Marcellini Magazin 2011

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KREATION | KOMMUNIKATION

WWW.MARCELLINI.DE

KAMPAGNEN

Do the rabbit.

is we n i H oko ceb nte! a f a t mi Griffk t z Jet der an

U E N



GANZ MEINER MEINUNG

SEITE 003

AM ENDE WAR DAS WORT. WAS FUHRUNG MIT VERTRAUEN ZU TUN HAT UND WARUM ES GUT IST, WENN MANCHES ANDERS KOMMT.

Liebe Leser, mein ursprüngliches Vorwort finden Sie in dieser Ausgabe ganz weit hinten. Ich sage Ihnen, warum. Mein 16 Jahre jüngerer Art-Direktor war der Meinung, dies sei kein Vorwort. Wohl aber ein schöner Beitrag, immerhin. Unser Junior Texter war derselben Meinung. Damit war ich raus. Nun befinden sich meine mit Liebe verfassten Zeilen also auf Seite 64. Was sagt das über marcellini und über mich? Heißt es, dass ich keine Durchsetzungskraft habe? Dass ich die falschen Mitarbeiter angestellt habe oder einfach zu früh das Ruder aus der Hand gebe? Wer mich kennt, stellt sich diese Fragen nicht. Zudem habe ich sensationelle Mitarbeiter und vertraue ihnen. Ich schätze ihre Meinung und Kompetenz,

marcellini ist die wohl kreativste Kommunikations- und

selbst wenn es mal an Erfahrung mangeln sollte.

Werbeagentur im Ruhrgebiet. Kreativ heißt für uns nämlich nicht nur, einen hohen Anspruch an Gestaltung und

» Mangelt es nicht immer an irgendetwas? «

Konzeption zu besitzen, sondern für diesen Anspruch auch zu kämpfen und ihn durchzusetzen. Auch auf Kosten von

Es mangelt natürlich immer an irgendetwas. Als wir unser

Kunden, Mitarbeitern und Geld. „Das wollte der Kunde so“

erstes Magazin gemacht haben, mangelte es an Zeit, an

heißt bei uns stattdessen: „Schaut mal, was sich der Kunde

Mitarbeitern und an Referenzen. Als wir unser zweites Ma-

mit uns getraut hat.“ Wir verbinden klassische Kommunika-

gazin gemacht haben, mangelte es an Geld, Sicherheit

tion mit außergewöhnlicher Kreation und haben uns des-

und den richtigen Kontakten. Wenn es uns also bei dieser

halb innerhalb von sieben Jahren einen interessanten Markt

Ausgabe lediglich an der Erfahrung mangelt, wie unsere

und anspruchsvolle Kunden erobert.

Ideen und die Verteilung unserer Texte bei Ihnen ankommen, dann fahren wir diesmal wirklich das kleinste Risiko.

» Ein eigener Stil ist ein guter Stil «

Der Wunsch meiner Kollegen war, dass das Vorwort wie-

Wir verbringen viel Zeit miteinander und kennen uns gut.

der eine Art „Status Quo“ der Agentur sei. „Wer sind wir

Davon profitieren nicht nur wir selber, sondern auch unsere

eigentlich?“ ist im Übrigen eine Frage, die uns sehr häu-

Kunden. Wir haben eine eigene Sprache, unseren eigenen

fig auch kundenseitig begegnet. Das Finden der Antwort

Stil und nun auch ein eigenes Wappentier – den Hasen.

auf diese Frage wird gerne von uns begleitet und mit uns diskutiert – was bedeutet: Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Vielleicht, weil sie irgendwie auch die nächste Frage „Und wo wollen wir hin?“ beinhaltet. Wenn Sie mich fragen, dann lautet unsere Antwort darauf wie folgt:

Viel Spaß beim Entdecken unserer Welt!


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ANGEBEREI

AUSSENSEITER, INNEN HEITER. BRANDNEU + + FRISCH GEWISCHT + + UNNACHAHMLICH + + MIT HERZ FUR TIERE + + WAS MIT WERBUNG + + VORSICHT GLATT

Was lange währt, wird endlich … hasig! Zwei Jahre sind vergangen, seitdem das letzte marcellini-Magazin unschuldige Leser in seinen Bann zog. Die neue Ausgabe: genau so voll, genau so bunt, aber mindestens doppelt so hasig. 68 Seiten echte Gefühle. Verewigt haben sich dieses Mal neben zahlreichen marcellinis auch viele Freunde des Hauses. Und wer lieber scrollt als blättert, der kann sich die digitale Version des Magazins auf www.marcellini.de ansehen, bookmarken, woanders posten, sharen und liken oder sich von unserem unregelmäßig erscheinenden Newsletter berieseln lassen. Schnell noch ein Rätsel: Was ist ständig blau und wird von über 200 Leuten verfolgt? Richtig, der marcellini Facebook-Channel: facebook.com/marcellinimedia . Schnell liken, verbreiten und verfolgen!

OH BROTHER, WHERE SHARE THOU? WO BIN ICH? UND WENN JA: IN WELCHEN SOCIAL NETWORKS EIGENTLICH? Wenn Illustration und Poesie aufeinan-

Die klügsten Web-Köpfe von marcellini haben sich zusammengetan und den ul-

der treffen, entsteht wortgeballte Bild-

timativen Social Web Guide verfasst. Besonders geeignet für Anfänger, Profis

gewalt. Mehr auf den Seiten 062/063.

und alle dazwischen sind die Seiten 016 – 021.

Unsere Hasen machen, was sie wollen – und dafür lieben wir sie! marcellini ist nämlich mehr als die Summe seiner Teile und nicht alle Wesen der Hasenartigen verdienen ihre Möhren in unseren Bauten. Dennoch gehören sie zum Rudel. Nicht zuletzt, weil sie ein ehrliches Fell besitzen. Mehr auf den Seiten 007, 008, 009, 014, 032 und 050.


ANGEBEREI

SEITE 005

TOP, ABER NICHT SECRET + + MIT HIGHSPEED + + IN FULL-HD + + ZUM KNUDDELN + + VON FUHRENDEN ZAHNARZTEN EMPFOHLEN

INHALTSVERZEICHNIS

Ausgabe 01/2011

Laut: Am Ende war das Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 003 Organisiert: Außenseiter, innen heiter / Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 004 Flauschig: Hasen wie wir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 007 Illustrativ: Turning a sausage-batman into art . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 010 Kritisch: Unser täglich TV gib uns heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 012 Talentiert: Innen Architekt, außen Rocker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 014 Origami ist nicht die Abkürzung für

Sozial: Oh Brother, where share thou? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 016

Oregano-Salami, sondern ein echter

Künstlerisch: Blind Date mit der Kamera . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 023

Liebesbeweis aus Papier ans Papier.

Symbolisch: Das ist ein Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 026

Gefühlvoll verpackt ab Seite 034.

Human: Fifty people, one question . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 030 Promoviert: Die H(asen)-Form der Zeolithen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 032 Liebevoll: Origami . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 034 Musikalisch: Pierres Plattenkiste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 038 Kriminell: Justice & Police Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 041 Unordentlich: Messie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 048 Distinguiert: Direkt in den Anzug geboren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 050 Lesenswert: Buchvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 052 Lehrreich: Das habe ich nie gesagt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 054 Sportlich: Die Enzyklopädie des Funsports . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 055 Komisch: Neulich in der Konfi-Küche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 058 Geschmackvoll: Ober, bitte eine Hopfenkaltschale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 060 Reizend: Wenn dich das Kupfer sticht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 062 Anders: We‘re chronically different . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 064 Endgültig: Danke, es war schön mit Euch / Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 066

Fernsehjunkfood ist geschmacklos und macht Augenringe. Höchste Zeit für eine Radikaldiät ohne Reality-

Halsbrecherische Freizeitaktivitäten

Pierre hört nicht nur ausgezeichnet auf

Verstärker und künstliche Glotzstoffe.

gibt es zur Genüge. Aber welche

seinen Namen, sondern auch ausge-

Gebündelt auf den Seiten 012/013.

passt zu dir? Mehr ab Seite 055.

zeichnete Musik. Mehr ab Seite 038.


Essen macht sich stark

für Familien.

Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist – gerade in schwierigen persönlichen Situationen – nicht immer einfach. Das Essener Bündnis für Familie hilft hier mit Rat und Tat. Und es informiert Unternehmen, wie familienfreundliche Strukturen im Betrieb aufgebaut werden können. www.essener-buendnis-fuer-familie.de


SEITE 007

HASEN

WIR


SEITE 008

WAS MACHT MENSCHEN ZU HASEN? SIE SIND SYMPATHISCH, INTELLIGENT, SOZIAL UND FUR ANDERE DA. UBERZEUGUNG

„Die Hasen sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung

Hase!“, war unmissverständlich klar: Der ist OK, mit dem

der Hasenartigen. Von den rund 55 Arten sind wohl der

kann man arbeiten, keine Flucht in die heimelige Höhle,

einheimische Feldhase und das Wildkaninchen bzw. dessen

wenn er wiederkommt. So weit, so hasig.

Zuchtformen, die Hauskaninchen, die bekanntesten Vertreter.“ So lautet die allgemeine Beschreibung bei Wikipedia.

Wir selbst bezeichnen uns auch als Hasen. Wir sind nicht immer goldig und süß, nicht immer lieb und alles andere

Was Wikipedia nicht weiß: Es gibt noch einen bekannten

als perfekt. Aber das ist ja auch nicht unsere Definition.

Vertreter – den Menschen. Bei marcellini versteht man unter

Doch bei aller Nähe zum echten Tier (marcellini wäre wohl

einem Hasen einen Menschen, der ehrlich, lieb, freund-

ein Feldhase), verstehen wir den Hasen symbolisch, adelt

lich, intelligent und strebsam ist. Einen, den man mag,

er für uns eben eine besondere Gattung Mensch.

jemanden, dem man vertraut. Entstanden ist das kuschelige Pseudonym, um in Kürze eine möglichst treffliche Perso-

Unser geliebter Illustrator Pierre Schmidt, den wir am

nenbeschreibung all jenen Kollegen zukommen zu lassen,

08. Juli 2011 in höchsten Würden aus unseren Reihen auf

die beispielsweise bei der Durchführung eines Projektes

seine kreative Reise nach Berlin verabschiedet haben, hat

gebraucht werden, das erste Kennenlernen aber verpasst

in den letzten Monaten eine Vielzahl von Hasen (und ande-

haben. Lautete das Briefing zur Person „Das ist ein echter

rem Getier) erschaffen, die unser befelltes Wort aus der


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STATT PROFIT IST IHRE DEVISE. DASS MAN DAMIT AUCH SEHR ERFOLGREICH SEIN KANN, ZEIGEN DIESE HASEN HIER!

symbolischen Metaebene in eine liebevoll visuelle Form

und gleichzeitig für das, was uns wichtig ist und selber aus-

gepinselt hat. Viele davon finden sich nun auf unserer Inter-

zeichnet: Hasigkeit.

netseite, in diesem Magazin und an vielen anderen Stellen, die marcellini repräsentieren.

Deshalb zeigen wir Ihnen „Hasen wie wir“. Menschen, mit denen wir uns identifizieren, Hasen, die uns lieb und treu

Als wir getreu unserer Schublade „marcellini ist anders“

sind, die wir gerne empfehlen, die uns beeindruckt und

im Frühjahr dieses Jahres beschlossen hatten, mal wieder

unterstützt haben.

anders zu sein und uns einen neuen Anstrich zu verpassen, stand fest: Nicht wir stehen im Mittelpunkt, sondern der

Unsere Botschaft lautet: Wer diese Menschen nicht mag,

Mensch. Und zwar der liebe, feine, oft übersehene Mensch.

wem unsere Bilder zu menschlich oder anti-business sind,

Nicht die Produkte und Angebote zählen, nicht die Referen-

wer meint, Tiere gehören nur in Kochtöpfe, Frauen an den

zen und auch wir spielen nicht die erste Geige.

Herd und Formel 1 in den Fernseher, der soll uns nicht anrufen. Für den sind wir nichts, schlimmer noch: Für den haben

Unsere Freunde, Kollegen, Nachbarn, Kunden, Zulieferer

wir gar keine Zeit! Denn eines ist klar geworden in den letz-

– natürlich die hasigen – sind es, die uns vertreten sollen.

ten Jahren und es ist unsere größte Motivation: Es gibt mehr

Sie stehen im Mittelpunkt unseres Schaffens und Handelns

Hasen, als man denkt. Und für die arbeiten wir.


SEITE 010

BLEISTIFTHALTER

WANT TO HIRE ALEX?

www.beugism.com


BLEISTIFTHALTER

SEITE 011

TURNING A SAUSAGEBATMAN INTO ART. A BRIEF INTRODUCTION INTO THE LIFE OF THE ILLUSTRATOR ALEXANDER BEUGE AKA BEUGISM

Most artists will come up with this idea that they have

My conceptual birdhouses are currently exhibited at the

drawn or doodled ever since they could hold a pencil, but

Direktorenhaus in Berlin. Every time I come back to Berlin

in my case it‘s true. I spent my early years drawing triangle-

I feel how this sense of belonging has vanished a little bit

shaped trees and horses – loads of horses. At one point I

more.

even told my Mum that I wanted to be a horse when I grew up. Later I obsessively drew various versions of Batman, whose limbs looked more like sausages than anything else.

To me Berlin is like an ex-girlfriend who has become famous overnight and now everybody is talking about her. I kind of still want to hear from her but not really, if that

When I turned 18 I started to take art a bit more seriously

makes any sense. This is my fourth year in London and

and attended life drawing classes at the local community

I have no intention of returning to Germany. I guess eve-

college. At 19, I was mentored by graphic artist and painter

rybody who has lived in lots of different places will find it

Ernest G. Reuter. I still benefit from the training I received

hard to return to his old life.

back then. My work has made it into publications such as PINM Deep in my heart I always wanted to be a painter but got

(Nobrow Press), IMAGES 35 (Association of Illustra-

talked out of it by my parents. Instead I started studying at

tors), FRESH – Cutting Edge Illustrations! (Slanted) and

the University of Applied Science in Potsdam. I was born

of course – the marcellini magazine. In my world, birds

and raised in Berlin and never wanted to leave the city but

can talk and have to deal with grown-up issues. Having

decided to study illustration at the Academy of Visual Arts

finished my work about birdhouses, my next personal

in Leipzig.

project is going to be about

At the time the New Leipzig School of Painting was hyped

a snack machine and

snack machines. London is and I spent most of my time hanging out with the guys from

will always leave

the painting department. I left for Spain in 2007 where I

you hungry!

studied painting at the University of the Basque Country in Bilbao. There I fell head-over-heels in love with a Polish

I still want to

girl. Hopelessly romantic that I am, I moved to Warsaw

follow marcellini

without knowing a single word of Polish. I studied illustra-

to New York in

tion under Zygmunt Januszewski.

order to see if I could make it work

My girlfriend and I applied for an MA at Central Saint Mar-

there as well. For

tins in London and funnily enough both got accepted. Af-

now I do freelance

ter a few months in London we broke up. In my project

work for The Times

“A Nest Box Formerly Known As Home” I am dealing with

and different maga-

the break-up and other issues, such as the death of my

zines. Let’s see what

beloved grandfather and my gradual alienation from home.

the future brings …


SEITE 012

SATTSCHEIBE

UNSER TÄGLICH TV GIB UNS HEUTE. ODER: WIE MAN VON MORGENS BIS ABENDS AUS DER NETZHAUT FAHRT

Vermeiden Sie in Ihrem Leben auf

schwere Kost! Da reicht ein bunter

gestellt und eine Horde bohr- und

jeden Fall eines: einen Tag lang zuhau-

Mix aus sommerleichten Fernsehma-

hammerwütiger Handwerker klatscht

se zu bleiben und dabei von morgens

gazinen, die so light sind, dass ich‘s

farb- und musternachhaltige Tape-

bis abends fernzusehen. Abgesehen

leid bin. Serien mit Wohlfühlfaktor,

ten an die Wände der Vorstadtidylle

davon, dass man die dargebotenen

der darin besteht, dass die Gehirn-

und drückt dabei eher unbeholfen

Bilder meistens sitzend oder liegend

zellen mal so richtig einen baumeln

ihren mit Firmenaufdruck versehenen

konsumiert und das, wie sich jeder

lassen, weil wir die Folge schon ges-

Rücken in die Kamera. Ein paar ner-

denken kann, für industrienationale,

tern, und vorgestern, da aber zu ei-

venaufreibende Gören reiben die

nach Bewegung lechzende Körper

ner anderen Uhrzeit, gesehen haben.

