In uns und um uns Friederike Moos
Friederike Moos arbeitete als 19-jährige Berufseinsteigerin in den Behring-Werken, als dort 1967 das „Marburg-Virus“ ausbrach. Damals erkrankten in Marburg 23 Menschen, fünf von ihnen starben. Wie erlebten die Beschäftigten, ihre Familien und die Menschen in der Stadt die dramatischen Wochen im Sommer ’67? Spannend und anschaulich erzählt die Autorin von einem alptraumhaften Geschehen, das die Betroffenen bis heute nicht loslässt. Dieser Erfahrungsbericht zeigt: Unbekannte Viren können uns überall und jederzeit gefährden. Trotz großer Forschungserfolge sind wir ihnen manchmal hilflos ausgeliefert.
In uns und um uns
ISBN 978-3-86321-222-3
Friederike Moos
Meine Begegnung mit dem Marburg-Virus
9 783863 212223
ISBN 978-3-86321-222-3
Mabuse-Verlag
Mabuse-Verlag
Friederike Moos, geb. 1948, absolvierte eine Lehre als Biologielaborantin in den Behring-Werken in Marburg. 1968 zog sie nach Freiburg und arbeitete dort bis 2011 an der Universit채t und der Universit채tsklinik. Sie hat drei Kinder und lebt mit ihrem Mann in Freiburg.
Friederike Moos
In uns und um uns Meine Begegnung mit dem Marburg-Virus
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
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F端r Michael, Daniel, Lisa und Felix
Inhalt Erinnerungen werden wach .......................................................... 9 Die Behringwerke .............................................................................. 11 Die Arbeit im Gewebezuchtlabor . .............................................. 15 Eine r채tselhafte Krankheit greift um sich ................................ 19 Die ersten Todesopfer ...................................................................... 35 Hoffen und Bangen .......................................................................... 47 Das Virus ist identifiziert! .............................................................. 59 Herkunft, Transport und Haltung der Affen ....................... 66 Eine neue Krankheit . ....................................................................... 75 Sp채tfolgen und Sch채digungen ...................................................... 80 Als der Vater starb ............................................................................... 86 Der betriebliche Schaden ............................................................... 90 Ein politisches Nachspiel ............................................................... 94 Neue Sicherheit . ................................................................................. 98 Der berufliche Wiedereinstieg ..................................................... 103 Weiterentwicklung der Impfstoffproduktion ........................ 110 Marburg als Forschungsstandort ................................................ 115 Dem Marburg-Virus auf der Spur .............................................. 119 Weiterleben ........................................................................................... 127 Danksagung .......................................................................................... 129 Anmerkungen ...................................................................................... 133
Erinnerungen werden wach Es gibt Erinnerungen, die so einschneidend sind, dass man sie tief in sich verbirgt und nicht antasten möchte. Vielleicht geschieht das in der Hoffnung, dass diese Erinnerungen und die mit ihnen verbundenen Gefühle dadurch verblassen mögen. Aber das tun sie nicht. Irgendwann brechen sie wieder hervor, meistens geschieht das in einer Situation, die sich vom normalen Alltag unterscheidet. In meinem Fall war es eine mehrtägige Radtour mit einer guten Freundin, eine wohlverdiente Familienauszeit. Eines Abends, als wir in unserer Unterkunft zusammensaßen, verspürte ich das dringende Bedürfnis, ihr von meinen Erlebnissen auf meiner ersten Arbeitsstelle zu erzählen – von einem Ereignis, das mehr als fünfundzwanzig Jahre zurücklag und über das ich seitdem nicht gesprochen hatte. Während des Erzählens fühlte es sich an, als würden meine Erinnerungen durch eine Art Membran sickern, die immer durchlässiger wurde und meine Emotionen immer deutlicher werden ließ. Die damalige Angst und Trauer, die ich meinte, in mir begraben zu haben, war wieder gegenwärtig. Das hätte ich nach all den Jahren der Sprachlosigkeit nicht für möglich gehalten. Ich erzählte ihr vom Sommer 1967, als in den Behringwerken, einem Pharmaunternehmen in Marburg, eine weltweit unbekannte Viruskrankheit ausbrach. In Marburg erkrankten damals innerhalb von vier Wochen dreiundzwanzig Menschen, fünf erlagen der Krankheit. Weitere Fälle traten zur gleichen Zeit in Frankfurt (sechs Kranke, davon zwei Todesfälle) und in Belgrad (zwei Erkrankungen) auf. Ich war in diesem besagten Sommer 19 Jahre alt, hatte gerade meine erste feste Arbeitsstelle als Biologielaborantin bei den Behring-
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werken angetreten und befand mich unmittelbar im Zentrum der Infektionsgefahr. Ich möchte in diesem Buch die Erinnerungen festhalten, nicht nur meine, sondern vor allem die derer, die die Infektion überlebt haben, und ihrer Angehörigen. Es war schwierig, nach so vielen Jahren mit den Betroffenen Kontakt aufzunehmen und die relevanten Informationen über die Behringwerke in Erfahrung zu bringen. Die nötige Zeit hierfür fand ich erst, als ich in Ruhestand ging. Wissenschaftlich ist der später als Marburg-Virus bezeichnete Erreger weitgehend erforscht. Mein Bedürfnis war es, ein Stück Geschichte neu zu beleben, indem ich von den betroffenen Menschen erzähle.
