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Die Welt in Reichweite St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit


Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2021

Modulverantwortung: Prof. Dr. Oliver Dufner

Dozierende: Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser, Dr. Marcel Bächtiger

Assistentin: Alice Busani

Duck Gegendruck GmbH, Neustadtstrasse 26, 6003 Luzen September 2021 Bild 1904 - 1905; Pfleghard und Haefeli; Geschäftshäuser: Haus Oceanic



INHALT

Vorwort 5 Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser, Dr. Marcel Bächtiger Der spontane Ausdruck Bezüge zwischen Louis Sullivan und den St. Galler Stickereigeschäftshäusern Tobias Furter

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Gebaute Städtebautheorie nach Camillo Sitte Eine kritische Reflexion von Heinrich Ditschers Studie zum Bahnhofplatz St. Gallen Nils Oppliger

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Morphology of Appropriation Understanding the individual interventions in Waldgutsiedlung. Maria Emelyn Vicencio

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Ein visionäres Bauwerk in einer bewegten Zeit Das Hospiz zum Johannes Kessler von Curjel & Moser Werner Weibel

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Themenübersicht der weiteren Arbeiten Abstract

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Bautensteckbriefe 187 Getting Closer: A Tour of the History of Architecture in St. Gallen

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


VORWORT Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser, Dr. Marcel Bächtiger

Horw, Januar 2021

Nachdem wir uns im vergangenen Herbst mit der Stadt Biel beschäftigt haben, möchten wir im kommenden Semester unsere Recherche zu städtebaulichen Phänomenen am Beispiel von St. Gallen fortführen. Wir verfolgen dabei weiterhin die Prämisse, dass städtebauliche und architektonische Entwicklungen in einer wechselseitigen Beziehung zu den jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen stehen und es daher möglich ist, jede Stadtstruktur im Verlauf ihrer Geschichte differenziert zu lesen. Dies geschieht anhand ihrer morphologischen Ausprägung wie auch der architektonischen Form ihrer Bauten und lässt damit Rückschlüsse auf obige Bedingungen zu. Die Disziplin Städtebau ist vielfach geprägt durch idealtypische Konzeptionen, die sinnbildlich für eine Vorstellung des menschlichen Zusammenlebens stehen. Im Lauf der Jahrhunderte entsteht durch Überschreibungen, Ergänzungen und Rückbau schrittweise eine städtische Realität, in der unterschiedliche Epochen und Wertvorstellungen unvermittelt kollidieren – man denke beispielsweise an moderne Eingriffe in mittelalterliche Städte – oder sich einzelne Ensembles zu einem komplexen Ganzen formen. Diese Phänomene finden sich in vielen europäischen Städten und tragen zu deren Vielfalt und Qualität bei. St. Gallen in den Fokus der Betrachtung zu stellen, macht aus verschiedenen Gründen Sinn. So weist die Stadt eine reiche und weit zurückreichende Stadtgeschichte auf, welche zum einen auf der Bedeutung als Klosterstadt gründet, zum andern auf der bis ins Mittelalter zurückreichenden Tradition als Handels- und Produktionsstätte der Textilindustrie. Diese beiden Faktoren prägten nicht nur die bauliche Entwicklung vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert, sondern verliehen der Stadt auch internationale Strahlkraft. Mit dem Einbruch der Textilindustrie nach dem 1. Weltkrieg hat St. Gallen zwar seine wirtschafltiche Bedeutung eingebüsst; als grösste Ostschweizer Stadt mit Universität und grossem Umland spielt sie jedoch kulturell und ökonomisch immer noch eine relevante Rolle im Diskurs. Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Im Verlauf der städtebaulichen Entwicklung St. Gallens gab es immer wieder Verdichtungsmomente, die von besonderer Bedeutung waren und welche wir schlaglichtartig beleuchten wollen. Über all diesen Ereignissen steht die Bedeutung und bauliche Präsenz des Klosters im Stadtzentrum. Dessen Gründung als Fürstabtei geht auf das 8. Jahrhundert zurück und bildete quasi den Nukleus für die Entwicklung St. Gallens bis heute. Verantwortlich für diese Gründung war die Präsenz des irischen Mönchs Gallus in der Region rund 100 Jahre zuvor. Durch die sukzessive Vergrösserung der Anlage sowie die Ummauerung der Siedlung um das Kloster im 10. Jahrhundert wurde St. Gallen dann auch typologisch zur Mittelalterlichen Stadt. Nach mehreren Bränden und Zerstörungen erlebte der Klosterbezirk mit dem Bau der neuen Kathedrale ab 1756 und dem kurz darauffolgenden Neubau der Stiftsbibliothek und der neuen Pfalz im Barockstil eine signifikante bauliche Entwicklung, welche bis heute Bestand hat. Obwohl das Benediktinerkloster 1805 aufgelöst wurde, behielt St. Gallen als Bischofssitz seine Bedeutung innerhalb der katholischen Kirche. Die Unterschutzstellung des gesamten Stiftsbezirks durch die UNESCO 1983 sicherte auch auf lange Sicht eine angemessene Wahrnehmung des Ensembles. Ein weiterer wichtiger gesellschaftlicher und ökonomischer Treiber war die im 19. Jahrhundert aufkommende Textilindustrie, welche zu einem starken Bevölkerungswachstum und damit auch zu einer Ausbreitung des Stadtkörpers in östliche und westliche Richtung führte. Der Ursprung der Textilproduktion reicht bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Während es über einige Jahrhunderte vor allem der Handel mit Leinwand war, führte die Erfindung der Handstickmaschine zu einem starken Aufschwung der Stickereiindustrie, welche der Stadt als internationaler Handelsdrehscheibe bis zum 1. Weltkrieg eine ausserordentliche ökonomische Blüte bescherte. Diese Entwicklung schlug sich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 1. Weltrkrieges auch in einer regen Bautätigkeit nieder. So entstanden an den Flanken der stadtbegleitenden Hügelzüge des Rosenbergs durchgrünte Wohngebiete, welche den Ruf als `Stadt der Treppen` begründete. Die damalige Bedeutung der Stickereiindustrie manifestiert sich baulich aber vor allem in einer Anzahl von Geschäftshäusern, welche geprägt vom Jugendstil, dem Reichtum des Stickereihandwerks in Form geschmückter und verzierter Fassaden huldigten. Zu nennen sind in diesen Zusammenhang insbesondere die Geschäftshäuser Oceanic (Arch. Pfleghard & Häfeli, 1906), Pacific (1907) und Finkart & Abegg (1919, beide Curjel & Moser). Während die Geschäftsbauten der Stickereiindustrie auf privater Basis entstanden, erfolgte die Planung für das heutige Museumsquartier mit

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Stadtpark östlich der Altstadt unter der Ägide der öffentlichen Hand. Auf der Basis des Bebauungsplans von Reinhard Lorenz (1874) bildete sich in den folgenden Jahrzehnten sukzessive ein sorgfältig komponiertes Zusammenspiel von Museums- und Bildungsbauten im neoklassizistischen Stil und Landschaftsraum. In seiner Anlage erinnert das Quartier dabei durchaus an die historistisch geprägte Stadthausanlage in Winterthur, ruft aber auch die klassizistischen Bauten des Museumsquartiers in Berlin in Erinnerung. Landesgrenzen überwindende Verwandtschaften zu städtebaulichen Gefügen finden sich auch an anderer Stelle in St. Gallen, so beispielsweise beim Hauptbahnhof. Dieser wurde von Alexander von Senger 1911-1913 in einem an den Barock angelehnten Stil erbaut. Die Basis für die gesamte Gestaltung bildete dabei der Platzentwurf von Heinrich Dietscher, der sich stark an den Grundsätzen von Camillo Sittes Schrift Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen von 1889 orientierte und die dort publizierte Piazza d’erbe in Verona in Figur und Dimension übernahm. In den Zwischenkriegsjahren litt St.Gallen unter den Nachwirkungen des Niedergangs der Stickereiindustrie. Dementsprechend spärlich blieben die gebauten Beispiele der Moderne in St. Gallen. Einzig der Linsebühlbau, der vom Architekten Moritz Hauser mit Unterstützung der Stadt initiiiert und 1933 fertiggestellt wurde, kann mit seinem gemischten Programm und Stilvokabular als grösserer moderner Bau im Sinne des Neuen Bauens verstanden werden. Mit der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ende des 2. Weltkriegs kam es dann auch in St. Gallen zu weiteren prägenden öffentlichen Bauten. So stellt der Neubau für die Hochschule von Walter Förderer, Rolf Otto und Hans Zwimpfer (1963) einen der wichtigsten Bauten der Spätmoderne dar, und wurde von Renyner Banham beziehungsweise Jürgen Joedicke unter dem Begriff des Betonbrutalismus rezipiert. Gemeinsam mit der Erweiterung der Kantonsschule durch Otto Glaus (1964) und dem Stadttheater von Claude Paillard (1968) repräsentiert dieser an eine moderne Akropolis gemahnende Bau ein neues Selbstverständnis öffentlicher Bauten in St. Gallen.

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GÄSTE

VORTRÄGE Dr. Werner Oechslin dipl. Architekt ETH „Barock“ Dr. Peter Röllin Kultur- und Kunstwissenschaftler “Textilmetropole St. Gallen — Topos und Städtebau / Architektur in der Frühzeit globaler Einbindung” Florian Zierer (Caruso St John Architects) dipl. Architektt TUB, ETSAM “St. Gallen Cathedral chancel” Ivo Barão (Barão-Hutter) dipl. Architekt FAUP “St. Gallen” SCHLUSSKRITIK Dr. Peter Röllin Kultur- und Kunstwissenschaftler Dr. Susanne Schindler Kilian Leiterin MAS gta ETH Zürich

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STUDIERENDE

Alen Mendes Cristina, Alzamil Aljawharah Mansour, Antonini Nicola, Baer Rebecca, Bakir Zouhir Stefan, Braun Xenia, De Almeida Sara Marisa, De Smet Jan-Karl Erwin, Dello Ioio Giovanni, Elizarova Vlada, Furrer Juliana, Furter Tobias, Gashi Qendrim, Gisler Patrick, Horsthemke Hilke, Hug Stefanie, Jabbouri Ichrake, Jacome Luzuriaga Johanna Elizabeth, Kaltenbach Larissa Aline, Kottathu Christian, Lounibos Shane Alexander, Müller Dario, Oppliger Nils, Pochkaenko Irina, Purkis Roisin Elizabeth, Redwood Joseph, Rubio Rodriguez Laura Cristina, Ruggeri Jacopo, Rushiti Rinor, Shabo Gabriela, Simic Ivan, Steiner Olivia, Tschopp Mario, Tschuppert Simone Monique, Vicencio Maria Emelyn, Wacker Pascal, Weibel Werner, Wenner Liliane, Yanenko Oleksandr, Yoon Solhae, Zejnullahu Amir.

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DER SPONTANE AUSDRUCK BEZÜGE ZWISCHEN LOUIS SULLIVAN UND DEN ST. GALLER STICKEREIGESCHÄFTSHÄUSERN Von Tobias Furter

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» mit den Beziehungen zwischen den Stickereigeschäftshäusern von Curjel & Moser in St. Gallen und der Architektur von Louis Sullivan in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ausgehend von Louis Sullivan und seinem bekannten Aufsatz «The tall office building artistically considered», untersucht die Arbeit im ersten Teil die Bedingungen und Intentionen der äusseren, architektonischen Form von Sullivans Gebäuden und verortet diese in seinem grossen Interesse für die Natur. Anhand in der Schweizerischen Bauzeitung publizierter Artikel wird aufgezeigt, dass Sullivans Werk, zu der Zeit als die Stickereigeschäftshäuser gebaut werden, in der Schweiz bereits wahrgenommen wird. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Aufgabenstellung, welche das Architekturbüro Curjel & Moser in St. Gallen zu bearbeiten hat, beschrieben und aufgezeigt, dass sie jener von Sullivan in Amerika sehr ähnlich ist. Beide sind mit einer neuen Gebäudetypologie konfrontiert und müssen nebst den konstruktiven und funktionalen Anforderungen, dessen äussere Gestalt klären. Im Schlussteil wird durch den genauen Beschrieb und die Interpretation der äusseren Form aufgezeigt, dass nicht nur die Aufgabenstellungen in Amerika und der Schweiz vergleichbar sind, sondern dass auch die gebauten Häuser, bezüglich ihrer vertikal gerichteten Fassadenstruktur, der gefügten Verkleidung aus Sand- oder Backstein oder der Behandlung ihres ornamentalen Schmuckes, ähnlichen Charakter besitzen.

Vertiefungsarbeit Der spontane Ausdruck

Dozenten

Bezüge zwischen Louis Sullivan und den St.Galler Stickereigeschäftshäusern

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Tobias Furter Kauffmannweg 29 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Inhalt

1 2 3 3.1 3.2 3.3 3.4 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 5 6 7 8

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Fragestellung / Methode Neue Bauaufgaben Die Architektur von Louis Sullivan Die Chicagoer Schule Das natürliche Ornament, Louis Sullivan und sein Bezug zur Natur «The tall office building artistically considered» «Neuere amerikanische Architektur» Ein Vortrag von H. P. Berlage in Zürich Das St. Galler Stickereigeschäftshaus – zwei Bauten von Curjel & Moser Das Grid der Davidsbleiche Die Stickereigeschäftshäuser «Pacific» & «Wilson» Vertikale Masse Gefügte Figur Malerische Haut Schlusswort Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Redlichkeitserklärung

Bezüge zwischen Louis Sullivan und– den St. Galler Stickereigeschäftshäusern Die Welt in Reichweite St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Fragestellung / Methode

Die Arbeit sucht nach Verbindungen zwischen den Bauten und Schriften des amerikanischen Architekten Louis H. Sullivan und der beiden Stickereigeschäftshäusern «Pacific» und «Wilson» des Architektubüros Curjel & Moser. Um dem unmittelbaren architektonischen Ausdruck der Bauten in Amerika und St. Gallen nachzukommen, ist die ganze Arbeit im Präsens geschrieben. Im ersten Teil wird der geschichtliche Hintergrund des Werkes von Louis Sullivan aufgearbeitet. Nachdem die Chicagoer Schule, welcher Sullivan angehört, eingeführt wird, beschreibt die Arbeit Sullivans Werdegang und zeigt sein besonderes Interesse für die Natur auf. Dabei wird der berühmte Ausspruch von Sullivan, «form follows function» eingeordnet und am Beispiel einzelner Bauten erklärt. Die Rezeption von Sullivans Werk in der Schweiz, kurz nach der Jahrhundertwende, schliesst den ersten Teil der Arbeit ab. Anhand des Vortrages von H. P. Berlage, im Zürcher Ingenieur – und Architektenverein, sowie der in der Schweizerischen Bauzeitung publizierten Amerika Reise von Prof. F. Bluntschli wird aufgezeigt, dass die Architektur von Louis Sullivan zu dieser Zeit in der Schweiz bekannt und anerkannt ist. Der zweite Teil setzt sich mit den Stickereigeschäftshäusern in St. Gallen auseinander. Zu Beginn wird diese damals neue Gebäudetypologie eingeführt. Es wird herausgearbeitet, dass die Fragestellung vor welcher Louis Sullivan in Amerika und das Büro Curjel & Moser in St. Gallen stehen, vergleichbar sind. Weiter wird die äussere Form der beiden Stickereigeschäftshäuser «Pacific» und «Wilson» beschrieben und interpretiert. Mittels direkten Vergleichen zu Sullivans Werken in Amerika wird versucht die damals neuen Gebäudetyplogien zu verstehen und darzustellen.

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Bezüge zwischen Louis Sullivan und– den St. Galler Stickereigeschäftshäusern Die Welt in Reichweite St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Neue Bauaufgaben

«Die Aufgabe der Architekten Curjel & Moser, die in St. Gallen kurz hintereinander zwei Geschäftshäuser zu errichten hatten, war nicht leicht. Es war ausdrücklich vorgeschrieben, dass die Bauten reine St. Galler Geschäftshäuser werden sollten.»1 Während der Hintergrundrecherche zu den St. Galler Stickerei Geschäftshäusern fällt mir diese Stelle in einem Zeitungsartikel auf. Ich halte kurz inne und lese sie dann nochmals. Was ist wohl mit «reine» St. Galler Geschäftshäuser gemeint? Unschuldig - bestimmt nicht, nimmt doch gerade zur Zeit ihrer Erbauung, kurz nach der Jahrhundertwende, die Kinderarbeit in der industrialisierten Stickerei-Produktion wieder zu.2 Sauber – schon eher, denn die Handels- und Industriestadt in der Ostschweiz ist praktisch nie von einer Robe aus Qualm und Dunst umhüllt. Die Besucher:innen der Stadt werden aufs angenehmste überrascht, wenn sie bei der Ankunft in St. Gallen nicht von den üblichen Wahrzeichen einer Industriestadt begrüsst werden. Zahllose Kamine und russgeschwärzte Fabrikgebäude gibt es keine. Die St. Galler Industrie ist von feinster Art.3 Vermutlich meint der Autor der Schweizerischen Baukunst, wenn er von der Aufgabe des «reinen St. Galler Geschäftshauses» schreibt, dass das Architekturbüro Curjel & Moser Geschäftshäuser entwerfen müsse, welche sich formal und typologisch auf keine andere schweizer Geschäfsthausarchitektur beziehen dürfen. Vielmehr sollen sich diese aus der Tradition der St. Galler Stickereiindustrie heraus entwickeln. Mir scheint dies insofern auch eine plausible Erklärung, da alle Stickereigeschäftshäuser, nicht nur jene beiden von Curjel & Moser, zur Zeit ihrer Erbauung einen neuen Haustypus in St. Gallen etablieren. Das Stickereigeschäftshaus repräsentiert nicht nur die Industrie, sondern beherbergt sie auch. Unter einem Dach wird entworfen, produziert, umgeschlagen und verkauft. Diese typologische Pluralität ist für die Bauform sehr bedeutend. Wirken die Häuser doch gerade deswegen nobler als eine Fabrik – eher wie ein Etablissement.4

Abb. 1. (links) Stickereigeschäftshaus «Pacific» in St. Gallen, Curjel & Moser, 1906. Abb. 2. (rechts) Stickereigeschäftshaus «Wilson» in St. Gallen, Curel & Moser, 1908.

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Perconi, 2/1910. S. 34. Kirchgraber, 1979. S. 30. Kirchgraber, 1979. S. 31. Kirchgraber, 1979. S. 32.

Der spontane Ausdruck Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abb. 3. Wainwright Building in St. Louis, Missouri, Louis Sullivan & Dankmar Adler, 1891.

Nebst dem oben beschriebenen Zeitungsartikel begleiten mich während des Semesters weitere Texte zu meiner Arbeit. Unter anderem der Essay von Louis Sullivan «The tall office building artistically considered», aus welchem auch sein berühmter Ausspruch «form follows function» stammt. Doch, bevor ich zu der berühmten Textpassage vorstosse, werde ich unvorhergesehen wieder nach St. Gallen zurückversetzt. Louis Sullivan schreibt: «Das Problem ist dieses: Wie sollen wir diesem sterilen, groben, rohen brutalen Haufen dieser starren, widerspenstigen Fratze ewigen Kampfes die Anmut jener höheren Formen der Empfindung und Kultur geben, die sich über die niedrigen und primitiven Leidenschaften erheben? Wie sollen wir aus der schwindelnden Höhe dieses so andersartigen, unheimlichen, modernen Hauses die frohe Botschaft des Gefühls, der Schönheit – den Kult eines höheren Lebens verkündigen?»5 Es sind die Worte eines Architekten, der sich mit einer schweren Bauaufgabe konfrontiert sieht. Gewiss bezieht sich Sullivan in keinster Weise auf St. Gallen. Und natürlich sind die massstäblichen Verhältnisse der Bauten und des städtischen Kontextes in Amerika von jenen in der Ostschweiz, grundverschieden. Doch, denke ich mir, sind sich die Bauaufgaben, vor welchen die Büros Adler & Sullivan und Curjel & Moser stehen sehr ähnlich, teilweise sogar gleich. 5

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Conrads, 1963. S.144.

Bezüge zwischen Louis Sullivan und– den St. Galler Stickereigeschäftshäusern Die Welt in Reichweite St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Die Architektur von Louis Sullivan

3.1 Die Chicagoer Schule Am Ufer des Michigansees findet in den 1830er Jahren ein ehemaliger Wehrbau immer mehr die Form einer Stadt. Sie wird, dem Raster des typisch amerikanischen «Grids» folgend, grösstenteils in Holz erbaut. Das Material wird von Anfang an mittels einer besonderen Technik, die den Namen «balloon frame» trägt, verarbeitet. Die Bauweise erlaubt einen schnellen, effizienten Baufortschritt und so wächst Chicago in den kommenden Jahrzehnten rasch zu einer grossen Stadt heran. Im Jahre 1871 zählt die Stadt bereits 300'000 Einwohner, als es zu einem grossen Unglück kommt. Ein Brand zerstört beinahe die ganze Stadt.6 Aus Furcht vor einer weiteren Katastrophe gehen die Aufbauarbeiten nur langsam voran und erst zehn Jahre später zwischen 1880-1890 wird der Wiederaufbau intensiv gefördert. Noch immer dem in der Gründerzeit festgelegten Grid folgend, entsteht an der Stelle des alten Dorfes ein modernes Geschäftszentrum mit Bürohäusern, Kaufhäusern und Hotels. Die Erbauer experimentieren mit viel Wagemut an den neuen Konstruktionsmöglichkeiten des Eisenbaus herum. Und so entsteht ein Werk von aussergewöhnlich einheitlichem Charakter, welches bis heute mit dem Sammelnamen «Schule von Chicago» bezeichnet wird. Die erste Generation, welche sehr rasch nach dem Brand die Arbeit aufnimmt, besteht hauptsächlich aus Ingenieuren. Der bedeutendste unter ihnen ist Baron Jenney. Aus seinem Atelier treten dann auch die begabtesten Architekten der zweiten Generation hervor. So auch der junge Louis H. Sullivan. Er ist sehr eigenwillig und kritisiert seine Zeitgenossen immer wieder scharf, versucht sich durch Bauten und Texte auszuzeichnen und strebt nach einer eigenen, persönlichen Architektur.7 Die Wurzeln von Sullivan liegen aber nicht in Chicago, sondern weiter östlich. In Boston wird Louis Henry im Jahr 1856 geboren. Sein Vater ist Ire, seine Mutter stammt aus der Schweiz. Da beide Eltern arbeiten, hält sich Sullivan die meiste Zeit bei seinen Grosseltern mütterlicherseits, im Umland von Boston auf. Nach einigen Umzügen und diversen Schulwechseln, Louis H. Sullivan lehnt sich mehrfach gegen seine Lehrer und das Schulsystem auf, beginnt er mit seinem Architekturstudium am MIT. Die Schule ist zu dieser Zeit sehr stark von der École des Beaux-Arts geprägt und so entschliesst sich Sullivan nach nur einem Jahr an der ältesten Architekturschule Amerikas die Theorien dort zu studieren, woher sie stammen - er reist nach Paris.8

Abb. 4. Ruinen nach dem Brand von Chicago, 1871.

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Benevolo, 1988. S. 271-272. Benevolo, 1988. S. 271-274. Frei, 1992. S. 10-15.

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3.2 Das natürliche Ornament, Louis Sullivan und sein Bezug zur Natur 18-jährig kommt Louis H. Sullivan im Sommer 1874 in Paris an. Hier will er an der École des Beaux-Arts sein Architekturstudium fortsetzen.9 Zu dieser Zeit schmäht die Pariser Schule sämtliche klassizistischen Positionen, viel Kritik übt vor allem die, an der École des Baux-Arts gelebte, neue «Romantische Schule»: Sie will von den absoluten Regeln des Klassizismus abweichen, um so die Beziehung von Form und deren Bedeutung neu zu definieren.10 Eben dieser Beziehung wird sich Jahre später auch Louis Sullivan widmen und so stark für eine neue, dynamische architektonische Gestalt plädieren.

Abb. 5. (links) auf der rechten Seite das von Sullivan kopierte Ornament des Tafelwerks «Flore ornamentale» Abb. 6. (rechts) Frontfassade Merchants National Bank, Louis Sullivan, 1912.

Kaum angekommen, verlässt Louis Sullivan die École des Beaux-Arts aber bereits wieder. Er reist nach Italien. Nach Aufenthalten in Rom und Florenz kehrt er nach Paris zurück. Doch er bleibt nicht mehr lange. Im Frühling 1875, nach nur einem Jahr, schliesst Sullivan das Kapitel der akademischen Bildung für immer ab und reist nach Chicago zurück. Seine Aufzeichnungen erzählen von vielen Nebenschauplätzen der Akademie in Paris. Wie zum Beispiel der mathematischen Aufnahmeprüfung. Die beharrliche Suche seines Mathematikprofessors nach allgemeingültigen Lösungen fasziniert ihn sehr. Er greift sie sofort auf und fordert auch in der Architektur neue, absolute Lösungen.11 Weiter interessieren die von Sullivan angefertigten Kopien des Tafelwerks «Flore ornamentale» aus seiner Zeit in Paris. Sie demonstrieren das genaue, wissenschaftliche Erfassen 12 des Pflanzenmotivs. Komponiert in der Manier der «Romantischen Schule». Vergleicht man die von Sullivan kopierte Tafel mit der Front Fassade der Merchants National Bank, von Louis Sullivan, fällt den Betrachtenden das Interesse für die symmetrische Komposition sofort ins Auge. In homogenen Materialien stehen hier, symmetrisch zu beiden Seiten des Haupteingangs, zwei reich ornamentierte Säulen. Über einen, fast bis zur Unkenntlichkeit verformten Architrav verbinden sie sich mit einem monumentalen Ornament über der Eingangstür. Auch das Ornament ist bis zum letzten Detail symmetrisch gestaltet und hebt sich, gleich wie die gezeichnete Blüte von der leeren Tafel, auffallend markant von der asketischen Backsteinwand dahinter ab.

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Frei, 1992. S. 15. Frei, 1992. S. 15-16. Frei, 1992. S. 17. Frei, 1992. S. 19.

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Wieder in Chicago angekommen arbeitet Louis Sullivan als freier Mitarbeiter für diverse Architekturbüros. Im Jahr 1880 wird er im Büro von Dankmar Adler eingestellt, wo er nur drei Jahre später zum gleichberechtigten Partner aufsteigt. Das Büro «Dankmar Adler & Company» wird in «Adler & Sullivan» umbenannt.13 Bei einer genauen Betrachtung der Bauten, welche in den folgenden Jahren vom Büro «Adler & Sullivan» geplant und gebaut werden, fällt sofort auf, dass die Architekten nach einer neuen Beziehung von Form und Inhalt suchen. So schreibt Sullivan in einem Essay 1892: «Ich kann nur fortfahren unter der Voraussetzung, dass unsere Kultur ein Stadium erreicht hat, in dem nachahmende oder in Anlehnung an Vergangenes geschaffene Kunst nicht voll befriedigt, und dass ein wirkliches Bedürfnis nach spontanem Ausdruck besteht»14 Sullivan bezieht sich in seinem Ausspruch hauptsächlich auf die äussere Form der Gebäude. Von ihr verlangt er, dass sie, wie jedes Ding in der Natur, den Betrachtenden vermittelt was sie bedeutet und sich zugleich von anderen Dingen unterscheidet. Wird dies erreicht, ist ihre Gestalt so charakteristisch und unverkennbar, dass sie schlichtweg als «natürlich» bezeichnet werden kann.15 Die von Sullivan gebauten Häuser sind oft von Ornamenten übersäht. So beispielsweise auch das Prudential Guaranty Builidng in Buffalo, New York (1896). Einzig eine feine Natursteinplatte, welche den Übergang von der Strasse zum Haus klärt, bleibt frei von ornamentalem Schmuck. Auf Sockel, Mittelpartie und Dach werden die typischen klaren, vertikalen Formen von Sullivan fast flächig von sehr feinen, natürlichen Ornamenten geziert. Doch das Gebäude wirkt weder überladen noch eklektisch. Die feinen Ornamente wirken, als ob sie sich aus dem schweren Gebäudekörper heraus entwickeln, um sich so den Betrachtenden ganz spontan und sehr direkt zu offenbaren. Ebendiese Wirkung ist typisch für die Architektur Sullivans. Er schreibt dazu: «Es muss deutlich erkannt werden, dass ein Ornament schöner ist, wenn es wie ein Teil der aufnehmenden Fläche oder Masse wirkt, als wenn es sozusagen nur draufgeklebt aussieht.»16 Abb. 7. Eckansicht, Prudential Guaranty Building in Buffalo, New York, Adler & Sullivan, 1896.

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Frei, 1992. S. 20. Conrads, 1963. S.132. Conrads, 1963. S.148. Conrads, 1963. S.133.

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Abb. 8. Prudential Guaranty Building in Buffalo New York, Adler & Sullivan, 1896.

Der Architekt lässt offen wie genau die Ornamente auf der Baustelle angebracht werden sollen. Ob geklebt oder ausgehauen, wenn es fertig ist, muss es so wirken, als ob die Ornamente durch eine geheimnisvolle Kraft aus dem Material selbst hervorwachsen. Auf diese Weise entsteht auch eine, für Sullivan logische, Beziehung zwischen Ornament und Körper. Denn nur ein ganz bestimmter Schmuck entspringt einer bestimmen Struktur – ebenso wie ein Blatt zu seinem Baum gehört.17 Nebst dem vielen Schmuck verwendet Sullivan, in der Sockelpartie des Prudential Guaranty Buildings klassische architektonische Elemente. Vor den grossen Öffnungen stehen Säulen. Auch die Haupteingänge werden mittels Rundbögen klassisch betont. Selbst über die gesamte Fassade betrachtet ist das Prudential Guaranty Building in die drei klassischen Gebäudepartien, Sockel Mittelteil und Dach unterteilt. Doch Sullivan setzt die Elemente nicht auf klassizistische Weise voneinander ab. Er bindet alle zu einer ganzheitlichen Erscheinung zusammen und erreicht so den von ihm selbst formulierten «spontanen Ausdruck». Dieser ist immer das Ziel und wird er erreicht, so meint der Architekt hoffnungsvoll: «Und wir werden am Ende die Entfaltung der Seele in ihrer ganzen Schönheit schauen – und wissen, dass lebendige Kunst wieder im Garten unserer Welt blühen wird.»18

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Conrads, 1963. S.133-134. Conrads, 1963. S.134.

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3.3 «The tall office building artistically considered»

Abb. 9. Cover des Lippincott's Magazine, 1896.

Im März 1896 publiziert das Lippincott’s Magazine den von Louis Sullvian geschriebenen Aufsatz «The tall office builiding artistically considered». Es ist jener Aufsatz der ihn später weltberühmt machen wird, denn in seinen Zeilen findet sich erstmals sein Ausspruch «form follows function». Sullivan beginnt mit der Feststellung das die Architekt:innen dieses Landes vor einem neuen Problem stehen – der Errichtung des grossen Bürogebäudes.19 Das Problem ist für Sullivan das Programm des Bürohauses und diesem wendet er sich auch gleich genauer zu. Nach Sullivan ist das Programm eines Bürogebäudes allgemeingültig. Es braucht ein Kellergeschoss mit Nebenräumen, ein Erdgeschoss mit öffentlichen Nutzungen, ein dem Erdgeschoss zugehöriges Obergeschoss, darüber eine unbestimmte Anzahl an Bürogeschossen und schliesslich ein dem Kellergeschoss ähnliches Dachgeschoss. Die Auflistung des allgemeingültigen Programms wird durch mehrere Kommentare zum Verhältnis von Struktur und Programm, die Bürozelle gibt das Raster der Struktur vor oder die Notwendigkeit und Relevanz eines Lichthofes, ergänzt. Schliesslich kommt Sullivan zum Hauptmerkmal des grossen Bürogebäudes – seiner enormen Höhe. Sie muss vollends betont und in ihrer Ganzheit zum Ausdruck kommen.20 Er fordert von den ausführenden Architekt:innen: «Der Mann, der in diesem Geist und im Gefühl der Verantwortung seiner Generation gegenüber plant und entwirft darf kein Feigling, kein Bücherwurm, kein Dilettant sein. Er muss leben im vollsten Sinn – aus seinem Leben und für sein Leben.»21 Es ist klar, was er von seinen Berufskolleg:innen fordert – reine, kraftvolle Empfindung. Und so kommt Sullivan auch der Lösung des Problems, der Findung der äusseren Form des hohen Bürogebäudes, immer näher. Die Form des Hauses entspringt keinem gekünstelten Regelwerk oder der Abbildung antiker Vorbilder. Die Form soll sich aus dem Problem selbst heraus entwickeln und so zu einer eigenständigen Erscheinung finden, die sie von uns selbst und auch von allen anderen Dingen unterscheidet.22 Sullivan schreibt abschliessend: «Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt. Das ist das Gesetz.»23 Betrachtet man beispielsweise das Wainwright Builiding, welches Sullivan zusammen mit Dankmar Adler im Jahre 1891 fertiggestellt hat, erkennt man schnell die Intentionen von Sullivan, welche er in seinem Aufsatz 1896 zum Ausdruck bringt. Das Erdgeschoss bildet mit dem ihm zugehörigen Obergeschoss den Sockel des Hauses. Darüber werden die Bürogeschosse gebaut, welche alle durch eine vertikale Struktur zusammengehalten werden. Sie unterstreicht dabei das Hauptmerkmal eines hohen Bürohauses – die enorme Höhe.

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Conrads, 1963. S.144. Conrads, 1963. S.144-146. Conrads, 1963. S.146. Conrads, 1963. S.146-148. Conrads, 1963. S.148.

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Abb. 10. Wainwright Building in St. Louis, Missouri, Louis Sullivan & Dankmar Adler, 1891.

Da das Dachgeschoss in seiner Funktion dem Kellergeschoss ähnlich ist, braucht es keine grossen Fenster. Dies nutzt Sullivan, um das Haus mit einer kraftvollen Geste abzuschliessen. Die Eckpartie des Hauses ist in Bezug auf den Ausspruch «form follows function» besonders interessant. Die massive Pfeilerform läuft vom Erdgeschoss bis unters Dach durch, einzig mittels eines kleinen Farbunterschieds wird zwischen Sockel und Mittelteil unterschieden. Dies widerspricht dem Dogma von Sullivan. Jedoch wird so die vom Architekt geforderte Gesamtwirkung der Architektur mit grossem baukünstlerischem Geschick zum Ausdruck gebracht. Verleiht doch gerade der Eckpfeiler dem Haus seinen ganzheitlichen Ausdruck. Weiter sind es die unzähligen feinen Nuancierungen oder der starke Kontrast zwischen der massigen Form und des feinen Ornaments, welche den Gebäuden von Sullivan ihre einzigartige Kraft und Schönheit verleihen. Trotz seiner intellektuellen Leistung, welche hinter dem Ausspruch «form follows funciton» steckt, wird bei der Betrachtung der Bauten von Sullivan schnell klar, dass diese weit darüber hinausgehen. Ihre Kraft liegt nicht hauptsächlich in der Theorie, sondern äussert sich in reiner Empfindung.

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Bezüge zwischen Louis Sullivan und– den St. Galler Stickereigeschäftshäusern Die Welt in Reichweite St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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3.4 «Neuere amerikanische Architektur» Ein Vortrag von H. P. Berlage in Zürich Im März 1912 hält der holländische Architekt H. P. Berlage im Züricher Ingenieurund Architektenverein einen Vortrag über die neuere amerikanische Architektur. Da seine Ausführungen bei den Zuhörenden grossen Anklang finden, wird der Vortrag noch im Herbst desselben Jahres in der Schweizerischen Bauzeitung publiziert. Der Inhalt des Vortrages wird auf drei Hefte verteilt.24 Nachdem Berlage die amerikanische Architektur kurz einleitet und dabei etwas zynisch meint, dass sie zu oft nur auf die Konstruktion der sogenannten «Wolkenkratzer» reduziert werde, meint er etwas verwundert, dass selbst diese Architektur der echten, amerikanischen Gebäude auf alten Stilmotiven aufgebaut ist. Doch es gibt eine Ausnahme, die Bauten von Louis Sullivan. Für den Holländer ist Sullivan ein modern empfindender Architekt, welcher das neue Lebensgefühl in seinen Bauten zum Ausdruck bringt.25 Dass die amerikanische Wolkenkratzerarchitektur nicht nur konstruktiv interessant ist, sondern auch reelle Schönheitswerte aufzuweisen hat, bemerkt aber bereits elf Jahre vorher ein anderer einflussreicher Mann.26 Alfred Friedrich Bluntschli der Schweizer Architekt und ETH Professor reist kurz vor der Jahrhundertwende mit dem Schiff nach Amerika. Von New York ausgehend durchquert er das ganze Land, bis er drei Monate später in Kalifornien ankommt. Dort nimmt er an einem internationalen Architekturwettbewerb teil.27 Seine Reise wird 1901 in mehreren Artikeln in der schweizerischen Bauzeitung publiziert. Nebst vielen Bildern beschreibt Bluntschli die neueren, amerikanischen Geschäftshäuser wie folgt: «Zeigen die Bauten aus älterer Zeit durchschnittlich einen etwas barbarischen Geschmack, so sind dagegen viele der neueren geradezu hervorragende architektonische Leistungen mit viel Sinn für Gesamtwirkung und grossem Geschmack für die Detailausbildung.»28 In den Artikeln von Prof. Bluntschli wird rasch klar, dass er von der neueren amerikanischen Architektur sehr angetan ist. Einerseits ist der Schweizer fasziniert von den konstruktiven und effizienten Lösungen der gestellten Bauaufgaben, andererseits, und davon erzählt ausdrücklich das oben abgebildete Zitat, fasziniert ihn die aussergewöhnliche Wirkung dieser neuen Gebäude. Bluntschli reist auch durch Chicago, wo er das kurz vorher fertiggestellte Stock Exchange Building von Dankmar Adler und Louis Sullivan besichtigt.29 Es ist nicht überliefert, ob Prof. Bluntschli Louis Sullivan oder andere Vertreter der Chicagoer Schule persönlich getroffen hat und so eine Beziehung zwischen den amerikanischen Architekt:innen und der Schweiz entsteht. Doch kann man davon ausgehen, dass die neuere amerikanische Architektur, durch die Artikel in der Schweizerischen Bauzeitung, und vor allem die Begeisterung, die darin zum Ausdruck kommt, von den hiesigen Architekturschaffenden wahrgenommen wird. Einer der Arbeitskollegen von Prof. Bluntschli ist Karl Moser. Der ehemalige Student von Bluntschli wird ein paar Jahre später in St. Gallen mit einer ähnlich neuen und komplexen Bauaufgabe konfrontiert, wie sie Louis Sullivan in Chicago bereits antraf. 24 25 26 27 28 29

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Berlage, 11/1912. S. 148. Berlage, 11/1912. S. 148-149. Berlage, 11/1912. S. 148. Bluntschli, 3/1901. S. 23. Bluntschli, 4/1901. S. 35. Bluntschli, 12/1901. S. 125.

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Abb. 11. State Street, Chicago, Fotografie von Prof. F. Bluntschli, 1898.

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Bezüge zwischen Louis Sullivan und– den St. Galler Stickereigeschäftshäusern Die Welt in Reichweite St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Das St. Galler Stickereigeschäftshaus – zwei Bauten von Curjel & Moser

4.1 Das Grid der Davidsbleiche Der Durchbruch der Stickereiindustrie, nun als Maschinenindustrie, erfolgt in den 1860er Jahren. Da in diesen Jahren der amerikanische Sezessionskrieg beendet wird und die St. Galler Unternehmen nun wieder uneingeschränkt nach Amerika exportieren können, steigen die Exportsummen rasch an. Um der wirtschaftlichen Situation gerecht zu werden, baut die Stadt im Westen ein neues Handelsviertel.30 Wenn man den Stadtplan von St. Gallen heute betrachtet, fällt einem die Struktur dieses Handelsquartiers sofort ins Auge. Dort lichten sich die verzahnten und gekrümmten Gassen der Altstadt zu einem orthogonalen Raster. Eine amerikanische Idee? Keineswegs – das Grid entspringt einer alten St. Galler Tradition. Das neue Handelsquartier entsteht am gleichen Standort wo früher die Leinentücher zum Bleichen in die Sonne gelegt wurden auf der ehemaligen Davidsbleiche. Da die Leinentücher immer rechteckig zugeschnitten sind, wurden auch die Parzellen des Bleichefeldes rechteckig ausgelegt. Untereinander waren die einzelnen Grundstücke mittels einem schmalen, den Parzellengrenzen folgenden, Wegnetz verbunden. Es bildet die Grundlage für das Strassenraster des neuen Geschäftsviertels in St. Gallen.31

Abb. 12. Stadtplan St. Gallen, 1860.

Stadtplan St. Gallen

Abb. 13. Stadtplan St. Gallen, 1903.

15.03.21, 15:07

+ −

Datum: 15.03.2021 Das Urheberrecht an diesem Plan besitzt die Stadt St. Gallen. Die Daten haben keine rechtliche Gültigkeit. Verbindliche Auskünfte erteilen ausschliesslich die zuständigen Dienststellen der Stadtverwaltung.

30 Röllin, Studer, 1996. S. 62. 31 www.st.gallen-bodensee.ch (15.03.21).

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4.2 Die Stickereigeschäftshäuser «Pacific» & «Wilson» Zwischen 1906-1908 baut das Architekturbüro Curjel & Moser, bestehend aus dem deutschen Architeken Robert Curjel und dem Schweizer Karl Moser, in St. Gallen zwei Geschäftshäuser. Das Geschäftshaus «Pacifc» für die Firma Niederer & Cie. und das Geschäftshaus «Wilson» für das Unternehmen Fenkart & Abegg. Wie man einem Artikel der schweizerischen Baukunst entnehmen kann, ist die Aufgabe, welche die Architekten zu lösen haben, nicht leicht, denn es sollen «reine» St. Galler Geschäftshäuser entstehen.32 Doch dies ist bei weitem nicht die einzige Anforderung, die beim Bau eines solchen Hauses beachtet werden muss. Ein Stickereigeschäftshaus muss sehr nahe am Bahnhof gebaut werden, denn die Kundschaft aus aller Welt, welche in den Häusern empfangen wird, kommt damals mit dem Zug. Da die Quadratmeterpreise in der Nähe des Bahnhofes hoch sind, müssen auch die Gebäude in die Höhe gebaut werden. Im Innern eines Stickereigeschäftshauses werden Fertigungsarbeiten erledigt, gehandelt und verkauft. So müssen Räume erstellt werden, die sehr hell, flexibel und dennoch repräsentativ sind. Die damals noch neue Bautechnik, des Eisenbetons hilft vor allem bei der Lösung der hohen Anforderungen an die innenräumliche Flexibilität oder zur Überwindung der Mehrgeschossigkeit. Vor allem jedoch stehen die Architekten vor der Aufgabe eine Gebäudetypologie zu entwerfen, welche es zu dieser Zeit noch nicht gibt. Denn ein Stickereigeschäftshaus unterscheidet sich von der damaligen Industriearchitektur sehr deutlich. Das heterogene, durchmischte Programm aus Fabrikarbeit und Verkauf muss nach aussen hin auf feinste Art und Weise abgebildet werden. Um so die ankommende Kundschaft von der Schönheit und Qualität der Ware zu überzeugen, bevor sie diese überhaupt sieht.33 Abb. 14. (links) Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908. Abb. 15. (rechts) Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906.

Die von dem Architekturbüro Curjel & Moser gebauten Stickereigeschäftshäuser sind Repräsentationsbau und Fabrik. Diese typologische Doppelfunktion drückt sich in der sehr eigentümlichen, äusseren Erscheinung der Häuser aus. Gerade die Aufgabe, eine neue Haustypologie zu entwerfen und deren äussere Gestalt zu klären, ist mit der Situation von Louis Sullivan in Amerika vergleichbar.

32 www.st.gallen-bodensee.ch (15.03.21). 33 Kirchgraber, 1979. S. 30-32.

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Abb. 16. Ansicht Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906.

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Abb. 17. Ansicht Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908.

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4.3 Vertikale Masse Beim Betrachten der Fassade des Geschäftshauses «Pacific» fällt die Vertikalität der äusseren Form sofort auf. Das Haus ist nicht klassizistisch in drei Partien geteilt. Sämtliche Elemente werden mittels der Vertikalen zu einer wuchtigen aber trotzdem sehr fein artikulierten Gesamtwirkung gefasst. Wichtige Elemente, wie beispielsweise die Haupteingänge, treten erst bei einer längeren Betrachtung durch ihre dezente Ausformulierung hervor. Der aufgesetzte, in roten Ziegeln ausgeführte Dachaufbau ist zurückgesetzt und gehört optisch nicht mehr zum Haus dazu. Wie später auch beim Geschäftshaus «Wilson» wird durch die Vertikalisierung der Fassade auch hier die innere Stahlbetonstruktur zum Ausdruck gebracht. Es kann den Architekten jedoch nicht einzig darum gegangen sein. Viel mehr wirkt die äussere Form der Fassade so, als bilde die innere Struktur lediglich die Ausgangslage für ihre vertikale Ausrichtung. Denn lässt man die Fassade des Geschäftshauses «Pacific» etwas länger auf sich wirken, scheint es, als ob sich die steinernen Fassadenflächen in sanften, wellenartigen Regungen bewegen. Für diese Wirkung ist die Eckausbildung entscheidend. Denn hier werden, anders als beispielsweise bei Sullivans Wainwright Building, die Fassaden nicht miteinander verbunden, sondern voneinander abgesetzt. Abb. 18. Hauptfassade Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906.

