marie 42/ September 2019

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2,80 Euro

davon 1,40 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

marie startet Buch-Projekt Mit Hilfe Ihrer Spenden soll Finanzierung gelingen.

Pass Egal Wahl Am 24. September ist Wahltag für Nicht-Österreicher.

Lizenz zum Bleiben Abokor Mohamed Rage (Foto) aus Somalia hat einen positiven Asylbescheid. In seinem Job kümmert sich der 22-Jährige um den Erhalt unseres kulturellen Erbes. Assadullah Ahmadzai (19) musste trotz Lehrstelle wieder zurück in seine Heimat Afghanistan. Die marie zeichnet die Geschichten der beiden jungen Männer nach . Seiten 12 bis 14

Foto: Frank Andres

Klänge als Lebenselixier So kann Musik Menschen mit Demenz helfen.

Sexuelle Rezession Wie der Umgang mit Sex unser Leben verändert hat.


Praxis-Workshop: Lehmputz So viel Praxis wie möglich und nur so viel Theorie wie nötig

Inhalt

Bildungshaus Batschuns Ort der Begegnung

Regieausbildung für Amateur-, Jugend- und Seniorentheater | Grundausbildung 5 Module von Sept. 2019 – März 2020 Infos: www.bildungshaus-batschuns.at Rubrik Lehrgänge info@lva-theaterservice.at | T 0660-6566836 — Beziehungen prägen unser Leben | Workshop Mag. a Phil. Heide-Maria Michelon Fr 4. Okt. 9.00 – 17.00 h — Atem – Bewegung – Stimme Dr. in Lisa Malin Sa 5. Okt. 9.00 h – 17.00 h — Tres Cordas | Konzert Gitarrentrio Ruth Jana Braunsteffer | Paul Becker | Carlos Peralta So 6. Okt. 18.00 h — Zeitgeist und Zeitgeiststörungen | Vortrag Prof. Dr. Reinhard Haller Mo 14. Okt. 19.00 h — Info, Ort und Anmeldung Bildungshaus Batschuns | T 055 22 / 44 2 90 - 0 bildungshaus@bhba.at | www.bildungshaus-batschuns.at

Lernen Sie Lehm als variantenreichen Wandbelag kennen. Sie stellen Lehmputz selbst her und probieren auf einer Baustelle verschiedene Putztechniken aus. Freitag, 18.10.2019 von 13 – 19 Uhr und Samstag, 19.10.2019 von 9 – 18 Uhr 225.- Euro/Person, 375.- Euro/Paar (inkl. Verpflegung)

Tipp

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Anmeldung und weitere Informationen bildung@energieinstitut.at www.energieinstitut.at/bildung Bezahlte Anzeige

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4. JUNI 2019 – 6. JÄNNER 2020 STADTMUSEUM DORNBIRN

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Für immer und ewig! »Ehevorbereitung« mit Stefan Vögel & Maria Neuschmid Do 26. September 2019 ab 18 Uhr in St. Arbogast

Günther und Irene Battlogg, seit 25 Jahren verheiratet, touren im Auftrag von Bischof Benno durch Vorarlberg, um ungeschminkt über die Realität der Ehe zu berichten. Wir freuen uns, Sie zum Kabarettabend nach Arbogast, den Hotspot für angehende Ehepaare, einzuladen! Im Eintritt inkludiert: Apéritif und Slow Food Buffet! Karten: www.laendleticket.com (€ 49,–/+€ 2,– Servicepauschale) und im Musikladen (€ 49,–) Montfortstraße 88, 6840 Götzis, www.arbogast.at Bezahlte Anzeige


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Editorial

Mittendrin in V / Gsi / Kultur 4-5

Bild des Monats

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marie startet Buch-Projekt Finanzierung soll über Spenden möglich gemacht werden

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Wahltag für Nicht-Österreicher Pass Egal Wahl am 24. September erstmals in Vorarlberg

10-11 Hecken für die Artenvielfalt So wird Ihr Garten zum tierischen Paradies 12-14 Zwei Männer, eine Chance Der eine bekam Asyl, der andere wurde abgeschoben 15

Waste's End So gelingt schnelles, gesundes Eis ohne Eismaschine

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Rechenrätsel

18-19 Nicht vom Planet der Affen Extravagant, bunt, singend: Islam M. (21) im Porträt 20-21 Lernlust statt Lernfrust Patrizia Pozzera gibt Starthilfe statt Nachhilfe 21 Sudoku 22 Rezept Küchenchef empfiehlt Kürbis-Apfel-Marmelade 23

Denk mit, mach mit Gitte Nennings Plädoyer zur Kompromissbereitschaft

23 Impressum 24-25 Klänge als Lebenselixier So kann Musik Menschen mit Demenz helfen

Liebe Leserin, lieber Leser, wir starten ein Buch-Projekt! Die marie möchte gemeinsam mit literatur:vorarlberg netzwerk ein literarisches Werk herausgeben – die buchmarie. Gelingt es uns, 10.000 Euro an Spenden zu sammeln, können wir die Projektidee umsetzen. Publiziert werden sollen bisher unveröffentlichte Geschichten über Mitmenschlichkeit, Solidarität und kulturelle Vielfalt in Vorarlberg sowie über das neu entstehende Literaturhaus in Hohenems, geschrieben von Vorarlberger Autorinnen und Autoren. Das Buch wird ausschließlich über den Straßenverkauf erhältlich sein. Neben dem literarischen Eigenwert der Publikation bietet das Buch als höherwertiges Produkt unseren StraßenverkäuferInnen eine weitere Möglichkeit zur Selbsthilfe. Mehr über das Buch und unseren Spendentopf erfahren Sie auf den Seiten 6/7. Einer darf bleiben, der andere muss gehen: Zwei junge Männer, aus kriegsgeplagten Ländern geflüchtet. Beide bemüht, engagiert, integriert. Auf den Seiten 12 bis 14 erzählen wir die Geschichten von Abokor Mohamed Rage (22) und Assadullah Ahmadzai (19) und sprechen auch mit Asyl- und Fremdenrechtsanwalt Stefan Harg. Auf die Frage, weshalb Abokor bleiben darf, Assadullah aber gehen muss, lässt sich jedoch keine Antwort finden. Die marie wünscht Ihnen trotz der traurigen Nachricht von Assadullahs Abschiebung Freude bei der Lektüre der September-Ausgabe Ihrer Vorarlberger Straßenzeitung ­­– mit Ihrem Kauf setzen Sie ein Zeichen der Solidarität!

26 Schachecke

Herzlich, 28-31 Die sexuelle Rezession Christina Vaccaro, Redakteurin Wie Sexualleben und Zufriedenheit beeinflusst werden 32

ABC-Schütze in den 70er Jahren Gerhard Thoma erinnert sich an seine Schulzeit zurück

34-35 Kunst voller Berührungen Erstes Kunstfestival in der alten Seifenfabrik in Lauterach 36-39 Veranstaltungskalender 38 Rätsellösungen

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden, dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

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Bild des Monats

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Im Fußball verbunden Foto: Christina Vaccaro

Diesmal bis ins Finale: Zum dritten Mal kickten unsere Jungs beim poolbar-Fußballturnier und bewiesen mit ihren enorm flinken Füßen höchste technische Raffinesse. Kein Match verlor das Team, bestehend aus Abokor Mohamed Rage (22, Somalia), Hassan Mohamed Abdirizak (24, Somalia), Mohmoud Risak (22, Somalia), Ansuman Kanagie (22, Gambia), Ahmed Ibrahim (22, Somalia), Benjamin Ujunwa (35, Nigeria) und Assan Jawo (19, Gambia) mit Redakteur Frank Andres als Kurzzeit-Trainer, in den sechs Vorrundespielen. Im Finale gegen FC Tosters 99 fiel am Ende denkbar knapp das gegnerische Tor und die marie bekam den stolzen zweiten Platz.


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Sym bolb ild

Mittendrin in V

marie STARTET BUCH-PROJEKT Mittels Spenden sollen 10.000 Euro gesammelt werden, damit erstmals ein Buch in die Hände unserer Straßenverkäufer gelangt. Eine „buchmarie“ mit bisher unveröffentlichten Kurzgeschichten von Autorinnen und Autoren aus Vorarlberg. Mit Geschichten der Begegnung, der kulturellen Vielfalt und der Mitmenschlichkeit.

Text: Christina Vaccaro Fotos: Anja Köhler, Anna Ritsch, Bernhard Rogen, privat

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ir sind stolz auf unsere Zeitung, jeden Monat. Wir finden ihre Seiten schön gestaltet, wissen um die Arbeit, die hinter und in den Texten steckt. Dennoch ist sie nach einem Monat vergessen. Ein Buch, im Vergleich, ist für die Ewigkeit. Zumindest für eine lange Zeit. Deshalb, und weil Literatur wichtig ist und verbindet, und weil wir unseren Straßenverkäufern noch etwas anderes in die Hand geben wollen, ward die Idee geboren: keine „Goldmarie“, sondern eine „buchmarie“. Zu unserem Glück bekamen wir mit dem literatur:vorarlberg netzwerk in kürzester Zeit genau den richtigen Kooperationspartner an unsere Seite. Es war klar: Wir machen jetzt gemeinsame Sache. Für ein literarisches Werk der Solidarität. Die Idee und der Wille sind da. Was nun noch fehlt, ist das solide Fundament, sozusagen die wirtschaftliche Realität, dem auch die Kunst nicht auskommt: das nötige Kleingeld. Es geht hier vor allem um Druck- und Grafikkosten, natürlich auch um die Aufwandsentschädigung der Autorinnen und Autoren und den Herausgebern. Und – sonst wären wir nicht die marie – den Lohn in Form der Hälfte des Preises, der unseren Straßenverkäufern bleibt. Denn auch die buchmarie wird ausschließlich bei Vorarlberger Straßenverkäuferinnen und -verkäufern erhältlich sein. Wie unsere Zeitung versteht sie sich als eine Publikation, die neben ihrem literarischen Eigenwert ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen ist, die am Rande unserer Gesellschaft stehen.

Crowdfunding gestartet

Deshalb haben wir ein Crowdfunding ins Leben gerufen. „Schwarmfinanzierung“, wie die Übersetzung heißen würde, bedeutet, dass gemeinnützige Projekte von der Gemeinschaft fi-

nanziert werden. Auf einer Plattform wird ein Topf geöffnet, in den eine bestimmte Summe einbezahlt werden muss, damit das Projekt zustande kommen kann. Wird diese Summe erreicht, wird das Projekt umgesetzt. Wird sie verfehlt, wird das Geld in die Taschen der Spender zurücküberwiesen. Konkret geht es um 10.000 Euro. Mit diesem Betrag können wir das Buch-Projekt umsetzen. Unser Crowdfunding startet mit dieser Ausgabe. Ab sofort können Sie auf www.respekt.net/projekte-unterstuetzen/ details/projekt/1920/ Unterstützer unserer Projektidee werden, um mit Ihrem Beitrag die Herausgabe der ersten buchmarie zu ermöglichen.

„Zwischen mir und dem marie-Verkäufer entwickelt sich einmal im Monat eine kleinstmögliche Geschichte. Zwischen dem marie-Verkäufer und anderen KundInnen entwickeln sich ebenfalls viele kleine Geschichten. Wenn nun eine größere Geschichte ins Auge gefasst wird, entdecke ich vielleicht eine Geschichte, die sich zwischen mir und einem anderen Kunden des marie-Verkäufers spinnt, eine, die ich noch nicht kannte…“ Gabriele Bösch, 55 Jahre, Hohenems, Autorin


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So können Sie spenden: Helfen Sie uns, 10.000 Euro für das Buchprojekt zusammen zu bekommen! 1) Rufen Sie die Website www.respekt.net/projekteunterstuetzen/details/projekt/1920/ auf. 2) Geben Sie im rechten Kasten „Projektstatus“ die gewünschte Spendenhöhe ein. 3) Klicken Sie auf „Unterstützen“. 4) Wählen Sie nach Wunsch ein Dankeschön aus und klicken Sie auf „Als Gast spenden“. 5) Füllen Sie Ihre Angaben aus. 6) Wählen Sie eine Zahlungsmethode.

„Schon immer hat Literatur Menschen auf besonders intensive Weise miteinander verbunden. Literatur macht uns zu ErzählerInnen, LeserInnen oder ZuhörerInnen und schickt uns bereichert in das Leben zurück, weil sie uns bewegt, weil sie in der Lage ist, etwas tief in uns für immer zu verrücken. Die marie bewegt und verbindet Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten und kalibriert als Projekt immer wieder meinen Blick auf unsere Gesellschaft. Was für eine Freude, dass mit der buchmarie nun all diese Kräfte aufeinandertreffen, miteinander wirken und eine große Leserschaft einladen dürfen.“ Frauke Kühn, 46, Feldkirch, Geschäftsführerin von literatur:vorarlberg netzwerk

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Wem das zu kompliziert ist, kann mit dem Betreff „buchmarie“ eine Spende auf unser Konto überweisen, die wir dann in den Crowdfunding-Topf einzahlen. Unsere Bankverbindung: Raiffeisenbank im Rheintal, Kontonummer: 6.483.580 IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420 Bei Fragen zum Spendenablauf können Sie sich auch an die Redaktion wenden: redaktion@ marie-strassenzeitung.at oder 0677 61538640

„Literatur ermöglicht neue Ein- und Ausblicke. Das ist im Grunde auch eine unserer Aufgaben in Arbogast – Anstöße zu geben für die persönliche Entwicklung. Mit dem Ziel, Selbstvertrauen, Mitgefühl und die Konzentration auf das Wesentliche zu stärken.“ Daniel Mutschlechner, 41, Dornbirn, Geschäftsführer Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast

„Ein Buch der marie: Das macht mich neugierig. Im Wohlstandsländle ist die marie inzwischen ein unverzichtbares Forum für Stimmen, die sonst kaum Gehör finden würden – und die uns immer wieder daran erinnern, dass nichts im Leben selbstverständlich ist.“

„Empathie und Solidarität, Offenheit und Toleranz – das sind Werte, die in unserer hoch individualisierten Gesellschaft zunehmend unter die Räder kommen. Besonders wir, die Künstlerinnen und Künstler, müssen dem entgegenwirken. Mit der Kraft der Sprache und der Literatur.“

Hanno Loewy, 58, Hohenems, Direktor Jüdisches Museum Hohenems

Stephanie Gräve, 50, Bregenz, Intendantin Vorarlberger Landestheater


Mittendrin in V

„ Wer hier arbeitet, soll mitbestimmen können“ Knapp 60.000 in Vorarlberg lebende Menschen über 16 Jahre haben keinen österreichischen Pass. Sie sind somit von Landtags- und Nationalratswahlen ausgeschlossen. Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch findet das demokratiepolitisch bedenklich und ruft deshalb am 24. September, fünf Tage vor der Nationalratswahl, erstmals auch in Vorarlberg zur „Pass Egal Wahl“ auf. 8|

Text: Frank Andres Foto: SOS Mitmensch/Daniel Dutkowski

A Dirk

53 Jahre alt, deutscher Pass, lebt seit 31 Jahren in Österreich

PA S S EGAL WAHL Dirk Stermann ist deutscher Staatsbürger und lebt seit 31 Jahren in Österreich. Dennoch darf er, weil er keinen österreichischen Pass hat, nicht mitbestimmen, wer unser Land regiert.

24.9.2019

16-20 Uhr, In Vorarlberg: Bregenz, Bludenz, Feldkirch und Dornbirn

Weitere Wahllokale in ganz Österreich:

WWW.SOSMITMENSCH.AT

m 29. September finden in Österreich Nationalratswahlen statt. Knapp 6,4 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Doch fast 1,2 Millionen in Österreich lebende Menschen dürfen ihre Stimme nicht abgeben. Sie arbeiten zwar in der Alpenrepublik, zahlen Steuern, sind teilweise hier geboren, haben aber keinen österreichischen Pass. Sie sind deshalb von Landtags- und Nationalratswahlen ausgeschlossen. Für Magdalena Stern (28) von „SOS Mitmensch“ ist die Koppelung von Wahlrecht und Staatsbürgerschaft demokratiepolitisch bedenklich. „Demokratie lebt von Beteiligung und nicht von Ausschluss“. Konkret fordert deshalb die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Wien, dass alle Menschen, die ihren Hauptwohnsitz in Österreich haben, nach spätestens drei Jahren das aktive und passive Wahlrecht erhalten. Mit der „Pass Egal Wahl“ am 24. September setzt „SOS Mitmensch“ ein symbolisches Zeichen für mehr Mitbestimmung. An diesem Tag sind unabhängig von ihrem Pass alle Menschen,


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die über 16 Jahre alt sind und in Österreich ihren Lebensmittelpunkt haben, stimmberechtigt. Wer mit österreichischem Pass eine Solidaritätsstimme abgeben und sich für mehr Demokratie einsetzen will, ist ebenfalls herzlich eingeladen.

Akt der politischen Bildung

Nach 2013, 2015 und 2017 findet die „Pass Egal Wahl“ heuer erstmals auch in Vorarlberg statt. Organisator des Urnengangs in Vorarlberg ist Konrad Steurer (53). „SOS Mitmensch“ habe über die Vorarlberger Plattform für Menschenrechte, bei der der 53-Jährige aktiv ist, eine Anfrage gestartet. Für den Gründer der gemeinnützigen Sucht- und Drogenhilfe „Die Fähre“ ist die „Pass Egal Wahl“ ein Akt der politischen Bildung und eine demokratiepolitisch coole Aktion. Für den diplomierten Sozialarbeiter war sofort klar, dass eine solche Wahl auch in Vorarlberg stattfinden muss. Und zwar nicht nur an einem Ort, sondern in allen vier Bezirksstädten (siehe Infokasten). Seine Begründung: „Ein Montafoner fährt nicht nach Bregenz, um dort zu wählen. Die Stimmabgabe muss näher am Wohnort möglich sein.“ Konrad Steurer unterstützt die Forderungen von „SOS Mitmensch“ zu hundert Prozent. „Wenn ich irgendwo lebe, arbeite und Steuern zahle, soll ich auch mitbestimmen können. Alles andere ist absurd.“ Und wie lautet Konrad Steurers Wahlziel? 1000 Teilnehmer, 250 pro Wahlbezirk.

