Gesundheitsförderung in der Kita - Stefan Bestmann, Sarah Häseler-Bestmann

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21.09.2011

16:54 Uhr

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Zwei Jahre lange entwickelten MitarbeiterInnen des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen mit ErzieherInnen vor Ort Maßnahmen, die in Kindertageseinrichtungen Gesundheit fördern helfen. Im Fokus standen dabei die Bereiche Ernährung, Bewegung und Entspannung. Das Buch stellt die Ergebnisse zur Evaluation des Pilotprojekts in kurzen theoretischen Einleitungen und anhand erfolgreicher Praxisbeispiele vor. Es richtet sich an ExpertInnen und EntscheiderInnen auf Trägerebene, vor allem aber an die ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen, die selbst in ihrer Kindertagesstätte Gesundheit besser

Stefan Bestmann, Sarah Häseler-Bestmann

Gesundheitsförderung in der Kita Ein Praxishandbuch

S. Bestmann, S. Häseler-Bestmann

fördern wollen.

Gesundheitsförderung in der Kita

Bestmann.qxp

www.mabuse-verlag.de

ISBN 978-3-86321-002-1

Mabuse-Verlag


Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch den Förderverein des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen e. V.

Stefan Bestmann, geb. 1965, ist Gastprofessor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin und seit 2000 in freier Praxis als Sozialforscher, Praxisberater und Trainer tätig. Er leitet das Europäische Institut für Sozialforschung, Berlin. Sarah Häseler-Bestmann, geb. 1983, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Europäischen Institut für Sozialforschung, Berlin, in der Praxisforschung, u. a. im Themenfeld Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen.


Stefan Bestmann, Sarah Häseler-Bestmann

GesundheitsfĂśrderung in der Kita Ein Praxishandbuch

Mabuse-Verlag Frankfurt am Main


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Satz: Björn Bordon/MetaLexis, Niedernhausen Umschlaggestaltung: Caro Druck GmbH, Frankfurt am Main Umschlagfoto: © Jochen Zick/Keystone Druck: Prisma Verlagsdruckerei GmbH, Saarbrücken ISBN: 978-3-86321-002-1 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten


Vorwort Der vorliegende Bericht stellt die Ergebnisse sowie die daraus ableitbaren Schlussfolgerungen und Thesen einer quantitativ sowie qualitativ angesetzten Evaluation des Pilotprojektes „Voll im Leben“ – zur Gesundheitsförderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen – des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen dar. Zuvörderst sei ausdrücklich ein Dank gerichtet an alle im Rahmen dieser Untersuchung Beteiligten. Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Praxis haben durch ihr Engagement und ihren Einsatz diese Evaluation erst ermöglicht. Last but not least sei den Verantwortlichen des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen gedankt für die durchweg konstruktive und kollegiale Unterstützung im Rahmen dieser Evaluationsbegleitung. Mit diesem Bericht ist die deutliche Hoffnung verbunden, dass die Beschreibungen und Schlussfolgerungen die Fachdiskussion über die Wirkung von Projekten zur Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten sowie eine entsprechende Weiterentwicklung der Erforschung solcher Vorhaben unterstützen werden und somit wiederum einen wachsenden Gewinn für die an dieser Untersuchung beteiligten Akteure darstellen werden.

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Inhaltsverzeichnis Vorwort

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1 Ausgangslage

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2 Evaluationsgegenstand

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3 Zielstellung der Evaluation

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4 Methodisches Vorgehen

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5 Ergebnisse

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5.1 Motivation für die Teilnahme an „Voll im Leben“ 5.1.1 Interesse an Gesundheitsförderung 5.1.2 Ganzheitlicher Ansatz 5.2 Teamfortbildung als Projekteinstieg 5.2.1 Sensibilisierung für das Thema „Gesundheitsförderung“ 5.2.2 Austausch im Team 5.3 Projektverlauf 5.3.1 Externe Begleitung und Fachberatung 5.3.2 Fortbildungen 5.3.3 Praxiserprobung von Präventionsprojekten 5.3.4 Elternberatung 5.4 Zugrunde liegende Arbeitsprinzipien 5.4.1 Wertschätzung 5.4.2 Ressourcen erheben 5.4.3 An den Bedarfen ansetzen 5.4.4 Kontinuierlicher Abgleich im Projektverlauf 5.5 Zeitaufwand

