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LUST AUF BEWEGUNG
LUST AUF LEBEN UND BEWEGUNG
Mit den Temperaturen steigt auch die Lust auf Bewegung. Warum regelmäßige Bewegung nicht nur für die körperliche Fitness gut ist und wie man nach der Winterpause am besten wieder beginnt, erklärt der Linzer Sportwissenschafter Mario Frei.
Text: Nicole Madlmayr Fotos: Shutterstock, triyourlife
Die Temperaturen steigen und mit ihnen auch unsere Laune. Der Frühling ist jene Jahreszeit, in der die Menschen wieder mehr Lust verspüren: Lust, aus der Winter-Lethargie zu erwachen, Lust, sich zu bewegen,
Lust, zu flirten. Kurz gesagt: Lust, zu leben! Dass viele Menschen jetzt voller
Tatendrang sind, spürt auch der Linzer
Mario Frei in seinem Arbeitsalltag als
Sportwissenschafter und Coach.
OBERÖSTERREICHERIN: Können Sie nachvollziehen, dass sich viele Menschen jetzt wieder mehr bewegen wollen?
Mario Frei: Natürlich, das ist immer so, wenn es wieder wärmer wird (lacht). Man ist einfach viel mehr draußen. Im Winter ist es kalt, nass und dunkel – da fehlt dann vielen Menschen die Motivation, dass sie nach der Arbeit noch eine Runde laufen oder spazierengehen. Die Neujahrsvorsätze werden somit gern auf den Frühling verschoben. In den vergangenen zwei Jahren ist die Pandemie erschwerend dazugekommen. Die Fitnessstudios waren zu, Bewegungskurse wurden abgesagt. Das hat auch dazu beigetragen, dass sich die Menschen weniger oder gar nicht bewegt haben.
Aber natürlich wäre es am besten, wenn man das ganze Jahr über auf regelmäßiges Training setzt, oder?
Das wäre der Idealfall, wenn man nicht nur im Frühling oder Sommer trainiert, um den Winterspeck wieder loszuwerden. Die positiven Auswirkungen von regelmäßiger Bewegung gehen ja weit über die Verbesserung der körperlichen Fitness hinaus.
Welche positiven Auswirkungen können das sein?
Regelmäßige Bewegung hilft dabei, Stress abzubauen – egal, ob dieser beruflich oder privat ist. Man wird grundsätzlich stressresistenter und kann besser mit Stress umgehen. Somit trägt Bewegung auch zur Burn-out-Prophylaxe bei. Regelmäßiges Ausdauertraining stärkt das Immunsystem. Das bedeutet, dass man nicht nur weniger anfällig für Infekte ist, sondern im Krankheitsfall schneller wieder gesund wird, weil der Körper besser regenerieren kann. Bewegung ist gut für das Herz-Kreislauf-System. Herz und Lunge werden leistungsfähiger, die Gefäße gesunderhalten. Und natürlich fühlt man sich allgemein besser, weil immer auch Glückshormone ausgeschüttet werden, wenn man sich bewegt. Wer einmal am eigenen Körper
„Regelmäßige Bewegung verbessert nicht nur die körperliche Fitness, sondern hilft auch dabei, Stress abzubauen und die Stimmung zu heben.“
Mag. Mario Frei
gespürt hat, wie gut sich das anfühlt, wird sich fragen, warum er nicht schon viel früher damit begonnen hat!
Wenn man jetzt Lust auf Bewegung verspürt: Wie startet man idealerweise? Was sind die ersten Schritte?
Das hängt vor allem von der Ausgangssituation ab – ob man schon etwas gemacht hat oder bei null beginnt. Ist letzteres der Fall, rate ich, erst einmal die Alltagsbewegung zu vermehren – sozusagen als Grundbasis. Das bedeutet z. B. mit dem Rad statt mit dem Bus zu fahren, spazieren oder walken zu gehen. Dann ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen. Das gilt nicht nur für Beginner, sondern für alle.
Wie klappt es, sich realistische Ziele zu setzen?
