Martin Auer Magazin Vol. °13

Page 1

NO 13

2022

There are a lot of good people around.


Wir geben dem Brot die Seele zurück – eben ganz in gewohnter Manier.


Alles außer gewöhnlich! Gewohnheiten sind Wurzeln, die uns Halt geben. Oder aber Fesseln – sind sie nicht am richtigen Platz. Für sie gilt es, den Schlüssel zu finden, damit wir sie nicht aufbrechen müssen. So wie bei unserem Magazin. Es ist uns eine liebgewonnene Gewohnheit geworden, Lesenswertes zu erzählen. Ohne uns dabei auf Gewöhnlichem auszuruhen. Diesmal hat uns unter anderem genau das beschäftigt: Gewohnheiten und das Glück, das in ihnen liegen kann.

3

12 Bitte recht freundlich 28 Die Zeichen stehen auf Turm 40 Wasser, eine klare Sache


Gut in Schuss

Fotos JOHANNA LAMPRECHT 4


Als Werbefotograf und Porträtkünstler hat sich Christian Jungwirth europaweit einen Namen gemacht. Das Gesicht dazu kennen hingegen nicht so viele. Für uns Grund genug, ihn einmal selbst in den Fokus zu rücken.

Er ist zwar kein Newcomer mehr, ein Shootingstar ist er aber allemal: Christian Jungwirth. Seit vielen Jahren gehört der Grazer zu den gefragtesten Fotografen des Landes – und darüber hinaus. Für ihn hat schon so manch internationale Berühmtheit posiert, andere VIPs hat er gleich direkt nach Graz geholt. Zu diesen Very Important Photographers gehörte unter anderem der Italiener Oliviero Toscani, der mit seinen kontroversen Kampagnenfotos für die Modemarke Benetton weltweites Aufsehen erregte, sowie der amerikanische Fotograf Greg Gorman, der ganz Hollywood abgelichtet hat. Oder Steve McCurry, der für seine einzigartigen Porträtbilder berühmt ist und dessen Fotos Jungwirth in einer einmaligen Ausstellung würdigte. Immer wieder kuratiert der 60-Jährige Werke von Kollegen, die ihn inspirieren – auch in seinem Atelier. Dort, am Opernring in Graz, sind manchmal auch Jungwirths eigene Arbeiten zu sehen. Außerdem veranstaltet er gemeinsam mit den Superstars der Fotoszene Workshops für Amateure sowie Profis. Zu lernen gibt’s vom gebürtigen Grazer also einiges – über ihn aber auch. Wahrscheinlich weiß man deshalb so wenig über Christian Jungwirth, weil er ja lieber nur alle anderen ins Scheinwerferlicht rückt. Zeit, uns jetzt einmal ein Bild von ihm zu machen.

CHRISTIAN JUNG WIRTH Ein Brot von mir würde dafür im Vergleich so ausschauen wie ein Foto von dir. Wahrscheinlich bist du in der Fotografie aber firmer als ich im Backen, einfach, weil ja auch die Technik in der Fotografie mittlerweile unglaublich easy ist. Eigentlich brauchst du nichts mehr zu können und kannst ein gutes Foto machen. Ich bedauere es übrigens sehr, dass wir dieses Gespräch nicht bei dir in der Bäckerei machen, weil ich als Kind fasziniert vom Backen war. Was mich, glaube ich, am Handwerk generell so interessiert hat und mich auch heute noch beim Fotografieren begeistert, ist dieses Schöpfen in der eigenen Kreativität.

Spannend, dass du das gleich ansprichst. Eines unserer Anliegen mit diesem Magazin ist es ja, unseren Lesern zu vermitteln, was Menschen hinter ihrem Tun begeistert, um sie vielleicht selbst etwas empfänglicher für das Außergewöhnliche in ihrem Leben zu machen. Uns macht es zum Beispiel große Freude, darüber nachzudenken, wie wir etwas Besonderes kreieren können. Ich frage mich oft, wie wir das auf junge Leute übertragen können – dass auch sie sich für etwas begeistern. Dass sie erkennen, wie erfüllend es ist, seinen Beitrag zu leisten. Sei es als Bäcker oder Fotograf oder in einem ganz anderen Metier. MARTIN AUER

Das Foto, das man von dir findet, wenn man nach deinem Namen sucht, ist sehr speziell und auch ungewöhnlich dunkel. Ist das ein Selbstporträt, mit dem du dich als Fotograf der Welt präsentierst? M ARTIN AUER

CHRISTIAN JUNGWIRTH Das Besondere kommt, würde ich sagen, erst im Laufe der Zeit. Ich wollte schon immer alles anders machen, aber am Anfang ist man als Fotograf noch ein kleines Würschtel und muss schauen, dass man sich eingliedert. Das, was mich deshalb so wahnsinnig interessiert, ist gar nicht so sehr, junge Menschen zu begeistern, sondern ihnen zu helfen. Durch die Liberalisierung meines Gewerbes gibt es jetzt vier Mal so viele Fotografen wie noch vor wenigen Jahren. Es gibt also eine Menge Potenzial, und mir macht es Spaß, den Nachwuchs dabei zu unterstützen, sich zu entwickeln.

Nein, das hat ein französischer Kollege geschossen: Matthias Olmeta. Der macht Ambrotypien, eine historische Form der analogen Fotografie, bei der es nur ein Original gibt. Es entsteht dabei also kein Negativ, wie wir es kennen. Normalerweise fotografiert er nur Kinder, die durch diese Technik extrem reif ausschauen. Erwachsene, sagt er, wollen sich genau aus diesem Grund nicht von ihm fotografieren lassen: weil sie dann älter ausschauen, als sie sich fühlen. Mir sagen alle, ich schaue darauf wie ein Kohlearbeiter aus. (lacht) CHRIS TIAN JUNG WIRTH

Das ist interessant: Es gibt vier Mal so viele Fotografen wie zu der Zeit, als du begonnen hast. Vor 40 Jahren gab es vier Mal mehr Bäcker als heute, bei uns ist es also genau umgekehrt. Deshalb freut es mich, wenn das Bewusstsein für unser Handwerk wieder wächst. Damit steigt auch die Wertschätzung. Je mehr Leute selbst Brot backen, umso besser. MARTIN AUER

M ARTIN AUER An solchen Beispielen sieht man wieder einmal, wie sehr sich Fotografie verändert hat. Heute sind wir ja alle mehr Fotografen denn je. Obwohl ich mir, wenn ich Fotos mache, schon denk: Verdammt, wieso schauen die bei mir anders aus als beim Christian?

5


CHRISTIAN JUNGWIRTH … umso mehr sagen sie: Wie macht das der Auer? Und da wird es spannend: Weil es eben jeder macht, musst du aufpassen, dass du nicht austauschbar wirst. Das ist natürlich auch bei mir so. Für mich bedeutet jeder Job, den ich mache, eine neue Herangehensweise. Es reicht nicht, jedes Mal nur mein Bestes zu geben. Ich muss mehr daraus machen, als der Kunde erwartet. Wenn das gelungen ist, kommt die Wertschätzung automatisch.

in der Krabbelstube der Fotografie. Sprich: in der Pressefotografie. Damals gab es noch mehr Tageszeitungen in Graz und darin mehr Bilder, für die bezahlt wurde. Da sind teilweise sieben Fotografen bei einem Fototermin gestanden, die alle im gleichen Moment abgedrückt haben. Das war mir bald zu wenig. Ich dachte mir: Das gibt’s ja nicht, dass da sieben Leute in einer Reihe stehen, und jeder macht den gleichen Schmarrn. MARTIN AUER

Dadurch entwickelt sich auch ein eigener Stil. Das taugt mir bei uns zum Beispiel wahnsinnig. Dass sich unsere Produkte nicht nur durch den Geschmack unterscheiden, sondern durch die Farbe, die Oberfläche, die Kontur, die Größe, … durch das Aussehen. Das würde man einem Bäcker nicht unbedingt zuschreiben. Aber noch einmal zurück zu den Jungen: Woher kommt dein Wunsch, ihnen zu helfen? War das bei dir, als du zu fotografieren begonnen hast, auch so, dass dir jemand das Handwerk beigebracht und dich inspiriert hat?

Was hast du dann gemacht?

MARTIN AUER

Bei einem Termin mit dem Landeshauptmann Krainer, wo jeder auf den Handshake gewartet hat und darauf, dass alle Beteiligten mehr oder weniger in die Kamera schauen, bin ich auf die andere Seite gegangen und hatte den Gegenschuss: der Krainer und hinter ihm die Traube von Fotografen. Das war viel spektakulärer! Natürlich war ich den sechs anderen Kollegen im Weg, die sich gedacht haben: „Was ist mit dem Idioten?“ Aber ich hatte das andere Bild. So ist es mir in meiner Karriere ständig gegangen. CHRISTIAN JUNGWIRTH

M ARTIN AUER Das glaube ich dir gerne. Das ist ja auch ein prägender Moment, wenn man realisiert, man kann einen Unterschied machen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Bist du der Fotografie deswegen so lange treu geblieben?

CHRIS TIAN JUNG WIRTH Leider nicht. Ich hab mit 14 Jahren eine Spiegelreflexkamera bekommen und mir selbst erarbeitet, wie sie funktioniert. Ich bin zu einhundert Prozent Autodidakt. Ich bedauere aber wirklich, dass ich niemanden hatte. Selbst wenn dann die Gefahr besteht, im Fahrwasser des anderen zu schwimmen und zu glauben, man müsse immer alles gleich wie er oder sie machen. Darum war das auch so erfrischend, zu sehen, wie du die Bäckerei übernommen hast und etwas Neues entstanden ist. Das war wie der Frühling, den ich jetzt aus dem Fenster beobachten kann.

Es liegt vermutlich an der Veränderung. Einerseits die ständige Veränderung im eigenen Stil. Andererseits die Wertschätzung. Etwas zu kreieren, wo dich danach jemand umarmt, weil du jemanden so gut ins Licht gesetzt hast – also wirklich ins Licht gesetzt, da rede ich von Fotografie und nicht vom Computer. In solchen Momenten merke ich, ich hab eine Berechtigung in der beruflichen Fotografie. CHRIS TIAN JUNG WIRTH

Genau so haben wir das damals auch erlebt. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, fällt mir auf, dass ich damals stark von Selbstzweifeln geprägt war. Im Sinne von: Was werd ich einmal beitragen können, wo werde ich meinen Platz finden? Das hat sich erst mit der Zeit gelegt. Wann hast du gespürt, dein Platz ist hinter der Kamera? M ARTIN AUER

MARTIN AUER Gibt es eine Begegnung, bei der es genau so war und die dir deshalb im Gedächtnis geblieben ist?

