Wasserzeitung 03/2009

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4. Jahrgang Nr. 3 August 2009

Informationen vom WasserZweckVerband Malchin Stavenhagen

Das sanierte Wasserwerk Luplow liefert bestes Trinkwasser

Streng geprüft und für gut befunden Am 19. Mai wurden die Arbeiten zur Sanierung des Wasserwerkes (WW) Luplow abgeschlossen. Die Versorgungsstrategie des WZV ruht vor allem auf zwei Grundpfeilern: sichere und stabile Trinkwasserliefungen auf lange Sicht und Verringerung der Kosten durch die Ablösung veralteter Anlagen. Entsprechend dieser Philosophie befassten sich die Wasserspezialisten des Verbandes lange vor Beginn der Arbeiten in Luplow mit umfangreichen Vergleichsberechnungen und Untersuchungen. „Den Kosten für die unumgängliche Sanierung und den laufenden Betrieb der drei Wasserwerke in Luplow, Bredenfelde und Briggow wurde der Aufwand für den Ausbau der Anlage in Luplow und die Verlegung der Rohrleitungen nach Bredenfelde und Briggow gegenübergestellt“, erläutert WZV-Geschäftsführerin Petra Tertel. Unterm Strich kam dabei ein jährliches Plus von ca. 9.000 Euro durch verminderten Bedienungsaufwand und Energieeinsatz heraus. Außerdem besitzt Luplow die besseren hydrogeologischen Voraussetzungen, da hier das Grundwasserdargebot ausreichend und gut geschützt ist. Dadurch können die Schutzzonen so gefasst werden, dass die vorhandene Bebauung und die künftige Ortsentwicklung nicht beeinträchtigt werden. Erste Etappe bei dem Gesamtprojekt „Sanierung WW Luplow“ bildete 2008 die Ablösung des Wasser-

Landpartie Traditionell befindet sich Stavenhagen Ende August in der Hand der Schützen. Das 8. Landesschützenfest von Mecklenburg-Vorpommern und das 13. Altstadtfest erwarten vom 28. bis 30 August wieder Tausende Schaulustige in der Reuterstadt. So wird beim Bürgerkönigsschießen der Treffsicherste gesucht. Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung wird zweifellos der Große Schützenausmarsch am 29. August um 10.30 Uhr

Aaron, Lukas, Henning, Annika, Laura, Cedric, Lea, Celin und Paul (v.l.n.r.) mit Ihrem Lehrer Olaf Schaphorst von der Patenschule des WZV „Plietsche Kinner“ in Jürgenstorf waren sich in ihrem Urteil über das Trinkwasser aus dem Luplower Wasserwerk einig: schmackhaft, frisch und klar. Ein Qualitätszeugnis, mit dem WZV-Chefin Petra Tertel gut leben kann. werkes Bredenfelde, dessen Kunden in Bredenfelde, Neu Bredenfelde, Lüdershof, Karlshof und Voßfeld seit dem von Luplow aus beliefert wurden. Damit verdoppelte sich fast die jährliche Fördermenge des Luplower

Werkes auf 25.250 m³ Trinkwasser. In diesem Jahr wurde in Luplow das neue Gebäude für das Wasserwerk gebaut, die technische Ausrüstung einschließlich der Elektro-, MessSteuertechnik installiert und ein

moderner Reinwasserbehälter für 122 m³ ans Netz angeschlossen. Dadurch können jetzt auch die Briggower mit Luplower Wasser versorgt und das dortige Werk stillgelegt werden. Die dadurch benötigte

8. Landesschützenfest und 13. Altstadtfest vom 28.–30. 8. in Stavenhagen sein. Daneben wird den Besuchern ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm geboten. Als Stargast ist am Sonntag um 16 Uhr das Duo DESTIVO­ zu erleben. Auch für den großen Hunger und kleinen Durst wird ausreichend gesorgt sein . 8. Landesschützenfest und 13. Altstadtfest Stavenhagen 28. bis 30. August Weitere Infos Tel.: 039954 279835

Die Stavenhagener Schützen beim Festumzug.

