Nr. 236 · November/Dezember 2018 43. Jahrgang · D 6424 F · 8 Euro
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Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe
Advance Care Planning — Praxiseinblicke — § 132g SGB V — Debatte Mehr „grüne Ampeln“ – Arzneimittelbewertung im Innovationsreport 2018. Entwicklung der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland – Kommentar.
— Ausbildung zum Gesprächsbegleiter
– im Abo und als Einzelheft!
Nr. 235 (5/2018)
Nr. 234 (4/2018)
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Nr. 231 (1/2018)
Nr. 230 (6/2017)
Zeit
Technik
Schwangerschaft & Geburt
Arbeit & Gesundheit
Interkulturalität
Vorsorge
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Nr. 225 (1/2017)
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, die Vorbereitungen für diese Ausgabe haben, wenn man es genau nimmt, bereits im Sommer 2017 angefangen. Damals war gerade der Schwerpunkt zum Thema Vorsorge (Dr. med. Mabuse Nr. 230) in Planung. Wir schickten eine Anfrage an Jürgen in der Schmitten, Professor für Allgemeinmedizin und Leiter des Forschungsschwerpunkts Advance Care Planning am Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ob er nicht Lust hätte, einen Beitrag zum Thema Advance Care Planning (ACP) beizusteuern. Wir freuten uns, dass er gleich zusagte, doch im folgenden Austausch wurde schnell klar: Das Thema ist zu groß für einen einzigen Artikel – und so war die Idee für das Heft geboren, das Sie nun in den Händen halten. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis macht schnell deutlich, wie viel es rund um das Thema ACP zu berichten gibt. Das Konzept soll es ermöglichen, Behandlungsziele für medizinische Notfälle festzulegen – und zwar für den Fall, dass der Betroffene seinen Willen nicht äußern kann. ACP ist in vielen westlichen Ländern bereits etabliert und hilft dort, medizinisches Handeln konsequent am Willen des Patienten auszurichten. Im Gegensatz zur herkömmlichen „statischen“ Patientenverfügung gründet ACP auf einem Gesprächsprozess, in dem Menschen zusammen mit einem qualifizierten Gesprächsbegleiter ihre Vorstellungen und Wünsche für eine gesundheitliche Krise ermitteln und festhalten können. Die AutorInnen des Schwerpunkts erläutern in ihren Artikeln, wie es hierzulande um die Umsetzung von Behandlung im Voraus Planen (BVP) – der deutschen Entsprechung von ACP – im Krankenhaus und in stationären Pflegeeinrichtungen steht und welche
Dr. med. Mabuse 236 · November / Dezember 2018
Möglichkeiten sich damit für Mitarbeitende, aber vor allem für die vorausplanenden Menschen ergeben. Neben möglichen Wegen der Implementierung im stationären Bereich wird die Ausbildung der ACP-Gesprächsbegleiter vorgestellt. Einblicke in die konkrete Praxis geben ein Interview sowie ein Artikel über ACP in der Schweiz. Und nicht zuletzt liefern die AutorInnen eine Entgegnung auf die Kritik an dem Konzept. Für das Engagement von Herrn in der Schmitten – und natürlich auch der anderen beteiligten AutorInnen – möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken! Neben unserem Schwerpunkt kommentiert Günter Hölling die Entwicklungen rund um die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Im „Gesundheitspolitischen Lexikon“ stellt Angelika Zegelin das Projekt Angehörigenfreundliche Intensivstation vor, das vor Kurzem sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat. Und Ludwig Schlemmer, der drei Monate seines Praktischen Jahrs in Indien verbracht hat, lässt uns an seinen Erfahrungen teilhaben. Wir wünschen eine anregende Lektüre und grüßen herzlich aus der Redaktion!
Franca Zimmermann
Damaris Schmitt
3
Inhalt Vom Gemeinnutz zum Eigennutz
…………………
S. 14
Entwicklung der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland
Günter Hölling
Demenz – gemeinsam Zukunft gestalten……………………………………………………… S. 16 Bericht vom 10. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Gabriele Kreutzner
Appell an die Solidargemeinschaft ……………… S. 18 Steigende Pflegekosten müssen verteilt werden
Wolfgang Wagner
Das gesundheitspolitische Lexikon ……………… S. 46 Angehörigenfreundliche Intensivstation
Angelika Zegelin
Mehr „grüne Ampeln“…………………………………………… S. 48 Arzneimittelbewertung im Innovationsreport 2018
Gerd Glaeske
Gemeinsam ist mehr möglich…………………………… S. 50 Erfahrungen aus dem Berufsalltag eines Arztes
Albrecht Ulmer
Wird Freiwilligkeit überschätzt?