Ein realistisches Ziel kann sein, dass man fit bleiben und Muskeln aufbauen möchte oder Stiegensteigen wieder ohne schnaufen schaffen will. Dazu sollte man sich im Vorhinein überlegen, wie viel Zeit man für Bewegungseinheiten hat und was man realistischerweise auch durchziehen kann. Selbst zwei Einheiten zu 30 Minuten pro Woche sind besser, als auf der Couch sitzen zu bleiben. Erfahrungsgemäß ist die Motivation zu Beginn sehr groß. Ebenso die Gefahr, sich zu überfordern – sowohl zeitlich als auch körperlich. Darum ist es sehr wichtig, langsam zu starten und sich schrittweise zu steigern. Dann ist die Chance, dass man dranbleibt, um ein Vielfaches höher. Und wenn man sich erst einmal an die regelmäßige Bewegung gewöhnt hat, braucht es ohnehin keine Überwindung mehr. Der erste Schritt ist immer der schwierigste!
Wenn man sich wohl und gesund fühlt und auch nicht abnehmen möchte – warum sollte man trotzdem beginnen, sich regelmäßig zu bewegen?
Weil der Körper auf Effizienz ausgerichtet ist. Er macht nur, was er wirklich braucht. Und Muskelgruppen, die über einen längeren Zeitraum nicht gefordert oder trainiert werden, verkümmern. Bauchmuskeln sind zum Beispiel sehr wichtig für die Haltung und zur Entlastung der Wirbelsäule. Wenn man sie also nicht trainiert, kann es im Lauf der Jahre zu Rückenbeschwerden kommen. Wichtig ist, dass Übungen richtig ausgeführt werden und entweder vor dem Spiegel oder von einem Trainer kontrolliert werden. Sonst kann einiges schiefgehen und der Schaden größer als der Nutzen sein.
MAG. MARIO FREI
Personal Trainer & Running Coach Tel. 0650/2806872 E-Mail: office@sportpraxislinz.at Running: www.runnersacademy.at Training: www.sportpraxislinz.at
Fachgruppe OÖ Personenberatung und Personenbetreuung Berufsgruppe Lebens- und Sozialberater Hessenplatz 3, 4020 Linz, Tel.: 05-90909-4145/4146, Fax: 05/90909 4179 E-Mail: pb@wkooe.at Internet: www.lebensberater.at
© Nena Hablesreiter
Maria Reischauer ist psychologische Beraterin in Wels.
LUSTVOLLES TUN
Meist haben wir beim Thema „Lustvolles Tun“ ein Bild vor Augen, das mit Sexualität zu tun hat. Lust bezieht sich jedoch auf jede Erfahrung, die sich gut anfühlt. Darum gehen uns auch Dinge, die Spaß machen, meist ganz einfach von der Hand. Wenn Sie jedoch etwas mit Widerwillen machen, ist es anstrengend und schwierig. Das hat mit unserer Lust zu tun: Lustbefriedigung ist ein Elixier für Körper und Psyche. Es geht uns besser, wenn wir mehr Lust im Leben haben. Kann man das auch beeinflussen? Ja! Erstmal ist es notwendig, dass ich reflektiere, welche Bereiche meine „lustvollen“ sind. Dann das Gegenteil: Welche Bereiche sind für mich „un-Lust-ig“? Das sind aber oft Bereiche, die ich trotzdem zu tun habe. In diesem Fall kann die „psychologische Trickkiste“ helfen. So kann ich meine Lust steigern, um eine nicht genussvolle Tätigkeit interessanter zu machen: Ich denke in Schritten, weil große Aufgaben die gleiche destruktive Wirkung auf unsere Motivation haben wie zu große Ziele. Ich zerteile große Aufgaben in kleine, „handliche“ Portionen. Ich kopple eine Belohnung an jeden Teilschritt! Belohnungen bedeuten Lust und Motivation. Psychologische Beraterinnen und Berater unterstützen gern dabei, neue Perspektiven zu lustvollem Tun in allen Lebensbereichen entwickeln zu können.