12 Zur Situation pflegender Angehöriger
Schirin Homeier und Irmela Wiemann
Herzwurzeln Ein Kinderfachbuch fĂźr Pflege- und Adoptivkinder
Mit einem Vorwort von Prof. Klaus Wolf Illustrationen: Schirin Homeier
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Informationen zu unserem gesamten Programm, unseren AutorInnen und zum Verlag finden Sie unter: www.mabuse-verlag.de. Wenn Sie unseren Newsletter zu aktuellen Neuerscheinungen und anderen Neuigkeiten abonnieren möchten, schicken Sie einfach eine E-Mail mit dem Vermerk „Newsletter“ an: online@mabuse-verlag.de. 2. Auflage 2017 © 2016 Mabuse-Verlag GmbH Kasseler Straße 1a 60486 Frankfurt am Main Tel.: 069-70 79 96-13 Fax: 069-70 41 52 verlag@mabuse-verlag.de www.mabuse-verlag.de www.facebook.com/mabuseverlag Illustrationen: Schirin Homeier Gestaltung: ffj Büro für Typografie und Gestaltung, Frankfurt am Main Druck: Beltz, Bad Langensalza ISBN: 978-3-86321-226-1 Alle Rechte vorbehalten
Schirin Homeier, geb. 1982, ist Diplom-Sozialpädagogin (FH). Im Mabuse-Verlag erschienen ihre drei Kinderfachbücher „Sonnige Traurigtage“, „Flaschenpost nach irgendwo“ und „Aktion Springseil“. Ihr gelingt es, schwierige Sachverhalte in einfache Worte und eindrucksvolle Zeichnungen zu fassen. So vereint sie wirkungsvoll Bilderbuch und Ratgeber. Sie ist verheiratet und Mutter von fünf Kindern. Irmela Wiemann, geb. 1942, ist Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Familientherapeutin. Sie ist langjährige Expertin und bekannte Autorin zum Thema Pflege- und Adoptivkinder, deren aufnehmende und Herkunftsfamilien. Irmela Wiemann ist Mutter, Pflegemutter und Großmutter. Es war ihr ein wichtiges Anliegen, nach sechs Büchern für beteiligte Familien und Fachleute ihre Erfahrungen auch an Kinder weiterzugeben. www.irmelawiemann.de
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Worte zu diesem Buch für das Leserkind ��������������������������������������������������������������7 Worte zu diesem Buch an die Erwachsenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1. Teil: Herzwurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Teil: Ratgeber für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Hinweise für das Leserkind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Jannik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Ayana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Frau Braun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Mein Lebensbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 In der Pflegefamilie dazugehören . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Das Jugendamt schützt wie ein Regenschirm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Die vier Schmetterlingsflügel vom Elternsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Was ist ein Adoptivkind? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Was ist ein Pflegekind? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Was ist eine Familie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Besuch im Kinderheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Warum manche Eltern nicht jeden Tag für ihre Kinder da sein können . . . . . . .110 Wohin mit dem Kummer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Familycamp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Wer bin ich? Wem gleiche ich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Besuchseltern – Besuchskinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Begegnungswochenende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Herz mit zwei Kammern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Blitzwut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Geheimnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Reise in das Herkunftsland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Einverstanden sein, so wie es ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Ankunftstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Wörterbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 3. Teil: Ratgeber für Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Tipps und Ratschläge für Herkunftseltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Tipps und Ratschläge für annehmende Eltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Tipps und Ratschläge für Fachpersonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Literaturempfehlungen und Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
