W W W. L A U F S P O R T - M A R AT H O N . AT
2 • MAI 2017 € 4,50
KULTIG GESCHNÜRT
LIEBLINGS-LAUFSCHUH DIE BESTEN UNTER DEN LEICHTEN LINZ & WIEN
DIE GROSSEN MARATHON-PARTYS
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Österreichische Post AG, MZ 02Z030835 M | LW Werbe- und Verlags GmbH, Ringstraße 44/1, 3500 Krems | Retouren an PF 100, 1350 Wien
SCHUHTEST TEIL 2
DIGITALISIERUNG | PROTEINREICHE FRÜHSTÜCKSIDEEN | PRO UND CONTRA EINLAGEN
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SERVICE
Auf die Plätze! LAUFSCHUH-TEST 2.17 Nach der Vorstellung der Stabil- und Neutralschuhe in LAUFSPORT 1.17 folgen nun die Test-Ergebnisse der Lightweight- und Wettkampfmodelle 2017. FRANZ SPERRER Die Listung der Schuhmarken erfolgt wieder alphabetisch (keine qualitative Listung). Die Grenzen zwischen den einzelnen Modellen sind natürlich fließend. Etliche Modelle weisen Merkmale bzw. Eigenschaften von mehreren Kategorien auf – diese sind zur besseren Übersicht vorweg angeführt. So können Sie auf den ersten Blick erkennen, ob das jeweilige Modell ihren speziellen Anforderungen entspricht. Das angeführte Gewicht gilt für jeweils einen Schuh. Bei den Männern bezieht sich das Gewicht auf Schuhgröße 43, bei den Damen auf Größe 39. Bei allen ist die Innensohle herausnehmbar. Beachten Sie, dass dieser Test zum Großteil Schuhe für leicht- und mittelgewichtige Läufer umfasst. Wer deutlich mehr Gewicht auf die Waage bringt, ist besser mit einem, bereits in LAUFSPORT 1.17 vorgestellten Schuh bedient. Es bringt nichts, einen
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zu leichten und sehr flexiblen Schuh zu nehmen, der nicht mit den körperlichen Gegebenheiten und sportlichen Möglichkeiten korreliert. Auf en Bildern ist das Damenmodell jeweils links abgebildet.
KAUFTIPPS Die besten Ergebnisse erzielt man natürlich mit einem Schuh, der am besten zu einem passt. Mit einem federleichten Schuh ist der Volks- oder Hobbyläufer gleich mal „neben der Spur“. Kaufen Sie wenn möglich, am Nachmittag oder Abend, da sind die Füße angeschwollen und etwas größer als am Vormittag. Achten Sie zudem auf die unterschiedlichen Schnitte der einzelnen Modelle – vor allem ein zu kurzer oder zu enger Schuh kann große Probleme bereiten. Selbst bei Wettkampfschuhen geht es nicht um jedes Dekagramm – die sind evtl. auch beim eigenen Körpergewicht leichter zu redu-
zieren!? Vor allem die Funktionalität des Schuhs zählt. Lassen Sie sich deshalb in einem Fachgeschäft von einem versierten Laufschuh-Insider beraten. Dieser weiß in der Regel um die Eigenschaften der Schuhe und bringt diese in Verbindung mit Ihren physiologischen Gegebenheiten. So kommen Sie am sichersten zu dem Modell, das Ihnen am besten passt. Und nicht vergessen: Laufen Sie abwechselnd mit zumindest zwei bis drei Paar Laufschuhen (nach Möglichkeit von unterschiedlichen Herstellern) – auch das hält Ihre Füße gesund.
INFO GEWICHT Körpergewicht Männer Leicht bis 65 kg Mittel 65–80 kg Schwer über 80 kg
Frauen bis 55 kg 55–70 kg über 70 kg
Dolobene
®
Schneller als der Schmerz.
ASICS
T OP
ASICS
Marke
Gel-DS Racer 11
Modell
Lightweighttrainer / Neutralschuh / Dämpfung
Wettkampfschuh
Kategorie
flottes Training und Wettkampf Straße und befestigte Wege
Wettkampf und schnelles Training / Straße
Einsatzbereich
leicht- und mittelgewichtige Neutralläufer und mäßige Supinierer
leicht- bis maximal mittelgewichtige Neutralläufer und mäßige Überpronierer
Geeignet für
H: 270 g / D: 220 g
H: 200 g / D: 160 g
Gewicht
H: US 6–16 / D: US 5–12
H: US 6–15 / D: US 5–12
Größen
8 mm
8 mm
Sprengung
Gut gedämpft, leicht, flexibel und auf Anhieb gut passend – das ist der erste Eindruck des im Juli 2016 neu am Markt platzierten Asics „DynaFlyte“. Es ist dies der leichteste AsicsDämpfungsschuh (nur 270 g bei US-Größe 9) am Schnittpunkt zwischen Lightweight- und Neutralschuh. Das im japanischen Kobe beheimatete Unternehmen hat ihm auf ganzer Sohlenlänge das von Asics patentierte FlyteFoam (das leichteste Zwischensohlenmaterial von Asics), implementiert – dieses kam erstmals im November 2015 beim „Metarun“ zum Einsatz. Damit einher geht ein leichtes und lockeres Lauffeeling, das einerseits enspannte Läufe aber sehr wohl auch höhere Tempi zulässt. Neutralfußläufer können ihn deshalb in optimaler Weise bei mittleren und flotten Trainingseinheiten bzw. im Wettkampf einsetzen (v. a. jene, die auch im Wettkampf einen gewissen Komfort nicht missen möchten). Ein Tester: „Mit dem geht was weiter.“ Der DynaFlyte ist flach gebaut (8 mm Sprengung), bietet einen guten Fersenhalt und ist im Vorfuß eher breit geschnitten. Angenehm fiel auch das nahtfreie Innenleben und die gelungene Optik auf. Preislich ist der „Premium-Schuh“ natürlich im oberen Segment. In Summe ist der „DynaFlyte“ ein Modell für ein breites Klientel – mit einem ebensolchen Einsatzspektrum. Positiv auch sein Größenspektrum: Für Herren ist er in den US-Größen 6–16 (EU 39–51,5) und für Damen von 5–12 (EU 35,5–44,5) erhältlich.
Flach, direkt und straff gedämpft – das ist das Asics-Rennmodell Gel-DS Racer 11, dessen 2017er-Version gegenüber 2016 keine technischen Änderungen erfuhr, sondern nur farblich adaptiert wurde (wem das Vorjahresmodell passte, kann bedenkenlos zum heurigen greifen). Die elfte Auflage des Bestsellers bringt in Größe 43 gerade Mal 20 Dekagramm auf die Waage. Und das – selten in dieser Gewichtsklasse – sogar mit einer moderaten Überpronationsstütze (härteres DuoMaxZwischensohlenelement im medialen Mittelfußbereich). Der gesamte Sohlenaufbau und die Sprengung (8 mm) blieben niedrig. Im Test konnte der Gel-DS Racer 11, der eine sehr gute Passform hat, sportliche und leichte Läufer mit einem effizienten Laufstil, begeistern. Ein Tester: „Langsam laufen fällt mit ihm schwer.“ Beachtlich ist, wie viel Technologie man einem derart leichten und dabei hervorragend verarbeiteten Schuh, einpflanzen konnte. Natürlich sind seine SupportEigenschaften enden wollend – Tempofreaks haben aber mit dem, gegenüber 2016 auch preislich gleich gebliebenen, Asics Gel-DS Racer 11 einen Schuh zur Hand, mit dem die persönlichen Leistungsgrenzen ausgereizt werden können. Fazit: Ein Wettkampfschuh für Könner und die, die am Weg dorthin sind, für Distanzen von 5–42 km.
Beschreibung
€ 160,–
€ 120,–
Preis
www.asics.at
www.asics.at
Web
DynaFlyte
L IGH T W E IGH T
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Sportverletzungen Muskelschmerzen Prellungen Blutergüsse Entzündungen LAUFSPORT 02|2017
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. AU/DLBN/16/0001
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SERVICE
„Mein Lieblingslaufschuh“ ALLES WIRD BESSER? Den einzig richtigen, für alle perfekten Laufschuh, gibt es nicht! Die Bedürfnisse und Geschmäcker sind so verschieden wie ihre Träger. MAG. INA LANGE
Ich habe mich in Wiener Laufshops begeben, um die Experten nach ihren persönlichen Lieblingslaufschuhen zu befragen. Der Laufschuh-Markt ist groß und für Laien unüberschaubar. Ständig kommen neue Marken und Modelle raus, die mit verbesserter(?) Technologie und neuartigen Materialien werben. Selbst etablierte Schuhe werden regelmäßig überarbeitet und erscheinen nicht nur in neuen Farben, sondern sind teilweise kaum wieder zu erkennen. Was die einen als Verbesserung anpreisen, bedeutet für die anderen eine spürbare Verschlechterung. Die Experten der Wiener Laufshops nannten zahlreiche Beispiele für persönliche „Verschlechtbesserungen“.