CHRIS TIAN JUN G WIRTH Ich hab zuerst ja die Matura gemacht und dann gleich den sinnlosen Wehrdienst. Und weil der so sinnlos war, hab ich mich in die Fotografie gerettet. Zu der Zeit hätt ich auch nicht gewusst, was ich studieren soll. Also hab ich mein Hobby zum Beruf gemacht und von ganz unten begonnen – ohne irgendwie aufzufallen. Bis ich erkannt hab, dass man mit seiner Bildsprache schon auffallen sollte. Daraus hat sich dann eigentlich alles entwickelt. Es kann nur dann funktionieren, wenn man es anders macht. Das sehe ich bis heute so. M A RT IN AUE R Das musst du uns genauer erzählen: Wie und mit welchen Bildern bist du aufgefallen?

CHRIS TIAN JUN G WIRTH Da fällt mir die britische Sängerin Shirley Bassey ein, die ich zufällig in Marbella getroffen habe. Ich hatte sie davor in Berlin für ein Plakat fotografiert, das dann in London auf der Straße gehangen ist. Beim Wiedersehen hat sie mich, nachdem sie mich erkannt hatte, vor lauter Dankbarkeit spontan abgebusserlt. Oder als ich einmal Angela Merkel fotografiert hab, weil mich ein Ministerpräsident empfohlen hatte, meinte sie: „ Aha. Sie sind der, der aus jedem etwas macht.“ Wenn du die Kanzlerin von einem Land fotografierst, wo es vermutlich mehr Fotografen als bei uns Einwohner gibt, ist das natürlich etwas Besonderes. Da hab ich mir schon gedacht: Okay, war in der Vergangenheit doch nicht alles so schlecht.

CHRIS TIAN JUN G WIRTH Die ersten Jobs, wo ich mich entfalten konnte, waren im Kindergarten – oder besser gesagt,

M ARTIN AUER Das sind beeindruckende Namen, die du schon vor der Kamera hattest.

6


Martin Auer besucht Christian Jungwirth in dessen Atelier.

7


„Als ich Angela Merkel fotografiert hab, meinte sie zu mir: Aha. Sie sind der, der aus jedem etwas macht.“

8


9


10


Ein Bild von einem Fotografen: Christian Jungwirth mit einer Fotografie von Steve McCurry.

Welche Fotografen haben dich im Laufe der Jahre berührt?

Stimmt. Wenn ich aber ehrlich bin, finde ich es viel spannender, unfotogene als berühmte Personen zu fotografieren. CHRIS TIAN JUNG WIRTH

M ARTIN AUER

Es sind schon die Fotografinnen und Fotografen, die uns im Atelier Jungwirth umgeben. Wenn wir Ausstellungen planen, ist unser Credo: Die Kuratierung erfolgt streng subjektiv. (lacht) Was mich auch beeindruckt: Wenn es jemand schafft, an Plätzen, die eigentlich tot fotografiert sind – der Times Square in New York, der Schiefe Turm von Pisa –, ein Bild zu schießen, wo man eben nicht beim ersten Hinschauen erkennt, wo es aufgenommen wurde. Ein Bild, das so anders als alle bisherigen Fotos ausschaut. CHRISTIAN JUNGWIRTH

MARTIN AUER Wie unterscheiden sich fotogene von unfotogenen Menschen? CHRIS TIAN JUNG WIRTH Fotogene Menschen müssen nicht im klassischen Sinne schön sein, aber von fotogenen Menschen kann jeder problemlos ein tolles Bild machen. Das sind aber oft Personen, die langweilig zu fotografieren sind, weil es keine Herausforderung darstellt. Es ist für mich wesentlich spannender, wenn eine unfotogene Person zur Tür reinkommt. Da muss ich mir überlegen, wie ich das am besten mache. Das sind Leute, die verkrampfen, für die Fotos der Horror sind und die lieber zum Zahnarzt als zu mir gehen würden. Die muss ich abholen. Wenn die danach sagen, das ist das beste Bild von ihnen, und sie brauchen kein anderes mehr – für mich ist das das Schönste, denen so eine Freude zu machen.

Wenn überall das Potenzial für ein außergewöhnliches Bild lauert, gibt es dann eigentlich Momente in deinem Leben, wo du keine Kamera dabei hast? MARTIN AUER

CHRIS T IAN JUN G WIRT H Eigentlich hab ich so ziemlich immer eine Kamera mit. Auch wenn ich privat irgendwohin fahre, liegt immer eine Kamera im Kofferraum. Man weiß nie, was man sieht und wem man begegnet. Gut, wenn ich Brot kaufen gehe, nehme ich keine Kamera mit, da hab ich aber das Handy dabei. Ich muss ja auch darauf schauen, dass mein Rücken gerade bleibt, da kann ich nicht immer mit einer Fototasche spazieren gehen … Die Frage könnte man natürlich auch kürzer beantworten: mit Ja.

M ARTIN AUER Verständlich. Weil du es grad angesprochen hast: Was macht denn überhaupt ein gutes Bild aus? C HRIS T IAN JUN G WIRT H Du musst davon gefesselt sein. Vielleicht weißt du gar nicht, was dich jetzt fesselt. Aber du musst hinschauen und es muss etwas in dir auslösen. Entweder denkst du dir, das Bild ist schön, oder du findest es so entsetzlich, dass du darüber nachdenkst. Oliviero Toscani, ein berühmter italienischer Fotograf, der auch schon bei uns in Graz war, sagt: „Mach ein Bild mit einer Aussage.“ Bewege etwas! Verändere etwas!

MARTIN AUER Ach, wir waren ja zum Plaudern da. Danke für das Gespräch!

11


Bitte recht freundlich

Wer fröhlich ist, hat gut lachen. Studien zeigen, Freundlichkeit setzt Endorphine frei. Begrüßen wir unsere Kunden mit einem Lächeln, macht sie das nachweislich glücklich. Auch unser eigenes Wohlbefinden steigt dadurch. Forscher haben herausgefunden: Wir können gar nicht anders, als das Verhalten unseres Gegenübers zu kopieren. Selbst dann, wenn er oder sie mal mürrisch ist. Unser Experiment bestätigt das. Auf den Fotos, auf denen unsere Kolleginnen und Kollegen ernst schauen, hört der Spaß auf. Da, wo sie lachen, freuen wir uns mit ihnen. Es stimmt also doch: Gute Laune ist tatsächlich ansteckend. 12


Fotos LIPPZAHNSCHIRM

Text SABRINA LUTTENBERGER

So streng wie links kennen wir Barbara gar nicht. Sie hat nämlich immer gut lachen. Klar, am KaiserJosef-Platz sieht sie alles durch die rosarote Brille.

13


Dass die Emotionen mal überkochen? Passiert ihm sicher nicht. Denn auch wenn Dogan seinen Job als Koch sehr ernst nimmt, hat er immer ein Lachen auf den Lippen.

14


15


Wenn es ums genaue Arbeiten geht, versteht Sufi keinen Spaß. Das macht sie ja auch zu so einer tollen Human Resources Managerin. Und die Freude darüber ist ihr jeden Tag ins Gesicht geschrieben.

16


Nicht einmal dann, wenn sich eine Kassa nicht hochfahren lässt, sinkt Gerds Stimmung. Wir können uns gar nicht erinnern, ihn jemals ohne Lächeln im Gesicht gesehen zu haben – ernsthaft!

17


Finde heraus, was dir guttut

Kehr about yourself. Wir sollten nicht nur in der Wohnstube für Ordnung sorgen, sondern auch im Oberstübchen.

Beim Frühjahrsputz kann es ganz schön emotional werden. Nämlich dann, wenn wir unser Innerstes nach außen kehren. Wir sprechen mit dem Psychologen Tobias Glück über die Reinigung unserer Psyche und warum wir auch dabei auf Rituale vertrauen sollten. 18


Text SABRINA LUTTENBERGER

Nach dem Winter geht’s vielen von uns wie der Natur: Wir blühen auf. Gerade weil der Frühling auch für uns Menschen ein Neuanfang sein kann, ist er ein guter Zeitpunkt, mit ein paar Dingen aufzuräumen. Mal so richtig auf den Frühjahrsputz hauen. Indem wir nicht nur unsere Wohnung in Ordnung bringen, sondern auch unsere Gedanken sortieren. Nur wie? Für Küche und auch Bad nehmen wir Reinigungsmittel, logisch. Aber bei unserer Psychohygiene bringt Meister Proper wenig. Stattdessen hilft uns Tobias Glück. Wir sprechen mit dem Wiener Psychologen darüber, wie wir unser Innerstes wieder zum Strahlen bringen können und warum das auch Auswirkungen auf unser körperliches Wohlbefinden hat. Oft braucht es dafür einfach nur etwas Zeit für sich selbst, manchmal braucht es aber auch Glück. Wenn wir an den Frühjahrsputz denken, kommt uns zuerst unsere Wohnung in den Sinn. Aber was ist eigentlich mit dem Zuhause unserer Gedanken und Gefühle: Können wir auch unsere Psyche reinigen? TOBIA S GLÜCK Grundsätzlich ja. Das ist natürlich nicht nur aufs Frühjahr beschränkt. Man kann den Frühjahrsputz für die Psyche jederzeit machen. Das, was man für die Psyche tut, sollte sogar eher zur Gewohnheit werden. Das Gehirn, muss man sich vorstellen, ist wie ein Muskel. Das heißt, das, was ich häufiger mache, bildet sich ab und bleibt mir, so wie Sport. Wenn ich etwas nur einmal tue, ist das angenehm und nett, wird aber wahrscheinlich wenig verändern.

Wie bei unserer Wohnung: Da bringt ja auch regelmäßiges Putzen mehr.

TOB IA S G LÜCK Stimmt. Man kann, wenn man sich etwas Gutes tun will, übrigens auch mit der Wohnung anfangen. Die Dinge, die ich nicht mehr brauche oder die mich psychisch belasten, einfach mal aussortieren – das entlastet auch psychisch. Im Englischen nennt sich das „declutter.“

Abgesehen vom Aufräumen: Wie schaut so eine Psychohygiene aus?

