Anette Temper - Schattenschwester

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9 783863 213084

ISBN 978 – 3 – 86321 – 308-4

www.mabuse-verlag.de

Anette Temper

Anette Temper Schattenschwester

Meine Schwester Emma und ich mögen gern baden, Eis und zusammen lachen. Aber seit ein paar Wochen ist Emma wie ausgewechselt: Sie kommt kaum aus ihrem Zimmer und fängt plötzlich an zu weinen. Auch Mama und Papa sind ganz ernst und reden immer öfter leise über sie. Dann soll sie auch noch zu einem Arzt für die Seele, einem Psychologen! Kann ich mich anstecken? Und bin ich vielleicht auch an etwas schuld? Dieses Buch thematisiert Ängste und Gefühle bei der Depression eines Geschwisterkindes und zeigt Wege des Umgangs mit der Situation in einfachen Sätzen und schönen Bildern auf. Abgerundet durch einen Kinderfachteil bietet es (nicht nur) für Eltern die Möglichkeit, psychische Erkrankungen und die mit ihnen verbundenen Ängste und Fragen von Kindern sensibel zu thematisieren.

Schattenschwester Ein Kinderfachbuch für Kinder mit einem depressiven Geschwisterkind

Mabuse-Verlag


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.I Informationen zu unserem gesamten Programm, unseren AutorInnen und zum Verlag wenden Sie unter: www.mabuse-verlag.de. Wenn Sie unseren Newsletter zu aktuellen Neuerscheinungen und anderen Neuigkeiten abonnieren möchten, schicken Sie einfach eine E-Mail mit dem Vermerk „Newsletter“ an: online@mabuse-verlag.de. © 2016 Mabuse-Verlag GmbH Kasseler Str. 1 a, 60486 Frankfurt am Main Tel.: 069 – 70 79 96-13, Fax: 069 – 70 41 52 verlag@mabuse-verlag.de www.mabuse-verlag.de www.facebook.com/mabuseverlag Satz und Bildmontage: Marion Ullrich, Frankfurt am Main Lektorat: Franziska Brugger, Frankfurt am Main Druck: Himmer, Augsburg ISBN: 978-3-86321-308-4 Alle Rechte vorbehalten

Die Autorin: Anette Temper, geb. 1991, studierte in Würzburg Sonderpädagogik/Pädagogik bei Verhaltensstörungen. Zurzeit absolviert sie ihr Referendariat an einer Schule zur Erziehungshilfe in Unterfranken. Seit 2011 ist sie zudem in der Flüchtlingshilfe aktiv und arbeitet ehrenamtlich mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen.


Anette Temper

Schattenschwester Ein Kinderfachbuch fĂźr Kinder mit einem depressiven Geschwisterkind

