Dr. med. Mabuse 221_Familie

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Nr. 221 · Mai/Juni 2016 41. Jahrgang · D 6424 F · 8 Euro

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Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe

Familie Wahl oder Pflicht? – Schwangere zwischen Fremd- und Selbstbestimmung. Ökonomie vor Patientenwohl – Kritik an Kliniken. Nie wieder süchtig? – Nutzen von Raucher-Apps.

— Kinder als Pflegende — Family Medicine — Wohnungslose — Angehörige psychisch Erkrankter


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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, der Begriff Familie, abgeleitet vom lateinischen Begriff famulus (der Haussklave), bezeichnete früher keine Verwandtschaftsbeziehung, sondern den Besitz eines Mannes. Erst seit Ende des 17. Jahrhunderts wird das Wort Familie in unserem heutigen Sinne verwendet und meint die sogenannte Kernfamilie. Die Vorstellung, wer zu dieser Kernfamilie gehört, hat sich jedoch im Laufe der Zeit gewandelt: Menschen leben heute auf vielfältige Art und Weise zusammen. Ob wir in einer Patchwork-Familie, nur mit einem Elternteil, ohne Geschwister oder mit Oma und Opa unter einem Dach aufwachsen: Die Familie bleibt eine der bedeutsamsten sozialen Beziehungen und sie prägt jeden von uns – auch im Hinblick auf unsere Gesundheit. Die Herkunft beeinflusst maßgeblich die Bedingungen für eine gesunde Entwicklung und auch das spätere Gesundheitsverhalten. Im Falle einer Erkrankung dient die Familie als Stütze, und wie bedeutsam pflegende Angehörige in der Betreuung älterer Menschen sind und in Zukunft sein werden, wissen wir nicht erst seit den Prognosen zum Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen.

So vielfältig die Verbindungen zwischen Familie und Gesundheit sind, so verschieden sind auch die Themen, die unsere AutorInnen im Schwerpunkt behandeln: Es geht um Kinder, die zu Pflegenden werden, die US-amerikanische „Family Medicine“, den Umgang mit Gewalt im Kontext einer psychischen Erkrankung, die Situation von wohnungslosen Menschen und das Aufwachsen von Kindern bei Verwandten. Außerhalb des Schwerpunktes stehen diesmal deutsche Krankenhäuser im Fokus: Ein Beitrag beschreibt die Arbeitsbedingungen von angestellten Hebammen, ein weiterer das Verhältnis von Ökonomie und Patientenwohl. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Herzliche Grüße aus der Redaktion!

Franca Liedhegener

Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016

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Inhalt Geburtshilfe am Limit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 16 Arbeitssituation von Hebammen in deutschen Krankenhäusern Katja Stahl

Ökonomie vor Patientenwohl

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S. 20

Deutscher Ethikrat kritisiert Zustände in Kliniken Wolfgang Wagner

Das gesundheitspolitische Lexikon . . . . . . . . . . . . S. 40 Innovationsfonds Matthias Schrappe

Wahl oder Pflicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 42 Schwangere zwischen Selbst- und Fremdbestimmung Kirsten Achtelik

Nie wieder süchtig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 46 Zur potenziellen Wirkung von Nichtraucher-Apps Viviane Scherenberg und Katharina Liegmann

Pflege – rundum gestärkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 49 Aber Teilhabeleistung ist sie immer noch nicht Oliver Tolmein Gesundheit anderswo:

Weg mit den Papierfliegern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 50 Eine New Yorker Notaufnahme setzt auf Lean Management Felix Hoffmann

Gestiegene Nachfrage

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S. 53

Ein Jahr Rezeptfreiheit für die „Pille danach“ Gerd Glaeske

Editorial

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Leserbriefe

Gesundheitsexperten von morgen:

Selbsthilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 54

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Nachrichten

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Cartoon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . 57

Bedarf und Etablierung tragfähiger Angebote Heidrun Wolter

Register 2015

Rubriken

Neuerscheinungen . . . . . . . . . . . . . 64

S. 62

Broschüren/Materialien . . . . . . 69 Zeitschriftenschau

Besser reich und gesund als arm und krank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 82 Karin Ceballos Betancur

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Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Stellenmarkt/Fortbildung

...

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Kleinanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

Foto: Caro/Sorge


Schwerpunkt:

Familie „Man macht es dann“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 24 Kinder als pflegende Angehörige Sabine Metzing

Wohnungslos und krank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 27 Welche Rolle spielt die Familie? Katharina Kapsch und Andreas Büscher

„Familiy Medicine“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 30 Eine spezielle Facharztausbildung in den USA Mary Johanna Fink und Eckardt Johanning

Rollentausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 34 Wenn Kinder bei ihren Verwandten aufwachsen Joachim Göres

„Aus dem Dunkel der Scham ins Licht der Öffentlichkeit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 36 Deeskalationstraining für Angehörige psychisch erkrankter Menschen – Ein Gespräch mit Christian Zechert Christoph Müller

Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 39 Bücher zum Weiterlesen


30 Schwerpunkt: Familie

Family Medicine

„Family Medicine“ Eine spezielle Facharztausbildung in den USA

Foto: istockphoto.com/Justin Horrocks

Mary Johanna Fink und Eckardt Johanning Die ärztliche Versorgung ist in viele unterschiedliche Fachbereiche gegliedert. In den USA gibt es allerdings eine spezielle Facharztausbildung, die mit dem Ziel konzipiert wurde, den Blick auf den Patienten und sein soziales Umfeld auszuweiten. Ärzte der sogenannten Family Medicine betreuen ihre Patienten sowohl ambulant als auch stationär und das in ganz unterschiedlichen medizinischen Belangen.

D

ie Ärztin Deborah arbeitet in einer texanischen Kleinstadt mit zwei Kollegen* in einer Praxis, die sich auf Innere Medizin, Kinderheilkunde und Schwangerenbetreuung spezialisiert hat. Kommt einer ihrer Patienten ins Krankenhaus, betreut Deborah ihn dort täglich – wie eine Belegärztin. Dokumentation, Behandlungs- und Pflegeanweisungen, Nachsorge und viele andere Aufgaben liegen allein in ihrem Verantwortungsbereich. Elena arbeitet ebenfalls als Ärztin in einer städtischen Praxis, die durch staatliche Mittel für unterversorgte Gebiete unterstützt wird. Ihr ärztlicher Alltag beinhaltet unter anderem Hausbesu-

che: Sie kümmert sich um ältere oder pflegebedürftige Patienten, die nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihr in die Praxis kommen können. Beide haben nach dem Abschluss ihres Medizinstudiums in den USA eine Weiterbildung („Residency“) zum Facharzt für Family Medicine absolviert. In den Beispielen zeigt sich bereits, wie vielfältig die spätere Arbeit ist, allerdings findet man Absolventen dieser Weiterbildung auch in staatlichen Behörden, Gesundheitsämtern, globalen NGOs oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Aber was sind die Ziele und wie ist die Ausbildung im Fach Family Medicine aufgebaut?