Nerven ihrer Familien auf und neuer-

nicht gerade von Vorteil ist, kommt

Das Ganze wird dann noch durch ein

dings auch die von Nomaden in der

häufig auch das Geistige zu kurz.

paar News aus dem Krisenregal auf-

afrikanischen Steppe. Man ist dabei,

gepeppt. Granatiert blutfrisch!

wenn die arme Wurst Thomas aus

Schon zum Frühstück gibt es brühfri-

Wanne-Eickel vor versammelter Fern-

sche Morgenmagazine, die mindes-

An dieser Stelle heißen wir den klei-

sehnation

tens so „crisp“ daherkommen, wie

nen Gruß aus der Fernsehküche

dass er in den nächsten 10 Jahren die

die Brötchen von der nächstgelege-

willkommen. Endlich gibt der Koch

Sachen seiner Frau auftragen muss,

nen Trinkhalle. Dazu Serien aller Bei-

etwas „Reality-Dressing“ in den Bil-

um vom Schuldenberg wieder herab-

geschmacksrichtungen. Etwas fad,

dermampf. „Reality-Dressing“, das

zusteigen. Im Frauenkleid, das muss

weil vom Vortag. Oder vom Vorvor-

ist die sozialpornografische

Fern-

man sich mal vorstellen. Und zum

tag. Schlemmerauge sei wachsam,

sehwürze der Neuzeit. Da kann man

Glück schalten wir noch rechtzei-

manchmal meint man das Gesehene

Frauen sehen, die quer durchs Land

tig um, damit wir den Auswanderern

bereits gesehen zu haben, wie im ech-

getauscht

beim Einwandern zuschauen können.

ten Leben, beim Déjà-vu, nur anders.

schen bekommen Möbel ins Haus

Über die Mittagszeit nur nicht zu

werden,

fremde

Men-

vorgerechnet

bekommt,


SATTSCHEIBE

SEITE 013

So ist das, mitten im deutschen Fern-

ein kochender Affe, der Tim Mälzer in

Dummerweise kenne ich niemanden,

sehleben. Das alles schlägt auf den

seine kulinarischen Schranken weist.

der einen kennt, der jemanden seinen

Magen, macht aber nicht satt, wird

Bekannten nennt, der im Besitz einer

der genussvolle Fernsehbuffetver-

Wissen

koster nun feststellen. Richtig. Aber

Deutschland nicht den Superkoch

da kommt ja schon das Abendbrot.

sucht? Weil man durchs Fernsehen

Falls ja, möchte ich Sie um einen

Es wird trennköstlich serviert: Aben-

kein Schnitzel auf den Teller be-

kleinen Gefallen bitten: Statten Sie

de, an denen gelacht werden darf,

kommt. Logisch, kann man nichts

Ihrem Bekannten einen Besuch ab.

mystische Abende, Abende an denen

essen, kann man nichts schmecken

Hocken Sie sich vor den Fernseher.

Ermittler von Miami über Duisburg

und somit auch nicht abstimmen. Ab-

Schicken Sie Ihren Bekannten zum

nach New York und wieder zurück

stimmen – von den bereits erwähn-

Kühlschrank, in den Keller, zur nächs-

ermitteln und Abende mit Casting-

ten Shows mal abgesehen – ist nur

ten Trinkhalle oder sonst wohin. In

shows, bei denen man die Wahl zwi-

einer kleinen Gruppe hierzulande

seiner Abwesenheit schalten Sie auf

schen

Talentfreiheit

vorbehalten. Um genauer zu sein, ca.

arte, 3sat, ARD, die Dritten und stim-

oder einem anderen naheliegenden

5.500 Haushalten, in denen die so-

men ab.

Übel hat. Mittendrin bekommen wir

genannten TV-Quotenboxen stehen.

etwas vorgekocht. Menschen be-

Das lassen Sie sich mal auf Ihrer

Voten Sie, bis die Quotenbox qualmt.

kochen Menschen, B-Prominente,

Fernsehzunge zergehen: eine Hand

Pushen Sie den Anspruch in den

C-Prominente, ja, eines Tages hat

voll Menschen bestimmt, was in der

Quotenhimmel. Danke.

bestimmt jeder jeden bekocht. Und

Republik geschaut wird.

vollkommener

dann bleibt da eigentlich nur noch

Sie

eigentlich,

warum

solchen Box ist. Sie vielleicht?


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INNEN ARCHITEKT, AUSSEN ROCKER. HEINER KOLDE: VOM SAISONARBEITER ZUM INNENARCHITEKTEN

Er war, ist und bleibt ein Mann der Gegensätze: Kunst Eins plus

Michael Bette, seit 1992 Professor für künstlerische Grund-

mit Sternchen, Mathe glatte Fünf. Außen Rocker, innen Archi-

lagen an der Fachhochschule Potsdam, der damals in seiner

tekt. Bodenständig, mit Hang zum abgehobenen Düsseldorf.

Eigenschaft als Heiner Koldes Kunstlehrer dessen künst-

So kennen wir ihn, so lieben wir ihn, unseren Hasen Heiner.

lerisches Potenzial erkannte. Und eben dieser Lehrer des Gymnasiums Neuhaus war es auch, der eines Tages zum

Bereits im zarten Alter von 14 Jahren stand für ihn fest: Ich

Telefon griff und ein Treffen mit Heiners Eltern vereinbarte,

werde Rockmusiker. Ein frühpubertärer Irrtum, wie sich

um eindringlich von einer Karriere als Rockmusiker abzu-

später herausstellen sollte. Doch zunächst verfolgte Heiner

raten. Er empfahl stattdessen, Heiners künstlerisches Talent

Kolde konsequent sein Ziel, in die Rock-Annalen einzugehen.

zu fördern.

Mit 15 Jahren gründete er seine erste eigene Band mit dem programmatischen Namen „Invador“. Die Stilrichtung: hartes

Offensichtlich fruchtete die Intervention des engagierten

Geschrubbe. So zumindest die Koldesche Eigendefinition der

Pädagogen. Denn Heiner Kolde beschloss, nach dem Abitur

ersten musikalischen Gehversuche, bei denen es jedoch nicht

Innenarchitektur an der Universität Coburg zu studieren.

blieb. Mit wachsender Virtuosität erweiterte sich auch das

Dort traf er auf eine weitere Person, die bei ihm nachhaltige

Repertoire und das Interesse für unterschiedlichste Stilrich-

Eindrücke hinterließ: Professor Eckhard Schneider, Kunsthis-

tungen – vom Hardrock über den Blues bis hin zum Jazz. Wen

toriker und heutiger Leiter des Kunsthauses Bregenz. Neben

wundert’s, dass er, wie er gerne voller Stolz berichtet, sogar

der fachlichen Brillanz war es vor allem Schneiders Beschei-

vom Kontrabassisten der Blues Company unterrichtet wurde.

denheit, die sich unauslöschlich in Heiner Koldes Gedächtnis gebrannt hat. Beispielsweise tuckerte der Dozent trotz des

Apropos Unterricht: Während Heiner Kolde in musikalischer

guten Professorengehalts jeden Tag mit seinem alten Citroën

Hinsicht zumindest für Eingeweihte durchaus Bemerkens-

nach Coburg. Schneider war es auch, der seinem Studenten

wertes leistete, gestaltete sich seine schulische Karriere –

mit den Worten: „Heiner, du kannst das besser!“ eine zweite

nun ja – eher durchschnittlich. Er selbst bezeichnet sich im

Chance gab, als dieser seine erste Prüfungsarbeit in den

Hinblick auf sein schulisches Engagement als „Saisonarbei-

Sand setzte. Die Motivation fruchtete, denn aus der Note Fünf

ter“. Nicht besonders gut, nicht besonders schlecht. Aber

wurde eine Eins. Eine Motivation, die sich bis heute erhalten

immerhin reichte es, um bis zum Abitur immer irgendwie

hat. Denn wie wäre es sonst zu erklären, dass Heiner Kolde

durchzurutschen.

ein paar Jahre später mit Kollegen das bkp Architekturbüro eröffnete und mittlerweile ein überregional gefragter Innen-

» Von coolen Säuen und Citroën-Fahrern «

architekt und Generalplaner geworden ist?

Insofern könnte die schulische Laufbahn als belanglos ab-

Da verzeihen wir es ihm auch, dass er in nächster Zukunft in

getan werden – wäre da nicht ein gewisser Lehrkörper mit

die Schwanenhöfe in Düsseldorf umziehen wird – denn Hase

Brille, roten Socken und kurzen Hosen gewesen, den Heiner

bleibt Hase, egal wo er sich niederlässt.

Kolde heute wegen seines gewöhnungsbedürftigen Kleidungsstils nicht nur als „coole Sau“ bezeichnet, sondern auch als besonderen Menschen, der ihn stark beeinflusst hat:

HEINER IN AKTION AUF WWW.MARCELLINI.DE


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Seite 016

Sozialhilfe

OH BROTHER WHERE SHARE THOU? WO BIN ICH? UND WENN JA: IN WELCHEN SOCIAL NETWORKS EIGENTLICH? Heute ist es schön! Alle wollen miteinander befreundet sein und jeder

Wege, um sich mitzuteilen. Wer soll sich in dieser Informationsflut noch

möchte alles, was er hat, mit seinem Nächsten teilen. Naja, zumindestens

zurechtfinden? Wie soll man wissen, welche Social-Media-Kanäle die

sieht so die Welt im Social Web aus. Aber der Megatrend nimmt langsam

wichtigen sind? Und was ist überhaupt Social Media? marcellini kennt die

überhand: Immer mehr Netzwerke sprießen aus dem Boden und immer

Online-Wege besser als die eigene Westentasche und entwirrt für Sie das

mehr Mitteilungsbedürftige finden auf immer mehr Mitteilungsdiensten

Netz mit dem ultimativen Social-Web-Navigator.

1.0 WEB

SOCIAL

brach ein Boom der digitalen Medien in der analogen

Am AnfAng WAr dAS nEtz und ES WAr StAtISCh.

Gesellschaft los. Heute ist es so einfach wie nie zuvor, Wissen in Sekunden über den ganzen Planeten zu verbreiten und so den Fortschritt unserer Zivilisation in immer größeren Schritten voranzutreiben. Diesen fundamentalen Wandel des Zeitgeists, in dem wir uns jetzt gerade befinden, nennen wir das „Informationszeitalter“.

Social Web bezeichnet das Internet, wie es heute funktioniert: Jeder, der möchte, kann sich auf Blogs mitteilen, auf Social Networks Freundschaften schließen, Wissen auf Wikipedia verbreiten und überhaupt kann sich jeder im Netz zu allem äußern. Das war nicht immer so, denn als das Internet laufen lernte, sollte es zwar die Menschen miteinander verbinden, aber abgesehen von Chats und Foren konnte nur der das Netz mit Leben füllen, der Webseiten programmieren und gestalten konnte.

1.1 networks SOCIAL

J

du, ICh und SO zIEmLICh jEdEr AndErE AuCh.

Einen bedeutenen Teil des Social Webs machen soziale Die restlichen Nutzer schauten sprichwörtlich in die Röhre:

Netzwerke aus. Auf sozialen Netzwerken ist es möglich,

Für sie war nicht mehr drin, als Inhalte zu suchen und

mit Menschen rund um den Globus in Kontakt zu treten

diese zu lesen. Mit der Einführung von Web-Logs (heute

und sich zu vernetzen. Auch ein großer Teil aller Unter-

als Blogs bekannt), der Gründung der ersten interaktiven

nehmen sind auf Facebook und Co. vertreten und nutzen

Dienste wie eBay und Wikipedia und dem Aufkommen der

die Möglichkeiten, in das Wohnzimmer ihrer Konsumenten

ersten Social Networks (MySpace, Orkut und Facebook)

und Kunden eingeladen zu werden.


Sozialhilfe

Seite 017

Soziale Netzwerke prägen unsere Gesellschaft. Selbst

schaut auch im blauen Facebook nach. Speziell die Gene-

wer nicht persönlich mit einem eigenen Account auf den

ration, die mit dem Internet aufgewachsen ist – die soge-

digitalen Plattformen mitwirkt, ist direkt oder indirekt von

nannten Digital Natives oder auch Millenials – nutzt verstärkt

der Massendynamik, die von Facebook oder Twitter aus-

die digitalen und vernachlässigt die klassischen Medien.

geht, beeinflusst. Kaum zu glauben? Folgende Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit fanden ihren Ursprung in

Unternehmen wie die Deutsche Bahn haben den Zeitwan-

sozialen Netzwerken und wirkten sich trotzdem auf das

del begriffen. Sie rekrutiert über Facebook Nachwuchs-

analoge Zeitgeschehen aus:

führungskräfte, informiert zeitnah über Gleisänderungen und nutzt auch Informationsdienste über mobile Endgerä-

• Ohne den revolutionären Wahlkampf über Facebook und

te, wie z. B. Smartphones. Vorreiterrollen für eine erfolg-

Twitter wäre Barack Obama womöglich niemals der erste

reiche Facebook-Kommunikation übernehmen ebenfalls

schwarze Präsident der USA geworden.

Marken wie Starbucks, Dell und VW. Der Fahrzeughersteller aus Wolfsburg wusste als einer der ersten, wie er

• Dank sozialer Netzwerke war es den Aufständischen in

zielgruppengerecht wirbt und vermarktet heute bereits ein

Ägypten möglich, sich gemeinsam gegen das eigene Regime

sportliches Sondermodell ausschließlich über Facebook.

zu verbünden.

Mit enormen Erfolg.

• Das Erdbeben in Japan und die Reaktorkatastrophe von

Die digitale Demokratie birgt aber auch Gefahren, wie die

Fukushima rückte verstärkt in den Fokus der Gesellschaft,

US-Supermarktkette Wal-Mart am eigenen Leib erfahren

als die Menschen in Japan selbst über die Ereignisse

musste: Wal-Mart ließ kritische Stimmen vom eigenen

twitterten und eigene Videos hochluden.

Profil löschen und vergrößerte so den Unmut der eigenen Kunden, statt sich der Diskussion zu stellen. Das Internet

Das sind nur ein paar Beispiele relevanter Nachrichten,

verzeiht nicht so schnell und vergisst nie. Auch der Welt-

die eng mit den sozialen Netzwerken verbunden sind.

konzern Nestlé muss sich täglich mit den sozialkritischen

Testen Sie selbst und achten Sie beim täglichen Nachrich-

Äußerungen von Facebook-Usern zur fragwürdigen Unter-

tenlesen darauf, wie oft auf Social Networks verwiesen wird.

nehmensphilosophie auseinandersetzen.

Um den gesamten digitalen Pulsschlag und seine Auswirkungen auf die analoge Welt einfangen zu wollen, müsste

DE R DIGI TA L E P UL S S CHL A G

aus diesem Artikel ein ganzes Buch werden. Stattdessen erläutern wir, welche Netzwerke speziell für Unternehmen

Facebooks größter Konkurrent Google hat im Juni 2011

attraktiv sein können, wie sie funktionieren und was sie

seinen Gegenentwurf zu Facebook veröffentlicht:

voneinander unterscheidet.