Fördermenge von jährlich 37.500 m² für die insgesamt 402 Einwohner schafft das Wasserwerk Luplow problemlos. Fortsetzung auf Seite 4/5

Geld für Kunden Ungewöhnlich, aber wahr. Kunden des WZV, die zwischen August 2000 und Juli 2008 einen Bescheid über das Legen eines Trinkwasserhausanschlusses erhalten haben, erhalten vom Wasserzweckverband Geld zurück. Mehr dazu Seite 4/5


AKTUELLES

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WASSER ZEITUNG

Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollen die Gewässer gesunden

Haben alle die Hausaufgaben gemacht? Um die stark belasteten Gewässer in Europa wieder in einen guten Zustand zu versetzen, wurde 2000 die Europäische Wasserrahmenrichtlinie beschlossen. Entsprechend dem natürlichen Lauf der großen Ströme wurden – oft grenzüberschreitend – Flussgebietseinheiten gebildet. Von den zehn deutschen Flussgebieten befinden sich vier ganz oder teilweise im Bundesland MecklenburgVorpommern: Warnow/Peene, Elbe, Oder und Schlei/Trave (siehe Karte). Über Aufgaben der Wasserverbände bei der Umsetzung der WRRL sprach die Wasser Zeitung mit Ute Hennings, Abteilungsleiterin Wasser und Boden im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG). Zu Beginn verwies Ute Hennings darauf, dass die Jahr für Jahr zunehmende Zahl der Urlauber an der Ostsee nicht zuletzt auch auf die bessere Wasserqualität an der Mecklenburger Ostseeküste zurückzuführen sei.

Kein Grund zum Jubeln Erheblichen Anteil hat daran eine effiziente Abwasserreinigung, in die das Land und die Kommunen seit der Wende insgesamt rund 1,5 Mrd. Euro

Ziel der WRRL ist es, den Zustand der Gewässerökosysteme und der unmittelbar von ihnen abhängenden Landökosysteme und Feuchtgebiete zu schützen und zu verbessern; eine nachhaltige Wassernutzung zu fördern; die Einleitung und Freisetzung so genannter prioritärer Stoffe und prioritärer gefährlicher Stoffe in die Gewässer zu reduzieren oder einzustellen; die Verschmutzung des Grundwassers zu verringern; die Auswirkungen von Überschwemmungen und Dürren zu mindern.

MEINUNGEN Vorsorge Da das Trinkwasser unser wichtigstes Lebensmittel ist, setzen wir alles daran, es in vorzüglicher Qualität an unsere Kunden zu liefern. Deshalb beschränken wir uns als Verband nicht auf Analysen am Wasserwerksausgang, sondern beproben bereits das Rohwasser. Damit können mögliche Gefährdungen des Grundwassers früh erkannt werden. Um eine solche Arbeitsweise im Sinne unserer Kunden zu vereinheitlichen, wäre eine gesetzliche Vorgabe von Nutzen. Peter Dammann, WZV Malchin Stavenhagen Leiter Entwicklung & Konzeption

Kein Handelsgut Erste Anzeichen für das „Greifen“ der Wasserrahmenrichtlinie. Zunehmend klare Ostseefluten – Spaß pur, nicht nur für unsere Jüngsten. investierten. Insbesondere die 115 größeren Kläranlagen (ab 2.000 EW) reduzierten den jährlichen Stickstoffund Phosphoreintrag in die Zuflüsse der Ostsee deutlich. Dennoch gibt es aus Sicht der Wasserrahmenrichtlinie keinen Grund zu großem Jubel, denn die meisten Gewässer in Mecklenburg-Vorpommern leiden immer noch an zu hohen Nährstoffeinträgen und Strukturmängeln. Weniger als 10 % der Fließgewässer, zwei Drittel der Seen und geringe Bereiche der Mecklenburgischen Ostseeküste befinden sich in einem guten Zustand. Die Abteilungsleiterin erinnert daran, dass in die Gewässerbewertung sowohl die chemischen als auch die ökologischen Indikatoren einfließen.

physikalisch-chemischen Zustand der Oberflächengewässer durch Reduzierung der Nährstofffrachten entscheidend verbessert“, betont Hennigs. Probleme bereiten nach wie vor die diffusen Einträge, die vor allem aus den Drainagen, Abschwemmungen und Erosionen stammen. Besser ist es um das Grundwasser in unserem Bundesland bestellt. Die Daten aus mehr als 200 Messstellen belegen, dass zwei Drittel des oberflächennahen Grundwassers den Ansprüchen der WRRL entsprechen. Auf die Qualität des Trinkwassers hat diese Einstufung keinen Einfluss, erklärt Ute Hennings. „Wir nutzen für die öffentliche Versorgung nur die

Schwachstellen Gerade bei den Fließgewässern sind vor allem Querbauwerke (Wehre, Staue), erheblich veränderte Wasserläufe und Verrohrungen die ökologischen Schwachstellen. „Dagegen hat die Abwasserbeseitigung ihre Hausaufgaben gemacht und den