Entstehung in den 1960er Jahren Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die medizinische Ausbildung und Lehre vereinheitlicht und standardisiert werden. Zunächst legte man fest, dass die Weiterbildung zum Facharzt in Allgemeinmedizin nur ein Jahr dauern sollte – bei zunehmendem Bedarf an Allgemeinmedizinern Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016


Family Medicine

schien dies sinnvoll, allerdings wurde bald klar, dass der medizinische Fortschritt es erforderlich machte, die Ausbildungszeit zu verlängern. In den 1960er Jahren wurde daher ein Facharzt für „Familienmedizin“ konzipiert. Dieser „Familienarzt“ sollte ein weiser und fürsorglicher Partner für Patienten jeden Alters und Geschlechts sein – Eigenschaften, die angesichts der oft „unbestimmten Patientensorgen bei tödlichen Erkrankungen, ungewöhnlichen und langwierigen Krankheiten oder psychosomatischen Beschwerden“1 dringend notwendig waren. Man war der Meinung, dass gerade solche gesundheitlichen Beeinträchtigungen nur von einem Arzt verstanden und behandelt werden konnten, der sich auch im Leben seiner Patienten auskannte. Viele Beschwerden werden durch die spezifischen Lebensumstände ausgelöst und bedürfen daher einer besonderen Aufmerksamkeit, der der ganzheitlich orientierte Blick der Family Medicine gerecht werden sollte. Im ärztlichen Selbstverständnis stehen dabei „ethische“ Beratungsprinzipien im Mittelpunkt. Die Facharztdisziplin Family Medicine wurde schließlich 1969 eingeführt. Seitdem umfasst sie eine dreijährige Weiterbildung in einem anerkannten akademischen Lehrkrankenhaus. Während dieser Zeit hospitieren die Assistenzärzte für je ein oder zwei Monate in verschiedenen Fächern, in stationären wie auch ambulanten Einrichtungen. Der praktische Teil wird von Unterricht, Vorträgen und Seminaren begleitet.

Ausbildung: stationär und ambulant Die „first year residents“ (auch „Interns“ genannt) sind zunächst für vier Monate auf einer Inneren Station im Lehrkranken-

haus, gefolgt von jeweils einem Monat in der Kinderheilkunde, in der „Community Medicine“ (also Haus-, Schul- und Altersheimbesuche, Sozialmedizin), in Chirurgie, der Intensivmedizin sowie der Klinikambulanz, und schließlich zwei Monaten in der Gynäkologie und Geburtshilfe. In allen stationären Bereichen diagnostizieren, therapieren und betreuen sie von Anfang an Patienten, selbstverständlich mit Unterstützung der erfahreneren Kollegen. In der ambulanten Versorgung, die meist an das Lehrkrankenhaus angeschlossen ist, reicht das Spektrum von Patienten mit „einfachen“ Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, Rheuma) bis zu komplizierteren Fällen (Krebserkrankungen, Behinderungen und Geburtsfehler). Eigenverantwortung und Autonomie steigen im Laufe der Ausbildung. Zu Beginn betreut ein Intern in der Ambulanz meist drei bis vier Patienten pro Sprechstunde (ca. 40 bis 60 Minuten pro Patient). Er untersucht den Patienten zunächst allein und stellt ihn im Anschluss einem erfahrenen Facharzt vor, der eine weitere Untersuchung durchführt und dann Differenzialdiagnose sowie Therapieplan mit dem Intern abstimmt. Während der einmonatigen Station im Bereich „Community Medicine“ werden Patienteninterviews mit Video aufgezeichnet und später gemeinsam besprochen. Die Ärzte aus dem zweiten oder dritten Ausbildungsjahr werden verstärkt in der stationären Versorgung eingesetzt (mindestens sechs Monate), dazu kommen zwei Monate in der Notaufnahme für Erwachsene oder Kinder und ein Monat in der Dermatologie. Während dieser Dienste müssen sie weiterhin mindestens ein Mal wöchentlich ihre ambulanten Patienten im „Family Health Center“ betreuen. Die

Schwerpunkt: Familie

fortgeschrittenen Ärzte nehmen nach und nach mehr Patienten (sechs bis zehn) in ihre Sprechstunde auf und sind häufiger (zwei bis vier Mal pro Woche) in der Ambulanz tätig. So erweitern sie die Anzahl ihrer Patienten stetig auf ein für den späteren Praxisalltag realistisches Maß.

Blick auf das soziale Umfeld Die ambulanten Kliniken und Weiterbildungsstätten der Family Medicine unterscheiden sich von anderen Lehrstellen dadurch, dass dort Mediziner mit einer psychiatrischen beziehungsweise psychosozialen Fachqualifikation arbeiten und das soziale Umfeld der Patienten immer im Blick gehalten wird.2 Die Idee, die psychosoziale Wirklichkeit der Patienten zu berücksichtigen, geht über das sonst übliche rein biologisch-medizinische Verständnis in der klassischen Medizinerausbildung in den USA hinaus.3 Im Zentrum dieses besonderen Verhältnisses zwischen Arzt und Patient sollen das Leben der Patienten und ihre Perspektive stehen. In der Praxis kommen daher zum Beispiel offene Fragen (Wie geht’s?) oder spezielle Interviewmethoden (z.B. „Motivational Interviewing“4 oder das „harm reduction model“5) zum Einsatz. Im Idealfall erhält der Patient so einen anderen Blick auf und einen neuen Zugang zu seiner Krankheit. Einen Teil der Ausbildung stellen Hausbesuche und Visiten im Pflege- oder Altersheim dar6,7, was den Blick auf verschiedene Lebens- und Erlebnisbereiche bei den Allgemeinmedizinern erweitern soll. Die psychosozialen Beziehungen sollen im nicht-klinischen Kontext berücksichtigt und das Verständnis von sozial-bedingten Krankheitsverläufen durch praktische Beispiele vertieft werden. Die Ärzte

NEUE PRAXISHILFEN FÜR DIE SOZIALPSYCHIATRIE

Martin Schmoranz | Julia Müller

Gruppenarbeit mit Kindern psychisch erkrankter Eltern Ein Handbuch

Alleingelassenen Kindern Raum geben

Welche Bedürfnisse haben Wohnungslose?

