MFK - Magazin für Kultur Ausgabe 02/2011 - 08/15

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m mein freund klaus

Ausgabe 02/2011 02/2010

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08/15 08/15

40 Seiten mit kritischen, literarischen, lustigen und vor allem lesenswerten Texten zum Thema 08/15. Plus Fotos, Horoskop, R채tsel und was zum Spielen. WE LIKE!


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Liebe Leser und liebe Leserinnen!

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as bedeutet überhaupt diese Floskel 08/15 (nullachtfünfzehn) genau? 08/15 ist keine wirre/irre Erfindung eures Redaktionsteams, sondern seit gut 95 Jahren üblich und angeblich Standard im Sprachgebrauch. Subjektiv betrachtet möchte die Redaktion darauf hinweisen, dass diese Ausgabe im Gegensatz zu dem selbst gewählten Schwerpunktthema anzusiedeln ist, und sie alles andere als 08/15 bezeichnet werden kann. Fazit: lesen! ;-)


Marita Voithofer blickt im Leitartikel hinter die geschichtliche Kulisse der Redewendung. Auch welche semantischen Veränderungen im Laufe der Zeit diese Redensart zu der uns heute bekannten gemacht haben, wird näher erforscht. Die Vorstellung einer offenen Werkstatt, in der das Prinzip – produzieren geht vor konsumieren – herrscht, findet in dieser Ausgabe Raum um wahrgenommen zu werden. Ein kurzer Eindruck des Besuches der Rauriser Literatur Tage, die im Frühling stattgefunden haben, und bei denen eine Frau, die mit einem so gar nicht 08/15 Text (wohl wahr, es liegt im Auge des Betrachters und in diesem Fall sind das jetzt mal Marita Voithofer und Patricia Lang) von ihren Schreibkünsten überzeugen konnte. Zlatko Valentic bewegt sich mit seinen Gedanken bis ins 6. Jahrhundert zurück und bringt uns grundlegende Fragen der Philosophie näher. Mit dem Artikel „Krücken der Realität“ lenkt Katharina Töpfer die Aufmerksamkeit auf das Paradoxon des immer größer werdenden Wunsches möglichst individuell zu sein, aber unter keinen Umständen abweichende Verhaltensmuster der gesellschaftlichen Norm zu zeigen. Iris-Sophie Schindler hat sich intensiver mit der Bedeutung der Null auseinandergesetzt, und ob diese Zahl anders als ihre Kollegen Acht, Eins und Fünf einzuschätzen ist. Veronika Weis‘ Artikel thematisiert die schmale Gradwanderung zwischen jung sein wollen/dürfen und erwachsen sein müssen/ können, Anpassung und Rebellion. Die Erreichung des Zustandes zwischen herz- und hirnlos passiert oft schleichend – was tun bei Erkennung der Lage?

Und auch dieses Mal gibt es Fotos zum Angucken, Ausschneiden, Aufheben. Rätselspaß für Groß und Klein, die Klolumne – und natürlich sind auch die altbewährten Schulterratten, die wohl kaum jeder tscheckt, in dieser Ausgabe recht gut versteckt :)

Bussii, eure Redaktion

PS.: Wir möchten darauf hinweisen, dass das Schicken von Texten, Bildern, Graphiken, Comics, Kauderwelsch keine arg strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen wird! Auch der Besuch einer Redaktionssitzung (mit Abwechslungsgarantie) wird wärmstens empfohlen.

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ei 08/15-Job, 08/15-Beziehung und 08/15-Leben im Allgemeinen wird gerne die Nase gerümpft. Modern ist, was besonders ist und aus dem Rahmen fällt. Je extremer und ausgefallener etwas oder jemand ist, desto besser, lautet die Devise im 21. Jahrhundert. 08/15 steht also für Standard, Mittelmaß und „Normalität“. Die wenigsten wollen wohl in eine dieser Schubladen gesteckt werden!? Was fällt uns ein, wenn wir 08/15 hören? Eine Blondine, im besten Fall eine von der billigsten Sorte, ein weißer Mercedes, H&M-Klamotten, Magazine im DIN-A4-Format und Bauchnabel-Piercings – eventuell. Dabei hat die eigentliche Semantik dieser Redensart nichts mit diesen Wortfeldern zu tun. Der Ausdruck „08/15“ stammt ursprünglich aus Kriegszeiten und bezeichnete das erste standardisierte Gewehr mit Namen MG 08/15. Im ersten Weltkrieg nannte jeder Soldat die MG 08/15 sein Eigentum. Möglicherweise verhalf auch der langweilige und immer gleiche Drill noch weiter zur semantischen Übertragung der Zahlenkombination auf alle Bereiche des Lebens. Wie üblich im Sprachwandel führt heute kaum jemand „08/15“ noch auf seine Ursprünge zurück, das gehört zur Sprachevolution dazu, denn gesellschaftliche Faktoren und der Sprachgebrauch verändern und verschleiern die eigentliche Bedeutung eines Ausdrucks. Wie konnte sich die Zahlenkombination 08/15 so weit von seinem Ursprung entfernen?

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Verschleierung, Sprachspiel und Veränderungen in der Auffassung der Welt können unter anderem Gründe dafür sein. Linguistisch gesehen handelt es sich bei „08/15“ um ein pars pro toto (1), wenn man so will, was wiederum Teil einer Synekdoche (2) ist. „Sprachwandlerische“ Untersuchungen sind spannend: wir haben täglich mit Sprache zu tun, wir benutzen sie, verändern sie und spielen mit ihr. Welche Sprachspiele gehen in den Sprachgebrauch ein, welche versinken in der Masse und werden nicht mehr gebraucht? Da kommt vielleicht die Frage auf, wann ein Ausdruck zum ersten Mal von wem und in welcher Situation semantisch verändert wurde und somit eine neue Bedeutung erhielt. Vielleicht ist es an der Zeit, „08/15“ wieder in die Mangel zu nehmen und semantisch positiver aufzuladen? Sprache bleibt nicht stehen, sie ist nicht konserviertes Dosenfutter, Sprache lebt. Sie ist wie eine Geschichte in unseren Köpfen und wir bestimmen, wie sie weitergeht. Aber Sprachwandel geschieht selten bewusst. In unseren Sprachzentren hat 08/15 solange die uns bekannte Bedeutung, bis sich eine andere Schritt für Schritt in einer langsamen Übergangsphase festsetzt. Was wir aber bewusst ändern können, ist die Auffassung unserer Welt. Das etwas „Standard“ ist und somit gleichzeitig auch „nichts Besonderes“ muss nicht immer der Fall sein. Warum will denn jede/r etwas besonderes sein? Das kann eine Folge der Unterschätzung des Mittelmaßes


sein. In einer Zeit wie unserer Gegenwart muss alles immer schneller, immer weiter, immer höher sein, oder wie Bernhard Ludwig es in seinem Kabarett formuliert: wir wollen MORE. Er traut es sich schon gar nicht mehr auf Deutsch zu sagen. Diese Sprache, die am verschwinden ist, wie Fortschrittsgegner gerne maulen, die mit Veränderung nichts anfangen können, dem derzeitigen ethnisch bedingten Sprachwandel in der Jugendsprache nichts abgewinnen und gerne das GoetheDeutsch als einzig wahre Sprache preisen. „Das Normale ist das Besondere“, meint Friedrich von Metzler, aber der ist auch ein Bankmensch, dem viele wohl alleine schon wegen seines Berufs den 08/15-Stempel aufdrücken würden. Die Leute stehen meist schnell parat mit Vorurteilen, eine kleine Information über etwas genügt uns oft schon um uns eine fix und fertige Meinung über etwas zurecht zu phantasieren. Bei einem Banker denken wir vielleicht an ein typisches 08/15-Leben mit Haus, Garten, Hund und Familie, Kapitalist muss er sein, eventuell ein Wochenendsportler und Samstagsbiertrinker auch. Aber nicht für jeden muss das 08/15 bedeuten. Zum Stempelaufdrücken nimmt die Ausgangsposition des Stemplers immer eine „besondere“ Stellung ein. Was gilt für einen Obdachlosen als 08/15-Leben, was für einen Afrikaner, für eine Prinzessin? Was ist ein 08/15-Job für einen Top-Manager und was für eine Reinigungsfachkraft? Was ist ein 08/15-Gespräch für 1 Lat. für „ein Teil steht für das Ganze“ 2 Rhetorische Figur. Ersetzt ein Wort durch einen Begriff desselben Wortfeldes.