Das heißt, es geht gar nicht nur darum, möglichst viel loszuwerden? TOBIA S GLÜCK Genau. Es geht nicht nur um Verzicht, sondern darum, sich wieder positiven Dingen zuzuwenden. All das, was mir guttut und mir ein gutes Gefühl vermittelt. Kontakte, die mich bereichern. Und keine Energieräuber, bei denen ich mir denke: Boah, uranstrengend.

Ganz wichtig finde ich, dass man die Psyche nicht als eines sieht, sondern als bio-psycho-soziales Konglomerat. Man kann es auch um das Spirituelle ergänzen, wenn einem das wichtig ist. Auf alle Fälle gibt es verschiedene Bereiche des psychischen Wohlbefindens, denen ich mich zuwenden kann. Biologisch gesehen wäre das zum Beispiel: Wie gehe ich physiologisch mit Stress um? Welche Entspannungstechniken kann ich lernen? (Mehr dazu auf der nächsten Seite.) Gut finde ich es, Absichten zu formulieren, statt Regeln aufzustellen. So fällt es mir leichter, Verhaltensweisen zu ändern. Denn Absichten kann ich leichter folgen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn es mal nicht gelingt.

TOBIA S GLÜCK Ich würde, noch bevor ich irgendetwas anderes mache, mit einer Themensammlung anfangen. Dafür muss man sich aber etwas Zeit einplanen. Das heißt jetzt nicht, dass ich einen ganzen Tag mit mir selbst in Klausur gehen muss. Aber sich bewusst eine halbe oder ganze Stunde einfach einmal mit einer Frage beschäftigen. Was ist mir wichtig? Oder: Welche Themen spielen in meinem Leben eine Rolle? Das schreibt man wahllos auf einen Zettel, man kann es dann auch einkreisen. So bekomme ich eine Übersicht über alles, was mich beschäftigt.

Haben Sie noch ein Beispiel für uns?

Und dann?

TOB IA S G LÜ C K Wenn wir uns die soziale Ebene anschauen, die kann ich aufteilen – in virtuell und persönlich. Virtuell wäre, ich nehme mein Handy und lösche die Kontakte aus meinem Telefonbuch, zu denen ich keinen Kontakt mehr habe. Auch bei meinen Social Media Accounts sind wahrscheinlich Konten dabei, die ich nicht mehr brauche. Andererseits kann ich dabei natürlich auch feststellen, dass es Menschen gibt, zu denen ich meine Freundschaft reaktivieren will.

TOB I A S G L Ü C K Danach kann ich überlegen: Was will ich ändern, und was will ich beibehalten? Dinge, die nicht so gut laufen, kann ich entweder verringern oder so verändern, dass sie mich nicht mehr belasten. Dinge, die gut laufen, möchte ich vermehren.

TOB IA S G LÜ CK

19

Das hört sich eigentlich einfach an. Aber woher weiß ich überhaupt, was mir guttut?

Wie schlau ist es denn, diese Reinigung der Psyche ganz alleine durchzuführen? Also beim Fensterputzen holen wir uns ja auch manchmal Hilfe vom Profi.


Self-Care-Tipps für psychisches Wohlbefinden.

1. Verschaffe dir einen Überblick! Wir verschwenden viel Zeit mit Dingen, auf die wir keinen Einfluss haben. Dabei könnten wir die Zeit viel besser nutzen: indem wir einen Überblick über alle Themen erstellen, die uns wichtig sind – und die wir vor allem selbst ändern können. Dann setzen wir uns realistische Ziele und Prioritäten.

2. Good things take time. Tobias Glück rät zu einer klassischen Übung aus der positiven Psychologie: Drei gute Dinge. Am Ende des Tages hinsetzen und überlegen, was gut gelaufen ist. Was du alles geschafft hast und wofür du dankbar bist. Du wirst ziemlich sicher überrascht sein, wie viel dir einfällt. Yay, you!

3. Was ist es dir wert? Werte sind unser innerer Kompass. Ignorieren wir, was uns wichtig ist, geraten wir leicht vom Weg ab. Arbeiten wir etwa in einem Job, der uns finanzielle Sicherheit gibt, aber unseren Wunsch nach Selbstständigkeit nicht erfüllt, macht uns das nicht glücklich. Am besten also: in sich reinhören.

Alles eine Kopfsache. Tobias Glück ist Psychologe in Wien und berät für IBG (Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement) Unternehmen zu arbeits- und gesundheitspsychologischen Themen.

4. Halt mal die Luft an! Atemübungen können dabei helfen, auch in Stresssituationen kurz durchzuatmen, etwa die 4-7-8Methode. Vier Sekunden durch die Nase einatmen, die Luft für sieben Sekunden anhalten, danach acht Sekunden lang durch den Mund ausatmen. Maximal vier Mal hintereinander. „Pheww.”

5. Appsolut empfehlenswert. „Apps wie Balloon sind ein guter Start für alle, die gerne mit Meditation beginnen möchten”, sagt Tobias Glück. Meditation selbst wiederum hat positive Auswirkungen auf unseren Körper und unseren Geist. Wer regelmäßig meditiert, fühlt sich zum Beispiel ausgeglichener.

20


TOB I A S G L Ü C K Man kann ja mal alleine damit anfangen. Man merkt schnell, ob man gut damit zurechtkommt. Wenn ich spüre, dass dabei Gefühle entstehen, die schwierig für mich sind oder bei denen ich gar nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, dann ist es sinnvoll, sich professionelle Unterstützung zu holen. Das kann ein Coach, ein Psychotherapeut oder ein Psychologe sein.

Freunden ein Projekt umsetzen oder auf ein Ziel hinzuarbeiten. Irgendwas, wofür wir brennen können und was uns fordert. Das kann eigentlich in jedem Lebens- und Interessenbereich liegen.

Merken Sie in Ihrer Arbeit, dass sich die Menschen verstärkt nach psychischem Wohlbefinden sehnen? TOBIA S GLÜCK Ja, auf jeden Fall. Das liegt auch daran, dass es akzeptierter ist. Es gibt heute ein Bewusstsein dafür, dass die Psyche sehr wohl ein Bestandteil unseres Körpers und unserer Gesundheit ist. Ich denke auch, dass die pandemische Situation die Entstigmatisierung noch ein Stück weiter vorangetrieben hat. Für viele ist es plötzlich Realität geworden, dass es nicht mehr so gut läuft, wie sie es gewohnt waren. Es sind generell mehr Belastungen für uns alle entstanden, da kommen viele nicht mehr alleine damit zurecht.

TOB IA S G LÜ CK Sie spielt auf jeden Fall eine große Rolle. Dabei geht es ja nicht nur um Meditation, sondern darum, wie ich mich und die Welt um mich herum wahrnehme. Das bringt mich zu einem wirklich wichtigen Punkt: Selbstfürsorge, Selbstfreundlichkeit oder auch Selbstmitgefühl. Ich erlebe, dass Menschen teils sehr selbstkritisch sind. Da muss man sich fragen, wie behandle ich mich selbst eigentlich? Dabei kann man an schwierige Situationen denken – wie würde ich mit einer Freundin sprechen, die in dieser Situation ist, und wie rede ich mit mir? Die meisten werden draufkommen, dass sie nicht so freundlich zu sich selbst sind.

Wie äußert sich das?

Woher kommt das?

TOB I A S G LÜ C K Ganz unterschiedlich. Ende letzten Jahres konnte man sehen, dass auch bei den letzten Hartgesottenen Motivationsprobleme aufgetreten sind. Man weiß nicht, wie es weitergeht. Also wurschtelt man so vor sich hin, viele Sachen haben ihren Reiz verloren. Die Menschen waren gefühlt immer zuhause, uns fehlte der Austausch. Bei vielen hat sich ein Wurschtigkeitsgefühl eingestellt, auch dafür gibt es einen englischen Ausdruck: „Languishing“.

TOB IA S G LÜ C K Das ist bei uns so ein gesellschaftliches Ding. Blöd gesagt: Unsere Kultur reguliert stark über Scham und Schuld und vermittelt einem deshalb das Gefühl, dass man eben selber schuld ist, wenn etwas nicht klappt oder etwas mit einem selbst nicht stimmt. Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen: 80 Prozent der Bevölkerung sind deutlich härter zu sich als zu anderen.

Was uns wundert: Sie haben die Achtsamkeit noch gar nicht erwähnt. Dabei waren wir uns sicher, sie würde eine Hauptrolle in unserem Seelenleben spielen.

Das ist ganz schön viel. Wie schaffen wir es, zu den 20 Prozent zu gehören?

In Österreich nennen wir das Dahin-

sumpern. Wie kommen wir da wieder raus? TOB IA S G LÜ CK Indem wir uns gemeinsame Ziele suchen. Nicht nur mit Kollegen, sondern vielleicht auch mit

TOB IA S G LÜ CK Für manche ist das erst einmal ein Aha-Erlebnis: Okay, wow, ich spreche mit mir nicht so wie mit anderen. Auch das ist ein Verhaltensmuster, das wir haben und das Training braucht. Wir müssen lernen,

21

wie wir mit uns selbst sprechen und uns Mitgefühl entgegenbringen, wenn’s schwierig wird. Nicht unbedingt mit der Absicht, dass es besser wird, sondern weil ich mich um mich kümmere. Ich hab das verdient. Genauso wie jeder andere auch. Wir fassen zusammen: Um sich psychisch wohlzufühlen, sollten wir uns regelmäßig mit unseren Gedanken und Gefühlen befassen und dabei alles beherzigen, was Sie uns gerade erzählt haben.