22 23 24 26 30 32 34 35 41 45 48 52 52 53 55 57 61

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5.6 Veränderter Kindertagesstättenalltag 63 5.6.1 Nutzen für die Kinder 63 5.6.2 Nutzen für die Eltern 74 5.6.3 Nutzen für das Team 80 5.6.4 Strukturelle Veränderungen 87 5.7 Beispiele aus der Praxis 93 5.7.1 Die Einstiegsfortbildung am Beispiel der Kindertagesstätte Maria Aufnahme 95 5.7.2 Breakdance in der Kindertagesstätte Schlangenbader Straße 101 5.7.3 Das Vorschulkinderprojekt „Umgang mit Gefühlen“ in der Kindertagesstätte Breckenheim 108 5.7.4 Rhythmus mit Alltagsgegenständen in der Kindertagesstätte St. Klara 116 5.7.5 Die Projektwochen zum Ernte-Dank-Fest in der Kindertagesstätte Medenbach 123 5.7.6 Der interaktive Elternnachmittag zum Thema „Bewegung“ in der Kindertagesstätte Galatea Anlage 132 5.7.7 Der Elternkochkurs in der Kindertagesstätte Parkfeld 136 5.7.8 Das Medienkochbuch und die Zeit der Stille in der Kindertagesstätte Kastel 143

6 Zusammenfassung und Ausblick 6.1 Faktoren gelingender Projektumsetzung 6.2 Nutzendimensionen für die Zielgruppen 6.3 Schlussfolgerungen

7 Literatur

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1 Ausgangslage Die WHO beschreibt Gesundheit nicht nur als ein Fehlen von Krankheit, ­sondern als einen Zustand des geistigen und körperlichen Wohlbefindens sowie als einen Prozess, um „allen Menschen ein höheres Maß an Selbst­ bestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen“ (WHO 1986). Demnach setzt Gesundheitsförderung an den Ressourcen der Menschen an, indem diese unterstützt und gestärkt werden sollen, um somit Risiken für Krankheit zu vermeiden bzw. zu minimieren (WALLER 2002). Der Gesundheitsbegriff wird allumfassend auf den Menschen und sein Leben bezogen, denn „ein guter Gesundheitszustand ist eine wesentliche Bedingung für soziale, ökonomische und persönliche Entwicklung und entscheidender Bestandteil der Lebensqualität“ (ebd., S. 163). Die Befähigung zu einem selbstbestimmten Umgang mit Gesundheit umfasst „sowohl Geborgenheit und Verwurzelung in einer unterstützenden sozialen Umwelt, den Zugang zu allen wesentlichen Informationen, die Entfaltung von praktischen Fertigkeiten als auch die Möglichkeit, selber Entscheidungen in Bezug auf ihre persönliche Gesundheit [bezogen auf die Zielgruppe, S. H.] treffen zu können. Menschen können ihr Gesundheitspotenzial nur dann weitestgehend entfalten, wenn sie auf die Faktoren, die ihre Gesundheit beeinflussen, auch Einfluss nehmen können“ (ebd., S. 164). Gesundheitsförderung soll Menschen unterstützen, eigene Entscheidungen bezüglich ihrer Gesundheit zu treffen. Die entsprechenden Voraussetzungen dafür, bspw. das Bereitstellen von Informationsmaterialien, sind Bestandteil von Projekten der Gesundheitsförderung (TROJAN 2002, S. 195ff). Ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und fehlende Stressbewältigung äußern sich schon heute bei vielen Heranwachsenden durch gesundheitliche Beeinträchtigungen und bilden die Grundlage für chronische Erkrankungen im Erwachsenenalter1. Aktuelle Studien zeigen, dass 1 Vgl. http://www.bzga.de/?uid=712f818b8b0cb40fdb8fa6f4e7c688dc&id=gesundeernaehrung Stand: 07.02.08.

