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Ein Glaserl zu viel

„Wer nicht trinkt, fällt eher auf“

Primaria Mag. Dr. Michaela Leopold, Ärztliche Leiterin im Krankenhaus Diakonie de La Tour, über zu viel Alkoholkonsum, wie Angehörige unterstützend helfen können und wie wichtig eine Vorbildfunktion ist.

Fotos Shutterstock, LPD, Diakonie de La Tour

Ärzteguide: Kein „Stoff“ ist uns allen so vertraut wie der Alkohol. Die Gefährlichkeit des Zuviel-Trinkens ist jedem bekannt. Warum verfallen noch immer so viele dem Alkohol? Primaria Mag. Dr. Michaela Leopold: Dass Alkohol grundsätzlich für jeden gefährlich ist, das würde ich so nicht sagen. Es gehören viele Faktoren dazu, dass es zu einer Sucht kommt. Dazu zählen körperliche, aber auch psychische und soziale Faktoren. Wie merkt man, dass jemand immer wiederkehrend zu viel Alkohol konsumiert? Es gibt unterschiedliche Anzeichen, wenn jemand Alkohol in bedenklichem Ausmaß konsumiert. Ich würde es prinzipiell daran festmachen, ob es in einem Menschen etwas auslöst, wenn dieser keinen Alkohol zu Hause hat. Wenn sich diese Person in einer solchen Situation schwertut, sich zu entspannen, unruhig wird und zum Supermarkt fährt, um sich etwas zu

holen – das sind dann eindeutige Merkmale. Ein typisches Merkmal ist auch, wenn sich eine gewisse Toleranz einstellt, dass es schrittweise höhere Mengen an Alkohol braucht, um den gewünschten Effekt zu erreichen.

Auf der anderen Seite handelt es sich bei der Alkoholkrankheit um ein hochtabuisier- tes Thema. Wie kommt es dazu? Das ist leider, was psychische Erkrankungen betrifft, generell noch immer so. Suchtkrankheiten haben im Rahmen der psychischen Erkrankungen nochmals eine Sonderstellung. Aus der Sicht der Gesellschaft werden Menschen mit einer psychischen Erkrankung als schwach dargestellt. Es ist noch nicht genug Aufklärung passiert, die Akzeptanz von Alkohol ist überall gegeben. Alkohol wird überall getrunken und kaum kritisch gesehen. Das ist problematisch und es ist sicherlich so verbreitet, dass es eher auffällt, wenn man überhaupt nichts trinkt.

Oft wissen Angehörige gar nicht, dass der Partner zu viel trinkt. Was raten Sie, wenn man bei seinem Partner Verdacht schöpft? Es ist sehr wichtig, dass man das mit derjenigen Person bespricht – um herauszufinden, wie diese es sieht und ob es ein Bewusstsein dafür gibt, dass es problematisch werden könnte. Wenn das allerdings nicht der Fall ist, dann gibt es die Möglichkeit einer Angehörigen-Beratung.

Viele Therapien mussten wegen der Pandemie ausgesetzt werden. Das ist richtig. Aber stationäre Therapien wa-

Primaria Mag. Dr. Michaela Leopold, Ärztliche Leitung im Krankenhaus Diakonie de La Tour, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin

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ABHÄNGIGKEITSMERKMALE

• Einnahme von Alkohol bzw. Medikamenten öfter und über längere Zeit als ursprünglich beabsichtigt • Erfolglose Versuche, den Alkohol- bzw. Substanzkonsum mengen- und zeitmäßig einzuschränken (verminderte Kontrollfähigkeit) • Steigerung der Alkoholmenge, um die gewünschte Wirkung zu erreichen (Toleranzentwicklung) • Anhaltender Suchtmittelkonsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen für Körper und Psyche, sowie zunehmende soziale Probleme (beruflich, privat,

ren, natürlich unter anderen Bedingungen, immer möglich. Die ambulanten Therapien hingegen mussten ausgesetzt werden. Aber Ende des vergangenen Jahres haben wir alles darangesetzt, die ambulanten Therapien unter den gegebenen Sicherheitsvorkehrungen wieder zu etablieren. Mir ist es sehr wichtig, die psychosoziale Kompetente mehr im Auge zu behalten.

Wann spricht man von einem Alkoholiker? Diesen Ausdruck vermeiden wir tunlichst, man spricht von alkoholabhängigen Patienten. Es ist ein schleichender Prozess. Zentrales Symptom einer Alkoholsucht ist ein kaum beherrschbares Verlangen nach Alkohol. Alkoholkranke verlieren die Kontrolle darüber, wann und wie viel sie trinken. Der Kontrollverlust ist ein wichtiges Anzeichen für Alkoholsucht.

