Wahn und Sinn – Thomas R. Müller

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Die Anfänge der Psychiatrie in Sachsen

Gemeinschaftsarbeit Rosis Zirkel, 1989/90 Pastellkreide auf Papier, 60 x 70 cm Sammlung der Kunstgruppe des Durchblick e. V.


Thomas R. Müller

Wahn und Sinn Patienten, Ärzte, Personal und Institutionen der Psychiatrie in Sachsen vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts Katalog zur Dauerausstellung des Sächsischen Psychiatriemuseums

Mabuse-Verlag Frankfurt am Main


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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2. korrigierte und ergänzte Auflage 2014 © 2014 Mabuse-Verlag GmbH Kasseler Str. 1 a 60486 Frankfurt am Main Tel.: 069 70 79 96-13 Fax: 069 70 41 52 verlag@mabuse-verlag.de www.mabuse-verlag.de Sächsisches Psychiatriemuseum Leipzig der Psychiatriebetroffeneninitiative Durchblick e. V. Mainzer Str. 7 04109 Leipzig Tel.: 0341 14061413 museum@durchblick-ev.de www.psychiatriemuseum.de Satz, Layout und Umschlaggestaltung: Gabine Heinze, TOUMAart Umschlagabbildung: Darstellung telepathischer Beeinflussungen (Zeichnung eines Patienten) In: Emil Kraepelin, Psychiatrie: ein Lehrbuch für Studirende und Ärzte, 2. Klinische Psychiatrie, Leipzig 1904, S. 250 Druck: Sowa Sp. z o. o., Warschau ISBN 978-3-86321-146-2 Buchhandelsausgabe ISBN 978-3-86321-212-4 Museumsausgabe Alle Rechte vorbehalten


Vorwort Das Sächsische Psychiatriemuseum in Leipzig besteht seit Mai 2001. Die erste Dauerausstellung »IRR-SINN. Einblicke in die sächsische Psychiatriegeschichte« präsentierte zehn Einzelthemen, anhand derer die Geschichte der Psychiatrie in Sachsen dargestellt wurde. Die Themenbereiche widmeten sich den Lebensgeschichten bekannter Psychiatriepatienten, den Karrieren einzelner Psychiater und der Entwicklung repräsentativer psychiatrischer Institutionen. Diese Dauerausstellung fand in mehr als zehn Jahren bei der Mehrheit der Besucher ein großes Interesse. Gleichzeitig wurde der Wunsch nach vertiefenden Informationen zu einzelnen Themen, beispielsweise zur Geschichte der Psychiatrie zwischen 1945 und 1990, geäußert. Die Möglichkeit, die Dauerausstellung neu zu gestalten, eröffnete sich durch die Förderung durch die Robert Bosch Stiftung GmbH. Das Ziel des Ausstellungskonzeptes war es, die sächsische Psychiatriegeschichte chronologisch darzustellen und thematisch zu erweitern. Dabei bleibt das Selbstverständnis des Museums erhalten. Als Projekt der Psychiatriebetroffeneninitiative Durchblick e. V. ist es für uns maßgeblich, dass die Perspektive von Menschen, die die Psychiatrie als Patienten erlebt haben, den Blick auf die Psychiatriegeschichte prägt. Ihre Biografien nehmen auch in der neuen Dauerausstellung einen herausgehobenen Platz ein. Wenn wir uns ihren Lebensgeschichten widmen, dann sollen sie als Individuen wahrgenommen werden und nicht als »Fall«. Diese Herangehensweise soll der Titel »Wahn und Sinn« verdeutlichen. Jeder Wahn hat immer auch einen Sinn – für den, der ihn erlebt und erleidet, und für sein Umfeld gleichermaßen. Psychische Krisenerfahrungen dürfen nicht auf das Krankhafte reduziert werden, sondern sind auch Ausdruck einer besonderen Sensibilität der Betroffenen und eine Herausforderung für das Welt- und Wertebild der vermeintlich »Normalen«. Für die 2. Auflage wurde das Buch korrigiert und überarbeitet. Das 5. Kapitel »Psychiatrie in der DDR. Sachsen 1945 bis 1993« wurde im Oktober 2013 als Teil der neuen Dauerausstellung des Sächsischen Psychiatriemuseums mit Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur realisiert. Die Umsetzung der Kapitel 1 bis 4 erfolgt in den kommenden Jahren auf der Grundlage dieses Kataloges.