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einen Asiaten, einen Europäer, ein Kind oder ein altes Ehepaar? Eine Application auf Facebook wirbt mit dem Slogan „everyone is unique“. No na ned: Biologisch logisch! Aber das reicht uns noch nicht. Wer wir sind, zeigt sich in unseren Taten und in unserem Auftreten und so versucht man sich hervorzuheben, sich abzuheben aus der Masse. Nur gibt es ein kleines Problem bei der ganzen Sache, das nur schleichend ins Rollen kommt: Wenn sich alle abheben, wer bleibt dann noch über in der Masse? Und so könnte eine mögliche Konsequenz – eine Apokalypsevorstellung im Kleinen, wenn man so will – darin liegen, dass alle Sich-Hervorhebenden sich nur in eine neue Masse heben von Andersdenkern, und wieder nichts anderes sind als 08/15. Alle sind sie dann in Indien gewesen, alle haben keinen fixen Job, sondern hangeln sich projektemäßig durchs Leben, alle sind unverheiratet und meist kinderlos, alle sind Pazifisten und alle sind sie Ökos, tätowiert, gepierct und hören „undergroundige“ Musik. Es scheint ein Kreislauf zu sein: die Bildung einer homogenen Masse, das Sich-herauslösen jedes Einzelnen bis sich wieder alle treffen im homogenen Gemenge. Aber so entsteht Fortschritt. Es braucht immer wieder 08/15, um diesen Kreis in Bewegung zu setzen! „In der Mitte wirst du am sichersten gehen“, sagte Ovid. „Playing it safe is the most popular way to fail“, würde Elliott Smith darauf antworten. Marita Voithofer

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COUNT OUR CULTURE Die Geschichte der salzburger Gegenkultur

Teil 2: ARGE Rainberg (1981 – 87)

Ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Salzburger Gegenkultur schrieb die Bewegung um den Verein ARGE Rainberg, der sich das Ziel gesetzt hatte ein freies, autonomes und selbstverwaltetes Areal am Salzburger Rainberg zu bekommen. Auf dem Weg dorthin sorgten sie mit denkwürdigen Demonstrationen und Aktionen – besonders zur Festspielzeit – für Furore. Später ging aus dem Verein selbst das Kulturgelände Nonntal bzw. die ARGE Nonntal und noch später die ARGEkultur Salzburg hervor. Peter.W. erkundigte sich für diesen Artikel bei Markus Grüner-Musil, dem Künstlerischen Leiter der ARGEkultur, der für den Dokumentarfilm „Up to Nothing“ – produziert mit dem Studio West – selbst in Sachen ARGE Rainberg recherchiert und Zeitzeugen befragt hat.

1981 fanden zwei wichtige Jugend- und Kulturgespräche in Salzburg statt: Das erste im „Das Kino“, wo nach einer Präsentation des Films „Züri brännt“ – Slogan der Veranstaltung: „Züri brännt, Salzburg pennt!“ – zum ersten Mal die einzelnen Gruppen der späteren ARGE Rainberg und ihre gemeinsamen Forderungen, vom damaligen Aktivisten Christian Mayr verlesen und heftig diskutiert wurden. Das zweite im Sternbräu, in dessen Rahmen die Räumlichkeiten für das Jugend- und Medienzentrum „Gegenlicht“ in der Grießgasse zugesichert wurden, das später als eine wichtige Anlaufstelle für die Bewegung diente. Zu Beginn ihrer Bestrebungen bestand die ARGE Rainberg aus einem losen Verbund von Menschen, wie Jugendlichen, Aktivisten, Künstlern und Studenten, die ihre persönlichen Interessen und ihr Engagement miteinbrachten. Auch gab es bald eine Liste von Gruppen und Initiativen, die sich vorstellen konnten, ihre Zelte im gemeinsam angestrebten Gebäude der alten Sternbrauerei am Fuß des Rainbergs, aufzuschlagen. Neben ernsthaften Bestrebungen mit Politikern zu sprechen und zu verhandeln, fanden schon bald auch groß angelegte (Kunst-)Aktionen statt, welche die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf ihre Idee richten sollten. Nachdem Resultate aber ausblieben und Gespräche im Sand verliefen, gingen sie im Juni 1984 dazu über auf die Barrikaden zu gehen: Es kam zur ersten „Bunten Demo“. Ausgehend vom Petersbrunnhof – der seit seiner kurzzeitigen Besetzung 1976 ein zentraler Treffpunkt der alternativen Szene war – zogen sie in die Altstadt, um dort an einigen Plätzen durch Aktionen auf ihr Anliegen lautstark aufmerksam zu machen. Ein Teilnehmer beispielsweise hatte sich als Bischof verkleidet und eine satirische Messe abgehalten, was ihm später groteskerweise eine Anzeige wegen „Verhöhnung religiöser

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Lehren“ bescherte. Von diesem Vorwurf wurde er in zwei Instanzen freigesprochen. Eine andere denkwürdige Aktion war ein von Mitzis Brötzner und ihrer Theatergruppe organisiertes, unsichtbares Theater, in dem das „Establishment“ mit einem alten Mercedes – im Stil der Nazis, mit Hitlergruß – durch die Straßen fuhr und sich mit den „Demonstranten“ eine Straßenschlacht lieferte, in der sie sich gegenseitig mit Lebensmitteln bewarfen. Den Politikern von damals war ein solches Verhalten nicht nur suspekt, sondern noch völlig neu. Sie waren schlichtweg überfordert vom anarchistischen Charakter der Bewegung, sofern sie im weiteren Verlauf, vor allem auch in der Festspielzeit, unter den „Aufsässigen“ zu leiden hatten. Selbst polizeiliche Einschreitungen schürten nur ihren Kampfgeist. Gleichzeit fanden aber auch weiterhin kontinuierliche Gespräche mit dem Verein ARGE Rainberg statt. 1984 einigte man sich mit dem Verein auf einen Kompromiss: Statt des Geländes beim Rainberg wurden ihnen die Räumlichkeiten des alten HTL-Lehrbauhofs in Nonntal angeboten, in dem 1987 schließlich das Kulturgelände Nonntal eröffnet wurde. Für manche war dieser Kompromiss ein Erfolg, manche lehnten diesen ab und fühlten sich und die Ideen der Bewegung verraten, unter anderem weil es im Nonntal nicht für alle Platz gab. Nichtsdestotrotz nahm die neue ARGE Nonntal ihren Betrieb auf und die Bewegung zerfiel allmählich. Nach etlichen, ereignisreichen Jahren zog der Verein 2005 in das jetzige Gebäude um und wurde zur ARGEkultur, während die „Alte ARGE“ bis zu ihrem endgültigen Abriss 2006 noch von Aktivisten einer neuen Generation besetzt wurde. Peter.W. Quelle: Markus Grüner bzw. Ideenwerkstadt

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ahlen können so viele Bedeutungen haben. Mit dem Ausdruck 08/15 bezeichnen viele Leute etwas ganz Gewöhnliches. Ich bin ein Kurde, geboren und aufgewachsen im Nordirak. Das einzig Gewöhnliche in diesem Land ist Krieg. Politische Bewegungen und Freiheitsbestrebungen sind zwei Gründe für diesen 08/15-Zustand im Irak. Die Freiheit des Einzelnen und die Nationalfreiheit für das kurdische Volk sind in den 1980ern gleich 0. Der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak hat unzählige tote Soldaten gefordert und die Gesellschaft dort krank gemacht. Das Schlimmste an diesem katastrophalen Krieg sind die vielen Kinder, Frauen und Männer, die der chemischen Massenvernichtung in Halabja, eingesetzt vom Regime gegen die Kurden, zum Opfer gefallen sind. Dieser erste Golfkrieg hat 8 Jahre lang gedauert. Denke ich ein paar Jahre weiter zurück, fällt mir die kurdische Revolutionsgruppe im Norden des Irak ein. Eine Gruppe im Einsatz in einem Krieg, der zustande kam, weil das, was für die

