Die demografische Entwicklung und die Statistiken von Polizei und Justiz deuten auf eine Zunahme des Randphänomens der „Alterskriminalität“ hin. Zu den alterstypischen Straftaten gehören Beleidigungen, leichte Körperverletzungen, Vergehen im Straßenverkehr, Diebstahl und Betrug. Welche Beweggründe stehen hinter dem kriminellen Verhalten älterer Menschen über 60 Jahre?
Kriminelles Verhalten im Alter Eine gerontologische Annäherung
Dennis Roth
Der Band richtet sich an PraktikerInnen, WissenschaftlerInnen und Studierende der Fachrichtungen Gerontologie, Soziologie, Kriminologie, Soziale Arbeit, Jura und Psychologie.
Kriminelles Verhalten im Alter
Die qualitativ-empirische Untersuchung orientiert sich am Ansatz der Heuristik und der Grounded Theory. Die Ergebnisse werden unter demografischen und alterskulturellen Aspekten diskutiert. Des Weiteren wird ein Bezug zur Sinnsuche und Integrität im Alter hergestellt.
Dennis Roth
9 783863 213077 www.mabuse-verlag.de
ISBN 978-3-8632 1-307-7
Mabuse-Verlag
Kriminelles Verhalten im Alter
Dennis Roth Dr. phil., Diplom-Pflegewirt, ist assoziierter Universitätsforscher am Institut für Gerontologie und demografische Entwicklung der Tiroler Landesuniversität (UMIT).
Dennis Roth
Kriminelles Verhalten im Alter Eine gerontologische Annäherung
Mabuse-Verlag Frankfurt am Main
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Umschlaggestaltung: Marion Ullrich, Frankfurt am Main Umschlagabbildung: © Barcin/istockphoto Druck: Beltz Bad Langensalza GmbH ISBN: 978-3-86321-307-7 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten
Vorwort Die vorliegende Abhandlung wurde im Herbst 2013 an der Tiroler Landesuniversität (UMIT) Hall i. Tirol mit dem Titel „Delinquentes Verhalten im Alter – eine gerontologische Annäherung“ als Promotion eingereicht. Der Autor hat mit dieser Promotion ein bisher vernachlässigtes Forschungsfeld in der soziologischen Alternsforschung geöffnet. Mit seinem Forschungsprojekt und dessen Ergebnissen hat er das Thema aufbereitet und strukturiert. Sowohl Gerontologie wie auch Kriminologie sind multidisziplinäre Forschungsfelder mit dem Anspruch, durch interdisziplinären Dialog zu Transdisziplinarität zu gelangen. Durch die Wahl der qualitativen Forschungsmethode und die Anwendung der „Grounded Theory“ ist die Promotion innovativ und eine Bereicherung im kriminologischen Forschungsfeld der Altersdelinquenz. Das heuristisch ausgerichtete Forschungsprojekt gliedert sich in fünf qualitativ-empirische Forschungsschritte. Der Autor beschreibt den methodischen Gedanken sowie das erforderliche Kodierverhalten der Grounded Theory und diskutiert einzelne ausgewählte Ergebnisse in gerontologischem Kontext. Mit den sozialwissenschaftlichen Bezügen stellt er eine immer wieder geforderte Interdisziplinarität bei gerontologischen Themenstellungen her. Die Diskussionsbeiträge zeigen aber auch, dass das Alter als eine der Lebensphasen gilt, in dem sich die Menschen am stärksten unterscheiden. Deutlich zeigt er nochmals die psychischen Aufgaben und Dilemmata im Alter auf, die auch durch delinquentes Verhalten bearbeitet werden und somit zu einem, wenn auch subjektiv, positiven Altern beitragen. Bei der Reflexion seines Vorgehens beschreibt der Autor auch den oftmals nicht immer leichten Zugang zum Forschungsfeld. Die Themenstellung wurde dem Autor von mir, dem Betreuer, aufgetragen, um eine erste breit angelegte Forschungsarbeit für die Gerontologie vorzulegen. Dieser Auftrag wurde umfassend, inhaltsreich und mit methodisch nachvollziehbarem Vorgehen bearbeitet. Weiterhin sind der hohe Zeit- und Arbeitsaufwand und die Zugänge zum Durchführen der einzelnen For-
schungsstudien zu betonen. Der Autor wagte sich an ein völlig neues und bisher wenig strukturiertes Themenfeld heran. Allein dieser Mut verdient hohe wissenschaftliche Anerkennung. Den Ansatz der Grounded Theory hat er als Suchstudie angelegt und sich auch von dieser Methode leiten lassen. Dieses Vorgehen stellt die zweite herausragende Bedeutung dieser Abhandlung dar. Die Dissertation trägt zu einer inhaltlichen Weiterentwicklung der Gerontologie bei und macht deutlich, dass gesellschaftliche Phänomene zunehmend einer interdisziplinären Betrachtung bedürfen. Mit dieser Lektüre wünsche ich dem interessierten Leser Einblick in die soziologische Alternsforschung; Kenntnisse über die Lebenssituation älterer Strafgefangener und die Lust mit der Methode der Grounded Theory zu arbeiten. Die vorliegende Abhandlung zeugt nicht nur von Fleiß und Brillanz, sie lässt auch ohne Zweifel erkennen, dass sich Dr. Dennis Roth im wissenschaftlichen Feld zu bewegen weiß.
