#43 / Oktober 2019
2,80 Euro
davon 1,40 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer
Taub und nicht stumm Xenia Dürr (30) entführt uns in die Welt der Gehörlosen.
Die buchmarie Großes Echo auf unser Buchprojekt.
Klänge als Lebenselixier
Harte Fronten Die Geschichte der Vor- arlberger Parteien.
Der Götzner Wolfgang Berchtold (64) ist kein Schimpfer und kein Flucher. Trotzdem hat er nach zweieinhalb Jahren Recherche ein Vorarlberger Schimpfwörterbuch geschrieben. Herausgekommen ist eine spannende Reise in die Welt des Schimpfens, Spottens und Fluchens. Seiten 12/13
Illustration: Silvio Raos
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Heim kommen – neu verwurzeln Seminar für Auslandsrückkehrende Vanessa Paisley, Berkhamsted | UK Mo 21. Okt. 9.00 – 17.00 h — Stark und sanft im Gespräch – wertschätzende Kommunikation | Frauenseminar Birgit Gebhard, www.wertschaetze.at Fr 25. Okt. 9.00 – 17.00 h — Das heilsame Potential der Kunst | Vortrag DDr. in Mag. a Adelheid Gassner-Briem Do 7. Nov. 19.30 h — Mit der Kraft der Intuition den Weg mit Kindern gemeinsam gehen | Seminar Andrea Velina, Lindau | D Fr 8. Nov. 9.00 – 17.00 h — De Leiafrau | Eine Neo-Schubertiade Mag. a (FH) Lisa Kolb-Mzalouet | Christian Suchy Di 12. Nov. 19.00 h — Info, Ort und Anmeldung Bildungshaus Batschuns | T 055 22 / 44 2 90 - 0 bildungshaus@bhba.at | www.bildungshaus-batschuns.at
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#43 | Oktober 2019
Inhalt
Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Taub und nicht stumm Xenia Dürr entführt uns in die Welt der Gebärdensprache
streiten oder handeln Sie? Anders gefragt: Wer betreibt 10-11 Paris und der Vorderwald den effektiveren Klimaschutz – BürgerInnen aus der Zi Klimaprojekt zwischen Politik und Einzelverantwortung vilgesellschaft wie Jürgen Mathis, Sonja Burtscher und 12-13 Schimpfa, fluacha, schpotta Christoph Kaufmann, die gemeinsam ein Stück Land be Wolfgang Berchtold über sein Schimpfwörterbuch wirtschaften und die Ernte teilen (Seiten 16/17) oder Politiker, die sich jahrzehntelang über längst fällige Klima14-15 Der Garten in der Tasche schutzgesetze uneins sind? Der Klimawandel geht weiter, Bibliotheken laden zum größten Literaturfestival Tag für Tag. Dass Engagement des Einzelnen alleine nicht 16-17 Glückliches Gemüse und süßer Mais ausreicht, um dem Klimawandel einen Wandel unseres Solidarisch geführte Gärten und die erste Erntebilanz Wirtschaftssystems entgegenhalten zu können, steht aber auch fest. Das Projekt „Paris-Vorderwald“ will genau diese 18-19 Landgenossen statt Einzelkämpfer beiden Ansätze – den Einsatz des Einzelnen vs. politischer So kann die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft gelingen Systemveränderung – zusammenbringen (Seiten 10/11). 20 Dynamisches Klima-Gleichgewicht Übrigens: Wer grundsätzlich einmal verstehen möchte, Eckhart Drössler erklärt, warum es mehr Bäume braucht wie stabil oder instabil unser Klima ist, liest am besten die Kolumne von unserem Fachmann Eckhart Drössler (Seite 21 Denk mit, mach mit 20). Seine informativen Beiträge wechseln sich mit unserer Gitte Nenning und die Verführungen des Konsums Zero Waste Kolumne monatlich ab. 21 Impressum Apropos Lesen: Falls Ihnen manchmal die Worte fehlen, um ihrem Frust (zum Beispiel über mühsame Klima22-23 Ein Buch, das verbindet politik) Ausdruck zu verleihen, wäre vielleicht das Schimpf Buchprojekt der marie zur Hälfte finanziert wörterbuch von Wolfgang Berchtold (Seiten 12/13) etwas 24 Schachecke für Sie. Oder, andersherum, wenn Sie Nahrung für Ihre Seele brauchen, sind Sie beim Literaturfestival „Öster25 Sudoku reich liest. Treffpunkt Bibliothek“, welches vom 14. bis 26-27 Frischer Wind, Leinen los! 20. Oktober stattfindet (Seiten 14/15), genau richtig. Eine Pastoralamtsleiter Martin Fenkart lädt zu Forum ein Erfolgsmeldung haben wir überdies für unser eigenes Buchprojekt, der buchmarie (Seiten 22/23), zu vermelden: 28-29 „Es gibt mehrere Wege zu Gott” Die Hälfte ist bereits finanziert! Wir danken allen unseren Benediktinerpater Christoph Müller im Porträt SpenderInnen. 30-31 Menschen eine Stimme geben Die marie wünscht Ihnen viel Freude bei der Lektüre Kaplan Bonetti Beratungsstelle feiert 10-Jahres-Jubiläum der Oktober-Ausgabe Ihrer Vorarlberger Straßenzeitung! 32 Rezept Herzlich, Pilz-Gulasch mit Knödeln aus Dans Probelokal Christina Vaccaro, Redakteurin 33 Rechenrätsel 34-35 Kampf der Weltanschauungen Die Geschichte der Parteien in Vorarlberg 36-39 Veranstaltungskalender 38 Rätsellösungen
marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo
Kontaktieren Sie uns
Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden, dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!
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Bild des Monats
Taub und nicht stumm
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Dass Sprache weit mehr ist als das, was wir Hörenden darunter verstehen, und inwieweit Sprache Identität und Kultur prägt, darüber haben wir uns mit der Vorarlbergerin Xenia Dürr, 30, unterhalten. Sie ist taub und lebt heute in Wien. Wäre sie im Ländle geblieben, sagt sie, wäre sie nie dorthin gekommen, wo sie heute – beruflich wie persönlich – steht. Text: Simone Fürnschuß-Hofer Fotos: Frank Andres
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ir treffen uns auf den Stufen am Molo in Bregenz. Immer wieder bleibt der Blick der Vorbeiflanierenden an uns hängen. Wohl eine ungewohnte Szene in unserem öffentlichen Raum: Zwei Menschen, die gebärden. Das fasziniert. Hat doch diese Art der Kommunikation etwas höchst Ästhetisches und versprüht eine ansteckende Lebendigkeit. Eine, die sich wünschen würde, die Gebärdensprachen wären genau das, nämlich ansteckend und ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft, ist die in Bregenz geborene und heute in Wien lebende Xenia Dürr. Sie ist 30 Jahre alt, Sprachwissenschaftlerin, Fotografin und Lehrerin für „Österreichische Gebärdensprache“. Und sie ist taub. Ihr konkreter Befund: hochgradige, an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit. Die diagnostische >>
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Mittendrin in V
Wortwahl demonstriert bereits den defizitären Blickwinkel, der viele Gehörlose stört. Nicht ohne Grund hat Xenia Dürr auch unserem Interview nur zögerlich zugestimmt. Noch während meiner Recherche zum Thema dämmert mir, wo das Problem liegen könnte: Wir Hö-
renden haben keine Ahnung von dem, was Gehörlose beschäftigt. Weder von ihrer Geschichte noch von ihrer Kultur und schon gar nicht von ihrer Sicht auf Verständigung und Sprache. Großer Fettnäpfchen-Alarm also! Denn zu schnell greifen wir in unseren Annahmen, Fragestellungen und Urteilen in die Klischeekiste. Dem, der sich dem Thema öffnet, tun sich jedoch neue und durchaus den eigenen Lebenskosmos bereichernde Welten auf.
Wissenswertes
Ein paar Fakten vorweg: Die Verwendung von „taubstumm“ ist inzwischen ein No-Go, politisch korrekt sind die Begriffe „gehörlos“ oder „taub“. Stumm ist, wer nicht sprechen kann. Seit 2005 gilt bei uns die Österreichische Gebärden-
6| Xenia Dürr sieht es kritisch, wenn gehörlosen Kindern das Erlernen von Gebärdensprache verwehrt wird. Sie selbst kommuniziert zwar bei Bedarf auch über Lautsprache, identifiziert sich aber viel eher mit der Österreichischen Gebärdensprache.
Laut und leise als relevante Kategorien? „Laut ist für mich jemand, der politisch aktiv ist, für Rechte kämpft. Auch Aggressivität ist laut. Ich selbst werde laut, wenn ich das Gefühl habe, ich werde diskriminiert. Wenn ich mein CI ablege, genieße auch ich die Stille. Die Leute glauben, das sei schlimm, aber für mich ist es das nicht. Beim Schlafen ist es sogar ein Vorteil.“ Xenia Dürr
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sprache (ÖGS) als offiziell anerkannte und vollwertige Sprache. Die „eine“ Gebärdensprache gibt es nicht, jedes Land hat ihre eigene. Ob ein gehörlos geborenes Kind vorrangig Gebärden- oder Lautsprache erlernen soll, darin gehen die Meinungen auseinander. Ab dem 19. Jahrhundert wurde gezielt der Oralismus, also die ausschließlich lautsprachliche Erziehung der Kinder, verbreitet. Was zur Folge hatte, dass sich die Gehörlosen den Hörenden anpassen mussten und zudem die Gebärdensprache als „peinlich“ abgewertet wurde. Mittlerweile wird es als Gefahr begriffen, wenn bei gehörlosen Kindern zu viel korrigiert wird, um mühevoll Konformität herzustellen. Meist würde das auf Kosten wichtiger anderer Lerninhalte und einem gesunden Selbstwertgefühl geschehen. Nach wie vor wird aber – im Sinne der Integrationsleistung der Betroffenen – vor allem von medizinischer Seite auf das Priorisieren der Lautsprache gepocht. Die Diskussion erinnert an das Dilemma vieler Migrant*innen, wenn von ihnen gefordert wird, das Kind müsse Deutsch lernen, noch bevor es die Muttersprache beherrscht. Denn viele gehörlose Menschen sehen Gebärdensprache als ihre Erstsprache. Möglicherweise steckt hinter all dem auch die Haltungsfrage, ob Taubheit überhaupt als Defizit definiert werden soll oder als wertfreies Merkmal einer Identität. „Audismus“ nennt man jene diskriminierende Haltung, die taube Menschen als defekt und das Leben ohne Gehör als minderwertig herabwürdigt. Xenia Dürr zitiert in diesem Zusammenhang einen ehemaligen Präsidenten der amerikanischen Gallaudet University, der weltweit ersten Universität für Gehörlose, der den Satz prägte: „Gehörlose können alles außer hören.“
eigene Gehörlosenkultur entwickelt, die die Angehörigen in ihrem Selbstverständnis und in ihrer Zugehörigkeit stärkt. Denn das sei oft das größere Problem, als nichts zu hören: nicht dazuzugehören. „Gebärdensprachen sind visuell-gestische Sprachen. Gehörlose haben eine ganz andere Form sich zu rufen, tappen sich auf die Schulter. Hörende haben da viel mehr Berührungsängste. Wir sind viel direkter, das mag für Hörende im ersten Moment vielleicht komisch sein“, so Xenia Dürr, die mit ihrer Familie allerdings über Lautsprache kommuniziert. Als jemand, der eine Regelschule und später das Gymnasium besucht hat, kennt sie das Gefühl des Überdrusses, sich immer nach den anderen richten zu müssen: „Ich habe in der Schule zwar Unterstützung erfahren, aber der Unterricht war so gestaltet, dass ich mich ständig anpassen, umändern musste. Für mich wurde wenig adaptiert.“ Die genormte Welt, die sich stets an Mehrheiten orientiert und daran die Rahmenbedingungen ausrichtet, macht vielen Minderheiten zu schaffen. Denn Mehrheitsprinzipien verhindern Inklusion. Als einzige Gehörlose in der Klasse war es für Xenia schwierig, sich an Gruppengesprächen zu beteiligen. Somit war sie in vielen Situationen sozial ausgeschlossen. Dazu muss man verstehen: Auch wer wie unsere Protagonistin die Lautsprache und das Lippenlesen beherrscht, dem geht dennoch viel an Information verloren, da jeder Gesprächsverlauf mit großen Anstrengungen verbunden ist. Nicht umsonst postulieren Gehörlosen-Gemeinschaften die Einführung von Gebärdensprache als Unterrichtsfach, zumindest als Wahlfach, wie das in den USA bereits der Fall ist.
Eigene Kultur
„Lautsprache ist nicht lebensnotwendig. Es ist ein Vorteil, dass ich sie sprechen kann, aber für meine Identität ist sie nicht wichtig; ich identifiziere mich viel eher mit der Österreichischen Gebärdensprache“, so Xenia Dürr, die weiß,
Gebärdensprachen folgen einer eigenen Grammatik und Struktur und haben nichts mit Pantomime zu tun. Und weil Sprache immer auch Bewusstsein, Identität und Kultur kreiert, hat sich eine
Gewinn durch Taubheit
wie mühevoll sich der Erwerb der Lautsprache gestaltet: „Von selber geht da gar nichts, das ist mit hartem Training, unermüdlichem Üben, Logopädie etc. verbunden. Ein Cochlear-Implantat¹) mag eine Unterstützung sein, ist aber auch nicht für jeden eine gute Lösung.“ Ein solches bekam Xenia im Alter von neun Jahren eingepflanzt. Und wieder zeigt sich eine Ambivalenz: Das Implantat mag für die einen ein Segen sein, fordert aber – ganz abgesehen von der Belastung des operativen Eingriffs – auch ständige Anpassung derer, die sich über ihre eigentliche Sprache der Gebärden unvergleichbar differenzierter ausdrücken könnten. Bestseller-Autor und Psychiatrie-Dozent Andrew Solomon in seinem Buch „Weit vom Stamm“: „Viele Gehörlose erfahren ihre Taubheit nicht als Mangel, sondern als eigene Form von Kultur, Leben, Sprache, Ästhetik, Körperlichkeit und Intimität. Diese Kultur bezeichnet eine geringere Trennung von Körper und Geist als die Kultur, die den Rest von uns beschränkt, weil unsere Sprache nur mit der begrenzten Architektur von Zunge und Kehlkopf verbunden ist, während die Gebärdensprache die größeren Muskelgruppen mit einbezieht.“ Könnte es also sein, dass auch die hörende Gesellschaft etwas von gehörlosen Menschen lernen könnte? Xenia bringt den Begriff des „Deaf Gain“ ins Spiel, der jenen Gewinn meint, den man aus dem Taubsein und der damit verbundenen Kultur zieht. Als Gegenkonzept zum defizitären Blickwinkel befürwortet „Deaf Gain“ menschliche Vielfalt und unterstreicht all das, was uns Gehörlose lehren können, beispielsweise neue Facetten visueller, räumlicher wie kinetischer Denkstrukturen. Xenia Dürr fühlt sich dem Thema verpflichtet: „Diese Form der Sensibilisierung und Aufklärung macht mir Spaß, das könnte ich mir auch beruflich sehr gut vorstellen.“ Wie auch Beratungsgespräche mit frischgebackenen Eltern: „Für sie ist es meist ein Schock, wenn sie erfahren, dass ihr Kind taub ist. Das verstehe ich ja auch. Da >>
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Mittendrin in V
Gebärdensprachen sind vollwertige Sprachen und keine „Hilfskommunikation”. Wünschen würde sich Xenia Dürr mehr Gebärdensprachdolmetscher*innen im Bildungsbereich!