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Kurden 08/15 bedeutete, nicht das gleiche war wie das, was für das Regime 08/15 bedeutete, eine 15 Jahre lang dauernde Auseinandersetzung. Bis heute herrscht in dieser Gegend Krieg. Was in einem Land für gewöhnlich gehalten wird, muss in einem anderen Land längst nicht 08/15 sein. Dinge, die hier in Österreich selbstverständlich sind, gibt es im irakischen Kurdistan gar nicht: Züge, ein Ticketsystem, Ankunfts- und Abfahrtstafeln, geschweige denn ein Verkehrssystem. Außerdem nicht selbstverständlich sind dort Sozialversicherungen sowie die Stromversorgung der Bevölkerung. Zu Beginn der 1990er hatten wir in unserem Haushalt genau 0 Stunden Strom am Tag. Nach einer langwierigen Entwicklung schafften wir es bis zum Jahr 2003 auf ganze 8 Stunden Stromversorgung am Tag. 2002 konnte ich auch zum ersten Mal die Fußballweltmeisterschaft im Fernsehen mitverfolgen und meinen Favoriten Brasilien im Spiel gegen England begutachten. Ein kurzer Spaß, denn bereits 20 Minuten nach Spielbeginn fiel der Strom aus und ich konnte den Sieg meiner Lieblingsmannschaft nicht mitansehen. Nach 2003 sind schließlich 15 Stunden daraus geworden. Nichtsdestotrotz fiel 2006 gegen Ende des WM-Spiels Brasilien – Frankreich erneut der Strom aus.


Ein weiterer Unterschied zwischen meinem Herkunftsland und meiner neuen Heimat ist der Umgang zwischen Männern und Frauen miteinander. Hier können Männer und Frauen Beziehungen unterschiedlichster Art miteinander führen, Erfahrungen austauschen und Gefühle zeigen, ohne ein Geheimnis daraus machen zu müssen. Es drohen keine Sanktionen religiöser, kultureller oder patriarchaler Art, wenn man eine voreheliche Liebesbeziehung mit jemandem hat. Wie es hier früher der Fall war, werden in meinem Herkunftsland immer noch Mädchen und Jungen ab dem Hauptschulalter bis zum Erwachsenenalter während des Schulbesuches voneinander getrennt. Der Kontakt zum anderen Geschlecht findet auch außerhalb der Schule und der Familie nicht statt, was eine Art Phobie erzeugt und im späteren Zusammenleben zwischen Mann und Frau noch mehr Missverständnisse verursacht. Ich habe all die Jahre dort gelebt und mit meinen eigenen Augen diese Missverhältnisse gesehen. Dass es etwas gibt, das wir als 08/15 empfinden, ist wichtig. Aber wichtiger ist unser Reflektieren darüber. Heute gehe ich an die Salzach, setze mich hin und blicke auf den Fluss. Ich sehe nur Wasser. Morgen gehe ich an die Salzach, setze mich hin und blicke auf den Fluss. Ich sehe nur Wasser. Aber jeden Tag sehe ich neue Wellen. Ach ja: Als ich 2010 in einem Gastgarten Salzburgs das WM-Spiel Brasilien – Niederlande gesehen habe, habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben einen Stromausfall gewünscht. Seerwan Faraj ist Brasilien-Fan und seit 2010 anerkannter Flüchtling in Österreich. Übersetzung: Anja Wanger

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Foto: Anna Mader

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ereits 1985 weist das Österreichische Institut für Jugendkunde auf die hohe Bedeutung der außerfamiliären und außerschulischen Freizeit im Freundeskreis für die Ich-Findung und personale Stärkung der Jugendlichen hin(1) … Was da so geschwollen daherkommt, haben die meisten von uns hautnah miterlebt und der Nominativ dazu heißt ABGRENZUNG. Genau. Bloß nicht so wie die Eltern, LehreInnen, das System. Anders als alle, seltsame Haare, unförmige Klamotten, Dreck unter den Nägeln, Rebellion im Herzen – in der Soziologie heißt das dann Subkultur oder so ähnlich. Gesprächsbereitschaft und Verständnis wird mit Verachtung abgestraft, Kompromisslosigkeit als Stärke hochgehalten. Auf die Jacke „No Bock, No Future“ geschrieben – und gelebt.

Wie kann man nur Grün wählen? Wie kann man nur KPÖ wählen?? Wie kann man nur überhaupt wählen??? Es gibt nichts Richtiges im Falschen und deshalb ist es auch völlig überflüssig, nach pragmatischen Lösungsansätzen zu suchen. Die Welt lässt sich wunderbar in Gut und Böse einteilen und Facetten sind für SpießerInnen. „Ja, ja“, lächeln diese dann besserwissend und packen ihre Sprüche aus dem Mottenfundus: „Wer mit 20 kein Linker ist, hat kein Herz, und wer mit 40 noch immer links ist, kein Hirn“, kontern sie und bleiben taub für wilden Protest: Nie, nie nie niiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeee wird sich dieser Schwachsinn bei mir bewahrheiten! Und dann passiert das Unvorstellbare – plötzlich ist man älter als 20 – vielleicht 23 oder 26, vielleicht auch 30 oder 40 und dann … ist man irgendwo zwischen herz- und hirnlos angelangt.

Und egal, wie man sich dann gerade positioniert, fest steht, dass alles etwas ruhiger und abgefedeter läuft. Manche FreundInnen haben schon geheiratet, andere legen ei-


nen Bausparer an, kaufen ein Auto oder zwei, nehmen Jobs an, die sie schon vor dem ersten Arbeitstag hassen. Dann, wenn sie glauben, das geht so nicht und eine Veränderung muss her, trennen sie sich von ihren langjährigen Gefährtinnen, um mit zwei Generationen jüngeren Girlies um die Häuser zu ziehen. Schon Friedrich Hegel spricht von dem Bedürfnis nach Gleichheit, Sichgleichmachen und der Nachahmung sowie dem gleichzeitigen Bedürfnis nach Besonderheit(2). Und zwischen diesen Bedürfnissen pendelt man dann wie im Vollrausch von Aigen nach Lehen. Schwankend irgendwie. Immer am Rande des Sogs, der immer weiter und tiefer zieht, hinein in die Mitte der Gesellschaft, ins Herz der Bürgerlichkeit.

Aber ha, das wäre doch gelacht, wenn wir dem Strudel nur planlos gegenüberstünden. So leicht kriegt uns das System dann auch wieder nicht, unsere Hörner sind noch nicht ganz stumpf, und das geht so: An einem dieser zahllosen Nachmittage im Kulturzentrum meines Vertrauens treffe ich plötzlich eine Weggefährtin aus Punkzeiten: Anna! Fast hätt‘ ich sie nicht wiedererkannt. Mit den fast hüftlangen satten blonden Haaren, einer grauen Bobo-Brille und dem aschfarbenen Kashmirmantel vereinigt sie spielend Kreativität und Seriösität in sich. Anna ist jetzt Designerin und überdies auch noch gutaussehend und erfrischend eloquent. Na gut, werdet ihr jetzt sagen, das klingt ja nicht gerade nach Kampfansage. Aber Mooooment!!! Als sie mit einer Handbewegung ihre Entwurfmappe hochhebt, blitzt es verwaschen blau unterm Ärmel hervor. Irgendwie sieht das aus wie ein … nein, kann nicht

sein. Wir plänkeln ein wenig dahin reden über früher und jetzt, zünden Zigaretten an – ha, da ist es schon wieder. Ja genau, ein grottenschlechter krakeliger Totenkopf, der fucking authentisch an die guten alten Suffzeiten und die ersten selbstgebastelten Tätowiermaschinen erinnert.

