Dieser Sammelband beinhaltet sowohl inhaltliche Diskussionen zu den genannten Themen als auch die Dokumentation der Ergebnisse der Konferenz „Zweite Generation“. Erstmals greift ein Buch das Thema Nachkommen von NS-Verfolgten aus den unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Opfergruppen auf.
Kooperationspartner:
www.mabuse-verlag.de
Thorsten Fehlberg, Jost Rebentisch, Anke Wolf (Hrsg.)
Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus Herausforderungen und Perspektiven
Th. Fehlberg u.a.
Gefördert durch:
Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus
Unbestritten ist, dass Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung für den Rest ihres Lebens von ihrer Vergangenheit geprägt sind. Doch auch deren Kinder sind davon nicht unberührt geblieben, sie haben die politische und soziale Aufarbeitung wesentlich mitgetragen und sich damit auch für das Wohl ihrer Eltern eingesetzt. So sind die Nachkommen der Überlebenden auch direkt von der Traumatisierung der Eltern betroffen und benötigen nicht selten Beratung und Unterstützung.
9 783863 212957
ISBN 978-3-86321-295-7
Mabuse-Verlag
Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus
Die Veranstaltung wurde gefördert von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Hans-Böckler-Stiftung. Die zugehörige Publikation wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) gefördert. Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autor/inn/en die Verantwortung.
Thorsten Fehlberg, geb. 1981, ist Projektkoordinator beim Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V. Dr. Jost Rebentisch, geb. 1966, ist seit 2014 Geschäftsführer des Bundesverbands Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V. Anke Wolf, geb. 1981, ist beim Bundesverband Information & Beratung für NSVerfolgte e. V. für den Bereich Recht und Beratung und für Projekte, die die Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus betreffen, verantwortlich.
Thorsten Fehlberg, Jost Rebentisch, Anke Wolf (Hrsg.)
Nachkommen von Verfolgten des ÂNationalsozialismus Herausforderungen und Perspektiven
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
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Satz und Gestaltung: Björn Bordon/MetaLexis, Niedernhausen Umschlaggestaltung: Marion Ullrich, Frankfurt am Main, unter Verwendung der Fotos: „hall of names in yad vashem“ von Avishai Teicher unter Attribution 2.5 Generic: https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.en und einer privaten Aufnahme von Anita Haviv-Horiner. Druck: CPI books GmbH, Leck ISBN: 978-3-86321-295-7 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis Vorwort
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Thorsten Fehlberg, Jost Rebentisch, Anke Wolf
Einleitung 11 Jost Rebentisch
Ansprache zur Konferenz „Zweite Generation“ Günter Saathoff
Zur Eröffnung der Konferenz „Zweite Generation“
13 17
Vorträge und Workshops I – Trauma und Erinnerung Miriam Victory Spiegel
Die emotionalen Konflikte der „Zweiten Generation“
21
Susanne Guski-Leinwand
Ressourcenaktivierung für die „Zweite Generation“ – die transgenerationale Weitergabe von Traumata verstehen und ihr entgegenwirken
25
Natan P.F. Kellermann
Epigenetische Transgenerationale Weitergabe von Traumata (TTT) 33 Stella Shcherbatova
Lernen aus den Erfahrungen anderer – Chance oder Bürde? Jeanine Bochat, Gabi Mehmel (für die Autor_innengruppe)
Kinder von KZ-Häftlingen – eine vergessene Generation Elisabeth Kahl
45 51
Erzähl- und Begegnungscafé für Nachkommen von NS-Verfolgten 61
Maggi Gad
„Wir sind ebenfalls Opfer – aufgrund der Erinnerungen“ Die „Zweite Generation“ des Holocaust – Theorie und Praxis Alexander Bakalejnik
„Zweite Generation“ – Sozialisation im „realen Sozialismus“
67 79
Vorträge und Workshops II – Aufarbeitung und Zukunft Michael Teupen
Die Praxis von Anerkennung und Entschädigung
87
Jelena Wachowski
Die „Zweite Generation“ im Verfahren zur Restitution von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut gemäß der Washingtoner Erklärung Micha Brumlik
Postmemory und transgenerationales Trauma Marina Chernivsky