Grundwasserleiter, die sich in einem guten Zustand befinden.“ Zugleich macht sie darauf aufmerksam, dass eine nachhaltige Trinkwasserversorgung die kontinuierliche Beprobung des Rohwassers verlangt. Viele Wasserversorger praktizieren das bereits, um z. B. die Gefahr einer Versalzung oder Verschmutzung ihrer Grundwasserressourcen rechtzeitig zu erkennen. „Aber eine gesetzliche Regelung würde insgesamt noch mehr Sicherheit schaffen“, plädiert die Abteilungsleiterin. Flussgebietseinheiten in M-V

Warnow/Peene Schlei/Trave Oder Elbe

Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss. Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Fließgewässer schützen Wir Wasserverbände in Mecklenburg-Vorpommern haben seit der Wende mit hohem Aufwand unsere Kläranlagen modernisiert, um durch eine effiziente Reinigung des Abwassers zum guten Zustand unserer Fließgewässer im Sinne der WRRL beizutragen. Diesem gleichen Ziel dienten auch die Gewässerrandstreifen, die als eine Art Pufferzone die Gefahr von Nähr- und Schadstoffeinträgen in Gräben, Bäche, Kanäle, Flüsse und Seen verringerten. Wir bedauern es deshalb sehr, dass der Gesetzgeber künftig auf diese Regelung verzichten will. Ralph Rassmann, Geschäftsführender Leiter des WBV Sude-Schaale

Zeitschiene für die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie 2000 (Dez.) Inkrafttreten der EG-WRRL

2001 (Juni)

2002 (Juli)

Inkrafttreten der Umweltqualitätszielverordnung M-V

Erster Erlass des Umweltministeriums zur Umsetzung der EG-WRRL in M-V

2004 (Dez.) Bestandsaufnahme/Analyse der Gewässerbelastungen

2006 (Dez.) Aufstellung der Gewässerüberwachungsprogramme

2009 (Dez.) Bekanntmachung der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmeprogramme

2010 (ff.) Umsetzung vordringlicher Maßnahmen der Bewirtschaftungsplanung

2015, 2021

2027

Ende des ersten Bewirtschaftungsplans, Fortschreibung für 2. bzw. 3. Bewirtschaftungszeitraum

Maximale Fristverlängerung zur Erreichung der Umweltziele


MECKLENBURG-VORPOMMERN

AUGUST 2009

GUTES WASSER FÜR GUTE PRODUKTE

Das Bierbrauen

HISTORIE

Heimisches Bier immer beliebter

„Ein schauerliches Getränk ...“ Sumerer Aus 4.000 v. Chr. stammt die älteste nachweisbare Überlieferung, dass die Sumerer durch Zufall den Gärungsprozess entdeckten.

Gutes Wasser ist für viele Lebensmittel die Voraussetzung. Bier besteht sogar zu 85 bis 90 Prozent aus diesem Lebenselixier. Auf die Qualität des Wassers legt der Usedomer Braumeist e r T hi e m o Schreieder großen Wert. Weil es für den Geschmack wichtig ist. Auf keiner Strandparty darf es derzeit fehlen: ein frisches kühles Bier. Wenn es aus der Region kommt, ist es umso beliebter,

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Babylonier 2.000 v. Chr. wurden bei ihnen schon 20 verschiedene Sorten gebraut. Das Bier war trüb und ungefiltert. Die berühmten Gesetzestexte des Hammurapi enthalten eine Verordnung, die täglich Arbeitern zwei, Beamten drei, Verwaltern und Oberpriestern fünf Liter Bier sicherten. Ägypter Sie benutzten den ungebackenen Brotteig zu Bierherstellung. Um das Bier schmackhafter zu machen, gaben sie dem Sud Datteln zu.

Hier entsteht unter strenger Kontrolle von Braumeister Thiemo Schreieder das edle Gebräu. weiß Thiemo Schreieder, Braumeister im Usedomer Brauhaus. „Die Menschen fragen stärker danach, wo und wie etwas produziert wird. Sie probieren gern RegionalTypisches. Während die großen Brauereien zurückgehen, entstehen in Deutschland immer neue kleine Brauhäuser“, sagt der aus Franken stammende Meister. Gerade feierte er mit Freunden und Gästen das 5. Jubiläum in Heringsdorf, eine Erfolgsgeschichte. Schreieder betont: „Nicht nur Bayern, ganz Deutschland ist Bierland.“

