Jüdische Frauen in der Medizin – Caris-Petra Heidel

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jüdischer Frauen in der Medizin: Wie und wann erhielten sie Zugang zu medizinischen und gesundheitsbezogenen Ausbildungen? Was trugen sie zur Entwicklung ihrer jeweiligen Fachdisziplin bei?

Medizin und Judentum Bd.12

Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes beleuchten die Rolle

Wie erlebten und erlitten sie die Verfolgung der Juden im

Das Buch enthält zahlreiche biografische Porträts jüdischer Ärztinnen,

Caris-Petra Heidel (Hrsg.)

Apothekerinnen, Krankenschwestern und Psychoanalytikerinnen.

Die Frau im Judentum – jüdische Frauen in der Medizin

Nationalsozialismus?

ISBN 978-3-86321-221-6 ISSN 1436-5200

Mabuse-Verlag

Caris-Petra Heidel (Hrsg.)

Die Frau im Judentum – jüdische Frauen in der Medizin

Medizin und Judentum Band 12


Schriftenreihe Medizin und Judentum • Band 12

Prof. Dr. med. Caris-Petra Heidel, geb. 1954, ist Medizinhistorikerin und Direktorin des Instituts für Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden. Redaktionelle Mitarbeit, Lektorat: Dipl.-Ing. Carola Richter, geb. 1962, ist Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden.


Caris-Petra Heidel (Hrsg.)

Die Frau im Judentum – jßdische Frauen in der Medizin

Mabuse-Verlag Frankfurt am Main


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Satz: Tischewski & Tischewski, Marburg Umschlaggestaltung: Karin Dienst, Frankfurt am Main Druck: Faber, Mandelbachtal ISBN: 978-3-86321-221-6 ISSN: 01436-5200 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten


Inhalt Caris-Petra Heidel Vorwort ............................................................................................... 9 Peter Joel Hurwitz Jüdische Ärztinnen im Mittelalter

......................................................... 13

Samuel S. Kottek Volksmedizinische Kenntnisse von Frauen im Talmud

Hubertus Hug Die ersten Apothekerinnen in Eretz-Yisrael

. ........................... 23

........................................... 35

Frank Leimkugel Dr. Friederike Ausländer et alterae – Palästinas erste Pharmaunternehmerin im Kontext der ersten jüdischen Apothekerinnen im deutschen Sprachkreis

. .......................................... 47

Verena Wulf und Frank Leimkugel Die Frau an seiner Seite – Schwester Selma Meyer (1884 -1984) und Dr. Moshe Wallach (1866 -1957), Gründer des Shaare Zedek Krankenhauses zu Jerusalem

........................ 55

Ekkehard W. Haring „[…] hinter der Frauenfrage die Hysterie.“ Das Bild der jüdischen Frau im Kontext von medizinischer Wissenschaft und Kunst in der Wiener Belle Époque .................................................................. 65


Gerald Kreft Unter dem Deckmantel der Anonymisierung: Die Geschichte der „Ada O.“ ................................................................ 87

Ingrid Kästner Therese Benedek (1892 -1977), die erste Psychoanalytikerin in Leipzig

................................................. 105

Wolfgang Kirchhoff Sexualpolitische Aspekte im Leben von Dr. med. Charlotte Wolff (1897-1986) . ................................................ 125

Jürgen Nitsche Die Stadtschulärztin Dr. Frieda Freise (1886 -1938) und die „Chemnitzer Mütterschule“ Eine Medizinerin mit jüdischen Wurzeln ............................................. 143

Kaja Marchel Irena Krzywicka as a supporter of hygiene and sexual education between 1918-1939

........................................... 167

Arın Namal Deutschlandweit die erste Dozentin im Fach Dermatologie: Berta Ottenstein (Nürnberg, 1891 - Concord, 1956) Ihr Wirken in der Türkei ..................................................................... 181

Thomas Müller und Ludger M. Hermanns Bronischewitz – Berlin – Jerusalem. Soziale Vernetzung, berufliche Ausbildung und Emigration der Berliner Ärztin Margarete M. Brandt

........................... 203

Caris-Petra Heidel und Marina Lienert Jüdische Ärztinnen in Dresden . .......................................................... 217 Katarzyna Sudoł Rachela Hutner (1909 -2008), precursor of modern nursing

.............................................................. 239


Eduard Seidler Lucie Adelsberger 12. 4. 1895 Nürnberg - 2. 11. 1971 New York Ärztin, Wissenschaftlerin, Überlebende des Holocaust

......................... 249

Susanne Doetz und Christoph Kopke Entlassung und Verfolgung jüdischer Ärztinnen des Berliner städtischen Gesundheitswesens 1933 -1945 Biographische Rekonstruktionen ......................................................... 253

Daniel S. Nadav Dr. Anna Heller-Braude – Warsaw Ghetto heroine

............................... 269

Bożena Płonka-Syroka Jüdische Wissenschaftlerinnen an der Universität und Medizinischen Akademie in Wrocław nach 1945: Prof. Noemi Widgorowicz-Makower, Prof. Hanna Hirszfeld, Prof. Wanda Mejbaum-Katzenellenbogen . ......................................... 275

