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STRASSBURG Oh, du Glitzerndste

Cv et ano vic/P ex els Dušan : to Fo Hier atmet jeder Besucher eine bewegte Geschichte: 1988 wurde das gesamte Zentrum Straßburgs, Grande Île, zum UNeSCOWelterbe erklärt.

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Oh, du Glitzerndste, Stolzeste

Diese Stadt hat es mit dem Superlativ, könnte man sagen. Aber auch ohne nachzumessen vergisst man beim Stadtspaziergang durch Straßburg oft, die Kinnlade zu schließen. Von Claudia Taucher

Menschen, die prahlen, sagt man gerne einen Minderwertigkeitskomplex nach. Wie ist das nun mit Städten? Straßburg nennt sich Weihnachtshauptstadt, Fahrradmetropole Frankreichs, besitzt das längste Straßenbahnstreckennetz Frankreichs, stellt alljährlich den größten Weihnachtsbaum Frankreichs auf, die gesamte historische Altstadt Grande Île ist UNESCO-Welterbe ... Aber warum, bitte schön, hat das Straßburger LiebfrauenMünster, die grundsätzlich imposante Cathédrale Notre-Dame, nur einen Turm? Mit dem sie noch dazu ziemlich asymmetrisch aussieht? Tja, die Liebe zum Superlativ wurde bereits im Mittelalter in die Chroniken der Stadt eingeschrieben: Auch heute noch ganz offensichtlich hätten es eigentlich zwei Türme werden sollen – deshalb diese irritierende „Imbalance“. Der Baumeister Ulrich von Ensingen ließ seine Pläne kurzerhand links liegen, als es um „den Längsten “ – Turm natürlich – ging. Er verzichtete auf einen zweiten Turm, um diesen einen 142 Meter hoch in den Himmel ragen zu lassen. Damit war ihm im Wettstreit der spätmittelalterlichen Städte der Superlativ sicher. Der Turm war bis 1874 der höchste der Christenheit (dann wurde er von der Hamburger Nikolaikirche überragt).

Ein prächtiger Magnet Obwohl wir nicht auf Prahlereien reinfallen, bleibt beim Blick auf die hoch aufragende prächtige gotische Fassade der Mund offen stehen und wie ein Magnet zieht uns die Kathedrale an. Am Anfang einer Stadterkundung steht meist die Frage: Wo können wir rauf,umunseinenÜberblickzuverschaffen?

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entspannt und quirlig zugleich präsentiert sich Straßburg: auf der Ill dahinschippernd geht es staunend durch die modernsten und die ältesten Stadtteile. Der vergleich mit der heimeligen grachtendurchzogenen atmosphäre amsterdams drängt sich auf.

Die asymmetrie wirft Fragen auf, doch die Cathédrale Notre- Dame in Straßburg fasziniert trotzdem ob ihrer Wucht und Dominanz. Der Turm mit seinen 142 Metern ist nach rouen der zweithöchste in Frankreich. Also kraxeln wir über 330 Stufen auf die 66 Meter hohe Plattform des Münsters. Schmale Wendeltreppen und Wege mit fantastischem Blick auf die Dächer, die Fassadenverzierungen hoch droben (was man sonst nicht zu sehen bekommt) und natürlich die Stadt zu unseren Füßen führen dorthin. Auf der Plattform befindet sich – Überraschung! – ein Wächterhäuschen, das lange Zeit der Brandbekämpfung diente. Kosmopolitisch gemütlich In Straßburg einzutauchen, ist leicht: Das Flüsschen Ill umarmt die „Altstadt-Insel“ und im gemütlichen Fußgängertempo kann man kosmopolitisch-entspanntes Flair genießen – eine reizvolle Mischung aus elsässischer Bodenständigkeit, frischer Jugendlichkeit und modernem Weltbürgertum. Dass Straßburg, an der Grenze zu Deutschland gelegen, immer wieder irritierender Zankapfel war und das Elsass vier Mal die Nationalität wechselte, ist heute nicht mehr spürbar. Die Stadt ist zweisprachig, die Straßenschilder französisch und elsässisch beschriftet – etwa „Rue Mercière“ und „Krämergass“ oder „Rue de la Monnaie“ und „Münzgass“ – und die doppelten kulturellen Wurzeln werden als Bereicherung empfunden.