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Vorwort Wenn Kinder – aus welchen Gründen auch immer – nicht bei ihren biologischen Eltern aufwachsen können, sondern in einer Pflege- oder Adoptivfamilie leben, ist es meistens ziemlich kompliziert. Dann werden Dimensionen der Elternschaft aufgeteilt, die sonst zusammenfallen: biologische Elternschaft und genetische Abstammung, die Elternrechte und einige rechtliche Pflichten sowie die alltägliche Sorge im Zusammenleben mit dem Kind. Wie sie aufgeteilt sind und ob diese Trennung als vorläufig oder als endgültig betrachtet wird, ist unterschiedlich. Das bringt vielfältige Herausforderungen mit sich, mit denen die Betroffenen – neben allen anderen Themen, die Erwachsene und Kinder in unserer Gesellschaft beschäftigen – zu tun haben. Mit diesen Aufgaben müssen sie sich auseinandersetzen. Das tun sie auch, indem sie versuchen, ihre Situation zu verstehen, sich die unübersichtlichen Verhältnisse zu erklären und sie zu bewältigen. Bewältigung meint insbesondere: Sie versuchen in Verhältnissen, die sie nur zum Teil unmittelbar beeinflussen können, handlungsfähig zu bleiben oder zu werden sowie ihr Selbstbild zu verteidigen und zu stabilisieren. Das sieht im Verhältnis von Eltern und Pflegeeltern manchmal nach einem Nullsummenspiel aus: Was der eine gewinnt, muss der andere verlieren. Diese Vorstellung wird uns bisweilen suggeriert. Dann werden moralisierende, einseitige, fundamentalistische Positionen aufgebaut: Sie reichen von der endgültig verwirkten Elternschaft bis zum Glauben, die biologischen Mütter und Väter blieben immer und in jedem Fall die wichtigsten Menschen und die einzig wahren Eltern. Der Preis für dieses Schwarz-Weiß-Denken ist hoch, wenn es unmöglich wird, die Situation aus der Perspektive des anderen zu sehen, ein feindseliger Umgang etabliert wird und die Kinder in einem Spannungsfeld von Loyalitätskonflikten aufwachsen müssen. Wenn Soziale Dienste diese Konflikte zusätzlich befeuern, statt Ressourcen für die Bewältigung der jeweiligen Probleme zugänglich zu machen, begehen sie einen schweren Kunstfehler. Dort, wo sie hingegen Kommunikation ermöglichen, auch die Kinder als Vertrauenspersonen begleiten und konstruktive Bewältigungsformen eröffnen, erfüllen sie eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Dieses Buch kann Kommunikation anregen, erleichtert Perspektivwechsel, zeigt Menschen bei eindrucksvollen Bewältigungsversuchen – auf eine ästhetisch ansprechende Weise. Es treten tapfere, kluge Kinder auf, die viele gute Ideen entwickeln, manchmal aber auch große Sorgen haben und auf Hilfe angewiesen sind, wenn die ganz schwierigen Gefühle kommen. Und es zeigt beeindru-
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ckende Erwachsene, die ebenfalls Schwierigkeiten haben, diese aber nicht auf Kosten der anderen lösen. So wird an vielen Stellen die existenzielle Seite des Lebens der Kinder, der Pflege- und Adoptiveltern und der Herkunftseltern deutlich: Es geht nicht einfach nur um die Organisation des Alltags, es geht um zentrale Fragen des Lebens: um Herzblut-Themen. Mich haben außerdem zwei Botschaften des Buches besonders gefreut: Es zeigt, welche große Bedeutung Kinder füreinander haben können – auch als Hilfe bei der Bewältigung komplizierter Aufgaben. Und es deutet an, dass die Auseinandersetzung mit der Herkunft eine lebenslange Entwicklungsaufgabe bleibt – auch für erwachsene Adoptierte und ehemalige Pflegekinder. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern, dass sie sich berühren lassen von diesem Buch und den Menschen, von denen darin erzählt wird. Klaus Wolf, Sommer 2016
Klaus Wolf Klaus Wolf ist Vater, Großvater und Professor für Sozialpädagogik an der Universität Siegen. Bis 1992 war er Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung in Hamburg, davor pädagogischer Mitarbeiter in der Betreuung von hoch belasteten Jugendlichen. Sein zentrales Thema: Entwicklungsverläufe von Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend (zeitweise) unter extrem ungünstigen Bedingungen aufwachsen mussten. 2006 hat er an der Universität Siegen eine sehr aktive „Forschungsgruppe Pflegekinder“ gegründet (www.uni-siegen.de/pflegekinder-forschung/home/index.html), die seit 2007 Teil des internationalen Forschungsnetzwerkes Foster Care Research ist (www.uni-siegen.de/foster-care-research/index.html.en).