MARKANTE ADAPTIONEN Rick von Runner‘s Point ist gerne den Nike LunarGlide 7 gelaufen. Der neue LunarGlide 8 ist jedoch schmäler geschnitten und passt ihm jetzt nicht mehr. Michi von
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WEMOVE Runningstore trauert seinem ehemaligen Lieblingslaufschuh, dem Brooks Glycerin, nach. „Da hat es dann deutliche Veränderungen in der Sohle gegeben, die mir nicht mehr so entsprachen. Dieser Bruch war aber schon vor ein paar Jahren.“ Christoph von Tony‘s Laufshop ging es mit dem Asics Nimbus so. „Der letzte war der Nimbus 13, danach hat er sich verändert. Er hat keine Torsionsstütze mehr und wurde instabiler. Außerdem hat der Schuh nicht mehr lange gehalten, nach 800 km war er kaputt und ist deswegen für mich nicht mehr tragbar.“ Ein Beispiel, dass es aber auch besser werden kann, gibt mir Hans Blutsch von Laufsport Blutsch. Laut Blutsch war der Nike Vomero 1 seinen neun Nachfolgern überlegen, dann kam der Vomero 11 – dieser hat ihn wieder voll überzeugt. Leider ist das aber nicht die Regel und auch Blutsch gibt an, dass es häufig zu Verschlechterungen
kommt. Besonders tragisch für seine Kunden fand er das beim Brooks Adrenaline. „Brooks Adrenaline 10, 11, 12, 13, war der beste, den sie je gemacht haben. Er hatte eine starke Stütze, dabei aber Vorfußflexibilität, es war sensationell, wie der gewirkt hat. Von Jahr zu Jahr hatte ich schon Bauchweh, wie der neue ausfallen wird. Dann ist der 14er gekommen, um 7 mm reduziert, das hat den ganzen Schuh eigentlich kaputt gemacht. Der 14er war für mich schon fast ein Neutralschuh.“
DAUER(B)RENNER Wohlweislich, dass kein Ersatz für den Adrenaline 13 in Sicht war, hat Blutsch damals 1.000 Paar eingelagert, die mittlerweile längst verkauft sind. Michi von WEMOVE hält nichts davon, Modelle zu bunkern, und sagt: „Alt ist irgendwann trotzdem alt.“ Seiner Meinung nach sollte man mit der Zeit gehen und Ersatz bei anderen Marken oder
SERVICE schmack von Wiener Laufshop-Mitarbeitern – sie ist nicht als Empfehlung gedacht. Jeder Läufer ist anders und benötigt eine fachmännische Beratung samt Laufanalyse, um den für sich passenden Schuh zu finden, der hoffentlich schnell zum Liebling wird. RunInc. Lukas: Nike Pegasus 33 „Ich laufe ihn sehr gerne, weil er flexibel, flott und trotzdem komfortabel ist. Er hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, die neuesten Obermaterialien und die Zoom Air-Kissen. Das aktuelle Modell ist wieder sehr gut.“
Den passenden Laufschuh für den jeweiligen Einsatzzweck zu finden, ist immer eine gewissen Herausforderung, aber das sind wir Läufer ja gewöhnt.
Modellen suchen. Aber was tun, wenn die Produktion des persönlichen Lieblingslaufschuhs ganz eingestellt wird? Ein Schuh, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist der Brooks Racer ST. Fünf Jahre blieb er unverändert, drei davon sogar in der Farbe, bevor Brooks den beliebten Trainings- und Wettkampfschuh überraschend einstellte. Blutsch hat noch welche auf Lager, ebenso Monique von Tony‘s Laufshop – für ihren privaten Gebrauch. „Ich hab noch vier Paar, also das reicht noch ein paar Jahre“, sagt sie. Obwohl die Experten ihre Aufgabe, immer auf dem neuesten Stand zu sein und sich mit den aktuellen Schuhen bestens auszukennen, sehr ernst nehmen, wünschen sich doch einige, dass auch die Hersteller erkennen, wann ein Modell optimal ist und nicht mehr weiter verändert werden muss.
LIEBLINGSLAUFSCHUHE Bei der folgenden Liste handelt es sich um den persönlichen, individuellen Ge-
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Tony‘s Laufshop Christoph: VJ Integrator (Gelände), Dynafit (Berglauf), Saucony Fastwitch (Straße, kurz), Asics (Straße, lang), Altra Olympus (Trail, lang). „Es kommt aufs Gelände und die Distanzen an. Ich laufe alles von Sprintdistanz und Triathlon bis Marathon, sehr gerne auch Orientierungslauf.“
Monique: Brooks Adrenaline GTS „Der Brooks Adrenaline GTS macht nie Probleme, ist immer zuverlässig. Damit bin ich meinen ersten und meinen besten Lauf gelaufen und er verändert sich kaum, nur das Obermaterial manchmal ein bisschen.“ WEMOVE Runningstore Michi: Hoka One One Vanquish „Der Schuh hat eine sehr gute Passform, die Dämpfung ist gut und er bietet riesigen Komfort, auch über längere Strecken. Obwohl es ein Neutralschuh ist, hat er durch den Schalenbau eine gute Führung und Stabilität.“
Mikey: Brooks Ghost „Das ist einfach ein Schuh, in dem ich mich wohl fühle.“ Florian: Saucony Ride Christopher: On Cloudsurfer
Sophie: Nike LunarGlide „Ich trainiere am liebsten im Nike LunarGlide. Das längste, was ich bislang gelaufen bin, war ein Halbmarathon. Das 7erModell hat mir schon gut gefallen, den 8er mag ich auch.“ Laufsport Blutsch Hans Blutsch: Nike Vomero, Altra Olympus, Adidas Adizero Boston, Asics Piranha (Tartan-Bahn) „Ich bin da sehr offen und verwende selbst sehr viele. Altra ist insofern interessant, weil sie eine anatomische Fußform haben. Sie haben ein gerades Zehengrundgelenk, eine tolle Passform und Dämpfung. Nur leider macht Altra aus Prinzip Nullsprengung. Das vertrete ich nicht.“
Ronald „Ich mag unterschiedliche Schuhe und habe keinen Lieblingslaufschuh. Mir ist wichtig, dass er weich ist und eine gute Dämpfung hat. Ich renne aktuell den Brooks Ghost, das ist ein lässiger Trainingsschuh, das Preis-Leistungsverhältnis ist super, er ist rollfreudig und weich. Wenn ich Lust auf was Schnelleres habe, laufe ich den Adidas Adizero Boston oder den Saucony Kinvara.“ Sebastian: Nike LunarEclipse, Asics Super J „Nächstes Jahr wird eine große Umstellung für mich, weil meine Lieblingsschuhe eingestellt werden.“ Runner‘s Point Vanda: Adidas Ultra Boost „Sehr flexibler Schuh, weiche Sohle, starke Sprengung und Sockeneffekt. Er ist leicht und sieht gut aus.“
Simona: Nike Pegasus 32 „Er ist sehr schmal und leicht. Es gibt ihn in schönen Farben und er eignet sich auch als Freizeitschuh.“ Rick: LunarGlide 7 „Er ist leicht, breit geschnitten und hat die Mittelfußdämpfung, die ich als Mittelfußläufer brauche.“ «
WMNS Running Store Marlies: Nike Pegasus „Er ist angenehm zu tragen, leicht und hat trotzdem genug Dämpfung für meine Bedürfnisse. Ich trage ihn auch gerne in der Arbeit.“
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SERVICE
RATGEBER EXPERTEN GEBEN ANTWORT © DIRIMA
Adduktorenprobleme entstehen oft durch ruckartige Bewegungen und können einem langfristig den Sport vergällen.