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Die Behringwerke Ich bin mit den Behringwerken, kurz gesagt: dem „Werk“, groß geworden. Kaum lernte ich sprechen, gehörte „Papa Werk“ zu meinem Wortschatz und bedeutete, dass mein Vater auf der Arbeit ist. Meine Mutter arbeitete auch bei den Behringwerken, allerdings legte sie eine Pause von über 20 Jahren ein, als mein Bruder und ich geboren wurden. Die Behringwerke waren in Marburg mit damals etwa 2.000 Beschäftigten der drittgrößte Arbeitgeber (nach der Universität und dem Klinikum). Gegründet wurden sie 1904 von Emil von Behring zur Herstellung von Immunseren. Die Behringwerke hatten ihren Sitz in Marbach, das seit 1974 ein Stadtteil von Marburg ist. Hier lebte ich die letzten sieben Jahre „meiner Marburger Zeit“ zusammen mit meiner Mutter und zeitweise meinem Bruder. Das Pharmaunternehmen besaß in Marbach Werkswohnungen, um den Werksan-
Die Anfang der 60iger Jahre gebauten Werkswohnungen (Quelle: F. Moos)
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gehörigen preiswerten Wohnraum anbieten zu können. Wer sich ein eigenes Haus leisten konnte, baute auch gern hier. Marbach war also die Wohnstadt der Behringwerke – mit allen Vor- und Nachteilen. Angenehm war der kurze Weg zur Arbeit, weniger angenehm empfand ich die versteckte soziale Kontrolle. Als sich meine Eltern Ende der 1950er Jahren trennten, wäre ich gerne aus dieser Enge weggezogen. Die meisten Beschäftigten fingen um 7:30 Uhr an zu arbeiten. Diejenigen, die in Marbach wohnten, gingen zu Fuß zur Arbeit, und so bildete sich jeden Morgen ein Menschenstrom, der sich an unserem Haus vorbei zur Pforte des Betriebs bewegte. Mitarbeiter aus Marburg oder dem Umland kamen mit Bussen oder dem Auto. Werkseigene Busse brachten die Betriebsangehörigen, die nicht im Hauptwerk arbeiteten, zu den verschiedenen Zweigstellen in den umliegenden Dörfern. An jedem Arbeitsmorgen herrschte also ein reges Treiben vor den Toren des Werks. Die Behringwerke befinden sich auf einer der Anhöhen, die sich rund um Marburg gruppieren, weshalb man vom Werk „oben“ und Marburg „unten“ sprach. Die Gebäude lagen etwas versteckt in einer Waldschneise. Das damalige Betriebsgelände war noch überschaubar. Es gab nur eine Straße, rechts von ihr waren in niedrigen grünen Holzbaracken die Kleintiere (Mäuse, Hamster und Meerschweinchen) untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite standen längs und quer zur Straße mehrstöckige Betriebsgebäude. In einer Straßenschleife stand eine bronzene Pferdestatue, die an die vielen Pferde erinnerte, von denen Immunseren gegen Diphterie und Tetanus gewonnen wurden. Die Großtierhaltung von Pferden und Schafen befand sich auf dem Berghof, der gegenüber dem Haupteingang lag. Zwischen beiden Teilen des Werks verläuft heute noch die öffentliche Straße.