……………………
S. 53
Jens Spahn will Widerspruchslösung für Organentnahme einführen
Oliver Tolmein
Rubriken
Gesundheit anderswo:
Im PJ nach Indien ……………………………………………………… S. 54 Neue Erfahrungen an einer Universitätsklinik
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Leserbriefe
Ludwig Schlemmer
..........................
Momentaufnahme
.............
6 8
Leben in „Warteschleife“ ……………………………………… S. 57
Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Eine Reportage über den Alltag in der Berliner Haftanstalt Moabit
Cartoon
Monika Herrmann
Buchbesprechungen
............................. ...........
10 63
Neuerscheinungen . . . . . . . . . . . . . 69
Gesundheitsexperten von morgen:
Wertschätzende Begegnungen
……………………
S. 60
Ein Projekt für Menschen mit und ohne Demenz
Broschüren/Materialien . . . . . . . 73 Zeitschriftenschau
..............
74
Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Claudia Zielstorff
Fortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Besser reich und gesund als arm und krank……………………………………………………… S. 82
Kleinanzeigen
Karin Ceballos Betancur
Impressum
Foto: www.martinglauser.ch
....................
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.........................
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Schwerpunkt:
Advance Care Planning Beratung durch den Palliativdienst . . . . . . . . . . . . S. 22 Advance Care Planning im Krankenhaus
Christoph Gerhard
Plädoyer für eine regionale Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 25 Behandlung im Voraus Planen für stationäre Einrichtungen gemäß § 132g SGB V
Georg Marckmann u. a.
Planen wir uns bald zu Tode? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 30 Eine Entgegnung auf die Kritik an Advance Care Planning
Jürgen in der Schmitten, Tanja Krones und Georg Marckmann
Von der Begegnung mit Tabus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 34 Qualifizierung von ACP-Gesprächsbegleitern
Kornelia Götze, Barbara Loupatatzis und Stefanie Otten
Für einen Kulturwandel in der Altenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 38 Ein Gespräch mit Stefanie Decker und Bernd Trost
Damaris Schmitt und Franca Zimmermann
Einheit und Vielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 42 Advance Care Planning in der Schweiz
Tanja Krones und Monika Obrist
Advance Care Planning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 45 Bücher zum Weiterlesen
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Christian Lummer
Teamleitung in der Pflege „Wir statt ich“: Führen Sie mit Vertrauen, Loyalität und Wertschätzung
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as Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Dieses Aristoteles zugeschriebene Zitat stellt Lummer seinem Buch voran und macht so deutlich, dass er der Teamleitung die zentrale Rolle bei der Teambildung zuschreibt. Wenn er von Teamleitung spricht, adressiert er in erster Linie die mittlere Führungsebene, also Stations- und Wohnbereichsleitungen. Einleitend beschreibt Lummer grundsätzliche Herausforderungen (Kapitel 1), denen sich Teamleitungen stellen müssen, dazu zählt er unter anderem „Leiten und Führen“. Zudem stellt er die verschiedenen Rollen der Teamleitung (u.a. Entscheider, Coach oder Visionär) vor. In Kapitel 2 widmet er sich den unterschiedlichen Erwartungen, die von Vorgesetzten und Mitarbeitenden an die in einer „Sandwichposition“ agierende Teamleitung gestellt werden können. Die Zusammenarbeit zwischen Teamleitung und ihrer Stellvertretung betrachtet er in Kapitel 3. Anschließend geht es in Kapitel 4 um die Voraussetzungen, die eine gute Teamleitung „mitbringen“ sollte, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können. Hierzu erläutert er unter anderem verschiedene Führungsstile und betont die Bedeutung sogenannter Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen.