Dieses an konkreter Hilfepraxis orientierte Handbuch soll Praktiker, die sozialpsychiatrisch, psychotherapeutisch, beratend und pädagogisch tätig sind, anregen, ihre Arbeit mit einer offeneren Wahrnehmung für Kinder psychisch erkrankter Eltern zu gestalten.

Die SEEWOLF-Studie untersucht den psychischen und körperlichen Gesundheitszustand wohnungsloser Menschen im Großraum München.

Josef Bäuml | Monika Brönner | Barbara Baur Gabriele Pischel-Walz | Thomas Jahn (Hg.)

Die SEEWOLF-Studie Seelische Erkrankungsrate in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe im Großraum München

2016, ca. 150 Seiten, ca. € 23,00 ISBN 978-3-7841-2892-4

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Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016

2016, ca. 300 Seiten, ca. € 25,00 ISBN 978-3-7841-2910-5

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Schwerpunkt: Familie

Family Medicine

lernen ihre Patienten im sozialen Umfeld kennen und darüber hinaus deren Beziehungen zu Familienmitgliedern, Kollegen und Freunden. Die nationale Organisation „Accreditation Council for Graduate Medical Education“, die in den USA die formalen Voraussetzungen der Facharztausbildung festlegt und auch überwacht, sorgt dafür, dass die Ausbildung trotz der unterschiedlichen Bedingungen und den Versorgungsgebieten (Stadt oder Land, reiche oder arme Bevölkerung, Gemeinden mit besonderen ethnischen Bevölkerungen) standardisierten Qualitätserfordernissen entspricht, aber auch eine individuelle Ausbildung ermöglicht. Neben den festgelegten Bereichen im Lehrplan können die Ärzte zum Beispiel Wahlfächer wie Arbeits- und Umweltmedizin oder Praxismanagement belegen.

Primärmedizin unter Druck Die Mehrheit der amerikanischen Medizinstudierenden wählt allerdings keine Fortbildung im Bereich Family Medicine, sondern entscheidet sich für die attraktiver erscheinenden „ROAD“-Facharztausbildungen (Radiologie, Orthopädie, Anästhesie und Dermatologie). Im Jahr 2016 wurden in den USA insgesamt 27.860 Weiterbildungsstellen zum Facharzt („one year residency“) angeboten, davon rund 12.300 Plätze in der Primärmedizin (Inneren Medizin, Family Medicine, Kinderheilkunde).8 Obwohl diese Zahlen zunächst nicht schlecht erscheinen, ist es doch bedenklich, dass sich Jahr für Jahr mehr Absolventen für hoch spezialisierte Fächer entscheiden, da diese meist besser bezahlt werden und „angesehener“ sind. Die Tatsache, dass 82 Prozent der Studierenden Studienschulden in Höhe von 180.000 bis 200.000 US-Dollar zurückzahlen müssen, spielt hier sicherlich eine Rolle. Zudem steht die Primärmedizin auch gesellschaftlich und ökonomisch unter Druck: Der medizinische Alltag ist mehr und mehr durch technische Apparate und Leistungen geprägt, die auch in den USA höhere Erlöse versprechen als die gesprächsorientierte Behandlung und Beratung. Während das Leben der Menschen und das „gesunde Verhalten“ in den USA immer mehr durch die Medizin bestimmt werden – etwa mit Nichtraucher- und Schlankheitskampagnen –, werden Patienten gleichzeitig oft überdia-

gnostiziert, weil sie oder ihre Angehörigen erwarten, dass „irgendwas gemacht werden muss“ (z. B. bei sterbenden Patienten). Auch die Fernsehwerbung trägt ihren Teil dazu bei: Seit einiger Zeit dominieren Werbekampagnen, die Patienten direkt ansprechen – hier werden scheinbar neue Medikamente gegen Impotenz, Nervenerkrankungen oder gar Herzrhythmusstörungen mit schönen Bildern angepriesen. Die Aufforderung „Fragen Sie Ihren Arzt nach …“ überzeugt die Menschen zunehmend – das ließ sich die Pharmaindustrie 2014 rund 1,9 Milliarden USDollar, nur für die zehn meistverkauften Mittel, kosten.9 Schließlich ist es der Trend zu einer „individualisierten Präzisionsmedizin“, dem sich die Primärmedizin in den USA stellen muss. Hier werden beispielsweise bei Dickdarmkrebs Tumormarker bestimmt und eine auf der Analyse der eigenen DNA basierende Behandlung versprochen. Eine solche Art der Medizin kann allerdings kein gutes Arzt-PatientVerhältnis ersetzen, das auf Vertrauen und Gesprächsbereitschaft aufgebaut ist. Wenn die finanziellen Mittel künftig mehr auf die Individualmedizin konzentriert werden, werden Public Health-Maßnahmen zwangsläufig zu kurz kommen. Die Krise in der Primärmedizin wird deutlich, wenn man auf die Entwicklung der Ausbildung und den prognostizierten künftigen Ärztemangel schaut: Schon 2020 werden in den USA rund 20.400 Allgemeinmediziner in der Versorgung der Bevölkerung fehlen.10 Dabei muss man bedenken, dass in den USA bereits heute die Grundversorgung der Patienten oft nur von besser qualifizierten Schwestern („master prepared nurse“) und Arztassistenten („Physician assistant“) anstelle von Medizinern geleistet wird.

Gesundheit und Politik Die noch junge Gesundheitsreform – der affordable care act (ACA) – hat zu einer erheblichen Verringerung der ehemals etwa 38 Millionen Nicht-Versicherten geführt. Immer mehr Menschen haben mithilfe der staatlich kontrollierten privaten Krankenkassen Zugang zu einer medizinischen Versorgung und inzwischen ist ein Ausschluss von Menschen mit vorbestehenden chronischen Erkrankungen aus der Krankenversicherung verboten.11 Das Problem des Ärztemangels bleibt hinge-

gen weiterhin bestehen. Und obwohl der Bedarf durch die immer älter werdende Bevölkerung stetig wächst, haben die republikanischen Präsidentschaftsanwärter, wie der Milliardär Donald Trump oder der erzkonservative Texaner Ted Cruz, angekündigt, den ACA – abwertend als „Obamacare“ bezeichnet – wieder abzuschaffen. Das US-Gesundheitssystem ist komplex und eindeutig ein „for-profit“-Business mit vielen unterschiedlichen Interessen. 2011 waren 15,7 Prozent der Erwerbstätigen im Gesundheitswesen beschäftigt, mit einem Ausgabenbudget von 2,7 Milliarden US-Dollar, von denen 42,3 Prozent durch staatliche Haushaltsmittel finanziert werden.12 Dennoch liegen die USA bei Indikatoren wie der Säuglingssterblichkeit oder den Überlebenschancen bei Erkrankungen weit hinter anderen Industrienationen. Der politische und staatliche Einfluss auf die alltägliche Arbeit der Ärzte ist und wird voraussichtlich weitreichend bleiben. Was das für den so wichtigen Bereich der Family Medicine bedeuten wird, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Dass Gesundheit ein wichtiges Wahlkampfthema ist, zeigen aktuelle Umfragen: Nach Wirtschaft/Beschäftigung und Terrorismus rangiert das Thema auf Platz drei, von demokratischen Wählern wurde es sogar auf den ersten Rang gehoben. ■ * Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen. Die Literatur zum Text finden Sie unter www.mabuse-verlag.de