Vier Sorten im Angebot Die vier Usedomer Sorten – Pils, Schwarzbier, Hefeweizen und ein naturtrüb Helles – haben inzwischen einen guten Ruf. Rund 1.700 Hektoliter gingen im vergangenen Jahr über die Tresen. Das sind 340.000 Gläser Bier der Größe 0,5 Liter, die im Brauhaus, den 15 Hotels der SeetelGruppe oder bei zahlreichen Festen auf dem Bierwagen gezapft wurden. Schreieder räumt dabei schnell mit einer Legende auf. Kein Bier brauche beim Zapfen sieben Minuten. „Das ist vollkommener Blödsinn. Es spricht nicht für den Wirt, wenn aus dem Zapfhahn nur Schaum kommt“, sagt der Fachmann. Damit die Kohlensäure nicht verloren geht, darf es nur einen Aufguss geben. Übrigens bei ungefähr acht bis zehn Grad Celsius. Schreieder verweist darauf, dass das Inselbier, weil es naturbelassen ist,

nur drei bis vier Wochen lagern sollte. Die Haltbarkeit ist also begrenzt. „Ein frisches Selbstgebrautes ist etwas ganz Besonders, schon der süßliche Geruch des Sudes lässt die Gäste bei uns im Restaurant verweilen“, sagt Schreieder. Die großen kupfernen Kessel schaffen im rustikalen Brauhaus noch dazu ein ansprechendes Ambiente.

Das Fünffache an Wasser Für jeden Liter Bier benötigt der Braumeister über fünf Liter Wasser. Da kommt im Jahr einiges zusammen. „Die Qualität des Wassers ist für mich sehr wichtig. Wir kontrollieren wöchentlich, ob alles stimmt“, erklärt der Braumeister. Die Härte des gelieferten Wassers habe Auswirkungen auf den Geschmack. Um so härter das Wasser, um so kratziger sei das Bier. Auf der Insel komme man um das Enthärten nicht herum. Trotzdem sei er sehr zufrieden mit der Wasserqualität. Es stehe dem Veredelungsprozess zu einem wohlschmeckenden Bier nichts im Wege.

Natürlich ist der 33-Jährige stolz auf seinen Gerstensaft und die speziellen Sorten, die es bei besonderen Anlässen gibt.

Mit Schinkengeschmack Beispielsweise zu Weihnachten ein Rauchbier. Es hat eine etwas schinkenartige Note. Am 30. September wird nun erst einmal Silvester gefeiert, das Brauersilvester. Es beginnt um 19 Uhr mit dem Festbieranstich und erreicht um Mitternacht mit dem Feuerwerk seinen Höhepunkt. Das alte Braujahr ist vorbei und mit der Ernte der Gerste beginnt das neue. Ganz klar, ein Grund zum Feiern! Wer mehr über die Bierherstellung wissen möchte: Das Usedomer Brauhaus bietet allen Interessierten immer am Mittwoch um 16 Uhr kostenlose Führungen an. Usedomer Brauhaus Platz des Friedens, 17424 Seebad Heringsdorf Tel.: 038378 61421 www.seetel.de

Im Gerstensaft baden Biergenuss einmal ganz anders kann man in der Shehrazade erleben, dem orientalischen Wellnesstempel der Ostseeresidenz Heringsdorf. Bei einem Bierbad lassen sich die Vorzüge des Gerstensaftes auf der Haut spüren. Eine zusätzliche Treberpackung (Treber sind die Rückstände des Malzes bei der Bierherstellung) verstärkt noch die Wirkung. Durch den hohen Eiweiß- und Säuregehalt in der Bierhefe wird die Haut gestrafft und frischer. Die Vitamine im Bier wirken gleichzeitig positiv auf Haare und Fingernägel.

Römer Für sie wurde der Wein zum Getränk der Götter. Nur in den Außenbezirken des römischen Imperiums wurde Bier gebraut. Tacitus bezeichnete das Bier als „ein schauerliches Getränk aus Gerste oder Weizen.“ Germanen Der älteste Nachweis für das Bierbrauen stammt von 800 v. Chr. aus der Hallstattzeit. Einige Jahrhunderte nach Christi Geburt bildete das Bier bereits eine gängige Handelsware. Reinheitsgebot Um die Qualität der Brauereiprodukte konstant zu halten, erließ der bayrische Herzog Wilhelm IV. 1516 das sogenannte Reinheitsgebot. Demnach darf zur Bierherstellung nur Gerste (später Gerstenmalz), Hopfen und reines Wasser benutzt werden. Das Brauersilvester Das vom Kalender abweichende Brauerjahr hat seinen Ursprung im Mittelalter. Als es noch keine künstliche Kühlung gab, durfte nur in den kalten Monaten des Jahres, von Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April) gebraut werden. Deshalb war der 1. Oktober der Beginn des Brau- und Sudjahres. Ab diesem Zeitpunkt stand die neue Hopfen- und Gersten-Ernte zur Verfügung und es war bereits kühl genug, ein gutes Bier zu brauen. Auch wechselten die Brauer traditionell zu diesem Zeitpunkt vom Sommer- zum Winterbier.




