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WÄHREND ER SCHLIEF

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CORONA COUTURE

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WANDEL.

Es muss nicht alles bleiben, wie es ist, findet Simone Hirth, die in ihrem Roman „Das Loch“ mit Herz und Witz die Rolle der Mutter seziert.

Da sind viele Besserwisser und eine Schar an inneren Stimmen. Tatsächlich ist eine Mutter zunächst mal viel allein mit ihrem Baby. Mit pointierten Briefen an Britney Spears, Jesus und Co. befreit sich Simone Hirth aus der „Isolation“. Text: Viktória Kery-Erdélyi Fotos: Alexander Gotter

Viele Lesungen mussten abgesagt werden. Da waren finanzielle Sorgen und die Angst, dass das Buch in der Versenkung landet, weil sich die Welt für andere Sachen interessiert. Dann vergingen ein paar Wochen, jetzt erscheinen Rezensionen und es kommen Anfragen, Lesungen per Video aufzunehmen. Ich glaube, wir alle haben ein bisserl Zeit gebraucht, um uns daran zu gewöhnen, dass jetzt Ausnahmezustand ist. Ich hab‘ das Gefühl, dass es jetzt anders, aber weitergeht.

Wie geht es Ihnen persönlich?

Meine gesamte Familie lebt in Deutschland, wir skypen und telefonieren täglich. Die erste Woche war schlimm. Ich hab‘ mich zurückversetzt gefühlt in „Das Loch“ (der Buchtitel steht quasi für „den Zustand“ der ersten Wochen des Mutter seins daheim, Anm.). Dieses Zuhause-Aussitzen hat sich ähnlich angefühlt (lacht). Damals kannte ich in Kirchstetten noch niemanden; ich war schwanger, als wir herzogen. Mittlerweile habe ich hier viele Freundinnen, mit denen ich auch jetzt telefoniere, und nette Nachbarn, mit denen wir über den Balkon oder beim Spazieren tratschen. Mein Sohn und ich haben jetzt eine Art Isolationsalltag – mit Höhen und Tiefen. Wie zelebrieren Sie den Muttertag?

Das ist wirklich ein Tag, der gefeiert gehört, weil Mütter täglich Enormes leisten. Jede Einzelne! Da ist es mit Blumen und Pralinen gar nicht getan; man müsste den Muttertag eher noch ausbauen. Ich selbst würde am liebsten mit meinem Sohn irgendwo ein Picknick machen. Am schönsten wäre es mit Freundinnen, die selbst Mütter sind. Hoffentlich ist das bald wieder möglich…

Wie hat Sie das Muttersein verändert?

Ich bin heute weniger naiv (lacht). Schon in der Schwangerschaft war ich erschüttert, was da alles auf mich einprasselte: Wie jeder ein Experte sein will für das Kind, das ich austrage. Später kamen Ratschläge, wie man dieses Kind erzieht. Ich bin selbstbewusster geworden, als mir klar wurde: Jedes Kind, jede Mutter ist anders. Es bringt nichts, wenn man hört, dass ein anderes Kind mit sechs Monaten durchschläft, wenn es das eigene absolut nicht macht. Ich hab‘ gelernt, dass ich alles so machen muss, wie ich es für richtig halte. Jede Mutter, die in sich reinhört, weiß, was für sie und das Kind das Beste ist. Aber das zu verteidigen und auch selbst darauf zu hören, ist ein ewiger Kampf.

Denken Sie, ein Mann kann diese erste Zeit genauso übernehmen?

Ich kenne auch selbst eine Familie, in der das gut gelungen ist. Die Frau ist nach ein paar Wochen arbeiten gegangen, der Mann hat das sehr gut gemacht. Das war für alle in Ordnung und es hat funktioniert, die beiden Kinder sind heute um die zehn Jahre alt. Ich glaube, man muss diese Dinge im Vorfeld einfach sehr gut besprechen. Denn was ein Baby einfordert, ist so unüberschaubar, so anstrengend, dass das ohne einen konkreten Plan nicht geht.

Wenn ich zurückdenke: Ich war in meiner Karenzzeit oft verzweifelt, aber tauschen wollte ich mit meinem Mann trotzdem nicht … B abys duften so, wie man es sich gerne vorstellen möchte, dass es im Himmel duftet, wenn es einen gibt. Die Natur hat die besten Konzepte: Der Anblick ihrer kleinen Finger und Zehen, ihrer winzigen Nase, das erste Lächeln sind überlebensnotwendig, allein schon um mit dem Schlafdefizit klarzukommen.

Die Autorin dieser Zeilen hätte sich in den ersten Wochen des Mutterseins Simone Hirths Buch „Das Loch“ gewünscht. Nach der Lektüre hätte sie es allen lieben Menschen im Umfeld, aber auch gerne allen Besserwissern geliehen.

In Briefen an Jesus und ihren Schwiegervater, an Britney Spears und einen Frosch, an Nutella und Schneewittchen, um nur einige Adressierte zu nennen, schüttet die Schriftstellerin ihr Mamaherz in der „Isolation“ der Karenzzeit aus. Pointiert, tiefgründig, mitunter auch sarkastisch, weil – bei aller Liebe – lustig ist der Start ins neue Leben nicht immer.

