5 minute read
NICE IDEA
„WIR WOLLEN
TRENDS AUFBAUEN“
Niceshops-Geschäftsführer Christoph Schreiner sucht nach Gründern, die für ihr Produkt brennen – und fand im Start-up-Webshop Shöpy einen geeigneten Kandidaten.
TEXT: JOSEF PUSCHITZ, FOTOS: NICESHOPS/GÜNTHER LINSHALM
ZUM UNTERNEHMEN
Die niceshops GmbH ist ein international tätiges, österreichisches Onlinehandel- und E-CommerceUnternehmen mit Hauptsitz im steirischen Saaz und zusätzlichen Standorten in Graz, Wien und Ulm. Das Unternehmen betreibt mehr als 45 unterschiedliche ShopBrands (international mehr als 400 Onlineshops) in 17 Sprachen.
Der neue Start-up-Webshop „42things“ hat kurz vorm Jahreswechsel den Betrieb aufgenommen. Was hat es mit der 42 im Namen auf sich?
Christoph Schreiner: In unserer Marketingabteilung befinden sich einige Fans des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov. Der hat in seinem berühmten „Per Anhalter durch die Galaxis“ festgestellt, dass „42“ die Antwort auf alles ist. Wir fanden, das ist ein guter Anhaltspunkt, das bleibt hängen. Schon allein die Frage beweist, dass wir damit im Gedächtnis bleiben.
„42things“ ist also die Antwort auf alle ShoppingBedürfnisse? Welches Ziel verfolgt die niceshops GmbH mit dieser Plattform, die aus dem Start-up-Portal Shöpy hervorgegangen ist?
Wir wollen als Gruppe einen Nischenmarkt nach dem anderen aufmachen, bespielen und dort Marktführer werden. Das funktioniert dann gut, wenn es einen Gründer gibt, der super in der Szene vernetzt ist und Leidenschaft für die Produkte mitbringt. Bei Shöpy fanden wir den in Christian Pittner, der für die Innovationen der Start-ups Feuer und Flamme ist. Diese Begeisterung fördern wir mit dem, was Niceshops am besten kann: Logistik, E-Commerce, Kundenservice.
Sind das auch die Bereiche, mit denen sich Start-ups zu Beginn am schwersten tun?
Absolut. Wenn sie neu auf den Markt kommen, erhalten sie mit ihren Produktinnovationen zunächst einiges an medialer Aufmerksamkeit – man denke an Formate wie „Höhle der Löwen“ oder „2 Minuten 2 Millionen“. Das gibt anfangs einen kurzen Push bei den Verkaufszahlen, der aber schnell nachlässt, sobald die TV-Ausstrahlung vorbei ist. Die Schwierigkeit liegt darin, auch weiterhin Aufmerksamkeit zu erzeugen und die Nachfrage aufrechtzuerhalten. Zudem sind Start-ups nicht dafür aufgestellt, den Vertrieb und die Kundenbetreuung im großen Stil abzuwickeln. Hier kommen wir ins Spiel: Wir bieten eine europaweite Plattform, mit der sich die Gründer weder um Payment, Logistik oder Service kümmern müssen, und sich stattdessen voll und ganz um ihr Produkt kümmern können. Wir bieten ihnen dafür das Tor zur Welt.
Was müssen die Start-ups für diesen Zugang leisten?
Wir launchen deren Shops ohne kurzfristige Umsatz- oder Ergebnisziele, gehen aber mit der Vision in jedes Geschäft, im jeweiligen Bereich auf absehbare Zeit zum Marktführer zu werden. Bei unseren eigenen Produkten ist es uns wichtig, einen Trend aufbauen zu können – wenn wir das in drei oder vier Jahren nicht bewegen können, drehen wir unsere eigenen Shops auch wieder ab.
Viel abzudrehen hatten Sie in den letzten beiden Jahren ja nicht – Corona hat dem Onlinehandel einen enormen Schub verschafft. Wie sehr hat das Niceshops gespürt?
Corona hat uns definitiv nicht geschadet, als Gruppe sind wir allein im Vorjahr von
„Corona hat uns definitiv nicht geschadet, als Gruppe sind wir allein im Vorjahr von 100 Millionen Euro Umsatz auf 150 Millionen angewachsen.“
CHRISTOPH SCHREINER Niceshops-Geschäftsführer
100 Millionen Euro Umsatz auf 150 Millionen Euro angewachsen. Wenn die Leute nur zu Hause sitzen können, bestellen sie einfach mehr. Aber das galt nicht für alle Branchen und Nischen gleichermaßen – Mode entwickelte sich etwa im ersten Lockdown katastrophal, dafür ging der Lebensmittelbereich durch die Decke.
Auf welche Bereiche hat Niceshops aktuell ein Auge geworfen – wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?