Univ.-Prof. Dr. Bernd Seeberger -Institut für Gerontologie und demografische Entwicklung-
Hall i. Tirol/im Januar 2016
Einleitung
Inhaltsverzeichnis 1 1.1 1.2 1.3
Einleitung ...........................................................................................12 Forschungsleitendes Interesse .............................................................12 Wissenschaftliche Einbettung .............................................................13 Gliederungsansatz ...............................................................................14
2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
Stand der Forschung.........................................................................15 Recherchevorgehen .............................................................................15 Ergebnisse aus deutsch- und englischsprachigen Fachzeitschriften .................................................................................16 Ergebnisse deutsch- und englischsprachiger Bücher ..........................21 Beiträge aus verschiedenen Medien....................................................27 Bewertung ...........................................................................................28
3 3.1 3.2 3.3
Daten zur Alterskriminalität............................................................31 Zur demografischen Entwicklung in Deutschland..............................31 Darstellung von Kriminalstatistiken nach Altersgruppen...................33 Zusammenfassung ...............................................................................40
4 4.1 4.2
Erklärungsansätze delinquenten Verhaltens im Alter ..................41 Erläuterungen kriminologischer Begriffe ...........................................41 Erklärungsansätze abweichenden und delinquenten Verhaltens im Alter................................................................................................44 4.3 Frustrations-Aggressions-Hypothese – Verbrechen in Folge unbefriedigter Bedürfnisse ..................................................................47 4.4 Schwächeansatz – Verbrechen als Folge psychosomatischer Abbauprozesse.....................................................................................48 4.5 Mertons Anomieansatz – Kriminalität als Folge sozialkulturellen Drucks......................................................................49 4.5.1 Mertons Verständnis des Anomieansatzes..........................................49 4.5.2 Cloward und Ohlins differenzielle Gelegenheiten – Ergänzung des anomischen Gedankens von Merton.............................................50 4.5.3 Agnews Druckansatz – Erweiterung des anomischen Gedanken von Merton ..........................................................................................50 4.6 Reckless’ Haltansatz – Verbrechen als Folge fehlender innerer und äußerer Kontrolle..........................................................................52
7
4.7
Hirschis Ansatz der sozialen Bindung – Verbrechen als Folge fehlender innerer und äußerer Kontrolle .............................................54 4.8 Labeling Approach – Verbrechen in Folge eines Etikettierungsprozesses .......................................................................55 4.9 Hermanns voluntaristischer Ansatz – Verbrechen in Folge fehlender Werte ...................................................................................57 4.10 Neurobiologische Erklärungsansätze ..................................................59 4.11 Zusammenfassung ...............................................................................60 5 5.1 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4
5.4.1 5.4.2 5.5
Gerontologische Aspekte zum Alterungsverlauf............................61 Gerontologie als interdisziplinäres Wissenschaftsfeld .......................61 Alternstheoretische Ansätze................................................................62 Theoretische Klassifikation und Typologie ........................................62 Aktivitätstheorie nach Tartler..............................................................63 Kontinuitätstheorie nach Atchley........................................................64 Lebenslauftheorie kontrollbezogenen Verhaltens nach Schulz und Heckhausen ..................................................................................65 Disengagement-Theorie nach Cumming und Henry ..........................66 Sozioemotionale Selektivitätstheorie nach Carstens...........................67 Späte Freiheit nach Rosenmayr...........................................................67 Altern als individuelles und gesellschaftliches Geschehen ................69 Altern in Phasen ..................................................................................69 Altern als mehrdimensionaler Prozess ................................................70 Zur Bedeutung von Altersbildern........................................................72 Zur theoretischen Verortung der Alterskriminologie innerhalb der Gerontologie..................................................................................74 Historie der Alterskriminologie ..........................................................74 Entwicklungspsychologische Krisen des Alterns ...............................76 Zusammenfassung ...............................................................................80
6 6.1 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4
Methodologische Aspekte .................................................................81 Heuristik in der qualitativen Sozialforschung.....................................81 Ansätze aus der Grounded Theory Methodologie ..............................84 Methodischer Gedanke der Grounded Theory....................................84 Kodierverfahren...................................................................................85 Theoretisches Sampling ......................................................................88 Theoretische Sättigung........................................................................89