„Hattest du den immer schon?“, frag ich verdutzt. „Nee, seit letzten Sommer, von einem Tätowierer, dessen Name ich nicht weiterempfehlen möchte“, lacht sie offensichtlich zufrieden mit ihrem eigenwilligen Kunstwerk. Ich bin etwas von der Rolle ob dieses Gegensatzes, aber da setzt Anna schon zu einer Erklärung an: „Tja, der Totenkopf“, meint sie, „der passt auf, dass ich mich nicht zu weit verirre, der ist so ne Art Selbstschutz, damit ich nicht plötzlich wo lande, wo ich nicht hingehör‘, nicht ich sein kann. Der stellt die Leute mal vorsichtshalber auf die Probe, wenn ich es vergessen sollt‘, ich kenn mich ja …“ O ja, Ich weiß genau, was sie meint. Denn wer trägt sie nicht mit sich rum, diese schlafenden Ungeheuer, die einen irgendwo hinverziehen wollen, wo man nicht mehr man selbst ist? Und wenn man sich dann aus unerklärlichen Gründen plötzlich bei einem Bewerbungsgespräch z. B. in einer Bank oder so wiederfindet, dann ist es höchste Zeit, den Blusenärmel hochzukrempeln, um den Schutzengel der besonderen Art mal machen zu lassen …

Veronika Weis

1 www.stangl.eu/psychologie/entwicklung/peergroup.shtml; Christoph Helm, Ulrike Kaut, Sabine Röhlich 2 www.zeno.org; Siehe: Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke. Band 7, Frankfurt a. M. 1979, S. 347-351.

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Rauris

das Salzburger-Mekka f端r Literaturinteressierte

Fotos: Marita Voithofer

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as kleine Pinzgauer Dörfchen Rauris lud Ende März zum 41. Mal zu einer fünftägigen Pilgerschaft in die Berge ein, zu den Rauriser Literaturtagen nämlich. Seit 21 Jahren sind diese in den fähigen Händen von Intendantin Brita Steinwendtner. Auch in diesem Frühling begab sich wieder die Creme de la Creme der deutschsprachigen Autorenschaft in die Berge, um Luft, Sicht und Wort zu genießen. Mit dabei waren unter anderem Größen wie Aharon Appelfeld, Adolf Muschg, Marlene Streeruwitz und Michael Stavari. Den Rauriser Literaturpreis gewann dieses Jahr die junge Schweizer Autorin Dorothee Elmiger mit ihrem Roman „Einladung an die Waghalsigen“, für den sie 2010 den Bachmann Preis erhalten hatte und der so wirklich aus dem Rahmen fiel. Vielleicht weil sie in so gar nicht „08/15-Manier“ als junge Frau über die Montanwissenschaft schreibt, denn die Geschichte spielt in einem ehemaligen Kohlegebiet, in einer nicht definierten Zeit und handelt von zwei Schwestern, die ihrer eigenen Geschichte auf der Spur sind. Es ist vor allem ein Buch voller Reflexionen und Erinnerungen, gesprenkelt von kritischen, politischen Momenten, die es zu entdecken gilt, was Stellen, wie folgende, im Roman zeigen: „Allerdings hätten wir uns gefreut über ein Handbuch für die Arbeit, die Revolutionen und das Meer. Hebt eure kleinen Fäuste wie Antennen zu den Himmeln, hätte es heissen können.“ Aus dem Rahmen gewöhnlicher Literaturveranstaltungen fällt auch Rauris jedes Jahr wieder. Bei den so genannten Störlesungen tragen AutorInnen ihre Texte in privater Atmosphäre vor. Die Lesungen auf der Heimalm präsentieren sich in einem urigen Flair, und eine Gondelabfahrt durch die romantisch-dunkle Nacht ist etwas von seltener Qualität. Was die Rauriser Literaturtage des Weiteren so gar

nicht 08/15 macht, ist die zwanglose und sympathische Stimmung, die über dem ganzen Festival liegt. Selten kommen LeserInnen so hautnah mit ihren LieblingsautorInnen in Kontakt. Da kann es eventuell zu persönlichen Signaturen in Gondeln kommen, zum geburtstäglichen Anstoßen mit dem Geburtstags-Autor und des Öfteren zu gemeinsamen Abstürzen in einer der Hotelbars. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht selbstverständlich die rege Auseinandersetzung mit den Werken. In Kooperation mit Österreichischen Universitäten werden öffentliche Gesprächskreise gestaltet und auf dem Programm stehen neben den Lesungen auch Vernissagen, Theaterstücke und verschiedenste andere Projekte. Ein besonderes Highlight ist jedes Jahr das Gespräch über Kindheit, welches Brita Steindwendtner selbst moderiert. Passend zum diesjährigen Motto „… und ich begehre nicht Schuld daran zu sein!“ sprachen Aharon Appelfeld – jüdischer Abstammung – und Gottfried Bachl – katholischer Bauernsohn – über ihre Erfahrungen im 2. Weltkrieg, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einziges Manko ist leider jedes Jahr der begrenzte Platz. Die ausgewählten Gasthäuser, in denen die Lesungen stattfinden, sind von vornherein schon nicht groß genug und dann kommt dazu, dass oft schon die Hälfte der Plätze reserviert ist. Wer nach Rauris will, sollte also genug Sitzfleisch und Geduld mitbringen, da es oft erforderlich ist, bereits Stunden vor Beginn einer Lesung um einen Platz zu kämpfen. Fazit: Die Rauriser Literaturtage sind alles andere als eine 08/15Veranstaltung und jedes Jahr aufs Neue eine Bereicherung für die Salzburger Kulturlandschaft, wenn auch leider immer noch nur für ein begrenztes Publikum. Patricia Lang, Marita Voithofer

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„Wenn sie sagten: ,Wir nehmen dir deine Krücken‘, sag würdest du tanzen oder dich danach bücken?“ Wir sind Helden „Alles“

Krücken der Realität

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er will schon mit Krücken bestückt durch das Leben schreiten? Es ist ein Zeichen von Schwäche. Unsicherheit. Man steht gewissermaßen auf wackeligen Beinen, die sich alleine nur schwer oder gar nicht fortbewegen. Dennoch scheint diese Metapher sich durch das (soziale) Leben aller zu ziehen. Selbst für jene, die vor Gesundheit strotzen oder tanzend durch die Abendstunden ziehen und auch für jene, die alle Formen von Krücken kritisieren. Doch wer oder was ist die gemeine Krücke und was hat sie in unserem Leben verloren? Wohl etwa ein Parasit oder doch ein symbiotisches Hilfsmittel, das das „Sich-Fortbewegen“ in der Welt erleichtert?

Foto: Sabine Zink


Eine Frage, an der selbst Bildungseliten scheitern und mit einem mehr als menschlichem „Wir wissen es nicht. Vielleicht beides. Vielleicht nichts. Fragt uns in 100 Jahren wieder, wenn wir mehr wissen“ antworten. Und auch die Antwort dieses Gedankenabrisses wird nicht zu einem anderen Ergebnis führen. Krücken haben die besondere Eigenschaft Unterstützung zu leisten. Sie korrigieren Fehlstellungen und versuchen, ein trotz „Beeinträchtigung“ nahezu normales, physiologisches Fortbewegen zu gewährleisten. Beeinträchtigungen in einer Gesellschaft sind immer Situationen/Menschen, die von dem Standard, dem „most likely scenario“, abweichen und es zu einem „worst case scenario“ umwandeln. Es sind alle jenseits von DIN – Vorstellungen, abseits des Ottonormalverbrauchertums und mit Meinungen/ Aussehen ausgestattet, die sich in keiner noch so alternativen Zeitschrift 1:1 finden oder dem Durchschnitt annähern werden. Es ist alles mit dem nicht gerechnet wird und das bisherige normale (besser: normierte) gesellschaftliche Zusammenleben ins Wanken bringen könnte.

