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Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

Service public: Vorzeichen ändern sich, Politik ist gefordert Seite 6

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und Schutzsuchenden in die europäischen Länder und nach Liechtenstein. Alle fünf politischen Parteien geben Antwort. Die Gemeinde Ruggell überrascht mit einem Vorschlag, die Thematik der Steuergerechtigkeit von In-und Ausländern anzugehen. Sie will den Gemeindesteuerzuschlag von heute 175 Prozent die nächsten fünf Jahre jedes Jahr um 5 Prozentpunkte auf 150 Prozent senken. Im Herbst häufen sich wieder die Meldungen über Einbrüche in allen Arten von Liegenschaften. Die Landespolizei ist präventiv tätig, investiert aber auch erhebliche personelle Resourcen in die Aufklärung von Taten. Um die Deliktzahlen niedrig zu halten, kann auch jeder Einzelne seinen Beitrag leisten.

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iebe Leserin, lieber Leser

Im Zukunft.li-Podcast diskutierten Sigvard Wohlwend und die Projektleiterin Doris Quaderer über die Studie «Service public» mit den beiden stellvertretenden Landtagsabgeordneten Thomas Hasler (FBP) und Hubert Büchel (VU). Doris Quaderer ist überzeugt, dass sich die Politik mit der Frage auseinandersetzen muss, welche Art von Grundversorgung in diesen Bereichen in Zukunft notwendig ist und inwieweit der Staat noch als Unternehmer auftreten muss. In der monatlichen Frage an die Parteien Liechtensteins geht es diesmal um das Thema Flüchtlinge respektive um die Zuwanderung von Asyl-

An diesem Wochenende ist Eschen Treffpunkt des traditionellen Jahrmarktes, an dem Vieh- und Warenmärkte sowie beliebte Rahmenprogramme stattfinden. Der Aufwärtstrend des FC Vaduz in der Challenge League ist in den letzten Wochen jäh gestoppt worden. Nach einer tollen Serie mit 13 Punkten aus fünf Spielen resultierte aus den vergangenen drei Partien lediglich ein mageres Pünktchen. Ganz bitter für das Team von Trainer Martin Stocklasa war die 0:1-Pleite beim bis dahin noch sieglosen Schlusslicht Schaffhausen. Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Freude bei der Lektüre der neuesten Ausgabe der lie:zeit.

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Was die Einführung technischer Anlagen anbetrifft, befand sich Liechtenstein früher gegenüber Nachbarländern im Hintertreffen. Erst am 15. November 1898 erfolgte die Inbetriebnahme des Telefonnetzes. Ab diesem Datum standen in den Gemeinden öffentliche Sprechanlagen zur Verfügung.

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inhalt

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10 Gaston Menschen in der FBP

Jehle, ein Macher

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Unterländer «Bremimart»

Unterländer Jahrmarkt: Tradition lebt

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Überschrift

Vor 125 Jahren wurde das Telefonnetz in Liechtenstein in Betrieb genommen

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FC Vaduz

Rückschläge für den FC Vaduz

Aus dem Inhalt

Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, 9492 Eschen, +423 375 9000 · Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Vera Oehri-Kindle, Heribert Beck · Beiträge/InterviewpartnerInnen: Doris Quaderer, Thomas

Hasler, Hubert Büchel, Sigvard Wohlwend, Rainer Gopp, Gaston Jehle, Thomas Milik, Dominic Hasler, Franziska Hoop, Walter Frick, Tatjana As'Ad, Herbert Elkuch, Pio Schurti, Christian Öhri, Michael Schädler, Andreas Krättli, Thomas Graf, Cedric Stähli, Franz Burgmeier, Dr.med. Thomas V. Karajan, Armin Tuhcic, Günther Meier, Flurina Ammann, Alexander Gilman, Elif Ece Cansever, Christian Marold, Domenik Vogt, René Bär, Prof. Dr. Martin Angerer, Simon Biedermann, Alexander Schädler, Marius Zarn, Christoph Kindle, Oli Klaus, Heris Stefanachi · Grafik/ Layout: Carolin Schuller, Daniela Büchel · Anzeigen: Vera Oehri-Kindle, Brigitte Hasler · Fotos: Michael Zanghellini, Adobe Stock, freepik.com, Jürgen Posch ZVG · Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden · Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gastautoren Platz, um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. · Druck: Südostschweiz Druckzentrum, Haag · Auflage: 22’500 Exemplare · Online: www.lie-zeit.li · Erscheinung: 14. Oktober 2023 · «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 90 00 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort. Nächste Ausgabe: 11. November 2023

Liechtensteins Regierungssystem: Ein Sonderfall?

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Europaratsvorsitz: «Wir können authentisch auftreten» 12 Fragen an …

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Ruggell auf dem Weg zum Gemeindesteuerzuschlag von 150 Prozent

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«Die Jugend trägt die Folgen heutiger Entscheidungen am stärksten» 20 Zahltag mit Franz Burgmeier

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Passgenaue lebenslange Vorsorgeplanung

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Beschäftigtenzahlen: Wachstum hält ungebremst an

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Alles rund um Hypothekarkredite

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Peter Kaiser in Frankfurt

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Titelstory

Service public: Vorzeichen ändern sich, Politik ist gefordert Ruggell – Im Service-public-Bereich ist derzeit einiges in Bewegung. Die Liechtensteinische Post hat Konkurrenz bekommen, ein neuer Stromhändler hat einen respektablen Einstieg in den liechtensteinischen Strommarkt geschafft und der Glasfaserausbau ist abgeschlossen. Damit geht die Transformationsphase im Telekommunikationsmarkt zu Ende. Was bedeutet dies nun für die betroffenen Staatsunternehmen und die Politik? Text: Doris Quaderer, Stiftung Zukunft.li, Ruggell

Im Zukunft.li-Podcast diskutierte Moderator Sigvard Wohlwend das Thema mit den beiden stellvertretenden Landtagsabgeordneten Thomas Hasler (FBP) und Hubert Büchel (VU) sowie mit der Projektleiterin der Service-public-Studie von Zukunft.li, Doris Quaderer. Sie ist überzeugt, dass sich die Politik mit der Frage auseinandersetzen muss, welche Art von Grundversorgung in diesen Bereichen in Zukunft notwendig ist und inwieweit der Staat noch als Unternehmer auftreten muss.

Kerngeschäft schrumpft – Auslandgeschäft wächst

Diese Frage stelle sich insbesondere im Telekommunikationsmarkt, wo die staatliche Telecom in den letzten Jahren in allen Bereichen Marktanteile an Wettbewerber verloren habe (siehe Grafik). Der Umsatz im Kerngeschäft (Mobile, Festnetz und Internet) schrumpft seit Jahren. 2019 wurden noch 85 Prozent des Umsatzes dort erwirtschaftet, 2022 waren es nur noch 61 Prozent und dies, obwohl der Bereich Cyber-Security neu auch zum Kerngeschäft gezählt wurde.

Die Marktanteile der Telecom Liechtenstein schwinden - im Festnetzbereich war die Telecom 2016 noch praktisch alleine auf dem Markt, mittlerweile hat sie in diesem Bereich noch einen Marktanteil von 66 %. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Festnetzanschlüsse von rund 16'400 auf unter 11'000 verringert. Quelle: Amt für Kommunikation / Zukunft.li


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Der Podcast findet sich unter www.stiftungzukunft.li /podcast, auf iTunes oder Spotify. Im Podcast von Zukunft.li diskutieren die stellvertretenden Abgeordneten Thomas Hasler (FBP) und Hubert Büchel (VU) mit Moderator Sigvard Wohlwend und Zukunft.li-Projektleiterin Doris Quaderer (v. l.).

Mittelfristig geht die Regierung davon aus, dass das Kerngeschäft nur noch 50 Prozent des Umsatzes ausmachen wird, wie eine Interpellationsbeantwortung aus dem Jahr 2022 zeigt. Dieser Umsatzrückgang ist insbesondere dem stark schrumpfenden Festnetzbereich geschuldet. Ungefähr die Hälfte der Kunden verzichtete bei der Umstellung auf Glasfaser auf einen Festnetzanschluss. Um weiterhin profitabel zu bleiben, versucht die Telecom diesen Negativtrend mit einem Vorstoss in neue Wachstumsfelder zu kompensieren. So ist sie mittlerweile Marktführerin bei «White-Label-Mobile-Produkten in der Schweiz», bis Ende 2022 hat sie in der Schweiz über 20‘300 Endkundenverträge abgeschlossen, wie es im Geschäftsbericht 2022 hiess. Als weiteren Wachstumsmarkt sieht die Telecom das IoT/M2M-Geschäft (Internet der Dinge, Machine-2-Machine-Kommunikation), das Unternehmen auf

der ganzen Welt helfen soll, ihre Digitalisierungsprojekte erfolgreich umzusetzen. Hierbei liegt der Wachstumsfokus laut Telecom insbesondere auf den Märkten Afrika und Südamerika.

Telecom: Privatisierung eingehend prüfen

Wäre die Telecom Liechtenstein eine private Firma, wäre gegen diese Wachstumsstrategie absolut nichts einzuwenden, weil sie eine private Unternehmensentscheidung wäre. Die Frage ist jedoch, ob es Sinn und Zweck eines staatlichen Anbieters ist, im Ausland zu wachsen. Schliesslich trägt in diesem Fall der Staat das unternehmerische Risiko, wie missglückte Expansionsstrategien von öffentlichen Unternehmen in der Vergangenheit gezeigt haben. Weil die Grundversorgungsrolle der Telecom Liechtenstein durch die Marktliberalisierung und die mittlerweile zahlrei-

chen Mitbewerber nicht mehr gegeben ist, ist es laut Doris Quaderer an der Zeit, die Privatisierung der Telecom umfassend zu prüfen. Dieser Meinung ist auch Hubert Büchel. Das Thema Privatisierung «köchle» schon lange, nun sei es an der Zeit, «das Menü zu servieren». Auch ihn stört, dass die liechtensteinische Telecom in der Schweiz eine Expansionsstrategie verfolgt. Dazu sei sie aber quasi gezwungen, denn das Kerngeschäft schrumpfe, die Zahl der Festnetzkunden nehme ab, weshalb die Telecom neue Geschäftsfelder erschliessen müsse, um die Vorgaben der Eignerstrategie der Regierung zu erfüllen.

Rosinenpicken stellt Post vor Herausforderungen

Auch das Marktumfeld für die Post ist schwieriger geworden, da das Briefgeschäft seit Jahren zunehmend durch digitale


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Titelstory

Alternativen konkurrenziert und auch der Zahlungsverkehr immer weniger nachgefragt wird (siehe Grafik rechts). Erschwerend kommt hinzu, dass der Postmarkt erst kürzlich durch die Umsetzung einer EU-Richtlinie liberalisiert wurde. Kaum umgesetzt, kündigte bereits ein kleines Unternehmen, das unter anderem von ehemaligen Post-Mitarbeitern gegründet wurde, den Markteintritt ins Massengeschäft an. Sollten diese Konkurrenten Erfolg haben, könnte es für die Post schmerzhaft werden. Denn während sich diese nur die Rosinen aus dem Kuchen picken können, muss die Post die flächendeckende Grundversorgung weiterhin auf dem von der Politik definierten hohen Niveau anbieten. Wettbewerb belebt zwar den Markt, wovon die Konsumenten profitieren, die Politik ist aber auch in der Verantwortung, für faire Marktbedingungen zu sorgen. Für die Podcast-Teilnehmer ist klar, dass es zunächst Transparenz darüber braucht, was der Grundversorgungsauftrag der Post überhaupt kostet. Erst wenn darüber Klarheit herrsche, könne über den Umfang und eine allfällige Abgeltung des Grundversorgungsauftrags diskutiert werden.

Energiehandelsplattform als Anreiz für private Investitionen

Auch auf dem Strommarkt könnte der Eintritt eines inländischen Wettbewerbers zu einer Anpassung der Strompreise beigetragen haben. Weil der Strommarkt in Liechtenstein schon länger liberalisiert ist, müssen die LKW-Wettbewerbern zu regulierten Preisen Zugang zur Netzinfrastruktur gewähren. Der Strommarkt hat aber noch mehr Potenzial, ist Doris Quaderer überzeugt. So hänge die Attraktivität privater Photovoltaikanlagen nicht nur von der staatlichen Förderung, sondern auch von den Rahmenbedingungen des Gesetzgebers oder der Struktur der Stromtarife ab. Derzeit können private Erzeuger ihren überschüssigen Strom zwar an die LKW verkaufen, nicht aber direkt an Verbraucher, etwa in der Nachbarschaft. Für diesen Handel mit Strom aus dezentralen Anlagen (z. B. Solar- oder Biogasanlagen von Privatpersonen, Unternehmen oder Energiegenossenschaften) müssten entsprechende Rahmenbedingungen mit flexiblen Tarifstrukturen geschaffen werden. Eigentlich hatten die LKW angekündigt, bis 2022 eine Energiehandelsplattform zu starten, über die

In Liechtenstein stellte die Post 2022 fast ein Drittel weniger Briefe zu als zehn Jahre zuvor. Die Anzahl am Schalter getätigter Bareinzahlungen ging im gleichen Zeitraum sogar um mehr als zwei Drittel zurück. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Paketsendungen. Die Post geht aber davon aus, dass dieses Wachstum insbesondere der Pandemie geschuldet war und daher nicht nachhaltig ist. Da der Paketmarkt schon länger liberalisiert ist, sind die Margen dort stark unter Druck. Quelle: Post Geschäftsbericht 2022 / Zukunft.li, Veränderung 2012 bis 2018 linear dargestellt.

beispielsweise Besitzer von Photovoltaikanlagen Strom handeln können. Ein Vorhaben, das für mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt sorgen könnte und daher von den Diskussionsteilnehmern begrüsst würde.

Private nicht konkurrenzieren

Insgesamt wurde im Podcast deutlich, dass es die beiden stellvertretenden Abgeordneten kritisch sehen, wenn öffentliche Unternehmen jenseits ihres Service-public-Auftrags in privatwirtschaftlichen Märkten unterwegs sind. Schliesslich haben die beiden Regie-

rungsparteien FBP und VU im Koalitionsvertrag festgehalten, dass der Service public durch öffentlich-rechtliche Unternehmen sichergestellt werden soll, möglichst ohne private Unternehmen zu konkurrenzieren. Thomas Hasler hielt jedoch fest, dass der Leidensdruck zum Handeln wohl noch zu gering sei, schliesslich sei es für die Politik praktisch, wenn bei den staatlichen Unternehmen Dividenden abgeschöpft werden könnten. Das sei aber der falsche Weg, denn mit Service public sollte der Staat keinen Gewinn machen müssen, betonte er.