Ist die Zahl der Alkoholiker in den letzten beiden Jahren gestiegen? Es gab generell viele Veränderungen, auch beim Alkoholkonsum. Das Trinkverhalten hat sich generell verändert. Es hat sich vom Gesellschaftstrinken hin zum Trinken in den eigenen vier Wänden verlagert. Normalerweise kann man bei der Arbeit nicht trinken,

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aber im Homeoffice fällt dies nicht sofort auf. Es sind jetzt Gruppen betroffen, die vorher nicht davon betroffen waren. Es ist zu Verschiebungen gekommen.

Der Zugang zum Alkohol – ist dieser heutzutage leichter als noch vor zehn Jahren? Der Jugendschutz ist bestimmt besser als früher, der Alkohol ist heutzutage unter den Jugendlichen weniger verbreitet als noch vor zwanzig Jahren. Jetzt sind es leider andere Substanzen.

Was kann man als Elternteil machen? Durch eine Vorbildfunktion üben Eltern einen großen Einfluss auf den Alkoholkonsum ihrer Kinder aus. Wenn es ein Problem mit dem Alkoholkonsum beim Nachwuchs gibt, sollte man ganz offen darüber reden, dass Alkohol problematisch werden kann und dass es ein Suchtmittel ist. Man sollte sich auch die Frage stellen: Trinkt man mit, weil man dazugehören möchte, weil es die Gruppe so will? Oder trinkt man, weil man lockerer werden will und damit Ängste abbauen möchte? Dies sind gefährliche Zeichen, es kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Führerscheinverlust …) • Starker Wunsch oder Zwang, das Suchtmittel immer wieder zu konsumieren • Hoher Zeitaufwand einerseits für die Beschaff ung und den Konsum, und andererseits zur Erholung von der Wirkung der Substanz • Häufi ges Auftreten von Räuschen • Aufgabe vorher wichtiger Aktivitäten in Beruf und Freizeit • Auftreten von körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Übelkeit, Herzklopfen, Zittern/Unruhe, Nervosität, Gereiztheit bzw. morgendliche Einnahme der Substanzen, um Entzugserscheinungen zu bekämpfen

Quelle: Diakonie de La Tour

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Ein Glaserl zu viel

Der Griff zur Flasche in der Pandemie nahm zu. Viele suchten in den vergangenen Monaten die Lösung ihrer Probleme im Alkohol. Besonders davon betroff en sind Frauen.

Oft ist es Langeweile, dass man zum Glaserl greift. Zuerst eins, dann zwei, dann drei und irgendwann einmal sind es zu viele. Vor allem in den letzten beiden Jahren griffen immer mehr Menschen zur Flasche. Der Schnitt des Alkoholkonsums in Österreich lag bereits vor der Pandemie über dem Durchschnitt aller OECD-Länder. Und die Situation hat sich in den jüngsten Jahren noch verschlechtert. Die Menschen haben in der Pandemie insgesamt mehr getrunken. In Österreich sind 370.000 alkoholkranke Menschen in Behandlung, die Dunkelziffer der Betroffenen liegt wesentlich höher, in Kärnten handelt es sich um etwa

24.000 Alkoholkranke. Das entspricht etwa fünf Prozent der Bevölkerung Kärntens ab dem Alter von 15 Jahren. Und viele von ihnen wollen es gar nicht wahrhaben. Aber vor allem jene, die schon gefährdet waren, sind durch die Pandemie, besonders in den Lockdowns, tiefer in den problematischen Konsum gerutscht. Menschen, die die Pandemie als belastend empfunden haben, haben im Schnitt mehr getrunken als andere. Ursache waren etwa Mehrfachbelastungen durch Kinder im Homeschooling, Homeoffice, Langeweile, aber auch das Gefühl des Nichtgebrauchtwerdens war für einige ein Grund zum Trinken. Erschütternd auch die Tatsache, dass ein Drittel der Alkoholgefährdeten Frauen sind. Nur, ihre Sucht ist meist nicht sichtbar. Ihre Sucht ist tabu, sie haben um ein Vielfaches mehr gelitten in der Pandemie als die Männer. Sie mussten funktionieren. Nach Hausarbeit, Homeschooling und Homeoffice haben sich zu viele von ihnen zu viele Entspannungsgläschen vor dem Fernseher eingeschenkt. Was viele von ihnen, egal ob Mann oder Frau, übersehen, ist, dass Alkohol entspannt, dieser macht sogar bis zu einem gewissen Punkt auch locker und frei. Der Alkoholkonsum ist gesetzlich geregelt. So darf unter 16 Jahren kein Alkohol konsumiert werden, ab 16 Jahren ist es erlaubt, Bier, Wein, Sekt & Most zu trinken (Achtung: max. 0,5 Promille) und ab 18 Jahren dürfen auch Spirituosen & Mischgetränke (Alkopops oder Cocktails) konsumiert werden.