Mykhailo Zabrodin Ukraine: Medicine with human eyes Anschriften der Verfasser

................................................... 291

................................................................... 297



Vorwort Die Wahl des Rahmenthemas zum 12. Medizinhistorischen Kolloquium „Medizin und Judentum“ (2013) – wofür wieder einmal das Ehepaar Dr. Kreft die „zündende“ Idee beigetragen hatte – resultierte nicht daher, dass es derzeit gerade „modern“ zu sein scheint, sich der Gender-Problematik zu widmen oder sich mal wieder kurzzeitig der Rolle der Frau in der Gesellschaft anzunehmen. Vielmehr lag der Idee die Erkenntnis zugrunde, dass offensichtlich gerade jüdischen Frauen ein eminenter Beitrag in der medizinischen Wissenschaft und wissenschaftlichen Medizin, für die Gesundheitsversorgung und Krankenpflege zuzuschreiben ist. Hierfür hatte nicht zuletzt Prof. Arin Namal mit ihren Studien zur Hochschul- und Gesundheitsreform in der Türkei unter Atatürk beredte Beispiele vorgelegt. Zugleich mussten wir aber feststellen, dass sich ansonsten zu dieser spezifischen Problematik der „jüdischen Frau in der Medizin“ kaum weitreichende wissenschaftliche Untersuchungen eruieren ließen. Bislang noch wenig erforscht ist etwa, ob und inwieweit gerade jüdische Frauen (im Vergleich zu ihren nichtjüdischen Geschlechtsgenossinnen) von der Hochschul- und Wissenschaftspolitik der jeweiligen Gesellschaften und Nationalstaaten partizipiert haben bzw. konnten, ob und inwieweit das Judentum die kulturelle, religiöse oder sonstige Voraussetzung für die Emanzipation der Frau und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen, insbesondere wissenschaftlichen Leben und im Gesundheitswesen gebildet hat, welchen Anteil überhaupt jüdische Frauen in der Medizin hatten und inwieweit sie tatsächlich prägend für die Entwicklung der wissenschaftlichen und praktischen Medizin waren bzw. sind. Mit den auf der Tagung vorgestellten und in diesem Band zusammengeführten wissenschaftlichen Studien können manche Fragen zwar noch nicht vollends und abschließend beantwortet werden, doch vermitteln sie einen (in dem Maße gar nicht vermuteten) bereits beeindruckenden Stand und ein breites Spektrum wissenschaftshistorischer Forschung sowohl zur Wahrnehmung, dem Bild der jüdischen Frau im Kontext gesellschaftlicher incl. kultu-


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reller Gegebenheiten sowie der medizinischen Wissenschaften als auch – und dies insbesondere anhand konkreter Personen und deren Lebenswege benannt und reflektiert – zum Beitrag jüdischer Frauen in und zur Entwicklung von Medizin, Pharmazie und Krankenpflege. Intention der Betrachtungen ist jedoch keineswegs eine vordergründige und bloße Benennung und Heraushebung von theoretischen und praktischen Einzelerkenntnissen und nur daran bemessenen Verdiensten jüdischer Frauen um und für die medizinischen Wissenschaften. Ebenso wenig ist es die Intention, mit der Berücksichtigung und Analyse gesellschaftlicher Bedingungen, womit zugleich auch Chancen wie Behinderungen in der persönlichen und beruflichen Entwicklung vorbestimmt sein können, jüdischen Medizinerinnen eine schicksalhafte Opferoder Märtyrerrolle zuzuschreiben; noch nicht einmal für jene, die von der rassisch und politisch motivierten Ausschaltungs- und Verfolgungspolitik des deutschen Nationalsozialismus gleich in mehrfacher Weise, nämlich sowohl als Jüdin als auch als Frau und oftmals zusätzlich aufgrund ihrer sozialen und demokratischen Einstellung, betroffen waren. Statt plakativer Ursachenbenennung und einseitiger (Über-)Bewertung wird vielmehr einfühl- und nachvollziehbar sowie objektiv belegt, dass und warum gerade jüdischen Frauen ein – bislang von der historischen Forschung eher kaum beachteter und eingeräumter – Anteil an der Geschichte der Medizin, Pharmazie und Krankenpflege zukommt. Mit der Herausforderung, sowohl diesen Anteil qualitativ und quantitativ als auch die maßgeblichen Voraussetzungen hierfür zu bestimmen, sind zugleich weitere und völlig neue Problem- und Fragestellungen aufgeworfen und benannt worden. So dürfte es wohl nicht nur dem Zufall zuzuschreiben sein, dass von den Autoren auffallend häufig jüdische Medizinerinnen vorgestellt wurden, die sich der Psychiatrie und hier vorzugsweise der Psychoanalyse, den Sexualwissenschaften und der Psychologie wissenschaftlich und beruflich angenommen hatten. Ist dieses Phänomen objektivierbar und wenn ja, inwieweit ist dies mit dem Judentum, der jüdischen Emanzipation, der Emanzipation der jüdischen Frau zu begründen bzw. hieraus ableitbar? Und welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Auffassungen sind von den jüdischen Wissenschaftlerinnen originär entwickelt und eingebracht worden; welche haben noch in den heutigen sogenannten „Psycho-Fächern“ Bestand und wissen die Fachvertreter, worauf und auf wen sie sich überhaupt berufen? Die psychiatrische bzw. psychologische Komponente ist aber auch im persönlichen Lebensweg jüdischer Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen


Vorwort

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selbst – zumal unter dem Einfluss gravierender, existentieller Zäsuren, etwa dem Leben in Emigration – zu hinterfragen, wie dies Gerald Kreft an der Geschichte der „Ada O.“ eindrucksvoll verdeutlicht. Die in diesem Band vereinten wissenschaftlichen Beiträge zu „Die Frau im Judentum – jüdische Frauen in der Medizin“ bilden also nicht den Abschluss einer thematischen Forschungsarbeit, sondern sind das insbesondere den hier vertretenen Autoren zu verdankende Ergebnis einer in diesem Umfang und Solidität eigentlich „gerade erst“ begonnenen fächer- und länderübergreifenden Untersuchung. Dass inzwischen zum 12. Mal ein wissenschaftliches Kolloquium „Medizin und Judentum“ veranstaltet und dessen Ergebnis in der gleichnamigen Schriftenreihe präsentiert werden konnte, was auch ein Ausdruck dafür ist, dass sich die Tagungs- und Schriftenreihe als „feste Größe“ schon weitgehend etabliert hat, geht insbesondere auf die Initiative von Herrn Prof. Albrecht Scholz zurück. Im Zusammenwirken der Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V. „HATiKVA“, dem Deutschen HygieneMuseum Dresden und dem Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden war unter der Leitung von Albrecht Scholz 1993 das erste medizinhistorische Kolloquium anlässlich und in Gedenken des Novemberpogroms durchgeführt und damit zugleich die Tagungsreihe begründet worden, der er bis zu seiner Emeritierung 2005 vorgestanden hat. Professor Scholz ist im vorigen Jahr, am 24. März 2013, im 72. Lebensjahr verstorben. Ihm zum Gedenken haben wir, die Teilnehmer des medizinhistorischen Kolloquiums, diese wissenschaftliche Tagung gewidmet. Der an der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus“ Dresden ausgebildete und seit 1966 an der dortigen Klinik für Hautkrankheiten bzw. Hautabteilung der Zentralen Poliklinik tätige, kunst- und geschichtsinteressierte Dermatologe wurde Mitte 1992, als mit der politisch motivierten Kündigung des ersten Lehrstuhlinhabers und Direktors des Dresdener Institutes für Geschichte der Medizin das Amt vakant geworden war, zunächst mit der kommissarischen Leitung des Institutes beauftragt und 1996 auf den Lehrstuhl berufen. Seine medizinhistorischen Forschungsarbeiten bezeichnen ein vielschichtiges Arbeitsfeld, das von der Geschichte der Dermatologie, Medizin im Nationalsozialismus, Ärztebiographien, Dresdener Medizingeschichte bis zu


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Medizin in der Kunst/Kunst in der Medizin reicht. Seine Interessen haben sich zudem auf die Erforschung der Geschichte der Medizin und speziell der Dermatologie im heutigen Polen konzentriert. Seine diesbezüglichen Untersuchungen zur Geschichte der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau (Wrocław) während des Nationalsozialismus sowie die eingehenden Recherchen zum Leben und Werk des Dermatologen Albert Neisser haben neben einer Drittmittelförderung vor allem auch zu einem stabilen Arbeitskontakt mit polnischen Wissenschaftlern geführt. Bei aller Vielzahl der Themen findet sich aber durchgehend im wissenschaftlich-literarischen Werk von Albrecht Scholz – und das auch schon bevor er sich hauptberuflich der Medizingeschichte widmen konnte – die Einbeziehung und Berücksichtigung der Kunst, die Beschreibung am und mit dem Bild, der Versuch der Objektivierbarkeit des Gesehenen. Nicht zuletzt diese Herangehensweise und das ihr zugrunde liegende besondere Interesse haben neben Medizin- und Kunsthistorikern sowie Klinikern auch namhafte, in langjährigem und mitunter freundschaftlichem Kontakt zu Albrecht Scholz stehende Dresdener Künstler gewürdigt. In gleichem Maße zu würdigen sind darüber hinaus natürlich seine Arbeiten zu Medizin und Judentum, und zwar nicht nur, weil er diese Tagungsreihe ins Leben gerufen hat. Sein besonderes diesbezügliches Interesse war vor allem aus seiner wissenschaftlichen Beschäftigung einerseits mit der Medizin im Nationalsozialismus und andererseits mit der gerade von jüdischen Ärzten und Wissenschaftlern geprägten Geschichte der Dermatologie erwachsen, woraus eingehende Untersuchungen zum Judentum und dessen Einfluss oder Ausprägung auf Medizin, Gesundheits- und Fürsorgewesen in all seinen Facetten folgten. Ein Beleg dafür sind nicht zuletzt seine Beiträge sowie die Themenstellungen der Schriftenbände „Medizin und Judentum“. Caris-Petra Heidel