Das Geschäftshaus «Wilson» steht etwas weiter westlich vom historischen Stadtzentrum entfernt an sanfter Hanglage. Das Sockelgeschoss ist eindeutiger vom restlichen Gebäude abgesetzt, aber sehr zurückhaltend ausgeführt. Es scheint fast so, als wolle das Architekturbüro eine ideale, horizontale Plattform für die darauf abgestellte Pfeilerfassade bauen. Da sich jedoch der Haupteingang in diesem Geschoss befindet, wird er deutlicher abgesetzt und vermittelt eigenständig zwischen Strassenraum und Gebäude. Die vertikale Fassade oberhalb des Sockels wirkt weniger bewegt. Die Pfeiler kommen in ihrer Form einer klassischen Säule sehr nahe. Die starken Säulen werden jeweils von feinen Lisenen begleitet. Da sie die Fenster in drei einzelne, ebenfalls stehende Elemente aufteilen, kommt die vertikale Gesamtwirkung sehr stark zum Ausdruck.

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Keineswegs darf die Eckausbildung des Geschäftshauses «Wilson» ausser acht gelassen werden. Anders als beim Haus «Pacific» wird die Ecke hier durch eine räumliche Figur betont. Ohne die ganzheitliche Wirkung der Fassade zu verletzten wird durch das, in der Ecke hervortretende, Dachgeschoss, mit aufgesetzter Kuppel, die Ecksituation des Hauses auf imposante Weise unterstrichen. Es ist nicht mehr klar, ob das Haus als Turm mit Seitenflügeln oder als Palast mit Türmchen gelesen werden soll. Die Vertikalisierung der Fassade kann durchaus mit Sullivan verglichen werden. Es ist jedoch nicht die einzige Verbindung welche zwischen den Geschäftsbauten von Sullivan und den beiden Häusern von Curjel & Moser gezogen werden kann. Obschon der Gebäudekörper von beiden Häusern in St. Gallen feiner und leichter wirkt, wenn man ihn mit beispielsweise dem Wainwright oder dem Prudential Guaranty Building vergleicht, wird rasch klar, dass beide Architekturbüros sehr stark an einer ganzheitlichen Wirkung interessiert sind. Dabei treten die einzelnen architektonischen Elemente nur noch durch sanfte Nuancierungen hervor.

Abb. 19. Hauptfassade Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908

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4.4 Gefügte Figur Obschon die von Sullivan gebauten Fassaden sehr schwer und archaisch wirken, bildet die äussere Backsteinhaut fast immer nur eine Verkleidung der inneren Stahlstruktur. In gleicher Manier werden die Betonstrukturen der Stickereigeschäftshäuser in St. Gallen von Sandsteinplatten ummantelt. Auf eine Darstellung der Ummantelung wird jedoch in Amerika und St. Gallen gleichermassen verzichtet. Obwohl den Fassaden durch die gefügten Steinplatten eine textile Wirkung verliehen wird, versuchen die Architekten in St Gallen, mittels des Materials, die Wirkung von älteren Prachtbauten zu imitieren. Beispielsweise werden im Sockelgeschoss des Geschäftshauses «Wilson», die Steinelemente oberhalb der Fenster wie bei einem tragenden Gewölbe inklusive eines Schlusssteines verlegt.

Abb. 20. Ansicht Sockelgeschoss, Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908.

Beim Geschäftshaus «Pacific» interessieren die Brüstungspartien zwischen Pfeiler und Fenster. Sie sind aus einem grossen Sandsteinblock gemacht. Damit seine Fläche nicht allzu glatt wirkt und sich besser mit den anderen architektonischen Elementen verbindet, wurde seine Oberfläche leicht bearbeitet und ist profiliert. Dennoch treten die Brüstungen beim längeren Betrachten als steinerne Flaggen klar aus der sonst feingliedrigen Fassade hervor. Ob die Architekten durch die Sandsteinplatten die Stickereigeschäftshäuser in St. Gallen verorten wollen oder ob sie versuchen mit diesem Material eine Verbindung zur berühmten St. Galler Stiftskirche zu schaffen, deren Fassade ebenfalls in Sandstein ausgeführt ist, kann an dieser Stelle nur gemutmasst werden.

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Abb. 21. Fassade mit Brüstungselementen, Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906.

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4.5 Malerische Haut Die Ornamente, welche Sullivans Gebäude zieren wirken so feingliedrig, dass sie sich ähnliche wie eine Wasseroberfläche immer wieder auflösen um sich dann erneut aufzubauen, ohne jemals zu einer endgültigen Form zu finden. Dagegen wirken die Ornamente an den St. Galler Stickereigeschäftshäusernw gerade zu statisch. Sie sind auch viel abstrakter, einfacher gestaltet und florale Ornamente findet man praktisch keine. Die Behandlung des Ornaments ist jedoch gleich. Wie bei Sullivan entwickeln sich die Ornamente an den Geschäftsbauten «Pacific» und «Wilson» aus dem Gebäudekörper selbst hinaus. Nichts wirkt geklebt, alles ist aus demselben Material gemacht. Beim Prudential Guaranty Building von Louis Sullivan überziehen die Ornamente die gesamte Fassade wie Hieroglyphen auf Säulen und Wänden des alten Ägypten. Sullivans «Inschriften beziehen sich dabei immer auf die Gestalt der gebauten Hülle, genauer auf die Übergänge zwischen Innen und Aussen, die wie Bilder gerahmt werden.34 In St. Gallen werden die Ornamente viel sparsamer eingesetzt. Doch auch hier helfen sie, die Gestalt der Häuser zu betonen. Beispielsweise beim Haus «Pacific», wo die vertikalen Pfeiler durch seitliche Ornamentierungen schmaler erscheinen, als sie eigentlich sind und so eine feine, bewegte Fassade einleiten können. Gleichermassen wird beim selben Haus die Dachpartie, durch das Relief des Sturzes über dem obersten Fenster optisch vergrössert und visuell hervorgehoben. (siehe Abb. 18, S.22) Beim Geschäftshaus «Wilson» werden die Haupteingänge durch viele, feine Ornamente geschmückt. So werden sie visuell von der eher glatten Oberfläche des Sockels abgesetzt. Diese Ornamente erinnern stark an die Art wie Louis Sullivan in Amerika seine schweren Gebäudekörper mittels Ornamentierungen beinahe auflöst. Ähnlich wie beim Haus «Pacific» wird auch das oberste Geschoss des Hauses «Wilson» durch feine Ornamentierungen an Pfeilern und Brüstungspartien sanft betont und hervorgehoben. (siehe Abb. 19, S.23) Abb. 22. Detailaufnahme Fassadenpfeiler, Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906.

Geht man sehr nahe an den Fassaden der beiden Stickereigeschäftshäuser vorbei, erkennt man, dass die verwendeten Sandsteinelemente keineswegs glatt sind. Sie wurden alle scharriert. So als wollten die Architekten Robert Curjel und Karl Moser ihre prachtvollen Häuser in St. Gallen vor dem Hintergrund der bestehenden Stadtsilhouette leicht verwischen. Es ist ein wunderbarer Widerspruch, welcher nicht unmerklich zur ruhigen, erhabenen Wirkung dieser Gebäude beiträgt.

34 Frei, 1992. S. 114.

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Abb. 23. Detailaufnahme Haupteingang, Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908.

Abb. 24. Detailaufnahme Säulenkaptiel und Fassade, Prudential Guaranty Building in Buffalo, New York, Adler & Sullivan, 1896.

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Schlusswort

Die beiden Architekturbüros Adler & Sullivan in Amerika und Curjel & Moser in der Schweiz sind mit einer ähnlichen Bauaufgabe, der Lösungsfindung für eine neue Gebäudetypologie, konfrontiert. Trotz des grossen massstäblichen Unterschieds zeigt die vorliegende Arbeit auf, dass die damaligen Bauaufgaben in Amerika und der Schweiz vergleichbar sind. Mittels präziser Analyse und Interpretation der Stickereigeschäftshäuser «Pacific» und «Wilson» in St. Gallen wird aufgezeigt, dass auch unterschiedliche Vergleiche zwischen der gebauten, äusseren Form in der Schweiz und Amerika gezogen werden können. Beispielsweise teilen beide Büros ihre Fassaden nicht mehr in klassizistischer Manier in drei Partien auf, sondern arbeiten mit einer starken, vertikalen Struktur. Ebenso werden die Ornamente ähnlich behandelt. Dort wo sich bei Sullivans Gebäuden florale Ornamente aus der massigen Fassade heraus entwickeln, erscheinen in St. Gallen wohl statischere, grafische Elemente. Diese entfalten sich aber gleich wie in Amerika augenscheinlich langsam aus dem schweren Gebäudekörper. Durch die in der Schweizerischen Bauzeitung publizierten Vorträge von H. P. Berlage und Reiseberichte von Prof. F. Bluntschli, bei welchem Karl Moser an der ETH studierte, kann davon ausgegangen werden, dass den Architekten Robert Curjel und Karl Moser die neuere amerikanische Architektur bekannt ist. Die beiden Architekturbüros Adler & Sullivan und Curjel & Moser kennen sich nicht persönlich und beziehen sich weder in ihren schriftlichen noch ihren architektonischen Werken aufeinander. Es ist jedoch interessant darüber nachzudenken, dass nach dem Ende der Industrialisierung beide Büros nicht nur ähnlichen Aufgabenstellungen gegenüberstehen, sondern auch gleiche gestalterische Absichten verfolgen. Ihre Architekturproduktion vielleicht sogar auf einer ähnlichen, emotionalen Empfindung aufbaut?

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Literaturverzeichnis

Benevolo, Leonardo: Geschichte der Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 1. München 1988 Berlage Hendrik Petrus: Neuere amerikanische Architektur. In: Schweizerische Bauzeitung 11/1912, S. 148-149 Bluntschli, Alfred Friedrich: Reiseeindrücke aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Teil 1. In: Schweizerische Bauzeitung, 3/1901, S. 23 Bluntschli, Alfred Friedrich: Reiseeindrücke aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Teil 2. In: Schweizerische Bauzeitung, 4/1901, S. 35 Bluntschli, Alfred Friedrich: Reiseeindrücke aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Teil 4. In: Schweizerische Bauzeitung, 12/1901, S. 125 Conrads, Ulrich: Louis H. Sullivan. Ein amerikanischer Architekt und Denker. Berlin West 1963

Frei, Hans: Louis Henry Sullivan. Zürich 1992 Kirchgraber, Jost: St. Gallen 1900-1914. Der St. Galler Jugendstil in seinem kulturhistorischen Zusammenhang. St. Gallen 1979 Perconi, Hector: Zwei Geschäftshäuser in der Stadt St. Gallen. In: Die Schweizerische Baukunst 3/1910, S. 34 Röllin, Peter/Studer, Daniel: INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur. Band 8. Bern 1996

Schregenberger, Martin: St. Galler Textilkultur. https://st.gallen-bodensee.ch/files/st.gallen-bodensee.ch/Textilland%20Ostschweiz/Audio/ Textilweg_Stadt-StGallen_DE_low.pdf (15.03.2021)

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: (links) Stickereigeschäftshaus «Pacific» in St. Gallen, Curjel & Moser, 1906. Aus: Perconi, 2/1910. S. 41.

Abb.17: Ansicht Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908. Aus: Perconi, 2/1910. S. 36.

Abb.2: (rechts) Stickereigeschäftshaus «Wilson» in St. Gallen, Curel & Moser, 1908 Aus: Perconi, 2/1910. S. 37.

Abb.18: Hauptfassade Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906. Von: Autor, 2021.

Abb.3: Wainwright Building in St. Louis, Missouri, Louis Sullivan & Dankmar Adler, 1891 Aus: https:// de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wainwright_building_ st_louis_USA.jpg. (10. April 2021).

Abb.19: Hauptfassade Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908. Von: Autor, 2021.

Abb.4: Ruinen nach dem Brand von Chicago, 1871 Aus: https-//www.welt.de/geschichte/ article181798900/Grosser-Brand-Chicagos-1871Erst-zerstoerten-die-Flammen-Chicago-dannder-Mob.html. (07. Juni 2021).

Abb.21: Fassade mit Brüstungselementen, Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906. Von: Autor, 2021.

Abb.5: (links) auf der rechten Seite das von Sullivan kopierte Ornament des Tafelwerks «Flore ornamentale» Aus: Frei, 1992. S. 19.

Abb 22: Detailaufnahme Fassaden- pfeiler, Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906. Von: Autor, 2021.

Abb.6: (rechts) Frontfassade Merchants National Bank, Louis Sullivan, 1912. Aus: https://hiddenarchitecture.net/merchants-national-bank/. (20. April 2021).

Abb.23: Detailaufnahme Haupteingang, Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908. Von: Autor, 2021.

Abb.7: Eckansicht, Prudential Guaranty Building in Buffalo, New York, Adler & Sullivan, 1896. Aus: https-//davidhansendesign.tumblr.com/ post/165532426501/louis-sullivan-guarantee-building-buffalo-new/amp. (07. Juni 2021).

Abb.24: Detailaufnahme Säulenkaptiel und Fassade, Prudential Guaranty Building in Buffalo, New York, Adler & Sullivan, 1896. Aus: https://www.instagram.com/p/CNhrDcRMIF7/ (12. Mai 2021).

Abb.8: Prudential Guaranty Building in Buffalo New York, Adler & Sullivan, 1896. Aus: https-// visuallexicon.wordpress.com/2017/10/03/ schiller-building-in-chicago/. (07. Juni 2021). Abb.9: Cover des Lippincott's Magazine, 1896. Aus: https://www.smow.com/blog/2014/03/ smow-blog-design-calendar-march-1st-1896-–louis-h-sullivan-defines-form-follows-function/ lippincotts-monthly-magazine-march-1896/. (10. April 2021). Abb.10: Wainwright Building in St. Louis, Missouri, Louis Sullivan & Dankmar Adler, 1891. Aus: https://www.stltoday.com/news/local/columns/ joe-holleman/wainwright-building-serves-as-model-for-ku-students/article_5be31325-8a66-5e8e9092-4059c9474335.html. (10. April 2021) Abb.11: State Street, Chicago, Fotografie von Prof. F. Bluntschli, 1898. Aus: Bluntschli, 12/1901. S.126. Abb.12: Stadtplan St. Gallen, 1860. Aus: https:// map.stadt.sg.ch/stadtplan/ext/?lang=de&basemap=sg_ basisplan_f&blop=1&x=2745250&y=1254000&zl=5&hl=0&layers= (7. Mai 2021). Abb.13: Stadtplan St. Gallen, 1903. Aus: https:// map.stadt.sg.ch/stadtplan/ext/?lang=de&basemap=sg_ basisplan_f&blop=1&x=2745250&y=1254000&zl=5&hl=0&layers= (7. Mai 2021). Abb.14: (links) Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908. Aus: Kirchgraber, 1979. S. 35. Abb.15: (rechts) Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906. Aus: Kirchgraber, 1979. S. 39. Abb.16: Ansicht Stickereigeschäftshaus «Pacific», Curjel & Moser, 1906. Aus: Perconi, 2/1910. S. 35.

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Abb.20: Ansicht Sockelgeschoss, Stickereigeschäftshaus «Wilson», Curjel & Moser, 1908. Von: Autor, 2021.

Der spontane Ausdruck Semester Reader Frühlingssemester 2021


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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Der spontane Ausdruck Bezüge zwischen Louis Sullivan und den St. Galler Stickereigeschäftshäusern selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Furter Tobias Luzern, 06.06.2021

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GEBAUTE STÄDTEBAUTHEORIE NACH CAMILLO SITTE EINE KRITISCHE REFLEXION VON HEINRICH DITSCHERS STUDIE ZUM BAHNHOFPLATZ ST. GALLEN. Von Nils Oppliger

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte mit der Studie zur Bahnhofplatz-Frage von Heinrich Ditscher und mit seiner damit verbundenen Auseinandersetzung mit Camillo Sittes Theorie zum Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen. Durch die methodische Analyse anhand Sittes städtebaulichen Themen wird untersucht, wie stark Ditscher sich für das Bahnhofplatz-Konzept an Sitte hielt. Anschliessend werden die wichtigsten Transformationsschritte von damals bis heute analysiert und mit Ditschers Projekt verglichen. Schlussendlich können Schlüsse gezogen werden, ob die Ursprungsidee durch die Änderungen gestärkt oder geschwächt wurden. Es hat sich gezeigt, dass sich Heinrich Ditscher stark an die Theorie von Camillo Sitte hielt und somit der Bahnhofplatz als gebaute Theorie betrachtet werden kann. In den vergangenen 106 Jahren, seit der Fertigstellung, wurde der Platz jedoch stark verändert, so dass heute nur noch einzelne Fragmente von Ditschers Idee erkennbar sind. Obwohl Heinrich Ditscher eine breit abgestütze Studie zusammen mit Camillo Sittes Theorie verfasste, wurde an der Geschichte vom Bahnhofplatz nicht weitergebaut. Es entstand ein Platz, dem man die Transformationsschritte bis heute ansieht und dem es nicht mehr gelingt, für den Betrachter, ein malerisches Bild zu erzeugen.

Vertiefungsarbeit Gebaute Städtebautheorie nach Camillo Sitte

Dozenten

Eine kritische Reflexion von Heinrich Ditschers Studie zum Bahnhofplatz St. Gallen.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Prof. Johannes Wieser Käferstein Dr. Marcel Bächtiger Richard Zemp

Nils Oppliger Endorfstrasse 77 3655 Sigriswil

Lucerne University of Applied Lucerne Sciences Universityand of Arts Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur HOCHSCHULE LUZERN Technikumstrasse 21 Technik & Architektur 6048 Horw Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Master in Architektur Datum: 08. 06. 20212021 Frühlingssemester Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Inhalt

1 1.1 1.2 2 2.1 3 3.1 3.2 3.3 4 5 6 7

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Einleitung Fragestellung Vorgehen und Methode Camillo Sittes Städtebautheorie: Die Anwendung in St. Gallen Der Bahnhofplatz nach Heinrich Ditschers Studie Die Transformationen des Bahnhofplatzes 1950er-Jahre: Die Vollendung von Ditschers Idee 1970er-Jahre: Die Abwendung von Ditschers Idee 2010er-Jahre: Ein funktionaler Eingriff Erkenntnisse Literaturliste Abbildungsverzeichnis Redlichkeitserklärung

Eine kritische Reflexion von Heinrich Ditschers zum der Bahnhofplatz St. Gallen. Die Welt in Reichweite – St. Gallen Studie im Spiegel internationalen Architekturgeschichte

7 8 8 9 9 15 15 16 18 21 23 24 25

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Abb. 1. Der fertiggestellte Bahnhofplatz von 1915 nach Heinrich Ditschers städtebaulicher Idee. Rechts befindet sich das Aufnahmegebäude, links das Postgebäude mit Turm und hinten der Platzabschluss mit Torbogen.

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Gebaute Städtebautheorie Camillo Sitte Semester nach Reader Frühlingssemester 2021


1

Einleitung

Als 1856 der erste Bahnhof in St. Gallen eröffnet wurde, verband sich die Sticke1 rei-Stadt fortan mit der ganzen Welt. Doch bereits vor der Jahrhundertwende genügte der kleine Bahnhof für die florierende Stadt nicht mehr. Es folgten erste Projektierungen für einen neuen, grösseren Bahnhof. 1907 schrieb schliesslich das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) zusammen mit der Generaldirektion der SBB einen Architekturwettbewerb aus. Das Ziel war die Erlangung von Entwürfen für die einheitliche architektonische Gestaltung der Fassaden des neuen Postgebäudes, des neuen Aufnahme- und Verwaltungsgebäudes der SBB in St. Gallen, des Aufnahmegebäudes des Schmalspurbahnhofes sowie des Verbindungsganges zu Letzterem. Aus den eingereichten 23 Entwürfen wurden deren drei ex aequo auf dem zweiten Platz rangiert und vom Preisgericht zum 2 weiteren Studium empfohlen. Durch die Wettbewerbseingaben wurde die Gestaltung des Bahnhofplatzes zum zentralen Thema. Heinrich Ditschers Beitrag gesellte sich nicht zu den drei zweitplatzierten Entwürfen. Die Jury würdigte das Projekt jedoch mit einer grosszügigen Ankaufssumme, da es auf städtebaulicher Ebene einige interessante Aspekte einbrachte. Unter dem Motto Vergrösserung“ schlug er einen grosszü” gigen Bahnhofplatz vor. Deshalb wurde Ditscher vom Gemeindeammann der Stadt St. Gallen eingeladen eine Studie zur Bahnhofplatz-Frage auszuarbeiten. Am 29. Oktober 1908 hielt Ditscher ein vielbeachtetes Referat, an welchem er 3 seine Studie vorstellte. Die Studie umfasste zwei Betrachtungspunkte. Der Bahnhofplatz wurde zum einen aus der Sicht des Verkehrs analysiert und zum anderen vom baukünstlerischen Standpunkt aus betrachtet. Heinrich Ditscher hielt sich dabei stark an die Städtebautheorie (Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen) von Camillo Sitte. In diesem Buch analysierte Sitte schöne Platzanlagen aus Italien, Deutschland, Österreich und Frankreich, die in der Zeit der Antike, der Renaissance und dem Barock entstanden waren. Er formulierte durch die Analysen städtebauliche Themen, die zu solch umwerfend schönen und malerischen Plätzen führten. In der Studie für den Bahnhofplatz in St. Gallen versuchte Heinrich Ditscher anhand von Zitaten, nicht nur von Sitte, seine Argumentationskette zu begründen. Auch auf visueller Ebene nutzte er Camillo Sittes publizierte Pläne schöner Plätze aus Italien, Deutschland, Österreich und Frankreich und überzeichnete sie mit seinem Vorschlag für den Bahnhofplatz. Er wollte damit 4 aufzeigen, welche Vorzüge seine unregelmässige Platzgestaltung aufwies. Heinrich Ditschers Argumentation schien die Entscheidungsträger auf städtebaulicher Ebene zu überzeugen. Sie verabschiedeten Ditschers Platzgestaltung. Zugleich verwarf man die eigentliche Idee einer einheitlichen, architektonischen Gestaltung der Fassaden. Im Namen der SBB erhielten Kuder & von Senger den Auftrag zur Ausführung des Aufnahmegebäudes (neues Bahnhofgebäude). Vom EDI wurden Pfleghard & Haefeli beauftragt, das Postgebäude umzusetzen. Diese 5 beiden Büros waren unter den drei Zweitplatzierten im Wettbewerb.

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7

Röllin / Studer 2003, S. 57. Röllin 1986, S.95-97. Flury-Rova 2014, S.23-24. Ditscher 1908 Flury-Rova 2014, S. 24.

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Abb. 2. 1915: Die Situation nach der Fertigstellung des neuen Bahnhofgebäudes und des neuen Postgebäudes.

Abb. 3. 1951: Die Situation nach der Fertigstellung des Hotel Metropol zwischen Rathaus und Hauptpost.

Drei Planungsjahre später, 1911, starteten die Bauarbeiten. Das Aufnahmege6 bäude wurde schliesslich 1913 fertiggestellt. Da Kuder & von Senger in ihrem Entwurf auf den westlichen Abschluss des Platzes verzichteten, war weder die Post noch die SBB daran interessiert, den Verbindungsbau zwischen Aufnahmegebäude und Nebenbahnhof zu erstellen. Die Stadt empfand diesen Abschluss jedoch als besonders wichtig und beschloss daher an der Bürgerversammlung der Stadt St. Gallen im Januar 1913 den Verbindungsbau auf eigene Kosten 7 erstellen zu lassen. 1914 wurde dieses Gebäude fertiggestellt. 1915 folgte schliesslich die Fertigstellung des Postgebäudes und die damit verbundene 8 Realisierung von Heinrich Ditschers Bahnhofplatz-Idee. Durch die ausserordentlich starke Bezugnahme in der Studie von Heinrich Ditscher zu Camillo Sittes Städtebau-Theorie kann der 1915 fertiggestellte Bahnhofplatz in St. Gallen als gebaute Theorie angeschaut werden (Abb. 2). Wie in jeder Stadt wurden auch in St. Gallen nach der Vollendung des Platzes weitere Umgestaltungen vorgenommen. Bis heute gab es drei markante, bauliche Veränderungen. In den 1950er-Jahren wurde der freie Spickel zwischen dem alten und 9 neuen Postgebäude mit dem Hotel Metropol überbaut (Abb. 3). In den 1970er-Jahren wurde der alte Bahnhof durch das neue Rathaus ersetzt. Das alte 10 Rathaus wurde abgebrochen (Abb. 4). In den 2010er-Jahren wurde die letzte Änderung vorgenommen. Der gläserne Kubus definiert von nun an die neue Mitte des Bahnhofs. Zusätzlich wurde der Bahnhofplatz um- und der Kornhausplatz 11 neugestaltet (Abb. 5). 1.1 Fragestellung Das Ziel der Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, wie stark Camillo Sittes Städtebau-Theorie im Bahnhofplatz-Projekt von Heinrich Ditscher ablesbar ist. Zusätzlich soll überprüft werden, inwieweit die anschliessenden Transformationen Ditschers Idee gestärkt oder geschwächt haben und wie viel von Camillo Sittes Theorie auch heute noch im Bahnhofplatz von St. Gallen enthalten ist.

Abb. 4. 1978: Der Bahnhofplatz nach dem Bau des neuen Rathauses und dem Abbruch des alten Rathauses.

1.2 Vorgehen und Methode Anhand einer Analyse nach Camillo Sittes Themen aus der Theorie Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen wird der gebaute Bahnhofplatz, nach Heinrich Ditschers Entwurf, kritisch untersucht. Danach folgen die Analysen zu den unterschiedlichen Transformationsschritten aus den 1950er-, 1970er- und 2010er-Jahren und deren Auswirkungen auf Ditschers Idee, respektive Camillo Sittes Theorie. Dabei wird die Ursprungsidee immer wieder mit den Veränderungen verknüpft, um zu prüfen, ob durch die Transformation Heinrich Ditschers Idee gestärkt oder geschwächt wurde. Schlussendlich soll mit Hilfe dieser Analysen ein Vokabular geschaffen werden, das es ermöglicht, die Fragestellung argumentativ zu beantworten.

Abb. 5. 2018: Die aktuelle Situation nach der vorerst letzten Umgestaltung.

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ebd., S.25. Flury-Rova 2014., S.33. Ebd., S.36 Ebd., S. 41. Ebd., S. 43. Hönig 2019, S.5.

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2.1 Der Bahnhofplatz nach Heinrich Ditschers Studie

Camillo Sittes Städtebautheorie: Typologie: Ein erster wichtiger Punkt der Studie war die Definition der Nutzung für Die Anwendung den Bahnhofplatz. Heinrich Ditscher hielt dies wie folgt fest: Der Bahnhofplatz ist ” in St. Gallen

ein Verkehrsplatz und kein sogenannter Nutzplatz zur Abhaltung von Märkten, kein Volksplatz zur Abhaltung von Schaustellungen, Jahrmärkten oder Kirmessen, Volksfesten oder Volksbelustigungen und kein blosser Architekturplatz zur Ausstellung von Monumenten oder Erstellung von gärtnerischen Anlagen; kurz, der Bahnhofplatz hat nicht den Zweck zu erfüllen, grössere Menschenansammlungen auf längere Zeit aufzunehmen, sondern lediglich die Sturzwellen des 12 Verkehrs rasch weiterzuleiten.“ Interessanterweise distanzierte er sich mit dieser Definition zu den Plätzen, die Camillo Sitte analysiert hatte. Dieser unterteilte die Plätze zum einen in die Agora als Versammlungsplatz und zum anderen in Marktplätze. Ditscher legte mit dem Verkehrsplatz einen neuen Platztypen fest.

Beziehungen zwischen Bauten, Monumenten und Plätzen: Ditschers Absicht war es, trotz vielen baulichen, verkehrstechnischen und politischen Abhängigkeiten, das bestmögliche Resultat zu erzielen. Diese Haltung verdeutlichte er durch Sittes Aussage: Die Zahl künstlerischer Motive, auf welche bei modernen Städtean” lagen Verzicht geleistet werden muss, ist keine geringe. So schmerzlich diese Erkenntnis einem feinfühligen Gemüte sein mag, so kann und darf der praktische Künstler sich doch von solchen Anwandlungen der Sentimentalität nicht leiten 13 lassen.“ Bezugnehmend wies Ditscher auf die bestehenden Baublöcke der alten Post und der eidgenössischen Bank hin und hielt fest: Einen Idealplatz können ” wir also auch hier nicht verlangen, um so mehr es sich um einen Verkehrsplatz

Abb. 6. Der Plan von Heinrich Ditscher zur Platzgestaltung des neuen Bahnhofes in St. Gallen.

12 13

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Ditscher 1908, S.6-7. Ebd., S.15.

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handelt. Um den Ostplatz (damalige Bezeichnung für den neuen Bahnhofplatz) als architektonisches Ganzes zu beurteilen, muss zunächst konstatiert werden, 14 dass es eine glückliche Idee war, mehrere Monumentalbauten zu vereinigen.“ Entgegen dem Situationsplan der städtischen Kommission von 1906 (Abb. 7) vermochte es Ditschers städtebaulicher Entwurf (Abb. 6), durch die Vergrösserung des Bahnhofplatzes, die Schalterhalle der Post gegen den Platz auszurichten. Für das Auge kamen somit alle Hauptarchitekturmotive an einer Stelle zusammen, nämlich auf dem Bahnhofplatz. Dadurch konnte, vom baukünstleri15 schen Standpunkt aus, ein enormer Mehrwert geschaffen werden. In diesem Sinne versuchte Ditscher die funktionalen und ästhetischen Anforderungen an diesem Ort zu verdichten, damit der Platz seinen architektonischen Gehalt und seine Bedeutung für die Stadt erhielt.

Abb. 7. Situationsplan der städtischen Baudirektion von 1906 mit eingezeichnetem Projekt noch vor dem Wettbewerb von 1907.

Geschlossenheit des Platzes: Wie es Heinrich Ditscher vorgeschlagen hatte, bestimmten die beiden Monumentalbauten (Bahnhof und Post) die Gestalt des Bahnhofplatzes. Ein weiteres, zentrales Element war der westliche Abschluss mit seinem Torbogen. Er verband den Nebenbahnhof mit dem Bahnhofsgebäude. Es war nicht selbstverständlich, dass er gebaut wurde, denn die Bauherrschaften der SBB und des EDI hatten keinen direkten Nutzen daran und verweigerten deshalb die Kostenübernahme dafür. So war es der Stadt selbst zu verdanken, dass sie 16 sich um die Erstellung des Verbindungsbaus kümmerten. Aus baukünstlerischer Sicht kann man sich kaum vorstellen, wie schlecht es für den Bahnhofplatz gewesen wäre, in Bezug auf die Geschlossenheit des Platzes, wenn der Torbogen nicht erstellt worden wäre. Mit der Verbreiterung der Poststrasse vor dem Bahnhof zusammen mit dem baukünstlerischen Abschluss des Torbogens im Westen wurde der Bahnhofplatz zu einer Art Raumtasche (Abb. 8), die ihn erst zu einem Platz machte, anstelle seiner vorherigen Gestalt als Durchfahrtsstrasse. Diese Intervention war ganz im Sinne von Camillo Sitte: Ein häufig angewendetes Motiv ” ist der überbaute weitgespannte Torbogen, wodurch für den Anblick ein tadelloser

Abb. 8. Die berühmte "Raumtasche", der Bahnhofplatz in St. Gallen.

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Ditscher 1908, S.15. Ebd., S.10. Flury-Rova, S.33.

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Abschluss ermöglicht wird, während dem Verkehr je nach Zahl und Grösse der 17 Öffnung beliebig Rechnung getragen werden kann.“ Die Geschlossenheit war jedoch nicht optimal gegeben. Sie wurde beeinträchtig durch die Funktion als Verkehrsplatz, da bei einem solchen Platz in erster Linie die beste Kommunikation verlangt wurde. Hierfür betrachtete man das Beispiel von Ravenna mit dem Domplatz (Abb. 9). Gemäss Ditscher zeigte dieses Beispiel auf, dass trotz der 18 vielen Strassenmündungen eine bedeutende Geschlossenheit erreicht wurde.

Abb. 9. Der Domplatz in Ravenna, überzeichnet von Heinrich Ditscher mit dem Bahnhofplatz-Projekt. (oben) Abb. 10. Die Piazza Reale zu Modena (II.). (unten)

Abb. 11. Die Situation vom Hechtplatz, überzeichnet mit dem Projekt des Bahnhofplatzes. (links) Abb. 12. Die Situation der Marktgasse, überzeichnet mit dem Projekt des Bahnhofplatzes. (rechts)

Grösse und Form des Platzes: Der Gemeinderat hatte lange Diskussionen darüber geführt, ob man sich für einen Breitenplatz oder Tiefenplatz entscheiden soll. Auch hier griff Ditscher zu Sittes Theorie mit folgender Regel: Liegt der Platz ” vor einem Gebäude mit vorwiegender Breitenentwicklung (wie Bahnhof und Post), 19 so soll auch der Platz eine ähnliche Breitenbildung erhalten.“ Als Beispiel aus der Kunstgeschichte wurde die Piazza Reale in Modena herbeigezogen (Abb. 10), wo der Palazzo Reale der Längenausdehnung des Bahnhofgebäudes in St. Gallen entsprach. In diesem Zusammenhang wurden die Verhältnisse des Bahnhofplatzes noch einmal gründlich geprüft. Heinrich Ditscher kam zum Schluss, dass die Ergebnisse in St. Gallen der Kunstgeschichte entsprachen, da die Gebäudehöhe von 22 Metern mit einer Platztiefe von 45 Metern in einem schönen Verhältnis von 1:2 standen. Die Regel nach Sitte bedeutete: Zu lange Plätze, bei ” welchen die Breite durch die Länge bereits um das Dreifache überschritten wird, 20 beginnen bereits an Wohlgefälligkeit zu verlieren.“ Um die Dimensionierung des Platzes auch dem Laien verständlich zu machen, setzte Ditscher in St. Gallen den Hechtplatz (Abb. 11) und die Marktgasse (Abb. 12) mit der Situation des Bahnhofplatzes ins Verhältnis. Besonders bei der Marktgasse hielt Ditscher fest: Wer ” vom Marktplatz aus in diesen grossen Trichter, welchen die Marktgasse bildet, hineinschaut, wird gewiss zur Überzeugung kommen, dass der Ostplatz mit gleichen Abmessungen gewaltige Menschenmassen befördern kann. Wir wollen nicht unterlassen, bei dieser günstigen Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass dieser alte Stadtplatz ähnlich divergierende Baufluchten aufweist wie der Ostplatz. Wie malerisch ist die Marktgasse jetzt und wie langweilig wäre sie bei 21 Parallelführung der beiden Häuserfluchten!” Mit dieser Aussage reagierte er auf die Einwendungen, die gegen die Form des Platzes laut wurden, denn die Unregelmässigkeiten im Grundplan stimmte viele nachdenklich.

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Sitte 1889, S.44. Ditscher 1908, S.25-26. Ebd., S.22. Ebd., S.24. Ebd., S.9.

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Unregelmässigkeiten: Durch die kritische Haltung der Bevölkerung gegenüber der unregelmässigen Platzgestaltung galt es diese besonders zu rechtfertigen. Hierfür nutzte Ditscher folgende Zitate von Sitte als Argumentation: In weitesten ” Kreisen, aus der eigenen Erfahrung bekannt ist es, dass diese Unregelmässigkeiten durchaus nicht unangenehm wirken, sondern im Gegenteil die Natürlichkeit steigern, unser Interesse anregen und vor allem das Malerische des Bildes stärken. Jede Stadt bietet Beispiele genug, denn stets ist man geneigt, Schiefziehungen zu übersehen, stumpfe oder rechtwinklige Stösse als senkrecht anzunehmen, kurz, die Unebenheiten der Natur im Sinne genauer Regelmässigkeit zu 22 idealisieren.“ Beispiele um dies zu belegen erstellte Ditscher sogleich mit den überzeichneten Plänen der Piazza delle Erbe in Verona (Abb. 13) und dem Münsterplatz in Freiburg im Breisgau. Am Beispiel des Bahnhofplatzes entstand die Unregelmässigkeit aber nicht nur aus dem theoretischen Hintergrund, sondern auch aus der Geschichte des Ortes heraus. Die Bahngeleise wurden nämlich quer in die Stadt hineingebaut. Dies erfolgte nach dem Plan von Alois Negrelli, 23 der es vorzog entlang der Talsohle zu bauen. Das Aufeinandertreffen des orthogonalen Systems auf die schräg geführte Bahnlinie fand schliesslich ihren Ausdruck in der Unregelmässigkeit des Bahnhofplatzes wieder. Heinrich Ditscher nutzte die vorgefundene Situation aus und verstärkte diese ortsspezifische Gegebenheit, was schliesslich zu einer Qualität wurde. Durch die Unregelmässigkeit entstand ein Rhythmus, der den Platz bestimmte. Es gab breitere Zonen, dann wieder Verengungen ganz nach Camillo Sittes Theorie, der festhielt: Unre” gelmässigkeiten liegen stets im Rücken des Beschauers. So erscheinen selbst solche Plätze in einer gewissen Rhythmik und Ruhe, weil das Massengleichgewicht und das Festhalten an den entscheidenden Grundbedingungen diese trotz 24 aller Unregelmässigkeiten sicherstellen.“ Es fällt auf, dass auch bei Ditscher die Unregelmässigkeiten im Rücken lagen, wenn man den Platz über die Strasseneinmündungen betrat (Abb. 15). Abb. 13. Der Plan der Piazza delle Erbe in Verona, überzeichnet von Heinrich Ditscher mit dem Bahnhofplatz-Projekt.

22 Ditscher 1908, S.17. 23 Röllin / Studer 2003, S.55. 24 Sitte 1889, S.61.

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Abb. 16. Der Bahnhofplatz mit dem konvexen Bahnhofsportal rechts und dem Postgebäude mit Turm links. Im Hintergrund der Abschluss mit dem Torbogen. (links) Abb. 17. Das retuschierte Bild ohne Turm. (rechts)

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Abb. 15. 1915: Der Analyseplan nach der Fertigstellung des Bahnhofplatzes zusammen mit dem Bahnhof- und Postgebäude. (rechts)

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Abb. 14. Die Piazza dei Signori in Vicenza. (links)

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Der Turm als Monument: Ein weiteres Hauptmerkmal war die vorspringende Ecke beim Turm. Ditschers Intention war es damit das Publikum vom Verkehr und den Eingang von Wind und Wetter zu schützen. Zudem sollte er ein Orientierungs25 punkt sein und ein Ort, wo eine weit sichtbare Uhr platziert werden konnte. Doch er argumentierte nicht nur im funktionalen Sinne, sondern auch im baukünstlerischen. Er hielt fest: Der Turm bringt Ruhe in die Baumassen, beherrscht den ” Vorplatz, schliesst denselben gegen Westen ab und trägt wesentlich zur 26 Geschlossenheit des Platzeindruckes bei.“ Mit Hilfe der Piazza dei Signori in Vicenza (Abb. 14 / vgl. Abb. 8) illustrierte er seine Behauptung und fügte an: Sie ” beweisen, dass der malerische Gesamteindruck des Platzes durch den Turm wesentlich gehoben wird, ja man darf sagen, das Ostplatz-Projekt erhält durch die 27 Turmanlage in ästhetischer Beziehung eine wesentliche Stütze.“ Zweifelsfrei war der Turm eine starke Geste gegenüber dem Bahnhofsportal. Um die Vor- und Nachteile zu untersuchen hat der Verfasser dieser Arbeit den Turm wegretuschiert (Abb. 17). So wurde ersichtlich was passiert, wenn dieser fehlen würde. Es ist zu erkennen, dass das Postgebäude seinen monumentalen Charakter, als Gegenpol zum Bahnhofgebäude, verloren hätte. Diese Tatsache hätte zur Schwächung der Präsenz des Bahnhofplatzes in der Stadt geführt. Ebenfalls hätte es in der abgebildeten Blickrichtung keine Unterbrechung, respektive Rhythmisierung gegeben. Dies hätte dazu geführt, dass der Platz wieder mehr zu einer Strasse geworden wäre und seinen Charakter verloren hätte. Heinrich Ditschers These, dass der Turm zur Geschlossenheit des Platzes im Westen beitrug, konnte mit diesem Versuch nicht belegt werden. Die klare Abgrenzung des Platzes, wie es Ditscher in seinem Plan einzeichnete (Abb. 6), gab es durch den Turm nicht. Demnach konnten auch die argumentierten Proportionen des Platzes von 1:2 nicht eingehalten werden. Da der Abschluss in der Praxis nicht funktionierte, wurde der Platz doppelt so lang wie vorgesehen. Dies führte zu einem Verhältnis von circa 1:4, was nicht mehr der Theorie von Sitte entsprach. Trotzdem ist festzuhalten, dass der Turm ein unerlässlicher Bestandteil des Bahnhofplatzes war.

25 Ditscher 1908, S.10. 26 Ebd., S.16. 27 Ebd., S.16.

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Die Analyse dieser umfangreichen Studie von Heinrich Ditscher sowie deren Ausführung belegen, wie stark er mit Camillo Sittes Städtebautheorie arbeitete. Es kann festgehalten werden, dass die meisten Grundbedingungen aus Sittes Theorie am Bahnhofplatz in St. Gallen ausgeführt wurden. Die grösste Differenz lag dabei in der Nutzung, welche Heinrich Ditscher bereits selbst in seiner Studie relativiert hatte. Das Freihalten der Mitte war demnach bereits durch die Nutzung bestimmt. Dies war ein spezieller Punkt, denn der Platz gehörte nicht den Gladia” 28 toren“ , wie es bereits Vitruv beschrieb, sondern dem Verkehr, was ein komplett neuer, moderner Ansatz war. Zusammenfassend können folgende Themen aus der Studie entnommen werden, die mit Sittes Theorie in Verbindung gebracht werden können: Beziehungen zwischen Bauten, Monumenten und Plätzen; die Geschlossenheit der Plätze; die Grösse und Form der Plätze; die Unregelmässigkeit alter Plätze.

28 Ditscher 1908, S.24.

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Die Transformationen des Bahnhofplatzes

Abb. 18. Eine Luftaufnahme von Osten her mit dem Blick auf den Bahnhofplatz, ca. 1960. (links) Abb. 19. Der Blick vom Standort vor dem Bahnhofportal aus in Richtung des fertiggestellten Hotels Metropol. (rechts)

3.1 1950er-Jahre: Die Vollendung von Ditschers Idee Während dem Ersten Weltkrieg brach die gesamte Stickerei-Industrie in St. Gallen zusammen. Sie erholte sich auch in den Zwischenkriegsjahren nicht mehr. Der Bahnhofplatz blieb deswegen bis nach dem Zweiten Weltkrieg unverändert. Mit dem Bau des Hotels Metropol – nach einem Entwurf von Otto Glaus in den Jahren 1950/51 – wurde schliesslich der letzte freie Spickel am Bahnhofplatz bebaut. Das Hotel schloss an die Brandmauern des Merkatoriums und der 29 eidgenössischen Bank an. Als letztes Element nach Heinrich Ditschers städtebaulicher Idee komplettierte es nun die Bauten rund um den Bahnhofplatz.

Auf dem Plan ist zu erkennen, dass der Platz nun auf allen Seiten klar gefasst wurde. Die Ecke des Turmes zonierte im Plan den Platz merklich. In der Realität sah dies, wie in Kapitel 2.1 beschrieben, anders aus. Trotzdem erhält der Bahnhofplatz mit dem Hotelbau eine starke Stütze und das Bahnhofsgebäude ein 30 grossstädtisches Gegenüber“ (Abb. 19). Zusammen mit der modernen Raster” fassade fügte sich der Bau in das bestehende Ensemble ein, ohne dabei die Monumentalbauten des Bahnhofs und der Post zu konkurrenzieren.

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Abb. 20. 1951: Der Analyseplan nach der Fertigstellung des Hotels Metropol.