Wahllokale in Vorarlberg

 Bregenz: Verein Vindex, Römerstraße 12, 6900 Bregenz  Bludenz: Villa K., Jellerstraße 16, 6700 Bludenz  Feldkirch: Wexelstube, Mühletorplatz 10, 6800 Feldkirch  Dornbirn: Die Fähre, Frühlingsstraße 11, 6850 Dornbirn jeweils von16 bis 20 Uhr

Pass Egal Wahl und Wahlrecht Wer darf derzeit in Österreich wählen? Und wer nicht?

In Österreich haben alle, die mindestens 16 Jahre alt sind, das aktive Wahlrecht bei politischen Wahlen. Allerdings ist das Wahlrecht auf jene Menschen beschränkt, die die österreichische Staatsbürgerschaft haben. Ausnahmen gibt es für EU-BürgerInnen bei Kommunalwahlen: Diese haben in allen Bundesländern, außer in Wien, bei Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen der Gemeinde, in der sie ihren Hauptwohnsitz gemeldet haben, sowohl das aktive als auch passive Wahlrecht.

Wie wird man österreichische(r) Staatsbürger(in)?

Das Konzept Staatsbürgerschaft baut in Österreich noch immer weitgehend auf dem Abstammungsprinzip – auch „ius sanguinis“ oder „Blutrecht“ genannt – auf. Nach dieser Logik wird man nicht als Österreicher bzw. Österreicherin gesehen, weil man in Österreich geboren oder aufgewachsen ist, sondern weil die Eltern und deren Vorfahren bereits ÖsterreicherInnen waren. Die Hürden zur Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft sind für alle, die nicht die „richtigen“ Eltern haben, extrem hoch. Wer in Österreich lebt, kann den Antrag erst nach 6 bis 10-jährigem durchgehenden Aufenthalt stellen. Darüber hinaus müssen gute Deutschkenntnisse, Unbescholtenheit, ein positiver Staatsbürgerschaftstest und ein Mindesteinkommen nachgewiesen werden.

Wie sieht der internationale Vergleich in Sachen Wahlrecht und Einbürgerung aus?

In den meisten EU-Ländern dürfen nicht nur EU-BürgerInnen, sondern auch Drittstaatsangehörige zumindest bei Kommunalwahlen mitwählen. Darüber hinaus dürfen in einigen EU-Ländern Nicht-StaatsbürgerInnen auch an Regionalwahlen teilnehmen. Internationales Vorbild bezüglich eines inklusiven Wahlrechts ist das Nicht-EU-Land Neuseeland: Dort dürfen Nicht-StaatsbürgerInnen nach einem Jahr durchgehendem Aufenthalt auf allen Ebenen wählen. Fast alle EU-Länder haben deutlich höhere Einbürgerungsquoten als Österreich. Spitzenreiter war 2015 Schweden, wo 6,7 Prozent der dort lebenden Nicht-Staatsangehörigen pro Jahr eingebürgert wurden. Deutschland findet sich mit seinen 1,5 Prozent schon im untersten Drittel und ist dennoch weit vor Österreich, das nur zirka 0,7 Prozent der ansässigen Nicht-StaatsbürgerInnen pro Jahr einbürgert. Das heißt, in Österreich wird pro Jahr von 150 Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft nur eine einzige eingebürgert.

Was fordert SOS Mitmensch in punkto realitätsnahe Einbürgerungsbedingungen?

 Verleihung der Staatsbürgerschaft per Geburt an Kinder, die in Österreich geboren wurden und deren Eltern rechtmäßig und längerfristig in Österreich niedergelassen sind.  Abschaffung der Einkommenserfordernisse. Der Pass und die Möglichkeit der demokratischen Beteiligung dürfen keine Geldsache sein!  Verkürzung der Wartefristen für die Einbürgerung und Orientierung am Lebensmittelpunkt statt am Aufenthaltstitel.  Schaffung eines bedingungslosen Rechtsanspruchs auf die Staatsbürgerschaft für Menschen, die in Österreich geboren oder aufgewachsen sind oder schon sehr lange hier leben.  Ermöglichung der Doppelstaatsbürgerschaft für eingewanderte Menschen.  Senkung der extrem hohen Einbürgerungsgebühren, die derzeit bis zu zehnmal höher sind als in Deutschland. Quelle: sosmitmensch.at

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Mittendrin in V

HECKEN FÜR DIE ARTENVIELFALT In Wildsträuchern tummelt sich das pralle Leben. Eine Vielzahl von Vögeln, Insekten und Kleinsäugetieren leben in, unter und um Wildstrauchhecken herum. Und schon einzelne Sträucher im Garten bieten Nahrung und Nistmöglichkeiten.

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Text: Simone König, Fotos: Pixabay, Bodensee Akademie

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enn von heimischen Wildsträuchern die Rede ist, dann sind all jene Sträucher gemeint, die bei uns seit Jahrhunderten wild vorkommen. Sie vermehren sich von selbst und sind optimal an unser Klima angepasst. Sie wachsen an Waldrändern, bilden Gehölzstreifen entlang von Wiesen und Feldern und Hecken in den Gärten. So leben zum Beispiel in Haselnusssträuchern 125 verschiedene Insektenarten, bei Wildrosen sind es 126 Insekten- und 27 Vogelarten und die Holunderbüsche werden von 77 Arten bevölkert. Im Vergleich mit beliebten, nicht einheimischen Ziersträuchern wird gleich klar, worum es geht: Forsythie – 0 Arten, Rhododendron – 0 Arten, Kirschlorbeer, Essigbaum – ca. 5 Arten.

Welcher Wildstrauch passt zu mir?

Nicht jede Fläche bietet Platz für eine Wildstrauchhecke, denn die Sträucher können schon recht groß werden, aber ein Strauch geht sich auch im kleinsten Garten aus. Manche sind gut schnittverträglich und können eine Formhecke bilden. Wer Vögeln und Insekten etwas besonders Gutes tun will, wählt dornige, sparrige Exemplare, weil sie beim Nisten viel Schutz bieten. Viele heimische Wildsträucher bieten nutzbare Früchte, die nicht nur den Vögeln und Säugetieren schmecken. Wenn Platz (3 Meter Breite) vorhanden ist, kann die Hecke locker gepflanzt werden und die Sträucher können ihre volle Größe entfalten. Ausschneiden und Stutzen tun den meisten Heckenpflanzen gut, damit sie sich verzweigen und verjüngen. Hier eine kleine Auswahl an heimischen Wildsträuchern für den Garten.

Die Kornelkirsche (Cornus mas) blüht im zeitigen Frühjahr und ist ein wertvoller Nektar- und Pollenspender für bestäubende Insekten. Die aromatischen roten Früchte eignen sich zur Zubereitung von Marmeladen, Gelees und Säften, auch Hochprozentiges wird daraus hergestellt. Verschiedene Vogelarten haben sie zum Fressen gern, wie auch die Haselmaus und der Siebenschläfer. Kornelkirschen ergeben imposante Einzelsträucher, gehören in jede Mischhecke und vertragen den Formschnitt. Dann gibt’s allerdings weniger Blüten und Früchte.


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Die Felsenbirne (Amelanchier ovalis) ist sehr dekorativ als Einzelstrauch und in lockeren Hecken, zum Formschnitt ist sie nicht geeignet. Die cremeweißen Blüten duften fein und die rot-violetten Früchte sind schmackhaft und zur Weiterverarbeitung geeignet. Felsenbirnen kommen gut mit vollsonnigen und warmen Standorten zurecht, deshalb können sie auch im Steingarten oder in großen Töpfen gepflanzt werden.

Der Sauerdorn, auch Berberitze (Berberis vulgaris) genannt, wächst in Schnitthecken und als Einzelstrauch. Die dornigen Zweige sind ein beliebter Nistplatz für Vögel, die nach Honig duftenden gelben Blüten werden gerne von Insekten besucht. Nur die vollreifen säuerlichen Früchte der echten Berberitze sind genießbar, unreife Beeren und jene der Zierformen enthalten giftige Alkaloide.

Der Rote Hartriegel (Cornus sanguinea) ist ein pflegeleichter Strauch mit dekorativen schirmförmigen Blüten im Frühling, schön geäderten Blättern im Sommer und tollen roten Zweigen mit dunklen Beeren im Spätherbst/Winter. Er ist gut schnittverträglich und kann in jede Mischhecke gepflanzt werden. Die Früchte sind nicht für den menschlichen Verzehr geeignet, schmecken aber zahlreichen Vögeln und Säugetieren.

Die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) ist der kleinste der bisher genannten Wildsträucher. Sie wird 1 bis 3 Meter hoch und trägt im Herbst die charakteristisch leuchtend roten Früchte als Doppelbeere. Der Strauch ist anspruchslos und wächst gerne im Halbschatten bis Schatten. Die Beeren rufen beim Menschen Durchfall und Erbrechen hervor, sind aber Leckerbissen für Amseln, Drosseln, Garten- und Mönchsgrasmücke.

Ein Muss für jeden Gartenbesitzer der etwas für die Artenvielfalt tun will, sind Wildrosen oder sogenannte naturnahe Rosen. Sie blühen offen, die Staubgefäße sind also zu sehen und zumeist nur einmal vorhanden. Die nektar- und pollenreichen Blüten werden von zahlreichen Insekten besucht, die Hagebutten von Vögeln und Säugetieren gefressen. Beispiele für heimische Wildrosen sind Hundsrose (Rosa canina), Zimtrose (Rosa majalis) und Essigrose (Rosa gallica). Werden Pflanzen für eine vorwiegend grüne und dichte Formschnitthecke gesucht, sind Feldahorn (Acer campestre), Spitzahorn (Acer platanoides), Hainbuche (Carpinus betulus), Liguster (Ligustrum vulgare) und Eibe (Taxus baccata) geeignet. Vor allem, wenn die Hecken höher und breiter sein dürfen, bieten sie viele Nistmöglichkeiten. Ein regelmäßiger Schnitt ist allerdings unerlässlich, sonst entwickeln sich daraus große Bäume.

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ZWEI MÄNNER, ABER NUR EINE CHANCE Zwei Geschichten. Zwei junge Männer. Beide Flüchtlinge. Beide aus kriegsgeplagten Ländern. Der eine aus Somalia, der andere aus Afghanistan. Aber nur einer von beiden darf im Land bleiben. Die marie erzählt die Geschichten von Abokor Mohamed Rage (22) und Assadullah Ahmadzai (19).

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„Er ist einfach der Beste“ Abokor Mohamed Rage (22) hat seine Chance bekommen und genützt. Der junge Somalier kam im März 2016 als Flüchtling nach Österreich. Inzwischen hat er einen positiven Asylbescheid und kümmert sich seit zwei Jahren in seinem Job um den Erhalt unseres kulturellen Erbes.

Text und Foto: Frank Andres

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reffpunkt Thüringerberg: Es ist nur ein kleines Hinweisschild. Wer nicht genau hinschaut, übersieht es leicht. „Ruine Blumenegg, 5 Gehminuten“ ist auf der gelb-weiß markierten Tafel zu lesen. Eine Schotterstraße geht rechts ab, zu der einst stattlichen Burg, die von den Grafen von Werdenberg um 1260 erbaut worden war. Seit 2010 kümmert sich der Verein Burgfreunde Blumenegg um den Erhalt der Reste des historisch einzigartigen Kulturdenkmals. Dafür braucht es Spezialisten wie Otto Summer, der sich auf die Konservierung von historischem Mauerwerk versteht. Er empfängt die marie an seinem offiziell letzten Arbeitstag. Nach 45 Jahren ist für den 60-jährigen gelernten Maurer beruflich Schluss.

Unglaubliche Auffassungsgabe

Doch der offizielle Grund unseres Besuches ist nicht Otto Summer, sondern ein junger Mann aus Somalia. 22 Jahre alt, seit zwei Jahren bei der Firma „Wilhelm&Mayer“ beschäftigt. Sein Name: Abokor Mohamed Rage. Otto Summer ist stolz auf seinen Mitarbeiter. Er gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er über ihn spricht: „Er ist einfach der Beste.“ Otto Summer muss es wissen. Er hat in seiner beruflichen Laufbahn oft mit Flüchtlingen zusammengearbeitet. Aber so jemanden wie Akobor habe er noch nie erlebt. „Er ist mir sofort aufgefallen. Akobor verfügt über eine unglaubliche Auffassungsgabe“, stimmt er einen Lobgesang auf seinen Schützling an. Akobor schaue einfach zu und kapiere die Arbeit sofort. Das sei nicht selbstverständlich, betont Otto Summer. Andere Hilfsarbei-

Lehrmeister Otto Summer (60) und Abokor Mohamed Rage (22) gemeinsam bei der Arbeit auf der Ruine Blumenegg in Thüringerberg.


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ter, darunter Flüchtlinge und Langzeitarbeitslose, hätten nach einem langen Wochenende oft neu angelernt werden müssen. Für Otto Summer ist Akobor, mit dem er seit Juli 2017 zusammenarbeitet, ein Musterbeispiel für eine gelungene Integration. „Er kann sich gut anpassen und hat sofort die deutsche Sprache gelernt. Er ist immer gut drauf und hat eine positive Ausstrahlung. So einen Mitarbeiter kann man sich nur wünschen.“ Diese Bemühungen haben sich für Akobor ausgezahlt. Seit 4. September 2017 ist der 22-jährige Somalier fix bei der Firma angestellt. Und Otto Summer ist überzeugt, dass er die Chance bekommt, eine Lehre zu machen.

Flucht vor Terror

Dass das Leben von Akobor Mohamed Rage eine so positive Wendung genommen hat, war nicht absehbar. Aufgewachsen ist er zusammen mit fünf Brüdern und vier Schwestern in einem kleinen Dorf im Süden Somalias. Acht Jahre lang besuchte er dort die Schule. Mit 14 Jahren verließ er sein Elternhaus und ging arbeiten. Jobbte als Küchengehilfe in einem Restaurant oder in einem Internet-Café. „Mein Plan war es, mit der Familie in Frieden und Sicherheit le-

„Er kann sich gut anpassen und hat sofort die deutsche Sprache gelernt. Er ist immer gut drauf und hat eine positive Ausstrahlung. So einen Mitarbeiter kann man sich nur wünschen.“ Otto Summer

ben zu können“, erzählt er. Doch es kam alles anders. Der Terror der militant-islamistischen Bewegung „al-Shabaab“ (die Jugend) zwang ihn Anfang 2015 zur Flucht. Über die Türkei, Griechenland, Nord-Mazedonien und Serbien schaffte er es im März 2016, mit 19 Jahren, nach Wien. Acht Tage später kam er nach Dornbirn, wohnte in der Flüchtlingsunterkunft der Caritas in der Bildgasse. Heute, dreieinhalb Jahre später, ist Vorarlberg zu einer neuen Heimat für ihn geworden. Akobor hat eine klei-

ASSADULLAH ABGESCHOBEN Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: Frank Andres

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as viele Menschen mit allen Mitteln abzuwenden versuchten, ist nun traurige Gewissheit: Assadullah Ahmadzai, der in Afghanistan von den Taliban bedroht wird und seit Anfang 2016 in Vorarlberg ein neues Leben aufbauen wollte, ist abgeschoben worden. Nach drei Jahren emotionaler Achterbahnfahrt, enormer Unterstützung von Freunden und Helfern, einer großartigen Spendensumme engagierter marie-Leser und der professionellen Begleitung von Fremdenrechts- und Asylanwalt Stefan Harg, stand am 5. Juli 2019 um 6.50 Uhr die Fremdenpolizei vor Assadullahs

ne Wohnung in Röthis, spricht gut Deutsch und ist auch seit knapp einem Jahr bei Röthis 1b als Fußballer aktiv. Der 22-Jährige lebt das Leben eines ganz normalen jungen Mannes in Österreich. Akobor hält sich im Fitnesscenter körperlich fit, geht am Wochenende gerne in die Stadt und macht jetzt seinen Führerschein. Eine Rückkehr nach Somalia ist für Akobor nicht vorstellbar. „Dort gibt es für mich keine Zukunft.“ Aber Akobor hat sich eine Zukunft in Österreich verdient.

Eine traurige Nachricht hat die marie-Redaktion diesen Sommer erreicht: Assadullah Ahmadzai, 19, wurde in seine Heimat Afghanistan abgeschoben. Die marie hatte zuvor mehrfach über seine traumatische Fluchtgeschichte und beispielhafte Integration im Ländle berichtet.

Tür. Freundlich, aber dennoch in Handschellen wurde er abgeführt. Nähere Informationen bekam er keine. Auch sein Freundeskreis blieb trotz mehrfacher Intervention ohne Auskünfte über nächste Schritte. Er selber meldete sich zwei Tage später telefonisch aus Wien, wurde aber schon kurz darauf, begleitet von zwei österreichischen Polizisten, via Linienflug nach Kabul ausgeflogen. Sein Vater brachte ihn in seine Heimatstadt Dschalalabad zurück. Seit Assadullahs Flucht vor rund fünf Jahren hat sich dort nichts geändert. Weder an der täglichen Gefahr, Opfer eines Terroranschlags zu werden, noch an seinem eigentlichen Fluchtgrund, der explizit auf seine Person gerichteten Bedrohung durch die Taliban. Assadullahs >>

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einziges „Vergehen“: Er wollte sich der Terrormiliz nicht anschließen. Auch nicht nach mehrfachen Rekrutierungsversuchen. Das reichte, um sich selbst und seine Familie in Lebensgefahr zu bringen. Bis heute.

Mag. Stefan Harg findet klare Worte und pocht auf vernünftige Lösungen statt Lippenbekenntnisse.

Zwischen Angst und Hoffnung

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Assadullahs jüngste Schwester ist vor rund einem Jahr bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen. Gleich am Tag nach seiner Ankunft in Dschalalabad sei im Nachbarhaus ein Sprengsatz explodiert und wenig später, als er nach Kabul reiste, um einen neuen Pass zu beantragen, seien drei Attentate in der Stadt verübt worden, berichtet der junge Afghane bei einer seiner Kontaktaufnahmen. Wie verhält sich also jemand, der sich nach vier Jahren Flucht und Hoffnung auf Asyl mit unverändert lebensgefährlichen Zuständen konfrontiert sieht? Assadullah Ahmadzai hat keine Wahl. Einerseits muss er sich vor den Taliban verstecken und gleichzeitig bei offiziellen Ämtern vorstellig werden, um wichtige persönliche Papiere zu besorgen. Die Hoffnung auf eine Aufenthaltsgenehmigung als Schüler in der „Gastgeberschule für Tourismusberufe“ (GASCHT) hat er noch nicht aufgegeben, obwohl die Zeit rennt. Von der Schule hätte er bereits einen Platz zugesichert bekommen, die BH Bregenz weigert sich einen entsprechenden, positiven Bescheid auszustellen.