Wir sind gerade dabei, unser Outdoor-Home- und Gartensortiment massiv zu erweitern. Auch im Lebensmittelbereich steht eine Aquisition an. Und ein ganz spannender Markt ist die Aquaristik, ein äußerst schnell wachsendes Segment, auf das wir uns als Nächstes konzentrieren möchten.
IN SAAZ ÖFFNET SICH DAS „TOR ZUR WELT“
In zwölf Jahren hat sich Niceshops zu einem führenden Onlinehandel- und E-CommerceUnternehmen etabliert. Der Kauf eines Start-upWebshops war ihr jüngster Streich.
Ein Pflaster, das Fieber misst und die Temperatur ans Smartphone sendet. Ein Kaugummi aus Silikon, der den Kiefer trainiert und das Wachstum der Gesichtsmuskulatur verspricht. Oder ein Gerät, das die Atemluft analysiert und daraus auf die Chancen für die Erfüllung des Kinderwunsches schließt. Zugegeben, das ist eine Auswahl der skurrileren Produkte, die es auf „42things“ zu bestellen gibt. Sie spiegeln aber die Vielfalt von Start-up-Ideen wider, die auf der neuen Onlineplattform zu bestellen sind. Insgesamt 150 Start-ups aus 11 Ländern sind hier versammelt, um ihre Produkte an ein innovationsverliebtes Publikum zu bringen. Hinter der Plattform steht ein steirisches Unternehmen, das mit dem Onlinehandel groß geworden ist: Niceshops.
Die Akquisition des Startup- Webshops „Shöpy“ mit anschließendem Rebranding zu „42things“ ist der jüngste Schachzug der Niceshops-Geschäftsführer Barbara Unterkofler, Günther Helm, Christoph Schreiner und Roland Fink. Letzterer baute das Onlinehandel- und E- CommerceUnternehmen mit Hauptsitz in Saaz bei Paldau seit 2010 auf, heute betreibt das Unternehmen mittlerweile über 400 Online-Shops in 17 Sprachen. 20.000 Pakete verlassen das Logistikzentrum in Saaz jeden Tag, in Österreich, Italien, Deutschland, Slowenien und Ungarn standardmäßig mit „Next-Day Delivery“, also Zustellung am nächsten Tag. 1,3 Millionen Kunden nützen die Angebote von Niceshops, darunter Marken wie „3D JAKE“, „Ecco Verde“ und „pools.shop“, die in mehreren europäischen Staaten als Marktführer gelten. Im Bereich Biokosmetik und EBike entwickelt Niceshops Eigenprodukte, insgesamt beläuft sich das Warensortiment aller Shops zusammengerechnet auf rund zwei Millionen Produkte.
INTERNATIONALES NIVEAU
Bei „42things“ sind es jedenfalls mehr als nur 42 Produkte, die im Angebot stehen. Es umfasst unter anderem die Bereiche Elektronik, Kosmetik & Gesundheit, Heim & Garten, Lebensmittel & Geträ nke, Mode & Fashion und Freizeit. Seit der Übernahme durch niceshops Ende 2021 hat sich der Kreis an potenziellen Kunden stark vergrößert: „Mit der Weiterentwicklung zu ‚42things‘ heben wir unsere Plattform auf ein internationales Niveau – mit dem Anspruch, das größte Onlineportal für Start-up-Produkte in Europa zu sein. Heimischen und auch internationalen Pionierinnen und Pionieren nehmen wir die komplexe Abwicklung des Onlinegeschäfts ab und öffnen ihnen dadurch das Tor zur Welt“, sagt ShöpyGründer Christian Pittner, der inzwischen zu den rund 550 Mitarbeitern von Niceshops zählt, die an den Standorten in Saaz, Wien und Graz ihre Arbeit verrichten.
Mit der Mitarbeitersuche tut sich Geschäftsführer Schreiner nicht schwer, das Unternehmen wurde schon mehrmals als familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet. Und auch die ökologische Ausrichtung von Niceshops spielt ihm in die Hände: Immer öfter komme bei Bewerbungsgesprächen das Thema Nachhaltigkeit auf – von Bewerberseite. „Nicht nur von jungen, sondern auch vermehrt erfahrenen Bewerbern wird großer Wert auf die ökologische und soziale Verantwortung eines potenziellen Arbeitgebers gelegt. Wir müssen uns insofern nicht verstecken“, sagt Schreiner, der auf umweltfreundliche und plastikfreie Verpackung setzt, Ökostrom über eine PV-Anlage am Logistikzentrum produziert und eine wachsende E-Auto-Flotte betreibt. Was das Unternehmen nicht selbst an CO2-Emissionen einsparen kann, wird durch die Unterstützung ökosozialer Projekte kompensiert. Schreiner macht das aus Überzeugung, ist damit aber nicht alleine: „Auch aus der Kundensicht wird Nachhaltigkeit immer wichtiger – wir fangen gerade erst damit an, unsere Bestrebungen dahingehend auch in den Shopmarken zu kommunizieren.“