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in diesem Buch lernst du Ayana und Jannik kennen. Jannik ist ein Pflegekind und Ayana ist adoptiert. Adoptiv- und Pflegekinder sind meist mit zwei Familien verbunden: Sie tragen in ihrem Herzen Wurzeln zu ihrer leiblichen Familie. Und sie schlagen neue Wurzeln in ihrer Adoptiv- oder Pflegefamilie. Einiges in deinem Leben ist vielleicht so ähnlich wie bei Ayana oder Jannik. Manches ist bestimmt wieder ganz anders. Im ersten Teil dieses Buches erfährst du von den spannenden Erlebnissen von Jannik und Ayana. Im zweiten Teil erzählen die beiden, wie ihre Geschichte weitergeht. Außerdem geben sie Tipps und Infos dazu, was ihnen geholfen hat, ihre Lebenssituation als Adoptiv- oder Pflegekind besser zu verstehen und besser damit zurechtzukommen. Am besten liest du dieses Buch zusammen mit einem lieben Erwachsenen. Wir wünschen dir alles Gute! Viele herzliche Grüße deine Schirin Homeier und Irmela Wiemann
Liebe Eltern, Pflege- und Adoptiveltern, Leserinnen und Leser, „Herzwurzeln“ ist ein Ratgeber für Adoptiv- und Pflegekinder und alle, die diesen Kindern nahestehen. Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Im ersten Teil wird die Geschichte vom Pflegekind Jannik und vom Adoptivkind Ayana mit vielen Bildern erzählt. Mit zahlreichen Informationen wenden sich Jannik und Ayana im zweiten Teil direkt an das Leserkind und erzählen, wie ihre Geschichte weiterging. Auch andere Kinder kommen zu Wort. Dazu erklärt Frau Braun vom Jugendamt die spezielle Lebenssituation von Adoptiv- und Pflegekindern. Es werden Möglichkeiten der Biografiearbeit mit Kindern aufgezeigt. Der dritte Teil des Buches ist ein kurzer Ratgeberteil für Sie, die Erwachsenen. Wir geben Tipps für leibliche Eltern, Pflegeeltern, Adoptiveltern und Fachkräfte, also für alle, die mit Adoptiv- oder Pflegekindern arbeiten. Wir haben uns entschieden, die spezielle Lebenssituation von Pflege- und Adoptivkindern in einem Buch darzustellen. Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es natürlich auch Unterschiede. Im Teil 2 haben wir deshalb alle Kapitel für Adoptivkinder mit einem
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Vogel und alle Kapitel für Pflegekinder mit einer Sonnenblume gekennzeichnet. Kapitel, die beide Kindergruppen betreffen, sind mit beiden Symbolen versehen. Manchmal müssen Sie entscheiden, welche Seiten in Teil 2 thematisch für das Leserkind in seiner individuellen Situation passend sind. Tipps zum gemeinsamen Lesen des Buches Bitte nehmen Sie sich Zeit beim gemeinsamen Lesen mit den Kindern. Gehen Sie dabei langsam vor. Geben Sie den Kindern Zeit und Raum, über ihre Gefühle zu sprechen. Wenn Sie mit Ihrem oder dem Ihnen anvertrauten Kind das Buch lesen, so kommt es sehr darauf an, welche Gefühle und innere Haltungen Sie als Erwachsene zur Lebenssituation und zur Geschichte des Kindes haben. Hadern Sie noch? Können Sie die Situation, so wie sie ist, ein Stück annehmen? Können Sie trauern? Ihr Kind spürt was Sie fühlen, auch wenn Sie es nicht zeigen wollen. Und das seelische Wohlbefinden des Kindes wird von Ihren Gefühlen beeinflusst. Vielleicht sollten Sie das Buch zuerst einmal für sich lesen, bevor Sie es zusammen mit Ihrem Kind durcharbeiten. Sie können dabei Ihren inneren Standort erneut klären und gewinnen damit eine gute Basis für das gemeinsame Lesen mit dem Kind. Es gibt Adoptiv- oder Pflegekinder, die sich aufmerksam ihrer speziellen Situation zuwenden und andere, die dieses Thema meiden oder sich nicht dafür zu interessieren scheinen. Man kann es sich so vorstellen: In jedem Menschen gibt es zwei widerstrebende Impulse – der eine möchte schmerzliche Gefühle zulassen und darüber sprechen. Der andere möchte diese Gefühle