WIE LÖSE ICH ADDUKTORENPROBLEME? Ich (m, 42, 180 cm, 81 kg), laufe seit 13 Jahren regelmäßig. Bin ein unverkrampfter Hobbysportler mit fünf Marathonteilnahmen (pB 42,2: 3.25, pB 21,1: 1.31), habe mir aber vor sechs Wochen beim Fußballspielen mit einem Sechsjährigen nach drei Schüssen im linken Fuß die Adduktoren gezerrt – seither geht fast nichts mehr. Habe bereits 18 Strom- und Ultraschallbehandlungen und einige Akkupunturmassagebehandlungen hinter mir. Es ist zwar etwas besser geworden, trotzdem spüre ich den Schmerz, wenn ich z. B. die Knie gegeneinander drücke bzw. bei ungeschickter Bewegung. Mein Hausarzt, der auch Sportarzt ist, hat mich zu einen Unfallarzt weiter geschickt, um die Diagnose nochmals abzuklären, bzw. ob es sinnvoll ist, zu infiltrieren, d. h. Cortison zu spritzen. Ansonsten rät er, auch eventuell gar nichts mehr zu machen und abzuwarten. Zum Ausgleich fahre ich mit dem Mountainbike, wobei ich keine Schmerzen habe, ich bilde mir aber ein, dass ich am nächsten Tag die Adduktoren mehr spüre. Ich bitte um Ihren Rat. Hr. S. T. Adduktorenschmerzen können einem langfristig das Laufen genauso vergällen, wie Schmerzen der Achillessehne – und sie sind oft genauso langwierig. Prinzipiell muss man einmal diagnostisch genau abklären, ob es sich bei den Schmerzen wirklich um die Adduktoren handelt – oder eine tiefer liegende Muskel-
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gruppe. Meist sind die therapieresistenten Schmerzen am Adduktorenursprung am Becken lokalisiert – dort hilft dann tatsächlich eine Infiltration mit einem Schmerzmittel und einem Hauch an Cortison am besten – dies sollte aber ein erfahrener Sportarzt/Unfallchirurg/ Sporttraumatologe machen, der sich mit den Leiden, der Untersuchung und der Behandlung von Läufern täglich auseinandersetzt.
IST MEIN PULS IN ORDNUNG? Ich (m, 68) betreibe regelmäßig Sport (Radfahren, Laufen, Bergwandern, Langlaufen). Lt. meiner Pulsuhr habe ich plötzlich einen Puls von 160–170, obwohl ich kurz davor noch 120–130 hatte. Zeigt die Pulsuhr fehlerhaft an oder ist es ein Herz-Kreislauf-Problem? Hr. K. L. Bei Unklarheiten über die Funktion des Pulsmessers würde ich einfach selbst den Puls über dem Handgelenk oder im Bereich der Halsschlagader messen. Damit können Sie ganz einfach etwaige Diskrepanzen aufklären. Möglichkeiten für eine fehlerhafte Anzeige des Pulsmessers wären Hochspannungsleitungen in der näheren Umgebung, schwache Batterien des Pulsmessers, gestörte Pulsableitung durch einen zu alten, verschmutzten oder zu trockenen Pulsgurt. Jedenfalls sollten Sie diese Frage abklären, um nicht möglicherweise ein gesundheitliches Problem im Bereich des Herzens zu übersehen.
WARUM MACHT MEIN KREUZDARMBEIN-GELENK FAXEN? Ich (w, 40) laufe seit acht Jahren – Seit fünf Jahren Marathon. Meist zwei Mal pro Jahr habe ich mit starken Schmerzen im Kreuz-Darmbein-Gelenk zu kämpfen, immer rechts, es zieht schräg über den Po in die Hüfte. Der Schmerz im Rücken ist zwar auszuhalten, aber es gibt mir ein steifes, betonartiges Gefühl im unteren Rücken und macht das Beinheben mühsamer. Mit zunehmender Zeit ziehen die Schmerzen in die Hüfte – diese sind heftig stechend und machen das Lauftraining unmöglich. Diesmal zieht der Schmerz auch noch in den Adduktor und das Beinanheben schmerzt auch noch. Natürlich gehe ich jedes Mal zum Orthopäden (der auch Chiropraktiker ist) und frage um Rat. Immer wieder sagt er mit bestätigendem Nicken „Kreuz-Darmbein-Gelenk“ und verschreibt mir manuelle Therapie und Ultraschall. Trotz dieser Behandlung und Wärmeeinreibungen, Rheumabäder und Dehnübungen habe ich immer drei Wochen und länger, damit zu tun. So ist es nie möglich, eine perfekte Marathonvorbreitung zu absolvieren – ich trete in Sachen Zeiten und Laufgefühl auf der Stelle. Was kann ich tun? Fr. M. B. Neben dem Kreuz-Darmbein-Gelenk kommen als häufigste Ursache solcher Schmerzen noch die untere Lendenwirbelsäule und das Hüftgelenk in Frage, letzteres besonders dann, wenn der Schmerz in die Leiste aus-
LAUFEND GEWINNEN strahlt. Zuerst sollten Röntgenfunktionsaufnahmen der Lendenwirbelsäule und des Beckens durchgeführt werden, um Instabilitäten der Wirbelsäule bzw. Formanomalien des Hüftkopfes oder der Pfanne auszuschließen. Erst in zweiter Linie sollte die magnetresonanztomographische Untersuchung der Lendenwirbelsäule oder des Hüftgelenkes (je nach klinischem Befund) erfolgen. Je nach Befund muss dann entschieden werden, ob ein konsequentes Rumpfstabilisationsprogramm zielführend ist, wie im Falle einer Reizung der Lendenwirbelsäule, oder ob eine Reduktion des Laufumfanges z. B. bei Anomalien des Hüftgelenkes notwendig erscheint.
WIE VERMEIDE ICH KNIESCHMERZEN? Ich (w, 46) begann vor zwei Monaten mit dem Laufen. Ich trainiere nach einem Plan, bei dem das Laufpensum kontinuierlich gesteigert wird, bis man 60 Minuten durchlaufen kann. Ich laufe jeden zweiten Tag. Mittlerweile bin ich bei 10 Min. Laufen – 1 Min. Gehen – 40 Min. Laufen – 1 Min. Gehen – 10 Min. laufen. Seit ich länger als 20 Minuten am Stück durchlaufe, habe ich allerdings nach dem Training Schmerzen in beiden Knien. Diese Schmerzen treten bei Belastung auf (Treppensteigen) und verschwinden nach zwei bis drei Tagen wieder. Woher kommen sie? Sind meine Knie die Belastung noch nicht gewöhnt? Liegt es an fehlenden Dehnungsübungen (machte ich bis dato nicht), an den falschen Schuhen (habe welche mit einer Pronationsstütze). Wie gehen die Schmerzen weg? Fr. C. P. Die Ursache der Schmerzen liegt meist daran, dass die Kniegelenke und der Knorpel die plötzliche Belastung noch nicht gewohnt sind. An den fehlenden Dehnungsübungen liegt es zumeist nicht – aber die Laufschuhe gehören abgeklärt: es ist völlig egal, wie gut die Testergebnisse sind, und auch egal, wie teuer ein Schuh ist: passen muss er – und auf die Laufeigenschaften des Läufers zugeschnitten sein. Es hat keinen Sinn, Schuhe mit Pronationsstütze zu verwenden, wenn man einen normalen Laufstil hat – und umgekehrt.
WIE BEHANDLE ICH EIN ÖDEM? Ich (m, 33) laufe regelmäßig Halbmarathons und spiele daneben auch Tennis. Aufgrund von Schmerzen im rechten Knie habe ich meinen Hausarzt aufgesucht, der mich zu
einer MR-Untersuchung überwiesen hat. Der ursprüngliche Verdacht war eine Schädigung des Meniskus. Dieser Verdacht hat sich nicht bestätigt. Die Diagnose: „Umschrieben ausgeprägter Knorpelschaden der Patella im oberen med. Abschnitt mit kleinem fokalen Knochenmarksödem. Geringer Gelenkserguß. Kleine Bakerzyste.“ Laut meinem Arzt werden die Schmerzen vor allem vom Ödem ausgelöst. Als einzige Maßnahme hilft offenbar Schonung, sodass sich das Ödem zurückbilden kann. In weiterer Folge sollte ich eher Rad fahren als Laufen. Können Sie mir Empfehlungen geben, wie ich mit diesen Symptomen schmerzfrei Sport, vor allem Laufen, betreiben kann, und ob gegen das Ödem akute Maßnahmen gesetzt werden können. Wie wirke ich langfristig den gesamten diagnostizierten Beschwerden entgegen, etwa durch den Aufbau bestimmter Muskeln? Hr. M. F. Eine genaue klinische Untersuchung muss zuerst einmal zeigen, welche Strukturen betroffen sind. Im MRI, aber auch bei arthroskopischen Operationen sieht man immer wieder stärkere Knorpelschäden im Bereich der Kniescheibe, die eigentlich für den Patienten bedeutungslos sind, da sie keine Schmerzen auslösen. Zusätzlich muss man feststellen, dass ein unauffälliger Befund der Menisci im MRI noch nicht heißt, dass nicht doch ein kleiner Einriss, der nicht gut oder überhaupt nicht dargestellt ist, für die Beschwerden verantwortlich ist. Falls wirklich der Knorpel unter der Kniescheibe Schmerz auslösend ist, muss eine Untersuchung des Gleitverhaltens der Kniescheibe klinisch wie auch röntgenologisch durchgeführt werden. Dann kann es sehr wohl sein, dass Sie mit speziellen Kräftigungs- u. Dehnungsübungen, sowie einer evtl. Sporteinlagenversorgung das Problem angehen müssen. In seltenen Fällen muss operativ eingegriffen werden. Umschriebene Ödeme in knöchernen Strukturen sind oft klinisch nicht relevant und müssen im Normalfall nach Ende der Beschwerden auch nicht nachkontrolliert werden.