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Nach Camillo Sittes Theorie wurde durch diese Intervention die Geschlossenheit des Platzes zusätzlich verstärkt, denn wenn man den Platz betrat, waren alle Seiten durch die Baukörper geschlossen. Ebenfalls gut gelegen waren die einmündenden Strassen, nämlich in jeder Ecke eine. Sitte beschrieb den Optimalfall wie folgt: […] der günstigste Fall ist, bei welchem von jeder Stelle des Platzes ” aus gleichzeitig nur ein einziger Ausblick aus dem Platz hinaus vorhanden ist,

29 Flury-Rova 2014, S.41. 30 Ebd., S.41.

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also auch nur eine einzige Unterbrechung des Gesamtabschlusses.“ Dies war bei allen Einmündungen gegeben. Einzig beim Standort vor dem Bahnhofsportal, also wenn man aus dem Bahnhofsgebäude auf den Platz hinaustrat, öffnete sich der Blick über die Strassenachsen hinaus in die Weite (Abb. 19/20). Zu dieser Thematik äusserte sich Heinrich Ditscher in seiner Studie: Interessant an dieser ” Anlage (Piazza Reale, Abb. 10) ist auch das Strassensystem. Die Strassenmündungen sind in Rücksicht auf die Hauptblickrichtung gegen den Palazzo gerichtet. In gleicher Weise sind in St. Gallen die Zollhaus- und Gutenbergstrasse gegen den Bahnhof gerichtet und die Poststrasse gegen die Hauptseite des Postgebäu32 des.“ Bei der Piazza Reale gab es nur eine Strassenachse, die auf den Palazzo gerichtet war. In St. Gallen dagegen waren es aufgrund der gegebenen Situation deren zwei, die auf den Bahnhof zuliefen. Dies führte dazu, dass der Platz nicht seine vollständige Geschlossenheit wahren konnte. Trotzdem wurde hier, in Bezug auf die Geschlossenheit des Platzes, das Optimum herausgeholt. Als 1955 das Hotel Walhalla abbrannte, wurde intensiv über die Weiterentwicklung des östlichen Bahnhofteils debattiert. Dazu führte man einen Architekturwettbewerb durch. Das Siegerprojekt schlug einen Ersatzneubau für das abgebrannte Hotel Walhalla vor. Zusätzlich sollte anstelle des alten Bahnhofgebäudes ein Hochhaus entstehen. Für das alte Postgebäude schlug man einen niedrigen, pavillonartigen Bau vor. 1959 wurde aus dem Siegerprojekt schlussendlich nur 33 das Hotel Walhalla als Ersatzneubau fertiggestellt. Diese Intervention hatte jedoch keine grossen Folgen für die Gestalt des Bahnhofplatzes. 3.2 1970er-Jahre: Die Abwendung von Ditschers Idee Es dauerte fast 20 Jahre, bis das Wettbewerbskonzept von 1955 doch noch realisiert wurde. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für das Rathaus beschloss die Stadt 1968, dass das neue Rathaus im vorgeschlagenen Hochhaus integriert werden sollte. Von 1972-1976 wurde es als Ersatz des alten Bahnhofs gebaut. Die Verwaltung zog von der alten Post, respektive vom alten Rathaus, in das neu erstellte Rathaus hinüber. Das alte Postgebäude/Rathaus wurde danach hinfällig und abgebrochen, womit der Bahnhofplatz an Grösse gewann. Auf den 34 Pavillon-Bau aus dem Wettbewerb von 1955 wurde verzichtet.

Abb. 21. Eine Luftaufnahme vom Bahnhofplatz mit dem neuen Hochhaus (rechts), ca. 1992. 31 32 33 34

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Sitte 1889, S.41. Ditscher 1908, S.22. Flury-Rova 2014, S.42-43. Ebd., S. 43.

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Die Architekten Fred Hochstrasser und Hans Bleiker aus Zürich formulierten das neue Rathaus als Hochhaus mit einem dreigeschossigen Querbau aus. Der notwendige Abbruch des stark einsturzgefährdeten, alten Rathausgebäudes ermöglichte den Architekten ein neues städtebauliches Konzept für den Bahnhof35 platz zu erarbeiten. Die Architekten schrieben dazu: Das Rathaus, […], steht als ” Dominante im Schnittpunkt von Kornhausstrasse und Poststrasse. Der durch den Abbruch des alten Rathauses geschaffene Verkehrsraum wird durch die Stellung des Hochhauses gegenüber dem neuen Hotel Walhalla in einen kleineren östli36 chen (Bahnhofpärkli) und grösseren westlichen Platz (Bahnhofplatz) unterteilt.“ Ausserdem fügten sie an: Die Idee des Bahnhofplatzes liegt darin, dass der über” grosse Fussgängerstrom mit den Verkehrsmitteln auf einer Ebene bleiben kann. Es gelang, den ganzen Bereich als Fussgängerzone anzulegen und die verschiedenen Verkehrssysteme so unterordnend einzuführen, dass Benützer und Technik 37 eine Symbiose bildeten.“ Wie es die Architekten erwähnten, kam eine neue Dominante, also ein Monumentalbau, dazu. Die daraus abgeleitete Absicht, das Rathaus an den Bahnhofplatz anzubinden, ist daher nachvollziehbar. Somit erhielt der Bahnhofplatz nebst der Post und dem Bahnhof einen weiteren Monumentalbau.

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Abb. 22. 1976: Der Analyseplan nach dem Abbruch des alten Rathauses zusammen mit dem Ersatzneubau des neuen Rathauses.

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Wie man auf dem Analyseplan feststellen kann (Abb. 22), änderte sich die Grösse und Form des Bahnhofplatzes, durch den Abbruch des alten Rathauses enorm. Die neue Form des Bahnhofplatzes resultierte vermutlich einzig durch den Abbruch des Gebäudes. Sie wurde nicht mehr gestaltet, wie dies Heinrich Ditscher noch machte. Durch den Abbruch wurde, wenn auch unabsichtlich, ein Tiefenplatz vor dem neuen Rathaus generiert. Zur Thematik der Platzwahl äusserte sich Camillo Sitte wie folgt: Tiefenplätze wirken nur dann günstig, wenn ” das dominierende Gebäude im Hintergrund eine gleichartige Dimensionierung, das vorwiegend eine Höhenentwicklung aufweist, wie dies meistens bei Hauptfassaden von Kirchen der Fall ist. Liegt aber der Platz vor einem Gebäude mit vorwiegender Breitenentwicklung, wie es meist bei Rathäusern der Fall ist, so soll auch der Platz eine ähnliche Breitenbildung erhalten. Danach wären Kirchenplätze meist als Tiefenplätze, Rathausplätze meist als Breitenplätze zu behandeln 38 […].“ Hundert Jahre nach der Erscheinung von Sittes Theorie war durch den Hochhaustypus nicht mehr nur die Hauptfassade der Kirche ein Bau mit Höhe-

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Hochstrasser / Bleiker 1987, S.7. Ebd., S.8. Ebd., S.11. Sitte 1889, S.48-49.

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nentwicklung. Demnach kann festgestellt werden, dass der Tiefenplatz vor dem Rathaus, durch die Vertikalität des Hochhauses, nach Sittes Theorie richtig war. Dieser Tiefenplatz verknüpfte sich räumlich jedoch direkt mit dem Breitenplatz vor dem Bahnhof, respektive der Post. Im eigentlichen Sinn nach Sitte wurde hier eine Platzgruppe generiert. In Sittes Theorie ist jedoch kein Beispiel zu finden, die eine ähnliche Situation, mit zwei direkt ineinander übergehende Plätze, abbilden. Wenn sich zwei oder drei Plätze verbinden, dann sind sie räumlich durch Bauvolumen oder Monumente zoniert. Dies fehlte in St. Gallen gänzlich. Das Verhältnis des Bahnhofplatzes betrug neu circa 1:5, also viel zu lang im Gegensatz zur Breite. Nach Camillo Sitte sollte ein maximales Verhältnis von 1:3 eingehalten werden (siehe 2.1). Die Grösse und Form des Platzes nach Sitte waren daher nicht mehr gegeben. Hätte man den Tiefenplatz vom Breitenplatz getrennt, so hätten beide ein hervorragendes Verhältnis nach Sitte aufweisen können.

Abb. 23. 1976: Die Bahnhofplatzgestaltung nach der Fertigstellung des Rathauses.

Betrachtet man die Bepflanzung, die auf dem Bahnhofplatz umgesetzt wurde (Abb. 23), stellt man fest, dass die Proportionen nochmals verschlechtert wurden. Es ist zu erkennen, dass mit den Bäumen versucht wurde, einen Abschluss gegen Süden zu bilden. Damit wurde jedoch der Tiefenplatz vollends zerschnitten und der Breitenplatz zusätzlich breiter gemacht. Aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass durchaus Möglichkeiten bestanden hätten an Ditschers Bahnhofplatz-Idee und Sittes Theorie anzuknüpfen. Dies um an der vorgefundenen, bestehenden Grundlage weiterzubauen. Durch die beschriebenen Änderungen gab es jedoch eine radikale Abwendung von Heinrich Ditschers Bahnhofplatz-Idee. 3.3 2010er-Jahre: Ein funktionaler Eingriff Nach der Jahrtausendwende und dem stetigen Wachstum des Verkehrsaufkommens wurden neue Anforderungen an den Bahnhof und seinen Platz gestellt. Daraus resultierte 2008 erneut ein Architekturwettbewerb. Die Aufgabe bestand darin: Auf der Basis des gegebenen Betriebs- und Nutzungskonzeptes sind alle ” räumlichen und gestalterischen Elemente im Hinblick auf eine städtebauliche Neuinterpretation des Bahnhofplatzes mit seinen vielfältigen Funktionen, seinen Beziehungen zum städtischen Umfeld und seiner unterschiedlichen geschichtli-

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chen Entwicklungen neu zu gestalten.“ Die architektonischen Antworten waren ein gläserner Kubus zwischen Bahnhof und Rathaus, davor ein grosser Platz und zusätzlich die Renovation des Bahnhofgebäudes. 2018 konnte man das Siegerprojekt Akari von Hager Landschaftsarchitektur AG zusammen mit Giuliani Höngger, beide aus Zürich, mit dem umgebauten Bahnhof und dem umgestalteten 40/41 Bahnhofplatz fertigstellen. Die Erkenntnisse aus Kapitel 3.2 können durch das Wettbewerbsprogramm von 2008 zusätzlich unterstrichen werden. Die städtebauliche Situation wurde in der Aufgabenstellung wie folgt geschildert: „Durch den Abbruch des Rathauses wurde damals Platz für den heute überholten „Bushof“ geschaffen. Mit diesem Eingriff ging die klare, geschlossene Platzform zwischen Bahnhof, Nebenbahnhof, Post und Rathaus verloren. Das führte zu unklaren Übergängen zu den umliegenden Strassen und Quartieren. Dieser Verlust an räumlicher Klarheit und Orientierbar42 keit konnte […] in diesem Raumteil nicht wettgemacht werden.“ Das Preisgericht hielt in ihrem Abschlussbericht fest, dass der als geschlossen wirkende, ” zwischen den bestehenden Bauten eingeschobene Kubus zusammen mit den zusammengefassten Funktionen und den klaren FussgängerInnenunterführungen die städtebaulichen und verkehrstechnischen Aspekte im hohen Masse zu erfüllen vermag. Die vorgeschlagene Neugestaltung des Kornhausplatzes“ ” 43 überzeugt und trägt den Zielsetzungen des Wettbewerbs Rechnung.“

Abb. 24. Der heutige Stand des Bahnhofplatzes zusammen mit dem Kornhausplatz (Nr. 1). (oben) Abb. 25. Aktuelle Postkarte vom Bahnhofplatz in St. Gallen. (unten) 39 40 41 42 43

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Stadt St. Gallen 2008, S.3. Stadt St. Gallen 2009, S.22. Hönig 2019, S.5. Stadt St. Gallen 2008, S.17. Ebd., S.22.

Eine kritische Reflexion von Heinrich Ditschers zum der Bahnhofplatz St. Gallen. Die Welt in Reichweite – St. Gallen Studie im Spiegel internationalen Architekturgeschichte

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Ob das Projekt Akari die Defizite, die aus der Aufgabenstellung des Wettbewerbs hervorgingen, wettmachen konnte, liegt nicht im Umfang dieser Untersuchung. Dies wird damit begründet, dass zwischen dem Projekt Akari, der ursprünglichen Bahnhofplatz-Idee von Heinrich Ditscher oder der Städtebautheorie von Camillo Sitte kein sichtbarer Zusammenhang mehr besteht. Was noch angefügt werden kann ist, dass interessanterweise eine Unterscheidung zwischen Bahnhofplatz und Kornhausplatz in der Neugestaltung von 2018 gemacht wurde (Abb. 24). Der Tiefenplatz erhielt somit einen Namen und seine Eigenständigkeit auf sprachlicher Ebene. Räumlich wurden die beiden jedoch nicht stark getrennt. Heute ziehen die massiv wirkenden Unterstände des Bushofs den Bahnhofplatz, der nach Camillo Sitte sowieso schon viel zu lang ist, noch zusätzlich in die Länge (Abb. 25). Daher besitzt er wieder den Charakter einer Durchfahrtsstrasse, die aber nach wie vor in der berühmten Raumtasche“ endet. ” Der Kornhausplatz wurde nicht zu einem Tiefenplatz sondern zu einem dreieckigen Platz, da er als Reststück übrig blieb. Zu dieser Thematik äusserte sich Sitte bereits 130 Jahre zuvor: Vom künstlerischen Standpunkt aus sind das gar ” keine Plätze, sondern nur Zwickelreste leeren Raumes, [...]. Ein solcher Platz ist 44 ebenso unerträglich wie ein dreieckiges Zimmer.“

Abb. 26. 2021: Die unterschiedlichen Fassaden stehen sinnbildlich für die unterschiedlichen Transformationsschritte der letzten 106 Jahre.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass nur noch einzelne Fragmente von Heinrich Ditschers Bahnhofplatz-Idee, wie zum Beispiel die bekannte Perspektive (Abb. 1), zurückgeblieben sind. Logischerweise sind damit auch die Themen von Camillo Sittes Städtebautheorie grösstenteils verschwunden. Deshalb fiel es wohl auch dem Verfasser schwer, die aktuelle Bahnhofplatzsituation vor Ort mit den umliegenden Gebäuden in Verbindung zu bringen. Es treffen unterschiedliche Zeitepochen der Transformationen aufeinander, die leider nicht mehr zu einem malerischen Bild zusammengefügt werden können.

44 Sitte 1889, S.98-99.

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Erkenntnisse

Der Startschuss zu meiner Arbeit lieferte die Diskussion über die Piazza delle Erbe in Verona und ihr Zusammenhang mit dem Bahnhofplatz in St. Gallen, welche auf der Studienreise zu Beginn des Semesters aufkam. In der Recherche zu dieser Arbeit stolperte man immer wieder über Aussagen, die den Bahnhofplatz in St. Gallen als Zitat der Piazza delle Erbe in Verona darstellten. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit Heinrich Ditschers Studie, kann der Verfasser festhalten, dass die Piazza delle Erbe nur ein kleiner Teil in der Argumentationskette von Ditscher war. Der Bahnhofplatz in St. Gallen kann nicht als direktes Zitat der Piazza delle Erbe in Verona verstanden werden. Umso erstaunlicher ist es, dass sich dieses Vorurteil bis heute gehalten hat. Heinrich Ditscher zitierte nämlich nicht direkt die Plätze aus Italien sondern schaffte es vielmehr, durch die Theorie von Camillo Sitte, seine Vision für den Bahnhofplatz in St. Gallen verständlich zu argumentieren und somit das Projekt auch politisch zur Ausführung zu bringen. Das Potential und die Kraft, welche Heinrich Ditscher aus der Theorie von Camillo Sitte schöpfte, ist eindrücklich. Davon ist am Bahnhofplatz in St. Gallen heute leider nicht mehr viel übriggeblieben. Die Arbeit hat aufgezeigt, welche Stärke in einer genauen geschichtlichen Analyse liegen kann, gerade für die Arbeit als Architekten. Heinrich Ditscher wusste die Theorie auf die Situation in St. Gallen zu übertragen und damit seine Arbeit zu argumentieren. Die genau ausgearbeitete Studie von Ditscher zusammen mit der Theorie von Sitte wären eine optimale Ausgangslage für weitere, erfolgreiche Transformationsschritte gewesen. Aus heutiger Sicht wäre der Grundstein durch Ditscher also gelegt worden. Umso bedauerlicher ist es, dass man sich offenbar nicht genau mit dem Erbe Ditschers befasst hatte. Ansonsten hätte die städtebauliche Antwort in den 1970er-Jahren wohl anders ausgesehen. Es muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass sicherlich viele andere Faktoren bei einem solchen Grossprojekt eine Rolle spielten. Dennoch hatte es die Stadt St. Gallen verpasst, an ihrer Geschichte des Städtebaus, nach seinen künstlerischen Grundsätzen, weiterzuschreiben. Leider hatte man diese Chance nicht genutzt und der Bahnhofplatz zerfiel in einzelne Teile, an dem man die Transformationsschritte bis heute deutlich ablesen kann. Es ist ein Ort entstanden, an dem sich das Auge, nach der Theorie von Sitte, nicht mehr erfreuen kann. Abschliessend kann festgehalten werden, dass die Theorie von Camillo Sitte auch heute noch relevant ist, da sie sich als Analyse auf gebaute Beispiele der Antike, der Renaissance und des Barocks bezieht. Daher kann die Städtebautheorie nach wie vor, auch noch nach 130 Jahren, die Arbeit und Denkweise des Architekten bereichern.

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Literaturliste

Ditscher, Heinrich: Studie zur Bahnhof-Platzfrage St. Gallen. St. Gallen 1908. Flury-Rova, Moritz: Der Bahnhof St. Gallen. Bern 2014. Hochstrasser, Fred / Bleiker, Hans: Rathaus und Bahnhofplatz St. Gallen. In: Schweizer Ingenieur und Architekt. Zürich 1987, S.7-13. Hönig, Roderick: Schwerpunkt verschoben. In: Urbane Drehscheibe. Themenheft von Hochparterre. Zürich 2019, S.4-11. Röllin, Peter: Copyrights wider die Moderne. Verona und klösterliche Orgelklänge am St. Galler Bahnhofplatz. In: Unsere Kunstdenkmäler. Bern 1986, S.95-106. Röllin, Peter / Studer Daniel: St. Gallen. Architektur und Städtebau 1850-1920. Bern 2003. Sitte, Camillo: Der Städtebau. Nach seinen künsterischen Grundsätzen. Wien 1889. Stadt St. Gallen: Ausschreibung. Projektwettbewerb Bahnhofplatz St. Gallen. Wettbewerbsprogramm. St. Gallen 2008. Stadt St. Gallen: Bahnhofplatz St. Gallen. Aufwertung und Neugestaltung. Bericht des Preisgerichtes. St. Gallen 2009.

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Der fertiggestellte Bahnhofplatz von 1915 nach Heinrich Ditschers städtebaulicher Idee. Rechts befindet sich das Aufnahmegebäude, links das Postgebäude mit Turm und hinten der Platzabschluss mit Torbogen. Aus: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv. Fotograf: Unbekannt. Fel_005707-RE. http://doi.org/10.3932/ethz-a000129221 (02.04.2021). Abb. 2: 1915: Die Situation nach der Fertigstellung des neuen Bahnhofgebäudes und des neuen Postgebäudes. Aus: Stadt St. Gallen. Historische Pläne. https://www.stadt.sg.ch/home/raum-umwelt/bauen-sanieren/vermessung-dienstleistungen/plaene-daten/historische-plaene.html (04.06.2021). Abb. 3: 1951: Die Situation nach der Fertigstellung des Hotel Metropol zwischen Rathaus und Hauptpost. Aus: Stadt St. Gallen. Historische Pläne. https://www.stadt.sg.ch/home/raum-umwelt/bauen-sanieren/vermessung-dienstleistungen/plaene-daten/historische-plaene.html (04.06.2021). Abb. 4: 1978: Der Bahnhofplatz nach dem Bau des neuen Rathauses und dem Abbruch des alten Rathauses. Aus: Stadt St. Gallen. Historische Pläne. https://www.stadt.sg.ch/home/raum-umwelt/bauen-sanieren/vermessung-dienstleistungen/plaene-daten/historische-plaene.html (04.06.2021). Abb. 5: 2018: Die aktuelle Situation nach der vorerst letzten Umgestaltung. Aus: Stadt St. Gallen. Historische Pläne. https://www.stadt. sg.ch/home/raum-umwelt/bauen-sanieren/ vermessung-dienstleistungen/plaene-daten/ historische-plaene.html (04.06.2021). Abb. 6: Der Plan von Heinrich Ditscher zur Platzgestaltung des neuen Bahnhofes in St. Gallen. Aus: Ditscher 1908, Beilage No. III. Abb. 7: Situationsplan der städtischen Baudirektion von 1906 mit eingezeichnetem Projekt noch vor dem Wettbewerb von 1907. Aus: Flury-Rova 2014, S.21. Abb. 8: Die berühmte "Raumtasche", der Bahnhofplatz in St. Gallen. Aus: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv. Fotograf: Unbekannt. PK_000310. http://doi.org/10.3932/ethz-a000257549 (02.04.2021). Abb. 9: Der Domplatz in Ravenna, überzeichnet von Heinrich Ditscher mit dem Bahnhofplatz-Projekt. (oben) Aus: Ditscher 1908, S.26. Abb. 10: Die Piazza Reale zu Modena (II.). (unten) Aus: Ditscher 1908, S.23. Abb. 11: Die Situation vom Hechtplatz, überzeichnet mit dem Projekt des Bahnhofplatzes. (links) Aus: Ditscher 1908, Beilage No. I. Abb. 12: Die Situation der Marktgasse, überzeichnet mit dem Projekt des Bahnhofplatzes. (rechts) Aus: Ditscher 1908, Beilage No. II. Abb. 13: Der Plan der Piazza delle Erbe in Verona, überzeichnet von Heinrich Ditscher mit dem Bahnhofplatz-Projekt. Aus: Ditscher 1908, S.18. Abb. 14: Die Piazza dei Signori in Vicenza. (links) Aus:Ditscher 1908, Beilage No. IV.

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Abb. 15: 1915: Der Analyseplan nach der Fertigstellung des Bahnhofplatzes zusammen mit dem Bahnhof- und Postgebäude. (rechts) Aus: Zeichnung von Nils Oppliger Abb. 16: Der Bahnhofplatz mit dem konvexen Bahnhofsportal rechts und dem Postgebäude mit Turm links. Im Hintergrund der Abschluss mit dem Torbogen. (links) Aus: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv. Fotograf: Zimmermann-Strässler, W. PK_004313. http://doi.org/10.3932/ethz-a000500572 (02.04.2021). Abb. 17: Das retuschierte Bild ohne Turm. (rechts) Aus: Retuschiert von Nils Oppliger Abb. 18: Eine Luftaufnahme von Osten her mit dem Blick auf den Bahnhofplatz, ca. 1960. (links) Aus: Flury-Rova 2014, S.41. Abb. 19: Der Blick vom Standort vor dem Bahnhofportal aus in Richtung des fertiggestellten Hotels Metropol. (rechts) Aus: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv. Fotograf: Unbekannt. PK_016811. http://doi.org/10.3932/ethz-a001018143 (02.04.2021). Abb. 20: 1951: Der Analyseplan nach der Fertigstellung des Hotels Metropol. Aus: Zeichnung von Nils Oppliger Abb. 21: Eine Luftaufnahme vom Bahnhofplatz mit dem neuen Hochhaus (rechts), ca. 1992. Aus: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv. Fotograf: Zsolt, Somorjai. Com_FC15-9000-180. http://doi. org/10.3932/ethz-a-000033187 (02.04.2021). Abb. 22: 1976: Der Analyseplan nach dem Abbruch des alten Rathauses zusammen mit dem Ersatzneubau des neuen Rathauses. Aus: Zeichnung von Nils Oppliger Abb. 23: 1976: Die Bahnhofplatzgestaltung nach der Fertigstellung des Rathauses. Aus: Hochstrasser / Bleiker 1987, S.8. Abb. 24: Der heutige Stand des Bahnhofplatzes zusammen mit dem Kornhausplatz (Nr. 1). (oben) Aus: Hönig 2019, S.9. Abb. 25: Aktuelle Postkarte vom Bahnhofplatz in St. Gallen. (unten) Aus: Postkarten faszinierend. https://www.faszinierend.ch/shop/postkarten/ faszinierend/ (04.06.2021). Abb. 26: 2021: Die unterschiedlichen Fassaden stehen sinnbildlich für die unterschiedlichen Transformationsschritte der letzten 106 Jahre. Aus: Fotografie von Nils Oppliger


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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Gebaute Städtebautheorie nach Camillo Sitte Eine kritische Reflexion von Heinrich Ditschers Studie zum Bahnhofplatz St. Gallen. selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Nils Oppliger Sigriswil, 08.06.2021

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MORPHOLOGY OF APPROPRIATION UNDERSTANDING THE INDIVIDUAL INTERVENTIONS IN WALDGUTSIEDLUNG By Maria Emelyn Vicencio

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Abstract

The garden city of Waldgutsiedlung in St. Gallen was established in 1910, designed by Adolf Gaudy. The members of its cooperative were part of the decision-making in terms of which architectural style they would like to be built on their parcel. The original designs were neo-baroque houses, chalets, and traditional Heimat style. The spacious planning of the site gave provisions for future developments which allowed the owners to make changes and additions to the structures. This paper tackles an initial impression of Waldgutsiedlung in relation to its architectural character, planning and social context through observation of the site. It then proceeds with discussions using archival material, related literature, and interviews with residents. This study aims to document the morphological development of the existing houses built in the first and second phase of the settlement’s construction. It investigates individual appropriation to gain a deeper understanding of the motivations behind them.

Vertiefungsarbeit Morphology of Appropriation

Dozenten

Understanding the individual interventions in Waldgutsiedlung

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Prof. Johannes Wieser Käferstein Dr. Marcel Bächtiger Richard Zemp

Maria Emelyn Vicencio Milchgasse 6 5000 Aarau

Lucerne University of Applied Lucerne Sciences Universityand of Arts Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur HOCHSCHULE LUZERN Technikumstrasse 21 Technik & Architektur 6048 Horw Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Master in Architektur Datum: 08. 06. 20212021 Frühlingssemester Datum: 08. 06. 2021

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Content

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First Impression Waldgutsiedlung Houses and Residents Analysis of Appropriations Change in Perception Sources List of Figures Appendix Declaration of originality

Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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First Impression

When I first came to Waldgutsiedlung, I was almost a blank slate. I had no knowledge about its history and background. I only knew that it was designed based on the philosophy of the garden city. I was focused on discovering traits of this type of settlement– being close to nature, away from the noises of the city yet accessible, having a sense of community, and being affordable. Were these characteristics ever embodied by the settlement and do they still exist? – the first question lingered in my mind. From the main station of St. Gallen, it took me 11 minutes to get to Waldgutstrasse by bus. I was impressed by how convenient it was to reach the area. Aside from the mentioned details, I was anticipating wide streets, lined with trees, and uniformly designed quaint houses with individual gardens. When I got off the bus, I walked towards the intersection of the main road and Waldgutstrasse. Erected on the sides of the entrance of the street are dwellings that looked relatively new and blended in with the others in the neighboring streets. I was confused because I was expecting a place that gives an immediate antique impression and subtly stands out from its surrounding. I wandered through Waldgutstrasse, observing the structures and their details. I hoped to find traces of the characteristics that I was expecting, but to my disappointment, there were no line of trees nor uniformity in the houses.

Fig. 1. Map of Waldgutsiedlung, highlighting the focus of study

As I continued walking through Waldgutstrasse, it felt almost like a ghost town. There were no people walking around outside and I could hardly hear any sign of interactions. From the intersection of Glärnischstrasse and Waldgutstrasse, the site slopes down towards a forest. There are four perpendicular streets to Waldgutstrasse further down. Observing the street at an imaginary vanishing point, the corner houses at the intersections vary in terms of style and form, but the quaint ambiance is beginning to be felt.

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Fig. 2. Windegg house at Glärnischstrasee 19

Fig. 3. Details of Baumgartenstrasse 39

Standing tall at the beginning of Glärnistrasse is a house with a mansion-like dimension and a text written on its facade that says “Windegg” (Fig. 2). It has an impressive hip roof with elegant curvilinear dormer windows. The setbacks are wide with tall shrubs around the perimeter, making it somehow disconnected from the street. Its dimension and distance from the street made it intimidating. I felt like an intruder while wandering through the street with no sidewalks. Besides Windegg is a house that is currently being fully renovated. It was surrounded with scaffolding and seemed empty, so I assumed the interior was also being refurbished. Upon seeing this, I hypothesized that there are probably no regulations imposed regarding building alterations because it appeared that dramatic changes are allowed. I took a turn at the end and entered Baumgartenstrasse. The street is wider compared to Glärnischstrasse and has sidewalks. Single-family houses lined the street with alternating distances from it. This method hid every other house from my point of view which gave the illusion of a wider space in between the buildings. The houses have humbler dimensions. I slowly noticed similarities in details of the houses - white or light yellow painted plastered walls, old fashioned window shutters, and bay windows. The roofs are high pitched gable or mansard shaped with curving stroke towards the eaves (Fig. 3). Dormer windows are also common. I gradually realized the collective architectural character of the settlement. Even though one can recognize the repetitive elements that bind the collection of buildings, the transformations that the inhabitants made can be distinguished. Garages try to blend in with the original structures (Fig. 4) and in some cases, they dominate them. Modern materials can be found on some surfaces. Doors and windows are obviously replaced with the latest models. Extensions can be traced from how they break the mentioned alternating pattern of buildings. In rare cases, they simply grab one’s attention with contrasting finishes and massive forms. I did not notice any attempt to grow vegetables in the visible part of the gardens, but well-maintained ornamental shrubs and plants evoked a sense of commitment. At the crossing of Baumgartenstrasse and Waldgutstrasse (Fig. 5), wooden chalets impose their presence on the pedestrians. One lies at the corner lot at the intersection, and another sits parallel to Baumgartenstrasse. Because of their traditional ambiance, it appeared as if it was built before the actual time of its implementation. The style and form are more fitting on a Swiss mountain landscape, which made them stand out from the rest of the dwellings. In addition, its gabled roof with wide eaves, and balconies with decorative wood carvings gave it a pronounced appearance. Although similar in form and style, the two chalets were treated diffe-

Fig. 4.

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Baumgartenstrasse 43

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Fig. 5. Intersection of Baumgartenstrasse and Waldgutstrasse

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Fig. 6.

Chalet at Waldgutstrasse 24

Fig. 7. Imposing extension at on the facade of Waldgutstrasse 30

rently. The one in Baumgartenstrasse is more open with its low fence and closer distance to the street. A part of its shell appears to be new which states a sign of refurbishment. The one at the intersection has a more antiquated atmosphere with its aging wooden façade. A Concrete fence and tall vegetation try to screen the house, but its prominent appearance cannot be hidden from the passersby (Fig. 6). As I entered Primelweg, I immediately noticed the first house standing at the corner lot. It has a massive extension in front of its facade which followed the original outline of the building (Fig. 7). Its gray monotone finish tried to mute its structure, but its solidity made it imposing and contrasting from the original building. This made me uncertain again of Waldgutsiedlung as a collective. I found it disrespectful to build such a striking addition. The rest of Primelweg is more cohesive. There are mostly mansard roofed houses, in single and duplex form (Fig. 8). The dwellings on one side lie on a lower plane than the street level, making the form easier to observe. Sidewalks disappeared again and the street became narrower. There is less screening vegetation and fences, which made the opposite houses appear closer. Moving closer to the edge of the settlement, the forest became a backdrop of the houses. Together with the gardens on each parcel, this validates the question of being close to nature. Upon exploring the settlement, I was fascinated and intrigued by the diversity of houses. I wanted to unravel the original houses underneath the appropriations and discover their fundamental collective identity. I questioned the alterations done by the inhabitants – Are people aware of the history of the settlement and do they respect it? Seeing the individual expressions that I assumed were not done professionally, made me formulate schemes in my head of how it should have been done. In this paper, I intend to discover and shed light on the historical development of Waldgutsiedlung by tracing the transformations done on the buildings. Through review of literature, archives, and personal interviews of the residents, I aim to understand the morphology of the houses and determine the reasons and motivations behind the alterations. By doing this study, I hope to widen my perspective as an architect and change my perception towards individual appropriation.

Fig. 8. Single-family and duplex house at Primelweg

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Waldgutsiedlung

Built on the area of Rotmonten, Waldgutsiedlung lies north from the center of St. Gallen. The property was purchased by the Association for Homes in St. Gallen and Surroundings shortly after it was established in 1909. The members belonged to the upper middle class which consisted of professionals such as teachers, craftsmen, and government employees. Their goal was to provide its members with inexpensive housing by constructing single and two-family houses. A year later, the first phase of the construction began in 1910 to 1911 with Architect Adolf Gaudy as the designer of the masterplan and most of the houses. The second phase of construction then continued in 1912 to 1913. Because of the effects of the First World War and the embroidery crisis, the lower portion of the project was only 1 partially implemented.

Fig. 9. Model of Waldgutsiedlung by Adolf Gaudy

The settlement followed the philosophy of the Garden City Movement which promotes healthy living away from the noises of the cities. The houses are laid out in an alternating pattern and spaced in a way that allows adequate sun exposure for each building (Fig. 10). This pattern created greens spaces in front of and on the sides of the houses. In this way, the feeling of a crowded neighborhood was avoided. The spacious planning gave provisions for future developments of the 2 houses to adapt to new needs such as garages, sheds, and building extensions. At the beginning of the development, residents were given the freedom to choose the type of house they would like to be built on their parcel. They had the choice 3 between a chalet, neo-baroque, or traditional Heimat style. At first glance, one may not notice instantly any uniformity along Waldgutstrasse because of the

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W. Göldi and J. Hagmann: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. St. Gallen, 2011. Pg. 4-20 Osterwalder, J. (2011.09.06): Im Waldgut ist gut leben. Retrieved 14.03.2021 from https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen-gossau-rorschachim-waldgut-ist-gut-leben-ld.312063 W. Göldi and J. Hagmann: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. St. Gallen, 2011. Pg. 4-20

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Fig. 10. Original masterplan of Waldgutsiedlung by Adolf Gaudy (1910)

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variation in style and individual appropriation. Perhaps the architect had intended to use widely different architectural styles to achieve a dynamic impression and to avoid monotony. This made Waldgutsiedlung a unique form of garden city. Neo-baroque houses are classified with accentuated mansard roofs that have dark brown shingles, and colored windows which contrast the white plastered walls. (Fig. 11) Heimat styled houses are characterized with high-pitched dark roof, light-colored plastered walls, bay windows, and colored window shutters (Fig. 12). These houses have a simpler form and fewer ornaments and details.

Fig. 11. Neo-baroque house at Baumgartenstrasse 39 and its original plans

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Fig. 12. Heimatstil house at Baumgartenstrasse 47 and its original plans

Another style variant is the chalet (Fig. 13), which was prefabricated in Bönigen, dismantled again, and transported to the site in St. Gallen where it was rebuilt. It was not originally intended by Gaudy, however, a member of the cooperative insisted to include this in the development. This reveals the inclusion of the coope4 rative members in the design and planning decisions. 4

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Hagmann, Jakob (Resident of Primelweg 5), in discussion with the author. (2021)

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Fig. 13. Chalet at Baumgartenstrasse 35 and its original plans

According to the cantonal monument preservation department, the whole settlement is under “Ortsbildsschutz” (Settlement Image Protection) since 2005 which means the character of the settlement should be maintained. This includes the architectural appearance of buildings, landscaping around the houses and the settlement, and the street layout. There are no specific rules for what can and cannot be altered, so each request needs to be looked at individually to determine whether it affects the character of the settlement. Alterations made in interiors are not included in the scope of protected elements and does not need approval from 5 the department. In the following chapters, the houses built in the first and second phase of the settlement’s construction (Fig. 14) will be observed, and the interventions of the residents will be analyzed.

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Ledergerber, Niklaus. (head of cantonal monument preservation department in St. Gallen), in discussion with the author. (2021)

Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Neo-Baroque

Heimatstil

Chalet

Fig. 14. Houses of Waldgutsiedlung built from 1910 to 1913, categorized by style

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Houses and Residents

Fig. 15. Original plan of Baumgartenstrasse 35 and renovation plan made by the current owner

This chapter deals with the modifications of the houses and the motivation behind them based on interviews conducted with the residents. Questions about the community and social aspects are also discussed. Baumgartenstrasse 35 This house is one of the chalets cited in the first chapter. Standing in front of the entrance door, I was fascinated with small details such the wooden mailbox beside the door and the old-fashioned doorbell. The inside of the house is somehow what I pictured in my mind. Almost all surfaces are made of wood and it embodies that cabin-like atmosphere. The owners are a retired couple that moved to Waldgutsiedlung in 1996 with their two children. The location was convenient for them to be able to go back home from work and have lunch with the family. The peaceful surrounding and the charm of the chalet attracted them despite its bad condition when they purchased it. They had to do a lot of renovation because the materials were deteriorating. They tried to maintain the original atmosphere. Insulation was added and the heating system was upgraded to improve the thermal quality inside. The kitchen was renovated and the toilet on the first floor was upgraded to a bathroom. The attic was converted into their son’s bedroom (Fig. 15). Windows are new and the walls were repainted. The flooring materials were also changed from linoleum to wood. The husband proudly told me that he did all the renovations himself except for the plumbing works. They emphasized that the changes were mainly to accommodate and provide a good living quality to their children. In terms of the sense of community of Waldgutsiedlung, they described it as “close but not too close”. This meant that the people could ask each other for help when necessary, yet they respect each other’s privacy. They also believe that the garden city spirit still exists except for the affordability aspect. Baumgartenstrasse 37 From the intersection of Baumgartenstrasse and Waldgutstrasse, the house is not visible because of its wide front setback compared to the dwellings beside it. It is a single-family house in neo-baroque style. The wooden shingles and eaves on its exterior have aged, but the white plastered walls are in good shape. I was astonished to see how pristine the interiors were. The finishes appeared to be newly refurbished and well maintained. The owners are an old couple who moved in the settlement in 1978 with their two children. They were attracted by the antique charm of the old house and its warm embracing atmosphere. They did minimal changes and tried to maintain the image of the house. Most of the modifications were done by previous owners. A major change was the addition of a garage (Fig. 16). The interior of the house has small rooms and the only spacious area was the living room that consisted of two merged rooms, in reference to the

Fig. 16. Elevation drawing of Baumgartenstrasse 37 with the additional garage done

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Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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original plans. The entrance was extended to become a temperature barrier between the warm indoors and the cold outdoors. Part of the attic was converted into a bedroom and was insulated. The other half of the attic was left untouched. An interesting comment was made by the husband: "A house is like a body – it needs to breathe and thereforethe structure does not need to be fully insulated." During the coldest winter in Switzerland, the plumbing pipes in the first floor bathroom were damaged. Along with this repair, they replaced the bathtub with a shower because they seldomly use it. The bathtub was disposed and a new one was installed in the basement. The wall and flooring material of the bathroom was changed to tiles for easier maintenance. The couple described Waldgutsiedlung as well arranged and close to nature. They walk around the area during a good weather. The people have good relationships but are not invasive. They happily talked about how they can ask their neighbor to look out for their home whenever they are on a holiday trip. There is a sense of mutual trust between the neighbors. Waldgutstrasse 32 Located at the end of Waldgutstrasse, house no. 32 is part of a neo-baroque attached house with its rear wall shared with Primelweg 30. From the outside, It is not fully observable from its southwest side because of a tall shrub on the perimeter. The plaster exterior is in excellent condition and the vegetation is sculpted like English style gardens. Extensions made are obvious just by observing it from the outside. Surprisingly, the interior is contemporary. There is no immediate antique impression. A lot of changes were made by the previous owners including the addition of a garage and ground floor extensions (Fig. 17). As the owner toured me around, she showed details of the original structure that remained intact. These included details such as an old doorbell, a triangular storage at the corner of the staircase landing (Fig. 18), and all the doors and windows. Apparently, the previous inhabitant was an architect, so he expressed his modern style in the interiors but retained the mentioned details. The current owner converted a part of the basement into a bedroom with a private toilet and bath to accommodate guests and to increase storage spaces. The family of four moved in the settlement in 2011. They have always chosen to live in an old house wherever they resided because of its charm so they chose to live in Waldgutsiedlung for the same reason. They believe that living in an old settlement gives the opportunity to encounter different types of individuals which widens one’s perspective. Apart from this, Waldgutsiedlung is also a good location because of its proximity to schools, forests, and to the city center. The interviewee described the community as a good mix of individuals. It is a

Fig. 17. Evolution of Walgutstrasse 32 based on major changes

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Morphology of Appropriation Semester Reader Frühlingssemester 2021


diverse set of people coming from all walks of life. This was a also mentioned by a resident of Baumgartenstrasse 40. There is freedom in the sense that no one will meddle with one’s private life. Everyone respects one another and does not purposely cause inconvenience.

Fig. 18. Triangular storage at the corner of the staircase

Primelweg 5 The house is part of a neo-baroque duplex that lies on a lower elevation from the street. I walked down a short flight of stairs towards the rear side of the house where the entrance door is located. This arrangement gave the living area an unobstructed layout of openings. When the current owners came to look at the house while it was on sale in 1997, they immediately fell in love. The house was good shape, and very little was

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Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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changed from the original (Fig. 19). They did the least changes out of all the houses that I was able to visit. Like the rest, they changed some flooring materials, converted the attic into a living space, and added insulation. They do not want to make big changes because they like how the original details are still visible. If they had a choice, they would rather live in a single-family house rather than a duplex because of soundproofing issues of the building. Despite this issue, they have not had a problem because they have good neighbors. Since th school is in walking distance, the children can go there alone. The residents share amenities such as a ping pong table and shed for storage. This is validated by the resident in Primelweg 4. The residents often meet on the street, but rarely visit each other’s houses. The street acts as a public space in the neighborhood where you meet people by chance. Every August, they have a small get-together with the neighborhood.

Fig. 19. Kitchen of Primelweg 5 where only the stove is replaced

Glärnischstrasse 25 Looking from the outside, the Heimatstil house looks like it was in its original form since the time it was built aside from additions such as the garage and a balcony. But apparently, the southern façade was extended dramatically to enlarge the living spaces. A similar strategy was applied in Baumgartenstrasse 33 (Fig. 20), which is also in Heimatstil. The owner gladly toured me inside the house while enthusiastically showing me the changes that he did. He did replacement of materials and repainting on his own. When asked which part of the house he values the most, it was the spaces that he personally renovated that resonated to him. He appreciates the sense of privacy and isolation that the neighborhood embodies. Like the other respondents, he believes there is sense of community in Waldgutsiedlung and that the garden city concept still exists.

Fig. 20. Baumgartenstrasse 33 in 1911 and 2011

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Morphology of Appropriation Semester Reader Frühlingssemester 2021


Baumgartenstrasse 40 Similar to Baumgartenstrasse 35 and 37, the condition of the house was bad when the owners bought it. Before they moved in, they changed the ground floor by removing walls that separated the living rooms and opened the kitchen. The fireplace was removed, but they kept the hole in the wall and enhanced it with marble cladding (Fig. 21). This detail is loved by their grandchildren. In 1999, solar thermal panels were installed for water heating. The owner was engaged in the process and researched thoroughly about the heating system. He talked it about for about two hours and cheerfully explained every detail. A lot of modification was done in the interior to improve the quality and to suit their taste. However, they appreciate the durability of the house and its natural lighting. The windows are small, but the rooms are well lit at all times of the day.

Fig. 21. Hole in the wall between kitchen and living room at Baumgartenstrasse 40

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Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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4

Analysis of Appropriations

1910-19

1920-29

The gathered data about the interventions and appropriations made on the houses from personal interviews with the inhabitants as well as documents from the Baudokumentation St.Gallen are analyzed and discussed in this chapter. The following graphic (Fig. 22) exhibits the categorized changes and approximately when they occured. 1930-39

1940-49

1950-59

1960-69

1970-79

1980-89

1990-99

2000-09

2010-19

2020-

G. 19 G. 21 G. 23 G. 25 B. 35 B. 37 B. 39 B. 40 B. 41 B. 43 B. 47 P. 2 P. 4 P. 5 P. 6 P. 8 P. 10 P. 12 W. 24 W. 28 W. 30 W. 32 W. 33 W. 42 W. 43 Extension Addition of Garage

Outdoor structure Utilities

Interior modification Interior refurbishing

Exterior modification Exterior refurbishing

Fig. 22. Changes made on the houses

Extensions The area of the rooms according to the original plans of Adolf Gaudy were relatively small compared to the current average surface area per room in Switzerland. As stated in the records of the Federal Statistical Office, the average room area is 1 27 m2 as of 2019. The rooms designed by Gaudy were approximately 10-12 m2. The most common extension is the enlargement of the ground floor to create a 2 bigger living room (Fig. 23). Families that live in Waldgutsiedlung needed more space to allow the children to comfortably play and to have a shared space where the family can spend time together. Heimatstil houses were often extended, and additions were often made. Perhaps it was easier to recreate its elements to follow the restrictions that protect the character of the settlement. Drastic changes in neo-baroque houses and chalets are rare maybe because it was more complicated to alter its form due to their prominent and special features. They often resorted to combining rooms into a larger space. 1

2

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Federal Statistical Office (n.d.). Size of the dwelling. Retrieved 22.05.2021 from https://www.bfs.admin.ch/bfs/en/home/statistics/construction-housing/ dwellings/size.html. Ledergerber, Niklaus. (head of cantonal monument preservation department in St. Gallen), in discussion with the author. (2021)

Morphology of Appropriation Semester Reader Frühlingssemester 2021


Fig. 23. Extensions made in Baumgartenstrasse 41, Glärnischstrasse 25, and Primelweg 6, highlighted in red

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Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Fig. 25. Original form of the houses of Waldgutsiedlung built in 19101913

Fig. 24. Additions made on the houses of Waldgutsiedlung including garages, highlighted in red

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Morphology of Appropriation Semester Reader Frühlingssemester 2021


Fig. 26. Imposing garage of Primelweg 2

Addition of a garage When the automobile became popular, only the upper class could afford it in the beginning. As it became more accessible to the middle class, convenient access 3 to a private garage became more important. In Waldgutsiedlung, some residents added private garages to their properties in the 1930s, but the trend started to escalate from mid 1960s onwards. Although a lot of them were built before the settlement was put under protection, a majority blends in well with the architecture and landscape. It is often a separate structure that has a humble shed-like form with a gable or lean-to roof. Others attached it to the side of the house and gave it neutral details such as flat roof and painted it with the same color as the façade to blend it with the structure. Some residents opted to allot a portion of the front setback for an open parking space, which decreased the green space but maintained the character of the architecture. A few of the garages have a strong impact on the character of the street space like in Primelweg 2, where the garage sits directly in front of the street-facing façade of the house (Fig. 18). Its massive concrete structure is covered with landscaping, causing it look like an artificial mound. It swallows the house and makes it almost unnoticeable.