5.2.5 5.2.6 5.2.7 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.4
8
Einleitung
6.3 6.3.1 6.3.2 6.4 6.4.1 6.4.2 6.4.3 6.4.4 6.4.5 7
Forschungsansätze in der gerontologischen und kriminologischen Forschung ...............................................................89 Methoden der kriminologischen Forschung........................................89 Grounded Theory in der gerontologisch-kriminologischen Forschung ............................................................................................90 Verwendete Methoden im Forschungsprojekt ....................................91 Problemzentriertes Interview ..............................................................91 Experteninterview ...............................................................................92 Dokumenten- und Sekundäranalyse....................................................92 Teilnehmende Beobachtung................................................................94 Deskriptive Organisationsanalyse .......................................................95
7.7 7.8
Forschungsprojekt: Ältere Menschen und delinquentes Verhalten............................................................................................97 Forschungsziele und Fragestellung .....................................................97 Forschungsstruktur und Methodik ......................................................98 Forschungsstudie 1: Expertenbefragung .............................................99 Forschungsstudie 2: Dokumentenanalyse zu straffällig gewordenen Älteren ..........................................................................101 Forschungsstudie 3: Detektivbefragung............................................103 Forschungsstudie 4: Deskriptive Organisationsanalyse eines Strafvollzugs von älteren Gefangenen ..............................................104 Forschungsstudie 5: Gefangenenbefragung ......................................107 Forschungsethische Aspekte .............................................................108
8 8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.3 8.1.4 8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 8.3 8.3.1
Darstellen der Einzelergebnisse .....................................................110 Forschungsstudie 1: Ergebnisse der Expertenbefragung ..................110 Soziodemografische Daten zu den befragten Experten ....................110 Ergebnisse der Expertenbefragung ...................................................111 Beantworten der studienleitenden Fragestellung ..............................117 Kritische Würdigung und Erkenntnisse zur Expertenbefragung ......118 Forschungsstudie 2: Ergebnisse der Dokumentenanalyse ................120 Ergebnisse der Dokumentenanalyse .................................................120 Beantworten der studienleitenden Fragestellung ..............................134 Kritische Würdigung und Erkenntnisse zur Dokumentenanalyse ....134 Forschungsstudie 3: Ergebnisse der Detektivbefragung...................136 Soziodemografische Daten zu den befragten Detektiven .................136
7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6
9
8.3.2 8.3.3 8.3.4 8.4
8.6 8.7
Ergebnisse der Detektivbefragung ....................................................137 Beantworten der studienleitenden Fragestellung ..............................143 Kritische Würdigung und Erkenntnisse zur Detektivbefragung.......144 Forschungsstudie 4: Ergebnisse der deskriptiven Organisationsanalyse eines Strafvollzugs von älteren Gefangenen........................................................................................146 Strukturdaten der JVA.......................................................................146 Ergebnisse der deskriptiven Organisationanalyse.............................146 Sozialwissenschaftliche Deutung......................................................158 Kritische Würdigung und Erkenntnisse zur deskriptiven Organisationsanalyse.........................................................................161 Forschungsstudie 5: Ergebnisse der Gefangenenbefragung .............162 Soziodemografische Daten zu den befragten Gefangenen ...............162 Ergebnisse der Gefangenenbefragung...............................................163 Beantworten der studienleitenden Fragestellung ..............................173 Kritische Würdigung und Erkenntnisse zur Gefangenenbefragung .......................................................................174 Zusammenführen der Forschungsergebnisse ....................................175 Beantworten der Forschungsfrage.....................................................179
9 9.1 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.3
Diskussion ausgewählter Ergebnisse .............................................181 Methodenevaluation ..........................................................................181 Diskussion und Interpretation ...........................................................183 Altersdelinquenz als demografische Gegebenheit ............................183 Altersdelinquenz als Teil der Alter(n)skultur ...................................184 Delinquenz als mögliche sinnstiftende Tätigkeit ..............................186 Grenzsituationen zur Sicherung der Integrität ..................................189 Zusammenfassung .............................................................................190
10 10.1 10.2 10.3