am liebsten wegschließen oder abschaffen. Manchmal gewinnt die eine Seite die Oberhand, manchmal die andere. Ermutigen Sie Ihr Kind deshalb zum gemeinsamen Lesen, aber drängen Sie es nie. Sagen Sie ihm, dass Sie Lust hätten, sich mit ihm ein paar Seiten im Buch anzuschauen. Kindern fällt es leichter, über die Menschen im Buch zu sprechen als über die eigene Situation. Fragen Sie also zunächst: Was glaubst du, wie fühlen sich Ayana oder Jannik? Was denkst du über Janniks Mami, was über seine Pflegemama oder seinen Pflege papa? Was fällt dir zu Ayanas Afrikaeltern, was zu ihren Adoptiveltern ein? Einige Situationen in diesem Buch werden möglicherweise tiefe Gefühle im Kind und intensive Gespräche auslösen. Stellen Sie sich innerlich auf die Seite des Kindes. Lassen Sie seine Gefühle und Äußerungen gelten. Ergreifen Sie seine Partei, bevor Sie Ihre Sichtweise der Dinge darstellen. Selbstverständlich sollten Sie Leseanfängern das Buch vorlesen. Lassen Sie das Kind in das Buch hineinschreiben oder malen. Nun wünschen wir Ihnen viel Freude und vielleicht auch Nachdenklichkeit beim Lesen dieses Buches. Für Ihre Zukunft und die Ihrer Kinder viel Lebensfreude und viel Glück!
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1. Teil
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Jannik ist ein Junge wie viele andere. Er mag Tischtennis, schaut Fernsehen länger als er eigentlich darf und Hausaufgaben gehören ganz bestimmt nicht zu seinen Hobbys. Mit Janniks Familie ist es spezieller. Natürlich hat er wie jedes Kind eine Mutter und einen Vater. Aber seinen Vater kennt er gar nicht. Zusätzlich hat Jannik jetzt eine weitere Mama und noch einen Papa bekommen. Seine älteren Geschwister Sophia und Leon, die einen anderen Vater haben, wohnen im Kinderheim. Mit Finn, seinem neuen Bruder, kann Jannik jeden Tag spielen.
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Aber nun am besten von vorne: Jannik wuchs in Mami Annes Bauch. Am 12. April kam er im Krankenhaus auf die Welt. Sophia und Leon waren auch schon da und freuten sich mit Mami darĂźber. Janniks Vater Rudi war damals schon weg. Vielleicht hat er sich auch nicht getraut, ein Papa zu sein.
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Jannik wohnte in einer kleinen Wohnung in einem großen, großen Haus. Manchmal war Mami da, manchmal nicht. Und wenn sie da war, war sie trotzdem nicht so richtig da. D eshalb war das Essen häufig knapp und S ophia und Leon selten in der Schule. Irgendwie hielt es Mami nie lange in der Wohnung aus und ging oft allein weg. Am nächsten Morgen hörten die Kinder dann häufig einen fremden Mann schnarchen. Jedes Mal dachte Mami, diesmal wäre es wirklich der Richtige fürs Leben. Und dann blieb er doch nicht lange …
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Irgendwann hat Frau Dockhorn vom Jugendamt erklärt, dass es so nicht mehr weiterginge. Eine Familienhelferin kam dreimal die Woche, um Mami zu unterstützen. Aber auch das klappte nicht lange. Mami merkte, dass sie es nicht schaffte. Der Abschied war für alle schlimm.
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Jannik hat viele Stationen in seinem Leben durchlaufen. Zuerst kamen die drei Geschwister gemeinsam in das Kinderheim „Sonnenhof“. Leon und Sophia wohnen hier noch immer. Sie kommen damit gut zurecht. Davon werden sie später berichten.
Nach einigen Monaten holte Mami Jannik wieder zu sich. Mit dem jüngsten Kind traute sie sich zu, klar zu kommen.
Ganz feste nahm sie ihn in den Arm und flüsterte: „Wir zwei schaffen das! Dich lass‘ ich nie mehr los!“
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Aber schon bald musste Jannik wieder allein zurechtkommen.
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