Ein Bild aus besseren Tagen: Assadullah Ahmadzai mit Brigitte Jagg, die nicht aufgeben will, für eine Aufenthaltsbewilligung des jungen Afghanen in Österreich zu kämpfen.

„Abschiebung zeigt die ganze Absurdität des Systems“

Wie erklärt sich Anwalt Stefan Harg, dass seinem Klienten Assadullah Ahmadzai Asyl verweigert wird, obwohl er aus einem Land kommt, für das Reisewarnstufe 6 gilt? Im Interview gibt der Asylanwalt Einblick in die rechtliche Situation und äußerst scharfe Kritik an der derzeitigen Gesetzeslage. marie: Gibt es eine offizielle Begründung für die Abschiebung und wie bewerten Sie diese? Mag. Stefan Harg: Die Abschiebung wird mit einer längst obsoleten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes aus dem Frühjahr 2018 „begründet“. Am Tag der Entscheidung des Gerichtes hat das AMS Bregenz jedoch eine Beschäftigungsbewilligung für die Lehre als Koch erteilt, von der das Gericht nichts wissen konnte. Herr Ahmadzai hat dann über ein Jahr hervorragend gearbeitet, die Berufsschule mit Erfolg abgeschlossen und war sozialversichert und

selbsterhaltungsfähig. Damit liegt ein völlig neuer Sachverhalt vor und die Behörde wäre verpflichtet gewesen, diesen vor der Abschiebung neu zu beurteilen. Auch die aktuellen Todeszahlen der UNO hätten zu einer Neubeurteilung führen müssen, weil 2018 das tödlichste Jahr von insgesamt 18 Jahren Krieg war. Diese Beurteilung hat die Behörde pflichtwidrig unterlassen und deshalb ist die Abschiebung aus meiner Sicht rechtswidrig. Sie zeigt auch die ganze Absurdität des bestehenden Systems. Konnten Sie als Anwalt noch etwas tun in dem Moment, als die Abschiebung angelaufen war? Wir haben beim BFA wiederholt auf das anhängige Verfahren bei der Bezirkshauptmannschaft verwiesen und leider vergeblich einen Durchsetzungsaufschub beantragt. Das System ist derzeit so konzipiert, dass es bei einer laufenden Abschiebung keinen verantwortlichen Ansprechpartner gibt und viele Angst vor einer couragierten Entscheidung im letzten Moment haben. Der Druck des Innenministeriums auf die einzelnen Beamten ist so hoch wie noch nie, der Rechtsschutz kläglich. Wie sehen Sie die Chancen einer Rückkehr für Assadullah Ahmadzai? Was sind die aktuellen Bestrebungen? Eine Prognose mit der derzeitigen Rechtslage und dem völlig überzogenen Vollzug wäre unseriös. Die Abschiebung wurde beim Bundesverwaltungsgericht angefochten, die Entscheidung ist ausständig. Das Verfahren auf Erteilung des Schülervisums ist anhängig. Der Landeshauptmann kann hier immer noch im Sinne einer vernünftigen Lösung entscheiden, wenn er will. Inwiefern? Wir werden gegen den Bescheid der BH Bregenz Beschwerde einbringen. Der Landeshauptmann kann innerhalb von zwei Monaten im Rahmen einer Beschwerdevorentscheidung den Bescheid abändern und den Aufenthaltstitel erteilen. Wenn er das nicht will, dann muss das Landesverwaltungsgericht entscheiden. Glauben Sie noch an den Rechtsstaat? Den Glauben an den Rechtsstaat habe ich nicht verloren, allerdings das Vertrauen in die herrschende Politik. Fremdenrecht ist zum Spielball und Ablenkungsmanöver von den wahren Herausforderungen geworden. Es gibt viele Lippenbekenntnisse, aber wenig gute Lösungen. Das aktuelle Gesetz ist nach unzähligen Änderungen eine Ruine und sollte ohne Denkverbote und unter Einbeziehung von Spezialisten völlig neu gefasst werden.


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WASTE’S END Ein Blog von Kristina Heilinger Feines Eis – schnell, gesund und ganz ohne Eismaschine!

Nicht nur in den Ferien esse ich gerne schon zum Frühstück Eiscreme! Auf den Tisch kommen bei mir dabei nur selbst zubereitete Kreationen. Denn die sind nicht nur ziemlich lecker, sondern auch gesund. Da kommt es wie gerufen, dass ich letztes Mal versprochen habe, meine besten drei Ideen für hausgemachtes Eis hier zu teilen. Es sind keine fixen Rezepte, sondern eher Konzepte, die du nach deinem Geschmack und mit dem Obst, welches du gerade zu Hause hast, abwandeln kannst. Wie in der letzten Kolumne geschrieben, kann man sich Eis aus der Eisdiele auch Zero Waste holen. Doch man weiß nicht überall genau, was drin ist: Manche Eisdielen arbeiten mit Fertigmischungen. Einerseits ist das Eis dann für die Qualität, die du erhältst, zu teuer. Andererseits ist das Eis auch ungesünder als das, was man zu Hause selbst zubereiten kann. Ich habe keine Eismaschine zu Hause. Denn meist würde sie ungenutzt herumstehen. Aus Nachhaltigkeitsgründen

ist es daher sinnvoller, ein solches Gerät entweder mit Freunden bzw. Nachbarn zu teilen oder ganz ohne auszukommen. Ich mag es gerne ganz unkompliziert und stelle mein Eis meistens auf Basis gefrorener Früchte ohne Maschine her. Die einfachste Eiscreme besteht aus tiefgekühlten Bananen: Püriere einfach so viele, wie du magst, mit Zitronensaft, Zimt oder zuckerfreiem Kakaopulver im Mixer. Zudem kannst du dieses Eis mit zum Beispiel mit Beeren nach Wahl abschmecken. Ich verwende auch gerne zur Hälfte ganze und zur Hälfte gefrorene Bananen, um eine cremigere Konsistenz zu erzielen – das ist meine Frühstücksvariante. Die so genannte „Nicecream“ eignet sich gut zur Resteverwertung, denn du musst so nie wieder Obst wegwerfen! Stattdessen gibst du Bananen, Beeren, Kirschen und Co für die nächste Eiscreme einfach rechtzeitig ins Gefrierfach. Besonders Obst, welches ich aus Containern retten konnte, friere ich gerne in einer Keksdose oder in einem Edelstahlgefäß ein. Softeis eignet sich gut, wenn du ohne exotisches Obst auskommen möchtest! Denn dazu brauchst du nur tiefgefrorene Bee-

ren. Püriere diese im Verhältnis 2:1 mit Bio-Joghurt. Für die Süße kannst du Zucker, Honig und/oder selbstgemachten Holundersirup nach Geschmack hinzugeben. Besonders cremig wird es, wenn du zum Schluss noch geschlagene Sahne unterrührst. Bei Verwendung von mehr Joghurt, Sahne und weniger tiefgekühlten Beeren ergibt sich eine Konsistenz, die eher an Mousse erinnert. Noch einfacher geht es mit Fruchtsaft oder Limonaden. Ich kaufe sie meist im Getränkemarkt, da sie dort in Mehrwegpfandflaschen erhältlich sind. Säfte gibst du zusammen mit einem Holzstäbchen in Eiswürfel- oder Silikonformen und lässt sie etwa sechs Stunden im Tiefkühler. Du kannst auch kleine Obststückchen, Sirup oder Zitronensaft hinzugeben und so neue Varianten kreieren. Schon hast du Eis am Stiel, welches sich nicht nur für Kinder eignet. Genieß die Ferienzeit und vergiss nicht, mir ein Foto von deinen Kreationen zu schicken! P.S: Verwende dazu bei Social Media #wastesend

Feine Eiscreme aus Bananen und Heidelbeeren

Lösen Sie es in 60 Sekunden Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden! Lösung

Für Anfänger

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Für Fortgeschrittene

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zum Quadrat

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Für Genies

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zum Quadrat

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+60% der Summe

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Lösungen auf Seite 38

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Wie ökonomische Ungleichheit unsere Gesellschaft gefährdet … Je größer die Kluft zwischen Arm und Reich, desto stärker sind sowohl die physische wie auch die mentale Gesundheit von Menschen belastet. Der soziale Friede ist bedroht, die Lebenserwartung sinkt – dies gilt für alle Menschen, im besonderen Maße sind Kinder davon betroffen. Ein funktionierender Sozialstaat wirkt gesellschaftlicher Ungleichheit entgegen, fördert die Lebensqualität der Bevölkerung und sichert den sozialen Zusammenhalt.

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Jedes fünfte Kind in Österreich ist armutsgefährdet. Europa ist es bisher besser gelungen, der weltweiten Tendenz entgegenzuwirken, wonach sich die Einkommen zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen immer ungleicher verteilen. In einem der reichsten Ländern der Erde zu leben bedeutet nicht, automatisch in Wohlstand aufzuwachsen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der USA, das mit 21,5 % die höchste Kinderarmutsrate der westlichen Welt aufweist. Jedes fünfte Kind – insgesamt mehr als 15 Millionen Kinder – gilt in den USA als arm. Der Nobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Joseph Stiglitz führt dies darauf zurück, dass Amerika in den letzten Jahrzehnten eine politische Agenda verfolgt hat, die ein hohes Maß an Ungleichheit in der Wirtschaft zuließ. Das Land habe inzwischen die geringste Chancengleichheit unter den Industrieländern. Mit dem sinkenden Bemühen des Staates um sozialen Ausgleich fallen die am stärksten gefährdeten Teile der Gesellschaft immer weiter zurück, so Stiglitz. Der amerikanische Traum geht an der Wirklichkeit zugrunde. Doch wie ist die Lage diesseits des Atlantiks? Im Vergleich zu den USA leben in Österreich „nur“ ca. 3,5 % der Kinder und Jugendlichen in Armut 1). Dennoch sind 18 % aller Kinder und Jugendlichen in Österreich armutsgefährdet 2), das sind umgerechnet ca. 324.000 Heranwachsende. In den USA gilt jedes fünfte Kind als arm, in Österreich jedes fünfte Kind als armutsgefährdet. Dennoch haben Bezahlte Anzeige

Gesamtvermögens. Damit zählt Österreich zu den Ländern mit der höchsten Vermögensungleichheit im europäischen Raum. Ein hohes Vermögen bringt einigen Wenigen erhebliche Startvorteile gegenüber der breiten Bevölkerung. Diese Vorteile werden über Generationen hinweg vererbt und haben auf lange Sicht negative Folgen für das gesellschaftliche Miteinander.

Artikel 1 der Kinderrechte: Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit.

armutsgefährdete Kinder in Österreich oftmals bessere Perspektiven als in den USA. Warum? Noch bildet der funktionierende Sozialstaat mit seinen wohlfahrtsstaatlichen Strukturen das notwendige Gegenwicht zur ökonomischen Ungleichheit. Aber: Auch in Österreich vergrößert sich die sozioökonomische Kluft. Extreme Vermögensungleichheit in Österreich Eine aktuelle Studie des Linzer Instituts für die Gesamtanalyse der Wirtschaft (ICAE) kommt zum Ergebnis, dass 1 % der Haushalte in Österreich über 40 % des gesamten Vermögens besitzen. Die unteren 50 % der österreichischen Bevölkerung besitzen gerade mal 2,5 % des

Die Auswirkungen ökonomischer Ungleichheit Dem englischen Gesundheitswissenschaftler Richard Wilkinson zufolge gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Einkommensungleichheit eines Landes und dem Auftreten einer Vielzahl gesellschaftlicher Probleme. Dabei sind vor allem die Bereiche Gesundheit, Bildung und Sicherheit betroffen. Wissenschaftliche Studien zeigen: Je größer die ökonomische Ungleichheit innerhalb eines Landes ist, 1) desto geringer ist die Lebenserwartung und desto schlechter ist der Gesundheitszustand der Bevölkerung (Zunahme an psychischen Störungen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Fettleibigkeit und Schwangerschaften von Minderjährigen), 2) desto ungünstiger sind die Auswirkungen in den Bereichen Schule und Bildung (Zunahme an Schulabbrüchen und Gewalt in der Schule, schlechtere Schulleistungen insgesamt, besonders beim Lesen, Rechnen und Schreiben),


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3) desto geringer ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Mitmenschen, und desto höher ist die Zahl an Tötungsdelikten und Inhaftierungen, 4) desto geringer ist die soziale Mobilität (d. h. Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten) der Bevölkerung. Letztendlich wird die ungleiche Verteilung ökonomischer Ressourcen auch zu einer Gefahr für die Demokratie und den sozialen Zusammenhalt. Vermögende Personen haben aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position mehr Möglichkeiten und Mittel, in politische Entscheidungsprozesse einzugreifen (z.B. über Parteispenden). Die Folge ist ein Ungleichgewicht in der Teilhabe an politischen Prozessen zulasten der einkommensschwachen Mitglieder der Gesellschaft. Damit entziehen sich aber auch soziale Gruppen mit hohem Vermögen die Grundlagen für ein gutes Leben. Statusangst und narzisstische Selbstdarstellung Die ökonomische Ungleichheit wirkt sich auch auf das persönliche Lebensgefühl und das gesellschaftliche Klima aus: Je größer die Ungleichheit in einer Gesellschaft ist, desto größer ist die sogenannte Statusangst in der Bevölkerung. Darunter

Vermögensverteilung in Österreich (Quelle: Ferschli et al., 2017) Die ärmeren 50 % der Bevölkerung ...

... besitzen 2,5 % des Vermögens

versteht man die ständige Sorge, wie man von anderen gesehen und beurteilt wird. Die unterschwellige Angst, nicht zu genügen, begünstigt eine Tendenz zur überhöhten Selbstdarstellung der eigenen Person, meist mittels materieller Statussymbole. Auf der anderen Seite resignieren jene, die das Gefühl haben, nicht mithalten zu können, und ziehen sich vermehrt aus der gesellschaftlichen Teilhabe zurück, was wiederum das Auftreten psychischer Störungen begünstigt. Diese Entwicklungen prägen viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, wirken sich auf die Gesundheit aus und haben letztlich einen wesentlichen Einfluss auf die junge Generation. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass bereits jeder vierte Jugendliche im Alter zwischen 10 und 18 Jahren in Österreich an einer psychischen Störung leidet. Bereits 31 % aller Kinder und Jugendlichen in Österreich leiden unter Versagensängsten. Möglichst faire Startbedingungen für alle Kinder Eine wichtige Maßnahme, um den Auswirkungen ökonomischer Ungleichheit entgegenzusteuern, ist die Förderung der Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen. So sollten alle Kinder, ohne Rücksicht auf Herkunft und soziale Verhältnisse, möglichst günstige Startbedingungen erhalten. Das bedeutet vor allem, Familien zu entlasten und frühkindliche Hilfen auszubauen. Nicht zuletzt deshalb sind wir auf einen funktionierenden Sozialstaat angewiesen, der die Lebensbedingungen einkommensschwacher Haushalte vereinfacht und ein gutes öffentliches Bildungs-, Gesundheits-, Pflege- und Sozialsystem bereitstellt. Text: Daniel Scheyer Armut wird als "erhebliche materielle Deprivation" definiert. Darunter fallen Haushalte, die so ein geringes Einkommen haben, dass wesentliche Güter/ Lebensbereiche nicht leistbar sind - z.B. Waschmaschine, Handy, Wohnung angemessen warm zu halten, einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren etc. 2) Als Schwelle zur Armutsgefährdung gelten 60 Prozent des durchschnittlich gewichteten mittleren Einkommens (Medianeinkommen) einer Gesellschaft. Diese Schwelle liegt bei aktuell bei 1259,Euro monatlich für einen 1-Pesonen-Haushalt. Der Wert erhöht sich um den Faktor 0,5 pro weitere Erwachsene Person und pro weiteres Kind (unter 14 Jahre) um den Faktor 0,3.

Die Weitblick GmbH fördert den Youtube-Kanal mit Filmen des Netzwerks Welt der Kinder: Seit dem Jahr 2000 veranstaltet es internationale Kongresse zur Querschnittsmaterie „Kindheit, Jugend & Gesellschaft“, erneut von 22.-25. April 2020. Der vorliegende Artikel basiert u.a. auf dem Beitrag ‚How economic inequality harms societies’ von Richard Wilkinson. Auf der Homepage www.weltderkinder. at (unter Keynotes Symposium) bzw. auf dem Youtube-Kanal können viele spannende Vorträge abgerufen werden, unter anderem: • Reiner Klingholz: Die Zukunft der Weltbevölkerung –Was kommt nach dem Wachstum? • Ismail Ibrahim: Neue Rollenbilder für Jungs & junge Männer finden – vom Fördern, Fordern und Halt geben. • Michael Kaess: Die „ideale“ Welt im Internet – Stress- und Emotionsregulation von Kindern und Jugendlichen in der Entstehung der Internetsucht.

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1)

Die reichsten 1 % der Bevölkerung ...

... besitzen 40,5 % des Vermögens

mitweitblick gesellschaft bewegen www.mitweitblick.org

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NICHT VOM PLANET DER AFFEN

Islam M. aus Dagestan fällt auf. Der 21-Jährige kleidet sich extravagant, bewegt sich ungewöhnlich und zeigt sich singend und tanzend in den sozialen Netzwerken. Das wird öffentlich kommentiert – von bewundernd bis lebensbedrohlich. Text und Foto: Mirjam Steinbock

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m Abseits zu stehen, ist dem HTL-Schüler nicht fremd. Seit er mit seiner Familie 2004 aus der russischen Republik Dagestan über Traiskirchen nach Vorarlberg kam, wird er mit Blicken und dem Gefühl des Andersseins konfrontiert. Seine Eltern sind Muslime und erzogen ihn in diesem Glauben. In der Volksschule wurde Islam regelmäßig schikaniert, ob es an Kleidung, Religion oder Sprache lag, „irgendeinen Grund gab es immer“, erinnert er sich. Auch in der Hauptschule hatte er mit Mobbing zu kämpfen. Zuhause konnte er sich nicht austauschen und fehlende Gesprächsmöglichkeiten führten schließlich zu Suizidgedanken. „Ich dachte, die ganze Welt ist gegen mich.“ Um Hilfe zu bitten, dazu sei er nicht offen genug gewesen und geschämt habe er sich auch, gibt Islam heute umso offener zu.

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Hilfe durch Austausch und Gespräch

Sein Gang gleicht einem Walk auf dem Laufsteg. Islam hat einen eigenen Bewegungsstil und liebt es, wenn er Aufmerksamkeit bekommt.