Aber auch generationengerechtes Führen wird in Anbetracht der sich durch den demografischen Wandel verändernden Arbeitswelt ausführlich beleuchtet. Wer führt, benötigt dafür Unterstützung. Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine solche Unterstützung werden auf organisatorischer und beraterischer Ebene in Kapitel 5 betrachtet. Die gesamte zweite Hälfte des Buches (Kapitel 6) widmet sich dann einem „Werkzeugkoffer“. Dieser beinhaltet Instrumente und Werkzeuge, die nutzbar sind, um die Aufgaben der Teamleitung bewältigen zu können. Dazu werden sowohl Informationen über Theorien und Modelle der Teamentwicklung sowie über Analyseinstrumente vorgestellt als auch praxisorientierte Anwendungshilfen sowie Tipps, Leitfäden und Anregungen aufgeführt. Alle Kapitel beinhalten neben theoretischem Hintergrundwissen immer auch solche praktischen Aspekte, die im Arbeitsalltag genutzt werden können. Die praktische Umsetzung theoretischen Wissens zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und macht es wirklich gut nutzbar. Es gibt jedoch auch ein paar kleine Kritikpunkte: So wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um ein Arbeitsbuch handelt und dieses nicht von A bis Z gelesen werden muss. Vielmehr könnten auch im Sinne eines Nachschlagewerks gezielt ausgesuchte Abschnitte genutzt werden, ohne die anderen Kapitel ebenfalls lesen zu
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müssen. Dies sollte dann allerdings auch ohne allzu viel Verwirrung möglich sein. Wer beispielsweise mit dem Kapitel über die „Sandwichposition“ einer Stationsleitung starten möchte, trifft auf einen ersten Satz, der verwirrt und nicht verstanden werden kann, ohne die letzten zwei Seiten des vorherigen Kapitels gelesen zu haben. Es wird auch nicht auf die entsprechende Seite verwiesen. Zudem hätte es dem Buch nicht geschadet, wenn den Unterstützungsmöglichkeiten für die Teamleitung etwas mehr Raum gegeben worden wäre. Insgesamt hinterlässt das Buch jedoch einen positiven Eindruck. Praxisorientierung, gespeist aus Praxiserfahrung, sowie eine zeitgemäße Auswahl der Theorien, Modelle und Methoden weisen den Weg zu einer modernen und professionellen Führungskultur – auch und gerade in den mittleren Führungsebenen der Pflegeeinrichtungen. Highlights sind auf jeden Fall der Abschnitt über das generationenangepasste Führen sowie der ausführliche Werkzeugkoffer. Martin Schieron, Dipl.-Pflegewissenschaftler (FH)/ wissenschaftl. Mitarbeiter an der Universität Bielefeld
Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2018, 168 Seiten, 29,95 Euro
Erinnern – Entspannen – Gespräche anregen facultas senior: Materialien für Altenbetreuung und Demenztraining
erscheint im März 2019
ISBN 978-3-7089-1605-7
ISBN 978-3-7089-1606-4
Erhältlich im Buchhandel und auf facultas.at/senior
ISBN 978-3-7089-1821-1
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Buchbesprechungen
Martin Hirte
Impfen – kurz & praktisch Eine Orientierungshilfe für Eltern bei der Impfentscheidung
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as Thema Impfen ist ein Dauerbrenner, aber durch die jüngst immer wieder aufgeworfene Frage einer allgemeinen Impfpflicht besonders im Fokus. Dabei ist es erst einmal falsch, vom „Impfen“ an sich zu sprechen. Die Frage ist nicht, ja oder nein, sondern was, wann, warum und welche? Jede einzelne Impfung muss für sich betrachtet werden, mit ihren Indikationen, Problemen, Kontraindikationen und unerwünschten Nebeneffekten. Eigentlich gelten die häufig emotional und unversöhnlich geführten Impfdiskussionen im gegenwärtigen Paradigma als unnötig, denn es herrscht das Dogma vor, dass Impfen immer und überall nur gut ist. Gegen diese Impfmilitanz tritt als Gegenpol die totale Impfgegnerschaft in Erscheinung. Oft wird um jede einzelne Impfung gefeilscht, dann setzt ein verbaler Machtkampf ein. Mit dem Schüren von Ängsten oder mit Beispielen und Bildern von Kindern aus armen Ländern wird dann zu überreden versucht. Viele Ärzte lassen sich auf eine Impfdiskussion gar nicht erst ein. Um solch eine unwürdige Situation zu vermeiden, ist eine angemessene und ergebnisoffene Impfaufklärung unumgänglich, und keiner kann sich einfach hinter die Empfehlungen der STIKO, der ständigen Impfkommission am Robert KochInstitut, zurückziehen: Denn nach der Patientenrechtgesetzgebung (§ 630e BGB: Aufklärungspflichten) ist auch auf Alternativen zur Maßnahme hinzuweisen, „wenn mehrere medizinisch gleichermaßen indizierte und übliche Methoden zu wesentlich unterschiedlichen Belastungen, Risiken oder Heilungschancen führen können“. Aber dazu muss der aufklärende Arzt mögliche Alternativen wie reduzierte Impfschemata erst einmal selbst kennen! Neu erschienen ist jetzt das Buch „Impfen – kurz & praktisch. Eine Orientierungshilfe für Eltern bei der Impfentscheidung“. Das schlanke, übersichtliche und gut verständliche Buch stammt von Martin Hirte, dessen Buch „Impfen – Pro und Contra“ ein langjähriges, inzwischen zu einem Handbuch herangewachsenes und immer wieder aktualisiertes kritisches Standard-