SIE HABEN EINE FRAGE
Senden Sie einfach eine E-Mail an office@laufsport-sperrer.at. Wir bitten um Verständnis, dass nur auf kompakt gehaltene E-Mail-Anfragen geantwortet werden kann! Bitte keine postalischen Anfragen oder Dokumente wie z. B. Befunde übermitteln. Da manche Anfragen sehr persönlich gehalten sind, verzichten wir aus Anonymitätsgründen auf eine Namensnennung und Ortsangabe. Beachten Sie unsere Homepage www.laufsport-marathon.at – auch dort finden Sie viele Ratgeberantworten.
LAUFSPORT-Leser sind seit 33 Jahren bestens über alle Facts und News der Ausdauerszene informiert. Folgenden Gewinnern aus LAUFSPORT 1.17 gratulieren wir herzlich: Je ein Exemplar von „Mein Sprung in ein neues Leben“ der edition a ging an Edeltraud Gstöttner, Daniela Luger, Richard Wagner, Christian Wolf, Alois Radlmayr. Diesmal werden fünf Bücher „Optimales Lauftraining“ (Südwest Verlag) von Herbert Steffny im Wert von je € 17,50 verlost. Vielleicht haben gerade Sie Glück und gewinnen.
OPTIMALES LAUFTRAINING Mit dem Namen des MarathonEM-Dritten von 1986 und Olympiateilnehmers Herbert Steffny sind von jeher fundiertes Laufwissen und die besten Tipps und Tricks für die Laufpraxis verbunden. Jetzt legt der RunningExperte sein neuestes Laufbuch vor. Von der richtigen Technik über die beste Ausrüstung bis hin zur gesunden Ernährung bietet dieser Ratgeber alles, was Einsteiger und Fortgeschrittene zum Thema „Laufen“ wissen sollten – und noch mehr: Erste Hilfe bei Verletzungen, Stretching- und Koordinationsübungen, Empfehlungen zum Ausgleichssport und – vor allem – viele Trainingspläne für 5, 10 und 21,1 km machen aus diesem Buch das optimale Rundum-Programm für alle Läufer. Herbert Steffny: Optimales Lauftraining, 240 Seiten, ISBN: 978-3-517-08606-4, Südwest Verlag, Preis: € 17,50
GEWINNKUPON
Ja,
ich möchte ein Exemplar von „Optimales Lauftraining“ gewinnen.
Beantworten Sie dazu folgende Frage: Welcher Kenianerin gelangen am 1. April gleich vier Weltrekorde in einem Rennen? ❏ Tegla Loroupe ❏ Catherine Ndereba ❏ Joyciline Jepkosgei Name: Straße: PLZ / Ort: Tel.: Senden Sie die Antwort bis spätestens Freitag, 26. Mai 2017, an das LAUFSPORT-Magazin, Ringstraße 44/1, 3500 Krems, oder per E-Mail an office@lwmedia.at, Betreff: „Laufend gewinnen 2.17“. Die Buchgewinne werden umgehend zugesandt.
Mit dem erst 23-jährigen Albert Korir (KEN) gewann ein Außenseiter den 34. Vienna City Marathon
© VICTAH SAILER
Beeindruckendes Ziel-Ambiente zwischen Rathaus und Burgtheater.
© VICTAH SAILER
REPORTAGE
Maßarbeit: Valentin Pfeil unterbot nach einem tollen Fight das WM-Limit denkbar knapp.
Valentinstag 34. VIENNA CITY MARATHON Ein spannendes Rennen, überraschende Sieger und ein Österreicher, der das WM-Ticket für London löste. MAG. INA LANGE / FRANZ SPERRER
Beim VCM hat man erkannt, dass die Jagd nach Rekorden nicht die einzige Möglichkeit ist, Spannung zu erzeugen. Der Streckenrekord war maximal beim starken Elitefeld der Frauen ein theoretisches Thema, das aber in Anbetracht der windigen Bedingungen keine praktische Relevanz hatte. Marathon ist nun mal ein Outdoor-Sport und dass man in Wien mit Wind rechnen muss, keine Neuigkeit. Für die Zuschauer gab es trotzdem genug Möglichkeiten, um mitzufiebern.
KOPF-AN-KOPF-RENNEN Das Feld der Herren wartete mit einigen Top-Favoriten auf, die die ersten 30 Kilometer in einer großen Gruppe liefen. Erst auf dem neuen Streckenabschnitt im Prater setzten sich sieben Athleten ab und Suleiman Simotwo (KEN, 37), Albert Korir (KEN, 23) und Ishmael Bushendich Chemtan (KEN, 26) verschärften noch zusätzlich das Tempo. Zu hoch für Simotwo, der die anderen beiden schnell ziehen lassen und auch seinen dritten Platz an Ezekiel Omullo (KEN, 30) abgeben musste. Korir und Bushendich Chemtan
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liefen Schulter an Schulter auf die Zielgerade ein, ehe Korir sich noch einige Schritte absetzen konnte und in 2:08:40 Stunden gewann. Mit zwei Sekunden Abstand zu Bushendich Chemtan (2:08:42) erlebte Wien so wie 2000 das knappste Herrenfinish aller Zeiten (damals siegte Willy Cheruiyot in 2:08:48 vor Simon Bor in 2:08:50). Korir pulverisierte seine persönliche Bestzeit gleich um eineinhalb Minuten und zeigte sich danach wenig überrascht über seinen Sieg. „Auf Grund meines Trainings war ich selbstbewusst – ich wusste, dass ich gewinnen kann.“ Dritter wurde Omullo in 2:09:10 Stunden. Die eigentlichen Favoriten wie Eliud Kiptanui (pB 2:05:21, Ausstieg nach km 35) und Deribe Robi (pB 2:05:58, 7. Rang in 2:10:55) erfüllten die Erwartungen allerdings in keiner Weise.
PFEIL KNACKT WM-LIMIT Beim Lauf von Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) war ein Mitfiebern bis zum Schluss garantiert. Der 28-jährige Tierarzt, der sich momentan als Sportsoldat ganz dem Laufen verschrieben hat, ging demütig in seinen zweiten Marathon. Im Vorjahr hatte er in
Wien bei seinem Marathondebüt bei ebenfalls schwierigen Bedingungen nach 2:16:37 Stunden das Olympialimit verfehlt. Diesmal trotzte er Wind und Wetter, lief eine sehr solide erste Hälfte (1:06:49) und unterbot am Ende in 2:14:50 Stunden das WM-Limit für London um zehn Sekunden. Damit sorgte er aus heimischer Sicht für den emotionalsten Moment des Rennens und machte aus dem 23. April einen verspäteten „Valentinstag“. Pfeil: „Die Stimmung war wieder toll, ich habe heute alle Höhen und Tiefen durchlebt. Der Wind machte es schwierig, am Schluss war ich nicht mehr sicher, ob es klappt. Umso erleichterter bin ich, dass ich das WM-Limit geschafft habe.“ Mit dieser starken Leistung setzte sich der 28-jährige an die neunte Stelle der ewigen nationalen Marathon-Bestenliste. Peter Herzog (18. in 2:23:13) und Christian Robin (24. in 2:29:31) belegten die Ränge 2 und 3 der nationalen Reihung.
DAMEN-DUELL Spannend ging es auch im Frauen-Rennen zu, wo lange Zeit eine kompakte Gruppe
REPORTAGE
34. Vienna City Marathon
Die letzten emotionalen Meter vor dem Burgtheater.
zusammen blieb. Nach und nach konnten die Äthopierinnen nicht mehr mit den beiden Kenianerinnen mithalten. Erst platzte für Vorjahressiegerin Shuko Genemo (ETH) der Traum vom neuerlichen Sieg, dann musste auch Roza Dereje (ETH) ihre Kontrahentinnen ziehen lassen und verwandelte den Drei- in einen Zweikampf. Nancy Kiprop (KEN, 38) und Rebecca Chesir (KEN, 25) kämpften bis zum Parlament um den Sieg, ehe Kiprop einen Vorsprung rauslief und die Ziellinie vor dem Burgtheater in 2:24:20 Stunden überquerte. Chesir folgte in 2:24:25 und Dereje mit 2:25:17 Stunden. Siegerin Kiprop finishte nicht nur in der zweitschnellsten, jemals in Wien gelaufenen Zeit, sie stellte zudem eine neue persönliche Bestzeit auf. Die siebenfache Mutter (fünf Adoptivkinder) ist Lehrerin, plant eine Schule zu eröffnen und sah sich bereits am Ende ihrer Karriere. Ihr erster Marathonsieg hat sie allerdings so beflügelt, dass sie dem Laufsport noch weitere drei Jahre treu bleiben will. Das Elite-Niveau der Frauen war mit fünf Läuferinnen unter 2:27:00 Stunden hoch.
