4 minute read
FRONTMÄNNER am Flughafen Graz
Immer noch mit Maske, immer noch im großen Besprechungsraum mit Abstand, immer noch kein Händeschütteln. Als VIA Anfang Juni Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig traf, war noch vieles beim Alten und dennoch einiges neu. Die Konstellation etwa. Jürgen Löschnig, der schon seit 2012 neben Gerhard Widmann Geschäftsführer war, hat mit Wolfgang Grimus, langjähriger Luftfahrtprofi – mitunter bei Air Berlin, Austrian Lauda Air und zuletzt bei Qatar Airways tätig – einen neuen Kompagnon in der Führungsebene. Das neu formierte Vorstandsduo ist derzeit mit vielem konfrontiert: Krisenjahre, Kurzarbeit, allgemeines Verlustgeschäft der österreichischen Regionalflughäfen und das stete Warten auf den Steilflug nach Corona. Doch mit Schwermut fliegt es sich schwer. Ein Gespräch mit zwei Managern, die sich ob der Umstände die Ärmel hochgekrempelt haben. Ganz ehrlich, wie geht es einem derzeit als Geschäftsführer eines Flughafens? Grimus: Nicht so schlecht, wie man vielleicht glauben mag. Im Management ist man mit permanenten Change-Prozessen konfrontiert. Entscheidungen in unserem Alltag sind geprägt von Kurzfristigkeit. Man lernt damit umzugehen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen? Löschnig: Wir kannten einander zuvor nicht. Nach der Pensionierung von Flughafendirektor Gerhard Widmann habe ich im Zuge der Personalsuche in den Hearings den Wunsch nach einem Airlineaffinen Kollegen in der Geschäftsführung geäußert. Wolfgang (Grimus) ist seit Jahrzehnten im Airline-Business zu Hause und menschlich sind wir auf einer Wellenlänge. Grimus: Wir ergänzen uns perfekt. Ich habe Kerosin im Blut und habe während meiner bisherigen Laufbahn im Airline-Wesen fast alles gemacht, außer selbst im Cockpit zu sitzen. Mein Tun ist geprägt vom Urgedanken des Fliegens – Menschen, Unternehmen und Geschäfte zu verbinden. Ich bin
her Fisc to Fo : to Fo
Advertisement
„Wir ergänzen uns perfekt“
Zwei neue Frontmänner am Flughafen Graz: Die Geschäftsführer Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig über ihr Zusammenfinden im Krisengeflecht und nachhaltige Positionierungspläne.
Sie sind beruflich mit der Welt verbunden: Wolfgang Grimus (l.) und Jürgen Löschnig (r.) sind die Geschäftsführer des Flughafen Graz.
hier am Flughafen Graz mit einem guten Gefühl angekommen. Der Frachtverkehr am Flughafen Graz hat in der Pandemiezeit zugenommen – wie kam’s? Löschnig: Wichtige medizinische Fracht wurde auf dem Luftweg nach Graz gebracht und von hier aus verteilt. Seit Jahresbeginn 2021 landeten bereits zwei Boeing 777 und mehr als 20 Boeing 747 in Graz. Mit der Swissport Cargo Services Graz GmbH haben wir einen verlässlichen, effizienten Partner. Wir werden von heute auf morgen kein Frachtflughafen, aber wir haben gezeigt, dass wir diesbezüglich proaktiv, motiviert und bestens ausgestattet sind. An welchen Schrauben drehen Sie derzeit vorrangig? Grimus: Grundsätzlich habe ich unter anderem den Part der Netzentwicklung über. Derzeit geht es aber neben dem Ausbau vor allem um den Wiederaufbau des Netzes. Die Destinationen, die wir bereits hatten, müssen wir möglichst umfassend zurückbekommen und über diese Basis hinaus gilt es, die weißen Flecken des Flughafen Graz auszumerzen. Etwa durch ein Angebot von Linienflügen nach London, Berlin oder Hamburg. Wie lange es dauert, neue Destinationen zu rekrutieren, ist krisenbedingt fraglich, aber wir arbeiten intensiv daran. Zudem soll auch das touristische Basisprogramm im Winter stärker etabliert werden, etwa mit Zielen wie Ägypten und den Kanaren. Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung des Flughafens? Sollten Flüge unter 500 km (etwa Wien, München) verboten werden, wie geht es dann mit dem Flughafen Graz weiter?
Flughafens Wien führen. Die Wertschöpfung darf hier nicht an Österreich vorbeigehen. Grimus: Deshalb ist es essenziell für die steirische Wirtschaft, den Linienverkehr zu den wichtigsten Umsteigehubs weiter auf- und auszubauen, das touristische Incoming zu stärken und natürlich das touristische Outgoing-Geschäft ab Graz weiter anzukurbeln, um der steirischen Bevölkerung ein Topangebot an Urlaubsdestinationen anbieten zu können. Natürlich wollen wir auch zukünftig unsere „Catchment Area “ in Richtung Kärnten, Burgenland, Slowenien und Ungarn erweitern. Löschnig: Außerdem wollen wir die intermodale Vernetzung der Verkehrsträger –Stichwort Vernetzung der Koralmbahn mit dem Flughafen Graz – vorantreiben. Es gibt viele Themen, die uns bewegen. Stichwort Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Wie grün kann Fliegen wirklich werden? Grimus: Die Luftverkehrsbranche war schon immer sehr innovativ. Es geht nun dezidiert
„Menschen, Geschäfte und Unternehmen zu verbinden, ist unsere Kernmission.“
Wolfgang Grimus, Managing director
darum, einen Spagat zwischen dem Genuss des Fliegens für eine breite Masse und nicht sinnvollen Dumping-Ticketpreisen zu schaffen. Solange man für ein Taxi zum Flughafen mehr bezahlt als für das Fliegen selbst, kann das aber nicht gelingen. Grünes bzw. grüneres Fliegen kann nicht billig sein. Ein Blick in die Glaskugel: Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis wieder der Allzeitrekord von einer Million Passagieren ab Graz erreicht wird? Löschnig: Wir hoffen, dass wir rund um das Jahr 2025 wieder annähernd gleich hohe Passagierzahlen wie noch im Jahr 2019 am Flughafen Graz verzeichnen können.
her Fisc to Fo : to Fo
Zeit für ein neues Konto!
Jetzt Kreditkarte im 1. Jahr gratis.*
30€ Bonus bei KreditkartenNeuabschluss**