Die Krรถte Schild
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Ingritt Sachse lebt und arbeitet als Psychotherapeutin in Bonn.
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Ingritt Sachse
Die KrĂśte Schild Sprachspiele und Bilder fĂźr die Kinderpsychotherapie
mit Illustrationen von Annette Gundlach
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
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Lektorat: Michaela Didyk, München Satz und Gestaltung: ffj Büro für Typografie und Gestaltung, Frankfurt/Main Druck: Himmer GmbH · Druckerei & Verlag, Augsburg ISBN 978-3-86321-330-5 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten
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Inhalt Vorwort I
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hundert Hunger hab ich 9 großer Zeh zum kleinen Zeh 10 dass mir 12 in meinem Bauch 14 Mama, ich hab hundert Hunger 16 weil meine Kröte Schild Geburtstag hat heiß ist es wie im Drachenrachen 20
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II für Kinder ist die Nacht gemacht 23 Fragen 24 mein Papa sagt 26 nur weil die Großen müde sind 28 ich will wieder ins Bett 30 III bin unterwegs mit meinem roten Kahn Quallenquatsch 36 ein Riesenseepferd schwimmt 38 drei rote Rüben 40 Seeglas 42 eine rote Schlängel-Schlange 44 dem Fleck voraus 46
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IV auf der Wiese am Fluss 49 ein Schneemann 50 Blattmäuse 52 Mai 54 Fliegenlied 56 manchmal wundere ich mich 58 Stehwitter rennt übers Feld 60 V nichts los mit mir 63 als mein Schlüsselbein 64 Schnirkelschneckenlied 66 ein kleiner Wurm 68 nichts los mit mir 70 VI Kumpel heißt mein Hund 73 nachts liegt meine Hose meistens still 74 dem Rebhuhnei entschlüpft 76 die Mauskartoffel sieht aus wie ich 78 mein Haustier 80 Kumpel 82
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Vorwort Die tiefe Kraft für Frieden und Entwicklung, optimistische Zukunftsgedanken und Hinwendung zu Liebesbeziehungen finden wir zu allen Zeiten in der Kunst, sei es die Dichtkunst, die Malerei, die Musik, die Baukunst und alle anderen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Ebenso bedeutsam für alle Kunstrichtungen ist auch die Überwindung des Leidens, die Darstellung der tiefen Gefühle, die Gedanken an Endlichkeit und der Wunsch nach Heilung. Während die Kunst in der Kunsttherapie schon einen Weg in fundierte therapeutische Verfahren gegangen ist, finden wir die Literatur und Dichtkunst nur in wenigen Ansätzen z. B. in Verfahren, die sich biographisches und narratives Arbeiten als Elemente der Therapie zunutze machen. Die Kinder – und an diese ist der vorliegende Band in erster Linie gerichtet –, haben die Sprache und das Malen als (über-)lebenswichtige und lustvolle Ausdrucksmöglichkeiten von Anbeginn ihres Daseins erlebt. Die große Aufmerksamkeit des Säuglings, die Laute der Erwachsenen zu verstehen und nachzuahmen, das freudige Jauchzen beim Wiedererkennen rhythmischer Laute bis hin zu eigenen Wortschöpfungen, die die Erwachsenen mit Erstaunen registrieren, zeichnen kurz den Weg der Sprache. Vieles jedoch, was Kinder äußern möchten oder in Metaphern für den Erwachsenen unverständlich ausdrücken, bedarf einer weiteren Kommunikationsebene. Der Kunsttherapeut Prof. Stefan Reichelt betont die Bedeutung des Malens für die Kommunikationsfähigkeit und Vielfalt des Kindes: „Während des Malens ist das Kind eingebunden in einen Dialog mit sich selbst und der dinglich-sozialen Umwelt, mit der es sich sinnbildhaft zu verständigen versucht. Schließlich verfügt das malende Kind über ein differenziertes Ausdrucksvermögen, das den bildhaften Übersetzungsvorgang von ein- und vieldeutigen Aussageabsichten gestattet.“ Der nun vorliegende Band ist ein wunderbares Beispiel für „Lautmalerei“. Ingritt Sachse und Annette Gundlach verbinden hier beide Sprachen auf eine sehr besondere und leichte Art. Die Gedichte streifen nicht nur viele Lebenswelten der Kinder, sondern stellen entscheidende Fragen: „wie klein oder wie groß bin ich bloß“? Im Gedicht „Fragen“ drückt die Autorin das Wachsen als immer begleitende Ambivalenz von Verlust und Gewinn aus. Der Umgang mit dem eigenen Körper und 6
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die immerwährenden Auseinandersetzungen mit „den Großen“, sei es beim Schlafengehen oder beim Aufstehen, sind ebenso Themen wie der Geburtstag der Kröte Schild (mein Lieblingsgedicht). Ihre Sprache lockt zu Assoziationen, verführt zu Träumen und Imaginationen, ermuntert zu neuen Sprachschöpfungen und kommt dem kindlichen Bedürfnis nach Phantasiesprache entgegen. Aus der Erfahrung in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und der pädagogischen Arbeit, in der wir immer wieder Malhemmungen und Ängsten vor Leistungsschwächen begegneten, sobald die Kinder sich dem Medium Kunst näherten, entstand die Idee, begonnene Bilder den Gedichten zur Seite zu stellen. So wie die Gedichte die Phantasie anregen und jeder Leser oder Zuhörer eigene Bilder im Kopf entstehen lässt, so kann aus den zarten Anfängen der Zeichnungen ein eigenes Bild weiterentwickelt werden. Dieser Ansatz öffnet einen Raum zum Gestalten, zum Ausdrücken eigener Gefühle in Bezug zum Gedichtinhalt ohne Bewertung. Es gibt kein richtig oder falsch. Insbesondere Kinder, die sich wenig auf Imaginationen, die von einem Erwachsenen gesprochen werden, einlassen können, ist die „Musik“ der Gedichte eine neue und vor allen Dingen unbelastete Zugangsweise zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben.
Gabriele Meyer-Enders, Kölner Institut für Kindertherapie
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hundert Hunger hab ich
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großer Zeh zum kleinen Zeh: ich sitze fest geh du für mich und hole Eis mir ist so heiß und dunkeldumpf im Strumpf
kleiner Zeh zum großen Zeh: wir müssen wohl zusammen rennen vom Fuße kann ich mich nicht trennen. gegen des Strumpfes dumpfe Hitze bohr uns ein Loch ich schwitze
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