© LEO HAGEN
INFO ZIPSER BESTE ÖSTERREICHERIN Nur zwei Wochen nach ihrem dritten Rang beim Linz-Marathon ging Karin Freitag (LG Decker Itter, 37) auch beim 34. Vienna City Marathon an den Start. Zur Hälfte lag sie noch mit 38 Sekunden vor Katharina Zipser (SK Rückenwind, 33). Zwischen Kilometer 32 und 34 schaltete diese aber in den Überholmodus. Die Linguistin aus Innsbruck finishte in 2:47:23 Stunden auf Rang 11 als beste Österreicherin und genoss sichtlich ihren größten sportlichen Erfolg. Karin Freitag kam in 2:52:14 Stunden auf den 15. Gesamtrang. Veronika Limberger (Salewa Store) blieb in 2:59:23 Stunden auf Rang 18 erstmals unter drei Stunden.
21,1 KM Auch beim Halbmarathon, der mit 12.417 Finishern (8.015 Männer, 4.402 Frauen) um 900 Finisher weniger aufwies als 2016, setzten sich mit Joe Simon (LUX, 1:10:47) und Fabienne Amrhein (GER, 1:14:43) ausländische Teilnehmer durch. Die schnellsten Österreicher waren Daniel Müller (5. Rang in 1:12:22) und Cornelia Moser (3.
Termin: 23. April 2017 42,195 km M: 1. Albert Korir (KEN, pB) 2. Ishmael Bushendich Chemtan (KEN) 3. Ezekiel Omullo (KEN) 11. Valentin Pfeil (AUT, LAC Amateure Steyr, pB) 18. Peter Herzog (AUT, LC Saalfelden) 24. Christian Robin (AUT, LC Villach) F: 1. Nancy Kiprop (KEN, pB) 2. Rebecca Chesir (KEN, pB) 3. Roza Dereje (ETH, pB) 11. Katharina Zipser (AUT, SK Rückenwind) 15. Karin Freitag (AUT, LG-Decker Itter) 18. Veronika Limberger (AUT, Salewa Store) Staffelmarathon Männer: 1. U Stream/UKR (Ivan Babaryka, Andrii Onistrat, Ivan Heshko, Olexandr Babaryka) Frauen: 1. Hervis (Karin Freitag, Andrea Knapp, Katharina Erlacher, Stephanie Schatz) Mixed: 1. LaufsportPraxis (Michael Singer, Iris Thalhammer, Werner Kranawetter, Tom Thalhammer) 21,1 km M: 1. Joe Simon (LUX) 2. Sorin Mineran (ROM) 3. Steve Bovay (SUI) 5. Daniel Müller (AUT, Nora Racing) 8. Jürgen Hable (AUT, Deloitte) 9. Alexander Artner (AUT, runinc.at) F: 1. Fabienne Amrhein (GER) 2. Elena Dolinin (ISR) 3. Cornelia Moser (AUT, LC Saalfelden) 12. Corina Heiduschka (AUT) 17. Natalia Steiger-Rauth (AUT, LMB Asics Frontrunner) Weitere Infos: www.vienna-marathon.com
2:08:40 2:08:42 2:09:10 2:14:50 2:23:13 2:29:31 2:24:20 2:24:25 2:25:17 2:47:23 2:52:14 2:59:23 2:19:41 2:50:45 2:39:03 1:10:47 1:10:55 1:10:56 1:12:22 1:13:01 1:13:38 1:14:43 1:15:01 1:18:07 1:26:31 1:27:39
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REPORTAGE
1.665 Stufen führen auf das meistbesuchte Bauwerkt der Erde
Sturm auf die Eiserne Lady 3. EIFFELTURMLAUF Donnerstagnacht am Eiffelturm. Es ist 21 Uhr und noch immer belagern ganze Touristenhorden und Bataillone von Souvenirverkäufern das Wahrzeichen der Stadt. STEFAN SCHLETT Nichts Außergewöhnliches am meist besuchten Bauwerk der Welt, das vor einigen Jahren den 260. Millionsten Besucher empfangen hat. Aber heute, am 16. März 2017, findet unter dem hell erleuchteten Turm ein besonders bizarres Schauspiel statt: Der Südpfeiler ist mit Absperrgittern vom restlichen Publikum getrennt, davor halbnackte, hagere Gestalten, die im Minutentakt ins Treppenhaus stürzen. Zwei Tage vor dem 10. Ecotrail de Paris, einem urbanen Trailrun, der am Wochenende über 12.000 Teilnehmer in verschiedenen Laufund Wanderdisziplinen an den Start bringen sollte, fand zum dritten Mal ein Treppenlauf bis zur Spitze des Eiffelturms statt. Zwar gab es vor über einem Jahrhundert bereits ein Rennen im Turm, aber der am 26. 11. 1905 von der Zeitung Le Sport ausgelobte Wettbewerb mit 227 Teilnehmern ging nur bis zur zweiten Plattform. Die Eiserne Lady, wie der Eiffelturm liebevoll genannt wird, ist 128 Jahre alt und wurde 1889 anlässlich der Weltausstellung in Paris fertig gestellt. Das Datum markierte zugleich den 100. Jahrestag der französischen Revolution.
EXKLUSIVES FELD Mit der Austragung des „La Verticale de la Tour Eiffel“ ist den Organisatoren des Ecotrail de Paris ein Meisterstück gelungen! Der Turm als
nationales Symbol und Monument ist neben dem Élysée-Palast eines der bestbewachten Objekte im ganzen Land. 60 Treppenläufer hatten die Sicherheitsorgane für die Premiere im Jahre 2015 genehmigt, 2016 wurde auf 100 erhöht. Dieses Jahr wurden analog zum 128-jährigen Bestehen des Eiffelturms genau so viele Teilnehmer zugelassen. Bis zum Bewerbungsschluss (30. November 2016) hatten sich 603 Treppenathleten aus 23 Ländern registriert. Mitte Dezember 2016 wurden dann 40 Eliteathleten von einer Expertenkommission selektiert, danach 78 Amateurathleten im Losverfahren ermittelt. Zusätzlich vergab die Organisation zehn Wild Cards. Der hell erleuchtete Turm bildete dann eine imposante Kulisse, als sich letztlich 84 Männer und 32 Frauen zum Sturm auf die Eiserne Lady einfanden. Um 20.15 Uhr wurde zuerst der Behinderte Franzose Guy Amalfitano auf die Treppe losgelassen. Mit einem Bein und zwei Krücken wuchtete er sich in die Eingangspforte und nahm mit erstaunlichem Tempo die 1.665 Stufen und 279 Höhenmeter auf nur 700 Metern Laufstrecke in Angriff, die er, sogar noch vier Zweibeiner hinter sich lassend, in noch erstaunlicheren 18.09 Minuten nehmen sollte. Um 20.20 Uhr wurden dann die Amateure im Halbminutentakt gestartet. Die Frauen folgten ab 21.00 Uhr und um 21.25 Uhr durfte sich die Elite in 60-Sekunden-Intervallen am Turm abarbeiten. Kurz vor 22.00 Uhr, nach weniger als zwei Stunden, war die Eroberung des Eiffelturms abgeschlossen.
ANAEROBER EXZESS 58 Höhenmeter und 330 Stufen sind es bis zur ersten Etage, wo nach anfänglicher Euphorie die anaerobe Belastung bereits ordentlich auf die Lungenflügel drückt. Es folgt die einzig flache Passage, ein rund 60 Meter Transfer über die 4.415 m² große Besucherplattform zum Ostpfeiler, wo sich die Treppe fortsetzt. Die kommenden 340 Stufen und 58 Höhenmeter zur zweiten Etage bringen Ernüchterung in den Body, der nach Sauerstoff lechzt. Am liebsten würde man sich das Hemd vom Leib reißen, obwohl ein eiskalter Wind durch die Eisenstreben pfeift! Ein
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FOTOS: © S. BORISOV; ECOTRAIL ORGANISATION
REPORTAGE
Suzy Walsham fixierte in 9:34 Minuten bei ihrem dritten Sieg einen neuen „Turm-Rekord“.