Doch um erstmal einer Norm gerecht zu werden, müssen Grenzen gezogen werden, zum gleichzeitigen Ein- und Ausgrenzen. Wer nun diese Grenzzieher sind, kann man Verschwörungstheorien, Märchen, den Medien im Allgemeinen bzw. oben erwähnten Bildungseliten überlassen. Wer es tut, ist im Endeffekt auch egal, denn der End-effekt ist immer derselbe: Normal ist man innerhalb der Umzäunung. Dort findet sich das Komplettdesign des Körpers und Innenlebens, das Mitgliedschaft erlaubt und nach außen hin signalisiert. Und hier kommen die Krücken wieder ins Spiel. Dadurch, dass Andersartigkeit der Zutritt versperrt wird, müssen selbst die am Boden-Kriecher Krücken benutzen um sich in einer Zweibeiner Gesellschaft eingliedern zu können. Es spielt hierbei auch keine Rolle ob es die „Gesellschaft im Allgemeinen“ (also ganz große undurchschaubare Situationen, in denen man sich auch irgendwie ,irgendwo wieder findet) oder kleine Gruppen (also die „Alternativen“, die „Gelverwender“, …) sind. Es wird immer ein Merkmal geben, das „gekrückt“ werden muss. Krücken sind ein Weg in eine Gesellschaft, indem man einen kleinen bis großen Teil sei-

ner Individualität aufgibt und für Gemeinschaft bzw. klar vorgegebene Strukturen (Wege) eintauscht. Krücken sind demnach Individualitätsparasiten und Brücken-schlagende Symbionten zugleich. Des Pudels, sowie des Menschens Kern ist: dass jede/r einen anderen hat, dass Milliarden an Extreme keinen allgemeinen Durchschnitt, kein Ottonormalverbrauchertum oder eine ‚öffentliche‘ Meinung formieren können, dass alle Menschen die dieselbe Meinung teilen, es doch anders tun – nämlich auf ihre persönliche Art und Weise, dass jeder Mensch prinzipiell schon so individuell wie nur möglich ist und dennoch versucht sich einer, nicht existenten, Allgemeinheit anzupassen. Mit diesem Pudel an der Seite, kann man zumindest versuchen, anstatt auf Krücken zu blicken, in die Augen zu sehen und all der gesellschaftlichen Abstraktheit für Augenblicke zu entgehen. Zu tanzen (oder was auch immer; solange es der höchste Ausdruck eines selbst ist) und sich nicht nach Krücken zu bücken! Denn Krücken braucht die Gesellschaft – nicht das Selbst. Katharina Töpfer

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Stellt euch drei Schüler vor, die eine Straße entlang gehen. Macht vielleicht (nachdem ihr diesen Satz fertig gelesen habt) kurz die Augen zu und überlegt euch Vornamen für die drei. Schreibt sie auf oder merkt sie euch bis zum Ende dieses Artikels.

so. Punkt. Die aufgeschlossensten Menschen machen beim Gedanken, dass das nicht zutreffen könnte, dicht. Weil damit am Kern unserer Identität gekratzt wird. Wir wollen als Frau oder Mann erkannt werden (auch, wenn wir vielleicht nicht im jeweils „passenden“ biologischen Körper geboren worden sind) und unsere Gegenüber klar einordnen können.

Penis und Bart? Vagina und Busen?

Die einen machen bei der bloßen Erwähnung des Wortes die Ohren zu. Die anderen können es nicht mehr hören, weil sie nicht immer wieder „von vorne“ erklären wollen. Und dann gibt’s die, denen der Begriff tatsächlich bisher noch nie begegnet ist: Gender. Ein Vermittlungsversuch. Eine Diskussion über das „G-Wort“ wird selten unemotional geführt. Das Konzept stellt etwas in Frage, dessen Existenz Sicherheit gibt (und bequem ist): das eigene Wissen um die Welt, in der es Frauen und Männer gibt, die einen sind so, die anderen

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Aber woran erkennt man eine Frau/einen Mann eigentlich? Vorstellungen und Bilder, wie Mädchen/Buben oder Frauen/Männer „sind“, sein sollen oder eben nicht, begegnen uns überall, und das ab unserer Geburt. Ausgangspunkt ist vielleicht der Blick zwischen die Beine – spätestens inmitten der rosa Prinzessin Lillifee-Woge im Spielzeuggeschäft, abgegrenzt vom Blau-Grau-Grün der Ritterburgen und Matchbox-Autos, wird klar, dass nicht alles, was als „typisch“ gilt, biologisch zu erklären ist. Die Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit sind sozial und kulturell geformt. Sie sind nicht „einfach da“, sondern werden gelernt, entwickeln sich, sind unterschiedlich, je nach Kulturkreis, Epoche, Umfeld: Das ist, was mit dem Begriff „Gender“ – sprich: tschända – gemeint ist.

Was geht mich das an? „Gender“, ein Fachterminus der Sozialwissenschaften, taucht mittlerweile auch in nicht-wissenschaftlichen Kontexten auf. Nicht immer wird der Begriff in seiner ur-


sprünglichen Bedeutung bzw. Funktion als Analysekategorie verwendet. Die im Alltagsgebrauch häufige Reduzierung auf den sprachlichen Aspekt löst oft heftiges Augenrollen aus: den Hinweis, wie wichtig es ist, auf geschlechtergerechte Formulierung zu achten, empfinden viele als überflüssig. Sie sind genervt vom „Gendern“, das in erster Linie darin zu bestehen scheint, an den Plural von Substantiven ein „-Innen“ anzuhängen. Sie finden harte Worte für jene, die es einfordern, und meinen, wer sich ihres „Frau-Seins sicher sei“, hätte nicht nötig, darauf zu beharren, z.B. eine Ärztin und kein Arzt zu sein. Sie verkennen dabei aber etwas Wesentliches: es geht bei dieser Diskussion nicht nur um Frauen und v.a. eben gerade nicht um individuelle Befindlichkeiten. Sachverhalte zu benennen macht sie denkmöglicher (das gilt für „gute“ wie für „schlechte“). Geschlechtersensibles Formulieren (und damit ist stets auch die gesprochene Sprache gemeint) kann zu gesellschaftlicher Veränderung beitragen, weil über kurz oder lang Bewusstsein über das Gesagte hinaus geschaffen wird – bei denen, die sprechen, und bei denen, die zuhören oder lesen.

WeiSSe Elefanten Wisst ihr noch, welche Namen euch zuallererst durch den Kopf gegangen sind, beim Lesen des Textes oben? War ein weiblicher Vorname dabei? Wenn nicht, ist das nicht schlimm. Es ist aber ein Indiz dafür, wie stark die durch Sprache hervorgerufenen Bilder sind (s. oben, trörö). Es ist daher durchaus von Bedeutung, klar

zu formulieren und nicht davon auszugehen, dass alle Leserinnen und Leser automatisch verstehen, dass man bei der Mehrzahl „Schüler“ auch Schülerinnen „mitmeint“. Wenn nie von Technikerinnen die Rede ist oder „Kindergartenpädagoge“ wie ein Fremdwort klingt, dann stehen auch die Chancen, dass sich in absehbarer Zeit etwas auf dem Arbeitsmarkt bewegen wird, eher schlecht. Eine bewusste Sprache, die mit einem „Mitdenken“ der Auswirkungen von Gesagtem und daraus resultierenden Taten auf Frauen und Männer(1) einhergeht, ist ein erster Schritt.

Innen-Ansichten Gerade für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (und diese Funktion hat das MFK und damit jene, die Inhalte beitragen) ist eine Auseinandersetzung mit diesem Thema wichtig. Wir werden daher in Zukunft noch mehr auf die Formulierung der redaktionellen Texte achten. Euch als Autorinnen und Autoren steht frei, wie ihr eure Texte verfasst, solange sie mit der Blattlinie vereinbar sind. Das bedeutet: Alle Formen des „Genderns“ sind möglich, z.B. Binnen-I, gender gap _ oder die Schrägstrich-Variante. Wir respektieren eure Gründe, auf geschlechterbewusste Formulierungen zu verzichten. Ignoranz wäre allerdings der schlechtestmögliche davon. Ruth Mayr

1 Und auf alle, die sich nicht eindeutig einer dieser Kategorien zuordnen (lassen) wollen.

(g.) | 17

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Š Sebastian Bauer

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Gimmick Š Anita Brunnauer


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08/15-Witze:

FINDE 17 BEGRIFFE ZUM THEMA 08/15 X H Y X B I E R X

Z E X B Z E D E V

A Ü I S M A L L T A L K T E R O N O R M A T I V O C V B N M Q W E A Y J M P R N U L L A C H T F S A M L E T T I M A I N O T T O N O R M A L V E Y X C U W Q Q K F L X T D E W E N D U N G O M M C Y M S H C O U C H P O