werk geworden ist. Das neue Büchlein ist gut geeignet, um sich einen kurzen Überblick über die impfpräventablen Erkrankungen und die derzeitig auf dem Markt befindlichen Impfstoffe und deren Kombinationen zu verschaffen. Frischgebackene Eltern haben wenig Zeit. Sie werden sich über ein Buch freuen, welches in einer knappen Stunde durchgelesen ist und dennoch aus einer impfkritischen Position die wichtigsten Fragen und Kritikpunkte anschneidet, ohne direktiv zu sein. Wer mehr Zeit hat, dem seien etwas umfangreichere und ausführlichere Bücher ans Herz gelegt, wie auch das des Rezensenten („Maßvoll impfen“), welches sich in einem ähnlichen Tenor etwa zwischen den beiden Werken von Martin Hirte ansiedelt. Dr. Stephan Heinrich Nolte, Marburg
Knaur Taschenbuch, München 2018, 96 Seiten, 9,99 Euro
Thomas Schulz
Zukunftsmedizin Wie das Silicon Valley Krankheiten besiegen und unser Leben verlängern wird
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luttests entdecken Krebs, Computer diagnostizieren Alzheimer anhand von Hirnscans, Algorithmen warnen vor drohenden Erkrankungen, Gentherapien heilen die Bluterkrankheit mit einer einzigen Anwendung. Letzteres funktioniert, weil ein eingeschleustes Molekül die Zellen im Körper umprogrammiert, sodass sie neue Proteine produzieren, die Krankheiten bekämpfen. Der eigene Körper wird zur Medikamentenfabrik. Mit diesen Beispielen illustriert der deutsche Journalist Thomas Schulz die knackige These seines neuen Buches: Die nächste Medizinrevolution kommt aus dem Silicon Valley. Daten-Konzerne wie Google oder Amazon, aber auch Hunderte von Biotech-Start-Up-Firmen arbeiten in Kalifornien bereits an neuen datenbasierten Behandlungsmethoden. Am Ende sollen Therapien stehen, die auf jeden ein-
zelnen Patienten passgenau zugeschnitten sind, weil Computer ihre individuelle Krankengeschichte und ihr Erbgut analysieren und Lösungen ausspucken. Die Zukunft gehört laut Schulz der „personalisierten Medizin“, die die Massenmedizin mit ihren Medikamenten für alle ablöst. Der Autor bietet einen gelungenen Überblick über neue Ansätze der Datenmedizin. Allerdings verliert er zweierlei aus dem Blick: Noch ist unklar, welche Versprechungen der Hersteller die neuen Methoden wirklich einlösen können. Das müssen erst noch klinische Tests und die Praxis klären. Genauso offen ist, wer am Ende von den neuen Therapien profitieren wird. Der Autor verliert jedenfalls kein Wort über die zwei Milliarden Menschen, die laut der Weltgesundheitsorganisation WHO heute noch nicht mal Zugang zu den elementaren Medikamenten haben. Das Schweigen ist kein Wunder: Die Produkte der digitalen Medizin werden sich die meisten Patienten in Ländern des globalen Südens nicht leisten können. Die erste Gentherapie, die Blinde heilen soll, heißt „Luxturna“ und soll 850.000 US-Dollar pro Patient kosten. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis verlangt in den USA für seine Immuntherapie „Kymriah“ gegen seltene Formen der Leukämie 475.000 US-Dollar. Daher spitzt die neue digitale Medizin auch im globalen Norden die Frage weiter zu, die dort durch exorbitant teure Heilmittel gegen Krebs oder Hepatitis C aufgeworfen wurde: Wie können solidarisch getragene Krankenversicherungen teure Therapien noch finanzieren, die nur wenigen Patienten zugutekommen? Hier gibt es nur eine Antwort: Entweder schaffen es die Politiker, die Profitinteressen der Konzerne zu zügeln und nicht-kommerzielle Modelle der Medikamentenentwicklung zu etablieren, oder nur wenige Patienten werden in den Genuss der neuen Behandlungen kommen. Der Autor blendet diese entscheidende Problemstellung weitgehend aus. Eric Breitinger, Autor und Redakteur, Pratteln/Schweiz
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2018, 288 Seiten, 20 Euro Dr. med. Mabuse 236 · November / Dezember 2018
Buchbesprechungen
Geschichte der internationalen Gesundheitspolitik 1940–1970
