4 minute read
DIE FRAU IN WEISS
© Isabell Schatz
Elisabeth Sikora verkörpert im Musical „Die Frau in Weiß“, das am 8. April Premiere feiert, die Rolle der Laura Fairlie.
Vorhang auf für „DIE FRAU IN WEISS“
Zum 10-Jahr-Jubiläum bringt der Musical Frühling in Gmunden die deutschsprachige Erstaufführung von „Die Frau in Weiß“ auf die Bühne. In einer der weiblichen Hauptrolle zu sehen: Elisabeth Sikora.
Elisabeth Sikora
Sie ist Schauspielerin aus Leidenschaft, Mitbegründerin und Co-Intendantin des Musical Frühlings in Gmunden und in diesem Jahr wieder in der weiblichen Hauptrolle zu sehen: Elisabeth Sikora. Das Ensemble bringt heuer die deutschsprachige Erstaufführung von „Die Frau in Weiß“ auf die Bühne des Gmundener Stadttheaters. Die Musik zum Musical stammt übrigens von niemand geringerem als Sir Andrew Lloyd Webber.
OBERÖSTERREICHERIN: Im Herbst 2012 ist die Idee konkret geworden, eine neue Musicalspielstätte im Salzkammergut zu etablieren. Die Erfolge geben Ihnen recht. Hätten Sie damals damit gerechnet, dass der Musical Frühling in Gmunden so gut angenommen wird?
Elisabeth Sikora: Oh, das Leben hatte da immer ein Wörtchen mitzureden. Wir haben uns viel erarbeitet, manchmal erkämpft – und es blieb und bleibt immer spannend (lächelt). Wir konnten mit dem Musical Frühling neue Arbeitsstellen für Künstler etablieren und sind auch zu einer großen Wirtschaftskraft im Traunviertel geworden. Wir werden zu Gesprächsrunden bezüglich „Oberösterreich wieder stark machen“ beim Landeshauptmann geladen und von Sir Andrew Lloyd Webber für die deutschsprachige Erstaufführung seines Stücks ausgewählt. Ganz abgesehen von der Resonanz aus der Szene bis hin zum Broadway und unserem genialen Publikum, das mittlerweile aus vielen Teilen der Welt wie auch aus der Region kommt. Wer hätte das vorhersehen können? Es ist etwas sehr, sehr Schönes aus unseren Anfängen herangewachsen – mehr, als ich zu träumen gewagt habe, um ehrlich zu sein. Dafür bin ich wirklich dankbar, vor allem auch meinem Ehemann und Co-Leiter, Markus Olzinger.
Im Moment stecken Sie mitten in den Vorbereitungen zum neuesten Stück „Die Frau in Weiß“. Was ist für Sie das Besondere an diesem Musical?
Die wunderschönen Melodien! Wir tauchen in diese wunderbare musikalische Welt ein und lassen uns durch die wirklich abwechslungsreiche, interessante und berührende Komposition von Sir Andrew Lloyd Webber tragen. Das ist wirklich ein Erlebnis! Die Geschichte an sich zeigt auch einmal mehr, was wahre Liebe vermag – vor allem innerhalb einer Familie. Da habe ich bei einem gemeinsamen Übungsdurchlauf schon die eine oder andere Träne verdrückt.
Wie ist es für Sie, die Rolle der Laura Fairlie zu verkörpern?
Schön und aufregend zugleich! Ich bin diesmal die junge Liebhaberin im Stück, wenn man so will, die in böse Intrigen verwickelt wird. Aber sie schafft es, aus der Bedrohung und den gesellschaftlichen Konventionen mithilfe ihrer Schwester und des Zeichenlehrers Walter Hartright auszubrechen. Am Ende stellt sie sich ihrer Angst und dem perfiden Intriganten. Das ist für mich immer sehr toll, eine Entwicklung der Rolle innerhalb eines Stücks zu erleben! Und das ist bei Laura Fairlie massiv der Fall. Eine wirklich schöne Rolle, vor allem auch gesanglich.
Sie haben einmal gesagt, dass Sie Charakterrollen mit Ecken und Kanten lieben. Fällt Ihre aktuelle Rolle auch in diese Kategorie?
Ja, das stimmt nach wie vor (lacht). Laura Fairlie entwickelt erst im Lauf des Stücks diese Kanten. Mitte des 19. Jahrhunderts ist es ja um das Frauenbild weniger emanzipiert bestellt. Jede Frau, die dem stillen, bescheidenen und fremdbestimmten Frauenbild nicht entspricht, ist auch als Ehefrau schwer vermittelbar. Und ist man erst verehelicht, vielleicht auch noch mit einem machthungrigen Mann, kommt die patriarchale Unterdrückung noch einmal mehr zum Tragen. Diese gesellschaftskritische Beobachtung der Frau im Roman ist auch im Musical sehr gut transportiert. Da haben sich die Autoren keine Zensur aufgrund von Gefälligkeit gegönnt. Das freut mich sehr, denn umso stärker ist die Entwicklung heraus aus diesem eher duckmäuserischen Verhalten hin zum Mut und der Kraft, für sich selbst einzustehen, und hin zur Selbstbestimmung, auf die die wahre Liebe folgt. Eine schöne Botschaft, wie ich finde.
Nach zwei Jahren Pandemie: Wie sehr freuen Sie sich auf die Vorstellungen in diesem Frühling, die – aus jetziger Sicht – unter einigermaßen normalen Umständen stattfinden werden?
Ich freue mich natürlich sehr! Im September konnten wir ja die Österreich-Premiere von „Vincent van Gogh“ in etwas komprimierter Form und ohne Vorfälle gut über die Bühne bringen. Publikum und Presse waren begeistert, dass während dieser fast widrigen Umstände Theater produziert und Kultur angeboten wird. Jetzt wieder sozusagen in „alter“ Größe zu produzieren, mit großem Live-Orchester, elf Darstellern und noch dazu eine deutschsprachige Erstaufführung eines Andrew Lloyd Webbers zum 150-Jahr-Jubiläum des Stadttheaters, da kommt eine besondere Freude auf und lässt uns auch vorsichtig auf das lang ersehnte Ende dieser angespannten Zeit hoffen.
ZUM STÜCK:
Das Musical „Die Frau in Weiß“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Wilkie Collins. Im Mittelpunkt stehen Laura und ihre scheinbare Doppelgängerin Anne, die auch „Die Frau in Weiß“ genannt wird und dem Stück seinen Namen gibt. Obwohl Anne sie davor warnt, heiratet Laura Sir Perceval Glyde, der es allerdings auf ihr Vermögen abgesehen hat und sogar Mordpläne deswegen schmiedet. Nach einigen Irrungen und Wirrungen gelingt es Lauras Schwester und ihrem ehemaligen Zeichenlehrer Walter, der in sie verliebt ist, die junge Frau zu retten.
Die „Frau in Weiß“ feiert am 8. April um 19:30 Uhr Premiere im Stadttheater Gmunden. Weitere Vorstellungen gibt es dann bis 1. Mai. Infos & Tickets: www.musical-gmunden.com