Einen Wendepunkt erlebte er mit 15 Jahren: „Wenn ich morgens in den Bus stieg, hatte ich eher die Blicke auf den Jungs als auf den Mädchen. Da habe ich gemerkt, dass ich mich wohl mehr zu Männern hingezogen fühle“ erzählt Islam schmunzelnd und wird gleich wieder ernst: „Es ist mir schwer gefallen, mich so zu akzeptieren wie ich bin.“ Irgendwann bat er dann doch um Hilfe und wendete sich an eine Schulpsychologin. „Da habe ich alles heraus lassen können, die ganzen Emo-


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„Man darf nie denken, dass man alleine ist, egal, wie schwer einem das Leben fällt. Wenn du dir Hilfe holst, zeigt das nicht, dass du schwach bist, sondern, dass du mutig bist. Es lohnt sich, nach Menschen zu suchen, die dich verstehen.“

tionen, die ich in mir hatte. Allein durch die Gespräche ging es mir besser und ich bekam das Selbstbewusstsein, meinen eigenen Weg zu gehen.“ Viele Gespräche und der Austausch mit den besten Freunden halfen Islam, zu sich selbst zu stehen und seine Homosexualität zu akzeptieren. Auch seine Eltern wissen davon, wenn auch nicht offen darüber gesprochen wird. Die Distanz zur Familie wuchs. Mit 18 Jahren entschloss sich Islam, von zuhause auszuziehen. Heute lebt er in einem Wohnheim in Bregenz. Im Gespräch ist spürbar, dass er seine Eltern und Geschwister vermisst. Auf die Frage, ob er Hoffnung habe, dass sich das Verhältnis bessere, sagt er: „Es nützt nichts, das zu machen, was meine Eltern sagen. Sie leben nach dem Motto ‚Gesetz ist Gesetz’. Ich weiß, dass ich meine Familie nicht verändern kann, das müssen sie selbst tun. Und ich gehe meinen eigenen Weg.“ Dieser hinterlässt sichtbare Spuren. Sieht man Islam an sich vorbei gehen, kann der Eindruck entstehen, in der ersten Reihe einer Modenschau zu sitzen. Der junge Mann mit den feinen Gesichtszügen läuft über die Straße wie ein Model. Gekonnt setzt er einen Fuß vor den anderen, schwingt mit den Hüften und wirft die Arme in Pose. Passanten schickt er während einer sicheren Drehung auch schon mal eine Kusshand. Seine Bewegungen erinnern an das „Voguing“, einen Tanzstil, der in den 1980er Jahren in New York Harlem begann und durch die homosexuelle Subkultur etabliert wurde. Populär wurde der Stil u.a. durch Madonna, die ihm mit dem Musikvideo „Vogue“ ein Denkmal setzte.

Unterstützung finden bei der „WEISSE RING“

Zu Islams eigenen Vorbildern zählen Demi Lovato und Selena Gomez. Auch Helene Fischer fasziniert ihn: „Wie sie interagiert mit den Fans und ihre Positivität ausbreitet... Mit Schlagern kann man so viel Freude zeigen. Das finde ich schön“, schwärmt er. Sobald er über Musik und Tanz spricht, strahlt der sonst leise sprechende und eher ernst wirkende junge Mann. Das Tanzen hat er sich selbst beigebracht und langsam seinen eigenen Stil entwickelt. Den trägt er am liebsten öffentlich zur Schau: „Ich liebe es, wenn die Blicke auf mich gerichtet sind, und fühle mich frei, wenn ich mich auf der Straße so offen zeige.“ Dafür bekommt er Komplimente, aber auch negative Rückmeldungen, vor allem in den sozialen Netzwerken. Hasskommentare seien üblich, als sogar Morddrohungen kamen, wurde Islam aktiv. Er ging zuerst zur Polizei und dann zu der „WEISSE RING“, einer Anlaufstelle, die im Auftrag des Bundesministeriums Opfern von Verbrechen und Straftaten juristisch und psychologisch berät und begleitet. Dort fand Islam Hilfe und Bestärkung. Aktuell gebe es keine Morddrohungen, sagt der 21-jährige, und wenn, dann würde er sich sofort wehren.

Tun, was das Herz sagt

Verständnis für intolerante Menschen hat er nicht: „Langsam sollte einem bewusst sein, dass wir im 21. Jahrhundert leben und nicht auf dem Planet der Affen. Wir sind in Österreich und das ist ein Land mit Meinungsfreiheit und Toleranz“, ist

er überzeugt und bemerkt, dass viele Menschen von Selbstzweifeln und Komplexen geplagt sind. Er selbst bekämpft negative Gedanken und Gefühle ganz bewusst und greift zu Mitteln, die ihm schon während der Schulzeit die Möglichkeit zu Rückzug und Reflexion gaben. „Ich habe mir viel Zeit für mich selbst genommen. Nach der Schule bin ich immer in den Wald gegangen, damit ich einen freien Kopf bekomme. Ich habe dabei Musik gehört und getanzt und gemerkt, dass mich das aufheitert und pusht.“ In die Welt der Musik, des Tanzes und der Performance soll es auch in Zukunft gehen. Nach der Matura möchte Islam in eine große Stadt. Berlin, Köln oder Wien könnte er sich vorstellen. „Ich tue einfach, was mein Herz sagt“, gibt er sich optimistisch und erwähnt, dass er dafür zuerst an einem Startkapital arbeiten müsse. In sich selbst zu investieren und an sich zu glauben, damit kennt sich Islam mittlerweile aus. Und er möchte auch Andere bestärken, die mit sich selbst kämpfen. Seine Botschaft ist deutlich: „Man darf nie denken, dass man alleine ist, egal, wie schwer einem das Leben fällt. Wenn du dir Hilfe holst, zeigt das nicht, dass du schwach bist, sondern, dass du mutig bist. Es lohnt sich, nach Menschen zu suchen, die dich verstehen.“ Opfer von Verbrechen und Straftaten ungeachtet des Alters, Geschlechts, der Nationalität finden Soforthilfe bei der „WEISSE RING“. Kontakt in Vorarlberg: vlbg@weisser-ring.at, 0699 / 134 34 003 und www.weisser-ring.at.

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Lernlust statt Lernfrust Im September feiert sie mit ihrer Lernstätte „Pat & Ivett‘s learn.lab“ ihr 10-Jähriges. Ihr Konzept ist ein Füllhorn an Kreativität, ihre Philosophie ihr Erfolgsrezept. Patrizia Pozzera, 45, versteht es, den Lernfrust bei den Hörnern zu packen und die Selbstmotivation anzukurbeln. Ihr Ziel: Starthilfe statt Nachhilfe.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: Frank Andres

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eder von uns weiß, wie schnell und gut die Sache mit dem Lernen funktionieren kann, wenn Interesse und Freude mit an Bord sind. Zwei Faktoren, die im Schulsystem oft zu kurz kommen. Was zur Folge hat, dass es für viele Kinder und Jugendliche ohne Nachhilfe nicht mehr geht. Vorarlbergweit konkret für 10.000 von 48.000 SchülerInnen allein im vergangenen Schuljahr. So eine aktuelle, im Auftrag der AK veröffentlichte Studie des Instituts für Sozialforschung. Bedeutet: eine finanzielle Mehrbelastung für Vorarlberger Familien von insgesamt 3,9 Millionen Euro. Ganz zu schweigen vom emotionalen Stress, der sich durch die Angst vor negativen Noten wie eine schwarze Wolke auf ganze Familien legt. Dabei macht besonders betroffen, dass bereits in der Volksschule 15 Prozent der Kinder ihre Freizeit in Nachhilfestunden investieren müssen.

Dem Nachhilfe-Bedarf zuvorkommen

Oft genug ist Patrizia Pozzera die letzte Hoffnung für SchülerInnen, die den Anschluss an den aktuellen Lernstoff verloren haben oder unter Versagensängsten leiden. Gleichzeitig wird „Pat & Ivett‘s learn.lab“ inzwischen immer häufiger aus purer Freude am Lernen besucht. Und das ist auch das eigentliche Ziel der in Linz aufgewachsenen und heute in Lustenau beheimateten Diplom-Kauffrau: Kindern und Jugendlichen eine Starthilfe zu geben, um so dem potenziell hohen Nachhilfe-Bedarf zuvorzukommen. Mit schulbegleitenden Gruppenkursen sowie auch Sommer-Intensivkursen, in denen Lücken geschlossen und so Brücken in die nächste Schulstufe geschlagen werden.

Das Potenzial der Neugierde

Dass jedes Kind neugierig auf die Welt kommt, lernen und Dinge können will, davon ist Patrizia Pozzera überzeugt. Dieses Credo hat der zweifachen Mutter und ehemaligen Managerin von Anfang an den Weg gewiesen. Das ursprünglich als Partyraum angedachte Souterrain ihres Hauses hat sie zu einer Lernwelt umgestaltet, in der sich selbst eine Schulverweigerin wie Pippi Langstrumpf wohlgefühlt hätte. Mit ein paar Handgriffen wird das Lus-

tenauer „learn.lab“ in ein Kino verwandelt, die integrierte Küche lädt zum gemeinsamen Kochen ein, es wird gefeiert und gespielt, gebastelt und geknetet, fantasiert, inszeniert und illustriert. Und fast nebenbei passiert, was der eigentliche Anlass ist: Es wird gelernt. Mit Englisch und einer Kindergarten-Gang hat alles angefangen. Später ist die Mathematik dazugekommen, aktuell sind auch Deutsch, Französisch und Spanisch mit im Programm. „Auf die Frage der Eltern, was sie denn heute alles gelernt haben, können die Kinder oft keine Antwort geben“, versucht Patrizia Pozzera zu erklären, was das Konzept ausmacht: Spielerisches Lernen mit allen Sinnen, das die natürliche Motivation in den Kindern weckt und ihr Selbstbewusstsein stärkt. „Eigentlich ist es der Idealzustand, wenn sie gar nicht merken, dass sie lernen“, lacht die Mittvierzigerin, die die Widerstände und Frustrationen der Kinder nur zu gut versteht. Sie selbst sei eine mäßig motivierte Schülerin gewesen, sei vor allem in die Schule gegangen, um Freunde zu treffen. Zudem habe sie Englisch gehasst. Dass sie sich heute genau für diese Sprache begeistert, dazu hat erheblich ihr weiterer Lebenslauf beigetragen. Ihr BWL-Studium absolvierte sie unter anderem in Stockholm, später leitete sie als Geschäftsführerin die Geschicke der Brau Union in Rumänien. Aus diesen Lebensphasen sind ihr viele internationale Freunde geblieben. Englisch habe so plötzlich eine hohe Relevanz bekommen und darüber hinaus auch ihre Zuneigung gewonnen.

Berufliche Neuorientierung

Nachdem die damalige Brauerei-Leiterin ihre Vorarlberger Sandkastenliebe geheiratet hatte, 2002 nach Lustenau gezogen war und zwei Kinder zur Welt gebracht hatte, war es ihr Sohn, der ihr den entscheidenden Impuls für ihr heutiges Unternehmen lieferte: „Bei uns gab es immer wieder englischsprachigen Besuch, mein Fünfjähriger interessierte sich sehr für die fremden Worte und dabei ist mir bewusst geworden, dass das – also Englisch zu lernen – eine Schiene ist, die wir ihm ermöglichen sollten. Gerade weil ihn die Sprache so faszinierte.“ Mit einer Gruppe Kleinkinder startete sie einen ersten Versuch und merkte, wieviel Spaß ihr das Vermitteln einer Sprache machte. 2009


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wagte Patrizia schließlich den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Das Maskottchen „Cat Ivett“ wurde geboren, Lernmaterial zusammengetragen, ein Hausteil zu „Pat & Ivett‘s learn.lab“ ausgebaut. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte.

Viel Lob und magic verbs

Noch jedes Kind, sofern es nicht erst drei Tage vor dem Nachzapf vor der Tür stand, hat die findige Lernbegleiterin in den letzten zehn Jahren durchgebracht. Egal, ob Matura, der Lehrabschluss oder das Weiterkommen in die nächste Schulstufe anstanden. Angesprochen auf den hohen Nachhilfe-Bedarf meint sie, sie könnte Bücher schreiben darüber, was insgesamt im System falsch laufe, wolle aber niemandem an den Karren fahren: „Ich sehe ja, wie Lehrer oft selbst unter Situationen leiden, die sie nicht ändern können. Deshalb gehe ich lieber in die Schulen, suche den Kontakt und das Miteinander.“ Das würde sehr geschätzt. „Das Problem fängt ja oft schon bei den Schulbüchern an. Richtig gute fehlen“, sagt sie und entwickelt deshalb auch eigene Lernmaterialien. Mit allem, was die Sinne anregt und die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar macht. „Viele Kinder kommen nicht von Vornherein freiwillig zu mir, geschweige denn zuversichtlich. Oft sagen sie: „Ich kann es eh nicht.“ Das widerlege ich ihnen unmittelbar, indem ich ihnen Werkzeuge an die Hand gebe, die zu schnellen Erfolgserlebnissen führen.“ Es brauche viel Lob, ergänzt sie und dem Negativen müsse die Schneid abgekauft werden.

Fehler willkommen

Bei ihr seien Fehler willkommen und Ausnahmeverben hießen „magic verbs“. Das wirke. „Jedenfalls sehen die Kinder in kürzester Zeit, was es ihnen bringt und was sie sich zu Hause an Lernzeit ersparen – ganz abgesehen vom insgesamt entlastenden Effekt für die ganze Familie. Und dann wollen sie plötzlich kommen.“ Oft sei sie auch mehr als nur Lernbegleiterin. Ja, natürlich würde man mit vielem konfrontiert – gerade auch mit psychischen Belastungen – und mitunter sei eine Runde Zuhören wichtiger als eine neue Lektion.

LOVE&PEACE FESTIVAL 50 Jahre nach Woodstock findet am Samstag, den 7. September von 10.30 bis 22 Uhr im Kulturhauspark in Dornbirn das „Love&Peace”-Festival statt. Von Themen wie Ungleichheit, kriegerischen Auseinanderesetzungen, Ausgrenzung und Feindseligkeit gegen unterschiedliche Menschengruppen ist auch Österreich nicht verschont. Deshalb wollen die Menschen und Organisatoren rund um das Festival ein schönes Zeichen setzen. Den gesellschaftlichen Krisen soll durch Kultur, Musik, Tanz und Kulinarik begegnet werden. Neben Bands wie dem SkiSchuh-Tennis Orchestra, der Toni Eberle Band oder Prince Moussa Cissokho's Afrofusion gibt es auch politische Diskussionen (Moderator Thomas Schmidinger), ein Kinderprogramm und einen Poetry-Slam von Sophia Juen. Im Friedenszelt werden Themen wie Demokratie erörtert und gemeinsam debattiert. Wer nach dem Festival weiterfeiern will, der kann das ab 22.30 Uhr im Conrad Sohm tun. Vom Kulturhauspark geht ein Gratis-Shuttlebus direkt zum Prachtclub.

Sudoku So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrat) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!

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Kleine Sprachgenies

Besonders am Herzen lägen ihr die Kleinsten und ihre aktuellen „Deutsch als Zweitsprache“-Kurse. Ein höchst relevantes Angebot, das vielen Kindern den Übertritt in die Schule immens erleichtere. Denn, so die passionierte Lernbegleiterin: „Kinder sind von Natur aus kleine Sprachgenies und man kann ihnen einen völlig ungezwungenen Start in die Welt der Sprache ermöglichen. Wenn du bei einem Dreijährigen das Interesse für eine Fremdsprache weckst – und das sehe ich ja auch bei meinen Kindern – dann ist der Rest ein Kinderspiel.“ www.patandivett.at, Tel.: 0664 3525 525

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KÜRBIS-APFELMARMELADE Zutaten:

ne Küche im Christian Walser hat die moder Arbogast maßJugend- und Bildungshaus St. ren kocht er für geblich mitgestaltet. Seit 15 Jah t und Leidenseine täglich neuen Gäste mit Lus , dass sein Beschaft. Das hat wohl damit zu tun önste der Welt ruf für ihn immer noch der Sch Zeitgenosse, der ist. Privat ist er ein sportlicher stählt und gerim Fitnessstudio seinen Körper freut: dass sein ne wandert. Was ihn besonders tritt und derSohn Denzel in seine Fußstapfen olviert. zeit die Kochlehre in Arbogast abs

Zubereitung:

Äpfel & Kürbis schälen, entkernen und groß würfeln. Mit etwas Orangensaft und Zitronensaft, Zimt (nach Geschmack) bei 120 Grad im Ofen weichdünsten. Das Ganze pürieren und mit dem Gelierzucker nach Anweisung einkochen. In saubere Gläser abfüllen und sofort verschließen. Ein bis zwei Wochen rasten lassen, damit sich der Geschmack gut entwickeln kann.

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• ½ Kilo Hokkaido-Kürbis • ½ Kilo Äpfel (süß-säuerlich) • 500 g Gelierzucker 3:1 • 1 Bio-Zitrone • ¼ Liter Bio-Orangensaft • Zimt gemahlen

Der Küchenchef ­empfiehlt


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DENK MIT, MACH MIT! von Gitte Nenning

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eine Sorge, das wird weder Wahlwerbung noch ein Wahlaufruf, sondern ein Plädoyer zur Kompromissbereitschaft. Es geht doch nicht um Gut oder Böse, um Sieger oder Verlierer. Unsere Gesellschaft besteht aus verschieden denkenden Menschen, was gut ist, denn darin steckt kreatives Potential. In einem sind wir uns wohl einig, wir leben hier zwar in einem sicheren Teil der Erde, aber sind dennoch mit Problemen konfrontiert. Wie löst man Probleme? Man denkt nach, tauscht sich aus, sammelt Ideen und fällt Entscheidungen. Leider scheint nichts davon in unserer Politik zu funktionieren. Eine gute Geschäftsleitung motiviert, unterstützt und fördert ihre Mitarbeiter und verbreitet nicht Angst und Unsicherheit. Unsere Regierung ist nichts anderes als die Geschäftsleitung der Firma Österreich. Wir Steuerzahler erwirtschaften das Geld für den Staat, und als Lohn dürfen wir uns erwarten, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der die Menschenrechte für jeden erreichbar sind. Leider werden viele um ihren Lohn betrogen! Und doch sind wir selbst es, die alle

paar Jahre unsere neuen Vorgesetzten wählen. Eine gute Idee scheint nicht zu funktionieren. Wir müssen uns wohl eingestehen, dass die Politik, die für uns gemacht wird, ein Spiegel unserer Gesellschaft ist. Meiner Meinung nach ist es Zeit, dass wir mehr an uns selbst und an die positive Energie eines konstruktiven Miteinanders glauben. Wenn wir aufhören, das Spiel der Politik mitzuspielen, dann wird sich etwas ändern. Wenn wir uns nicht gegeneinander aufhetzen lassen, sondern miteinander reden und nach Lösungen suchen. Wenn jeder von uns den Mut hat, zuzuhören und Gegensätzen Raum zu geben und es schafft, mit seinem Feind am selben Tisch zu sitzen und ihr oder ihm mit Respekt zu begegnen, dann wird sich die Gesellschaft in den nächsten Jahren ändern. Dann werden wir gemeinsam Wege finden, die Menschenrechte lebbar zu machen. Ich wünsche euch Kraft, Mut und eine gute Streitkultur, an deren Ende immer ein respektvolles Miteinander steht. Bitte denkt und macht mit!