Ich würde auf keinen Fall alles befolgen. Sondern ich würde mir unter Umständen zu Beginn ein, zwei Dinge raussuchen – so baue ich mir mehrere Standbeine auf und bin im Gesamten stabiler. Auch das hat nämlich mit Freundlichkeit mir selbst gegenüber zu tun. Diese permanente Selbstoptimierung, die wir in unserer Gesellschaft haben, hat ja auch etwas recht Aggressives. Der Gedanke, der dahintersteht, ist ja: Ich bin nicht genug. Diese Self-Care-Strömungen – ich schau auf mich, es geht um mich – haben nicht immer etwas Selbstfürsorgliches, sie entspringen dem gleichen Gefühl des Nicht-genug-Seins oder Zukurz-Kommens. Da muss man schon aufpassen. TOBIA S GLÜCK

Apropos aufpassen: Erwischen Sie sich eigentlich manchmal selbst dabei, dass Sie zu streng zu sich sind und nicht zufrieden mit dem, was Sie leisten? TOBIA S G LÜCK Oft genug. Der Unterschied ist: Ich merk’s mittlerweile recht schnell. (lacht)


Let’s do lunch

Fotos MICHAEL KÖNIGSHOFER Text SABRINA LUTTENBERGER

Mittagessen ist historisch gesehen ein relativ neuer Trend, als eine der drei Hauptmahlzeiten aber längst zeitlos. Wobei, eigentlich spielt die Zeit eine ziemlich große Rolle. Schon unsere Vorfahren haben pünktlich um 12 Uhr gegessen. Und das ist bei uns heute auch nicht anders. 22


Bunter Frühlingssalat Während der Bulgur kocht, hobeln wir eine Chioggia-Rübe fein, obwohl ihr Muster sie ohnehin fein aussehen lässt. Danach wird das restliche Gemüse in Würfel geschnitten: also der Paprika, die Gurke, die Tomaten und die rote Zwiebel. Minze, Oliven, Orangenspalten, Radicchio, Feta und Dill können ebenfalls nach Belieben zerkleinert werden. Wichtig ist, dass alles in eine Schüssel kommt. Für das Dressing werden Essig, Salz, Senf sowie eine Prise Zucker gemixt, bis sich die Gewürze auflösen. Anschließend mit etwas Pflanzenöl verrühren. Und da haben wir den Salat.

23


Eivocado Bun Zuerst geht es ans Eingemachte: Wir schneiden das Dinkel-Honig-Laibchen auf. Dann eine reife Avocado zerdrücken und mit ganz klein geschnittenen Tomaten und Zwiebeln, Limettensaft sowie Salz vermischen. Anschließend aufs Laibchen streichen. Etwas Rucola und roter Paprika folgen. Jetzt wird es kurz brenzlig: Beim Braten des Spiegeleis gleichzeitig geriebenen Bergkäse schmelzen lassen. Mmmmhh. Noch schnell Chiliflocken über das Käse-Ei streuen und Deckel drauf. Fertig!

24


Unsere Lunch-Rezepte haben eines gemeinsam: Sie bringen garantiert Farbe in den (Büro-)Alltag.

Wir lieben Lunch! Geht es nach uns, hat es die Mittagspause verdient, ausgekostet zu werden. Das sehen aber nicht alle so. Studien aus England zeigen zum Beispiel, dass wir uns heutzutage nur durchschnittlich 15 Minuten Zeit für ein Mittagessen nehmen. Wer lunchen geht, bleibt außerdem oft vor dem Computer sitzen. Na, Mahlzeit. Dabei lehrt uns schon der Blick in die Geschichte, den Lunch zu ehren – selbst wenn seine Entstehung noch gar nicht so lange zurückliegt und ein ganz schönes Hin und Her war. So, wie wir ihn heute kennen, ist der Lunch eine Schöpfung des modernen Menschen. Auch wir bei MARTI N AUER kreieren immer gerne neue Mittagessen. Aber alles der Reihe nach. Lange Zeit, weit bis ins 15. Jahrhundert, war für die meisten Menschen eine große Mahlzeit pro Tag normal. Ganz schön mittelalterlich, könnte man meinen. Das hatte aber einen einfachen Grund. Unsere Vorfahren mussten sich bei allem, was sie so taten, nach dem Tageslicht richten. Elektrizität war damals ja noch ein Fremdwort. Es galt also zu essen, solange es hell war. Damit schied ein ausgiebiges Abendessen aus. Und weil sie schon bei Sonnenaufgang aufs Feld gingen, waren sie zu Mittag hungrig. Den Menschen im Mittelalter war Lunchen also grundsätzlich nicht unbekannt, es war aber eine reine Notwendigkeit. Mit dem Aufkommen von künstlichem Licht änderte sich das. Vieles wurde leichter. Auch das Mittagessen selbst.

etwas vor, das er in seinen Händen halten konnte, ohne dabei sich selbst oder sein Bettzeug mit Fettflecken zu beschmutzen. Die Diener reichten ihm kurzerhand etwas Wurst zwischen zwei Brotscheiben. Das Sandwich war geboren. Seither können wir nicht mehr ohne leben. Da, wo mittags ein schneller Sattmacher gefragt ist, sind Sandwiches die Antwort.

Auf ein Mahl Revolution Während der Industriellen Revolution, wir befinden uns jetzt im 19. Jahrhundert und später, war es nicht mehr die Sonne, die den Tagesrhythmus vorgab. Ab sofort richteten sich die Menschen nach der Stechuhr. Die Arbeiter waren von frühmorgens bis spätabends in den Fabriken zugange. An vielen Tagen schafften sie es nicht einmal pünktlich zum Dinner nach Hause. So gewann das Mittagessen wieder an Bedeutung. Und mit ihm die Mittagspause, die jetzt eine volle Stunde dauerte. Es eröffneten erste Gaststätten in den Städten, deren Angebot nicht so unähnlich zu unseren Mittagsmenüs war. Die Betreiber wussten schon damals, zu Mittag muss es schnell gehen, gut und günstig sein sowie satt machen. Und das arbeitende Volk? Aß ihnen aus den Händen. Der Lunch wurde so zur ersten Mahlzeit, die außerhalb der eigenen vier Wände gegessen wurde.

Vor allem für die wohlhabende Bevölkerung ergaben sich nun völlig neue Möglichkeiten. Sie verlegte ihr Abendessen nach hinten – und die Geschichte des Mittagessens begann quasi noch einmal von vorne. Denn plötzlich hatte man tagsüber Lust auf einen kleinen Snack. Es gibt eine Theorie, wonach die Bezeichnung für den Lunch(eon) aus dieser Zeit kommt. Vom Wort „nuncheon“ nämlich, was so viel heißt wie: „ein schneller Snack zwischen zwei Mahlzeiten, den man in den Händen halten kann.“ Andere Wissenschaftler glauben wiederum, der Ursprung liege im Wort „nuch“, das bis ins 17. Jahrhundert als Umschreibung für ein großes Stück Brot verwendet wurde. So oder so. Es scheint auf der Hand zu liegen, dass der Earl of Sandwich hier seine Finger im Spiel hatte. Es war in den 1750er-Jahren, als der Earl von seinen Untertanen einen nächtlichen Snack verlangte. Ihm schwebte

Mit dem Zweiten Weltkrieg wurden auch Kantinen immer beliebter. Dort konnte man viele Menschen auf einmal verköstigen. Die effektive Essensausgabe hinterließ Eindruck. Und so sind auch Kantinen bis heute geblieben. Trotzdem ist das Lunchen individueller als je zuvor. Das sehen wir auch bei MART I N AUER. Für die einen ist das Mittagessen noch immer die Hauptmahlzeit des Tages. Sie nehmen sich ausgiebig Zeit, während sich andere lieber etwas mitnehmen. Und eine Brotzeit kann man schließlich dort genießen, wo man möchte. Selbst wenn es am Schreibtisch ist. Wir selbst bleiben lieber vor Ort: In unserer Brotküche am Jakominiplatz gibt’s täglich wechselnde Menüs und in vielen anderen Filialen bunte Salate, Quiches und andere warme Snacks. Damit die Sache mit dem Lunch gegessen ist.

25


26 Immer das Gleiche Gewohnheiten sind Verhaltensweisen, die wir regelmäßig und ohne groß darüber nachzudenken ausführen. Wie Zähneputzen. Das geht von selbst, wenn auch selten drei Minuten lang. Dank Gewohnheiten sparen wir nicht nur Zeit, weil wir ja schon wissen, wie wir uns in einer Situation entscheiden. Wir sparen vor allem mentale Energie. Das ist der Grund, warum sie für uns so wichtig sind. Unser Gehirn muss sich nicht aufs Radfahren fokussieren, sondern kann sich auf Wichtigeres konzentrieren. Wie wir auch auf der Arbeit wieder in Fahrt geraten, zum Beispiel.

man soll lieber klein anfangen? Es macht übrigens keinen Unterschied, um welche Gewohnheit es sich handelt – unser Hirn unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten. Wir beschließen, regelmäßig joggen zu gehen und stellen uns trotzdem selbst ein Bein. Möchten wir unser Verhalten ändern, fällt das immer schwer – selbst wenn wir davon profitieren. Tja, dumm gelaufen.

Keine Wahl Mit einem Coffee to go geht alles seinen gewohnten Gang. Dass wir unseren Kaffee im Gehen trinken, liegt daran, dass smarte Marketingexperten Produkte (Heißgetränke) unserem Verhalten (Hektik) angepasst haben. Daraus entstand eine neue Gewohnheit.

Jetzt mal langsam Angeblich dauert es 21 Tage, bis aus einer Verhaltensweise eine Gewohnheit wird. Leider falsch. Studien zeigen, es dauert zwischen 18 und 254 (!) Tagen, bis wir uns an etwas gewöhnt haben. Je nachdem, wie groß die Veränderung ist. Heißt es vielleicht deshalb,

Zeit für Veränderung Gewohnheiten passieren unbewusst. Wer etwas ändern will, muss sich sein Verhalten zuerst bewusst machen. Am besten zum richtigen Zeitpunkt. Tut sich sowieso schon viel im Leben, scheint man auch offener für neue Routinen zu sein. Will man eine schlechte Gewohnheit ganz loswerden, helfen Ersatzhandlungen. Aber Achtung: Die sollten besser gut sein. Es gibt einen Trick, wie wir Verhaltensmuster etwas einfacher ändern können. Gutes Verhalten muss einfach nur belohnt werden. Dann sendet unser Hirn nämlich Glücksstoffe aus. Unsere Empfehlung: eine Portion Brainfood nach dem Sport. Da freut sich auch der Körper.