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esundheit ist ein Zustand des vollständigen kĂśrperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Diese wohl bekannteste Definition von Gesundheit ist wahrscheinlich jeder im Gesundheitswesen tätigen Person schon einmal begegnet. Viele werden auch wissen, dass die World Health Organisation (WHO) hinter dieser Definition steht, die sie in ihrem GrĂźndungsjahr 1946 formuliert hat. Doch viel mehr Ăźber die Geschichte der WHO werden sicherlich nur die wenigsten wissen. Die Bekämpfung von Krankheiten und die Stärkung der Gesundheit waren in der Geschichte lange Zeit vor allem Aufgaben der einzelnen Territorialherren beziehungsweise Nationalstaaten. Internationalisierungs- und Globalisierungsprozesse haben dazu gefĂźhrt, dass seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gesundheit und Krankheit zentrale Themen auf weltpolitischer Ebene wurden. Die GrĂźndung der WHO ist wohl der sichtbarste Ausdruck dafĂźr. Der internationalen Gesundheitspolitik von 1940 bis 1970 nimmt sich Thomas Zimmer in seinem Buch mit dem gewollt utopisch anmutenden Titel „Welt ohne Krankheit“ an. Dem Autor geht es dabei vor allem darum, drei Leitfragen zu klären: Warum wurde die Vorstellung einer kollektiven Weltgesundheit in dieser Zeit so populär? Wie prägte die Idee einer Weltgesundheit die Institutionalisierung derselbigen? Und wie verhielt sich die internationale Gesundheitspolitik im Verhältnis zu den politischen Spannungsfeldern des 20. Jahrhunderts? Bei solch einem umfassenden Anliegen ist es nachvollziehbar, dass nicht alle Formen der internationalen Gesundheitspolitik umfassend untersucht werden kĂśnnen, daher hat sich Zimmer auf vier Untersuchungsfelder konzentriert: auf die Rolle der WHO als wichtigste Organisation auf dem Feld der internationalen Gesundheitspolitik sowie die Funktion der USA auf diesem Gebiet, auf den Stellenwert Indiens als zentraler Akteur und auf die Bedeutung einzelner Gesundheitsexperten. Die Quellenbasis der Studie ist sehr Dr. med. Mabuse 236 ¡ November / Dezember 2018
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Ăœb e rset z t un d b e arb eit et vo n E va - Lot t a B rake m eie r, I s ab e l S c h amo n g un d Simo n B o llm ann; inkk l. D ow nl o a d - M a t. 2018. 160 S eit e n, b ros c hie r t â‚Ź 34,99 ( D ) . I SB N 978 - 3 - 608 - 43291- 6
Welt ohne Krankheit
umfangreich und besteht unter anderem aus Verlagspublikationen, VerĂśffentlichungen von Organisationen und Archivmaterial (etwa aus dem WHO-Archiv). Das Buch besteht aus fĂźnf Hauptkapiteln, die chronologisch aufgebaut sind. Im ersten Kapitel werden ausgehend von den ersten internationalen Gesundheitskonferenzen ab 1851 die Anfänge und Vorläufer der internationalen Gesundheitspolitik beschrieben. Als zentralen Akteur, der die internationale Gesundheitspolitik voranbrachte, kann Zimmer die Rockefeller Foundation ausmachen und damit auch die Rolle nicht staatlicher Organisationen im politischen Bereich herausarbeiten. Im zweiten Kapitel steht mit der GrĂźndungsgeschichte der WHO die eigentliche Startphase der internationalen Gesundheitspolitik im Zentrum. Der dritte Teil widmet sich der Weltgesundheit im Spannungsfeld der internationalen Beziehungen und hier besonders dem Umgang mit Kolonien und dem Kalten Krieg. Im anschlieĂ&#x;enden vierten Kapitel stehen die Inhalte und MaĂ&#x;nahmen der Weltgesundheitspolitik im Mittelpunkt: Es geht beispielsweise um die zu Beginn der Arbeit der WHO gestarteten 50 Pilotprojekte zur Eindämmung von Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten und Malaria. Dabei stand oftmals Indien im Fokus der WHO, da es als der „Krankheitsherd“ schlechthin galt. Das abschlieĂ&#x;ende Kapitel widmet sich den ersten Krisen der internationalen Gesundheitspolitik in den 1960er-Jahren, etwa dem Abbruch des Malaria Eradication Programms, und gibt einen Ausblick auf die Zeit nach 1970. Zimmers Untersuchung ist fĂźr die Medizingeschichte ein groĂ&#x;er Gewinn, denn insbesondere in der Neuzeit lassen sich viele, auch mikrohistorische Entwicklungen nur verstehen, wenn man neben den Besonderheiten des Untersuchungsgebietes auch globale Entwicklungen einbezieht und reflektiert. Pierre PfĂźtsch, Stuttgart
NEU Giovanni A. Fava
Well-Being Therapie (WBT) Eine Kurz zeit therapie zur psychischen Stabilisierung. Behandlungsmanual – Arbeitsmaterialien – Klinische Anwendungen Wie kann Psychotherapie eine Haltung vermitteln, durch die Patienten ihr Wohlbefinden aktiv selbst beeinflussen kÜnnen, auch unabhängig von ihrer StÜrung? Dieses Buch zeigt, wie dies Sitzung fßr Sitzung mit dem neuen Well - Being-Therapie - Ansatz (WBT), basierend auf der positiven Psycholo gie, gelingt.