Fig. 27. Concrete fence of Glärnishstrasse 19 on its perimeter at the Waldgutstrasse side

Outdoor Structure 4 Based on old images of the settlement , there were low wooden fences with uniform patterns around the houses. Perhaps it was one of the unifying elements that the designer has created. Some residents replaced the fences with a more permanent material such as concrete and iron (Fig. 27). Along with fences, the houses in corner lots planted tall shrubs on the perimeter parallel to the main 3

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25

Miller, C. (13.01.2016). A Brief History of American Garages. Blue Sky Builders. Retrieved 22.05.2021 from http://www.blueskybuilders.com/ blog/history-american-garages/. W. Göldi and J. Hagmann: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. St. Gallen, 2011. Pg. 62

Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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street, Waldgutstrasse. Since that street has the highest traffic and is most exposed to the public, it is likely that they built these barricades for privacy. The houses in the inner streets have lower perimeter shrubs and fences. It is more of a subtle form of claiming individuality within the collective. 5 In the 1920s, some individuals have built sheds to house chickens and bees. They are possibly to expand food cultivating practices that began with vegetable farming. The wide green spaces in the plots were originally intended to encourage home gardening. A few inhabitants constructed outdoor sheds to store gardening tools and other equipment and items. Utilities The original houses did not have thermal insulation, and heating came from an oven in the kitchen which was powered by coal. As heating technology advanced, Waldgutsiedlung has adapted also. Coal was replaced by oil, and soon, gas became a trend. Some inhabitants adapted to the sustainability trend and installed solar thermal technology (Fig. 28). However, thermal comfort is an important factor for a healthy indoor environment. A majority later installed insulation on the walls and covered it with an interior cladding. Roof insulation is also common because of conversion of attics into bedrooms. This shows that technological innovation not only improves the quality of living inside an old structure, but it also allows it to adapt to the modern needs of the users.

Fig. 28. Water tanks in the basement of Baumgartenstrasse 40 for thermal solar heating

Interior Modification and Refurbishing As mentioned above, the original room areas inside the dwellings are relatively small. Apart from extensions, interior modifications were quite common. Residents removed walls in between rooms to create a bigger living space. Attics were usually converted into bedrooms (Fig. 29), and in rare cases, a part of the basement was also turned in to a sleeping quarter. Many of the refurbishing works have been done from 1960s onwards. A lot of the houses were turned over to new owners around this period. Several of the respondents reported that when they purchased their house, it was in a poor physical condition, so the property was relatively cheap. The buildings were not maintained by the previous owners possibly because of the economic effects of the wars and

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Baudokumentation St. Gallen

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Fig. 29. Attic of Baumgartenstrasse 40, converted to bedroom

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Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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the embroidery crisis. The new owners repainted the interiors and some installed wallpapers. Flooring materials were also changed, commonly with solid or engineered wood. Many have changed the doors and others have refurbished them instead. Interestingly, there were some features of the original design that were purposely retained by a few of the owners. One is a room in a cellar where the floor is made of loose stones on bare earth. The room is used to store fresh food and other goods. Another is triangular storage cabinets placed in the corners of the interior. This maximizes the use of the space and is a way to compensate for the small area of the dwelling. Exterior Modification and Refurbishing Modification of the exterior normally include altering dormer or attic windows. Changing this detail is commonly seen in neo-baroque houses, especially in duplex types (Fig. 30). Once you notice this detail, you immediately realize that there is a different family residing on the other half of the dwelling. As mentioned above, the buildings were not properly maintained when they were turned over to new owners so refurbishing of the exterior finish and materials was necessary.

Fig. 30. Dormer windows of Primelweg 5 and 7

After World War 2, the inhabitants treated their plots more individually rather than 6 as part of a neighbourhood. Exhibits and symbols in homes can be categorized as a high form of self expression. There is beauty when people express themselves and communicate their individuality to the world. They do what they believe leads 7 to a good living environment. In figure 18, it is observed that the alterations had grown remarkably beginning from the late 1950s and early 60s. But upon understanding the motivations of the inhabitants, it appears that the changes were driven by necessity rather than individual expression alone. The inhabitants had to adapt to technological modernity to keep up with the society and its demands. Providing good quality of living for themselves and their family was also mentioned multiple times by the respondents. Along with this goal came the motivation to restore and maintain the houses in good condition.

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Ledergerber, Niklaus. (head of cantonal monument preservation department in St. Gallen), in discussion with the author. (2021) M. Saruwono: Shouting in Silence: Expression of Self in Private Homes (2010) p.41

Morphology of Appropriation Semester Reader Frühlingssemester 2021


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Change in Perception

During my first visit in Waldgutsiedlung, I was curious about the historical layers of the houses. I was focused on unraveling a discovery beneath the surface of appropriations. As my knowledge expanded, my interest for its wholistic character also grew. I had an impression that there is no sense of community in Waldgutsiedlung because the first time I visited, I did not see many people outside interacting and the place was very quiet. However, the result of the interviews has proven this hypothesis wrong. A fascinating outcome was how similar the descriptions of the relationships between the residents were. The respondents described the community as reliable in times of need yet respectful and acknowledging boundaries. This phenomenon has led me to observe the settlement from a plan view to try to find the correlation between the community development and planning. The amenities and points of destinations such as public swimming pool, forest, and bus stop are located on different sides of the site. This layout created pedestrian traffic which encouraged spontaneous encounters. The streets became a common ground where people naturally interact and maintain a social community without constantly having to visit and invite each other in their homes. In addition to this, the single-family homes have given freedom to the individuals to freely express themselves within their parcel, and with having equal possibilities has led them to arrive to a mutual understanding of privacy. I came to realize that a sense of community can come in different forms. It does not necessarily equate to invasive behaviors or constant communication between individuals. It could simply come from reliability and mutual trust towards each other. 1

Most of the current residents are not descendants of the original owners. I initially thought of this as a negative matter because I assumed that the significance of the building has not been passed on to succeeding generations and having newer owner would indicate different priorities. Although the present inhabitants have no direct connection with the original owners, it does not mean that they did not give any value to the historical significance of their house. They purposely chose to reside in the settlement and one of the reasons is their attraction to the quaint charm of the architecture. It may not have specific reasonings, but the respect for the architectural antiquity was there right from when they purchased the property. The spatial planning principles of Adolf Gaudy are outdated. Elements such as showers and garages were not common in households during his time. Utilities such as insulation and heating were also treated differently. The rooms are smaller compared to the current standard of living spaces in Switzerland. This has led to alterations and additions by the owners to adjust the spaces to modernity and to accommodate their needs and lifestyle. However, some planning techniques are still appreciated by the current users. The architect managed to give the houses a sense of individuality through small details, but still maintain a consistent character 2 through the whole settlement. The alternating pattern of the houses not only allowed adequate exposure for each building, but also created dynamic outdoor spaces that gave different possibilities to the gardens. The gardens have corners for different purposes. There are parts that are shaded for warm days and sunny spots that can be outdoor dining areas. The pattern created blind spots to enjoy

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Hubmann-Graf, Hanspeter and Katharina (Residents of Waldgutstrasse 24), in an email sent to the author. (2021) Hagmann, Jakob (Resident of Primelweg 5), in discussion with the author. (2021)

Understanding individual interventions in Waldgutsiedlung Diethe Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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privacy. Spaces that do not need exposure to sunlight such as stairwells and toilets 3 were oriented on the northern side of the house. The offset arrangement also hid the kitchen from being seen by neighbors up close. These details are still valued by the present inhabitants. In the beginning I thought that the settlement is not protected at all because of the obvious changes made by the owners. From the surface knowledge that I have of conservation laws, alterations negatively affect the integrity of a historical structure. I formulated schemes in my head on how it should have been done and what laws could have been implemented. As I slowly uncovered the layers of architectural morphology and the motivation behind the transformations, my understanding widened and my perspective shifted from an authoritarian designer to the user itself. Through this research, I witnessed how people lived and appropriated their spaces. Personally hearing stories about the changes being enthusiastically told made me understand that appropriation is not merely about breaking the rules or ignorance of architectural principles. It is an art of adapting and creating identity through meaning in spaces. Appropriation is an essential part of our identity-finding and helps people to find their position in a collective. Walgutsiedlung is a great example of a balance between conservation and individuality. The enforcement of settlement protection maintained its unique character while still allowing individuals to express themselves through appropriation, especially in the interiors. The present residents have validated that Waldgutsiedlung still keeps its character of garden city today to a large degree. The basic spatial idea of small, freestanding houses set back form the street with large amounts of green surrounding them remains intact. Four years ago, as a young architect, I would impose my ideas on clients with the confidence that I know better in how they should use their spaces. I built a kitchen with solid cabinetry even though the client’s wife wanted transparent cabinet doors so she can see what is inside. I opposed and proceeded with my design because I had a strong belief that the clutter should not be exposed. If I had written this paper back then, I would have approached it differently.

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Fopp, Markus (Resident of Baumgartenstrasse 37), in discussion with the author. (2021)

Morphology of Appropriation Semester Reader Frühlingssemester 2021


Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Sources

Literature: W. Göldi and J. Hagmann: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. St. Gallen, 2011. Pg. 4-20 Osterwalder, J. (2011.09.06): Im Waldgut ist gut leben. Retrieved 14.03.2021 from https://www. tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen-gossau-rorschachim-waldgut-ist-gut-leben-ld.312063

Federal Statistical Office (n.d.). Size of the dwelling. Retrieved 22.05.2021 from https://www. bfs.admin.ch/bfs/en/home/statistics/construction-housing/dwellings/size.html.

Miller, C. (13.01.2016). A Brief History of American Garages. Blue Sky Builders. Retrieved 22.05.2021 from http://www.blueskybuilders.com/blog/ history-american-garages/.

M. Saruwono: Shouting in Silence: Expression of Self in Private Homes (2010)

Plans of the houses of Waldgutsiedlung built in 1910 to 1913 from Baudokumentation St. Gallen. Retrieved 18.05.2021

Personal Interviews: Stefan Graf, Glärnischstrasse 25 (27.04.2021) Rachel, Primelweg 4 (27.04.2021) Andreas Büechi, Baumgartenstrasse 35 (05.05.2021) Markus Fopp, Baumgartenstrasse 37 (11.05.2021) René Sproll, Baumgartenstrasse 33 (11.05.2021) Niklaus Ledergerber, head of cantonal monument preservation department in St. Gallen (11.05.2021) Marianne Schroeder, Waldgutstrasse 32 (12.05.2021) Arthur Feierabend, Baumgartenstrasse 40 (12.05.2021) Jakob Hagmann, Primelweg 5 (18.05.2021)

Interviews via email: Erika Bolt, Waldgutstrasse 43 (29.04.2021) Wolfgang Göldi, Baumgartenstrasse 38 (20.05.2021) Hanspeter and Katharina Hubmann-Graf, Waldgutstrasse 24 (07.05.2021)

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Understanding the individual in Waldgutsiedlung Semester Readerinterventions Frühlingssemester 2021


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List of Figures

Fig. 1. Map of Waldgutsiedlung, highlighting the focus of study, in: https://www.geoportal.ch/ktsg/ map/40?y=2745906.29&x=1255837.84&scale=2000&rotation=0 Fig. 2. Windegg house at Glärnischstrasee 19, Own photography (12.05.2021) Fig. 3. Details of Baumgartenstrasse 39, Own photography (13.03.2021)

highlighted in red, Own drawing, based in Baudokumentation St. Gallen Fig. 25. Original form of the houses of Waldgutsiedlung built in 1910-1913 Own drawing, based in : https://www.geoportal.ch/ktsg/map/40?y=274590 6.29&x=1255837.84&scale=2000&rotation=0

Fig. 4. Baumgartenstrasse 43, Own photography (13.03.2021)

Fig. 24. Additions made on the houses of Waldgutsiedlung including garages, highlighted in red, Own drawing, based in : https://www. geoportal.ch/ktsg/map/40?y=2745906.29&x=1255 837.84&scale=2000&rotation=0

Fig. 5. Intersection of Baumgartenstrasse and Waldgutstrasse, Own photography (12.05.2021)

Fig. 26. Imposing garage of Primelweg 2, Own photography (13.03.2021)

Fig. 6. Chalet at Waldgutstrasse 24, Own photography (13.03.2021)

Fig. 27. Concrete fence of Glärnishstrasse 19 on its perimeter at the Waldgutstrasse side, Own photography (13.03.2021)

Fig. 7. Imposing extension at on the facade of Waldgutstrasse 30, Own photography (13.03.2021) Fig. 8. Single-family and duplex house at Primelweg, Own photography (13.03.2021) Fig. 9. Model of Waldgutsiedlung by Adolf Gaudy in: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. W. Göldi and J. Hagmann, 2011. Pg. 8

Fig. 28. Water tanks in the basement of Baumgartenstrasse 40 for thermal solar heating, Own photography (12.05.2021) Fig. 29. Attic of Baumgartenstrasse 40, converted to bedroom, Own photography (12.05.2021) Fig. 30. Dormer windows of Primelweg 5 and 7, Own photography (12.05.2021)

Fig. 10. Original masterplan of Waldgutsiedlung by Adolf Gaudy (1910)in: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. W. Göldi and J. Hagmann, 2011. Pg. 9 Fig. 11. Neo-baroque house at Baumgartenstrasse 39, Own photography (13.03.2021), and its original plans, in: Baudokumentation St. Gallen Fig. 12. Heimatstil house at Baumgartenstrasse 47, Own photography (13.03.2021) and its original plans, in: Baudokumentation St. Gallen Fig. 13. Chalet at Baumgartenstrasse 35, Own photography (13.03.2021), and its original plans, in: Baudokumentation St. Gallen Fig. 14. Houses of Waldgutsiedlung built from 1910 to 1913, categorized by style, Own photography (27.04.2021) Fig. 15. Original plan of Baumgartenstrasse 35 and renovation plan made by the current owner, Andreas Büechi Fig. 16. Elevation drawing of Baumgartenstrasse 37 with the additional garage done, Markus Fopp Fig. 17. Evolution of Walgutstrasse 32 based on major changes, Marianne Schroeder Fig. 18. Triangular storage at the corner of the staircase, Own photography (12.05.2021) Fig. 19. Kitchen of Primelweg 5 where only the stove is replaced, Own photography (18.05.2021) Fig. 20. Baumgartenstrasse 33 in 1911 and 2011 in: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. W. Göldi and J. Hagmann, 2011. Pg. 62-63 Fig. 21. Hole in the wall between kitchen and living room at Baumgartenstrasse 40 (12.05.2021) Fig. 22. Changes made on the houses, Own graphic Fig. 23. Extensions made in Baumgartenstrasse 41, Glärnischstrasse 25, and Primelweg 6,

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Morphology of Appropriation Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Appendix

I formulated to following questionnaire to get the opinions and insights of the residents. I included general questions that deal with the settlement its community. The second set of questions tackles the modifications that the users did on their houses. Lastly, I ended the interview with their opinion on whether the spirit of the garden city still exists in Waldgutsiedlung. General questions 1. How long have you and your family been living in your current house? 2. Why did you choose to live in this settlement? 3. How would you describe the neighborhood in your own words? 4. What do you like most about your neighborhood? 5. Do you know other inhabitants of the neighborhood and do you feel a sense of community? 6. Which of the house types do you appreciate most and why? Specific questions dealing with changes of the house 7. Have you made any changes to your house? (material, openings, details, addition, extension) What are the changes? 8. What was the purpose of the changes? Would you have done the changes that were already done yourself as well? 9. Did the changes enhance your living quality? How? 10. Are there elements or spaces you want to change or add in the future? What are they, how do you want to change them, and why? 11. Which part of your house do you like the most and why? Waldgutsiedlung as a garden city 12. The architect has designed the settlement with the concept of garden city which is a place that is close to nature, away from the noisy and dirty cities, but still close to workplaces or schools, affordable, and has a sense of community - Do you think these intentions are successful and still visible until today?

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Understanding the individual in Waldgutsiedlung Semester Readerinterventions Frühlingssemester 2021


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Declaration of originality

I hereby confirm that I am the sole author of the written work:

Morphology of Appropriation Understanding the individual interventions in Waldgutsiedlung

and that no help was provided from other sources as those allowed. All sections of the paper that use quotes or describe an argument or concept developed by another author have been referenced, including all secondary literature used, to show that this material has been adopted to support my thesis.

Maria Emelyn Vicencio Luzern, 08.06.2021

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Morphology of Appropriation Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021



EIN VISIONÄRES BAUWERK IN EINER BEWEGTEN ZEIT DAS HOSPIZ ZUM JOHANNES KESSLER VON CURJEL & MOSER Von Werner Weibel

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

In diesem Semester stellt die Hochschule unter dem Hauptthema «Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» die Aufgabe, eine vertiefte schriftliche Arbeit zum genannten Thema zu verfassen. Die Abhandlung befasst sich mit den Werken des Ingenieurs Robert Maillart. In seiner Anfangszeit bis zum Ersten Weltkrieg erschuf Maillart bedeutende Bauten in St. Gallen, die eine weltweite Anerkennung geniesst. Zueinander aufbauend, werden die einzelnen Bauten auf ihre Innovation und Eigenart beleuchtet. Im ersten Kapitel werden seine Stärken als Brückenbauer aufgezeigt und wie dieses Fachwissen auf die renommierte Tonhalle übertragen hat. Nachfolgend werden drei Objekte im Fokus der Querschnittsoptimierung erläutert. Nennenswert ist besonders der Gasbehälter-Bassin, die grosse Bewunderung in den Vereinigten Staaten auslöste. Im letzten Abschnitt wird die Spur verfolgt, wie seine Entwicklung von den Unterzugsdecken zu den berühmten Pilzdecken verlief. Die Stickereiblüte in St. Gallen als Konzentration des Kapitals sowie der globale Fortschritt des Eisenbetons gaben Robert Maillart den Nährboden für seine Pionierarbeiten.

Vertiefungsarbeit Ein vision  res Bauwerk in einer bewegten Zeit

Dozenten

Das Hospiz zum Johannes Kessler von Curjel & Moser

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Werner Weibel Industriestrasse 16 6102 Malters

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Inhalt

1 1.1 1.2 2 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 4 5 6 7

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Einleitung Thema und Fragestellung Vorgehen und Methode Der Weg zum Bauwerk Einblick in die Vereinsgeschichte Notwendigkeit eines eigenen Vereinslokals Erste Projektierungen Projekt von Curjel & Moser Städtebauliche Lösung und Ausdruck Anwendung von Eisenbeton Schlusswort Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Redlichkeitserklärung

Das Hospiz zum Johannes Kessler –von Moser Die Welt in Reichweite St.Curjel Gallen&im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abb. 1. Zeitgenössische Fotografie der Ecke Davidstrasse-Teufenerstrasse mit dem Johannes Kessler im Vordergrund und dem Haus Wilson im Hintergrund.

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Einleitung

Die Vorbereitungsaufgaben im Modul Vertiefungsarbeit mit dem Überthema „Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte“, haben anhand der erarbeiteten Gebäudeportraits gezeigt, dass ein Grossteil der überaus interessanten Stickereigeschäftshäuser, welche anfangs des 20. Jahrhunderts erbaut wurden, mit Stahlbeton konstruiert sind. So auch das Haus Wilson an der Teufenerstrasse 1. Dieses prächtige, nach aussen hin mit Sandstein verkleidete Stickereigeschäftshaus wurde durch die Architekten Curjel & Moser 1907-1908 erbaut. Im Zuge der Recherchen zu diesem Gebäude liess sich eine Dokumentation finden, in welcher das gegenüberliegende Haus "Hospiz (oder Jünglingsheim) zum Johannes Kessler" erwähnt wird. Diese Dokumentation weist darauf hin, dass das besagte Gebäude ebenfalls durch die Architekten Curjel & Moser in Stahlbeton konstruiert wurde. Als Besonderheit wird dabei folgendes erwähnt: "Das Johannes Kessler ist einfacher, aber innovativer und frecher als sein Gegenpart – vielleicht die erste Sichtbetonfassade weit und breit."1 1.1 Thema und Fragestellung Getrieben durch die zuvor erwähnte Vermutung, dass das Gebäude vielleicht die erste Sichtbetonfassade weit und breit aufweise, beschäftigt sich die nachfolgende Arbeit mit dem bislang nur sehr spärlich dokumentierten Gebäude und insbesondere der dortigen Anwendung von Stahlbeton. Dabei soll herausgefunden werden, wo, wie und weshalb das neuartige Baumaterial angewendet wurde. Ein weiterer Aspekt der beleuchtet werden soll, ist die Frage nach der Entstehung des Gebäudes im Zusammenhang mit der institutionellen Bauherrschaft und der besonderen Lage des Bauplatzes. 1.2 Vorgehen und Methode Abgestütz auf ein beinahe hundertjähriges Schriftstück mit dem Titel "Geschichte des Beirats des C. V. j. M. St. Gallen und des Hospiz zum Johannes Kessler 1898 - 1925", welches im Dachstock-Archiv des Cevi (ehemals Christlicher Verein junger Männer) entdeckt wurde, wird in einem ersten Schritt eine kurze Übersicht über die Vereinsentwicklung aufgezeigt. Anschliessend wird ebenfalls abgestützt auf die Inhalte des erwähnten Schriftstücks, der Prozess beschrieben, welcher zum schlussendlich gebauten Hospiz führte. Dabei gilt das Hauptaugenmerk der Beteiligung und Einflussnahme des Architekturbüros Curjel & Moser. Aufgrund vor Ort gemachter Beobachtungen und weiterer Recherchen wird zum Schluss auch die Anwendung des damals neuartigen Baumaterials Eisenbeton genauer untersucht und in Bezug zum Gesamtprojekt gestellt. Dies vorwiegend aufgrund der Beobachtung, dass das Sockel- sowie das Parterregeschoss in Ortbeton gegossen zu sein scheinen.

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Schregenberger, S.49

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Abb. 2. Gruppenbild der Musiksektion des Christlichen Vereins junger Männer in St. Gallen um 1908.

Abb. 3. Situationsplan des ersten provisorischen Baugesuches 1904.

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Der Weg zum Bauwerk

2.1 Einblick in die Vereinsgeschichte Die Grundsteine zur Bildung des YMCA (engl. für CVJM) wurden um 1850 in England, als Antwort auf die aufkommenden Probleme und Nöte im Zuge der Industrialisierung, gelegt. Bei der eigentlichen Gründung des YMCA 1855 in Paris, war auch der Schweizer Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes, massgeblich beteiligt. 1894 folgte dann auch die Gründung des YWCA (CVJF, Christlicher Verein junger Frauen).2 In St. Gallen ging der CVJM aus einer 1853, durch den Geistlichen der franz. Kirche, Pfarrer Martin, gegründeten Gruppierung hervor.3 Zweck des Vereins war die Förderung des religiösen, sittlichen, intellektuellen und geselligen Lebens unter den jungen Leuten St. Gallens. Das Angebot des Vereins wurde mit dessen stetigem Wachstum laufend erweitert und umfasste unter anderem ein öffentliches Lesezimmer und eine Bibliothek. Ebenfalls wurden Veranstaltungen, wie Vorträge oder Spaziergänge zur Unterhaltung der jungen Leute angeboten. Auch in Sachen Bildung setzte sich der CVJM ein. So wurde Gelegenheit geboten, sich in Gesang, Musik und Turnen zu üben oder gar der Erlernung fremder Sprachen zu widmen.4 Heute sind diese Leitmotive in ihren Grundzügen immer noch gültig, der CVJM ist aber nicht mehr selbstständig tätig sondern wurde im Zuge einer Fusion 1998 teil des Cevi-Schweiz. Diese Fusion beinhaltet als sogenanntes Joint Movement auch die zuvor selbstständig tätigen Gruppen des CVJF, CVJM-Nationalverband, CVJF-Nationalverband, Deutschschweizer Cevi-Bund, FRUC und UCF.5 2.2 Notwendigkeit eines eigenen Vereinslokals Um das Jahr 1901 zählte der CVJM St. Gallen nahezu 300 Mitglieder. Den Vereinsschriften ist zu entnehmen, dass die damals bestehenden Vereinslokale in St. Magnihalden für die diversen Tätigkeiten die mittlerweile angeboten wurden, nicht mehr geeignet waren.6 Auch aufgrund des Stickereiboomes und des damit verbundenen Bevölkerungswachstums, sah man in der Vereinsführung das Vergrösserungspotential, welches die Errichtung eines neuen Vereinslokals mit sich bringen würde. Dabei dienten auch Vereine anderer Schweizer Städte als Vorbilder. Mit dem Interesse bessere Vereinslokalitäten zu beschaffen sowie dem Mitte der 1890er Jahre gegründeten und bis Ende 1903 auf gut 10´000 CHF angewachsenen Baufonds, begann man nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, die Vision eines eigenen Vereinshauses zu realisieren.7 Als eine besondere Möglichkeit stellte sich dabei das Grundstück Nr. 2182, Teufenerstrasse 1-4, an der Ecke Teufenerstrasse - Davidstrasse heraus. Im Zuge der Erstellung des Lagerhauses an der Davidstrasse, musste diese an die neuen verkehrstechnischen Gegebenheiten angepasst werden. So auch an der besagten Ecke zur Teufenerstrasse, was zur Folge hatte, dass ein Teil dieses Grundstücks der Strassenverbreiterung zum Opfer fiel und die bestehenden Bauten teilweise abgerissen werden mussten. Die damit verbundene nutzungstechnische Neuorientierung sowie die zentrale Lage der Liegenschaft, veranlassten den CVJM mit den Besitzern (Erben des Herrn Wachter-Zyli) in Verhand2 3 4 5 6 7

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Cevi Schweiz (Hg). Christlicher Verein junger Männer St. Gallen 1908, S. 4/5. ebd., S. 4/5. Cevi Schweiz (Hg). Heilemann 1927, S.3. ebd., S.3.

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Abb. 4. Fotografie der Liegenschaft Ecke Davidstrasse-Teufenerstrasse um 1904. Im Vordergrund das Wachterhäuschen, welches durch die Umlegung der Baulinie abgerissen werden musste.

Abb. 5. Fassade zur Davidstrasse des ersten provisorischen Bauprojektes 1904.

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lung zu treten. Diese zeigten sich bereit das Grundstück für den Bau eines Vereinshauses an den CVJM zu verkaufen.8 2.3 Erste Projektierungen Um das bis anhin noch nicht abschliessend definierte Vorgehen bezüglich der Änderung der Baulinie zu klären wurde der St. Galler Architekt Ferdinand Wachter mit der Erstellung eines provisorischen Bauprojekts beauftragt. Dieses wurde gemeinsam mit einer finanziellen Forderung für die abzutretenden Grundstücksteile bei den Behörden eingereicht.9 Daraufhin ging folgende gemeinderätliche Antwort ein: "1. Die Offerte betreffend Entschädigung wird abgewiesen. 2. Die ganze Liegenschaft soll expropriiert werden."10 Aufgrund dieser Antwort und des drohenden Rechtsstreits, entschied sich der CVJM den Anwalt Dr. Hofmann, Mitglied des Ständerates und späterer Bundesrat bei zuziehen. In den folgenden Jahren wurden einige neue oder abgeänderte Bauprojekte sowie angepasste finanzielle Forderungen eingereicht. Stets mit dem selben Resultat, dass das Bauprojekt abgewiesen wurde. Wie unterschiedliche Hinweise in den Archivunterlagen vermuten lassen, ging es dabei nicht nur um baurechtliche oder finanzielle Fragen. Immer wieder tauchen Aussagen zu teils unlauteren Methoden auf, mit denen der Bau des Vereinshauses hätte verhindert werden sollen. So lässt sich beispielsweise folgende Anmerkung zu einem vom Gemeinderat vorgeschlagenen Landabtausch finden: "Eine Erkundigung bei Herrn Schoop [westl. Nachbar, Anm. d. Verf.] ergab, dass das im Plan [ausgehändigter Situationsplan des Bauamtes, Anm. d. Verf.] als überbaubar eingezeichnete Höflein, nicht überbaut werden durfte, da Herr Schoop 3/4 Jahre vor ... an Ort und Stelle, mit dem Bauamt einen Vertrag abgeschlossen hatte, dass das Höflein für alle Zeiten frei bleiben müsse."11

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ebd., S.7. ebd., S.7. ebd., S.7. ebd., S.12.

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Abb. 6. Fassade zur Davidstrasse eines 1905 durch Ferdinand Wachter erstellten provisorischen Bauprojektes.

Abb. 7. Fassade zur Davidstrasse eines 1906 durch Ferdinand Wachter erstellten provisorischen Bauprojektes.

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Aufgrund der nach wie vor nur schleppend vorankommenden und laut Archivunterlagen in Bezug auf Ausnützung und Fassadenausdruck teils unbefriedigenden Planung, wurden auf Initiative einzelner Mitglieder des Beirats des CVJM die St. Galler Architekten Wagner & Weber für die Erstellung des definitiven Bauprojektes beigezogen.12 Dies führte wiederum beim bisher involvierten Architekt Wachter zu grossem Unmut. "Herr Wachter erklärte schriftlich, er werde sich unter keinen Umständen dazu verstehen, die Bauleitung nach Plänen von Wagner & Weber zu übernehmen und den Bau nach diesen Plänen auszuführen. Gleichzeitig erklärte er sich bereit nach Plänen von Herren Curjel & Moser zu arbeiten."13 Infolge dieser Stellungnahme, beschloss der Beirat des Christlichen Verein junger Männer, die Architekten Curjel & Moser zu kontaktieren und Pläne bei diesen zu bestellen.14

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ebd., S.14. ebd., S.14. ebd., S.14.

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Abb. 8. Das Hospiz zum Johannes Kessler kurz nach seiner Fertigstellung.

Abb. 9. Katasterplan 1911.

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Projekt von Curjel Der Beizug der Architekten Curjel & Moser führte dazu, dass das Bauprojekt nach langwierigem hin und her endlich Fahrt aufnahm. Curjel & Moser schafften es & Moser gegenüber den bisherigen Projekten eine deutlich verbesserte Platzausnützung zu schaffen. Das projektierte Gebäude sollte in System Hennebique erbaut und mit elektrischer Beleuchtung sowie Zentralheizung ausgestattet werden.15 Die Finanzierung des Projektes sah vor, vorerst das Grundstück schuldenfrei zu machen und anschliessend, die für den Bau benötigten rund 350´000 CHF, durch Bankkredite zu finanzieren. Die Aufbringung der nötigen rund 70´000 CHF für die innere Einrichtung sollte durch den CVJM bewerkstelligt werden.16

Nach langen Verhandlungen wurde das Projekt schlussendlich unter Bezahlung einer Entschädigung an die Gemeinde von 4´000 CHF bewilligt. Im Dezember 1909 lag der Bauvertrag vor. Seitens Curjel & Moser wurde der St. Galler Architekt Emil Höllmüller beigezogen, der das Bauprojekt vor Ort vertrat. Unter seiner Leitung wurde eine Baukommission gegründet, welche unter anderem die Vergabe der Bauarbeiten zur Aufgabe hatte. Im April 1910 wurde mit den Kanalisations- sowie Fundamentarbeiten begonnen. Diese, wie auch die restlichen Maurer- und Eisenbetonarbeiten wurden durch die Firma Max Högger aus St. Gallen ausgeführt. Die Arbeiten schritten laut Archivbericht gut voran, sodass der Bau auf den festgesetzten Termin Ende Juni fertig gestellt werden konnte.17 Ebenfalls ist im Bericht festgehalten, dass die veranschlagten Kosten von rund 350´000 CHF nicht überschritten wurden.18

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ebd., S.15. ebd., S.15. ebd., S.24. ebd., S.29.

Abb. 10. Grundriss 1. Stock, Baugesuch 1910.

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Abb. 11. Fotografie des Eckturms und der Fassade zur Davidstrasse.

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Auch nach der Fertigstellung des Bauwerkes, standen einem erfolgreichen Betrieb immer wieder Schwierigkeiten im Weg. Eines der einschneidendsten Ereignisse nach der Fertigstellung war der Dachstockbrand vom 2. Januar 1914. Dabei brannte der Dachstuhl des Gebäudes komplett aus. Infolge dessen wurde erneut das Architekturbüro Curjel & Moser kontaktiert und mit der Ausarbeitung eines Dachstuhls in Eisenbeton beauftragt. Interessanterweise verlangte das städtische Bauamt bei der Rekonstruktion des Daches, dass der Turm eine gefälligere Form bekomme.19 Die Architekten kamen dem Wunsch in der Weise nach, dass bei den beiden Mansardenzimmern des 5. Stockes, um den Turm herum ein Balkon projektiert und das Turmdach eine höhere Form bekam. Insgesamt beliefen sich die Kosten für die Wiederherstellung auf rund 52´000 CHF.20 Im Jahr 1914 brach auch der gut vier Jahre dauernde erste Weltkrieg aus, welcher ebenfalls grossen Einfluss auf den Betrieb des Hauses hatte. In ganz direkter Weise insofern, dass der damalige deutschstämmige Hausverwalter, Herr Bornemann, an die Front eingezogen wurde und bereits nach kurzer Zeit auf dem Schlachtfeld verstarb. Es gelang lange Zeit nicht, diesen für den Betrieb des Hauses äusserst wichtigen Posten neu zu besetzten.21 Da ebenfalls aufgrund des Weltkrieges Gäste ausblieben und Lebensmittel sowie Rohstoffe immer teurer wurden, wuchs das Betriebsdefizit immer weiter an. Erst nach dem Ende des ersten Weltkrieges gelang es allmählich einen Gewinn zu erwirtschaften, welcher aber vorerst dazu benötigt wurde, die angehäuften Zinsschulden zu begleichen.22 Als ein weiteres stetiges Problem stellte sich die parallele Nutzung des Gebäudes durch die verschiedenen Abteilungen des CVJM und des Restaurations- und Hotelbetriebes heraus. Dabei wird insbesondere die Pfadi erwähnt, welche aufgrund von lärmigen Aktivitäten ständig Konflikte mit der Hausverwaltung sowie den Hotelgästen hatte. Aufgrund dessen, wurde Anfang 1925 die Pfadi ausquartiert, um den Hotelbetrieb weniger zu stören. Im Laufe der Zeit wurden im Innern stets kleinere Anpassungs- und Modernisierungsarbeiten vorgenommen. 1972 wurde das Gebäude zu einem Bank- und Geschäftshaus umgebaut. Seither wurden die Räumlichkeiten im Zuge verschiedener Umbauten und Umnutzungen verändert. So wurden beispielsweise Treppen- und Liftanlagen erneuert, beziehungsweise ergänzt. Entsprechend ist das Haus auch nicht mehr unter der Bezeichnung Hospiz zum Johannes Kessler bekannt sondern als Geschäftshaus zum Johannes Kessler.

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ebd., S.36. ebd., S.37. ebd., S.37/38. ebd., S.43.

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Abb. 12. Fotografie des Eckturms und der Fassade zur Teufenerstrasse.

Abb. 13. Nordfassade des mit Sandstein verkleideten Haus Wilson an der Teufenerstrasse 1-3.

Abb. 14. Nordfassade Baugesuch 1910 mit aufgeklebter Projektänderung nach dem Dachstockbrand 1914.

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Abb. 15. Westfassade Baugesuch 1910.

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Abb. 16. Westfassade Baugesuch 1910 mit aufgeklebter Projektänderung nach dem Dachstockbrand 1914.


3.1 Städtebauliche Lösung und Ausdruck Dieses Bauwerk, wenn auch in seiner Nutzung nicht aussergewöhnlich prestigeträchtig, scheint für die Architekten Curjel & Moser durchaus eine besondere Gelegenheit gewesen zu sein. Die Möglichkeit, dem durch sie selber 1907/08 entworfenen und gebauten Stickereigeschäftshaus Wilson an der Teufenerstrasse 1-3, ein Gegenüber zu entwerfen, war sicherlich nicht alltäglich. Der durch die beiden Gebäude geschaffene Auftakt zur ab dort ansteigenden Teufenerstrasse, bildet eine bemerkenswerte städtebauliche Komposition. Wie in Kapitel 3.3 beschrieben, gelang es erst den Architekten Curjel & Moser das durch seine geometrischen und topographischen Besonderheiten nur schwer zu bebauende Grundstück in zufriedenstellender Weise auszunutzen. Im Vergleich zu den vorangegangenen Projektierungen, wird der Höhenunterschied zwischen der Davidstrasse und der Richtung Westen ansteigenden Teufenerstrasse durch die Ausbildung eines umlaufenden, im Bereich der Davidstrasse zweigeschossigen Sockels gekonnt in die Rhythmik der beginnenden Strassenzüge mit eingegliedert. Die Geschossigkeit des Gebäudes ist deutlich durch die umlaufenden Gesimse zu erkennen, welche über beide Längsfassaden bis hin zum Turm durchlaufen und so das Gebäude gewissermassen zusammenbinden. Durch die Positionierung des über den Sockel auskragenden, polygonalen Turms und der damit verbundenen Schaffung einer eigenen Fassade in Richtung Osten, kreieren die Architekten eine städtebauliche Präsenz, welche ohne den auskragenden Turm wohl kaum derart stark in Erscheinung treten würde. Die durch die Baubehörden veranlasste Änderung des Turmdaches nach dem Dachstockbrand 1914, scheint dem Ausdruck des Gebäudes eher zu schaden. Das zuvor, den Turm und das Haus verbindende, durchlaufende Ziegeldach hatte die Wahrnehmung des Gebäudes als verbundener Körper zusätzlich gestärkt. Mit dem in seinem Ausdruck viel eher dem Turmdach des Haus Wilson entsprechenden Dach, erscheint die Gesamtkomposition nicht mehr in der selben Harmonie. Im Gegensatz zum vis à vis gelegenen Haus Wilson ist die Fassade des Hospiz zum Johannes Kessler nicht in reich ornamentiertem Sandstein verkleidet, sondern weist einen eher rohen Ausdruck auf. Interessanterweise ist in den Fassadenplänen von 1908 ebenfalls eine reiche Ornamentierung zu erkennen. Diese äussert sich unter anderem auch in der Formulierung eines Bossenmauerwerks im Sockelbereich. Offensichtlich musste diese Ornamentierung einem schlichteren und einfacheren Fassadenausdruck weichen. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese Entwicklung auf Kosteneinsparungen zurückzuführen ist. Anstelle einer teuren und reich ornamentierten Fassadenverkleidung, sind eher grobe Zierelemente zu erkennen, welche ausschliesslich im Sockelbereich sowie an den auskragenden Erkern und dem Turm zu finden sind. Bei genauerer Betrachtung lässt sich erkennen, dass es sich dabei vermutlich um Negativabgüsse von in die Schüttbetonschalung eingelegten Elementen handelt.

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Abb. 17. Bild des Speise- und Restaurationszimmers im Hospiz kurz nach der Fertigstellung 1911.

Abb. 18. Skizze zur konstruktiven Grundidee des System Hennebique.

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3.2 Anwendung von Eisenbeton Wie bereits in den vorherigen Kapiteln angedeutet wurde beim Bau des Hospiz zum Johannes Kessler unter anderen das Baumaterial Eisenbeton verwendet. Es wurde zwar bereits im 19. Jahrhundert mit verschiedenen Arten von Guss- beziehungsweise Stampfbeton gearbeitet, jedoch fand die grosse Verbreitung des Baumaterials erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit den unterschiedlichen Patenten zum Verbundwerkstoff Stahlbeton, statt. Dabei entwickelten Erfinder wie Joseph Monier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder François Hennebique mit dem 1892 patentierten "System Hennebique" Methoden, die Komponenten Stahl (Zugkräfte) und Beton (Druckkräfte) so zu kombinieren, dass sich 23 diese in ihren statischen Fähigkeiten ergänzten. So kam auch beim Hospiz zum Johannes Kessler das System Hennebique zur Anwendung. Dieses wird im Buch Was der Architekt vom Stahlbeton wissen sollte 24 folgendermassen beschrieben: "Die Grundlage des "Systems Hennebique" bildete ein nach dem Vorbild von Holz- oder Stahlkonstruktionen aus Stützen, Balken und Deckenplatte zusammengesetztes monolithisches Tragsystem aus Stahlbeton. Konstruktiv löste sich Hennebique damit von der noch in einzelnen Elementen wie Stützen, Platten oder Treppen denkenden Tradition Moniers. Er nutzte die neuen Möglichkeiten einer durchgehenden Bewehrung und des Betonierens vor Ort, indem er Balken und Deckenplatten durch Bewehrung miteinander biegesteif verband und so den "Plattenbalken", eines der wichtigsten Elemente des Stahlbetonbaus, entwickelte."25 Deutlich lassen sich auf den Innenraumbildern, welche zur Eröffnung des Hospiz um 1911 gemacht wurden, die für das System Hennebique typischen monolithisch vergossenen "Knoten" zwischen Stützen und Unterzügen erkennen.

23 Hassler Uta (Hg.) 2010, S.24-27. 24 Hassler Uta (Hg.) 2010. 25 ebd., S.27/28.

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Abb. 19. Detailfotografie der vor Ort sichtbaren Risse im Bereich der Brüstungen zwischen Sousol- und Parterregeschoss.

Abb. 20. Fotografie der eher groben Ornamentierungen im Bereich des Sockels. Abb. 21. Detailfotografie eines Risses in den Bogensegmenten an den nordseitigen Auskragungen.

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Aussergewöhnlicher ist jedoch, dass der Sockel, welcher an der Davidstrasse über zwei Geschosse reicht, aus in eine Schalung gegossenem, armiertem Beton zu sein scheint. Leider hat die Suche nach Ausführungs- und Detailplänen sowie Bildern des Bauprozesses des Hospiz zum Johannes Kessler zu keinem Ergebnis geführt. Gestützt auf die vor Ort gemachten Bilder sowie den nachfolgend gezeigten und beschriebenen Baustellenaufnahmen der Firma Max Högger aus dem Jahr 1919, lässt sich aber die Vermutung durchaus bestätigen. Folgende Indizien weisen auf die Verwendung von vor Ort gegossenem, armiertem Beton im Sockelbereich hin: • Es lassen sich in der Fläche, für den damals verwendeten Schüttbeton, typische Unregelmässigkeiten erkennen. Diese können aufgrund ungleichmässiger Verdichtung entstehen. (Abb. 22) • Die Brüstungen, welche Sousol- und Parterrefenster unterteilen, weisen grosse, durchgehende Risse auf. (Abb. 19) • Auch in den Bogensegmenten der nordseitigen Auskragung sind deutliche Risse erkennbar, welche über die ganze Wandstärke führen. Die Rissstellen lassen auf ein monolithisch gegossenes Bauteil schliessen. (Abb. 21) • Die einzelnen Ornamentierungen im Sockelgeschoss zeigen Spuren von in der Schalung eingelegten Elementen. So lässt sich beispielsweise eine unregelmässige, leicht überstehende "Narbe" entlang der Gehrung erkennen. Wäre die Ornamentierung durch Putz geschaffen oder in Form eines Natur- oder Kunststeines angebracht, würde sich keine derartige unregelmässige "Narbe" ausbilden. (Abb. 19/20) • Auch bei dem ebenfalls durch die Firma Max Högger erstellten Referenz-Bauwerk in Rapperswil lässt sich auf der Abb. 20 erkennen, dass das Sockelgeschoss monolithisch, in vermutlich armiertem Schüttbeton erstellt wurde. Der farbliche Unterschied der zur Zeit der Aufnahme sich noch im Rohbau befindenden Strukturen, lassen dies deutlich erkennen.

Abb. 22. Die dunkleren, unregelmässigen Stellen im Sockelbereich weisen auf die Verwendung von Schüttbeton hin. Die Stellen lassen auf eine etappenweise Einbringung schliessen. (UK-Brüstung, OK-Brüstung, Beginn Bogensegment, OK-Decke Parterre).

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Abb. 23. Baustellenaufnahme der Firma Max Högger vom 30. Juli 1919. Deutlich ist die vorbereitete Schalung für die Unterzüge erkennbar. Auch hier ist das Sockelgeschoss betoniert.

Abb. 24. Baustellenaufnahme der Firma Max Högger vom 30. Juli 1919. Die Armierung wird vor Ort gebunden und in die Schalung eingelegt.

