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Mit siebzig im neuen «Look»

Am 19. Dezember 1978 eröffnete Leonz Blunschi mit seiner Frau Gisela nach 18 Monaten im «alten Bernerhof» das neu aufgebaute Hotel im Zentrum von Gstaad. Dies war gleichzeitig der Einstand des damals 36-jährigen Innerschweizers in Gstaad. Mit unermesslichem persönlichem Einsatz, einem feinen Gespür für das Machbare und oft wohltuender Lockerheit durchlief er eine beachtliche regionalpolitische Karriere und blieb trotzdem im Herzen Hotelier, Gästebetreuer und Touristiker. Bis er dann im Jahre 1996 «seinen» Bernerhof an Thomas und Claudia Frei verkaufte und sich von seinen Freunden eine neue «Business-Card» entwerfen liess: darauf ein im Kraut dahindösender Mann in Wanderkleidung und auf der Rückseite die Adresse seiner Ferienwohnung an der italienischen Adria…

Doch das Visitenkärtchen zeigte dann doch nur die halbe Faktenlage: Nur ein Jahr nach dem Rückzug als Hotelier eröffnete er als Gemeinderatspräsident die Umfahrungsstrasse und das verkehrsfreie Dorfzentrum von Gstaad. Und bis zum heutigen Datum amtet er als Verwaltungsratspräsident des Menuhin Festivals, eines Grossanlasses, welcher für die Wertschöpfung der Region Saanenland die wohl wichtigste Rolle spielt und welchen die «Blunschis» Ende der Neunziger-Jahre mit der Hinterlegung ihres persönlichen Bernerhof-Aktienpaketes als Bürgschaft vor dem Aus retten mussten.

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Doch beginnen wir von vorne:

Leonz Blunschi verbringt seine Jugend mit seinen zwei Brüdern im eher konservativen Einsiedeln, bevor er sich ernsthafte Gedanken zu seiner beruflichen Zukunft zu machen anfängt. Berufsberater waren ratlos und sein Vater rät ihm das schweizerisch Naheliegende, nämlich fürs Erste ein Welschlandjahr. Leonz Blunschi zieht für ein Jahr nach Le Landeron und weiss auch nach Ablauf dieser Zeit immer noch nicht, was er beruflich machen soll. Zum Glück gibt es da noch einen Onkel in Brunnen am Vierwaldstättersee. Er hat einen direkten Draht zum Hotel Waldstätterhof und Leonz Blunschi darf dort für einen Sommer einen Stage absolvieren. Was ihm dann sehr gut gefällt! Also belegt er in der Folge Kurse an der Hotelfachschule Luzern und kehrt immer wieder als Aushilfe ins Hotel Waldstätterhof zurück, wenn auch vor allem um Geld für seine Berufsausbildung zu verdienen.

Als Büropraktikant kommt er 1960 ins Interlakner Hotel Viktoria Jungfrau, wo er sein bisher bestes Arbeitszeugnis ausgestellt erhält: «Herr Blunschi hat sich als

Leonz und Gisela Blunschi will das Haus ursprünglich Stockwerk um Stockwerk umbauen, was vom zuständigen Ingenieur rasch und entschlossen als keine gute Idee taxiert wird. Also beschliesst man, das Hotel abzureissen. Maschinen fahren am 28. März 1978 im Gstaader Dorfzentrum auf und machen das Hotel dem Erdboden gleich. Bereits am 19. Dezember des gleichen

Praktikant beschäftigt und kann für eine ähnliche Stelle weiterempfohlen werden…» Trotz des «sehr guten»

Arbeitszeugnisses will Leonz Blunschi zu diesem Zeitpunkt wieder aus der Hotellerie aussteigen. Doch der überall in der Hotellerie als Vorbild geachtete Vincent

W. Winiker, damals Direktor des Hotels Storchen in Zürich, vermag ihn zu motivieren, in seinem Hotel eine Stelle anzutreten. Der gleiche Vincent W. Winiker holt