Y I F Ü S R Z A T

B T R N T B Y T A

P Ä E F R R Q H T

Ö D R T Y X R H A Z E H E A M A U C P H J E M A O Y Ä

E I K Y S C V B W T F O T U A N W N V N S J F A D H E R V A N E G E R T I K X D L G Q X Y

N E H E S N R E F

Lösung in der nächsten Ausgabe MFK 03/11 auf der letzten Seite

(zusammengetragen von Sebastian Bauer)

Treffen sich zw ei, de

r eine kommt ni cht. n w in Clo e t h c a Was m ! Was hat vier ? Faxen Beine und im Büro kann fliegen? Zw ei Vögel! Was ist weiß und guckt hinter einem Baum hervor? Ein Ma im Eine schüchterne Milch! n Sch Urw n si eh lan ald s Was ist das Gegenteil von tellt ge … ein t e sic u ha Magnet? Magschon! n! nd

schulterratten | rätsel | 23

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Die Macht der

Null 24 | die macht der null

N

ullachtfuffzehn steht bei Wikipedia als eine mögliche Aussprache. Was aber bedeuten diese so harmlos wirkenden Zahlen, alle zusammen und jede für sich? Gibt man bei google den Begriff 08/15 ein, so erzielt man 15.5000.000 Ergebnisse in 0,10 Sekunden. Es folgt ein kleiner Ausflug in die Abgründe des Google-Imperiums. 08/15 online Handel, 08/15 Tattoo – welche im zeitlichen Kontext einzuordnen sind … gehören dazu nur Arschgeweihe oder sind auch schon Tribals gemeint? … und 08/15 Sex. Natürlich! Aber erst an dritter Stelle? Wo ist die sagenumwobene, sexualisierte Gesellschaft, von der immer alle reden, wenn man sie erwartet? Apropos, Erwartungen. Die sind eigentlich nie 08/15, oder? Sondern einfach nur hoch. Angeblich fährt man laut einschlägiger Literatur, falls man das mit dem Sex, auch Liebe genannt, nicht hinbekommen und auch das mit dem Leben so an sich nicht oder sich nur schwer für einen online Handel entscheidet, man lebt besser ohne Erwartungen an alle diese Dinge. Ohne 08/15 dagegen lebt es sich nur schwer. 08/15 als Begriff gibt dem Menschen Orientierung und Ordnung, als Zahlen ebenso. Ist doch die 0 die


einzig reelle Zahl, die weder positiv noch negativ ist. Sie ist neutral, gerade und natürlich, der Nachfolger von 1 und der Vorgänger von 1. Dank oder wegen, für die vielen unter uns die denken, Mathe ist ein Arschloch, wurde die moderne Mathematik erst entwickelt. Erst und alleinig die 0 als Ziffer ermöglicht die Bildung des Dezimalsystems, trotzdem ist und bleibt sie ein Nichts, ein Niemand. Die heutige deutsche Bezeichnung stammt vom lateinischen Wort „nullus“, Keiner bzw. altitalienisch „nulla figuera“. Nichts. Ein Nichts und trotzdem hat sie so viel Unheil, (man denke nur an die vielen, sich wie Kaugummi ziehende, als Endergebnis ein mit Mandalas vollgekritzelte Block Mathematikstunden) verursacht. Ihr allein verdanken wir die Möglichkeit, mit und in Zahlen zu leben. Ein Fluch und ein Segen, diese Null. Wie kann ein Nichts so wichtig sein? Liegt im Nichts gar die Antwort? Betrachten wir die Acht, eine natürliche,gerade Zahl, die alle Eigenschaften einer Quadrat- und Kubikzahl besitzt. Die Kriterien hierbei sind alles andere als 08/15. Eine Kubikzahl entsteht, wenn man eine natürliche Zahl zweimal mit sich selber multiplizieren kann. Für die Acht entspricht das 2*2*2. Macht 8 und alle glücklich. Besonders in der

chinesischen Kultur gilt die Acht als Glückszahl, da „八,bā“(1) mit “發 /发 fā“(2) im Einklang ist. Das Griechische Wort für acht, „ὀκτώ“, findet sich auch in dem Wort Oktopus, und Oktober ist nicht umsonst der achte Monat eines Jahres benannt. Ebenso wenig 08/15 ist die Eins, natürlich und ebenso eine Kubik – wie Quadratzahl. Eine Quadratzahl entsteht durch die Multiplikation mit sich selbst. Also 1*1 = 1. Wörter, die eine Einzigkeit ausdrücken, beginnen häufig mit der griechischen Vorsilbe „mono“, etwa Monokel oder Monografie oder sind aus dem lateinischen „singularis„ oder „solus“ abgeleitet, wie Singular oder Solo. Die Eins ist das Symbol allen Ursprungs. und ein in der Mathematik wichtiges Wort. Anders als die Fünf, die die Mitte bildet von einzu zweistelligen Zahlen.Das griechische Wort für fünf,„πέντε/pente“ findet sich in Fremdwörtern wie Pentagon(3), Pentagramm(4) oder Pentateuch(5) … Außerdem ist die fünf eins der drei deutschen Wörter, die auf nf enden(6). Insgesamt haben die vier Zahlen also eine großartige, umfassende Bedeutung, mit der ihr jetzt euer Wissen erweitert habt und das gar nicht 08/15 mäßig.

Iris-Sophie Schindler

1 八,bā: 8 2 發/发 fā: vorran 3 Pentagon: Fünfeck 4 Pentagramm: fünfeckiger Stern 5 Pentateuch: fünf Bücher Mose 6 Die anderen zwei Wörter: Senf und Hanf

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Fotos: Florian Nitsch

Eine archéische Dichtung, thalesisches Fragment

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Einführende Gedanken Die Größe der Philosophie liegt in ihrer Einfachheit. Dies zu begreifen, macht die Philosophie so schwierig, denn hier beginnt das Denken. Doch scheint es nicht festgelegt, dass die Philosophie etwas Abstraktes sei? Philosophieren heißt denken. Es gibt keine Philosophie, sei sie noch so abstrakt, die kein Problem im Denken verfolgt. Es ist wahr, wenn man das Problem, welches einen Philosophen antreibt nicht erkennt, dann bleibt die Philosophie abstrakt, sei sie noch so klar formuliert. Wenn man aber das Problem erkannt hat, wird sie ganz konkret. Dann ist man bereits im Denken unterwegs. Dies führt zu der archéischen Dichtung, die einen Gedanken des ersten Philosophen des Abendlandes, Thales von Milet (624 v. Chr. – 546 v. Chr.), aufgreift, und versucht in unsere Zeit weiterzudenken. Es stellen sich zwei Fragen: Warum war Thales der erste Philosoph? Weil er sein Denken begründet und sich hier von mythologischer Deutung unterscheidet. Was war das Problem von Thales? Es war die Frage nach dem Urstoff aller Wirklichkeit. Das griechische Denken nannte das „die Frage nach der Arché“, was soviel wie Ursprung bedeutet. Thales nahm hierfür das Wasser an. Seine Begründung war einfach: Alles Leben ist feucht. Es gibt kein Leben ohne Wasser. Da die Welt belebt ist, kann nur das Wasser die Arché aller Wirklichkeit sein. Dieser Gedanke führt zum thalesischen Fragment, einer archéischen Dichtung.


Die Arché des Thales ist Wasser. Aus dem Wasser ent-sprang die Existenz. Aus der Existenz ent-sprang der Mensch. Dem Fluss der Existenz ent-sprang die Menschheit. Sie ent-sprang dem Fluss. Wollte nicht nass Sein. Sie ging ans Ufer. Sie siedelte sich an. Sie lebte. Sie sah den Fluss. Er zog vorüber. Sie blieb stehen. Es ergab keinen Sinn! Es ent-sprang die Neu-gier. Es ent-sprang das Fragen. Wohin? Woher? Viele stürzten sich ins Wasser. Sie stürzten sich in die Arché. Sie stürzten. Stürzten in den Fluss der Existenz. Sie wollten nicht nass werden. Sie bauten ein Boot. Es wurden mehr. Ein größeres Boot wurde gebaut. Größe Anstrengung war nötig. Der Fluss wurde schneller. Die Menschen wurden mehr. Die Probleme wurden größer. Es wurde gewiesen. Es wurde gedroht. Es wurde gehorcht. Es wurde gebaut. Es wurde geschwiegen. Ein paar sprangen ab. Sie schwammen ans Ufer. Sie siedelten sich an. Einige stiegen auf den Berg. Sie sahen das Boot. Sie sahen, wie es fortschreitet im Fluss der Existenz. Sie kamen zu sich. Sie blickten umher. Sie sahen plötzlich. Sie erkannten das Sein. Sie erkannten die Schönheit. Sie erkannten die Gefahr. Sie erkannten den Fall-des-Wassers.