Geschichte(n) in einem Raum
97 103 123
Silvio Peritore
Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma und seine Folgen für die Angehörigen der „Zweiten Generation“
129
Christa Bröcher, Klara Tuchscherer
Einblick in die Arbeit der Gruppe „Kinder des Widerstands – Antifaschismus als Aufgabe“ Oliver von Wrochem
Gedenkstättenarbeit mit Nachkommen von NS-Verfolgten
139 149
Friedhelm Boll
Die „Zweite Generation“ in der Selbstaufklärung – Bericht eines Workshops
163
Anita Haviv-Horiner
„Heimat? – Vielleicht“ Kinder von Holocaust-Überlebenden zwischen Deutschland und Israel
173
Petra Hörig
Auswirkungen der Verfolgung und Haft in der NS-Zeit auf die Familienmitglieder nach 1945
185
Nachwort Felix Kolmer, Jost Rebentisch
Folgegenerationen der Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung – Herausforderungen und Perspektiven
195
Anhang Die Herausgeber/innen
203
Die Autor/inn/en
205
Vorwort Im Juni 2015 veranstaltete der Bundesverband Information & Beratung für NSVerfolgte e. V. in Berlin eine Konferenz zum Thema „Zweite Generation“. Diese basierte auf den Ergebnissen zweier Fachtagungen zum gleichen Thema in den Jahren 2009 und 2011, aus denen der Auftrag hervorging, das Thema „Zweite Generation“ einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ziel der Konferenz war es, der gesellschaftlichen Relevanz des Themas gerecht zu werden und möglichst viele Menschen zusammenzubringen, die dazu einen Bezug haben. Die Teilnehmer/innen waren folglich sowohl Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus als auch Personen mit beruflichem oder privatem Interesse. Dabei war es für uns von größter Bedeutung, Nachkommen von Angehörigen verschiedener Verfolgtengruppen an der Konferenz zu beteiligen, um das gegenseitige Verständnis für die jeweils „anderen“ Gruppen zu erweitern. Die Veranstaltung und die vorliegende Publikation konnten dank großzügiger finanzieller Unterstützung seitens der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Hans-Böckler-Stiftung und mit der Unterstützung unseres Kooperationspartners Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. durchgeführt werden. Bei allen Unterstützer/inne/n möchten wir uns auf diesem Wege noch einmal herzlich bedanken. Unser Dank gilt auch allen Referent/inn/en, die mit ihren Workshops und Beiträgen für das Gelingen der Konferenz und des vorliegenden Sammelbandes gesorgt haben. Sie alle haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass Aspekte, die Nachkommen von NS-Verfolgten betreffen, stärker ins Licht der Öffentlichkeit rücken konnten, und damit bereits wichtige Arbeit für die Verbesserung der Lebenssituation der Folgegenerationen geleistet. Unser Dank gilt weiterhin allen Konferenzteilnehmer/inne/n, die besonders durch ihre Mitarbeit in den Workshops neue Ideen und Ansätze beigesteuert haben, die in die vorliegende Publikation mit einfließen konnten. Aus den Rückmeldungen der Teilnehmer/innen nehmen wir den klaren Auftrag mit, dass die Konferenz „Zweite Generation“ ein Auftakt dafür gewesen sein soll, die weitere Arbeit zum Thema Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialis9
Vorwort mus voranzutreiben und die gesellschaftliche Anerkennung der speziellen Situation der Folgegenerationen zu fördern. Mit dem vorliegenden Sammelband beabsichtigt der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V., die Vielfalt der die „Zweite Generation“ betreffenden Themen möglichst breit abzubilden. Thorsten Fehlberg Jost Rebentisch Anke Wolf
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Thorsten Fehlberg, Jost Rebentisch, Anke Wolf
