Bei mir zuhause ist was anders – Sabine Kühnel, Livia Koller

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ISBN 978–3–86321–168–4

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www.mabuse-verlag.de

Was Kinder psychisch kranker Eltern erleben

Dieses etwas andere „Bilderbuch“ ist gedacht für alle Bezugspersonen und Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten, deren Familien von einer psychischen Erkrankung betroffen sind.

Mabuse-Verlag

Kinder psychisch kranker Eltern befinden sich in einer deutlich belastenden familiären, emotio­ nalen und sozialen Situation. Die psychiatrische Erkrankung eines El­tern­teils ist kein isoliertes Einzelschicksal, sondern hat Auswirkungen auf viele verschiedene Lebensbereiche des Kindes. Die Bilder dieses Buchs entstanden in der Arbeit mit den Kindern aus der Kindersprechstunde und geben uns einen Einblick in die kindliche Wahrnehmungswelt.

Bei mir zuhause ist was anders

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Bei mir zuhause ist was anders Was Kinder psychisch kranker Eltern erleben

Herausgegeben von Sabine K端hnel und Livia Koller

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Fünf Jahre Kindersprechstunde Vor fünf Jahren wurde die Kindersprechstunde im BKH Augsburg ins Leben gerufen. Dem Start vorausgegangen waren Erfahrungen der beiden Partner, dem BKH Augsburg und der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. In den jeweiligen Wirkungsbereichen hatte sich gezeigt, dass eine gebündelte Fachkompetenz für Familien, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind, vorbeugend und nachsorgend von positiver Wirkung ist. In der Zielsetzung war man sich einig. Mit Einsatz von Eigenmitteln auf beiden Seiten und der Unterstützung Dritter, wie dem Rotary Club Augsburg und der Kartei der Not, konnte das Projekt begonnen werden. Leider ist die Finanzierung nicht gesichert und das Projekt ist weiterhin auf zusätzliche Spendenmittel angewiesen. Die Kindersprechstunde selbst ist aus heutiger Sicht ein großer Erfolg. Das wird auch bestätigt durch eine starke Nachfrage. Neben den zahlreichen erfolgreichen Beratungen ist in der Folge die Wohngruppe Arche in Neusäß/ Steppach entstanden, die aktuell acht psychisch kranken Müttern mit ihren Kindern ein therapeutisches Wohnen ermöglicht, dessen Ziel die weitgehende Verselbständigung ist. Dieses Projekt ist ein festes Angebot des Trägers St. Gregor-Jugendhilfe.

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Ich danke allen Beteiligten, die in den vergangenen Jahren zum Gelingen dieses schwäbischen Modells beigetragen haben, allen voran den beiden vor Ort tätigen Mitarbeiterinnen – Frau Livia Koller, Dipl. Psychologin der St. Gregor-Jugendhilfe Augsburg und Frau Sabine Kühnel, Dipl. Sozialpädagogin am BKH, die mit großem Engagement für den Erfolg der Kindersprechstunde stehen. Ich wünsche dem Projekt weiterhin guten Erfolg und eine gesicherte Finanzierung.

Jürgen Reichert Direktor St. Gregor-Jugendhilfe Augsburg Bezirkstagspräsident von Schwaben

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Fünfjähriges Bestehen der Augsburger Kindersprechstunde Wir freuen uns sehr, zum fünfjährigen Bestehen der Augsburger Kindersprechstunde am Bezirkskrankenhaus das vorliegende Büchlein „Bei mir zuhause ist was anders – was Kinder psychisch kranker Eltern erleben“ herausgeben zu können.

Mit Hilfe der großzügigen Unterstützung zahlreicher Sponsoren ist es uns in den letzten Jahren gelungen, unsere Kindersprechstunde im BKH Augsburg kontinuierlich auszubauen, weiterzuentwickeln und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Kinder, die in Familien aufwachsen, in denen ein Elternteil psychisch krank ist, sind in vielfältiger Weise durch die elterliche Erkrankung betroffen und stehen unter einem erhöhten Risiko, selbst eine psychische Störung zu entwickeln. Es kann als gesichert angenommen werden, dass das kindliche Störungsrisiko bei psychischen Auffälligkeiten der Eltern um den Faktor 2–3 gegenüber einer Vergleichsgruppe erhöht ist.