Mabuse-Verlag Frankfurt am Main


Vorwort In den letzten Jahren ist eine Vielzahl an Bilder- und Kinderbüchern erschienen, die sich mit psychischen Erkrankungen auseinandersetzen. Mal stehen dabei Elternteile, mal betroffene Kinder im Vordergrund. Anliegen ist es stets, Kindern Zugänge zum Verstehen und Erleben von psychischen Erkrankungen und Beeinträchtigungen zu vermitteln, die sich nicht ohne weiteres erklären lassen oder aber auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind. Ob die wachsende Zahl dieser Bilder- und Kinderbücher Ausdruck einer zunehmenden Psychiatrisierung unserer Gesellschaft ist oder aber bewusster als noch vor einigen Jahren die Lebensrealität vieler Kinder und ihrer Familien aufgreifen, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Sicher ist, dass der Großteil der bislang existierenden Literatur für Kinder ein hoch bedeutsames Thema ausspart: die Perspektive und Situation von Geschwisterkindern. Sie führen nicht nur in Bilderbüchern, sondern vor allem in der Realität oftmals ein weniger beachtetes Dasein als ihre (leider) erkrankten Geschwister. Wo sich Eltern auf ihr erkranktes Kind konzentrieren müssen, geraten Geschwisterkinder oft völlig unbeabsichtigt ins Abseits und können darüber schnell selbst erkranken. Die Aufmerksamkeit, die ihnen weniger zuteilwird, unterliegt unterschiedlichen emotionalen Selbstdeutungen, die von Schuldgefühlen bis hin zu grundsätzlichen Ablehnungsgedanken reichen können. Aus zahlreichen Studien ist längst bekannt, dass Geschwisterkinder in hohem Maße Gefahr laufen, aus erlebter Ohnmacht heraus selbst krank zu werden. Umso erfreulicher ist es, dass mit dem Buch von Anette Temper eine bildnerische und erzählerische Perspektive vorliegt, welche die Geschwister in den Blick nimmt. Ein kleiner Junge, dessen Position auch darüber verdeutlicht wird, dass sein Name nicht genannt wird, beschreibt seine und die Situation seiner Familie mit Emma, der an Depression erkrankten, älteren Schwester. Sie wird als Schattenschwester bezeichnet, womit jungen Betrachtern und Lesern eine einprägsame, erste Idee von Depression angeboten wird. Klugerweise verzichtet die Autorin darauf, den erzählenden Jungen zum Schattenkind zu machen, so wie in der Fachliteratur Geschwister von psychisch erkrankten Kindern bisweilen bezeichnet werden. Damit verhindert sie, dass sich betroffene Geschwisterkinder voreilig mit einem Schattendasein identifizieren und möglicherweise sogar abfinden müssen. Die Gefahr dazu ist groß und wird auch in diesem Buch deutlich: so erlebt man den Jungen als überfordert damit, wie er sich seiner Schwester gegenüber verhalten und deren Veränderung deuten soll. Seine Eltern beziehen ihn nicht in ihre Sorgen mit ein und vergrößern so die Zweifel des Jungen; und die Schwester selbst macht ihn zum Komplizen: verbietet ihm , bestimmte Dinge weiter zu erzählen. Zudem macht er sich Gedanken, ob die Erkrankung der Schwester ansteckend sein könnte. Es sind nicht die Eltern, sondern der Psychologe, der ihn von dieser Überlegung letztlich entlastet.


Anette Temper zeigt mit ihrem Buch deutlich, wie komplex psychische Erkrankungen auf Familien und vor allem auf nicht betroffene Geschwisterkinder einwirken. Sie tut dies in einer unaufgeregten, klaren und sehr kindgemäßen Wort- und Bildsprache: einfach, ohne zu vereinfachen. Es bleibt, dem Buch zu wünschen, dass es viele Kinder und ihre Geschwister, erkrankt oder nicht, dabei unterstützt, Wege zum gegenseitigen Verstehen zu eröffnen und alle Beteiligten aus einem Leben mit übermächtigen Schatten herausführt.

Thomas Müller, Herbst 2016 Priv.-Doz. Dr. phil. habil. Thomas Müller unterrichtet am Lehrstuhl Sonderpädagogik V, Pädagogik bei Verhaltensstörungen, der Universität Würzburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Armut und Vertrauen als Themen der Sonderpädagogik, beeinträchtigte Kindheit unter den gesellschaftlichen Bedingungen des 21. Jahrhunderts sowie Unterricht und Erziehung bei Verhaltensstörungen.



Das bin ich.



Und das bin ich mit meiner groĂ&#x;en Schwester Emma.



Aber seit ein paar Wochen ist alles anders bei uns. Wir lachen nicht mehr so viel und bleiben meistens zuhause, weil mit Emma etwas nicht stimmt.



Emma ist fast immer in ihrem Zimmer. Meistens sperrt sie sogar zu, weil wir sie nicht stรถren sollen.



AuĂ&#x;erdem liegt sie oft nur in ihrem Bett. Sie redet ganz wenig und steht morgens einfach nicht auf. Auch nicht, wenn sie in die Schule muss.



Manchmal fängt sie auch plÜtzlich an zu weinen. Einfach so.


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