Ausblick............................................................................................191 Zusammenschau ................................................................................191 Limitationen ......................................................................................192 Weiterer Forschungsbedarf aus gerontologischer Sicht....................194
8.4.1 8.4.2 8.4.3 8.4.4 8.5 8.5.1 8.5.2 8.5.3 8.5.4
Abbildungsverzeichnis..............................................................................196 Tabellenverzeichnis...................................................................................197
10
Einleitung
Literaturverzeichnis..................................................................................199 Anhangverzeichnis ....................................................................................215
11
1
Einleitung
1.1 Forschungsleitendes Interesse „Kriminelle Rentner – Vorsicht, sie hat einen Rollator“ (Bertus, 2011, o. S.). Es sind die medialen Schlagzeilen und das von Berufs wegen gerontologische Umfeld, die den Autor dazu veranlasst haben, ein Randphänomen des Alterns näher zu betrachten. Eine Recherche in den regionalen Zeitungen und Onlinemedien ergab – rückwirkend für die vergangenen acht Jahre – rund 60 Beiträge zu Straftaten Älterer und zur steigenden Zahl betagter Gefangener. Die demografischen Tatsachen `steigende Lebenserwartung´ und `sinkende Geburtenrate´ in Verbindung mit den Statistiken von Polizei und Justiz, die eine relative und absolute Zunahme delinquenter Senioren zu erkennen geben, bestätigen die (kriminal-)soziologische und gerontologische Erscheinung. Die Altersverbrechenskurve sinkt zwar mit zunehmendem Alter. In der Altersgruppe 60 plus nehmen straffällige Ersttäter aber zu (Keßler, 2005, S. 9). Die gerontologische und kriminologische Forschung beschäftigt sich nur zögerlich mit der Altersdelinquenz. Öffentliche und auch wissenschaftliche Diskussionen wie jüngst die 7. Berliner Sicherheitsgespräche im Januar 2013 – ausgetragen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter – finden bisher nur sporadisch statt. In dem öffentlichen Symposium diskutierten Vertreter der Kriminalwissenschaft, Politik sowie Polizei zu den Themen Opfer- und Täterwerden im Alter (Bund Deutscher Kriminalbeamter, 2013, o. S.). Delinquentes Verhalten im Alter spiegelt nicht die Kultur des Alterns wider, die wir gemeinhin kennen und passt nicht in unser Altersbild des rechtschaffenen älteren Menschen. `Alt´ und `delinquent´ sind konträre Attribute. Mit Delinquenz im Alter wird hauptsächlich das Opferwerden in der häuslichen und stationären Pflege verbunden. Die gesellschaftlich als bagatellhaft bewerteten Taten sorgen für wenig Aufsehen und kriminalpolitisches Interesse. Sie bleiben journalistische Dramaturgie. Allenfalls beim perfiden Sexualstraftäter besteht ein assoziativer Gedanke zum Senior – eine in der Kriminologie längst überholte Perspektive. Erst seit den 1990er Jahren nehmen explorative Studien im deutschsprachigen Raum zu, die sich mit den Hintergründen delinquenten Verhaltens im höheren Lebensalter beschäftigen. Ziel der vorliegenden Abhandlung ist es, sich dem
12
Einleitung
Phänomen der Altersdelinquenz mit einer holistisch-heuristischen Forschungshaltung und gerontologischem Fokus deskriptiv zu nähern. Die forschungsleitende Fragestellung lautet: W a s c h a r a k t e r i s i e r t d a s d e linquente Verhalten von Menschen über 60 Jahre?
1.2 Wissenschaftliche Einbettung Die wissenschaftliche Abhandlung stellt einen gerontologischen und in methodologischer Hinsicht heuristischen Beitrag zur Altersdelinquenz dar, wobei es sich um ein verschlossenes Forschungsfeld mit Zugangshürden handelt. Die Themenstellung ist kein grundsätzliches Thema der Gerontologie und wird von ihr bisher nur wenig beleuchtet. Die Gerontologie, die sich mit den individuellen und gesellschaftlichen Prozessen des Alter(n)s beschäftigt, ist eine interdisziplinäre Wissenschaft. Verbindungen bestehen zur Sozialund Kulturgerontologie, der Soziologie und im speziellen zur Alterssoziologie und Lebenslaufforschung. Bei der Themenstellung wird deutlich, dass die individuellen Altersverläufe, bedingt durch das demografische Altern, auf ein neueres gesellschaftliches Phänomen hinweisen. Um sich dem Phänomen zu nähern, werden kriminologische Ansätze, die von biologischen, über psychologische bis hin zu soziologischen Theorien reichen, mit den alternstheoretischen Ansätzen in Verbindung gebracht. In der Theorie und in der Diskussion werden demografische Interpretationsansätze sowohl statistisch, wie auch inhaltlich aufgezeigt. Zugleich werden anthropologische Deutungselemente wie Sinngebung und ansatzweise kulturbetonte Deutungen vorgenommen, die für eine plural aufleuchtende Alterskultur wesentlich sind. Das Forschungsprojekt ist methodologisch qualitativsozialwissenschaftlich ausgerichtet. Eine Besonderheit stellt die heuristische Herangehensweise an das kriminologische und gerontologische Phänomen der Altersdelinquenz dar. Zudem orientiert sich der Autor dabei am Methodenkanon der Grounded Theory Methodologie. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Autor in seinen Ausführungen den Begriff der `Altersdelinquenz´ bevorzugt. Der Delinquenz-Begriff stellt eine umfassende Bezeichnung für das individuelle Verbrechen und die gesell-
13
schaftliche Kriminalität dar. Des Weiteren befürwortet er die abgeschwächte Ausdrucksweise aus der Jugenddelinquenz, die aus gerontologischer Sicht ebenso angemessen scheint. Wegen der unterschiedlichen Bedeutung in der Fachliteratur ist der Autor stellenweise angehalten, weiterhin den Begriff der Kriminalität zu verwenden. Der Titel des Buches lautet bewusst `Kriminelles Verhalten…´, da dieser bekannter ist. Näheres zu den Begriffsdeutungen findet sich in Kapitel 4.1.