Google+. Die Kernfunktionen, die Facebook bietet, wurden aufgegriffen und durch weitere Zusatzoptionen

Auf Facebook beispielsweise sind etwa 650 Millionen

erweitert. Hierzu gehören sogenannte Circles, die

Menschen aktiv und teilen täglich Millionen Videos,

Freundeslisten nach Interessen sortieren und somit eine

schreiben reihenweise Statusmeldungen und schließen

hierarchische Ordnung von gemeinsamen Interessen

Freundschaften über den ganzen Globus.

möglich machen. Ein besonderer Clou von Google+ ist, dass es stark mit Googles Hauptaufgabe – der

Was als Spaßkanal für Studenten begann, entwickelte

Suchfunktion – verbunden ist. Mittels der Funktion

sich zum Allround-Marktplatz für jedermann. Auch Unter-

„+1“, (ähnlich wie der Like-Button auf Facebook) lassen

nehmen und Marken sind auf Facebook vertreten, um ihre

sich gefundene Inhalte als besonders interessant

Zielgruppen dort abzuholen, wo sie sich befinden. Wer

bookmarken und den eigenen Circles bzw. Freundes-

heute einen Geschäftspartner oder Dienstleister sucht,

listen anbieten. In Google+ steckt großes Potenzial

schlägt nicht mehr nur die Gelben Seiten auf, sondern

und es könnte bald schon einen anderen Dienst überholt


Seite 018

Sozialhilfe

haben, der sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut: Den

Gleiches Prinzip mit internationaler Ausrichtung: Auf

Mikroblog Twitter (Engl. für „zwitschern“). Hier werden

LinkedIn trifft sich die gesamte Businesswelt, um Kontakte

Kurznachrichten verschickt, die ähnlich wie bei einer SMS

rund um den Globus zu knüpfen. Geschäftspartner von

auf 140 Zeichen beschränkt sind. In sehr kurzer Zeit er-

Indien bis Mallorca werden hier miteinander verbunden

langte Twitter eine enorme Popularität. Normalsterbliche

und finden neue Anknüpfungspunkte.

als auch Prominente und Unternehmen zwitschern täglich Millionen Meldungen, teilen Informationen oder laden

Zum Glück besteht das Leben aber nicht nur aus Arbeit,

Fotos hoch.

sondern auch aus Freizeit. Und wer will, kann heutzutage auch die eigenen Freizeitaktivitäten ins Netz stellen und

Obwohl die Funktionen von Twitter drastisch reduziert

seinen Mitmenschen mitteilen, wo er sich gerade befindet.

sind, ist der Zwitscherdienst das zweitgrößte Netzwerk am

Über den Dienst foursquare lässt sich der eigene

Markt und würde ca. 7 Milliarden Dollar kosten, wenn man

Standort ermitteln und an die Netzgemeinde senden.

ihn in den Einkaufswagen legen würde (auf dem Kassen-

Mit foursquare auf dem Smartphone checkt man an Orten

display würde das so aussehen: 7.000.000.000 $).

ein und verrät mittels GPS-Ortung der Welt den eigenen

Twitters Zukunftsprognosen schwanken wie der ameri-

Aufenthaltsort. Wer oft an den selben Orten eincheckt,

kanische Dow-Jones: mal hochgelobt, mal totgesagt, da

erhält Abzeichen als Ansporn, diesen Ort öfter zu besuchen

nicht jeder einen Zweck darin sieht, Mikronachrichten zu

und eines Tages „digitaler Bürgermeister“ zu werden.

verschicken. Womöglich ist das auch der Grund, warum

Klassenprimus Facebook bietet einen ähnlichen Dienst an:

Twitter zwar auch von Unternehmen genutzt wird, aber der

Facebook-Places übermittelt ebenfalls per Geolocation

größte Teil der dort angemeldeten User aus Privatperso-

den eigenen Standort ins Netz. Für Unternehmen können

nen besteht.

diese neuen Anwesenheitsnotizen sehr interessant werden: Der Gratisdienst wird zur Werbefläche, wenn User

IMME R A UF K ON TA K T S UCHE

ihren Besuch beim Unternehmen XYZ ins Netz stellen und somit für das Unternehmen werben. Und wer von all den Massenmedien die Nase voll hat, gründet sein eigenes

Untereinander setzen Unternehmen mehr auf B2B-Netz-

Social Network auf Netlog zum Thema Fliegenfischen in

werke wie LinkedIn und XING. XING ist das Facebook

geschlossenen Räumen oder Reitsport in Usbekistan oder

für Geschäftskontakte. So könnte man salopp die Haupt-

zu welchem Thema auch immer. Netlog bietet die Möglich-

funktion des Hamburger Netzwerks erklären. Tatsächlich

keit, ein eigenes soziales Netzwerk mit Themenschwer-

vernetzt XING Geschäftspartner, Kunden, Unternehmen,

punkten zu gründen. So können sich Gruppen zusam-

Selbstständige und Freiberufler miteinander. Mit Sicher-

menfinden und Wissen austauschen. Natürlich darf hier

heit sind das keine überraschenden Neuigkeiten, denn

kein Nährboden für Extremisten oder Vergleichbares zur

XING verzeichnet seit 2003 enorme Wachstumsraten und

Verfügung gestellt werden. Daher unterliegt Netlog einer

hat sich längst auch außerhalb Deutschlands etabliert.

strengen Administration und ständiger Kontrolle.

Wer auf Xing aktiv ist oder es werden will, sollte ein paar Regeln beachten: Der Ton macht hier den Erfolg aus und man sollte sich zwei- bis dreimal überlegen, die Nachricht

1.2 tAggIng SOCIAL

eines Kunden mit „lol“ oder „rofl“ zu kommentieren. XING weist zwar viele Parallelen zum lockeren großen Bruder Facebook auf, doch tummeln sich hier vornehmlich Geschäftsleute, denen man online so begegnen sollte, wie man es in von Angesicht zu Angesicht tun würde. Allzu

p

mArKIEr hIEr mAL nICht SO.

private Informationen, wie auch das Veröffentlichen von

Wo war nochmal das Video des skeptischen Erdmänn-

zwielichtigen Aktivitäten und intimen Vorlieben können

chens und wo das Rezept für den slawischen Pflaumen-

schlimme Folgen nach sich ziehen.

kuchen? Auch hier hat das Social Web mit Social Tagging


Sozialhilfe

Seite 019

mehrere Lösungen gefunden, das Internet übersichtlicher

gute alte Schuhkarton, der zur Polaroid-Asservatenkammer

zu machen und Wissensmanagement effektiver betreiben

umfunktioniert wurde, ist nur noch eine alte Schachtel.

zu können. Auch ohne Smartphone gehts: Mit einem Benutzerkonto Mit dem Sammeldienst Delicious bringt man Ordnung in

des kostenlosen Fotoservices Flickr lassen sich alle peinli-

das Online-Chaos. Bookmarks werden hier gespeichert

chen Momentaufnahmen der letzten Geburtstagsfeier auch

und mit Schlagworten versehen, um sie wiederauffindbar

vom PC oder MAC hochladen und ins Netz stellen. Speziel-

zu machen. Die eigenen gesammelten Links kann man

ler wirds mit ffffound.com. Hier finden Designer, Grafiker

dann nach Belieben veröffentlichen und mit anderen

und Künstler ein Zuhause, um die eigenen Werke hochzula-

teilen. Stumbleupon, DIGG und Mr. Wong funktionieren

den oder sich von anderen Kreativen inspirieren zu lassen.

ähnlich und lassen sich als echte Alternative nutzen, wenn einem der Name „Delicious“ gerade entfallen ist.

2.0 mOrgEn SOCIAL

Gedächtnisstützen wie die Facebook-Like-Funktion kann man ebenfalls zum Social Tagging nutzen. Der

WAS KOmmt WOhL nACh WEB 2.0?

wieder. Wem etwas gefällt, der wird Fan. Die eigene

Y

Freundesliste bekommt dieses Ereignis dann als News zu

Jetzt wirds spannend: marcellini ist social! Deswegen

sehen und kann sich ggf. anschließen. Man selbst findet

teilen wir mit Ihnen den aktuellen Online-Tratsch und ver-

die gesammelten Links als Interessen im eigenen Profil

raten die Web 2.0 Trends von morgen. Danken können Sie

wieder, die sich zu einem Gesamtbild über die eigenen

uns dann auf Facebook -> facebook.com/marcellinimedia.

bekannte Daumen (gefällt mir) hat den Weg aus dem eigenen Netzwerk ins gesamte Internet geschafft und findet sich heute auf 90 % aller relevanten Webseiten

Vorlieben und Interessen zusammensetzen. 4G. Was ist das? 4G ist der Nachfolger von 3G (logisch,

1.3 ShArIng

oder?) und bezeichnet die Surfgeschwindigkeit der 4. Ge-

SOCIAL

A

neration von Smartphones im UMTS-Netz. Smartphones

dAS zIEL: tEILEn und gEtEILt WErdEn.

Warum sollte man sich eigentlich nur auf die eigene

ersetzen immer öfter Laptops und Notebooks. Die Menschen erledigen immer mehr online, auch wenn Sie unterwegs sind. Sie kaufen im Zug ein, schauen sich Videos an, während sie auf den Bus warten oder surfen nicht auf dem Wasser, sondern auf sozialen Plattformen vom Strandtuch aus. Dafür brauchen sie mehr Geschwindigkeit. Und die kommt Ende 2011 mit der Einführung von 4G.

Freundesliste begrenzen, wenn man die ganze Welt unterhalten kann? Der Slogan des bekannten Videoportals

Neue Dienstleister für Live-Streams wie Viddler und

YouTube bringt es auf den Punkt: Broadcast yourself –

UStream scharren daher schon mit den Hufen, um die

sende dich selbst. Das muss nicht nur für Videos gelten,

eigenen Dienste wie Live-Streaming für Smartphones

denn teilen kann man im Social Web fast alles.

noch flächendeckender anbieten zu können. Damit einher geht auch der Trend zu mehr Bewegtbild. Videos ver-

Impressionen des letzten Urlaubs auf Nordeney oder

mitteln schneller und interessanter Informationen als Text,

avantgardistische Fotokunstausstellung: Auf Instagram

machen mehr Spaß und bieten mehr Gestaltungsmög-

lädt man selbstgeschossene Fotos vom Smartphone ins

lichkeiten als Grafiken. Auch für das Social Web spielen

Network hoch, tauscht sich mit anderen Hobby- oder Pro-

Videos 2011 eine größere Rolle, seit Apple die Initial-

fifotografen aus und teilt die eigenen Erinnerungen mit der

zündung mit der Möglichkeit gab, HD-Videos mit dem

ganzen Welt. Fotoalben können in Rente gehen und der

iPhone 4S aufzunehmen und hochzuladen.


Seite 020

Sozialhilfe

Facebook wird zum Supermarkt: Mit Facebook-Deals zieht der Handel auf Facebook ein. Die User kaufen, probieren aus, bewerten und verschicken Kaufempfehlungen

THE 5 Big RUlES

an die eigene Freundesliste. Demnächt wird man nicht nur erfahren, wem etwas gefällt, sondern auch, wer was wo gekauft hat und warum wir das nun auch tun sollten. Facebook-Studio unterscheidet sich nur in zwei Dingen von regulären Treffpunkten der Kreativindustrie: Es gibt

S E I S OzI AL REDE MIT, STATT NUR DABEI zU SEIN.

kein Sushi und man muss keine Rollkragenpullis tragen. Facebook-Studio ist das Facebook für Agenturen und bietet Kreativschaffenden eine neue Plattform. Sonst noch Fragen? Falls ja, können diese demnächst auf FacebookQuestions gestellt werden, um Experten rund um den Globus ins Grübeln bringen. Ein weiterer Trend ist eigentlich gar kein Trend, denn

S EI AK T I v UNTERHALTE DICH MIT DEINEN FANS.

Social Commerce und Groupbuying sind nicht neu (Idee: Je mehr Käufer sich zusammenfinden, desto tiefer sinkt der Preis). Doch werden sie im Social Web eine neue Rolle für unser Kaufverhalten spielen.

3.0

S EI K R EAT I v

social fAzIt

n

FESSLE DIE LESER MIT DEINEN INHALTEN. LASSt unS ALLE frEundE SEIn.

Natürlich können wir nicht das gesamte Social Web auf diese wenigen Zeilen pressen und auf alle Themen so eingehen, wie sie es verdient hätten. Dazu ist das Web zu groß und zu bewegt. Während diese Zeilen geschrieben werden, bastelt Facebook schon an einem eigenen

S EI M E NS C H BEGEGNE DEINEN FANS AUF AUGENHÖHE.

Facebook-Video-Dienst und studiVZ und MySpace räumen das Feld, um Platz zu schaffen für Neues. So ist das eben im Social Web: Was heute noch für Schnappatmung sorgt, lockt morgen nur noch ein müdes Lächeln hervor. Eigentlich können Sie nach diesem Artikel gar nicht mehr in sozialen Netzwerken verloren gehen. Bevor Sie nun aber losziehen, um der nächste Online-Star zu werden, geben wir Ihnen noch ein paar hilfreiche Tipps an die Hand, wie Sie als Unternehmen – aber auch als Privatperson – erfolgreich online kommunizieren. Wenn Sie sich diese Spielregeln zu Herzen nehmen, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

S EI EI NS I C H T I G NUTzE KRITIK, UM BESSER zU WERDEN.


Sozialhilfe

DIE WICHTIGSTEN SOCIAL WEB TOOLS IM ÜBERBLICK

S O CI A L ME DI A GL O S S A R BLOG

POSTEN

Schreiben oder Senden von Beiträgen

BOOKMARKS Lesezeichen im Netz

SHAREN

Etwas im Social Web verbreiten

LIKEN /+1

Inhalte auf Facebook oder Google+ markieren

STREAM

Kontinuierliche Übertragung von Daten

TO TWEET

Etwas auf Twitter schreiben

VODCAST

Video-Nachrichtenverbreitung

TAG-CLOUD

Sammlung von relevanten Schlagworten

VBLOG

Videotagebuch / Journal

PODCAST

Audio-Nachrichtenverbreitung

WIKI

Wissensdatenbank

Internettagebuch / Journal

Seite 021


Jeder will ihn, den original

Mümmelmann L RIGINA V T & DAS O ILM AUS F

ELNL! SCSHTN ELLE BE

Stumpfes Design trifft fades Aroma in seiner geschmacklosesten Form: Das ist der Mümmelmann*. Der Mümmelmann macht jeden langweiligen Vormittag zu einem übersprudelnden Fest! Nie wieder trockene Kehlen, dank der innovativen und hochentwickelten Einschenktechnik, die bei jedem Schluck die Geschmacksnerven im Takt mitschunkeln lässt. Denn der Mümmelmann nimmt den Durst dort auf, wo er entsteht: im Inneren des Krugs. Bestellen Sie noch heute den Mümmelmann im Sparabo und erhalten Sie 48 Monate immer wieder denselben Krug zu einem Preis, der Ihnen das Wasser in der Hasenscharte zusammenlaufen lässt. Also schnell bestellen und losmümmeln! Noch nicht überzeugt? Schauen Sie sich auf www.marcellini.de das Produktvideo an und lassen Sie sich begeistern! *Kann Spuren von Nüssen und totalem Nonsens enthalten!