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Foto: Michael Zanghellini

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Gaston Jehle, ein Macher Gaston Jehle wird am 1. November 2023 neuer Generalsekretär der FBP. Mit ihm konnte die Bürgerpartei einen politisch versierten Menschen für das Parteisekretariat gewinnen. Über Gaston gibt es aber weit mehr zu berichten als nur seine politische Vergangenheit. Text: Rainer Gopp

Politik im Blut

Gaston Jehle ist Plankner durch und durch. Er ist dort aufgewachsen, und der 54jährige lebt auch noch heute mit seiner Frau Michèle und zwei Schildkröten im kleinsten Dorf des Landes. An Planken schätzt er insbesondere die Ruhe und die schöne Aussicht. Daher verwundert es nicht, dass es ihm bereits in jungen Jahren wichtig war, sich für sein Heimatdorf zu einzusetzen. Neben seinem Engagement in der Feuerwehr Planken kam es, dass sich Gaston auch politisch in die Gemeindearbeit einbringen wollte. Nach einer Legislaturperiode im Gemeinderat wurde er bereits im Alter von 30 Jahre zum Vorsteher gewählt. Dabei trat er in die politischen Fussstapfen seiner Vorfahren, denn bereits sein Neni war 33 Jahre Vorsteher von Planken. Gaston blieb auch nach seiner Zeit als Vorsteher der Politik und der FBP stets treu. Er war in den letzten Jahren in der FBP-Ortsgruppe sehr aktiv, arbeitete in einigen Kommissionen mit, und er diskutiert bis heute bei wichtigen Themen gerne in den Gremien der FBP mit. So scheint es «logisch», dass nun sein neues berufliches Engagement mit der Politik zu tun hat. Als Generalsekretär der FBP wird er für die operativen Belange der Partei verantwortlich sein.

Rucksack voller Erfahrungen

Für sein neues Engagement bringt Gaston Jehle aber auch einen Rucksack voller Ausbildungs- und Berufserfahrung mit. Er ist ausgebildeter Marketingfachmann (MAS in Brand- and Marketing Management und verfügt über ein EMBA in Business Development), und es ist ihm bis heute wichtig, sich laufend weiterzubilden. Gerade in seiner über zehnjährigen Tätigkeit als Marketing- und Kommunikationsleiter bei den Liechtensteinischen Kraftwerken konnte er beruflich einiges bewirken, und auch von diesem Erfahrungsschatz wird Gaston in seiner neuen Tätigkeit profitieren können. Bis zum 31. Oktober 2023 ist er noch Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins DRINK & DONATE.

Viele weitere Engagements

Wie erwähnt hat sich Gaston stets in Kommissionen engagiert, so ist er aktuell noch Vorsitzender der Medienkommission des Landes. Auch in ganz anderen Bereichen war und ist er aktiv – sei dies als Stiftungsrat bei einer Pensionskasse oder aktuell als Präsident der Vereinigung Bäuerlicher Organisationen in Liechtenstein (VBO).

Gesellig und sportlich

Sein Motto: Heimat ist dort, wo die Berge dich kennen. Daran erkennt man, dass Gaston sich lieber in den Bergen als am Meer aufhält. Er ist seit Jahren ein engagierter Biker, Wanderer und Skifahrer – diese Hobbys betreibt er am liebsten mit seiner Frau Michèle. Gerade mehrtägige Biketouren, die sie mit Freunden hie und da unternehmen, haben es den beiden angetan. Wer Gaston kennt, weiss, dass er ein kommunikativer und offener Mensch ist, einer der auf die Menschen zugeht. Dies ist ihm in seinem privaten Umfeld ebenfalls wichtig. So verwundert es auch aufgrund seines langjährigen Engagements in der Feuerwehr nicht, dass er eine gesellige Runde in einem Festzelt einem Galadinner vorzieht.

Teamplayer

Gerade die Feuerwehr und natürlich auch seine verschiedenen beruflichen Tätigkeiten haben aus Gaston einen Teamplayer geformt. Das Miteinander ist ihm in all seinen Engagements überaus wichtig. Gaston ist aber auch jemand, der gerne Verantwortung übernimmt und für seine Meinung einsteht. Dies alles sind Kompetenzen, die er in seine neue Tätigkeit als Generalsekretär der FBP einbringen kann. Gaston freut sich auf die neue Herausforderung und auch auf all jene, die für einen Austausch im Parteisekretariat vorbeischauen werden.


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Gastkommentar

Liechtensteins Regierungssystem: Ein Sonderfall? Demokratische Systeme sind nicht alle gleich. Im Gegenteil, es gibt eine erstaunliche Vielfalt an demokratischen Systemen. In gewissen Demokratien wird die Regierung vom Volk gewählt. Man nennt solche demokratischen Regierungssysteme auch präsidentielle Systeme. Das bekannteste Beispiel dafür sind die USA, die ihre Exekutive, also den Präsidenten, alle vier Jahre vom Volk wählen lassen. In anderen Demokratien wird die Regierung hingegen vom Parlament gewählt. Diese Systeme werden «parlamentarisch» genannt. Die meisten westeuropäischen Staaten sind parlamentarische Systeme. In diesen ist die Regierung vom Vertrauen des Parlaments abhängig. Verliert das Parlament das Vertrauen in die Regierung, kann es sie durch ein Misstrauensvotum absetzen. Nicht so in präsidentiellen Systemen, also etwa den USA. Zwar gibt es dort das Impeachment-Verfahren, das in jüngerer Vergangenheit auch immer öfter angestrengt wird. Aber ein Impeachment ist nur bei einer Straftat möglich. Das amerikanische Parlament (Congress) kann dem Präsidenten bei fehlendem Vertrauen nicht einfach die Unterstützung entziehen, was auch daran liegt, dass der Präsident eben nicht vom Parlament, sondern vom Volk gewählt wurde. Weiter gibt es Demokratien, die eine «doppelköpfige» Exekutive haben: Einen Präsidenten, der vom Volk gewählt wird (und der auch das Staatsoberhaupt ist), aber gleichzeitig auch eine Regierung, die vom Parlament gewählt wird. Frankreich ist ein Beispiel

für solch ein «semi-präsidentielles System». Daneben gibt es Staaten, in denen nicht ein gewählter, sondern ein erblicher Monarch das Staatsoberhaupt ist. In acht westeuropäischen Staaten ist dies der Fall, etwa im Vereinigten Königreich (UK) oder in mehreren skandinavischen Staaten. Meist beschränkt sich die Funktion dieser erblichen Staatsoberhäupter in der Praxis auf eine repräsentativ-zeremonielle Rolle. Das Vereinigte Königreich beispielsweise ist verfassungsrechtlich zwar eine konstitutionelle Erbmonarchie, in der Praxis aber eine parlamentarische Monarchie. Der König hat de facto deutlich weniger Machtbefugnisse als der französische Staatspräsident.

Wo ist Liechtensteins Regierungssystem einzuordnen?

Zunächst erkennt man parlamentarische Elemente: Die Regierung wird vom Landtag gewählt und kann bei fehlendem Vertrauen von Letzterem abgesetzt werden. Also so wie in parlamentarischen Systemen, etwa im Vereinigten Königreich oder in Deutschland, aber nicht wie in den USA. Die Liechtensteiner Regierung ist aber nicht nur dem Landtag, sondern auch dem Fürsten gegenüber verantwortlich. Der Fürst, das Staatsoberhaupt Liechtensteins, hat überdies weitreichende Kompetenzen, viel weitreichender als etwa jene von König Charles III. Diesbezüglich erkennen wir – funktionell gesprochen – Parallelen zu Frankreichs semi-präsidentiellem System. Das gewählte Staatsoberhaupt Frankreichs,

le Président, hat ebenfalls weitreichende Machtbefugnisse. Er bestellt beispielsweise den Regierungschef und kann das Parlament auflösen. Auch der Fürst ernennt die Regierung (und nicht nur den Regierungschef) und kann den Landtag auflösen, wenn erhebliche Gründe vorliegen. Bloss, ein klassisches semi-präsidentielles Regierungssystem ist Liechtenstein eben auch nicht. Zunächst ist zu sagen, dass, wie in anderen politischen Systemen auch, die Klassifikation Liechtensteins zu den oben genannten Typen ein Stück weit von der Rolleninterpretation des Staatsoberhauptes abhängig ist. Wird diese Rolle zurückhaltend ausgeübt, funktioniert Liechtenstein mehr wie ein parlamentarisches Regie-

rungssystem, ansonsten eher wie ein semi-präsidentielles System. Eine Klassifikation Lichtensteins wird durch weitere, anderswo fehlende Elemente zusätzlich erschwert. Die Regierung Liechtensteins ist beispielsweise eine Kollegialregierung mit gleichberechtigten Mitgliedern, was es – mit Ausnahme der Schweiz – anderswo nicht gibt. Bei der politischen Entscheidungsfindung kommt überdies auch das Stimmvolk mit den zahlreichen direkten Mitspracherechten – Volksinitiative, Referendum etc. – hinzu. Auch dieses direktdemokratische Element fehlt auf nationaler Ebene in vielen anderen Staaten. Kurzum, das Regierungssystem Liechtensteins ist in der Tat sehr komplex und ein Sonderfall!

Thomas Milic Forschungsleiter Politik, Liechtenstein-Institut


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Europaratsvorsitz: «Wir können authentisch auftreten» Sowohl als Aussen- als auch als Bildungsministerin hat Dominique Hasler eine breite Palette an Aufgaben zu erledigen. Der Europaratsvorsitz wirft seine Schatten voraus, in der UNO hat sich Liechtenstein erst kürzlich wieder aktiv eingebracht und im Bildungswesen steht eine Vielzahl an Themen auf der politischen Agenda. Daneben beschäftigt sie als Sportministerin die Weiterentwicklung der liechtensteinischen Sportlandschaft. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre derzeitige Arbeit. Interview: Heribert Beck

Frau Regierungsrätin, kürzlich haben Sie an der UNO-Generaldebatte unter anderem über die wachsende Bedeutung der Kleinstaaten gesprochen. Was lässt deren Bedeutung wachsen? Welche Konsequenzen hat dies für Liechtensteins Politik und seine Bevölkerung? Regierungsrätin Dominique Hasler: Der Sicherheitsrat ist seit Jahren durch den Einsatz des Veto-Rechs gelähmt. Die UNO ist die wichtigste Friedensorganisation der Welt, und deshalb ist gerade auch für uns als Kleinstaat eine funktionierende UNO von zentraler Bedeutung. Wir setzen uns daher aktiv für eine effizientere und effektivere Ausgestaltung der UNO ein. Vergangenes Jahr konnten wir mit der Veto-Initiative diesbezüglich auch einen international ankerkannten Erfolg verzeichnen. Nunmehr kommt die Generalversammlung automatisch dann zusammen, wenn der Sicherheitsrat durch ein Veto blockiert ist. In dieser Versammlung soll dann die Entscheidung zum Veto erläutert und zur Debatte gestellt werden. Kleinere Staaten stellen die Mehrheit der Mitgliedstaaten in der Generalversammlung, wes-

halb diesen auch eine wachsende Rolle zukommt. Liechtenstein hat somit die Möglichkeit, sich zu drängenden Fragen unserer Zeit, bei denen der Sicherheitsrat nicht im Stande ist zu handeln, zu äussern. Dies, auch wenn wir kein Mitglied im Sicherheitsrat sind. Sie haben in New York auch die Aussenministerinnen in die Residenz der Liechtensteiner Botschaft eingeladen. Was ist der Hintergrund dieses schon traditionellen Treffens? Dieses Treffen gibt es bereits seit Jahren, es erfreut sich jedoch in der jüngsten Vergangenheit wachsender Beliebtheit. Das mag einerseits daran liegen, dass es sich hierbei um eines der wenigen Treffen handelt, an welchem ein völlig informeller Austausch zwischen den Aussenministerinnen stattfinden kann, andererseits hat dieses Format die Basis gebildet für abgestimmte politische Positionen und gemeinsame Initiativen. Mit der eingangs angesprochenen Bedeutung geht Verantwortung einher. Diese trägt Liechtenstein ab November für ein halbes Jahr mit dem Vorsitz im