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Ausgangslage

—— viele Kinder und Jugendliche die Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr nicht erreichen, —— nicht alle Heranwachsende ausreichend körperlich aktiv sind, und —— ein Teil der Kinder und Jugendlichen unter Stress und psychischen Belastungen leidet. Die vorliegenden Daten zeigen, dass das Grundschulalter besonders wichtig für Gesundheitsförderung ist, da in diesem Alter: —— der Anteil übergewichtiger Kinder gegenüber Jüngeren am deutlichsten zunimmt, —— die sportliche Aktivität abnimmt, —— Fernseh- und Medienkonsum zunehmen (vgl. KURTH 2007; LAMPERT u. a. 2007; MEDIENPÄDAGOGISCHER FORSCHUNGSVERBUND SÜDWEST 2007; MENSIK 2007; DGE 2004; KERSTING u. a. 2003). Die Ergebnisse der bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KiGGS) des Robert-Koch-Institutes (2006) belegen diese Entwicklung. Insgesamt 21,9 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 11–17 Jahren zeigen ein auffälliges Essverhalten. Der Anteil von Kindern aus sozial benachteiligten Schichten ist deutlich höher. Erschwerend kommt hinzu, dass die Themen Ernährung, Bewegung und Stressregulation später im Bewusstsein von vielen Jugendlichen keine wesentliche Rolle spielen (vgl. GERHARDS u. a. 2003). Diese Erkenntnisse weisen deutlich darauf hin, dass bereits in frühen Entwicklungsphasen anzusetzen ist und entsprechende Maßnahmen zur Früherkennung sowie zur Prävention und Gesundheitsförderung erweitert werden müssen. Zugleich scheint es nachvollziehbar, dass diese Maßnahmen und Angebote möglichst in die lebensweltlichen Bezüge einer Familie integriert werden sollten, um so die Zugangsschwellen strukturell zu senken. Insbesondere den Bereichen Kindertageseinrichtungen und Grundschule kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu. „Grundsätzlich eignet sich das Setting Kindertagesstätte sehr gut für die Umsetzung von präventiven und gesundheitsförderlichen Lebensweisen, da hier fast alle Kinder und ihre Familien

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Ausgangslage

erreicht werden können. Das bedeutet, dass alle Kinder und im Besonderen sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien, Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder mit (drohender) Behinderung gleichermaßen von gesundheitsförderlichen Ansätzen in der Kindertagesstätte profitieren können“ (BMFSFJ 2009, S. 195). Im Setting Kindertagesstätten können viele Familien erreicht werden. Um dies zu unterstützen, soll eine Einbettung der themenspezifischen Projekte in den Gesamtkontext der Kindertagesstätte unter Einbezug weiterer Akteure erfolgen. „Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass Gesundheitsförderung in der Kindertagesbetreuung besonders dann gelingen kann, wenn Ansätze, Konzepte und Interventionen nicht nur themenorientiert und isoliert durchgeführt werden, sondern in einen Gesamtkontext eingebettet sind, der über die Kindertagesstätte hinausgeht“ (BMFSFJ 2009, S. 199). Dies meint, weitere Akteure mit einzubeziehen wie bspw. die Eltern. Um möglichen Gesundheitsschäden im Erwachsenenalter zu begegnen, eignet sich demnach ein frühzeitiger und zugleich mehrdimensional ganzheitlicher Ansatz.

