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STARKE CHANCEN

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HEADS AND NEWS

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MIT DER INDUSTRIE IN DIE ZUKUNFT

Starke Branche, starke Chancen: Abwechslungsreiche Jobs, überdurchschnittlich hohe Löhne und Karrierechancen machen die Branchen Metalltechnische Industrie, Fahrzeugindustrie und Elektro- und Elektronikindustrie auch in Zukunft zu den zentralen Arbeitgebern in der Steiermark.

TEXT: LISSI STOIMAIER FOTOS: MATHIAS KNIEPEISS, FOTO FISCHER, PHOTO SIMONIS WIEN, SISSI FURGLER FOTOGRAFIE, JULIA SCHWAGER, MFL, SVI AUSTRIA GMBH, AVL-DITEST

Wussten Sie, dass ... rund 35 Prozent der regionalen Wertschöpfung aus der industriellen Produktion – inklusive Energieerzeugung – kommt? Dass die Beschäftigten der Industrie in den innovativsten Branchen der Steiermark arbeiten? Dass 80 Prozent auch nach Lehrabschluss längerfristig beim Ausbildungsbetrieb bleiben? Oder dass Industrielehrlinge überdurchschnittlich gut verdienen? Ein Lehrling in der Metalltechnischen oder Fahrzeugindustrie verdient beispielsweise im 4. Lehrjahr mindestens € 1.750 und mit Lehrabschluss € 2.328,44 als Mindestgehalt, ein Lehrling der Elektro- und Elektronikindustrie im 4. Lehrjahr € 1.829,63 und mit Lehrabschluss € 2.287,03. Diese Liste der Zahlen könnte noch lange fortgesetzt werden. „Die Zahlen unterstreichen deutlich die Stärken der Branchen Metalltechnische Industrie, Fahrzeugindustrie sowie Elektro- und Elektronikindustrie als zentrale Arbeitgeberbranchen jetzt und

Helmut Röck

Geschäftsführer Metalltechnische Industrie, Fahrzeugindustrie sowie Elektro- und Elektronikindustrie in der WKO Steiermark

zukünftig in der Steiermark“, betont Geschäftsführer Helmut Röck.

DIE KLÜGSTEN KÖPFE UND DIE GESCHICKTESTEN HÄNDE

Für die drei Branchen-Vertretungen ist die Sicherung des Fachkräftepotenzials für die Mitgliedsbetriebe eine Kernaufgabe. Es werden viele wirtschafts-, bildungs- und gesellschaftspolitische Aktivitäten selbst oder gemeinsam mit der Sparte Industrie zur Gewinnung der klügsten Köpfe und der geschicktesten Hände gesetzt. Das sind unter anderem die gemeinsame Kommunikationsplattform „Die Industrie“ (zusammen mit der IV), die Initiativen „Technical Experts“ (Lehre in der Mechatronik oder Metalltechnik nach der Matura), „Faszination Technik“, „Metall macht Schule“ oder die Filmserie „Die Zukunftsmacher“ von „Die Industrie“ gemeinsam mit dem ORF.

FRAUEN IN DER TECHNIK

Über 22 Prozent der Lehrlinge in den drei Branchen sind weiblich, Tendenz steigend. Bei Frauen ist in der Steiermark mit Metalltechnik ein technischer Lehrberuf unter den Top 4. In den drei Industriebranchen Metall-, Fahrzeug- und Elektro/Elektronik ist die Metalltechnik vor der Mechatronik und den Industrie-/Bürokaufleuten sogar der meistgewählte Lehrberuf von Mädchen!

INDUSTRIE Starke Chancen

Hubert Pletz

Funktionär Metalltechnische Industrie Geschäftsführer Wuppermann Austria GmbH

VON DER LEHRE BIS INS MANAGEMENT

Die Metalltechnische Industrie stärkt die heimische Wirtschaft in vielerlei Hinsicht: Sie sichert nicht nur die regionale Wertschöpfungskette, arbeitet aktiv an der Erweiterung des Technologiespektrums und bringt steirische Qualität mit einer Exportrate von 80 Prozent weltweit in den Markt, sondern ist vor allem für technikinteressierte Arbeitnehmer ein spannendes Betätigungsfeld mit ausgezeichneten Karrierechancen – kommt es doch nicht selten vor, dass Führungskräfte zum Großteil aus der Ausbildung innerhalb der jeweiligen Unternehmen stammen. Die ausgezeichneten Karrieremöglichkeiten innerhalb der Branche, kann Hubert Pletz, Funktionär der Metalltechnischen Industrie, nur bestätigen, hat der Unternehmer doch selbst den Weg von der Lehre bis ins Management beschritten.