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Ministerkomitee des Europarates. Was bringt diese Rolle mit sich und welche Aufgaben kommen auf Liechtenstein zu? Liechtenstein hat durch den Vorsitz die Möglichkeit, einen sichtbaren Beitrag zur Gestaltung unserer europäischen Wertegemeinschaft zu leisten. Traditionell setzen wir uns für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ein, was auch die Werte des Europarates sind. Daher können wir in diesen Bereichen authentisch als Vorsitz auftreten und dadurch unser langjähriges Engagement in diesem Bereich verstärkt hervorheben. Während des Vorsitzes beziehen wir auch die breite Bevölkerung sowie die Schülerinnen und Schüler durch verschieden Angebote und Veranstaltungen im Inland mit ein. Die Vorsitzrolle bringt eine grosse Verantwortung mit sich. Der Europarat hat 46 Mitgliedsstaaten und umfasst zirka 700 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Der Vorsitz bedeutet, dass Liechtenstein den Europarat in internationalen Angelegenheiten und in Beziehungen zu anderen Organisationen oder Staaten vertritt. Wie kann ein Kleinstaat diesen Aufwand bewältigen? Der Aufwand ist bereits vor der effektiven Übernahme des Vorsitzes deutlich angestiegen. Daher wurde vom Landtag auch eine temporäre Aufstockung der personellen Ressourcen für diesen Vorsitz genehmigt. Wir können aber auch auf die Unterstützung des Sekretariats des Europarates zählen und natürlich auf unser bisheriges Team. Was versprechen beziehungsweise erhoffen Sie sich vom Liechtensteiner Europaratsvorsitz? Neben der Visibilität und An-

erkennung von Liechtensteins langjährigem Engagement für die Menschenrechte, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Ausland erhoffe ich mir auch mehr Bewusstsein für den Europarat und seine Bedeutung im Inland. Denn von der Förderung dieser Rechte und dem damit letztlich verbundenen höheren Schutz profitieren alle, die in einer demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft leben wollen. International ist auch Liechtensteins Bildungswesen aufgrund der Schutzsuchenden aus der Ukraine, die sich im Land aufhalten. Wie läuft die Integration der schulpflichtigen Kinder inzwischen ab und wie haben sich die bisherigen Massnahmen bewährt? Als der Krieg gegen die Ukraine ausgebrochen ist, haben wir sofort reagiert und mit dem sogenannten Lernhub ein neues Konzept zur besseren Integration der schutzsuchenden Schülerinnen und Schüler in Liechtensteins Schulbetrieb geschaffen. Es ist uns wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen trotz teilweise traumatischer Erfahrungen in unserem Land einen möglichst «normalen» Schulalltag erleben können. Nach einer gewissen Zeit werden sie vom Lernhub in eine Regelklasse integriert, in der sie weiterhin Unterstützung erhalten. Dazu ist zu betonen, mit welchem Engagement die Schulen und die verantwortlichen Personen vor Ort alles tun, damit diese Kinder und Jugendlichen einen geregelten Schulalltag haben. Ich bin sehr dankbar, dass wir auch in dieser herausfordernden Situation unserer humanitären Tradition nachkommen. Keine Bildung ohne Lehrer. Doch Lehrermangel ist ein Schlagwort, das im Ausland, auch im nahen Ausland, immer wieder zu hören ist. Wie

ist Liechtenstein diesbezüglich aufgestellt? In Liechtenstein können wir bisher alle offenen Stellen für Lehrpersonen mit qualifiziertem Personal besetzt werden. Es gibt also im Moment keinen Mangel an Lehrpersonen in Liechtenstein. Wir mussten auch noch nicht auf Quereinsteiger oder andere Alternativen zurückgreifen. Dennoch analysieren wir die Situation fortlaufend, da in der Vergangenheit auf Ausschreibungen deutlich mehr Bewerbungen eingegangen sind, als es heute der Fall ist. Als ehemalige Lehrerin kennen Sie die Bedürfnisse des Lehrpersonals sicherlich noch bestens. Wie sorgt die Regierung dafür, dass in Liechtenstein auch künftig kein akuter Lehrermangel eintritt? Dafür haben wir einen Strauss an Massnahmen. So arbeiten wir permanent an den Rahmenbedingungen für unser Lehrpersonal, damit die Attraktivität des Berufs erhalten und noch gestärkt wird. Dazu gehört auch die Überarbeitung des Lehrerdienstgesetzes, die wir nächstes Jahr dem Landtag zur Behandlung unterbreiten. Zudem haben wir unter anderem eine Machergruppe «Attraktivität Lehrberuf» ins Leben gerufen, die aus Vertretern des Lehrpersonals und des Schulamtes besteht. Das sind also die Personen, die direkt betroffen sind. Deren Kernaufgabe liegt in der Analyse des Ist-Zustandes in Liechtenstein, der Sammlung, Gegenüberstellung und Analyse verschiedenster Massnahmen anderer Länder beim Thema Lehrpersonenmangel sowie der Ausarbeitung eines Strategiepapiers zu Handen der Regierung. Dieses Strategiepapier soll uns Wege aufzeigen, wie die Attraktivität des Lehrberufs in allen Bereichen verbessert werden kann. Sie sehen also, dass wir das Problem in einem partizipativen

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Prozess mit den Betroffenen angehen und nicht einfach Massnahmen von oben herab verordnen wollen. Was steht im Bildungswesen sonst derzeit auf Ihrer politischen Agenda? Wie lang darf das Interview sein? (lacht) Es ist tatsächlich eine Menge. Die Themen reichen vom Kindergarten bis in den Hochschulund den Berufsbildungsbereich. Wir arbeiten beispielsweise intensiv an der Umsetzung der Massnahmen, die wir uns im Rahmen der Bildungsstrategie 2025plus gegeben haben. Dazu werden wir weiterhin gemeinsam mit allen Beteiligten in unserer Bildungslandschaft die auferlegten Massnahmen planen, umsetzen und koordinieren. Zum Schluss noch ein paar Worte zum Sport: Die geplante Kletterhalle im Mühleholz war mehrfach in den Medien. Was tut sich derzeit in Sachen Sportstätten und Sportinfrastruktur im Allgemeinen sonst noch? Das Infrastrukturprojekt Steg, auch bekannt als Nordic Zentrum, ist entscheidungsreif und wird dem Landtag noch in diesem Jahr vorgelegt. Das Projekt Kletterhalle muss nach dem Standortwechsel in den Bereich Mühleholz nochmals dem Landtag zur Beschlussfassung vorgelegt werden. In Verbindung mit dem neuen Standort laufen derzeit noch Detailabklärungen. Der Bericht einer breit abgestützten Arbeitsgruppe zur Optimierung und Erweiterung der Sportinfrastruktur, der Empfehlungen an die Regierung enthält, befindet sich in der Finalisierung. Die Regierung wird nach der Kenntnisnahme entscheiden, welche Empfehlungen aufgegriffen, welche weiteren Abklärungen vorgenommen werden und wie eine Umsetzung in Angriff genommen werden kann.


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Fragen an … Wie sieht die Bevölkerung die Zunahme der Flüchtlingszahlen? Die Zuwanderung von Asyl- und Schutzsuchenden nimmt in den europäischen Ländern immer mehr zu. In den Nachbarländern Liechtensteins sieht die Bevölkerung die Zuwanderung immer kritischer. Es geht vor allem um die Unterbringung und weitere Herausforderungen, welche die mit dem Zustrom von Asylsuchenden verbunden sind und grosse Teile der Bevölkerung auf Dauer belasten. Eine vor wenigen Tagen in Österreich veröffentlichte Umfrage zeigt, dass schon knapp 60 Prozent der Bevölkerung die Zuwanderung negativ sehen, ausser Grünen-Wählerinnen und -wählern, die etwas anders ticken. Ähnliche Werte gibt es aus Deutschland und der Schweiz.

Fragen Wie steht es in dieser Frage in Liechtenstein? Ist unsere Bevölkerung anders gestrickt? Tun wir zu zuviel für die Zuwanderer? Was ist Ihre persönliche Meinung?

Franziska Hoop

Walter Frick

Aufgrund des Kriegs in der Ukraine haben Millionen von Menschen in Europa ihr Zuhause verlassen. Liechtenstein hat sehr rasch reagiert und den besonderen Schutzstatus S für Flüchtlinge aus der Ukraine aktiviert. Der Ukrainekrieg hat zu einer humanitären Katastrophe in Europa geführt, und wir sind zu Solidarität verpflichtet. Die hohen Zuwandererzahlen sind eine grosse Herausforderung für unser Asylwesen. Diese kann nur gestemmt werden, wenn alle mithelfen. Die Flüchtlingshilfe Liechtenstein betreut aktuell rund 600 Personen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Für ihren Einsatz danke ich ihnen sehr.

Wir müssen in dieser Frage aufpassen, dass wir nicht über die ausländischen Medien falsche Vorstellungen von der Wirklichkeit in Liechtenstein bekommen.

Solche ausserordentlichen Entwicklungen wirken sich auch auf unser Zusammenleben aus. In Liechtenstein ist bislang eine hohe Solidarität in der Bevölkerung spürbar, sei dies im Rahmen des persönlichen Kontakts mit Geflüchteten, bei der Zurverfügungstellung von Wohnraum an den Staat, oder bei der Integration in Schulen und den Arbeitsmarkt. Dafür danke ich unserer Bevölkerungen herzlich. Mir ist auch wichtig zu betonen, dass geflüchtete Menschen, ob aus der Ukraine oder aus anderen Staaten, bei uns nicht in Überfluss leben. Sie erhalten, gestützt auf das Asylgesetz, jene Leistungen, die für ein menschenwürdiges Leben nötig sind, und das nur, wenn sie nicht selbst über ausreichend finanzielle Mittel verfügen. Klar ist aber auch, dass Migranten, die nicht schutzbedürftig sind und daher kein Aufenthaltsrecht in unserem Land haben, konsequent in ihre Heimatländer zurückgeführt werden müssen. Persönlich bin ich froh, in einem Land zu leben, das seine humanitäre Tradition in Zeiten der Not konsequent unter Beweis stellt.

Deutschland und Österreich haben grössere Probleme, wenn man das Ganze medial verfolgt: Es gibt zahlreiche anziehende Faktoren im Sozialsystem und zum Teil lohnt sich Arbeiten (auch für Inländer) schon länger nicht mehr, weil die Grundsicherung unter Umständen höher ist als ein potenzieller Lohn. Zudem scheint es in vielen Fällen Probleme mit der Abschiebung von Straftätern zu geben, was die Stimmung auch gegenüber gesetzestreuen Schutzsuchenden verschlechtert. Aber klar: Wenn Gesetze und Abkommen nicht mehr angewendet werden (Stichwort: Schengen/Dublin) und Zuzug unkontrolliert stattfindet, geht bei vielen das Vertrauen in den Staat verloren. In Liechtenstein gab es in den Innenministerien unter Thomas Zwiefelhofer und in der letzten Legislatur bei Dominique Hasler wichtige Reformen und Verfahrensbeschleunigungen. Mir ist es wichtig, dass Liechtenstein seiner humanitären Tradition nachkommt. Gemäss den mir vorliegenden Zahlen haben wir zirka 600 Asyl- oder Schutzsuchende bei uns. 10 Prozent davon sind Nicht-Ukrainer und rund100 Personen gehen bei uns einer Arbeit nach. Über Kriminalität bei Asylsuchenden ist mir nichts bekannt. Solange bei uns die Gesetze noch gelten, sehe ich hier auch künftig keine grossen Probleme. Daher können wir unter dem Strich sagen, dass Liechtenstein eine sehr gute und überschaubare Flüchtlingspolitik betreibt. Dennoch bedarf es einer ständigen Kontrolle und beide Augen müssen offengehalten werden. Im Grundsatz können immer wieder einmal unerhofte bzw. unerwünschte Nebenschauplätze entstehen, welchen sogleich entgegengewirkt werden muss.


polit:zeit

10/2023

Tatjana As’Ad

Herbert Elkuch

Pio Schurti

Menschen verlassen ihren Wohnort auf der Suche nach mehr Lebensqualität und besseren Verdienstmöglichkeiten oder als Schutzsuchende vor Krieg und Krisen. Dieses Phänomen ist älter als die Zivilisation und auch in der Landesgeschichte tief verankert. Während der Hungersnöte, Rezessionen und Wirtschaftskrisen im 19. und 20. Jahrhundert sind zahlreiche Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner nach Nordamerika ausgewandert. Heute profitieren wir massgeblich von der Migration nach Liechtenstein. Ohne Zuwanderung und die wertvolle Arbeit von Ausländern könnten viele Branchen hierzulande nicht überleben. Wie auch, in einem Land, das mehr Arbeitsplätze zählt als Einwohner? Ich jedenfalls bin dankbar für die Leistung und kulturelle Vielfalt, zu der Migrantinnen und Migranten tagtäglich beitragen.

Die Flüchtlingsproblematik wird in der Öffentlichkeit nicht wahrnehmbar diskutiert. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass die Regierung nur sehr spärlich Zahlen dazu veröffentlicht. Fakt ist aber, dass das Flüchtlingswesen unser Land immer mehr belastet. Die Zahl der «echten» Flüchtlinge, das heisst Personen, die tatsächlich in ihrem Land verfolgt sind, ist eher klein. Mehr zu schaffen machen die Wirtschaftsflüchtlinge, die zwar um Asyl ansuchen, in Wirklichkeit aber aus wirtschaftlichen Gründen nach Liechtenstein kommen.

Wie in jedem Land sind auch in Liechtensteins Bevölkerung die Einstellungen und Haltungen gegenüber der Zunahme der Flüchtlingszahlen nicht einheitlich. Da Liechtensteins Einwohnerzahl klein ist, kann selbst ein geringer Zuwachs an Migranten einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Einwohner haben.

Was die Fluchtmigration betrifft, wünsche auch ich mir, dass die Asylzahlen sinken – aber nicht, weil ich Angst habe, dass wir zu viel tun könnten, sondern weil wir zu wenig tun. Alle Menschen sollten in ihrer Heimat sicher und mit Zukunftsaussichten leben können. Solange das nicht gegeben ist, muss Schutzbedürftigen Schutz gewährt werden. Ausserdem müssen vor Ort Unterstützung geleistet und die Fluchtursachen bekämpft werden. Die Auswirkungen der Klimakrise bedrohen die Lebensgrundlagen im globalen Süden schon jetzt. Klimaschutz muss bei der Migrationsfrage also mitbedacht werden.

Noch etwas anderes ist der Schutzstatus S, bei dem das Asylwesen nicht beachtet werden muss, weil ein freier Zuzug möglich ist, ohne dass geprüft wird, ob das Leben der ankommenden Flüchtlinge tatsächlich unmittelbar in Gefahr ist. Die Ukraine ist ein sehr grosses Land. Vom Krieg tatsächlich direkt betroffen ist hauptsächlich die Bevölkerung im östlichen Gebiet der Ukraine, das von Russland besetzt wurde. Es zeichnet sich ab, dass der Krieg in der Ukraine noch Jahre dauern wird und jetzt schon zu einem reinen Stellungskrieg mutiert ist. Es ist deshalb fraglich, ob der Schutzstatus S für alle Ukrainer, unabhängig von ihrem früheren Wohnort, über den 29. Februar 2024 verlängert werden muss. Wer dann nicht zurück will, muss einen Asylantrag stellen, um den Status eines Flüchtlings zu erlangen.

Mein Eindruck ist, dass die Mehrheit der Liechtensteiner die Aufnahme und Unterstützung von Flüchtlingen als humanitäre Pflicht sehen und die staatlichen Bemühungen, Menschen in Not Schutz zu bieten, befürworten. Schwieriger zu beantworten sind die Fragen, wie viele Flüchtlinge wir aufnehmen können, wie lange Menschen in Not Schutz geboten werden soll und ob Flüchtlinge in Liechtenstein integriert werden sollen oder doch nur bleiben dürfen, bis sie sicher in ihre Heimat zurückkehren können. Ob Liechtenstein «zu viel» tut für die Zuwanderer ist schwer zu beurteilen, da kaum bekannt ist, was denn alles für Zuwanderer getan wird. Mir persönlich scheint es nicht «zu viel», aber es wäre besser, wenn wir Zuwanderer, ob Flüchtlinge oder Asylsuchende, vom ersten Tag an mehr für sich selber tun lassen würden. Flüchtlinge und Schutzsuchende sollen selbstverständlich Sozialhilfe bekommen, sie müssten aber zum Beispiel vom ersten Tag an unsere Sprache lernen und einer Arbeit nachgehen, um möglichst rasch nach ihrer Ankunft ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten zu können. So könnte dem Eindruck, den viele haben, dass wir für Zuwanderer «zu viel» tun, entgegengewirkt werden.

