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Alternative Konzepte für Instrumental- und Gesangsunterricht werden gesucht. Foto: Musikschule Marburg
„Vollbremsung mit Ansage“ Schulleiter Eugen Anderer zur Situation an der Musikschule Marburg Express: Seit Mittwoch, 18.3., ist die Musikschule Marburg geschlossen. Wie ist die Corona-Krise bei euch angekommen? Eugen Anderer: Wie eine Art Vollbremsung mit Ansage: In der Woche davor wurden bereits alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen abgesagt. Davon war auch einer unserer Kollegen betroffen, der mit dem HR-Sinfonieorchester die Musik für Saiteninstrumente von Bela Bartok aufführen wollte. Am Freitag kam dann die Entscheidung der Landesregierung, ab der kommenden Woche Schulen und Kitas zu schließen. Da war dann klar, dass wir als Betrieb mit mehr als 2.000 Schülerinnen und Schülern und fast 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über kurz oder lang auch schließen müssen. Es galt
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jetzt, die aufkommenden Sorgen der Kolleginnen und Kollegen hinsichtlich einer mögliche Infektion aber auch wegen ihrer finanziellen Zukunft ernst zu nehmen und der Lage entsprechend zu reagieren. Übers Wochenende hast du dann mit dem Schulvorstand und dem Betriebsrat viel telefoniert und gemailt... Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dem Gesundheitsamt schriftlich unsere Situation zu schildern und um eine klare Stellungnahme zu bitten. Ich habe in dem Schreiben vor allem unsere beengte Raumsituation beschrieben und die Tatsache, dass unsere Schülerinnen und Schüler von überall aus dem Landkreis her kommen und dass wir große
Gruppen in kleinen Kindern unterrichten sowie Menschen im fortgeschrittenen Alter. Das Schreiben ging ebenfalls an Stadt und Landkreis. Gleichzeitig haben wir beschlossen, unseren Lehrerinnen und Lehrern ein kurzes Rundschreiben zu senden, das sie ihrerseits an Eltern und Schülerinnen weiterleiten sollten. Darin baten wir sie, freiwillig in den kommenden drei Tagen auf Unterricht zu verzichten. Dies wurde auch mit großem Verständnis aufgenommen. So hatten wir für eine endgültige Entscheidung Zeit gewonnen. Größere Gruppen in der musikalischen Früherziehung sowie Ensemble- und Chorunterricht haben wir vorsichtshalber gleich abgesagt. Gleichzeitig teilte uns das Schulamt am Montag mit, dass
Schulen und Kitas geschlossen seien und uns die Räume dort für die Zeit bis nach Ostern nicht zur Verfügung stünden. Nach den Absprachen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Dienstag, 17. März, in der Musikschulen als zu schließende Einrichtungen ausdrücklich genannt wurden, kam ja dann auch schnell die Anordnung des Landes Hessen. Seit Mittwoch, 18. März haben wir offiziell zu. Wie ist die momentane Lage? Wie auf einem Schiff, dessen Mannschaft in Zwangsurlaub an Land geschickt wurde. So fühlt es sich jedenfalls an, wenn ich im Büro bin und die Musikschule nicht wie gewohnt summt und brummt: Keine dröhnende Tuba, kein Wummern aus den Bandräu-