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«Ich bin mit Roger Federer verwandt»

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COSTA RICA

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Abt Urban Federer leitet das Kloster Einsiedeln seit 2013. Trotz seines «urbanen» Lebensstils praktiziert er vor Ostern eine spezielle Form des Fastens.

Text: Jörg Marquardt

Bilder: Nik Hunger

Das läuft bei mir

«Die Wochen vor Ostern sind eine besondere Zeit im Kloster. Dann betreiben wir ‹Sinnenfasten›. Wir reden weniger, verzichten auf helle Farben und Blumenschmuck oder auf Orgelmusik im Gottesdienst. So bleibt mehr Zeit für Stille und Kontemplation. Ich lese mehr als sonst. Es darf auch gern mal ein Roman sein. Die Fastenzeit ist eine willkommene Atempause. Als Abt verantworte ich einen riesigen Betrieb. Zudem bin ich als Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz viel unterwegs. Mein Name passt daher gut zu meinem ‹urbanen› Lebensstil. Roger Federer ist übrigens ein Verwandter von mir – dazu muss man aber bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. Ostern bedeutet für mich Hoffnung, trotz Krieg und Umweltkatastrophen. Dieses Gut wollen wir in die Gesellschaft einbringen.»

1 Mein Nebenjob «An der Stiftsschule, die zu unserem Kloster gehört, gebe ich zwei Stunden in der Woche Religionsunterricht. Früher hatte ich ein höheres Pensum und war als promovierter Germanist auch für den Deutschunterricht zuständig. Dafür fehlt inzwischen die Zeit.»

2 Meine Vision «Ich bin der Einzige im Kloster, der ein Kreuz über der Kutte trägt. Es ist ein Zeichen meiner Verantwortung: Als Abt muss ich mit einer Vision vorangehen. Das Kreuz steht einerseits dafür, was Menschen einander antun können. Andererseits drückt es die Hoffnung aus, dass Gottes Ja grösser und stärker ist als das Nein des Menschen.»

3 Meine Klangwelt «Das Cello gehört zur klösterlichen Sammlung, erkennbar am Mönchskopf oben am Hals. Ich spiele es hin und wieder zur Entspannung, nur für mich allein. Musik hat bei uns Benediktinern einen hohen Stellenwert, vor allem das gemeinsame Singen. Sie ist Ausdruck unseres Glaubens.»

4 Mein Migros-Produkt «Diese Schoggi­Mandeln von Alnatura habe ich schon öfter geschenkt bekommen. Sie passen gut zu mir, weil sie mehr enthalten, als es von aussen den Anschein erweckt.»

5 Meine Richtschnur «Unser Leitbild, die Benediktsregel, ist 1500 Jahre alt. Sie geht auf Benedikt von Nursia zurück, den Gründer des Benediktinerordens. Der Dreischritt aus Gebet, Arbeit und Bildung bestimmt unseren Tagesablauf bis heute. In der Stiftsbibliothek befindet sich eine Abschrift der Regel aus dem 9. Jahrhundert. Bei meiner Abtsweihe wurde sie mir in die Hand gelegt.»

6 Mein Blickfang «Diese Obstschale steht in meinem Empfangszimmer. Ein Mitbruder hat sie für mich gedrechselt. Als Vater der Klostergemeinschaft will ich den Menschen in seinen Stärken fördern. Jeder kann sich auf seine Weise für die Gemeinschaft engagieren.»

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