„Liebe ist die beste Köchin“ Nach vielen erfolgreichen Büchern für Kinder und Jugendliche – zuletzt wurde sie im Mai mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis für ihren Jugendroman „17 Erkenntnisse über Leander Blum“ ausgezeichnet – präsentiert die Vorarlberger Autorin Irmgard Kramer im September ihren ersten Ro-

man für Erwachsene: „Liebe ist die beste Köchin”. Wann: Dienstag, 10. September, 19.30 Uhr, Eintritt frei Wo: Lesung im Gasthof Schwanen, Lustenauer Straße 43 Veranstalter: Dornbirner Bibliotheksbund.

Impressum

Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,70 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn Telefon: 0677 61538640 eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Christina Vaccaro MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Guntram Gärtner, Kristina Heilinger, Simone Fürnschuß-Hofer, Simone König, Christine Mennel, Gitte Nenning, Daniel OngarettoFurxer, Mirjam Steinbock, Gerhard Thoma Zeitungsausgabestellen: Dornbirn Kaplan Bonetti Sozialwerke Kaplan-Bonetti-Straße 1 Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz dowas, Sandgrubenweg 4 Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 Uhr Bludenz do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr Feldkirch Caritas-Café, Wohlwendstraße 1 Dienstag und Freitag 10 bis 12 Uhr Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Externe Beiräte DSA Markus Hämmerle, DSA Heidi Lorenzi, Cornelia Matt, Mag. Peter Mayerhofer, Dr. Claudio Tedeschi Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 15.000 Exemplare Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP Alexander Grass Bildbearbeitung Fitz Feingrafik Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580 BIC: RVVGAT2B420 © 2019 marie. Alle Rechte vorbehalten.

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Mittendrin in V

Wo der Kuli im Kaffee nichts ausmacht Wie beeinflusst Musik das Leben von an Demenz erkrankten Menschen? Und wie kann Musik positiv eingesetzt werden? Matthias Brüstle (52), Psychologe und Geschäftsführer von Demenz Liechtenstein, gibt Einblicke, wie Menschen durch Musik und Kunst berührt werden.

Text und Foto: Daniel Ongaretto-Furxer

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enry sitzt zusammengekauert in seinem Rollstuhl. Er legt seinen Kopf auf seine Hände und schaut ins Leere. Als die Pflegerin kommt, ihm Kopfhörer aufsetzt und ihm seine Lieblingsmusik vorspielt, hebt er seinen Kopf, seine Augen werden ganz groß und er beginnt, zur Musik von Cab Calloway mitzusingen. Er ist plötzlich wie verwandelt, Henry erwacht zum Leben. „Alive Inside – A Story of Music and Memory“ lautet der Titel der 2014 erschienenen US-Dokumentation, die von Henry handelt und von seiner Krankheit. Denn Henry hat Demenz.

Aufhellende Stimmung

„Mich hat dieser Film, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, sehr fasziniert. Er zeigt sehr deutlich, wie Musik die Stimmung von an Demenz erkrankten Menschen aufhellen kann, wie sie durch Musik belebt werden“, erzählt Matthias Brüstle, Psychologe und Geschäftsführer von Demenz Liechtenstein. Wir sehen uns gemeinsam einen kurzen Ausschnitt an. Die Kraft der Musik ist unverkennbar. „Wir alle werden von Musik und Kunst berührt, warum nicht auch diese Menschen?“ Wie kann nun aber Musik richtig eingesetzt werden, damit sie

einen positiven Einfluss auf demente Personen hat? „Menschen, die sich an fast nichts mehr erinnern können, beginnen, mitzusummen oder zu singen, wenn sie ein vertrautes Lied aus ihrer Kindheit oder Jugend hören“, erklärt Matthias Brüstle. „Die Lieblingsmusik von Menschen zu kennen, ist also essenziell wichtig. Ansonsten kann sogar das Gegenteil ausgelöst werden: Ablehnung und Aggression.“ Diese Erkenntnis wurde auch bei der Ausstellung „Da war doch was!“ im September und Oktober 2017 im Kunstmuseum Liechtenstein genutzt. Im Sinne des Films „Alive Inside“ beriet der Musiktherapeut, Konzertpianist und Arzt Wolfgang Ellenberger Besucherinnen und Besucher bei der Erstellung einer individuellen Musikbibliothek für ihre betroffenen Angehörigen, so dass bei diesen die revitalisierende Kraft der Musik bei regelmäßigem Musikhören der eigenen Lieblingsmusik zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen kann.

Unmittelbarer Lernerfolg

Klassische Musik eignet sich ebenfalls für eine Musiktherapie. Sie beruhigt und ermutigt die Menschen. Demenz Liechtenstein bietet darum in ihrem Jahresprogramm sowohl Singveranstaltungen als auch Veranstaltungen an, bei de-

nen Musikinstrumente gespielt werden können. Ein Instrument, das extra für diesen Zweck entwickelt wurde, ist die Veeh-Harfe. Es ist eine Harfe, unter deren Saiten ein Transkript gelegt werden kann. Die Notenköpfe sind so notiert, dass man sofort weiß, welche Saite zu zupfen ist. Dies ermöglicht ein intuitives Spiel, ohne jegliche Vorerfahrung. Der unmittelbare Lernerfolg ist motivierend und so bestens geeignet für Menschen mit, aber auch ohne Demenz. „Als kunstaffiner Mensch reizte es mich schon immer, meine Tätigkeit mit Kunst zu verbinden. Schon bei der Eröffnung der Fachstelle Demenz Liechtenstein im Jahr 2015 haben wir im TAK Theater in Schaan eine szenische Lesung von ‚Der alte König im Exil‘ von Arno Geiger aufgeführt.“ Erstaunliche 120 Veranstaltungen hat die Fachstelle, die als Verein konstituiert ist, bisher organisiert, um vor allem eines zu erreichen: Öffentlichkeit. „Wir wollen das Thema aus seiner mit Scham behafteten Ecke herausholen und einer breiten Öffentlichkeit zeigen, was Demenz ist und wie jede/r damit umgehen kann. Denn es sind in erster Linie keine Kranken, sondern es sind Menschen, mit denen wir es hier zu tun haben“, so das Plädoyer von Brüstle. „Im besten Fall schaffen wir es, Men-


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„Wir wollen das Thema aus seiner mit Scham behafteten Ecke herausholen und einer breiten Öffentlichkeit zeigen.“ Matthias Brüstle

schen mit und ohne Demenz in Kontakt zu bringen und ein Programm für beide anzubieten.“ Denn gerade Menschen mit Demenz sind von Vereinsamung und Isolation betroffen. Demenz Liechtenstein ist eine Beratungsstelle. Pro Jahr suchen durchschnittlich 30 Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen Rat bei dem in Vorarlberg geborenen Matthias Brüstle, der die Einrichtung leitet und gleichzeitig alleine führt. Mit über 100 Menschen, die die Dienste bisher in Anspruch genommen haben, steht er in Kontakt. Zudem haben mehr als 800 Personen Fortbildungen besucht. Finanziert wird Demenz Liechtenstein durch zwei Stiftungen und heuer auch zum ersten Mal durch den Staat Liechtenstein. Vor der Gründung 2015 war Brüstle in intensivem, fachlichem Kontakt mit Daniela Egger, Geschäftsführerin von „Aktion Demenz“ in Vorarlberg. Auch in Vorarlberg werden bei Singveranstaltungen und bei Kunstausstellungen die Sinne für Menschen mit Demenz angeregt. Dieses Thema ist in der Demenzforschung sehr aktuell. In Liechtenstein sind bei einer Einwohnerzahl von rund 38.000 Menschen 500 von Demenz betroffen, also 1,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zwischen 70 und 75 Jahren sind 4 Prozent an De-

menz erkrankt, zwischen 90 und 95 sind es bereits 40 Prozent. (Quelle: pro mente Vorarlberg). Die Tendenz ist durch die immer älter werdende Gesellschaft steigend.

Scham und Tabuisierung

„Viele wissen nicht, wie sie mit der betroffenen Person umgehen sollen, oder kommen erst, wenn der Hut wirklich brennt. Weil es ‚darf ‘ ja nicht sein, dass ich meinen Mann oder meine Frau nicht mehr selbständig betreuen kann.“ Das Thema Scham und Tabuisierung spielt bei dieser Krankheit immer noch eine große Rolle. „Wir alle sollten die Kompetenz erlangen, wie wir Menschen mit Demenz helfen können. Dazu braucht es keine medizinische oder psychologische Ausbildung, sondern oft nur etwas Wissen um die Krankheit und Geduld mit den Menschen“, so Brüstle. „Wenn der Kuli im Kaffee nichts ausmacht und die Personen nicht andauernd mit ihrer Vergesslichkeit konfrontiert werden, ist viel erreicht.“ Demenz ist eine Krankheit, die häufig ab dem 65. Lebensjahr auftritt. Demenz ist dabei ein Oberbegriff für verschiedene Krankheiten, die mit dem Verlust des Gedächtnisses und der Persönlichkeit zu tun haben. Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Erkrankung. Je früher

erste Anzeichen erkannt werden, desto besser kann die Krankheit verlangsamt werden. Heilbar ist sie bis heute nicht. Eine gesunde Ernährung, wenig Alkohol, Verzicht auf Zigaretten und viel Bewegung können den Fortschritt der Krankheit deutlich verlangsamen. Und die Musik. Musik trägt zu einer positiven Stabilisierung bei und bringt viel Lebensfreude. Eine Lebensfreude, die bei Henry, dem Protagonisten des Films von „Alive Inside“, aufleuchtet und sein Leben erhellt.

Veranstaltungstipp

Sonntag, 15. September (Tag für Menschen mit Demenz), 15 Uhr, Großer SAL, Schaan: „Musik ist unser Lebenselixier“ Das Vorarlberger Ensemble „Die Schurken“ spielt klassische Werke von Bach, Debussy, Strawinsky u.v.m. Nach dem Konzert tragen sie bekannte Lieder zum Mitsingen vor. Infos: www.demenz.li Filmtipp: Alive Inside – A Story of Music and Memory, 2014, Drehbuch und Regie: Michael Rossato-Bennett, dt. Fassung, 78 Minuten

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Karate für Menschen mit Down-Syndrom Menschen mit Down-Syndrom zwischen 15 und 40 Jahren aufgepasst: Ab Herbst startet der Verein „Karate Bregenz“ ein Training, das sich speziell an den Fähigkeiten von Menschen mit Down-Syndrom orientiert. Es soll dabei nicht nur deren körperliche wie kognitive Fitness verbessert werden, sondern auch deren Möglichkeiten zur Teilhabe am Vereinsleben und am sportlichen Geschehen. Eva Kathrein und Stefan Mayr von Karate Bregenz ist es gelungen, mit „ICONS“ ein einzigartiges Projekt für Vorarlberg auf die Beine zu stellen, das vom „EU-Erasmus+ Sport-Programm“ mitfinanziert wird. Das Projekt läuft über einen Zeitraum von 36 Monaten und möchte „die Rolle des Sports als einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt nutzen“. Es sind noch Plätze frei, die Teilnahme ist kostenlos, Termine und Kursorte werden gemeinsam fixiert. Kontaktadresse für alle Interessierten: office@karate-bregenz.at; weitere Infos: karate-bregenz.at/erasmus/

Die Karatekas Eva Kathrein und Stefan Mayr freuen sich auf das Karatetraining mit Menschen mit Down-Syndrom.

Im September geht es mit den ersten Trainingseinheiten los, noch haben Interessierte die Möglichkeit, sich anzumelden. Fotos: Stefan Friedrich Mayr

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S C HAC H - E C K E IM Georg Fröwis (Hohenems) Georgios Papidakis (Griechenland) 3. Int. Open auf Hersonissos (GRE) 2019

Bernard Ruch (Frankreich) Julian Kranzl (Hohenems) 23. Int. Open in Wasselonne (FRA) 2019

Alexandre Beurois (Frankreich) Andreas Kezic (Hohenems) 10. Int. Open in Vaujany (FRA) 2019

1 Wie kann Weiß am Zug forciert matt setzen?

2 Mit welcher Fortsetzung kann Schwarz am Zug überzeugend gewinnen?

3 Wie kann Weiß am Zug einen Bauern gewinnen?

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MORGENSTUND‘ HAT INSPIRATION IM MUND

Praxis-Workshop: Plastikfrei Ein Workshop für alle, die Plastik Lebewohl sagen möchten

Inhalt

Corinna Amann verrät, wie sich Plastik im Alltag ganz einfach reduzieren lässt. Die Teilnehmenden bereiten unterschiedliche Produkte nach natürlichen Rezepten zu. Dienstag, 22.10.2019 von 17:30 – 19:30 Uhr 25.- Euro/Person (inkl. Materialien und Unterlagen)

Das hilft dem ärgsten Morgenmuffel in den Tag: „Inspiring Mornings“ nennt sich ein neues Format, das all jene mit Inspirierendem und Wahrhaftigem versorgt, die gerne ihren Alltag mit einer Prise Perspektivenwechsel würzen. Wenn hoch oben im Bregenzer Martinsturm der Blick über den Bodensee schweifen darf und interessante Persönlichkeiten bei Kaffee und Gipfele in kurzen Impulsvorträgen aus ihrem Leben erzählen, wird Raum für nicht alltägliche Begegnungen bereitet. Zum nächsten „Inspiring Morning“ ist Lienhard Valentin zu Gast. Der in Deutschland geborene Achtsamkeitspionier und Verleger hat erst kürzlich ein „Zentrum für Achtsamkeit und Familie“ in Götzis gegründet. Die Nachfrage nach Meditation und Achtsamkeitstrainings sei die letzten Jahre immens gestiegen. „Das hängt sicher damit zusammen, dass immer mehr Menschen den Kontakt zu sich selbst verloren haben und mit dem Autopiloten durch ihr Leben eilen. Das macht auf Dauer unzufrieden, brennt uns aus. Das zunehmende Tempo unserer heutigen Gesellschaft, existenzielle Ängste und das verstärkte Gefühl des Getrenntseins – der Isolation – tun ihr Weiteres“, so Lienhard Valentin. (Quelle: www.lienhard-valentin.de) Inspiring Mornings – nächste Termine: Fr, 27. 9. Achtsamkeitstrainer Lienhard Valentin; Fr, 25. 10. Telefonseelsorger und Humorberater Sepp Gröfler; jeweils 8 bis 9 Uhr, (Ankommen ab 7.22 Uhr), Ort: Martinsturm Bregenz, www.inspiring-mornings.com

Tipp

Wie es Familie Amann geschafft hat, plastikfrei zu leben, erfahrt ihr beim kostenlosen Vortrag am 15.10.2019. In Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Umweltverband

Anmeldung und weitere Informationen bildung@energieinstitut.at www.energieinstitut.at/bildung Bezahlte Anzeige

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13. September, Bludenzer Innenstadt: Offenes Kanonsingen (Kanondrom) zum Mitmachen. Motto „Singen Integriert“. Start: 19.00 Rathaus. Anschließend zieht der Zug in die Remise, wo die Aufführung der „Aliengesänge“ stattfindet. Zum Mitmachen! TAUSENDUNDEINE HEIMAT

In einer kreativen Bühnenshow führen wir 20 Lieder aus den größten Vorarlberger Zuwanderungsländern auf. Es entstehen Kontakte zu Deutschland, Türkei, Bosnien, Serbien, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Syrien, Italien, Russland, Schweiz, Afghanistan, Afrika, Amerika, Polen, Slowakei, Bulgarien, Slowenien, Indonesien, Irak. PROBEN, OFFENE ABENDE UND AUFTRITTE IM SEPTEMBER

Mo 2.9., 19.00: TIK Dornbirn Di 10.9., 19.00: Remise Bludenz Do 12.9., 19.00: Remise Bludenz Generalprobe Fr 13.9., 19.00: Innenstadt Bludenz KANONDROM 20.30: Remise Bludenz ALIENGESÄNGE Aufführung Di 17.9., 18.00: Westend Achsiedlung Bregenz Mo 23.9., 19.00: IFS Feldkirch Probenbeginn 1001 Heimat Di 24.9., 18.00: Westend Achsiedlung Bregenz Mo 30.9., 19.00: IFS Feldkirch Ohne Vorsingen, ohne Noten, ohne Vorkenntnisse! SINGEN INTEGRIERT.

TREFFPUNKT.HEIMAT – das soziokulturelle Landesprojekt zur Zuwanderung. Träger Verein Aktion Mitarbeit | info@heimatshuttle.at | www.heimatshuttle.at Bezahlte Anzeige


International

DIE SEXUELLE REZESSION Es ist ein Mythos, dass Sex heutzutage ein unkompliziertes Thema ist. Die Darstellung von Sex in den Medien, Dating-Apps und der leichte Zugang zu Pornografie haben die Einstellung der Menschen zum Thema Sex verändert. Selbst die Finanzkrise 2008 hatte negative Auswirkungen auf das Sexualleben und die sexuellen Leistungen der Menschen. Shedia ermittelt, welche Themen unser Sexualleben und unsere sexuelle Zufriedenheit beeinflussen. Text: Spryos Zonakis Illustation: Spryos Zonakis Fotos: Reuters (Jason Lee, Eric Gaillard)

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ebruar 2017. Per-Eric Mouscos, ein Mitglied des Stadtrats in der kleinen Stadt Övertorneå in Nordschweden, legte einen bahnbrechenden Vorschlag vor: Die 550 Beschäftigten der Gemeinde sollen jede Woche eine Stunde frei nehmen, um Sex zu haben. „Die Menschen haben keine Zeit für Sex“, erklärt der 46-Jährige. „Wir könnten ihnen dazu eine Stunde frei geben.”