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GRÖSSE

STIL

FÜLLUNG

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Frühlingsschwarz

ist nicht alles

Paris

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Richtiger Name

Zitronenfalter

Nein, danke

Mailand

Leberkäse

Hier

Künstlername

Komma beim Oppa-Grau

Doppel D

Wanne-Eickel

Liebe

Und hier

Pseudonym


SEITE 001

BLIND

DATE MIT DER KAMERA

V O N U N D M IT FOT OG RAF M IK E H ENNING


BLIND

DATE MIT DER KAMERA

Ein abgedunkelter, schwüler Raum, schwitzende Menschen in eigenartigen Posen und unzählige technische Hilfsmittel. Ja, so ein Fotoshooting ist wie ein Blind Date nach der dritten Flasche Rotwein. Der einzige Unterschied: Aus einem Fehler beim Blind Date wird Jeremy-Pascal. Fehlerhafte Motive hingegen verschwinden in der Schublade des Fotografen. Mike Henning, freiberuflicher Fotograf aus Leidenschaft, hat in den Untiefen seines Datenkörbchens gewühlt und ist dabei auf Prachtstücke gestoßen, die er nun endlich der Öffentlichkeit präsentieren will. Ein Tipp: Es sind keine unehelichen Kinder. Es sind Fotos, auf denen die Augen der Modelle geschlossen sind, weil sie zeitgleich zum Auslöser auf das Blitzlicht reagiert haben – sogenannte „Blinzler“. Da die Motive natürlich viel zu schade sind, um sie der Welt vorzuenthalten, haben wir die schönsten für euch hier aufgereiht. Und wenn ihr das nächste Mal vor der Linse steht – und hoffentlich vor Mikes – dann denkt daran: Beim Fotoshooting ist alles erlaubt. HENNING:PHOTOGRAPHIE | HEINRICH-HELD-STR. 16 | 45133 ESSEN FON 0201 36 01 673 | MAIL INFO@HENNING-PHOTOGRAPHIE.DE



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Kleinanzeiger

DAS IST EIN

ZEIChEN! kleine hinWeise, die uns den WeG durchs leben Weisen Eine Botschaft zu visualisieren gehört zu den alltäglichen Aufgaben einer Werbeagentur. Das dürfte niemanden überraschen. Doch von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass Kommunikationsdesigner von Nicht-Kommunikationsdesignern gefragt werden, was denn Kommunikationsdesign eigentlich ist. Dabei brauchen wir uns nur in unserer Umgebung umzusehen, denn die Antworten befinden sich sprichwörtlich vor unserer Nase. Unzählige Zeichen, die uns umgeben und nonverbal mit uns kommunizieren: Symbole. Heute häufiger als Piktogramme betitelt, gelten sie als eine Urform des Kommunikationsdesigns und stehen in der Aufmerksamkeitsskala direkt hinter der Farbwirkung (Beere grün = aua Magen / Beere rot = yummy). Als „Königsdisziplin“ der visuellen Kommunikation weisen sie uns den Weg, geben uns Befehle oder machen komplizierte Funktionen in Sekundenschnelle verständlich, so dass wir denken, wir hätten ganz von allein herausgefunden, wie man den DVD-Player anschließt. Um euch zu zeigen, wie sehr wir auf diese kleinen Helfer angewiesen sind, begleiten wir Dietrich durch einen mehr oder weniger normalen Tag.


Kleinanzeiger

Seite 027


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Kleinanzeiger

7:00 Uhr Guten MorGen, Welt!

Mann, war das ’ne kurze Nacht. Jetzt erst einmal unter die Dusche. Das restliche Shampoo reicht noch gerade aus. Aber wohin nun mit der Plastikflasche? Während ich mir den Schaum aus den Augen wische, entdecke ich die ersten Symbole des noch jungen Tages. Der Grüne Punkt mit seinen ineinandergreifenden Pfeilen sagt mir: „Diese Flasche wird wiederverwertet“. Also ab damit in die Gelbe Tonne. Doch noch bevor ich das Wasser abstelle, bemerke ich ein zweites, das ein durchgestrichenes Auge zeigt: „Darf nicht in die Augen kommen“. Mist. Verkrampft wasche ich mir die Sehorgane aus und hoffe, dass mir das Augenlicht noch bis zur Abfahrt von der Autobahn erhalten bleibt. Jetzt aber schnell. Zeit ist Geld.

Ich bin spät dran und auf der Armaturenanzeige meines Autos wechselt eine

7:30 Uhr

zu einer Tankstelle. Doch die Rettung ist nah: Auf der anderen Straßenseite wirbt

Wackelndes vehikel

durchkreuzt. „Wenden verboten“ heißt das. Ich freue mich so sehr über dieses

kleine Zapfsäule von mahnendem Orange in drohendes Rot. Ich muss dringend ein Unternehmen mit Muschellogo für fossile Brennstoffe. Wie komme ich jetzt dahin? Ein Schild vor mir zeigt mir einen gebogenen Pfeil – und das Ganze rot clevere Symbol, dass ich lauthals fluche und bete, dass ich nicht liegen bleibe.

8:10 Uhr superMan? no, it‘s layby hero!

Ich fülle meinen letzten Tropfen Feuerzeugbenzin in den Tank, um anzukommen. Endlich, da ist er: der Mitarbeiterparkplatz. Der ist aber voll wie Boris Jelzin. Mit meinen shampoogeschädigten Adleraugen erspähe ich einen freien Platz direkt in der Pole Position – nur zwei Schritte vom Eingangsbereich entfernt! Vor mir: ein Opa mit Hut. Der hat den Platz scheinbar übersehen und fährt vorbei. Seine Blindheit wird zu meinem Siegeszug. Ich trete aufs Gas und schnappe mir die heißbegehrten 5 m2. Doch plötzlich stehe ich vor einem blauen Schild, auf dem eine Figur mit einem Ring abgebildet ist. Entweder bedeutet das, hier bekommt man überdimensionale Gesäß-Piercings oder ich stehe auf einem Parkplatz für Behinderte. Ich drehe lieber noch eine Runde …

Ich habe es aus dem Auto in die Kaffeeküche geschafft. Das ist schon mal die

8:30 Uhr

wandt zu sein. Beide ständig leer. Nachdem ich (hoffentlich) keine bleibenden

kaffee, ich MaG dich!

Schäden beim Auffüllen des Gerätes hinterlassen habe, ziehe ich mit meinem

halbe Miete. Vollkommen dehydriert drücke ich auf das Symbol mit zwei Tassen. Die Maschine macht keinen Mucks. Stattdessen leuchten eine kleine Kaffeebohne und ein Wassertropfen im Display. Das Ding scheint mit meinem Auto ver-

Heißgetränk weiter in den Konferenzraum. Um 10:00 Uhr erscheint ein Kunde zur Präsentation. Und ich muss noch einiges vorbereiten.

Ich stehe vor einem brandneuen Beamer, den ich für eine Präsentation um 10:00

8:45 Uhr

von Dingen habe ich so langsam Übung. Das Gerät spricht auch über Piktogram-

beaM Me up!

schoner mit hawaiianischen Topmodels, sondern ein Symbol, das mir sagt, ich

Uhr brauche. Wo geht das Ding an? Oder ist der etwa auch leer? Im Auffüllen me zu mir: Ein Kreis, der durch einen schmalen Strich durchtrennt wird, bedeutet: Hier einschalten. Es föhnt, es blinkt. Was erscheint, ist nicht mein Bildschirmsolle den Beamer mit dem Laptop verbinden, statt Löcher in die Wand zu starren.


Kleinanzeiger

Nach drei Stunden Präsentation und Standing Ovations des Kunden bin ich

Seite 029

der Bemerkung „Mutter zurückrufen“, direkt über mein Spongebob Mousepad

13:00 Uhr

geklebt wurde. Ich greife zum Telefonhörer und finde einen Pfeil, der auf einen

take it like a boss!

endlich an meinem Arbeitsplatz angekommen. Hier finde ich ausnahmsweise ein analoges Kommunikationsmittel, das meine Aufmerksamkeit mit gelber Farbe und groß geschriebenen Buchstaben auf sich zieht: Ein Notizzettel, der mit

Punkt zeigt. In Fachkreisen nennt man das „Kurzwahltaste“. Draufgedrückt, und schon habe ich Mutter am Ohr. Ich stelle mich darauf ein, dem Gespräch meine gesamte Mittagspause zu opfern.

Das Gespräch mit Mütterchen war wirklich spannend. Verwunderlich, dass

Raus aus der Agentur, vorbei am Audi A5 Sportback des Kreativ-Direktors, der

15:30 Uhr

gerade vom Behindertenparkplatz abgeschleppt wird und rein in mein Auto.

panik iM zeitplan

man ein 2,5 Stunden-Telefonat mit dem Themenschwerpunkt „Was ich heute beim Einkaufen alles erlebt habe“ füllen kann. Mit einem roten Ohr und einem Krampf in der Hörerhand mache ich mich auf in den nächsten Kundentermin.

Navi angeschlossen, Zielort festgelegt. So, jetzt kann es endlich losgehen.

Leider fällt es mir immer recht schwer den Symbolen auf dem Navigationsgerät

spricht das kleine und feine Gerät zu mir und gibt audiovisuelle Hinweise, wenn

16:45 Uhr

ich an Schulen vorbei oder durch eine Tempo-30-Zone fahre. Und das alles –

a uf, a uf un d d a v o n !

zu folgen, wenn ich mir wie gewohnt eine Zigarette anzünde, parallel in mein Butterbrot beiße, im Handschuhfach wühle und beim Einstellen des Radiosenders darauf achte, nicht quer durch einen Kindergarten zu brettern. Aber zum Glück

wie soll es auch anders sein – mit Hilfe von Piktogrammen. Da springt mir plötzlich wieder diese verdammte rote Leuchte ins Auge. Das Zapfsäulen-Symbol ist ja immer noch an! Die Farbe brennt sich in meine Netzhaut. Hallo Tanknadel! Jetzt sind wir beide ganz unten angekommen.

Ich irre durch die Gänge eines riesigen Gebäudekomplexes. Der Architekt muss

system. Die Loveparade für Piktogramme. Ich studiere den Plan und setze meine

17:01 Uhr

Reise fort. Etliche Stufen und falsche Abbiegungen später bemerke ich, dass ich

akquise koMMt von qual!

ein begeisterter M. C. Escher-Fan gewesen sein … Überall Treppen, die mich immer tiefer in die Abgründe des Bauwerks hinab und wieder hinauf ziehen. Endlich erspähe ich etwas, das mir hoffentlich weiterhelfen wird: ein Wege-Leit-

den Plan hätte abzeichnen sollen und schüttle mit mehr Glück als Orientierungssinn dem Marketingleiter des Hauses gerade noch pünktlich die Hand.

Der Kunde kommt direkt zur Sache. Er möchte einen Flyer erstellen lassen, der

und gesellschaftlich unabhängig und möglichst schnell begreifbar sind“, sage

17:02 Uhr

ich. „Ja, genau!“, erwidert der Kunde. „Dass ihr Agenturleute immer so gut mit-

das War ein zeichen!

Verhaltenstipps zum Thema „Sicherheit von Kindern auf den Krankenstationen“ gibt. Er muss sowohl deutsche als auch ausländische Eltern ansprechen, darf aber keinesfalls mehrsprachig sein. „Dazu brauchen Sie Piktogramme, die sprach-

denkt. Wie kommen Sie so schnell darauf?“. „Ach, nur so“, antworte ich grinsend.


SEITE 030

FRAGWÜRDIG

FIFTY PEOPLE ONE QUESTION WER VIELE PERSONEN FRAGT, ERHÄLT MIT GLÜCK EIN PAAR EHRLICHE ANTWORTEN. EIN BERICHT ÜBER MENSCHEN, TRÄUME UND SCHUBLADEN.

AM ANFANG STEHT DIE FRAGE Wenn man uns nach unseren Träumen, Wünschen und Hoffnungen fragt, erhält jeder eine andere Antwort. Fragt der Chef, antworten wir: „Die berufliche Weiterentwicklung“. Fragt ein Fremder, erwidern wir: „Gesundheit, Familie, Sicherheit“. Fragt die Mutter, lautet die Antwort: „Das alles so bleibt, wie es ist“. Eben jene Wünsche, die gerade in die Situation passen. Wir sind gut vorbereitet und haben für zahlreiche weitere Anlässe die richtige Auskunft parat. Doch wie lautet die Antwort, wenn wir uns in einer ruhigen Minute einmal selbst

und ehrlich fragen, was dieser eine große Traum ist, der uns leitet – und nicht nur versuchen, die richtige Aussage zum richtigen Zeitpunkt zu treffen? Warum behalten wir ihn für uns und schützen ihn so bedingungslos? FIFTY PEOPLE, ONE QUESTION Die New Yorker Benjamin Reece und Nathan Heleine sind seit 2008 auf der Suche nach Antworten. Mit ihrer Kamera ziehen sie durch die Welt und stellen Menschen dabei immer eine einzelne einfache Frage, wie z. B.: „Was würdest Du Dir wünschen, was passiert, noch bevor der Tag endet?“. Heraus kommen

kleine, fünf Minuten lange Videos, die vornehmlich Menschen zeigen, denen es trotz – oder gerade wegen – einer simplen Frage die Sprache verschlägt. Wenn dann Antworten folgen, variieren diese genauso, wie sich die Mentalitäten von Ort zu Ort unterscheiden. Manche sind ehrlich, andere greifen in die eben beschriebene Schublade. TRÄUME = HOFFNUNG Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass viele der Befragten Stereotypen wählen, weil ihnen gerade nichts Besseres einfällt oder sie besorgt sind, sich lächerlich zu machen. Doch auf den zweiten Blick


FRAGWÜRDIG

SEITE 031

Exploring human dreams through people and place

» BEFORE THE END OF TODAY, WHAT WOULD YOU WISH TO HAPPEN?

» WHERE WOULD YOU WISH TO WAKE UP TOMORROW?

entsteht der Eindruck, dass viele schlicht Angst um ihre Träume haben. Dass jemand ihre wichtigsten Hoffnungen für lächerlich oder gar nichtig erklärt. Nur einige wenige trauen sich, einen Teil über sich selbst preiszugeben und ehrlich zu antworten. Denn der Einsatz ist hoch. EMOTIONEN IM 5-MINUTEN-TAKT Gerade diese mutigen Menschen stechen aus den unzähligen Gesichtern der Videos hervor. Menschen, die bereits der Gedanke an ihren Traum zum Strahlen bringt. Und so erfährt man in zehn Sekunden mehr über die Person, als es in einem ausführlichen Gespräch möglich

gewesen wäre. Das Erzählte berührt, beflügelt oder begeistert. Manchmal gerade durch seine Einfachheit. Und zwischendurch zaubert es einem einfach ein Lächeln ins Gesicht. Was nach der Betrachtung von zahlreichen Videos bleibt, ist der beruhigende Gedanke, dass jeder Mensch hofft und sich ein Ziel erträumt. Unabhängig davon, aus welchem Land oder aus welcher sozialen Schicht er stammt. Und das hinter all unseren Taten – wie sie sich auch zeigen mögen – ein Traum steht, der von uns verwirklicht werden will.