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Ruggell auf dem Weg zum Gemeindesteuerzuschlag von 150 Prozent Bei der Anpassung des Finanzausgleichs haben Landtag und Regierung die Zielsetzung ins Zentrum gestellt, die Voraussetzungen zu schaffen, dass alle Gemeinden Liechtensteins ihrer Bevölkerung denselben Gemeindesteuersatz anbieten können. Die Gemeinde Ruggell überrascht mit einem innovativen Vorschlag, die Thematik der Steuergerechtigkeit von In- und Ausländern anzugehen. Vorsteher Christian präsentiert im Interview die Lösungsidee. Interview: Johannes Kaiser

Gemeindesteuerzuschlags – dies trotz zahlreicher nicht unbedeutender Investitionen in den nächsten Jahren.

Bereits im Vorfeld der Gemeindewahlen war der Steuerzuschlag bei den Gemeinden mit deutlich höherem Satz – es sind dies Balzers, Eschen, Mauren und Ruggell – ein vieldiskutiertes Thema. Sie nahmen sich diesem wenige Wochen nach Amtsantritt an und präsentierten dem Gemeinderat eine sehr interessante Strategie zur Senkung des

Christian Öhri: Aufgrund der laufenden Investitionen in unsere Infrastruktur war von Anfang an klar, dass eine abrupte Steuersenkung von 175 auf 150 Prozent nicht drin liegt. Es ist aus heutiger Sicht jedoch absehbar, dass sich die Situation mit Blick auf die längerfristig ausgelegte Finanzplanung entspannen wird. Aus diesen Gründen habe ich mir über den Sommer überlegt, ob eine Senkung des Gemeindesteuerzuschlags in mehreren Schritten möglich ist. Es ist ein neuer Weg, aber ich war von Anfang an überzeugt, dass uns dieser Weg als Gemeinde für die nächsten Jahre die bestmögliche Planungssicherheit gibt. Wenn wir den Gemeindesteuerzuschlag jedes Jahr um 5 Prozent senken und gleichzeitig die hohen Investitionskosten zurückgehen, ist dieser Weg tragbar und vorausschauend. Auf der anderen Seite besteht der nachvollziehbare Anspruch der Bevölkerung, dass die Steuern auch bei uns gesenkt werden. Dafür steht die Anpassung des Finanzausgleichs, damit es künftig in allen Gemeinden einen Gemeindesteuerzuschlag von 150 Prozent geben soll und dieser Standortvorteil anderer Gemeinden wegfällt.

Christian Öhri, Gemeindevorsteher von Ruggell

Was für Investitionsprojekte stehen für Ruggell in der Finanzplanung an? In den beiden vergangenen Jahren fielen gleich mehrere grosse Investitionsprojekte zusammen: Die Rheinstrasse und Landstrasse wurden saniert, und der neue Industriezubringer wurde mit einem Kreisel verwirklicht. Jetzt könnte man meinen, dass das Land dafür zuständig ist. Dem ist nicht ganz so: Die Gemeinde ist verantwortlich für das, was unter die Strasse kommt, also die Werkleitungen, und für die Beleuchtung. Beim Kreisel wurde ein komplett neuer Strassenabschnitt gebaut. Es sind ganz wichtige Projekte, die in guter Zusammenarbeit mit dem Land realisiert werden konnten. Die grösste finanzielle Mit-Belastung ist aber die Vollendung der neuen Abwasserpumpleitung, die gemäss Verordnung der Regierung spätestens in vier Jahren vom neuen Pumpwerk beim Freizeitpark Widau über die Giessenstrasse, Rheinstrasse und Landstrasse bis nach Bendern zur ARA führen muss. Die jetzige Leitung liegt im Kanaldamm und geht durch die Wasserschutzzone, wo unser Trinkwasser aus dem Grundwasser gepumpt wird. Ich denke, wir sind alle froh, wenn diese Leitung im Kanaldamm ausser Betrieb genommen wird.


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Fotos: Michael Zanghellini

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Das Thema eines einheitlichen Gemeindesteuersatzes hat auch mit der Beseitigung der Inländerdiskriminierung zu tun. Die Einwohnerinnen und Einwohner in Ruggell bezahlen um 25 Prozentpunkte höhere Gemeindesteuern als EWR-Angestellte im öffentlichen Dienst. Sie nehmen mit dem Gemeinderat Ruggell nun eine schrittweise Senkung des Gemeindesteuerzuschlages vor. Anstelle einer abrupten Senkung des Gemeindesteuerzuschlages von 175 auf 150 Prozent wollen wir eine lineare und damit gut planbare Steuersenkung in fünf Schritten vornehmen. Gegenüber einem einmaligen grossen Senkungsschritt bleiben unserer Gemeinde mit dieser Variante Mehreinnahmen von 1,7 Millionen Franken erhalten, die vor allem – wie bereits erwähnt – in den nächsten zwei Jahre für die Realisierung der Abwasserpumpleitung benötigt werden. Im Gemeinderat wurde sehr konstruktiv diskutiert, und er hat dieser Variante schliesslich mit grosser Mehrheit zugestimmt.

Was bedeutet dies konkret für die Bevölkerung und die Gemeinde? Mit einer Senkung des Gemeindesteuerzuschlags in fünf Schritten, also 5 Prozent pro Jahr, verfügt

die Gemeinde nach heutiger Berechnung über rund 170‘000 Franken weniger pro Senkungseinheit. Ist der Mindeststeuersatz von 150 Prozent nach fünf Schritten erreicht, bedeutet dies Mindereinnahmen im Umfang von 860‘000 Franken. Ab dem nächsten Jahr erhält die Gemeinde Ruggell aufgrund der Anpassung des Finanzausgleichs jedoch jährliche Mehreinnahmen von schätzungsweise rund 1,2 Millionen Franken. Stellt man diese zwei Zahlen gegenüber, dann kann man erkennen, dass die Gemeinde trotz Steuersenkung zirka 340‘000 Franken mehr einnehmen wird. Ruggell erhält seit über zehn Jahren jeweils ungefähr denselben Betrag aus Steuern und Finanzausgleich zusammen, obwohl die Gemeinde sehr stark gewachsen ist. Es ist die erste adäquate Anpassung, die uns gleichzeitig erlaubt, den Gemeindesteuerzuschlag an jenen der meisten anderen Gemeinden anzupassen. Die Einwohnerinnen und Einwohner haben einen klaren Horizont und können sich fünfmal hintereinander auf eine Steuersenkung freuen.

Ist der modifizierte Finanzausgleich wirklich gerecht und zielgerichtet ausgestaltet? Kann die Gemeinde Ruggell beispielsweise beim Wachstum der eigenen Wirtschaftsansiedlung auch die eigene Kasse füllen?

Es ist die erste Finanzausgleichsanpassung nach vielen Jahren, die uns neue Möglichkeiten gibt. Wir werden noch länger vom Finanzausgleich abhängig sein, obwohl es in Ruggell schon fast 2000 Arbeitsplätze gibt. Wir haben einen hervorragenden Wirtschaftsstandort, der sehr gute Rahmenbedingungen für Gewerbe und Industrie sowie einen unmittelbaren Autobahnanschluss bietet. Wir setzen uns im Weiteren für optimierte Verbindungen im öffentlichen Verkehr sowie Langsamverkehr ein. So wollen wir vor allem auch die Verbindung zum S-Bahnhof in Salez und nach Feldkirch weiter ausbauen und attraktiver gestalten. Dafür braucht es jetzt auch die neue Langsamverkehrsbrücke über den Rhein für grundlegend mehr Sicherheit und Attraktivität, die wir gemeinsam mit unseren Nachbarn in bester Zusammenarbeit planen. Wir sind also auf sehr gutem Weg, unseren Wirtschaftsstandort in Verbindung mit der Mobilität – und zwar beste Rahmenbedingungen für den ÖV und Langsamverkehr – zusammen auch mit der Nachbarschaft über die Gemeindegrenzen hinweg zu optimieren und attraktiv zu gestalten.


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Einladung Informationsanlass zur Volkswahl der Regierung Herzliche Einladung an alle interessierten Personen

Wann:

Donnerstag, 26. Oktober 2023, Beginn: 19 Uhr

Ort:

Aula des Gymnasiums in Vaduz

Programm

• Vorstellung der Verfassungsinitiative • Kurzreferat von Dr. Thomas Milic (Forschungsleiter Politik beim Liechtenstein Institut) • Fragen aus dem Publikum


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Die Tage werden kürzer, die Zahl der Einbrüche steigt Im Herbst häufen sich wieder die Meldungen über Einbrüche in alle Arten von Liegenschaften. Die Landespolizei ist präventiv tätig, investiert aber auch erhebliche personelle Ressourcen in die Aufklärung von Taten. Um die Deliktzahlen niedrig zu halten, kann auch jeder Einzelne seinen Beitrag leisten. Text: Heribert Beck

«I

n Triesen ist es zwischen Dienstag und Donnerstag zu einem Einbruch in ein Wohnhaus gekommen. Es entstand Sachschaden.» Medienmitteilungen der Landespolizei beginnen gerade in den Herbst- und Wintermonaten häufig wie diese von Mitte September. «Die Tendenz zeigt, dass in den Monaten, in welchen es früher und länger dunkel ist, öfter eingebrochen wird», sagt Sibylle Marxer, die Mediensprecherin der Landpolizei. Sie präzisiert aber: «Es gibt keine Tageszeit, in der die meisten Einbruchsdiebstähle stattfinden. Wir stellen sowohl Tag, Dämmerungs- als auch Nachteinbrüche fest. Oftmals kann der genaue Zeitpunkt des Einbruches auch gar nicht eruiert werden.» Knapp 1000 Einbrüche waren es in den vergangenen acht Jahren insgesamt (siehe Tabelle). Einen Ausreisser nach unten stellt lediglich 2020 dar, das erste Corona-Jahr, in dem die Menschen gerade in der dunklen Jahreszeit deutlich häufiger zu Hause waren als sonst und in dem auch die Grenzen zeitweise geschlossen waren. Von den 991 Einbrüchen zwischen 2015 und 2022 konnten 201 geklärt werden, eine Quote von knapp über 20 Prozent.

Die Umstände entscheiden, nicht nur das Objekt

Die meisten Einbrüche in Liechtenstein finden durch das Aufwuchten oder Aufhebeln von Fenstern bzw. Türen sowie durch das Einschlagen von Fenstern und gläsernen

Balkontüren statt. Welche Gebäudearten am ehesten betroffen sind, lässt sich hingegen nicht so klar sagen. «Es wird sowohl in Einfamilienhäuser als auch in Mehrfamilienhäuser eingebrochen», sagt Sibylle Marxer. Entscheidend seien oft mehrere Umstände. Schwachstellen wie gekippte Fenster oder Balkontüren gehören dazu, aber auch, ob das Anwesen oder die Örtlichkeit von anderen Personen gut einsehbar ist bzw. ob die Tathandlung ungestört und unbemerkt ausgeführt werden kann. «Die Einbrecher wollen in der Regel unerkannt und unbeobachtet bleiben und suchen einen einfachen Weg in die ausgesuchten Objekte.» Die Landespolizei begegnet dem gerade im Herbst und Winter mit vermehrten Patrouillenfahrten in Wohnquartieren und kontrolliert verdächtig erscheinende Personen.

Eine Reihe von Präventionsmöglichkeiten

Aber auch jeder einzelne Hauseigentümer oder Wohnungsmieter kann sich schützen. Es empfiehlt sich eine Beratung durch Sicherheitsunternehmen, deren Mitarbeiter ein Objekt auf Schwachstellen untersuchen und zu Gegenmassnahmen raten. Allgemeine Gegenmassnahmen empfiehlt auch die Landespolizei. Dazu kann das Installieren einer Alarmanlage gehören, die einen Einbruch zwar nicht verhindern, aber abschreckend wirken kann. Dazu gehört aber selbstverständlich auch das sorgfältige Verschliessen von Fenstern und

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Die Zahlen zu Einbrüchen in Liechtenstein in den Jahren 2015 bis 2022 Jahr

Jan.- geklärte Dez. Tatbestände Prozent

2022

138

20

14%

2021

111

21

19%

2020

59

10

17%

2019

107

16

15%

2018

140

45

32%

2017

127

16

13%

2016

141

42

30%

2015

168

31

18%

Türen beim Verlassen des Objekts. «Hinterlassen Sie keine Schlüssel, vor allem nicht an offensichtlichen Orten wie unter der Fussmatte», sagt Sibylle Marxer ergänzend. Auch sollten Häuser und Wohnungen nicht verlassen erscheinen. «Verschliessen Sie nicht alle Fenster mit Rollläden und lassen Sie Ihren Briefkasten regelmässig leeren, Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter können die Abwesenheit ebenfalls kennzeichnen.» Auch empfiehlt es sich, die Nachbarschaft über eine Abwesenheit zu informieren, sodass verdächtige Beobachtungen richtig eingeordnet und im Zweifelsfall der Landpolizei gemeldet werden können. Ein brennendes Licht wiederum kann Anwesenheit vortäuschen und Einbrecher abschrecken. Der Einsatz von Licht-Zeitschaltuhren im Haus und von Bewegungsmeldern im Aussenbereich kann zusätzlich Schutz bieten, da sie mögliche Täter verunsichern. Ein weiterer Ratschlag der Landespolizei ist es, möglichst wenige Wertgegenstände zu Hause aufzubewahren. Deutlich sicherer sind Schliessfächer bei darauf spezialisierten Institutionen wie beispielsweise Banken. «Wenn sich jemand dennoch für einen Tresor im eigenen Heim entscheidet, so ist es sinnvoll, diesen nicht sichtbar aufzustellen, sondern ihn verbauen zu lassen», sagt die Mediensprecherin der Landespolizei.