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braucht es Menschen, die selbst betroffen sind; Gehörlose, die ein Vorbild sein können, sonst werden die Eltern medizinisch zu stark beeinflusst und sie kommen in diese Reparaturhaltung.“
Kein „armes Hascherl“
Und der ganz profane Alltag? Sei relativ gut zu meistern, meint die 30-Jährige. Schwierig würde es dort, wo es um die Teilnahme an Veranstaltungen ginge. Vor allem das Theater, die Kunst ganz allgemein oder auch Workshops und Konferenzen interessierten sie sehr. „Dafür brauche ich eine Dolmetscherin bzw. einen Dolmetscher und bei über 10.000 Gehörlosen in Österreich herrscht da leider ein großer Mangel. Sie sind ständig ausgebucht. Kurzfristig jemanden zu finden ist ganz schwierig.“ Im Übrigen sei es auch nervig, wenn ihr andere Leute gut gemeint den Dolmetscher in Abrede stellen: „Sie sagen dann, du hast ja ein CI, das schaffen wir schon. Aber nur, wenn ich gedolmetscht werde, verstehe ich wirklich alles. Ich mag mich einfach nicht ständig anpassen müssen. Und ich möchte auch nicht ständig auf meinen Hörsinn reduziert werden.“ Neben dem Fotografieren sei auch das Reisen eine ihrer Leidenschaften wie auch andere Kulturen und neue Menschen kennen zu lernen und Freunde zu treffen. In Wien sei als Gehörlose gut zu leben. Ihre Ausbildung zur Fotografin sowie ihr Studium der Sprachwissenschaften hat sie dort absolviert. Nie wäre es ihr im Ländle möglich gewesen, „ihren“ Weg zu gehen und das zu erreichen, was sie in der Bundeshauptstadt geschafft hat. Zu
sehr würde man hier in ihrer Situation als „armes Hascherl“ stigmatisiert und dann bewundert, dass man „doch so toll sprechen kann“. Dahinter verberge sich eine diskriminierende Haltung, die von Fürsorge und Mitleid geprägt sei, die entwerte und behindere. Die würde sie vielerorts spüren, in Vorarlberg aber ganz besonders. Dafür sei Berlin, wo sie demnächst eine Foto-Ausstellung zum Thema Audismus plant, ein Vorreiter bezüglich Offenheit und Teilhabe-Möglichkeiten für gehörlose Menschen. Da könne sogar Wien noch was lernen. Das Ländle sowieso. Und wir ergänzen: Genau. Da sollte man vielleicht mal g‘hörig die Ohren spitzen. Das Cochlear-Implantat, kurz CI, ist eine Innenohrprothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch funktionstüchtig ist und wird hinter dem Ohr direkt unter die Haut implantiert.
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Die Redaktion bedankt sich bei Magdalena Kriegl für die kurzfristige Zusage und das professionelle Gebärdensprachdolmetschen während unseres Interviews.
Gebärdensprachdolmetschen
Gebärdensprachdolmetschen bezeichnet die Tätigkeit von Personen, die zwischen einer Lautsprache und einer Gebärdensprache dolmetschen. Eine fachspezifische, anerkannte Ausbildung für ein professionelles Arbeiten ist unabdingbar. Infos unter www.oegsdv.at oder www.handlaut.at. GebärdensprachdolmetscherInnen kommen in Vorarlberg überwiegend im Gemeinwesen und im Arbeitsbereich zum Einsatz. Kaum gedolmetscht wird im Bildungsbereich. Hier besteht hoher Nachholbedarf, um durch höhere Bildungsabschlüsse und weiterführende Ausbildungen gehörlosen Menschen bessere Jobchancen zu eröffnen. E-Learning Plattform für die ÖGS: www.lingvano.com
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Eine Ausstellung der inatura
2. Oktober 2019 – 6. September 2020 täglich 10 – 18 Uhr www.inatura.at
Weiß der Geier!
Was die Tiere uns bedeuten
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PIA KLEMP – LASS UNS MIT DEN TOTEN TANZEN Die Kapitänin Pia Klemp berichtet in ihrem soeben erschienen Roman „Lass uns mit den Toten tanzen“ von den Ereignissen rund um die Beschlagnahmung ihres Schiffes und die Anklage gegen sie und neun weitere Crewmitglieder der JUVENTA. Einen Teil dessen hat sie bereits im Mai auf einer der Vorarlberger Sonntagsdemonstrationen live berichtet. Man würde sich wünschen, das alles wäre Fiktion – die gut durchkomponierte Dramaturgie wäre erfunden wie auch die düsteren Szenarien, die die Beweggründe der Protagonistinnen und Akteure ausreichend erklären, um vollkommen glaubwürdig zu sein. Leider hält sich die Autorin bis zur Schmerz-
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grenze an die Tatsachen und lässt auch die privatesten Details nicht aus. Das ist nur konsequent, nachdem sie und ihre Crewmitglieder erfahren haben, wie lange sie von den italienischen Behörden auf dem Schiff abgehört und bespitzelt wurden. Es sind fragwürdige Methoden, mit denen Küstenwache, Staatspolizei und selbst der italienische Geheimdienst gegen die jungen Leute ermitteln, um die Seenotrettung im Mittelmeer zu einem Ende zu bringen. Der politisch motivierte Prozess erregt schon vor seinem Start großes Aufsehen wegen des enormen Aufwands, der für die Anklageerhebung betrieben wird. Jetzt ein Buch zu veröffentlichen, das die Dinge aus der Sicht der angeklagten Kapitänin darstellt, ist sicher ein kluger Schachzug von Pia Klemp. Diese Flucht nach vorne lohnt es zu lesen. „Eine schwarze Leiche kümmert niemanden“, kommentiert sie beispielsweise die tausenden Toten im Mittelmeer, die jetzt kaum noch Hilfe zu erwarten haben, weil die EU ihre Außengrenzen auf menschenverachtende Art und Weise abschottet. Schonungslos
ist wohl das Wort, mit dem sie sowohl ihre eigene Welt betrachtet, viel mehr aber noch die westliche Wohlstandsgesellschaft und deren politische Vertreter, die mit ihrer Weigerung, die Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen, bei Pia Klemp auf wenig Verständnis treffen. Zu Recht – das Buch zu lesen bietet die Möglichkeit der Abhilfe. Zumindest ist es ein Anfang. Text: Daniela Egger
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„Eine aufkommensneutrale CO2-Besteuerung ist der sinnvollste Hebel.“
„Ich glaube, wir müssen uns nicht aus ökologischen Motiven anders verhalten. Es reicht, wenn wir das tun, was uns selbst wirklich gut tut." Projektleiter Martin Strele von Kairos
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PARIS UND DER VORDERWALD Am 12. November treffen sich zwei Ansätze: Engagement des Einzelnen vs. Systemveränderung. Wie das aussieht? TeilnehmerInnen des Klimaprojekts „Paris-Vorderwald“ stellen auf der Abschlussveranstaltung im ORF Landesstudio vor, wie weit sie die internationalen Klimaziele durch ihr persönliches Verhalten erreichen – und wo politische Rahmenbedingungen verändert werden müssen.
Text: Christina Vaccaro Fotos: Christina Vaccaro, Lucas Breuer/ diameter.at, APP Bilder www.eingutertag.org
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as haben Gemeinden wie Doren, Riefensberg und Lingenau mit der französischen Metropole zu tun? Es eint sie ein Abkommen, in Paris verabschiedet, die Klimaerwärmung unter zwei Grad zu halten. 14 Haushalte im vorderen Bregenzerwald haben genau das versucht. Mithilfe des Punkterechners vom Institut für Wirkungsforschung und Entwicklung Kairos (Sitz in Bregenz) wurden die CO2-Emissionen vor dem vierwöchigen Versuchszeitraum zunächst ermittelt. Während der Testphase wurden schließlich Elektroautos, E-Bikes und Lastenanhänger für Fahrräder zur Ver-
fügung gestellt, Leuchtmittel mit effizienteren Alternativen ausgetauscht, Beratungen zur Stromeinsparung, Sanierung und Photovoltaik-Anlagen in Anspruch genommen, Tannen gepflanzt, Gemüsegärten erweitert, Urlaubspläne verändert, verpackungsfrei, Second Hand und regional eingekauft, viel Gemüse gegessen (Zitat der Teilnehmerin Dagmar Steuer über die Freude ihrer Kinder: „Die Gemüsekiste war das Highlight der Woche.“), mehr Homeoffice gemacht, Carsharing ausprobiert und Kaputtes im Reparaturcafé repariert. Das Ergebnis: Die CO2-Emissionen der Teilnehmer, die bereits vor dem Testmonat deutlich unter der Hälfte des österreichischen Durchschnitts lagen, sanken nochmals um etwa 20 Prozent. Die
16-jährige HTL-Schülerin Anna Dür kam trotz täglicher Busfahrt von Hittisau nach Dornbirn am Ende auf 120 Punkte. Die Lebenshilfe-Betreuerin Dagmar Steurer aus Krumbach gar auf 107 Punkte. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Österreicher verbraucht täglich 450 Punkte. „Erlaubt“ wären 100. 100 Punkte entsprechen nämlich 6,8 kg CO2 – die Menge, die jeder Mensch täglich durch all seine Handlungen ausstoßen darf, um die Klimaziele noch zu erreichen.
Der Einzelne und das System
Anna Dür freut sich auf den 12. November. Sie wird bei der Abschlussveranstaltung dabei sein. Die Fridays-for-Future-Aktivistin möchte die politischen VertreterInnen aufgefordert sehen, endlich die
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Nachhaltiges Kochen beim Biohof Lingenhel in Doren: Agathe Lingenhel und Angelika Stöckler sprachen über klimafreundliches Kochen. Anschließend wurde gemeinsam etwas Leckeres gekocht.
„Wenn wir wirklich noch etwas ändern wollen, braucht es eine politische Veränderung.“
„Ich glaube, viele wollen nicht umweltbewusst leben, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass wir mitten in der Klimakrise stecken.“
Dagmar Steurer, Teilnehmerin aus Krumbach
Anna Dür, Teilnehmerin aus Hittisau
richtigen und notwendigen Maßnahmen zu setzen. „Es geht einfach nicht mehr so weiter. Wir müssen etwas ändern“, sagt sie. Ihr größter Punkteverbrauch entsteht durch die tägliche Busfahrt zur Schule, den sie gerne geändert hätte. Mit dem Auto wäre der Verbrauch zwar drei- bis viermal so hoch, dennoch sind es ganze 32 Punkte, die auch mit dem Bus anfallen. „Die Politik sollte dafür sorgen, dass Öffis ausgebaut werden und gratis sind. Dann wäre die Auslastung auch höher und Öffis somit noch effizienter.“ In Sachen Mobilität hat Familie Steurer E-Bikes und Lastenanhänger ausprobiert – mit bleibenden Folgen: Die Mittlere der drei Töchter, Anna-Maria, hat sich nun anstelle des Mopedführerscheins ein E-Bike gekauft. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die Mutter Dagmar Steurer schon sehr lange. Die in der DDR aufgewachsene Thüringerin erinnert sich: „Wir hatten Hühner, Schafe, ein Schwein und haben immer 99 Prozent des Tieres verwendet. Auch Kartoffeln und Futterrüben haben wir angebaut – es war ganz normal, viel Arbeit zu haben und achtsam mit Lebensmitteln umzugehen. Nach der Wende bin ich erstmals in ein Kaufhaus, es war grell und laut und mir ist richtig schlecht geworden. Ich musste es nach fünf Minuten verlassen.“ „Der Konsum wird total angeheizt, die Menschen werden dazu geführt, immer mehr Ressourcen zu verbrauchen“, meint dazu Martin Strele von Kairos. Er hat das Projekt Paris-Vorderwald gemeinsam mit Monika Forster vom Energiein
stitut geleitet. Zu den Ergebnissen sagt er: „Es ist absolut motivierend zu sehen, wie viel möglich ist – und das im ländlichen Raum mit unter Umständen mühsamen Arbeitswegen.“ Dennoch weiß Martin Strele, dass Freiwilligkeit alleine nicht reichen wird, zu wenige Menschen würden damit anfangen, nachhaltiger zu leben, „weil die Rahmenbedingungen nicht passen“. Einen Weg, sie passend zu machen, sieht Strele in einer Kostenwahrheit des Ressourcenverbrauchs, der auch sozial verträglich ist: „Eine aufkommensneutrale CO2-Besteuerung ist der sinnvollste Hebel.“ Fakt ist, dass mit zunehmendem Einkommen auch die CO2-Emissionen
pro Kopf steigen: Wer mehr verdient, hat den größeren ökologischen Fußabdruck. Deshalb wird am 12. November im ORF Landesstudio in Dornbirn der bekannte Ökonom Niko Paech den Eröffnungsvortrag halten. Man darf gespannt sein. VERANSTALTUNGSHINWEIS: 12. November 2019 um 20 Uhr, ORF Landesstudio in Dornbirn, Eingangsvortrag von Prof. Niko Paech, Vorstellung der Ergebnisse des Projekts durch TeilnehmerInnen, Podiumsdiskussion mit politischen VertreterInnen und VertreterInnen von „Paris – Vorderwald“.
Projekt „ParisVorderwald“
14 Haushalte von 8 Gemeinden im Vorderen Bregenzerwald. 64 Personen, die 4 Wochen lang versucht haben, ihre CO2-Emissionen zu senken. Leitprojekt der Klima- und Energiemodellregionen Österreichs. Projektpartner: Kairos – Institut für Wirkungsforschung und Entwicklung mit Martin Strele, www.kairos.or.at, Energieinstitut Vorarlberg mit Monika Forster, www.energieinstitut.at, sowie Energieautonomie Vorarlberg und Illwerke VKW Gruppe.
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Schimpfa, fluacha, schpotta Was ist ein Bommputzer, Schoofsäckel oder Hosalottere? Keine Ahnung? Mit dem neuen Buch von Wolfgang Berchtold (64) gehören diese Wissenslücken ab sofort der Vergangenheit an. In seinem Buch erklärt er die Bedeutung von 2300 dialektalen Schimpfwörtern, Flüchen und Spottbegriffen. Text und Foto: Frank Andres
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ines möchte Wolfgang Berchtold zu Beginn des Gespräches gleich klarstellen. „Ich bin kein Schimpfer und kein Flucher.“ Er sei, so betont er, in einer Familie aufgewachsen, in der „immer ein positiver, kurzweiliger Schmäh gelaufen“ sei. Da war dann sicher auch öfters etwas Spöttisches dabei. Der Vater habe vor allem viele Witze erzählt, zudem habe er seine Eltern kaum einmal schimpfen oder fluchen gehört, und das habe die vier Söhne wohl auch geprägt und so „war unsere Familie irgendwie schimpf- und fluchbefreit“. Wolfgang Berchtolds Waffe war und ist der Humor. „Mir war es immer wichtig, dass mein Unterricht auch unterhaltsam ist, und da gehörten auch der Humor und der Schmäh dazu“, erinnert sich der heute 64-Jährige an seine Zeit als Gymnasiallehrer für Deutsch und Sport zurück.
60.000 Begriffe abgeklopft
Aber wie kommt ausgerechnet jemand, der mit Spott und Hohn persönlich nichts zu schaffen hat, auf die Idee, ein Vorarlberger Schimpfwörterbuch zu schreiben? „Ich wäre selbst nie draufgekommen“, gesteht der passionierte Mundartfreund. Nina Winkler und Thomas Steiner vom Verlag „edition v“ hätten bei ihm angefragt.
Wolfgang Berchtolds Begeisterung hielt sich aber anfänglich in Grenzen. „Ich habe längere Zeit gezögert“, betont er. Schließlich sagte er doch zu. Sein anfänglicher Zweifel („Was habe ich mir da angetan?“) verwandelte sich bald in eine spannende Forschungsreise („Die Suche nach der Herkunft der Wörter hat mich bald in seinen Bann gezogen.“). Eine Reise, die am Ende zweieinhalb Jahre gedauert hat. Bei der Wolfgang Berchtold unter anderem die Vorarlberger Standard-Wörterbücher von Leo Jutz1) und Hubert Allgäuer2) und verschiedene regionale Mundartsammlungen mit insgesamt rund 60.000 Begriffen auf ihre Bedeutung hin abgeklopft hat. Am Ende haben es über 2000 zum Teil verschwundene, vergessene, kaum mehr gebräuchliche, aber auch aktuelle Schimpfwörter sowie 500 Flüche bzw. Spottbegriffe in Wolfgang Berchtolds 256 Seiten starkes Buch geschafft. „Das kann man schon als eine Pionierarbeit bezeichnen“, resümiert der Autor. Der passionierte Mundartforscher hat aber nicht einfach nur Wörter gesammelt und kurz erklärt. Das hätte seinen Ansprüchen nicht genügt. „Mir ging es darum, ein leicht lesbares, unterhaltsames und informatives Nachschlagewerk zu schreiben, welches auch wissenschaftlichen Kriterien gerecht wird“, erklärt er. So erfährt der Leser zum Beispiel beim Begriff „Pappaheimer“
nicht nur dessen Bedeutung, sondern auch dessen Herkunft, inklusive literarischem und geschichtshistorischem Exkurs.
