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Der Arbeitsmarkt: Eine Analyse

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Vom Baum zum Haus

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Um den Herausforderungen des sich verändernden Arbeitsmarktes entsprechend begegnen zu können, hat die Euregio eine Studie zu den Arbeitsbedingungen in der Region in Aufrag gegeben. Darin werden unterschiedliche Aspekte in allen drei Landesteilen der Europaregion, Tirol, Südtrol und Trentno, analysiert. Zwei Hauptndikatoren sind hier auszumachen, zum einen die Arbeitszeit. Betrachtet man die Ergebnisse hinsichtlich der geleisteten Wochenstunden und Arbeitstage, sieht man die ausgeprägte Positon Südtrols, da hier deutlich häufger mehr als 40 Stunden pro Woche gearbeitet wird, als dies im Bundesland Tirol und im Trentno der Fall ist. Auch die Ergebnisse zu den Arbeitstagen zeigen, dass in Südtrol ein höherer Anteil an sechs bis sieben Tagen pro Woche tätg ist als in den zwei anderen Landesteilen der Europaregion. Überstunden fallen im Euregio-Vergleich ebenfalls in Südtrol beim größten Anteil der Erwerbstätgen an. Unter den verschiedenen Branchen stechen dabei stets das Handwerk und die Dienstleistungsunternehmen hervor, die immer einen der ersten drei Plätze belegen. Trotz dieser vermeintlichen Mehrbelastung belegt die Studie auch, dass speziell in Südtrol, anders als im Bundesland Tirol oder im Trentno, mehr als jeder zweite Vollzeitbeschäfigte weiterhin mindestens 37 Stunden pro Woche tätg sein möchte. Es lässt sich also eine klare Tendenz zu veränderten Bedürfnissen und Wünschen der Beschäftgten in Bezug auf den Arbeitsmarkt ablesen. Der zweite wichtge Aspekt der Studie bezieht sich auf das inzwischen allgegenwärtge Thema der Fachkräfesicherung. Aufallend ist hier der geringe Anteil von jungen Beschäfigten bis 35 Jahren in Südtrol, dieser liegt bei 28 Prozent. Eine gesunde Verteilung der wirtschaflich aktven Altersgruppen ist südlich des Brenners also gefährdet. In Südtrol sind beispielsweise 37 Prozent der Beschäfigten über 50 Jahre alt. Der Arbeitsmarkt befndet sich im Wandel, nicht zuletzt aufgrund der Globalisierung und der Klimakrise. Auch hier stechen zwei Hauptrends hervor: der demografsche Wandel und die Digitalisierung. Der Anteil, der über 50-Jährigen hat sich in weniger als 30 Jahren fast verdreifacht. Auch Frauen sind nun stärker am Südtroler Arbeitsmarkt beteiligt. Zwischen 2000 und 2018 ist die