NEU
Reih e Wis s e n & L e b e n 2018. 337 S eit e n, 10 A b b., b ros c hie r t â‚Ź 24,99 ( D ) . ISBN 978 -3- 608 - 43292-3
Thomas Zimmer
Fre d Christmann
Faszination Psyche Sich selbst und andere besser verstehen Wer sich selbst und andere besser versteht, hat es ein ganzes StĂźck weit leichter im Leben. Das neue Buch des bekannten Verhaltenstherapeuten Dr. Christmann Ăśffnet die TĂźren zu den faszinierenden Facetten unserer Psyche. Sie werden feststellen: Nichts ist bloĂ&#x;e Wissenschaf t, alles betriff t Sie persĂśnlich.
Wallstein Verlag, GĂśttingen 2017, 439 Seiten, 42 Euro
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Buchbesprechungen
Harald Blonski
Hoffnung im Alter Eine interdisziplinäre Betrachtung
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arald Blonksi thematisiert in dem von ihm herausgegebenen Sammelband das interkulturelle Phänomen Hoffnung. Dabei fokussiert der Sozialpädagoge und Psychogerontologe die Bedeutung von Hoffnung für alte Menschen. Er lädt dazu Experten verschiedener Disziplinen ein. So entsteht ein facettenreiches Bild mit Perspektiven der pflegerischen Versorgung und der Pflegewissenschaft, der psychotherapeutischen Arbeit und Beratung, der Seelsorge und des Rechts. Die Publikation enthält neben einer Einleitung von Blonski sieben Beiträge verschiedener AutorInnen. In der Einleitung legt Blonski mit Einblicken in seine Tätigkeit in der Altenhilfe seinen persönlichen Bezug zum Thema dar. Über die Etymologie des Begriffs Hoffnung führt er dann zu ausgewählten Hoffnungskonzepten und deren Anwendungsbereichen. Damit leitet er die Vorstellung der sich anschließenden Kapitel ein. Die Psychologin Hanne Seemann zeigt mit einer Fallvignette, wie sich in einer reflektierten Selbstwahrnehmung die Beurteilung der Lebensbilanz positiv verändern kann. Brigitte Dorst, die Leiterin des Sophia-Zentrums für Meditation und spirituelle Psychologie in Münster, beschreibt in ihrem Beitrag „Hoffnung und Ermutigung in schwierigen Zeiten“ die vielen Gesichter, die das Alter hat, sowie Alterskrisen mit ihren Ursachen und Symptomen. Danach erläutert sie, welche Bedeutungen der Hoffnung in der Lebensphase Alter zugeschrieben werden. Die Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin thematisiert „Hoffnung und Pflegebedürftigkeit“. Sie legt das Hoffnungsverständnis in der Pflegearbeit dar und veranschaulicht an einem Fallbeispiel, dass Ermutigung eine pflegerische Aufgabe ist. In weiteren Beispielen aus ihrer beruflichen Praxis zeigt sie eindrücklich, wie Hoffnungsunterstützung im Altenheim, auf der Intensivstation oder im Hospiz geleistet werden kann. Corinna Schmohl berichtet als Pfarrerin von ihren seelsorgerischen Erfahrungen im Krankenhaus und verbindet Hoffnung mit Spiritualität und Fragen nach dem Sinn des Lebens. Ergänzt wird die
theologische Sicht auf Hoffnung im Alter durch „Reflexionen aus Bibel und Pfarrei“ vom Pfarrer Willi Stroband. Die Soziologin Margot Klein widmet sich dem Thema „Hoffnung und Hoffnungslosigkeit in der Beratung älterer Menschen“, gespeist aus eigenen Erfahrungen in einer Beratungsstelle. Rechtsanwalt Jürgen Rieck beleuchtet mit seinem Beitrag juristische Aspekte zur Hoffnung im Alter. Er geht dabei auch auf Themen wie Selbstbestimmung und Patientenverfügung ein. Die vorliegenden Beiträge bieten interessante und teilweise neue Einblicke in die Handlungsfelder von Gerontologie, Pflege, Psychologie, Soziologie und Seelsorge, deren VertreterInnen mit ihren Erfahrungen im Umgang mit alten Menschen das Thema Hoffnung, wie im Titel angekündigt, einer interdisziplinären Betrachtung zuführen. Die Publikation ist für Personen empfehlenswert, die einen gut verständlichen Zugang zum Thema Hoffnung suchen. Die darin enthaltenen Denkanstöße können zur Selbstreflexion und als Diskussionsgrundlage in interdisziplinären Teams dienen. Univ.-Prof. Dr. Margit Haas, Universität Trier
Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2018, 184 Seiten, 24,95 Euro
Werner Bartens
Emotionale Gewalt Was uns wirklich weh tut: Kränkung, Liebesentzug und wie wir uns dagegen schützen
W
erner Bartens ist leitender Redakteur des Wissenschaftsressorts der Süddeutschen Zeitung und für seine medizinkritische Grundhaltung bekannt. In diesem Sachbuch begründet er seine These, dass emotionale Gewalt nach wie vor ein unterschätztes Problem für jeden Einzelnen von uns sein kann und darüber hinaus destruktiv in die Gesellschaft hineinwirkt: „Kränkung, Erniedrigung und Missachtung sind nicht nur schmerzhaft und verletzend, sie können das Seelen-
heil massiv beschädigen und Menschen dauerhaft krank machen“ (S. 14). Der Autor stützt seine Aussagen auf eine gut dokumentierte Literaturauswahl sowie auf zahlreiche Gespräche mit VertreterInnen der psychosozialen Disziplinen wie der klinischen Medizin und der Ethik. Es wird breit erläutert, was unter emotionaler Gewalt im Alltag, in der Familie, in der Arbeitswelt, in jeder Begegnung verstanden werden muss, und dass es auch wichtig ist, nicht jeden unvermeidlichen Konflikt sogleich als krankmachend zu bezeichnen. Bartens legt Wert darauf, dass es in begrenztem Umfang sehr wohl möglich und notwendig ist, sich gegen erfahrene emotionale Gewalt zur Wehr zu setzen. Das setzt voraus, dass dieses Thema öffentlich verhandelt wird, dass es in die Bildungsgänge Einzug hält, was am Beispiel Gegenwehr gegen Mobbing ja auch ansatzweise schon geschieht. Bartens geht schließlich darauf ein, welche Möglichkeiten pharmakologische und vor allem psychotherapeutische und beratende Ansätze zur Linderung von psychischem Leid bieten, wenn aus Kränkung Krankheit geworden ist oder deren Eintritt befürchtet wird. Dabei werden Trends angesprochen, wie der Einsatz von Schmerzmitteln „gegen Liebeskummer, Einsamkeit und Gemeinheiten vom Chef“ – inzwischen in der Realität keine Fiktion mehr und natürlich potenziell hoch problematisch. Bartens fordert verstärkte Forschung zu den psychoemotionalen Folgen der Einnahme von Schmerzmitteln. Darüber hinaus werden Studien zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung besprochen. Hier wäre es ratsam gewesen, auf methodische Probleme wie vor allem das Fehlen von Langzeitergebnissen hinzuweisen. Leider ist der einschlägige Bericht des Kompetenzzentrums Psychiatrie und Psychotherapie des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen noch nicht veröffentlicht – ist die Posttraumatische Belastungsstörung ja nun fraglos ein lange Zeit verkanntes und wohl auch noch immer unterschätztes Problem für das Gesundheitssystem und viele andere gesellschaftliche Institutionen. Nicht zuletzt weist Bartens mehrfach darauf hin, wie wichtig die primäre Prävention im Falle emotionaler Gewalt bleibt. Das ist ein – auch mit aktuellen politischen Beispielen versehener – HinDr. med. Mabuse 236 · November / Dezember 2018
weis auf den großen historischen Gewinn, den zivile Gesellschaften für jeden Einzelnen bedeuten. Norbert Schmacke, Bremen
Rowohlt Berlin, Berlin 2018, 304 Seiten, 20 Euro
Michael Hölzer, Wolfgang Wöller, Götz Berberich (Hg.)