Schimpfen als Kunstform
So vielfältig geschimpft, geflucht und gespottet wie früher wird heute in Vorarlberg nicht mehr. „Der Wortschatz hat sich eingeengt“, lautet eines der Ergebnisse von Wolfgang Berchtolds vorliegender Forschungsarbeit. Vorarlberg sei früher ein bunter Fleckerlteppich mit unterschiedlichen Dialekträumen gewesen. „Beinahe in jedem Ort gab es eine eigene Sprachkultur“, erklärt er. Durch die zunehmende Mobilität und die Medien habe sich aber allmählich ein Einheitsdialekt herauskristallisiert. Die sprachliche Vielfalt sei zum Teil verloren gegangen. Es gebe aber noch Orte wie Lustenau oder Regionen wie das Montafon, die sich noch einen für alle erkennbaren eigenen Lautcharakter erhalten haben. „Und hier hat man bei manchen Wörtern den Eindruck, dass das Schimpfen zu einer regelrechten Kunstform erhoben wurde.“ Geändert hätten sich im Laufe der Zeit auch die Lebensbereiche, aus denen die mehr oder weniger heftigen und leidenschaftlichen Flüche und Schimpfwörter bezogen werden. Früher zum Beispiel fluchte
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man vor allem über Gott und die Religion („Herrgottsapperment“). Heute geht es um Sexualität („Wichser“) oder Behinderte („Spasst“). Das ergab auch eine Umfrage von Wolfgang Berchtold bei 180 Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren. Und wie erklärt er sich diesen thematischen Wandel? „Schimpfen war immer eine Art Tabubruch. Früher war es eben Gott und heute ist es die Sexualität.“ Was über die Jahrzehnte nicht verschwunden ist, das ist das Interesse der Vorarlberger an ihrem Dialekt. „Im Gegenteil: Es ist größer geworden. Es vermittelt Identität, ohne dabei den Begriff Heimat bemühen zu müssen. Für manche ist es auch Nostalgie, in einer Zeit, in der sich viele von der Globalisierung überfordert fühlen“, urteilt der Mundartkenner. Und sind wir doch ehrlich: „Bluatsuuger“, „Gischpl“ oder „Ratschfödla“ klingt doch besser als „hartherziger Wucherer“, „lebhaftes, unruhiges Kind“ oder „klatschsüchtiger Mensch“. 1) entstanden Anfang der 1930er Jahre, publiziert von Eugen Gabriel im Jahr 1965 2) erschienen im Jahr 2008
Schimpfwörter-Quiz
Welche Personen tadelt man mit folgenden Vorarlberger Schimpfwörtern? Böhneler: Scheltwort für einen
A) übertrieben exakten Menschen B) der viel Bohnen isst und auch danach riecht C) diebischen Kerl
Dudere: Schimpfwort für jemanden A) mit einer sehr feuchten Aussprache B) der viel, aber wenig Sinnvolles redet C) der mit allen gleich per Du ist
Fänzeler: Schimpfwort für einen A) Spötter B) Herumtreiber C) Tachinierer
Galgasiach: Schimpfwort für einen A) abgefeimten Spitzbuben B) Raufbolden, Schlägertypen C) Trunkenbold
Hornochs: Scheltwort für
A) einen Mann mit viel Hornhaut am Körper B) einen dummen, grobschlächtigen Mann C) einen Mann mit einer großen Nase
Klemmfüdla: Schimpfwort für Wolfgang Berchtold
Das Vorarlberger Schimpfwörterbuch Wolfgang Berchtold I Karikaturen von Silvio Raos
Das Vorarlberger Schimpfwörterbuch
Karikaturen von Silvio Raos
A) einen geizigen Menschen B) einen Angsthasen C) einen nervösen Pinkel
Maschtdarmakrobat: Schimpfwort für
A) einen, der oft Winde (Fürze) an die Umwelt abgibt B) einen Kriecher (wie Arschkrüücher) C) jemanden, der viele Fäkalausdrücke verwendet
Pappsäckl: Schimpfwort für
A) einen andauernd quatschenden Menschen B) eine papierne Person wie eine Schaufensterpuppe C) einen gleichgültigen, energielosen Mann
Soachtäscha: Schimpfwort für A) ein lästiges Kind B) für einen blöden Mann C) für eine blöde Frau
Lauch: Jugendschimpfwort für einen EDITION V
Das Vorarlberger Schimpfwörterbuch von Wolfgang Berchtold, mit Karikaturen von Silvio Raos 256 Seiten, ISBN 978-3-903240-10-0, 28,- Euro, edition v Buchpräsentation mit Autor Wolfgang Berchtold: Freitag, 11. Oktober um 20 Uhr im ORF-Landesfunkhaus in Dornbirn, Rundfunkplatz 1. Der Eintritt ist frei!
A) der oft stinkt B) dünnen, hochgewachsenen Burschen, für einen Schwächling C) Vegetarier
Schicken Sie ihre Antworten an redaktion@ mariestrassenzeitung.at und gewinnen Sie mit etwas Glück eines von drei Exemplaren „Das Vorarlberger Schimpfwörterbuch“ von Wolfgang Berchtold.
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Mittendrin in V
Ulrike Unterthurner: „Es gibt keinen Trend ohne Gegentrend. Das Buch wurde schon oft totgesagt.“
DER GARTEN IN DER TASCHE
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Lesen stärkt die Seele – das wusste schon Voltaire. Die Büchereien laden wieder zum größten Literaturfestival „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“, das vom 14. bis 20. Oktober stattfindet. Im ganzen Land werden dann die Bibliotheken und das Lesen gefeiert. Text: Christine Mennel, Foto: Frank Andres
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er liest denn heute noch Bücher, wenn man sich von Dr. Google jede Information in Sekundenschnelle servieren lassen kann? Kaum zu glauben, aber die Fangemeinde der Bibliotheken ist größer und vor allem bunter als man es sich vorstellt. Auch die Büchereien selbst sind meilenweit davon entfernt, ernste, verstaubte Institutionen zu sein, in denen man zum Lachen in den Keller gehen muss. Im Gegenteil: Büchereien werden immer mehr zur Drehscheibe der Begegnung, des Austausches, der Kommunikation und vor allem der Information. Auch für Digital Natives. „Die digitale Welt ist keine Konkurrenz für uns“, sagt Ulrike Unterthurner, „das Buch
ist schon oft totgesagt worden.“ Sie ist seit 28 Jahren Direktorin der Stadtbibliothek in Dornbirn, die am 18. November in ihrem neuen Haus eröffnet. „Bibliotheken sind analog-digitale Orte. Ohne Lesekenntnisse als Basiskompetenz kann keine digitale Welt existieren. Wer nicht lesen kann, kommt auch im World Wide Web nicht weiter“, stellt sie klar. Deshalb integrieren die Bibliotheken die digitale Welt in ihre Programme und ihren Bildungsauftrag. In Dornbirn ist beispielsweise das „Digi“-Café stark frequentiert. Hier können rund um diese Technik alle Infos eingeholt und alle möglichen Fragen gestellt werden. „Gute Fragen haben bei uns einen hohen Stellenwert, sie sind uns sogar manchmal wichtiger als die Antworten“, sagt sie und lacht.
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Buntes Völkchen
„In Zeiten des rasant schnellen Internets schaffen wir Oasen.“
Glück eine Couch, eine Tasse Tee und In der Bücherei sind alle Interessensein Buch. „Es muss aber nicht jeder gruppen vertreten – von der ReiniLesen lieben“, relativiert Ulrike Unter gungskraft bis zum Universitätsprothurner. Der Zugang zu Büchern kann Ulrike Unterthurner fessor. Hier wird gemütlich Zeitung auch jener der Lesekompetenz-Stärgelesen, geplaudert und Kaffee getrunkung und der Wissensvermittlung sein. ken. Und es ist auch jeder willkommen. Bibliotheken haben einen hohen AnVor allem Kinder und Jugendliche fühlen sich wohl. Weil sie spruch auf Informationsqualität. Auf welche Aussage kann man vermittelt bekommen: Hier bin ich erwünscht, es reicht so zu sich verlassen? Was ist Fakt und was ist Fake? Nicht alles, was sein wie ich bin. Ich muss keine Romane lesen, ich muss nichts Google erzählt, kann auch unverifiziert übernommen werden. lernen. Aber ich kann mich austauschen und informieren. „Die „Wir sehen uns als Lotsen im Informationsdschungel“, sagt UlBücherei soll ein Treffpunkt für Kids sein“, sagt die Bibliotherike Unterthurner, „und bieten niederschwellige Angebote und karin. „Wir laden ein, aktiv zu sein und erarbeiten gemeinsam Events dazu.“ In den 90ern, als sie begonnen hat, war die Vermit ihnen Programme, die sie interessieren. Damit die Neuleihtätigkeit Schwerpunkt ihrer Arbeit. Heute ist die Bücherei gier geweckt wird und Lust entsteht, sich mit der großen weieine Informationsstelle für alle möglichen Anliegen: von Fragen ten Welt auseinanderzusetzen.“ Mit über 200 Veranstaltungen über die besten Wanderrouten via App, über tolle Links, Buchim Jahr und spannenden Kooperationen ist man in Dornbirn tipps oder einfach technische Hilfestellung rund um die Digitaliganz schön lebendig. In der neuen Stadtbibliothek wird es eine sierung. Hier ist der Bedarf groß. „In Zeiten des rasant schnellen „Gaming Zone“ geben. Hier soll einer breiten Bevölkerung ein Internets schaffen wir aber auch Oasen“, sagt Ulrike Unterthurinformativer Zugang zum modernen Kulturmedium „Digitales ner und spürt eine gewisse analoge Bewusstheit bei den MenSpiel“ ermöglicht werden. schen: die Sehnsucht nach echten Begegnungen, interessanten Auseinandersetzungen, schöner Sprache und Qualitätszeit. Ein Lotsen im Informationsdschungel solcher Ort, an dem das alles passieren kann, ist die Bibliothek. Wer gerne liest, dem eröffnen sich Welten voller Fantasie. Ein Denn Bücher lesen heißt: „Wandern gehen in ferne Welten aus Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. Für viele ist den Stuben über die Sterne.“ (Jean Paul).
Veranstaltungen rund um die Aktionswoche „Österreich liest“. Treffpunkt Bibliothek-Woche. Die Bibliotheken führen spannende Lesungen, Library Slams, Bilderbuchkinos, Vorlesestunden, Lesenächte, Literaturcafés und vieles mehr durch:
Sonntagsmatinée: Bunt sind
schon die Wälder – Herbst in der Natur, in der Liebe, im Kopf , Stadtbibliothek Dornbirn, 13.10.2019, 10.00 Uhr
Harald Gmeiner und Francisca Motta: Das rote
Härchen, Stadtbibliothek Dornbirn, 15.10.2019 9.00 Uhr
Bilderbuchkino: Mission Schul-
start, Bibliothek Götzis, 16.10.2019, 14.00 Uhr
Bilderbuchkino: Mission Schulstart, Bibliothek Götzis, 16.10.2019, 14.00 Uhr
Wo der Fluss entspringt. Bibliothek Götzis, 16.10.2019, 19.30 Uhr
Lesung & Gespräch: Reiner Stach „Kafka von Tag zu Tag“, Vorarlberger Landesbibliothek, 16.10.2019, 20.00 Uhr
Volksschüler erhalten Gutscheine für ein Jahres- abonnement. Öffentliche Bibliothek
Altach, 17.10.2019, 08.00 Uhr
InterMedia Textwerkstatt goes public. FH Vorarlberg, Bibliothek,
17.10.2019, 17.30 Uhr
Notwendige Sehnsucht – Ein Abend zu Ingeborg Bachmann.
Stadtbibliothek Dornbirn, 17.10.2019, 19.00 Uhr
Lesung & Gespräch: Iwan- Michelangelo D’Aprile „Fontane. Ein Jahrhundert in Bewegung“. Vorarlberger Landesbibliothek, 18.10.2019, 20.00 Uhr
Familienlesezeit: Psst! Ich lese! Stadtbibliothek Dornbirn, 19.10.2019, 10.00 Uhr
https://www.oesterreichliest.at/ veranstaltungskalender?field_bundesland_termin_tid%5B%5D=8
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Glückliches Gemüse und süßer Mais Interviews: Daniel Ongaretto-Furxer, Fotos: Daniel Ongaretto-Furxer, Frank Andres
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rei solidarisch geführte Gärten in Vorarlberg haben heuer das erste Jahr absolviert. Solidarisch heißt, gemeinsam ein Stück Land zu bearbeiten, zu finanzieren und die Ernte zu teilen. Die Anzucht erfolgt ohne chemischen Dünger und Gifte. Das Gemüse wird mit guten Samen gezogen, die nicht genmanipuliert und überzüchtet sind. Es wird ohne (große) Maschinen geerntet und die Früchte legen fast keine Transportwege bis zum Verbraucher zurück.
Drei Gärten, drei Fragen, drei Antworten 16 |
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Wie ist das erste Jahr gelaufen? Was ist besonders gut gelungen, wo gab es Probleme? Wie ist die Ernte ausgefallen?
Jürgen Mathis, 39, „Erdreich Solawi“, Hohenems
1 Das erste Jahr ist für uns super gelaufen. Es war natürlich streng und intensiv, aber auch sehr schön. Wir haben zwei Infoveranstaltungen organisiert und mit 15 Anteilen gestartet. Mittlerweile sind es 20 Anteile. Unser Ziel wären 60, aber wir sind sehr froh, dass wir uns langsam dorthin bewegen. Im Moment hätten wir im Abholraum noch etwas Platzmangel für so viele. Wir haben einen guten Rhythmus gefunden und die Arbeit wird immer leichter. Wir sind schon sehr gespannt auf das nächste Jahr. 2 Wir haben letztes Jahr verpasst, als Vorbereitung etwas Gemüse einzulagern. Daher waren die ersten paar Kisten etwas karg und spinatlastig. Wir haben versucht, die Kisten mit selbstgemachtem Pesto, Trockenbohnen und Riebelmais abwechslungsreicher zu machen. Aber das wird nächstes Jahr schon anders sein. Etwas Denkarbeit hat uns auch der Erntezeitpunkt bereitet. Da war immer
die Frage – sollen wir schon diese Woche ernten oder warten wir noch bis nächste Woche. Am besten gelungen ist uns, dass wir uns einfach getraut haben und in sehr kurzer Zeit wirklich viel auf die Beine gestellt haben. Da sind wir schon ein bisschen stolz auf uns. 3 Unsere Tomaten hat es ein bisschen angefroren, sie hatten ein wenig Reifeverspätung und der Fenchel war ein etwas holzig. Aber ansonsten muss ich sagen, ist wirklich alles gut gelaufen. Der Mais war wirklich sehr, sehr süß und unsere Salatmischung finden die Mitglieder richtig gut. Es ist natürlich immer so, dass manches Gemüse besser wächst als anderes, aber deshalb interessiert uns ja auch Monokultur nicht. Wenn da was schief geht, kann man wirklich nur weinen.
Mehr von Erdreich Solawi: www.erdreich-solawi.at
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1 Wir haben erst vor fünf Monaten angefangen. Wir sind im vollen Aufbau, in Ruhe und gleichzeitig in Aufregung, was daraus entstehen wird. Wir sind zwei ausgebildete Gärtnerinnen, die das Ganze leiten. Es ist überraschend, wie gut alles läuft, von Anfang an. 2
Sonja Burtscher, 34, „Gemeinsam für glückliches Gemüse“, Hard
Das Besondere ist sicher, dass wir unseren Garten mitten im Ortsgebiet von Hard haben, auf 3000 m² Anbaufläche. Über 40 Haushalte sind dabei, aus vielen unterschiedlichen Ländern. Wir sind richtig Multi-Kulti mit Leuten aus Frankreich, Argentinien, Polen, Kroatien, der Schweiz, Holland und vielen mehr. Das Miteinander und die gegenseitige Mithilfe im Team sind einmalig und gelungen.
1 Ich war und bin sehr erstaunt, was alles möglich ist in diesem kurzen Zeitraum, sehr viel Dynamik und Veränderung vorwiegend im positiven Sinne. 2 Die Jungpflanzenanzucht, hat, bis auf ein paar Ausnahmen, auf Anhieb geklappt und die Qualität war super. Herausforderungen gab es viele und eine Lösung haben wir auch immer
Christoph Kaufmann, 23, „Land.wird“, Bezau
REDEN DER SONNTAGSDEMOS JETZT IN BUCHFORM Das Vorarlberger Bündnis „uns reicht‘s“ präsentiert in einem Buch erstmals die gesammelten Reden der Vorarlberger Sonntagsdemonstrationen der Öffentlichkeit. Es versammelt auf 312 Seiten insgesamt 92 Reden und bildet damit ein umfangreiches zeitgeschichtliches Dokument über den gesellschaftlichen Wandel in Vorarlberg. Als Verleger fungiert der Bucher Verlag. Herausgeber sind Klaus Begle und Bernadette Vogt. Von jeder der bisher 24 Sonntagsdemos sind die Texte der Redner abgedruckt. Für Mitherausgeber Klaus Begle stellt das Buch ein „Ereignis der Menschenwürde in einer Zeit populistischer, wahl-
taktisch motivierter Ausgrenzungen von Minderheiten und Randgruppen“ in Österreich dar. Der Vorarlberger Psychiater und Psychotherapeut hat am 11. November 2018 die erste Rede beim Hohenemser Rathaus vor mehreren hundert Menschen gehalten. Rund 20.000 Menschen sind seit der Gründung der überparteilichen Plattform für eine menschlichere Fremden- und Asylpolitik auf die Straße gegangen. Klaus Begle, Bernadette Vogt: uns reicht’s, 312 Seiten, 10.- Euro, Bucher Verlag, ISBN 978-3-99018-515-5
Was wir noch verbessern werden, ist die Organisation und die Arbeitsverteilung. Auch die Vielfalt der Früchte werden wir reduzieren. Momentan bauen wir 80 Sorten an. Es sind viele alte Sorten dabei, die aber nicht so sicher im Ertrag sind. 3 Wir haben eine große Vielfalt an Gemüse geerntet und das haben wir auch dem heurigen Wetterglück zu verdanken, dass die Ernte so gut ist. Wir werden auch noch einiges für den Winter einkochen können.