Dreifach-Sieger Piotr Lobodzinski (POL) auf Plattform 1.
kurzer Übergang führt in den dritten Abschnitt der Eiffelturmeroberung: 500 Stufen und 81 Höhenmeter bis zur Zwischenplattform, die nicht für den Publikumsverkehr zugänglich ist. Hier wird es einsam und die 10.100 Tonnen schwere Eisenstruktur zum Monster. Die finalen 82 Höhenmeter und 495 Stufen werden zu einem anaeroben Exzess. Wo ist der Sauerstoff? Wir befinden uns doch an der „frischen Luft“! Ist das ein luftleerer Raum? Egal, auch ein vertikaler Höllentrip hat irgendwann ein Ende. Nach 7:54 Minuten blieb für den polnischen Treppenprofi und zweifachen Eiffelturmsieger Piotr Lobodzinski die Uhr stehen. Sechs Sekunden langsamer als im Vorjahr, aber das Triple vollendet und zudem der einzige Athlet unter acht Minuten – Chapeau! Knapp dahinter mit 8:04 Minuten Christian Riedl von Towerrunning Germany e. V. Das Podium machte der slowakische Treppenspezialist Thomas Celko in 8:15 Minuten komplett. Auf Platz 4 folgte der Vorarlberger Jakob Mayer in 8:19 Minuten. Die australische Treppenspezialis-
tern, Pasteten, Champagner und erlesenen Patisserien die Siegerehrung statt. Preisgeld wird bei diesem Event nicht ausgezahlt. Die jeweils erste Frau und der erste Mann erhalten jedoch eine Einladung für das kommende Jahr, sowie Flugticket und Unterkunft. Die Überschüsse werden für wohltätige Zwecke gespendet. Die beiden Dreifachsieger Suzy Walsham und Piotr Lobodzinski bringen es auf den Punkt: Es ist eine absolute Ehre, eine solche Ikone der Ingenieurskunst mit eigener Körperkraft zu bezwingen! ��
tin Suzy Walsham kam extra aus Singapur angereist, wo sie zurzeit lebt und arbeitet. Auch sie machte das Triple perfekt – noch dazu mit neuem Treppenrekord in 9:34 Minuten. Walsham „steigt“ in ihrer eigenen Liga, weit abgeschlagen folgten Dominika Stelmach (POL, 10:27) und Zuzana Krchova (CZE, 11:02).
EHRENSACHE Atemlos und mit Laktatwerten auf Rekordniveau am Stahlgitter der obersten Plattform hängend, wurde erst hier den meisten Teilnehmern die umwerfende Aussicht auf das hell erleuchtete, nächtliche Paris, bewusst. Die Skyline entzückte Augen und Sinne. Was für ein Ambiente! Zehn Stufen tiefer bekam jeder Treppenläufer einen wärmenden Fleecepullover umgehängt, es gab Trinkwasser und leichte Verpflegung und Eurosport hatte seine apartesten Moderatorinnen für Sofortinterviews rekrutiert. Die nächste Station wurde dann mit dem Aufzug erreicht: Im Salon Gustave Eiffel auf der ersten Plattform fand neben einem edlen Büffet mit Aus-
INFO Eiffelturm (324,82 m) Bauzeit: 1887–1889 (Gustave Eiffel) Baustoff: Schmiedeeisen Eröffnung: 31. März 1889 Etage 1: 57,64 m Etage 2 inkl. Restaurant: 115,73 m Etage 3: 276,13 m Bis 1930 höchstes Bauwerk der Welt Laufinfos: www.ecotrail-events.com www.verticaletoureiffel.fr
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SERVICE
Laufsport 3.0 DIE ZUKUNFT DES LAUFENS Die Digitalisierung hat unseren Läuferalltag verändert. Läufer sind untereinander vernetzt, sämtliche Laufleistungen online abruf- und vergleichbar. MAG. CHRISTIAN SCHERL
Mit der Digitalisierung blüht im Laufsport vor allem der Community-Gedanke auf, der in Zukunft noch stärker zulegen wird.
WILLKOMMEN IM LAUFSPORT 3.0 Die Digitalisierung des Laufsports begann Ende des 20. Jahrhunderts. Laufsport 1.0 beschränkte sich noch auf die Suchanfrage und Ergebnisanzeige von Laufsportinformationen im Internet auf statischen Websites. Bei Laufsport 2.0 kam die Interaktion ins Spiel. Blogs und Online-Shopping kam auf. Man teilt und verteilt Informationen auf sozialen Medien und tritt in Dialog. Momentan befinden wir uns am Übergang zum Laufsport 3.0, in dem der User in digitale Welten eintaucht. Im semantischen Internet explodieren die Web-Services nahezu und erlauben digitale Laufsporterlebnisse.
LÄUFER-APPS BOOMEN Der Laufsport eignet sich hervorragend für die Einbindung von Applikationen. Österreicher haben bei der Entwicklung von
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Lauf-Apps durchaus ein Wort mitzureden. Runtastic zählt zu einer der beliebtesten Apps unter Läufern und hat als Analyst diverser Fitnessaktivitäten für so große Furore gesorgt, dass sich Adidas das Unternehmen einverleibte. Bei großen Laufsportveranstaltungen gehört es zum guten Ton, den Teilnehmern eigene Apps zu bieten. Der Vienna City Marathon steht dem in nichts nach und präsentierte heuer zum wiederholten Male seine kostenlose VCM 2017 App, die extra vom Institute for Pervasive Computing an der Universität Linz für den Event entwickelt wurde. Gespickt mit klugen Serviceleistungen, die nicht nur Läufern, sondern auch Begleitern und Zuschauern zu Gute kommen.
zunehmender Digitalisierung, dass die Kunden nicht mehr zu ihnen kommen, sondern der Verkäufer Wege finden muss, die Aufmerksamkeit potentieller Kunden auf neuen Kanälen zu wecken. Etwa über die digitalen Home-Assistenten „Alexa“ und „Google Home“, die bald schon in jedem zweiten Haushalt stehen werden. Der Konsument sucht dann nicht mehr per Eingabe in Suchmaschinen, sondern befiehlt den Voice Services, bereits eine Vorauswahl zu treffen. Ein Unternehmen, das es verpasst, im Repertoire der smarten Home-Assistenten präsent zu sein, wird in Zukunft nicht mehr gefunden.
DIGITALISIERUNG BEEINFLUSST KAUFVERHALTEN
Das britische Unternehmen RunSocial zeigt, wie der Laufsport dank Digitalisierung noch völkerverbindender sein kann. Parallel zum Prag-Marathon und zum London-Marathon wurden der Prag Digital-Marathon und der London Digital-
Das Internet wird zur Informations- und Beratungsquelle Nummer 1. Zunehmend kaufen die Sportler ihre Laufutensilien via Online-Shop. Für Händler ändert sich mit
DIGITALES MARATHON-ERLEBNIS
Virtual Reality und Laufsport ist derzeit noch Zukunftsmusik. Varianten wie Virtuix Omni und KatVR sind derzeit nur für Gamer geeignet.
SERVICE
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Tracker „Tune“ von Kinematix misst mit speziellen Einlegesohlen mit Druckpunktsensoren den Bodenkontakt und das Abrollverhalten und soll zur Verbesserung des Laufstils beitragen.
New Balance hat bei seiner neuen Smartwatch „RunIQ“ mit Intel, Google und Strava zusammengearbeitet. Die GPSUhr berücksichtigt die Bedürfnisse von Langstreckenläufern.
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Anton Krupicka
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HERVORRAGENDE PERFORMANCE IN HANDLICHEM PACKMASS Lauf-Apps ermöglichen eine weltweite Interaktion.
man heute noch ein Stück entfernt. „Gewohnheiten der Läufer ändern sich nicht so schnell wie in der Software-Branche und es bedarf Zeit, bis die Verwendung neuer Technologien alle Läufer erreicht.“
VOM LAUFBAND ZUM VIRTUELLEN LAUFEN Wagt man einen Blick in die Zukunft, könnte auch Virtual Reality (VR) für Läufer ein Thema werden. Brille auf und man ist augenblicklich an der gewünschten Laufstrecke – sei es am Strand von Malibu oder am Mond. Für Laufbandläufer sei Virtual Reality derzeit noch kein Thema. „Die Verletzungsgefahr ist bei VR derzeit noch zu groß. Für andere Sportarten wie Radfahren und Rudern ist VR wesentlich besser geeignet“, so Frank. RideSocial, die Bike-Variante, integriert bereits ein VR-Headset. Man kann auf seinem Rad in der Gegend umherblicken. „Aber noch hat die Hardware Nachteile. Das Gewicht der Geräte, die minimale Verzögerung bei
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Marathon abgehalten. Alles, was man dazu benötigte, war ein Laufband und die RunSocial-App. Dann konnte man beim Marathon am Laufband via Monitor quasi live teilnehmen. Laufzeit und absolvierte Distanz wurden während des Rennens eingeblendet und die Platzierung im Endresultat errechnet. Gedacht für Personen, die keinen Startplatz mehr erhalten oder keine Zeit haben, um an den Veranstaltungsort zu reisen. Weitere große Städtemarathons als Live-Digital-Version sind geplant. „Je größer die Marathonveranstaltung, desto größer ist die Anzahl der Stakeholder, die berücksichtigt werden wollen“, sagt Andrew Frank, einer der beiden Gründer von RunSocial. Er träumt vom gigantischen Virtual Running Event, der die zwanzigfache Anzahl an Teilnehmern eines großen Straßenmarathons meistern kann. „Stellen Sie sich vor: eine Million Menschen aus 100 Ländern, die simultan an einem Virtual-Marathon teilnehmen. Das wäre ein fantastisches Ereignis.“ Aber von dem ist
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Interview „Mehr Mut zum Ausprobieren“
Digitalisierungsexperte Dr. Jan Fleck sieht für Läufer, Veranstalter und Händler jede Menge Chancen im digitalen Zeitalter.