Ich bin ein Familienmensch, weil... „... in Begegnung Tiefe steckt.“

Dr. med. Mary Johanna Fink geb. 1949, ist Assistant Professor an der Columbia University, New York City, USA. mjf2103@cumc. columbia.edu

Dr. med. Eckardt Johanning geb. 1953, ist Arbeitsmediziner in New York City, USA. www.johanningmd.com. Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016


Buchbesprechungen

Mit meinen herzlichen Grüßen! Ihre Dorothea Buck Der Gartenhaus-Briefwechsel

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m Herbst 1990 erschien das Buch von Dorothea Buck „Auf der Spur des Morgensterns – Psychose als Selbstfindung“. Viele LeserInnen meldeten sich im Anschluss an die Veröffentlichung bei der Autorin – über viele Jahre hinweg entstanden Kontakte, die unter anderem in unzähligen Briefen dokumentiert sind. Eine Auswahl von Briefen aus dem Zeitraum 1990 bis 2000 haben die Herausgeber Hartwig Hansen und Fritz Bremer aus dem Nachlass von Dorothea Buck ausgewählt und im vorliegenden Buch versammelt. „Wir haben uns bewusst für diejenigen Briefe und Antworten entschieden, die eine persönliche Rückmeldung auf ein lebenspraktisches Anliegen bzw. einen Beitrag zum eigenen Psychoseverständnis dokumentieren“, erläutern sie im Vorwort. Dorothea Buck, eine der Erfinderinnen des Psychoseseminars, dem Trialog, bei dem Betroffene, Angehörige und Professionelle ihre Erfahrungen im neutralen Raum austauschen, kommt hier zu Wort. Sie fordert immer wieder, „das eigene Glück, die eigene Heilung in die Hand zu nehmen, dabei auf die eigene Kraft zu vertrauen, sich unabhängig von anderen zu machen und gleichzeitig den so wichtigen Austausch und Schulterschluss mit ebenfalls Erfahrenen zu suchen.“ Jeden Briefwechsel haben die Herausgeber mit einer Überschrift versehen, sodass man nicht unbedingt chronologisch lesen muss. So groß die Zahl ist, so bunt sind die Themen. Im Zentrum aber steht das Psychoseverständnis, von dem Dorothea Buck überzeugt ist, dass es der Einbruch des Unbewussten ins Bewusste ist. In einem der ersten Briefe kann man lesen: „Was mich am meisten ergriffen hat, ist die Helligkeit, die trotz der furchtbaren Wahrheiten in Ihrem Buch zu spüren ist. Und es kam Freude in mir hoch, ein großes Verstehen der vielfältigen Art der Psyche des Menschen. Warum ich auch Freude empfand? Deshalb, weil mich vieles an das Schicksal meiner Schwester erinnerte und ich jetzt einen kleinen Hoffnungsschimmer verspüre.“ Dieses Hoffnungsvolle, das Dorothea Buck ausstrahlt, gibt sie in ihren Briefen vielfach zurück. Sie vermag es, ausufernde Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016

Vorstellungen von einer möglichen Zukunft in praktikable Bahnen zu lenken. Sie beantwortet Fragen nach der Art „Was soll ich nur machen?“ sehr konkret – auch im politischen Feld, in dem sie sich wegen ihres vielfältigen Engagements gut auskennt. So ermutigt sie in ihren Briefen etwa, sich mit Forderungen direkt an die zuständigen Politiker zu wenden, beispielsweise um eine Erweiterung von Therapie-Angeboten zu erreichen: „Wenn Angehörige und Psychiatrie-Erfahrene den dafür zuständigen Leuten im Amt alle zusammen auf die Bude rücken, bis sich etwas ändert, wird das aller Voraussicht nach auch Erfolg haben.“ Ein anderer Brief zeigt, wie einfühlsam und persönlich Dorothea Buck auf die Zuschriften antwortete: „Ich wäre nicht darauf gekommen, dass Deine Lebendigkeit und Spontanität vielleicht auch mit Deiner Kindheit zusammenhängen, mit Deinem Widerstand, sich durch sie reduzieren zu lassen. Der erlebte Mangel setzt ja auch Kräfte frei, ihn auszugleichen … So könnte man sich denken, dass die Entwicklung der Fantasie eher aus dem Mangel als aus der Fülle geschieht ... In den Märchen sind es meistens die in ihrer Kindheit Benachteiligten, die schließlich zu Glückskindern werden … Aber man muss auch das Glück, das sich wohl immer nur als eigene Entwicklung verwirklichen kann, wollen …“ Es ist eine wahre Schatzgrube, die sich auftut, wenn man in den Briefen liest. Bertolt Brecht bedankt sich in seinem Gedicht „Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration“ bei dem Zöllner, der durch seine Frage den Weisen zu Antworten veranlasst: „Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, Dessen Name auf dem Buche prangt! Denn man muss dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.“ Dorothea Buck war immer sehr freigebig mit ihrer Weisheit, die ein langes engagiertes aktives Leben reifen ließ. Ich danke ihr und ihren Briefschreibern! Christine Theml, Jena

Paranus Verlag, Neumünster 2015, 208 Seiten, 19,95 Euro

Hochaktuelle Thematik als gesellschaftliche Herausforderung

NEU Jacobs, Kuhlmey, Greß, Klauber, Schwinger (Hrsg.)

Pflege-Report 2016 Die Pflegenden im Fokus Der Pflege-Report 2016 diskutiert, mit welchen personellen Möglichkeiten auch zukünftig eine ausreichende Pflegeversorgung gesichert werden kann. Er greift u. a. Fragen nach dem Versorgungs-Mix auf oder wie genügend Menschen für Pflegetätigkeiten begeistert und qualifiziert werden können.