Sie rufen den Leuten zu: „Springt ab! Schwimmt zu uns ans Ufer!“. Die Leute jedoch lachen: „Diese Scharlatane! Diese Schwätzer! Diese Träumer! Diese Stehengebliebenen! Es macht doch keinen Sinn!“. Andere hören gar nicht. Wollen nicht hören. Zu sehr sind sie beschäftigt. Zu sehr grollt der Fluss. Zu viel müssen sie tun. Zu viel schon verlangt der Fluss. Andere haben keine Lust. Wollen nicht nass werden. Haben keine Lust stehenzubleiben. Haben keine Lust aufzuhören. Haben keine Lust nach-zu-denken. Es macht keinen Sinn! Einige aber hören die Schreie vom Berg. Sie ahnen die Gefahr. Sie glauben den Rufen. Sie nehmen Seile. Sie werfen sie ans Ufer. Andere versuchen gar den Anker zu werfen. Doch sie werden gefasst. Sie werden gemahnt. Sie werden bestraft. Sie werden getötet. Ihre Seile, die von den am Ufer Lebenden aufgegriffen werden, um sie am Lande festzumachen, um das Boot langsamer zu machen, um dem Fall-des-Wassers zu entkommen, sie werden abgehakt, einige weggerissen. Zu schwer ist bereits das Boot. Zu viele sind bereits darauf. Zu mächtigist bereits die Existenz. Andere springen von selbst. Sie wollen noch ans Ufer. Doch das Boot fährt weiter. Die Rufe werden leiser. Der Fluss wird lau-

ter. Schon trauen sich weniger vom Boot zu springen. Zu reißerisch ist bereits der Fluss. Zu groß ist bereits die Furcht. Zu schnell ist bereits die Existenz. Zlatko Valentic

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Fotos: Rita Atteneder

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Conspiracy BAndportrait von doris Mair

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er dunkel gestimmte Bass und die schnellen durchdringenden Schläge des Schlagzeuges folgen dem dynamischen Rhythmus der Gitarrenlinie. Der Sänger singt tief aus der Kehle, sodass daraus ein schwer verständliches Knurren wird. Der Stil der Band Conspiracy ist irgendwo zwischen Death Metal und Thrash-Metal verwurzelt. Die oberösterreichische Band Conspiracy wurde im Jahr 2000 von den beiden Gitarristen Thomas H. und Gunter R. gegründet. Beide waren damals noch in einer anderen Death Metal-Band aktiv, wollten aber etwas Neues, Eigenständiges auf die Beine stellen. Mit Markus S. wurde bald ein Schlagzeuger gefunden, der die musikalischen Interessen teile. 2005 kam schließlich Bassist Jonas B. dazu. Die Songs der Band entstehen meist bei den gemeinsamen Proben. Da die Musik sehr Gitarren- und Rhythmuslastig ist, steht zunächst einmal die Idee einer Gitarrenline im Vordergrund. Die Songtexte sind keine Fantasytexte, so wie es bei vielen anderen Metal-Bands der Fall ist, sondern handeln von der Brutalität der Realität: „Wenn man nur einigermaßen die Medien verfolgt, bekommt man da genug Inspirationen, weil es ja unglaublich ist, was auf der Welt so abgeht. So brutal kann die Musik gar nicht sein …“, so Sänger Gunter. Das erste Album der Band „The End Foretold“ das 2006 in Linz aufgenommen wurde, erwies sich als großer Erfolg und bescherte der Band mehrere Konzerte und Auftritte. Das zweite Album „Endtime Requiem“ wurde 2008 im Sound-

30 | bandportrait Foto: Conspiracy

lodge Studio in Ostfriesland aufgenommen. Bassist Jonas findet das zweite Album musikalisch viel ausgereifter als das erste, trotzdem blieb der große Erfolg bislang aus: „Das Album ist vom Sound her sehr professionell und genau so wie wir es uns vorgestellt haben. Es ist bis jetzt jedoch noch nicht so gut angekommen wie unser erstes Album.“ Konzerttechnische Highlights waren für Conspiracy die Supportgigs für Morbid Angel (2007), Immolation (2008) und das Wurmfestival in Oberösterreich (2009). Auch in Salzburg hatte die Band bereits einen Auftritt beim „Death vs. BlackFestival“ im Rockhaus: „Wir haben sehr gute Erinnerungen daran. Gerne würden wir bald wieder in Salzburg spielen“, meint Sänger Gunter. Vielleicht auch schon bald im neuen Mark. Weitere Infos zur Band gibt es unter www.myspace.com/austrianconspiracy und www.conspiracynet.at


Den eigenen Tisch bauen anstatt das Möbelhausprodukt zu kaufen, das Fahrrad reparieren anstatt ein neues zu kaufen, Kleidung für sich zu nähen – all das ist Eigenarbeit. Nach dem Vorbild vieler deutscher Städte ist nun auch in Salzburg eine Initiative entstanden, die die Gründung einer „Offenen Werkstatt“ verfolgt und die vom Potential einer solchen Einrichtung überzeugt ist. Das Autonomie-Prinzip Eigenarbeit macht unabhängig. In einer Gesellschaft, in der alles griffbereit im Supermarkt wartet, geht die Fähigkeit, das eigene Leben in Gemeinschaft mit anderen aus eigenen Kräften zu erhalten und zu gestalten, verloren. Eine „Offenen Werkstatt“ bietet die nötige Ausstattung, Raum und eine kompetente Fachbetreuung, um Produktion wieder an die Stelle von Konsum zu rücken. Eigenständige Entwicklung „Du kannst und darfst!“ statt „Schau her, ich bring‘s dir bei“, lautet das Motto in der „Offenen Werkstatt“. Dort wird nach eigenen Vorstel-

Aktuelle Informationen zur Initiative: www.offene-werkstatt.at Kontakt: initiative@offene-werkstatt.at

* In dieser Reihe werden subjektive Meinungen von Einzelpersonen und/oder Gruppen wiedergegeben, die einen allgemeinen Diskurs auslösen sollen und die nicht zwangsläufig der Meinung der MFK-Redaktion entsprechen müssen.

Foto: ***jojo / photocase.com

Arbeit nach menschlichem MaSS

lungen und Plänen gearbeitet, Stärken und Ressourcen stehen im Mittelpunkt. Das Angebot umfasst die eigenständige Nutzungsmöglichkeit mit oder ohne Beratung, durch erfahrene HandwerkerInnen, Kurse zum Einsteigen und gesellige Hobbytreffs. Im Gegensatz zur „passiven“ Hilfe, bietet die Idee der „Öffentlichen Eigenarbeit“ eine Aktivierungsstrategie, die Eigeninitiative und Selbsthilfe fördert. Wer seine Fähigkeiten entfalten kann und um seine Möglichkeiten, die Umwelt mitzugestalten weiß, wird vom Vertrauen in die eigene Wirksamkeit auch in einer schwierigen Lebenssituation profitieren. Den Wert der Dinge neu erfahren, das überschaubare Umfeld mit den Händen nach eigenen Vorstellungen mitgestalten, Wirksamkeit und Unabhängigkeit erleben – was in der Größe der globalisierten Wirtschaft verloren geht, lässt sich in der kleinen Holz-, Fahrrad oder auch Textilwerkstatt wiederfinden.