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LAUFSPORT: Welche Chancen sehen Sie durch die Digitalisierung für Laufveranstalter? Dr. Jan Fleck: Für Veranstalter aller Größenordnungen gilt, dass sie sich als realer Treffpunkt bzw. „verlängerter Arm“ digitaler Communities positionieren können. Dabei ist der lokale Event, mit allen lokalen Merkmalen und Eigenheiten, die digital nicht erlebbar sind, eingebettet in die digitale Vor- und Nachbereitung auf den Plattformen. Zudem kann man im Veranstaltungswesen beobachten, wie sich die Formate an gesellschaftliche Megatrends anpassen. Die CEBIT ist nicht mehr wie bisher die „weltweit größte Messe für IT“, sondern gibt sich fortan als „B2B-Eventplattform“ mit „Open Air Charakter“. Laufsport- und Marathonveranstaltungen können sich zu Eventplattformen mit maßgeschneiderten Ergänzungsveranstaltungen für die Community entwickeln. Dazu bedarf es mehr Mut zum Ausprobieren, provokante Themen und emotionales Ambiente.
LS: Wie können alteingesessene Unternehmen, ihre Webauftritte optimieren? Dr. Jan Fleck: Im Jahr 2017 sollte es nicht mehr nötig sein, sich auf den Webauftritt zu fokussieren. Ich finde ihn in vielen Fällen im Sportartikelbereich völlig ausreichend. Webauftritte sind nur ein Element einer übergeordneten und an das Digitalzeitalter anzupassenden Marketingstrategie. Auch hier sollte es darum gehen, geeignete Communities zu bedienen, Influencer zu selektieren. Viele dieser Marketingaspekte werden insbesondere von größeren Firmen schon gut umgesetzt. Man könnte hier vielmehr auch an Angebote aus der Marketingpalette denken, die nicht explizit im Web stattfinden. So baut Zalando gerade das stationäre Ladennetz in Premium-Innenstadtlagen aus. Es geht also auch im Zeitalter der Digitalisierung nicht immer zwangsläufig um Web-Angebote, auch die reale Welt verändert sich entsprechend mit angepassten Store-Konzepten.
LS: Wie sieht die optimale digitale Transformation für Sportartikelhersteller aus? Dr. Jan Fleck: Digitale Transformation ist kein Küchenrezept, das man „optimal“ nachkochen kann. Ich sehe zwei Technologiebereiche als besonders zentral an: 3D-Druck und Internet der Dinge (IoT) – also vernetzte Sensoren am Material, die Daten sammeln. Zum Beispiel hat es „Under Armour“ mit seiner zielgerichteten Integration von IoT-Devices in Sportbekleidung geschafft, Anschluss an die großen Player Nike und Adidas zu finden. Ein Achtungserfolg, der massiv auf den mutigen Schritt in Richtung technologischer Ausrichtung zurückzuführen ist.
LS: Immer mehr Läufer setzen auf Smart Wear und Fitnessgadets. Was passiert mit den DigitalisierungsVerweigerern? Dr. Jan Fleck: Bislang dient der Einsatz derartiger Gadgets einem Optimierungsgedanken. Wie überall gibt es auch hier Puristen, deren Lauferlebnis eher im Zeichen von Outdoor- und Naturverbundenheit steht und die mit diesem technologiebasierten Optimierungsgedanken nicht viel anfangen können. Sie sind quasi die Schallplattensammler unter den Laufschuhträgern.
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Zur Person Dr. Jan Fleck ist Innovations-Stratege bei Future Candy, dem Innovationsberatungsunternehmen aus Hamburg, das von Nick Sohnemann, einem der gefragtesten Trendforscher im deutschsprachigen Raum, gegründet wurde. Infos: www.futurecandy.com
Kopfbewegungen – all das sind Faktoren, die VR derzeit nur als kleines Randthema interessant machen“, bilanziert Frank. Neben VR tut sich auch einiges am Sektor der Augmented-Reality. „Bei Augmented Reality oder auch Mixed Reality steht der Gedanke im Vordergrund, den Blick auf die Realität durch gezielte Informationen zu ergänzen“, erklärt Digitalisierungsexperte Dr. Jan Fleck von dem Innovationsberatungsunternehmen Future Candy. „Generell ist dieser Gedanke zu Ausbildungszwecken auch im Laufbereich interessant, z. B. als Laufschule. Allerdings sind die Brillen heute noch weit davon entfernt, sporttauglich zu sein.“
3D-DRUCK REVOLUTIONIERT LAUFSPORTARTIKEL Für den Digitalisierungsexperten ist 3DDruck eine der zukunftsweisenden Technologien des digitalen Zeitalters. „Adidas setzt mit Nachdruck auf die Customization ihrer Produkte durch 3D-Druck am Point of Sale“, so Fleck. Der Laufschuh rückt dabei immer mehr in den Vordergrund. Kürzlich präsentierte Adidas den „Futurecraft 4D Runner“. Ein Produkt aus der Adidas Speedfactory, in der mittels neuester Automatisierungstechnik Schuhe in Rekordgeschwindigkeit produziert werden. Die Sohle des Schuhs ist innerhalb einer Stunde gedruckt. Jan Fleck sieht im 3D-Druck sogar das Potenzial, den Megatrend Globalisierung umzukehren. „Dann werden Laufschuhe nicht mehr zu Tausenden in China produziert und nach Europa geschifft, sondern vor Ort und „customized“ gedruckt.“
DIE DIGITALE ALTERNATIVE Von RunSocial gibt es neben den LiveDigital-Marathons auch zahlreiche aufgezeichnete Laufstrecken, die zeitunabhängig auf jedem Laufband gelaufen werden können. Zum Beispiel die Toskana (6,3 km), Death Valley (7,9 km), Joshua Tree National Park (8,4 km) oder für Bergläufer die Schweizer Alpen (10 km). « Infos: www.runsocial.com/routes
KOLUMNE
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© BERNHARD NOLL
Frisch gedopt ist ganz betrogen LAUFENDE ERMITTLUNGEN Es ist wieder Zeit für ein energisches Plädoyer gegen den Einsatz unerlaubter Mittel im Sport. DR. HEINER BOBERSKI
Sie hatte 2016 in Rio de Janeiro endlich das heiß ersehnte und längst fällige MarathonOlympiagold für Kenia geholt. Jemima Sumgong wird es vermutlich auch behalten können, denn eine positive Dopingprobe – es geht um das Blutdopingmittel EPO – liegt ja erst jetzt, Monate später, nach einer Trainingskontrolle in Kenia, vor. Doch der Fall hat wieder an einem prominenten Beispiel – ein anderes stellte im Vorjahr die norwegische Skilanglauf-Seriensiegerin Therese Johaug dar – deutlich vor Augen geführt, wie verseucht vom Doping der heutige Hochleistungssport ist. Es wird immer schwerer zu glauben, dass Siege oder auch nur Spitzenplätze bei Großereignissen ohne unerlaubte Mittel errungen werden können, nicht nur, aber vor allem auch im Laufsport. Würde man nur die Namen von allen des Dopings überführten Läuferinnen und Läufern aneinanderreihen, könnte man mühelos diese Kolumne füllen. Würde man noch alle dazu nehmen, bei denen ein Schuldverdacht wesentlich angebrachter wäre als die übliche „Unschuldsvermutung“, bräuchte man dafür vermutlich mehrere Seiten, und für die Aufzählung von „Dopingsündern“ aus anderen Sportarten, etwa aus dem Radsport, möglicherweise das ganze Heft. Keiner soll übrigens sagen, dass Österreich ein „zu kleines Land für Doping“ sei, auch hierzulande ist die Liste der überführten und mutmaßlichen Sportbetrüger schon sehr lang.
