Veröffentlicht mit Unterstützung des Forschungsrates der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Dieses Projekt wurde von der ERSTE Stiftung unterstützt.
Anne Elisabeth Höfler studierte Geschichte und Religionspädagogik
sowie Palliative Care und OrganisationsEthik. Nach Zusatzausbildungen in den Bereichen Erwachsenenbildung, Organisationsentwicklung und Supervision arbeitet sie heute als Ausbildungsleiterin an der Akademie für Sozialmanagement in Wien. Außerdem ist sie freiberuflich als Organisationberaterin tätig.
Anne Elisabeth HĂśfler
FĂźhren und Leiten in Hospizarbeit und Palliative Care
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
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Inhalt Vorwort. ...............................................................................................9 Einleitung...........................................................................................11 Institutionalisierungsprozesse – Bewegung und Integration.............17
Die Bedeutung der Hospizidee............................................................17
Die Hospizidee konstitutiv für die Hospizbewegung (17) Der Trägerauftrag verdrängt die Idee (18) Die HüterInnen der Hospizidee (20) Aufgabe von Leitung (21) Von der Idee zur Praxis von Hospizarbeit und Palliative Care – Theoretische Bezüge (23) Conclusio – Die Bedeutung der Hospizidee (36)
Prozess der Integration ins Versorgungssystem......................................37
Integration als Ziel ? – Empirische Ergebnisse (37) Erste Schritte und erstes Scheitern (37) Platz finden im Versorgungssystem (39) Konsequenzen des Integrationsprozesses (41) Zur Positionierung im Versorgungssystem – Theoretische Bezüge (48) Conclusio – Prozess der Integration ins Versorgungssystem (53)
Leitung im Prozess der Differenzierung................................................... 54 Von der Bewegung zur Strukturbildung – Empirische Ergebnisse (54) Aufbau formeller Strukturen (54) Begründung der Leitungsfunktion (56) Modelle und Metaphern – Theoretische Bezüge (60) Neue soziale Bewegungen (62) Conclusio – Leitung im Prozess der Differenzierung (67)
Kritik an der Entwicklung...................................................................... 68 Zwischen Erfolg und Kritik – Empirische Ergebnisse (68) Hospiz und Image (69) Ökonomisierung, Bürokratisierung und Routine (70) Palliativstationen statt Hospize (70) Rivalitäten und Konkurrenz (72) Kritik am Medizinsystem (73) Weiterentwicklung von Hospizarbeit und Palliative Care (78) Kritische Reflexionen – Theoretische Bezüge (81)
Resümee – Institutionalisierungsprozesse. Bewegung und Integration......86 Konzeptuelles Verständnis von Hospizarbeit und Palliative Care – Wahrgenommenes und Ausgeblendetes...........................................89
Ehrenamtlichkeit in Hospizarbeit und Palliative Care.............................. 89
Vom Herzstück zur Randständigkeit – Empirische Ergebnisse (89) Spannungsfelder (90) Anforderungen an Leitung (92) Bedeutung und Wandel
Inhalt
des Ehrenamtes – Theoretische Bezüge (93) Besonderheiten des Ehrenamtes (94) Spannungsfeld Ehrenamtlichkeit (97) Aufgaben von Leitung (99) Conclusio – Ehrenamtlichkeit in Hospizarbeit und Palliative Care (101)
Interdisziplinarität................................................................................ 102
Interdisziplinarität als Herausforderung – Empirische Ergebnisse (102) Bedeutung von Interdisziplinarität (103) Spannungsfelder (104) Leitung von multiprofessionellen Teams (110) Interdisziplinarität: Anspruch und Wirklichkeit – Theoretische Bezüge (113) Conclusio – Interdisziplinarität (123)
Von den Führungskräften ausgeblendete Disziplinen und Dimensionen................................................................................. 125