Wir sind auf der Suche nach einer ausgebildeten Gärtnerin mit praktischer Erfahrung in der Gemüseaufzucht! Kontakt und Anmeldung: g_g_g@gmx.at
wieder gefunden, manchmal mit viel Mühe, aber dran bleiben lohnt sich. 3 Das Resümee können wir erst in zwei, drei Monaten ziehen, wenn alle Kulturen geerntet sind, bis jetzt sind wir aber im Großen und Ganzen zufrieden.
Mehr von Land.wird: www.landwird.at
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„ LANDGENOSSEN“ STATT EINZELKÄMPFER „Das gibt’s doch nicht, dass ein überschaubares Land wie Vorarlberg kein Bio-Musterland werden kann“, sagte vor gut zwei Jahren der Lustenauer Unternehmer Hans Kremmel in einem Gespräch mit dem Hohenemser Nebenerwerbsbauer Arnold Feuerstein. Und schon war die Idee für die „Landgenossen“ geboren – eine Kooperation zur Förderung der Vorarlberger Bio-Landwirtschaft. Text: Gernot Hämmerle, Fotos: Landgenossen, Gernot Hämmerle
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s geht vor allem darum, wie landwirtschaftliche Flächen genützt werden“, erklärt Arnold Feuerstein, Obmann der „Landgenossen“, die bislang gut 30 Mitglieder zählen. Tendenz steigend. „Wir sind davon überzeugt, dass es in Vorarlberg viel zu wenig Bio-Bauern gibt. Durch Bio-Anbau können Landwirte besonders in den Talschaften ihre Ertragssituation deutlich verbessern. Zum Beispiel mit Gemüseanbau statt Monowirtschaft. In den Tallagen wünschen wir uns grundsätzlich mehr Gemüse und Obst.“ Ziel der „Landgenossen“ ist ein Leben und Arbeiten auf gesunden, giftfreien, humusreichen und dadurch fruchtbaren Böden. Auch für künftige Generationen.
„Kleine Biobauern sind lauter Einzelkämpfer“
Tatsache ist: Vorarlberg ist seit vielen Jahren österreichweites Schlusslicht, was die Anzahl der Biobauern in Relation zur Einwohnerzahl betrifft. Die Politik in Vorarlberg gibt am meisten Fördergelder für IntensivlandwirtMuttergebundene Kälberaufzucht – Kälber bleiben bis zur Schlachtung bei ihren Müttern.
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„Es gibt keinen Grund, nicht auf Bio umzustellen. Die Erhaltung fruchtbarer Böden sind wir unserer nächsten Generation einfach schuldig.“ Arnold Feuerstein, Obmann der „Landgenossen“
schaft aus. Das Credo lautet: möglichst viel Ertrag – was nur mithilfe von entsprechend viel Chemie möglich ist. Doch diese Geisteshaltung bröckelt zunehmend – auch hierzulande. Vorigen Sommer haben engagierte Einzelkämpfer die Genossenschaft „Landgenossen“ gegründet, um genau dem entgegenzuwirken. Obmann Arnold Feuerstein: „Die kleinen Bio-Bauern sind lauter Einzelkämpfer. Zu klein, um beispielsweise Großabnehmer in der Gastronomie das ganze Jahr über beliefern zu können. Was fehlt, ist eine vernetzte Beschaffungs- und Vertriebsstruktur zur Unterstützung vor allem kleiner Betriebe.“ Diese Struktur ist derzeit im Aufbau. Mit Mitteln der „Üsa Bodo“-Stiftung von Hans Kremmel werden Bauern bei der Umstellung auf Bio unterstützt. Die Landgenossen pachten Flächen von Grundbesitzern, die nicht mehr bäuerlich tätig sind, und stellen sie Mitgliedern zur biologischen Bewirtschaftung zur Verfügung. Zudem arbeiten die „Landgenossen“ eng mit BIO Vorarlberg zusammen, besonders wenn es um Vertrieb und Vermarktung geht. Vor allem öffentliche Einrichtungen (Kindergärten, Schulen und Senioreneinrichtungen etc.) sollen künftig vermehrt Abnehmer der Bio-Produkte der Landgenossen werden.
Ausschließlich Kuhmilch und kein Kalb ins Ausland
Die „Landgenossen“ stellen hohe Anforderungen an ihre Mitglieder. Schließlich sollen sich deren Produkte durch ihre Qualität von anderen Produkten abheben. Beispiel Kalbfleisch. Das Bio-Kalbfleisch der „Landgenossen“ stammt aus mutter- oder ammengebundener Aufzucht. Die Kälber – männliche und weibliche – leben in Gruppen, nicht in Einzelboxen. Zu trinken gibt’s ausschließlich Kuhmilch von der Mutter oder der Amme. Keinesfalls Ersatzmilch! Dazu gibt’s Gras und Heu. Kein Kraftfutter! Das funktioniert natürlich nicht mit Hochleistungs-Milchkuhrassen, sondern nur mit Fleischrinder-Kreuzungen. Durch die artgerechte Ernährung hat das Kalbfleisch eine natürliche Farbe. Es ist keinesfalls weiß! Kein einziges Kalb wird ins Ausland transportiert. Die Bio-Kälber werden im Alter von ca. vier bis sechs Monaten (Lebendgewicht 150180 kg) in Vorarlberg geschlachtet. Oder aber der Bauer zieht sie weiter auf, hält sie an mindestens 120 Tagen im Jahr auf der Heim- oder Alpweide und macht sie zu Bio-Alprindern. So machen es etwa Andreas Schedler aus Alberschwende, Gabriel Werner aus Göfis, Helen Sparr aus Marul, Helga Fischer vom Bürserberg oder auch Kurt Stark aus Fontanella. Deren Rinder werden im Alter von ca.
zweieinhalb Jahren (Lebendgewicht: ca. 600 kg) geschlachtet. Als Konsument bekommt man Bio-Alprind-Fleisch in qualitätsbewussten Gasthäusern wie zum Beispiel im Schwanen Bizau, im Mohren Rankweil oder in der Krone Dornbirn. Als Privatperson kann man Bio-AlprindFleisch – wie alle anderen Produkte der „Landgenossen“ – im Web-Shop „Üsa Bio“ bestellen.
„Es gibt keinen Grund, nicht auf Bio umzustellen“
„Landgenosse“ Arnold Feuerstein: „Nachhaltig gute Böden und Landschaftspflege sind ohne Intensivwirtschaft möglich. Milch-Intensivwirtschaft hat keine Bindung zu unserer Kultur. Wir haben hier nicht das Futter dafür.“ Für Hochleistungs-Milchkühe muss zwangsläufig Kraftfutter aus dem Ausland zugekauft werden. Die „Landgenossen“ wünschen sich eine Abkehr von der Intensivlandwirtschaft hin zu nachhaltiger Bio-Landwirtschaft. Sie möchten möglichst viele Vorarlberger Bauern zum Umstieg auf Bio bewegen. Denn, wie Arnold Feuerstein sagt: „Es gibt keinen Grund, nicht auf Bio umzustellen. Die Erhaltung fruchtbarer Böden sind wir unserer nächsten Generation einfach schuldig.“
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Dipl.-Ing. Dr. mont. Eckart Drössler
Bereichsleiter für „Bürgerservice & Information“ im Energieinstitut Vorarlberg und externer Lehrbeauftragter der FH Vorarlberg.
„DAS MÖGLICHE WIRKLICH MACHEN.“
Warum hatten wir so lange ein stabiles Klima? 20 |
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ibt es viele Hasen, dann geht es den Wölfen gut. Sie vermehren sich. Das ist schlecht für die Hasen, sie werden weniger. Das ist dann wieder schlecht für die Wölfe, sie werden auch weniger. Gibt es weniger Wölfe dann können sich die Hasen wieder vermehren – das ist dann wieder gut für die Wölfe. „Zyklisches Wachstum“ sagt man dazu, oder „dynamisches Gleichgewicht“. Das mit dem CO2 in der Atmosphäre und den Pflanzen war über hunderttausende Jahre auch so: Die Hauptnahrung der Pflanzen ist das CO2 aus der Atmosphäre. Das Chlorophyll – das Blattgrün – spaltet es in Kohlenstoff und Sauerstoff. Der Sauerstoff wird an die Atmosphäre abgegeben – gut für alle Lungenatmer – der Kohlenstoff wird „verstoffwechselt“, erst in Glukose und dann weiter bis zum Holz im Baumstamm. War das CO2 der Luft nur noch auf niedrigem Niveau, stagnierte die Ausdehnung der Vegetation, es konnte aus dem CO2 absterbender Pflanzen, das bei Verrottung frei wurde, nur der Stand gehalten werden. Kam ein CO2-Schub – etwa durch große Waldbrände, Vulkanausbrüche – gab es einen Expansionsschub der Vegetation. Vor dem Start der Vegetation vor etwa dreieinhalb Milliarden Jahre hatte unsere Atmosphäre ungefähr 32 Prozent CO2 und es war sehr viel wärmer als heute, auch der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre war sehr viel höher. Verschiedene Prozesse setzten ein und haben das CO2 aus der Atmosphäre entfernt: So nahmen die abkühlenden Ozeane sehr viel CO2 auf. Erste Lebewesen in den Ozeanen starben ab und bildeten mit dem Kalk, den die Flüsse brachten, einen Faulschlamm auf dem Grund der Meere. Dieser geriet durch Verschiebung der Platten der Erdkruste in die Tiefe und wurde in der Folge unter Sauerstoffabschluss unter Druck und hoher Temperatur in Öl- und Gaslagerstätten umgewandelt. Der Kohlenstoff, aus dem diese Lebewesen zusammengesetzt waren, kam aus der Atmosphäre, aus dem CO2. Die Entwicklung der Böden – später, nach weiterer Abkühlung zum Beispiel die Permafrostböden – hat ebenfalls sehr viel Kohlenstoff gebunden.
Die Vegetation entwickelte sich, Urwälder entstanden aus dem CO2 der Luft. Bäume starben ab und gerieten durch die Verschiebung der Platten der Erdkruste ebenfalls in die Tiefe. Dort wurden sie zu Kohlelagerstätten umgewandelt. Die Vegetation hat über rund drei Milliarden Jahre die CO2-Atmosphäre in eine Sauerstoffatmosphäre umgewandelt und so für die Entstehung der Lungenatmer vorbereitet. Die Erdkruste wurde dicker, stabiler, das „carbon capture & strorage“ –Programm der Natur endete. Der Kohlenstoffgehalt der Atmosphäre war damit nach einer Reduktion auf ein Minimum limitiert. Der größte Anteil war weggesperrt. Die Vegetation expandierte, bis sie an die Grenzen ihres Wachstums gestoßen ist: Es gab nur noch wenig Nahrung, wenig CO2 in der Atmosphäre. Seit dieser Zeit spielen CO2 in der Luft und Vegetation auf der Erdoberfläche das Wolf-und-Hase-Spiel. Es stand nur das CO2 zur Verfügung, das durch Absterben von Pflanzen frei wurde. Seit Beginn der industriellen Revolution holt der Mensch nun den von der Natur weggesperrten Kohlenstoff in Form von Kohle, Öl und Gas aus der Erde und bläst ihn in die Luft bei gleichzeitigem Abholzen und Abbrennen der Vegetation. Und das in großem Stil. Seit rund 200 Jahren wird das Wolf-und-Hase-Spiel durch Dezimierung der Wölfe und Förderung der Hasen massiv gestört. Die Auswirkungen zeigen sich nun deutlich: Es wird wieder wärmer. Im Gegensatz zu den Atmosphärengasen Stickstoff, Sauerstoff und der Edelgase besteht CO2 aus zwei verschiedenen Atomen, aus Kohlenstoff und Sauerstoff und bildet einen Dipol, wie alle anderen Treibhausgase auch. Der Unterschied: Sie sind nicht mehr transparent für die Infrarotstrahlung der Sonne, sondern sie nehmen Wärme auf und speichern sie. Wir mischen also beständig kleine Wärmespeicher in die Atmosphäre, mit nach wie vor steigender Tendenz und halten die im Zaum, die das am besten kompensieren könnten: die großen, alten, mächtigen Bäume.
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DENK MIT, MACH MIT! von Gitte Nenning
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ch frage mich, während ich diesen Text vorbereite, ob – wenn er erscheint – schon wieder Herbstschlussverkauf ist. Weil egal ob Schlussverkauf, 10 Prozent – oder 2-zum-Preis-von-1-Angebote, wir lassen uns immer wieder dazu verleiten, mehr zu kaufen als wir wollen. Vor ein paar Tagen hat mich ein Freund angerufen und mir fassungslos erzählt, dass er im Supermarkt nicht nur eine, sondern gleich vier bunte Wäscheleinen gekauft hat, obwohl er mit seinem Wäscheständer sehr zufrieden ist. Er hat ein paar wirklich anstrengende Wochen hinter sich, aber während wir gemeinsam über seinen sinnlosen Einkauf lachten, fragten wir uns dennoch, wie so was möglich war. Am selben Abend fand ich eine mögliche Erklärung in einem Buch, das ich gerade las. Angeblich kaufen wir, wenn wir hungrig sind, Dinge mit einer größeren Wahrscheinlichkeit, sowohl im Geschäft als auch Online. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass schon der Duft von frisch gebackenem Brot ausreicht, um uns zu sinnlosen Käufen verführen zu lassen. Aus persönlicher Erfahrung wage ich zu behaupten, dass auch bei Übermüdung ähnliche Dinge passieren können. Also merken: Nie hungrig oder übermüdet einkaufen gehen! Ich finde es auch interessant, was für eine Befriedigung bis hin zum Glücksgefühl wir beim Erwerb von Dingen mitunter verspüren. Bei mir
persönlich bezieht sich das nicht auf den Kauf von Kleidung, wie bei vielen anderen. Hier gehe ich, wenn nötig eher in den Second-Hand-Shop oder habe auch das Glück, dass Freunde und Familie schon wissen, dass ich mitunter ein Abnehmer für ausrangierte Kleider bin. Beides hat den Vorteil, dass ich nur aus einem kleinen Sortiment überlegen muss, was mir gefällt. Außerdem kommt man so auf günstige und sehr ökologische Weise zu netten „neuen“ Stücken. Meine Konsumstolpersteine liegen im Lebensmittel-, Papier- oder Buchgeschäft. Natürlich gibt es schlimmere Laster, aber Tatsache ist, dass wir alle mehr kaufen als wir benötigen und das Glücksgefühl des Einkaufs kein nachhaltiges ist. Anderseits stecken hinter den Produkten, die wir erwerben, Geschichten. Geschichten von Menschen, die sie produzieren, von Lastwagen und Flugzeugen, die sie transportieren, von politischen Interaktionen, wie Handelsabkommen, Zöllen und mehr. Egal wie ökologisch wir einkaufen und auch wenn wir durch den Kauf gute Geschichten fördern, von Menschen oder Firmen, die wir kennen oder denen wir vertrauen, wir verbrauchen dadurch Ressourcen und produzieren Abfall. Somit finde ich, müssen wir uns immer wieder an der eigenen Nase nehmen und fragen, brauche ich diese Wäscheleine wirklich? – Denk und mach mit!
Impressum Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,80 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn Telefon: 0677 61538640 eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Christina Vaccaro MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Eckhart Drössler, Daniela Egger, Guntram Gärtner, Gernot Hämmerle, Simone Fürnschuß-Hofer, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Gitte Nenning, Daniel Ongaretto-Furxer, Gerhard Thoma Zeitungsausgabestellen: Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke Kaplan-Bonetti-Straße 1 Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4 Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 Uhr Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1 Dienstag und Freitag 10 bis 12 Uhr Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Externe Beiräte DSA Markus Hämmerle, DSA Heidi Lorenzi, Cornelia Matt, Mag. Peter Mayerhofer, Dr. Claudio Tedeschi Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 15.000 Exemplare Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP Alexander Grass Bildbearbeitung Fitz Feingrafik Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580 BIC: RVVGAT2B420 © 2019 marie. Alle Rechte vorbehalten.