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10/2023

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«Die Jugend trägt die Folgen heutiger Entscheidungen am stärksten» Michael Schädler aus Triesenberg ist 20 Jahre alt, hat eine abgeschlossene Berufsausbildung als Informatiker für Applikationsentwicklung und absolviert derzeit im Vollzeitstudium die BMS Liechtenstein Typ Wirtschaft. Bereits im Alter von 15 Jahren trat er dem Jugendrat Liechtenstein bei, dem er seit Frühjahr 2022 als Präsident vorsteht. Fahrradtouren, Wanderungen und das Skifahren zählen zu den Hobbys von Michael Schädler. Interview: Johannes Kaiser


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D

u bist seit fünf Jahren beim Jugendrat Liechtenstein engagiert und sehr aktiv. Wie ist dein Interesse für gesellschaftspolitische Fragen geweckt worden? Michael Schädler: In meiner Sekundarschulzeit wollten wir als Klassenmehrheit unbedingt ins Skilager. Jedoch war dies finanziell damals nicht möglich, da bereits eine Abschlussreise nach England geplant war. Mich hat dies unglaublich gestört. Damals habe ich gemerkt, dass ich mein Umfeld aktiv beeinflussen möchte. Leider ist es mit dem Skilager dann doch nichts geworden. Aber ich nahm in der Folge an den Jubel-Veranstaltungen teil und moderierte diese später auch. Dort wurde ich vom damaligen Jugendrat-Präsidenten Brian Haas für den Jugendrat begeistert. Nicht jede oder jeder Jugendliche ist am politischen Geschehen so interessiert. Was motiviert dich, deine Stimme für die jungen Menschen zu erheben? Politische Entscheidungen bestimmen unsere persönliche, tägliche Lebensrealität. Meine Generation benötigt langfristige und kluge Entscheidungen für eine sichere Zukunft. Darum ist es wichtig, dass unsere Generation die Themen wie Klimawandel, Fachkräftemangel, AHV, künstliche Intelligenz und aktiv mitbestimmt, da sie die Folgen der Entscheidungen am stärksten trägt. Im Schweizer Nationalrat beträgt das Durchschnittsalter 49 Jahre. In Liechtenstein sieht es nicht wirklich besser aus. Es ist unglaublich wichtig, dass die junge Generation ein hohes Gewicht im politischen Entscheidungsfindungsprozess bekommt. Wie werden die Ideen und Aktivitäten des Jugendrates aufgenommen? Fühlt ihr euch gehört und von der offiziellen Politik wahrgenommen? Die Jugendsession hat bereits zum achten Mal stattgefunden. Die Anträge wurden jeweils an den Landtag weitergeleitet. Dabei kam manchmal mehr, manchmal weniger zurück. Auf dem Wege einer Petition reichen wir den wichtigsten Antrag der Jugendsession, der am meisten Stimmen hinter sich vereint, an den Landtag weiter. Letztes Jahr wurde die Petition «Priorisierung des Langsamverkehrs» einstimmig an die Regierung überwiesen. Allgemein bemerken wir nun bei der Bindung zur Politik einen Aufschwung. An der diesjährigen

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Bild: Michael Zangellini

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Johannes Kaiser im Gespräch mit Michael Schädler (20) aus Triesenberg.

Jugendsession waren sieben Landtagsabgeordnete und drei Regierungsmitglieder anwesend. Auch sonst bekommen wir viel Zuspruch. Das motiviert uns, und wir werden uns darum bemühen, die Bindung an die Politik zu stärken. Daraus werden gemeinsam mit UNICEF Schweiz und Liechtenstein noch weitere Forderungen folgen. Mehr dazu aber im nächsten Jahr – die Vorbereitungen laufen!

Welches sind die brennendsten Themen, die die jungen Leute mit Blick auf die Zukunft am meisten beschäftigen? Gemäss einer in diesem Jahr vom Liechtenstein-Institut publizierten Befragung von rund 1000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren ergibt sich bezüglich er wichtigsten Themen, die sie bewegen, folgende Reihenfolge: 1 Klimawandel und Umweltschutz 2 Verkehr und Mobilität 3 Gleichberechtigung von Mann und Frau 4 Langfristige Finanzierung der Altersvorsorge Dieses Stimmungsbild zeichnet sich auch an den Veranstaltungen des Jugendrates ab. Was ist für dich die Quintessenz der diesjährigen Jugendsession, die am Samstag,

23. September 2023, im Landtagssaal stabgefunden hat? Die Jugendsession wurde durch uns und UNICEF in Gemeinden, Jugendtreffs, Jubel, Jungparteien sowie Social Media beworben. Es ergab sich ein repräsentatives und heterogenes Treffen junger Menschen. Trotzdem konnte sich diese Gruppe junger Menschen mit grossem Konsens und aufeinander eingehenden Diskussionen einigen, dass eine Unterstützung der Photovoltaik- Pflicht sowie allgemein ein höheres Tempo in Richtung erneuerbare Energien enorm wichtig ist. Die Jugendsession postuliert dabei folgende zwei Intentionen: Schutz vor dem Klimawandel und Energieautarkie. Die Stellungnahme mit Begründung wurde bereits im Namen der Jugendsession veröffentlicht. Welche weiteren Themen standen im Fokus der diesjährigen Jugendsession? Die Anträge waren vielfältig: Es ging um die Verbreiterung der Studienlage zu erneuerbaren Energie, ein detalliertes Energiemonitoring, den Ausbau von Windkraftwerken und Weiteres. Im Fokus stand eindeutig die Petition zur Energieautarkie. Ausserdem wurde einstimmig eine Stellungnahme zur Photovoltaik-Pflicht verfasst. Diese Anträge sind auf dem Weg zum Landtag. Zusätzlich werden sie an einer Regierungssitzung vorgestellt.


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meine:zeit

10/2023

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Wie Cedric Stähli auf einer Wanderung die Welt entdeckte

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Moderator Andreas Krättli mit Thomas Graf, Leiter Berufsbildung Hoval, und Cedric Stähli, ehemaliger MOJA Teilnehmer (v. l.).

MOJA steht für «Mobilitätsprojekt für junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer». Seit 25 Jahren koordiniert das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) dieses durch ERASMUS+ unterstützte Projekt. Lehrabsolventen aus Liechtenstein erhalten dadurch die Chance auf einen drei- bis sechsmonatigen Berufsaufenthalt im europäischen Ausland. Wie das geht, stellt Andreas Krättli von AK Digital Media in einer Videopodcast-Reihe vor.

«I

ch freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, einen neuen Videopodcast zur Feier des 25-jährigen Bestehens von MOJA zu moderieren. In der ersten Folge hatte ich das Vergnügen, ein spannendes und unterhaltsames Gespräch mit Thomas Graf und Cedric Stähli zu führen», sagt Andreas Krättli. Der Filmer und Moderator mit eigener Firma in Triesen gibt unumwunden zu, dass er fasziniert war, von den Möglichkeiten und Chancen, die sich jungen Berufsleuten dank MOJA eröffnen, als er sich erst einmal näher mit der Materie beschäftigt hat. «Ich bin der Überzeugung, dass es eine grossartige Sache ist, die noch viel bekannter sein sollte. Dazu möchte ich mit der Serie beitragen. Daneben hat es aber auch einfach Spass gemacht, zu hören, was Cedric nach seiner KV-Lehre erlebt hat und wie Thomas Graf als Leiter der Berufsbildung in der Hoval ihn überzeugen konnte, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.»

«Gold wert bei Bewerbungen»

Gelungen ist dies Thomas Graf mit der Metapher einer Wanderung, die nicht immer gradlinig zum Ziel führen muss und die sich auf den beruflichen Weg übertragen lässt. Cedric Stähli hat seine Wanderung über ein MOJA-Berufspraktikum am Flughafen Charles-

de-Gaulle in Paris zu seinem Traumberuf als Flugbegleiter geführt. Während dreieinhalb Jahren hat er so die ganze Welt bereist, bevor er bei seinem derzeitigen Arbeitgeber Hamilton Medical angekommen ist, wo er berufsbegleitend Supply Chain Management studiert. All das beruht auf den prägenden Erfahrungen, die er mit MOJA gemacht hat, wie Cedric Stähli in der ersten Folge des Videopodcasts einräumt. Diese Erfahrungen teilt Stähli mit rund 250 weiteren jungen Menschen aus Liechtenstein, welche die Chance ergriffen haben, ein Praktikum in einem von 32 zur Auswahl stehenden Ländern zu absolvieren. «Was ich bei der Arbeit zur Serie festgestellt habe, ist, wie wertvoll alle von mir interviewten Teilnehmer die Unterstützung durch das ABB empfanden – nicht nur die finanzielle, sondern insbesondere die organisatorische», sagt Andreas Krättli. Er ergänzt: «Auch auf den Wert des Europasses Mobilität, der die Auslanderfahrung und die erworbenen Fertigkeiten bestätigt, wurde ich immer wieder hingewiesen. Bei späteren Bewerbungen ist der Europass Gold wert.»

Anstecken lassen und informieren

«Ich hoffe, dass sich viele angehende Lehrabsolventen von unserer Videopodcast-Serie in-

spirieren lassen. Schnuppert einmal rein und lasst euch von der Begeisterung anstecken. Wenn das geschehen ist, hilft Silvia RischWirth vom ABB gerne weiter. Es lohnt sich wirklich», sagt Andreas Krättli.

Videopodcast

Weitere Informationen www.abb.llv.li → Mobilitätsprojekte Silvia Risch-Wirth Postplatz 2, 9494 Schaan T +423 236 72 00, www.abb.llv.li


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meine:zeit

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Franz Burgmeiser

Zahltag mit Franz Burgmeier Fussball war immer schon die grosse Leidenschaft des Franz Burgmeier. Als Knirps startete er seine Karriere beim FC Triesen im Nachwuchs, als 18-jähriger wechselte «Burgi» dann zum FC Vaduz und erhielt seinen ersten Profivertrag. Aarau, Basel, Thun und Darlington in England waren seine weiteren Stationen, ehe er im Jahr 2009 wieder zum FCV zurückkehrte. 2018 beendete Franz Burgmeier seine sportliche Laufbahn, blieb dem FC Vaduz aber treu. Der 112fache Nationalspieler wechselte vom Fussballplatz an den Schreibtisch und trägt als Sportchef die Verantwortung im FCV-Profibereich.

Die Arbeit als Sportchef ist sehr vielseitig und abwechslungsreich.

Wie viele Jahre hast du Fussball gespielt?

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Interview & Fotos: Vera Oehri-Kindle

In welchem Jahr wurdest du geboren?

1982 Wie viele Jahre bist du schon beim FC Vaduz tätig?

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Wie viele Schauspielerinnen und Schauspieler kennst du bei GZSZ mit richtigem Namen?

4 Wie viele Kinder hast du?

2


meine:zeit

10/2023

«Burgi» hat selber viele Jahre aktiv Fussball gespielt.

Während der Spiele unterstützt «Burgi» sein Team von der Bank aus.

In welchem Alter hast du deinen ersten Fussball geschenkt bekommen?

Wie viele Sprachen sprichst du?

3

Wie viele Tore hast du in deiner Profi-Fussballkarriere geschossen?

94

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Wie viele Spieler hast du als FCV-Sportchef verpflichtet?

56

Wie viele Länderspiele hast du bestritten?

112

2

In wie vielen Ländern warst du als Profi-­ Fussballer tätig?

3


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Innere Medizin

Die Innere Medizin ist eine der tragenden Säulen der Grundversorgung und des gesamten Gesundheitssystems. das soziale Umfeld der Patientinnen/Patienten bei Therapieentscheidungen zu berücksichtigen. Dadurch wird die/der Facharzt/-ärztin für Innere Medizin zu einer kontinuierlichen Ansprechund einer Vertrauensperson.

Dr. med. Tomas V. Karajan, Ärztlicher Direktor & Chefarzt Innere Medizin, Mitglied der Spitalleitung

Gesundheit – ein wichtiges Gut, ein viel diskutiertes Thema. Das Landesspital Liechtenstein hat mit der Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Welche Rolle spielt dabei die Innere Medizin? Welche Spezialgebiete beinhaltet sie? Wer ist im Notfall vor Ort? Die/Der Internist/in – wie die/der Facharzt/-ärztin für Innere Medizin oft genannt wird - ist die erste Ansprechperson, welche sich sowohl im ambulanten Bereich als auch im Spital um Menschen mit verschiedensten Gesundheitsanliegen kümmert. Die Allgemeine Innere Medizin ist das Fachgebiet mit dem grössten klinischen Spektrum. Es reicht von der Prävention über die Notfall- und Akutmedizin, chronischen Krankheiten und Rehabilitation bis hin zur Geriat-rie und Palliativmedizin. Die/Der Allgemeine Internist/ in ist somit ein/e «Spezialist/in für das Komplexe». Sie/er behält die Übersicht und begleitet Patientinnen und Patienten insbesondere mit Mehrfacherkrankungen. Doch der Mensch ist wesentlich mehr als die Summe seiner Organe und deren Erkrankungen. Deshalb ist wichtig, unter anderem auch die individuelle Geschichte,

Zu den Spezialgebieten der Inneren Medizin gehören u.a. die Heilkunde der Atmungsorgane (Pneumologie), des Herzens und Kreislaufs (Kardiologie), der Verdauungsorgane (Gastroenterologie und Hepatologie), der Nieren (Nephrologie), des Blutes und der blutbildenden Organe (Hämatologie), des Gefäßsystems (Angiologie), des Stoffwechsels und der inneren Sekretion (Endokrinologie und Diabetologie), des Immunsystems (Immunologie), des Stütz- und Bindegewebes (Rheumatologie), Infektionskrankheiten (Infektiologie und Tropenmedizin) und Tumorerkrankungen (Onkologie).

Hand in Hand

Am Landespital Liechtenstein sind Vertreter/innen dieser zuvor genannten Spezialgebiete direkt

vor Ort oder können unmittelbar auf sie zugreifen. Denn im Landesspital Liechtenstein sowie darüber hinaus wird Hand in Hand gearbeitet. So zum Beispiel mit den internen Fachexpertinnen/-experten der Chirurgie, Orthopädie, Pflege, Therapie, mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sowie mit Kooperationspartnern, dem Kantonsspital Graubünden und anderen umliegenden Spitälern. «Dies wirkt sich in positiver Weise auf die Behandlungsqualität und letztlich auf unsere Patientinnen und Patienten aus.» so Dr. med. Tomas V. Karajan, Ärztlicher Direktor des Landesspitals Liechtenstein.