GESCHICHTE DES TRINKWASSERS

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Facetten des Wassers

Antike – Zweistromland

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Das römische Imperium

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WASSER ZEITUNG

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Mittelalter bis zur Industrialisierung

Gegenwart – Perspektiven

Wahre Meister der Wasserkunst Eine Trinkwasserversorgung auf höchstem technischen Niveau entwickelte das römische Imperium, das nächste Ziel unserer Zeitreise durch die Geschichte des Trinkwassers.

A

ls Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der Nordeifel die Spuren einer römischen Wasserleitung entdeckt wurden, ahnte man zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es sich hier um das größte Bauwerk der Antike nördlich der Alpen handelt. Dieser 80 n. Chr. gebaute

Eine Betrachtung von Dr. Peter Viertel „Römerkanal“ transportierte über eine Länge von 95,5 km täglich 20.000 m³ Trinkwasser von Quellen im Flusstal der Urft bei Nettersheim ins römische Köln. Die zumeist unterirdisch verlaufende Trasse mit einem Querschnitt von 70 cm Breite und 100 cm Höhe weist über die gesamte Strecke ein Gefälle von einem Promille auf, also auf 1.000 m Entfernung eine Höhendifferenz von einem Meter. Für den Bau dieses und all der

anderen Aquädukte (so der Name für die gesamte Leitung und nicht nur für die Brücken) gab es vor allem einen Grund: In den römischen Städten schnellte explosionsartig der Wasserbedarf nach oben. Archäologen gehen davon aus, dass dem Verbrauch von 30 Litern Wasser pro Tag in den Städten des antiken Griechenlands bis zu 500 Liter bei den Römern (Deutschland heute: 128 l/Tag) gegenüberstanden. Dafür sorgten neben den Fontänen und öffentlichen Brunnen vor allem die Vorgänger der heutigen „Wellnessindustrie“, die Thermen. Hier fanden die Römer in den oft pompös ausgestatteten Bädern Entspannung bei Massagen, Maniküren und einem guten Schluck Wein; es wurden Geschäfte abgeschlossen oder politische Intrigen gesponnen. Um 400 n. Chr. gab es in Rom 856 Privatbäder und 11 öffentliche Thermen, deren bekannteste von 212 bis 216 durch Kaiser Caracalla errichtet wurde. Für diesen Luxus scheute das antike Rom weder Kosten noch Mühe. Über 14 Wasserleitungen in einer

Römisches Aquädukt bei Caesarea in Palästina (ca. 1. Jh. n. Chr.). Die Leitungen bestanden meist aus Stein, wobei auch Holz, Leder und Blei zum Einsatz kamen. Länge von 400 km, davon 64 km als Bogenaquädukt, wurden gebaut, um aus einem Umkreis von 100 km täglich zwischen 500.000 und 635.000 m³ Trinkwasser in die „Ewige Stadt“ zu liefern. Auch in den Provinzen wollten die Römer auf ihr gewohntes Plaisir nicht verzichten. Ob nun in Köln, Trier, Xanten, in Nimes oder Segovia, überall sorgten

Aquädukte mit oft spektakulären Brückenbögen für eine üppige Versorgung. Jüngst spürte der deutsche Wissenschaftler Mathias Döring in Nordjordanien ein Aquädukt aus dem 2. Jh. n. Chr. auf. Die ca. 170 km lange Wasserleitung belieferte die auf einem trockenen Hochplateau gelegene Stadt Gadara mit Trinkwasser. Sensationell ist dabei die Tatsache, dass 106 km dieses Aquädukts im Stollenvortrieb gebaut wurden. Damit präsentierte die römische Wasserversorgung einen weiteren Superlativ: den längsten Tunnel der Antike.

100 cm

70 cm

Die 730 m lange Brücke im spanischen Segovia gehörte zu einem 18 km langen Aquädukt, das Wasser in die Stadt brachte. Dieses Meisterwerk römischer Baukunst aus dem 2. Jh. n. Chr. ruht auf 118 Bögen aus Granitsteinen.

Köln

Erft

Querschnitt eines römischen Aquädukts.

Rhein Hürth Bonn

Zülpich Euskirchen Meckenheim Kreuzweingarten Mechernich Urft Kall Urft

Nettersheim

So verlief der 95,5 km lange Römerkanal nach Köln.

Ein antiker „Wasserturm“ aus Pompeji.