Peter Joel Hurwitz

Jüdische Ärztinnen im Mittelalter Antike

Schon im Altertum waren Frauen in Medizin und anderen Wissenschaften involviert. Im Mittelalter nannte man sie oft „weise Frauen“. Weisheit wurde in der Antike nicht durch männliche Götter symbolisiert, sondern durch weibliche, wie zum Beispiel Isis in Ägypten, oder Athena-Minerva in Griechenland-Rom. Die erste namentlich bekannte Ärztin ist wahrscheinlich die Ägypterin Merit Ptah, der Name bedeutet „Liebling des Schöpfergottes Ptah“. Sie lebte ungefähr im Jahr 2700 vor der Zeitrechnung. Ihre Statue wurde in einem Grab des Königstals gefunden (Abb. 1). Ihr Sohn war Hohepriester und bezeichnete sie als „Oberste aller Ärzte“, also eine Art weiblicher „Chief medical officer“ des Pharaonenreichs. Zu jener Zeit arbeiteten in Ägypten viele Frauen als Ärztinnen und Chirurginnen. Es gab eine allgemeine Medizinschule in Heliopolis und in Sais sogar eine, die von Frauen geleitet und nur für Frauen bestimmt war1. Eine der ersten namentlich bekannten jüdischen Wissenschaftlerinnen war Miriam, auch Maria genannt, die vermutlich im ersten Jahrhundert in Ägypten lebte. Sie war Chemikerin und Alchemistin und während Abb. 1: Merit Ptah, die erste nabekannte Ärztin, 2700 v. Jahrhunderten berühmt für den Entwurf mentlich Ch.; aus https://www.google.de/search zahlreicher chemischer Apparaturen und ?q=merit+ptah&tbm=isch&tbo=u&sou Schmelzöfen, die sie sehr präzise beschrieb. rce=univ&sa=X&ei=mtepUreyDormyw PJ9ICIAg&ved=0CD0QsAQ&biw=970& Ihre Arbeiten haben zwar nicht im Original bih=583 Letzter Zugang 14.01.2014.


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überlebt, sie wurden aber von namhaften Autoren zitiert, wie zum Beispiel Zosimos von Panopolis (heute Achmim in Oberägypten). Bis ins 15. Jahrhundert galt sie als Autorität auf ihrem Gebiet. Ihre bekannteste Erfindung ist das Wasserbad, das ihr zu Ehren balneum Mariae genannt wurde, auf Französisch heisst es bis heute noch bain-marie2. Jüdische Ärztinnen im Mittelalter?

Der allgemeine Eindruck, dass im Mittelalter nur wenige Frauen den Arztberuf ausübten, täuscht. Sie hatten es zwar schwerer als heute, sich ihren männlichen Kollegen gleich zu stellen, es gab aber überall und zu jeder Zeit berühmte und erfolgreiche Ärztinnen und Chirurginnen. Unter den im Mittelalter für akkreditierte Ärzte gebräuchlichen Begriffen „Medicus, Physicus, Chirurgus, Metgessa (katalonisch für Ärztin), Mirgesse (altfranzösisch für Ärztin), Apothecarius, Obstetrix“ sind Frauen nur selten zu finden. Dies hat verschiedene Gründe. Frauen wurden meist nicht namentlich erwähnt, sondern bloss als Frau, Schwester oder Tochter „von“. Oft arbeiteten sie nur zeitweilig als Ärztinnen oder übten noch einen weiteren Beruf aus. Da die Männer für ihre weiblichen Angehörigen verantwortlich waren und oft ebenfalls den Arztberuf ausübten, wurden die Frauen manchmal überhaupt nicht separat erwähnt, es sei denn, sie waren unverheiratet oder verwitwet. Wenn man aber nicht medizinische Quellen untersucht, wie z. B. Einwohnerregister, Gerichtsakte, Kaufverträge oder ethische Vermächtnisse, stösst man immer häufiger auch auf Ärztinnen, z. B., wenn sie ein Testament verfassten, vor Gericht angeklagt oder mit einer medizinischen Expertise betraut wurden, eine Buße verhängt bekamen oder wenn sie Besitz erwarben oder verkauften. Während der letzten Jahrzehnte wurden immer mehr Ärztinnen entdeckt, oft mit erstaunlichen Lebensläufen und Erfolgen3. Der Arztbegriff war im Mittelalter nur ungenau definiert, es gab alle Übergänge vom an der Universität ausgebildeten Arzt mit dem Titel Magister Medicinae, über „Weise Frauen“, Feldscher und Barbiere, bis zu selbst ernannten Heilern und Quacksalbern. Die kontinuierliche Entwicklung zur modernen Medizin wird symbolisiert durch den „Act oft Union between the Barbers and Surgeons of London (die barbers kommen vor den surgeons!)“, der von Heinrich VIII 1540 erlassen wurde, und der sich zum heutigen „Royal College of Surgeons of England entwickelte4. Frauen wurden kaum je zum Universitätsstudium zugelassen, so dass man sie in Studentenlisten und Ärzteverzeichnissen vergeblich sucht. Auch hin-