Auf der Webseite von Benjamin und Nathan kann man nicht nur alle Videos ansehen und im Social Web teilen, sondern auch zahlreiche Kommentare lesen, in denen Anhänger der Aktion ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume offenlegen. Mehr unter: fiftypeopleonequestion.com oder facebook.com/50p1q

FIFTY PEOPLE ONE QUESTION


SEITE 032

DIE H(ASEN)-FORM DER ZEOLITHEN. DR. MARION FRANKE IST LOS: BEISPIELLOS GESCHEIT, SCHONUNGSLOS EHRLICH UND HOFFNUNGSLOS ROMANTISCH

Haben Sie schon einmal impedanzspektroskopische und

lässt einen Hang zu ganz unwissenschaftlicher Romantik

quantenchemische Untersuchungen zur Wirt-/Gast-Wechsel-

erkennen. Auf ihrer kleinen Farm in Essen-Kupferdreh hegt

wirkung in H-Form-Zeolithen durchgeführt? Wir jedenfalls

und pflegt sie u. a. Kartoffeln, Bohnen, Erbsen und Tomaten,

nicht. Marion Franke hingegen schon. Und darf sich deshalb

hält Hühner, Enten und zwei Katzen. Sie hört gerne melancho-

seit 2002 mit Frau Doktor ansprechen lassen. Denn die ge-

lische Zigeunermusik, nimmt Akkordeonunterricht, geht zur

nannten Untersuchungen waren Gegenstand ihrer Promo-

Entspannung gerne wandern und rudern. Und jedes zweite

tionsarbeit in anorganischer Chemie. Das ringt vermutlich

Wochenende besucht sie ihren 80-jährigen Vater in Süd-

nicht nur uns gehörigen Respekt ab, wussten wir vorher doch

deutschland. Kann so jemand kein Hase sein?

noch nicht einmal, dass es die „H-Form-Zeolithen“ überhaupt gibt, geschweige denn, dass in diesen Dingern auch noch

Was wir besonders an Marion schätzen, ist ihre Ehrlichkeit.

Wirt- und Gast-Wechselwirkungen abgehen.

An der hält sie kompromisslos fest – auch wenn sie zum Beispiel den Verlust einer ihrer besten Freundinnen bedeutet.

Da verwundert es auch nicht, dass die weitere berufliche

So geschehen beim letztjährigen, traditionellen Weihnachts-

Karriere von Marion ebenso beeindruckend ist – und die

essen in ihrem Haus: Das Buch, das sie von ihrer Freundin

Nicht-Naturwissenschaftler unter uns in ehrfürchtiges Stau-

– pardon: Ex-Freundin – geschenkt bekam, klassifizierte sie

nen verfallen: Von 2002 bis 2005 war Marion Koordinatorin

mit geschultem Blick als Schund. Und sagte das auch. Das tra-

des NanoClubs an der RWTH Aachen, von 2005 bis 2008

gische Ende einer langen Freundschaft … Zum Glück gibt’s

Projektleiterin bei MaTEC.net in Duisburg, einem Unter-

da aber noch eine weniger empfindliche Freundin, die sie

nehmensnetzwerk im Bereich metallische Werkstoffe bei der

bereits seit dem Kindergarten kennt. Mit der plant sie eine

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg mbH. Und

Alters-WG. Die Rollen sind bereits fest verteilt: „Ich schieb

seit 2006 ist sie Geschäftsführerin von CeNIDE, dem Center

den Rollstuhl, und meine Freundin weiß, was sie einkaufen

for Nanointegration Duisburg-Essen. Nicht zu vergessen ihre

muss!“ Schön, wenn man so viel weiß wie Marion und ver-

Tätigkeiten als freie Autorin, beispielsweise für die „hessen-

einzelt auftretende Wissenslücken von Menschen ausgefüllt

nanotech NEWS“ der finanzpark AG und die „news from the

werden, die einem nahe stehen.

micro-nano world“ in der Fachzeitschrift SMALL. So, noch irgendwelche Fragen?

Apropos Wissenslücken: Was zum Teufel sind eigentlich „H-Form-Zeolithen“?

» Hase oder nicht Hase – das war hier die Frage « Uns jedenfalls hatte sich Eine gestellt: Kann so jemand ein Hase sein? Nachdem wir Marion ein wenig näher kennenlernen durften, konnten wir die Frage sehr schnell mit einem eindeutigen „Ja!“ beantworten. Werfen wir hierzu einen Blick auf ihr Leben jenseits der H-Form-Zeolithen und der micronano world. Das ist erstaunlich bodenständig, handfest und

MARION IN AKTION AUF WWW.MARCELLINI.DE


SEITE 033



kunstgriff

Seite 035

geometrie in ihrer schönsten form

ori ga mi

Totgesagte leben länger, so sagt man. In einer digitalen Welt, in der Papier zunehmend an Bedeutung verliert, ist es eine jahrtausende alte Fertigkeit, die jeder Veränderung trotzt und in immer neuen Facetten das Licht der Welt erblickt. Eine Liebeserklärung an einen heute allzu verschwenderisch genutzten Bedruckstoff, der mehr als nur bedruckt werden will. An einen Informationsträger, der lieber Emotionsträger wäre. Eine Liebeserklärung an jene grazile Papierfaltkunst, bekannt als Origami. Vor mehr als 1.500 Jahren falteten Japaner das erste Mal Papier für zeremonielle Anlässe. So entstand auch der Name Origami, abgeleitet von „oru“ = „Falten“ und „kami“ = „Papier“. Die „Noshi-Figuren“ die dabei entstanden, symbolisierten gute Wünsche. Da Papier unvorstellbar selten und teuer war, wurde jedem Beschenkten eine große Ehre zuteil. Erst als die Papierherstellung einfacher und preiswerter wurde, verbreitete sich Origami und gelangte schließlich im 19. Jahrhundert nach Europa.

ABSTRAKTION Die Schönheit der Natur, minimalistisch inszeniert.


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kunstgriff

Di e tau s e n D K r a n ic h e vo n sa Da Ko sa sa K i Die größte Bekanntheit erlangte Origami wohl durch die Geschichte der Tausend Kraniche von Sadako Sasaki. Die Geschichte erzählt von einem kleinen japanischen Mädchen namens Sadako, das in den 50er Jahren durch die Auswirkungen der Hiroshima-Bombe an Leukämie erkrankte. Im Krankenhaus erfuhr sie von einer alten japanischen Legende, die besagt, dass die Götter demjenigen einen Wunsch gewähren, der 1.000 Origami-Kraniche faltet. Denn Kraniche stehen in Japan seit Jahrtausenden für Glück und Frieden. Also begann die kleine Sadako Kraniche zu falten. Wie viele Kraniche sie anfertigte, ist unklar. Doch stimmen die meisten Quellen darin überein, dass sie – beflügelt von ihrem einzigen Wunsch, wieder gesund zu werden – weit über 1.000 Kraniche in weniger als einem Monat faltete. 14 Monate später erlag sie ihrem Krebsleiden. Doch die Kraniche sind seitdem, über ihre ursprüngliche Symbolik hinaus, ein weltweites Zeichen für Frieden und den Widerstand gegen den Atomkrieg.

Di e K u n st, Pa Pi e r z u f or m e n Origami ist ein präzises, kompliziertes Handwerk, das höchste Konzentration verlangt und viel Geduld erfordert. Es braucht sehr viel Übung, bis es gelingt, einen zweidimensionalen Bogen in ein plastisches Kunstwerk zu verwandeln. Dann erst können geometrische Gebilde und detailgetreue Tierfiguren aller Formen entstehen. Nahezu jede Gestalt lässt sich über Tal- und Bergfaltungen aus Papier nachbilden. Doch nur, wenn man das Papier intensiv fühlt, es mit seinen Fingerspitzen wahrnimmt, ist man ein meisterhafter Origamikünstler. Denn das Fühlen während der Origamifaltung ist das A und O. Und wer sich einmal in dieser Faltkunst versucht, der wird verstehen, warum es eine ehrenwerte japanische Kunstform ist, Papier ohne einen einzigen Schnitt zu formen. Eine Kunstform, die sogar die Gesetze der Mathematik in ihre Schranken weist.

K u n st t r i u m Ph i e rt ü b e r Lo gi K Robert J. Lang, amerikanischer Professor für angewandte Mathematik, ist einer der bekanntesten Faltkünstler. Er nutzt Origami, um multidimensionale Räume darzustellen und bringt dabei die Gesetze der Mathematik ins Wanken. Denn einige seiner selbst gefalteten Figuren dürften theoretisch gar nicht existieren, weil sie mathematisch nicht nachweisbar sind. Warum Theorie und Praxis in diesem Fall auseinander gehen, stellt Mathematiker weltweit vor ein Rätsel. Es bleibt das Geheimnis einer uralten japanischen Kunstform, die gegen die Gesetze der Logik, aber auch der Vergänglichkeit triumphiert.

t o t ge sagt e L e b e n L ä n ge r Bis ein digitales Medium eine solch traditionelle, faszinierende, plastische Kunst in die Schranken weist, wird noch viel Zeit ins Land gehen. Kein Zahnrad kann ein anderes je so ergänzen, wie die Hand einen Bogen Papier. Bis dahin bleibt Papier unsterblich. Und mit ihr eine Liebeserklärung an jene grazile Papierfaltkunst, bekannt als Origami.

GEOMETRIE Formen aus der Natur werden geometrisch übersetzt.




SO LALA

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Frische kost für das ohr Best Coast Best Coast Best Coast – das sind Bethany Cosentino und ihr Handlanger Bobb Bruno – beide kommen aus dem sonnigen Kalifornien und machen verdammt eingängigen Surf-Pop der alten Schule. Und das heißt vor allem: aufrichtiger Sixties-Sound, direkt aus der Garage und ohne Kommerz-Gedanken, aber mit ganz viel Spaß. Das hört man dann auch raus. Unterlegt werden die Ohrwurm-Refrains mit stereotypen Teenager-Herzschmerz-Lyrics. Das lässt zwar ein wenig schmunzeln, stört aber nicht im geringsten. Nun kann der Sommer aber auch endlich mal kommen.

Fleet Foxes Helplessness Blues Fleet Foxes waren schon 2007 „Everybody‘s Darling“, als sie ihr Debüt-Album veröffentlichten und zusammen mit „Conor Oberst“ und „Devandra Banhart“ einen neuen Folk-Hype made in the USA begründeten. Das Quintett aus Seattle versteht es vor allem, den verstaubten Gitarren-Sound der wilden Sechziger und Siebziger neu zu interpretieren. Die verträumten Melodien erzeugen Déjà-vu-Momente an vergangene Tage (selbst dann, wenn man wegen Ungeborenheit nicht dabei sein konnte). Klingt nach alten Schuhsohlen, hört sich aber niemals durchgekaut an. Die warme und klangvolle Stimme des Frontmanns Robin Pecknold, aber auch die Experimentierfreude machen das zweite Fleet Foxes Album zu einem musikalischen Happening.

Radiohead The King of Limbs 25 Jahre Musikgeschichte haben Radiohead nun schon auf dem Buckel. Dabei haben sie es wie keine andere Band geschafft, sich mit jedem Album neu zu definieren. Anfangs mit Britpop und Verweisen an den Grunge-Sound aus Seattle, setzten sie ab Mitte der neunziger Jahre neue Maßstäbe im experimentellen Alternative Genre. Bei vielen tonangebenden Musikmagazinen gilt bis heute ihr Album „OK Computer“ von 1997 als das Beste, was die Neunziger hervor-

gebracht haben. Und so ging es dann auch konsequent im nächsten Jahrzehnt weiter: Keine drei Jahre später machten sie die Musikwelt mit ihrem sperrigen und komplexen Album „Kid A“ sprachlos. 2007 gingen sie wieder einen Schritt zurück: Das Werk „In Rainbows“ war überraschenderweise wieder down to earth. Frei nach dem Motto: „Back to the Roots“ besann sich die Band um Mastermind Thom Yorke auf gitarrenlastigen Sound und simple Melodien. Ihre aktuelle Scheibe ist dagegen – wie nicht anders zu erwarten – mal wieder das komplette Gegenteil. Das mit 38 Minuten Spielzeit ziemlich kurze Album setzt diesmal vor allem auf Rhythmus und Beats, zeigt aber, dass diese Band noch immer zur Speerspitze des experimentalen Sounds gehört.

dioramic Technicolor Wer den Sound von Muse energiegeladen und bombastisch, aber doch zu radiotauglich und brav findet, der wird mit der deutschen Band dioramic einen neuen Liebling entdecken. Immer noch als Geheimtipp gehandelt, kann diese Band zweifelsfrei mit internationalen Bands wie „Between the Buried and me“, „Fall of Troy“ oder eben „Muse“ mithalten. Genre-Schubladen kennt man bei dioramic nicht. Hier werden brachiale Riffs, Prog-Frickeleien und cleaner Gänsehaut-Gesang mit schwedischen Death Metal-Melodien vermengt. Was sich wie ein zum Scheitern verurteiltes Gemisch liest, kommt überraschend authentisch und unverkrampft daher. Ein echter Geheimtipp, bei dem man selbst nach Heavy Rotation immer wieder durch neue Details überrascht wird.

The Black Dahlia Murder Ritual Ich muss gestehen, als Fan der ersten Stunde dieser Band fällt mir eine objektive Plattenkritik ziemlich schwer. Eine Band, die in zehn Jahren fünf Alben veröffentlicht, die alle für sich Geniestreiche waren, sollte aber eigentlich jeden Skeptiker überzeugen. Diese Band fasziniert mich. Hat sie doch zusammen mit Bands wie „As I Lay Dying“ und „Killswitch Engange“ vor gut zehn Jahren eine neue Welle des melodischen Death Metals losgetreten – die zwar heute schon wieder etwas

abgeflacht ist, aber dennoch enormen Einfluss auf die aktuelle Metal-Generation ausübt. Ihr Debütalbum „Unhallowed“ war der Grund, mich auch mit Musik der etwas härteren Gangart zu beschäftigen. Das neue Album „Ritual“ ist erwartungsgemäß genial! Das wird schon beim ersten Durchhören klar: Brachiale Blastbeat-Attacken, zweistimmige Gitarrenläufe, pfeilschnelle Melodiebögen und entzückende Gitarrensoli. Hier macht Neuzugang Ryan Knight, der bei diesem Album hörbar seine eigenen Ideen einbringt, einen guten Job an der zweiten Gitarre. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Jungs viel Experimentierfreude gezeigt haben. War der Vorgänger „Deflorate“ noch von Anfang bis Ende ein konstanter Hochgeschwindigkeitsakt, so hat man nun an manchen Stellen das Tempo etwas zurückgeschraubt; teils um Atmosphäre zu schaffen, teils um die schnelleren Parts durch diesen Kontrast noch fieser und gemeiner hervorzuheben. Alles in allem wird das Rad nicht neu erfunden, dennoch verstehen es die Detroiter, sehr gute Platten zu machen. Punkt.

The Dodos No Color

Zugegeben, der Name der Band um Meric Long und Logan Kroeber ist ein wenig irreführend, könnte man doch meinen, es handelt sich hierbei um irgendein Spaßprojekt oder eine lustige Coverband. Aber nein, The Dodos haben schon 2007 mit ihrem Album „Visitor“ bewiesen, welch klangliche Vielfalt aus einem Schlagzeug und einer Akkustikgitarre kommen können. Die beiden Jungs aus Portland haben ein ungeheuer tolles Gespür für perfekte Musikmomente, indem sie das nahezu polternde Schlagzeug und die rauen Akustikklänge raffiniert miteinander verschmelzen. Das letzte Album konnte leider nicht überzeugen, „No Color“ dagegen kann zwar mit dem Debütalbum nicht mithalten, lässt die Band aber wieder in die richtige Richtung schwenken. Auch hier verbergen sich neben ein paar mäßigen, aber gutgemeinten Songs, echte Indie Perlen. Vor allem die Songs „Companions“ und „When you will go“ haben mich sofort gepackt.

Auf den Geschmack gekommen? Wir haben euch unter „http://www.is.gd/ plattenkiste“ eine Grooveshark-Playlist aus den vorgestellten Alben zusammengestellt.


„STOSS BESSER MIT DEM BALL AN.“

Linda Bresonik, Fußballweltmeisterin

„Hol Dir den Kick woanders!“ ist eine Corporate Social ResponsibilityKampagne auf Facebook und an Schulen zum Thema Jugendalkoholismus. Fünf Spielerinnen der deutschen Frauenfußball-Nationalelf unterstützen als Testimonials die Kampagne.