Gearbeitet wurde werktags achteinviertel Stunden von 7:30 Uhr bis 16:45 Uhr mit einer Viertelstunde Frühstücksund einer Dreiviertelstunde Mittagspause. Die Arbeits- und Pausenzeiten wurden streng durch das sogenannte „Hornen“ reglementiert, was uns immer wieder daran erinnerte, dass wir in einer Fabrik arbeiteten. Das Geräusch entstand, indem Dampfdruck durch ein Horn gepresst wurde, das sich an dem einzigen hohen Schornstein mitten im Werk befand. Mahnend und schrill hörte man es weit über das Betriebsgelände hinaus, bei entsprechender Wetterlage sogar unten in Marburg. Insgesamt hornte es zehn Mal am Tag: das erste Mal, wenn man das Werksgelände betreten haben musste und nach fünf Minuten ein zweites Mal, wenn man am Arbeitsplatz zu stehen hatte, dann zur Frühstückspause um 9 Uhr und nach der Pause um 9:15 Uhr. Zum Beginn der Mittagspause der ersten Schicht hornte es das fünfte Mal und ein weiteres Mal am Ende dieser Schicht, was gleichzeitig das Zeichen für den Beginn der zweiten Pausenschicht war, die ihrerseits ebenfalls mit Hornen beendet wurde. Abends signalisierte es, wann der Arbeitsplatz verlassen werden durfte. Nach einem abermaligen Hornen war es an der Zeit, aus dem Gebäude hinauszugehen. Etwa eine halbe Stunde später ertönte das zehnte und letzte Hornen des Tages, ab diesem Zeitpunkt hatte niemand Unbefugtes mehr etwas auf dem Werksgelände verloren. Diese Dressur führte dazu, dass sich zur Mittagspause und am Abend hinter den Ausgängen der einzelnen Gebäude Menschentrauben bildeten, die auf das Signal warteten, um dann durch die Tür zu platzen, als würde sich das Gebäude übergeben. Manche pensionierte Mitarbeiter zogen weit weg von den Behringwerken, weil sie das Hornen nicht mehr hören wollten. Bei mir ist davon zurückgeblieben, dass mir auch
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auf meinen späteren Arbeitsstellen bereits beim geringsten zeitlichen Spielraum unbehaglich zumute war. Meine Mutter sagte immer: „Das Hornen wird mich noch bis ins Grab verfolgen.“ Aber so weit kam es nicht, in den 1980er Jahren wurde es abgeschafft.
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Die Arbeit im Gewebezuchtlabor Seit dem 1. Juli 1967 arbeitete ich in der Gewebekultur für Polio-Impfstoff. Hier wurden für die Produktion des Impfstoffs Gewebekulturen aus Affennierenzellen gezüchtet. Während meiner werksinternen Ausbildung zur Biologielaborantin hatte ich den Arbeitsplatz in einem Blockpraktikum bereits kennengelernt – die Arbeitsprozesse und die Kolleginnen. Das Besondere an diesem Arbeitsplatz war der Schleusenbetrieb, denn es durften keine fremden Keime in die Räumlichkeiten gelangen. Material von außen wurde über eine UV-Schleuse hineingebracht und wir Mitarbeiterinnen sowie alle anderen Personen mussten vor dem Eintreten duschen und frische, sterile Kleidung anziehen. In der Umkleide gab es den „äußeren“ Teil, wo unsere Zivilkleidung blieb, und den „sauberen“ Teil, wo die frische Arbeitskleidung lag. Von der Unterwäsche über Strümpfe und Schuhe bis hin zum Kittel wurde alles gestellt. Zwischen den beiden Bereichen befanden sich die Duschen. Wollten unsere männlichen Vorgesetzten zu uns ins Labor kommen, mussten sie sich vorher anmelden, damit die Dusche für sie frei gehalten wurde, denn es gab nur diese eine. So konnten sie uns bei der Arbeit nicht überraschen. Diese kleine Freiheit genossen wir sehr. Andererseits war der Schleusenbetrieb sehr umständlich. Alles, was wir mit hineinnehmen wollten, musste eine UV-Licht-Schranke passieren. Auch das Mittagessen bekamen wir darüber gebracht. Wenn jemand aus irgendeinem Grund während der Arbeitszeit hinaus musste, war das ziemlich zeitaufwändig: Arbeitskleidung ausziehen, Straßenkleidung anziehen und beim Zurückkommen wieder umziehen und duschen. Unsere Labors befanden sich in einem schmalen zweistöckigen Flachbau. Direkt unter unseren Arbeitsräumen in