Irrtum und Preisänderungen vorbehalten. Abb.: © iStockphoto.com / Yuri

Dorothea Buck u. a.

Der jährlich erscheinende Report ist eine fundierte Wissens- und Diskussionsgrundlage, um für die nächsten Jahrzehnte eine optimale Versorgung für Pflegebedürftige in die Wege zu leiten. 2016. 364 Seiten, 63 Abb., 52 Tab., kart. € 54,99 (D) / € 56,60 (A) ISBN 978-3-7945-3175-2

www.schattauer.de

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Buchbesprechungen

Eckart Roloff, Karin Henke-Wendt

Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie

D

ie AutorInnen haben ihrem Buch zwei Sprüche vorangestellt, die ihre Intention sehr deutlich machen: „Ein Mal sehen ist besser als zehn Mal hören“. Dieses Sprichwort steht für die unvergleichliche Informationsstärke einer musealen Präsentation gegenüber anderen Medien. „Doppelt lebt, wer auch die Vergangenheit genießt“, dieses Zitat von Marcus Valerius Martialis hebt die Bedeutung der Geschichtskenntnis für das aktuelle Verständnis, aber auch für den Lebensgenuss hervor. Also mache ich mich auf den Weg durch 16 Bundesländer – von Aachen bis Zwiefalten und von Kiel bis Wasserburg. Die Reiselektüre ist übersichtlich nach den folgenden Themen gegliedert: Apotheken- und Pharmaziemuseen, Persönlichkeiten, Einzelthemen, Firmenmuseen, Krankenhausmuseen, Kur,- Bade- und Stadtmuseen, Medizingeschichte allgemein, Rotkreuz-Museen sowie Museen für Psychiatrie und Psychologie. Insgesamt sind in den zwei Bänden rund 160 Museen versammelt und anhand der Karten kann ich meine Route leicht festlegen. Als Beispiel im Folgenden einige Stichproben meiner Besuche: — Das „Menschen Museum“ des Gunther von Hagens in Berlin ist wohl das meistbesuchte und am heftigsten umstrittene Museum zur Anatomie und Physiologie des Körpers. Trotz vieler Kritik und Vorbehalte wird aber klar, dass die Besucher meist ernst, beeindruckt und mit positiven Gefühlen die Ausstellung erleben. Sechs weitere Museen sind noch allein in Berlin zu sehen. — Das Schnarch-Museum in Alfeld-Langenholzen klärt auf über problematisches bis krankhaftes Atmen, die Ronchopathie und deren mitunter exotisch wirkende Therapien – ein vielfach belächeltes, aber lebenswichtiges Thema. — Das Psychiatrie-Museum „Verrückte Zeiten“ in Bonn ist wohl das jüngste der vorgestellten Museen und eines von insgesamt 30 in dieser gut gefüllten Rubrik. Es erläutert in mehreren thematisch bezogenen Räumen kritische Themen der Psychiatriegeschichte, insbesondere auch

die menschenfeindliche Politik während des Nationalsozialismus. — Das „Kernerhaus“ in Weinsberg stellt den schwäbischen Dichter, Arzt und Magier vor, der in diesem Haus vielfältig wirkte, sich seinen Patienten, seiner Familie, seinen Freunden widmete. Er gilt zudem als Vertreter des sogenannten tierischen Magnetismus beziehungsweise Mesmerismus. — Das „Rotkreuz-Museum“ in Geislingen, ein relativ neues von 15 Museen dieser Art, zeigt viel Technik und Fahrzeuge und widmet sich der bedeutenden Geschichte des Gründers Henry Dunant. — Die „medizinhistorische Ausstellung im Gesundheitspark“ in Bad Gottleuba: Im Jugendstil gestaltete Bauten und eine herrliche Parkanlage verweisen auf die Kurtradition. Hier findet man Sachsens größte private Sammlung medizinischer Geräte und Möbel. Ich habe diese und viele andere Museen besucht und sehe sie in den beiden Bänden von Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt gut und treffend beschrieben. Die Lektüre ist kurzweilig und immer wieder provoziert sie die Idee, eine neue Route einzuschlagen, eine noch unbekannte Einrichtung zu besuchen. Die Listen und Karten, das Literaturverzeichnis, der Hinweis auf die entsprechenden Einrichtungen in Österreich, der Schweiz und Südtirol sind sehr hilfreich. So lassen sich meine Studienfahrten gut planen und meine Wissensaneignungen kann ich auf diese Weise auch wirklich genießen. Band 1 (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) und Band 2 (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen) umfassen jeweils rund 260 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen. Nach der Lektüre des Bandes Süddeutschland war ich erpicht auf den Band Norddeutschland. Ich empfehle, gleich beide Bände zu kaufen. Man spart auf diese Weise zehn Euro. Rolf Brüggemann, Göppingen

Hirzel Verlag, Stuttgart 2015, Band 1: Norddeutschland, 266 S.; Band 2: Süddeutschland, 257 S.; je 29,90 Euro oder als Set für 49 Euro

Bernard Lown

Heilkunst Mut zur Menschlichkeit

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ch kenne die Realität im deutschen Gesundheitswesen aus meiner Zeit als Krankenpfleger und meinem bisherigen Medizinstudium und muss sagen, dass dieses Buch eigentlich zu den Standardwerken in der ärztlichen Ausbildung zählen müsste. An den Universitäten dominiert die Wissenschaft, was nicht unbedingt schlecht ist – wir würden sonst immer noch den Aderlass anwenden. Aber Studierenden wird oft eher beigebracht, das Kreuzchen für die Klausur richtig zu setzen, als zum Beispiel auf ein wichtiges Thema wie die Kommunikation einzugehen. Glücklicherweise wird inzwischen an vielen Universitäten mehr auf den Praxisbezug geachtet, beispielsweise mit Anamnesegruppen und SchauspielpatientInnen. Dennoch bleibt Empathie häufig ein recht unbekanntes Thema im Studium, auch innerhalb der Studierendenschaft. Der Arzt Bernard Lown teilt in seinem Buch seine Erfahrungen über Kommunikation und vor allem über die Bedeutung der Anamnese mit, und dabei geht es ihm um weit mehr als um Symptome. Ich habe beim Lesen des Buches mehr gelernt als in mancher Vorlesung, vor allem darüber, wie man zuhören kann, wortlos kommuniziert und wie sinnvoll dies für die Diagnose ist. Lown stellt jedoch auch heraus, dass es dieser Teil der ärztlichen Kunst ist, der am schwersten ist. Die Technikaffinität, welche bei Stromausfällen oder Geräteschäden Probleme verursacht, und noch mehr das ökonomische Denken, das wir unter anderem der Politik verdanken, werden von Lown sehr kritisch beäugt. Er zeigt auf, welche Nachteile die Entwicklung zu mehr Abhängigkeit zwischen Medizin, Technik und Ökonomie hat, wobei er den positiven Seiten ebenfalls ihren Platz im Buch zugesteht. Lown beschreibt die Situation in den USA, aber es fällt schnell auf, dass es in Deutschland fast genauso aussieht: ÄrztInnen konzentrieren sich häufig mehr auf die abrechenbaren Untersuchungen, anstatt ein Gespräch zu führen – selbst wenn die Untersuchungen manchmal keinen Nutzen erbringen. Schließlich wird mehr operiert als früher, was aber wohl auch dem ökonomischen Zeitgeist geDr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016