EINE AKTION VON:


Es war eine dreckige Septembernacht im Jahr 1920. Der Regen prasselte unbarmherzig auf die Stadt ein, wie Bomben auf den Bahnhof in Karaagac. Die Straßen: wie leergefegt. Außer mir trauten sich nur ein paar einsame Hunde vor die Tür, auf der Suche nach Übergebliebenem und Fauligem. Aber das war es nicht, was mir den Magen umdrehte, wie der Staatsanwalt die Worte im Munde eines Unschuldigen. Die Stadt war es. Diese gottverdammte Stadt. Sie stank zum Himmel. Und zwar von der Gosse bis rauf in die höchsten Verwaltungsgebäude. Verraten von falschen Investoren, vergiftet von Dieben und geschützt von Richtern, die lieber für ihre volle Brieftasche, als für Recht und Ordnung sorgten. Und so zieht es lachend davon. Das Pack, das die Stadt ausbluten lässt. Und täglich empfangen wir neues am Bahnhof. Mit freundlichen Worten begrüßt sie die Banderole: „Herzlich willkommen in New South Wales“.


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· Harry Leon Crawford · 1917 fand man die verkohlten Überreste einer Frau in der Nähe von New South Wales. Die Leiche wurde wenig später als die als vermisst gemeldete „Annie Crawford“ identifiziert. Sofort wurden die Ermittlungen aufgenommen und kurz darauf die Fahndung nach ihrem Exmann eingeleitet. Die Indizien sprachen allesamt gegen ihn. Harry Leon Crawford arbeitete als Tagelöhner in einem nahegelegenen Hotel. Nach seiner Festnahme weigerte er sich standhaft, den Mord an seiner ersten Frau zu gestehen. Doch als man ihm androhte, ihn zu durchsuchen und in eine Gefängniszelle zu sperren, gestand er etwas völlig anderes: Harry Crawford war in Wirklichkeit Eugenia Falleni – eine Frau und Mutter, die sich seit 1899 als Mann verkleidete. Obwohl sie weiterhin auf „nicht schuldig“ plädierte, wurde ihr ihr Doppelleben und das damit verbundene „unmoralische Verhalten“ als Beweis für den Mord zur Last gelegt. Der Richter verurteilte Eugenia Falleni zum Tode. Nach einem Gnadengesuch wurde das Urteil auf „lebenslange Haft“ reduziert.


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· de GraCy & edward daLton · Heute weiß niemand mehr, wer De Gracy und Edward Dalton wirklich waren. Sie könnten Mörder, Kleinkriminelle oder schlicht neugierig gewesen sein. Denn um die Jahrhundertwende waren Fotografien so selten, dass sich einige der Verhafteten freiwillig für Aufnahmen zu Verfügung stellten. Dieses Lichtbild stammt aus dem Archiv der New South Wales Central Police Station, in der man Ganoven, zwielichtige Gestalten oder auch Unschuldige festhielt, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen oder in Gefängnisse verfrachtet wurden. De Grace und Dalton gehörten wahrscheinlich zu Letzteren. Mit Sicherheit kann man das heute nicht mehr sagen. Aber wie heißt es so schön? Im Zweifel für den Angeklagten.


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This photograph was apparently taken in the aftermath of a raid led by CIB Chief Bill Mackay - later to be Commissioner of Police - on a house at 74 Riley Street, ‚lower Darlinghurst‘. Numerous charges were heard against the 15 men and women arrested. Lessee Joe Bezzina was charged with ‚being the keeper of a house frequented by reputed thieves‘, and some of the others were charged with assault, and with ‚being found in a house frequented by reputed thieves‘. The prosecution cast the raid in heroic terms - the Chief of the CIB, desperately outnumbered, had struggled hand to hand in ‚a sweltering melee in one of the most notorious thieves‘ kitchens in Sydney‘. The defence, on the other hand, described ‚a quiet party, a few drinks, some singing ... violently interrupted by a squad of hostile, brawling police‘ (Truth, 29 January 1928). The gallery was packed with friends of the accused, who loudly jeered the prosecution and police witnesses.


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· MatILda „tILLy“ deVIne · In den 20er und 30er Jahren spielten weibliche Kriminelle eine wichtige Rolle in Sydneys Untergrund. Matilda „Tilly“ Devine wurde 1925 verhaftet und für zwei Jahre eingesperrt, nachdem sie einem Mann mit einer Rasierklinge das Gesicht aufgeschlitzt hatte. Doch das war nur eine ihrer Verfehlungen – eine schlimmer als die andere. Als bekannte Bordell-Dame leistete sie sich regelmäßig öffentliche Auseinandersetzungen, verkaufte „Sly-Grog“ (illegaler, selbstgebrannter Likör), Drogen und griff andere UntergrundBanden an. So sorgte sie ständig für Schlagzeilen in regionalen Zeitungen. Noch bevor Tilly 25 Jahre alt wurde, hatte sie sich über 66 Verurteilungen wegen Prostitution, beleidigendem Verhalten und unanständiger Sprache eingehandelt. Fortan nannte man sie „Queen of the night“. Bis heute wird vermutet, dass Matilda „Tilly“ Devine die Ehefrau des gefürchteten Gangsters „Big Jim“ Devine war. Als sie den Schutz des Gangsterbosses nicht mehr benötigte, ließ sie sich scheiden. Daraufhin soll „Big Jim“ versucht haben, sie zu töten.


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Wer mehr über das düstere Sydney der 20er und 30er Jahre erfahren möchte, kann es in Peter Doyles „City of Shadows“ und „Crooks like us“ entdecken. Weitere Informationen unter: www.hht.net.au .

CITY OF SHADOWS Gebundene Ausgabe: 239 Seiten ISBN-10: 1876991208 ISBN-13: 978-1876991203

CROOKS LIKE US Taschenbuch: 320 Seiten ISBN-10: 1876991348 ISBN-13: 978-1876991340



SAMMELKLAGE

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ES IST NICHT SCHON, ABER ES IST WITZIG UND SINNLOS ... ICH MUSS ES HABEN!

Wenn Wohnungen zu Setzkästen mit Augenkrebsfüllung

zur Verfügung. Wo bleibt denn da die Herausforderung?

mutieren, sprechen wir vom Messie-Gen. Wie sich dieses

Kaufen wir deshalb Überraschungseier, weil wir die Span-

Überbleibsel unserer biologischen Vergangenheit im Digi-

nung brauchen, etwas zu finden? Ist der Happy-Hippo

talzeitalter seinen Platz zurück erkämpft und wie man es

unser Ersatz für die Beere, die unsere Vorfahren mühevoll

füttert, ohne im Chaos zu versinken, schreibt ein marcell-

suchen mussten? Vielleicht verstopfen wir deshalb weiter-

messie, der lieber anonym bleiben möchte.

hin unsere Wohnungen mit kunterbuntem Glitzerkram und vermauern unsere Fenster mit Topfpflanzen-Dschungeln.

Wo befinden Sie sich in diesem Augenblick? Sitzen Sie

Gibt es denn nichts Besseres, um unser Messie-Gen zum

zuhause in Ihrem Lieblingssessel und blättern im neuen

Schweigen zu bringen?

marcellini-Magazin? Meine Antwort ist: Ja! Dank der modernen Technik können Richten Sie Ihren Blick für einen kurzen Augenblick auf

wir ganz leicht unnützen Kram auf unseren iPhones und

Ihre Umgebung und schauen Sie sich um! Was sehen

Blackberrys horten und so eine Armada von Regalwänden

Sie? Vermutlich das, was viele von uns auch sehen: aller-

entlasten. Habe ich früher noch Gimmicks aus Schokola-

lei Dinge, die überhaupt keinen Zweck erfüllen. Dinge, die

deneiern gehortet, bin ich heute auf der Jagd nach Apps.

bestenfalls als Dekoration oder Erinnerungsstücke dienen. Oft sehen sie nicht einmal gut aus, aber aus unterschied-

Mit Foursquare checke ich an Orten ein (siehe Social Media-

lichen Gründen hängen wir an ihnen und bewahren sie auf.

Artikel), an denen ich nicht so schnell wieder sein werde

Ich spreche da aus Erfahrung: Ein künstlicher Papagei sitzt

und sammle Abzeichen – das ersetzt schon mal unzählige

auf meinem Monitor und allerlei neongelber und blinkender

Souvenir-Staubfänger. Und das Beste: Ich trage meine

Kram verstopft meinen Schreibtisch. Es sind Geschenke

Sammlung nicht nur virtuell zusammen, sondern habe sie

von Menschen, die man mag, Mitbringsel aus dem letzten

immer bei mir – wie praktisch! Und wer nun auch noch im

Urlaub oder Spontankäufe aus dem Krimskramsladen, die

Besitz einer Nintendo DS ist, kann noch einen Schritt weiter

zu witzig aussahen, als dass man sie im Laden hätte zu-

gehen: Hier gibt es mit Pokémon und Co. die ultimativen

rücklassen können.

Programme für alle Jäger und Sammler! Na gut, dem einen oder anderen verwirrten Blick des Sitznachbarn im Bus

» Ist das Kunst oder kann das weg? «

muss man schon standhalten, wenn man kleine Monster einsammelt, während man auf dem Weg zur Arbeit ist. Für

Aber was treibt uns dazu, unnützen Besitz zusammenzu-

manchen, ist es scheinbar noch nicht normal, dass ein er-

tragen? Liegt die Ursache hierfür in unserer Entwicklungs-

wachsener Mensch auf die Jagd nach kleinen virtuellen Tier-

geschichte? Unsere Vorfahren haben uns den Instinkt wei-

chen geht. Wenigstens ist die Fensterbank dafür fast leer!

tervererbt, Dinge für schlechte Zeiten zu horten. Aber was machen wir heute mit diesem genetischen Überbleibsel?

Ich persönlich bin auf dem Weg der Besserung: Dank der Umstellung von analogem auf digitalen Schrott ist meine

Wir müssen nicht mehr auf die Jagd gehen. Lebensmit-

Wohnung endlich wieder betretbar. Ein Hoch auf die mo-

tel stehen uns heute im Supermarkt fast rund um die Uhr

derne Technik!


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DIREKT IN DEN ANZUG GEBOREN. MEINOLF WINKELMEYER: KATHOLISCHER KLOSTERSCHULER UND BEWUNDERER DER FRAUEN

Es gibt Menschen, die haben Stil. Manche einen durchaus

Hendrix, Reisen, Studium der Soziologie. Beruf und Familie.

fragwürdigen, manche einen exzentrischen und manche

1986 stürzte sich Meinolf in die wunderbare Welt der Wer-

einen, der wie für sie gemacht ist. Meinolf gehört eindeutig

bung und heuerte zunächst als Kontakter bei BBDO in Düs-

in die letztgenannte Kategorie. Er ist der Typ Mensch, der,

seldorf an. Weitere Stationen beim „Werbepapst“ Michael

obwohl im tiefsten Sauerland geboren, aus jeder Pore briti-

Schirner bei TBWA und bei McCann Erickson als Geschäfts-

sches Flair verströmt. Einer, der aussieht, als käme er gerade

führer. 1996 dann Branchen- und Rollenwechsel: Meinolf

vom Fünf-Uhr-Tee bei der Queen. Einer, der in den Tweed-

entdeckte seine merkantile Seele und ging in den internatio-

Anzug mindestens genau so gut passt, wie John Cleese. Sie

nalen Verkauf, u. a. als Sales Director bei Sitel Corporation,

wissen schon – der von Monty Python. Oder könnten Sie sich

später europaweit bei Sykes Enterprises und heute als Ver-

Meinolf als Hippie vorstellen? Konnten wir auch nicht. Bis

triebsleiter bei der TECTUM Group. Nicht zu vergessen eine

er aus dem Nähkästchen plauderte und uns ein wenig aus

Phase der Selbstständigkeit von 2005 bis 2008 im Bereich

seinem Leben berichtete:

„Customer Relations Consulting“, in der er Nicole Marcellini kennenlernte und bei diversen Projekte unterstützte.

Als Sohn eines Viehhändlers hatte er schon in frühen Kindertagen Kontakt mit verschrobenen Bauern, ulkigen Typen und

Genau so abwechslungsreich und vielfältig wie sein Leben,

Tippelbrüdern, die dankbar auf dem Hof des Vaters einen

sind auch die Namen, unter denen Meinolf bekannt war und

Teller Suppe entgegennahmen und beim Verzehr Geschich-

ist: Schon als kleiner Junge wurde er wahlweise „Franzel“,

ten aus ihrem Leben zum Besten gaben. Und dann gab’s

„Illebutte“ oder „Attila“ gerufen, später in der Oberstufe

da noch „Tante Anna“, eine streng katholische Kriegsver-

„Major“. Nicole hingegen nennt ihn „Archie“, wegen seiner

triebene aus der ehemaligen Tschechei, die auf dem Hof im

Ähnlichkeit mit – da wären wir wieder am Anfang – John

Haushalt arbeitete, sich viel um Klein-Meinolf kümmerte und

Cleese, der im Film „Ein Fisch namens Wanda“ den unver-

ihn dabei lehrte, dass Würde und Respekt das Wichtigste im

gesslichen Archie Leach spielt. Und natürlich hört er seit

Leben sind. „All das hat mich regelrecht zu einem Fan aller

Neuestem auch auf den Namen „Hase“. Warum, dürfte nach

Clowns, der ewigen Junggesellen, Großschnauzen und Loser

der Lektüre dieses Textes klar sein.

gemacht und – ich gebe es zu – zu einem echten Bewunderer der Frauen.“, resümiert Meinolf rückblickend.