Dies warf die Frage auf: Haben die Schweden Sex oder nicht?

Das Sexualleben der Schweden wurde kürzlich unter die Lupe genommen. Laut dem schwedischen Gesundheitsminister wurde die letzte Forschung zu diesem Thema vor 20 Jahren durchgeführt. Seitdem haben Daten einen Rückgang der sexuellen Aktivität der Schweden gezeigt. Wenn sich herausstellt, dass sich Stress auf das Sexualleben der schwedischen Bürger auswirkt, ist dies „ein politisches Problem, das gelöst werden sollte.“ Eine Umfrage der schwedischen Gesundheitsbehörde wird voraussichtlich in Kürze veröffentlicht. Also lasst uns über die ‚Sex-Rezession‘ sprechen, in welcher wir uns gemäß Jean Twengeg befinden. Twenge ist Professorin für Psychologie an der Universität von San Diego und führte 2017 ein umfangreiches Forschungsprojekt – mit

einer Stichprobe von 25.000 erwachsenen Amerikanern – über die Häufigkeit ihrer sexuellen Aktivitäten durch. Die Ergebnisse waren entmutigend. Die durchschnittliche erwachsene Amerikanerin hat neun Mal weniger Sex im Jahr als Ende der 90er Jahre (53 Mal im Jahr statt 62), während 15 Prozent der jungen Menschen im Alter von 20 bis 24 Jahren kein aktives Sexualleben haben. In den 90er Jahren betrug dieser Prozentsatz

nur 6 Prozent. „Aufgrund der Finanzkrise arbeiten Millennials (die zwischen 1980 und 2000 geboren sind) länger in einem instabilen Arbeitsumfeld, während viele von ihnen immer noch bei ihren Familien leben“, sagt Twenge. „Wenn Sie ein junger Erwachsener sind, der mit seinen Eltern zusammenlebt, ist es sehr schwierig, Sex zu haben. Es gibt keine Privatsphäre. Außerdem fehlt es den meisten 20-Jährigen heute an Flirtfähigkeiten. Es ist eine


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Generation, die gelernt hat, über einen Bildschirm und nicht durch tatsächlichen menschlichen Kontakt zu kommunizieren.“ Nur 56 Prozent der 18-Jährigen gehen heute auf Dates. Dies waren 85 Prozent für die 18-Jährigen der Generation X (also Menschen, die zwischen 1960 und 1980 geboren wurden). „Heutzutage hängt die Suche nach einem Partner über Dating-Sites oder soziale Medien weitgehend von der physischen Erscheinung ab – etwas, das einen großen Teil der Bevölkerung ausschließt. Im Gegensatz zu Begegnungen von Angesicht zu Angesicht, bei denen Sie Ihren potenziellen Sexualpartner mit Ihrem ganzen Charme umwerben können, bieten Online-Apps Menschen mit einem so genannten ‚durchschnittlichen Aussehen’ weniger Möglichkeiten, sodass sie nicht bereit sind, einen Partner zu suchen und entsprechend auch keinen Sex haben“, interpretiert Professor Twenge.

Sexuelles Missfallen

Zisis Papathanasiou, Direktor des griechischen Sexualinstituts und Assistenzprofessor für Gynäkologie, hat sich eingehend mit den negativen Folgen der Finanzkrise auf das Sexualleben der Griechen befasst. „Die Unfähigkeit, mit finanziellen Problemen umzugehen, führt dazu, dass Menschen Probleme mit dem Selbstwertgefühl entwickeln“, sagt er. „Es ist bekannt, dass ein geringes Selbstwertgefühl ein negativer psychologischer Faktor bei der Ausübung einer sexuellen Beziehung ist – wobei ein hohes Selbstwertgefühl eine Voraussetzung für ein gesundes Sexualleben ist.“ „Dies betrifft hauptsächlich die männliche Bevölkerung. Der moderne Mann fühlt sich wie ein Versager, wenn er seine herkömmlichen Pflichten als Familienoberhaupt nicht erfüllen kann. Männer

interpretieren finanzielle Schwierigkeiten oft als Bedrohung für ihre Männlichkeit. Sie zeigen weniger oder gar kein sexuelles Verlangen. Frauen hingegen müssen in der Regel die finanzielle Lücke ihrer Ehepartner schließen, was ihnen das Gefühl gibt, Verantwortung übernommen zu haben, die sie nicht tragen sollten.“ „Gleichzeitig verschwindet ‚ihr Ehepartner‘ – er zieht es vor, sich in seine ‚Höhle‘ zurückzuziehen, um seine Wunden zu lecken. Laut einer älteren Umfrage des griechischen Sexualinstituts stieg die Zahl der Männer, die sich wegen ihres fehlenden sexuellen Verlangens an das Institut wandten, von 8,7 Prozent im Jahr 2007 auf 18,8 Prozent im Jahr 2011. Die Zahl der Männer, die keinen Sex hatten, stieg von 13,4 Prozent Prozent auf 20,2 Prozent.“ Finanzielle Probleme und die Darstellung von Sex in den populären Medien haben sich ebenfalls ausgewirkt. „Man hört, dass junge Junggesellen die Schuld für ihre Partnerlosigkeit in Geldproblemen sehen“, erklärt Papathanasiou. „‚Ich kann sie nicht mal zum Abendessen einladen. Ich habe keine Zeit. Ich arbeite 14 Stunden am Tag an zwei Arbeitsplätzen‘, sagte mir kürzlich ein junger Mann. Seine Schwierigkeit ist verständlich, aber es gibt noch etwas, an das wir uns erinnern sollten. In den letzten Jahren hat das Fernsehen ein verzerrtes Bild von Sex als etwas Glamouröses porträtiert – wie tadellos gekleidete junge Männer, die attraktive junge Frauen dazu bringen, Sex auf Samtsofas oder Betten in der Größe eines Wohnzimmers zu haben. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Bilderflut jungen Männern den Mut genommen hat, insbesondere solchen, die arbeitslos oder arm sind, und solchen, die sich sexuell unsicher fühlen.“

Ein Bild zerbrach

Bei einer Umfrage des Instituts für psychische und sexuelle Gesundheit, die zwischen Mai 2015 und Mai 2017 durchgeführt wurde, wurde erstmals der Zusammenhang zwischen der griechischen Finanzkrise und der verminderten sexuellen Aktivität der Griechen festgestellt. „Zwei von drei Männern und eine von zwei Frauen – die meisten von ihnen verheiratet – gaben zu, dass sie ihr Sexualleben ‚vergessen haben‘“, sagt Marina Mosha, Mitarbeiterin am Institut. „Männer schienen psychisch stärker belastet zu sein: Ihre Autorität ist infolge der Finanzkrise in Frage gestellt.“ „Sie fühlen sich in Bezug auf Sicherheit und Stabilität nicht in der Lage, auf die Bedürfnisse von Frauen einzugehen“, erklärt Mosha. „So kehren sich die Sexualpartner gegenseitig ab, und Wut ersetzt das sexuelle Verlangen. Männer übersetzen ihre Männlichkeit als zwei Dinge: ihren Penis und ihren Job. Wenn das Bild des starken und mächtigen Mannes zerstört wird und finanzielle Probleme auftreten, wirkt sich dies auf seinen Penis aus. Zuerst verliert er sein sexuelles Verlangen und dann seine Erektion.“ „Viele Männer mit Problemen mit erektiler Dysfunktion fühlen sich schuldig und gestresst. Ihre Männlichkeit ist in einer Krise und ihre Angst vor dem Scheitern nimmt zu. Sexuelle Kontakte werden vermieden“, fährt Mosha fort. „Ich erinnere mich, dass ich einen 38-jährigen Patienten hatte, der seit fünf Jahren arbeitslos war, noch bei seinen Eltern lebte und in den letzten drei Jahren grundsätzlich auf Sex verzichtet hatte. Jedes Mal, wenn er ein Mädchen traf und ihr sagte, er sei arbeitslos, verließ sie ihn. Es war ein schwerer Schlag. All dieser Stress führte zu sexuellen Problemen. Wann immer er versuchte, Sex zu haben, verlor er seine Erektion.“ >>

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International

Die chinesische Künstlerin Zhou Jie und ihr Freund Lian Xi liegen sich umarmend auf einem Eisendrahtbett. Das Foto entstand am 20. August 2014 im Rahmen eines Kunstprojekts in der Beijing Art Now Gallery in Peking. Zhou startete ihr Kunstprojekt mit dem Titel „36 Tage” und wohnte an ebensovielen Tagen in einer öffentlich zugänglichen Ausstellungshalle in einem Bett, inmitten von Eisenskulpturen und Kuscheltieren.

Eros und Pornografie

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Der Psychologe und Therapeut Maro Bellou kommentiert, wie die Verbreitung fertiger Fantasien durch Pornografie das Verhältnis zwischen sexuellem Verlangen und sexuellem Vergnügen verändert hat. „Einfacher Zugang zu Pornografie kann süchtig machen“, sagt sie. „Und in einer Weise süchtig machen, die anscheinend erregend ist – insofern, als sie den Betrachter von der sexuellen Handlung abhält und sie hinter die Leinwand bringt.“ „Durch das Rollenspiel wird der inhärent unsichtbare Charakter des sexuellen Verlangens vereinfacht“, erklärt Bellou. „Einerseits haben wir das Männchen: eine Sexmaschine, die sich seiner körperlichen Fähigkeiten rühmt, und andererseits haben wir das Weibchen: eine lustvolle Kreatur, die zu allem bereit ist. Pornografie ist verbraucherfreundlich. Es ermöglicht Männern, auf befreiende Weise Bedürfnisse zu befriedigen.“ Die Konzentration der Pornografie auf den Einzelnen kann ebenfalls problematisch sein. „Pornografie bietet nicht nur die Möglichkeit, technische Anweisungen zu erteilen, sondern auch die ‚Zeremonie der Selbstbefriedigung‘“, sagt Bellou. „Das Ziel ist nicht, die Bedürfnisse eines Sexualpartners zu befriedigen. Es geht darum, dem Sex durch die vorgefertigten sexuellen Fantasien zu entkommen, die Pornografie bietet. Diese Form von ‚sicherem‘ Sex verringert das Risiko, sich Sorgen über den Wunsch eines Sexualpartners machen zu müssen.“ „In dieser Zeit des sexuellen Konsums, in der das Kaufen von Sex weit verbreitet und leicht zugänglich ist, entsteht eine neue Beziehung zwischen Sexualpartnern“, stellt Bellou klar. „Ein Se-

xualpartner ist nicht länger jemand, der sexuelles Verlangen erregt und anzieht. Anstatt dem Verlangen und der Leidenschaft nachzugeben, hören wir bei unserer eigenen Befriedigung auf. In diesem narzisstischen Kokon sind Gadgets unsere Sexualpartner. Unsere Verbindung hat ein Enddatum und ein Partner ist etwas Entbehrliches. Wir nennen das ‚Gadget-Eros‘: Sex in Zeiten der digitalen Liebe. Infolge der Verbreitung von Technologie driften die Menschen auseinander. Wir kommunizieren so oft über eine E-Mail oder eine Textnachricht, bei der man sofort ohne Erklärung und ohne Chance, darüber zu sprechen, abgeschnitten wird. In Zeiten von ‚Gadget-Eros‘ sind wir nicht auf die Reaktion eines Sexualpartners angewiesen. Wir lernen, die Leere ihrer Abwesenheit zu ignorieren. “

Süchtig nach Internet-Pornos

Der amerikanische Feuerwehrmann Noah Church erklärt, wie er aufgrund seiner Internet-Pornosucht bis zu seinem 24. Lebensjahr keine sexuellen Beziehungen einging. Er ist Autor des Buches ‚Wack: Addicted to Internet Porn‘, das er im Jahr 2004 als Teil seiner Genesung schrieb. „Seit meiner Kindheit war Sex für mich ein Tabu“, sagt Church. „Meine Eltern waren völlig asexuell. Ich hatte sie noch nie küssen sehen. Jedes Mal, wenn Liebesszenen im Fernsehen zu sehen waren, sagte meine

Mutter, ich solle wegsehen.“ „Meine sexuelle Erziehung begann mit Pornos“, fährt Church fort. „Ich war zehn Jahre alt, als ich online nach dem Wort ‚nackt‘ gesucht habe. In den nächsten acht Jahren beschäftigte ich mich immer mehr mit Pornos. In der High School flirteten Mädchen mit mir und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Es war nicht so, dass ich im wirklichen Leben nicht nach Mädchen streben wollte. Es war nur komplizierter als Pornografie. Als ich mein Abitur machte, traf ich Amy. Als wir zusammen im Bett waren, sah ich zum ersten Mal, wie der Körper einer Frau aussah. Ich fühlte mich von Amy angezogen, aber mein Körper war anderer Meinung. Mein Penis reagierte überhaupt nicht. Das ist oft passiert. Ich dachte, ich wäre machtlos. Ich wusste nicht, dass dies die häufigste Reaktion für pornosüchtige Menschen ist. Mein Gehirn war darauf programmiert, nur auf die schnell wechselnden Bilder in Pornos zu reagieren.“ Diese Probleme setzten sich fort, als Church älter wurde. „Als ich aufs College ging, sagte ich Amy, ich wolle keine Fernbeziehung. Es war eine weitere Folge meiner Pornosucht: emotionale Apathie und die Unfähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten“, sagt Church. „Auf dem College sagte ich den Mädchen jedes Mal, wenn ich beim Sex kurz vor dem Schluss stand und nicht konnte, dass ich müde sei


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und schlafen gehen würde. Immer wenn sie mich fragten, ob sie Sex gehabt hätten, antwortete ich mit ‚Ja‘. Nach einer misslungenen Nacht mit einem Mädchen, das mir Schmerzen und Enttäuschungen bereitete, habe ich Pornos benutzt, um mich zu wecken. Das war immer leicht und alle Gedanken an Impotenz verschwanden. Ich konnte nicht zugeben, dass ich Hilfe brauchte. Ich sah mich als Verkörperung der Männlichkeit.“ Angelina Manou hat auch sexuelle Einsamkeit erlebt und auf Dating-Apps zurückgegriffen, um Menschen kennenzulernen. „Ich war 25 Jahre alt und seit drei Jahren Single“, sagt sie. „Ich hatte viele Enttäuschungen in kurzlebigen Beziehungen, wie das Warten auf jemanden, der keine Angst hätte, sich emotional zu engagieren. Diese lange Zeit als Single hat mein Selbstwertgefühl völlig zerstört. Ich war überzeugt, dass etwas an meinem Aussehen abstoßend war. Alles begann, als meine Schwester es leid war, mich auf ‚Prince Charming‘ warten zu sehen. Sie schlug vor, es mit ‚Tinder‘ zu versuchen. „Nachdem ich die App zwei Tage lang benutzt hatte, sah ich, wie sinnlos dieser ‚Markt‘ war“, gibt Manou zu. „Es gibt Jungen und Mädchen, die ihre Waren ausstellen, und vor der Auswahl muss man die Optionen abwägen. Sie wischen durch Fotos und haben in Nanosekunden entschieden, dass dieser Typ mit dem Bart und dem grauen T-Shirt nicht der Richtige für sie ist, während der andere mit dem roten T-Shirt derjenige sein könnte. Sie tauschen Unmengen von Nachrichten aus, um sich oberflächlich kennenzuler-

Einige von Tausenden von Vorhängeschlössern, die von Liebhabern an den Geländern der Brücke Pont des Arts über die Seine befestigt wurden.

nen, nur damit sie sagen können, dass sie ein persönliches Leben führen. Es gibt jedoch eine Lücke, die nur durch persönliche Interaktion geschlossen werden kann, und sie versuchen diese durch Online-Interaktion zu schließen.“

Gleichheit im Bett

Aber hatten Frauen, die in sozialistischen Staaten lebten, besseren Sex? Das behauptet Kristen Ghodsee. Sie ist Professorin für Sozialanthropologie an der Universität von Pennsylvania und Autorin des Buches ‚Warum Frauen im Sozialismus besseren Sex haben und anderer Argumente für wirtschaftliche Unabhängigkeit‘. Wenn Amerikaner an den Kommunismus in Osteuropa denken, stellen sie sich Städte aus grauem Zement vor, in denen unglückliche Männer und Frauen Schlange stehen, um in leeren Läden und bei Geheimdiensten Lebensmittel zu kaufen und Menschen auszuspionieren. Obwohl ein Teil davon wahr ist, ignorieren unsere Stereotypen, wie das Leben unter dem Kommunismus war, viele Aspekte. Einige mögen sich erinnern, dass Frauen im Kommunismus Rechte und Vorrechte besaßen, die Frauen in liberalen westlichen Demokratien damals nicht kannten: Frauen waren voll in die Erwerbsbevölkerung integriert und erhielten Mutterschaftsurlaub und Mutterschaftsgeld sowie eine vom Staat garantierte Kinderbetreuung. Aber es gibt noch etwas, das die Leute ignorieren. Frauen im Kommunismus waren sexuell zufriedener. Eine vergleichende soziologische Analyse von Ostund Westdeutschen nach der Wiedervereinigung von 1990 zeigt, dass ostdeutsche Frauen zweimal mehr Orgasmen hatten als Westdeutsche. Die Forscher waren von dieser Lücke überrascht, da ostdeutsche Frauen die zusätzliche Last der Hausarbeit hatten, während westdeutsche Frauen von der Hilfe der vom Kapitalismus bereitgestellten Haushaltsgeräte profitieren konnten. „Sie hatten jedoch immer noch weniger und schlechteren Sex als die Frauen, die in der Schlange standen, um Toilettenpapier zu bekommen“, beschreibt Professor Ghodsee. Wie lässt sich dieser bisher ignorierte Aspekt des Frauenlebens hinter der Berliner Mauer erklären? „Laut der deutschen Kulturwissen-

schaftlerin Ingrid Sharp hat die Tatsache, dass die ostdeutschen Frauen finanziell nicht von ihrem Ehemann abhängig waren, dazu geführt, dass Männer beim Sex mehr geben“, erklärt Ghodsee. „Im Gegensatz dazu waren westdeutsche Frauen von ihren Ehepartnern abhängig, und wenn sie sexuell nicht zufrieden waren, konnten sie ihre Partner nur diskret bitten, sich mehr um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Frauen, die finanziell unabhängig waren, könnten eine unbefriedigende Beziehung leichter beenden als diejenigen, die im Westen leben. In den sozialistischen Ländern waren Beziehungen, Heirat und Geschlecht frei von jeglichem finanziellen Austausch.“ „Sehen wir uns den Fall von Anna Dhurcheva aus Bulgarien an, die 65 Jahre alt war, als ich sie kennenlernte“, sagt Ghodsee. „Nachdem sie 43 Jahre im Kommunismus gelebt hatte, beschwerte sie sich oft darüber, dass eine freie Wirtschaft Bulgaren kein gesundes Sexualleben ermöglichen würde. ‚Sicher, einige Dinge waren zu dieser Zeit schlecht, aber das Leben war voller Liebe‘, vertraute sie mir an. ‚Nach meiner Scheidung hatte ich meinen Job und mein Gehalt. Ich brauchte keinen Mann, um mich zu unterstützen. Ich konnte machen, was ich wollte.‘“ „Schon in den 50er Jahren konzentrierten sich die Sexualwissenschaftler in der Tschechoslowakei auf das weibliche Vergnügen und behaupteten, dass guter Sex nur möglich sei, wenn Männer und Frauen sozial gleich sind“, fährt Ghodsee fort. „Sie unterstützten das Recht von Frauen auf Abtreibung und glaubten, dass Männer die Hausarbeit und Kinderbetreuung mit Frauen teilen sollten. Sonst könnte es keine sexuelle Befriedigung geben.“ Laut der polnischen Forscherin Agnieszka Kochańska waren die 70er und 80er Jahre Zeiten der sexuellen Befreiung des Landes. Die polnischen Sexologen beschränkten Sex nicht auf körperliche Erfahrungen. Erregung, sagten sie, könne keine Frau zum Orgasmus bringen, wenn sie von der Arbeit müde und besorgt über die Zukunft und die wirtschaftliche Stabilität sei. Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Lisa Luginbuhl.