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schuldet ist, der ebenso in unserem Gesundheitssystem bemerkbar ist. Das Buch beinhaltet sehr wertvolle, jahrzehntelange Erfahrungen eines Arztes. Jeder wird mir zustimmen, dass Erfahrung in der Medizin eine der wichtigsten Säulen einer guten Patientenversorgung ist. Somit kann die Lektüre gerade in der Ausbildung sehr nützlich sein und damit auch den PatientInnen helfen. Lown gesellt sich für mich zu all den ÄrztInnen, die ihre Erfahrungen an die nächsten Generationen weitergeben wollen – auch im Sinne der PatientInnen. Matthias Rosenthal Fachschaft Humanmedizin, Philipps-Universität Marburg

Schattauer Verlag, Stuttgart 2015, 320 Seiten, 24,99 Euro

Lieseltraud Lange-Riechmann

Wirtschaftlicher Nutzen von Kinaesthetics und die Bedeutung für Diakonie und Gesundheitsökonomie

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as Buch ist eine Fundgrube interessanter Forschungsergebnisse, ein aufmerksamer Blick darauf ist lohnenswert – von Nutzen eben. „Der wirtschaftsethische Königsweg von Kinaesthetics ist nachgewiesen“, urteilt Martin Büscher in seinem Vorwort. Über die wirtschaftlichen Aspekte hinaus hat die gelernte Krankenschwester Lieseltraud Lange-Riechmann mit verschiedenen weiteren Qualifikationen in ihrer Dissertation aber auch andere Gesichtspunkte bearbeitet und den Bezug zu Diakonie und Gesundheitsökonomie beleuchtet. Nach einer Einführung in das Thema erläutert die Autorin den Aufbau der Arbeit. Dabei beschreibt sie die Besonderheit von Kinaesthetics als ein Verfahren, das Pflegenden und unterstützungsbedürftigen Menschen gleichermaßen hilft, da beide Seiten von einer verbesserten Bewegunsgkompetenz profitieren. Das zweite Kapitel widmet sich den Thesen, dem Forschungsgegenstand und der Forschungslücke zwischen Pflege, Ökonomie und Diakonie. Anschließend werden die Auswertungen der drei Forschungsfelder Krankenhaus/SozialgesetzDr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016

buch (SGB) V, Behindertenbetreuung/SGB IX und Stationäre Altenpflege/SGB XI dargestellt und die Ergebnisse diskutiert. Zusammenfassend stellt die Forscherin fest: „Der anfangs höhere Kostenaufwand für Schulung und Begleitung wird durch die Steigerung der Selbstwirksamkeit des Hilfebedürftigen und die Steigerung des Humankapital um mehr als ein Drittel Kostenersparnis im Verhältnis zu den herkömmlichen Versorgungsmethoden ausgeglichen. Die Zufriedenheit der Menschen in der Pflegeversorgung steigt.“ Letzteres sei jedoch ein Kostenfaktor, der monetär nicht greifbar sei. Hier und an anderen Stellen zeigt sich weiterer Forschungsbedarf. Im vierten Kapitel setzt sich die Autorin intensiv mit dem Bezug von Kinaesthetics zu Diakonie sowie Gesundheitsökonomie auseinander. Die interessanten Explorationen sind sehr spannend zu lesen, auch in ihren geschichtlichen Bezügen. Außerdem werden durch die Forschung erhebliche Mängel in den Vergütungssystemen entlarvt, etwa im Bereich des SGB XI. Dort können die Effekte von Kinaesthetics bei den hilfebedürftigen Menschen zu einer niedrigeren Pflegestufe führen und damit zu geringeren Beiträgen von der Pflegekasse. Die Einsparungen durch Kinaesthetics treten also nicht nur am Ort der Investition auf, sondern vor allem bei den Sozialversicherungsträgern. „Dennoch sind der Return of Invest und der Kapitalwert positiv. Das Verfahren [Kinaesthetics] wird wirtschaftlich zur Implementierung empfohlen“, resümiert die Forscherin. Die Ergebnisse sollten EntscheidungsträgerInnen von Pflegeeinrichtungen aller SGB-Bereiche hellhörig machen, zumal hier die Effekte auf die Pflegenden nicht umfassend berücksichtigt werden konnten. Dazu gibt es bereits Ergebnisse anderer Forschungen. Das Buch ist für alle mit Pflege befassten Menschen interessant, angesichts des nachgewiesenen volkswirtschaftlichen Nutzens sollte es für die Verantwortlichen der Kranken- und Pflegekassen sowie für GesundheitspolitikerInnen zur Pflichtlektüre werden! Uta Bornschein, Krankenschwester, Kinaesthetics-Trainerin, Ostfildern

Steinbeis-Edition, Stuttgart 2015, 320 Seiten, 19,90 Euro

Familie im Fokus Das erste kindzentrierte, familienorientierte Beratungskonzept für Geschwister chronisch kranker und behinderter Kinder

Mit einem Vorwort von Georg Romer. 2016. 202 Seiten, mit 7 Abb. und 5 Tab., inkl. Download-Material, kartoniert € 25,00 D ISBN 978-3-525-40199-6

Ein neuer Zugang zum Verständnis von AutismusSpektrumStörungen (ASS)

Mit einem Vorwort von Sven Bölte, übersetzt von Rita Hallbauer und Reinhard Rudolph. 2016. 333 Seiten, mit 68 Abb. und 1 Tab., kart. € 35,00 D ISBN 978-3-525-49010-5

Ein Plädoyer für die Rechte von Müttern, deren Kinder in einer Pflegefamilie leben