1.3 Gliederungsansatz Die Abhandlung gliedert sich in zehn Kapitel. In Kapitel 2 beschreibt der Autor den Stand der Forschung und stellt das ausgewählte Recherchematerial vor. Es folgt eine tabellarische Darstellung der gesammelten deutsch- und englischsprachigen Literatur mit einer kurzen Darstellung der wichtigsten wissenschaftlichen Fundstellen. In Kapitel 3 findet eine Auswertung kriminal-statistischer und demografischer Daten statt, aus denen sich erste quantitative Anhaltspunkte zur Altersdelinquenz ableiten lassen. Anschließend folgen zwei Theoriekapitel: Kapitel 4 schildert Erklärungsansätze delinquenten Verhaltens im Alter, Kapitel 5 erläutert das interdisziplinäre Wissenschaftsfeld der Gerontologie. Hier werden Theorien zum Alter und den Alternsprozessen vorgestellt. Des Weiteren geht der Autor auf Aspekte des Alterns als individuelles und gesellschaftliches Geschehen ein, insbesondere auf Herausforderungen und kritische Momente im nachberuflichen Lebenslauf. Die mit dem Forschungsprojekt korrelierende Methodologie qualitativer Sozialforschung und die methodischen Ansätze werden in Kapitel 6 vorgestellt. Kapitel 7 erläutert die fünf Teilstudien (Expertenbefragung, Dokumentenanalyse, Detektivbefragung, deskriptive Organisationsanalyse, Gefangenenbefragung) des Forschungsprojekts mit ihren Fragestellungen, Methoden, geplanten Abläufen und den Auswertungsvorgehen. Die gewonnenen Einzelergebnisse der Teilstudien, die Zusammenführung der Ergebnisse und das Beantworten der Forschungsfrage finden sich in Kapitel 8. In Kapitel 9 werden eingangs die verwendeten Methoden evaluiert. Anschließend diskutiert der Autor ausgewählte Ergebnisse in gerontologischinterdisziplinärem Kontext und zeigt den weiteren Forschungsbedarf auf.
14
2
Stand der Forschung
Im Kapitel `Stand der Forschung´ beschreibt der Autor wissenschaftlich fundierte Literatur, die den aktuellen Wissensstand der kriminalgerontologischen Forschung illustrieren. Der Forschungsstand belegt die gegenwärtigen, teils unvollständigen Erkenntnisse und begründet den weiteren Forschungsbedarf.
2.1 Recherchevorgehen Zu Beginn der Recherchen fand eine unsystematische Suche über die Suchmaschine `Google´ statt. Eingangs beschränkten sich die Suchbegriffe auf `Seniorenkriminalität´ und `Alterskriminalität´. In den gefundenen Treffern identifizierte der Autor geeignete deutsche und englische Suchbegriffe für die anschließende systematische Suche – das Übersetzen erfolgte mit `www.dict.cc´ und `www.linguee.de´: Deutsche Suchbegriffe • • • • • • •
Alterskriminalität Seniorenkriminalität Altersdelinquenz Seniorendelinquenz kriminelle Senioren Alte Strafvollzug Ältere Strafvollzug
Englische Suchbegriffe • • • • • • •
older offender elderly criminal elderly delinquent delinquent senior elderly offender aging prison elderly prison
Die Online-Recherchen wurden durchgeführt in: • Karlsruher Virtueller Katalog (Auswahl: Südwestdeutscher Bibliotheksverbund, Bibliotheksverbund Bayern, Hochschulbibliothekszentrum des Landes NRW, Hessisches Bibliotheksinformationssystem, Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg, Gemeinsamer Bibliotheksverbund, Deutsche Nationalbibliothek, Staatsbibliothek zu Berlin, Österreichischer Bibliothekenverbund, Katalog der österreichischen Landesbibliothek und der Südtiroler Landesbibliothek, Katalog der österreichi-
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• • • • •
schen Nationalbibliothek, Britischer Verbundkatalog, British Library, Library of Congress, World Cat). Österreichische Dissertationsdatenbank. Datenbanken: EBSCO Host (Cinahl, Academic Search Premier, PsycInfo, PsycArticles), GeroLit. Fachzeitschriften: SpringerLink. Online-Bibliothek der Universität Konstanz und Tübingen. google.de, books.google.de, scholar.google.de.