Der zwischen 40 und 60 n. Chr. errichtete 50 m hohe Pont du Gard bei Nimes ist wohl das bekannteste Brückenaquädukt der Römer. 40.000 m³ Wasser wurden hier täglich nach Nimes transportiert.


BUGA SCHWERIN

AUGUST 2009

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Verführung durch Blumen- und Wasserzauber Schwerin präsentiert die 30. Bundesgartenschau bis zum 11. Oktober So viel Wasser gab es bei einer Bundesgartenschau noch nie. Natürlich genug Wasser zum Gießen, aber auch zum Staunen und Planschen. Denn die Landeshauptstadt Schwerin, die derzeit die 30. Olympiade der Gärtner präsentiert, ist reich an Seen.

Blumige Fakten Gesamtfäche der BUGA: 550.000 m2 Ausstellungsfläche: 39.500 m2 davon Wechselflor: 10.000 m2 Stauden: 14.000 m2 Rosen: 3.000 m2 Rhododendren: 1.000 m2 Themengärten: 2.000 m2 Sonderthemen Geophyten: 1.000 m2 Seerosen: 500 m2 zusätzlich Hallenschauen (20 im Wechsel): 4.000 m2

schen“, sagt Britta Bednarz. Überhaupt sei die BUGA eine tolle Werbung für die Stadt Schwerin. Pure Verführung durch Garten-Zauber. Allein die Ruheoasen mit Namen wie „Wolken fangen“, „Schatzinsel“ oder „Perleninsel“ lassen erahnen, wieviel gärtnerische Kunst in den Anlagen steckt. Und wieviel Wasser im Spiel ist.

Das Schloss bildet den Mittelpunkt eines riesigen Garten- und Wasserparadieses. Sieben Gärten wurden rund um Schloss und See angelegt. Bis Mitte Oktober grünt und blüht es nun auf 55 Hektar. Wie eine bunte, herabstürzende Welle ergießen sich Stiefmütterchen in den historischen Schlossgarten. Die Entwurfspläne des Preußischen Gartendirektors Peter Joseph Lenné sahen hier vor rund 170 Jahren Wasser-Kaskaden vor. Doch Wasser floss an dieser Stelle tatsächlich nie, obwohl es sicher reizvoll gewesen wäre.

Angelika Gramkow, Oberbürgermeisterin von Schwerin: „Für mich steht fest, es ist nicht die größte, aber die schönste Schau. Ich bin optimistisch, dass wir die Zahl von 1,8 Millionen Besuchern erreichen werden. Die Buga ist für die Stadt das größte Entwicklungsprogramm, das es je gab. Über 74 Millionen Euro sind von Stadt und Land investiert worden.“

Wie Jesu übers Wasser „Die Öffnung zum Wasser wurde bewusst gesucht“, sagt BUGA-Geschäftsführer Jochen Sandner. Schon der zentrale Eingang zur BUGA gestattet einen einmaligen Blick auf eine schwimmende Wiese. Der „Garten des 21. Jahrhunderts“ scheint über Ein einziges Blumenmeer vor dem Schweriner Schloss. dem Wasser zu schweben. In der Sonne glitzern und funkeln Flächen Hauptattraktion auf der BUGA 2009 vermag schon sonst über das Wasser voller geschliffener Glasscherben. ist allerdings wohl keine Blume, son- zu gehen? An manchen Tagen ist der dern eine 300 Boden der Pontonbrücke kaum noch Dazwischen grüne Meter lange auszumachen, so viel buntes Volk Tummelplätze mit Viktoria, 9 Jahre, 3. Klasse schwimmende strebt über den See. Liegestühlen und der Astrid-Lindgren-Schule Brücke, die Kennen Sie Wasserpicknick? Eine sogenannte „ManSchwerin: darinenscheiben“, „Unsere Klasse hat auf dem Ausflug vom Ufer- zum prima Idee finden BUGA-Besucher. Marstallgarten Genüsslich stecken Groß und Klein wie die Gärtner viel Neues über Pflanzen und Kräuführt. Von den nach einem ausgiebigen Spaziergang die halbmondförter erfahren. Wir konnten basteln Schwerinern durch die Gartenwelt schon mal ihre migen Hügel voller und experimentieren. Und schöne w u r d e s i e Beine unter dem Tisch ins Wasser. Blüten bezeichnen. Spielplätze gibt es auch. Gern kom„ J e s u s w e g “ Dabei sitzen alle wie in einem Boot, Ein schöner Platz men wir hierher wieder.“ getauft. Wer das leckgeschlagen ist und voll zu zum Verweilen.

laufen scheint. Aber keine Angst, untergehen kann niemand.