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2 Evaluationsgegenstand Das Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen (FZE) bietet verschiedene Schwerpunkte an. Die Einrichtung bietet ein umfassendes Angebot zur Beratung und Behandlung von Essstörungen. Des Weiteren hält das FZE ein vielfältiges Fortbildungsangebot für Fachleute vor. Zusätzlich werden verschiedene Präventionsprojekte zur Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten, Schulen und Jugendeinrichtungen durchgeführt. Entsprechend den konzeptionellen Ausführungen des FZE stellt das Projekt „Voll im Leben“ einen modellhaften Beitrag zur Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen dar. Es basiert auf einem salutogenetischen, krankheitsunspezifischen und handlungsorientierten Ansatz. Zielsetzung des Projektes ist die Förderung eines gesunden Lebensstils und damit verbunden eine Erhöhung der Lebensqualität von Kindern und deren Familien. Ernährungsrelevant gewünschtes Alltagshandeln soll Routine werden und somit im Denken (Wissen), Fühlen und Handeln gelernt sein, um einem gesunden Lebensstil gerecht zu werden. Hierzu bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen, Lernumfelder und Anreize für eine gesundheitsfördernde Lebensweise und eine nachhaltige, gesunde und genussvolle Ernährung in allen sozialen und kulturellen Schichten. Das Präventionsprojekt wird vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit, dem BKK Landesverband Hessen und dem Gesundheitsamt der Stadt Wiesbaden gefördert und unter Leitung des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen durchgeführt. Die Förderung durch drei verschiedene Kooperationspartner aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Verantwortungsbereichen bietet für den Projektverlauf einen unterstützenden Rahmen. Der konzipierte Projektverlauf stellt sich im Konkreten grundsätzlich wie folgt dar. Mit den am Pilotprojekt teilnehmenden Kindertageseinrichtungen findet als Start im Rahmen einer Teamfortbildung eine bedarfsorientierte Projekt- und Konzeptionsentwicklung auf der Grundlage der

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Evaluationsgegenstand

spezifischen Ausgangslagen der Kindertageseinrichtungen statt. Entsprechend dem jeweiligen Bedarf werden zunächst Erzieherinnen und Erzieher der kooperierenden Kindertageseinrichtungen durch Fachberatungen und Fortbildungsmaßnahmen befähigt, Angebote zur Gesundheitsförderung für die Praxis zu konkretisieren. Die an den Bedarfen der Mitarbeitenden orientierten Angebote beinhalten die pädagogische Arbeit mit den Kindern vor Ort, Elternarbeit sowie Angebote zur Förderung der Motivation und Fachkompetenz von Teams im Bereich Gesundheitsförderung. Die fachliche Prozessbegleitung und der kontinuierliche Arbeitsfortschritt werden durch Fachberatung und -begleitung der Projektumsetzenden sichergestellt. Spezielle Präventionsangebote für Kinder und Eltern werden in den einzelnen Kindertageseinrichtungen mit Begleitung der Projektumsetzenden erprobt. Zusätzlich wird durch das FZE ein Beratungsangebot für Eltern ermöglicht. Nach einer Phase der Praxiserprobung in den einzelnen Kindertageseinrichtungen wird angestrebt, Praxisanleitungen und Qualitätsstandards zu formulieren, die als Beispiel für eine konkrete Umsetzung und Bereitstellung in allen Kindertageseinrichtungen der Region dienen können. Um eine Breitenwirkung des Projektes im gesamten Wiesbadener Raum zu erreichen, werden einrichtungsübergreifende Fortbildungs- und Unterstützungsangebote für alle Wiesbadener Kindertageseinrichtungen zur Verfügung gestellt.

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Evaluationsgegenstand

Der Prozessverlauf wird anhand des logischen Modells einer idealen Umsetzungs- und Wirkungskette noch einmal verdeutlicht (Abb. 1): Veränderter Kita Ausgangslage

Teamfortbildung

Themenspezifische Arbeitsgruppen in der Kita

Themenspezifische Fortbildungsangebote und Fachberatung

Praxiserprobung in der Kita: Präventionsangebote für Kinder und Elternangebote

KitaAlltag entsprechend konzeptioneller Ziele

9/2007

Zeitachse

12/2009

Abb. 1: Logisches Modell einer idealen Umsetzungs- und Wirkungskette im Projekt „Voll im Leben“

Die Durchführung des Projektes erfolgt durch das multidisziplinäre Team des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen. Dabei ist eine hauptamtliche Mitarbeiterin maßgeblich für die Prozessbegleitung und -koordination verantwortlich. Entsprechend den Themen in den Kindertagesstätten werden zudem weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Netzwerk des FZE mit spezifischen Fachkompetenzen wie Ernährungsfachkräfte, eine Sportwissenschaftlerin, ein Theaterpädagoge und ein Breakdancer eingesetzt. An der Durchführung dieses Präventionsprojektes sind seit der Anfangsphase 2007 sechs Wiesbadener Kindertagesstätten beteiligt. Im Jahr 2009 hat eine Kindertagesstätte die Projektdurchführung nicht verlängert, zwei weitere Kindertagesstätten sind hinzugekommen.