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H32 und im Erdgeschoss des Gebäudes H33 nebenan waren die Tierställe für die Affen untergebracht. Es waren grüne Meerkatzen (Cercopithecus aethiops). Das Haus war langgestreckt, quer zur Straße gelegen und eingeklemmt zwischen einem mächtigen mehrstöckigen Bau dahinter und einem nicht ganz so hohen davor, der parallel zur Straße stand. Die Aussicht aus den hinteren Fenstern, wo sich die Präparationsräume und der Aufenthaltsraum befanden, war entsprechend düster, nach vorn war es freundlicher und nicht ganz so eng. Durch das Fenster der Spülküche konnten wir sogar ein Stückchen Himmel sehen und seitlich einen Blick auf die Straße werfen. Die Präparationsräume, in denen wir hochsteril arbeiteten, wurden Kojen oder Kabinen genannt. Sie waren von den übrigen Räumen – der Spülküche sowie den Brut- und Lagerräumen – durch Flure und Gänge getrennt. Bevor wir uns morgens in unsere Laborräume zurückzogen, holten wir je nach Produktionsumfang – wenn ich mich richtig erinnere – ein bis zweimal in der Woche bis zu sechs Affennierenpaare im Tierstall ab. Jedes einzelne walnussgroße Nierenpaar lag in einer sterilen Petrischale. Die Schalen wurden übereinandergeschichtet in einem Aluminiumbehälter transportiert. Ab dem Zeitpunkt der Organentnahme musste alles zügig gehen, denn die Zellen konnten sich nur zu Gewebekulturen vermehren, solange sie noch lebendig waren. Im Labor war deshalb schon alles vorbereitet. Die weitere Aufbereitung der Affennieren geschah in den besonderen aseptischen Kabinen, deren Wände aus Glas waren, damit man von außen sehen konnte, was innen geschah. Standen beispielsweise Gefäße offen, war es wegen des Luftzugs verboten, in dem Moment die Kabine zu betreten. Jedes offene Gefäß und jeder Verschluss wurden vor dem Bunsenbrenner abgeflammt, jedes
Präparationsbesteck wurde durch die Flamme gezogen und durfte nicht mit der steril zu haltenden Fläche auf dem Tisch abgelegt werden. Man musste überlegt und konzentriert handeln, trug Handschuhe und Mundschutz, anderenfalls wären ganze Chargen von Zellkulturen unsteril. Allerdings galt die Sterilität allein dem Schutz der Zellen, deshalb gab es auch außerhalb der Kabinen keine Verpflichtung Handschuhe und Mundschutz zu tragen. Die Nieren wurden zuerst in der Petrischale halbiert, dann wurde der Hilus1 herauspräpariert und verworfen. Das zarte Nierengewebe wurde fein zerkleinert und rührend in einer Trypsin-Lösung angedaut. Dadurch wurde der Zellverbund in einzelne Zellen aufgespalten, die später homogenisiert, gespült und mit Nährlösungen versetzt als Suspension in Glasgefäßen ausgesät wurden. Bei 37°C wuchsen die Zellen in einem Nährmedium, das alle paar Tage gewechselt wurde, innerhalb von drei Wochen zu einem gleichmäßigen Gewebeteppich am Boden der Gefäße an. Dieses Wachstum wurde mikroskopisch kontrolliert, bis eine durchgängige Zellschicht entstanden war – nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick, sonst würden sich die Zellen gegenseitig ersticken. Wenn es so weit war, wurden die bewachsenen Gefäße für die Impfstoffproduktion in eine andere Abteilung weitergegeben. Unser Laborteam konnte sehr selbstständig arbeiten. Sobald der Umfang der Produktion feststand, teilten wir uns die Arbeit ein. Niemand schrieb uns etwas vor oder kontrollierte uns. Lediglich beurteilte einer unserer Chefs ein- oder zweimal in der Woche die Qualität der Kulturen. Zweifellos gab es spannendere Arbeitsplätze bei den Behringwerken, aber die Gewebezucht stellte hohe Anforderungen an steriles Arbeiten, Konzentration und Geschicklichkeit. Das reizte mich. Außerdem war mir bereits
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während meines Praktikums das angenehme Betriebsklima aufgefallen und die Abgeschiedenheit durch die Schleuse kam meiner Vorliebe für ein Arbeiten mit nur wenigen Menschen entgegen. Die Belegschaft der Behringwerke war streng nach Arbeitern, Angestellten und Akademikern gegliedert. Im Einstellungsgespräch wurde mir – einer kaum ausgelernten Biologielaborantin und frisch gebackenen Angestellten – nahegelegt, demnächst die Vertretung unserer schwangeren Laborleiterin zu übernehmen. Zu den Aufgaben der Leitung gehörte die Planung und Einteilung des Arbeitsablaufs, die Präparationen, die Qualitätskontrolle und die Protokollführung. Als eine der Jüngsten und praktisch noch recht unerfahrene Laborantin wäre es mir lieber gewesen, mich in keiner Weise hervorzuheben. Doch wenn ich die Stelle haben wollte, musste ich mich damit einverstanden erklären. Also sagte ich zu, nahm mir aber insgeheim vor, alle anfallenden Arbeiten weiterhin gemeinsam mit den anderen Frauen zu erledigen – auch das anschließende Reinigen der Arbeitsgeräte in der Spülküche. Letztlich waren es genau die Leitungsaufgaben, mit denen ich mich überraschend schnell vertraut machen musste, die mich letztlich vor einer Ansteckung mit dem unbekannten Erreger bewahrt haben.
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