Ruheoase Perleninsel Das Wasser-Restaurant ist fest am Ufer vertäut. Und dann gibt es ja noch drei freundliche Damen. Brita Bednarz, Olga Listopadow und Doreen Ali schauen, damit den Jüngsten nichts passiert. „Die BUGA ist wohl der schönste Arbeitsplatz, nicht nur wegen der Natur, auch wegen der vielen freundlichen Men-

IMPRESSUM Herausgeber: Zweckverband KÜHLUNG Bad Doberan, Zweckverband Grevesmühlen, Zweckverband Radegast Holdorf, WasserZweckVerband Malchin Stavenhagen, Zweckverbände Sude-Schaale, Zweckverband Insel Usedom Redaktion und Verlag: SPREE-PR Märkisches Ufer 34 10179 Berlin Telefon: 030 247468-0 E-Mail: agentur@spree-pr.com Internet: www.spree-pr.com V.i.S.d.P.: Thomas Marquard Redaktion: Dr. Peter Viertel Mitarbeit: Anette Pröber, Kerstin Schröder Fotos: U. Klump, A. Pröber, K. Schröder, Dr. P. Viertel, T. Zahn, Archiv Layout: SPREE-PR, Johannes Wollschläger (verantwortlich), Grit Schulz, Holger Petsch Druck: Kurierverlags GmbH & Co. KG Neubrandenburg

Was für ein betörender Duft.

Der Jesusweg.

Platz für ein Wasserpicknick.

Maskottchen Fiete.


UMSCHAU

WASSER ZEITUNG

VERBANDSMITGLIEDER IM PORTRÄT (11) Es ist schon ein geschichtsträchtiges Territorium, über das sich die vier Ortsteile der Gemeinde Jürgenstorf erstrecken. Obwohl erst seit 1983 zu diesem Quartett gehörend, sind die Rottmannshagener gewissermaßen der Alterspräsident. Sie können auf eine schriftliche Ersterwähnung vom 12. März 1249 verweisen, gefolgt vom 1381 erstmals genannten Krummsee und Jürgenstorf mit dem Geburtsdatum 12. November 1411. Vom Gutsdorf Voßhagen konnte dieses Geheimnis leider bisher noch nicht gelüftet werden. Neben den ehemaligen Guthäusern und Schlössern und dem, was heute noch erhalten ist, hat der Jürgenstorfer Gutsinspektor Johann-Friedrich Schecker sich einen Platz in der Geschichte erkämpft. Fritz Reuter aus dem nahen Stavenhagen erwählte ihn zum Vorbild für die Figur des „Unkel Bräsig“.

Gemeinde Jürgenstorf

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Jürgenstorf

Doch bei aller Historie, das Heute in der Gemeinde Jürgenstorf hat es auch in sich. Die zahlreichen Vereine wie der Feuerwehrförderverein, der Sportverein Traktor, die Volkssolidarität oder der Förderverein „Natur und Umwelt“ sind lebendiger Beweis dafür, dass in diesem Teil Mecklenburgs die Uhren garantiert nicht langsamer gehen. Besonders stolz sind die Jürgenstorfer auf zwei „Institutionen“: Zum einen halten die „Floriane“ der Freiwilligen Feuerwehr, die bereits 1896 gegründet wurde, ihre schützende Hand über die Bürger und sorgen mit vielen Festen für ein unterhaltsames Dorfleben. Zum anderen pilgern Jahr für Jahr die Motorradfreaks in das einzigartige Technikmuseum des Jürgenstorfer Oldtimer Vereins.

Landkreis Demmin

Die im Jahre 1700 neu gebaute Fachwerkskirche und der Friedhof von Jürgenstorf.

DER WASSER-STECKBRIEF

Die kunstvoll bemalte Haltestelle Ein mächtiger Granit erinnert an Blick auf Gehöfte des Gutsdorfes Krummsee. die 750-Jahrfeier. Voßhagen.

Über sein neues Amt als Bürgermeister sprach die WZ mit Günter Schröder

„Ich mache keine halben Sachen“ WZ: Mit 66 Jahren denkt man vielleicht eher an den Ruhestand? Günter Schröder: Das mag für viele vielleicht zutreffen, doch ich fühle mich noch gut in Schwung. Außerdem liegt einem wie mir, der sein ganzes Leben in Jürgenstorf verbracht hat, die Entwicklung unserer Gemeinde sehr am Herzen. Musste es dann da gleich das Bürgermeisteramt sein? Nachdem unser langjähriger Bürgermeister Herr Wolff 2008 erkrankt war, wurde ich schon damals gebeten, mich für dieses Amt zu bewerben. Doch die vielen Aufgaben als Geschäftsführer des Gutes Jürgenstorf ließen sich schlecht damit vereinbaren. Inzwischen haben meine Söhne Dirk und Michael dort das Steuer übernommen, so dass ich mich diesmal der Wahl der Bürger stellen konnte. Ein leichter Entschluss? Keineswegs, denn ich habe lange gezögert, bis ich mich in die Bewerberliste eingetragen habe. Wissen Sie, ich habe in meiner fast 50-jährigen Berufszeit in der Landwirtschaft mir einen Grundsatz zu eigen