Anzahl erwerbstätger Frauen um 37 Prozent gestegen, während die Zahl der erwerbstätgen Männer im gleichen Zeitraum nur um 18 Prozent zugenommen hat. Die Digitalisierung und der technologische Fortschrit bringen tefgreifende Veränderungen mit sich. So sinkt die Nachfrage nach Arbeitskräfen in einigen Sektoren, während sie in anderen steigt. In Südtrol macht sich dieses Phänomen noch nicht in größerem Ausmaß bemerkbar, was vor allem an den vorwiegend kleinstrukturierten Unternehmen liegt. Betriebe, gerade auch im Handwerk, beklagen schon lange einen Mangel an Lehrlingen und Probleme bei der Fachkräfegewinnung. Einer der Indikatoren, der die Einbeziehung der Jugendlichen in das Erwerbsleben beschreibt, wird staatsweit mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt: jener der NEETs. Damit werden junge Menschen bezeichnet, die weder einer Erwerbsarbeit noch einer Aus- oder Weiterbildung nachgehen. Laut dem Landesstatstkinsttut ASTAT, stellt Südtrol im Hinblick auf die Jugendbeschäfigung innerhalb Italiens einen Sonderfall dar: Es verfügt in der Altersgruppe der 15-29-Jährigen über eine Erwerbstätgenquote von über 50 Prozent; der Anteil der NEETs liegt in der gleichen Altersgruppe jedoch bei 11,8 Prozent. Auch der so genannte „Brain Drain“, wonach ein erheblicher Teil der hochqualifzierten und jungen Arbeitskräfe aus Südtrol abwandert, spielt bei der Fachkräfesicherung eine Rolle. Internatonalen Studien zufolge suchen qualifzierte Menschen nach innovatven und kreatven Arbeitsplätzen mit angemessener Bezahlung und fexiblen Arbeitszeiten, die es ermöglichen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Fachleute sind sich einig, dass städtsche Zentren mehr Talente anziehen als ländliche Gebiete. Städte sind verkehrstechnisch gut angebunden und bieten eine breitere Palete an Dienstleistungen und Angeboten, im Bereich Kultur und Gesundheit ebenso wie bei Schulen und Universitäten. Die Möglichkeiten, sich zu trefen, sich auszutauschen sowie innovatve Ideen zu entwickeln, sind in Städten vielfältger. Die Herausforderung der Wirtschaf, der Betriebe, aber auch der politschen Insttutonen ist es also, die jungen Menschen, welche abwanderungswillig sind, im Land zu halten, sowie jene, die keiner Beschäfigung nachgehen entsprechend zu motvieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Optimistisch In Die Zukunft

Südtrol kann hierbei vor allem in der Hinsicht Lebensqualität punkten und was die wirtschafliche Lage anbelangt. Laut Index gehört Südtrol zu den europäischen Spitzenregionen in Bezug auf Lebenserwartung und Sicherheit. Darüber hinaus nennen Menschen die hohe Qualität der öfentlichen Dienstleistungen und die Freizeitmöglichkeiten als gute Gründe, in die Region zu ziehen. Südtrol hat eines der höchsten Brutoinlandsprodukte pro Kopf in Europa und liegt hier gleichauf mit einigen deutschen und britschen Regionen. Das Südtrol auf dem richtgen Weg ist, bezeugen erneut die Zahlen. Laut ISTAT, dem natonalen Insttut für Statstk, liegt die Arbeitslosenquote bei den Jugendlichen in Südtrol unter 4,2 Prozent. Zum Vergleich, in der Nachbarprovinz Trient beträgt sie 12

Prozent. Der italienweite Wert liegt sogar bei 23,7 Prozent. Diese deutliche Verbesserung der Situaton von Jugendlichen am Arbeitsmarkt in nur wenigen Jahren sei, so Philipp Achammer, Landesrat für Bildung und Wirtschaf, ebenso eine positve Rückmeldung für die Schulen und die Ausbildungsbetriebe in Südtrol. Auch lvh-Präsident Martn Haller sieht die Zahlen positv, aber es gäbe noch viel zu tun. „Wir müssen den Jugendlichen weiterhin aufzeigen, wie schön und abwechslungsreich unsere Handwerksberufe sind“, so Haller. Die Bildungsstruktur der Europaregion ist also als Pluspunkt zu werten. In der breiten Gruppe der höheren sekundären Bildungsabschlüsse erntet man die Früchte des gut funktonierenden Ausbildungssystems der klassischen Lehre bzw. der dualen Ausbildung. Es beschert vor allem Südtrol einen breiten Sockel von gut ausgebildeten Fachkräfen, die bereits in jungen Jahren in Lohn und Brot stehen.

Wir haben Stefan Luther, den Amstdirektor des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung einige Fragen zur Arbeitsmarktsituaton in Südtrol und speziell zum Thema Fachkräfegewinnung gestellt.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Betriebe im Bereich der Fachkräfegewinnung?

Jugendliche und gut ausgebildete Fachkräfe sind sich ihrer „Kostbarkeit“ bewusst. Sie sind gefragte mögliche zukünfige Arbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer. Es zeichnet sich ein Wandel ab: Betriebe werben um Arbeitnehmer wie um Kunden.