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Das europäische Parlament liegt an der Ill und beeindruckt zur Tages- und Nachtzeit mit der spiegelnden Fassade aus Glas, Metall und Holz. es wurde 1999 eingeweiht.

Info

Alle Infos von Events bis Unterkünfte: visitstrasbourg.fr visit.alsace/strasbourg strassburg.eu

46 Prozent der 280.000 Einwohner sind unter 30 Jahre jung, 46.000 Studenten bevölkern Straßburg, das sich genauso „vintage“ wie hochmodern und sympathisch präsentiert. Absolut einladend sind die elsässischen Anklänge; nicht nur, was die Sprache anbelangt, sondern auch die deftige Küche und die feinen Weißweine betreffend. Zwischen den mittelalterlichen Fachwerkhäusern im Gerberviertel Petite France flaniert es sich gleich gemütlich wie im Europaviertel, das etwa 1,5 Kilometer vom Zentrum entfernt liegt. Seit 1958 ist Straßburg Sitzungsort des Europäischen Parlaments und ein Besuch lohnt sich unbedingt! Unkompliziert erkundet man dort die „heiligen Hallen“ der Europäischen Union und erfährt im Sitzungssaal viele Details zur Idee des vereinten Europas – und auch, wie jeder Europäer mitwirken und sich einbringen kann. Deutsche Kaiserzeit Die Wilhelminische Neustadt – zwischen Grande Île und Europaviertel gelegen – ist von prachtvollen Gebäuden der deutschen Kaiserzeit geprägt. Rund um die Avenue de la Liberté manifestiert sich die deutsche Geschichte im Universitätspalast und zahlreichen gepflegten Stadthäusern und -villen. All diese vielen Eindrücke sind fußläufig erreichbar – für die Erweiterung der Stadt-

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kreise können wir aber auf jeden Fall das Fahrrad empfehlen. Es gibt nicht nur ein dichtes, gut gepflegtes und durchdachtes Fahrradwegenetz (600 Kilometer!), sondern auch das Fahrradsharing Vélhop mit 6000 Leihrädern für Touristen und Einheimische. Straßburg ist damit die fahrradfreundlichste Stadt Frankreichs (hier ist er wieder, der Superlativ!) und unterstreicht auch damit den Umweltgedanken. Als „grüne Stadt“ verzichtet man seit 2008 auch auf alle Pestizide für städtische Parks und Grünflächen.

Moderne Kunst Die entspannte und inspirierende Atmosphäre zwischen Deutschland und Frankreich spiegelt auch der Kunstsender arte mit Sitz in Straßburg wider. Der „Giraffenmann “ vor dem Gebäude ist einen Besuch wert, man passiert ihn auch bei einer Bootsfahrt. Von den zahlreichen Museen sei jedenfalls das Museum der modernen und zeitgenössischen Kunst genannt, das mit seinem 1998 fertiggestellten Glasbau erhellende Kunst erwarten lässt. Wechselnde Installationen sorgen immer wieder für frischen Wind.

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O.: vom Karlsruher Künstler Stephan Balkenhol stammt der Giraffenmann vor dem Tv-Sender arte. re.: Überraschungen im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst: z. B. Spider von alain Séchas (2001)

Capitale de Noël Last, but not least der aktuelle, saisonale Superlativ: Sehr aufwendig wird die (Vor-) Weihnachtszeit in der Weihnachtshauptstadt in Szene gesetzt: Auf sechs Plätzen der Altstadt findet bis knapp vor Weihnachten der Christkindelsmärik oder Marché de Noël statt. Stimmungsvoll bereits seit 1570 begangen, zählt er zu den ältesten und traditionsreichsten Weihnachtsmärkten. Heute glitzert und glänzt Straßburg, wenn die Einheimischen Geschenkspackerl für die Armen unter den größten Weihnachtsbaum Frankreichs am Place Kléber legen. Schon nach wenigen Tagen in Straßburg wird klar, dass die Werbetrommel ihre Berechtigung hat und die Straßburger zu Recht stolz sein können auf ihre Stadt, die sich vielfältigst und herzlichst in unsere Erinnerung gezaubert hat. Mit Superlativ!

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