Leonz Blunschi später, nach einem Auslandaufenthalt und einem Abstecher ins Hotel Des Bergues in Genf, erneut zu sich, dann aber ins Hotel Palace Luzern, wo er allerdings leider – saisonbedingt – nur im Sommer arbeiten kann und sich deshalb nach Engelberg begibt, um dort, 25-jährig, eine grosse Herausforderung anzunehmen und erstmals den Posten als Direktor im Hotel Schweizerhof anzutreten. Als solcher lernt Leonz Blunschi zum ersten Mal, was echte Gästebetreuung heisst. Nach vier Jahren Engelberg heisst die nächste Station Winterthur, wo er die Direktion des damaligen Hotels Volkshaus übernimmt, bevor er ein attraktives Angebot ausschlägt, nämlich das Hotel Bern als Direktor zu übernehmen. Seine Begründung: Er will lieber in die Berge! Dank Vermittlung durch Erwin Hari trifft er dann eines Tages auf Ernst Matti, VR-Präsident des Hotels Bernerhof in Gstaad.

Wir stehen im Jahr 1976.

Das damalige Hotel Bernerhof hat gerade mal sechs Zimmer mit Dusche/WC und ist in einem höchst renovierungsbedürftigen Zustand. Das Direktions-Ehepaar

Jahres, nach nur neunmonatiger Bauzeit, erlebt die Gstaader Bevölkerung an einem denkwürdigen «Tag der offenen Tür» die Eröffnung des neuen Hotels Bernerhof.

Noch während der Bauphase beschliesst der 36-jährige Leonz Blunschi mit seiner Frau Gisela, definitiv in Gstaad zu bleiben und die Aktienmehrheit des Hotels zu übernehmen. Dies gelingt ihm dank einem grosszügigen Darlehen von Ernst Matti und mit Hilfe der Saanen Bank, welche vom Hotelkonzept der Besitzerfamilie Blunschi überzeugt ist.

Leonz und Gisela Blunschi erreichen rasch den Status eines modernen Gastgeberehepaars: Tagsüber begleitet Leonz seine Wander-Gäste auf die Berge und in die Täler des Saanenlandes und am Abend spielt er auf dem Klavier im Speisesaal «Ballade pour Adeline…». Im Hotel wird ständig investiert. So wird der «Stöckli-Grill» zum Chinesen «Blun-Chi» und auf der Bahnhofseite des Hotels entsteht die frisch renovierte «Beiz». Das Hotel-Hallenbad befindet sich direkt unter der Bahnhofstrasse – laut Leonz Blunschi übrigens das einzige Hotel in der Schweiz, welches es sich leisten kann, ein Hallenbad unter der Bahnhofstrasse zu eröffnen…

Nach und nach trifft sich die lokale und nationale Prominenz, wenn in Gstaad, dann unter anderem im Bernerhof. So wird auch der frischgewählte Bundesrat Adolf Ogi bald einmal nach Gstaad eingeladen und die lokalen «Grössen», welche dann bei solchen Gelegen- heiten immer zugegen sind, geben sich bass erstaunt, als Leonz als «Samichlaus» verkleidet dem neu gewählten Bundesrat mit launigen Gratulationsworten einen Schulranzen überreicht…

Als frischgebackener Gstaader Hotelbesitzer realisiert Leonz Blunschi aber auch rasch, dass es sich gehört, für öffentliche Ämter zum Wohle des Tourismus und später der Regionalpolitik zur Verfügung zu stehen. Also übernimmt er schon bald das Präsidium des Verkehrsvereins Gstaad und hilft massgeblich mit, die Tourismuspolitik im Saanenland gemeinsamer und koordinierter anzugehen. Eine Idee und Initiative, welche Jahre später zum Zusammenschluss der lokalen Verkehrsvereine und zu einem einheitlichen Auftritt der Ferienregion führt. Es folgt die Wahl in den Gemeinderat von Saanen, welche er zum Missfallen einiger Parteistrategen während der «heissen» Endphase auf einem Nepal-Trekking infolge fehlender Kommunikations-Verbindungen nicht exakt mitbekommt, sondern von deren Ausgang erst nach Rückkehr ins Saanenland erfährt.