Studien. Eines ist klar, und auch Studien belegen es: Trinkt man auf Dauer zu viel, schädigt man seinen Körper. Als unbedenklich eingestuft wird Alkoholkonsum wie folgt: Männer, die täglich 0,6 Liter Bier oder 0,3 Liter Wein trinken. Bei Frauen hingegen ist die Dosis etwas geringer, nämlich: 0,4 Liter Bier oder 0,2 Liter leichten Wein. „Risikoarmer Konsum zeichnet sich durch Pausen aus – zumindest zwei Tage pro Woche muss Alkohol tabu sein. Und: laut WHO wird Frauen ein Achtel Wein bzw. ein kleines Bier pro Tag zuge-

Kärnten verfügt über ein dichtes Hilfs- und Therapienetz, wir haben in allen Bezirken ambulante Therapieangebote.

Beate Prettner

Gesundheitsreferentin Beate Prettner kämpft für ein neues Therapieangebot

Viele suchten in den vergangenen Monaten die Lösung ihrer Probleme im Alkohol. Besonders betroff en sind Frauen.

sprochen, Männern ein Viertel Wein oder ein großes Bier“, erklärt Eveline Kriechbaum-Wladika, Fachexpertin für Suchtprävention des Landes Kärnten. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 der WHO ist Österreich ein Hochkonsumland. Rund 14 Prozent der Bevölkerung, also eine Million, weisen ein problematisches Trinkverhalten auf. Für Kärnten bedeutet das: „Knapp 90.000 Personen zählen zur Alkohol-Risikogruppe, rund fünf Prozent davon, 28.000 Kärntner, sind süchtig“, so LHStv.in und Gesundheitsreferentin Beate Prettner. Und sie verweist darauf, dass die Coronapandemie den kritischen Alkoholkonsum deutlich verschärft habe. „Mehr noch: Wir gehen davon aus, dass die Spitze noch nicht erreicht ist: Wie bei einer posttraumatischen Reaktion dürfte auch beim Alkoholkonsum der tatsächliche Schub erst nach der Krise auftreten“, befürchtet Prettner.

Hilfs- und Therapienetz. Wie die Gesundheitsreferentin ausführt, verfüge Kärnten über ein dichtes Hilfs- und Therapienetz: „Wir haben in allen Bezirken ambulante Therapieangebote sowie mit der Klinik de La Tour ein stationäres Angebot, das Patienten aus ganz Österreich anzieht.“ Bedauerlich sei, dass seit drei Jahren ein ganz wichtiges neues Therapieangebot blockiert werde, das in Wien sehr vielversprechend in einem Pilotprojekt durchgeführt wurde: „Das Projekt ,Alkohol. leben.können’ würde es den Betroffenen ermöglichen, während der Therapiezeit ihrem Beruf weiter nachgehen zu können. Ich habe vor Kurzem neuerliche Gespräche mit der PVA geführt. Kärnten wird weiter für dieses so wichtige Projekt kämpfen“, betont Prettner.

Sonderkrankenhaus de La Tour:

De La Tour Straße 28, 9521 Treff en, Tel.: 04248 / 2557, krankenhaus.delatour@ diakonie-delatour.at, www.diakonie.at/krankenhaus-de-la-tour Ambulatorium de La Tour - Nikolaigasse 39/2, 9500 Villach, Tel.: 04242/25650, ambulanz.delatour@diakonie-delatour.at, www.diakonie.at/ambulanz-de-la-tour

Alkoholambulanz de La Tour Spittal/

Drau: Egarterplatz 1, 9800 Spittal/Drau, Tel.: 04762 / 366720, alkoholambulanz.spittal@ diakonie-delatour.at, www.diakonie.at/ alkoholambulanz-de-la-tour-spittal-drau

Die Ambulanz wird in Kooperation mit der Felix Orasch gemeinnützigen Privatstiftung geführt.

Abhängigkeitsambulatorium Klinikum Klagenfurt am Wörthersee: Feschnigstraße 11, Tel.: 0463 / 538 35170 Alkoholberatung Klagenfurt: Kumpfgasse 20, Tel.: 0463 / 537 - 4671

Psychosoziales Beratungszentrum/ PSBZ:

Fischlstraße 40, 9024 Klagenfurt am Wörthersee, Tel.: 0463 / 512035 2080 PSD: St. Veit/Glan: Personalstraße 2, Tel.: 04212 / 6491 3400; Völkermarkt: Herzog-Bernhard-Platz 6, Tel.: 0664 / 8327482; Wolfsberg: Stadionbadstraße 1, Tel.: 0664 / 8327829; Villach: Schlossgasse 6 bzw. Meister-Friedrich-Straße 3, 9500 Villach, Tel.: 04242 / 57511; Spittal/Drau: Bahnhofstraße 18/2, Tel.: 04762 / 61182; Feldkirchen: Villacherstraße 6, Tel.: 04276/6022; Hermagor: Hauptstraße 51, Tel.: 04282 / 23155 4202

Caritas Beratungsstelle:

Klagenfurt - Caritas Krisentelefon Kärnten: 0463/500 667, Hubertusstraße 5, 9020 Klagenfurt, Tel.: 0664/8064 88 888 Villach - Karlgasse 3, Tel.: 04242/23 85 59 Wolfsberg - Freidlgasse 12, Tel.: 04352/54423-2

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