Conclusio – Von den Führungskräften Ausgeblendetes (132)
Resümee – Konzeptuelles Verständnis von Hospizarbeit und Palliative Care. Wahrgenommenes und Ausgeblendetes........................ 133 Führung und Leitung – gestalten wollen und getrieben werden. ....137
Leitungsverständnisse........................................................................... 137
Funktion und Rollen – Empirische Ergebnisse (137) Hypothesen, Definitionen und Modelle – Theoretische Bezüge (145) Conclusio – Leitungsverständnisse (170)
Motivation und Psychohygiene............................................................ 172
Ressourcen der Führungskräfte – Empirische Ergebnisse (172) Psychohygiene und Ressourcen – Theoretische Bezüge (179) Conclusio – Motivation und Psychohygiene (182)
Leitungsaufgaben................................................................................. 183
Alltag der Führungskräfte – Empirische Ergebnisse (183) Leiten in Widersprüchen – Theoretische Bezüge (190) Conclusio – Leitungsaufgaben (200)
Herausforderungen für Leitungspersonen............................................. 201
Gefahren und Preis – Empirische Ergebnisse (201) Konfliktfelder – Theoretische Bezüge (209) Belastende Faktoren (213) Conclusio – Herausforderungen für Leitungspersonen (215)
Empfehlungen von und für Führungskräfte.......................................... 216
Anforderungen für das Leiten in Hospizarbeit und Palliative Care – Empirische Ergebnisse (216) Anforderungsprofile – Theoretische Bezüge (226) Conclusio – Empfehlungen von und für Führungskräfte (232)
Resümee – Führung und Leitung. Gestalten wollen und getrieben werden................................................ 233
Inhalt
Fazit und Ausblick............................................................................237
Spannungsfelder................................................................................... 237
Heterogene Hospiz- und Palliativlandschaft versus vereinheitlichende Strukturpläne (237) Organisation (von) Hospiz- und Palliativeinrichtungen versus Logiken des etablierten Versorgungssystems (237) Verschwinden des „Hospizlichen“ versus Ausbreitung des „Palliativen“ (238) Ideal der Hospizidee versus strukturelle Gegebenheiten (238) Öffentliche Darstellung versus interne Bedeutung (239) Zurückdrängung der Ehrenamtlichen versus „Vorpreschen“ der (hauptamtlich) Professionellen (239) Mythos interdisziplinäres Team versus monodisziplinäre Logiken (239) Leitungsfunktion versus Herkunftsdisziplin (240) Komplexität der Leitungsaufgabe versus Sehnsucht nach Klarheit (240) Wahrgenommenes versus Ausgeblendetes (240)
Thesen für ein hospizlich-palliatives Leitungshandeln.......................... 241
Leitung als Funktion betrachten (241) Hospiz-und Palliativorganisationen als System verstehen (242) Bedürfnisse von Betroffenen im Fokus halten (242) Kultur der Organisation aushandelbar machen (243) Sich an der Hospizidee als Leitidee orientieren (244) Leitungsdilemmata aushalten (244) Leitung als (Dienst-)Leistung verstehen (245) Gestaltung von Ehrenamtlichkeit als genuine Führungsaufgabe annehmen (245) Rahmen und Räume für „Interdisziplinarität“ gestalten (246) Reflexionsräume verbindlich machen (247)
Bibliografie.......................................................................................250 Nachwort..........................................................................................265 Dank .................................................................................................267 Tabellenübersicht.............................................................................268
Vorwort Leitung ist Dienstleistung an der Organisation und deshalb am Menschen.