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Um sich den Ablauf des Bauprozesses zu dieser Zeit deutlicher vor Augen führen zu können wird nachfolgend anhand einiger im Jahr 1919 aufgenommener Archivfotografien der Firma Stutz AG (ehemals Max Högger) die Erstellung eines Eisenbetonbaus erläutert. Die Fotografien zeigen den Neubau eines Firmengebäudes der Weidmann AG in Rapperswil. Eindeutig ersichtlich ist in Abbildung 23, dass das Sockelgeschoss vor Ort in Schüttbeton erstellt wurde. Darauf wurden anschliessend die gemauerten Aussenwände errichtet. Ebenfalls sieht man, dass im Innern bereits die Schalung für die Stützen und Unterzüge erstellt wurde. Man kann erkennen, dass die Dimensionen der Unterzüge der einen Hausseite kleiner sind, als diejenige welche auf der anderen Hausseite erkennbar sind. Dies lässt auf die Anwendung des System Hennebique schliessen. Ebenfalls lässt sich auf der Abbildung 25 die Mischmaschine erkennen. Dabei wurden auf der einen Seite die Rohmaterialien eingefüllt, welche dann in der Trommel gemischt und anschliessend auf der anderen Seite durch einen Schieber dosiert, in einen Kübel gefüllt wurden. Dieser Kübel liess sich anschliessend im Gerüstturm in die Höhe ziehen. Der nach oben beförderte Beton wurde daraufhin über die in Abbildung 24 erkennbare Schüttrutschbahn an den entsprechenden Stellen in die Schalung geschüttet. Auch die geschalten Unterzüge lassen sich in Abbildung 24 erkennen. In diese wurden die Armierungen, welche zuvor auf Böcken zusammengebunden wurden, eingelegt.

Abb. 25. Baustellenaufnahme der Firma Max Högger vom 19. August 1919. Die Betonmischmaschine ist unterhalb des Gerüstturms angebracht. Der Schüttbeton wird vor Ort angemischt.

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Schlusswort

Trotz nach wie vor fehlenden Ausführungs- oder Detailplänen lassen sich aufgrund der in verschiedenen Archiven vorgefundenen Bild- und Textunterlagen sowie der vor Ort gemachten Betrachtungen, die Vermutungen bezüglich der von aussen sichtbaren Verwendung von Stahl- beziehungsweise Eisenbeton grundsätzlich bestätigen. Fraglich ist, ob der Sockelbereich im Laufe der Zeit nicht verputzt oder zusätzlich mit Farbe gestrichen ist. Sicherlich wären, um dieser Frage noch weiter auf den Grund zu gehen, Sondagen und Oberflächenproben im Bereich der betreffenden Stellen hilfreich. Dies hätte jedoch den Rahmen dieser Forschungs- und Recherchearbeit gesprengt. Entsprechend stellt sich die Frage, ob die in der Einleitung dieser Arbeit erwähnte Aussage, dass das Hospiz zum Johannes Kessler womöglich das erste Gebäude mit einer Sichtbetonfassade weit und breit sei, so bestätigt werden kann oder nicht. Die vorgefundene Unterlagen lassen darauf schliessen, dass die Architekten versucht haben, für das Hospiz zum Johannes Kessler einen adäquaten Ausdruck zu finden, der dem gegenüber gebauten Haus Wilson entspricht, dafür jedoch gewissermassen in die "Trickkiste" greifen mussten, um das schmale Budget nicht zu sprengen. Dementsprechend ist die Bezeichnung "Sichtbetonfassade", im Sinne des heutigen architektonischen Sprachgebrauchs, wohl nicht ganz zutreffend. Zutreffender wäre womöglich die Bezeichnung erste, von aussen nicht verkleidete Betonfassade. Sicherlich haben diese anfänglichen Versuche mit dem Baumaterial Eisenbeton für Karl Moser durchaus wichtige Erkenntnisse erbracht, um die Entwicklung und die Arbeit mit diesem Baumaterial voran treiben zu können. Schlussendlich gipfelte diese Entwicklung für Karl Moser 1927 im Bau der Antoniuskirche in Basel, welche als erste reine Betonkirche der Schweiz errichtet wurde.26 Gezeigt hat sich im Laufe dieser Arbeit aber auch, dass dieses durch seine Erscheinung und Lage durchaus attraktive Gebäude, auch im Bezug auf seine Entstehungsgeschichte von grosser Brisanz ist. Der in den verschiedenen Archivunterlagen spürbare, vermutlich auch durch den wirtschaftlichen Boom etwas geblendete unbändige Glaube an die Zukunft, lässt sich beim Anblick des heute von aussen noch quasi uveränderten Bauwerks spüren. Interessanterweise zeugt das heute eher zu seinen Ungunsten veränderte Innere des Gebäudes auch von dessen immer wiederkehrenden finanziellen und nutzungstechnischen Schwierigkeiten.

26 Verein Open House Basel (Hg).

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Literaturverzeichnis

Cevi Schweiz (Hg): Geschichte. https://www.cevi. ch/identitaet_geschichte/ (28.05.21). Christlicher Verein junger Männer St. Gallen: Erläuterungen zum Vereinshaus-Bauprojekt des Christlichen Vereins junger Männer in St. Gallen. St. Gallen 1908. Hassler Uta (Hg.): Was der Architekt vom Stahlbeton wissen sollte. Zürich 2010. Heilemann, H: Geschichte des Beirats des C. V. j. M. St. Gallen und des Hospiz zum Johannes Kessler 1898 - 1925. St. Gallen 1927. Schregenberger, Martin: Textilweg Stadt St. Gallen. Auftakt zur Teufenerstrasse: «Wilson» – ein städtebaulicher Glücksfall. https://docplayer. org/104800017-Textilweg-stadt-st-gallen.html (28.05.21). Verein Open House Basel (Hg): Antoniuskirche 2020. https://openhouse-basel.org/orte/antoniuskirche-2-2/ (28.05.2021).

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Zeitgenössische Fotografie der Ecke Davidstrasse-Teufenerstrasse mit dem Johannes Kessler im Vordergrund und dem Haus Wilson im Hintergrund. Foto: Werner Weibel Abb.2: Gruppenbild der Musiksektion des Christlichen Vereins junger Männer in St. Gallen um 1908. Aus: Christlicher Verein junger Männer St. Gallen: Erläuterungen zum Vereinshaus-Bauprojekt des Christlichen Vereins junger Männer in St. Gallen. St. Gallen 1908 Abb.3. Situationsplan des ersten provisorischen Baugesuches 1904. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.4: Fotografie der Liegenschaft Ecke Davistrasse-Teufenerstrasse um 1904. Im Vordergrund das Wachterhäuschen, welches durch die Umlegung der Baulinie abgerissen werden musste. Aus: Archivunterlagen Cevi St. Gallen Abb.5: Fassade zur Davidstrasse des ersten provisorischen Bauprojektes 1904. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.6: Fassade zur Davidstrasse eines 1905 durch Ferdinand Wachter erstellten provisorischen Bauprojektes. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.7: Fassade zur Davidstrasse eines 1906 durch Ferdinand Wachter erstellten provisorischen Bauprojektes. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.8: Das Hospiz zum Johannes Kessler kurz nach seiner Fertigstellung. Aus: https://www. stadtarchiv-obg.findbuch.net/php/view. php?link=31342e352e37302e31x119#&path=c76bf76bfec5e1e1e1c5e6e1edefc7fe3fc7343e30fc36c73e34c76bf7f133303d36cdc76bf7dffc30333a32c76bf76efd303dfdd06edf6b61d06bd2f6fcfd6bd28e283437366b6f3afcfdfe3e343033fd36376b6fe0ece1c739f13f (01.06.21) Abb.9: Katasterplan 1911. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.10: Grundriss 1. Stock, Baugesuch 1910. Aus: Baudokumentation St. Gallen

1e1c5e6e1edefc7fe3fc7343e30fc36c73e34c76bf7f133303d36cdc76bf7dffc30333a32c76bf76efd303dfdd06edf6b61d06bd2f6fcfd6bd28e283437366b6f3afcfdfe3e343033fd36376b6fe0ece0c739f13f (01.06.21) Abb.18: Skizze zur konstruktiven Grundidee des System Hennebique. Aus: https://www.espazium. ch/de/aktuelles/das-system-hennebique (01.06.2021) Abb.19: Detailfotografie der vor Ort sichtbarenRisse im Bereich der Brüstungen zwischen Sousol- und Parterregeschoss. Foto: Werner Weibel Abb.20: Fotografie der eher groben Ornamentierungen im Bereich des Sockels. Foto: Werner Weibel Abb.21: Detailfotografie eines Risses in den Bogensegmenten an den nordseitigen Auskragungen. Foto: Werner Weibel Abb.22: Die dunkleren, unregelmässigen Stellen im Sockelbereich weisen auf die Verwendung von Schüttbeton hin. Die Stellen lassen auf eine etappenweise Einbringung schliessen. (UK-Brüstung, OK-Brüstung, Beginn Bogensegment, OK-Decke Parterre). Foto: Werner Weibel Abb.23: Baustellenaufnahme der Firma Max Högger vom 30. Juli 1919. Deutlich ist die vorbereitete Schalung für die Unterzüge erkennbar. Auch hier ist das Sockelgeschoss betoniert. Aus: Fotoarchiv Stutz AG, St. Gallen Abb.24: Baustellenaufnahme der Firma Max Högger vom 30. Juli 1919. Die Armierung wird vor Ort gebunden und in die Schalung eingelegt. Aus: Fotoarchiv Stutz AG, St. Gallen Abb.25: Baustellenaufnahme der Firma Max Högger vom 19. August 1919. Die Betonmischmaschine ist unterhalb des Gerüstturms angebracht. Der Schüttbeton wird vor Ort angemischt. Aus: Fotoarchiv Stutz AG, St. Gallen

Abb.11: Fotografie des Eckturms und der Fassade zur Davidstrasse. Foto: Werner Weibel Abb.12: Fotografie des Eckturms und der Fassade zur Teufenerstrasse. Foto: Werner Weibel Abb.13: Nordfassade des mit Sandstein verkleideten Haus Wilson an der Teufenerstrasse 1-3. Foto: Werner Weibel Abb.14: Nordfassade Baugesuch 1910 mit aufgeklebter Projektänderung nach dem Dachstockbrand 1914. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.15: Westfassade Baugesuch 1910. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.16: Westfassade Baugesuch 1910 mit aufgeklebter Projektänderung nach dem Dachstockbrand 1914. Aus: Baudokumentation St. Gallen Abb.17: Bild des Speise- und Restaurationszimmers im Hospiz kurz nach der Fertigstellung 1911. Aus: https://www.stadtarchiv-obg.findbuch.net/ php/view.php?link=31342e352e37302e31x120#&path=c76bf76bfec5e1e-

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Das Hospiz zum Johannes Kessler –von Moser Die Welt in Reichweite St.Curjel Gallen&im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Ein visionäres Bauwerk in einer bewegten Zeit Das Hospiz zum Johannes Kessler von Curjel & Moser selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Werner Weibel Malters, 04.06.2021

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Ein visionäres Bauwerk in einer bewegten Zeit Semester Reader Frühlingssemester 2021




THEMENÜBERSICHT DER WEITEREN ARBEITEN

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Over the centuries, railways have shaped many cities in Switzerland. Often centrally located in the urban fabric, railways had a series of other buildings along the tracks, necessary for the operating and maintenance of trains. Over the years these aforementioned buildings have become obsolete and left empty. SBB, the biggest company operating trains in the country and a big player in the real estate field is once again reshaping our urban environment with big, new complexes built along the tracks. But the situation in St. Gallen doesn’t seem to keep up the pace. Peculiar cases of adaptive reuse are made out of the buildings belonging to the company. With an eye to architectural heritage and sustainability, this paper closely analyses the reasons behind St. Gallen being this exception. By observing the intricate relationship between SBB and the authorities, it emerges that some mere coincidences are what are bringing life to abandoned sites in St. Gallen. With the different actors involved currently stuck in an impasse, it’s now only possible to wait and make some speculation about the future of the city and if it’s going to retain the strong industrial character along the railways.

Vertiefungsarbeit Changing tracks

Dozenten

Repurposing SBB‘s built heritage

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Cristina Alen Mendes Badenerstrasse 271 8003 Zurich

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

The university of St. Gallen has invested in Architectural competitions through time where objectives were outlined as a priority in the design approach. The paper aims to investigate and trace these objectives in two buildings that are set apart in time: The 1963 Main Building and the 2021 HSG New Learning Center. In compliance with time, changes are bound to happen in the educational system, and as a result, the objectives differ and the Architecture will conform to that. The goal is investigate whether the objectives did change through time, and if it did how has it been represented differently, or even similarly. The findings of this paper indicate similar design approaches, however, each building protrayed it differently in their volumetry, materiality, and spaces.

Vertiefungsarbeit Architecture and Objectives

Dozenten

How has the University St.Gallen evolved in representing their objectives through Architecture?

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Al Jawharah Al Zamil

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Gemeindehausplatz 24 6048 Horw

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Die Welt in Reichweite – St.Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» mit Neubauten in einem historischen Kontext. Als Basis dieser Arbeit steht das Schaffen des Architekten Heinrich Graf, der mit seinen Bauten das Bild der Stadt St.Gallen erheblich geprägt hat. Trotz der Ausstrahlung seiner Bauten ist sein Werk nur wenig bekannt. Während seiner Schaffenszeit veränderte sich der Umgang mit der bestehenden Bausubstanz in Schweizer Innenstädten unglaublich schnell. Im Zentrum der Arbeit steht vorallem die Integration von Neubauten in der Altstadt von St.Gallen. Hierfür werden drei ausgewählte Bauten von Heinrich Graf analysiert und miteinander verglichen. Es zeigt sich, dass Graf ein ausgezeichnetes Verständnis für Bauaufgaben in einem historischen Kontext zum Ausdruck bringt und somit einen wichtigen Teil zur Aufwertung der Innenstadt beiträgt.

Vertiefungsarbeit Zwischen Kontinuität und Wandel

Dozenten

Integration von Bauten in der Altstadt von St. Gallen durch den Architekten Heinrich Graf

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Nicola Antonini Wächselacher 34 6370 Stans

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls „Vertiefungsarbeit“ unter dem Überthema „Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte“ mit dem Volksbad St. Gallen als eine der im 19. Jahrhundert neu entstandenen Bautypologien, für welche noch keine programmatische oder gestalterische Lösung gefunden worden war. Die soziale und industrielle Entwicklung Europas mit dem aufkommenden Hygienebewusstsein und der damit entstehenden Notwendigkeit der Bautypologie Volksbad bildet die Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Volksbad. Im Hauptteil der Arbeit wird untersucht, ob der Architekt Albert Pfeiffer auf der Suche nach einer architektonischen Lösung für die Bauaufgabe Volksbad Elemente der Sakralarchitektur des 19. Jahrhunderts mit Elementen der Profanarchitektur, wie bürgerliche Wohnhäuser und Hotelanlagen, kombiniert hat. Die Fragestellung wird unter Beiziehung von verschiedenen Referenzbeispielen beantwortet. Im Rahmen der Arbeit kann aufgezeigt werden, dass bereits bekannte Struktur- und Gestaltungsmuster beim Volksbad St. Gallen in neuer Kombination auch für die Bautypologie der Volksbäder funktionieren.

Vertiefungsarbeit Unbekannte Bauaufgabe

Dozenten

Untersuchung des Volksbads St. Gallen als eine der neuen Bautypologien des 19. Jahrhunderts

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Rebecca Baer Mühlestrasse 37 6313 Edlibach

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem Überthema “The World within Reach: St. Gallen in the Mirror of International Architectural History”. Sie untersucht die Liegenschaft einer ehemals weltweit erfolgreichen Paramenten Stickereifirma und zeigt die Beziehung zur Firmengeschichte auf. Den geschichtlichen Hintergrund dieser Arbeit liefern Familienangehörige und Dokumente aus dem Bau- und Staatsarchiv. Durch das Analysieren der verschiedenen Zeitschriften, Plänen und weiteren Unterlagen soll nicht nur die Entwicklung der Liegenschaft gezeigt werden sondern auch deren Atmosphäre und Innenleben.

Vertiefungsarbeit Im Schatten der Klostertürme

Dozenten

Fraefel & Co. und das «Fräfel-Huus» ein Spezialfall in der St. Galler Stickereigeschichte

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Zouhir Bakir Sagenmattstrasse 34 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema: Die Welt in Reichweite–St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte– mit dem zeitgenössischen Weiterbauen im Stickereiquartier St.Gallen. Im Zentrum dieser Arbeit steht das Stickereiquartier mit seiner Geschichte, welche auf verschiedene Weise in die heutige Architektur übersetzt wird. Anhand von vier Beispielobjekten, welche im Verlauf der vergangenen zehn Jahre im Quartier erbaut wurden, wird diese Bezugnahme genauer untersucht. Die Objekte zeigen verschiedene Möglichkeiten auf, wie man die Besonderheiten des Ortes mit dem neuen Bauwerk verknüpfen kann. Die Methoden sind dabei unterschiedlich auf ihre individuelle Situation angepasst und reichen von Städtebau über die Materialität bis zu strukturellen oder symbolischen Elementen. Auch wenn sich gewisse Merkmale wiederholen, regiert jedes Bauwerk individuell auf die vorgegebene Situation und überzeugt im Gesamtpaket. Das Interesse an der Textilgeschichte, dem Stickereiquartier, aber vor allem auch an den heutigen Beispielen und die Frage wie wir als Architekten einen historischen Kontext auf angemessene und zugleich kreative Weise in unsere Entwürfe einfliessen lassen können, bilden die Ausgangslage dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Textile Geschichte neu interpretiert

Dozenten

Zeitgen  ssisches Bauen im historischen Stickereiquartier St.Gallen.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Xenia Braun Tunnelweg 16 9630 Wattwil

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Masterarbeit befasst sich im Rahmen des Moduls “Vertiefungsarbeit” unter dem Überthema: “Grün statt Asphalt” mit der “Grünstrategie 2030” in St. Gallen. Im Sommer wird es in St. Gallen sowie in anderen Städten und Agglomerationen immer heisser. St. Gallen schneidet im Vergleich zu anderen Schweizer Städten etwas schlechter ab. Viele versiegelte Flächen und dicht bebaute Gebiete heizen die Umgebung auf. Es handelt sich hierbei um den Hitzeinseleffekt. Vertieft befasst sich die Arbeit mit drei Interventionsmassnahmen: Der „Vegetationsgürtel am grauen Spelteriniplatz“, die „Belebung des Areals Bach“ bei St. Fiden und das Projekt „Baumboulevard am Oberen Graben“. Mit einem finanziellen Beitrag unterstützt die Stadt St. Gallen die Grünstudie. Dennoch wird die Grünstudie unabhängig durchgeführt und hauptsächlich über Verbände, Private und Planer durch Eigenleistungen finanziert. Alle drei Interventionsmassnahmen wirken doch noch etwas behutsam. Das Automobil scheint immer noch im Mittelpunkt zu stehen, dabei würde vielleicht ein Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel helfen, um auf das Auto verzichten zu können. Damit könnte man rigoroser mit den Grünraum- Strategien im städtischen Raum vorgehen. Denn der Betrachtungsperimeter muss nicht immer nur im grossen Massstab stattfinden.

Vertiefungsarbeit Grün statt Asphalt

Dozenten

Mit grünen Freiräumen die Lebensqualität steigern. Drei Pilotprojekte der „Grünstrategie 2030“ wurden untersucht.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Sara De Almeida

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Altmoosweg 4 8157 Dielsdorf/ ZH

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

From 1960 on, Brussels went through a big change. Just like in many places, modernity struck well, and the powerful people had big plans. At the time that everything was possible, and nothing was too big, the Manhattanplan was developed, inspired by the World Trade Center in New-York. The urban principles during that time, inspired by the ones created by Le Corbusier, the CIAM, Hilber- seimer, etc., had the intention to improve the living conditions of the people in cities. In Brussels, such a scheme was used for ‘the modernization of the city’. Although the intentions were clear in this sense, the result turned out to be completely different and resulted in a space where the quality of it was forgotten. Due to the one-sided interpretation of the developers in Brussels and several setbacks during the construction phase, it led to a unique situation in which the project turned into a complete disaster and a big shame for the city. Even today, after the completion of most of the WTC, the area is known as problematic and still has the stigma of failed. However, hope for the future has been rising the last years, with new projects dedicated to bring back the life.

Vertiefungsarbeit The Broken Dream

Dozenten

The Brussels-North study case

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Jan-Karl De Smet Obermattweg 9 6052 Hergiwil NW

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

After the industrial revolution, St.Gallen knew big and fast changes. On the one hand, new housing was necessary to accommodate the new workforce, resulting in the expansion of the city. On the other hand, the city wanted to keep their reputation as ‘Stadt im Grünen Ring’. The Rosenberg south face is a known as one of the greenest and most beautiful parts of this ‘green belt’ but has a comple- tely different typology compared to the other hills. Globally speaking, new ways of urban design came up, like Ebenezer Howard with the garden city. As the ‘green belt’ shows a lot of the characteristics of this garden city, the Rosenberg villa quarter has a blurred image. The unregulated expansion towards this side of the hill, created a situation in which the city could not intervene, but only guide towards a quarter on which it is so proud today. The coming together of the new urban principles and the bourgeoisie lifestyle of the residents on the Rosenberg south face led to this situation in which we can see a mix of different urban schemes/principles to fit that upper lifestyle, such as the English landscape garden.

Vertiefungsarbeit The Rosenberg: a big garden city?

Dozenten

A search for the hidden inspiration

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Jan-Karl De Smet Obermattweg 9 6052 Hergiswil NW

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

During a trip to St. Gallen, I had the opportunity to visit the Silberturm Shopping Center built in 1975 by the architect Heinrich Graf. In particular, I was attracted on the tower building which stands out for its shape and height within the urban fabric of St. Gallen and in particular on Rorschacherstrasse, in the eastern part of the city. The aspect I found interesting was its clear and decisive detachment from the context in which it is designed and inserted, without however appearing bulky or out of place. I was attracted not only by the shape and colour, but above all by the proportions of volume and height. Seeing a building of about 20 storeys within the fabric of a historic city like St. Gallen made me start thinking about the theme of the height of a building in relation to its context. So I thought about that intuition I had during my visit to the Silbertum and decided to focus my research on the tower buildings in St. Gallen. Once I had identified three case studies, the intention was to describe them in their form and concept but above all to compare them with each other, looking for similarities and differences. In these analyses, one of the most relevant aspects is the urban analysis, which includes the study of the contexts and neighbourhoods in which they are located, paying particular attention to the functional differences between the three examples. The aim of this work is to investigate the role of tall buildings in the city of St. Gallen, how they contribute to the development of a district and the city and how they act as a bridge between the past and the future.

Vertiefungsarbeit A bridge between Past and Future

Dozenten

A comparative analysis of three tall buildings in ST. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Giovanni Dello Ioio Steinhofstrasse 15f 6005 Lucerne

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

One of the most notable features of St. Gallen is its many bay windows. Historically, this architectural feature takes its roots from the merchants, who wanted to demonstrate the status of their family and the prosperity of the business by adding an oriel window to the facade of their house. Some of them are dated back to the Middle Ages when that element became a distinctive characteristic of the local architecture. However, not only medieval architecture, but some buildings from the 20th century are also have bay windows, distinguished in their appearance. In my study, I would like to research modern oriel windows to determine if there is a special awareness of the tradition of bay windows in St. Gallen and how the bay windows’ architecture and function changed through time.

Vertiefungsarbeit The city of oriel windows

Dozenten

Modern interpretation of oriel windows in 20th century

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Vlada Elizarova Ebisquare 3b 6030 Lucerne

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Die Welt in Reichweite – St.Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» mit den Ornamenten des Jugendstils an den Fassaden der St.Galler Stickerei Geschäftshäuser. In der Arbeit werden die Ornamente im Detail und als ganze Fassaden analysiert und ihre Bedeutung beschrieben sowie im Vergleich zu anderen Fassaden ihre Veränderung beleuchtet. Die Ornamente wurden unter den Kategorien Pflanzen, Tiere und Menschen unterteilt und zu einem Katalog mit den wichtigsten Ornamenten des Jugendstils in St.Gallen zusammengeführt. Diese Arbeit zeigt, wie die gesellschaftlichen Themen dieser Zeit in den Fassadendekorationen ihren symbolischen Niederschlag fanden. Auch wird sichtbar, wie die Ornamente sich im Verlauf der Epoche immer mehr abstrahierten, bis sie nur noch als Verzierung dienten.

Vertiefungsarbeit Naturformen als architektonisches Ornament

Dozenten

Die Bedeutung und Entwicklung der Jugendstil Motive im Wandel der Zeit am Beispiel der Stadt St.Gallen.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Qendrim Gashi

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Ruswilerstrasse 1a 6110 Wolhusen

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit handelt, im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit mit dem übergeordneten Thema «Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte», vom Areal Remishueb in St. Gallen. Im Zentrum der Arbeit steht der Einfluss von Krisen auf die Architektur aufgezeigt anhand von zwei Siedlungen für preisgünstiges Wohnen. Im ersten Projekt wird 1920 eine ländliche Siedlung im Zielgut mit Ideen einer Gartenstadt projektiert. Dieses Projekt wird aufgrund der Stickereikrise nie erstellt. Das zweite Projekt wird als genossenschaftliche Siedlung nach der Ölkrise von 1973 erstellt. Untersucht wird der Einfluss der geschichtlichen Gegebenheiten auf die Konstruktion der Gebäude und die Nutzung des Aussenraumes. Der Aussenraum trägt jeweils zur Erfüllung eines menschlichen Grundbedürfnisses bei. Nach dem 1. Weltkrieg erfüllt die Selbstversorgung die körperlichen Grundbedürfnisse und in der Siedlung nach der Ölkrise hilft der Aussenraum mit, die sozialen Beziehungen zu stärken. Der Mangel an Kapital und Baumaterialien führt zu einer einfachen Konstruktion, die aber keinen negativen Einfluss auf die architektonische Qualität hat. Zum Abschluss wird ein Bezug zur Pandemie von 2020 hergestellt und eine mögliche Rückkehr zum Nutzgarten von 1920 vorausgesagt.

Vertiefungsarbeit Krise als Initiator

Dozenten

Zwei Siedlungen im Remishueb, St. Gallen als Spiegel der geschichtlichen Ereignisse

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Patrick Gisler Ennetbürgerstrasse 2 6374 Buochs

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

This paper investigates the extend of the influence of the Baroque Abbey Cathedral on the formal expression of the railway station and the concert hall in St. Gallen and it is an attempt to distinguish and describe the Art Nouveau and Neo-Baroque aspects in these examples, as these two styles dominated the time period of the embroidery industry and shaped St. Gallen’s unique architectural scene. The study arises from a collection of academically researched articles and books, personal observations and discussions with my peers and lecturers.

Vertiefungsarbeit Baroque in hindsight

Dozenten

A study of Art Nouveau and Neo-Baroque aspects in the light of the Abbey Cathedral in St. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Hilke Horsthemke

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Sagenmattstrasse 34 6003 Lucerne

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» mit der Untersuchung der Heimsticker, deren Häuser und ihre Beziehung zur Stadt St. Gallen. Im Zentrum der Arbeit steht die Analyse der Heimstickerhäuser in den Gemeinden Degersheim und Flawil. Anhand dieser beiden Ortschaften wird aufgezeigt, wie verbreitet der Typus des Heimstickerhauses war und heute noch ist. Den geschichtlichen Hintergrund der Arbeit bilden die St. Galler Stadtgeschichte und der Verstädterungsprozess von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des Ersten Weltkrieges. Zudem werden die Lebens- und Arbeitsbedingungen der genannten Zeit aufgezeigt. In dieser Arbeit geht es um die Geschichte, die Menschen und deren Architektur, welche sich in der St. Gallischen Stadtgeschichte eher im Hintergrund aufgehalten haben.

Vertiefungsarbeit Auf den Spuren der Heimsticker

Dozenten

Eine Untersuchung der Produktions- und Wohnbauten der Heimindustrie in der Ostschweiz

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Stefanie Hug Eichwaldstrasse 10 6005 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

The public square is one of the most influential public spaces in the urban environment given its role in shaping the identity of the city and portraying the cultural uniqueness of its community. In this regard, Camillo Sitte has identified a set of rules and criteria that characterize “successful” urban squares. In light with Sitte’s seminal contributions to the field of city planning and urban squares, I aim in this paper at exploring three prominent cases of public squares including : The bahnhofplatz of St Gallen, Piazza Delle Erbe Verona and The abbey square of St gallen. These cases were selected by the virtue of their capacity to provide a highly interesting and comprehensive ground for analyzing Sitte’s key principles for urban square design and conception. Through an in-depth field observation and analysis of the three plazas, this research has greatly helped me improve my understanding of urban squares, the role they play in shaping the urban environement of their citieis, and reflecting the cultural identity of their communities.

Vertiefungsarbeit The Plaza and its value in the urban environement

Dozenten

An Analysis of Swiss Vs Italien Plazas

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Ichrake Jabbouri Schweizerhausstrasse 4 6006 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

This essay is written under this semester’s topic The world within reach: St. Gallen in the mirror of international architecture. The aim of this study is to unfold and criti- cally analyse the peculiarities of the Waldgutsiedlung, a settlement designed by the architect Adolf Gaudy and located in the northern district of Rotmonten in St. Gallen. It’s a settlement that can be called atypical as it does follow the uniformity of shape of garden city projects of its time. Only the original project which comprises the first two phases of construction will be discussed, as they represent the garden city vision that the architect proposed. Comparisons between the original concept and the settlements adaptation in Switzerland and Germany, as well as in between Waldgutsiedlung und Hellerau would further strengthen the position of the Waldgut as an uncommon garden city-inspired settlement. The knowledge gained up until this point can probably show how and why the Waldgut settlement has remained flexible and even beloved by the inhabitants more than 100 years later.

Vertiefungsarbeit Waldgutsiedlung

Dozenten

The legacy of an unusual Garden City-inspired settlement.

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Johanna Jácome Mühlehofstrasse 5 6210 Sursee

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Die folgende Arbeit befasst sich mit den verschiedenen und teils gegensätzlichen Entwurfsparametern der Hochschule St. Gallen. Als Gebäude von Walter M. Förderer und seinem Büro, finden sich verschiedenste Pole des Entwerfens, sowie unterschiedliche Einflüsse anderer Architekten, die Förderer prägten. Das Gebäude wird dem Brutalismus zugeordnet, ist in seiner Komplexität des Entwurfes aber nicht eindeutig dem Brutalismus zuzuordnen, sondern könnte auch dem Neoexpressionismus zugehören. In dieser Arbeit sollen aufgrund von Fotos, Plänen und Literatur verschiedene Entwurfsparameter der HSG herausgearbeitet werden. Das Gebäude wird als gesamte Anlage auf die Typologie des Grundrisses untersucht und von Aussen nach Innen wird die Fassade, Aula mit Treppe und schlussendlich das Detail betrachtet. Förderer selbst sah sich rückblickend in Zusammenhang mit dem Bau der Hochschule von St. Gallen genau zwischen diesen » beiden architektonischen Extremen, dem objektivierenden Ordnungsstreben Mies van der Rohes und dem auf jeweilige örtliche Situation bezogenen und persönlichen Ausdruckswollen Le Corbusiers «.1 Durchgängig findet sich der persönliche Stil von Walter M. Förderer wieder und darüber hinaus Einflüsse seiner Vorbilder. Je nach Untersuchungsgegenstand sind diese unterschiedlich ausgeprägt. In jedem untersuchten Aspekt lassen sich auf unterschiedliche Art Einflüsse anderer Architekten herausarbeiten. Dadurch erhält das HSG Gebäude einen ganz eigenständigen und diversen Charakter. 1

Reckermann, 2009. S.84; (Förderer, 1980, Die St. Galler Hochschule, S. 28)

Vertiefungsarbeit Zwischen Ordnungstreben und Ausdruckswollen

Dozenten

Förderers gegensätzliche Entwurfsparameter beim Projekt der HSG

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Larissa Kaltenbach Hubelstrasse 1 6048 Horw

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

This work explores the origin, nature, and urban meaning of St Gallen’s public space “Rote Plaza,” financed and managed by the Raiffeisen Group in collaboration with the Government. This location possesses peculiar characteristics that result from a synergy of urban economics conditions that we will analyze to understand the dynamics of public spaces developed by private companies. St. Gallen’s thriving textile industry is now long gone. The agglomerate is characterized by an urban heritage that must fulfill a new role and left the city searching for new scope and identity. The town started after the war, a transformation process characterized by the service industry’s proliferation and a new interest in creating public spaces and cultural attractions that contributed to giving a new identity to the city. A protagonist of this transformation has been the Raiffeisen group. The Bank consolidated its position in the city for a long time by constructing its headquarters in the old Bleicheli neighborhood. This process brought to the creation of the Rote Plaza. A self-representative area covered in red intended to requalify the district and contribute to the public space offering in the regional capital. The private sector is given an opportunity to become an important grantor to urban development and, at the same time, is allowed by the governance to define the identity that the city is unable to provide. The analysis of the St. Gallen case study suggests being an accomplished example of its kind. However, what we laid out in this work are also the risks of such contributions that potentially could undermine the public interest.

Vertiefungsarbeit Raiffeisenpl. 2, 9000 St. Gallen

Dozenten

A new identity for the city

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Christian Kottathu Obermattweg 9 6052 Hergiswil NW

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

The embroidery boom at the turn of the 20th century in St. Gallen led to commercialization of the city center and high demand for affordable housing throughout the outer areas of St. Gallen. Like other major cities of Europe dramatically affected by industrialization during this period, St. Gallen explored alternative forms of living during this time as a way to address the issues associated with urbanization. The two housing developments of the Schorensiedlung, and Waldgutsiedlung were developed in the inspiration of the Garden City Movement which became popular all around Europe during this time. While these two developments share much of the same background, inspiration, and framework for their developments, they have since evolved in very different directions in terms of preservation and deviation from the original intent of their developments. The intent of this analysis is to explore the evolution of the Schorensiedlung and Waldgutsiedlung through a comparative study of the two garden city developments in their framework, design intent, execution, and evolution in order to better understand the ways in which the two developments of such similar origins and cultural contexts could evolve in such different ways from one another.

Vertiefungsarbeit The Commons and the Individual

Dozenten

Exploring the evolution of the garden city developments of St. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Shane Lounibos Hochrainstrasse 13 6010 Kriens

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Vertiefungsmoduls «Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» mit den Stickereigeschäftshäuser der Architekten Pfleghard & Haefeli. Im Zentrum der Arbeit steht das Werk dieser Persönlichkeiten, welche das Bild von St. Gallen zur Zeit des Jugendstils mit geprägt haben. Die Arbeit geht der Fassadenbehandlung von Pfleghard & Haefeli nach, von rationaler Bautechnik im Innern zu ornamentierter Gebäudehaut. Als Grundlage der Untersuchung dient das 1904 erstellte Stickereigeschäftshaus Oceanic und das drei Jahre später erbaute Stickereigeschäftshaus Labhard & Cie. Die Analyse von ausgewählten architektonischen Aspekten wie Erscheinungsbild, Raumtypologie, konstruktives System und Verzierung bildet das Grundgerüst für den Vergleich dieser beiden Bauten. Durch die Gegenüberstellung werden einerseits Verbindungen und Unterschiede festgestellt, um so ihrer möglichen Herangehensweise auf den Grund zu gehen. Die methodische Analyse von Pfleghard & Haefelis Architektur bildet die Ausgangslage für diese Arbeit.

Vertiefungsarbeit Verzierung einer Stadt

Dozenten

Stickereigeschäftshäuser von Pfleghard & Haefeli in St. Gallen als Vorreiter moderner Geschäftshausbauten

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Müller Dario

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Obertannberg 5 6214 Schenkon

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Collaborating with the archives and investigating the examples of urban spaces from St. Gallen, I became interested in the relationship between art and architecture in an urban context. In my work, I have followed the development of this connection from the 1900s to the 2000s. St. Gallen is rich in architectural and artistic examples, which positively influenced the quality of public spaces. Thus, I study, analyze and compare three crucial projects located in St. Gallen. Among them, I took three study cases of different periods: “Geschäftshaus Zur Waage” as a part of the historical architectural heritage of Wendelin Heene; Brutalist style building complex of the University of St. Gallen; and modern project City Lounge. In all of them, a dialogue between architecture and art, which is forming a special quality, perception, and atmosphere of public space, is noticeable. Nowadays it is an important trend in modern projects. Nevertheless, we know very little about its development through time, interconnections, and contrasts of the present and the past. This work draws on a broad theoretical and practical framework and aims to present many of the key contributions that had beneficial effects on overall perception, quality and livability in urban environments over time. I discover that the dialogue between architecture and art has evolved mainly due to the cultural and technological aspects from passive to active to interactive, and from static to dynamic, from still to moving. Additionally, I then ponder about its direction in the future, towards more progressive, interesting, and exciting. The research is the result of a collection of documentation, comparisons, observations, and surveys that I, as the author, have conducted along with academic research and a certain degree of assumptions.

Vertiefungsarbeit The Dialog Between Architecture and Art in Public Places

Dozenten

Its development over time in St. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Irina Pochkaenko Sternenriedplatz 2 6048 Horw

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

In a recreational park just outside the city, the people of St. Gallen still cherish and use a set of outdoor swimming baths known as the Frauenbad and Mannenbad 120 years after their construction. With outdated connotations of gender segregation, the initial origins of this paper wanted to investigate and understand what was special about the old timber structures and why two establishments built so close in time and location looked completely different. The dissertation begins by outlining why gender-segregated bathing was necessary for the 19th century. It then proceeds to examine the Drei Weiren as an outdoor swimming area in St. Gallen and follows with a deep analysis of both the women and men’s establishments separately. I choose to conclude with some of my thoughts and observations, acknowledging my newly informed view on the importance of user-specific design and question whether user-flexible spaces are as successful as I once believed. Throughout this study, I have consulted with the building archives of St. Gallen, the kunstmuseum, numerous literal sources but also incorporated observations and hypothesis based on my own background and standpoint. My final conclusions from watching, listening and reading about the swimming establishments at the Drei Weiren is that people connect with the spaces. Whether that be women with the Frauenbad and men with the Mannenbad is irrelevant, as I realised that this essay and gender is merely an analogy for any user group. The reason for this dissertation is to show that when humans connect, relate and feel that they belong in a space, they use, preserve and revisit it. The outcome of this research leads me to question modern construction and the idea of flexible spaces that are not tailored to a specific user group. If people don’t relate to buildings, I wonder if they can stand the test of time?

Vertiefungsarbeit Bathing Establishments of the Drei Weiren

Dozenten

A Study of Gender Allocated Design

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Róisín Purkis Titlistrasse 7 6020 Emmenbrücke

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

The growing tendency to conserve heritage centers has led to the formation of a new specialized terrain of architectural practice, focused on the intervention in buildings of historical value. This present written paper combines a theoretical background with a certain dose of history and aims to contribute to the theoretical and practical reflection of the project through the study of two intervention projects in the cloister of St Gallen: The Renovation of the Monastery NorthWing by Ernest Brantschen (1975 -1978) and the Pfalzkeller Gallery by Santiago Calatrava (19971978). Both intervention projects are adjacent to each other, and therefore they are faced with the same problems; adjust to a physical environment of incalculable historical value without negatively affecting the environment and at the same time exposing the expressiveness of its architecture. Therefore, it is not surprising that both projects operate through an analogous principle, assuming the building as something subordinated through an architecture that aims to become invisible in the environment. This text also aims to expose the city of St Gallen as an exemplary case of progressive transformation of the historical centers, highlighting the harmonious coexistence of architectures developed in different epochs in the historical urban context. As well as to expand the implicit architectural issues contained in the proposal made by both architects.

Vertiefungsarbeit Thinking the architectural intervention

Dozenten

2 Study Cases _ The Renovation of the Monastery NorthWing Ernest Brantschen (1975-1978) _ The Pfalzkeller Gallery Santiago Calatrava (1997-1978)

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Laura Rubio

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Obermattweg 9, 6052 Hergiswil

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Adam and Eve are condemned to cultivate the earth by the sweat of their brow; amid their toils, the practice of gardening expresses the purest of longings: to recreate the Eden they once shared with God. From then on, gardening is a story of emancipation from the original curse and of higher aspirations pervading monastic life in our Christianised continent. The St Gall plan is a sophisticated monastic utopia, its design highly conducive for garden-keeping resplends with number symbolism, which fascinates the medieval mind. It speaks a language of abstraction beyond time and geography in the steadfast sureness of one common faith. The same ideal reverberates in the Medieval Abbey Gardens of St Gall, even when adapted to meet practical requirements and site-specificity. The dissertation investigates the spatial and symbolical connotations of the herbularius, pomarius and hortulus. It evaluates their actual implementation in the Abbey Gardens through an interpretative approach of documentary literature, the art of the time and archival illustrations of St Gall.

Vertiefungsarbeit Gallus Conclusus

Dozenten

The Medieval Abbey Gardens of St Gall

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Jacopo Ruggeri Bruchstrasse 4 6003 Lucerne

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

The city of St. Gallen is known for its famous Abbey District, an ensemble with outstanding universal value. The district reflects an architectural development lasting for several centuries. One of the buildings there is the St. Gallen cathedral, a sacred building, which when entering, immediately engenders the feelings of awe and an omnipresence of a higher power. This paper investigates the notions of these feelings, often described as the sublime feeling, later defining the sublime in religious buildings and non-religious ones located in St. Gallen. To have a deeper comprehension of the sublime the intervention of Santiago Calatrava in the Abbey District is studied. Furthermore, to understand his logic of his creations the writing makes headway toward his other creations, based on the emotions perceived during the experience of the spaces of this ensemble and other Calatrava creations, especially the kinaesthetic one which is a further form of the experience gained from a space.

Vertiefungsarbeit Subliminal Awe

Dozenten

A study of contemporary numen residing the St. Gallen‘s Abbey Compound and Calatrava’s designs

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Rinor Rushiti

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Neustadtstrasse 16 6003 Luzern

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Vertiefungsmoduls mit dem Semesterthema Die Welt in Reichweite - St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte mit dem Subthema das schmückende Kleid – die Fassade als Balanceakt zwischen Applikation und Konstruktion der Jugendstil-Geschäftshäuser in St. Gallen. Die reichgeschmückten Gebäude aus der St. Galler Stickerei-Zeit, die Anfang des 19. Jahrhunderts die prägende Zeit des Jugendstils repräsentierte, bilden die Ausgangslage für die nachfolgende Arbeit, in der der belgische Architekt Henry van de Velde eine wegweisende Rolle spielt. Er gilt als Gründerfigur des Jugendstils und des Ornaments. Im Zentrum steht die Frage nach der Berechtigung des Schmucks, sowie die Gratwanderung zwischen willkürlicher Applikation und plausible, handwerkliche Umsetzung der Konstruktion. Ob zwischen Henry van de Velde und dem Objekt mögliche Berührungspunkte bestehen, behandelt die Arbeit ebenfalls. Sie stellt die recherchierten kunsttheoretischen Schriften dem Untersuchungsobjekt, dem Geschäftshaus «Zur Treue» an der Neugasse 43-51 in St. Gallen, gegenüber. Hierfür werden drei Themenbereiche untersucht. Es sind dies: Struktur und Tragwerk, Material und Identität sowie Bekleidung und Schmuck. Es zeigt sich: Zwischen Henry van de Velde und dem Geschäftshaus «Zur Treue» bestehen Analogien.

Vertiefungsarbeit Das schmückende Kleid

Dozenten

Die Fassade als Balanceakt zwischen Applikation und Konstruktion der Jugenstil Geschäftshäuser

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Gabriela Shabo Neuburgstrasse 9 8840 Einsiedeln SZ

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

In diesem Semester stellt die Hochschule unter dem Hauptthema «Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» die Aufgabe, eine vertiefte schriftliche Arbeit zum genannten Thema zu verfassen. Die Abhandlung befasst sich mit den Werken des Ingenieurs Robert Maillart. In seiner Anfangszeit bis zum Ersten Weltkrieg erschuf Maillart bedeutende Bauten in St. Gallen, die eine weltweite Anerkennung geniesst. Zueinander aufbauend, werden die einzelnen Bauten auf ihre Innovation und Eigenart beleuchtet. Im ersten Kapitel werden seine Stärken als Brückenbauer aufgezeigt und wie dieses Fachwissen auf die renommierte Tonhalle übertragen hat. Nachfolgend werden drei Objekte im Fokus der Querschnittsoptimierung erläutert. Nennenswert ist besonders der Gasbehälter-Bassin, die grosse Bewunderung in den Vereinigten Staaten auslöste. Im letzten Abschnitt wird die Spur verfolgt, wie seine Entwicklung von den Unterzugsdecken zu den berühmten Pilzdecken verlief. Die Stickereiblüte in St. Gallen als Konzentration des Kapitals sowie der globale Fortschritt des Eisenbetons gaben Robert Maillart den Nährboden für seine Pionierarbeiten.