Stationäre Psychotherapie Von der Anmeldung bis zur Entlassung
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ie stationäre Psychotherapie boomt, wenn auch mit ungewisser Zukunft und trotz eines nie da gewesenen ambulanten Psychotherapieangebotes. Minimal bietet sie eine Art „Auszeithaus“ – auch für die, die in der ambulanten Psychotherapie keinen Platz finden. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass therapeutische Angebote in einem geschützten Rahmen wirksam werden können. Dennoch braucht es mehr als einen Ort, in dem das Essen auf den Tisch gestellt und das Bewegungsprogramm angeleitet wird. Als Ergebnis eines langjährigen Qualitätszirkels psychosomatischer Chefärzte unterschiedlicher Therapieausrichtungen haben die Herausgeber zusammengestellt, was zur Therapie dazugehören sollte – von der Anmeldung bis zur Entlassung. Entstanden ist so ein sehr dickes Buch, das mit unterschiedlichen Therapiefacetten beschreibt, was eine vollstationäre und teilstationäre Behandlung ausmachen kann. Es verdeutlicht darüber hinaus auch, was idealerweise für ein multiprofessionelles Zusammenwirken bedeutsam ist, vom Hausmeister über die ÄrztInnen, die PsychotherapeutInnen, das Pflegepersonal und die Co-TherapeutInnen. Auch die Rolle der MitpatientInnen wird reflektiert. Hinzu kommen Fragen hinsichtlich der Indikationen, der Diagnostik, der Medikation und nicht zuletzt die immer wieder über allem schwebenDr. med. Mabuse 236 · November / Dezember 2018
den Themen der juristischen Absicherung und der finanziellen Rendite. Dieser „Hauptteil“ des Buches kann für die eine gute Orientierung bieten, die sich in die Institution „stationäre Psychotherapie“ begeben – sei es „freiwillig“ oder notgedrungen als Zwischenschritt auf dem Weg zur Approbation oder um Fachwissen zu erwerben. Dazu ist das Buch eine Fundgrube sowohl an theoretischen Ansätzen wie als Orientierungsmöglichkeit für den Soll-Zustand, um im Zweifel auch den Ist-Zustand daran abzumessen. Spannende Fragen werden im Vorwort und im Abspann gestellt: — Welche Funktion hat Psychotherapie im gesellschaftlichen System und wie könnte meine persönliche Rolle darin sein? — Kann stationäre Psychotherapie mehr als eine Auszeit bedeuten, um eine Reparatur oder eine Erholung für „bedrohte Randgruppen“ zu ermöglichen? — Wie viel Begegnung und Therapie im psychotherapeutischen Sinne ist im kassenärztlich bezahlten Rahmen realisierbar, unter Bedingungen, in denen eher Personalmangel und ein zunehmender Bürokratisierungswahn herrschen? – Wie gehe ich mit den Versuchungen und Ansprüchen der privat versicherten Klientel um? — Wie weit noch müssen sich die AkteurInnen dem Primat der Ökonomie beugen und was bleibt dann noch? — Wie kann stationäre Psychotherapie für die nachfolgenden Berufsgruppen attraktiv werden? Fragen, für die es keine einfachen Antworten gibt, die aber auf der Tagesordnung stehen und von den LeserInnen entlang des Buches auf einer soliden Grundlage reflektiert werden können. Dr. med. Helmut Schaaf, Bad Arolsen, www.drhschaaf.de
Schattauer Verlag, Stuttgart 2018, 627 Seiten, 79,99 Euro
GIN MACHT DÜNN, SAUNA IST GUT GEGEN DEMENZ, WER AUF FACEBOOK VERZICHTET, IST GLÜCKLICHER, ROTWEIN HÄLT LÄNGER JUNG...
WER’S GLAUBT. ZWEI WISSENSCHAFTLER RÄUMEN MIT DEN MEDIZINMYTHEN AUF.
AB
18.9. IM HANDEL
VON: DR. MARLEEN FINOULST UND DR. PATRIK VANKRUNKELSVEN 224 SEITEN, ZWEIFARBIG, KARTONIERT € 14,90 (D), € 15,40 (A) ISBN 978-3-86851-171-0