Die Hospizbewegung, so meinen ihre Kritiker nicht ganz zu unrecht, bewegt sich nicht mehr wie in ihren Anfängen. Das Elixier der Begeisterung, die Aufbruchstimmung der Pionierzeit haben sich verflüchtigt. Wo früher die Feuer inspirierender Ideen brannten, haben die Bürokraten der Sterbeverwaltung hinter den zentral gesteuerten Heizungsanlagen Platz genommen. Statt Selbsterfahrung und tränenreicher Auseinandersetzung mit eigenen Verlusterfahrungen, diktieren jetzt standardisierte und berufsgruppenspezifische, kulturneutrale internationale Curricula die Notwendigkeiten des hospizlich-palliativen Wissens. Die bunte Suche nach Spenden und Geld, die ideenreichen Bemühungen, die Finanzierungen zu sichern, sind einem professionellen Fundraising gewichen, das pragmatisch nichts tut, was sich in Bürokratien nicht rechnet. Archaische und kreative Sterbe-Räume sind längst von den Vorschriften der Gesundheitsbehörden zubetoniert. Unkonventionelle und scheinbar verrückte Ideen, Sterbenden zu helfen, letzte Wünsche aufzunehmen und zu erfüllen werden noch in Anekdoten erzählt mit einem wehmütigen Seufzer, dass früher alles anders war. Die Hospizbewegung ist angekommen im System und auf dem Weg, selbst Bestandteil des Systems zu werden. Institutionalisierung nennt die Soziologie einen solchen Prozess, der mit vielen anderen Begleiterscheinungen der Standardisierung und Professionalisierung, der Finanzierung und der Verrechtlichung und natürlich der Medikalisierung des Sterbens konvergiert. Interessanterweise ist dieser Prozess mehr oder weniger schleichend passiert, nicht über Nacht, wohl beobachtbar an Unterschieden in den Reflexionen von Leitungspersonen in der Hospizarbeit und in Palliati9
Vorwort
ve Care. In der Selbstreflexion auf den Rollenwandel vom humanitären Charismatiker zum Leiter einer Palliativstation entfaltet sich die gesamte Spannung von der Bewegung zur Institutionalisierung. Die Rollenwidersprüche in der Leitung verdichten en miniature die Verwerfungen im Gesamtsystem. Aus verschiedenen Gründen ist die Hospizbewegung erst in den letzten Jahren, im Zuge eines tiefgreifenden Professionalisierungs- und Institutionalisierungsprozesses in die Situation geraten, ihre eigene „Organisationswerdung“ und die damit verbundene funktionale Differenzierung zu beobachten. Erkenntnistheoretisch kann sie das nicht selber leisten. Nicht zuletzt deshalb nicht, weil eine verbreitete „Organisations- und Leitungsabwehr“ (Anne Elisabeth Höfler) zu konstatieren ist und weil sie als Bewegung nicht sehen kann, was sie nicht sehen kann und vielleicht auch nicht will. Aus der Bewegung heraus wird also kaum eine kritische und theoretische Reflexion auf diesen Übergang möglich sein. Umso wertvoller, wenn quasi von außen, aus einer mehrfachen Perspektive der wissenschaftlichen Reflexivität durch empiriegestützte Forschung und aus der Praxis und Theorie der Unternehmens- und Organisationsberatung „Leiten in Hospizarbeit und Palliative Care“ zum Thema gemacht wird. Die Historikerin und Unternehmens- und Organisationsberaterin Dr. Anne Elisabeth Höfler hat sich mit diesem Buch in die „Szene“ begeben, in langen Interviews mit Leitungspersonen diesen Umbruch der Bewegung aufgenommen und Leitung von Organisationen und Teams im Kontext von Hospizarbeit und Palliative Care in ihrem herausfordernden Charakter zum Thema gemacht. Ein erhellendes, realitätsnahes Buch, das zeigt: Leitung ist Dienstleistung an der Organisation und deshalb immer auch Dienstleistung für die Menschen. Prof. Dr. Andreas Heller, M.A., Lehrstuhl für Palliative Care und OrganisationsEthik an der IFF-Fakultät der Universität Klagenfurt, Wien, Graz
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Einleitung „Cicely Saunders, die ich am Vortrag kennen gelernt hab – sie zu meinem Erstaunen festgestellt hat, zu einer guten Palliativ- und Hospizentwicklung gehört unter anderem auch ein gutes Management – eine gute Administration. Und ich war sehr erstaunt, das aus ihrem Mund zu hören. Weil man da an ganz andere Dinge denkt. Ja … Ist mir auch sehr nahe gegangen. Also da war ein Bewusstsein da, dass man diesen Teil nicht ausblenden darf.“ (L1: 6-10)
„… dass man diesen Teil nicht ausblenden darf“, sagte eine Leitungsperson in Bezug auf das Thema Führung in Hospizarbeit und Palliative Care in einem Interview im Rahmen der vorliegenden Arbeit. Die Führungskraft bezieht sich dabei auf einen Vortrag von Cicely Saunders, die „good administration“, zum Erstaunen der Leitungsperson, als einen der wichtigsten Punkte für die Hospizarbeit angeführt hat. Diese Aussage und die Bewertung durch Saunders hat der erwähnten Führungskraft die Bedeutung von Leitung und Führung für Hospizarbeit und Palliative Care noch einmal verdeutlicht. Die Aussage, dass man dieses Thema „nicht ausblenden darf“, weist darauf hin, dass es sich gegenwärtig nicht im primären Aufmerksamkeitsfokus in der Hospiz- und Palliative Care Landschaft befindet. Die vorliegende Publikation stellt Führung und Leitung von Hospizarbeit und Palliative Care ins Zentrum der Betrachtungen. Auch wenn das Thema Organisation im Zusammenhang mit der Entwicklung einer hospizlich-palliativen Kultur in Hospizarbeit und Palliative Care Eingang gefunden hat (Heller, Heimerl & Metz 2000; Heimerl 2006), so wurde explizit das Leitungsthema kaum bis nicht reflektiert bzw. beforscht.1 Die Entwicklung der Hospizbewegung von einer ehrenamtlich getragenen BürgerInnenbewegung bis hin zu ausdifferenzierten spezialisierten hospizlich-palliativen Versorgungsangeboten rückt auch das Leitungsthema
