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Sizilianische Schönheit
An der südlichsten Spitze Siziliens wächst die Merinda. In nur drei Tagen findet die Vorzeigetomate den Weg von der Küste in die Regale der Migros. Jetzt ist ihre Zeit.
Eine pelzige, wuchtige Biene drängt sich aus einer blauen Box und steuert auf eine Tomatenblüte zu. Ein kurzer Flug für die Biene, ein grosser Schritt für Edy Pisana und sein Team. Früher haben sie mit Hormonen nachgeholfen, heute übernehmen Bienen die Bestäubung der Pflanzen. Wir befinden uns in Portopalo di Capo Passero, dem südlichsten Zipfel Siziliens. Der Wind pfeift durchs offene Gewächshaus. Im Hintergrund leuchten das Meer und der Himmel stahlblau. Hier und nur hier wächst die Tomatensorte Merinda.
Bei der Ernte sind die Merinda noch ziemlich grün.
Von Mitte Februar bis Mai hat die Merinda, die vielleicht schönste aller Tomaten, Saison. Die Fleischtomaten sind gerippt und rotgrün marmoriert. Sie werden grün geerntet. Und gegessen, wenn sie noch ganz grün sind oder ins Rot Grün übergehen. Hier gehen die Meinungen der Experten auseinander. Einig sind sich Edy Pisana und seine Kollegen, dass der Geschmack am intensivsten ist, wenn die Tomate noch einen erkennbaren Grünstich am Kragen hat – das ist gleich beim Stielansatz.
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Die Region Pachino ist der Flecken Italiens, der am meisten Sonne abbekommt. Dank der Nähe zum Meer sind die sandigen Böden zudem besonders salzhaltig. Und auch das Wasser, das zur Bewässerung aus Schächten hochgepumpt wird, ist salziger als anderswo. «Wir haben Glück», sagt Edy Pisana. Und ergänzt mit Blick zum Himmel: «Der Herrgott meint es gut mit uns.»
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Lange Arbeitstage
Es steckt auch viel Arbeit hinter dem Gedeihen der Pflanzen. Seit 30 Jahren setzt sich Edy Pisana, Präsident und kaufmännischer Leiter der Capo Passero Production, für die Tomaten in der Region ein. Neben der Merinda hat er auch Klassiker wie Cuore di Bue, Datterino oder Ciliegino im Angebot. «Ich verbringe mehr Zeit mit den Tomaten als mit meiner Familie», sagt er lächelnd.
Vielleicht klingt es deshalb immer ein bisschen so, als würde er über Menschen und nicht Tomaten sprechen. «Sehen Sie», sagt er, geht in die Knie und berührt eine etwas kleinere Pflanze im Gewächshaus, die jünger ist als die anderen. «Sie ist fit wie eine 20-Jährige, die grössere daneben könnte schon Nonna sein und hat entsprechend weniger Pfupf.» Sechs Monate dauert das Leben eines Pflänzchens von der Geburt bis zum Tod.
Beim Wässern werden den Tomatenpflanzen auch Mineralstoffe zugefügt. Edy Pisana: «Wir brauchen Pasta, Fisch und Wein. Die Tomaten Phosphor, Kalium, Kalzium.» Über die Jahre haben die Tomatenproduzentinnen und -produzenten aus der Gegend die Qualität der
Merinda-Tomaten stets verbessert. Gleichzeitig ist ihre Schale auch etwas härter geworden, was den Transport überhaupt erst ermöglicht hat.
Der Stolz einer ganzen Region
Die Region um Portopalo di Capo Passero ist eine Tomatenhochburg. Edy Pisanas Firma bepflanzt etwa 60 Hektaren mit Tomaten, die 38 Partnerbetriebe weitere 20 Hektaren. Die Fläche entspricht etwa 112 Fussballfeldern oder der Grösse des Europaparks. Hier wachsen vor allem Tomaten der Sorten Datterino, Ciliegino und Piccadilly – eine
Edy Pisana (links) sorgt dafür, dass die Merinda den Weg in die Regale der Migros finden. Die Gewächshäuser sind offen, damit frische Luft hineinwehen kann.
Caspare Damico (oben) hegt und pflegt die Pflanzen. Nur die besten Tomaten erhalten einen SélectionKleber.
Kreuzung der beiden. Die Merinda-Tomate ist ein Nischenprodukt. «Aber sie ist unser Flagschiff, unser ganzer Stolz», sagt Edy Pisana. Mit den Produzentinnen und Produzenten aus der Region sind Capo Passero Production genossenschaftlich organisiert. Für Edy Pisana bedeutet das viel Verantwortung: «Die Produzenten übergeben mir die Früchte ihrer Arbeit – und ich muss für sie das Beste damit machen.» Dafür sitzt er auch viel in seinem Büro und telefoniert, handelt mit Abnehmern im Inund Ausland Preise aus, plant.
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