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3 Zielstellung der Evaluation Qualitätssicherung und -entwicklung sind ein maßgeblicher Bestandteil professioneller Projektentwicklung. In diesem Zusammenhang stellt „Evaluation“ einen ganz entscheidenden Baustein dar. In der letzten Dekade hat der Fachterminus „Evaluation“ einen stetig steigenden Einfluss auf die je nach Handlungsfeldern spezifischen Fachdiskurse der Sozialen Arbeit sowie der Gesundheitsförderung genommen (BEYWL 2001; BORTZ u. a. 2006). Eine deutlich formativ angesetzte Evaluation durch ein externes Praxisforschungsbüro ermöglicht aufgrund der im Prozess begleitend gewonnenen Erkenntnisse gezielte Interventionen bezüglich der Projekt(weiter)entwicklung. Diese Interventionen und deren Auswirkungen werden wiederum in die Evaluation mit einbezogen, um damit eine Beeinflussung in der Steuerung des Gesamtprozesses hin zu strategischen und inhaltlichen Zielen zu verbessern (vgl. u. a. ULRICH u. a. 2004, S. 29). Die Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) hat in Anlehnung an den internationalen Diskurs Standards für die Evaluation ausgearbeitet, die eine verbindliche Handlungsgrundlage für durchzuführende Evaluationen darstellen. Eine begleitende Dokumentation gewährleistet einerseits eine extern durchgeführte Erfassung und Fixierung sowie den Nachweis erbrachter Prozesse und Aktivitäten in nachvollziehbarer und multiplizierbarer Form. Zudem werden durch die begleitende, externe Evaluation in einem formativ angesetzten Evaluationsverständnis einer Praxisforschung bereits während der laufenden Projektumsetzungen Rückmeldungen und Erkenntnisse gewonnen: a) zur Akzeptanz des Projektes aus Sicht der verschiedenen Akteursper­ spektiven (Prozess- und Strukturqualität), b) zur Praktikabilität des Projektes aus Sicht der verschiedenen Akteursperspektiven (Struktur- und Prozessqualität) sowie

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Zielstellung der Evaluation

c) zur Erreichung konzeptioneller Zielsetzungen auf den verschiedenen Ebenen der teilnehmenden Akteure, Mitarbeitenden, Kinder und deren Familien (Output- und Outcome-Qualität). Zum Einstieg in den Evaluationsprozess wurde auf Grundlage bestehender Konzeptausarbeitungen ein sogenanntes logisches Modell des Modellprojektes entwickelt. Aus diesem konnte abgestuft ein differenzierter Blick auf die konzeptionellen Ebenen —— des Input/Ressourceneinsatz —— der Aktivitäten/Prozess —— des Output/Angebote —— des Outcome/Ergebnisse und Auswirkungen —— sowie des potenziellen Impact/Plausibilität zu nachhaltigen Einwirkungen gerichtet werden. Dieser Modellentwurf dient somit einerseits als Qualitätsmanagementmodul der reflexiven Konzept- und Zielschärfung der Projektumsetzenden, andererseits dient dieses Modell dem konkreten Evaluationsdesign als maßgebliche Grundlage. Die am Ende des Evaluationsgesamtprozesses auf Grundlage der erhobenen empirischen Daten erarbeiteten plausiblen Schlussfolgerungen und Empfehlungen dienen insbesondere aufgrund des Modellcharakters der zugrunde liegenden Projekterfahrungen einer praxisbezogenen Orientierung für nachfolgende Projektrealisierungen und -transfers.

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