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Buchprojekt zur Hälfte finanziert (die marie dankt!), viel aufbauende Post erhalten (wir freuen uns), Erfolgsstory zu vermelden (erzählen wir gleich) – hinter unserer buchmarie stehen die unterschiedlichsten Menschen. Was sie alle verbindet, ist die Sehnsucht nach mehr Mitmenschlichkeit und dem Gefallen an Literatur. Text: Christina Vaccaro Fotos: Christian Holzner, Christina Vaccaro
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ie Idee hat mich sofort begeistert“, sagt Monika Dür über die buchmarie. Monika Dür, 52, ist Grafikerin. Und weil sie als marie-Leserin uns nicht nur wohlgesonnen, sondern überhaupt großzügig ist, hat sie unserem Buchprojekt ein einmaliges Geschenk gemacht: „Anstatt Geld zu spenden, hab‘ ich mir gedacht, das Buch gratis zu gestalten. Mein Angebot wurde gerne angenommen und nun ist es mir eine Ehre und besondere Freude, bei diesem wunderbaren Projekt dabei zu sein.“ Für die Hohenemserin würden damit gleich zwei Träume in Erfüllung gehen: „Erstens ein Buch gestalten zu dürfen und zweitens bei einem tollen Sozialprojekt dabei zu sein.“ Im südöstlichsten Teil Bayerns aufgewachsen, zog es Dür schon immer in Richtung Berge. Über Rosenheim und Salzburg kam sie schließlich nach Vorarlberg, „wo ich meine wahre Heimat gefunden habe. Ich lebe mit meinem Mann in Hohenems und fühle mich im kleinen Städtchen mit Geschichte sehr wohl.“ Als haptisch geprägter Mensch schlägt das Herz der Grafikerin für den Printbereich, für den sie vorwiegend Corporate Design Konzepte entwickelt.
Von der Benennung unsagbarer Dinge
Eine andere Frau, die ebenfalls in Hohenems wohnt und bei der buchmarie mitwirkt, ist Gabriele Bösch. Die 55-jährige Vorarlbergerin, die eigentlich Geografie und Geschichte studiert hatte, wurde schließlich, nach der Geburt von fünf Kindern, Autorin. Das sei „einfach so passiert“. Auf die Frage, was sie an der Literatur fasziniert, antwortet Bösch: „Es ist eine Sache der Liebe, der Liebe zum Wort.
Helfen Sie uns, 10.000 Euro für das Buchprojekt zusammen zu bekommen! 1) Rufen Sie die Website www.respekt. net/projekte-unterstuetzen/details/projekt/1920/ auf. 2) Geben Sie im rechten Kasten „Projektstatus“ die gewünschte Spendenhöhe ein. 3) Klicken Sie auf „Unterstützen“. 4) Wählen Sie nach Wunsch ein Dankeschön aus und klicken Sie auf „Als Gast spenden“. 5) Füllen Sie Ihre Angaben aus. 6) Wählen Sie eine Zahlungsmethode.
Sym bolb ild
EIN BUCH, DAS VERBINDET Unsagbare Dinge dennoch zu benennen…“ Daniela Egger, selbst Autorin und mit der Konzeption der buchmarie betraut, kam auf Gabriele Bösch zu. „Ich habe sofort Ja gesagt. Projekte wie die buchmarie müssen meiner Meinung nach unterstützt werden. Mir ist klar, wenn wir unsere Mitmenschlichkeit verlieren, ist diese Welt verloren.“ Neben Gabriele Bösch werden weitere Vorarlberger Autorinnen und Autoren für uns schreiben, unter anderen Wolfgang Mörth, Frauke Kühn, Daniela Egger, Christoph Linher, Veronika Schubert, Jürgen Thomas Ernst, Muhammet Ali Bas, Eugen Fulterer und Valerie Tra-
Wem das zu kompliziert ist, kann mit dem Betreff „buchmarie“ eine Spende auf unser Konto überweisen. Unsere Bankverbindung: Raiffeisenbank im Rheintal, Kontonummer: 6.483.580 IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420 Kontakt bei Fragen: 0677 61538640, redaktion@marie-strassenzeitung.at
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vaglini. Mit literatur:vorarlberg netzwerk hat die marie den idealen Kooperationspartner gefunden. Das Netzwerk, das seit 2015 besteht, war bis Dezember des vergangenen Jahres ein Projekt der Literatur Vorarlberg, bis es zu einer selbstständigen Plattform wurde. Ziel ist es, „die Institutionen der Vorarlberger Literaturlandschaft stärker miteinander in den Austausch zu bringen und die Akteure gemeinsam als Szene sichtbarer zu machen“, erklärt Geschäftsführerin Frauke Kühn. literatur:vorarlberg netzwerk unterstützt bestehende Literaturprojekte, initiiert grenzübergreifend neue Projekte und steht bei Bedarf auch beratend zur Seite. Ein Großprojekt, das in den nächsten Jahren Schritt für Schritt voranschreiten wird, ist die Umwandlung der ehemaligen Villa Iwan und Franziska
Rosenthal in Hohenems in ein Literaturhaus Vorarlberg. In der buchmarie lassen drei Vorarlberger Autorinnen und Autoren das geschichtsträchtige Haus in Form von Tagebucheinträgen aus früheren Zeiten erzählen. Andere Texte handeln von Gesten der Mitmenschlichkeit und Solidarität. Es wird und bleibt vielfältig. Um mit den Worten Monika Dürs abzuschließen: „Das Buchprojekt ist sicher eine gute Ergänzung zur marie und etwas Besonderes, das man den Verkäufern an die Hand geben kann. Ich hoffe sehr und bin zuversichtlich, dass noch viele Menschen diese gute Sache unterstützen werden. Das Buch bietet auch gleich eine tolle Möglichkeit für ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk. Ich freu mich jedenfalls schon darauf!“
„Was bisher geschah“
Für alle, die es noch nicht wissen: die marie möchte erstmals ein Buch herausgeben. Mit Kurzgeschichten von Vorarlberger Autorinnen und Autoren. Dafür haben wir letzten Monat ein Crowdfunding gestartet. Über die Hälfte der benötigten 10.000 Euro sind schon auf unserem Spendenkonto (www.respekt.net/ projekte-unterstuetzen/details/ projekt/1920) gelandet. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei all jenen, die uns bereits unterstützt haben: vielen, vielen Dank!
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ZUM MITMACHEN! In einer kreativen Bühnenshow führt der Kontaktchor 20 Lieder aus den größten Vorarlberger Zuwanderungsländern auf. Es entstehen Kontakte zu Deutschland, Türkei, Bosnien, Serbien, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Syrien, Italien, Russland, Schweiz, Afghanistan, Afrika, Amerika, Polen, Slowakei, Bulgarien, Slowenien, Indonesien, Irak. Leitung: Mag. Ulrich Gabriel OFFENER ABEND, PROBEN KONTAKTCHOR MONTAGS, JEWEILS 19 UHR 7. Oktober: TaS Feldkirch, Mühletorplatz 1 14. Oktober: IFS Feldkirch, Schießstätte 16 21. und 28. Oktober: TiK Dornbirn, Jahngasse 10 PROBEN ACHCHOR BREGENZ DIENSTAGS, JEWEILS 18 UHR 1. Oktober, 8. Oktober, 15. Oktober, 29. Oktober Westend Achsiedlung OHNE VORSINGEN, OHNE NOTEN, OHNE VORKENNTNISSE! SINGEN INTEGRIERT.
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Menschenrechte für alle Anlässlich des Welthunger- bzw. Welternährungstages organisieren die Vorarlberger Weltläden in Zusammenarbeit mit der Bewegung „uns reicht’s – es reicht für alle“ eine weitere Sonntagsdemonstration. Am Marktplatz in Dornbirn werden Statements von Andrea Reitinger, EZA-Fairer Handel, Martin Strele, Obmann von Bodenfreiheit – Verein zur Erhaltung von Freiräumen und Heinz Allgäuer-Hackl, Dozent der FH
Vorarlberg, erwartet. Mitorganisatorin Gertraud Wohlgenannt: „Im Jahr 2018 starb alle fünf Sekunden ein Mensch an den Folgen von Unterernährung. Immer mehr Menschen nehmen die Gefahren einer Flucht auf sich, in der Hoffnung, in einem anderen Land ein Leben ohne Hunger führen zu können. Solange eine entsolidarisierte Weltwirtschaft Gesellschaften und Landschaften zerstört und derartige Fluchtbewegungen verursacht,
empfinde ich es als menschenverachtend, wenn diese Menschen aus einem der reichsten Länder der Welt abgeschoben werden. Wir sehen die Lösung nicht im Hochziehen von Grenzzäunen, sondern in der Investition in ländliche Entwicklung, Verteilungsgerechtigkeit und Förderung demokratischer Strukturen.“ Termin: Sonntag, 20.10.2019, 17:00 Uhr, Marktplatz Dornbirn; Musik von Hubert Sander, Percussion
S C HAC H - E C K E Simon Heinrici (Lustenau) WFM Chiara Polterauer (St. Veit/Glan) Vienna Chess Open 2019
Dey Mahitosh (Indien) Emilian Hofer (Hohenems) 3. Int. Chess Festival Innsbruck 2019
1 Wie kann Schwarz am Zug eine Figur gewinnen?
2 Wie gewinnt Weiß am Zug im Königsangriff?
3 Mit welcher Fortsetzung kann Schwarz am Zug überzeugend gewinnen?
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Hasan Gunes Anacak (Türkei) WFM Julia Novkovic (Dornbirn) 13. Int. Open in Portorož 2019
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Sonntagnachmittag in Literatur, Musik und Kaffeegenuss
Vom Jahreskreislauf des Weines So 20. Okt 2019
Kaffee & Kuchen ab 14 Uhr Konzert & Lesung ab 16 Uhr im Anschluss kleiner Imbiss
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»Spätlese« mit Augustin Jagg, Robert Bernhard und Andreas Paragioudakis Weitere Termine: So 19. Jänner – Winterruh So 8. März – Weinblüte
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FRISCHER WIND, LEINEN LOS Allzu oft wird Kirche auf Pfarrer und Kirchturm reduziert, doch Kirche ist mehr und kann mehr. Sagt Pastoralamtsleiter Martin Fenkart, 43. Er beruft dieser Tage ein Forum ein, das zum Zuhören, Innehalten und Lernen einlädt und der Kirche von morgen frischen Geist einhauchen soll. Text: Simone Fürnschuß-Hofer Foto: Kath. Kirche Vorarlberg/Keckeis Illustration: Shutterstock
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ass die katholische Kirche in Vorarlberg über Kirchtürme hinausdenken kann, hat sie mancherorts bereits bewiesen. Nicht vollumfänglich, nicht ohne Lehrgeld und auch nicht konfliktfrei, aber: Man ist dran. Thematisch und strukturell. Bei allem Ringen um das richtige Tempo geht es den einen zu langsam, den anderen zu schnell. Dass das Konzept mit Kanzel und Zeigefinger schon längst nicht mehr funktioniert, scheint allenfalls in den Pfarreien angekommen zu sein. Der Mensch sucht Gehör statt Belehrung, Ermutigungen statt Imperative. Sowie vor allem Gemeinschaft, die seine Glaubensstärke nicht an der Quote der jährlichen Gottesdienstbesuche festmacht. Papst Franziskus wird nicht müde zu betonen, dass Kirche mitten in der Gesellschaft stattfinden muss und sich genau dort auch die Antworten für die Zukunft der Kirche finden lassen. „Raus zu den Menschen“ und das „auf Augenhöhe“ als Credo also jener, die erkannt haben, wie Mission zeitgenössisch funktionieren kann. Damit die frohe Botschaft den Menschen dort erreicht, wo sie für ihn relevant wird: im Herzen. Denn in welcher Gemeinschaft ich mich wohl, angenommen und geborgen fühle, entscheidet nicht der Verstand. Dieser wehrt sich vielmehr gegen geistige Enge und ge-
gen jegliches Überstülpen dogmatischer Gesinnung. Der Ruf nach Partizipation und Demokratie fordert die Amtskirche heraus, Flagge zu zeigen. Von Gendergerechtigkeit ganz zu schweigen. Erneuerung ist das Gebot der Stunde. Denn die Quittung kommt bei Fuß, wo mit Machtgehabe zu retten versucht wird, was ehemals Beichtstühle und Kirchenbänke gefüllt hat: gottesfürchtige Unterwürfigkeit. Die gute Nachricht: „Kirche von morgen kann auch anders“, ist Pastoralamtsleiter Martin Fenkart überzeugt.
Einzelnen als Chance gedeutet werden? „Durchaus,“, nickt Martin Fenkart, „der individualisierte Mensch von heute ist daran gewöhnt, sich aus einem großen Angebot ‚seins‘ auszusuchen. Der immer größer werdende Markt der freien Rituale führt uns das deutlich vor Augen. Eine 08/15-Messgestaltung funktioniert nicht. Als SeelsorgerIn nicht persönlich auf dein Gegenüber einzugehen, kannst du dir nicht leisten. Gewünscht sind
Markt freier Rituale
Kirchenaustritte und leere Gotteshäuser korrespondieren heute vor allem mit der Frage: Was hat Kirche mit mir zu tun? „Oft ist es die Aufforderung, den Kirchenbeitrag einzuzahlen, die zum Anlass genommen wird, auszutreten, weil in dem Moment keine Verbindung zwischen Kirche und Lebenskonzept gesehen wird. Natürlich gibt es auch jene, die sagen: ‚Das ist nicht mehr meine Kirche‘, weil sie sich mit dem Tempo der Reformen schwer tun. Aber eher liegen die Gründe in der fehlenden Relevanz“, so die Erfahrungen aus dem Pastoralamt. Was bedeutet es nun für die Amtskirche, dem Menschen wieder bedeutsam zu werden? In erster Linie: proaktiv auf ihn zuzugehen, zuzuhören und sich sinnhaft den Veränderungen von Familie und Gesellschaft zu stellen. Könnte dabei nicht gerade auch die Freiheit des
„Viele schauen jetzt erwartungsvoll auf die Amazoniensynode, bei der die Rolle der Frauen in Richtung Diakonat hoffentlich thematisiert wird. Ich selber bin zurückhaltend in meinen Erwartungen. Von vielen Dingen, die im deutschsprachigen Raum schon selbstverständlich sind – dass beispielsweise Laien ein Pastoralamt leiten – ist man anderswo noch weit entfernt.“ Martin Fenkart, Pastoralamtsleiter
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kraftvolle Gottesdienste wie individuelle Betreuung und neue Formate, die den Menschen dort unterstützen, wo er Bedarf hat. Das ist eine Chance, ja, aber auch eine Herausforderung, weil dieser Auftrag immer wieder neu gelernt werden muss. Und uns in unserer Authentizität prüft. Ich möchte mich da an Viktor Frankl anlehnen: Es geht um die Frage der Einstellung. Ich wünschte mir eine Einstellung der Freude und damit eine Seelsorge aus der Freude heraus.“
Humor und Haltung
Um in diese Freude zu finden, rief die Katholische Kirche Vorarlberg gemeinsam mit ihren 126 Pfarrgemeinden vor rund zehn Jahren zum Reformkurs. Mit dem aktuell stattfindenden Diözesanforum möchte man wieder einen Pflock im Prozess der Erneuerung setzen. Sinnigerweise unter der Überschrift „Plan. Los“. Das mag – und soll – ein kraftvolles „Leinen los“ assoziieren, ist aber auch selbstironisch und augenzwinkernd all jenen Zweiflern gewidmet, die die Segel eher Richtung Nirwana gehisst sehen. Vielleicht auch das etwas, das man der Kirche nicht unbedingt zuschreiben würde, in der hiesigen Diözese aber mit Sicherheit Platz findet: Eine satte Prise Humor. „Wir haben viel Zeit – dachten schon die Dinosaurier,“ flachst Fenkart, der davon überzeugt ist, dass Humor und brennende Herzen gute Treiber für kreative und innovative Konzepte sind. Und auf ebendiese setzt er, wenn bei besagter diözesaner Tagung in 36 Ateliers 700 TeilnehmerInnen aufeinandertreffen und über Wachstumspotenziale, Partizipation und Kooperationsformate
nachdenken. Immer in Hinblick auf die Frage: Was macht unsere Pfarre zu einem Ort, an dem man gerne ist? Das Forum solle Lust auf Kirchenentwicklung machen, Austausch und Teamgeist stärken und vor allem auch: die eigene Haltung prüfen. Martin Fenkart dazu: „Nur in der richtigen Haltung kann ich abfärben, anstecken.“ Ein spannender Punkt: Welche Haltung hat denn die Amtskirche ihren Mitgliedern gegenüber? Wie steht sie vor allem auch zu jenen GelegenheitskatholikInnen, die sich nur punktuell am Kirchengeschehen beteiligen? Vorwiegend also zu Weihnachten und zu Ostern, bei Taufen und Hochzeiten. „Es geht in erster Linie darum, auch diese Form des Praktizierens zu würdigen. Wir sehen sie als Pilgerinnen und Pilger. Umso wichtiger ist, ihnen eine gute Glaubenserfahrung zu bieten ohne uns dabei selbst zur reinen Servicestelle zu degradieren. Es ist immer auch eine Chance zum Miteinander und Mitgestalten.“
Weltkirche, aber wir können hier natürlich im Rahmen des Möglichen gestalten und das tun wir auch – innovativer und mutiger als viele andere. In meinem Team im Pastoralamt haben wir beispielsweise 50 Prozent Teamleiterinnen“, sieht Fenkart durchaus Perspektiven für Frauen – dem männlichen Exklusivrecht in Sachen Priesterweihe zum Trotz. „Viele schauen jetzt erwartungsvoll auf die Amazoniensynode, bei der die Rolle der Frauen in Richtung Diakonat hoffentlich thematisiert wird. Ich selber bin zurückhaltend in meinen Erwartungen. Von vielen Dingen, die im deutschsprachigen Raum schon selbstverständlich sind – dass beispielsweise Laien ein Pastoralamt leiten – ist man anderswo noch weit entfernt.“ Vielleicht verhält es sich mit Weltkirche und Pfarrgemeinden ja ein bisschen wie mit Gesellschaft und Familie: Was im Großen schwer zu ändern ist, gilt es im Kleinen in Wirkung zu bringen.