2016. 169 Seiten, kartoniert € 20,00 D ISBN 978-3-525-40224-5

als de auch Alle Bän. Leseproben eBooks w.v-r.de auf ww Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht

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Elke Garbe

Das kindliche Entwicklungstrauma Verstehen und bewältigen

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as Buch kommt genau zur richtigen Zeit. Es ist empfehlenswert für Fachleute in der Jugendhilfe und -psychiatrie sowie an Beratungsstellen, für all jene, die mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Angehörigen soziotherapeutisch arbeiten. Dazu zählen auch und vor allem Ärzte, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter, die mit Menschen aus sozial/emotional/psychisch vernachlässigenden Verhältnissen und Familien zu tun haben. Oft schwer traumatisiert kommen derzeit geflüchtete Familien mit Kindern nach Deutschland. Die Folgen dieser Traumatisierungen, insbesondere der sehr früh traumatisierten Kleinkinder, werden noch lange in das Erwachsenwerden hineinwirken. Kompetente Hilfe ist und wird immer wichtiger. Elke Garbe ist eine ausgewiesene Trauma- und Psychotherapeutin. Sie hat schon in den 1980er Jahren mit sexuell missbrauchten Kindern gearbeitet und hat mit ihrem damals viel beachteten Buch „Martha“ einen wichtigen Meilenstein zu diesem Thema gesetzt. Sie folgt stets einem ganzheitlichen, therapeutischen, Verstehens- und Hilfe-Ansatz. Sie wendet sich den neuen Methoden der Traumatherapie zu und bereichert diese um wesentliche eigene Impulse. Die Systematik des Buches ist verständlich, neue Begriffe aus dem aktuellen Fachdiskurs werden sorgfältig eingeführt und anhand der Praxisbeispiele anschaulich verdeutlicht. Deshalb ist das Buch auch für Lernende und Lehrende hilfreich, verständlich und außerordentlich gut geeignet. Mit ihrem Ansatz, der auf „Bewältigen durch Verstehen“ ausgerichtet ist, wird auf bloße medizinisch-diagnostische Zuschreibungen verzichtet – zumal Diagnosen allein häufig keinen Zugang zu den hinter den Symptomen stehenden Ursachen bieten. Garbe beschreibt zunächst die Entstehungsbedingungen kindlicher Entwicklungstraumatisierungen und unterscheidet dabei zwischen zwei Traumatypen (einmalig und/oder Komplex verursachte Traumatisierungen). Als Ursachen und Formen der Traumatisierungen nennt sie unter anderem Misshandlungen, sexuel-

len Missbrauch, Vernachlässigung, Bindungsabbrüche, Migration und Flucht. Psychische und soziale Bewältigungsmöglichkeiten werden mit ihren typischen Ausdrucksformen und komplexen, zunächst noch unbewussten Mechanismen umfassend erörtert. Wichtig für den Verstehens- und Lernprozess ist das Kapitel über Traumatisierung und Dissoziation. Die Entwicklung des „Selbst“ erfolgt in den frühen Lebensphasen. Dazu gehören die Aufteilungen in den ersten Lebensphasen/-jahren (1.–3. Lebensjahr, 4.–6. Lebensjahr, Latenz und Pubertät). Es wird erklärt, wie diese Entwicklung unter normalen und unter traumatischen Bedingungen verläuft, Abweichungen werden aufgezeigt, man lernt, wie gelungene und fehlgeschlagene Entwicklung sich äußern kann. Auch werden Bewältigungsversuche erläutert: Gibt es vorhandene Unterstützung (Resilienz)? Wie sehen die verleugneten, abgelehnten, verdrängten eigenen Anteile oder Fähigkeiten (Ressourcen) aus? Welche neuen Chancen im sozialen Umfeld gibt es? Auch die Folgen eines traumatisierten, fragmentierten Selbst, die zu Dissoziation und anderen peritraumatischen Reaktionen führen können, werden beschrieben. Einige werden erklärt: etwa die Einverleibung des Täters in die unbewusste Persönlichkeit, die Nachahmung des Täters, die Tendenz, sich erneut in eine Opferrolle zu begeben, oder die Neigung, das traumatisch Erlebte zu reinszenieren. Für den therapeutischen Prozess sind das Verstehen und Erfahren von Übertragungsund Gegenübertragungsprozessen sowie die Bedeutung von Projektionen und projektiven Identifikationen besonders wichtig. Zudem erklärt die Autorin anschaulich, wie neurobiologische Prozesse einzuordnen sind, wie das Gehirn als „Überlebenswächter“ funktioniert und wie auch Symptome, sofern sie verstanden wurden, für den betreffenden Menschen einen Sinn ergeben. Im ausführlichen Praxisteil werden die verschiedenen Schritte der therapeutischen Prozesse beschrieben. Hier steht die Wiederherstellung der äußeren Sicherheit an erster Stelle. Früh traumatisierte Menschen müssen zunächst zu innerer Sicherheit zurückfinden können. Sie brauchen deshalb unterstützende, stabile Bezugspersonen an ihrer Seite, die ebenfalls gestärkt werden müssen. Risi-

ken für neue Traumata müssen erkannt, die eigenen Fähigkeiten/Ressourcen entdeckt und aufgebaut werden. Dabei ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten im psychosozialen Umfeld unabdingbar und notwendig. Hier ist auch die Kenntnis der oft komplizierten Rechts- und Finanzlage wichtig – etwa um zu erreichen, dass eine langfristige und vertrauensvolle Therapie und Betreuungs arbeit auch finanziell möglich wird. Durch das Buch zieht sich die Grundüberzeugung der Autorin, dass ohne feste Bindungsangebote, Beziehungsarbeit und die Einbeziehung des sozialen Umfeldes die beste Methode nicht fruchten kann. Sie plädiert dafür, die oft praktizierte Verschiebepraxis zu unterbrechen. Wichtig seien vielmehr Zeit und die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache. Die Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten hat zum Ziel, die Rückführung in ein möglichst normales Leben zu fördern. In jedem Fall ist einer reinen Medikamentisierung und Hospitalisierung vorzubeugen. Traumatisierungen bei Kindern bestimmen ihre weitere Entwicklung und ihre Lebenschancen nachhaltig. In den zahlreichen Fallbeispielen finden sich vor allem auch für Praktiker anregende, nachahmenswerte, sehr anschauliche Beispiele. Mir hat besonders gefallen, mit wie viel Respekt und Behutsamkeit die Autorin geduldig das allmähliche Aufdecken und bewusster Werden der verdrängten Erinnerungen traumatisierter Menschen ermöglicht. Diagnostische und therapeutische Ansätze werden neu aufgezeigt, auch und besonders für die Psychiatrie. Dies ist, wie Karl-Heinz Brisch in seinem Vorwort betont, eine „wunderbare Art“ des psychotherapeutischen Zugangs, auch gegenüber schwer und früh traumatisierten Patienten. Das Buch ist für Praktiker und als Lehrbuch außerordentlich gut geeignet. Charlotte Köttgen, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie, Hamburg

