VIA Airportjournal 4-2021

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Ein guter Fang In vierter Generation angelt sich Familie Krenn in einem ehemaligen Kino in der Südweststeiermark Karpfen und Gäste. Das ganze Jahr über. Von Tina Veit-Fuchs | Fotos: Mauthner/Widmar, Tina Veit-Fuchs

In den meisten Haushalten hat er am Heiligen Abend seinen großen Auftritt: der Karpfen. Wer ihn nicht selbst zubereiten mag, kehrt in die Gaststube der Krenns ein. „Der 24. Dezember ist unser stärkster Tag“, lacht Karl Krenn, verantwortlich für den Servicebereich des Karpfenwirts und vierter Karl seines Familienbunds. Bruder und Koch Wolfgang Krenn schröpft im Vorbereitungsraum mit seinem Team Karpfen. 70 Stück stehen heute auf der fischigen Agenda, parallel dazu werden Gansl und Enten zerlegt. Auch wenn es Herbst und Winter hier in der Südweststeiermark gastronomisch in sich haben, der Karpfenwirt hat seinen Namen nicht von ungefähr. 5.000 Fische pro Jahr gehen in St. Martin im Sulmtal im Lokal und Ab-Hof-Verkauf über die Theke, 85 Prozent davon stammen aus den eigenen Teichen, die mit biodiversem Gedankengut und Futtergerste von den eigenen Äckern bewirtschaftet werden. „Mein Vater hat mir alles beigebracht, was ich über Karpfen und das Fischen weiß“, erzählt Karl Krenn, der vor der Betriebsübernahme 2015 militärische Auslandseinsätze absolvierte. Die Teichanlage im Familienbesitz besteht seit 1934, die Digitalisierung macht aber auch vor Schuppen nicht halt. Kürzlich wurde wieder eine neue Wehranlage gebaut, in Kameraüberwachung und Computersteuerung investiert. Lange war der Karpfen als Speisefisch verschrien. Zu fett sei er, grundeln und letteln würde er. Viele Vorurteile, denen die Krenns mit nachhaltiger Bewirtschaftung, glasklarer Qualität und kurzen Transportwegen ent-

„Ein gut gehaltener und gefütterter Karpfen ist zart, nicht fett.“ Wolfgang Krenn, Küchenchef

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gegentreten. „Ein gut gehaltener und gefütterter Karpfen ist nicht fett. Das Fleisch ist zart, gleichzeitig kompakt und hat einen guten Biss“, unterstreicht Küchenchef Wolfgang. Serbisch zubereitet bestellen die KarpfenwirtGäste den Fisch besonders gerne. 300 Sitzplätze und 60 weitere im Gastgarten erfordern seit Bestehen 1933 Einsatz über Generationen hinweg. Von den Sechzigern bis 1986 beheimatete die Gastwirtschaft sogar ein Kino. Mit Aufkommen des Farbfernsehens blieben die Besucher schlussendlich mehr und mehr aus. „Wir wohnen immer noch alle in diesem Haus. Klar, dass es da ab und an zu kleinen Konflikten kommt“, schmunzelt Karl. Am Tag des Heiligen Abends ist die Gaststube von 8 bis 15 Uhr geöffnet. Die Frage, was

Wirt

servicemann durch und durch: Hausherr Karl Krenn, Gastwirt in vierter Generation


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