Vertiefungsarbeit Pionierleistung in armiertem Beton

Dozenten

Auf den Spuren Robert Maillarts Werke in St. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Ivan Simić Hofstatt 15 6466 Bauen UR

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Im Rahmen des Vertiefungsmoduls wird auf die städtebaulichen und architektonischen Entwicklungen der Stadt St. Gallen eingegangen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Gestaltung des öffentlichen Raumes und seinem wichtigsten Benutzer, dem Menschen und dessen Bedürfnisse. Den theoretischen Hintergrund dieser Arbeit bildet die Theorie vom Architekten Jan Gehl und die von ihm aufgestellten 12 Qualitätskriterien zum öffentlichen Raum. Im Zentrum stehen die Stadtlounge St. Gallen und die Neugestaltung des St. Galler Marktplatzes und Bohls, welche anhand einzelner Qualitätskriterien untersucht werden. Das Aufdecken der Bedeutung der Bedürfnisse des Benutzers und wie diese umgesetzt werden können, sind wesentlich für die Gestaltung des öffentlichen Freiraumes. Es zeigt sich, dass jeder öffentliche Raum individuell betrachtet werden soll, denn die Umgebung trägt viel zur Beurteilung des öffentlichen Raumes bei, und folglich auch zur Beliebtheit dieses Raumes.

Vertiefungsarbeit Mensch &   Öffentlicher Raum

Dozenten

Erläutert an zwei Beispielen der Stadt St. Gallen - Stadtlounge und Neugestaltung Marktplatz und Bohl

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Olivia Steiner

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Etzelwerkstrasse 17 8852 Altendorf

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Semesterthema «Die Welt in Reichweite - Sankt Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte» mit der barocken Stiftskirche in Sankt Gallen. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem Begriff des Malerischen. Die Bücher «Renaissance und Barock» und «Kunstgeschichtliche Grundbegriffe» von Heinrich Wölfflin gehen auf diesen Begriff ein und dienen als theoretische Grundlage. Auf der Theorie basierend werden vier Eigenschaften des Malerischen formuliert und in einem Rundgang durch den Innenraum der Kirche gesucht und beschrieben. Das persönliche Beschreiben und die damit verbundene Aufschlüsselung des Begriffs des Malerischen helfen dabei, den barocken Reichtum in der Stiftskirche Sankt Gallen fassbar zu machen. Durch das gewonnene barocke Auge wird der Neubau des Altarbereichs von Caruso St John Architects als selbstverständliche Erweiterung eines barocken Gesamtkunstwerkes gewürdigt.

Vertiefungsarbeit Der malerische Raum

Dozenten

Eine sinnliche Untersuchung der Stiftskirche in Sankt Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Mario Tschopp Maihofstrasse 61 6006 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

175


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls  Vertiefungsarbeit  unter dem  berthema  Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte  mit der These, ob die Privatheit der Einfamilienh user trotz Verdichtung der Siedlungen gew hrleistet werden kann. Im Zentrum der Arbeit stehen drei  berbauungen: Lehnstrasse, Biserhof und Kammelenberg welche von Danzeisen + Voser in den 50er bis und mit 80er Jahre entworfen und ausgeführt wurden. Was mit einfachen, leicht versetzten Reiheneinfamilienh user in der ersten  berbauung Lehnstrasse beginnt, entwickeln die Architekten in der zweiten Siedlung Biserhof weiter und perfektionieren den Entwurf bei der nah gelegenen dritten  berbauung Kammelenberg. Die Analyse und der Vergleich zeigt, dass trotz der Dichte die Privatheit bei der Siedlung Biserhof und Kammelenberg gew hrleistet werden konnte. Den Architekten Danzeisen + Voser gelingt in St.Gallen eine im nationalen, wenn nicht im internationalen Kontext pionierhafte Leistung.

Vertiefungsarbeit Privatheit trotz Dichte?

Dozenten

Eine Untersuchung der Einfamilienhaussiedlungen an Hanglagen der Architekten Danzeisen + Voser

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Simone Tschuppert

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Bodenhostatt 7 6373 Ennetbürgen

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls  Vertiefungsarbeit unter dem  berthema  Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architek turgeschichte  mit der Frage des architektonischen Ausdrucks der St. Galler Stickereigesch ftsh user. Im Zentrum steht dabei der Umstand, dass diese Bauten parallel formale Elemente der beiden gegens tzlichen Str mungen des Jugend- wie auch des Heimatstils aufweisen. Grundlage bildet dabei eine Vertiefte Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext der Schweiz und St. Gallen, sowie eine Betrachtung von drei Beispielbauten und dem Versuch einer Verortung der einzelnen architektonischen Elemente in den Stilepochen. Es wird der Frage nachgegangen, ob diese Bauten den Stilepochen Jugend- und Heimatstil zuzuordnen sind oder die Stilelemente der zeitgen ssischen Str mungen nur aufgriffen um die Textilbranche, die sich in einem Zustand zwischen Tradition und Moderne befand, zu repr sentieren. Dabei zeigt sich, dass bei den St. Galler Stickereigesch ftsh user h ufig Elemente beider, grunds tzlich gegenseitigen, Stilrichtungen parallel verwendet wurden. Dieser Umstand steht sinnbildlich für den ambivalenten Schwebezustand, in dem sich die Textilbranche in St. Gallen zwischen 1900 und 1914 befand.

Vertiefungsarbeit Das Gewand der Textilarchitektur

Dozenten

Das St.Galler Stickereigesch  ftshaus zwischen Heimat- und Jugendstil

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Pascal Wacker Bundesstrasse 15 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls  Vertiefungsarbeit  unter dem  berthema  Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte  mit der These, ob die Privatheit der Einfamilienh user trotz Verdichtung der Siedlungen gew hrleistet werden kann. Im Zentrum der Arbeit stehen drei  berbauungen: Lehnstrasse, Biserhof und Kammelenberg welche von Danzeisen + Voser in den 50er bis und mit 80er Jahre entworfen und ausgeführt wurden. Was mit einfachen, leicht versetzten Reiheneinfamilienh user in der ersten  berbauung Lehnstrasse beginnt, entwickeln die Architekten in der zweiten Siedlung Biserhof weiter und perfektionieren den Entwurf bei der nah gelegenen dritten  berbauung Kammelenberg. Die Analyse und der Vergleich zeigt, dass trotz der Dichte die Privatheit bei der Siedlung Biserhof und Kammelenberg gew hrleistet werden konnte. Den Architekten Danzeisen + Voser gelingt in St.Gallen eine im nationalen, wenn nicht im internationalen Kontext pionierhafte Leistung.

Vertiefungsarbeit Vom Gemüsegarten zum Liegestuhl

Dozenten

Teppichsiedlung Kammelenberg im Spiegel der Geschichte der Schweizer Gartensiedlungen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Liliane Wenner Imfangstrasse 31 6005 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

The city of St. Gallen and its unique commercial architecture that appeared during embroidery heydays represents a particular combination of the highly densified old town urban fabric and incorporation of absolutely new for that time Art-Nouveau structures. At that vibrant period in St. Gallen worked Wendelin Heene, considered one of the main architects and constructors in St. Gallen for that time. However, such high public appreciation, mainly associated with his only one project of Unionbank on Multertor. Interestingly, but the works of Wendelin Heene presented all across the city, and one of the main and no less significant contributions located right in the middle of the old town, where the building of Unionbank is only a starting point of the ensemble. This paper investigates the works of Wendelin Heene, which he did on Multergasse, as the main embroidery street in the old town. With the highest number of projects and its stylistic diversity done by Heene on Multergasse, these works also the most accura- tely represents the whole architectural practice of Wendelin Heene from the beginning till the very end. The qualitative façade analysis will examine the peculiarities of Heene’s works and how they interrelate with each other. It will help better understand a heri- tage left by Wendelin Heene and create a more cohesive picture of his architecture.

Vertiefungsarbeit Between abstraction and modernity

Dozenten

Peculiarities of Wendelin Heene‘s architectural interpretation of Multergasse in St. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Oleksandr Yanenko Grafenauweg 11 6300 Zug

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Abstract

A corner of the building is often neglected in architectural design. However, corners in St. Gallen are celebrated with respect, containing the significant value in the urban context. Time Square in New York is a typical example to show the potential of corner architecture by creating a focus in the urban grid, causing inflow of population and enriching the urban texture. This authenticity is generated by the over-layered diagonal street line on top of the urban grid boxes. However, in the case of St. Gallen, especially in the old town, the urban grid is rather organic. This configuration forms more than just one significant corner. Through the urban development in the past, a more rigid gird structure is added in the new town. The combination of different types of grid systems produced interesting corner conditions. These corners may not receive much individual attention, but from my observation, they are very special architecture connecting streets and the people. In this paper, I am documenting series of corner architecture in St. Gallen from the old town and the new town. Through the research and cataloguing, I am attempting to find a characteristic of corner architecture, its functions, and values.

Vertiefungsarbeit Corner architecture in St. Gallen

Dozenten

Urban Lighthouse

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Solhae Yoon Winzerhalde 97 8049 Zurich

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Abstract

There are indications that leads us to think that postmodern movement was like an attempted attack that was planned to overthrow the modernist regime. It was influenced or it derived from the nostalgic feeling architects had for the past and from traditional “ideologies” that seemed to diverge from the fundamental concept of modern principles. In this document we discuss the Post-modern dilemma by integrating as examples some of selected buildings in St.Gallen that are identified to belong into the postmodern epoch. What is intended to be achieved in this document is the deep understanding of postmodern scenario through architectural facades and elements including inner space. We try to explain what happened and what came as a result of an attempt to overthrow modernity as a concept. Buildings such as HoteSpisertorl, Erweiterung Natur- und Kunstmuseum, Einkaufszentrum Grossacker and Sporthalle Kreuzbleiche are taken as study cases to contribute to this discussion.

Vertiefungsarbeit Post-Modern Dilema

Dozenten

Post-modernism in Saint Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Dr. Marcel Bächtiger

Amir Zejnullahu Rosengartenstrasse 15 8107 Buchs

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Freie Thesis

Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Zwischenraum zwischen dem Ufer und dem Wasser des Flusses Kamo in der japanischen Stadt Kyoto. Dabei geht sie der Frage nach, wie die Schwelle zum Fluss ausformuliert werden muss, damit Zwischenräume entstehen, die für möglichst viele Menschen zugänglich sind und verschiedenste Aktivitäten ermöglichen. Als architektonisches Vorbild dient hier die traditionelle japanische Veranda von Wohnhäusern: Der Engawa. Die Untersuchung fusst auf der These und Behauptung, dass sich die räumlichen und soziologischen Qualitäten des Engawas skalieren und auf das Ufer des Kamo übertragen lassen. Um diese These zu belegen, wird der Engawa aus der Edo-Periode (1603 – 1868) mit einem zeitgenössischen Beispiel verglichen. Das Vergleichsobjekt bildet dabei die „Canal Swimmer’s Platform“ vom japanischen Architekturbüro Atelier BowWow, 2014. Die Schwimmplattform befindet sich an einem Kanal der belgischen Stadt Brügge. Die Architekt*innen haben beobachtet, dass sich nur professionelle Schwimmer des Clubs in das Kanalwasser begeben. Damit auch die restliche Stadtbevölkerung ins Wasser geht, haben sie zwischen Strassen- und Kanalraum einen Zwischenraum eingeführt, welche auf räumlicher, atmosphärischer und soziologischer Ebene grosse Ähnlichkeiten mit dem traditionellen Engawa besitzt. Dieser Zwischenraum ist als multifunktionale Schwimmplattform ausformuliert und macht als öffentlicher Raum das Wasser wieder für alle zugänglich. Die Arbeit in zwei Teile gegliedert. Im ersten Kapitel geht es um die Frage, welche stadt-, kunst- und architekturhistorische Relation die Stadtbewohner*innen von Kyoto zu ihrer Natur, einschliesslich des Wassers, besitzen und weshalb genau. Im zweiten Kapitel werden die oben erwähnten Untersuchungsobjekte miteinander verglichen. Als Methode dient der räumliche, konstruktive und soziologische Vergleich dieser zwei Objekte. Da ein Besuch vor Ort nicht möglich ist, erfolgt die Analyse aus der Ferne. Es werden Text-, Bild-, Plan- und Videomaterial untersucht, interpretiert und eigenständig miteinander in Verbindung gebracht. Vertiefungsarbeit Der Fluss Kamo als Öffentlicher Raum

Dozenten

Ein Vergleich zwischen einer Plattform am Wasser und einer Plattform zum Garten

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Prof. Felix Wettstein Wieser Dr. Marcel Bächtiger Lucerne University of Applied Sciences Lucerne Universityand of Arts

Juliana Furrer Käferholzstrasse 44 8057 Zürich

Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur HOCHSCHULE LUZERN Technikumstrasse 21 Technik & Architektur 6048 Horw Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Master in Architektur Datum: 08. 06. 20212021 Frühlingssemester Datum: 08. 06. 2021

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


Freie Thesis

Abstract

Networks of infrastructure, as well as supporting urban life, are the most representative context of the contemporary city. Despite this, the design of infrastructure and urban form are only indirectly related and the dominance of infrastructure has had deleterious effects on urban development. Once clearly imagined as a collective resource capable of passing beyond territorial boundaries, infrastructure, by recapturing this social imagination, has the power to address sprawling forms of urban development caused by arbitrary conditions. This can be achieved by engaging with a systems thinking approach to a unified urban project that validates an ecological representation of infrastructure and using its physical dimension to establish productive social environments. Architecture is well suited to the role of providing suggestions for such a creative re-organisation of urban networks and form. Logistics is both exemplary and objectionable in the way that it navigates infrastructure and in the case of the urban distribution centre, there exists a new urban typology. As such, the logistics system and the distribution centre, where it touches the city, is a critical site for design.

Vertiefungsarbeit Endostruktur

Dozenten

Part 1: Infrastructural Ecology for Urban Logistics

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Prof. Johannes Wieser Käferstein Dr. Marcel Bächtiger Richard Zemp

Joseph Redwood Ulmenstrasse 4 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Lucerne Sciences Universityand of Arts Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur HOCHSCHULE LUZERN Technikumstrasse 21 Technik & Architektur 6048 Horw Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2021 Master in Architektur Datum: 08. 06. 20212021 Frühlingssemester Datum: 08. 06. 2021

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021



BAUTENSTECKBRIEFE

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Natur- und Kunstmuseum 1873 - 1879; Johann Christoph Kunkler Deutschsprachige Literatur Kenneth Frampton; Kapitel 1, Kulturelle Wandlungen: klassizistische Architektur 1750 1900, in Die Architektur der Moderne - eine kritische Baugeschichte Claude Mignot; Von der Romantik zum Historismus. In: Architektur des 19. Jahrhunderts, Deusche Verlags-Anstat, 1983 Claude Mignot; Die Sprache des Historismus. In: Architektur des 19. Jahrhunderts, Deusche Verlags-Anstat, 1983 English literature Kenneth Frampton; Part 1 – Cultural developments and predisposing techniques 17501939, in Modern architecture : a critical history; Thames & Hudson, London, 1987 Claude Mignot, From Romanticism to Ecleticism; In: Architecture of the Nineteenth century in Europe, New York, Rizzoli, 1984 Claude Mignot, The Idiom of Eclecticism; In: Architecture of the Nineteenth century in Europe, New York, Rizzoli, 1984

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM

1852 - 1855

Felix Wilhelm Kubly Kantonsschule, Burggraben 21, 9000 St.Gallen

1873 - 1879

Johann Christoph Kunkler, (Erweiterung durch Marcel Ferrier, 1983-1987) Natur- und Kunstmuseum, Museumstrasse 32, 9000 St.Gallen

1875 - 1879

Johann Christoph Kunkler Stadtpark, Museumstrasse 32, 9000 St.Gallen

1874

Reinhard Lorenz Bebauungsplan Museumsquartier, Museumstrasse, 9000 St.Gallen

1876 - 1879

Adolf und Friedrich Brunner Neurenaissance-Wohnhäuser, Museumstrasse 27-31, 9000 St.Gallen

1885 - 1886

Emil Wild Textilmuseum (ehem. Industrie- und Gewerbemuseum), Vadianstrasse 2, 9000 St.Gallen

1887

August Hardegger Villa zum Bürgli, Notkerstrasse 25, 9000 St.Gallen

1905 - 1907

Karl Moosdorf Kantonsbibliothek Vadiana, Notkerstrasse 22, 9000 St.Gallen

1906 - 1909

Julius Kunkler, (Umbau durch Bosshard und Vaquer, 2010) Tonhalle, Museumstrasse 25, 9000 St.Gallen

1916 - 1921

Max Müller Amts- und Gerichtshaus, Neugasse 1, 9000 St.Gallen

1915 - 1921

Bridler & Völki und Carl Adolf Lang Museum für Geschichte und Völkerkunde, Museumstrasse 50, 9000 St.Gallen

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


KANTONSSCHULE BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Jan-Karl De Smet

Kantonsschule St. Gallen Object Address Architect Start of planning Realization

Kantonsschule am Burggraben Burggraben 21, 9000 St. Gallen Felix Wilhem Kubly1991 1852 1855

Description -Benno Schubiger, Felix Wilhem Kubly, 18 November 2013, accessed on 8 March 2021 by https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019884/2013-11-18/. -Encyclopedia Britannica, Neoclassical architecture, 13 October 2009, accessed on 8 March 2021 by https://www.britannica.com/ art/Neoclassical-architecture/additional-info#history. -Joost de Vree, Neo-Classicisme (1770-1880), s.d., accessed on 8 March 2021 by https:// www.joostdevree.nl/shtmls/neoclassicisme. shtml. -Oxford dictionaries, Neoclassicism, 2021, accessed on 8 March 2021 by https://www. oxfordlearnersdictionaries.com/definition/ eng- lish/neoclassicism?q=neoclassicism. -Wikipedia, Felix Wilhelm Kubly, 30 December 2020, accessed on 8 March 2021 by https:// de.wikipedia.org/wiki/Felix_Wilhelm_Kubly. -Wikipedia, Kantonsschule am Burggraben, 22 February 2021, accessed on 8 March 2021 by https://de.wikipedia.org/wiki/Kantonsschule_ am_Burggraben.

The Kantonsschlule is a 150 year old school for gymnasium and lower gymnasium education in St.Gallen which is designed by Felix Wilhem Kubly. The school is best known as Kantonsschule am Burggraben and is located right in the center of the city but just outside the historic city walls. This building was realized between 1852 and 1855 in the typical language of classical architectural style. Aside from the building of Felix Kubly, there are also extensions made by Otto Glaus (1962-1964) and Gähler Flühler Architekten (1998-2004). The school building is characterized by a symmetric, white-plastered façade, finished off with the typical classical elements such as pediments and cornices. Furthermore, it consists of a straight-lined and harmonious ground plan resulting in block-shaped building volumes which are strictly ordered. As this building functions as a school, the clear room and floor plan concepts are filled in as classrooms. These interior spaces are a continuation of the calmness that the plan and the facade express: round arches, strong lines, sober and symmetrical.

Fig. 1: Lars Albi Fig. 2: E-Periodica Fig. 3: E-Periodica Fig. 4: Own picture Fig. 5 Own picture Fig. 6: Own picture Fig. 7: Own picture

Ground plan

Section through entrance

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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NATUR- UND KÜNTSMUSEUM BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Callista Lim

All image are black and white ! ONLY B/W ! South Facade with Extension Object Address Architect Start of planning Realization

Natur-und Kunstmuseum Museumstrasse 32, 9000 St Gallen Johann Christoph Kunkler/ Marcel Ferrier 1873/ 1983 1879/ 1987

Description

The Art museum of St Gallen was built by Johann Christoph Kunkler between 1873-1879. It underwent refurbishment in 1983, led by Marcel Ferrier. The Museum of Art is one of the the most respected art museums in Eastern Switzerland and is a favorite delight for art lovers visiting the city. Displayed throughout 40 rooms over three floors, the museum includes works of arts from neoclassical to modern design. The original building was designed in the classical style, with symmetrical plans and facades all around. The building is on Museumstrasse, part of the Stadtpark and Museums Quartier.

Literature: WIkipedia, https://www.kunstmuseumsg.ch/, https://www.swiss-architects. com/, Image: Callista Lim / https://www.thisismysaintgallen.com/museum-of-art/ Plans: l4g.ch

Classical staircase and details 192

Semester Reader Frühlingssemester 2021

Ground floor plan with extension


STADTPARK BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Liliane Wenner

Situationsplan Stadtpark St. Gallen um 1877 Object Address Architect Start of planning Realization

Stadtpark St.Gallen Museumsstrasse 32, St.Gallen Johann Christoph Kunkler 1876 1877

Description

Durch Johann Christoph Kunkler erfuhr der Stadtpark mit dem Museumsbau im Jahr 1877 seine erste grundlegende Veränderung. Das Museumsgebäude steht an der nördlichen Seite der Museumsstrasse und wird durch einen Vorplatz mit einem runden Wasserbecken erschlossen. Diese bewusste Platzierung des Gebäudes schliesst die Eingangsfront zur Stadt hin ab und setzt die Beziehung zwischen Natur und Kultur ganz in das Zentrum des Entwurfs.1 Unter dem Museum eröffnete sich die grosse Parkanlage. Die Umgebungsgestaltung des Museums ist genau auf die Gliederung des Baukörpers abgestimmt und übernimmt die wichtigsten Achsen und Zugänge des Quartiers. Durch die dominante diagonal angeordnete Ulmenallee werden die Grünflächen im Park in verschiedene Flächen eingeteilt. Symmetrie, bewusst gesetzte Sichtbezüge und die Verbindung zur Natur gestalten den Gesamtcharakter der architektonischen Gestaltung.2 Literatur: 01/02 Natur- & Kunstmuseum St.Gallen, S. 21 03 https://www.cityparks.ch/stadtpark-sg/ 15.03.21 04 https://frauenpavillon.ch 15.03.21 Bild & Foto: Abb: 01 Natur- & Kunstmuseum St.Gallen, S. 21 Abb: 02/03 Archiv Denkmalpflege St.Gallen Abb: 04/06 Stadtpark https://www.cityparks. ch/stadtpark-sg/ 13.03.21 Abb: 05/07 Fotos Liliane Wenner

Volière 1913

botanischer Garten

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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BEBAUUNGSPLAN MUSEUMSQUARTIER BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Ivan Simić

Situationsplan für Überbauung des unteren Brühls in St. Gallen, 1874. Object Address Architect Start of planning Realization

Bebauungsplan Museumsquartier Unterer Brühl, St. Gallen Ingenieur & Verwaltungsrat Reinhard Lorenz 1872 1874 – 1914

Description

Das Gebiet des Unteren Brühls nördlich der Rorschacher Strasse war bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend unbebaut. Zur Zeit der Trennung von Stadt und Kloster im 15. Jahrhundert handelte es sich um eine offene Grünfläche, die der Abtei gehörte. Später diente das städtische Gebiet teils als Bleichfeld, sowie als Naherholungsgebiet und zeitweise als militärisches Exerziergelände. Von Anfang an bestand die Absicht, dieses Gelände nahe der Altstadt planmässig zu überbauen. 1872 reichte der Verwaltungsrat beim Gemeinderat für das neue Bauquartier den Situationsplan mit dazugehörendem Reglement ein. Das von Ingenieur und Mitglied des Verwaltungsrats Reinhard Lorenz ausgearbeitete Projekt für die Quartieranlage und die dazugehörenden Strassen wurde 1874 genehmigt. Das Grundmuster für die gesamte Anlage ist im «Reglement für die Strassenanlage und Überbauung auf dem Untern Brühl» mit drei Längsachsen und drei Querstrassen festgehalten. Als Ausgangspunkt diente die Museumstrasse, die zusammen mit den neuen Achsen das Strassennetz bildet. Die Gestaltungsrichtlinien der geplanten Gebäude sind präzise mit 9 Artikeln beschrieben. Literatur: Röllin, Peter; Studer Daniel: INSA Band 8: St. Gallen, Sarnen, Schaffhausen, Schwyz. 1. Aufl. Zürich: Orell Füssli,1996. S. 83-85. Abbildungen: [1 & 4] Bebauungsplan 1874. Aus: https:// www.museumsquartier.ch/wp-content/uploads/2009/08/Museumsquartier-1874.pdf (15.03.2021) [2] Wohnhaus 1880. Aus: https://gsi-architekten.ch/wp-content/uploads/2019/05/07_ GESG_02_Wohnhaus-800x800.jpg (15.03.2021) [3, 5, 6 & 7] Von Autor fotografiert.

Wohnhaus an der Notkerstrasse 1880. 194

Semester Reader Frühlingssemester 2021

Eckausbildung Blumenaustr.


NEURENAISSANCE-WOHNHÄUSER BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Simone Tschuppert

Westansicht Museumsstrasse 27, 29 und 31 Object Address Architect Start of planning Realization

Neurenaissance-Wohnhäuser Museumsstrasse 27-31, 9000 St.Gallen Adolf und Friedrich Brunner 1876 1879

Description

Die Bauten an der Museumsstrasse 27-31 in St.Gallen wurden von Adolf und Friedrich Brunner entworfen. Die Neurenaissance-Wohnhäuser sind Blockrandbebauungen und bilden ein Trio. Die Gebäude sind dicht aneinander und richten sich zum Park und zum gegenüberliegenden Kunstmuseum St.Gallen. Das Gebäude an der Museumsstrasse 27 wurde 1876 als Wohnhaus gebaut. Es ist ein zweigeschossiger, grosszügiger Bau mit Mansardendach, welches ursprünglich für fünf Wohnungen geplant wurde. 1911 wurde das Gebäude zum Heimatmuseum umfunktioniert. Das mittlere Wohnhaus der Gebäudezeile “zum Steg“ bei der Museumsstrasse 29 wurde ursprünglich 1879 für fünf Wohnungen geplant. Es ist ein dreigeschossiges Wohnhaus, welche eine stark symmetrische Fassadengestaltung aufweist. Den Kopfbau der Blockrandbebauung bildet das dreigeschossige Eckwohnhaus “Wohnhaus auf der Brühl“ bei der Museumsstrasse 31, welches 1877 gebaut wurde. Das Gebäude wurde für fünf Wohnungen geplant und weist bei der Hauptfassade auch eine starke Symmetrie auf. Literatur: Stadt St.Gallen Denkmalpflege, (o.D.). Inventarblatt der schützenswerten Bauten (Auszug). Denkmalpflege Kanton St.Gallen. Plan und Foto: 02: Credit Plan: Barão-Hutter [Situationskarte ohne Massstab]. (o.D.). Verlagsort: Barão-Hutter Atelier (o.D.). 01, 03, 04, 05, 06: Fotografien von Simoen Tschuppert

Grundrissplan Museumsstrasse 27, 29 und 31 Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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TEXTILMUSEUM BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Johanna Jácome

Industrie- und Gewerbemuseum Perspective by Emil Wild Object Address Architect Start of planning Realization

Textimuseum (former Industrie- und Gewerbemuseum) Vadianstrasse 2 9000 St. Gallen Emil Wild 1884 1889

Description

The Textilmuseum, formerly called the Industrie- und Gewerbemuseum, is located in the heart of the city at Vadianstrasse which is part of the Embroidery District. Not only this museum but also the banks, agencies, insurance and embroidery companies that have been erected during this time and within this urban space tell the story of the development of St. Gallen as a textile international power. The design of the museum was based on an architectural competition where Gustav Gull took second place and a first place was never awarded. Subsequently, architect Emil Wild, who also served as the museum’s director, revised Gull’s draft and took over the construction personally. The building, also known as the “Palazzo Rosso” for its exposed red brick facade (since the 60s sadly plastered), is a magnificent example of the classical style. The museum houses not only important collections of national and international embroidery and lace samples, but also an important historical textile library. Literature: Quellenangaben Literatur: Röllin, Peter. 1983. Der Stickereihandelsplatz St.Gallen : bemerkenswerte Fabrik- und Geschäftshausbauten aus der Bild: Zeit derFotograf Stickereiblüte. www.eperiodica.ch Erneuerung Textilmuseum St.Gallen. Zweistufiger anonymer Projektwettbewerb. Pläne: Quellenangaben Textilmuseumgeschichte. www.textilmuseum.ch/wp-content/ uploads/2013/04/Geschichte_TM.pdf Images: Perspective - Wild, Emil. Retrieved March, 15th 2021. www. benhuser.com/2020/07/03/ideenwettbewerb-textilmuseum-st-gallen-st-gallen/ Entrance and Main Facade- Retrieved March, 15th 2021. www.alltag.ch/projekte/textilmuseum/ Library - Retrieved March, 15th 2021. www.textilmuseum.ch/ en/textile-library/ Railing - Jácome, Johanna. Taken March, 13th 2021. Plans: Location - Retrived on March, 15th 2021. www.geissmann-arch.ch Sections - Wild, Emil. Retrieved on March, 15th 2021. www. geissmann-arch.ch

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Location Semester Reader Frühlingssemester 2021

Entrance Close-up


VILLA ZUM BÜRGLI BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Al Jawharah Al Zamil

caption Object Address Architect Start of planning Realization

Villa Zum Bürgli Notkerstrasse 25, 9000 St. Gallen August Hardegger 1887 1890

Description

Villa Zum Bürgli, a property realised in the 18th century, and was designed by the architect August Hardegger. The property of the “Bürgli” is separated from the city by a large meadow referred to as “Brühl”. The building has been standing on the eastern end of the meadow since ancient times. Looking at the Villa Zum Bürgli, one could say that it is a building contributing to the historicist movement, where the main combined styles are Baroque and Medieval architecture. The overall impression of the building portrays a medieval looking castle. It is a half-timbered building that served its owners as an apartment during the months of summer. Originally, the building was intended to be for one family only. Approaching te Villa, a long trail that measures the length of one facade leads to the main entrance which faces the North-West façade. There, you are faced with an arched wooden door, which compliments the arched stone opening of the façade. The arch is richly decorated with motifs, giving a sense of the Baroque era. Inside the building, there is a basement and, on the upper levels there are two furnished apart- ments. Literature: Villa zum “Bürgli” in St. Gallen: Architekt: A. Hardegger. (2021,Feb 10). Https:// Www.e-Periodica.Ch. https://www.e-periodica. ch/ cntmng?pid=sbz-002:1890:15::149 Image: https://www.e-pics.ethz.ch/index/ ETHBIB.Bildarchiv/images/ETHBIB.Bildar- chiv_ Ans_04698_14628.jpg https://www.e-pics. ethz.ch/index/ETHBIB. Bildarchiv/images/ ETHBIB.Bildarchiv_ Ans_04699_14633.jpg https://earth.google.com/web/search/villa+zum+burgli Plans: i Villa zum “Bürgli” in St. Gallen: Architekt: A. Hardegger. (2021, Feb 14). Https://Www.e-Pe- riodica.Ch. https://www.e-periodica. ch/cnt- mng?pid=sbz-002:1890:15::149

Contextual Top View of Villa Zum Bürgli

Entrance Door

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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KANTONSBIBLIOTHEK VADIANA BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Rinor Rushiti

Aquarelle Drawing of the Library Object Address Architect Start of planning Realization

Kantonsbibliothek Vadiana Notkerstrasse 22, 9000 St. Gallen Carl Mossdorf 1905 1907

Description

1. 2.

3.

”Miscellanea”, Schweizerische Bauzetung, 9 November 1907, 243. Keneth Frampton; Part 1 - Cultural developments and predisposing techniques 1750-1939, in Modern architecture: a critical history; Thames&Hudson, London, 1987, 18. Auguste Choisy; Histoire de l’Architecture; Paris 1929, 425.

Fig.1: Aquarelle Drawing of the Library, St. Gallen Archive. Fig. 2: Plan, Sections and Facade, St. Gallen Archive Fig. 3 Front Facade View, Rinor Rushiti Fig. 4 Front Facade, in: www.campus-career. ch Fig. 5 Main Entrance Facade Details, Rinor Rushiti Fig. 6 Entrance Hall, Elisa Florian 198

The Vadiana St. Gallen Canton Library, as a collection point for St. Gallic literature, forms the canton’s cultural and social memory and also supplies the population with literature and media from all areas of knowledge.(fig.1) The library was built within 2 years according to the plans of the current master builder of Lucerne, architect Carl Mossdorf from 1905-1907. It owes its name to the humanist Joachim von Watt also known under the name Vadian, who was the city’s mayor for a long time. He donated all his private collections to the city, and the wellknown medieval Vadian’s Collection. 1 The building consists of three partitions. The east part, where the administrative wing is located, the entrance where the stairs and corridors connecting halls are, and the west wing where the library collections in the 1st and 2nd floor are. (fig.2) Also, there are the rooms for the archivist, librarian, and staff. Archives are preserved in the underground and ground floor.

Plan, Sections and Facade Semester Reader Frühlingssemester 2021

Front Facade View


TONHALLE BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Hilke Horsthemke

All image are black and white ! ONLY B/W ! Ansicht Hauptfassade Object Address Architect Start of planning Realization

Tonhalle Museumstrasse 25, 9000 St. Gallen Julius Kunkler, (Umbau durch Bosshard und Vaquer, 2010) 1906 1909

Description Literatur: [1] KUNKLER, Julius, 1911. Die Tonhalle in St. Gallen. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 57/58, Heft 17, S.227-229 [2] FISCHER, Sabine von, 2011. Virtuelles Raumvolumen: akustische Neugestaltung der Tonhalle St. Gallen von Bosshard Vaquer Architekten. Zeitschrift: Werk, Bauen + Wohnen, Band 98, Heft 5: Entwurfsmaschinen, S. 55 [3] PUBLIKATION anlässlich der öffentlichen Ausstellung des Studienauftrags auf Einladung. 2010: Tonhalle St. Gallen Verbesserung an der Bühne und Akustik. Herausgeber, Stadt St. Gallen Hochbauamt [Zugriff am: 9.03.2021]. Verfügbar unter: https://www. arauacustica.com/files/noticias/pdf_esp_106. pdf, S. 5, 42 [4] BODENMÜLLER, Nathalie: St. Galler Stadtführer. 3. Aufl. St. Gallen : Typotron AG für die gedruckte Kommunikation, 2007, S. 24-25 [5] BEDNORZ, Achim ; BORNGÄSSER, Barbara ; TOMAN, Rolf: Geschichte der Architektur. Bath: Parragon, 2009, S. 228 Bilder und Pläne: Abb. 01, 03: Fotograf: HORSTHEMKE, Hilke, 2021 Abb. 04: STADT ST. GALLEN Abb. 02, 04: KUNKLER, Julius, 1911. Die Tonhalle in St. Gallen. In: Schweizerische Bauzeitung, Band 57/58, Heft 17, S.227-229 Abb. 06: EVENLOX Tonhalle St. Gallen Unter: https://evenlox.ch/de-CH/event-locations/venue/6085_tonhalle-st-gallen Abb. 07: SCHENKER STOREN Tonhalle St. Gallen Unter: https://www.storen.ch/de/referenzen/ tonhalle-st-gallen (16.03.2021)

Die im Jugendstil gestaltete Tonhalle ist ein einmaliges und hochwertiges Kulturobjekt für St. Gallen. Sie wurde 1909 durch den Architekten Julius Kunkler realisiert und steht gegenüber dem Stadttheater auf der Freifläche des Brühls zwischen dem Museumsviertel und der Altstadt. 1, 2, 3

Das Gebäude erscheint in einer verputzten Backsteinumfassung mit neuzeitlichen barocken Stilelementen. Die Hauptfassade mit drei Rundbogeneingängen dehnt sich in den öffentlichen Bereich zur Museumstrasse hin und über dem Eingang befindet sich reiche Bauplastik mit allegorischen Figuren. 1, 4 Im Innenraum sind die Wände und Decken der Konzertsäle aus einfachem, rauem Putz versehen und lediglich die Stuckmarmorsäulen der Galerie deuten auf Luxus hin. Die Konzertsäle sind zum Teil in- und übereinander geschoben und somit verbunden z.B. der Übungssaal im eisernen Dachgeschoss ist durch Öffnungen mit dem Hauptsaal verknüpft. Diese Grossräumigkeit der Säle ist ermöglicht durch die nicht sichtbare Eisenbetonstruktur von Robert Maillart. 1, 3

Historische Aufnahme der Tonhalle 1909

Allegorische Figur

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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AMTS- UND GERICHTSHAUS BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Nicola Antonini

Das Amts- und Gerichtshaus von Nordosten. Object Address Architect Start of planning Realization

Amts- und Gerichtshaus Neugasse 3, 9000 St. Gallen Max Müller 1916 1921

Description

Schon seit langem hatte die Stadt St. Gallen einen erheblichen Platzmangel im Bezug auf Behördenräumlichkeiten vermerkt. Mit dem Amtsund Gerichtshaus, welches 1921 von dem Stadtbaumeister Max Müller erbaut wurde, konnte dieses Problem endgültig entschärft werden. Das Gebäude wurde in zwei verschiedenen Bauetappen an der Ecke der Neu- und Marktgasse errichtet. In der ersten Etappe 1916 wurde das Gerichtshaus mit der Polizeiwache erstellt und in der zweiten der L-förmige Eckbau des Amtshauses. Obwohl das Gebäude in zwei verschiedenen Bauphasen erbaut wurde, ist der Komplex von innen und aussen einheitlich gestaltet. Der Bau stammt aus einer Zeit, in der viele verschiedene Architekturstile an Bauten verwendet wurden. Das äussere Erscheinungsbild ist in einer neubarocken Formensprache ausformuliert, während im Innern neuklassizistische und Jugendstil Ornamente verwendet wurden. Solche Kombinationen von unterschiedlichen Formen und Stilen ist im frühen 20. Jahrhundert nicht unüblich.1

Literatur: [1] Bernhard, Furrer: Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege, Gutachten Amts- und Gerichtshaus. Bern 2005, S. 3-5 [2] Denkmalpflege St. Gallen, Inventarblatt der schützenswerte Baute. St. Gallen 2021 [3] Denkmalpflege St. Gallen, Inventarblatt der schützenswerte Baute. St. Gallen 2021 Bild: Abb. 1: Ernst Schär Abb. 2: Eigene Fotografie Abb. 3: Denkmalpflege St. Gallen

Eingang Amtshaus 200

Semester Reader Frühlingssemester 2021

Innenbild des Gerichtshauses


HISTORICAL AND ETHNOLOGICAL MUSEUM BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Shweta Devendra Joshi

West facade - Full height entrance porch with Ionic order columns and neoclassical hipped roof Object Address Architect Start of planning Realization

Historical and Ethnological Museum Museumstrasse 9000 St. Gallen Otto Bridler, Lebrecht Völki & Carl Adolf Lang 1915 1921

Description

The construction industry flourished in St. Gallen with the growing textile industry. The Historical & Ethnological Museum shows the glory of the embroidery boom before the First World War, even though its construction was finished years after the war ended.1 The collection in the Art museum was increasing and the authorities decided to move the historical & ethnological collection to a new building. The three architects - Otto Bridler and Lebrecht Völki from Winterthur and Carl Adolf Lang from St. Gallen were entrusted with the task of bringing the aspirations of the community into reality.1 On June 28, 1914, the residents of St. Gallen voted in favour of constructing a building for the museum in the north-east corner of City Park, next to Nature and Art museum. On the same day in Sarajevo, the assassination of Archduke Franz Ferdinand of Austria took place, which then led to the First World War (WWI).1 The textile industry suffered due to WWI and so did the other industries in the city. Soon the three architects had to enter the military service. The authorities were determined to proceed with the building preparations based on the plans given by the archiLiterature: 1: Peter Stahlberger, War crisis, kink, https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen-gossau-rorschach/krieg-krise-knickld.299134 (19.03.2021) 2: Historical and Ethnological museum https://hvmsg.ch (19.03.2021) Image: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Historisches_und_V%C3%B6lkerkundemuseum_St._Gallen?uselang=de Plans: https://www.stadt.sg.ch/home/raum-umwelt/ ausschreibungen/wettbewerbe-hochbauamt/

Ground Floor

Basement Floor Plan

Sections

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ZEUGHAUS AM KLOSTERHOF BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Laura Rubio

Zeughaus Frontalview Object Address Architect Start of planning Realization

Government Building and State Archive of St. Gallen Regierungsgebäude, Klosterhof 1, 9001 Felix Wilhelm Kubly 1838 1841

Description

The Zeughaus building, whose location was defined in the north wing of the monastery since 1767, was build in 1838. With its construction the initial plan was completed, finally shaping the central courtyard that would give rise to what is today a true civic space, that once was the economic and cultural heart of north-eastern of Switzerland. (1)

Literatur: Quellenangaben (1) WAGNER Rafael, Armarium Sangallense. Das Stiftsarchiv St. Gallen und seine Schätze. (2) Ibídem. (3) PRIETO Eduardo, Arquitectura del Renacimiento, de Bramante de Palladio, ETSAM. (4) Ibídem.

In the middle of St Gallen, this huge courtyard arise in silence like a bubble in the sun. Isolated from the outside world, this empty L-shaped space is composed by the continuity of the elongated building, that seem from the outside like a uniform ribbon that ends, in an unexpectedly stylized foreshortening, with the Cathedral. Whose late baroque (2) brings with it the murmur of Borromini, and despite its splendor, or because of it, leaves its spectators frozen. There in this place made for contemplation,people rest and walk on the intersected paths of the courtyard.

Bild: Fotograf Bild 1. Photo taken by Laura Rubio Bild 2. Photo taken from BLUM, Rolf, ‘Die Renovation des Nordflügels des Regierungsgebäudes in St. Gallen’ Pläne: Quellenangaben Plan 1.Plant take from BLUM, Rolf,‘Die Renovation des Nordflügels des Regierungsgebäudes in St. Gallen’ Plan 2. Taken from the online Catalogue of the State Archives St. Gallen. Plan 3. Taken from the online Catalogue of the State Archives St. Gallen.

General Klosterhof Plan 202

1.Kathedrale / 2.NeuePflaz / 3.Zeughausflügel / 4.Kinderkapelle / 5.Shule / 6.Restaurant Zeughaus Semester Reader Frühlingssemester 2021


THE CHRIST CHURCH OF ST. GALLEN BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Shuhui Li

Exposed brick building with central ascent and two prominent corner towers, reminiscent of Italian Renaissance villas. Object Address Architect Start of planning Realization

The Christ Church of St. Gallen Dufourstrasse 77, 9000 St. Gallen Pietro Delugan 1890 1895

Description

Pietro Delugan was a master builder, mainly in St. Gallen and Meran. His buildings in Merano shape the face of the city to this day and are partly under monument or ensemble protection. He was the son of a builder, for whom he worked as a bricklayer and later a site manager. At the age of 21 he went to St. Gallen , initially as a bricklayer and foreman, later he designed his own buildings. During this time he planned and implemented the Christ Church (St. Gallen) Literature: Daniel Studer, Peter Röllin: Architectur and Städtebau 1850-1920. St. Gallen; Pietro Delugan, Eintrag wikipedia, aus wikipedia.org; Image: Fig.1 Daniel Studer, Peter Röllin: Architectur and Städtebau 1850-1920. St. Gallen; Fig.2 Photograph of the Concert, Avantgarde und Sonnenschein-Wohnbauten in St.Gallen 1895-1915; Fig.3 https://picclick.de/13118061-St-Gallen1905-Christuskirche-St-Gallen-401794653973. html; Fig.4 Daniel Studer, Peter Röllin: Architectur and Städtebau 1850-1920. St. Gallen;

The Christ Church of St. Gallen is the church of the Christian Catholic parish of St. Gallen . It was built in 1889 as a “concert house on the Rosenberg” and exposed brick building with central ascent and two prominent corner towers, reminiscent of Italian Renaissance villas. The building is situated halfway up a hill, overlooking the entire city of St. Gallen. In 1895 it became the property of the Christian Catholic parish, which it has since served as a place of worship, community center and parsonage.

Plans: Fig.5 Plan drawing of the East elevation, Archival photograph of the Vadiana City Library, Building Documentation Office St. Gallen; Fig.6 Section with part of the hall and stairs, Archival photograph of the Vadiana City Library, Building Documentation Office St. Gallen; Fig.7 Main floor plan of the concert hall,Archival photograph of the Vadiana City Library, Building Documentation Office St. Gallen;

Situated halfway up a hill

In 1985 it became Church

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1911 - 1913; Kuder und von Senger, Hauptbahnhof Deutschsprachige Literatur Camillo Sitte; Beziehung zwischen bauten, Monumenten und platzen. in Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen; Wien, 1889 (S. 12-21) Camillo Sitte; Unregelmässigkeiten alter Plätze. in Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen; Wien, 1889 (S. 55-61) English literature Camillo Sitte; The relationship zwischen between buildings, monument and their plazas. in The birth of modern city planing, Rizzoli, 1986 (S. 185-191) Camillo Sitte; The Irregularietes of Old Plazas. In The birth of modern city planing, Rizzoli, 1986 (S. 151-157)

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE

1907

Heinrich Ditscher Bahnhofsplatz, Bahnhofsplatz 9000 St.Gallen

1908

Pfleghard & Haefeli Verkehrsbüro, Bahnhofsplatz 9000 St.Gallen

1911 - 1913

Alexander von Senger Bahnhofsgebäude, Bahnhofsplatz 9000 St.Gallen

1913 - 1914

Max Müller, Hermann Lütty Gaiserbahnof, Bahnhofsplatz 9000 St.Gallen

1911 - 1915

Pfleghard & Haefeli Hauptpost, Bahnhofplatz 9000 St.Gallen

1964

Heinrich Graf (Umbau durch Oberholzer Brüschweiler Architekten, 2019) Hotel Walhalla, Poststrasse 27 9000 St.Gallen

1976

Fred Hochstrasser, Hans Bleiker (Sanierung durch Boltshauser Architekten, 2007) Rathaus, Poststrasse 28 9000 St. Gallen

2019

Giuliani Hönger Neuer Busbahnhof, Ankunftshalle Bahnhofsplatz 9000 St.Gallen

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BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN VERONA IN DER OSTSCHWEIZ: DER BAHNHOF ST. GALLEN (1906-1913) - STÄDTEBAU NACH CAMILLO SITTE, ANTI-MODERNISMUS NACH ALEXANDER VON SENGER by Ichrake Jabbouri

Bahnhofsplatz, Bird view.