Thomas R. Müller Leiter des Sächsischen Psychiatriemuseums Leipzig, im Februar 2014


Die Anfänge der Psychiatrie in Sachsen

Inhaltsverzeichnis Einführung

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1. Vorläufer der Psychiatrie in Sachsen 1.1. Mittelalter und Frühe Neuzeit Das Leipziger Hospital St. Georg Der Hofnarr Claus Narr von Ranstedt Melancholie / Familienpflege in Gheel / Erste Irrenhäuser in Europa

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1.2. Zucht- und Irrenhäuser im 17. und 18. Jahrhundert Das Chur-Sächsische Zucht- Waysen- und Armen-Haus in Waldheim Christian August Fürchtegott Hayner Georgenhaus Leipzig / Das Spinnen / Das Autenriethsche Irrenzimmer

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2. Die »Geburt« der Psychiatrie 2.1. Königlich Sächsische Heil- und Verpflegungsanstalt Sonnenstein Die Königlich Sächsische Heil- und Verpflegungsanstalt Sonnenstein in Pirna Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänckendorf Das Genesungshaus in Pirna / Reform des sächsischen Anstaltswesens / Samuel Hahnemann als Irrenarzt

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2.2. Die »moralische Behandlung« Die Gelehrten J. C. Reil und J. C. A. Heinroth Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit – der Mörder Johann Christian Woyzeck Philippe Pinel / Zeitschrift für psychische Aerzte

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3. Sächsische Psychiatrie zwischen 1840 und 1933 3.1. Institutionalisierung und Medizinalisierung Ausbau der Anstaltsversorgung »Ich bin ein verlorener Mensch« – Ludwig Schumann Wilhelm Griesinger / Pavillonstil / Agricole Kolonien / Verpflegungsklassen / Progressive Paralyse

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3.2. Sächsische Psychiatriereformen um 1900 30 Sächsische Psychiatriereformen um 1900 Daniel Paul Schreber – der berühmteste Psychiatriepatient Neue Behandlungsmethoden / Hysterie und Psychoanalyse / Emil Kraepelin / Familienpflege 3.3. Erster Weltkrieg und Weimarer Republik (1914–1933) Hungersterben im 1. Weltkrieg Reformen in der Weimarer Republik Die Schriftstellerin Elsa Asenijeff Kriegsneurotiker / Offene Fürsorge und aktivere Krankenbehandlung / Schizophrenie

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3.4. Privatanstalten in Sachsen Irren-Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke Thonberg Samuel Friedburg – ein Leben in der Anstalt Dr. Reginald H. Pierson und der »Lindenhof« in Coswig / Erziehungs- und Pflegeanstalt für geisteskranke Kinder in Möckern / Konzessionierung und Aufsicht / Sanatorien für Nervenkranke / Neurasthenie

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3.5. Psychiatrie und Gesellschaft Faszination und Schaudern Louise von Sachsen-Coburg und Gotha – eine Prinzessin in der Psychiatrie Hilfsverein für Geisteskranke / Anstaltsunterbringung und Gefährlichkeit / Irrenbroschüren

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3.6. Pflege in der Psychiatrie Entwicklung der Irrenpflege Pauline Charlotte von Süßmilch-Hörnig und die Wärterinnenfrage Johannes Naumann – Rektor des Schwesternhauses

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4. Psychiatrie im Nationalsozialismus 4.1. Von der Eugenik zur »Euthanasie« Entwicklung bis 1939 Nationalsozialistische »Euthanasie« Käte Leipoldt – Opfer der »Euthanasie« Hermann Paul Nitsche – Täter der »Euthanasie« / Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein / Schocktherapien

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4.2. Die Kinder-»Euthanasie« Der Verlauf der Kinder-»Euthanasie« Ingrid Sch. – Opfer der Kinder-»Euthanasie« Werner Catel – Täter der Kinder-»Euthanasie« / Luminal / Gedenkort im Leipziger Friedenspark

56

5. Psychiatrie in der DDR 5.1. Sachsen 1945–1963 60 Entwicklung der Psychiatrie in Sachsen nach 1945 Wir »armen Irren« – die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt Der Dresdner »Euthanasie«-Prozess / Rodewischer Thesen / Pawlowismus / Psychopharmakotherapie 5.2. Sachsen 1963–1989 Optimismus und Stagnation »Mich haben sie nicht klein gekriegt« – Ruth Delacasa Arnsdorf – die größte Psychiatrie der DDR / Therapiemethoden aus Sicht der Patienten / Psychiatrie und Öffentlichkeit / Selbsttötungen in der DDR

64

5.3. Psychiatrie in der »Wende« 1989 bis 1993 Glasnost auch in der Psychiatrie »Die Tyrannei hörte nicht auf« – Frank Leupolt Politischer Missbrauch der Psychiatrie / »Stasipsychiatrie« Waldheim / Von der »Schizeria« zum Durchblick e. V. / Reform und Kontinuität

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Weitere Literatur Topografie der Psychiatrie in Sachsen Dank/Autor

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