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terliessen sie nur selten medizinische Schriften. Sie bildeten sich meistens bei ihren ärztlichen Ehegatten, Vätern oder Brüdern aus, so dass sie keinen akademischen Titel hatten und deshalb nicht unter den obigen Begriffen für Ärzte erscheinen. Sie besassen aber oft grössere praktische Erfahrung als akademisch ausgebildete Ärzte. Italien war in dieser Beziehung eine Ausnahme. In Venedig, Florenz, Neapel und Sizilien gab es im 14. Jahrhundert zahlreiche Ärztinnen. An der Medizinschule in Salerno, wie auch an der medizinischen Fakultät der Universität von Bologna, durften Frauen nicht nur studieren, sondern auch unterrichten. Es gibt indirekte Hinweise, dass Frauen, auch jüdische, als Ärztinnen und sogar als Chirurginnen zugelassen wurden, denn Papst Sixtus IV erliess um 1480 folgende Verfügung: Nemo masculus aut femina, seu christianus vel Judaeus, nisi magister vellicentiatus in Medicina foret, auderet humano corpori mederi in physica vel in chirurgia (Kein Mann und keine Frau, ob Christ oder Jude, der nicht Magister oder Licentiatus in Medizin ist, darf den menschlichen Körper behandeln, sei es in Medizin oder Chirurgie). Wenn man etwas verbietet, bedeutet das, dass das Verbotene offenbar existiert hat5. Vom Altertum bis heute war der Anteil an Juden im Arztberuf hoch. Jüdische Ärzte hatten meist einen guten Namen, so dass manche Könige, Bischöfe und sogar Päpste gerne jüdische Ärzte konsultierten. Im Folgenden werden einige dieser jüdischen Ärztinnen beschrieben, jede mit ihrem eigenen, besonderen Lebenslauf. Die jüdische Chirurgin Fava in Manosque In der Stadt Manosque in der Provence war ein gewisser Poncius Porcelli in eine Schlägerei verwickelt und erlitt durch einen Fusstritt eine lebensgefährliche Hodenverletzung. Die jüdische Chirurgin Fava (auch Chava oder Chana genannt) wurde zusammen mit ihrem Sohn Bonafos, der ebenfalls Chirurg war, zur Behandlung beigezogen. Etwa ein Monat nach dem Unfall, am 21. Dezember 1320, fand die Gerichtsverhandlung statt. Fava, „Judea surgica de Manuasca“ wurde vom Richter verhört und befragt, ob sie die Wunde selber palpiert habe, was zwar medizinisch für eine genaue Diagnose notwendig war, doch hätte es für sie als Frau und Jüdin gefährlich werden können, zuzugeben, dass sie die Genitalien eines Mannes – dazu noch eines Christen – berührt habe. Glücklicherweise untersuchte sie den Verletzten zusammen mit ihrem Sohn, wobei dieser die Wunde palpierte und sie die nötigen Anweisungen gab6. Es ist bemerkenswert, dass es eine jüdische Chirurgin gab, dass sie auch


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Männer behandelte und dass sie professional offenbar so angesehen war, dass man sie als Ärztin und Gerichtsexpertin christlichen Kollegen vorzog. Magistra Floretta Ca Noga von Aragon Der Titel Magistra bezeichnet eine an der Universität ausgebildete Ärztin, was es nur selten gab, da Frauen der Zutritt zur Universität meistens verwehrt war. Sie behandelte 1381 die Königin von Aragon mit grossem Erfolg und erhielt für ihre Leistung fünfzehn Goldflorine, was heute etwa 2 400 Euro entspricht – wahrlich ein königliches Salär.7 Die Papstärztin Nicht nur Könige liessen sich von jüdischen Ärzten behandeln, sondern auch Päpste, einer beschäftigte sogar eine jüdische Ärztin. Manuela und ihr Sohn Angelo waren die Leibärzte von Papst Bonifacius IX. In Anerkennung ihrer Arbeit erhielten sie 1399 einen Steuererlass. Die beiden behandelten aber nicht nur den Papst und andere Würdenträger, sondern auch die Armen und Mittellosen8. Die unentgeltliche Armenbetreuung ist ein zentrales jüdisches Gebot. Schon im neunten Jahrhundert schrieb der jüdische Arzt Isaak Israeli, es gebe kein grösseres Gebot als sich um die Armen und Bedürftigen zu kümmern.9 Frauen als Augenärztinnen Viele Juden verfassten im Alter ein sogenanntes ethisches Testament, in dem sie ihre Lebenserinnerungen für die Nachkommen beschrieben und sich über ihr Leben Gedanken machten. Jehuda ben Ascher verfasste ein solches Testament, in dem er auch seine Erfahrungen mit zwei Augenärztinnen beschreibt.10 Er wurde 1270 in Deutschland geboren und wanderte mit seinem Vater 1305 nach Toledo aus, wo er als Rabbiner amtete und 1349 starb. Lassen wir ihn selbst zu Worte kommen: „Als ich drei Monate alt war, erkrankte ich an meinen Augen, die nie mehr ganz gesund wurden. Als ich drei Jahre alt war, versuchte mich eine Frau zu heilen, doch meine Sehkraft nahm immer mehr ab, so dass ich während eines Jahres das Haus nicht mehr verlassen konnte, da ich den Weg vor meinen Füssen nicht mehr sah. Da kam eine jüdische Frau, die in der Augenheilkunde bewandert war. Sie behandelte mich zwei Monate lang, dann starb sie. Hätte sie einen Monat länger gelebt, hätte ich vielleicht meine ganze Sehkraft wieder erlangt. Doch wenn sie mich nicht zwei Monate lang behandelt hätte, wäre