Fast jede/r kann vollständig am Landesspital behandelt werden

Derzeit kann das Landesspital Liechtenstein mit eigenen Mitteln bis zu 90 % der Patientinnen und Patienten vollumfänglich vor Ort behandeln. Bei einem sehr geringen Anteil der Patientinnen und Patienten ist eine Verlegung in ein grösseres Spital für eine sogenannte hochspezialisierte Medizin notwendig. So beispielsweise für eine notfallmässige Herzkatheteruntersuchung bei akutem Herzinfarkt. Diese hochspezialisierte Medizin bieten u.a. das Kantonsspital Graubünden, Kantonsspital St. Gallen, Universitätsspital Zürich, u.w. an.

Förderung der Ausbildung für Fachpersonen in der Zukunft

Neben der Patientenbehandlung hat die Ausbildung von jungen Kolleginnen und Kollegen für das Landesspital Liechtenstein eine fundamentale Bedeutung. Karajan führt aus: «Als SIWF-anerkannte Weiterbildungsstätte im Bereich der Inneren Medizin, Notfall und Chirurgie sind wir sehr stolz darauf, dass wir diese wichtige Aufgabe mit unseren strukturierten Weiterbildungsprogrammen fachlich, kommunikativ und kulturell hochstehend umsetzen. Dies zeigt das entsprechende, positive Feedback in den jährlichen anonymen Umfragen zur Weiterbildungsqualität bei unseren Assistenzärztinnen und -ärzten der ETH.»


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Notfall

Das Landesspital ist rund um die Uhr für jede/n da! Pro Jahr beanspruchen über 9000 Menschen in einer Notsituation medizinische Beratung auf der Notfallstation des Landesspitals Liechtenstein. Rund um die Uhr stehen ein fachübergreifendes Team und die komplette Infrastruktur des Spitals zur Verfügung. Dies sind unter anderem ein Schockraum mit High-Tech-Geräten für Patienten/innen in akuter Lebensgefahr, Radiologie-Leistungen, zwei Operationssäle, die spezialisierte Überwachungsstation und die interdisziplinäre Bettenstation für alle Versicherungsklassen. Was erwartet mich auf der Notfallstation? Hanni Verling, Leiterin Notfallstation Pflege: «Auf der Notfallstation werden Sie vom Notfall-Fachpersonal empfangen, welches die Ersteinschätzung (Triage) der Symptome vornimmt. Diese ist für den Ablauf der Notfallstation wichtig, denn geht nicht nach «first come first served»-Prinzip, sondern es muss jederzeit sichergestellt werden, dass lebensbedrohliche Situationen erkannt und behandelt werden können. So werden Sie je nach Dringlichkeit und der Höhe des Patientenaufkommens sofort oder so schnell wie möglich von einer Ärztin/einem Arzt untersucht und vom interdisziplinären Notfallteam behandelt.» Gibt es eine Ärztin/Arzt im Notfall? Dr. med. Nicolas Beerle, Leitung Notfall und Leitender Arzt Innere Medizin: «Ja, jederzeit. Ein zuverlässiges Ärzte-Team, welches eng mit weiteren Fachärztinnen und -ärzten, wie z.B. Kinder-, Augen-, Halsnasenohren- oder Spezialisten des Kantonsspitals Graubünden zusammenarbeitet, ist jederzeit für Sie da. Besonders zeichnet uns aus, dass wir Patientinnen und Patienten jeden Alters auf der Notfallstation behandeln und zum Beispiel jederzeit telefonisch eine/n niedergelassene/n Kinderärztin/-arzt zuziehen können.»

Haben sich die Leistungen des Landesspitals durch die Änderung des Notarztdienstes verändert? Dr. med. Nicolas Beerle: «Nein, die Umstellung des Notarztdienstes hat keinen Einfluss auf unsere Leistungen für Patientinnen und Patienten der Notfallstation. Der Notarzt, welcher seit dem 1. Juli 2023 nach einem Regierungsentscheid von externen Partnerorganisationen gestellt wird, unterstützt den Rettungsdienst bei lebensbedrohlichen Einsätzen ausserhalb des Spitals, d.h. z.B. bei Ihnen zu Hause. Am System der Ärztinnen und Ärzte auf der Notfallstation hat sich hingegen nichts geändert. Rund um die Uhr sind Ärztinnen und Ärzte in der Notfallstation im Einsatz und werden von den diensthabenden Kaderärzten/-ärztinnen der Fachbereiche Innere Medizin, Chirurgie und Orthopädie unterstützt.»

Notfallstation Innere Medizin Allgemeine Innere Medizin, Kardiologie, Gastroenterologie, Onkologie / Hämatologie, Pneumologie / Schlafmedizin, Endokrinologie/Diabetologie, Angiologie, Akut-Geriatrie, Neurologie

Auf der Notfallstation geschieht viel. Jeder Besuch ist auf seine Weise einzigartig. Können Sie uns einen für sie besonderen schildern?

Chirurgie Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Hernien-Chirurgie, Proktologie und Beckenbodenzentrum, Gynäkologie, Urologie, Plastische Chirurgie, Gefässchirurgie, HNO

Hanni Verling: «Für mich sind die positiven Patientenerlebnisse ein Highlight in meiner täglichen Arbeit. Es kann vorkommen, dass die Notfallpatientinnen/-patienten oder deren Angehörige gewisse Skepsis gegenüber unserer Institution mitbringen. Wenn diese Patientinnen und Patienten am Ende der Notfallbehandlung sehr zufrieden und überrascht über die Fachkompetenz unseres Personals sind, freut mich das sehr und bestärkt mich, weiterhin das zu tun, was ich am besten kann – nämlich die Betreuung und Pflege der Notfallpatientinnen/-patienten.»

Orthopädie Traumatologie, Handchirurgie, Fusschirurgie, Neurochirurgie/Wirbelsäulenchirurgie, Zahnbehandlungen Pflege Therapie und Beratung Radiologie Anästhesie Labor Notfälle Ärztlicher Notfalldienst + 423 230 30 30 365 Tage / 24 h

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Sports 4 Water: Bewegung für eine bessere Welt Im Gespräch mit Armin Tuhcic aus Eschen, der in seiner Freizeit den Menschen in Afrika hilft.

Der FC Ruggell hat einen anlass mit Sports 4 Water bereits durchgeführt und eine Mordsgaudi dabei gehabt.

Die Erde hat alles Leben und den Namen «blauer Planet» dem Wasser zu verdanken. 71 Prozent der Erdoberfläche bestehen aus Wasser, und dieses scheinbare Übergewicht zur wesentlich kleineren Landmasse fördert den Trugschluss, dass Wasser unendlich vorhanden ist. Doch von diesen 71 Prozent sind 97 Prozent Salzwasser, das nicht als Trinkwasser genutzt werden kann. In vielen Ländern gibt es eine Unterdeckung mit Trinkwasser, vor allem mit sauberem Trinkwasser. Das ist ein erhebliches Problem. Text: Herbert Oehri


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Armin, wie bist du auf dieses soziale Projekt gestossen, das du ehrenamtlich mit drei gleichgesinnten Kollegen ausführst? Armin Tuhcic: Entstanden ist das alles durch meine Diplomarbeit am BZBS Buchs. Mein Ziel war es, eine Arbeit zu Schreiben, mit der ich Menschen helfen kann und nicht nur einem Unternehmen eine Verbesserung ermöglichen. Durch meinen damaligen Lehrer Harry Traxler kam ich zum Thema Wasser. Er erzählte mir von Wasserprojekten und leitete mich an Gaston Jehle weiter, den Geschäftsführer von Drink & Donate Liechtenstein. Mir war nach dem Gespräch

klar, dass ich den Sport gut mit dem Thema Wasser verbinden kann. Bei diesem Gespräch teilte ich Gaston auch bereits mit das ich eine Arbeit darüber Schreiben werde, um einen Event zu gestalten, bei dem man Fahrrad fahren und joggen kann, um Spenden zu Sammeln. Sports4water ist nach meiner Diplomarbeit mit Janis Schächle entstanden, als wir uns auf meinem Balkon entschieden haben, erstmal mit Challenges bei Vereinen zu starten, um zu sehen, wie das in der Region ankommt. Bitte stell den Verein «Sports 4 Water» vor. Wie wird dort Sport mit Wasser assoziiert resp. verbunden? Am besten anhand eines Beispiels? Wasser ist das wichtigste Element für den Menschen, und im Sport geht ohne Wasser gar nichts. Wir wollen auf dieses Thema ein wenig aufmerksam machen und den Vereinen näherbringen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir sauberes Wasser in grosser Menge zur Verfügung haben. Wichtig zu erwähnen ist, dass wir das alles in unserer Freizeit machen und keinen Lohn dafür möchten. Die Freude, Sport zu treiben und Menschen zu helfen, ist unser Antrieb. Natürlich kommt bei uns auch der Spass nie zu kurz. Wir versuchen, in Form von Sport-Challenges Spenden zu sammeln für Trinkwasserprojekte. Grob gesagt: Wir erfüllen diverse Sportliche Aufgaben und sammeln so Spenden. Das Beste Beispiel ist aktuell Penalty 4 Water. Wir veranstalten da beim Training der jeweiligen Fussballteams ein Elfmeterschiessen gegen mich. Wir wissen nie, was wir an Spenden erhalten, und das macht es auch für uns immer spannend. Derzeit sind Fussball und das Elfmeterschiessen im Mittelpunkt der sportlichen Aktivitäten.

Warum gerade dies? Welche Vereine habt ihr schon besucht? Und wird das Sozialprojekt auch auf andere Sportarten ausgedehnt? Als ehemaliger Fussballer hatte ich den besten Draht zu den Fussballteams. Die Idee mit dem Elfmeterschiessen kam mir beim Joggen. Ein Elfmeterschiessen ist doch das spannendste im Fussball und ist schnell durchgeführt. Meist sind wir nur 10 bis 20 Minuten bei den Teams. Besucht haben wir schon Fussballteams in Liechtenstein, Vorarlberg, Graubünden und St. Gallen. Von der 5. Schweizer Liga bis hin zur Österreichischen Bundesliga waren schon Teams beteiligt. Wir waren auch bereits beim Rugby-Verein in Vaduz und hatten da einen Riesenspass. Die zwei Tage Kopfschmerzen danach habe ich gerne in Kauf genommen. Wir sind in Kontakt mit Kampfsportvereinen, Handball-Clubs und haben mittlerweile Kontakt zu Eishockeyteams. Es kann sich jeder Sportverein bei uns melden. Wir sind bereit für jegliche Challenges in jeder Sportart. Sports 4 Water ist ein soziales Projekt. Wer kommt in den Genuss der gesammelten Gelder? Wir haben uns für das Projekt «Wash in schools wins» von Viva

con Agua entschieden. Dabei geht es darum, Schulen in Südafrika in der Provinz Ostkap langfristig mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zu versorgen und Hygieneschulungen durchzuführen. Dieses und nächstes Jahr werden wir sicher dieses Projekt unterstützen. Wie kann man den gemeinnützigen Verein unterstützen? Entweder als Verein, in dem man uns kontaktiert und sich eine Challenge für uns ausdenkt, sei es bei Trainings, speziellen Events oder ähnlichem. Wir sind da sehr einfach gestrickt und für alles gesprächsbereit. Wir haben auch einige Sponsoren und würden uns sehr freuen, wenn sich noch andere Firmen melden würden, um uns zu Unterstützen. Wir sind auch bereit, wie bei der Ivoclar AG beim internen Fussballturnier vorbeizukommen oder bei anderen Firmenevents aufzutreten.

Man kann uns einfach kontaktieren per Mail: • Vereine armin@sports4water.li • Firmen bzgl. Sponsoren janis@sports4water.li • oder Instagram: sports4water

Foto: Michael Zanghellini

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ieses Problems hat sich der liechtensteinische Verein «Sports 4 Water» angenommen, der sich aus vier Mitgliedern zusammensetzt: Armin Tuhcic (Präsident), Janis Schächle, Julian Mertlitz und Noah Almanzar. Armin Tuhcic wurde schon vorher inspiriert. Auf der Suche nach einem Thema für seine Diplomarbeit sei ihm der Verein «Drink & Donate» von Gaston Jehle aufgefallen. Nach einem Gespräch sei für ihn klar gewesen, dass er Sportinitiativen veranstalten werde, um Gelder für die armen afrikanischen Länder zu sammeln und deren Trinkwasserprobleme wenigstens ein bisschen zu lindern. Und er betont: «Wir alle im Verein machen das ehrenamtlich und nehmen keinen Rappen für uns, sodass wir möglichst vielen helfen können.» Als ehemaliger Torwart des USV Eschen-Mauren will Tuhcic seine Leidenschaft für den Fussballsport nutzen, um Menschen in Not zu unterstützen. So haben die vier jungen Männer bereits einige Amateur-Fussballvereine, aber auch Proficlubs wie Vaduz oder Austria Lustenau, besuchen dürfen, um dort Elfmeter zu schiessen. Aber auch andere Sportarten seien im Fokus, wie Armin Tuhcic sagt.

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Vereinsmitglieder von «Sports 4 Water»: Noah Schädler, Armin Tuhcic, Janis Schächle, Julian Mertlitz (v. l.)