Wie können junge Menschen motviert werden sich für eine Ausbildung in einem Handwerksberuf zu entscheiden?

Etwa ein Dritel der in Südtrol wohnhafen Jugendlichen hat großes Interesse an einer handwerklichen Tätgkeit. Diese Jugendlichen müssen erstmals ausfndig gemacht und gezielt angesprochen werden. Nicht alle Jugendlichen „tcken“ gleich, nicht alle sprechen auf die gleichen Argumente an. Unsere Daten zeigen, dass Jugendliche durchaus die Branche, den Betrieb und auch den Beruf wechseln und es schätzen, wenn ihnen eine Ausbildung mehrere Möglichkeiten eröfnet. Wenn andere Jugendliche in Handwerksbetrieben gute Erfahrungen machen und darüber berichten, dann wirkt das motvierend. Zudem informieren wir als Arbeitsmarktservice über Perspektven in einzelnen Berufen.

Gibt es bestmmte Maßnahmen, die Sie Betrieben empfehlen können?

Ganz allgemein sind es die Maßnahmen einer guten Personalführung und Freude an der Arbeit zu erzeugen. Dazu gehört z.B. Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, jungen Menschen Raum zur Mitgestaltung zu geben, Verantwortung zu übertragen. Ich empfehle den Unternehmen, sich von Schwierigkeiten nicht entmutgen zu lassen und beharrlich neue, innovatve Wege zu gehen.

WIE STEHEN JUNGHANDWERKER/INNEN ZU IHRER ARBEIT?

Mein Traumberuf war schon als Kind mit Blumen zu arbeiten oder Hydraulikerin wie mein Vater zu werden. Ich habe die Ausbildung als Floristn absolviert und beende nächstes Jahr die Ausbildung als Hydraulikerin. Die zwei Berufe sind sehr unterschiedlich, aber sie haben trotzdem einiges gemeinsam. Ich liebe es etwas Neues zu erschafen, Leuten eine Freude zu machen und immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt zu werden.

Maurer ist nicht nur ein Beruf sondern gleichzeitg eine Genugtuung, die mich alle Tage wieder begeistert. Tag für Tag sehe ich Entwicklungen und Fortschrite an verschiedenen Bauwerken die ich mit eigenen Händen geschafen habe. Alle Tage stehen neue Herausforderungen an und ich kann mich immer wieder weiterentwickeln, habe zudem viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel Vorarbeiter zu werden. Genau aus diesen Gründen habe ich die Arbeit auch zur Leidenschaf gemacht, die mich ständig prägt und weiterbildet.

Meine Leidenschaf ist die Arbeit, die ich seit meiner Kindheit gewählt habe. Schon als ich klein war, habe ich hauptsächlich lange Kleider an mir selbst entworfen. Im Laufe der Jahre habe ich besser verstanden, wer ich bin und was mir am meisten gefällt. Aber eines ist geblieben: die Begeisterung, etwas Neues zu schafen. Und so habe ich diese Emoton und Leidenschaf in meinen Beruf verwandelt. Ich bin eine Schneiderin, eine Designerin, welche die Schönheit liebt. Aus diesem Grund liebe ich das, was ich tue, und versuche, es so gut wie möglich zu tun. Denn so mache ich mich selbst ebenso, wie die Menschen, die meine maßgeschneiderten Arbeiten tragen, glücklich.

Meine Arbeit ist meine Leidenschaf ,da ich durch die verschiedensten Aufräge immer wieder Neues ausprobieren kann, mich neuen Herausforderungen stellen darf und ich mich so ständig weiterentwickeln kann. Kein Tag ist wie der andere und so wird es auch nie langweilig. Anderen Menschen mit meinen Kreatonen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern ist wohl das Schönste, was es gibt! Ich bin froh, mein Hobby zu meinem Beruf gemacht zu haben und dies ist auch der Grund, warum ich gerne arbeiten gehe.

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