Der Autor beschränkte sich bei der Onlinerecherche auf den Erscheinungszeitraum von 1990 bis 2012. Ältere Zufallstreffer wurden ergänzend mit erfasst. Relevante Fundstellen wurden auf deren Forschungsinhalt geprüft, um weitere Quellen ausfindig zu machen (Anhang 2). Das Suchprotokoll der relevanten Treffer befindet sich im Anhang 1; wobei gleiche Ergebnisse aus unterschiedlichen Recherchequellen nur einmal erfasst wurden. Bei Forschungsdaten aus dem angelsächsischen und amerikanischen Sprachraum merkt bereits Schramke (1996, S. 1) deren limitierte Verwendung an, da sie „wegen der unterschiedlichen sozialen und kulturellen Voraussetzungen […] nur eingeschränkt auf deutsche Verhältnisse übertragbar“ sind. Dies gilt auch für die vorliegende Abhandlung.
2.2 Ergebnisse aus deutsch- und englischsprachigen Fachzeitschriften Relevante Treffer Fachzeitschriften 1. Glaus A. (1957): Kriminalität im Alter. In: Sozial- und Präventivmedizin, Vol. 2, 303-310 2. Schäfer H. (1974): Alter und Kriminalität. Zum Problem des Abbruchs krimineller Karrieren. In: Kriminologisches Journal. 3(6), 209-216 3. Shichor D., Korbin S. (1978): Criminal behavior among the Elderly. In: The Gerontologist, 2(18), 213-218 4. Albrecht H.J., Dünkel F. (1981): Die vergessene Minderheit – alte Menschen als Straftäter. In: Zeitschrift für Gerontologie, 4(14), 259-273 5. Muthmann P. (1981): Der alte Mensch im Strafvollzug. In: Zeitschrift für Gerontologie, 14(4), 274-279
16
Stand der Forschung 6. Wilbanks W. (1984): The elderly offender: Relative frequency and pattern of offenses. In: The International Journal of Aging and Human Development, Vol. 29(4), 269-281 7. Cullen F.T., Wozniak J.F., Frank J. (1985): The Rise of the Elderly Offender. Will a „new“ criminal be invented? In: Crime and Social Justice, 1(23), 151-165 8. Moak G.S. (1988): Clinical perspectives on elderly first-offenders shoplifters. In: Hospital an Community Psychiatry, 39(6), 648-651 9. Turner G.S., Champion D.J. (1989): Elderly Offender and Sentencing Leniency. In: Journal of Offender Counseling, Services and Rehabilitation, 13(2), 125-140 10. Goetting A. (1992): Patterns of homicide among the elderly. In: Violence and Victims, 3(7), 203-215 11. Aday R. (1994): Aging in prison: A case study of new elderly offenders. In: International Journal of Offender Therapy and Comparative Criminology, Vol. 38(1), 79-91 12. Lindesay J. (1996): Elderly people and crime. In: Reviews in Clinical Gerontology, 2(6), 199-204 13. Phillips J. (1996): Crime an older offenders. In: Practice: Social Work in Action, 1(8), 43-54 14. Dubler N.N. (1998): The Collision of Confinement and Care: End-of-Life Care in Prisons and Jails. In: Journal of Law, 26, 149-241 15. Yates J., Gillespie W. (2000): The elderly and prison policy. In: Journal of Aging and Social Policy, 2-3(11), 167-175 16. Arndt S., Turvey C.L., Flaum M. (2002): Older offenders, substance abuse, and treatment. In: The American Journal of Geriatric Psychiatry, 6(10), 733-739 17. Fazel S., Hope T., O´Donnell I., Piper M., Jacoby R. (2001): Health of elderly male prisoners: worse than the general population, worse than younger prisoners. In: Age and Aging, 5(30), 403-407 18. Fazel S., Grann M. (2002): Older criminals: a descriptive study of psychiatrically examined offenders in Sweden. In: International Journal of Geriatric Psychiatry, 17/2002, 907-913 19. Curtice M., Parker J., Wismayer F.S., Tomison A. (2003): The elderly offender: an 11-years survey of referrals to a regional forensic psychiatric service. In: The Journal