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Gsi

ABC-Schütze in den 1970er Jahren Meine Schulkarriere begann im September 1970 mit dem Kauf einer braunen Schultasche und einer Schultüte. Zweifellos: In der Tüte befanden sich mehr Süßigkeiten als Buchstaben und Zahlen in meinem Kopf. Ein Blick zurück in die Volksschulzeit in Bludenz. Text: Gerhard Thoma, Illustation: Shutterstock

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ie meisten Erstklässler konnten damals weder schreiben noch rechnen, als sie in die 1. Klasse Volksschule kamen – ähnlich wie ein Fahrschüler, der zum ersten Mal mit Gaspedal, Kupplung und Bremse zurechtkommen muss. So waren ich und viele andere Kinder lupenreine ABC-Schützen: Unsere Lehrerin malte elegant geschwungene A‘s und D‘s und K‘s an die Tafel. Wer das besonders gut nachmachen konnte, durfte an den Schreibpult kommen und erhielt einen Buntstift als Sonderpreis. Manche MitschülerInnen hatten bald eine stattliche Sammlung, viele andere gingen leer aus. Einige, darunter auch ich, erhaschten dann und wann eine Trophäe, die ich stolz zu Hause präsentierte. Auf Schönschreiben hatte man noch großen Wert gelegt. So viel Zeit musste sein. Die Füllfeder war Pflicht, und wehe, wer keine Ersatzpatrone dabei hatte. Trotzdem gab es in unserer Klasse einen Schüler, der mit Kugelschreiber und sogar Bleistift schreiben durfte. Sein Name war, wenn ich mich recht erinnere, Ismael oder so ähnlich. Er war wohl zwei Jahre älter, hatte eine etwas dunklere Hautfarbe, sprach gebrochen Deutsch und dürfte eines der damals sehr wenigen „Gastarbeiterkinder“ gewesen sein, vermutlich aus der Türkei. Ismael war der einzige Ausländer in unserer Klasse. Er saß neben mir und wir kamen gut miteinander aus. Großteils schrieb er in Blockbuchstaben, was mir sehr praktisch vorkam, weshalb ich seine Schrift – sehr zum Missfallen unserer Lehrerin – teils kopierte. Heute noch schreibe ich ein Mischmasch aus Schulschrift und Blockbuchstaben. Etwas hatten alle Erstklässler mit den Kindern der höheren Schulstufen gemeinsam: Am Morgen vor Unterrichtsbeginn hatte jede Klasse einen fixen Standplatz am Schulhof. Alle

Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klassen mussten in Zweierreihen anstehen. Wenn es klingelte, hieß es still sein und die Klassen marschierten – angeführt von den jeweiligen Klassenvorständen – im Reißverschlusssystem ins Schulgebäude.

Erbarmungsloser Religionslehrer

Der einzige Lehrer, den ich fürchtete, war unser Religionslehrer. Wir mussten Gebete, Kirchenlieder und Glaubenssätze auswendig lernen. Oft wurden wir geprüft und vor Unterrichtsbeginn gefragt, ob wir am Sonntag auch in der Kirche waren. Ich schummelte zu wenig und zeigte nicht oft genug auf, und in der zweiten Klasse hätte ich um ein Haar am Weißen Sonntag zu Hause bleiben müssen. Irgendwie hatte unser Religionslehrer herausbekommen, dass meine Eltern gar nie mit mir in die Kirche gegangen sind. Meine Mutter rettete den Tag, indem ich mit ihr vor der Erstkommunion mehrmals in der Messe war und so weit als möglich vorne saß und so laut als möglich gesungen habe, damit unser Religionslehrer, der zugleich Pfarrer war, mich hoffentlich sehen und hören konnte. Ich war vermutlich kein Einzelfall. Schlagende Lehrer gab es in unserer Klasse nicht. Erst auf dem Gymnasium musste ich miterleben, wie manche vermeintliche Pädagogen Schülern der ersten und zweiten Klasse kräftige Ohrfeigen verteilten und – auch mir – schmerzhaft die Ohren lang zogen. Die Volksschulzeit hingegen war im Großen und Ganzen eine unbeschwerte Zeit. Notendruck hatten weder ich noch die Lehrerinnen und Lehrer. Man musste noch nicht „lauter Einser“ haben, um aufs Gymnasium zu kommen. Mich verschlug es zufällig dorthin, weil meine Spielgenossin sich dort angemeldet hatte. Der Lehrer meinte nur: „Was, du auch, Thoma? Da musst du dich gehörig anstrengen!“ Meine Zeugnisse waren nie besonders gut.


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Kultur

KUNST VOLLER BERÜHRUNGEN „Was berührt dich?“ lautet der Titel eines neuen Kunstfestivals, das die Künstlerin und ganzheitliche Kunsttherapeutin Conni Holzer initiiert hat und das zwischen dem 13. und 15. September mit zahlreichen Programm- und „Berührungspunkten“ in der alten Seifenfabrik in Lauterach stattfinden wird. Die marie hat sich im Vorfeld mit der engagierten Lustenauerin getroffen. Text: Brigitta Soraperra Fotos: Melissa Hiebeler, Conni Holzer

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m Nebenraum rattert eine riesige, antike Stickereimaschine monoton vor sich hin, der Geruch von Ölfarben schwebt in der Luft. Conni Holzers Atelier ist in einem alten Lustenauer Gebäude angesiedelt, das sie mit einem pensionierten Stickermeister und einem Musiker teilt. „Das Geräusch ist mir sehr vertraut“, sagt die sympathische 31-Jährige gleich bei der Begrüßung, entstammt sie doch einer alteingesessenen Lustenauer Stickereizeichnerfamilie. Einen Großteil ihrer Kindheit hat sie im großelterlichen Stickereiatelier verbracht, Zeichnen und Malen haben sie von klein auf begleitet. Dennoch gab es Umwege, bis Conni Holzer ihr künstlerisches Talent als Berufung erkannt und mittlerweile zum Beruf gemacht hat.

Fremdes und Eigenes

Nach der Matura in der HLW Rankweil ging Conni Holzer zunächst für ein Jahr nach Afrika, nach Malawi. Dort unterrichtete sie „Home Economics“, war beeindruckt von Land und Menschen und der Erfahrung „Wie wenig es braucht“. Die aufgeschlossene Weltenbummlerin war aber auch nachhaltig erschüttert von traditionellen Rollenbildern und der offensichtlichen Diskriminierung der malawischen Frauen. Dass Frauen gegen Kühe verkauft werden und Männer in der Öffentlichkeit immer die ersten Ansprechpersonen sind, beschäftigte sie sehr. „Es hat mich als Frau auch verunsichert“, gibt Conni Holzer zu. Zurück in Österreich begann sie ein Studium

der Kultur- und Sozialanthropologie, um herauszufinden, „wie Menschen und Gesellschaften so geworden sind, wie sie sind“. Das eher trockene Studium brachte sie in ihrer Fragestellung aber nicht wirklich weiter und wissenschaftliches Arbeiten lag ihr nicht. Kurz vor dem Abschluss brach sie das Studium ab. „Etwas, das man eigentlich nicht tut, schon gar nicht als ‚ghörige’ Vorarlbergerin, aber es war ein wichtiger Schritt, mich von eigenen und fremden Erwartungshaltungen zu befreien“. Eher zufällig entdeckte Holzer dann die Akademie für Kunsttherapie in Wien. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie damit genau das gefunden hatte, wonach sie sich sehnte: ihre künstlerischen Fähigkeiten und ihre Bedürfnisse nach künstlerischem Ausdruck mit ihrer Suche nach dem Wesen des menschlichen (Geworden-)Seins zu verbinden.

Der Seelenraum

„Bei der Therapie liegt der Fokus auf dem Individuum, auf der Frage, wo das herkommt, wie jemand ist“, erklärt Conni Holzer, und das erforscht sie heute auch mit ihren Klientinnen und Klienten in Kreativkursen und in Einzelstunden: Was hat mich geprägt, was macht mich aus, was stärkt mich, aber auch, was schwächt mich, schränkt mich ein und habe ich nur übernommen, von anderen, von der Familie, der Umwelt? Die Erkenntnis, „wer ich in meinem ureigenen Wesen bin”, und das Vertrauen in die eigene Intuition sieht die diplomierte ganzheitliche Kunsttherapeutin als Schritte zu persönlicher Freiheit. Man könne es auch als Gesundheits-

prävention sehen, denn „wenn ich mich mit mir selber, mit meinem Inneren beschäftige, kann ich früher reagieren, wenn etwas nicht stimmt“. Als therapeutische Methoden dienen ihr vielfältige künstlerische Mittel: Farben, Collagen, Klänge und Wörter, je nachdem, was ihre Klientinnen und Klienten anspreche. Wichtig sei einzig, dass weder Druck noch künstlerische Ansprüche entstehen. „Es geht nicht um Technik, sondern darum, die eigene schöpferische Kraft zu erkunden“, sagt Conni Holzer, „mit Kunst kann man der Seele Raum geben und jeder Mensch ist dazu fähig“.

Die Persönlichkeit der Kunst

Als Künstlerin stellt Conni Holzer allerdings sehr wohl hohe Ansprüche an sich selbst. Ihre großformatigen Ölbilder entstehen meist in monatelanger Arbeit, zahlreiche Schichten und Übermalungen finden statt, bis sie das Gefühl habe: „Jetzt ist es fertig“. Ihre Kunstwerke seien immer


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Conni Holzer (31), lebt sei zwei Jahren wieder in Vorarlberg und möchte Kunst mit allen Sinnen erfahrbar machen.

die Ergebnisse von individuellen Fragestellungen und daraus folgenden persönlichen Prozessen, die allerdings von einer weißen Leinwand ausgehen. „Ich fange nicht mit der Frage an, sondern die Frage gestaltet sich im Laufe des künstlerischen Prozesses erst heraus,“ erklärt Conni Holzer. Es gehe auch bei ihrer Kunst um den Zugang zur eigenen Intuition, zu dem, was in ihr stecke, was untersucht werden möchte und was sich zeige. Das sind immer wieder Auseinandersetzungen mit Rollenbildern, mit Vorstellungen vom Frau- und Mann-Sein, aber auch die Beschäftigung mit „altem Scheiß“, gesellschaftlichen Erwartungen und der Leistungsgesellschaft respektive dem darin Nicht-Funktionieren. „Manche Betrachtende sagen mir, sie würden meine Bilder nicht verstehen“, gibt Holzer unumwunden zu, „ich frage dann immer: Was löst es denn in dir aus?“, und dann hätten die meisten Menschen sehr wohl Vorstellungen und eigene Fantasien dazu. Kunst sozusagen als universelle Welt- und Seelensprache.

„As git mi“

Apropos Sprache: die ist für Conni Holzers Kunst ebenfalls wesentlich. Sie versteht sich als Multimediakünstlerin und ist als solche auch ausgebildet. Ihre künstlerischen Ausdrucksweisen beinhalten

Ölmalereien, einfache Zeichnungen, Fotografien, Collagen, kunstfertige Stoffgebilde, aber auch poetische Wort- und Klanginstallationen und immer wieder Performances. Ein Bildzyklus mit dazugehöriger Lauschbox „As git mi“ bildete ihre Abschlussarbeit auf der Akademie und basiert auf dem Lustenauer Dialekt, der ihr – neben den regelmäßigen öffentlichen Auftritten – ein Herzensanliegen ist. „Der Dialekt ist meine Muttersprache, damit kann ich ausdrücken, wer ich im tiefsten Inneren bin,“ erklärt die 31-Jährige, „ich mag aber auch einfach nur seinen Klang und die Sprachmelodie“. Ihre allerneuesten Objekte sind „Traumfängerfahnen“ aus Stoff, die sie nach einer alten Knüpftechnik herstellt, bemalt, und die beim Festival in Lauterach in der Ausstellung zu sehen sein werden.

Ein Festival des SichBerühren-Lassens

„Eigentlich habe ich nur einen Raum

für eine Ausstellung gesucht“, erklärt Conni Holzer auf die Frage, wie es zum neuen Kunstfestival kam. Als sie dann aber die alte Seifenfabrik in Lauterach gesehen habe, seien die Ideen nur so aus ihr herausgesprudelt, was dort alles möglich wäre. Kurzentschlossen fragte sie befreundete Künstlerinnen und Künstler, ob sie gemeinsam mit ihr den besonderen Ort bespielen würden. Zum Überthema ‚Was berührt dich?’ habe sie sofort viele begeisterte Rückmeldungen bekommen, „viele sind allein schon von der Frage berührt“. Mittlerweile ist ein reichhaltiges Programm aus Ausstellung, Performances, Musik und Poesie zusammen gekommen, in Vorarlberg bekannte und weniger bekannte Kunstschaffende wie Natalie Fend, Bianca Lugmayr, Silvia Salzmann, Melissa Hiebeler, Christoph Linher u.v.m. sind mit dabei. Kinder und Erwachsene seien in gleichem Maße willkommen, sagt die Initiatorin. Zweieinhalb Tage lang Zeit, um sich von Kunst und künstlerischen Darbietungen berühren zu lassen, ist das Motto für das Publikum, das aber kommen und gehen kann, wie es will. „Wie berührt Pizza?“ ist übrigens auch eine spannende Frage beim Festival. Leicht zu beantworten, wenn sich bei all der Kunst auch der Magen rührt.

Was berührt dich? Kunstfestival mit Ausstellung, Performances, Tanz, Musik, Poesie, Workshops und Pizza.

13. bis 15. Sept. – Alte Seifenfabrik, Lauterach Eröffnung: 13.9. um 19 Uhr mit Jazz, Drinks & Snacks, Eintritt frei. Sa 14.9. 11-19 Uhr. So 15.9.: 11-18h Uhr. Programminfos & Tickets unter www.conniholzer.com

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Veranstaltungskalender

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Fr. 6. September, 19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn, Eintritt: 8,- Euro

FILM: PUSH – FÜR DAS GRUNDRECHT AUF

Sa, 31. August und So., 1. September bis So. 28. September, 10.30 bis 14.30 Uhr, inatura, Eintritt: 20,- Euro

PILZKURS FÜR FORTGESCHRITTENE

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Die inatura bietet auch in diesem Jahr eine Pilzexkursion für Fortgeschrittene mit dem Pilzexperten Friedrich Matzer an. Alle Pilzinteressierten lernen den korrekten Einstieg in die Gattungslehre kennen. Bei dieser Exkursion geht es in erster Linie um das Analysieren von Giftpilzen, es ist kein Pilzsammelkurs. Das Ziel dieser Exkursion ist das Erkennen von Merkmalen, die Artdifferenzierung und die Grenzen des Möglichen wahrzunehmen. Auch die eigene mitgebrachte Literatur lernen Sie richtig zu interpretieren. Die gefundenen Pilze werden im Anschluss gemeinsam bestimmt. Diese Exkursion richtet sich an Naturbegeisterte, welche nicht nur der kulinarische Aspekt der Pilze interessiert. Die Exkursionen finden bei fast jedem Wetter statt. Anmeldung unter naturschau@ inatura.at oder +43 676 83306 4770 Wetterhotline: +43 676 83306 4723. Treffpunkt: Parkplatz Bödele.

Fr. 6. September, 20.00 Uhr, Vereinshaus, Wolfurt, Eintritt: 7,- Euro

WOLFURTER GESPRÄCHE MIT GABRIELE GMEINER

Ferde Hammerer spricht mit der Wolfurter Schuhmacherin/Schuhdesignerin/Künstlerin Gabriele Gmeiner über ihr Leben, ihre Arbeiten, ihre Gedanken an Wolfurt. Gabriele Gmeiner betreibt eine Schuhwerkstätte für besondere Maßanfertigungen und ist Ausstatterin der Salzburger Festspiele. An dem Abend wird auch ein Film über ihr Arbeiten in Venedig gezeigt. Platzreservierung: Tel. 0680 5549044 oder Email kulturkreis. wolfurt@gmx.at

Überall auf der Welt schnellen die Mietpreise in den Städten in die Höhe. Die Einkommen tun das nicht. Langzeitmieter werden aus ihren Wohnungen herausgedrängt. Selbst Krankenpflegende, Polizisten und Feuerwehrleute können es sich nicht mehr leisten, in den Städten zu leben, für deren Grundversorgung sie notwendig sind. PUSH wirft ein Licht auf eine neue Art des anonymen Hausbesitzers, auf unsere immer weniger bewohnbaren Städte und eine eskalierende Krise, die uns alle betrifft. Das ist keine Gentrifizierung mehr: Wohnungen sind Kapital und Orte, um Geld anzulegen. Photo: Janice dAvila.

Mi. 11. September, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 8,/6,- Euro

GABRIELLE ALIOTH: GALLUS, DER FREMDE

Lesung und Gespräch mit Michael Fliri, Diözesanarchivar in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Vorarlberg. Gabrielle Alioth folgt in ihrem Roman dem Leben des Namensstifters von St. Gallen, so wie es in den Viten überliefert wird, sie sucht aber auch nach den Zwängen und Sehnsüchten, die das Dasein dieses freiwilligen Exilanten und sozialen Aussteigers aus dem frühen siebten Jahrhundert prägten.

Fr. 6. September, 19.30 Uhr, Palmenhaus im Klostergarten, Bregenz, Eintritt: 17,- Euro (VVK), sonst: 20,- Euro

THEATER-PREMIERE: DAS LETZTE HAUS

Mit „Das letzte Haus“ thematisiert das Café Fuerte Theater das aktuelle Thema Leerstand, neue Wohnkonzepte und Freiflächenverbauungen. „Das letzte Haus“ ist eine Farce mit Musik über den Zusammenhang zwischen Paarbeziehung, Einfamilienhaus und Bodenverbrauch. Mit diesem Stück bespielen das Café Fuerte Häuser mit einer langen Geschichte aus Nutzung, Leerstand und Umnutzung. Die Fassaden dieser Häuser werden zur Bühne. Weitere Aufführungen finden in Bregenz, Schruns und im Appenzellerland statt. Das Stück ist ein Open Air-Theater mit drei Schauspieler/innen, einer Band und einem Tänzer. Nähere Infos: cafefuerte.ch

Foto: Veranstalter

Fr. 13. September, 20.30 Uhr, Kammgarn Hard, Eintritt: 22,- Euro

JANIS JOPLIN REVIVAL: 50 JAHRE WOODSTOCK FESTIVAL

Tribute Band mit allen populären Songs der viel zu früh verstorbenen Woodstock Ikone. Woodstock forever… Nur 27 Jahre alt wurde Janis Joplin. Aber noch 50 Jahre später lebt ihre Musik und wird geliebt und gepflegt. Zum Beispiel in Form einer großartigen Tribute Band aus Prag: Janis Joplin Revival. Im Repertoire sind alle populären Songs der Rockröhre. Die Band existiert seit 1993, spielte in den frühen 90ern viel im Osten der Republik und in Bayern und möchte nun ganz Österreich musikalisch erobern. Sie bringen Songs wie „Mercedes Benz“, „Another peace of my heart“ oder „Me and Bobby Mc Ghee“ auf die Kammgarn Bühne. Und natürlich das sagenhafte Temperament der Woodstock-Ikone.


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Do. 19. September, 20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn, Eintritt: 19,-/22,Euro

JAZZ & STUDIO DAN – MUSIC IS THE BEST: A TRIBUTE TO FRANK ZAPPA

Foto: Veranstalter

Di. 17. September, 19.30 Uhr, Jüdisches Museum Hohenems, Eintritt: 8,-/5,- Euro

DOKUMENTARFILM: NACH JERUSALEM

Was ist aus dem Traum von einer jüdischen Heimat geworden? Auf der Straße von Tel Aviv nach Jerusalem. Ein dokumentarisches Road Movie: Lastwagen, Tankstellen, Bauarbeiter, Soldaten, russische Einwanderer, Taxichauffeure, Sicherheitswachen… Begegnungen auf nur 60 km mit verschiedenen Landschaften und persönlichen Geschichten. Es geht in „Nach Jerusalem“ um eine Momentaufnahme, die sich als Leitmotiv das Markersche Prinzip zu setzen scheint: Man weiß nie, was man dreht. So sieht man in dem Film kein einziges Mal Steinewerfer, aber man hört immer wieder Schüsse oder Flugzeuge. Unterwegs nach Jerusalem eröffnen sich nicht nur vielfältige Landschaften, profane und religiöse Bauten, in diesem Land oft von mehreren Seiten mythologisch besetzt, sondern auch unterschiedlichste Kulturen. Eine Veranstaltung im Begleitprogramm zur Ausstellung „All About Tel Aviv-Jaffa.“

Do. 19. September, 19 Uhr, Kulturhaus, Dornbirn, Eintritt: frei

LEBENSQUALITÄT – WIE DEINE GEDANKEN DEIN LEBEN BESTIMMEN

Fotograf und Motivationscoach Christian Holzknecht ist zu Gast im Rahmen der Vortragsreihe „Rede, die bewegen“ von „Vorarlberg bewegt“ und spricht zum Thema Gedankenhygiene.

A Tribute to Frank Zappa hat sich zu weit mehr als einem Programm mit Zappas Werken entwickelt. Vielmehr bemüht sich das Ensemble sowohl einen eigenen Zugang zu seiner Musik zu definieren, als auch musikalische Bezüge herzustellen. Und diese reichen bei Zappa, der sowohl Persönlichkeiten wie Pierre Boulez oder Jimmy Hendrix zu seinen Mitstreitern zählte, in die sogenannte E-Musik als auch in Gefilde von Rock, Jazz oder Doo-Wop.

Fr. 20. September, 20 Uhr, REMISE, Bludenz, Eintritt: VVK 17,- / 14,- | AK 19,- / 16,- Euro

BÜHNE.FREI: BLUDENZ BIG BAND UNION

Es war die Blütezeit des qualitätsvollen Musik-Entertainments als Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Junior alias „The Rat Pack“ ihr Können präsentierten. Die Bludenz Big Band Union möchte dieses goldene Zeitalter mit dem aktuellen Programm hochleben lassen. Mit Philipp Lingg, Bastian Berchtold und Berndt Steiner nehmen sich drei herausragende Vorarlberger Stimmen dieser Musik an. Das Publikum erwartet Big Band Sound vom Allerfeinsten mit Hits von „Mack the Knife“ bis „My Way“.

Sa. 21. September, 17 Uhr, Frauenmuseum Hittisau, Eintritt: 19,- Euro

SCHUBERT RELOADED – PFORTE IM FRAUENMUSEUM: „UND WOLLTE ICH SCHMERZ SINGEN, WARD ER MIR ZUR LIEBE“

In 20 Liedern geht Schubert mit den Zuhörern durch alle Phasen des Sehnens und des Hoffens, doch die Sehnsucht bleibt unerfüllt. In den letzten Liedern macht sich die nackte Verzweiflung breit. Aber wenn man genau hinsieht und -hört, dann war Schubert ein radikal Hoffender. „Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zur Liebe.“

Foto: Veranstalter

Sa. 21. September, 15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 5,- Euro

THEATER MINIMUS MAXIMUS: KASPERLTHEATER

Das klassische Kasperltheater für Kinder ab 3 Jahren gastiert im Saumarkt.

Mi. 25. September, 20 Uhr, Spielboden, Dornbirn, Eintritt: 7,-/9,- Euro

DANIEL WISSER LIEST AUS „KÖNIGIN DER BERGE“

Robert Turin, Mitte 40, will in der Schweiz sterben, denn dort könnte er selbst bestimmen, wann es so weit ist. Die Diagnose: Multiple Sklerose. Während sich sein Zustand verschlechtert, beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen, bevor es zu spät ist. Doch so einfach ist das nicht: Herzzerreißend komisch erzählt Daniel Wisser in seinem Roman „Königin der Berge“ von den letzten Dingen – und den vorletzten und vorvorletzten, vom Leben in seiner schrecklichen Schönheit und der Unmöglichkeit zu sagen, wann man es gut sein lassen kann.

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Veranstaltungskalender

Sa. 28. September, 19.30 Uhr, Cubus, Wolfurt, Eintritt: 14,- Euro

KONZERT: J. BRAHMS – ZIGEUNERLIEDER

Foto: Thomas Nitz

Mi. 25. September, 20.30 Uhr, Kammgarn Hard, Eintritt: 22,- Euro

PIGOR UND EICHHORN VOL. 9

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Musikkabarett voller Provokation und Lust am Neuen, Virtuosität in Texten und Musik. Pigor und Eichhorn sind ausgezeichnet. Oft und verdient. Wegen dieser speziellen Mischung aus Provokation und Lust am Neuen, aus ungewöhnlicher Virtuosität in Texten und Musik, aus präziser Beobachtung und gnadenloser Kommentierung des Zeitgeistes. Und wegen des Salon HipHop. Den sie erfanden und immer weiterentwickeln. Und der eine ganze Generation neuer Chansonsänger/innen und Musikpoet/innen dazu brachte, diese Lieder nachzusingen, denn cool geswingte Tagespolitik, schmelzend gesungene Alltagsidiotie und brüllend gerappte Nachrichtenthemen sind selten so feinsinnig, brachial und urkomisch zugleich dargereicht worden. Volumen 9. Das neue Programm der beiden Kleinkunst-Grand­ seigneurs beinhaltet neben glänzenden Neuigkeiten die schönsten Perlen aus der „Chansons des Monats“ – Reihe.

Foto: Evgeny Evtyukhov

Fr. 27. September, 19.30 Uhr, Festspielhaus Bregenz, Eintritt: 38,-/76,- Euro

BREGENZER MEISTERKONZERTE – ESTONIAN NATIONAL: SYMPHONY ORCHESTRA

Das Violinkonzert op. 47 von Jean Sibelius gehört heute zu den meistgespielten Werken des finnischen Spätromantikers, allerdings war es kein leichter Weg dorthin. Die Uraufführung 1905 fiel beim Publikum durch, woraufhin Sibelius das Werk grundlegend überarbeiten und vereinfachen musste, um es überhaupt spielbar zu machen. Das Ergebnis: Ein Stück, das dem Violinisten alles abverlangt. Den Solopart in Bregenz übernimmt die südkoreanische Geigerin Ye-Eun Choi.

Ein Konzertabend vom Feinsten erwartet die Zuhörer im Wolfurter Cubus. Mit Birgit Plankel (Sopran), Martina Gmeinder (Alt), NN (Tenor), Jakob Rapatz (Bass) und Arndt Rausch am Klavier.

Foto: Veranstalter

Sa. 28. September, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 24,Euro

KABARETTPREMIERE: MARKUS LINDER – O SOLO MIO

Fünf Jahre nach der Premiere seines letzten Solo-Programms „Tasta-Tour“ und zwei Jahre nach seinem „Best of “ präsentiert Markus Linder sein neues Programm „O Solo Mio“. Weitere Termine: Fr. 4.10., Fr. 11.10., Sa. 12.10., Fr. 18.10., Mi. 30.10, So. 3.11. (17.00 Uhr)

LÖSUNGEN

Schachecke 1 1.Dxd5+! und Schwarz gab sofort auf, da er das Matt nicht mehr verhindern kann. Auf 1... cxd5 folgt einfach 2.Tc8#. 2 1...Lxh2+! [Dieser Zug gewinnt. In der Partie geschah weniger überzeugend 1...Ta2?! 2.Tf2 Lc5!? 3.Tc1, obwohl auch dann Schwarz deutlich besser steht. Allerdings kann hier Weiß noch Gegenwehr leisten.] 2.Kf2 [2.Kxh2 scheitert natürlich an 2...Dxf1] 2...Lg3+ 3.Kg1 [auf 3.Kxg3 folgt wiederum 3...Dxf1] 3...Dh5! 4.Tb1 Dh2+ 5.Kf1 Dh1+ 6.Ke2 Dxg2+ und Schwarz steht klar auf Gewinn. Er hat zwei Mehrbauern, die aktiveren Figuren und der weiße König steht äußerst exponiert. 3 1.Lh7+ [1.Txe6! fxe6 2.Lh7+ führt zur Partiefortsetzung] 1...Kh8 [1...Kf8? 2.Txe6! fxe6 3.Se5! Mit diesem Zug gewinnt Weiß im Königsangriff, allerdings sind die Varianten ziemlich kompliziert und umfassend. Stellvertretend sei hier nur eine mögliche Fortsetzung genannt: 3... Sd7 4.Sxd5 cxd5 5.Sg6+ Kf7 6.Sf4! Sf8 7.Sxe6!! Sxe6 8.Dg6+ Kf8 9.Dxe6 Lb4 10.Dg8+ Ke7 11.Dxg7+ Ke6 12.Tc2 und die Drohung 13.Te2# kann Schwarz nicht abwehren.] 2.Txe6! fxe6 3.Se5! [mit der Idee Sf7#] 3...Tf8 4.Sg6+ Kxh7 5.Sxf8+ Kg8 6.Sxe6 Dd7 7.Te1 Weiß hat einen gesunden Mehrbauern und steht klar überlegen, doch irgendwie rettete sich Schwarz in der Partie noch ins Remis. Rechenrätsel Für Anfänger = 90, Für Fortgeschrittene = 108, Für Genies = 12 Sudoku 2

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Sa. 29. September, 17 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 19,- Euro

KABARETT: DIE WUNDERÜBUNG

Eine Komödie von Daniel Glattauer Im Jänner 2015 feierte im Theater in der Josefstadt das Stück „Die Wunderübung“ des Autors Daniel Glattauer erfolgreich Premiere. Seither hat die Komödie die deutschsprachigen Bühnen erobert und seit kurzem sogar auch die Kinos, denn seit Februar 2018 ist dieses Stück auch als Film zu sehen. Mit seinen skurrilen Beschreibungen alltäglicher Beobachtungen und dem genialen Wortwitz reißt Glattauer das Publikum zu Lachstürmen hin. Die beliebten Vorarlberger SchauspielerInnen Werner Berjak, Karl Müller und Elke Schwald präsentieren das Stück auf unnachahmliche Art und Weise auf Vorarlberger Bühnen.

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.


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Jeder kann mit seinem defekten Elektrogerät kommen (keine Elektronikgeräte wie Handy, Drucker, Computer etc.). Nächster Termin: Freitag, 14. September 13 bis 16:30 Uhr. gerhard.schmid@caritas.at

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Defekte Elektrogeräte reparieren lassen. Nächster Termin: 27. September von 13 bis 16:30 Uhr. Klarenbrunnstraße 46. christine.erath@caritas.at, T 05522/ 2002600

DORNBIRN

Elektrotechniker, Werkenlehrerin, Näherinnen, Schlosser, Mechaniker stehen am 18. September von 17:30 bis 20:30 Uhr zur Verfügung. Schlachthausstraße 7c, juliane.alton@gruene.at oder 0664 3951323. www.reparaturcafedornbirn.at

BREGENZ

Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr in der Remise der Integra-Fahrradwerksatt, Vorklostergasse 51. Nächster Termin: 7. September. Roswitha Steger, T 0650/264 74 46 oder lebensraum@lebensraum-bregenz.at.

FELDKIRCH

Fachleute helfen Ihnen bei der Reparatur von Haushaltskleingeräten etc. In der Polytechnischen Schule Hirschgraben 8, Hintereingang. Nächster Termin: Samstag, 7. September, 9 bis 12 Uhr. Joachim Breuss, T 0699/19287066

LAUTERACH

Reparieren statt wegwerfen! Alte Säge, Räumlichkeiten der Lebenshilfe, Hofsteigstraße 4. Nächste Termine: Samstag 14. September, 12. Oktober, 9. November; jeweils von 9-12 Uhr.

NENZING

Bringen Sie Ihre defekten Haushaltsgeräte, Spielsachen oder Gartengeräte vorbei. Gaisstraße 5, 6710 Nenzing, Nächste Termine: 21. September und 19. Oktober; jeweils von 14-17 Uhr.

RANKWEIL

Jeden 1. Freitag im Monat, von 14 bis 16:30 Uhr in der Werkstätte der Lebenshilfe, Köhlerstraße 14. Elektrokleingeräte werden von ihren Besitzern unter fachkundiger Hilfestellung instand gesetzt. Nächster Termin: 6. September

RHEINDELTA

In den geraden Kalenderwochen jeweils freitags von 14 bis 18 Uhr in Höchst, Doktor-Schneider-Straße 40. Nächste Termine: 6. und 20. September. repaircafe.rheindelta@gmx.at

THÜRINGEN

Jeden 1. Samstag 8:30 bis 12 Uhr, Werkstraße 32. Nächster Termin: 7. September. Norbert Burtscher, T 0664/3410517

Potentiale für eine gute Zeit Das FAQ Bregenzerwald geht vom 3. bis 9. September mit zahlreichen neuen Programmpunkten in die vierte Runde. Neu ist in diesem Jahr das Workshop-Format zu Beginn der Festivalwoche, noch vor der offiziellen Eröffnung. Beispielsweise wird der Autor, Coach und gelernte Clown Klaus Werner-Lobo in seinem Workshop Fähigkeiten in Bezug auf angstfreies und charismatisches Auftreten sowie kooperatives, empathisches und kreatives Handeln vermitteln. Pianistin Verena Zeiner zeigt, wie man Methoden aus der Rhythmik bei alltäglichen Herausforderungen einsetzen kann, und Netzexpertin Ingrid Brodnig gibt ihr Wissen rund um Social Media an Interessierte weiter. „Wem glauben?“, „Was treibt dich an?“, „Wie geht Liebe?“, „Was bleibt?“ – das sind die vier „Überfragen“ die sich durch das diesjährige FAQ Bregenzerwald ziehen werden. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird es ein hochkarätiges und abwechslungsreiches Line-Up mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen geben. Darunter ORF-Anchorman und Romy-Gewinner Armin Wolf, Schauspielerin Valerie Pachner, Caritas-Präsident Michael Landau, Autorin Ronja von Rönne oder Unternehmer Johannes Collini. Auch musikalisch hat das FAQ heuer wieder einiges zu bieten. Newcomerin Lylit wird bei der Eröffnung am Mittwoch spielen. Es folgen die Amadeus-Gewinnerin AVEC, der niederländische Klavierstar Joep Beving – der bereits beim „Burning Man“-Festival, im Opernhaus von Sydney und der Hambuger Elbphilharmonie aufgetreten ist – und zahlreiche weitere spannende Acts. Alle weiteren Namen sowie das ganze Programm finden sich auf der Webseite unter www.faq-bregenzerwald.com

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EIN FESTIVAL IM ZEICHEN DES ZUSAMMENHALTS. MUSIK, TANZ UND KULINARIK

AUS ALLER WELT.

SA, 07. SEPT. 19, 10.30–22 UHR DORNBIRN KULTURHAUSPARK Eintritt frei!

MUSIK Ski-Schuh-Tennis Orchestra, Prince Moussa Cissokho’s Afrofusion, Humabilu, Toni.Eberle.Band, Störungsdienst, Sapperlotta, Evon Rose, Rapper D.A.R.I.O. KINDERPROGRAMM, POETRY SLAM Sophia Juen, FRIEDENSZELT Veranstalter

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