» Ein Hase namens Attila « Dann nahm Meinolfs Leben langsam Fahrt auf: Mittlere Reife auf einer katholischen Klosterschule Ende der 60er Jahre. Weg von zu Hause aufs ferne Gymnasium und mitten hinein in die Hippiezeit (oder was von ihr noch übrig war). Wohngemeinschaften, die unvermeidliche Lektüre von Jack Kerouacs Kultbuch „On the Road“, ein bisschen Hermann Hesse, Jimi

MEINOLF IN AKTION AUF WWW.MARCELLINI.DE


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BUCHHALTUNG

Lurchi, Klementine & Co. Unsere Reklamehelden und ihre Geschichten Alles andere als taufrisch, aber wahrscheinlich gerade deshalb faszinierend und amüsant: die Werbehelden der letzten Jahrzehnte. In Wolfgang Hars Buch „Lurchi, Klementine & Co.“ sind sie alle vertreten. Von der ADO-Gardinen-Frau über Dr. Best bis hin zum HB-Männchen – sie alle haben es geschafft, mehr oder weniger Berühmtheiten zu werden, an die man sich entweder mit Grausen, Zuneigung oder Wehmut erinnert. Manchmal auch mit einer Mischung aus allem. Der Autor weiß den Leser mit einer Vielzahl interessanter Hintergrundinformationen zu fesseln, die es schwer machen, das Buch aus der Hand zu legen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Darstellerin der Waschfrau Klementine, Johanna König, bis an ihr Lebensende eine vertraglich zugesicherte, monatliche Waschmittelration erhielt? Oder dass eine der Milka-Kühe, ein Rindvieh namens „Perle“, extrem kitzelig war, so dass das Aufbringen der lila Farbe zum Geduldsspiel wurde? Apropos Milka-Kuh: Die Geschichte der Werbe-Ikonen gleicht einem Streifzug durch die Fauna. Neben dem buchtitelgebenden Salamander Lurchi wird auch an den Bärenmarken-Bär, den Bausparfuchs, Bello von Dual, Bernhardiner Bruno, die Camel-Kamele, die Coca-Cola-Eisbären, den Dentagard-Biber, die Dogge Fido, den Erdal-Frosch, den Esso-Tiger, die Henne Berta, den Hörzu-Mecki, den Hustinetten-Bär, den Ikea-Elch, die Kuh Hilde, das Schwein Kurt, die bereits erwähnte Milka-Kuh, Lüpi, den Heidschnuckenbock, die Pepsi-Affen, die Pril-Ente, Tony, den Tiger, die Toyota-Affen und an den Waschbär Felix erinnert. Nur Hasen sind erstaunlicherweise nicht vertreten … Wolfgang Hars: Lurchi, Klementine & Co., Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag, September 2001; 295 Seiten; ISBN-10: 3596150744; ISBN-13: 978-3596150748

Der Fall Jane Eyre Auch im Buch „Der Fall Jane Eyre“ spielt ein Tier eine Rolle – zwar eine relativ unwichtige, dafür aber eine umso ulkigere: der Dodo Pickwick in der flügellosen Do-It-Yourself-Klon-Kit-Version 1.2. Er trägt zwar nicht wesentlich zur Story-Entwicklung bei, bereichert den Roman aber durch ein gelegentlich geäußertes „Plock“, in emotional erregtem Zustand auch gerne mal durch ein Dauerplocken. Besitzerin des originellen Federviehs ist die Protagonistin des Buches, Thursday Next. Als Geheimagentin, Spezialgebiet Literatur, steht sie vor einer großen Herausforderung: Sie muss Jane Eyre aus den Händen des Oberschurken Acheron Hades befreien, der Jane aus dem berühmten Roman von Charlotte Brontë entführt hat, um Lösegeld zu erpressen. Dann gibt’s da auch noch Thursdays Vater, der in der Zeit herumspringen kann, die nahezu allmächtige Goliath Corporation und unzählige durchgeknallte Ideen, intelligente Absurditäten, urkomische Wendungen und Sprachwitze vom Feinsten – auch in der deutschen Übersetzung. Mit dem „Fall Jane Eyre“ konnte der walisische Autor Fforde (der schreibt sich wirklich so) einen großen Erfolg feiern, sprudelte aber offensichtlich immer noch vor Ideen und Spaß an der von ihm geschaffenen Welt über. Deshalb schrieb er im Anschluss vier weitere Thursday-Next-Bücher: „In einem anderen Buch“, „Der Brunnen der Manuskripte“, „Es ist was faul“ und „Irgendwo ganz anders“. Während viele Schriftsteller oftmals nur noch laue Aufgüsse ihres ersten Buches zustande bringen, gelingt es Fforde, sein Erstlingswerk sogar noch zu toppen. Deshalb die Empfehlung: Unbedingt lesen, am besten alle Bände. Oder wie Pickwick es formulieren würde: Plock-plock! Jasper Fforde: Der Fall Jane Eyre, Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag, Juli 2007; 384 Seiten; ISBN-10: 3423210141; ISBN-13: 978-3423210140


WIR BRINGEN SCHWERGEWICHTE IN BEWEGUNG – TIERISCH LEICHT.

Wir machen es Ihnen leicht. Zum Beispiel bei Schwergut-Transporten mit der hindernisfreien Fahrt zur knapp einen Kilometer entfernten Autobahn und der direkten Anbindung an das Schienennetz der Bahn. Oder bei Schüttgut-Transporten durch kurze Umschlagszeiten. Alles schwer wiegende Argumente für unseren Hafen. Leicht hingegen ist wiederum der Weg zu mehr Infos im Internet: www.hafen-essen.de


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GESPRÄCHSVERLAUF

Nicole Marcellini: Denkerin, Poetin, Chefin. Es ist an der Zeit, die Welt an ihren Weisheiten teilhaben zu lassen, die zwischen Tür und Angel, zwischen Liebe und Leid und zwischen Zigarettenpause und Meeting wie aus dem Nichts in die Welt geboren werden. Es steht Ihnen nun frei, Ihr Leben nach diesen Erkenntnissen neu zu ordnen. Wir für unseren Teil profitieren jeden Tag aufs Neue.

PITCH Auftrag

Agentur-

ABSAGE

Wir haben den Schneid und die Schnelligkeit der Bösen und setzen das ein, um auf der Seite der Hasen für das Gute zu kämpfen. (Nicole über marcellini)

Hab ich heute noch die gleichen Probleme wie vor zehn Jahren, dann habe ich was falsch gemacht. (Nicole über Entwicklung)

ADMINISTRATION

FRUSTRATION

vorstellung

Bei uns gilt nicht „Hauptsache Auftrag“. (Nicole über Aufträge)

BRIEFING

Ich kann auch Bundeswehr. (Nicole über Kundenführung)

Wenn ich sage, die Website soll so sein wie ThyssenKrupp, dann ist das Briefing schon beendet. (Nicole über Briefings)

Wir kommen ganz schnell in die Zeit, wo unsere Jungen alt werden. (Nicole über Mitarbeiter)

teambuilding Meistens ist es ganz einfach: Wir suchen jemanden, der sprechen kann und organisiert ist. (Nicole über Teambuilding)

timing

Wenn du so weitermachst, wartest du noch, bis Gott persönlich vor dir steht. (Nicole über Hemmnisse)

Korrektur 1: Heißer Tipp von mir: Frag dich mal, was wir tun. (Nicole über Erkenntnis) Korrektur 2: Das ist so scheiße, dass du das machst, weil das Ding so scheiße ist. (Nicole über Verantwortung)

WORKFLOW

Korrektur 3: Mit Farbe meine ich nicht

farbe-farBe. (Nicole über Farblehre)

ERGEBNIS Erfolg Ich bin Art. (Nicole über sich selbst)

Korrektur 4: Das fand ich schon beim zweiten mal nicht mehr charmant. Heute geht es mir nur noch auf den (Nicole über Langeweile)


IE D Ä P O L YK DES RTS Z EN PO S N U F DIE

WAS UNTERSCHEIDET FUNSPORTARTEN VON GEWÖHNLICHEN SPORTARTEN? WÄHREND ES BEI DEN KLASSISCHEN UM LEISTUNG UND ERFOLG GEHT, DREHT SICH BEI FUNSPORTARTEN ALLES UM, … NAJA, FUN EBEN. AUSSERDEM GEHÖREN FUNSPORTARTEN WIE BMX, KITE-SURFEN, LONGBOARDEN UND WAKEBOARDEN ZU DEN INDIVIDUALSPORTARTEN. DAS BEDEUTET, DASS JEDER SPORTLER GANZ INDIVIDUELL SEINEN EIGENEN STIL ENTWICKELT UND PERFEKTIONIERT, STATT IM TEAM UM POKALE UND TITEL ZU KÄMPFEN. SAMUEL GÜNTHER, DESIGNER BEI MARCELLINI UND AKTIVER FUNSPORTLER, STELLT DREI SEINER LIEBSTEN ARTEN VOR UND BESCHREIBT DIE DAZUGEHÖRIGEN ROLLEN, DIE DEN SPASS BEDEUTEN.


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ROLLENSPIELE

LO N GBOA RD

Skateboarden, bei dem es um aggressive

verwendet man bei Freebords Bin-

Tricks und Sprünge geht, steht beim Long-

dungen, die es dem Fahrer ermöglichen,

boarden die Geschwindigkeit und das

einen größeren Druck auf die Kanten

Surfen auf dem Brett (auch Cruisen

(in diesem Fall die Außenräder der Free-

genannt) im Vordergrund. Verschiedene

bords) auszuüben und so eine bessere

Fahrtechniken, wie z. B. Downhill, bei

Kontrolle, schnelleres Abbremsen und das

dem die Longboarder mit Geschwin-

Fahren engerer Kurven zu ermöglichen.

digkeiten bis zu 100 km/h die Berge

Anders als beim Snowboarden sind die

hinunterjagen, bieten eine Vielzahl an

Füße nicht an Bindungen festgeschnürt,

Möglichkeiten, um seinen eigenen Stil zu

sondern frei bewegbar, damit der Free-

entfalten. Weitere Techniken sind z. B.

border jederzeit von seinem Brett absprin-

Sliden, Carven oder Dancing.

gen kann. Die Gründe hierfür dürften klar sein: In den Schnee fällt es sich deutlich

Longboards können aber auch anders:

Anspruch: Kosten: Funfaktor:

••••• ••• •••

angenehmer als auf den harten Asphalt.

In den USA sind Longboards auf den Straßen längst Alltag – und auch hier in Deutschland sieht man immer mehr junge Menschen, die auf ihren Brettern zur Arbeit cruisen oder sogar die Samstags-

Wie die meisten Trendsportarten kommt

einkäufe heimfahren. Das Longboard ist

auch das Longboarden aus den USA.

ein vielseitiges Gefährt und findet auch

Die ersten sollen bereits Mitte der 50er

außerhalb von Downhill-Strecken und

Jahre entstanden sein. Angefangen

Skateparks seinen Platz.

hat alles mit dem Skateboard, das auf Hawaii als Land-Crosstrainer für die Surfer entworfen wurde. Die Szene war damals noch sehr jung und kommerzielle

FREEBORD

Hersteller gab es noch nicht. Aus diesem Grund waren die ersten Longboards Marke Eigenbau. Heute, Jahrzehnte später, sind Long-

Anspruch: Kosten: Funfaktor:

•• •••• •••••

boards ausgereifte High-End-Produkte

Mit dem Freebord kann jeder Hügel und jeder Berg in Angriff genommen werden. Einzigartig machen das Freeborden

und der Markt bietet eine Vielzahl von

Das ganze Jahr Snowboard fahren. Mit

aber Tricks, wie 180°-, 360°- oder sogar

Boards, Achsen, Wheels und Zubehör

dem Freebord wird dieser Traum wahr.

1080°-Drehungen während der Fahrt, die

unterschiedlichster Hersteller.

Der noch junge und unbekannte Funsport,

für geübte Bo(a)rder kein Problem sind.

der im Jahre 2005 in San Francisco das Longboards werden aus dünnen, formge-

Licht der Welt erblickt hat, nennt sich

Das Freebord ist jedoch mit einem Preis

pressten Holzlagen gefertigt und haben

„Freebord“ (tatsächlich ohne „a“).

von ca. 240,00 € für ein Einsteiger-Bo(a)rd

in der Regel eine Länge von 90 bis 140

nicht billig. Daher sollte man sich vorab

cm. Die Achsen und Rollen (Wheels) sind

Freebord bringt durch seine Fahrdynamik

bei Communities wie z. B. „Freebord-

größer und breiter als bei klassischen

das Feeling des Snowboardens auf den

Germany“ (www.freebord-germany.de)

Skateboards. So bietet das Board einen

Asphalt und das an 365 Tagen im Jahr –

informieren. Diese bieten unter anderem

optimalen Grip auf dem Asphalt und ein

selbst wenn die Schneepisten mal wieder

Events an, bei denen man Tipps von Pro-

laufruhiges Fahrgefühl gerade bei hohen

abgetaut sind und 35 °C im Schatten

fis erhält und das Freeborden kurzerhand

Geschwindigkeiten. Im Gegensatz zum

herrschen. Ähnlich wie bei Snowboards,

einmal ausprobieren kann.


ROLLENSPIELE

SEITE 057

Der BMX-Sport bietet eine Vielzahl unter-

360°-Sprung vom Balkon zu versuchen.

schiedlicher Disziplinen. Die fünf wich-

Zudem hilft es außerordentlich, wenn

tigsten sind: Race, Flatland, Street, Park

man neben ausreichend Flüssigkeit auch

und Dirt. Zusammengefasst sind Race und

noch Talent im Rucksack hat. Denn nicht

Freestyle die beiden Disziplinen, die sich

jeder, der den Mut hat, sich kopfüber in

aus den Anfängen des BMX-Radsports

eine Skaterröhre zu werfen, kann das

besonders herausgestellt haben. Im Race

tatsächlich auch.

geht es um die Geschwindigkeit, beim Freestyle zählt die Geschicklichkeit.

Wer den Absprung wortwörtlich geschafft hat und sich grazil und hals-

BMX Anspruch: Kosten: Funfaktor:

••• ••••• ••••

Dass auch die deutsche BMX-Szene seit

brecherisch über den Asphalt bewegen

Jahren immer noch eine nennenswerte

kann, findet schnell Anschluss an eine

Lobby besitzt, zeigt sich beim Event

stetig wachsende Community, die nicht

„BMX-Masters“, das seit über 20 Jahren

nur aus ungekämmten Slackertypen be-

kontinuierlich in Köln stattfindet.

steht. Das Spektrum der unterschiedlichen Szenetypen ist so bunt wie die Auswahl

FA Z I T

an Funsportarten selbst und reicht von Teenagern bis hin zu Ü30-Athleten, die darauf pfeifen, dass Skateboards, BMX und Konsorten noch immer in die Schub-

Mit der Funsportszene gehts steil berg-

lade der Jugendkultur gesteckt werden.

ab. In Fachkreisen bedeutet das nicht

Wäre auch irgendwie seltsam, wenn man

Der Radsport „BMX“ (Abkürzung für

zwangsläufig etwas Schlechtes. Ganz

für eine alternative Sportart ein Klischee

Bicycle MotoCross) hat seine Anfänge in

im Gegenteil sogar: Was mit ein paar

erfüllen müsste, oder? In diesem Sinne:

den frühen 60er Jahren in den USA. Das

Surferjungs und selbstgebauten Roll-

Hang loose & ride on!

weniger bekannte „Sting-Ray“ Fahrrad,

brettern unter Turnschuhen anfing, ent-

das 1970 in weiterentwickelter Form als

wickelt sich rasant zu einer weltweiten

sogenanntes „Bonanzarad“ nach Europa

Adrenalinepidemie. Die Ansteckungs-

kam, bot die Grundlage für das heutige

gefahr ist enorm und die Experimentier-

BMX-Rad.

freude groß, so dass in immer kürzeren Abständen neue Disziplinen die Fun-

Das BMX ist bekannt für halsbrecherische

sportfamilie erweitern.

Tricks und riskante Manöver. Mit der steigenden Zahl an immer schwierigeren

Doch bevor nun der Bürostuhl zum

Kombos und Sprüngen musste auch das

Freizeitgerät umfunktioniert und das

Rad angepasst werden. Ein spezieller

Treppenhaus als Skatepark missbraucht

Rahmen, eine kleinere Gabel und eine hö-

werden, muss man erstmal fl eißig

here Speichenanzahl in der Felge geben

trainieren. Denn mit dem Kauf eines

dem BMX-Rad Stabilität.

Boards oder eines Bikes ist es längst nicht getan. Übung macht gerade bei

Auf dem ersten Blick könnte ein Laie das

Funsportarten den Meister. Semiprofes-

BMX-Rad mit einem Kinderrad verwech-

sionelle und professionelle Sportler in-

seln. Doch der Schein trügt: 2008 wurde

vestieren oft mehr Zeit in ihr Können als

erstmals bei den Olympischen Spielen

manch ein Violinenspieler. Von Nichts

in Beijing BMX-Racing als olympische

kommt eben nichts. Auch wenn die

Disziplin ausgetragen.

Versuchung groß ist, sich direkt an einem

MEHR? GIBT‘S IM INTERNET. RECHNER AN UND LOS GEHT‘S! www.funsporting.de www.telekom-playgrounds.de www.bmxmasters.com


SEITE 058

SUBKULTUR


SUBKULTUR

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Was ist denn mit dem los?

Er sagt immer nur: Der Brainstorm kommt, „ “ der Brainstorm kommt ...“

www.fkahlfus.de


SEITE 060

GESCHMACKSMUSTER

OBER, BITTE EINE HOPFENKALTSCHALE. EIN TRINKBERICHT DER MARCELLINI WEB-ATHLETEN VOM KALTEN NORDEN UBER DEN WILDEN WESTEN BIS HIN ZUM SUDEN.