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ich vielleicht für immer blind geblieben. Gelobt sei Gott, der in seiner Gnade mich hat Wunder erleben lassen und meine Augen geöffnet hat, seiner Hände Werk zu sehen“. Beide Frauen werden nicht als Ärztinnen bezeichnet, die zweite jedoch, die Jehudas Sehkraft erheblich verbessern konnte, wird als „in der Behandlung von Augenkrankheiten kundig (‫ “)יודעת ברפואת עיניים‬bezeichnet. Als Frau und Jüdin wurde sie nicht zum Universitätsstudium zugelassen, hatte aber offensichtlich grosse praktische Erfahrung. Sarah de Sancto Aegidio (Sarah de St. Gilles) – Private Ausbildung eines Studenten Es gibt einen Vertrag von 1326 aus Marseilles, in dem sich Sarah, Witwe von Abraham, verpflichtete, während sieben Monaten den Studenten Salvet de Bourgneuf zu unterrichten „in artem medicine et phisice“. Sie kam auch für Kost, Logis und Kleidung ihres Studenten auf, wobei dieser als Gegenleistung alle Honorare, die er während seiner Lehrzeit für Behandlungen von Patienten erhielt, seiner Lehrmeisterin abliefern musste11. Es ist nicht bekannt, ob diese sieben Monate das ganze Medizinstudium darstellten oder ob es sich vielleicht um ein Praktikum zur Ergänzung seines Studiums handelte. Sara scheint eine genügend bewanderte und angesehene Ärztin gewesen zu sein, um auf privater Basis Medizinstudenten auszubilden, auch wenn sie wahrscheinlich kein Universitätsstudium absolviert hatte. Dass sie verwitwet, also alleinstehend war, ist möglicherweise der Grund, warum sie namentlich genannt wurde. Jacobina Felicie, eine mutige Frauenrechtlerin Sie wurde ca. 1280 in Florenz geboren und praktizierte um 1320 Medizin in Paris. Wahrscheinlich erwarb sie ihre Kenntnisse in privaten Studien nach dem Lehrmeister-Lehrling Prinzip. Sie stand im Ruf Kranke zu heilen, wo andere Ärzte nichts auszurichten vermochten. Ein gewisser Pater Odo schrieb, sie sei besser bewandert in der Kunst der Medizin und Chirurgie als jeder akademisch ausgebildete Arzt oder Chirurg in Paris. Doch der Rektor der medizinischen Fakultät an der Pariser Universität klagte gegen sie vor Gericht, dass sie ohne Praxisbewilligung als Ärztin arbeite, indem er ein Edikt von 1220 zitierte, wonach Medizin nur praktizieren durfte, wer an der Universität ausgebildet wurde. Sieben von ihr geheilte Patienten zeugten für sie. Obschon das Gericht ihre Erfolge zugab, behaupteten die Richter, sie hätte die Krankheiten nicht korrekt diagnostizieren können, weil sie nicht an der Universität studiert hatte. Jacobina aber gab sich nicht so schnell geschlagen, sie argumentierte