1 Zum Stand der Forschung s. Höfler 2010: 15-19.
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Einleitung
stärker in den Aufmerksamkeitsfokus. Die rund 250 Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich gelten neben den traditionellen etablierten Einrichtungen und Dienstleistern des Gesundheits- und Sozialwesens in Österreich als spezialisierte Versorgungsangebote in einem System „abgestufter Versorgung“ (ÖBIG 2004). In allen diesen Einrichtungen ist die Funktion Leitung strukturell verankert. Die Gestaltung und Entwicklung der Leitungsfunktion gilt es in Bezug auf den Organisationstypus und die jeweiligen Besonderheiten und Kontexte hin auszurichten. Die vorliegende Publikation ist eine explorative qualitative Studie, die Führung und Leitung in Hospizarbeit und Palliative Care in Österreich zum Forschungsgegenstand hat. Es wurden acht qualitative Interviews2 mit Leitungspersonen aus unterschiedlichen Hospiz- und Palliativeinrichtungen sowie drei ExpertInneninterviews geführt. Dabei wurde als wissenschaftstheoretisch begründeter Forschungsstil die Grounded Theory (Strauss & Corbin 1996; Glaser & Strauss 1967) gewählt. Die empirischen Daten wurden in einem theoretischen Rahmen reflektiert, um schließlich Thesen (Empfehlungen) für die Leitung in Hospizarbeit und Palliative Care zu generieren.3 Im Fokus der Darstellung stehen die Spannungsfelder, in denen sich Leitende im Feld Hospizarbeit und Palliative Care bewegen. Um die Wahrnehmung der Leitungspersonen im Feld zu generieren, wurden folgende zentrale Forschungsfragen fokussiert: • Welche zentralen Spannungsfelder bestehen in der Wahrnehmung der Führungskräfte im Hospiz- und Palliativbereich (in Österreich)? • Welche Widersprüche beobachten Führungskräfte? • Wie handeln die Führungskräfte in Widerspruchssituationen? Bei der Feldforschung, bei der Auswertung und beim Schreiben vorliegender Arbeit wurde die Autorin von unterschiedlichen Systemthe 2 Aus Gründen der vereinbarten Anonymisierung werden die Namen der InterviewpartnerInnen im Text ersetzt durch L und fortlaufende Ziffer. Ausführlich zu Transkription und Codierprozess s. Höfler 2010: 31-37. 3 Ausführlich ist der Forschungsprozess in der Dissertation der Autorin dokumentiert (Höfler 2010: 20-44).
