Joseph Randersacker & Karin Ceballos Betancur
Besser reich und gesund als arm und krank Satirische Texte über unser Gesundheitswesen
Zu den Autor*innen Karin Ceballos Betancur ist im wahren Leben Redakteurin einer großen deutschen WochenZEITung, deren Name hier keine Rolle spielt. Sie schreibt auch Bücher über das Reisen, z. B. über eine Reise Che Guevaras quer durch Südamerika. Joseph Randersacker hat seine ersten gesundheitspolitischen Erfahrungen als Referent des Bundestagsabgeordneten Jakob Mierscheid gesammelt. Seither sieht er im Gesundheitswesen vieles, was andere nicht sehen.
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der D eutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http ://dnb.d-nb.de abrufbar. Informationen zu unserem gesamten Programm, unseren AutorInnen und zum Verlag finden Sie unter : www.mabuse-verlag.de. Wenn Sie unseren Newsletter zu aktuellen Neuerscheinungen und anderen Neuigkeiten abonnieren möchten, schicken Sie einfach eine E-Mail mit dem Vermerk » Newsletter « an : online @ mabuseverlag.de.
Inhalt Eine kurze Einführung in die seltsame Welt des Gesundheitswesens . . . . . . . . . . . . . . 7 Alternative Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Das kleine ABC der Präventionspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Die Alters-WG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Die ostdeutschen Schrumpfgermanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Die Verbesserung des Menschen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
© 2017 Mabuse-Verlag GmbH Kasseler Str. 1 a 60486 Frankfurt am Main Tel. : 0 69 – 70 79 96 13 Fax : 0 69 – 70 4 1 52 verlag @ mabuse-verlag.de www.mabuse-verlag.de Umschlaggestaltung : Marion Ullrich, Frankfurt Umschlagfoto : © grynold/istockphoto.com Satz und Gestaltung : Christian Eberwien /ce › design, Berlin Druck : Beltz Bad Langensalza GmbH ISBN : 978-3-86321-343-5 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten
Evidenzbasierte Medizin – leicht gemacht . . . . . . . . . . . . . . 37 Familie mal anders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Freiheit statt Sozialismus oder privat versichert . . . . . . . . . 45 Freud und Rauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 » Gips mir ! « . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Rauchzeichen aus Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Resilienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Schau mir in die Augen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Schlafen und Wachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Sucht und Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Versorgungsgerechtigkeit und andere Wahnvorstellungen . . 77
Besser reich und gesund als arm und krank :
Eine kurze Einführung in die seltsame Welt des Gesundheitswesens
W
enn Sie gerne eine Herzkatheder-Untersuchung haben möchten, sollten sie nach München ziehen. Da wird sie besonders oft angeboten. Wie auch in Deutschland insgesamt – verglichen mit anderen Ländern. Fast 900.000 Mal im Jahr 2014. Angeblich ist jede zweite überflüssig. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Auch Kniearthroskopien sind häufig ein Luxus der be sonderen Art : Kosten viel und bringen nichts, also den Pa tienten bringen sie nichts, wohlgemerkt. Und gerade gehen Meldungen durch die Medien, dass von 129 neuen Medika menten, für die seit 2012 Preisverhandlungen zwischen den Krankenkassen und den Pharmakonzernen geführt wurden, ein Drittel überhaupt keinen Vorteil gegenüber den bisherigen Mitteln hatte. Etwa 330 Milliarden Euro wurden 2014 im deutschen Gesundheitswesen ausgegeben. Das war fast so viel wie die 7