Einleitung Aufgrund der Vielzahl der Verfolgungsgründe während des Nationalsozialismus und der sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Wahrnehmung der Verfolgtengruppen nach 1945 haben sich viele Verfolgtenverbände gegründet, die nicht alle gleichermaßen Gehör gefunden haben. Nicht alle Überlebenden wurden bei den Entschädigungsleistungen berücksichtigt. Einige Gruppen kämpfen bis heute um ihre Anerkennung – auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Denjenigen Überlebenden, deren Verfolgung in der Vergangenheit keine gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden hatte, fiel das Bekenntnis zur eigenen Identität oder das Sprechen über das Erlebte oft noch schwerer. Dies hat sich auch auf die Nachkommen der Verfolgten ausgewirkt. Die diesem Tagungsband zugrunde liegende Veranstaltung hieß Konferenz „Zweite Genration“. Für uns ist aber wichtig zu betonen, dass es uns um die Interessen aller Nachkommen der NS-Verfolgten geht: Mit der Verwendung des Begriffs „Zweite Generation“ hat sich der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V. in seiner Arbeit nicht nur auf direkte Nachkommen von Überlebenden bezogen, sondern auf alle Nachkommen. Aufgrund der vielfältigen Auseinandersetzung mit dem Thema „Zweite Generation“ ist der Begriff nicht eindeutig definiert und wird es auch im vorliegenden Buch nicht sein. Für die Zukunft werden wir in unserer Arbeit den Begriff der „Folgegenerationen“ benutzen. Viele Nachkommen von Überlebenden haben zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus entscheidend beigetragen und sich um die vielfältigen Bedürfnisse der Überlebenden gekümmert. Viele Kinder von NS-Verfolgten haben sogenannte „helfende Berufe“ ergriffen, was in der Literatur oft auch mit ihrer Biografie in Verbindung gebracht wird: Die Traumatisierung der NS-Verfolgten erforderte von vielen Kindern schon frühzeitig Unterstützung für ihre Eltern. Aus dieser Arbeit der Nachkommen ist für unsere Gesellschaft wichtiges Wissen entstanden. Teile dieses Wissens sollen mit dieser Publikation bewahrt werden. Die vorliegende Veröffentlichung versammelt Beiträge aus den Bereichen Soziale Arbeit, Erinnerungsarbeit, politische Bildung, Psychologie, Schutz vor Diskriminierung und rechtliche Beratung sowie biografische Berichte. 11
Thorsten Fehlberg, Jost Rebentisch, Anke Wolf Mittlerweile gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, die einzelne der oben genannten Themen behandeln. Besonders viele Bücher befassen sich mit der Thematik der Weitergabe von Traumata an die Folgegenerationen und mit der psychischen Belastung der Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus. Das vorliegende Buch wagt den Versuch, möglichst viele Themen, die in der Regel getrennt voneinander betrachtet werden, zu versammeln, um zumindest den Ansatz einer Gesamtschau zu bieten. Neben der wissenschaftlichen nimmt auch die literarische Auseinandersetzung mit dem Thema „Zweite Generation“ immer mehr zu. Die Graphic Novel von Michel Kichka mit dem Namen „Zweite Generation – Was ich meinem Vater nie gesagt habe“ und der Comic „Die Maus. Geschichten eines Überlebenden“ von Art Spiegelman sind bekannte Beispiele dafür. Romane, die sich mit Nachwirkungen der NS-Verfolgung im Familiengedächtnis befassen, werden zunehmend veröffentlicht. Außerdem schreiben Angehörige und Nachkommen von NS-Verfolgten Bücher über ihre Familiengeschichten. Dies betrifft vor allem auch die Generation der Enkel/innen, die nach der Geschichte der Verfolgten fragen. Teilweise haben sie ihre Großeltern nicht kennengelernt und wissen daher nur wenig über die Geschichte ihrer Vorfahren. In anderen Fällen erfahren sie von den Überlebenden wesentlich mehr über die Vergangenheit, als diese ihren unmittelbaren Nachkommen mitgeteilt haben: Den eigenen Kindern wollten viele die Verfolgungsgeschichte nicht erzählen – aus Scham oder um die Kinder nicht zu belasten. Aus vielen dieser Veröffentlichungen gehen die Nachwirkungen der nationalsozialistischen Verbrechen deutlich hervor. Auch dies verdeutlicht die gesellschaftliche Relevanz des Themas. Dieses Buch dokumentiert die Ergebnisse der Konferenz „Zweite Generation“ und bietet Informationen darüber, welche Ansätze und Arbeitsfelder für und von Nachkommen der Überlebenden bereits bestehen und darüber, welche Felder in Zukunft relevant werden könnten. Der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e. V. versteht es als eine seiner wichtigsten Aufgaben, für die Belange der Folgegenerationen ebenso engagiert einzutreten wie für die der NS-Verfolgten.
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