Als frischgewählter Gemeinderat tritt er unter anderem in die Planungskommission für ein neues Verkehrskonzept Gstaad ein und ist von einer absehbaren Lösung dieses seit Jahren diskutierten Problems fasziniert. Die Früchte der Arbeit des damaligen Gemeinderates, der Planungsgruppe unter kompetenter Führung von Ruedi Baumer und vieler Fachleute darf er später als Gemeinderatspräsident bei der offiziellen Eröffnung der Umfahrungsstrasse und des verkehrsfreien Dorfzentrums Gstaad ernten. Leonz Blunschi bleibt zwölf Jahre im Gemeinderat von Saanen – acht Jahre als Präsident. In dieser Zeit verkleinert er den Gemeinderat und verhilft der Verwaltung zu einer zeitgemässeren, moderneren Struktur.

Das ist das eine. Und das andere?

Leonz Blunschi ist von Beginn weg fasziniert vom Menuhin Festival Gstaad. 1992 lässt er sich zum Verwaltungsratspräsidenten des Grossanlasses wählen. Das Festival hatte soeben eine entscheidende Phase durchgemacht, indem der bisherige kammermusikalische Anlass mit dem «Alpengala-

Zelt» aus Wengen ergänzt wurde und so nun zu einem noch gewichtigeren Sommeranlass mit anfangs rund 15000 Besuchern heranwächst.

Das neue Festival – mit dem anfänglichen Namen «Musiksommer Gstaad-Saanenland/Menuhin Festival – Alpengala» – hat zwar sofort musikalischen Erfolg, kämpft jedoch über Jahre mit den Finanzen. Einerseits müssen aus Wengen hohe Schulden übernommen werden und der alljährlich notwendige Zeltauf- und -abbau hängt schwer an der Finanzierungslast des Festivals.

Als es dann Mitte der 1990er-Jahre absehbar zum plötzlichen «Sein oder nicht Sein» kommt und die Fortsetzung des Grossanlasses real gefährdet scheint, übernehmen Leonz und Gisela Blunschi mit ihrem Bernerhof-Aktienpaket eine persönliche Bürgschaft in der Höhe von fast einer Million Schweizerfranken gegenüber der Bank, verhindern dadurch den Gang in den Konkurs und verhelfen dem Menuhin Festival zum Weiterbestehen. Eine starke und mutige Leistung, welcher man sich heute, im 57. Durchführungsjahr des mittlerweile gesunden Konzertsommers, mit Dankbarkeit immer wieder erinnern sollte.

Leonz Blunschi hat vor zwei Jahren seine Frau Gisela nach langjähriger Krankheit verloren und im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag gefeiert. Seine Verdienste für die Region sind beachtlich, obwohl Leonz Blunschi immer wieder darauf hinweist, dass er stets das Glück hatte, ein fähiges Team an seiner Seite zu wissen, welches motiviert und engagiert die gleichen Ziele verfolgte. Mit neuerdings geändertem «FrisurenLook» ist er wohl noch manchen Sommer unterwegs in seinem rot-weissen 2CV, welchen ihm seine Freunde zum 50. Geburtstag vor den Bernerhof stellten. Der 2CV, übrigens ein sympathisches Understatement, sinnbildlich vielleicht für seine scheinbare Leichtigkeit, auch in schwierigen Momenten immer Lösungen zu finden.