Kern der Sache Etwa die Hälfte von dem, was wir jeden Tag tun, sind Gewohnheiten. Zum Glück! Sonst müssten wir uns morgens immer wieder neu für einen großen Cappuccino und ein Kipferl entscheiden. Den Ursprung haben Gewohnheiten übrigens tief in unserem Gehirn. Da liegt ein Zellhaufen, der angeblich unser Handlungsgedächtnis speichert. Also auch unsere Gewohnheiten. Sein Name: Basalganglien. Oder noch komplizierter: Nuclei basales.

er Gehirn pausenlos nachbald einmal über den Kopf outine dankbar. Blöderweise bgewöhnen möchten.


27

Alles außer gewöhnlich Unser Gehirn kann nicht genug von Gewohnheiten kriegen. Und wir nicht vom Brainfood.

Text SABRINA LUTTENBERGER

Ohne Gewohnheiten müsste un denken. So viel Arbeit würde ih wachsen. Darum ist es für jede auch für die, die wir uns gerne


28


Text SABRINA LUTTENBERGER

Fotos ANDREAS BALON

Die Zeichen stehen auf Turm

Was es heißt, ein Eremit zu sein? Tja, das muss schon jeder für sich alleine herausfinden. Zum Glück kann man sich in der Türmerstube im Linzer Dom eine Woche lang als Einsiedler versuchen.

hinter sich lassen. Hoch oben in der Türmerstube ist man schnell weit weg von allem. Man steht über den Dingen – das ist nicht zu unterschätzen. Aus diesem Grund wusste man die Türmerstube schon früher für sich zu nutzen, nur anders. Ursprünglich wurde sie im Zweiten Weltkrieg als Beobachtungsposten genutzt, weil man die Gefahr schon von Weitem erkannte. Auch heute bietet sie noch einen einmaligen Ausblick über die Stadt. Nur ein bisschen gemütlicher als vor 80 Jahren dürfte es mittlerweile schon sein.

Normalerweise leben Eremiten dort, wo sonst niemand wohnt. Dafür sind sie schließlich bekannt. Nicht so in Linz. Da residieren sie direkt im Zentrum. Und das nicht etwa versteckt in einem unscheinbaren Haus, sondern im herausragendsten Gebäude der Stadt: im Mariendom. Seit 2009 können Menschen wie ihr und wir hier eine Woche als Turmeremit verbringen. Das Versprechen: einziehen und den Alltag

Den Eremiten auf Zeit fehlt hier eigentlich nichts. Es gibt ein Bett, einen Herd, eine Heizung. Sogar eine kleine Bibliothek steht für die Auserlesenen bereit. Im 3. Jahrhundert wäre das unvorstellbar gewesen. Damals verzichteten die ersten Eremiten auf fast alles. Sie lebten äußerst bescheiden und meist in großer Armut. Einzig von Buße und Beten bekamen

29


sie nicht genug. Verständlich: Gott war ja auch ihr einziger Gesprächspartner weit und breit. Dass Eremiten allem, was ihnen überflüssig erschien, entsagten, verstehen wir gut. Das machen wir mit unseren Rezepten schließlich auch. Mehr als Wasser und Mehl brauchen wir nicht, um den Teig für unsere Brote zu mischen – schon gar keine künstlichen Zusatzstoffe oder Triebmittel. Nur etwas Salz und hin und wieder ein paar Gewürze kommen hinzu. Indem wir uns ganz auf das Wesentliche konzentrieren, geben wir dem Brot die Seele zurück. Die Eremiten würden wohl von einer inneren Eingebung sprechen. Für uns ist es ganz einfach unser Bekenntnis zu Brot. So ganz ohne Verzicht geht es übrigens auch für die modernen Eremiten nicht, dafür sorgen schon allein die überschaubaren neun Quadratmeter der Türmerstube. Aber: Die Eremiten dürfen im Grunde alles, auch ihr selbst gewähltes Einzelzimmer können sie jederzeit verlassen. Mindestens einmal pro Tag müssen sie sogar aus ihrer Stube türmen, um sich am Ende der Treppe neuen Essensvorrat zu holen. Eine Stärkung, die, naja, essen-tiell ist. Bis in ihr Refugium sind es nämlich jedes Mal 395 Stufen – in eine Richtung. Wie die Eremiten ihre Erfahrung abseits dieser Proviantbesorgung gestalten, ist ganz ihnen überlassen. Theoretisch könnten sie in Linz shoppen gehen und Freunde treffen. Trotzdem entscheiden sich die meisten Teilnehmer, den Rückzugsort genau dafür zu nutzen: sich einmal zurückzuziehen. Der Rest kommt dann oft von, genau, alleine.

395 Stufen in die Einsamkeit. Allein ist man dank der Tagebücher seiner Vorgänger trotzdem nicht.

Wer in den Dom zieht, kommt bei sich selbst an. Mehr als 260 Personen haben bisher am Eremiten-Experiment teilgenommen. Das hat uns neugierig gemacht, also haben wir mit drei von ihnen gesprochen, die uns von ihren Erlebnissen erzählt haben. Zum Beispiel davon, wie sie ihr Zuhause auf Zeit nach und nach erkundet haben. Zu entdecken gibt es im Linzer Dom viel, er ist immerhin die größte Kirche Österreichs. (Die höchste, das nur nebenbei, ist der Stephansdom in Wien.) Wovon uns auch alle drei berichtet haben: Wie sie zur Ruhe gekommen sind. Auch wenn der Weg dahin unterschiedlich lang und bei manchem mit Hindernissen gepflastert war. Die Geschichten zeigen, wie individuell die Erfahrungen für Eremiten sind. Weil auch jede Person andere Beweggründe hat, in den Dom zu gehen. Für manch eine geht es wie den Eremiten früher um die Suche nach dem Sinn des Lebens oder nach Gott selbst. Für andere ist es eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Wieder andere beschreiben die Woche als Abenteuerurlaub ohne Abenteuer. Was auch immer man sich erhofft: Als Turmeremit bekommt man die Chance, alles hinter – oder besser – unter sich zu lassen. Wieder einen neuen Blick auf das eigene Leben zu bekommen. Das ist gar nicht so schwer, wie es oft scheint. Wobei der Perspektivenwechsel auf 68 Metern Höhe natürlich besonders leicht fällt.

30


Birgit Kubik „Die gleiche Last fühlt sich nach dem Turm leichter an.” „Bei uns zuhause ist es nie ruhig. Das liegt unter anderem an unserem Sohn Max, der jetzt bald 18 Jahre alt wird und Autist mit massivem ADHS ist. Diese Kombination fordert uns sehr und kann ganz schön anstrengend werden. Umso mehr habe ich mich auf den März 2022 und die Zeit als Turmeremitin gefreut. Vor allem in den letzten eineinhalb Jahren – ich hab die Woche 2020 zu meinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen – war sie ein Lichtblick für mich. Erwartungen hatte ich trotzdem keine. Ich wollte einfach nur die Ruhe genießen und schauen, was mit mir passiert. Dann war ich aber doch irritiert: Denn als ich endlich im Dom angekommen bin, ist zuerst gar nichts passiert. Erst nach ein paar Tagen ist etwas Ruhe in mir eingekehrt. Was nicht heißt, dass ich das Eremitenleben nicht genossen habe. Ich war so glücklich da oben in meinem Zimmer! Ich hatte überhaupt kein Bedürfnis, in die Stadt zu gehen. Es war so schön, Linz zu allen Tages- und Nachtzeiten von oben zu beobachten und im wahrsten Sinne des Wortes über den Dingen zu stehen. Ich war auch viel am Balkon, um den Ausund Weitblick zu genießen. Für mich als Bergsteigerin war das ein absolutes Highlight. Apropos Bergsteigen: In meiner Woche im Dom bin ich auf 8.000 Stufen gekommen – nur bergauf. Aber ich wollte das Gebäude, das in dieser einen Woche mein Zuhause war, eben erkunden. Ich war voller Fragen. Nicht nach einem Sinn oder zum Leben, sondern zum Dom. Ich hab mich intensiv mit diesem beeindruckenden Gebäude beschäftigt und auch die Glocken genau beobachtet.

Josefine Zittmayr

Gut, die begleiten einen in der Türmerstube ohnehin durch Tag und Nacht. Erstaunlicherweise gewöhnt man sich schnell daran, aber am Anfang waren sie schon sehr laut. Man liegt im Bett und weiß, jetzt ist es Viertel, Halb, Dreiviertel. Irgendwann ist es viertel vier … Aber man hat ja eh nichts vor am nächsten Tag. Bei der Abendmeditation am Donnerstag ist dann das passiert, worauf ich unbewusst die ganze Zeit gewartet habe: Endlich hat mich die Energie vom Dom mit ganzer Wucht erfasst und ich hab eine tiefe Dankbarkeit in mir gespürt, mir sind dabei fast die Tränen gekommen. Das war es, bin ich im Nachhinein draufgekommen, warum ich diese Woche im Dom verbringen wollte: Ich wollte diese Dankbarkeit wieder in mir spüren. Der Alltag hat mich davor sehr gequält, alles war mühsam, ich war lustlos, freudlos. Mit der Dankbarkeit sind gleichzeitig die Zuversicht und Gelassenheit zurückgekommen. Ich sag immer, ich bin mit einem schweren, vollbepackten Rucksack rauf und mit demselben Rucksack wieder hinunter – doch die gleiche Last fühlt sich nun leichter an. Mir geht’s auch jetzt noch so. Ich steh anders auf und geh zuversichtlich in den Tag. Ich kann mir auf alle Fälle vorstellen, noch einmal in die Türmerstube zu ziehen. Wer weiß, vielleicht zum 60. Geburtstag.“

„Was passiert mit mir da oben auf 68 Metern?” „Als spirituelle Begleiterin war ich von Anfang an in das Projekt involviert. Bis heute habe ich über 30 Turmeremiten begleitet. Natürlich haben sie mich jahrelang gefragt, ob ich auch schon oben war. Irgendwann wollte ich es dann wirklich selber wissen. Was passiert mit mir da oben auf 68 Metern? Mittlerweile war ich sogar schon zwei Mal Eremitin: zu Ostern 2015 und im Jänner 2019. Wobei sich die beiden Male sehr unterschieden haben. Das erste Mal verspürte ich eine tiefe Ruhe, das zweite Mal ging diese Reise zu mir selbst noch tiefer. Das passt zu dem, was mir andere Eremiten geschildert haben. Ich hab ihre Erfahrungen als sehr spezifisch und persönlich empfunden. Nur die Freude über das Erlebte war bei allen gleich. Auch bei mir. 2015 war eine anstrengende Zeit für mich, ich hatte mir vorgenommen, im Dom vor allem auszuschlafen. Ich hab dann aber auch viel gemalt, etwa Sonnenaufgänge in das Eremitentagebuch, meine Malsachen