Die marcellini Web-Abteilung kennt

Hamburg: Astra Urtyp

Duisburg: König Pilsener

des geht, genießen unsere Webbies

Die kleine 0,33 l Pulle

Auf dem Tisch vor uns

den Ruf, Männer vom Fass – Par-

(im

auch

steht ein Klassiker: 0,5 l

don – Fach zu sein. In unzähligen

als „Granate“ bekannt)

flüssiges Ruhrgebiet ab-

sich nicht nur mit Browsern aus. Auch wenn es um ein kühles Blon-

Selbstversuchen

haben

sie

sich

Ruhrgebiet

kommt, wie nicht an-

gefüllt in braunes Glas.

das Wissen angeeignet, welches

ders von Astra zu erwarten, im

Voller Vorfreude riechen wir an der

Flaschenbier aus dem Supermarkt

St. Pauli-Rot daher. Wie es so zwi-

soeben geöffneten Flasche. Doch:

Partystimmung in die Kehle bringt.

schen der Konkurrenz steht, könn-

Wir degustieren kein olfaktorisches

te man glauben, der Kleine mit dem

Aroma (Übersetzung: Kein Geruch!).

Doch wer füllt in Deutschland das

tätowierten Anker auf dem Etikett

beste Bier in die braunen Flaschen?

bahnt sich in Ellbogenmanier seinen

Enttäuscht, aber dennoch gespannt

Der kalte Norden? Der qualmende

Weg durch eine überfüllte Kneipe.

auf das kühle Hopfengetränk des

Westen? Oder der traditionelle Sü-

Westens, setzen wir zum ersten

den? marcellini will´s wissen und stellt

Der Schnuppertest lässt beim Ham-

drei leckere Biere in den Klassenver-

burger Vertreter eine schöne Hopfen-

hoffen, dass der Geschmack des

gleich: Astra Urtyp aus Hamburg, Kö-

note erkennen. Geschmacklich nicht

„Königs der Biere“ dieses Manko wie-

nig Pilsener aus Duisburg und Paula-

das herbste Bier des Nordens. Fans

der raushauen kann.

ner Münchner Hell aus München.

dieser Geschmacksrichtung werden

Schluck aus der Flasche an und

wohl eher bei Jever landen. Trotzdem

Und tatsächlich – Gott sei Dank –

Die Spielregeln: Die Webbies trinken

merkt man dem typischen Nordlicht

das Pilsener schmeckt nicht so neu-

von Nord nach Süd. Bewertet wird

seine Hafenherkunft an.

tral, wie es riecht. Es ist sogar leicht

nach Geschmack und äußerer Er-

herb. Trotzdem ist die Geschmacks-

scheinung. Der Anspruch: Bis zum

Im Internet präsentiert sich Astra ge-

note wenig präsent. Das König Pil-

Ende standhaft, einigermaßen nüch-

wohnt echt und bodenständig. Keine

sener hebt sich in keiner Weise vom

tern und unabhängig bleiben. Selbst

wilde Gestaltung oder hohle Werbe-

Einheitsbier ab und versinkt somit im

mit hohen Promillewerten.

phrasen. Stattdessen begrüßt uns

Durchschnitt. Das passt zur Websei-

ein Einarmiger Bandit, wie man ihn

te, die wohl auch jedem schmecken

aus den typischen Rotlicht-Pommes-

soll. Neutrales, weißes Einheitsde-

Für ein ganzheitliches Bild fließt auch die Gestaltung des Internetauftritts in

buden kennt, in denen man um 4:00

sign ohne Ecken und Kanten. Eine

die Bewertung ein.

Uhr morgens auf seine Frühstücks-

Frage zum Schluss: Warum trinken

fritten wartet.

Könige nicht etwas, das schmeckt?

auf Betriebstemperatur gekühlt, es

Fazit: Trink Astra, oder wir

Fazit: Im Westen nichts Tolles.

kann verkostet werden!

regeln das vor der Tür!

Da hätten wir mehr erwartet.

Die Webbies sind bereit, die Flaschen


GESCHMACKSMUSTER

DAS ERGEBNIS Verkostung

beendet.

Nord,

Aroma

West und Süd warten auf die Punktevergabe. Die Leitungen sind jetzt offen, bitte ruft für euren Kandidaten an. Auch wenn

München: Paulaner Hell

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5

Geschmack

wir uns schon auf DSDS-Niveau getrunken haben, wollen wir sachlich bleiben. Bewertet wird

O´plöppt is! Willkommen

nach dem Schulnoten-Prinzip: 1

im sonnigen Biergarten!

= Sehr gut, 5 = Mangelhaft.

1

Website

Schon beim ersten Anblick des 0,5 l Bierzeltknüllers wird klar, in welchem Teil der Bundesrepublik wir uns jetzt befinden.

Bewertung: Astra Urtyp Das herbe Astra hält, was es verspricht. Ein kompakter Be-

1

Bewertung: Paulaner Hell

Die Bayern beanspruchen für sich,

gleiter durch die Nacht, der

Der eindeutige Testsieger: Die

das Bier erfunden zu haben (Anmer-

sich noch am nächsten Mor-

Bayern (bitte Ruhe in der Schal-

kung des Autors: Es waren die Ägyp-

gen bemerkbar machen wird.

ker und Dortmunder Kurve). Das

ter. Die sind zwar genauso rätselhaft für einen Ruhrgebietler wie die Bay-

muss man den Bayern lassen, Aroma

Flaschenbier können sie!

ern – aber wesentlich aufgeschlosAroma

sener). Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch.

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Geschmack 1

Zum letzten Mal wird an der offenen

sehr vielversprechend. Jetzt sind wir

1

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Website 1

auf den Geschmack gekommen. Der

Website

bewegt sich mit der Windrichtung vom Norden in den Süden. Ganz anders

3

Geschmack

Flasche geschnüffelt. Wir bekommen, was wir erwarten: süßlicher Geruch,

2

1

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als beim Astra schmecken wir Würze und süffige Herbe. Auch der Netzauftritt kann sich sehen lassen. Eine

Bewertung: König Pilsener

1

illustrierte Biergartenwelt lädt uns

Der Lokalpatriot „König Pilsener“

Nach diesen strengen Test-

zum Dableiben ein. Nur wo sind die

hat uns enttäuscht. Das Einheits-

durchläufen haben wir uns et-

beiden Japaner aus dem Werbespot?

gebräu verschwindet genauso

was Entspannung verdient. Und

rasch, wie die Erinnerung an

am besten entspannt man in der

Fazit: I bin solang no net bsuffa,

das nichtssagende Aroma und

Hängematte bei einer Flasche

solang i am Boden liegn ko, ohne

den Geschmack.

Gerstensaft nach Wahl. Prost!

mi festhoitn zu müssen.

SEITE 061


SEITE 062

KNOCHENJOB


KNOCHENJOB

SEITE 063

Wenn dich das Kupfer sticht. Bin aus Metall und auch so edel, nenn’ mich das rote Element. Ich bin so lieb und doch ein Ekel, Ein Tor, wer mich nicht kennt. Ich spazier’ auf deiner Zunge und lad’ mich zu dir selber ein. Hallo Leber, Herz und Lunge, mein Spielzeug sollt Ihr ab jetzt sein. Mein Besuch bekommt dir nicht, du flehst und weinst vor Wut. Beruhige dich, du stirbst schon nicht. Wenn doch, tut mir das gut. Komm’ und schenk’ mir deine Augen, ich bemal’ sie dir mit Gold. Ich will nur deine Seele rauben, und kitzel dich mit tausend Volt. Deine Leber muss nun auch dran glauben, ich brauche Platz und werf ’ sie raus. Jetzt komm’ ich hoch, das Hirn zerkauen. Dein leerer Kopf ist jetzt mein Haus. Ich spiel’ so wild und tob’ mich aus. Ob’s dir schadet, interessiert mich nicht. Du gehörst nun mir, ich lösch dich aus und erlös’ dich mit dem Kupferstich.


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NACHSCHLAG

WE’RE CHRONICALLY DIFFERENT. EINE HOMMAGE AN DAS NORMALE VON NICOLE MARCELLINI

Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.

lative aufzunehmen, freundlich dan-

Ein interessantes Ergebnis kann sein:

kend ablehnte, machte er sich zwar

Dass der Fehler keiner war.

nicht mehr geltend, aber fort. Und so nehmen Dinge ihren Lauf.

Wir schreiben das Jahr 2007 und die

Seither hat sich „marcellini ist an-

noch junge Agentur marcellini zeigt

ders“ in vielen Köpfen und manchem

sich der Welt. Genauer gesagt der

Herz manifestiert. Es begegnet mir

kleinen großen Welt des Ruhrgebiets,

in dieser oder ähnlicher Form bei-

noch genauer auf der b2d-Messe auf

nahe täglich: „Also bei Ihnen hab

Schalke. Die Idee: ideologische Wer-

ich so die Schublade kreativ, be-

te statt werblicher Phrasen. Die Bot-

sonders, anders.“ Oder: „Ja, die is

schaft: Alle sind anders und deshalb

so, die Marcellini, die is halt anders.“

normal. Und so haben wir im Vor-

Oder: „Ich will, dass das marcellini

feld Freunde eingeladen, eingeweiht

macht, das muss mal anders werden.“

und ausgestattet: Jungs und Mädels,

Die Neugier ging um und jeder –

Sind wir ehrlich: Als Claim ist das

Männer und Frauen, Alte und Junge,

Besucher wie Aussteller – war an

Ding eine glatte Fünf. Es ist plump,

Gesunde und Gebrechliche sind

unserem Stand. Die Frage des Ta-

unkreativ und alles andere als an-

mit schwarzen T-Shirts und der Auf-

ges jedoch lautete: „Kann ich auch

ders. Aber es lässt hoffen. Es könnte

schrift „Ich bin anders.“ durch die

so ein T-Shirt haben?“ (Nota bene:

wahr sein. Es könnte bedeuten, dass

blau-weiße Arena gewandert. Ohne

Je „normaler“ der Fragesteller, desto

mein Thema interessiert. Es könnte

Absender, ohne www und ohne die

wahrscheinlicher wurde die Nach-

stimmen, dass meine Aufgaben be-

Erlaubnis, sich bei Fragen zu erklären.

frage flüsternd begründet: „Wissen

sonders werden. Kreativer. Schöner.

Sie, ich bin nämlich auch anders.“)

Eben anders. Und es lässt auch hof-

Die sensationelle Werbekurve ganz

Ein selbsterklärter Headhunter war

fen, auf Menschen zu treffen, die ein

im Sinne einer 360˚-Kommunikation:

indes bestrebt, mit forschem Ton und

bisschen so sind wie man selbst. Mit

Unser Messestand titelte in großen

sicherem Blick auf unsere Messe-

denen das Arbeiten Spaß macht, die

Lettern mit „marcellini ist anders“.

wand die Antwort auf folgende Frage

in mir nicht nur eine Bank sehen und

Wahnsinn. So holt man Menschen ab.

zu provozieren: „Und was macht Sie

denen ich vertrauen kann, auch nach

Alle würden kommen und uns sagen,

also besser als andere?“ Dass wir

Feierabend.

dass ihnen ein Licht aufgegangen sei

diese Behauptung weder schriftlich

und dass – Alea iacta est! – ja wirk-

noch gedanklich formuliert hatten,

Heute

lich alle anders seien, sie würden uns

ließ ihn nur noch selbstbewusster da-

gewählter Claim mit Stolz. Weil er

lieb haben und politisch korrekt fin-

ran glauben, dass wir ein ganz aus-

von euch kommt und uns Mut macht,

den und abends sogar spontan ihre

gefuchster Haufen seien. Nachdem

so zu bleiben, wie wir sind.

Mütter besuchen. Aber es kam natür-

ich sein Angebot, uns in seine Kon-

lich … Richtig: anders.

taktdatenbank der kreativen Super-

erfüllt

mich

Wir sind aber anders.

unser

nicht-


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AUF DIE PRESSE

DANKE, ES WAR SCHÖN MIT EUCH. WIR VERABSCHIEDEN UNS MIT DEM IMPRESSUM. WAS BLEIBT, SIND JEDE MENGE IMPRESSIONEN.

Haftungsausschluss

Audiovisuelle Medien

Trotz sorgfältiger Überprüfung unserer Inhalte übernehmen

Alexander Paul, Florian Grewert, André Wagner

wir keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben. Änderungen sind vorbehalten. Stand: Oktober 2011

Danksagungen Wir danken unseren Hasen Christian Boenisch, Megan

Herausgeber

Brenn-White, Helge Brinkschulte, Cengiz Cebici, Dr. Marion

Marcellini Media GmbH | Karolingerstr. 96 | 45141 Essen

Franke, Jochen Fricke, Florian Grewert, Mike Henning,

Fon 0201 36 14 69-00 | Fax 0201 36 14 69-10

Hans Jüde, Ulrich Kanders, Horst Klinginger, Heiner Kolde,

E-Mail info@marcellini.de | Online www.marcellini.de

Christoph Krachten, Christian Lange, Michael Leuschen, Uli Radespiel, Susanne Seifert, Jörn Sieveneck, Dr. Thomas

Standort Wetzlar | Mönchweg 11 | 35581 Wetzlar

Stauder, Christian Vooren, Dirk Vormann, Daniel Wesche,

Fon 06441 72 50 0 | Fax 06441 75 85 3

Meinolf Winkelmeyer und André Zalbertus.

Standort Berlin | Brunnenstraße 196 | 10119 Berlin

Ein besonderer Dank gebührt Pierre Schmidt, der im

Fon 030 32 10 45 - 05 | Fax 030 32 10 45 - 06

Rahmen seiner Ausbildung bei marcellini über 3.000 einzigartige Illustrationen für die Kampagne gefertigt hat.

Kreativ-Direktion

Art-Direktion

Sascha Ruppert

Kerstin Ernert

Informationen, Artwork und Booking: www.dromsjel.de Druckauflage:

600 Exemplare, Oktober 2011

Redaktion

Verteilungsraum:

Bundesweit

Nicole Marcellini (v. i. S. d. P.), Michael Houben, Michael

Papier Umschlag:

OptiSilk, PEFC zertifiziert

Kampmeyer, Chris Drücks, Sascha Ruppert

Papier Innenteil:

EnviroTop, 100 % Altpapier,

Autoren dieser Ausgabe

Druckfarbe:

Druckfarbe auf Basis

CO2-neutral produziert Chris Drücks, Kerstin Ernert, Michael Houben, Frank Kahlfuß, Michael Kampmeyer, Dietrich Löbbecke, Nicole Marcellini, Alexander Paul, Sascha Ruppert, Bernd Schaffner, Pierre Schmidt, André Wagner Fotografie und Bildmotive Hasenbilder / „Blind-Date“ Bilder: Mike Henning, www.henning-photographie.de Realisierung des Online-Auftritts Bernd Schaffner, André Wagner, Samuel Günther, Maciej Matysiak, Bunny M.

nachwachsender Rohstoffe


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Sie benötigen „nur“ ein paar Kubikmeter Luft am Tag? Oder gleich ein paar Tausend? Für uns spielt das keine Rolle. Denn unser Anspruch und unser Versprechen heißt: für jeden Anwender die individuell beste Lösung hinzubekommen. Dafür kommt es nicht nur auf die Instrumente an, sondern auch darauf, wie man mit ihnen umgeht. Denn Ihr Druckluftsystem sollte energieeffizient und dauerhaft zuverlässig arbeiten, so geringe Gesamtkosten im Lebenszyklus wie möglich verursachen und Sie, den Betreiber, nachhaltig zufrieden stellen. Wie das geht, zeigen wir Ihnen gern – sprechen Sie uns einfach an. Wir bringen nachhaltige Produktivität.

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