SICHERE ARBEITSPLÄTZE

Eine erfolgreiche Branche bietet sichere Arbeitsplätze, braucht aber auch viele Arbeitskräfte. Während in puncto Lehrlingsausbildung sowie auf den Universitäten und FHs bereits ein wirklich gutes Angebot diesbezüglich besteht, sieht Pletz für die Zukunft ein Thema, das noch intensiver in den Mittelpunkt gerückt werden muss: Frauen verstärkt für die Industrie zu interessieren. „Den Bedarf an Arbeitskräften rein über die junge Generation zu decken, ist aufgrund der demografischen Entwicklungen unrealistisch. Daher gilt es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass mehr Frauen ihren Weg in die Metalltechnische Industrie finden. Das gilt genauso wie die Forderung, noch mehr in die Erwachsenenbildung zu investieren. Auch Leute, die schon länger von ihren Jobs weg sind, können potenzielle neue Mitarbeitende werden.“

Metalltechnische Industrie: 52.000 Beschäftigte in 203 Betrieben 1.230 Lehrlinge

www.wko.at/stmk/mti

Herbert Tanner

Funktionär Elektro- und Elektronikindustrie Standortleiter Siemens AG Österreich

INNOVATION GESCHIEHT JETZT

Vom Elektromobil bis zur medizinischen Frühdiagnostik, die teilweise schon übers Smartphone funktioniert – unsere Welt wird immer digitaler. Je weiter die digitale Transformation voranschreitet, desto höher wird aber auch der Bedarf an Menschen, die die digitalen Devices steuern und durch Innovationen weiterentwickeln.

JOBS MIT PERSPEKTIVE

Kein Wunder also, dass gerade die Elektro- und Elektronikindustrie Menschen beruflich ausgezeichnete Perspektiven bietet. „Von den Aufstiegsmöglichkeiten bis zu der Chance, international tätig zu sein, hat das digitale Zeitalter der Branche einen extremen Schub verpasst“, weiß Herbert Tanner, Funktionär der Elektro- und Elektronikindustrie. Aus der Praxis weiß Tanner, der Standortleiter bei Siemens Österreich ist, dass gerade das Thema der Aus- und Weiterbildung ein zentrales Thema ist. „Der Wunsch nach mehr fachspezifischem Wissen wurde bei uns intern noch nie abgelehnt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern, kommt am Ende des Tages ja wieder dem Unternehmen zugute, ist also eine Winwin-Situation für beide Seiten.“

MENSCH IM MITTELPUNKT

Prinzipiell stehen für Tanner trotz des hohen Digitalisierungsgrads der Branche, die Menschen immer im Mittelpunkt. „Daher muss es für Unternehmen höchste Priorität haben, zukunftsorientiert auf Jahre vorauszuplanen, die bestehenden Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen anzupassen und auch in puncto Recruiting umzudenken. Denn nur so schafft man es, die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen.“

Elektro- und Elektronikindustrie: 19.000 Beschäftigte in 56 Betrieben 593 Lehrlinge

www.wko.at/stmk/eei

INDUSTRIE Starke Chancen

Gerald Lackner

Funktionär Fahrzeugindustrie Geschäftsführer AVL DiTEST GmbH

LEISTUNG DER MENSCHEN SEHEN

Freiraum für Innovationen und die Chance auf Abenteuer – wer mit Gerald Lackner über seine Branche spricht, sieht das Leuchten der Begeisterung in seinen Augen. „Wir sind aktuell im größten Wandel, den die Branche je erlebt hat.“ Elektroautos sind längst in der Gesellschaft angekommen. Das war möglich durch die innovative Arbeit der Menschen in der Fahrzeugindustrie. Aber damit nicht genug. Es wird intensiv weiter an neuen Entwicklungen und Technologien gearbeitet. Und gerade diese spannende Zeit bringt viele Chancen mit sich – Chancen für Unternehmen genauso wie für die Personen, die dort arbeiten. Neben den ausgezeichneten Job- und Karrieremöglichkeiten bieten die dynamischen Entwicklungen den in der Fahrzeugindustrie arbeitenden Menschen die Möglichkeit, selbst zu wachsen, neue Technologien zu entwickeln und durch aktives Gestalten Veränderungen herbeizuführen. „Als Person etwas zu bewirken und gesehen zu werden, ist oftmals mehr Wert als jeder Karriereaufstieg. Um das zu unterstützen, ist es wichtig, nicht nur Produkte oder Dienstleistungen zu sehen, sondern immer den Menschen dahinter, der die Leistung erbringt.“