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2015, 316 Seiten, 37,95 Euro Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016


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Susanne Kreutzer

Arbeits- und Lebensalltag evangelischer Krankenpflege Organisation, soziale Praxis und biographische Erfahrungen 1945–1980

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ragt man Studierende der Pflegewissenschaft, welche konfessionellen Krankenpflegeeinrichtungen sie kennen, herrscht zunächst Schweigen im Walde. Nach einer Weile fallen jemandem die katholischen Barmherzigen Schwestern ein. Fragt man nach dem evangelischen Pendant, wird es wieder ruhig. Und das, obwohl es in der Stadt sowohl ein Diakonissenkrankenhaus als auch eines der Barmherzigen Schwestern gibt. Es laufen offensichtlich nicht genügend konfessionelle Krankenpflegerinnen auf den Straßen oder sie werden schlicht nicht wahrgenommen. Dieser Befund ist vor dem Hintergrund, dass konfessionelle Krankenschwestern bis vor rund 60 Jahren das Bild der Krankenpflege in Westdeutschland dominierten, erstaunlich, abgesehen davon, dass die beiden Konfessionen der Krankenpflege für gut 150 Jahre ihren Stempel – Krankenpflege als Liebesdienst – aufgedrückt haben. Susanne Kreutzer hat die Entwicklung der evangelischen Krankenpflege nach dem Zweiten Weltkrieg anhand des Diakonissenmutterhauses der Henriettenstiftung in Hannover untersucht, die durch die „Erosion des religiös fundierten ‚Liebesdienstes‘“ und „den neuen Imperativen zweckrational-professionellen Handelns“ gekennzeichnet ist. Zunächst beleuchtet sie das Diakonissenmutterhaus und die Schwesternschaft der Henriettenstiftung als institutionellen Kontext. Dazu wird die Organisation und Reform dieser Schwesternschaft betrachtet, bevor deren Mitglieder anhand ihrer Ein- und Austrittsgründe analysiert werden. Das zweite Kapitel ist der Pflegeorganisation gewidmet. Der Untersuchungszeitraum zeigt grundlegende Veränderungen durch den zunehmenden Personalmangel. Dieser betraf zwar nicht nur die konfessionelle Krankenpflege, aber er traf sie zuerst, da für immer weniger junge Frauen nach dem Krieg das Leben in einem Mutterhaus zu ihrem Lebensentwurf gehörte. Darauf versuchte damals auch die Henriettenstiftung durch eine Reihe von Reformen (allerdings vergeblich) zu reagieren. Dr. med. Mabuse 221 · Mai / Juni 2016

Im dritten Kapitel befasst sich Kreutzer mit den Innensichten aus einer alltags- und erfahrungsgeschichtlichen Perspektive. Und dieses Kapitel macht die eigentliche Stärke des Buches aus, auch durch seine Kontrastanalysen. Das Verhältnis von praktischem und theoretischem Wissen am Beispiel des Mutterhauses der Henriettenstiftung wird der Perspektive von deutschen Protagonistinnen der Akademisierung der Pflege gegenübergestellt. Dafür hat die Autorin Interviews mit Vertreterinnen beider Gruppierungen durchgeführt. Die Arbeitskontexte und soziale Praxis werden in der Krankenhaus- und in der Gemeindepflege untersucht. Dabei dient für Erstere die Reform der evangelischen Krankenhauspflege in Schweden als Kontrastfolie. Für die Gemeindepflege, die in Deutschland eine besonders wichtige Bastion der konfessionellen Krankenpflege war, wird die USA als Vergleichsland gewählt. Anschließend werden die Konflikte, Krisen und die Versuche, diese zu bewältigen, dargestellt. Dazu gehören sowohl Konflikte innerhalb der Schwesternschaft und mit freien Schwestern als auch die mit Ärzten und Pastoren sowie der Umgang mit Krankheit und Sterben. Im Schlusskapitel wird der Ertrag historischer Studien für die Pflegewissenschaft reflektiert. Dass der Rückgang der konfessionellen Krankenpflege allein als Zeichen einer fortschrittlichen Entwicklung im Berufsfeld gewertet wird, dieser Sichtweise tritt Kreutzer entgegen. Dafür nimmt sie die Innensicht der evangelischen Krankenpflege differenziert in den Blick und zeigt auch ihre spezifische Attraktivität für die sie Ausübenden: ein vergleichsweise hohes Maß sowohl an Anerkennung als auch an Kompetenzen und damit an Arbeitszufriedenheit. Zudem kann sie nachweisen, dass scheinbar neue Konzepte in der Pflege (z.B. Palliativversorgung und Sterbebegleitung) vor der „Erosion“ selbstverständlicher Bestandteil der evangelischen Pflege waren. Die Arbeit ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Krankenpflege nach 1945 und stellt eine vermeintlich geradlinige Entwicklung differenziert dar. Sylvelyn HähnerRombach, Stuttgart

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, 280 Seiten, 45 Euro

Schwa angerschaf chafft, t Geburt und Hypnose

Traumgeburt Gelassenheit, Entspannung und Schmerzkontrolle durch Selbstshypnose , 142 Seiten, Kt, 2015, € (D) 177,95 ISBN 978-3-8497-0085-0 „Selbstbestimmt, entspannt und frreeudvvoll o gebärreen ist möglich! Dieses Buch kann Ihnen wunderbar helffeen, sich ganz bewusst auf eine Ihrreer schönsten Erinnerungen vorrzubereiten.“ Nadja Meißgeier Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Schwangerschaft, Geburt und u Hypnose Hypnoaktive Geburtsvorbereitung 200 Seiten, Kt, € (D) 24 ,95 2., vollst. überarb. Aufl. 2016 ISBN 978-3-89670-668-3 „Ein mit viel Liebe zum Menschen und zur Sache geschriebenes Buch. Man legt es nicht mehr aus der Hand! nd! Pfl flichtlekktüre für alle, die schon Errfah a ahrung mit der hypnother y apeutischen Gesprächsführung gemacht haben. Aber auch für all jene, denen der Begriff der Hypnose noch unklar ist.“ Die Hebamme

www.carl-auer .carl-au . .de

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