Unser gemeinsames Projekt hat sich prächtig entwickelt, wir sind deshalb allen Unterstützern, Sponsoren und Kooperationspartnern zu großem Dank verpflichtet.

In Kenntnis dieser Problematik haben wir uns vor fünf Jahren am BKH Augsburg dazu entschlossen, in Kooperation mit der St. Gregor-Jugendhilfe die Augsburger Kindersprechstunde im Bezirkskrankenhaus aufzubauen, um Hilfen, Beratung und Information für Kinder psychisch kranker Eltern anzubieten. Frau Dipl.-Soz.-Päd. (FH) Sabine Kühnel vom BKH Augsburg und Frau Dipl.-Psych. Livia Koller von der St. GregorJugendhilfe haben sich seither außerordentlich für dieses Projekt und diese Arbeit engagiert und verschiedene Hilfsbereiche für die betroffenen Kinder aufgebaut:

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Mit dem beiliegenden Buch wollen wir Ängste, Scham und Schuldgefühle, die Hilflosigkeit, sowie das Alleingelassen- und Verunsichertsein in Bildern und Zeichnungen von Kindern psychisch kranker Eltern veranschaulichen. Diese Kinder bedürfen unserer Fürsorge und unseres Engagements! Bitte unterstützen Sie auch in Zukunft die Augsburger Kindersprechstunde im Bezirkskrankenhaus!

Prof. Dr. M. Schmauß Ärztlicher Direktor des BKH Augsburg

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Wie geht es den Kindern psychisch kranker Eltern? Kinder psychisch kranker Eltern befinden sich in einer deutlich belastenden familiären, emotionalen und sozialen Situation. Die psychiatrische Erkrankung des Elternteils ist kein isoliertes Einzelschicksal, sondern hat Auswirkungen auf viele verschiedene Lebensbereiche des Kindes. So leiden die Kinder zunächst unter verunsichernden und verwirrenden Veränderungen in der Familie, die eine psychische Erkrankung mit sich bringen. Sie fühlen sich alleingelassen, weniger wahrgenommen und müssen mit einem Defizit an Aufmerksamkeit, Zuwendung und Versorgung zurecht kommen. Angst und Hilflosigkeit macht sich breit, wenn ein Kind merkt, dass die Mutter oder der Vater nicht mehr so fröhlich, leistungsfähig oder ansprechbar ist wie früher. Und in der Regel fehlt es dann diesen Kindern an ausreichender Information über die Erkrankung, da oftmals mit den Kindern nicht offen gesprochen wird und sich ein Schweigen in Form eines impliziten Redeverbotes über die Familie legt. Die Kinder leiden unter dieser Tabuisierung psychischer Erkrankung besonders und sie sind zusätzlich von der gesellschaftlichen Stigmatisierung psychisch Kranker betroffen. Die allgemeine Abwertung der Psychiatrie als „Klapse“, als Angst auslösender und deswegen auszugrenzender Bereich des Abnormalen, verstärkt die Tendenz, die Er-

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krankung nicht zu benennen, sondern totzuschweigen. Dabei benötigen Kinder mit psychisch kranken Eltern eine dem Entwicklungsalter angemessene Aufklärung über das entsprechende Störungsbild, eine Erklärung der Symptome und ein Aufzeigen der Behandlungsmöglichkeiten, um entstandene Desorientierung, Ohnmacht und Angst zu reduzieren. Es sind nämlich häufig viele Ängste, die die Kinder entwickeln, nicht nur die Sorge um das Wohlbefinden des erkrankten Elternteils, sondern auch die Angst, selbst zu erkranken oder die Furcht vor den Symptomen einer psychischen Störung. Zusätzlich haben die Kinder häufig Schuldgefühle und fühlen sich für die Erkrankung verantwortlich, wenn sie kein Wissen über Entstehung und Behandlung der psychischen Erkrankung haben. Vor allem bei jüngeren Kindern sind die kindlichen Phantasien über die Krankheit des Elternteils oft viel schlimmer als die Realität. Das Verantwortungsgefühl mancher Kinder und Jugendlicher äußert sich auch in einer versorgenden Haltung gegenüber dem erkrankten Elternteil, der Übernahme von Aufgaben im Haushalt bis hin zur Parentifizierung, bei der die Kinder die Rolle des Erwachsenen übernehmen. Sie überwachen dann fürsorglich die elterliche Befindlichkeit, managen heldenhaft das Familienleben und stellen ihre eigenen kindlichen Bedürfnisse zurück.