31


So hab ich schon frühmorgens bei den Sonnenaufgängen durch die Linse geschaut. Wann bin ich schon sonst um diese Uhrzeit am Dom? Ich bin generell gerne am offenen Fenster gesessen und habe meine Füße baumeln lassen – darunter befindet sich ja der Balkon. Um sieben Uhr beginnen dann in der ganzen Stadt die Glocken zu läuten, auch die im Dom, die ich übrigens sehr geliebt habe. Und dann dazusitzen, die Glocken zu hören, die Stadt von oben zu sehen – spätestens bei diesen Wahrnehmungen war das Glücksgefühl in mir spürbar. Ich habe es dann auch ausgekostet, den Schlüssel zum Dom zu haben. Damit kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit überall hin und auch die Höhengänge besuchen. Einer davon hat mich zur Statue der Mutter Gottes geführt, die in zwölf Metern Höhe hängt und mit der ich plötzlich von Angesicht zu Angesicht war. Ich hab mich Stunden dort oben aufgehalten, um diese Figur mit unterschiedlichen Objekten und aus unterschiedlichen Perspektiven einzufangen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war das schon eine Art von Anbetung. Und im Nachhinein gesehen, hat mich der Turm ja auch bestärkt. Durch die Reduzierung von Raum und das Fehlen von Ablenkung bin ich immer mehr in der Gegenwart angekommen und konnte wieder erkennen, wie besonders das Jetzt ist. Und ich trage jetzt mehr Wissen in mir. Würde ich noch einmal in den Dom ziehen, wüsste ich, was auf mich zukommt. Und meine Erlebnisse helfen mir auch, wenn ich andere Eremiten begleite. Ich kann ihnen jetzt noch mehr Verständnis entgegenbringen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, was sie erleben.“

hatte ich mit. Man ist ja völlig frei, wie man seine Zeit gestaltet. Ich hatte davor zum Beispiel eine Eremitin begleitet, die in der gesamten Woche geschwiegen hat. Sie war sehr erfahren und wollte die Zeit gerne komplett alleine verbringen. Wir haben uns dann einfach jeden Tag beim Gottesdienst gesehen und zugenickt. Das Spannende für mich ist, dass das vor vielen Jahren war und ich genau mit dieser Eremitin heute noch Kontakt habe. Nach ihrer Woche im Dom gab es dann eben viel Redebedarf. Etwas, das wir Begleiter immer allen ans Herz legen: Ruht euch aus. Für mich war das einfach. Die Türmerstube ist irrsinnig kuschelig und gemütlich. Obwohl man so hoch oben ist, vermittelt sie ein sehr erdiges Gefühl der Geborgenheit. Mein Vorteil war natürlich auch, dass ich schon sehr viel gewusst habe. Dennoch: In den Dom zu gehen und zu wissen, da wohne ich jetzt eine Woche lang, ist ein erhebendes Gefühl. Ich dachte manchmal, jeder Stein will mir eine Geschichte erzählen, und die Glocken läuten nur für mich. Dieses Gefühl einer tiefen Beheimatung, einer selbstverständlichen Zugehörigkeit, das ich im Dom verspürte, habe ich die ganze Woche um mich gehabt. Als ob ich etwas tragen würde, das mich schützt. Und etwas ist davon auch bei mir geblieben. Da, wo das Herz zur Ruhe kommt, gibt es eben Platz für tiefe, bedeutsame Erlebnisse wie dieses.“

Susanne Windischbauer „Bin ich hier wirklich allein im Dom?” „Ich hab erlebt, wie glücklich die Menschen aus ihrer Woche als Turmeremiten zurückkommen und was es mit ihnen macht. Mit der Zeit ist meine Neugierde deshalb immer größer geworden, es selbst auszuprobieren. Im August 2018 habe ich dann die Seite gewechselt – von der geistlichen Begleiterin zur Turmeremitin. Und meine Erwartungen waren hoch. Dazu muss man wissen, ich bin eine Exerzitienfreundin. Das heißt, ich kenne diese Art von Rückzug, wo man beispielsweise meditiert. Was ich allerdings nicht gekannt habe: wie es ist, dabei ganz alleine zu sein – noch dazu in einem Turm. Da ist bei mir zum Beispiel die Frage aufgetaucht, ob ich wirklich ganz alleine in diesem riesigen Dom bin. Ich war anfangs mit Angstgefühlen konfrontiert, die Woche hat mich also durchaus etwas Mut gekostet. Meine hohen Erwartungen sind mir dabei, das ist mir später bewusst geworden, auch im Weg gestanden. Ich hab mich, wenn ich ehrlich bin, auch einsam gefühlt. Ich bin in dieser Zeit draufgekommen, dass ich mich zwar gerne in die Stille zurückziehe, ich aber den Halt der Gruppe dabei sehr schätze. Und in der Türmerstube ist es eben noch einmal eine Reduzierung der Personen. Was mir bei all diesen Herausforderungen geholfen hat: dass ich meine Kamera dabei hatte, an der ich mich als Fotografin anhalten konnte.

Zuhause auf Zeit: Josefine Zittmayr verspürte eine besondere Verbindung zum Linzer Dom.

32


Happy End trotz Herausforderungen: eine glückliche Susanne Windischbauer in ihrem Dom-izil.

Turm und Drang Turmeremit kann man in der Fastenzeit und zu Ostern, im Juli und August sowie im Advent und zu Weihnachten werden. Übrigens unabhängig von religiöser Zugehörigkeit. Jeder Eremit bewohnt den Dom für jeweils sieben Tage, von Freitag bis Freitag, und bekommt in dieser Zeit einen spirituellen Begleiter zur Seite gestellt. (Man muss als Eremit nicht schweigen, man kann aber.) Auch das Tagebuch, in dem sich alle ehemaligen Eremiten verewigen, begleitet einen als Inspiration durch die Zeit. 33


Ofen für Neues

Salzstangerl – Eines der ersten Salzbergwerke überhaupt befand sich im Salzkammergut. In Hallstatt, um genau zu sein. Das Salzvorkommen ist aber auch in Graz beachtlich gestiegen. Wir backen unsere Salzstangerl jetzt nämlich nicht mehr nur am Hauptplatz, sondern auch im Atelier. Salzstangerlgewinnung im großen Stil! Darum gibt es sie jetzt endlich in all unseren Filialen. Wir finden, ein Gewinn für uns alle.

34


Nougat-Krokant-Croissant – Das Wort Croissant kommt aus dem Französischen und bezeichnet einen Halbmond. An der Form kann es nicht liegen, wenn man sich unsere Variante davon ansieht. Dann schon eher daran, dass wir uns an keinem von beiden je sattsehen können. Satt essen können wir uns an unserem Croissant aber auch nicht. Vor allem, seit wir es mit unserer eigenen Nougat-Krokant-Creme füllen. Nougat ist übrigens ebenfalls Französisch und steht für Nuss. Genau, wie in Genuss.

35


Berry good morning – Man soll sich ja nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Auf den Himbeeren aber auch nicht, finden wir. Denn wer was erreichen will – quasi die Früchte seiner Arbeit ernten –, muss nicht nur früher aufstehen, sondern auch zu-backen. Klar, wir haben leicht reden, das ist schließlich unser täglich Brot. Oder in diesem Fall eben ein neues Frühstück, das es schon bald bei uns geben wird. Mit drei Scheiben Baguette, Gervais, hausgemachtem Beerenröster und frischen Beeren obendrauf. Einfach beerfekt.

36


Handsemmel – Die Handsemmel ist die Königsdisziplin des Bäckerhandwerks, auch wenn sie von allen Kaisersemmel genannt wird. Es braucht nämlich viel Geschick, um sie zu formen. Ein flach gedrückter Teigling muss dafür fünf Mal eingeschlagen werden – ohne maschinelle Hilfe, das liegt auf der Hand. Angeblich dauert es eintausend Versuche, bis das Formen eine runde Sache ist. Oder umgerechnet: vier Stunden in unserer Backstube, die ausschließlich der Handsemmel gewidmet sind.

37


Der gewohnte Ge Von SONIA LASZLO

Durch den weltweiten Zustand der letzten Monate, man muss schon fast sagen Jahre, ist uns, ob wir wollen oder nicht, klar geworden, was uns wichtig ist. Was zählt im Leben? Was bewegt uns jeden Tag? Oder was hält uns fest? Ist es die „Anziehungskraft“ einer Sache oder die wohl oder übel eigene „Schwerkraft“, um nicht zu sagen „Trägheit“, die unser Leben dominiert?

weile sogar die eigene Kleidung und der Inhalt einer Schublade glücklich macht, wissen, dass das Glück nicht die Antwort ist. Anzustreben ist vielmehr die Zufriedenheit. Zufrieden und in uns ruhend hat viel mit Gewohnheit und auch mit Ernährung zu tun. Mehr und mehr bestätigt auch die Wissenschaft, dass vieles in unserem Darm liegt, und den dortigen „Garten“ zu pflegen, hat viel mit unserem „täglich Brot“ zu tun, seien dies unsere Tätigkeiten wie auch die tatsächliche Ernährung. Das Glück hingegen ist kein Dauerzustand, der beruhigend wie die Zufriedenheit ist. Denn ein weiterer Glücksfaktor ist die Dynamik. Mit ihr können auch abwechslungsreiche Gewohnheiten, die somit per se nicht wirklich bekannte und teils eintönige Gewohnheiten sind, Glücksfaktoren werden. Das Glück liegt auch in uns und kann auch von außen ausgelöst werden, ein Glücksfaktor vermag also außerhalb zu liegen, das Glück selbst aber nur in uns selbst.