deutschen Automobilhersteller weltweit umgesetzt haben und das Zweieinhalbfache ihres Umsatzes in Deutschland. Im Gesundheitswesen geht es um richtig viel Geld. Und um unsere Gesundheit, natürlich. Sagt man. Gut 50 Milliarden oder 16 % der Gesundheitsausgaben entfielen auf Arzneimittel. Wie gesagt, nicht alle sind nützlich. Böse Zungen wie der Leiter des dänischen CochraneZentrums Peter Gøtzsche behaupten sogar, dass in unseren gut versorgten westlichen Wohlstandsregionen Arzneimittelnebenwirkungen die dritthäufigste T odesursache darstel len. Die Cochrane-Leute sind so etwas wie Hohepriester der evidenzbasierten Medizin, sie tragen alles an Studien zusammen, was sich finden lässt und bewerten das Ganze. So mancher medizinischen Behandlung ergeht es dabei wie dem Kaiser mit den neuen Kleidern in Hans Christian Andersens Märchen : nichts dran. Andersen war übrigens auch Däne, vielleicht wird er mal der Schutzpatron der CochraneZentren. Für die Prävention, einschließlich aller Früherkennungs untersuchungen und all dem, was die Gesundheitsämter so treiben, gab es übrigens nur 3,5 % der Gesundheitsausgaben. Fast möchte man meinen, wir kurieren lieber Krankheiten, als dass wir sie verhüten. Dabei müssten wir doch viel mehr für die Prävention tun. Schließlich werden wir immer älter und wollen die gewonnenen Lebensjahre nicht bettlägerig verbringen, sondern auf dem Tennisplatz oder 8
auf unserer Yacht in der Südsee. Das ist eigentlich auch ganz einfach : Der wichtigste Einflussfaktor auf die G esundheit ist – neben dem Alter – die Art, wie wir leben und wie man uns leben lässt. Das oberste Einkommensfünftel hat eine etwa zehn Jahre höhere Lebenserwartung als das untere. Dagegen helfen keine Tabletten, dagegen hilft nur eine gerechtere Gesellschaft. Anders als bei den Wundermitteln, mit denen man uns immer wieder die Heilung aller Krankheiten verspricht, sieht man an den Reichen, was geht : Wären die Armen reich, würden sie zehn Jahre länger leben. Lieber reich und gesund als arm und krank ist daher ein wirklich gutes Lebensmotto. Man muss sich nur daran halten. Neu ist diese Einsicht nicht. Schon vor 250 Jahren hat Johann Peter Frank, der Urvater der Sozialmedizin, von der Armut als » Mutter aller Krankheiten « gesprochen. Aber die Krankheit ist eben wiederum auch die Mutter aller Einkünfte im Gesundheitswesen. 330 Milliarden, wie gesagt. Und nach einem berühmten Satz des Altkanzlers Helmut Kohl geht es darum, was hinten herauskommt. In den Dr. med. Mabuse-Heften ist das die Rubrik » Lieber reich und gesund als arm und krank «. Hier b ringen Karin Ceballos Betancur und Joseph Randersacker ihre Gedanken zu unserem Gesundheitswesen zu Papier – zu den Merkwürdigkeiten aus der Gesundheitspolitik ebenso, wie zu den vielen guten Ratschlägen, die man uns so gerne andient, oder zu den Holzwegen, die wir 9
selbst in Sachen Gesundheit gelegentlich einschlagen. Karin Ceballos Betancur ist im wahren Leben Redakteurin einer g roßen deutschen WochenZEITung, deren Name hier keine Rolle spielt. Sie schreibt auch Bücher, z. B. über eine Reise Che Guevaras quer durch Südamerika. Dabei muss ihr die Idee gekommen sein, dass im Gesundheitswesen auch eine Revolution nötig wäre. Wegen der zehn Jahre Lebenserwartung weniger bei den Armen zum Beispiel. Joseph Randersacker hat seine ersten gesundheitspolitischen Erfahrungen als Referent des Bundestagsabgeordneten Jakob Mierscheid gesammelt. In dieser Funktion hat er den damaligen Entwurf des Gesetzes über die Zweckbindung der Gesundheitsausgaben an die Gesundheit vorbereitet, der im Bundestag keine Mehrheit fand. Seit einigen Jahren schreibt Joseph Randersacker seine Gedanken daher ebenfalls in der Rubrik » Lieber reich und gesund als arm und krank « nieder. Daraus ist die vorliegende Sammlung entstanden. Als Zutaten gibt es einige Cartoons von Freimut Woessner. Erstens weil sie gut sind, zweitens weil man sich damit zur Not das Lesen der Texte sparen kann und trotzdem was von dem Büchlein hat. Man kann es aber auch zu vielen anderen Zwecken verwenden. Schenken Sie es zum Beispiel Ihrem Arzt oder Apotheker. Vor allem aber, haben Sie Spaß daran. Auch das verlängert nachweislich das Leben. JR, Frühjahr 2017 10