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Dass die Familie nach außen hin intakt erscheint, ist eine wichtige Motivation dabei, denn die Scham der Kinder ist groß. Sie schämen sich, dass bei ihnen zuhause „was anders“ ist, keine aufgeräumte Wohnung, kein Essen auf dem Tisch, keine harmonische Familienstimmung … Und sie sind bemüht, meist in Loyalität zu den Eltern, dass Nachbarn, Freunde, Lehrer nichts von der psychischen Erkrankung mitbekommen. Durch die Abschottung der Familien nach außen, geraten die Kinder häufig in eine Isolation, die sie auch ausgrenzt von sozialen Unterstützungsangeboten und Hilfsmöglichkeiten. Die Kindersprechstunde im Bezirkskrankenhaus Augsburg bietet gerade für diese Kinder eine Anlaufstelle, zu der sie mit ihren Fragen und Verunsicherungen, mit ihren Ängsten und Nöten, mit ihren Schuld- und Schamgefühlen und auch mit ihren Wünschen kommen können. In der Kindergruppe erleben sie, dass es auch andere Kinder gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Die Erfahrung in der Gruppe „Ich bin damit nicht allein, anderen geht es auch so wie mir“ schafft ein entlastendes Gefühl und lässt eine große Offenheit der Kinder untereinander entstehen. Die Bilder entstanden in der Arbeit mit den Kindern aus der Kindersprechstunde und geben uns einen Einblick in ihre Wahrnehmungswelt; die nebenstehenden Zitate

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sind gesammelte Äußerungen der Kinder zu verschiedenen Facetten des Erlebens eines Kindes, das mit einem psychisch kranken Elternteil aufwächst. Warum ein Bildband? Kinder besitzen eine universelle Bildersprache. Wenn Kinder anfangen zu zeichnen, können sie ihre Lebenssituation oft noch nicht mit Worten erklären. In ihren bunten Bildern erzählen sie uns aus ihrer Erfahrungswelt und gewähren uns Einblicke in ihren Alltag und ihre Gefühlswelt. Kinder können auf diese Weise Konflikte im familiären Zusammenhang darstellen, ohne sich dabei der Sprache bedienen zu müssen. Im erklärenden Textteil wird der Leser mit einbezogen in die Welt dieser Kinder, deren Situation meist im Verborgenen bleibt. Die kindlichen Bilderbotschaften sind anrührend, aufwühlend und mitunter auch bedrückend. Sie regen zum Gespräch an und schaffen so den Zugang zu eigenen Erlebnissen und Gefühlen. Auf diese Weise kann mit Kindern oder Jugendlichen ein Dialog über die persönlichen Erfahrungen möglich werden. Für wen ist das Buch geeignet? Wir empfehlen diesen Bildband allen Fachleuten, die mit Kindern arbeiten, deren Familien von einer psychischen Erkrankung betroffen sind sowie allen mittelbar und unmittelbar Betroffenen.

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Kinder fühlen sich alleingelassen und verunsichert

„… der Papa ist ganz anders,

gar nicht mehr wie er früher war."

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Kinder fĂźhlen sich alleingelassen und verunsichert

„‌ das ist meine Mama, wie sie im Bett liegt, das tut sie immer, wenn es ihr schlecht geht, darum liegt sie im Bett, viele Tage lang."

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