MITEINANDER DIE ZUKUNFT GESTALTEN

Mit der AVL DiTEST ist Lackner sicherlich Vorreiter auf dem Gebiet der kooperativen Arbeitsweise. „Unser Mindset ist von Anfang an geprägt von der gemeinsamen Arbeit auf Augenhöhe, Wertschätzung, Respekt und Selbstbestimmtheit. Sich im Unternehmen gegenseitig durch Feedback und Retrospektiven weiterzubringen, ist ein wesentlicher Teil, um Unternehmen wirtschaftlich voranzubringen.“

Fahrzeugindustrie: 22.500 Beschäftigte in 28 Betrieben 717 Lehrlinge

www.wko.at/stmk/fzi

EINE STADT WÄCHST FÜR DIE MENSCHEN

Mit einem Mix aus attraktiven Hightech-Arbeitsplätzen, Bildungseinrichtungen, modernen Wohnquartieren, Lebensqualität und studentischem Innenstadtflair will sich Kapfenberg zur Stadt mit Wohlfühlqualität weiterentwickeln.

TEXT: HELMUT BAST, FOTO: THOMAS LUEF

Kapfenberg ist eine Stadt mit wechselvoller Industriegeschichte. Dies spiegelt sich auch in den Bevölkerungszahlen im Laufe der Zeit wider, mit einem Höchststand von über 27.000 Bewohnern Anfang der 1970er-Jahre. Derzeit hat die Stadt knapp 23.000 Einwohner. 2024 feiert man das hundertjährige Jubiläum der Stadterhebung. Doch Zahlen sagen nicht viel über die Qualität und Zukunftsfähigkeit einer Stadt aus, meint Kapfenbergs Bürgermeister Fritz Kratzer. „Es gibt mehrere Aspekte, die eine Stadt lebenswert machen: Wohlfühlen ist wichtig, Arbeitsplätze sind ganz wichtig, genauso wie eine gute Rundumversorgung. Heute geht es ganz stark um das Thema Frauen im Job. Industriebetriebe suchen konzentriert nach Frauen, weil insgesamt das Angebot am Jobmarkt weniger wird“, weiß Kratzer.

Für Frauen sei Kapfenberg interessant, weil die Stadt eine ausgezeichnete Versorgungssituation bieten kann, um Frauen zu entlasten: Man ist mit Kinderkrippe, Kindergärten, Schulen, höheren Schulen sowie der FH Joanneum bestens ausgestattet, um für Menschen im Job ein ansprechendes Umfeld zu bieten. Und zugleich gibt es viel Natur – vom Zentrum von Kapfenberg ist man in sieben Minuten im Wald -, ein reiches Veranstaltungs- und Kulturprogramm, Sporteinrichtungen, eine Musikschule … Und Kapfenberg biete mit dem ECE und Euromarkt gerecht. Wir arbeiten an einer Neudefinition unseres Stadtimages, das bisher mit Sport – Industrie – Leben‘ zusammengefasst wurde. ‚Industrie‘ trifft den Kern der Sache aber nun nicht mehr wirklich, deshalb suchen wir eine besser passende Begrifflichkeit.

„300 Studierende mitten in der Innenstadt werden für eine enorme Belebung unserer Innenstadt sorgen.“

FRITZ KRATZER,

Bürgermeister von Kapfenberg

wichtige Handelsplätze und habe sich längst als Einkaufsstadt für die ganze Region etabliert.

STADT IM WANDEL

„Wir leben mit der Geschichte und dem Wandel. Und hier muss man sagen, dass sich beim Thema Industrie in den letzten Jahren ja ein riesiger Wandel vollzogen hat. Es sind nicht mehr die Schlote, Staub und Schmutz, die heute die Industrie in unserer Stadt definieren, sondern hier handelt es sich um sauberes Hightech – und wir haben in diesem Bereich gleich 15 Weltmarktführer in der Stadt versammelt. Nur: Unser Image nach außen wird dem noch nicht Zurzeit läuft da noch ein Findungsprozess“, erklärt Bürgermeister Kratzer.