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Einleitung
orien geleitet, auf welche in einzelnen Kapiteln differenzierter eingegangen wird. Die empirischen Ergebnisse waren leitend für den Aufbau und die Gliederung vorliegender Arbeit, die als Dissertation an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (IFF Wien), Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik 2010 approbiert wurde. Aus ökonomischen Gründen wurde die Arbeit verdichtet und einzelne Theoriekapitel wurden gekürzt, deren wesentliche Inhalte jedoch in den Conclusiones und Resümees enthalten sind. Die Darstellung der empirischen Ergebnisse ist in den Kapiteln 1-3 in jeweils drei Abschnitte unterteilt. Dabei werden jeweils im 1. Teil zunächst die empirischen Ergebnisse dargestellt. Diese Ausführungen geben die Perspektiven der interviewten Leitungspersonen wieder. Der 2. Teil umfasst jeweils die theoretischen Bezüge sowie Interpretationen zu den Sichtweisen der Führungskräfte. In der jeweiligen Conclusio werden zentrale Leitungsthemen zusammengefasst. Jeder Abschnitt wird durch ein Resümee zusammengefasst. In Kapitel 1 werden zentrale Meilensteine der Hospizbewegung von der Bewegung zur Integration in das bestehende Versorgungssystem aus Sicht der Leitungspersonen dokumentiert. Auf dem Hintergrund der entstandenen heterogenen Hospiz- und Palliativlandschaft in Österreich werden die für Führungskräfte herausfordernden Leitungsthemen im Zusammenhang mit den Institutionalisierungsprozessen beschrieben. Ausgehend vom Bedeutungswandel der Hospizidee werden die Besonderheiten im Finanzierungssystem auf ihre Konsequenzen für Leitung hin dargestellt. Systemtheoretische Betrachtungen und (Phasen-)Modelle werden den empirischen Ergebnissen beigestellt. Im Kapitel 2 wird auf Basis des Hospiz- bzw. Palliativkonzeptes von den interviewten Leitungspersonen Wahrgenommenes und Nicht-Wahrgenommenes beschrieben. Dabei wird die Perspektive der Leitenden zu den Themen Ehrenamtlichkeit und Interdisziplinarität dargestellt, und es werden Herausforderungen der interdisziplinären Teamarbeit im Lichte 13
Einleitung
empirischer Studien und kritischer Literatur reflektiert. Jene für Hospizarbeit und Palliative Care zentrale Dimensionen, die die Leitungspersonen in den Interviews nicht erwähnen bzw. ausblenden, werden ebenso reflektiert wie auch Funktion und Konsequenzen dieser „blinden Flecken“. Im Kapitel 3 werden schließlich Leitungsverständnisse und Leitungsaufgaben aus Sicht der Führungskräfte beschrieben und in einen systemtheoretischen Rahmen gestellt. Mit dem Abtreten der Pioniergeneration und ihrem gewachsenen hospizlich-palliativen Leitungsverständnis stellt sich auch die Leitungsfrage neu. Dokumentiert wird der Zugang der Führungskräfte zum Feld sowie deren Motivation für die Übernahme der Leitungsaufgabe. Ergänzend dazu wird die Funktion von (Leitungs-) Abwehr beleuchtet. Weiters werden die von den Führungskräften genannten Kraftquellen für ihre Arbeit, aber auch der Preis und die Gefahren, die die Übernahme der Leitungsfunktion mit sich bringt, erläutert. Unauflösbare Leitungsdilemmata werden identifiziert und theoretisch begründet. Empfehlungen der interviewten Führungskräfte für Leitung in Hospizarbeit und Palliative Care werden im Rahmen eines Anforderungsprofils zusammengefasst. Im Kapitel „Fazit und Ausblick“ der Publikation verdichten sich die aus den empirischen Daten generierten Spannungsfelder, in denen Führungskräfte in Hospizarbeit und Palliative Care stehen und handeln (müssen). Diese Spannungsfelder reflektierend werden thesenartig Empfehlungen gebildet, die als Orientierung für Führungskräfte in Hospizarbeit und Palliative Care dienen können. Die Texte sind daher so geordnet, dass sie mit mindestens drei unterschiedlichen „Brillen“ gelesen werden können: Wenn Sie die Perspektive der Führungskräfte interessiert und Sie möglichst den Originalton der Führungspersonen (Beobachtungen 1. Ordnung) lesen möchten, dann lesen Sie jeweils Abschnitt 1. Wenn Sie auf die theoretischen Bezüge zu dem generierten Datenmaterial fokussieren möchten, dann lesen Sie jeweils die 2. Abschnitte. Eine Auseinandersetzung mit den von der Autorin gezogenen Schlussfolgerungen und Fazits erfolgt in den Conclusiones und zusammenfassenden Resümees. 14
Einleitung
In diesem Sinne sind Sie eingeladen, vorliegende Arbeit mit diesen unterschiedlichen „Brillen“ zu lesen. Möge dieses Buch zu weiteren Diskursen anregen und zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit dem Thema Führen und Leiten in Hospizarbeit und Palliative Care beitragen. Anne Elisabeth Höfler
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