Leonz Blunschi

A 70 ans, une nouvelle tenue…

Le 19 décembre 1978, Leonz Blunschi et son épouse Gisela inaugurent l’Hôtel Bernerhof nouvellement construit à Gstaad. Cet événement marque également l’entrée en fonctions dans la vie active à Gstaad de cet homme de 36 ans en provenance de la Suisse centrale. Par un énorme engagement personnel, une fine intuition de ce qui est réalisable et une souplesse souvent bienfaisante, il accomplit une importante carrière en politique régionale tout en restant hôtelier et homme de tourisme dans son cœur. Jusqu’à la vente de «son Bernerhof» à Thomas Frei en 1996 et l’ébauche qu’il se fait faire par ses amis d’une nouvelle «Business-Card»: au recto un homme en habits de marche somnolant dans les herbes et au verso l’adresse de sa résidence de vacances au bord de l’Adriatique… La carte de visite ne montrait cependant qu’à moitié la situation réelle: un an seulement après sa retraite en tant qu’hôtelier, il inaugure comme président du Conseil communal la route de contournement et par conséquent le centre sans voitures de Gstaad. Et jusqu’à maintenant, il remplit la fonction de président du conseil d’administration du Menuhin Festival. Une manifestation d’importance jouant un rôle prépondérant pour la valeur ajoutée de la région du Saanenland et qu’il dut sauver de la faillite à la fin des années nonante par un prêt personnel à hauteur de 900000 francs.

Leonz Blunschi

70 years on – the continuing evolution of Leonz Blunschi

Leonz Blunschi and his wife Gisela opened the newly-built Bernerhof Hotel in the center of Gstaad on December 19 1978. It was the Gstaad debut of the then 36 year-old from central Switzerland. With immense personal dedication, a keen sense of the possible, and an often refreshingly laid-back perspective, he embarked on a remarkable career in regional politics. But throughout the time he remained a hotelier, host and tourism expert at heart. In 1996 he sold “his Bernerhof” to Thomas Frei, and friends designed a new calling card for him showing a man in hiking clothes dosing in a meadow with the address of his holiday residence in the Adriatic Riviera on the back. But the card only told half the story, and only one year after stepping back from the Bernerhof, he inaugurated the ring road and car-free village center of Gstaad as council president. Currently he serves as chairman of the Menuhin Festival, one of the major events in Saanenland's summer calendar. This event quite possibly brings the most added value to the region, and it is one which he had to rescue from extinction in the late nineties with a CHF 900000 personal loan.

For many years, Adler Joailliers has supported th e arts, from sculpture to painting, and from music to dance. The family especially loves fine art, and has exhibited different artists in their boutiques for over 30 years. This year, Adler is welcoming Mr Roger de Montebello and Mrs Betsy Ross Koller in its Gstaad Art Gallery.

Roger De Montebello

From December 20 th 2012 to January 30 th 2013

A cocktail will take place in the presence of the artist on Sunday, December 23 rd 2012, at 6 PM.

Roger de Montebello is a French painter. He was born in Paris in 1964. He studied painting at the Facultad de Bellas Artes of Seville (Spain) and at Harvard University (USA), where he majored in art history and art theory (Bachelor of Arts, 1988). He lives and works mainly in Venice. His work explores the relationships between light and space, in the form of metaphysical landscapes often rooted in the visual observation of the Mediterranean seaside, notably Venice, Greece and Spain. In 1994, Roger de Montebello was praised by the French art historian René Huygue for his capacity to balance color, light and composition together. www.montebellopaintings.com

Betsy Ross Koller

From February 1st 2013 to March 17 th 2013

A cocktail will take place in the presence of the artist on Sunday, February 3 rd 2013 at 4 PM.

Betsy Ross Koller's paintings done in naive style, capture the simple and traditional scenes of Alpine life as it was in years past. Her whimsical paintings evoke memories of a more sedate life of past generations. The changing hues of the majestic mountains, verdant pastures, flower bedecked chalets and richly decorated traditional dress are the background and colors that are captured in her work. Her art is infectious, filled with detail and often humorous. The scenes she paints give an insight to her positive and cheerful personality. Her works are not only collected by individuals who love the Alps and traditions of the mountains but also used by corporations, museums and universities. www.betsyrosskoller.com

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