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vor Gericht, dass das Edikt von 1220 sich nur gegen ungelernte Quacksalber richte. Sodann plädierte sie für eine formale Ausbildung und Diplomierung von Frauen an der Universität und deren Zulassung zum Arztberuf: „Es ist passender, dass eine weise und in dieser Kunst erfahrene Frau kranke Frauen besucht und nach der geheimen Natur ihres Leidens forscht, als ein Mann, dem es nicht erlaubt ist, Hände, Brüste und Bauch einer Frau zu sehen und zu berühren. Ein Mann muss sich vielmehr von den Geheimnissen einer Frau und von ihrer Gesellschaft fernhalten. Auch würde eine Frau lieber sterben als ihre Geheimnisse und ihre Leiden einem Mann zu unterbreiten, wegen der Ehre des weiblichen Geschlechts und der Scham, die sie empfinden würde. Das ist das Los vieler Frauen und auch Männer, die an ihrem Leiden lieber sterben als einem Arzt ihre geheimen Körperteile zu zeigen“. Schließlich wurde die Anklage fallen gelassen, aber nichts desto weniger wurde eine Verfügung erlassen, die ihr und anderen Frauen und Männern ohne einen Universitätsabschluss die Ausübung des Arztberufs in Paris und Umgebung verbot.12 Die jüdische Ärztin und der türkische Sultan Als der türkische Sultan Achmed I 1603 an Pocken erkrankte und seine Ärzte ihn erfolglos behandelten, berief man die jüdische Ärztin Bula Aksati Aschkenasi, die ihn zu heilen vermochte, wodurch sie hohes Ansehen am Hof gewann. Ihr Sohn Natan Aschkenazi war ebenfalls ein begabter Arzt und Diplomat, der im Auftrag des Sultans Venedig besuchte und vom Dogen Marin Grimani persönlich empfangen wurde. Sein glanzvoller Besuch im venezianischen Getto und seine grosszügigen Spenden an lokale Wohltätigkeitsorganisationen blieben über viele Jahre den venezianischen Juden in guter Erinnerung.13 Die Judenärztin Sarah von Würzburg Sie war offenbar sehr tüchtig und auch wohlhabend, denn der Erzbischof Johann II von Würzburg erteilte ihr in einer Urkunde vom 2. Mai 1419 die Erlaubnis, im ganzen Bistum ihren Beruf ungehindert auszuüben: „[…] dass sie ihren Beruf ausüben kann ohne Störung durch irgendjemanden und ohne Bedingung, und sollte jemand gegen sie klagen, werden wir gegen denjenigen Massnahmen ergreifen nach unserem besten Vermögen, um ihn bedingungslos daran zu hindern“. Sie musste jährlich zehn Gulden Steuern bezahlen und eine zusätzliche Abgabe von zwei Gulden als Ersatz für den an Weihnachten zu entrichtenden Opferpfennig14. Ferner klagte sie vor Gericht gegen den


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hochverschuldeten Ritter Friedrich von Riedern, der ihr Geld schuldete, und da er zahlungsunfähig war, sprach ihr das Gericht die Nutzniessung seines gesamten Grundbesitzes zu, ein höchst ungewöhnlicher Erfolg für eine Frau und Jüdin zu dieser Zeit.15 Madame Murada in Günzburg Wie schon die Bezeichnung „Madame“ zeigt, muss sie einiges Ansehen genossen haben. Sie wird 1542 in der Widmung eines „Sittenbuches“ erwähnt. Sogenannte Sitten- oder Moralbücher (hebräisch Sefer Hamidot) waren im Mittelalter sehr beliebt. Da Frauen meist kein hebräisch verstanden, wurden hebräische Bücher oft in die jiddische Umgangssprache übersetzt, damit auch Frauen und Kinder sie lesen konnten. Die Widmung lautet: „Ehre für Gott den Allmächtigen allein. Wir begrüssen aufs wärmste alle Frauen und Jungfrauen, allen voran die ehrbare und bescheidene Madame Murada, Doktorin der freien Kunst der Medizin, wohnhaft in Günzburg. Liebe Madame, nachdem ich erfuhr, dass Sie gerne ein Sefer Midot hätten, wagte ich es mit Gottes Hilfe und publizierte es“.16 Oft findet man indirekte Hinweise auf jüdische Ärztinnen. In den Stadtarchiven von Frankfurt am Main aus den Jahren 1494-1499 wird eine jüdische Ärztin erwähnt, der man das Schlafgeld erliess, eine Steuer, die Fremde zahlen mussten, wenn sie in der Stadt übernachteten, „damit sie hie bliben moege“17. Offenbar herrschte ein Ärztemangel, so dass man sie mit Steuervergünstigungen dazu bringen wollte, in der Stadt zu bleiben. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, hatte Italien schon früh eine Tradition, auch Frauen an den Universitäten zuzulassen, sowohl als Studentinnen wie auch als Lehrpersonen. Eine der bekanntesten Ärztinnen war Trotula, die um das Jahr 1100 an der Medizinschule in Salerno unterrichtete. Sie war auch eine der wenigen Ärztinnen, die Fachbücher verfassten, ihr bekanntestes Werk war „Passionibus Mulierum Curandorum“, ein gynäkologisches Lehrbuch, das während Jahrhunderten als Standardwerk galt. Es fußt auf der im Mittelalter geltenden altgriechischen Hippokratisch-Galenischen Lehre, die mit dem griechisch sprachigen Byzanz in den Nahen und mittleren Osten gelangte und später mit der arabischen Invasion wieder nach Europa zurückkehrte18. In der Sizilianischen Stadt Trapani war 1492 etwa ein Drittel der Bevölkerung jüdisch, die Juden hatten zuweilen mehr Rechte als die Christen, und in den Archiven findet man die Namen von zahlreichen jüdischen Ärzten.19