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32 | 08/15 Touristenfotos


Fotos: Rainer Rossgoderer

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kreuzkümmel, lukas und die qualen des durchschnitts

S

paziergang durch die Stadt. „… Julia!“ Man dreht sich um, lächelt freundlich, nur um festzustellen, dass mal wieder ein kleines Mädchen gemeint war. So lebt es sich nun mal mit einem klassischen Durchschnittsnamen – keine Möglichkeit durch die Straßen zu wandern, ohne nicht mindestens einmal den eigenen Namen zu hören. Platz sieben auf der Beliebtheitsscala der Neugeborenen-Namen in Österreich … juhu! Wer will sich schon durch einen außergewöhnlichen oder extravaganten Namen aus der Masse abheben? Na gut, dann schauen wir mal, wer‘s noch schwerer hat … Herzlichen Glückwunsch liebe Sarahs, Annas, Leonis und Lenas. Immer auf den vordersten Plätzen auf der Liste der neugeborenen Mädchen der vergangenen Jahre, mit bis zu 900 Neuzugängen pro Jahr! Viel Spaß in der Zukunft, wenn all die neuen Sarahs, Annas, Leonis und Lenas alt genug sind, um auf der Straße angesprochen zu werden. Doch noch gibt es eine Gruppe, die es härter getroffen hat: ja ihr Marias dieser Welt, ihr seid gemeint. Bei den Neugeborenen schon längst von Marie (Platz 9) verdrängt, dümpelt ihr nur mehr auf Platz 54 herum. Doch im Telefonbuch seid ihr klar mit 51.800 Vertreterinnen die

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namensstärkste Partei. Da können die zweitplatzierten Elisabeths mit 27.946 nur neidisch staunen. „Was ist mit uns?“, werden nun alle Franzis und Josefs fragen. Ihr wusstet es schon immer und hier nun die Bestätigung: Gewinner sind alle Träger des Namens Franz mit 77.066 Vertretern, gefolgt von Josef mit 74.248. Doch hier gibt es Grund zum Aufatmen: Bereits seit 1997 seid ihr nicht mal mehr unter den Top 60 der Neugeborenen. In Zukunft werden es der arme Lukas (bereits seit 13 Jahren Spitzenreiter) und der arme Tobias sein, die ihren Namen mit einer großen Zahl von Kleinkindern teilen müssen. Da stellt sich nur noch eine Frage: Wie kann ich einem Kind den ultimativen Durchschnitts-Namen der Zukunft geben? Denn was hilft ein perfekter Durchschnitts-Vorname, ohne den dazu passenden Nachnamen? Hier eine Botschaft an jeden Innhaber des Namens Gruber: Ihr seid nicht allein! … und somit die Durchschnitts-Gewinner: 9.050 eingetragene Telefonanschlüsse in Österreich! Momentan ist es noch der gute Johann Gruber, der 299 Namenskollegen hat. In 40 Jahren sind es dann vermutlich die Sarah und der Lukas Gruber, die diese Durchschnittsliste anführen. Für alle Individualisten unter den Lesern noch ein kleiner Tipp, sollte nun die Panik allzu groß werden und spontan die Gewürzregale und Städtelisten nach ausgefallenen Namen durchforstet werden: In Österreich gibt es Einschränkungen bei der Namenswahl! Unzulässige Vornamen sind Bezeichnungen, die nicht als Vorname gebräuchlich oder dem Wohl des Kindes abträglich sind. Außerdem sollte zumindest der erste Vorname dem Geschlecht des Kindes entsprechen … Im Klartext: Kreuzkümmel, Henndorf, Störenfried oder Belzebub werden wohl vom zuständigen Standesamt nicht anerkannt werden. Julia Fink

Quellen: www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/geburten/haeufigste_vornamen/index.html, www.telefonabc.at/haeufigste-vornamen.aspx, www.telefonabc.at/haeufigste-nachnamen.aspx, www.help.gv.at/Content.Node/8/Seite.081100.html


One way Life is just a one way street once getting involved you cannot turn back!

One way ‌ there is no truth except life! The live-string extends till death! Just borderoscillations in the form of materialchange: birth and death two masks of reality in the infinity of time and space: listen to the soundpattern follow the tone! Practising obligation the song will bring you : bad punishment! Bad punishment!

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PE NIP PEL Kopfbedeckung Penippel, das = bevorzugte Form, Farbe, Aussehen, Marke, physikalischer Zustand, Geruch etc. eines Gebrauchsgegenstands oder anderer alltäglicher, oftmals wenig beachteter Objekte.

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Veronika, 30: „Weil die auch im Sommer cool ist.“

Julia, 28: „Weil sie meine Strubbel-Haare bändigt.“


Fotos: Julia Fink / Miriam Lempert

Andi, 24: „Zum Puppen aufreißen.“

Jess, 21: „Weil ich sie das ganze Jahr aufhaben kann.“

Hansjörg, 70: „Damit i ned noß werd.“

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bilderrätsel Welche frühlingsgefühle werden hier gesucht?

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Fotos: Rainer Rossgoderer / Miriam Lempert

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Lösung in der nächsten Ausgabe MFK 03/2011 auf der letzten Seite

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Blattlinie MFK

Magazin für Kunst und alternative Jugendkultur

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as MFK – Magazin für Kunst und alternative Jugendkultur ist ein gesellschaftsliberales und von allen politischen Parteien, Institutionen und Interessensvertretungen unabhängiges Jugendkultur-Magazin mit Redaktionssitz in Salzburg. Das Printprodukt wendet sich vor allem an LeserInnen aus der alternativen Kunst- und (Jugend-)Kulturszene. Inhalt und Fotos bzw. Illustrationen werden selbstständig von den freien RedakteurInnen der jeweiligen Ausgabe des Magazins recherchiert und ausgewählt. Das Magazin distanziert sich von Gewaltverherrlichung, Rassismus, Populismus, Sexismus, Beleidigungen und Beschimpfungen gegen ethnische Volksgruppen und Religionsgemeinschaften, sowie von diskriminierenden Inhalten. Herausgeber ist der Verein Jugend in Beruf und Freizeit (MARK.freizeit.kultur). Das Magazin wird ab 2011 periodisch, vier Mal pro Jahr aufgelegt – in einer Auflage von 1000 Stück.

kreative köpfe gesucht! Politik ist einfach. Kultur ist leicht einzusparen. Zeitungmachen hingegen ist beinharte Arbeit. Deshalb: leiht uns eure Kreativität – wir gehen damit hausieren. Schickt uns eure Ideen, Vorschläge, Anregungen an office@marksalzburg.at oder schaut bei einer unserer Redaktionssitzungen vorbei (Termine auf www.marksalzburg.at) Abgabe oder Zusendung von Texten, Fotos, Bildern, usw. für die Ausgabe MFK 03/2011 zum Thema „LügeN“ sind jederzeit möglich! Voraussichtlicher Erscheinstermin: September 2011.

Lösungen der Rätsel MFK 02/2011 Wörtersuchrätsel: Wetter, Neuerscheinung, Sex, Tratsch, Silvester, Urlaub, Break up, Kündigung, Midlife Crisis, Essen, Alter, Kindheit, Baby, Sterben, Saison, Zeitzone Bilderrätsel: 1. Hexenschuss, 2. Herzrasen, 3. Muskelkater, 4. Seitenstechen, Lösungswort: Halsschmerzen


Impressum MFK – Magazin für Kunst und alternative Jugendkultur Herausgeber: Verein Jugend in Beruf und Freizeit – MARK.freizeit.kultur ZVR-Zahl: 471905195 Hannakstraße 17 5023 Salzburg, AUSTRIA Online-Ausgabe: www.marksalzburg.at Obfrau: Ute Außenegg Verantwortlich für den Inhalt / Redaktion: MARK.freizeit.kultur, Gerd Pardeller, Miriam Lempert, Doris Mair, Marita Voithofer, Katharina Pichler, Julia Fink, Ruth Mayr, Veronika Weis, Stefan Ebner, Peter.W., Katharina Töpfer, Seerwan Faraj, Anja Wanger, Patricia Lang, Iris-Sophie Schindler, Zlatko Valentic Bildredaktion / Illustrationen: Rainer Rossgoderer, Miriam Lempert, Julia Fink, Rita Atteneder, Peter.W., Anna Mader, Marita Voithofer, Sabine Zink, Sebastian Bauer, Florian Nitsch, Anita Brunnauer Layout und Gestaltung: Julia Fink Lektorat: Margit Fink

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Kontakt: Mail: office@marksalzburg.at Tel.: 0662 84 99 21

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