of Forensic Psychiatry and Psychology, 2(14), 253-265 20. Aday R.H. (2005): Aging prisoners concerns toward dying in prison. In: OmegaJournal of Death and Dying 3(52), 199-216 21. Görgen T. (2005): Alte Menschen in Haft: der Strafvollzug vor den Herausforderungen durch eine wenig beachtete Personengruppe. In: Bewährungshilfe: Soziales, Strafrecht, Kriminalpolitik, 2(52), 116-130 22. Morton J. (2005): The elderly in prison. In: Journal of Criminal Law, 3(69), 189191 23. Wahidin A. (2006): A Foucauldian analysis: experiences of elders in prison. In: Foucault and aging. New York, Nova Science Publisher, 115-128 24. Feldmeyer B., Steffensmeier D. (2007): Elder Crime: Patterns and Current Trends, 1980-2004. In: Research on Aging, Bd. 29 No.4, Sage Publications, 297-322 25. Görgen T. (2007): Ältere und hochaltrige Gefangene: Herausforderung (und
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Entwicklungschance) für den Strafvollzug. In: Kriminalpädagogische Praxis, 35(45), 5-12 26. Williams B., Abraldes R. (2007): Growing Older: Challenges of Prison and Reentry for the Aging Population. In: Public Health Behind Bars, 1, 56-72 27. Hart M. (2008): The Geriatric sex offender: Senile or pedophile? In: Law and Psychology Review, Vol. 32. 153-162 28. Pohlmann S. (2009): Alterskriminalität. In: Informationsdienst Altersfragen, Deutsches Zentrum für Altersfragen, 6(36). 7-11 29. Schollenbach S. (2009): Alte Menschen im Strafvollzug. In: Forum Strafvollzug, 3(58), 130-136 30. Wolf T. (2009): Rechtliche Gesichtspunkte zur Rückfallquote und Vollstreckung bei älteren Straftätern. In: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 2(4), 309-317 31. Smartt U. (2009): Alte Menschen im britischen Strafvollzug. In: Forum Strafvollzug, 3(58), 127-130 32. Barak Y., Perry T., Elizur A.: Elderly criminals: A study of the first criminal offence in old age. In: International Journal of Geriatric Psychiatry, 6(10), 511-516 33. Dawes J. (2009): Ageing Prisoners: Issues for social work. In: Australian Social Work, 2(62), 258-271 34. Laue C. (2009): Strukturen der Alterskriminalität. In: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 3(3), 179-188 35. Kakoullis A., Le Mesurier N., Kingston P. (2010): The mental health of older prisoners. In: International Psychogeriatrics, 5(22), 693-701 36. Maschi T., Dennis K.S., Gibson S., MacMillan T., Sternberg S., Hom M. (2011): Trauma and stress among older adults in the criminal justice system: a review of the literature with implications for social work. In: Journal of Gerontological Social Work, 54(4), 390-424 37. Kunz F. (2011): Kriminelles Verhalten und polizeiliche Registrierung. Selbstberichte von Menschen im höheren Lebensalter. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Vol. 44(1), 55-65 38. Wolf T. (2012): Der ältere Gewalttäter vor der Strafvollstreckungskammer. In: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 6(3), 193-200 39. Mann N. (2012): Ageing Child Sex Offenders in Prison: Denial, Manipulation and Community. In: The Howard Journal of Criminal Justice 4(51), 345-358 40. Maschi T., Kwak J., Ko E., Morrissey M.B. (2012): Forget me not: Dementia in prison. In: Gerontologist, 4(52), 441-451 41. Stal M. (2013): Treatment of Older and Elderly Inmates within prison. In: Journal of Correctional Health Care, 1(19), 69-73
Inhalte einiger als bedeutend erachteter Fundstellen in chronologischer Reihenfolge: • Laue C. (2009): Strukturen der Alterskriminalität. In: Forensische Psychiatrie, Psychologie und Kriminologie, 3(3), 179-188.