Object Address Architect Start of planning Realization

Bahnhofsplatz ST.GALLEN

Bahnhofsplatz, 90000 ST.GALLEN Heinrich Ditscher 1907 1907-1915

Description

Bahnofsplatz is the piazza or the square in the front of the railway station in St.Gallen. The first thing seen when arriving by train. Swiss Federal Railways launched a competition among Swiss-based architects to obtain designs for the uniform architectural design of the facades of the new post office building and the new SBB reception and administration building in St-Gallen, as well as the reception building of the narrow-gauge railway station and the new railway station in St-Gallen. The St-Gallen station square development lasted between 1911-1915. As it is noticeable on both sides of the plaza, the post office building by Pfleghard& Häfeli, and the station building by Alexander von Senger. The station square created in the embroidery metropolis of St. Gallen is one of the most important creations in the architectural development of that time in Switzerland. Today, The bahnhofsplatz is occupied by buses, and mainly considered as a bus stop, lacking urban furniture feeling the need to be reconnected with its environment. Literature: Camillo Sitte (1986) The Relationship between Buildings Monuments and their Plazas. Camillo Sitte (1986)The Relationship between Buildings Monuments and their Plazas. Röllin, Peter (1986) Verona und klösterliche Orgelklänge am St.Galler Bahnhofplatz Image: Stefan Weibel / Roisin Purkis Plans:Roderick Hönig (2019) Shifted Focus Hochparterre

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the St.gallen train station square and its surroundings Semester Reader Frühlingssemester 2021

view on the Plaza


VERKEHRSBÜRO VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE by Jacopo Ruggeri

View from St. Leonhard-Strasse Object Address Architect Start of planning Realization

Verkehrsbüro Bahnhofplatz 1a, 9000 St. Gallen Pfleghard und Haefeli Architekten 1907 1908

Description

Literature: 1, J. Kirchgraber et al., “Stadt St. Gallen : Ortsbilder und Bauten : geschützte Ortsbilder, besondere Quartiere, Bauten ausserhalb der Altstadt”, VGS Verlagsgemeinschaft St. Gallen, 1984, p. 114-115 3,4, A. Jegher, “Das Gebäude der eidgenössischen Bank A.-G. in St. Gallen: erbaut von den Architekten Pfleghard & Häfeli”, Schweizerische Bauzeitung, vol. 54, no. 8,1909, p. 101-106, doi.org/10.5169/seals-28201 2,6, R. Hornun,“Essen in der Bankschalterhalle”, Saiten, Stadt St. Gallen, 2017, www. saiten.ch/essen-in-der-bankschalterhalle/

The Verkehrsbüro at 1a Bahnhoplatz was erected at record pace between May 1907 and October 1908 as a commercial building for the Federal Bank and serves today as the seat of St. Gallen’s traffic office. The building was designed by the architects Pfleghard and Haefeli, while engineer Robert Maillart elaborated the construction plans. The architectural response to the situation is that of a corner building mediating between St. Leonhard-Strasse and Bahnhoplatz. A sandstone skin embossed with diamond patterns clads the reinforced concrete construction. The concave cut-out on the rounded corner creating an open vestibule (Fig. 1) marks the building’s main entrance to the ground floor featuring large openings punctuated by fluted pilasters. The two upper floors follow with a denser structural rhythm. A flat dome sunk into the roof adds to the overall building’s prominence. [1] Inside, the main entrance and counter hall are in line with the sharp corner layout, followed by the checkout rooms and circular bank staircase. A second staircase, accessible from Zollhausstrasse, leads directly to the management office on the first and second floor (Fig. 2).

Images: Fig. 1,4,6 J. Ruggeri, 2021; Fig. 5,7 Anon, www.saiten.ch/essen-in-der-bankschalterhalle/ Plans: A. Jegher, “Das Gebäude der eidgenössischen Bank A.-G. in St. Gallen: erbaut von den Architekten Pfleghard & Häfeli”, Schweizerische Bauzeitung, vol. 54, no. 8,1909, p. 102, doi.org/10.5169/seals-28201

Ground floor

Basement

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BAHNHOFSGEBÄUDE VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE von Xenia Braun

Bahnhofsgebäude, 1914 Objekt Addresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Bahnhofsgebäude St.Gallen Bahnhofsplatz 2, 9000 St.Gallen Alexander von Senger 1907 1911 - 1913

Kurzbeschrieb

Literaturhinweise [1] Röllin, Peter. In: Unsere Kunstdenkmäler : Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte. Copyrights wider die Moderne : Verona und klösterliche Orgelklänge am St.Galler Bahnhofplatz. Heft 1, Band 37/1986, S.95-105.

Durch die Stickereiindustrie erlebte St.Gallen zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen enormen wirtschaftlichen und städtebaulichen Aufschwung. Die Bevölkerung vergrösserte sich rasant, und der erste 1856 fertiggestellte Bahnhof wurde schnell zu klein. 1907 wurde daher ein Architekturwettbewerb für das ganze Bahnhofsareal ausgeschrieben. Anstelle eines ersten Preises wurden drei Büros als zweitplatzierte auserwählt und die Arbeiten auf die Gewinner verteilt. Die Architekten Kuder & von Senger wurden mit der Weiterbearbeitung des Bahnhofgebäudes beauftragt.1 In den folgenden Jahren wurde das Projekt mehrere Male überarbeitet, konnte jedoch erst 1910 mit einem ganz neuen Projekt überzeugen. Richard Kuder zog sich aufgrund der Uneinigkeit mit der Bauherrschaft im November 1910 von der Projektierung zurück. Alexander von Senger führte den Bau mit Hilfe des Ingenieurs und Bauleiters Alfred Müller zu Ende und bediente sich dabei der neusten Baumethoden von Eisenbeton. Der ganze innere Organismus des in drei Teile gegliederten Gebäudes wurde mit einer modernistisch-barocken Fassadengestaltung unter einer einheitlichen Aussenhülle vereint.2

[2] Bloesch, Hans. In: Das Werk: Architektur und Kunst. Der neue Bahnhof St.Gallen. Heft 12, Band1/1914, S. 1-8. [3] Giuliani Hönger Architekten: Aufnahmegebäude Bahnhof St.Gallen. https://www.giulianihoenger.ch (17.03.2021). Bilder & Pläne. Abb. 01, 02, 03, 04, 05.: Das Werk: Architektur und Kunst. Der neue Bahnhof St.Gallen. Heft 12, Band1/1914, S. 1-8. Abb. 06.: Braun, Xenia. 2021.

Situation

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


GAISERBAHNHOF VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE by Ivo Wielander

Passarelle Gaiserbahnhof to Mainstation Object Address Architect Start of planning Realization

Gaiserbahnhof (Nebenbahnhof) St. Gallen Bahnhofplatz 7, 9000 St. Gallen Max Müller, Hermann Lütty 1907 1913-1914

Description

At the beginning of the 20th century, the city of Saint Gallen grew to become one of the most important trading cities in Switzerland in the course of the embroidery boom. The previous transport infrastructure was no longer sufficient to meet the increased demands. Therefore, the government of Saint Gallen announced a competition in 1907 to produce a “uniform architectural design” for a new post office building, the main station and the Gaiserbahnhof, also known as the branch station. The branch station hosts today the trains of the Appenzellerbahnen. The line from the station to the west connects Gais and Appenzell. From the station to the east, via “Markplatz” of Saint Gallen, this line connects Speicher and Trogen. A clad reinforced concrete structure takes up essential architectural elements of the main station in its materialization and formal design and nevertheless forms an independent building in the station ensemble. Characteristic is the pointed trapezoidal ground plan of the building and the platform roof, caused by the course of the street and the tracks. Literatur: Stadtarchiv St. Gallen; St. Gallen, Bahnhofplatz 7, Ass.Nr. C3057 / C3058 Bild: Ivo Wielander Pläne: Stadtarchiv St. Gallen; St. Gallen, Bahnhofplatz 7, Ass.Nr. C3057 / C3058 Bild: Fotograf

archive site-plan

archive floor-plan

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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HAUPTPOST SCHWEIZERISCHE BAUZEITUNG

VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE

1915.

BAND LXVI (S. 7) Tafel 4

by Patrick Gisler

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Ursprüngliche Ansicht der Nordostecke mit Uhrtrum und Schalterzentrale Hauptpost Bahnhofplatz 5, 9000 St. Gallen Pfleghard & Haefeli 1911 1915

Object Address Architect Start of planning Realization

ANSICHT VON NORDEN UND HAUPTEINGANG AN DER NORDECKE

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Description

Das Gebäude der neuenras Hauptpost in St. Gallen wurde von 1911-1915 im Rahmen der Neugestaltung des Bahnhofplatzes von den Architekten Pfleghard & Haefeli geplant. Der Stahlbetonskelettbau ist mit bossierten Sandsteinquadern verkleidet. Der Uhrturm an IftfllMIIMIfW« der Nordfassade dominiert den Bahnhofplatz. Angrenzend zum Uhrturm befindet sich im Erdgeschoss die öffentliche Schalterhalle, welche als Herzstück des neuen Postgebäudes gilt. Die Schalterhalle mit ihrer schlichten und funktionalen Gestaltung entspricht den Vorstellungen von einem modernen Geschäftshaus.1 Der Grundriss mit dem Skelettbau ist sehr resilient. In den vergangenen NEUE IN ST. GALLEN S HÄFELI, ZÜRICH HAUPTPOST PFLEGHARD Jahren wurde das Gebäude immer wieder umgenutzt. Das Gebäude - ARCH. ist mittlerweile Eigentum der Stadt St. Gallen und beherbergt heute die kantonale Denkmalpflege sowie eine Freihandbibliothek mit Café. ^^v^.T^^nj—-^

SCHWEIZERISCHE BAUZEITUNG

Aufnahmen von Phot. Schmidt, St. Gallen

1915. BAND LXVI Kunstdruck von Jean Frey, Zürich

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SCHWEIZERISCHE BAUZEITUNG

1 Literatur: Flury-Rova Moritz (2010). St. Gallen Hauptpost. Architekturhistorische Würdigung und denkmalpflegerische Rahmenbedingungen für die Umnutzung. Denkmalpflege Stadt St. Gallen. Bild: -Die neue Hauptpost in St. Gallen (1915). Schweizerische Bauzeitung. Band 65/66 Heft 2. 5-7. (http://doi.org/10.5169/seals-32264). -Patrick Gisler. 2021. Pläne: Die neue Hauptpost in St. Gallen (1915). Schweizerische Bauzeitung. Band 65/66 Heft 1. 5-7. (http://doi.org/10.5169/ seals-32260).

BAND LXVI (S. 15) Tafel 8

1915.

Flury-Rova 2010.

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Mittleres Portal Schalterhalle 210

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Semester Reader Frühlingssemester 2021 HAUPTPOST IN ST. GALLEN

DIE NEUE

ARCH. PFLEGHARD $ HÄFELI, ZÜRICH MITTLERES

PORTAL

DER SCHALTERHALLE

Öffentliche Schalterhalle im Ergeschoss

(S. 14) Tafel 5


HOTEL WALHALLA VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE by Roisin Purkis

External view of the Walhalla Hotel, St. Gallen (2020)

Object Address Architect Start of planning Realization

The Hotel Walhalla Poststrasse 27, 9000 St. Gallen Bernhard Simon (1860) Moritz Hauser & Heinrich Graf (1957) 1860 1860

Description

Monument Preservation St. Gallen (2020) available at: https://www.stadt.sg.ch/news/ stsg_denkmalpflege/2019/12/walhalla.html [Accesed 17th March 2021] Heinrich Graf Build projects interiors (2011) pg. 87–90, 103, 137 Architekturbibliothek Swiss architecture 1920 - today Walhalla (2019) Available at: https://www.architekturbibliothek. ch/bauwerk/geschaeftshaus-hotel-walhalla/ [Accesed 15th March 2021] fig.1 DIE OSTSCHWEIZ (2021) Available at: https://www.dieostschweiz.ch/ artikel/alle-rufen-zu-ferien-in-der-schweiz-aufund-stgaller-hotels-bleiben-zu-DvaN5XG [Accesed 15th March 2020]

Hotel Walhalla sits on the North - East corner of Banhofplatz in St. Gallen encased between Poststrasse and Kornhausstrasse. The hotel’s entrance doors face the train station and it’s shiny metal exterior may be the first thing commuters, and city visitors see on arrival. Due to its chamfered corner situation, the seven-storey building has two long sides and one narrow. The ground floor facades are predominantly made in glass and are drawn in by approximately two meters creating an urban canopy over the public footpath. Horizontally delineating the floors above is a grid of windows accompanied by rows of protruding metal sunshades. The building is clad with large metal panels preserved from the hotels 1956 renovation giving the streetscape a modern accent. Internally, the ground floor hosts a lobby, cosy bar, and intimate restaurant, each with a single aspect toward the street. The floors above benefit from a shared courtyard, allowing for a central corridor and rooms on either side. The first floor mainly consists of spacious conference rooms and a range of bedrooms from basic singles to executive suits are on floor two to six.

fig.2, 3 & 4 Purkis,R. (2021) fig.5 & 6 Bollhalder Eberle Architecture Available at: https://www.bollhalder-eberle.ch/ projekt/sanierung-und-erweiterung-hotel-walhalla-st-gallen-62 [Accesed 15th March 2021] fig.7 LEADER Digital Legendary hospitality since 1860 Available at: https://www.leaderdigital.ch/ leader-digital-special/hotel-walhalla-21/legendaere-gastlichkeit-seit-1860-162.html [Accesed 15th March 2021]

Situation plan

second floor view

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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RATHAUS VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE by Golnar Hosseinian

Rathaus before renovation Object Address Architect Start of planning Realization

Rathaus Gt. Gallen Poststrasse 28, 9001 St. Gallen Fred Hochstrasser and Hans Bleiker,(Renovation by Boltshauser Architekten) 1973 1980 (Renovation 2007)

Description

Literature: 1.1987. Rathaus und Bahnhofplatz St. Gallen: Architekten Fred Hochstrasser und Hans Bleiker, Schweizer Ingenieur und Architek. 2. 2021. Ein neuer spiegel für die stadt. [online] Available at: <http://www.hochbauamt. stadt.sg.ch> [Accessed 15 March 2021]. 3. 2021. Sanierung und Erweiterung Rathaus St.Gallen fertiggestellt [online] Available at: <https://www.boltshauser.info/works/work-detail.php?y=2013&aID=34> [Accessed 15 March 2021]

In the period between 1973 and 1980, the inner-city focus around the St. Gallen train station was structurally changed and redesigned. Actually, the necessary demolition of the old, run-down Rathaus replaced with the new one made the new urban planning concept possible1 (Fig. 1). The old Rathaus that was destroyed in 1877 simply could not satisfy the growing population and city progress (Fig. 2 ). The overall purpose was to provide citizens with their government administration in the most modern organizational form and in a prime location. So multiple locations were assessed, and the city finally decided on the location on Bahnhofplatz for the new Rathaus in 19731. The Rathaus, consisting of the 13-story Tower and the three-story basic construction, is the dominant feature in Intersection of Kornhausstrasse and Poststrasse (Fig.3). The first upper floor is occupied by the tax office. The second floor contains the following offices: career counselling, employment office, civil registry office, housing office, personnel office, AHV and a waiting room with the necessary ancillary rooms. The high-rise section combines the departments with smaller space requirements and less public traffic. The top floor, designed as a terrace floor, contains a conference and reception room (Fg. 4).The Rathaus was further renovated in 20071 (Fig. 5)

Image: Fig. 1,3: Schweizer Ingenieur und Architekt, Fig.2: Stadt St. Gallen (https://www.stadt. sg.ch/)

Old Rathaus 212

Semester Reader Frühlingssemester 2021

View from Bahnhofplatz


NEUER BUSBAHNHOF UND ANKUNFTSHALLE BAHNHOF VERONA IN EASTERN SWITZERLAND: BAHNHOFSPLATZ ST. GALLEN (1906-1913) HISTORICAL TOPIC: URBAN PLANNING ACCORDING TO CAMILLO SITTE von Olivia Steiner

Ankunftshalle mit vorliegendem Busbahnhof Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Neuer Busbahnhof und Ankunftshalle Bahnhof St. Gallen Bahnhofplatz, 9000 St. Gallen Giuliani Hönger Architekten 2009 (Wettbewerb) 2019

Kurzbeschrieb

Der neue Busbahnhof und die Ankunftshalle beim Bahnhof St. Gallen des Architekturbüros Giuliani Hönger ist Teil des sich wandelnden umliegenden Stadtraumes und setzen sich klar von den historisch geprägten Gebäuden und dessen steinerner Architektur ab. Die vorspringende Ankunftshalle liegt zwischen dem Bahnhofgebäude und dem spiegelndem Rathausgebäude. Ergänzt wird der Glaskubus mit den davorliegenden Bushaltestellen. (Abb. 2/4) Zusammen kennzeichnen die Stahl-Glas-Bauten den Schnittpunkt von Bahnhof, Bahnperrons und Bahnhofplatz und stehen an einem Ort, welcher durch die stetige Bewegung der Ab- und Anreisenden belebt wird. Speziell die Ankunftshalle soll mittels seinem gläsernen und geschuppten Fassadenkleid an die Textilgeschichte von St. Gallen erinnern. Das grosszügige Dach tritt abhängig von der Tageszeit mehr oder weniger in den Vordergrund.1

Literatur: 1 Hegner-van Rooden, Clementine: Mehr Leuchte als Dach. In: TEC21, 4142/2019. 24-27. Bild, Pläne: Abb. 1/4: Olivia Steiner. Abb. 2/3/6: https://www.giulianihoenger.ch/de/ alle-projekte/bahnhof-stgallen, (08.03.2021). Abb. 5: https://www.luechingermeyer.ch/ wp-content/uploads/2019/01/Stab_0119_ Ankunftshalle-SG_MKU.pdf (14.03.2021).

Ankunftshalle zwischen dem Bahnhofgebäude und dem Rathaus

Light Sculpture von Isamu Noguch

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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1911 - 1933; Paul Robert Gerber; Schorensiedlung Deutschsprachige Literatur Ebenezer, Howard; Erleitung, Der Land Stadt als Magnet Gartenstädte von morgen (1902) : Ein Buch und seine Geschichte; (S. 51-58). Basel, Birkhäuser, 2014 Hans Bernulli; Gartenstadt – Mitteilungen der deutschen Gartenstadtgesellschaft; 5. Jahrg. Heft 9, Sept. 1911 Sylvia Claus und Lukas Zurfluh, Die Neue Stadt (1911); in Städtebau als politische Kultur – Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli, gta ETH Zürich English literature Ebenezer Howard; To-Morrow. A peaceful Path to real Reform. In: Lampugnani, V.M. (Hg.), Texte zur Geschichte des Städtebaus (S.227-252). Zürich ETH

214

Semester Reader Frühlingssemester 2021


GARDEN CITY EISENBAHNERSIEDLUNG SCHOREN (1910) HISTORICAL TOPIC: COOPERATIVE SYSTEMS AND WORKER‘S HOUSING

1911 - 1933 1910

Paul Robert Gerber Schorensiedlung, Schorenstrasse 41-47, 9000 St.Gallen Adolf Gaudy Waldgutsiedlung, Waldgutstrasse, 9010 St. Gallen

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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SCHORENSIEDLUNG EISENBAHNERSIEDLUNG SCHOREN (1910) HISTORICAL TOPIC: GARDEN CITY, COOPERATIVE SYSTEMS AND WORKER‘S HOUSING by Rebecca Baer

Die St. Galler Schorensiedlung aus der Vogelperspektive Object Address Architect Start of planning Realization

Schorensiedlung Schorenstrasse 41-47, 9000 St. Gallen Paul Robert Gerber 1909 1911-1913

Description

Der wirtschaftliche Aufschwung St. Gallens durch die ansässige Textilindustrie führt um die Jahrhundertwende zu Wohnungsknappheit und damit einhergehenden schlechten Lebensbedingungen der Arbeiterfamilien. Auf Initiative der kurz zuvor gegründeten Eisenbahner Baugenossenschaft St. Gallen entsteht bis 1913 mit der Schorensiedlung eine, am Konzept der Gartenstadt nach Ebenezer Howard angelehnte, solidarische Wohnform, welche den Arbeitnehmenden der Eisenbahngesellschaft preisgünstigen Wohnraum bietet.1 Die am Rosenberg erbaute Siedlung besteht aus 40 zu einer lockeren Reihenhauskomposition angeordeten Gebäuden. In den, im Stil der Reformarchitektur mit hohen Walmdächern und hell verputzen Fassaden gehaltenen, Wohnhäusern finden 176 Wohnungen mit 3 bis 5 Zimmer und eigenem Garten Platz. Die Gebäudegruppen werden von einem Geschäftshaus am Quartiereingang ergänzt. Darin befanden sich ursprünglich gemeinschafltich genutzte Räume wie eine Bäckerei, eine Kaffeehalle oder ein Kinderhort.2 Literatur [1] EBG St. Gallen (Hg.): 100 Jahre Eisenbahner-Baugenossenschaft, St. Gallen 2009. [2, 4, 5] Stadt St. Gallen: Inventar schützenswerter Bauten, https://map.stadt. sg.ch/stadtplan/ (12.03.2021). [3] Meile, Dieter: Die St. Galler Schorensiedlung. In: Unsere Kunstdenkmäler, 34/1983. Abbildungen [Abb.1, 4] Meile, Dieter: Die St. Galler Schorensiedlung. In: Unsere Kunstdenkmäler, 34/1983. [Abb. 2, 3, 5] Rebecca Baer [Abb. 6, 7] Archivbestand der Eisenbaner-Baugenossenschaft St. Gallen.

Blick entlang der Fichtestrasse 216

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Hauseingänge


WALDGUTSIEDLUNG WALDGUTSIEDLUNG (1910) HISTORICAL TOPIC: GARDEN CITY, COOPERATIVE SYSTEMS AND WORKER‘S HOUSING by Maria Emelyn Vicencio

Model of “Garden City of Waldgut” by Adolf Gaudy Object Address Architect Start of planning Realization

Residential quarter Waldgutstrasse, 9010 St. Gallen Adolf Gaudy 1909 1910-1913

Description

Built on the area of Rotmonten, Waldgutsiedlung lies north from the center of St. Gallen. The property was purchased by the Association for Homes in St. Gallen and Surroundings after it was established in 1909 with the goal of providing its members with inexpensive housing. The settlement, planned by Architect Adolf Gaudy, followed the philosophy of the Garden City Movement which promotes healthy living away from the noises sanitary problems of the cities. The first phase of the construction began in 1910, but because of the effects of the First World War and the embroidery crisis, the lower portion of the project was only partially implemented.1 The houses are laid out in an alternating pattern and spaced generously with gardens to avoid the feeling of a crowded neighborhood. This planning gave provisions for future developments such as garages, sheds, and building extensions.2 At the beginning of the development, residents were given the freedom to choose the type of house they would like to be built on their parcel. They had the choice between a chalet, neo-baroque, or traditional Heimat style.3 [1,3] W. Göldi and J. Hagmann: “...wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. St. Gallen, 2011. Pg. 4-20 [2,5] Osterwalder, J. (2011.09.06): Im Waldgut ist gut leben. Retrieved 14.03.2021 from https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen-gossau-rorschach/im-waldgut-ist-gut-leben-ld.312063 [Fig. 01, 03-05] W. Göldi and J. Hagmann: “... wie schön es sich da oben wohnen lassen wird.”. St. Gallen, 2011. Pg. 8,9,17 [Fig. 02, 06, 07] Maria Emelyn Vicencio

Neo-baroque house in Baumstrasse

Site plan 1910

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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1904 - 1905; Pfleghard und Haefeli; Geschäftshäuser: Haus Oceanic Deutschsprachige Literatur Giedion, S.; Der Einfluss des Eisenbeton, in: Raum, Zeit und Architektur. Die Entstehung einer neuen Tradition. Auszüge aus Teil III und Teil VIII. Nikolaus Pevsner ; Nachw.: Wolfgang Pehnt; IV Der Jugendstil; in: Wegbereiter moderner Formgebung von Morris bis Gropius Louis Henry Sullivan (1856 - 1924), Das Bürohochhaus, unter künstlerischen Gesichtspunkten betrachtet; in Architekturtheorie 20. Jahrhundert - Positionen, Programme, Manifeste, Vittorio Magnago Lampugnani, Hatje Cantz, 2004 English literature Giedion, S. (1941). Part III – The evolution of a new potentialities; in: Time, Space & Architecture. The Growth of a new Tradition. Part III and Part VIII. Harvard. First Harvard University Press Paperback edition. Nikolaus Pevsner; IV Art Nouveau, In: Pioneers of Modern Design: From William Morris to Walter Gropius, New York : Simon and Schuster, 1949 Louis H.Sullivan, The tall office building artistically considered; in: Lippincott’s monthly magazine (Philadelphia), n.57, März 1896, S. 407-409

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THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU

1904 - 1905

Pfleghard und Haefeli Geschäftshäuser: Haus Oceanic, St. Leonhardstrasse 20, 9000 St.Gallen

1907

Pfleghard und Haefeli Geschäftshäuser: Pacific, Schreinerstrasse 15, 9000 St.Gallen

1907 - 1908

Curjel & Moser Haus Wilson, Teufener Strasse 1, 9001 St. Gallen

1902

Max Fricke Stickereigeschäftshaus Blanck & Co., Davidstrasse 25, 9000 St.Gallen

1902 - 1903

Max Hoeger Städtische Lagerhäuser, Davidstrasse 40-46, 9000 St.Gallen

1889 - 1891

Wendelin Heene, Carl Forster Stickereibörse / Unionbank am Multertor, Neugasse 54, 9000 St.Gallen

1907-1909

Karl Anton Buzzi Geschäftshaus zur Treue, Neugasse 43/49, 9000 St.Gallen

1900

Wendelin Heene Geschäftshaus Mercerie Bersinger, Multergasse 8, 9000 St.Gallen

1903 - 1904

Wendelin Heene Geschäftshaus zur Waage, Neugasse /Multergasse, 9000 St.Gallen

1913 - 1914

Höllmüller & Häng Geschäftshaus Rösslitor, Multergasse 47, 9000 St.Gallen

1890 - 1895

Pietro Delugan / Wendelin Heene Konzerthaus / Christuskirche, Dufourstrasse 77, 9000 St.Gallen

1904 - 1906

Albert Pfeiffer Volksbad, Volksbadstrasse 6, 9000 St.Gallen

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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STICKEREIGESCHÄFTSHAUS «OCEANIC» HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Pascal Wacker

Haus «Oceanic» Ansicht Südfassade / St.Leonhardstrasse, Stand 2021 Object Address Architect Start of planning Realization

Geschäftshaus St.Leonhardstrasse 20, 9000 St.Gallen Pfleghard und Haefeli 1904 1905

Description

Das Haus «Oceanic» ist ein westlich der Altstadt situiertes Geschäftshaus, das in den Jahren 1904/05 von den Zürcher Architekten Pfleghard & Haefeli für den Stickerei-Unternehmer Karl Fenkart in St.Gallen realisiert wurde. Es bildete den Anfang der in den folgenden Jahren entstehenden «Grossüberbauung St.Leonhardstrasse».1 Dieser vermutlich erste eigentliche Jugendstilbau St.Gallens erinnert durch seine wellenförmige, stelzbeinige Fassade mit den von August Bösch erstellten Flachreliefs an eine französische Zierkommode.2 Innerhalb des Gebäudes wurden neben der Wohnung des Eigentümers auch die für die Kundschaft repräsentativen Räume sowie die Entwicklungs- und Entwurfsabteilung des Unternehmens untergebracht. Hinter der expressiven Fassade aus grauem Sandstein befindet sich ein Kern aus Stahlbeton. Diese Kombination von Ausdruck und Konstruktion symbolisiert die pionierhafte Haltung der aufstrebenden Textilbranche. Literatur: 1/3/7: Stadt St.Gallen (Hg.): Textilweg St.Gallen. www.st.gallen-bodensee.ch. 2/4: Röllin, Peter/Studer, Daniel: Stadt St.Gallen. In: INSA 1850-1920 Band 8. 1996. 5: Walser, Daniel: Pfleghard & Haefeli – Eine Identität für e. Bauherren. Zürich 2002. 6: Röllin, Peter u.a.: Stickerei-Zeit – Kultur und Kunst in St.Gallen 1870–1939. St.Gallen 1989. Bild/Pläne: 1/6: Furter, Tobias/Tschopp, Mario. 2021 2/7: Rietmann, Otto: Staatsarchiv St.Gallen. 3/5: Stickerei-Zeit 1870–1939. St.Gallen 1989. 4: Livit AG. www.immostreet.ch.

Südostfassade ca. 1905 220

Privatbüro von Herrn Arnold Hufenus ca. 1930

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STICKEREIGESCHÄFTSHAUS «PACIFIC» HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Qendrim Gashi

All image are black and white ! ONLY B/W ! Geordnete Pfeilerarchitektur an der Hauptfassade 34

Object Address Architect Start of planning Realization Description

fälliger Neueinteilung ber ©efcbofje auch fcbmale 3immer um bei all* Siebt jugeführt roerben, baö einemal, oiel Stickereigeschäftshaus «Pacific» roenbet roirb. Sö mufjte alfo beiben 23auten möglicbft Schreinerstrasse 15, 9000 St.Gallen allen teilen für bte 3roecfe ber ©ttcEereis3nbuftrte oer= Robert Curjeleö &ficbKarl Moser um ein Soppelbauö, baö in hier banbelt 21ucb

genfart=21begg, baö am 1. Märj 1908 bejugöfäbtg roar. 1906 fönnen. 2lbnlich lautete baö 23rogramm für baö jjauö 1907 Umbauten beliebige neue 21norbnungen gefcbaffen roerben fo angeorbnet roerben, bafj jeberjett ohne foftfptelige ift ein Soppelbauö. Sie Stnteilung ber 3täume mufjte elf/monatlichem 23au 2lnfang 2lpril 1907 bejogen rourbe, Saö ©efchäftöhauö 3ürcber, Nieberer & So., baö nach unnötigen Ornamente 23erjicbt leiften lief). facbheit ju banfen, bie in ftrengfter ©achlicbfeit auf alle Materialien unb oielleicbt noch mehr ber ruhigen Stm ficb erheben, fo ift baö ber 23erroenbung einheimtfcher ©t. ©aller 3nbuftrie geroibmeten ©tabtteil in bem fte

je jroei 23fetlern öffnen fich bte roetten genfter, bie alle, rubenben, leicbt gebogenen 23latte abgefcbloffen. 3roifcfjen roerf hinauf unb roerben oben oon einer auf konfolen jontale ©lieberung fteigen fie biö über baö le|te @tocf= oom eigentlichen kernbau ab. £>bne irgenb eine t)ori= auf beiben ©eiten hebt biefe Pfeiler noch beutlicher roerfe hinburefigefufirt roirb. Sine btöfrete 23rofilierung bem ©ocfel leicht auögefcbroetft unb fo burch alle ©toefs tft bieö baburcr) erreicht, bafj bte Mauer unmittelbar über fommen fonnte. 23eim Jpaufe 3ürcljer, Nieberer & So. ihnen auffteigenbe Mauerfläche alö 23feiler jur ©eltung ten in ein ©pftem gebracht roerben, bamit bie jroifcben mal berfelbe. Sie übereinanberliegenben genfter mufj= ©runbgebanfe ber gaffabenanorbnung ift freilich beibe« 21eufjern reijoolle Unterfcbtebe aufroetfen. Ser bauliebe haben bie 2lrcbiteften jroei Söflingen gefcbaffen, bie im £ro(3 ber grofjen 2lehnltchfett ber beiben 2lufgaben

Das Haus «Pacific» befindet sich an der Schreinerstrasse 15 im Stickereigeschäftsquartier in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Aufgrund der grossen Stickerei Exporte liegt dieses Quartier äusserst günstig. Das Stickereigeschäftshaus «Pacific» wurde durch seine doppelte Funktion von Produktion und Repräsentation geprägt. Es war —Lager9fta6ftab l SefdläftStjauS 3ürSjer, 9Hcbcrer & Etc. in St. ©tuten. — ©runbriffe ton Setter, erbQefdjofj, elfter ©tocf genügenb ju erbellen, baö anbere Mal tro| ibrer &iefe ber die ®efcf)df$Ijcmfer &tabt tndem und tt>et Umschlagplatz, an Stickereien ausgerüstet und für den ibrer baö anbere Mal &iefe genügenb erbellen, tro| tt>et ®efcf)df$Ijcmfer tn ber &tabt megen ber r>on 2lnfang anjubeabficbtigten 3roecfbeftitm ©allem wurden. Zudem umfasst ber 3täume. r>on B° 3roecfbeftitm an beabficbtigten 2lnfang megen ber 23ei beiben Export vorbereitet das Stickereigeschäftshaus aucb ber 23auten mürbe mung ©allem =[>Tfl aucb ber ber 3täume. 23ei beiben 23auten 2lrcbiteften Surjel & Mofer, mung ©ie Entwurfbeleuchtet. Jr)of unterfellert; alle keller finb bocb unbmürbe Aufgabe ber und gut eine eine Verkaufsabteilung, sowie eine Verwaltung und r1 bocb unb gut beleuchtet. kellerben finbkellern unterfellert; alle Aufgabe Surjel Mofer, Jr)of 23aumaterial bie©ie (Sailen ber in ©t. bintereinanber fanb 23eton, burcbroeg furj 2lrcbiteften jmei &©efcbäftö« ju C?fanbder 23aumaterial bie (Sailen furj Wohnung in ©t.erricbten repräsentative für Patron. Aufgrund vielen Grossaufkellern ©efcbäftö« burcbroeg 23eton, jmeiSöden ©ocfel ©ranit bie 23orberfaffaben ju ben unb bäufer roar nicbt leicbt. batten,bintereinanber für bte für roeifj; mar auö= ju bte ©ocfel ©ranit unb für bie©ie erricbten batten, leicbt. auö= bäufer juoorgefcbrteben, roar 23orberfaffaben füransässigen mar 3tücf= brücfltcb bie nicbt 23auten ber roeifj; reine gelber bafjauch ©aller ©t. ©anbftein 23ermenbung. gaffaben träge eröffneten die inSöKarlsruhe Architekten, Curjel 3tücf= brücfltcb bie ©ie 23auten ber reine oorgefcbrteben, gelber bafj ©aller ©t. ©anbftein gaffaben 23ermenbung. ©efcbdftöbäufer roerben follten. gür bie 2öfung ber burcb feiten mürben öerpugt. Sie Sacbfläcben beiber Soppel= & Moser, eine Haus «Pacific». mitSoppel= roerbenZweigniederlassung beiber ©efcbdftöbäufer ber burcb imfeiten SieZeitgleich Sacbfläcben follten.prafttfcben öerpugt. gür bie 2öfung baö 23auprogramm bem häufer mürben 23iberfcbroänjen geftellten finb mit eingebecft; bei gragen roaren baö 23auprogramm bei bem häufer mit 23iberfcbroänjen prafttfcben eingebecft; gragen roaren der Bauwellegeftellten Stickereigeschäftshäuser um 1900 kam Bauen auch älteren ben inder 23auten oorbanben; baö hinterdas 21nfnüpfungöpunfte oberfte, jurücf= gaffaben für erften tftfinb auch ben gaffaben in älteren 23auten baö oberfte, hinter oerfcbalt, erften tft ©tocfmerf 21nfnüpfungöpunfte jurücf= bie tretenbe eö in oorbanben; mäbrenb eö mit Siegeln ber bürgerlichen jebocb gibt 2luögeftaltung formale in armiertem Beton auf. Das neuefürBaumaterial brach das traditionelle bie formaleber tretenbe ©tocfmerf eö mit Siegeln jebocb gibt eö in ber bürgerlichen 2luögeftaltung oerfcbalt, mäbrenb beim in ©anbftein ©tabt feine 23aufunft 23orbitber, gefcbroeige benn auögefübrt jjaufe genfart=2lbegg r^is beim Wand-Fenster-Verhältnis und ermöglichte leichtere architektonische feine 23orbitber, ber in ©anbftein 23aufunft benn gefcbroeige auögefübrt fam mürbe,jjaufe bte 23obenfonftruftion ber Neubauten. im 3nnern folche 2Benn oon ben©tabt Simenftonen gür genfart=2lbegg fam ben Simenftonen ber Neubauten. 2Benn mürbe, folche 3nnern gür 23etonbte eö benoon 2lrcbiteften trof3bem auf 2lnmenbung. 3mimJjaufe 3ürcber, Formen. Ansprüche Repräsentation sowie architektonische Kriterien gelungen ift, ihren armierter jur23obenfonftruftion eö armierter&23eton ben 2lrcbiteften ihren Nieberer 3m Jjaufe 3ürcber, gelungen ift, über; jur 2lnmenbung. So. rourbe ober er mit Stnoleum 21nlebnung 23auten, obne ängftltcbetrof3bem ^)olj= an einjelne f^;verbanden die Architekten mitSbarafter der der neuen obne Nieberer Stnoleum & So. rourbe ober ^)olj= über;Einfachheit er mit Betonkon21nlebnung 23aufunft, 23auten, an einjelne ber lanbeöüblicben im Jpaufe mit Sicbenafphalt= ftetnboben, genfart=2fbegg lieferte Motioe ängftltcbe lanbeöüblicben im Jpaufe Motioe ber ©epräge ftetnboben, genfart=2fbegg mit lieferte 23aufunft, struktion. bei biefem unb jroecfbienlicbeö unb Sbarafter Sie jjaupfcSingänge parfett belegt. finbSicbenafphalt= fie fo in ju oerleiben

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Literatur: Röllin, Peter: Der Stickereihandelsplatz St. Gallen: bemerkenswerte Fabrik- und Geschäftsbauten aus der Zeit der Stickereiblüte. In: Unsere Kunstdenkmäler, 34/1983, S. 224-238. Röllin, Peter/Studer, Daniel: St. Gallen, In: INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920, 8/1996, S. 62-66 Bilder: Dachausformung, aus: Röllin, P. (34/2983). S. 234 Fassadenrythmus, aus: Röllin, P./Studer, D. (8/1996). S. 64 Hauptfassade, aus: Preconi, H.G. (2/1910). S. 39 Pläne: Fassade, aus: Preconi, H.G. (2/1910). S. 35 Grundrisse, aus: Preconi, H.G. (2/1910). S. 34

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©ranit unb für bie 23orberfaffaben roeifj; >.'r. 23aumaterial fanb ju ben kellern>.'r. burcbroeg 23eton, Jr)of unterfellert; alle keller finb bocb unb gut beleuchtet. =[>Tfl mung ber 3täume. 23ei beiben 23auten mürbe aucb ber t B° =[>Tfl megen ber r>on 2lnfang an beabficbtigten 3roecfbeftitm t B° tro| ibrer &iefe genügenb ju erbellen, baö anbere Mal 211ö

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HAUS WILSON HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Solhae Yoon

North Facade drawing Object Address Architect Start of planning Realization

Haus Wilson Teufener Strasse 1 9001 St. Gallen Curjel & Moser 1907 1908

Description

In the early 1900s, Fenkart brothers hired Curjel & Moser to build their Textile empires. Josef Fenkart, builder of Haus Wilson, established his commercial building in between Teufenerstrasse and Schochengasse. Having a strong visual connection from the St. Leonhard Strasse (leads to the main station), Haus Wilson’s round tower dominates the square presenting the elegance and confidence of the St. Gallen’s textile industry. It is constructed with reinforced concrete and cladded with ornamented stand stone. Patterns with soft and gentle movements were used (Fig.2.) on the façade to have consonance in the district. Precisely profiled pilasters rise from the pedestal level and extend over four stories. The roof and the top floor are set back from the façade layer, in such a manner that they are not visible from the ground level. This is a design intention to solve the problem of massiveness. Additionally, organically shaped stone railing (Fig.3.) is finishing the outline of the building complex, almost giving an illusion of wavy movement. Literatur: Röllin, Peter; Der Stickereihandelsplatz St.Gallen: bemerkenswerte Fabrik- und Geschäftshausbauten aus der Zeit der Stickereiblüte Louis Henry Sullivan (1856 - 1924), Das Bürohochhaus, unter künstlerischen Gesichtspunkten betrachtet; in Architekturtheorie 20. Jahrhundert - Positionen, Programme, Manifeste, Vittorio Magnago Lampugnani, Hatje Cantz, 2004 Bild: Fig.2,3,5 & 6. : Photographs - Yoon S. (2021) Pläne: Fig.1 & 4. : Drawings - Die schweizerische Baukunst Jahrgang 1910, S. 35-36

Ornamented sand stone 222

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Balcony railing


STICKEREIGESCHÄFTSHAUS BLANCK & CO. HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Tobias Furter

caption Nordfassade Stickereigeschäftshaus Blanck & Co.

Object Address Architect Start of planning Realization

Stickereigeschäftshaus

Davidstrasse 25, 9000 St. Gallen Max Fricke 1902

Description

Literatur: [1,6] Röllin, Peter/ Studer, Daniel: INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur, Band 8. Zürich. 1996. S. 62, 64-65, 66 [2,3,5] Textilweg Stadt St. Gallen. https:// st.gallen-bodensee.ch/files/st.gallen-bodensee.ch/Textilland%20Ostschweiz/Audio/Textilweg_Stadt-StGallen_DE_low.pdf (15.03.21) [4] Bauinventar Stadt. St. Gallen. https://map. stadt.sg.ch/stadtplan/pdf/adlib/501_Davidstrasse%2025.PDF (15.03.21) [7] Röllin, Peter: Der Stickereihandelsplatz St.Gallen: bemerkenswerte Fabrik- und Geschäftshausbauten aus der Zeit der Stickereiblüte, Band 34. Bern. 1883. S. 234 Bilder und Pläne: Abb 01, St. Galler Tagblatt. https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/schuetzenswerte-bauteaus-dem-jahr-1902-ld.1070283 (17.03.21)t Abb 02, Stadtplan St. Gallen. https://map. stadt.sg.ch/stadtplan/ext/?lang=de&basemap=sg_basisplan_f&blop=1&x=2745250&y=1254000&zl=5&hl=0&layers= (17.03.21) Abb 03, Stadtplan St. Gallen. https://map. stadt.sg.ch/stadtplan/ext/?lang=de&basemap=sg_basisplan_f&blop=1&x=2745250&y=1254000&zl=5&hl=0&layers= (17.03.21) Abb 04, Röllin, Peter: Der Stickereihandelsplatz St.Gallen: bemerkenswerte Fabrik- und Geschäftshausbauten aus der Zeit der Stickereiblüte, Band 34. Bern. 1883. S. 234

Der Durchbruch der Stickereiindustrie, nun als Maschinenindustrie, erfolgte in den 1860er Jahren. Durch den raschen Exportanstieg, vor allem nach Amerika, bauten sich viele Unternehmen ein Stickereigeschäftshaus in St. Gallen.1 Im Westen der Stadt, am Standort der ehemaligen Davidsbleiche wurde das neue Handelsviertel gebaut. Das orthogonale Strassenraster entsprang dabei keinem amerikanischen Vorbild, sondern einer alten St. Galler Tradition. Auf der Davidsbleiche wurden früher die Leintücher zum Bleichen in die Sonne gelegt. Da die Tücher immer rechteckig waren, wurden auch die Parzellen rechtwinklig geplant. Die einzelnen Grundstücke wurden durch ein Wegnetz erschlossen. Es bildete die Grundlage für das noch heute sichtbare, orthagonale Strassenraster des neuen Geschäftsviertels im Westen von St. Gallen. 2 (Abb. 02, 03) Eines der ersten Geschäftshäuser des neuen Handelsviertels wurde im Jahre 1902 vom Leipziger Architekt Max Fricke für den Stickereibetrieb Blanck & Co. gebaut.3 Der viergeschossige Sichtbacksteinbau steht stilistisch an der Schwelle zwischen Historismus und Jugendstil. Das Gebäude wird klassisch durch einen Sockel, Mittelteil und Dach gegliedert. Die Mittelachse wird mittels eines leicht vorspringenden Risalits betont.4 Durch das neue Baumaterial Eisenbeton, welches für die innere Primärkonstruktion verwendet wurde, konnten die Fensteröffnungen in der Mittelpartie des Hauses über drei Geschosse zusammengefasst werden. So entstand eine visuelle Pfeilerbauweise, welche dem Stickereibetrieb Blanck & Co. zur Stadt hin gebührenden Ausdruck verleihen sollte.5

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STÄDTISCHE LAGERHÄUSER HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Mario Tschopp

Ansicht Geltenwilenstrasse Object Address Architect Start of planning Realization Description

Literatur: [1] Roellin, Peter, Studer, Daniel: INSA: Inventar der neuen Schweizer Architektur 18501920. St. Gallen, Band 8. Zürich 1996, S. 83 [2] Roellin, Peter: Unsere Kunstdenkmäler. Der Stickereihandelsplatz St. Gallen: bemerkenswerte Fabrik- und Geschäftshausbauten aus der Zeit der Stickereiblüte, Band 34. Bern 1983, S. 232, 233 [3] Schregenberger, Martin: Textilweg Stadt St. Gallen, Lagerhaus. https://st.gallen-bodensee. ch/files/st.gallen-bodensee.ch/Textilland%20 Ostschweiz/Audio/Textilweg_Stadt-StGallen_DE_low.pdf (14.03.2021) [4] Inventarblatt der schützenswerten Bauten (Auszug). https://map.stadt.sg.ch/stadtplan/ pdf/adlib/514_Davidstrasse%2046.PDF (15.03.2021). Abbildungen: Abb. 01: Boder, Nathan: 2021 Abb. 02, 04: Schregenberger, Martin: Textilweg Stadt St. Gallen, Lagerhaus. https://st.gallen-bodensee. ch/files/st.gallen-bodensee.ch/Textilland%20 Ostschweiz/Audio/Textilweg_Stadt-StGallen_DE_low.pdf (14.03.2021) Abb. 03, 05, 06: Tschopp, Mario: 2021

Städtische Lagerhäuser Davidstrasse 40 - 46, 9000 St. Gallen Max Hoegger, Alfred Cuttat 1902 1903

St.Galler Textilkultur

Die städtischen Lagerhäuser entstanden im, bis im Jahre 1900 mehrheitlich unbebauten, Gebiet der Davidsbleiche. Zusammen mit den nahegelegenen Stickereigeschäftshäusern verleihen sie dem westlichen Stadtteil einen «grossstadtähnlichen Charakter» und zeugen vom wirtschaftlichen Aufschwung der Textilindustrie.1 Mit einer direkten Anbindung an den nahezu gleichzeitig gebauten Güterbahnhof am südwestlichen Stadtrand, waren die Lagerhäuser für Exporte ins Ausland ideal gelegen.2

Der Baume und sein Arc

Der dreigeschossige, ungefähr 150m lange Bau steht am westlichen Davidstrasse 40 - 4 Ende der Davidstrasse.3 Eine Sichtbacksteinfassade umhüllt den Zweckbau mit einem frei unterteilbaren Stützenraster in Eisenbeton. Baumeister Max H Die früheren Andockstellen der Güterzüge sind an der Rückfassade Betreibe mit zwei Abtreppungen ersichtlich. Zur Strasse hin strukturierenSt.Gallen. drei St.Galler Kaufleute Treppenhäuser den leicht erhöhten Lagerhausbau und markieren die anfangs Eingänge. Die symmetrisch gegliederte Fassade endet mit einem Eck- seine Proj 4 Ausführung grösse turm an der Geltenwilenstrasse.