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Vor 125 Jahren wurde das Telefonnetz in Liechtenstein in Betrieb genommen Was die Einführung technischer Anlagen betrifft, befand sich Liechtenstein früher im ­Hintertreffen gegenüber den Nachbarländern. Erst am 15. November 1898 erfolgte die I­nbetriebnahme des Telefonnetzes. In allen elf Gemeinden standen ab diesem Datum ö ­ ffentliche Sprechstellen zur Verfügung. Aufgrund der hohen Installationskosten gab es in den ersten Jahren nur wenige private Telefone: Im Jahr 1900 waren erst vier Anschlüsse installiert. Text: Günther Meier

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as Telefon ist in ­kurzer Zeit zum ständigen Begleiter vieler ­Menschen geworden,­die ständig nachprüfen, ob es Neuigkeiten gibt oder jemand eine Nachricht, ein Filmchen oder ein Selfie geschickt hat. In den Anfängen des Telefonverkehrs in Liechtenstein, der vor 125 Jahren­begann, war das noch anders. O ­ bwohl es in jeder Gemeinde eine sogenannte öffentliche Sprechstelle gab, wurde das neue Kommunikationsmittel nur selten genutzt. Das erste Telefonnetz in Liechtenstein, erstellt von der Telegrafendirektion Innsbruck, wurde am 15. November 1898 in Betrieb genommen. Über die Inbetriebnahme gibt es keine Medienberichte: Kein Band wurde durchschnitten, keine Musik untermalte die Ansprachen von Regierungs-

vertretern. Die damals einzig erscheinende Zeitung im Land, das Liechtensteiner Volksblatt, berichtete kurz vor der Inbetriebnahme, in wenigen Tage könne man in Liechtenstein telefonieren. Mitgeteilt wurde auch, dass die gleichen Bestimmungen gelten würden wie in Österreich, wo der Telefonverkehr schon längere Zeit vorher aufgenommen worden war. Ansonsten beschränkte sich die Berichterstattung auf Hinweise­auf die Debatte im Landtag, als der Kredit für die Erstellung der Telefon-Infrastruktur bewilligt wurde. Dass zum damaligen Zeitpunkt die Telefonie noch keine grosse Rolle in unserem Land spielte, lässt sich anhand der Infrastruktur illustrieren: Es gab zwei Anschlüsse für die Regierung sowie je eine öffentliche Sprechstelle in den Ortschaften, zusätzlich noch

auf Sücka und Rotaboda – was wohl mit dem damals einsetzenden Tourismus zu tun hatte. Die öffentlichen Sprechstellen waren bedient, es konnte dort telefoniert werden und ausserdem wurden Telegramme entgegengenommen.

Vorläufer des Telefons war der Morse-Telegraf

Liechtenstein war allerdings nicht erst vor 125 Jahren mit der Welt verbunden. Schon vor der Einrichtung des Telefonverkehrs gab es die Morsetelegrafen, mit denen man Nachrichten über grosse Distanzen verschicken konnte. Nachdem Vorarlberg in der Mitte des 19. Jahrhunderts an das österreichische Telegrafennetz angeschlossen worden war, bekundete auch Liechtenstein sein Interesse an diesem neuartigen Kommunikationsmittel. Doch es dauerte bis 1869, bis die österreichische Post im Postamt Vaduz eine Telegra-

fenstation einrichteten. Interesse hatten vor allem die Regierung und die sich im Aufbau befindliche Industrie bekundet – die Regierung, um schneller mit der Fürstlichen Hofkanzlei in Wien in Verbindung treten zu können, die Industriebetriebe für die Kommunikation zwischen Mutter- und Tochterfirmen.


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Telefonistinnen in der Telefonzentrale Vaduz mit Postmeister Rudolf Strub, 1945, Quelle: Liechtensteinisches Landesarchiv.

Die Regierung unterbreitete am 15. April 1867 dem Landtag den Antrag für die Einrichtung eines Telegrafenbüros in Vaduz. Die offizielle Begründung lautete: «Durch die erfreuliche Tatsache der Hebung der hierländigen industriellen Tätigkeit tritt auch im Fürstentum allmählich die Notwendigkeit einer Telegrafenverbindung in den Vordergrund.»

Die österreichischen Postbehörden setzten die Kosten für die Telegrafenleitung von Feldkirch nach Vaduz auf 3200 Gulden fest, wozu noch die Apparate in Vaduz und Feldkirch hinzugerechnet werden mussten. Ein ansehnlicher Betrag für das Landesbudget, das der Landtag aber bewilligte – und der Fürst aus Wien einen Zustupf von 500 Gulden überwei-

sen liess. Nachdem die Leitung von Feldkirch nach Vaduz verlegt worden war, konnte der Telegrafenbetrieb am 1. Dezember 1869 aufgenommen werden. Der Telegrafenverkehr hielt sich zuerst allerdings in ziemlich bescheidenen Grenzen, wie Christoph Maria Merki in seiner Beschreibung der «Infrastrukturen Liechtensteins» festhält: Jährlich gab es bis Ende

des 19. Jahrhunderts zwischen 600 und 1200 Telegramme, also durchschnittlich maximal drei Stück pro Tag. Etwa die Hälfte stammten von den staatlichen Stellen – vor allem Schriftverkehr zwischen Regierung Vaduz und Fürst in Wien. Für den Fall der Fälle sorgte eine Innovation, als die Bahnverbindung von Feldkirch nach Buchs 1870 gebaut


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wurde: Entlang der Eisenbahnlinie von Feldkirch bis nach Schaan wurde eine zusätzliche Telegrafenleitung installiert. «In Notfällen konnten private Telegramme bei den Bahnstationen Schaan und Nendeln über den bahneigenen Telegraphen aufgegeben werden», heisst es dazu in der Jubiläumsbroschüre «100 Jahre Telegraph im Fürstentum Liechtenstein». In der schweizerischen Nachbarschaft war die Entwicklung des Telegrafenverkehrs schon weiter fortgeschritten als in Liechtenstein. Schon im Jahr 1852 war ein Teil des St. Galler Rheintals an das schweizerische Netz angeschlossen. Zwei Jahre später gab es bereits eine telegrafische Verbindung zwischen St. Gallen und Vorarlberg, der bald ein Anschluss an die deutschen Telegrafennetze folgte.

Das Telefon – eine nicht unwichtige Verbesserung

Auch beim Aufbau des Telefonnetzes stand Liechtenstein nicht in der vordersten Reihe. Interessant ist, dass die erste telefonische Leitung nicht vom Staat in Betrieb genommen wurde, sondern von privater Seite: Schon ein Jahr vor der offiziellen Inbetriebnahme des Telefonnetzes war eine Leitung zwischen der Fabrik «Jenny» in Triesen und der Fabrik «Jenny und Spoerry» in Vaduz gelegt worden. Dann aber folgte 1898 das staatliche Telefonnetz, das Landtagspräsident Albert Schädler als «eine nicht unwichtige Verkehrsverbesserung» für Liechtenstein bezeichnete. Zwei Jahre vorher hatte die Regierung der Telegrafendirektion in Innsbruck den Auftrag erteilt, das erste öffentliche Telefonnetz in Liechtenstein aufzubauen. Der Landtag war bei der Kreditbewilligung davon ausgegangen, den Telefonbetrieb in eigener Regie zu führen. Wie Landtagspräsident Schädler nach Auskunft der

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Regierung berichtetet, käme «der Betrieb in eigener Verwaltung unverhältnismässig teuer», weil damit der Anschluss an die von Österreich betriebenen Poststellen unmöglich wäre. Ausserdem würden sich Verbindungen zum Ausland nur schwer bewerkstelligen lassen. Die Regierung empfehle deshalb, mit Österreich, das schon die Postund Telegrafendienste besorge, ein Telefon-Abkommen zu schliessen. Wie das Liechtensteiner Volksblatt am 11. November 1898 berichtete, übernehme die staatliche Telegrafenverwaltung Österreichs die Herstellung des Telefonnetzes gegen Ersatz der gesamten Kosten des Leitungsbaus und der betriebstechnischen Einrichtungen. Die Zentrale des Telefonnetzes befinde sich im Postamt Vaduz, die Postbüros in Balzers, Triesen, Schaan und Nendeln würden in einer gemeinsamen Leitung hintereinander geschaltet. Ausdrücklich legte das Abkommen mit Österreich fest, dass Liechtenstein das Eigentumsrecht am Telefonnetz zustehe. Die Nachfrage nach einem Telefon im eigenen Haushalt hielt sich damals in engen Grenzen. Der Grund dafür lag wahrscheinlich bei den hohen Kosten, wie das Volksblatt berichtete: «Der Abonnent hat die erstmalige Anschaffung des Apparates und die Leitung von der Zentrale in seine Wohnung selbst zu bestreiten; die Kosten hiefür betragen 80 Gulden.» Vor diesem finanziellen Hintergrund ist nicht erstaunlich, dass 1890 erst 4 Privatanschlüsse bestanden, und deren Zahl in den folgenden Jahren nur langsam anstieg.

Liechtenstein – erstes Land mit vollständig automatisiertem Telefonnetz

Nachdem die Telefon-Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts angezogen hatte, verursachte der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) praktisch einen Stillstand. Im Jahr

Die Umschaltung auf den automatisierten Telefonverkehr erfolgte am 20. September 1951, punkt 11 Uhr, im Rahmen einer Feierstunde mit Regierungs-und Landtagsvertretern sowie der Telefondirektion St. Gallen

1911 regelten Liechtenstein und Österreich zwar das Fernmeldewesen in einem Postvertrag, der aber 1920 durch Liechtenstein gekündigt wurde. Schon ein Jahr später konnte Liechtenstein einen Postvertrag mit der Schweiz unterzeichnen, der das Postwesen sowie das Telefonie und Telegrafie an die Schweiz übertrug. Nur die Herausgabe von Briefmarken blieb vom Postvertrag unberührt, was Liechtenstein für einige Zeit erhebliche Einnahmen durch die Philatelie bescherte. Nach einer Zunahme des Telefonverkehrs in den 1920er-Jahren stockte jedoch die Entwicklung aufgrund der Weltwirtschaftskrise wieder. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) setzte wieder ein Aufschwung ein, begleitet von technischen Neuerungen, insbesondere die Automatisierung der Telefonverbindungen. Bis dahin mussten die Verbindungen in den Telefonzentralen von

Hand gesteckt werden. Einer Automatisierung des Telefonverkehrs stand Liechtenstein am Anfang etwas skeptisch gegenüber, weil damit etliche Arbeitsstellen in den Telefonzentralen wegfielen. Auch die hohen Kosten der Automatisierung schreckte anfänglich ab, doch 1947 bewilligte der Landtag einen Kredit von 2,2 Millionen Franken für die Automatisierung des Telefonverkehrs. Die Umschaltung auf den automatisierten Telefonverkehr erfolgte am Donnerstag, 20. September 1951, punkt 11 Uhr – im Rahmen einer Feierstunde mit Vertretern der Regierung und des Landtags sowie der Telefondirektion St. Gallen. Die Feierstunde stand unter einem ganz besonderen Vorzeichen: Denn Liechtenstein wurde mit der Inbetriebnahme das erste europäische Land, das den Telefonverkehr vollständig automatisiert hatte!


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Jahresabschluss Seniorenmusik Liechtenstein Sonntag, 22. Oktober 2023, in der Pfarrkirche und im Gemeindesaal Mauren • 10 Uhr: Hl. Messe in der Pfarrkirche Mauren • Apéro im Gemeindesaal • 11 Uhr: Frühschoppenkonzert & Festwirtschaft • Ab 11.30 Uhr: Mittagessen Anmeldung/ Tischreservation unter www.seniorenmusik.li

Seniorenmusik Liechtenstein:

Gestaltung der Messfeier und Frühschoppenkonzert in Mauren Die Seniorenmusik Liechtenstein feiert dieses Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. Der Verein ist im Lauf der Jahre von ursprünglich zwölf Musikanten auf 28 sehr motivierte Mitglieder angewachsen. Bei einem Durchschnittsalter von über 70 Jahren sind neun aktive Mitglieder bereits über 80 Jahre jung. Text: Johannes Kaiser

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Die Seniorenmusik bewältigt heute noch Konzerte von rund zwei Stunden Dauer, was einen guten Ansatz und regelmässige Proben voraussetzt. Das Repertoire der Seniorenmusik umfasst viele Originalkompositionen im vorwiegend böhmischen Stil. Zahlreiche Musikstücke sind spezielle Arrangements ihres Dirigenten Walter Boss. Nach der feierlichen Einweihung der neuen Einheitskleidung im Mai dieses Jahres begleitet die Seniorenmusik am Sonntag, 22. Oktober 2023, zum Abschluss des Jubiläumsjahrs die heilige Messe um 10 Uhr in der Pfarrkirche Mauren. Anschliessend gibt die Seniorenmusik im

Gemeindesaal Mauren ein Frühschoppenkonzert mit Festwirtschaft. Alle Gäste sind im Gemeindesaal zu einem Apéro eingeladen. Zum Mittagessen bietet das Küchenteam der Seniorenmusik ein Tages- und ein Kindermenü an. Das Tagesmenü kann zu einem Vorzugspreis unter www.seniorenmusik.li vorbestellt werden. Geniessen Sie ein spezielles Mittagessen mit einem bunten Strauss traditioneller Blasmusik im vorwiegend böhmischen Stil und bekannten Medleys zum Mitsingen mit Ihren Freunden und Bekannten. Es ist weder Muttertag noch Vatertag, sondern einfach ein Familientag zusammen mit der Seniorenmusik Liechtenstein bei freiem Eintritt. Die Seniorenmusik freut sich auf Ihren Besuch.


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Verkehrspolitik den Entwicklungen der Zeit anpassen Wir stellen vor: Mobilitätsverein Liechtenstein (MOVE-LI)

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erkehr ist kein Selbstzweck, sondern stellt wichtige Verbindungen zwischen allen am Wirtschafts- und Gesellschaftsleben Beteiligten her. Der Transport von Personen, aber auch Rohmaterialien und Gütern vom Gewinnungsort bis zum Konsumenten ist eine zentrale Funktion unserer arbeitsteiligen Wirtschaft, die nicht durch bürokratische Vorschriften und ideologische Ansichten unsachlich beeinträchtigt werden darf. Der Mobilitätsverein Liechtenstein (MOVE-LI) ist fest davon überzeugt, dass ein funktionierender Verkehr und die damit zusammenhängende Raumplanung Wohlstand und Zukunft des Standortes Liechtenstein sichert und dazu beiträgt, die Umwelt zu entlasten. Gemäss Mobilitätskonzept 2030 betrug 2015 bei der Verkehrsmittelwahl der Anteil des motorisierten Individualverkehrs über 75 Prozent, während der öffentliche Verkehr und der Langsamverkehr jeweils nur rund 12,5 Prozent ausmachten.

Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass einige der in den letzten Jahren geschaffenen und auch geplanten Bestimmungen im Verkehrsbereich nicht abgestimmt sind, da diese Bestimmungen den Waren- und Personenverkehr einschränken oder gar unnötig behindern. MOVE-LI spricht sich daher dafür aus, die bestehende Verkehrspolitik an die Entwicklungen der Zeit anzupassen.