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MEHR KONTROLLEN GEGEN BETRÜGER Betrüger ist kein zu hartes Wort, in der Regel handelt es sich sogar um mehrfachen Betrug. Der Sportler, der sich unerlaubter Mittel bedient, betrügt nicht nur die auf die Einhaltung der Regeln achtenden Funktionäre und natürlich seine Gegner, sondern auch sich selbst und die Öffentlichkeit. Der Zweck heiligt die Mittel, dem sportlichen Triumph, der auch mit großem finanziellen Nutzen verbunden sein kann, wird alles untergeordnet. Doch nicht nur Profis, auch Hobbysportler, die einfach besser als der Nachbar, Bekannte oder Kollege sein wollen, dopen auf Teufel komm raus mit gesundheitsschädlichen Pillen, Spritzen oder Tränklein. Im Spitzensport spielt natürlich auch die „Ehre der Nation“ eine Rolle. Als der Osten Europas noch kommunistisch war, wollte er mit Sporterfolgen um jeden Preis die Überlegenheit seines Systems beweisen, Russland hat diese Zielsetzung anscheinend nie aufgegeben. Heute weiß man freilich, dass man sich nicht nur in der auf diesem Gebiet besonders gründlichen DDR, sondern bis heute auch in der Bundesrepublik Deutschland auf unerlaubte Manipulationen verstand, und sicher auch in den USA, die schon 1904 einen mit Strychnin gedopten Marathon-Olympiasieger stellten. Man erinnert sich, wie 1993 chinesische „Wunderläuferinnen“, die inzwischen ihren Trainer Ma Junren des Dopings beschuldigt haben, die Langstrecken-
rekorde purzeln ließen. Und man registriert jetzt erfreut, dass nun endlich auch in Afrika, wo in Ländern wie Marokko, Äthiopien und Kenia bisher kaum kontrolliert wurde, dem Doping der Kampf angesagt wird.
NULL TOLERANZ IST ANGEBRACHT Es mag sein, dass dieser Kampf, wie uns kluge Leute versichern, nie wirklich zu gewinnen ist. Ich plädiere trotzdem dafür, ihn zu führen, und zwar mit dem Einsatz noch stärkerer Mittel – im Interesse der Gesundheit unserer Jugend und der Ehrlichkeit im Sport. Das heißt: Null Toleranz bei echtem Doping, harte Bestrafung aller nachweislich Beteiligten, auch der Betreuer und Mediziner, eventuell auch ganzer Teams – und zwar schon beim ersten Vergehen. Der Ausrede, man müsse dopen, weil es auch die gesamte Konkurrenz tue, muss der Boden entzogen werden. Wer sauber Sport betreiben will, sollte nicht nur im Hobby-, sondern auch im Spitzenbereich Siegeschancen haben. ��
SERVICE
Testcorner © SAUCONY
© CRAFT
PRAXISTEST Die Ausrüstung ist neben der körperlichen Verfassung das Wichtigste beim Laufsport. In der Rubrik „Testcorner“ finden Sie regelmäßig aktuelle Testergebnisse der LAUFSPORT-Redaktion.
Saucony Ride 10 – ein Top-Neutralschuh (oben H, unten D).
GELUNGENES JUBILÄUM Seit Mai ist Sauconys „Jubiläums-Ride“ – die mittlerweile zehnte Ausgabe – erhältlich. Der Straßen-Neutralschuh ist leicht (29 dag. in Gr. 43 bzw. 24 dag in Gr. 39), dämpft gut und ist vergleichsweise flexibel. Aufgrund seiner Vielseitigkeit wird der für Damen und Herren in jeweils zwei Farben erhältliche Schuh von vielen zwar primär im Training, aber auch in Wettkämpfen zwischen 10 km und Marathon verwendet werden. Der eher soft gedämpfte Ride10 bietet einen guten Fersensitz, ist im Vorfuß ausreichend breit, vom Mesh-Obermaterial aber eher flach anliegend konstruiert. Der seit der 9er-Version im Vorfuß implementierte Everun-Dämpfungsschaum sorgt für ein sehr gutes Rückstellvermögen, abriebfest ist die XT 900-Karbongummisohle. Mit 8 mm Sprengung ist er relativ flach gebaut. In den US-Größen 7–15 (Herren) bzw. 5–12 (Damen) ist er um € 140,– im ausgewählten Laufsportfachhandel erhältlich. Vom Typ her macht der Ride10 dem Firmennamen alle Ehre, bedeut „Saucon“ doch in der Sprache der Ureinwohner Pennsylvanias „schnell fließender Fluss“. An dessen Ufer wurde Saucony bereits im Jahr 1898 gegründet. Weitere Infos: www.saucony.de
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Craft – Funktion und Komfort.
COOL BLEIBEN Für eine angenehme Kühlung im bevorstehenden Laufsommer sorgt die neue Funktionsunterwäsche aus dem Hause Craft. Dafür verantwortlich ist die CoolMax Air-Mehrkanalfaser, die durch ihren propellerförmigen Querschnitt eine verhältnismäßig große Oberfläche aufweist und so die Feuchtigkeit effektiv transportieren kann. An der Oberfläche angekommen, sorgt eine dreidimensionale Struktur für eine rasche Verdunstung, die eine größere Fläche als flache Ware bietet. Die entstehende Verdunstungskälte sorgt schlussendlich für einen angenehmen Kühleffekt. Das Material ist extrem leicht und fühlt sich auf der Haut weich und komfortabel an. Eine nahtfreie und zugleich sehr hochwertige Verarbeitung sorgt für sehr guten Tragekomfort. Die Cool Intensity-Technologie ist in Singlets, Tees und Langarmshirts erhältlich, die dank einer großen Anzahl an Farbvarianten nicht nur darunter gute Figur machen. Erhältlich ab 44,95 Euro unter www.craft-sports.de
SERVICE
© ASICS
© 361°
361° Sensation 2 – das Breitbandmodell (oben H, unten D).
Asics Noosa FF – die schnelle Alternative (oben H, unten D).
Mit dem „Sensation 2“ punktet die 2003 im chinesischen Jianjing gegründete „361 Degrees International Limited“ – kurz 361°, nun auch im Straßenlaufsektor. Der Sensation 2 ist sehr gut verarbeitet und sitzt ebenso gut am Fuß. Eine feste Kunststoff-Fersenkappe bietet in Kombination mit einer im Bereich der Mittelfußbrücke platzierten, moderaten Pronationsstütze einen guten Halt, ohne den Abrollvorgang einzuschränken. Die „Qu!kfoam“-Innen- und Zwischensohlendämpfung (eine Mixtur aus EVA und Gummi) bietet guten Komfort, man ist dabei eher auf der straffen Seite. Mit 34 dag (US-Gr. 43) gehört er nicht zu den Leichtgewichten – seiner Zielgruppe, den mittel- und schwergewichtigen Neutral- und leicht überpronierenden Läufern vermittelt er aber ein sehr gutes Lauffeeling (11 mm Sprengung). In Summe ist er ein sehr guter Allrounder – absolut auf Höhe der aktuellen technischen Entwicklung. Der Sensation 2 ist für Damen (US-Gr. 6–12) und Herren (US-Gr. 7–14) in jeweils zwei Farbstellungen um € 129,99 erhältlich. Infos und Onlineshop: www.361europe.com
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ALLROUNDER
Odlo Muscle Force – Schutz und Unterstützung.
UNTERSTÜTZUNG Odlo entwickelte ihre Muscle Force-Socken weiter und präsentiert in diesem Frühjahr eine farbenfrohe Palette, die Schutz, Komfort und Unterstützung bieten. Sie lassen sich rasch und bequem anziehen, sitzen fest – auch an schmalen Unterschenkeln, verrutschen in den Schuhen nicht und trocknen rasch. Der Zehen- und Fersenbereich wurde mit Polyamid verstärkt – dank durchgängiger Verarbeitung reiben keine Nähte. Wer es besonders auffällig möchte, greift zum neongelbschwarzen Modell, grau-schwarz bietet eine dezentere Alternative. Die Unisex-Socken sind um € 45,– im Odlo-Onlinestore erhältlich: https://odlo.com/
TEMPO Leicht und kraftvoll – so ist nicht nur das Laufgefühl, sondern der Schuh selbst – der Asics Noosa FF. Dieses neue Asics-Modell vereint Komfort durch solide Fersendämpfung, wirkungsvolle Kraftübertragung durch zehn Millimeter Sprengung und einer geringeren Dämpfung am Vorderfuß sowie Leichtigkeit dank Einsatz der Flytefoam-Mittelsohle und einem nahtlosen, netzartigen Obermaterial. Diese Mischung ermöglicht einen schnellen Laufgenuss. Ebenfalls auffällig: jeder Fußform bietet er perfekten Halt – ohne zu rutschen oder zu reiben. Ein Leichtgewicht für all jene, die ins schnelle Lauferlebnis einsteigen wollen und dabei auf Komfort nicht verzichten wollen. Das Damenmodell ist in hellblau oder rot erhältlich, Herren dürfen sich über drei Farbvarianten freuen. Erhältlich ist der Asics Noosa um € 150,– im Asics-Onlinestore www.asics.com
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