So viele Dinge sind uns und einer ganzen Generation in den prägenden Jahren verwehrt geblieben, bei so vielem ist uns bewusst geworden, dass es nicht in unserer Macht ist, etwas zu ändern. Speziell dadurch wurde jedem von uns teilweise schmerzlich vor Augen geführt, welche Gewohnheiten wir haben, welche wir aufgeben müssen und auf welche wir lieber auch in Zukunft verzichten möchten. In diesen, auch isolierenden Monaten haben wir gefühlt, was uns etwas im Leben bedeutet und was uns fehlt. Und trotz allem oder vielleicht deswegen fragen wir immer noch nach dem Glück. Selbst, wenn wir es nicht selbst tun, sind wir es gewohnt, dass wir nach unserem Glück gefragt werden und daran erinnert werden, dass das Lebensziel sein sollte, glücklich zu sein. Wir sprechen vom Glück und jagen ihm sogar hinterher. Für das Glück sind sowohl zu rasche Veränderungen, wie ein plötzlicher Lockdown, genauso wie nicht abwechslungsreiche Gewohnheiten Gift. Es gibt viele Glücksfaktoren, und Neues ist einer davon, aber keinesfalls sind Gewohnheiten Glücksfaktoren, sie sind die Muse der Zufriedenheit.

Seit der Zeit der Aufklärung ist der Faktor Glück, man könnte fast sagen: ein Lückenbüßer. Denn da nicht genug Land vorhanden war, um jedem Land oder Reichtum zu versprechen, wurde die Suche nach dem Glück, die uns bis heute verfolgt, eingeführt. Richtig, eigentlich verfolgt uns das Glück und nicht wir es, uns wird nur eingeredet, dass wir alles nach Glück oder kein Glück beurteilen sollen. Daher ist diese Emotion auch hinlänglich über Jahrhunderte und speziell in den letzten Jahrzehnten erforscht worden. Wir können mittlerweile sogar dem Gehirn beim Glücksgefühl „zusehen“ und wissen, welche Botenstoffe, z. B. Dopamin, einen Glücksstoß auslösen. Aber egal wie, das Geschäft mit dem Glück rennt, und auch dieser Artikel hat den Aufhänger Glück. Glück ist im Moment, während Zufriedenheit ein andauernder Zustand ist, an dem wir selbst arbeiten und das Unsere dazutun können. Will man z. B. ein Glücksgefühl, kann man sich einfach nur unglücklich machen oder auch Enthaltsamkeit üben. Denn allein den Kontrast, wenn auf einmal alles wieder in Ordnung ist, erkennt der Mensch besonders gut. Wenn ständig alles in Ordnung ist, tritt ein Gewöhnungseffekt ein, und wie wir wissen, sind Gewohnheiten und Bekanntes nicht förderlich für das Glück. Daher tut dem Glück

Mittlerweile müsste fast jeder, der als moderner Mensch lebt und der die ständige Bombardierung der Glücksfragen, das ständige Hinterfragen, ob einen eine Tätigkeit, ja mittler-

38


eruch des Glücks Autorin Sonia Laszlo begibt sich für uns auf die Suche nach dem Glück.

ein Kontrast gut, denn der Mensch erkennt Kontraste besonders stark. Wenn ich zum Beispiel in einem Land lebe, in dem die Kunst des Brotbackens keine lange Tradition hat und unser gutes Schwarzbrot nicht alltäglich ist. Ja, eigentlich nicht nur nicht alltäglich ist, sondern kaum gutes Brot zu finden ist. Dann ist das mit dem Glückskick ein Leichtes, denn der erste Bissen Schwarzbrot nach der Rückkehr nach langer Zeit und selbst nach einem Kurzurlaub schmeckt bestimmt immer am besten.

in vielen Menschen aus. Kein Wunder, dass die alte Weisheit der Immobilienmakler in den USA lautet: Backe etwas, und du wirst dein Haus schneller und leichter verkaufen! Was dahintersteckt, ist, dass ein kühles, unbewohntes, nicht wohlriechendes Haus weniger angenommen wird als eines, das sofort Erinnerungen weckt. Geht eine Kundschaft in ein wohlriechendes Haus – und was riecht besser als ein duftender Ofen und die Vorfreude auf das Gebackene –, dann ruft der gute Geruch sofort Erinnerungen, sowie die Möglichkeit in einem Haus Erinnerungen zu machen, hervor. Da wir gerade beim guten Geruch frisch gebackener kleiner Kunstwerke sind: Gemeinsam Brot brechen ist wahrscheinlich das Beste, was Sie heute für Ihr Glück tun können. Immer mehr Studien weisen darauf hin, was man sich schon lange gedacht hat: dass in der Gemeinschaft das Glück liegt. Sogar die längste Langzeitstudie, eine Studie der US-amerikanischen Universität Harvard, bestätigt, dass es eine starke Verbindung zwischen den engen Beziehungen des Lebens und dem Wohlbefinden gibt. Die wichtigste Entscheidung des Lebens, mit wem man sich umgibt, ist in vielerlei Hinsicht tonangebend.

Schauspieler sind Meister darin, in sich selbst Emotionen auszulösen und dann auf der ausgelösten Welle zu reiten. Daher eignet sich auch Schauspieltechnik – und damit sich selbst besser kennenzulernen – für das Glück. So wie jede andere Möglichkeit der Selbstfindung und Beschäftigung mit sich selbst. Emotionen sind immer im Moment und eben immer eine Welle, die man nur reiten kann. Einerseits ist es traurig, denn wie der Bissen, der weg ist, wenn ich ihn gegessen habe, ist auch die Emotion weg, wenn ich sie ausgelöst habe. Andererseits ist es auch schön, denn das ist das Leben, und das Leben ist flüchtig und im Moment und daher nur als solches zu genießen und zu erleben.

Das Projekt der Universität Harvard folgte einigen hundert Männern seit dem Jahr 1938, als sie Teenager waren. USPräsident John F. Kennedy war sogar Teil der ursprünglichen Gruppe. Die Teilnehmer und nun sogar deren Kinder werden über ihr ganzes Leben hinweg befragt, sogar ihr Umfeld spielt in der Forschung eine Rolle und ist ebenfalls Teil der Befragungen.

Ist der Moment vorbei, bleibt uns nur die Erinnerung, und die kann durchaus schön sein. Zum Beispiel erinnert mich MART I N AUER Brot an meine Kindheit und an das wunderbare Schwarzbrot eines Nachmittags als Jause nach intensivem Spiel. Der Geruch allein versetzt mich zurück und löst so Gefühle aus, die zwar per Definition nicht die gleichen sind, wie sie damals waren, denn eine Emotion gibt es in der Form und unter den gewissen Umständen nur einmal. Wie der berühmte Fluss, in den man nur einmal steigen kann. Aber in Form einer Erinnerung, die neu gelebt wird, wenn sie hervorgekramt wird und dann wieder abgespeichert wird. So können wir uns nicht erinnern, ohne die Erinnerung anzusteuern und hervorzuholen, und so verändert sie sich, denn wir leben und erleben ständig. Wir können nur aktiv unsere Rolle spielen und den Moment genießen. Sei er aus einer Erinnerung oder ein frisch gelebter. Besonders Gerüche, wie die des frisch gebackenen Brotes, lösen positive Emotionen

Warum Gemeinschaft uns glücklich macht? Wahrscheinlich, da Glück ein Werkzeug der Schöpfung ist und die Schöpfung ein Interesse hat, dass ihr Werk nicht gleich nach der ersten Generation endet, und die Menschheit bis heute besteht. Gemeinsam sind wir bekanntlich stärker, und wir brauchen einander auch, um überhaupt zu überleben. Wie sehr wir alle miteinander verbunden sind, wurde uns ja gerade schmerzlich vor Augen geführt. Wir alle sind Teil eines gemeinsamen großen Ganzen, daher sollte jeder von uns so viel wie möglich für alle tun, denn wenn es uns allen besser geht, geht es uns allen besser.

39


Text SABRINA LUTTENBERGER

Foto MICHAEL KÖNIGSHOFER

Wasser, eine klare Sache

Wasser ist von elementarer Bedeutung. Es ist ganz und gar nicht überflüssig. Jeder von uns verwendet es täglich, und doch wissen wir es oft erst dann zu schätzen, wenn es einmal nicht mehr fließt. 40


41


Ohne Wasser würden wir auf dem Trockenen sitzen. Dann gäbe es kein Getreide. Kein Brot. Und auch keine Bäcker. Mehr noch oder eigentlich: noch weniger. Denn ohne Wasser gäbe es ja nicht einmal uns Menschen. Wasser ist der Grund, warum wir uns vor vielen Millionen Jahren entwickeln konnten. Seither sichert es uns das Überleben. Jede einzelne Zelle in unserem Organismus braucht es, um zu funktionieren. Alles, was in uns passiert, basiert auf Wasser. Blut, Schweiß und Tränen. Wir können also nicht ohne Wasser. Trotzdem tun wir uns auch mit ihm manchmal schwer. Diese Ambivalenz der Gefühle – sie auszuhalten, das grenzt schon fast an Kunst.

unsere Gesellschaft auseinandergesetzt. Wasser war daher auch immer Gegenstand der Kunst. In Gemälden, wie oben beschrieben, aber zum Beispiel auch in der Musik. „I bless the rains down in Africa.“ In ihrem Welthit „Africa“ besingt die Band Toto die Wasserknappheit am titelgebenden Kontinent. Solche Auseinandersetzungen mit Wasser sind eigentlich glasklar, schließlich ist Kunst ein Abbild dessen, was uns Menschen wichtig ist. Aber nicht nur unsere Kreativität ist von unserem Verhältnis zum Wasser geprägt. Wasser ist elementar für die Wissenschaft. Die Landwirtschaft. Auch die Religionen dieser Welt haben Rituale rund ums Wasser entwickelt. Die Taufe ist in unseren Breiten das wahrscheinlich bekannteste davon, obwohl auch in der Fastenzeit sicher gerne einige untertauchen würden. Dabei verzichten die meisten Menschen heute ja ohnehin „nur“ auf die Dinge, die sie nicht unbedingt brauchen. Früher gab es hingegen wirklich Menschen, die sich 40 Tage lang ausschließlich von Wasser und Brot ernährten. Auch wenn das Fasten jetzt ein bisschen lockerer ist, die Verbindung von Mensch, Brot und Wasser ist nach wie vor stark. Das sieht man ja zum Beispiel auch bei uns.