Was gehört zu Ihren ersten Amtshandlungen? Da habe ich mir Ortsbegehungen mit den zuständigen Gemeinderatsmitgliedern vorgenommen, um zu erfahren, wo bei den Leuten der Schuh drückt und wie man manches vielleicht verändern kann.

gemacht, mit dem ich immer gut gefahren bin: Ich mache keine halben Sachen. Das scheinen fast alle Jürgenstorfer auch zu erwarten. Wenn Sie auf das Wahlergebnis von 88 Prozent anspielen, dann muss ich sagen, dass ich von einem so starken Vertrauensbeweis auch überrascht war. Das ist aber zugleich eine große Verpflichtung, über alle neuen Vorhaben mit möglichst vielen Einwohnern der Gemeinde zu reden, sie direkter in die Entwicklung der einzelnen Ortsteile mit einzubeziehen. Das habe ich schon seit meinen Zeiten als Arbeitsökonom auf dem damaligen VEG so gehalten, wo ich auf das Wissen und die Erfahrungen der Kollegen immer bauen konnte.

Was zählt noch dazu? Ich werde mich mit den Vereinen in unserer Gemeinde zusammensetzen und beraten, wie wir die einzelnen Vorhaben noch besser aufeinander abstimmen können, um den Zuspruch aus unserer Gemeinde und aus der Region noch zu verstärken. Als Bürgermeister sitzen Sie auch in der Verbandsversammlung des WSZ. Durch meine Arbeit im Gut hatte ich mit dem Verband schon mehrfach zu tun. Ich schätze sehr, dass beim Wasserzweckverband Malchin Stavenhagen das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. In der Verbandsverbandversammlung werde ich meinen Einfluss dahin geltend machen, damit Wasser auch künftig für die Bürger bezahlbar bleibt.

Trinkwasser Wasserwerke Jürgenstorf versorgt Jürgenstorf, Voßhagen und Krummsee Zettemin liefert nach Rottmannshagen Netz Hauptleitungen 14.800 m Hausanschlussleitungen. 4.800 m Investitionen 790.000 Euro, davon 556.000 Euro in das Trinkwassernetz 234.000 Euro für Wasserwerk, Brunnen und Trinkwasserspeicher Ausgewählte Parameter des Wasserwerkes Jürgenstorf Analysewert

Grenzwert lt. TVO

Eisen

< 0,02 mg/l

0,2 mg/l

Mangan

< 0,005 mg/l

0,05 mg/l

Nitrat

1,8 mg/l

50 mg/l

Calcium

125 mg/l

nicht festgelegt

Magnesium

16 mg/l

nicht festgelegt

Sulfat

80 mg/l

240 mg/l

Härte gesamt

21°dH (hart)

nicht festgelegt

Karbonathärte

16°dH

nicht festgelegt

Abwasser Jürgenstorf: zentrale Entsorgung zur Kläranlage Stavenhagen Voßhagen und Krummsee: dauerhafte dezentrale Klärung Rottmannshagen: zentrale und dezentrale Entsorgung Bei Fördermittelgewährung soll 2009/2010 die Kläranlage neu errichtet und das öffentliche Kanalnetz erneuert werden. Die restlichen Grundstücke werden weiterhin dezentral entsorgt Fäkalschlamm: Abfuhr in Voßhagen und Krummsee jährlich nach WZV-Tourenplan bzw. nach Bedarf bei den abflusslosen Gruben. Kleinkläranlagen: Für Betrieb und Wartung sind Grundstückseigentümer verantwortlich. Bauvorhaben Jürgenstorf: Zetteminer Straße Verlegung Trennkanalisation für 279.000 Euro und Erneuerung der Trinkwasserleitungen Wasserfassung an der B 194: Inbetriebnahme und Verlegen einer Rohwasserleitung und eines Steuerkabels ab Kreuzung nach Krummsee bis zum Wasserwerk. Erneuerung der Elektrotechnik an den Brunnen; Stilllegung der Brunnen in der Nähe des Wasserwerkes und Aufhebung der Trinkwasserschutzzone.


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