Er ist überzeugt, dass Kapfenberg in Zukunft wieder wachsen wird, bis 2030 werde man 25.000 Einwohner haben. Kratzer nennt dieses Zukunftspaket „Visionen 2030+“. Schon jetzt kümmert sich eine Zuzugsmanagerin um die Menschen, die in die Stadt ziehen: D a geht es um die gemeinsame Wohnungssuche, um umfassende Infos zu Kinderbetreuung, Schulen und Ausbildungsstätten oder Freizeitangeboten.

Mit den Angeboten rund um Jobs, Lebensqualität und Wohnen werde Kapfenberg für viele Menschen interessant, die nicht in immer unattraktiver werdenden Großstädten leben wollen, ist Fritz Kratzer überzeugt. Neben dem flächenschonenden Neubau werden in einem umfassenden Erneuerungsprogramm in die Jahre gekommene Arbeitersiedlungen wie in Schirmitz und in der Hochschwabsiedlung – wo in einem großen Projekt Wohnraum für 2.000 Menschen errichtet wird – nachhaltig saniert und modernisierte Stadtquartiere geschaffen, die heutigen Standards entsprechen. „Wir wollen gezielt die 7.500 Pendler sowie Bildungspendler, die täglich in die Stadt einpendeln, für Kapfenberg begeistern, ihnen Angebote aus dem städtischen Wohnungsmarkt unterbreiten. Für viele ist das Pendeln ja eine Weltreise, wenn ich an die Anreise aus Eisenerz im Winter denke. Und angesichts der Teuerung und der Treibstoffpreise ergibt sich ein weiterer Anreiz, ganz zu schweigen vom Umweltgedanken“, erklärt Kratzer. Auch Angebote für Besserverdienende mit hochwertigeren Wohnungen aus dem nicht geförderten Wohnbau forciert die Stadt. „Wir schließen das eine und das andere nicht aus“, kommentiert Kratzer.

BILDUNG, FORSCHUNG UND GESUNDHEIT

Neben den Themen Hightech und Sport setzt Kapfenberg stark auf Bildung, Forschung und Gesundheit. Allein im Sozialhilfeverband mit acht Pflegeheimen, zwei davon in Kapfenberg, sind im Bezirk 700 Menschen beschäftigt. Demnächst wird zudem eine neue Fachhochschule für Gesundheit und Krankenpflege mitten in der Stadt errichtet, die eine Innenstadtentwicklung der besonderen Art mit sich bringen wird. „Wenn wir 300 Studierende mitten in der Innenstadt haben, die hier auch temporär wohnen werden, ist das eine enorme Belebung der Innenstadt“, sagt Kratzer. Man wolle sich wie Leoben als Studierendenstadt „nachentwickeln“.

Von den knapp 1.000 jungen Leuten, die an der FH Joanneum an der Stadtgrenze mit ihren technischen Studiengängen studieren, kommen aufgrund der dezentralen Lage kaum je welche in die Innenstadt. Kratzers verschmitztes Kalkül: „Wenn die überwiegend männlichen Technikstudierenden wissen, dass 300 überwiegend junge weibliche Krankenpflegestudierende in der Innenstadt von Kapfenberg sind, wird es für die Burschen auch interessanter, in die Innenstadt zu kommen, und sich ein studentisches Flair in der Innenstadt entwickeln.“ Zudem soll der Standort für die neue FH für Internettechnologie ebenfalls in der Innenstadt angesiedelt sein, mit weiteren 500 Studierenden. „Dann wird um diese beiden Einrichtungen ein Bildungscampus entstehen, der eine riesige Chance für uns als Stadt darstellt. Das ist natürlich ein weiter Bogen von Hightech-Industrie bis zur Pflege, aber genau das macht Kapfenberg so interessant“, ist Kratzer überzeugt.

Kapfenbergs Bürgermeister Fritz Kratzer peilt bis 2030 die 25.000-Einwohner-Marke an. Mit einem speziellen Zuzugsmanagement, einer Wohnbauoffensive und dem gezielten Ansprechen der 15.000 Einpendler soll das gelingen.

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