Es gibt ein berühmtes Bild des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai, das die Bedrohung der Menschen durch die Naturgewalt Wasser zeigt: „Die große Welle vor Kanagawa.“ Darauf sind kleine Fischerboote zu sehen, die jeden Moment vom Meer verschlungen werden. Denken wir an solche riesigen Wassermassen, bekommen wir es mit der Angst zu tun. Gleichzeitig fürchten wir Menschen den Tag, an dem das Wasser knapp wird. Auch die Dürre hat das Potenzial, alles zu zerstören. In Österreich können wir uns glücklich schätzen, wir haben unsere Quellen. Unser Land verfügt über große Trinkwasserreserven. Wir denken gar nicht daran, dass es auch anders sein könnte und vergessen deshalb oft, wie wertvoll Wasser eigentlich ist.

Ohne Flüssigkeit wäre unser Gebäck plötzlich ungenießbar. Mehlstaubtrocken sozusagen.

Als Bäcker ist Wasser für uns eine der Hauptzutaten in unserem Gebäck. Vor allem beim Brot. Für den bio Franciscus zum Beispiel braucht es neben Mehl und Salz auch noch 0,75 Liter Wasser pro Laib. Da kann man sich ausrechnen, wie viel Wasser über den Tag verteilt zusammenkommt (oder man schaut in unserer Zahlenreihe rechts nach). Müssten wir in unserer Arbeit auf Wasser verzichten, würde das also schnell auffallen, auch unseren Gästen.

Wenn man einmal darüber nachdenkt, hat Wasser keinen besonders guten Ruf. Wenn jeder Wein bestellt und einer bei Wasser bleibt, gilt derjenige gleich als langweilig. Wasser, sind sich viele einig, macht keinen Spaß. Es schmeckt ja auch irgendwie fad, nach nichts. Dabei ist Wasser alles. Es ist unser Lebenselixier. Und nicht nur das: Wasser ist ja auch ein Lebensraum für unzählige Tierarten und Mikroorganismen. Mehr als 70 Prozent unserer Erde sind von Wasser bedeckt, wir können nur erahnen, was sich darin alles tut. Den Beinamen „blauer Planet“ trägt die Erde ja nicht umsonst. Wobei Wasser genau genommen farblos ist. Seiner Strahlkraft tut das aber keinen Abbruch. Denn spätestens wenn vom Wasser wenig da ist, fällt uns auf, dass wir gar nicht genug davon kriegen können. Schon unsere Vor-Vor-Vorfahren haben sich intensiv mit der Bedeutung von Wasser für

Ohne Flüssigkeit wäre unser Gebäck plötzlich ungenießbar. Mehlstaubtrocken sozusagen. Nicht einmal Drinks könnten dann noch helfen. Denn selbst der Milchkaffee wird ja zuerst mit Wasser aufgebrüht. Jetzt, wo wir so darüber sinnieren, fällt uns auf, dass bei uns irgendwie ja auch alles mit Wasser begonnen hat. Als Martin seinem Vater die Bäckerei vor mehr als zehn Jahren abgekauft hat, um seine eigene Vision von MART I N AUER zu verwirklichen, war das ganz schön mutig. Oder anders gesagt: ein Sprung ins kalte Wasser.

42


Aus sicherer Quelle

0,1 Liter

Ein Briochekipferl kommt mit 100 Millilitern aus. Für eine Tagesmenge benötigen wir 62 Liter. Ja, so viele Kipferl backen wir.

0,5 Liter

Auch Hunde haben Durst. Unsere Bürohündin Chilli verschlingt sogar mindestens einen halben Liter Wasser pro Tag.

0,75 Liter

787 Liter

So viel Wasser braucht es, um einen bio Franciscus zu backen. Für alle bio Franciscus Laibe verwenden wir pro Tag durchschnittlich 60 Liter.

Sonntags verwandeln wir 787 Liter Wasser in unzählige Cappuccini. Das entspricht in etwa vier gefüllten Badewannen.

43

15.000 Liter

∞ Liter

Wer hätte gedacht, dass so viel Wasser in unserem Teich im Ateliergarten Platz hat? Viel fehlt da nicht mehr bis zum See.

Wir wissen nicht erst seit dieser Story, wie wichtig es ist, Wasser zu trinken. Darum gibt’s in unseren Filialen Stationen, an denen ihr euch selbst Wasser holen könnt. So oft ihr wollt.


44


Wir sind noch nicht fertig

Marburgerstraße 10 8042 Graz „Reininghaus” UNESCO-Esplanade 12 8020 Graz Ragnitzstraße 91 8047 Graz Hauptplatz 9 8200 Gleisdorf Sterneckstraße 1 9020 Klagenfurt „ATRIO Villach” Kärntner Straße 54 9500 Villach „Südpark Klagenfurt” Südpark 1 9020 Klagenfurt

Foto ALEX KRISCHNER Von gutem Brot kann es nie genug geben – darauf bauen wir. Während ihr das lest, entstehen zum Beispiel gerade sieben neue MARTIN AUER Filialen. Bei manchen davon lehnen wir uns ganz schön weit aus dem Fenster. Wir wagen uns dieses Mal nämlich wieder an Orte, an denen wir noch nie zuvor waren. Also zumindest mit unserer Bäckerei nicht. Villach etwa ist echtes Neuland für uns. Quasi hinab in den Süden. Nur ein kurzes Stück weiter und unser italienisches Landbrot würde seine Verwandten kennenlernen. Wir trauen uns aber nicht nur an die Drau, sondern auch nach Gleisdorf. Wobei uns die Stadt in der Oststeiermark natürlich von Haus aus näherliegt. Von Gleisdorf nach Graz, die Strecke würde sogar unsere Schokoschnecke im Nu zurücklegen. Und auch in Graz selbst

tut sich natürlich wieder einiges. Nur zeigen können wir von all dem noch nicht viel. Es geht sich nur dieser kleine Snack Peek aus. Was wir aber verraten dürfen: Wir werden uns bemühen, in jeder neuen Filiale eine ganz besondere Atmosphäre entstehen zu lassen, die es so nur bei MARTIN AUER, aber nicht einmal bei uns ein zweites Mal auf die gleiche Art gibt. Denn wie immer überlegen wir uns genau, was die jeweiligen Standorte ausmacht. So fühlen sich dort künftig nicht nur unsere Kolleginnen und Kollegen wohl, sondern auch die Gäste. Ob die es sich dann lieber mit einem Topfentascherl in der Ecke gemütlich machen oder eine Butter-Topfenecke to go in ihre Tasche packen, das ist eine andere Baustelle. 45


Ohne Brot zu backen, würde uns etwas fehlen. Ohne Familie, Freunde und Freizeit aber auch. Von Gewohnheiten, die unser Leben bereichern. „Meine Familie lebt in Ungarn. Wenn ich vom Spätdienst nach Hause komme, telefoniere ich deshalb erstmal mit meiner Frau – noch bevor ich frühstücke. Auch mit meiner Tochter telefoniere ich zwei bis drei Mal pro Woche. So vergeht die Zeit etwas schneller, bis ich beide am Wochenende wiedersehe.“ Misi, 49, Zusteller

„Der Moment, wenn ich auf meinem Rad sitze, mich frei fühle und alle Sorgen vergesse.“ Šuki, 34, Filialleiterin

„Ich gehe jeden Tag etwa eine Stunde mit meinem Hund, einem Magyar Vizsla, spazieren. Das Wetter ist uns dabei egal, wir beide können auch im Regen Spaß haben.“ Bianca, 39, Regionale Verkaufsleiterin

„Meinen beiden Kindern aus ihren Büchern vorzulesen, während sie sich links und rechts an mich kuscheln.“ Helmar, 38, Co-Geschäftsführer

„Meine Freundin und ich lieben es, unseren Nachmittagskaffee zu zelebrieren. Dafür mahle ich den Kaffee zuerst mit der Hand, ehe ich ihn mit einem Pour-over-Kaffeebereiter, das ist eine Handfilter-Maschine, brühe. Nach zehn Minuten ist der Kaffee fertig, und wir schnappen uns unsere Lieblingstassen. Dann geht's raus auf den Balkon zum Tratschen und Genießen.“

„Egal ob ich im Auto fahre, am Rad unterwegs bin oder zu Fuß gehe: Musik begleitet mich überallhin. Oft fällt mir gar nicht mehr auf, dass ich auf Play gedrückt hab – so selbstverständlich ist das für mich. Nur in der Küche schalte ich sie ganz bewusst ein: Da wähle ich sie passend zum Gericht.“ Benjamin, 28, Einkauf

Florian, 23, Rösterei-Mitarbeiter

„Meine wichtigsten Happy Moments sind wöchentliche Kochabende mit meinem Mann. Wir suchen uns immer neue Rezepte aus und begeben uns dann auf kulinarische Weltreise. Was mich auch in eine andere Gefühlswelt katapultiert: mich mit Tee und einem Buch von Sebastian Fitzek in meinen Lesesessel zu setzen. Mein Abendritual, bei dem ich alles ausblenden kann.“ Alex, 35, Filialleiterin

46

IMPRESSUM: Herausgeber und inhaltliche Verantwortlichkeit: MARTIN AUER GmbH, Maggstraße 2, 8042 Graz, Austria, www.martinauer.at · Designed with passion by moodley brand identity, www.moodley.at, Sabine Kernbichler; Martina Kogler · Fotografie: Michael Königshofer: Cover, S.23-24, 27, 34-37, 41, 43, 47; Johanna Lamprecht: S. 4-11; LippZahnschirm: S. 13-17; Katharina Khoss: S. 20; Andreas Balon: S. 28-33; Alex Krischner: S.43, 44; Paul Ott: S.43; Text: Sabrina Luttenberger; Sonia Laszlo; Martin Auer · Lektorat: moodley brand identity ; · Druck: Walstead Leykam tiskarna d.o.o., Miklavška cesta 61, 2311 Hoče, Slovenia

Unser großes kleines Glück


Wir WACHSEN

In VERKAUF und SERVICE In der BACKSTUBE In der ORGANISATION

Join our team

Das Team ist super drauf und die bio Brote sind superfrisch. Aber was der Arbeit bei uns die Milchschaumkrone aufsetzt: die köstlichen Kaffeepausen. Du findest, das hört sich gut an? Dann schick uns deine Bewerbung mit Lebenslauf an: welcome@martinauer.at Wir freuen uns.

martinauer.at/jobs


GIB DEM BROT DIE SEELE ZURUCK.

Es jeden Tag besser zu machen, ist nur möglich, indem wir übers Backblech hinausdenken. Indem wir überlegen, was Brot ist. Was sicher reinkommt und was auf keinen Fall reinkommt.

www.martinauer.at


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.