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Auch in Neapel wurden viele Frauen als Ärztinnen lizenziert, was durch zwei Faktoren begünstigt wurde. Praktische Erfahrung wurde höher bewertet als das mehr theoretische Universitätsstudium. Zudem erhielten manche Frauen eine Teillizenz, die ihre Arbeit auf die Behandlung ganz bestimmter Krankheiten beschränkte, wie zum Beispiel das Heilen von Wunden, Tumoren oder Frauenkrankheiten. Dass man in Italien oft etwas pragmatischer war als im übrigen Europa, zeigt folgende Episode aus Süditalien: Im Jahre 1404 wollte eine Frau, die als Cusina di Filippo bezeichnet wurde, sich als Chirurgin lizenzieren lassen, sie war aber aus einem nicht näher Abb. 2: Arztdiplom des Lazarus de Mordis, Padua 1699. aus: Jews and Medicine – Religion, Culture, Science. genannten Grund nicht in Edited by Natalia Berger. Based on the Exhibit at Beth der Lage, nach Neapel zu Hatefutsot. The Jewish Publication Society, Philadelphia and Jerusalem, 1995 reisen, um sich prüfen zu lassen und einen Eid abzulegen. Darauf wurde durch ein königliches Dekret der jüdische Arzt Benedetto de Roma, der in ihrer Nähe wohnte, beauftragt, das Examen durchzuführen, und der lokale Gerichtshof wurde angewiesen, den Eid abzunehmen20. Mit einem weiteren pragmatischen Lösungsansatz aus Italien, der zwar nicht mehr aus dem Mittelalter stammt, aber doch gut zum Thema passt, möchte ich schliessen.


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In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts studierten an der Universität von Padua eine ganze Anzahl jüdischer Studenten. Die prachtvoll verzierten Diplome begannen in der Regel mit „In Christe nomine Amen“. Für die jüdischen Studenten änderte man das zu der fürs Judentum besser passenden Formulierung „In Dei Aeterni nomine Amen“. (Abb. 2) Solche Praxis orientierte Ansätze können uns auch heute noch als Vorbild dienen.

1 Herzenberg, Caroline; Susan Meschel; James Altena: Women Scientists and Physicians of Antiquity and the Middle Ages. Journal of Chemical Education 68 (1991), S. 101. 2 Ebda., S. 102. 3 Green, Monica: Documenting medieval women’s medical practice. In: Garcia-Ballester, Luis; Roger French, John Arrizabalaga, Andrew Cunningham (Hgg): Practical Medicine from Salerno to the Black Death. New York u. a. (Cambridge University Press) 1994, S. 322-352. 4 Albert, Lyons, Joseph Petrucelli: Medicine – An Illustrated History. New York 1978, S. 369. 5 Lipinska, Mélina: Histoire des femmes médecins depuis l’antiquité jusqu’à nos jours. Paris 1900.

Medizin der Juden? (Medizin und Judentum, Bd. 10). Frankfurt a. M. 2011, S. 25-31, zit. S. 28. 10 Yehudah ben Asher: The Testament of Yudah Asheri. In: Israel Abrams (Hg.): Hebrew Ethical Wills. Bd. 2, Philadelphia 1926, S. 163-200, zit. S. 165-166. 11 Friedenwald, Harry: Jewish Doctoresses in the Middle Ages. In: Friedenwald, Harry: The Jews and Medicine. Bd. 2, Baltimore 1944, S. 217-220, zit. S. 217. 12 Herzenberg (1991), siehe Anm. 1, S. 104. 13 Ashkenazi, Shlomo: Rofe’ot yehudiyot mefursamot [Berühmte jüdische Ärztinnen, hebräisch geschrieben]. Mahanayim [Heft] 123 (1969), S. 146-157, zit. S. 150.

6 Shatzmiller, Joseph: Médicine et justice en Provence médiévale; documents de Manosque 1262-1348. Aix-en-Provence 1989, S. 150-151; Shatzmiller, Joseph: Women in the Medical Profession. In: ders. Jews, Medicine, and Medieval Society. Berkley u. a. (University of California Press) 1994, S. 108-112, zit. S. 111-112.

14 Friedenwald (1944), siehe Anm.11, S. 218; Herzenberg (1991), siehe Anm. 1, S. 104.

7 Taitz, Emily; Sondra Henry, Cheryl Tallan: The Jewish Publiction Society guide to Jewish Women: 600 B.C.-1900 C.E. Philadelphia 2003, S. 79.

16 Taitz (2003), siehe Anm. 7, S. 152; Oberndorfer, Ingrid: Jüdische Ärztinnen im Mittelalter. David 15 (2003), S. 36-37.

8 Tallan, Cheryl: Doctors-Medieval. In: Jewish Women’s Archive, Jewish Women, a Comprehensive Historical Encyclopedia. http://jwa.org/ encyclopedia/article/doctors-medieval. Letzter Zugang 02.01.2014. 9 Hurwitz, Peter: A medieval treatise on Jewish Medical Ethics. In: Heidel, Caris-Petra (Hg.): Jüdische Medizin – Jüdisches in der Medizin –

15 Dettelbacher, Werner: Die Sara und ihre Tätigkeit in Würzburg (1419). Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17 (1998), S. 101-103.

17 Taitz (2003), siehe Anm. 7, S. 151. 18 Herzenberg (1991), siehe Anm. 1, S. 103-104. 19 Oliveri, Fabio: Jewish Women in Ancient and Medieval Sicily. In: Proceedings of the Eleventh World Congress of Jewish Studies, Division B, Bd. 1. Jerusalem 1993, S. 130-134. 20 Shatzmiller (1994), siehe Anm. 6, S. 110.


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