Mission & Frauenpower
Das Angebot der Seelsorge sei grundsätzlich für alle Menschen da, auch für jene mit einem anderen Glaubensbekenntnis. Wobei wir beim Missionsverständnis des Pastoralamtsleiters angelangt wären: „Wir haben die gute Nachricht, dass wir an einen Gott glauben, dessen Herz für jeden Menschen schlägt und das wollen wir auch niemandem vorenthalten. Dabei müssen wir nicht jedermanns Verstand durchs Taufbecken ziehen, erzählen aber gerne von der Kraft des Glaubens, wenn die Ampel auf Grün ist.“ Und wie ist es zukünftig um die Rolle der Frauen in der Kirche bestellt? „Feldkirch ist nicht die
Diözesanforum Plan.Los!
für alle Pfarrgemeinde- und PfarrkirchenrätInnen, ehren- wie hauptamtlich Tätigen und JugendbotschafterInnen 90 Referentinnen, 36 Ateliers, 700 TeilnehmerInnen 11. und 12. Oktober, Pfarrkirche St. Martin, Dornbirn www.plan-los.at
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„Alles nimmt ab, aber bei mir löst das keine Panik aus“
Christoph Müller (72) ist Benediktinerpater und Priester in den Gemeinden Blons, St. Gerold und Thüringerberg. Seit 2003 wirkt der Schweizer in Vorarlberg. Er spricht über Umbrüche, den Kontakt zu den Menschen und warum es ihn nicht stört, wenn wenige Leute zum Gottesdienst kommen.
Text: Daniel Ongaretto-Furxer, Fotos: August Pickel, Daniel Ongaretto-Furxer
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ei jedem Wetter trifft man Pater Christoph Müller auf dem Fahrrad. Er pendelt so zwischen seinen Pfarren hin und her und steigt gerne für ein Schwätzchen mit den Menschen aus dem Sattel. „Einen Führerschein habe ich nicht“, sagt Christoph Müller, „aber das macht mir nichts aus. Ich bin sehr gerne in der Natur und am liebsten auf meinem Fahrrad. Wenn ich damit unterwegs bin, dann grüßen mich auch Leute, die ich nicht so gut kenne, die nicht in die Kirche gehen.“
Von Einsiedeln nach St. Gerold
Sportlich geblieben ist er trotz seiner 72 Jahre. Im Großen Walsertal geht es doch oft auf und ab. In den Ferien unternimmt er auch längere Radtouren bis nach Italien. Er kennt die Einwohner der kleinen Walsergemeinden gut. „Es gibt kaum eine Beerdigung oder eine Taufe, wo ich die Leute nicht kenne, und sie kennen mich“, schmunzelt Pater Christoph. Kaum verwunderlich, da alle drei Gemeinden zusammen nur auf rund 1500 Einwohner kommen. „Die Messen in der Propstei St. Gerold werden jedoch auch von vielen Auswärtigen besucht, aufgrund des besonderen Flairs und der Stimmung. St. Gerold ist hier doch etwas anders.“ Das Kloster Einsiedeln hat den Schweizer, der in Zürich aufgewachsen ist, in die Propstei St. Gerold beordert,
Pater Christoph Müller fährt zu seinen drei Pfarrgemeinden immer mit dem Rad, seiner großen Leidenschaft.
das zum Benediktinerorden gehört. Seit 700 Jahren sind Benediktiner hier ansässig. Die Propstei ist aus kleinen Anfängen zu einem beliebten Begegnungs- und Bildungszentrum herangewachsen.
Keine schlaflosen Nächte
Auf seine Wurzeln in Zürich angesprochen meint er: „Ich bin es von klein auf gewohnt, dass die Katholiken in der Minderheit sind. Dort ist es ganz normal, dass es wenige Katholiken gibt. Wenn also alles zurückgeht – der Kirchenbesuch, der geistliche Nachwuchs, die Präsenz der Jugendlichen – dann bereitet mir das keine schlaflosen Nächte. Ich gerate nicht in
Panik. Ich glaube vielmehr, dass auch ein solcher Prozess einen tieferen Sinn hat. Für mich ist es ein Zurück zu den Verhältnissen der frühen Christenheit.“ Pater Müller sagt das in seinem Zürcher Dialekt, den er nicht abgelegt hat. Seine Gelassenheit ist ansteckend. Seine benediktinische Gastfreundschaft strahlt Geborgenheit aus, man fühlt sich an seinem Tisch zu Hause. Das mit dem Ordensgründer Benedikt war für ihn aber gar nicht so einfach: „Ich konnte mich lange nicht mit seiner Regel anfreunden. Sie kam mir zu streng vor. Erst als Novizenmeister hat sich mir die Regel erschlossen, da ich sie nun selber jungen
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Mönchen erklären musste. Letztendlich geht es darum, im Kloster, so wie auch im weltlichen Leben, eine wohltuende Ausgeglichenheit anzustreben. Im persönlichen Alltag einen guten Rhythmus zu finden zwischen Gebet und Arbeit, und in der Gemeinschaft eine Art des Zusammenlebens, die trotz hoher Ziele keinen überfordert. Pater Müller hat darüber ein Buch geschrieben, „Benedikt für Anfänger“, indem er 20 Lebensweisheiten aus dem Kloster ins Heute übersetzt hat. Sie sind ergänzt durch lustige Karikaturen. Also doch wieder sehr lebensfreudig.
Mehrere Wege zu Gott
Angesprochen auf den Rückgang der Gottesdienstbesucher meint er: „Ich schaue nicht, wer heute im Gottesdienst ist und wer nicht. Ich bin der Überzeugung, dass es mehrere Wege zu Gott gibt. Die einen gehen in die Kirche, die anderen finden durch die Natur ihren Weg zu Gott. Gott ist da sehr kreativ und erfinderisch.“ Pater Christoph Müller ist erstaunt und dankbar, was auch ohne sein Dazutun passiert. „Wir meinen immer, ohne uns geht es nicht. Aber wenn ich junge Erwachsene wiedersehe, die ich aus den Augen verloren hatte, die aber ihren Weg gefunden haben, dann bin ich
froh, wie Gott das gefügt hat. Es gibt die Kirche, die Natur, die Nächstenliebe, von Jesus aus gedacht. Eine persönliche Beziehung zu Gott kann auf sehr viele Arten entstehen.“ Er erwarte nicht, dass Jugendliche regelmäßig in den Gottesdienst kommen und hat Verständnis für ihr Fernbleiben. „Bei gewissen Gottesdiensten kann ich speziell auf Kinder und Jugendliche eingehen. Das schafft dann eine besondere Beziehung. Ich bemerke auch, dass bei Festen wie Erntedank viele Kinder anwesend sind, weil es einfach etwas Lebensfrohes ist. Das freut mich dann. Ich freu mich über die, die da sind.“ Die Erstkommunion- und die Firmvorbereitung sind ihm ein Anliegen und er macht sie, gemeinsam mit Ehrenamtlichen, gern. „Die Jugendarbeit ist sehr wichtig. Es wird auf diözesaner Ebene dafür viel investiert. Ich persönlich bereue es, dass sie bei mir zu kurz kommt. Aber im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich, das Beste zu tun. Vor allem die Gottesdienste mit der Mittel- und der Volksschule liegen mir am Herzen.“
Es knistert überall
In den kleinen Pfarrgemeinden Blons, St. Gerold und Thüringerberg ticken die
„Ich schaue nicht, wer heute im Gottesdienst ist und wer nicht. Ich bin der Überzeugung, dass es mehrere Wege zu Gott gibt. Die einen gehen in die Kirche, die anderen finden durch die Natur ihren Weg zu Gott. Gott ist da sehr kreativ und erfinderisch.“ Christoph Müller, Benediktinerpater und Priester
Uhren sicher noch etwas anders. Man kennt einander, der gesellschaftliche Zusammenhalt ist noch stärker als in der Stadt. Trotzdem ist auch hier die Zeit nicht stehen geblieben. Die drei Pfarren sind mittlerweile in einem Pfarrverband zusammengefasst. Da muss man sich auch ab und zu arrangieren. Christoph Müller blickt gespannt nach vorne und versichert, am Diözesanforum, wo es um die Zukunft der Kirche in Vorarlberg gehen wird, dabei zu sein. „Wir leben in einer spannenden Zeit. Es knistert überall. Ich sehe das Diözesanforum als wichtige Initiative. Es geht aber nicht darum, zu retten, was noch zu retten ist. Das ist eine für mich falsche Einstellung.“ Die Fragen seien vielmehr: 1. Was machen wir in Zukunft mit der veränderten Situation? Für ihn steht fest: Jesu ist auch in ihr anwesend. 2. Wie können wir die heutigen Menschen begleiten? Für ihn steht fest: Jesus selber ist bereits mit ihnen unterwegs. „Diese Frohe Botschaft aufzuzeigen ist meine erste Aufgabe als Priester.“ Er liebt die Bibelstelle, wo es heißt: ‚Fürchte dich nicht du kleine Herde‘: „Weil mir dieses Wort aus dem Munde Jesu viel Druck wegnimmt und ich genau weiß, dass letztlich ER der Hirte ist.“
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Menschen eine Stimme geben Seit zehn Jahren begleitet die Kaplan Bonetti Beratungsstelle Wohnungssuchende, sorgt aber auch präventiv dafür, dass ein bestehendes Mietverhältnis erhalten bleiben kann. Über 1300 Menschen jährlich finden so wieder zu geregelten Verhältnissen. Zur Jubiläumsfeier am 11. Oktober in der inatura Dornbirn erscheint eine ungewöhnliche Publikation – „Jedes Leben“ erzählt zehn Berichte von Menschen, die mithilfe der Beratungsstelle wieder Fuß gefasst haben im Leben. Der folgende Text ist einer dieser zehn Berichte.
ALLEINE IST DAS NICHT ZU SCHAFFEN Interview: Daniel Egger
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s gab einen Punkt in meinem Leben, da wusste ich nicht mehr weiter. Ich habe vier Kinder, mit 19 war ich zum ersten Mal Mutter. Mit dem Vater des vierten Kindes haben wir alle gemeinsam gewohnt, bis er handgreiflich wurde und ich zur Polizei gegangen bin. Danach wurde er aus dem Haus verwiesen und durfte auch nicht mehr in unsere Nähe – der hat mir das Leben danach ziemlich schwer gemacht, ich hätte beinahe die Wohnung verloren, weil er sich die Kaution auszahlen ließ und der Vermieter plötzlich in der Tür stand mit Forderungen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit meinem Geringfügigen-Gehalt so eine Miete bezahlen sollte, mein damaliger Lebensgefährte war der Hauptverdiener gewesen. Ich war so hilflos, musste alles verkaufen und zusammenkratzen, aber 1400 Euro Grundkosten für die Wohnung war einfach zu viel. Ich konnte grade noch zwei oder drei Monate lang meine Miete bezahlen, danach war einfach aus. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit vier Kindern nicht sicher zu sein, ob wir im nächsten Monat noch eine Wohnung haben. Das war die schrecklichste Zeit meines Lebens.
In meiner Verzweiflung habe ich selbst im Internet recherchiert, wie das mit einem Antrag für Mietzuschuss funktioniert, das war für mich alles sehr undurchsichtig. Aber zum Glück bin ich so auf Kaplan Bonetti gestoßen, und ich habe dort einfach angerufen. Nicht nur, dass ich sofort einen Termin bekommen habe – nach eineinhalb Stunden Gespräch hatte ich das Gefühl, um einige Felsbrocken erleichtert zu sein. Alles war klar und sah machbar aus. Man muss sich das vorstellen – wenn man in dieser Situation zur zuständigen Behörde geht, bekommt man keinerlei Hinweise, welche Möglichkeiten einem zustehen. Man wird sofort behandelt wie eine Bittsteller in. Nach langen Wartezeiten musste ich mir manchmal Dinge anhören, die mich sprachlos gemacht haben. Ein Beamter hat sich erlaubt, mir zu sagen, ich hätte halt schauen müssen, dass mir der Mann nicht davon läuft. Das war der Zeitpunkt, als ich beschloss, meine Matura nachzumachen, um Jura zu studieren, weil ich Menschen helfen wollte, die in meiner Situation sind. Man braucht schon eine dicke Haut, sonst geht man unter. Mein Gehalt als geringfügig Beschäftigte betrug 300 Euro im Monat, und die Beamten haben beim Mindestsicherungsantrag, den man ja
dauernd neu stellen muss, schon die Augen verdreht und mir deutlich das Gefühl gegeben, lästig zu sein. Das war oft sehr abwertend. Mit der Begleitung der Beratungsstelle haben wir uns dann die Zwischenwege erspart und die Unterlagen direkt an die zuständige Sachbearbeiterin geschickt, damit mir solche Situationen erspart bleiben. Man kann sich eigentlich nicht wehren, weil man ja die Unterstützung benötigt, also bleibt man freundlich und korrekt und heult dann halt zu Hause. In der Beratungsstelle konnte ich direkt in den ersten eineinhalb Stunden alle nötigen Anträge ausfüllen, erfuhr, welche Unterlagen ich noch dazu benötige, und wo ich die bekomme. So gelang es mir, die Wohnung zu halten, und ich bin ganz sicher, dass ich das ohne diese Unterstützung nicht geschafft hätte. Als der Vater meiner Kleinsten ausgezogen ist und sich weigerte, Unterhalt zu bezahlen, war das eine finanzielle Katastrophe. Alleine die Unterhaltszahlungen waren und sind immer ein mühsames Thema, die Behörden sind so langsam, wenn ein Vater nicht bezahlen will. Die Bewilligung des Vorschusses zieht sich hin und richtet sich immer nach dem Minimum. Die zuständigen Beamten für den Mietzuschuss wollen wissen, wie viel Alimente man bekommt, was man aber
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Zehn Jahre Jubiläumsfeier der Kaplan Bonetti Beratungsstelle Freitag, 11. Oktober, Inatura, Jahngasse 9, Dornbirn 18:30 Uhr Sektempfang 19:00 Uhr Begrüßung Cornelia Matt, Geschäftsführerin Podiumsgespräch „10 Jahre Beratungsstelle – ein Rückblick und Ausblick“, Pfarrer Erich Baldauf (Aufsichtsratsvorsitzender), Michael Hämmerle (Bereichsleiter Beratungsstelle), Katharina Wiesflecker (Landesrätin für Soziales) Marie-Louise Hinterauer (Stadträtin in Dornbirn), Moderation: Ursula Kremmel Lesung von Auszügen aus dem Buch „Jedes Leben“ Musik von Just4fun Ausklang mit Suppe und Curry Das Buch „Jedes Leben“ ist bei Kaplan Bonetti erhältlich: www.kaplanbonetti.at Preis: 13 Euro, ISBN 978-3-200-06351-8
leider nicht beantworten kann, weil es noch nicht berechnet wurde. Inzwischen bekommt der Vermieter seine Miete nicht und macht Druck, zu recht natürlich. Man dreht sich im Kreis und kommt alleine gar nicht durch. Mit vier Kindern eine andere Wohnung zu finden ist echt nicht einfach. Außerdem haben sie ihre Freunde in der Schule, ein Umzug in eine andere Gegend wäre schlimm. Und natürlich sind die Mieten in Vorarlberg schon absurd, man bekommt echte Buden angeboten, und das zu Fantasiepreisen. Selbst mit einer 100 Prozent-Anstellung könnte ich mir das nicht leisten, das geht nur als Doppelverdiener. Ich war vier Jahre lang darauf angewiesen, dass ich mit meinem geringen Einkommen und der Aufstockung durch die Mindestsicherung uns alle durchbringe. Jetzt bin ich endlich wieder unabhängig. Das kann einfach jedem passieren, dass etwas schief läuft. Das Thema hat auch mit Scham zu tun – wer will schon auf ein Sozialamt gehen und um Geld ansuchen, weil man es selbst nicht schafft. Da ist die Überheblichkeit mancher Beamten grade noch das, was man braucht, um sein Selbstwertgefühl vollends zu verlieren. Man muss wirklich alles offenlegen, mit allen Beteiligten alles be-
sprechen, die wissen dann jedes Detail, auch private Dinge. Unerträglich. Und außerdem ist das alles sehr zeitintensiv – schon alleine weil sich die Stellen nicht untereinander kurzschließen. Wenn sich die Behörden um eine andere Haltung bemühen könnten, wäre allen geholfen. Wir sind alles Menschen, und niemand braucht eine Belehrung von oben herab. Auch wenn man sich als Mutter von vier Kindern um eine Stelle bewirbt, wird man häufig diskriminiert. Im Bewerbungsgespräch durfte ich mir anhören, ich wäre vermutlich unflexibel, wegen der vielen Kinder, oder müsste oft Pflegeurlaub nehmen, weil eines krank ist. Ich weiß aus Erfahrung, dass Mütter ganz im Gegenteil extrem flexibel und belastbar sind. Es ist ein echter Kraftakt, sich aus der Mindestsicherung wieder zu befreien und auf eigenen Beinen zu stehen. Wenn man da mal drinsteckt, befindet man sich in einem System, das die Menschen gefangen hält, einfach weil es nicht durchdacht ist. Sobald ich statt der 300 Euro – sagen wir – 600 Euro verdiene, streicht man mir gleich jede Förderung, sodass ich am Ende mit weniger dastehe als zu Beginn. Das kann ich aber nicht machen, weil ich für meine Kinder verantwortlich bin. Also gehe ich am Ende
besser nicht arbeiten – so steckt man in einer Spirale, man muss wirklich gefinkelt sein, um da rauszukommen. Jetzt ist es geschafft – ich arbeite Teilzeit und der Unterhalt ist besser geregelt. So kommen wir gut durch. Mit dem Besuch bei der Beratungsstelle habe ich wieder Selbstvertrauen gefasst und begonnen, selbst Gesetzestexte zu wälzen, damit ich im Gespräch wusste, was mir zusteht. Wenn man sich ein bisschen wehren will, muss man sich vorbereiten. Inzwischen habe ich meine Matura nachgemacht, das war vor zwei Jahren. Zuerst wollte ich wirklich Jura studieren, um den Behörden etwas entgegensetzen zu können. Das tue ich jetzt doch nicht, weil ich etwas anderes gefunden habe, ich orientiere mich neu. Ich will immer noch Menschen helfen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich damals war. Ich kenne das System und weiß, wie man sich darin fühlt. Man braucht Hilfe und die Kaplan Bonetti Beratungsstelle leistet eine wahnsinnig wichtige Arbeit – nicht nur, dass sie alles in die Hand nimmt, sondern die Leute dort bauen dich auch wieder auf. Die ganz normale, menschliche Behandlung ist einfach so wichtig, damit man auch wieder Mut hat, um weiterzumachen.
