlich bedeutungsvollen Leistungen des Südtiroler Handwerks stellt die Holzbaukunst dar. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurden die prunkvollen Holzdecken zwar von den Stuckateuren abgelöst, nichtsdestotrotz blieb die kirchliche Möbeltischlerei bis ins 19. Jahrhundert hinein auf einer beachtenswerten Höhe.

Kunsterzeugnisse Bis Heute Erhalten

Viele der handwerklichen Kunsterzeugnisse sind bis heute gut erhalten: Chorstühle und Bänke mit Einlegearbeiten, Grabkreuze und Gitter, Glocken, Orgeln, Kanzeln, Altäre, Glasmalereien, wertvolle Messkleider und Altartücher.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden viele Restaurierungen an Kirchen und Klöstern vorgenommen. Die Fachhandwerker haben mit ihrem Können die Werke aufgefrischt und wieder nutzbar gemacht. Bei allen Werken im Bereich der Kirche bleibt nicht nur Gewissenhaftigkeit und Fleiß, sondern auch die Demut vor dem Geheimnis Gottes und seiner Gegenwart treibende Kraft für handwerkliches Können. Denn Menschen unserer Zeit brauchen mehr denn je ansprechende, zum Nachdenken herausfordernde und würdige handwerkliche Erzeugnisse, die geschaffen sind zur höheren Ehre Gottes und zur Freude der Gläubigen.

HANDWERK, KUNST UND KULTUR

Früher war eine Trennung von Handwerk, Kunsthandwerk und Kunst nur schwer möglich. Man denke allein an die Zeit, in der in unserer Heimat die gotischen Flügelaltäre entstanden. Hier müssen wir uns regelrechte Werkstätten vorstellen, mit Meistern, Gesellen und Lehrlingen. Sicher waren die Großen wie etwa ein Michael Pacher, ein Schnatterpeck mit seinem Altar in Lana oder der Schwabe Hans Multscher in Sterzing gottbegnadete Künstler, die das ganze Schema schufen und die entscheidenden Zentren selbst formten – aber sie nannten sich schlicht Meister, und sie führten eine Werktatt, in der kunstsinnige Handwerker zur größeren Ehre Gottes gearbeitet haben. Wer offenen Auges durch das Land geht, wird überall auf Zeichen kultureller Ausstrahlungen des Handwerks stoßen. Es sind unvergängliche Dokumente, die Südtirol einzigartig machen.

Quelle: Handwerk. Eine Reise durch die Zeit. Hrsg. lvh.apa, 1995

PAMELA SCHÖTZER, PRÄSIDENTIN DER GRUPPE „LANA SAKRALES HANDWERK“

Zusammenarbeit für einen respektvollen Umgang mit dem Kulturgut ist unumgänglich

This article is from: