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Interview zum Führungswechsel bei ERGOFIT®

Eine Traditionsmarke stellt sich neu auf

Zum Jahreswechsel 2022 hat Prof. Dr. Holger Krakowski-Roosen die Geschäftsführung des deutschen Traditionsunternehmens ERGOFIT® übernommen. Der bisherige Geschäftsführer Michael Resch soll den Change Prozess als Beirat begleiten. Wir sprachen mit den beiden Machern über die Gründe des Wechsels und die neue Ausrichtung des Unternehmens auf dem Weg zu einer Innovationsmarke.

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TT-DIGI: Herr Resch, Sie haben das familiengeführte Unternehmen ERGOFIT® in dritter Generation über viele Jahre geprägt. Was sind die Gründe für den nun vollzogenen Wechsel an der Spitze?

Michael Resch: Für mich gab es da mehrere Gründe. Ich hatte erkannt, dass ERGOFIT® neue Impulse braucht. Salopp gesagt, waren wir alt und träge und nicht mehr innovativ. Da zudem kurzfristig keine familiäre Nachfolge in Sicht war, musste eine externe Lösung her, um die nächste Hürde für die Neuentwicklung erfolgreich zu meistern. Mit Holger Krakowsi-Roosen haben wir aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und hohen Kompetenz eine sehr gute Lösung gefunden. Er kennt das Unternehmen und hat als Berater schon die Prozesse der Vorjahre begleitet. Ich übergebe das Unternehmen mit einem guten Gefühl.

TT-DIGI: Herr Krakowski-Roosen, was waren ihre Motive für die Übernahme von ERGOFIT®? Immerhin haben Sie zusätzlich einen Lehrstuhl inne. Das war doch sicher keine leichte Entscheidung?

Holger Krakowski-Roosen: Es war keine spontane Entscheidung, sondern ein Prozess. Als Berater hatte ich durch meine Analysen natürlich Einblicke und habe erkannt, wo es Probleme gibt. Für mich war es zunächst eine rationale Entscheidung, die Emotionen kamen später. Einerseits möchte ich ERGOFIT® im Interesse der Familie Resch erfolgreich weiterführen. Mich reizt dieses Projekt ungemein. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Erfolg haben werden.

TT-DIGI: Herr Resch, mussten Sie ihren Nachfolger lange überreden?

Michael Resch: Herr Krakowski-Roosen war erst als Berater und dann als Qualitätsmanagementbeauftragter schon sehr involviert und aus meiner Sicht eine gute Lösung. Meine erste „Anfrage“ während eines gemeinsamen Gangs durch unsere Räumlichkeiten hat er noch gekonnt ignoriert (lacht). Bei den konkreten Gesprächen sind wir uns dann relativ schnell einig geworden.

TT-DIGI: Herr Krakowski-Roosen, mit welchen Zielen gehen Sie ihre neue Aufgabe an?

Holger Krakowski-Roosen: Die Ziele ergeben sich im Wesentlichen durch die bei Analysen festgestellten Probleme. Wir wollen innovative Produkte für die Anforderungen der Gegenwart liefern. Dazu war es auch nötig, Änderungen bei der Organisation durchzuführen und frische Gedanken durch neues Personal ins Unternehmen zu bringen. Hierbei ist meine Funktion als Hochschulprofessor sicherlich auch ein Vorteil, um gute Studenten bzw. Mitarbeiter zu finden und zu binden.

TT-DIGI: Auch wenn Sie bereits einige Fußspuren in der Branche hinterlassen haben, sind Sie vielleicht nicht jedem Leser bekannt. Welcher Weg führte Sie letztlich zu ERGOFIT®?

Holger Krakowski-Roosen: Über eine Studie zu Kraftsport mit Krebspatienten im Jahr 2005 kam ich erstmals mit der Branche in Kontakt. Damals suchte ich nach geeigneten Geräten für isokinetisches Training. Im Anschluss war ich bei milon und Kettler an der Entwicklung von Trainingsgeräten beteiligt. 2014 habe ich den Lehrstuhl „Angewandte Sportwissenschaften“ in Hamm-Lippstadt übernommen. Ab 2016 haben wir im Rahmen einer Vertiefung das Ziel ausgegeben, neue Trainingsgeräte zu entwickeln. Daraus sind einige spannende Start-ups entstanden, unter anderem Spogress im Jahr 2018. Den ersten Kontakt zu ERGOFIT®gab es 2017. Als Unternehmensberater habe ich dann ab 2018 die Entwicklung neuer Trainingsgeräte begleitet. Die Vector-Linie war das erste Ergebnis des gemeinsamen Projekts.

››› WechselbeiERGOFIT®:Prof. Dr. Holger Krakowski(l.)hatzumJahresbeginn2022 dieGeschäftsführungvonMichaelResch übernommen.

TT-DIGI: Dann kam die Corona-Pandemie dazwischen.

Holger Krakowski-Roosen: Leider konnten wir die neuen Geräte pandemiebedingt bisher noch nicht wirklich vorstellen, die Präsentation war für die FIBO 2020 geplant. Nach der Kraft-Linie arbeiten wir auch intensiv an neuen Angeboten für den Kardiobereich. Bis 2024 werden wir einige Innovationen herausbringen.

TT-DIGI: Wie haben die Mitarbeiter auf den Wechsel an der Spitze reagiert?

Michael Resch: Die Mitarbeiter ziehen mit. Es handelt sich ja nicht um eine fremde Übernahme. Hier hat sich schon vieles verändert, es gibt neue Verantwortungen, neue Ziele und neue Ambitionen.

Holger Krakowski-Roosen: Wir haben einige Strukturen bewusst aufgebrochen, um das Unternehmen effizienter zu gestalten. Zudem haben wir uns auch verjüngt, das Leitungsteam ist nun 20 Jahre jünger. Mit den neuen Kräften möchten wir Produktinnovationen entwickeln und damit die Traditionsmarke ERGOFIT® , die definitiv für Qualität steht, in einem Transformationsprozess zu einer Innovationsmarke formen.

TT-DIGI: ERGOFIT® hat vor allem als Hersteller von medizinischen Geräten einen sehr guten Ruf. Wie wird sich das Unternehmen zukünftig positionieren?

Michael Resch: Das wird auch unsere Grundlage bleiben. Wir wollen aber auch den Fitnessbereich und Hotels verstärkt in den Fokus nehmen. Der durch die Verschmelzung von Therapie, Medizin und Fitness entstehende neue Gesundheitsmarkt ist für uns sehr attraktiv. Auch Heimsport ist ein interessantes Marktsegment.

››› HolgerKrakowski-RoosenundMichaelReschim GesprächmitTT-DIGI-ChefredakteurPhilippHambloch

TT-DIGI: Herr Resch, wie sieht ihre neue Rolle aus?

Michael Resch: Wenn man mich um Rat fragt, gebe ich gern meine Einschätzung ab. Ich möchte als Gesicht des Unternehmens bleiben und meine Kontakte im Sinne von ERGOFIT® weiter nutzen.

TT-DIGI: Worauf legen Sie bei den neuen Geräten besonderen Wert?

Holger Krakowski-Roosen: Einerseits woll(t)en wir uns optisch verändern und streben ein maskulineres Design an. Zudem sind echte Innovationen unser Ziel. Besonders auf die diesjährige FIBO darf man gespannt sein, ich will aber noch nicht zu viel verraten.

TT-DIGI: Da sind wir gespannt. Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Philipp Hambloch.

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