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Das Probelokal von Daniel Mutschlechner ist ein OnlineGasthaus. Alle paar Wochen gibt es frische
Pilz-Gulasch mit Knödeln
kaRezeptgeschichten. Und als Beilage musi auf e Blick che kritis lische Entdeckungen und als niem also Sie Sagen ft. llscha Gese re unse en! „Food Blog“ zu ihm. Herzlich willkomm l.com eloka .prob www
MUSIKTIPP: schen Album „Undercurrent“ der amerikani derbar Singer-Songwriterin Sarah Jarosz. Wun für re Gitar und o Banj mit entspannte Musik den Indian Summer – oder den Altweiber n. sommer, wie Sie wolle
Herrlich ist er, dieser Herbst! Die Pilze schießen aus dem Boden wie die Wahlplakate. Der Anblick letzterer ist zwar nicht immer ein Genuss. Das Braten ersterer dafür umso mehr. Zutaten für vier Personen
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Text: Daniel Mutschlechner, Fotos: Daniel Mutschlechner, Shutterstock
Gulasch-Sauce
Knödel
Für die vegetarische Gulasch-Sauce Zwiebeln, Paprika und Knoblauch klein schneiden und in einem großen Topf mit etwas Butterschmalz bei mittlerer Temperatur anbraten. In einem zweiten Topf die Gemüsebrühe erwärmen. Wenn das angebratene Gemüse weich ist, Gewürze darüber streuen, kurz durchrühren und mit einem Schuss Apfelessig ablöschen. Mit Gemüsesuppe aufgießen und eine Viertelstunde köcheln lassen. Mit Rahm verfeinern, mixen und durch ein feines Sieb drücken, evtl. mit einem Teelöffel Maisstärke binden und die Sauce bei geringer Hitze auf dem Herd warmhalten.
Für die Knödel Butter in einer Bratpfanne zerlassen, eine gehackte Zwiebel anschwitzen, Brotwürfel dazugeben und knusprig rösten. Falls die Pfanne zu klein ist, portionsweise vorgehen. Die Brot-Zwiebel-Mischung in eine große Schüssel geben, die erwärmte Milch darüber gießen, Gewürze, Maisstärke und verquirlte Eier dazu geben. Gut durchrühren, fünf Minuten durchziehen lassen und mit feuchten Händen Knödel formen. Falls Sie einen Dampfgarer verwenden, auf ein eingefettetes Blech setzen und bei 100° Feuchtigkeit für 15 Minuten in den Ofen schieben. Oder Wasser aufkochen und salzen, etwas zurückschalten, die Knödel in etwas Mehl wälzen und 15 Minuten im Wasser sieden lassen. Herausheben und beiseite stellen.
• 1 Esslöffel Butterschmalz • 3 Zwiebeln • 3 rote Paprika • 2 Knoblauchzehen • 1 geh. Esslöffel Paprikapulver • 1 Teelöffel Majoran • ½ Teelöffel ganzer Kümmel • eine Prise Zucker, Pfeffer, Salz • 1 Schuss Apfelessig • 600 ml Gemüsebrühe • ⅛ Liter Rahm
• 400 g Brot • 5 Eier • 300 ml Milch • 1 Zwiebel • 50 g Butter • Salz, Pfeffer, Muskatnuss • etwas gehackte Petersilie • 2 Esslöffel Maisstärke, etwas Mehl
Pilze
• 1 kg frische, gemischte Pilze (z.B. Pfifferlinge, Crème-Champignons, Kräutersaitlinge und Steinpilze) • etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer Die Pilze putzen und in kleinen Portionen in einer Bratpfanne mit etwas Öl bei recht hoher Temperatur scharf anbraten, jeweils mit etwas Salz, Pfeffer und ein paar Tropfen Zitronensaft verfeinern und in einer Schüssel beiseite stellen. Erst kurz vor dem Servieren die Pilze in die Sauce geben. Zum Schluss die Knödel in einer beschichteten Pfanne in etwas Butter anbraten und mit dem Pilz-Gulasch anrichten. So schmeckt der Herbst!
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VORFREUDE. PARKETT ZUM SCHNÄPPCHENPREIS. TISCHLER ROHSTOFF RÄUMT DAS LAGER. Jetzt ist die beste Zeit für den besten Preis: Am 14. Oktober startet der Parkett-Abverkauf mit bis zu 40 % Rabatt bei Tischler Rohstoff in Hohenems. Termin bitte vormerken: Sie wissen ja, wer zuerst kommt ... hat die größte Auswahl und kann in aller Ruhe den individuell passenden Parkett auswählen.
Vorarlberg hat schon gewählt. Parkett von Rang und Namen. In der größten Holzausstellung des Landes gibt es eine beeindruckende Auswahl an Qualitätsprodukten von namhaften Produzenten. Und was wählt Vorarlberg, was steht ganz oben
in der Beliebtheitsskala der Holzböden? Parkett-Experte Thomas Kempf lächelt, denn seit Jahren nimmt ein bekannter Holz-Klassiker die Spitzenposition ein: „Eiche Natur steht ganz oben auf der Liste der begehrten Holzböden“. Sein Tipp: „Nehmen Sie sich Zeit. Hier können Sie die Produkte in aller Ruhe vergleichen, anschauen und auch spüren, wie sich so ein Parkettboden in echt anfühlt. Das Angebot reicht von der nach wie vor besonders beliebten dunkleren Räuchereiche bis hin zur weiß gekalkten Variante. Welches Holz für welche Anforderung besonders geeignet ist, das entscheiden die Kunden im Gespräch mit den erfahrenen und gut ausgebildeten Holz-Experten vor Ort.
„Achten Sie auf die Marke und die Ausführung“, empfiehlt Wolfgang Meusburger, Leiter Verkaufsinnendienst bei Tischler Rohstoff. Selbermacher finden das komplette Zubehör zur Parkettverlegung wie Kleber, Pflegemittel oder Sockelleisten. Das Motto des Monats: Neuer Holzboden, neue Lebensfreude.
Tischler Rohstoff e.Gen. Ermenstr. 15, 6845 Hohenems Tel.: 05576/ 73 504, www.tiro.at, verkauf@tiro.at Öffnungszeiten: Mo-Fr 7:30-12:00 Uhr und 13:00-17:30 Uhr, oder nach telefonischer Vereinbarung
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Lösen Sie es in 60 Sekunden Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden! Lösung
Für Anfänger
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Für Fortgeschrittene
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×2 Lösung
Für Genies
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Lösungen auf Seite 38
Gsi
KAMPF DER WELTANSCHAUUNGEN Angesichts der teils harten Fronten zwischen den heutigen politischen Parteien und ihren Anhängern warnen besorgte Zeitgenossen vor einer Spaltung der Gesellschaft. Doch das scheint nichts im Vergleich zu jener Zeit, als die ersten Parteien in Vorarlberg gegründet wurden. Text: Gerhard Thoma, Fotos: Archiv
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s war ein Kampf der Lebensphilosophien, der sämtliche Bereiche des täglichen Lebens beeinflusste: Bildung, Erziehung, Arbeit und Wirtschaft, Kunst und Kultur, Wissenschaft, Ehe, Religion und überhaupt den Sinn des Lebens. Pointiert als „Kampf der Kulturen in Vorarlberg“ bezeichnet der Bregenzer Historiker Meinrad Pichler jene Epoche von 1850 bis 1900. Im Vordergrund standen drei Weltanschauungen, deren Anhänger sich allmählich in politischen Parteien formierten: Die Liberalen, die Christlich-Konservativen und die Sozialdemokraten. Im liberalen Lager versammelten sich anfangs vor allem Bürgerliche, aber auch Künstler, Literaten und andere „Freigeister“. Sie alle hofften im Zuge der Revolution von 1848 auf mehr Mitbestimmung und Unabhängigkeit von Staat und Kirche. Individuelle Freiheiten sollten das Leben bereichern. Alle Menschen sind gleich. Nur das Individuum zählt: Jeder ist für sich selbst verantwortlich, jeder soll die Möglichkeit haben, sein Leben ohne Zwang und Anleitung von außen zu verwirklichen. Bildung und Vertrauen auf die Naturwissenschaften sollten die Basis dazu sein. Die Erfolge der Naturwissenschaften lagen offen zu Tage: Die Industrialisierung öffnete völlig neue Perspektiven in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Deshalb schlossen sich auch viele Fabrikanten der liberalen Bewegung an. Nachdem jedoch kaiserliche Truppen die Freiheitsgelüste im Keim erstickt und die alte Ordnung großteils wieder hergestellt hatten, blieb von den ursprünglichen Idealen fast nur der Wirtschafts-Liberalismus mit einer Heerschar ausgebeuteter Arbeiter im Schlepptau übrig. Meinrad Pichler: „Das durchaus elitäre Modell des Liberalismus hatte das Gleichheitsprinzip, das der liberalen Bewegung 1848 noch bedeutsam gewesen war, weitgehend aufgegeben. Die Verelendung weiter Bevölke-
rungsteile als Folge der Industrialisierung wurde von den Liberalen auch hierzulande kaum als Problem wahrgenommen.“ Besonders seit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 besannen sich zahlreiche Liberale auf ihre vermeintlich „deutschen Wurzeln“. Es bildete sich ein relativ starker liberal-nationaler und deutsch-nationaler Flügel. Im Vereinslokal der Bregenzer Liberalen hing bereits 1872 ein Bild des deut-
Marie Leibfried (1861 – 1931) engagierte sich trotz aller Anfeindungen bereits in den 1880er Jahren für Emanzipation und die Sozialdemokratie in Vorarlberg. Von politischen Gegnern wurden solche Frauen als Huren beschimpft.
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Wahlplakat der christlich-sozialen Partei. Hüben und drüben konnten nur wenige Parteigänger über ihren weltanschaulichen Schatten springen.
Im Reichstag in Wien saßen die Deutschnationalen auf der rechten Seite, die Sozialdemokraten links. Von daher kommen die Bezeichnungen „Rechte“ und „Linke“.
schen Kaisers. Radikale Liberale forderten schon damals den Anschluss des deutschen Teils Österreichs an Deutschland. Ferdinand Kinz, Bregenzer Bürgermeister von 1906 bis 1929, wurde 1898 zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er während der Kaiserhymne demonstrativ sitzen geblieben war. Politisches Ziel der „Alldeutschen“ war „die Sicherung der privilegierten Stellung der Deutschen in Österreich“. Die slawischen Völker der Habsburger-Monarchie wurden zum Feindbild. Sie würden bevorteilt, hieß es, lebten auf Kosten der Deutschen und hätten eine „kaninchenhafte Vermehrung“.
Die Horizonterweiterung hatte einen guten Grund: Die Sozialdemokraten waren auf den Plan getreten. „Gleich einem Schäferhunde soll sie wachen gegen das Ungeheuer Kapitalismus“, stand groß auf der ersten Seite der Erstausgabe ihres Parteiorgans „Vorarlberger Wacht“. Eine Kampfansage gegen Deutschliberale und Christlich-Soziale. Angesichts der miserablen Situation der Arbeiterschaft hatten die Sozialdemokraten radikale Reformen und sogar das allgemeine Wahlrecht gefordert und in der Donaumonarchie bereits große Erfolge gefeiert – nicht aber in Vorarlberg. 1899 hatte die Partei nur 1000 Mitglieder, viele davon Eisenbahner und Zuwanderer. Ihre Ortsgruppen in Bludenz, Rankweil, Dornbirn und Bregenz wurden von den Christlich-Sozialen arg in die Mangel genommen: Wirte, die ihnen einen Versammlungsraum anboten, wurden mit Sanktionen bedroht, Anhänger öffentlich als „religionsfeindlich“, „vaterlandslos“ und „Wiener Judokraten“ gebrandmarkt. Aus der christlichsozialen Parteihochschule in Mönchengladbach wurden speziell geschulte Priester nach Vorarlberg geholt, um mit den „landfremden Sozi aus der internationalen Umsturzpartei“ zu diskutieren. So fochte Jeder gegen Jeden. Mal mehr, mal weniger. Damals wie heute: Für Gesprächsstoff war und ist gesorgt.
Klare Fronten
Mächtig gegen die Deutschliberalen in Vorarlberg stemmten sich die Konservativen. Ursprünglich ging es ihnen vor allem darum, das Kaiserreich Österreich und die eng mit ihm verbundene katholische Kirche sowie ihren Einfluss auf die Bevölkerung zu sichern. Die Liberalen wollten das genaue Gegenteil, konfessionsfreie Schulen und Alternativen zur religiösen Welterklärung. Zum Entsetzen der Konservativen feierten sie den Schriftsteller und Bauer Franz Michael Felder als Musterbeispiel eines individuellen Bildungsaufstiegs. Gegen diesen, so der Kennelbacher Pfarrer Thomas Ammann, „bösen Geist der Welt und seine Helfershelfer“ wurde heftig von der Kanzel gepredigt und in Parteizeitungen gewettert. Um 1870 erlangten die Konservativen die politische Führung in Vorarlberg; dann, ab 1890, erweiterten sie ihr Programm und legten die Schwerpunkte auf wirtschaftliche und soziale Aspekte. Als nunmehr „Christlich-Soziale“ unterstützten sie Landwirte durch die Gründung von Raiffeisenkassen und Pfandbriefe zur Grundentlastung. Handwerker freuten sich über den Ausbau des Innungswesens und die Einschränkung der Gewerbefreiheit. Zudem gab es Förderungen für den Handel und Arbeiterschutzgesetze in der Industrie – explizit auch für nichtdeutsche Arbeiter.