Cuttat (1873-1921)

Mit dem Lagerhaus sehr flexibles Inne schaubare Abschn voneinander unters die Warenlifte. D (Stützenraster). Da

Cuttat macht sich 1 der Bahnhof von Te er in eine tiefe Dep Situation ohne Mst.

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Eingang

(Martin Schregenbe


STICKEREIBÖRSE / UNIONBANK AM MULTERTOR BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Oleksandr Yanenko

Main facade. Oberer Graben. 1976 Object Address Architect Start of planning Realization

Stickereibörse / Unionbank am Multertor Neugasse 54, 9000 St. Gallen Wendelin Heene, Carl Forster 1889 1891

Description Literature: 1. Röllin, Peter & Studer, Daniel. St. Gallen. (1996) INSA: Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850-1920: Städte. Band 8. 145-146: St. Gallen; Sarnen; Schaffhausen; Schwyz. Retrieved from: https://dx.doi.org/10.5169/seals-9217 2. Schweizerischer Bankverein St. Gallen. Entstehungsgeschichte Gebäude und Umbau 19771980. 1980. Jost Hochuli: St. Gallen Retrieved from: St. Gallen Stadtverwaltung, Baudokumentation 3. Victoria Salzmann, (15.03.2021) Stickereibörse/ Fabrikantenbörse Die Schenken von Landegg: Ritter und Minnesänger. Retrieved from: http:// docplayer.org/64190994-Stickereiboerse-fabrikantenboerse-die-schenken-von-landegg-ritter-und-minnesaenger.html 4. St.Galler Tagblatt from 08.10.1979 and 15.11.1980 5. Renaissance Revival architecture (19.03.2021) Retrieved from: https://en.wikipedia.org/wiki/ Renaissance_Revival_architecture Image: Pic.1,5,7: St. Gallen city. Construction documentation department. Pic.2,3: Schweizerischer Bankverein St. Gallen. Entstehungsgeschichte Gebäude und Umbau 1977-1980 (18.03.2021) p.10,19 Pic.4: Victoria Salzmann, (15.03.2021) Stickereibörse/Fabrikantenbörse Die Schenken von Landegg: Ritter und Minnesänger. Retrieved from: http://docplayer.org/64190994-Stickereiboerse-fabrikantenboerse-die-schenken-von-landegg-ritter-und-minnesaenger.html Plans: Pic.6,8,9 St. Gallen city. Construction documentation department. (18.03.2021)

Located at the western end of Multergasse, the main artery of St.Gallen until the XIX century, the regional head office of Union Bank of Switzerland and Embroidery market was constructed between 1889 and 1891 after the competition between 12 architectural offices.1,2 It stands on the ground of the medieval old town’s city wall from the XXII century directly next to the former Multertor, which was demolished in 1839 (in the past, Multergasse was a street of bakers; “muolte” from middle high german word means flour trough or baking trough). The “Schweizerische Unionbank” was built according to the plans of Wendelin Heene from “Forster & Heene”, a lavishly ornamented bank palace in neo-renaissance and neo-baroque forms. The equally rich interior design by C. Vent from Munich was torn out during reconstruction in the 1960.2,3 The building was equipped with the most advanced systems for that time: electric lighting through gas-powered dynamo machine; heating and ventilation system, which never worked satisfying. Ultimately in 1891 expenses of a such progressive construction reached CHF 1’500 000.- what was much more than planned initially.2

Multertor, Multergasse.1596

W. Heene

Situation plans 1874, 1891

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BAUTENSTECKBRIEF von Gabriela Shabo

Hauptfassade

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Geschäftshaus zur Treue Neugasse 43, 49, 51, 9000 St. Gallen Cyrin Anton Buzzi (Baumeister) 1906 1907 - 1909

Kurzbeschrieb

St. Gallen ist topografisch gesehen mitunter einer der höchstgelegenen Städte der Schweiz. Die Stadt liegt an der Steinach, einem Fluss, welcher in den Bodensee mündet. Die Ursprünge der heutigen Kultur- und Wirtschaftsstadt reichen bis ins 7. Jahrhundert zurück. Das Geschäftshaus zur Treue, welches zeitlich in die Epoche des Jugendstils zugeordnet wird, befindet sich in der Neugasse. Diese verläuft an den ehemaligen Mauerringen des 10. und 15 Jh., deren Strukturen noch heute ablesbar sind. Dieser Kern zählt zur Stadtwerdung und ist heute die Altstadt von St. Gallen. Zur Person C. A. Buzzi ist bekannt, dass er 1849 in Pontebba geboren wurde, welches bis 1866 österreichisches Gebiet war. In Pontebba wurden zwei verschiedene Sprachen gesprochen, herbeigeführt durch die flussbedingte Teilung der Ortschaft. Deshalb nimmt man an, dass neben der friulischen Sprache auch die italiensische und die deutsche Sprache ihm vertraut waren. Buzzi liess sich nach der Heirat im Jahr 1878 in St. Gallen nieder. Aus der Ehe entstanden drei Kinder. Der erstgeborene Sohn verstarb unerwartet, sodass der zweitgeborene Sohn Friedrich, genannt Fritz das Geschäft letzendlich übernahm. Die gesichteten Pläne aus der historischen Baudokumentation St. Gallen sind zum Teil von Fritz gezeichnet und von Buzzi Senior visiert. Literatur: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. St. Gallen Sarnen Schaffhausen Schwyz. 1996. p.119. A. Flammer: Erläuterungen zu einem PlanNachlass von C. A. Buzzi & Sohn, Baugeschäft St. Gallen. zu den Bauten Neugasse 43, 49, 51. 2021. p .1-10. Bild: Fotografin Gabriela Shabo Pläne: hist. Baudokumentation St. Gallen Originalpläne aus dem Stadtarchiv: Situation Neugasse und Regelgrundriss 226

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GESCHÄFTSHAUS MERCERIE BERSINGER HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Nathan Boder

Hinterlauben façade Object Address Architect Start of planning Realization

Shop and warehouse Bersinger Multerstrasse 8, 9000 St.Gallen Wendelin Heene 1899 1900

Description

This building was originally a shop and warehouse and built in place of an older house. It is located on the Multergasse who an important shopping street in the historic center of St. Gallen is. This street stretches from East to West from the Marktgasse to the Börsenplatz. Until the middle of the 19th century, it had a gothic appearance. Afterwards, thanks to the renovation of many buildings, the Multergasse became the street where Art Nouveau is most represented in town. Wendelin Heene was a Swiss architect from Bohemia. In 1888, he founded his own architectural office with Carl Forster. Together they designed the bank at Neugasse 54 in St. Gallen among others. In 1899, the textile merchant Johann Heinrich Bersinger commissioned him to realize his building. Location on the Siegfried map of 1896

Literature: Daniel Studer and Peter Röllin, (1996), Architektur und Städtebau 1850-1920. St. Gallen. Fredi Kurth, (2013), Stilbruch in der Multergasse, St. Galler Tagblatt, (https://www. tagblatt.ch/ostschweiz/stgallen-gossau-rorschach/stilbruch-in-der-multergasseld.303750)

The Geschäftshaus Mercerie Bersinger was completed in 1900. It was a shop selling products related to the important textile industry in St. Gallen. The five-story building has two different façades sharing the same concept: two narrow side axes and a wide central section. The façade materials are limestone and metal.

Image: Nathan Boder Plans: Online Archivkatalog des Staatsarchivs St. Gallen

Letterhead of 1909 : J. H. Bersinger, Spielwaren, St. Gallen Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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GESCHÄFTSHAUS ZUR WAAGE HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Irina Pochkaenko

Geschäftshaus zur Waage on the corner of Neugasse and Multergasse Object Address Architect Start of planning Realization

Geschäftshaus zur Waage Multergasse 28 / Neugasse 55, 9000 St. Gallen Wendelin Heene 1903 1904

Description

Wendelin Heene (1855-1913) from northern Bohemia was one of the most influential architects of his time in St. Gallen. Many of the most interesting large buildings between the early 1890s and 1913 were designed by him. In 1903-1904, he merged the former “Zur Waage” and “Zur Goldenen Garbe” houses and built a new office building “Zur Waage” for cooperative society in the upper part of the historical center of St. Gallen on Multergasse. The building with its five high floors - the top one hidden behind a stone balustrade - opens up a new architectural perspective for Multergasse, which experienced an upswing as a shopping street after 1900.

Literature: Nikolaus Pevsner; IV Art Nouveau, In: Pioneers of Modern Design: From William Morris to Walter Gropius, New York : Simon and Schuster, 1949; Daniel Studer, Peter Röllin: Architectur and Städtebau 1850-1920. St. Gallen; Röllin, Peter: Stickerei-Zeit: Kultur und Kunst in St. Gallen 1870-1930; https://docplayer.org/104800017-Textilwegstadt-st-gallen.html;

The façade is designed with a careful selection of materials as light sandstone and gold paint over reinforced concrete, and richly decorated with sculpture masterpieces by the Dutch stone sculptor Henri Gisbert Geene (1865-1950), shaped following the design, ornamentation and architectural order of Art Nouveau. The architect used modular elements to set the rhythm of the facade.

Image: https://art.nouveau.world/haus-zurwaage; https://docplayer.org/104800017-Textilweg-stadt-st-gallen.html; original pictures Plans: Baudokumentation - Stadt St.Gallen; https://docplayer.org/104800017-Textilwegstadt-st-gallen.html

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The new “Libra” and the old “Garb”, drawing by Wendelin Heene, 1903

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Drawing od the facade on Neugasse 55


GESCHÄFTSHAUS RÖSSLITOR HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Dario Müller

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Object (KKYLZZ (YJOP[LJ[ Start of planning Realization

Geschäftshaus Rösslitor Multergasse 47, 9000 St. Gallen Höllmüller & Hänny 1913 1914

Description

3P[LYH[\Y! 8\LSSLUHUNHILU B D /H\ZHTHUU /LPKLU! +LY 5L\IH\ KLZ «Rösslitor» in St. Gallen. 1915. Schweizerische Bauzeitun, S. 144 - 145.

Unter der Führung von Höllmüller und Hänny wurde 1913 bis 1914 anstelle des alten Gasthauses «Rösslitor» als neuer Sitz der Museumsgesellschaft der turmbewehrte Kopfbau errichtet. Der Bau wird in seinem Inneren in drei voneinander unabhängige Raumgruppen geNSPLKLY[ 0T ,YKNLZJOVZZ ILÄUKLU ZPJO KPL 3HKLUSVRHSL TP[ 2LSSLY \UK 3HNLYYp\TLU \U[LY KLY ,YKL \UK KLU a\NLO YPNLU ) YVYp\TSPJORLP[LU PT A^PZJOLUZ[VJR +LY KYP[[L :[VJR ^\YKL a\ LPULY >VOU\UN M Y LPULU 7OV[VNYHWOLU H\ZNLIH\[ M Y KLU PT +HJOZ[VJR KHZ ([LSPLY SPLN[ +PL ILPKLU NYVZZLU TP[[SLYLU :[VJR^LYRL LU[OHS[LU KPL LPUKY\JRZ]VSS ausgestatteten Räume der Museumsgesellschaft. Durch die Vielzahl an baugeschichtlichen Erinnerungen, trägt das Gebäude eine gewisse =VYULOTOLP[ a\Y :JOH\ +HUR ZLPULY :PJO[IHYRLP[ IPSKL[ KPLZLZ .LZLSSZJOHM[ZOH\Z KHZ ,PUNHUNZ[VY a\Y TP[[LSHS[LYSPJOLU (S[Z[HK[ ]VU :[ .HSSLU +HZ >LYR ^PYK ZLP[ ZLPULT )H\ ]VU 2YP[PRLYU HSZ LPULY KLY X\HSP[p[]VSSZ[LU 1\NLUKZ[PSIH\[LU PU KLY (S[Z[HK[ HUNLZLOLU 1

B D /H\ZHTHUU /LPKLU! +LY 5L\IH\ KLZ «Rösslitor» in St. Gallen. (03.1915). Schweizerische Bauzeitung, S. 132. Literatur: Quellenangaben B D /H\ZHTHUU /LPKLU! +LY 5L\IH\ KLZ Bild: Fotograf «Rösslitor» in St. Gallen. (03.1915). Schweizerische Bauzeitung, S. 132. Pläne: Quellenangaben (II =VU! +HYPV 4 SSLY (II (\Z! :JO^LPaLYPZJOL )H\aLP[\UN : (II (\Z! :JO^LPaLYPZJOL )H\aLP[\UN : (II =VU! +HYPV 4 SSLY

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CHRISTUSKIRCHE/ CONCERTHAUS HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Larissa Kaltenbach

Südfassade

Objekt Addresse Architekt Planungsbeginn Realisation

Christuskirche/ Concerthaus am Rosenberg Dufourstrasse 77, 9000 St. Gallen Pietro Delugan und Wendelin Heene 1890 1890

Kurzbeschrieb

Literatur: (1) (5) Artikel “Als die Christuskirche noch “Concerthaus” war..., Zeitung Ostschweiz vom 11.03.1978, Baudokumentationsamt St. Gallen (2) Pietro Delugan, Eintrag wikipedia, aus wikipedia.org (4) (7) (6) (9) Artikel “Turmgeschichten”, Zeitung St. Galler Kultur vom 29.04.2009, Baudokumantationsamt St. Gallen (3) Artikel “Treffpunkt der Grosseltern”, Tagblatt vom 14.09.2015, aus tagblatt.ch/ostschweiz (8) Zur Restaurierung der christkatholischen Kirche in St. Gallen, 19.10.1973, Ausschnitt Departmement des Inneren Kanton St. Gallen, Baudokumentationsamt St. Gallen Bild: Abb. 1 Foto der Südfassade, Dario Müller und Furter Tobias, privat Abb. 2 Fotografie des Concerthauses, aus Zeitungsartikel “Ostschweiz” vom 11.03.1978, Archivbild Stadtbibliothek Vadiana, Baudokumentationsamt St. Gallen Abb. 7 Fenster Nordfassade Pläne: Abb. 3 Ursp. Planung Kirchturm, Planzeichnung Fassade, Wendelin Heene, Baugesuch 1895, Baudokumentationsamt St. Gallen Abb. 4 Schnitt mit Teil des Saals und Balkonen, Pietro Delugan, 1890, Baudokumentationsamt St. Gallen Abb. 5 Planung Pietro Delugan der Fassade Süd, Pietro Delugan, 1890, Baudokumentationsamt St. Gallen Abb. 6 Grundriss Konzertsaal, Pietro Delugan, 1890, Baudokumentationsamt St. Gallen 230

Das Concerthaus am Rosenberg, welches heute die Christuskirche ist, wurde 1890 vom Südtiroler Architekten Pietro Delugan realisiert. (1) Dieser war ursprünglich Maurer und plante später auch eigene Gebäude. Mit 21 Jahren kam er nach St. Gallen und realisierte so auch das Konzerthaus. (2) Der Sichtbacksteinbau an der Dufourstrasse wurde im florentinischen Villenstil erstellt und erhält auch Elemente der Renaissance und des Jugendstils. (3) Im “Souterrain” befanden sich eine Kegelbahn und eine kleine Küche. Ein Stockwerk darüber im Parterre gab es Zimmer zum Übernachten. Zuletzt, im Dachgeschoss, befand sich der Konzertsaal mit Bühne und kleinem Büffet. Ab der Höhe des Sockels wurden für den Bau rötliche Backsteine verwendet, Fenster und Stockwerke sind weiss umrandet. Ein Geländer mit organischen Formen schmückt das Gebäude. Als Konzerthaus funktionierte der Bau nur ein paar Jahre, nach fünf Jahren wurde er bereits von der Christuskirche gekauft und umgebaut. Nicht alle gewünschten Umbauten der Kirche wurden aufgrund der Kosten realisiert. Bis heute ist das Gebäude im Besitz der Christuskirche.

Fotografie des Concerthauses Semester Reader Frühlingssemester 2021

Ursp. Planung Kirchturm


HALLENBAD VOLKSBAD ST. GALLEN HEYDAY OF TRADE AND ARCHITECTURE: THE BUILDINGS OF THE EMBROIDERY INDUSTRY (1890-1914) HISTORICAL TOPIC: JUGENDSTIL / ART NOUVEAU by Zouhir Bakir

Handkolorierte Ansichtskarte der Schwimmhalle um 1909 Object Address Architect Start of planning Realization

Hallenbad Volksbad St. Gallen Volksbadstrasse 6, 9000 St. Gallen Albert Pfeiffer (1851-1908) 1904 1906

Description

Das Volksbad St. Gallen ist über hundert Jahre alt und somit das älteste noch existierende Hallenbad der Schweiz. Es wurde 1906 im Jugendstil durch den Architekten Albert Pfeiffer realisiert und steht im heutigen Singenbergquartier.1 Das eigentliche Schwimmbad befindet sich in einem südöstlich ausgerichteten Anbau hinter der Hauptfassade, welche im Stile eines stattlichen Bürgerhauses gestaltet wurde. Die Schwimmhalle erinnert stark an einen Sakralbau mit einer Rückempore, chorartiger Ausbuchtung und Umkleidekabinen, welche das Becken wie Beichtstuhlnischen umrahmen. Auch das chorseits, zwei Drittel im Boden stehende, sogenannte Kesselhaus mit hohem Kamin erinnert an einen freistehenden Kirchturm.2 Im Vorderhaus befinden sich nebst dem Eingangsbereich, den Baderäumen im Erdgeschoss und den Brausezellen im Keller auch noch sechs Wohnungen, je zwei im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss. Das Dachgeschoss dient den Bewohnern als Aufhängeraum für die Wäsche und die verschiedenen Dachkammern als Lager.3 Literatur: [1] [2] [4] [5] [6] WIRTH, Rolf: Das Volksbad in St. Gallen, Von der Pionierart zum Kulturgut: St. Gallen: VGS Verlagsgemeinschaft St. Gallen, 2006. S. 7, 48, 49, 51, 54 [3] PFEIFFER, Albert: Das städtische Volksbad St. Gallen, Schweizerische BauzeitungBand 51/52 (1908). S. 121 Abb.: [01], [02], [05], [06], [07] WIRTH, Rolf: Das Volksbad in St. Gallen, Von der Pionierart zum Kulturgut: St. Gallen: VGS Verlagsgemeinschaft St. Gallen, 2006. S. 2, 33, 50, 90, 92 [03], [04] Fotograf: Autor

Situationsplan 1906, ohne Mst.

Schwimmbad mit Kamin

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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1965-1975; Heinrich Graf; Wohntürme, Achslenstrasse Deutschsprachige Literatur Reyner Banham, hrsg. von Claude Lichtenstein Der „New Brutalism“ in: As found - die Entdeckung des Gewöhnlichen English literature Reyner Banham The New Brutalism, Originally published in AR December 1955

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


BRUTALISM CONCRETE SCULPTURES: BUILDINGS BY FÖRDERER, PAILLART, GRAF, ETC. (1955-1975) HISTORICAL TOPIC: BRUTALISM

1963 1964 1964 - 1966 1968 1965-1975

Walter Förderer, Rolf Otto, Hans Zwimpfer Hauptgebäude der Universität St.Gallen, Dufourstrasse 50, 9000 St. Gallen Otto Glaus und Heribert Stadlin Erweiterungsbauten Kantonsschule, Burggraben 21, 9000 St. Gallen Danzeisen + Voser Gewerbebau Kreis, Moosstrasse 52, 9014 St. Gallen Claude Paillard Stadttheater St. Gallen, Museumstrasse 24, 9004 St. Gallen Heinrich Graf Wohntürme Achslenstrasse, Achslenstrasse 11, 9016 St. Gallen

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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Semester Reader Frühlingssemester 2021


HAUPTGEBÄUDE DER UNIVERSITÄT ST. GALLEN CONCRETE SCULPTURES: BUILDINGS BY FÖRDERER, PAILLART, GRAF, ETC. (1955-1975) HISTORICAL TOPIC: BRUTALISM by Stefanie Hug

All image are black and white ! ONLY B/W ! Die «Tête» über dem Hauptgebäude.

Object Address Architect Start of planning Realization

Hauptgebäude der Universität St. Gallen Dufourstrasse 50, 9000 St. Gallen Walter Maria Förderer, Rolf Georg Otto und Hans Zwimpfer 1957-1959 (Wettbewerbsgewinn) 1962-1963

Description

Literatur: [1], [3], [4] Boller, Gabrielle: Kunst und Architektur im Dialog: Universität St. Gallen. Wabern-Bern: Benteli Verlags AG, 1998. Abbildungen: Abb. 01: Fotografie: Werner Weibel, 2021 Pläne: Abb. 02: Schweizer Baudokumentation. Architekturprojekte. Unterricht, Bildung und Forschung. Sanierung und Erweiterung Universität St. Gallen. https://www.baudokumentation.ch/ projekt/sanierung-und-erweiterung-universitaet-st-gallen/ (aufgerufen am 18.03.2021).

Auf einer sanften Hügelkuppe des Rosenbergs stehen die ausdrucksstarken Bauten der Universität St. Gallen. Der ganze Gebäudekomplex der Universität HSG umfasst verschiedene Einzelbauten, die sich auf dem leicht abfallenden Grundstück gruppieren. Das junge Basler Architekturbüro, zu dem sich Walter M. Förderer, Rolf G. Otto und Hans Zwimpfer 1956-1964 zusammengeschlossen hatten, konnte sich 1957 mit ihrem Entwurf für den Haupttrakt unter 117 Mitbewerbern durchsetzen. Das geplante Projekt steht auf dem ehemaligen Kirchhofergut, welches der Stadt 1930 geschenkt wurde. Wie eine griechische Akropolis thront das Gebäude über der Stadt. Die verschlossene Fassade der ehemaligen Bibliothek wirkt als Krone des Gebäudes und ist zugleich Herzstück der Anlage. Die Gebäudevolumen aus Sichtbeton sind terrassiert angeordnet und bilden so Aufenthaltsmöglichkeiten für die Studenten. Bereits während der Planungsphase wurde zeitgenössische Kunst mit eingeplant. Darunter sind Werke von Joan Miro, Hans Arp und Alberto Giacometti in und um den Gebäudekomplex vertreten.1

Nordostansicht (ohne Mst.) Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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ERWEITERUNG DER KANTONSSCHULE IN ST. GALLEN CONCRETE SCULPTURES: BUILDINGS BY FÖRDERER, PAILLART, GRAF, ETC. (1955-1975) HISTORICAL TOPIC: BRUTALISM by Nils Oppliger

Die Erweiterung von 1964, dahinter der Altbau, links die Erweiterung von 2004. Object Address Architect Start of planning Realization

Erweiterung der Kantonsschule in St. Gallen Burggraben 21, 9000 St. Gallen Otto Glaus und Heribert Stadlin 1958 1962-1964

Description

1958 gewinnen Otto Glaus und Heribert Stadlin den öffentlichen Wettbewerb für die Erweiterung der bestehenden, klassizistischen Kantonsschule St. Gallen. Sie reagieren auf den Altbau, gebaut 1856 von Felix Wilhelm Kubly, mit einem U-förmigen, zweigeschossigen Erweiterungsbau, der am Bestand anschliesst und einen Innenhof bildet. Der Hof funktioniert als Vermittler zwischen klassizistischer und moderner Architektur, aber auch als Treffpunkt für die Schüler der gesamten Anlage. Das Bassin im Zentrum des Hofes verdeutlicht die Wichtigkeit des Raumes und steht sinnbildlich für die Quelle der Erkenntnis. Der Hauptzugang liegt an der Lämmlisbrunnenstrasse. Im Erdgeschoss befinden sich die grosszügige Eingangshalle, die Aula sowie Spezialzimmer für den wissenschaftlichen Unterricht. Das Obergeschoss schafft zum einen die Verbindung zum Altbau und zum anderen beinhaltet es die Klassenzimmer, welche sich gegen den Innenhof ausrichten. Die Ausdrucksweise der Erweiterung wird geprägt durch eine kompromisslose, moderne Haltung, welche sich auf die Baumaterialien Beton und Naturholz beschränkt. Literatur: SBZ: Erweiterungsbauten Kantonsschule St. Gallen. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 84. 1966, S. 424-426. Lindt, Ueli: Otto Glaus, Architekt. Basel 1995, S. 152. Bild: Oppliger, Nils / Weibel, Werner /Hug, Stefanie, 2021 (Hochschule Luzern – Technik und Architektur) Pläne: SBZ: Erweiterungsbauten Kantonsschule St. Gallen. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 84. 1966, S. 424-426. KSBG: https://www.ksbg.ch/service/kontakt/ (18.03.2021)

Grundriss Erdgeschoss 236

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GEWERBEBAU KREIS CONCRETE SCULPTURES: BUILDINGS BY FÖRDERER, PAILLART, GRAF, ETC. (1955-1975) HISTORICAL TOPIC: BRUTALISM by Cristina Alen Mendes

Gewerbebau Kreis, north façade Object Address Architect Start of planning Realization

Gewerbebau Kreis Moosstrasse 52, 9014 St. Gallen Danzeisen + Voser 1963 1966

Description

Literature: 1

Eberhard, K. Danzeisen + Voser. Bauten und

Projekte 1950 - 1986. Zürich, 2020, p. 36 2

Eberhard, K. Danzeisen + Voser, p. 36

Images:

The Gewerbebau Kreis in Moosstrasse is a mixed-use building developed between 1964-1966 by the architects Henrich Danzeisen and Hans Voser, commissioned by the entrepreneur Heinrich Kreis to house his sanitary company and a series of maisonette apartments. He desired a building that would improve the working processes of his company1. The structure is located in the outskirts of St. Gallen, between a commercial and a housing zone on a sloped and triangular-shaped land lot. It’s composed of 4 levels and a completely underground basement. Because of the natural topography the first level, where the warehouse is, it’s visible only from the north side. It can be accessed via a small road on the west end of the lot. The basement and the warehouse follow the shape of the lot, becoming larger towards east. This lower part of the Gewerbebau Kreis acts as a plinth for the upper one, which is a more compact volume laying on top of it and settled back from the street front. The different functions’ needs are approached in a way that best suits them, for example, each floor has a different height that resonates with the specificity of it. (Fig.2)

Fig. 1: unkown, Retrieved 19 March 2021, from Eberhard, K. Danzeisen + Voser. Bauten und Projekte 1950 - 1986. Zürich 2020 Fig. 3, Alen Mendes, C. March 2021 Plans: Archiv Danzeisen + Voser. Retrieved 17 March 2021, from Eberhard, K. Danzeisen + Voser. Bauten und Projekte 1950 - 1986. Zürich, 2020

Section

Portico

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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STADTTHEATER ST. GALLEN BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Sara De Almeida

Blick auf Vorplatz und Eingang Object Address Architect Start of planning Realization

Stadttheater St. Gallen Museumstrasse 24, 9004 St. Gallen Claude Paillard 1961 1968

Description

Literatur: [1] Paillard, Claude: Das Stadttheater St.Gallen. Bauen + Wohnen, Band 22/1968, S.448- 456. [2] Ineichen, Hannes: Claude Paillard, Bauten und Projekte 1946- 1997. Schweizer Baudokumentation. Luzern 2002, S. 128- 147. [3] Kanton St.Gallen. Erneuerung und Umbau des Theaters. URL: www.sg.ch/bauen/hochbau/bauten/bauvorhaben-in-umsetzung/theater-st-gallen. (Stand:18.03.21) [4] Frisch, Max: Cum grano salis. Eine kleine Glosse zur schweizerischen Architektur. Werk, 10/1953, S.326.

Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt, liegt das um 1961 von Claude Paillard erbaute Theater. An einer ruhigen Zufahrtsstrasse, leicht erhöht inmitten eines weiten Parks mit schönem Baumbestand, ruht das unübersehbare sechseckige Volumen. Mit dem Bau des Theaters entstand ein Kulturzentrum, dass Schauspiel, Oper und Ballett in St. Gallen pflegt. Das Theater umfasst mit seinem Raumprogramm nebst seinen öffentlichen Aufenthaltsräume, viele Probe- und Büroräume sowie Werkstätte.1 In der Nachkriegszeit stellt der Theaterbau als Bauaufgabe eine Rückkehr in die Normalität dar und wird zu einem wichtigen Symbol des Wiederaufschwungs vieler Städte. Vermehrt wurden Wettbewerbsund Ausführungsprojekte für Theater und Kulturzentren weltweit publiziert. Diese Aktualität erkannte auch Claude Paillard und entwarf für St. Gallen einen neuartigen Zuschauerraum in einem ungewöhnlichen Baukörper.

Bild: Abb.1, 2: URL: www.bote.ch/nachrichten/ kultur/theater-total-vor-dem-grossen-umbau. (Stand: 18.03.21) Abb. 3, 5: Buch - Paillard Claude, S.140. Abb. 4, 6: URL: st.gallen-bodensee.ch/it/esperienze/arte-e-cultura/arte-cultura-e-tradizioni/ dettaglio/teatro-san-gallo. (Stand: 18.03.21)

Ansicht auf die Foyerfassade 238

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Situation


ACHSLENSTRASSE; WOHNTÜRME B, C, D CONCRETE SCULPTURES: BUILDINGS BY FÖRDERER, PAILLART, GRAF, ETC. (1955-1975) HISTORICAL TOPIC: BRUTALISM by Werner Weibel

Bild Nordwestfassaden der Wohntürme B und C. Object Address Architect Start of planning Realization

Wohntürme B, C, D Achslenstrasse Achslenstrasse 9/11/13, 9016 St. Gallen Heinrich Graf 1965 1972

Description

Die drei Wohntürme B, C und D an der Achslenstrasse sind Teil eines grösseren Quartierkomplexes, welcher zwischen 1963 und 1975 am südöstlichen Rand der Stadt St. Gallen errichtet wurde. Heinrich Graf, ein St. Galler Bauzeichner welcher sich in eigener Initiative zum Architekt weiterbildete, erhielt von der Generalunternehmung Grünegg den Auftrag zur Planung der Baukörper A bis K. Diese wurden in mehreren Etappen im Zuge des Baubooms der Nachkriegsjahre geplant und errichtet.1

Literatur: [1], [3] Eberhard, Karin: Heinrich Graf 19302010 Bauten Projekte Interieurs. Zürich: Scheidegger & Spiess AG, 2011. [2] Wiegelmann Andrea: Wohnen in Zeitzeugen. In: St. Galler Tagblatt, 16.12.2017.

In den drei Wohntürmen B, C und D befinden sich oberhalb des gemeinsamen Erdgeschosses, jeweils zwölf Wohngeschosse mit unterschiedlich grossen Eigentumswohnungen. Hierbei gilt sicherlich den drei obersten Geschossen ein besonderes Augenmerk. Diese kragen partiell über die darunter liegenden Gebäudeteile hinaus und sind durch aussen aufgebrachte, vorfabrizierte Beton Lisenen rhythmisiert. Die drei Gebäude erhalten so einen einzigartigen Ausdruck, welcher die Bauten gewissermassen über die Stadt St. Gallen blicken lässt.

Abbildungen/Pläne: Abb. 01: Fotografie: Werner Weibel, 2021 Abb. 02: Aus: Eberhard, Karin: Heinrich Graf 1930-2010 Bauten Projekte Interieurs. Zürich: Scheidegger & Spiess AG, 2011. S.24/22

Situationsplan der realisierten Siedlung Objekte A-K, 1963-1975. Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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1989; Bruno Gerosa; Bibliotheksgeb ude HSG Deutschsprachige Literatur Charles Jencks, Die Sprache der postmodernen Architektur DVA Klotz, Heinrich, 1994. Moderne und Postmoderne. In: Welsch, Wolfgang (Hrsg). Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion. Berlin: Akademia Verlag GmbH. S. 99-109 English literature Charles Jencks, The language of postmodern architecture; Revised Enlarged edition, 1977

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POSTMODERNISM POSTMODERNISM PAYS A VISIT TO ST. GALLEN (1975-1990) HISTORICAL TOPIC: LATE MODERNISM, POSTMODERNISM

1988

Bruno Clerici Hotel Spisertor (Residenz Kursana), Moosbruggstrasse 1, 9000 St.Gallen

1987

Franz Ladner, Ruedi Rausch, Alex Clerici (RLC) Einkaufs- und Freizeitzentrum Säntispark, Wiesenbachstrasse 9, 9030, Abtwil SG

1989 1989

Marcel Ferrier Erweiterung Natur- und Kunstmuseum, Museumstrasse 32, 9000 St.Gallen

1984-1988

Heinrich Graf Umbau und Erweiterung Ulrichshof Institut am Rosenberg, Höhenweg 60, 9000 St. Gallen

Bruno Gerosa Bibliotheksgebäude HSG, Dufourstrasse 50, 9000 St. Gallen

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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UMBAU ULRICHSHOF AM ROSENBERG BUILDINGS FOR EDUCATED CITIZENS: MUSEUMSQUARTIER AND STADTPARK (1850- 1920) HISTORICAL TOPIC: CLASSICISM, HISTORICISM, NEO-CLASSICISM by Hanne Gabriels

front side of the wintergarden and arbor Object Address Architect Start of planning Realization

Umbau Ulrichshof Institute am Rosenberg Höhenweg 58, 9000 St. Gallen Heinrich Graf 1982 1989

Description

The Ulrichshof Institute am Rosenberg is a boarding school espacially for elite students, as they describe theirselves. The school was established in 1889. It is located on the Rosenberg right behind the trainstation of St. Gallen, picture nr 2. As for the most boarding schools, the Institue am Rosenberg has a lot of international students, it houses pupils from 50 nationalities in between 6 and 18 years old, who study and live there. The school includes multiple buildings and rooms, the buildings especially for the school and the studentrooms but also several common rooms, such as a dining room, a nature science centre, a creativ lab, a sport and fit room and the media library. These buildings are spread over a bigger park area, connected with each other by pink fences. The original buildings are built in the art-nouveau style-period. Heinrich Graf started his modifications in 1982 on the reception/dining hall, what is located on the leftside from the entrance building. After that, he continued with a reconstruction the warehouse and a constructural connection between this building and the entrance. This modifications took 7 years to complete and ended in 1989. Literatur: Heinrich Graf, Bauden Projekten Interieurs by Katrin Eberhard Bild: Hanne Gabriels Pläne: Google Maps

air photo 242

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the entrance


SPISERTOR HOTEL / RESIDENZ KURSANA POSTMODERNISM PAYS A VISIT TO ST. GALLEN (1975-1990) HISTORICAL TOPIC: LATE MODERNISM, POSTMODERNISM by Amir Zejnullahu

Spisertor cross view

Object Address Architect Start of planning Realization

Spisertor Hotel / Residenz Kursana Moosbruggstrasse 1 9000 St.Gallen Bruno Clerici / 1998

Description

The hotel is positioned in the center close to the old town of St.Gallen where the Spisertor hotel is also the home of Kursana residenz which serves as a residence for senior citizens since thirty five years by assisting them in their daily needs. The building consists of five floors and the attic as the sixth living space where the whole structure is positioned through the street of Moosbruggstrasse and it fronts the Spisertor cross which is one of the entries to the old town. The hotel was built in 1988 by Bruno Clerici, the year when postmodern movement was thriving. The hotel is characterized with three different types of layering referring to the façade of the building. The ground floor covered by travertine tiles in rectangular forms and composition, while the upper floors are layered by white façade and windows that are positioned in parallel ordering throughout the building. The third layer which would be the attic alters also from the previous layers by moving the tip forward and creating this three dimensional element reaching the outer space. Literature: -Charles Jencks, The language of postmodern architecture; Revised Enlarged edition, 1977 -Klotz, Heinrich, 1994. Moderne und Postmoderne. In: Welsch, Wolfgang (Hrsg). Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der PostmoderneDiskussion. Berlin: Akademia Verlag GmbH. S. 99-109 (Deepl traslation) Image: Fig 1, 2, 3: by Amir Zejnullahu

view from Linsenbuehlstrasse

Linsenbuehlstrasse

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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ERWEITERUNG NATUR- UND KUNSTMUSEUM POSTMODERNISM PAYS A VISIT TO ST. GALLEN (1975-1990) HISTORICAL TOPIC: LATE MODERNISM, POSTMODERNISM by Christian Kottathu

South facade Object Address Architect Start of planning Realization

Erweiterung Natur- und Kunstmuseum Museumstrasse 32, 9000 St. Gallen Marcel Ferrier 1987 1989

Description

The museum‘s location is in the center of St. Gallen along Museumstrasse, surrounded by the greenery of the city park. The original building, a two-story neo-renaissance museum erected in 1877, was inspired by the Alte Pinakothek of Munich designed by Leo von Klenze. Due to the severe dilapidation of the structure by the year 1970, the museum had to close. Almost 20 years later, after extensive renovation works, the cultural institution reopened its door. It included new overhauled spaces and additional areas that grow under the earth level designed by architect Marcel Ferrier. The old museum has been scrutinized for a long time. The municipality was on the verge of demolishing the construction in its entirety. Fortunately, the building‘s historical and cultural worth prevailed, and the intervention, as a result, ends up making school. The intervention respectfully integrates in the old building. This happens in part thanks to the decision to work, for the most part, under the ground level allowing the old structure to be maintained. Literatur: Pillmeier, Werner / B.O. / Ferrier, Marcel. “Das St. Galler Natur- und Kunstmuseum” Schweizer Ingenieur und Architekt. page 79-92 21.01.1988 Bild: Christian Kottathu Pläne: Pillmeier, Werner / B.O. / Ferrier, Marcel. “Das St. Galler Natur- und Kunstmuseum” Schweizer Ingenieur und Architekt. 21.01.1988

Isometry extension

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Entrance ramp


BIBLIOTHEKSGEBÄUDE HSG POSTMODERNISM PAYS A VISIT TO ST. GALLEN (1975- 1990) HISTORICAL TOPIC: LATE MODERNISM, POSTMODERNISM by Mariana Mayumi Ab

view from Guissanstrasse street Object Address Architect Start of planning Realization

Bibliotheksgebäude HSG Dufourstrasse 50, 9000 St. Gallen Bruno Gerosa 1985 1989

Description

Completed in 1989, the Library building was initially planned for extension purposes. Bruno’s Gerosa winning entry proposal took into account the general guideline that the new building should have maintained the notoriety of the main building intact. Composed by three stories, the largest program of the building is the library space, followed by auditoriums and senate rooms for lectures. The building also has a restaurant and plenty of hall spaces between these programs. The basement level contains service and administrative areas, including parking and bike garages. The horizontal structure, similar to a rectangle, interacts with other geometrical elements by using superposition, permeation, and interlacement connections. The most relevant part is the pyramid shape on the rooftop, fulfilled with symbols and significance which allowed the architect to create an original narrative to his ideas. Literatur: Boller et al, 2018. Art in Architecture. University of St. Gallen HSG Boller, Gabrielle. Kunst und Architektur im Dialog, Universität ST. Gallen Bild: 1 Elsa St. Gallen 2 Author picture from HSG model 3 Hannes Thalmann 4 Gaëtan Bally / Keystone 5 Hannes Thalmann 6 Hannes Thalmann in Boller 2018 Pläne: Universität St. Gallen

library plans

library forms composition

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SHOPPING CENTRE “SILBERTURM” POSTMODERNISM PAYS A VISIT TO ST. GALLEN (1975-1990) HISTORICAL TOPIC: LATE MODERNISM, POSTMODERNISM

by Vlada Elizarova

Shopping Centre entrance from the plaza Object Address Architect Start of planning Realization

Shopping centre „Silberturm“ („Grossacker “) Rorschacher Str. 150, 9000 St. Gallen, Switzerland Heinrich Graf 1970 1975

Description

The building complex “Silberturm” consists of a shopping centre, an almost fifty-meter-high office tower and an extensive underground car park. The geometry of the shopping Mall follows the slope of the terrane on the site and therefore gradually distributes its 36,000 sqm 1 on four levels. The upper level introduces two entrances located on the generous plaza accessible from the Falkensteinstrasse. The ground Floor level unites two more entrances to the shopping centre and the main entrance to the office tower with the extensive plaza, which serves as a main meeting point of the centre. The lower plaza connects with the upper square via an outdoor stairway. The main body of the shopping mall is located under the ground on the basement floor, and it has another two entrances: one to the bus stop on the Rorschacher St. and another to the Helvetiastrasse. The lower basement level is mainly a car park with a parking space for 240 cars. All four levels are connected with the multiple staircases and three lift cores. A coordinated mix of shops supplies the people in the quarter and the nearby region. Furthermore, the Mall provides jobs for approximately 600 people. 2 Literature: 1. HRS. 2021. Grossackerzentrum Shopping Silberturm - HRS. [online] Available at: hrs.ch [Accessed 18 March 2021]. 2-3. Shopping Silberturm, 2013. Shopping on the way. [online] Available at: docplayer.org [Accessed 18 March 2021]. Image: Fig. 1-3, 6-7; Photographer: Vlada Elizarova Plans: Fig. 4.Shopping Silberturm, 2013. Shopping on the way. [online] Available at: docplayer.org [Accessed 18 March 2021]. Fig. 5. Reutlinger, P. and Strebel, J., 2020. The Office.

Aluminium Façade 246

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Glass Bubble


SHOPPING CENTER SILBERTUM POSTMODERNISM PAYS A VISIT TO ST. GALLEN (1975-1990) HISTORICAL TOPIC: LATE MODERNISM, POSTMODERNISM by Giovanni Dello Ioio

Tower Object Address Architect Start of planning Realization

Einkaufszentrum Grossacker und Silberturm Rorschacherstrasse 150, 9000 St. Gallen Heinrich Graf 1970 1975

Description

The Grossacker shopping centre is a building that breaks up the urban fabric of the city of St. Gallen. It is located on Rorschacherstrasse and it is the project of the architect Heinrich Graf and its design dates back to around 1970 and was inaugurated in 1975. The building has a basement with two levels above ground for shops and restaurants. Above this plate of public services there the elliptical office tower which stands on the west side of the basement. Its position here means that it is the first visible element coming from the centre of St. Gallen. The shape has references to futuristic architecture, especially in relation to the years of design and construction. One of the elements that stands out most is the cladding with metal sheets that give the entire building a bright and shiny appearance. The metal façade shines in the sun and reflects its light. This is why after the renovation in 2013 it was given a new name: Shopping Silberturm. The choice of material for the façade obviously not only gave it its name, it is also weatherproof and extremely robust. Its panel arrangement allows easy maintenance by removing only damaged panels. Literature: https://www.tagblatt.ch https://docplayer.org https://www.saiten.ch Images: Giovanni Dello Ioio Plans and section: https://blogs.ethz.ch/

Facade detail

View form the street

Die Welt in Reichweite – St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

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248

Semester Reader Frühlingssemester 2021



Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2021

MAX SCHLUP Kongresshaus

Biel, 1966


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