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Stand der Forschung
Laue sieht in der Alterskriminalität eine Kompensation akuter Krisenlagen. Er beschreibt generelle Problemlagen jenseits der 60 Jahre: neu zu gestaltender Lebensplan, sinkendes Einkommen, Verlust sozialer Kontakte. Es gilt, Gefühle von niederem gesellschaftlichen Stellenwert, Isolation und Vereinsamung zu bewältigen. Biologisch bedingte Abbauprozesse finden statt, weshalb die kriminelle Neigung des älteren Menschen abnimmt. Laue führt dazu drei Erklärungsansätze an. Die `Kriminalität der Schwäche´, `Kontrolltheoretische Ansätze´ und `Interaktionistische Theorien´. Im Folgenden beschreibt Laue die typischen Straftaten der über 60-Jährigen und zieht dabei immer wieder Parallelen zur Theorie der Schwäche, zweifelt allerdings im Resümee an ihrem Erklärungswert. Sein Fazit: Die Alterskriminalität steigt relativ und absolut. Der Frauenanteil bei den über 60-Jährigen ist signifikant höher als in der Gesamtkriminalität. Eigentums- und Vermögensdelikte, Betrug und Verkehrsdelinquenz zählen zu den am häufigsten registrierten Taten. Brandstiftung und Umweltstraftaten sind leicht überrepräsentiert. Laues Beitrag vermittelt anhand diverser Blickwinkel auf die Alterskriminalität einen allgemeinen Überblick über das Phänomen abweichenden Verhaltens im Alter. Interessant für diese wissenschaftliche Abhandlung ist vor allem die Fragestellung, weshalb Kriminalität im Alter abnimmt und Spätkriminalität überhaupt auftritt. • Pohlmann S. (2009): Alterskriminalität. In: Informationsdienst Altersfragen, 6(36), 7-11. Pohlmanns Beitrag stellt zentrale Aspekte zu Verbreitung, Gestalt und Sanktionierung von Alterskriminalität vor. Er erachtet es als dringend, die gängigen Statistiken durch feinmaschigere Altersstaffelungen transparenter zu gestalten. Pohlmann fordert profunde gerontologische und geriatrische Kenntnisse bei allen mit Fällen von Altersdelinquenz Beschäftigten, so z.B. bei den Gutachtern im Strafprozess. Als Tatmotive beschreibt er Langeweile, existenzielle Not oder Angst vor sozialem Abstieg, kognitive Veränderungen und psychische Störungen, unzureichendes Einschätzen der Rechtswidrigkeit des eigenen Verhaltens, billigende Inkaufnahme und aktive Provokation sowie ein kriminelles soziales Umfeld. Herausforderungen im Strafvollzug liegen in der medizinisch-
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pflegerischen Versorgung und in der sozialen Reintegration. Aus dem Artikel lässt sich ableiten, dass sich bei allen mit Fällen von Altersdelinquenz Beschäftigten, sei es die Exekutive, Judikative oder Bewährungshilfe noch nicht auf den Alterungsprozess in der Täterschaft eingestellt haben. Ebenfalls von Interesse sind die von Pohlmann benannten Motive kriminellen oder abweichenden Verhaltens. • Kunz F. (2011): Kriminelles Verhalten und polizeiliche Registrierung – Selbstberichte von Menschen im höheren Lebensalter. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 44(1), 55-65. Kunz beschreibt in ihrer Studie die Altersdelinquenz anhand von Selbstberichten befragter Täter. Mit ihrem methodischen Ansatz der Dunkelfeldforschung versucht Kunz die Verzerrungen der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes zu korrigieren. Postalisch angefragt wurden 3555 Personen zwischen 49 und 81 Jahren. Schwerpunkte lagen auf der `Einstellung gegenüber Gesetzen´, `Viktimisierungserfahrungen´, `Kriminalitätsfurcht´ und `kriminellem Verhalten´ sowie `polizeilichen Registrierungen´. Knapp 50 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal seit dem Vollenden des 50. Lebensjahres ein Delikt begangen zu haben. In quantitativ absteigender Reihenfolge sind es `Führen eines Kraftfahrzeugs unter Alkoholeinfluss´ und `Betrugs- und Vermögensdelikte´ im alltäglichen Kontext von hauptsächlich sozial integrierten, ökonomisch gesicherten Menschen. `Schwarzfahren mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln´ ist weit verbreitet. Als Gründe benennt Kunz die zunehmende Säkularisierung und Individualisierung der Gesellschaft. Ladendiebstahl, welcher von der Polizeilichen Kriminalstatistik als `das´ Altersdelikt definiert wird, spielt eine untergeordnete Rolle. Beeinflusst wird das abweichende Verhalten von Geschlechtszugehörigkeit, sozialen Lernmechanismen, Anomie und moralischer Deliktbewertung. Kunz´ Studie belegt die Relevanz von Dunkelfeldstudien – dem Autor ist keine weitere Studie dieser Art bekannt und sieht in Kunz´ Ansatz eine interessante Forschungsmethode für die Motivforschung.
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