Literaturtipp
• Meinrad Pichler, „Geschichte Vorarlbergs“, Band 3 (1861 bis 2015), Innsbruck 2015. • Reinhard Mittersteiner, „Fremdhäßige, Handwerker & Genossen – Die Entstehung der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Vorarlberg“, Bregenz 1994
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Veranstaltungskalender
Sa., 12. Oktober, 19.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater, Bregenz , Eintritt: ab 19,- Euro VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at
PREMIERE: JOAN DIDION – DAS JAHR MAGISCHEN DENKENS
Foto: Veranstalter
Do. 3. Oktober, 20 Uhr, Altes Kino, Rankweil, Eintritt: 22,-/25,- Euro Do., 3. Oktober 20 Uhr, Remise, Bludenz, Eintritt: 15,-, Festivalpass: 45,Euro
BLUDENZER TAGE ZEITGEMÄSSER MUSIK: KONZERT#1: SAM SALEM
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Start der 31. Ausgabe der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik. Das diesjährige Festival findet vom 3. bis zum 6. Oktober 2019 statt. Wieder wird in Bludenz viel junge Musik (das älteste Stück, das dieses Jahr aufgeführt wird, ist im Jahr 2000 komponiert worden) präsentiert: 13 Weltpremieren in fünf Konzerten und der alljährliche BTzM Masterclass-Wettbewerb, der junge Komponisten_innen aus der ganzen Welt nach Bludenz bringen wird. Das Eröffnungskonzert ist dem britischen Komponisten Sam Salem und seinem Ensemble Distractfold gewidmet.
NIE MEHR SCHULE
Kabarett-Premiere mit Markus Lins und Text Stefan Vögel (Text) Schulwart Loacker packt aus: Lehrer, Eltern, Schüler, Politiker – alle behaupten zu wissen, was in der Schule von heute falsch läuft. In Wahrheit aber hat nur einer in der Neuen-Mittelschule-Oberland den kompletten Durchblick – Schulwart Gerhard Loacker. Von allen unterschätzt und im Stillen zieht er seit zwei Jahrzehnten die Fäden hinter den Kulissen des schulischen Alltags und packt aus, als er meint, gegen einer Jüngeren ausgetauscht zu werden.
Sa. 5. Oktober, 11 Uhr, Kammgarn, Hard, Eintritt: 5,- Euro
KLEIDERZIRKUS
Kleiderzirkus ist eine Vorarlberger Kleidertauschbörse mit Sinn für Nachhaltigkeit und – besonders – Geselligkeit. In erster Linie will der Kleiderzirkus eine Alternative zur Wegwerfgesellschaft aufzeigen. Kleidung zu tauschen revolutioniert die Art mit Mode umzugehen. Es geht darum, Ressourcen zu schonen und die Lebensdauer unserer Kleidung zu erhöhen. Ebenfalls ist es ein Anliegen, den Vorarlberger und VorarlbergerInnen eine neue Plattform zur Verfügung zu stellen, um sich in gemütlicher und unterhaltsamer Atmosphäre ausTAUSCHEN zu können.
Do., 10. Oktober 20 Uhr, Remise, Bludenz, Eintritt: 17,-/20,- Euro
KABARETT: BEST OF MARKUS LINDER
Markus Linder, mittlerweile auch bekannt durch seine Rolle als Pfarrer Anton ‚Little‘ Prinz in der ORF-Kult-Serie ‚4 Frauen und 1 Todesfall‘, hat ein packendes ‚BEST OF’ aus acht Programmen zusammengestellt, in dem er die absoluten Highlights dieser 8 Programme Revue passieren lässt.
Man setzt sich zum Abendessen, und das Leben, das man kennt, hört plötzlich auf. Neun Monate nach dem Tod ihres Mannes, des berühmten Journalisten und Autors John Gregory Dunne, ist dies einer der ersten Sätze, die Joan Didion schreibt. Ein Stück über das Nichtbegreifbare endgültiger Abschiede, über die Liebe und die fordernde Wahrhaftigkeit des Lebens.
Sa., 12. Oktober 20 Uhr, Remise, Bludenz, Eintritt: 10,-/12,- Euro
bühne.frei: MUSIKALISCHER AUFTAKT ZUM 100-JAHRJUBILÄUM DER MUSIKSCHULE BLUDENZ
Mit einem Konzert ehemaliger Schülerinnen und Schüler der Städtischen Musikschule Bludenz, die ihren Weg über ein Musikstudium in den Musikerberuf gefunden haben, eröffnet die Städtische Musikschule quasi offiziell ihr Jubiläumsjahr. Eine Auswahl an Musikerinnen und Musikern, die ihre Wurzeln in der heimischen Musikschule haben, gestalten ein abwechslungsreiches Programm und erweisen damit der Institution eine Referenz zu ihrem 100. Geburtstag.
Sa. 12. Oktober, 10.30 Uhr, Kammgarn, Hard, Eintritt: 20,-/23,- Euro
KONZERT: ZÜNDSCHNUR UND BÄND
Nach zweieinhalb Jahren Pause ist die Kultband aus dem Bregenzerwald wieder zurück auf der Bühne. Mit neuem Programm und neuen Liedern zeigen sie einmal mehr, dass sie ihren Humor und vor allem aber auch ihre spitze Feder nicht verlernt und vergessen haben. Die sechsköpfige „Wäldar-Bänd“, bestehend aus Rolf Aberer, Zündschnur’s Wieborsito (Evelyn Fink-Mennel, Isabella Fink, Irma-Maria Troy), Sattlars Mike (Michael Moosbrugger) und Ulli Troy (Zündschnur) bietet ein höchst abwechslungsreiches Programm.
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Foto: Gerhard Klocker
Foto: Veranstalter
Do., 17. Oktober, 20 Uhr, Spielboden, Dornbirn, Eintritt: 16,-/19,- Euro
Sa., 12. Oktober, 21 Uhr, Kulturverein Bahnhof, Andelsbuch, Eintritt: 10,Euro
KABARETT: OMAR SARSAM – HERZALARM
KONZERT: BERTRAM J. DIEM: SCHLÄFST DU NOCH?
American Roots Music: In nagelneuer Besetzung präsentiert der berühmt-berüchtigte Kehlegger Bertram Diem alias Gordon Blue im Herbst 2019 sein jüngstes musikalisches Projekt: ungeschliffen, authentisch und handgemacht. Pünktlich zum Konzert soll eine erste Platte erscheinen. Zu hören gibt es ein selbstgesponnenes Garn aus Eigenkompositionen und neu arrangierten Klassikern des Country, Folk und Blues. American Roots Music, wie immer nach feinster Kehlegger Hillbilly-Tradition gebraut.
Mo., 14. Oktober, 20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn, Eintritt: 31,90,- Euro
MILOW: LEAN ON ME TOUR
Sein neues Album „Lean Into Me“ zur gleichnamigen Tour ist seit 31. Mai auf dem Markt. „Lay Your Worry Down“ feat. Matt Simons ist bereits als Single erschienen. „Ich weiß, dass ich etwas still hier war, aber hinter den Kulissen habe ich hart gearbeitet. Danke für eure Geduld.“, so meldet sich Milow via Instagram. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Milow geht wieder auf Tour und macht dabei im Conrad Sohm Halt.
Di, 15. bis Do., 17. Oktober, jeweils, 17.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater, Bregenz , Eintritt: 25,- Euro
ANTIGONE :: COMEBACK: EINE PROBE MIT WEIGEL UND BRECHT
Eine Zeitreise 70 Jahre zurück in ein Theaterlabor der Zukunft – und eine Wiederbegegnung mit den entscheidenden Protagonist*innen, die eine Theaterzukunft, die unsere Vergangenheit und Gegenwart ist, entworfen und verwirklicht haben: Bertolt Brecht und Helene Weigel.
Foto: Veranstalter
Mi. 16. Oktober, 20 Uhr, Altes Kino, Rankweil, Eintritt: 22,- Euro
Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde bei Herrn Sarsam eine Routineuntersuchung durchgeführt – ein sogenannter „Gehirncheck“. Leider war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt, dass ein Gehirncheck gravierende Nebenwirkungen haben kann. Nebenwirkungen, die dazu führen, dass man sich auf nix konzentrieren, an nix denken kann, und oft an nix als nix denken kann. Bei Herrn Sarsam kam es so bedauerlicherweise zu einem fast vollständigen Gedächtnisverlust. Nur eine Erinnerung kann er richtig zuordnen – den schönsten Herzalarm seines Lebens. Sonst nix.
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HIMMELFAHRT: KABARETTPREMIERE MIT MARIA NEUSCHMID
Nachdem Marina Erne am 25. August im hundertsten Lebensjahr friedlich entschlafen ist, befindet sie sich nun zwischen Tod und Auferstehung auf dem Bahnsteig „WOHIN“. Während sie auf ihre eigene Beerdigung hinabblickt, lässt sie ihr Leben Revue passieren: verlorenes Glück, vergebene Chancen, gute Werke und schlechte Taten ... Marina zieht Bilanz.
Foto: Veranstalter
Sa., 19. Oktober, 20 Uhr, Schlachthaus, Dornbirn, Eintritt: 10,- Euro
CLOCKWORK PSYCHO: NIGHTMARES FROM LAIBACH
Clockwork Psycho – die erste slowenische female fronted Psychobilly Band – kommt nach Dornbirn. Das Trio aus Ljubljana existiert bereits seit 2011 und spielte bereits auf Festivals in Finnland, Deutschland, England und sie eroberten Bühnen in Frankreich, Spanien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Ungarn, Italien und den Niederlanden. Im Herbst 2019 sind Clockwork Psycho zum ersten Mal im Dornbirner Schlachthaus live zu Gast.
Veranstaltungskalender
Foto: Veranstalter
Di., 29. Oktober, 20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn, Eintritt: 43,40 Euro Foto: Christof Wagner Foto: Stefan Fürtbauer
Di., 22. Oktober, 19 Uhr, Kulturhaus Dornbirn, Eintritt: frei
LESUNG MIT ADELE NEUHAUSER: „ICH WAR MEIN GRÖSSTER FEIND“
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In ihrer Autobiografie erzählt die Charakterdarstellerin und Tatort-Kommissarin Adele Neuhauser von ihrem Leben. Nach sechs Selbstmordversuchen weiß sie heute, wer sie ist und worauf es ihr im Leben ankommt. Mit großer Offenheit schaut sie zurück – und mit unbändiger Lust auf Neuanfänge blickt sie nach vorne. Anmeldung: Tel. 05572 32421, office@promente-v.at.
Do., 24. Oktober, 20 Uhr, Spielboden, Dornbirn, Eintritt: 16,-/19,- Euro
KABARETT MIT „GEBRÜDER MOPED“
Heute gehört uns Österreich und morgen die ganze Scheibe Die Gebrüder Moped präsentieren die Show zur Lage der Nation. Als Frontal-Satiriker aus Facebook und Fernsehen bekannt, belegen die beiden Autoren für Willkommen Österreich, Kolumnisten, Kuratoren und Kabarettisten in ihrer multimedialen Satire-Show, was besorgte Gratiszeitungen immer schon wussten: Österreich war an der Schöpfung nicht beteiligt. Wir waren das erste Opfer. Mit Haut und Haar und ihrem neuen Standardwerk für abendländische Rettungseinsätze „Heute gehört uns Österreich und morgen die ganze Scheibe“ treten die Gebrüder Moped auf ihrer weltweiten Österreich-Tour wacker gegen die Alpen- Apokalypse an, denn: Vertrauen ist gut, Österreich ist besser.
Sa., 26. Oktober, 18 Uhr, Schlachthaus, Dornbirn, Eintritt: 8,- Euro
TRUE SCHOOL HIP HOP SESSION VOL. 2
Die True School Hip Hop Session im Kulturcafé Schlachthaus geht in Serie: Coole Hip Hop Beats und heiße Rap Cypher erwarten die Besucher. Kontakt: dj.cut.daam@gmail.com
Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg. Bezahlte Anzeige
CANDY DULFER
Die niederländische Saxophonistin Candy Dulfer ist weltweit für ihre eindrucksvollen Live-Konzerte bekannt. Für ihr Debüt-Album „Saxuality“ erhielt sie eine Grammy-Nominierung und verkaufte davon 2,5 Millionen Alben weltweit. Ob Dave Stewart, Prince, Van Morrison, Pink Floyd oder Beyoncé, alle schätzen und schätzten ihre außerordentlichen musikalischen Fähigkeiten und wenn es eine Frau am Saxophon sein soll, dann gibt es eigentlich nur Candy Dulfer.
LÖSUNGEN
Schachecke 1 1...Txe2! Dieser Zug gewinnt forciert eine Figur. 2.Dxe2 Lxd3 3.Dd2 [3.Dxd3? scheitert natürlich an 3...Lxh2+ 4.Kxh2 Dxd3] 3...Lxf1 4.Kxf1 Lc7 und Schwarz steht durch die Mehrfigur klar auf Gewinn. 2 1.Tg1! Weiß bringt seine einzige passive Figur ins Spiel und der Angriff gegen den schwarzen König wird nun zum entscheidenden Faktor. 1...De5+ [Nach 1...Sh5 2.f6! S7xf6 3.Tf5! Te5 4.Txf6! verbleibt Weiß zumindest mit einer Mehrfigur.] 2.Kh1 Sh5 Schwarz muss die Mattdrohung auf g7 abwehren. 3.Te3 und Weiß gewinnt entscheidendes Material, da bei Wegzug der Dame der schwarze Turm auf e8 verloren geht. 3 1...Lxd2+! 2.Txd2 [2.Sxd2? De5+! 3.Le2 (Auf 3.Kf1 entscheidet 3...Thf8+.) 3...Sf4 und die weiße Stellung ist hoffnungslos.] 2...Dc1+! 3.Ke2 Txd2+ 4.Sxd2 Dxh1 5.Lxb7+ [Auf 5.Dxb7+ folgt einfach 5...Kd7.] 5...Kd8 [5...Kd7 hätte natürlich auch gewonnen.] 6.Lxc6 Dxh2 von hier aus deckt die schwarze Dame den Bauern auf c7 und außerdem wird der schwarze Turm durch den Springer auf g6 gedeckt. Dadurch wird das Damenschach auf b8 wirkungslos und Schwarz steht aufgrund des Materialvorteils deutlich auf Gewinn. Rechenrätsel Für Anfänger = 60, Für Fortgeschrittene = 120, Für Genies = 180 Sudoku 4
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REPARATURCAFÉS MÖSLEPARK ALTACH
Jeder kann mit seinem defekten Elektrogerät kommen (keine Elektronikgeräte wie Handy, Drucker, Computer etc.). Nächster Termin: Freitag, 11. Oktober 13 bis 16:30 Uhr. gerhard.schmid@caritas.at
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Defekte Elektrogeräte reparieren lassen. Nächster Termin: 25. Oktober von 13 bis 16:30 Uhr. Klarenbrunnstraße 46. christine.erath@caritas.at, T 05522/ 2002600
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Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr in der Remise der Integra-Fahrradwerksatt, Vorklostergasse 51. Nächster Termin: 5. Oktober Roswitha Steger, T 0650/264 74 46 oder lebensraum@lebensraum-bregenz.at.
Infoabend zu 5G-Netz Österreich ist das erste Land in der EU, in dem das 5G-Netz kommerziell ausgerollt wird. Die Einen können es kaum erwarten, die Anderen befürchten ein hohes Gesundheitsrisiko. Die wenigsten wissen, was 5G bedeutet. Am 5. November informieren „Betroffene Bürger Vorarlbergs“ um 19.30 Uhr im Hofsteigsaal in Lauterach. Zum Vortrags- und Diskussionsabend sind Ärzte, Strahlenschutzbeauftragte, aber auch Politiker und Vertreter der Mobilfunklobby eingeladen. | 39
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Fachleute helfen Ihnen bei der Reparatur von Haushaltskleingeräten etc. In der Polytechnischen Schule Hirschgraben 8, Hintereingang. Nächster Termin: Samstag, 5. Oktober, 9 bis 12 Uhr. Joachim Breuss, T 0699/19287066
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Reparieren statt wegwerfen! Alte Säge, Räumlichkeiten der Lebenshilfe, Hofsteigstraße 4. Nächste Termine: Samstag, 12. Oktober, 9. November; jeweils von 9-12 Uhr.
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Bringen Sie Ihre defekten Haushaltsgeräte, Spielsachen oder Gartengeräte vorbei. Gaisstraße 5, 6710 Nenzing, Nächste Termine: 19. Oktober von 14-17 Uhr.
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Jeden 1. Freitag im Monat, von 14 bis 16:30 Uhr in der Werkstätte der Lebenshilfe, Köhlerstraße 14. Elektrokleingeräte werden von ihren Besitzern unter fachkundiger Hilfestellung instand gesetzt. Nächster Termin: 4. Oktober
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In den geraden Kalenderwochen jeweils freitags von 14 bis 18 Uhr in Höchst, Doktor-Schneider-Straße 40. Nächste Termine: 4. und 18. Oktober repaircafe.rheindelta@gmx.at
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Jeden 1. Samstag 8:30 bis 12 Uhr, Werkstraße 32. Nächster Termin: 5. Oktober. Norbert Burtscher, T 0664/3410517
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