Das Schöne an Simone Hirths neuem Werk: Die größte Liebe und die tiefste Verzweiflung, das Lachen und das Weinen, die Demut vor dem Wunder Natur und die Wut über ihre Unberechenbarkeit dürfen nebeneinander und zeitgleich sein. Sie selbst lebt als alleinerziehende Mama mit ihrem dreijährigen Sohn in Kirchstetten. Während er schlief, trafen wir uns im Internet zum Interview.

NIEDERÖSTERREICHERIN: Ihr Buch erschien und kurz darauf folgte der Lockdown. Was bedeutete das für Sie? Jede Mutter weiß, was für das Kind das Beste ist. Aber das zu verteidigen, ist ein Kampf. Simone Hirth, Schriftstellerin

Da ging es mir ähnlich. Ich hab‘ mir oft gedacht: Ich kann nicht mehr. Ich wusste, dass es wichtig war, mein Baby auch „abzugeben“ und tat es auch. Aber leicht war das nicht, weil ich die Bindung sehr stark spürte. Da war eine Zerrissenheit, die mich auch wütend machte, weil ich sonst ein Mensch bin, der klar erkennt, was er braucht. Plötzlich waren da so viele Stimmen, die mir etwas eingeflüstert haben. Aber es gibt nicht das Rezept, wie es zu sein hat. Weder eine Frau, die sofort wieder arbeiten gehen will, noch eine, die drei Jahre beim Kind bleiben will, würde ich je verurteilen.

Ihr Roman besteht aus einer Vielzahl an Briefen, wie kam es dazu?

Ich fühlte mich oft einsam mit dem Baby. Also begann ich, zunächst reale Briefe an Freundinnen zu schreiben. Dann habe ich gemerkt, dass es vor allem darum ging, aus meiner Isolation, aus meiner Blase „hinauszuschreiben“ – unabhängig davon, ob meine Zeilen gelesen werden. Diese Briefe wurden zu einer kleinen Befreiung.

Wieso gehören auch Jesus, Mohammed und Maria zu den Adressierten?

Ich bin in einem eher liberalen Haushalt aufgewachsen und nach der Pubertät aus der Kirche ausgetreten. Aber ich würde mir oft so etwas wie eine Religion

Simone Hirth, 34, wuchs in Lützenhardt, Deutschland, auf und studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Nach mehreren Umzügen und Aushilfsjobs lebt sie als freischaffende Autorin und Lektorin in Kirchstetten. Sie erhielt mehrere Literaturpreise und -stipendien, vor dem Briefroman „Das Loch“ erschienen bereits „Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft“ sowie „Bananama“ (alle im Verlag Kremayr & Scheriau).

KURZBIO

mit Sohnemann3

HERZENSTEAM. Simone Hirth mit ihrem Sohn, dem sie ihr Buch widmete.

wünschen, die mich ein bisserl schützt; Religiosität hat mich immer interessiert.

Eine wichtige Rolle spielt Humor in Ihrem Schaffen. Auch in Ihrem Alltag?

Ja, Humor rettet mich regelmäßig (lacht). Auch jetzt: Die Corona-Situation ist so ernst und unüberschaubar, dass man verzweifelt und wahnsinnig wird, wenn man das nur ernst nimmt.

Was liegt Ihnen bei der Erziehung am Herzen?

Mein Sohn soll sich sicher fühlen bei mir und alles ausprobieren dürfen. Unser Ideal: Wir wollen Flügel geben und den Kindern zeigen, dass wir sie wieder auffangen, sollten sie abstürzen. Zudem will ich ihm Genügsamkeit vermitteln, dass es oft mit weniger besser gelingt, glücklich zu sein. Ich kaufe wenig Spielzeug und wenn, dann eher am Flohmarkt. Und er soll mitbekommen, dass ich auch ein Mensch bin, dass ich wütend und traurig sein darf; dass es keine Übermutter, keinen Übervater gibt.

Ihre ersten Romane behandeln alternative Lebenskonzepte, auch Sie selbst haben ‘mal in einem Bauwagen ohne Strom und Wasser gelebt. Wie war das?

Ich war Mitte 20 und wollte bewusst mal allein leben. Ich hab‘ dabei viel Angst abgebaut und viel gelernt: Wie man ein Feuer macht oder mit wie wenig man klarkommen kann. Als der Punkt kam, dass ich genug vom Alleinsein hatte, habe ich es beendet. Mir haben soziale Kontakte gefehlt, aber auch, dass es warm ist, wenn man aufsteht (lacht).

Was meinen Sie: Was braucht es für eine bessere Welt?

Mehr Ehrlichkeit, auch sich selbst gegenüber. Mehr Kommunikation und mehr Akzeptanz, andere so sein zu lassen, wie sie sind. Wir müssen Wege finden, die Dinge, die wir nicht verändern können, so zu nehmen, wie sie sind und umgekehrt Antennen für die Dinge entwickeln, die wir verändern können.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass mein Sohn später sagen kann, dass er eine schöne, bunte Kindheit mit vielen lieben Menschen hatte. Und ich freue mich sehr darauf, wenn wir die vielen guten Menschen, die wir in Kirchstetten mittlerweile um uns haben, wieder richtig treffen können.

MODE

William Ralph Blass, US-amerikanischer Modedesigner (1922-2002) „Bei Unsicherheit: Rot tragen!“

© van Dalsky

Summer Romance

Das Signal heißt: All Eyes on us!

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© Louis Viutton

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