EM 2020
// EXKLUSIV-INTERVIEW MIT MICHAEL BALLACK
#6
Im Exklusiv-Interview spricht Ex-Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack über seine Erwartungen an
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„DIE REPUTATION STEHT AUF DEM SPIEL“
err Ballack, Theater im Verband, der Bundestrainerrücktritt, dazu eine Hammergruppe – wie schwarz malen Sie mit Blick auf Deutschland vor der EM?
Mit dem Vorrundenaus 2018 und den letzten Ergebnissen steht die Nationalelf schon unter Druck, was Wiedergutmachung angeht, auch als Aushängeschild des deutschen Fußballs. Wir haben zuletzt enttäuscht. Die Reputation steht auf dem Spiel. Man ist immer zu einem Turnier gefahren, um mindestens das Halbfinale zu erreichen – da müssen wir wieder hinkommen. Von der Qualität her sind wir nach wie vor gut aufgestellt, haben aber auch ein paar Baustellen. Um gegen die Topnationen zu bestehen, muss sich einiges verbessern.
Nazi-Vergleich, In trigen, Rücktritte – haben Sie sich zuletzt als ehemaliger Kapitän für den DFB geschämt? Auch auf ihn kommt es bei der EM an: Als Abräumer und Antreiber ist Joshua Kimmich im DFB-Team unverzichtbar. Fotos IMAGO (2)/ Laci Perenyi, LaPresse
Unser Experte Michael Ballack gewann als Fußballprofi mit dem 1. FC Kaiserslautern, Bayern München, und dem FC Chelsea unter anderem fünf nationale Meistertitel und spielte 98-mal für Deutschland.
Die Außendarstellung war natürlich katastrophal. Es ging um persönliche Befindlichkeiten und Eitelkeiten. Es ist nach wie vor schwierig, diesen Interessenkonflikt zwischen Amateuren und Profis hinzubekommen, auch von den Strukturen her. Wichtig ist aber, dass man dennoch respektvoll und professionell miteinander umgeht und kommuniziert, und zwar auf allen Ebenen. Jeder muss merken, dass das eine ohne das andere nicht geht und beide Seiten auch gewisse Verpflichtungen haben. Da muss es in Zukunft Personen geben, die das filtern und moderieren.
Hat so ein Theater Einfluss auf die Mannschaft?
Das glaube ich nicht. So viele Berührungspunkte gibt es nicht. Egidius Braun oder Gerhard Mayer-Vorfelder waren zu meiner Zeit für uns greifbar und haben unsere Sprache gesprochen. Zuletzt ging die Tendenz eher in eine andere Richtung. Die Spieler wollen es sportlich wieder hinkriegen, basta.