Zweck des Vereins ist somit insbesondere:

Die Förderung der Sicherheit durch geeignete Massnahmen wie Schaffung separater Bereiche für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer

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Der Schutz der Umwelt durch Massnahmen für sparsamen Energieverbrauch durch Vermeidung von Staus, Stopp-and-Go-Verkehr, unnötige bauliche Hindernisse etc. Keine Abänderung der Motorfahrzeugsteuer, solange diese nicht kilometerabhängig und somit verursachergerecht ausgestattet ist. Die Förderung eines optimalen Verkehrsflusses auf den Land- und Gemeindestrassen des Fürstentums Liechtenstein sowie von kurzen, effizienten Verkehrswegen für alle Verkehrsteilnehmer Initiierung und Unterstützung von Massnahmen für eine zukunftsfähige Nutzung der bestehenden Verkehrswege und die Ergänzung derselben Die Förderung des Verständnisses für die unterschiedlichen Verkehrsmittel und deren Zusammenwirken unter Beachtung ökologischer und ökonomischer Parameter Gespräche mit den Verantwortlichen von Politik, Verwaltung und Wirtschaft Die konsequente Berücksichtigung der Verkehrsinfrastruktur bei Raumplanung und Verkehrsrichtplänen und Mitwirkung bei deren Erarbeitung Frühzeitige Einflussnahme auf Gesetzgebung und Massnahmen Wahrnehmung des Initiativ-, Referendumsund Beschwerderechts Zusammenarbeit mit zielverwandten Organisationen und zuständigen Stellen Organisation wirksamer Aktionen zur Förderung des Vereinszwecks Veröffentlichungen von Fach-, TV- und Radio-Beiträgen sowie von Leserbriefen und Mitgliederbeiträgen in Zeitungen, auf der Homepage, in den Sozialen Medien etc.

Wir freuen uns über jede neue Mitgliederbewerbung. Die jährlichen Mitgliederbeiträge betragen 25 Franken für natürliche Personen und 75 Franken für juristische Personen.

Gründung 15. Mai 2023 • • • • • •

Wahl Präsident: Karlheinz Ospelt lic. oec. HSG. (Vaduz) Protokollführer und Stimmenzähler: Jürgen Nigg (Vaduz) Wahl Vize-Präsident: Sascha Quaderer Dr. oec. HSG (Planken) Wahl Kassier: Volker Frommelt (Vaduz) Wahl Mitglied: Agathe Batliner (Eschen), Julian Nigg LL.M. (Wirtschaftsrecht, Vaduz), Ado Vogt Mag.rer.soc.oec. (Triesen) Revisor: Reinhold Zanghellini (Schaan)

Hier geht es zur Anmeldung:


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Unterländer «Bremimart»

Unterländer Jahrmarkt: Tradition lebt An diesem Wochenende findet in Eschen der Unterländer «Bremimart» statt. Nach dem Steger Viehmarkt und dem Vaduzer Jahrmarkt findet traditionell der Unterländer «Bremimart» in Eschen statt. Die Durchführung dieser drei Märkte, deren Wurzeln weit zurückreichen, verkörpern ein Stück Heimat und Tradition. Obwohl es aus Platzgründen, besonders in Eschen und Vaduz, immer schwieriger wird, einen adäquaten Ort für die Abhaltung der Vieh- und Warenmärkte zu finden, wird diese Tradition hochgehalten. Text: Herbert Oehri

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ie jeweilige Gemeinde unterstützt die Abhaltung des Jahr- und Prämienmarktes. Die landwirtschaftliche Leistungsschau und der Verkauf von bäuerlichen Erzeugnissen sowie von Produkten des täglichen Bedarfs bilden seit jeher die Grundlage für den Jahrmarkt. Darüber hinaus ist der Jahrmarkt ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Besonders die Kinder und Jugendlichen freuen sich auf das Markttreiben und das Angebot im Vergnügungsbereich, den Rummel und den Zauber, den nur der Jahrmarkt auszustrahlen vermag.

Neuer Platz beim Feuerwehrdepot

Das zeigt sich erneut an diesem Wochenende beim Unterländer

Jahrmarkt in Eschen. Bereits seit mehr als 25 Jahren organisiert der «Verein zur Förderung Unterländer Prämienmarkt» (Präsident: Franz Hardegger) den Eschner «Bremimart». Wie schon im letzten Jahr positioniert sich der Prämienmarkt auf einem neuen Platz, der sich beim Feuerwehrdepot gegenüber der Firma ThyssenKrupp in Eschen befindet. Dort zeigte der Verein grosses Organisationsgeschick.

Vieh- und Schafprämierungen

Aufgrund der Veränderungen im Dorfzentrum von Eschen, war es dem Verein nicht mehr möglich, den Markt und die Prämierungen wie in den den Vorjahren am alten Platz durchzuführen. Für die vielen Tiere wäre die Belastung

durch die Bahnen unzumutbar gewesen. Der neue Platz beim Feuerwehrdepot bietet zudem Gewähr, dass die Tradition des Prämienmarktes erhalten bleiben kann. Die Prämierung der Kühe und Schafe ist der Ursprung, Sinn und Zweck und gehört zum Rahmenprogramm einfach dazu. Dank vieler Helfer werden der Transport und die Auffuhr aller Tiere bis um 9 Uhr abgeschlossen sein. Die Experten der IG Tierzucht rangieren danach Braunvieh- und Fleckviehkühe sowie Schafe im Ring. Um 12 Uhr wird die traditionelle Viehsegnung durch den Eschner Pfarrer vorgenommen. Gleich im Anschluss beginnen die Tiervorführungen. Mit Auge zum Detail erklären Experten den Zuschauern die Feinheiten und Merkmale der erstrangierten Tiere erklärt.

Auch die schönsten Schafe der Schafzuchtgenossenschaft Unterland werden im Ring vorgeführt und von den Experten erläutert. Um etwa 14 Uhr werden dann die Miss-Unterland-Wahl und die Wahl der beiden Schöneuter-Kühe folgen. Gleich im Anschluss wird sich die frisch gebackene Miss Unterland ihrer Konkurrenz aus dem Oberland stellen und um die «Miss Glocke» kämpfen.

Vorführung «Mein Lieblingstier»

In diesem Jahr findet zum zweiten Mal die Präsentation «Mein Lieblingstier» durch die IG Tierzucht statt. Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren dürfen mit ihrem Lieblingsnutztier an den Prämienmarkt kommen und sich ebenfalls dem grossen Publikum zeigen. Sie haben


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Anno dazumal Seit dem Jahr 1592 gibt es Märkte in Vaduz, in Eschen den «Brememarkt» seit 1927. Es gibt viele Geschichten über das Marktgeschehen früherer Jahrhunderte in unserer Region. Vaduz bekam als einziger Ort in Liechtenstein das kaiserliche Marktrecht. Graf Karl Ludwig von Sulz stellte ein entsprechendes Gesuch um Einrichtung eines Wochenmarkes am 23. November 1592 an Kaiser Rudolf II., dem entsprochen wurde. Hier ein Bild des ersten Schaaner Jahrmarkts im November 1926.

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Ringvorführung

somit die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Ring zu sammeln.

Kopfschmuck für die Tiere

Das Atelier «Sunnabluama» des Heilpädagogischen Zentrums in Schaan hat sich bereit erklärt, das Herstellen des wunderschönen Kopfschmucks zu übernehmen, um die erstrangierten Tiere zu schmücken.

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Rahmenprogramm

Das beliebte Tagesprogramm wird den Besuchern auch dieses Jahr wieder mit Buuramarkt, Prämierungen, Marktständen und natürlich einer grosszügigen Festwirtschaft angeboten. Für die Jüngsten steht die Hüpfburg bereit, um ein paar spassige und wilde Momente zu erleben. Die

Erwachsenen verbringen im Festzelt einige gemütliche Stunden. Nicht vergessen werden darf die grosszügige Tombola, für welche die letzten Lose auf dem Marktplatz zu erwerben sind. Die Ziehung der Losnummern soll um etwa 15 Uhr vonstattengehen. Die Losnummern werden nach

dem Prämienmarkt auf der Online-Plattform des Vereins zur Förderung Unterländer Prämienmarkt veröffentlicht, damit auch abwesende Gewinner die Möglichkeit haben, ihre Preise zu einem späteren Zeitpunkt abzuholen.


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Unterländer «Bremimart»

JAHRMARKT-SHUTTLEBUS GRATIS Gratis Shuttlebus-Dienst zum NEU! Jahrmarkt und Prämienmarkt Wegen fehlender Parkplätze im Eschner Zentrum wird am Unterländer Jahr- und Prämienmarkt erstmals ein kostenloser Shuttlebus-Dienst angeboten. Wer mit dem Auto anreisen möchte, kann die Parkplätze im Parkhaus Essanepark, Wirtschaftspark 55, Eschen, sowie beim Sportpark Eschen-Mauren kostenlos nutzen. Die Strassenführung zur Shuttlebus-Haltestelle ist signalisiert. Der Shuttlebus verkehrt zirka alle 15 Minuten vom Wirtschaftspark zum Jahrmarkt und zum Prämienmarkt. Durchgehender Shuttlebus-Dienst im ca. 15 Minuten-Takt: § Freitag, 13.10.2023, 18 bis 24 Uhr § Samstag, 14.10.2023, 9 bis 24 Uhr § Sonntag, 15.10.2023, 9 bis 18 Uhr

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Unterländer «Bremimart»

Verkehr/Parkplätze

ist die Harmoniemusik Eschen für die Durchführung der Festwirtschaft im Dorfzentrum zuständig.

Die Landwirte kommen zum Teil zu Fuss oder auch mit Traktoren, LKW und anderen Nutzfahrzeugen mit ihren Tieren auf den Markt. Es kann während der Aufund Abtriebszeiten zu kurzfristigen Staus kommen. Es wird um Geduld und Verständnis gebeten.

Der Spass und die Gaudi beginnen am Freitagabend, 13. September, im Festzelt mit der Riedberg Partyband ab 20 Uhr. Der vergnügte Abend steht unter dem Motto «Dirndl trifft Lederhose». Zeltöffnung ist um 18.30 Uhr, Einlass ab 16 Jahren.

Tanz und Unterhaltung mit der Eschner Musik

Viele Besucher werden den Weg ins Zentrum der Unterländer Metropole finden, um sich auf den Vergnügungsbahnen, an den zahlreichen Marktständen und an den attraktiven Rahmenprogrammen zu erfreuen. Diesmal

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Herzlich willkommen beim Unterländer Jahrmarkt Die Winzer am Eschnerberg öffnen wieder am Samstag 14. Oktober ab 11 Uhr den Weinkeller beim Pfrundhaus. Degustieren Sie unsere tollen Weine und stossen am Nachmittag mit unserer neuen Weinkönigin Christina Näscher an.

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«Wir lassen es auf der Bühne so richtig krachen.»

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Seit zehn Jahren gibt es die LGT Young Soloists. Anlässlich dieses runden Geburtstages s­ tanden Alexander Gilman, künstlerischer Leiter des gefeierten Ensembles, und die junge Solistin Elif Ece Cansever Rede und Antwort. Text: Flurina Ammann

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und zehn Jahre ist es her, dass ­Alexander Gilman 15 seiner Musikstudentinnen und -studenten für einen Kundenanlass der LGT zu einem Ensemble vereinte. Eigentlich war nur dieser eine Auftritt in Wien geplant. Doch auf das Konzert folgten Standing Ovations – und eine Partnerschaft mit der LGT. Die LGT Young Soloists waren geboren. Nun feiert das Jugendorchester sein zehnjähriges Bestehen mit einer grossen Welttournee, die im November in Deutschland startet. Im Interview gibt Alexander Gilman, künstlerischer Leiter der LGT Young Soloists, einen Einblick in seine persönlichen Erfahrungen, Challenges und Highlights der vergangenen zehn Jahre und seine Träume für die Zukunft. Alexander, was hat dich in deinem Leben als Musiker geprägt? Alexander Gilman: Als ich klein war, lief bei uns der Schallplattenspieler fast ununterbrochen. So bin ich quasi mit den Klängen der ganz Grossen – etwa Jascha Heifetz oder David Oistrakh – aufgewachsen. Meine Lieblingsaufnahme war damals wahrscheinlich das Beethoven-Violinkonzert mit Henryk

ker zu Höchstleistungen motiviert. Abseits der Bühne habe ich vor allem gelernt, das gesamte Projekt administrativ zu managen. Flug- oder Hotelbuchungen, Probepläne, Programmplanung, Kommunikation mit den Eltern oder die Betreuung von Minderjährigen auf Tourneen – um all diese Sachen musste ich mich früher nicht kümmern. Heute gehören sie zu meinem Alltag als Leiter der LGT Young Soloists. Alexander Gilman, Künstlerischer Leiter der LGT Young Soloists ©Stretton Society, Fotografin Marion Schönenberger

Szeryng. Bis heute liebe ich dieses grandiose Werk und höre es jetzt auch oft mit meinem kleinen Sohn. Seit zehn Jahren leitest du nun die LGT Young Soloists. Das war bestimmt ein intensives und lehrreiches Jahrzehnt für dich … Absolut. Und zwar auf verschiedenen Ebenen. Musikalisch habe ich gelernt, wie man in kürzester Probezeit junge und unerfahrene Musi-

Was genauso dazugehört, ist die laufende Veränderung eurer Orchesterbesetzung. Wie geht man als Leiter damit um? Der stetige Wandel ist schon mühsam, aber auch total spannend, da neue Musikerinnen und Musiker regelmässig für frische Impulse sorgen. Bei den Proben muss man mehr Zeit einplanen, und es braucht Eins-zu-eins-Coachings für die Neuzugänge. Aber mit etwas Geduld und Zeit klappt das «Ankommen» im Orchester meist problemlos. Wie oft probt ihr? Zum Glück sehen wir uns alle zwei bis drei Wochen, da unser Konzertkalender das ganze Jahr


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hindurch sehr gut gefüllt ist – auch wenn wir gerade nicht auf Tournee sind. Diese «Reunions» nutzen wir dann gleich für intensive Proben. Aber natürlich muss sich jedes einzelne Orchestermitglied auch individuell bestmöglich vorbereiten. Das klappt grundsätzlich gut, denn die Musikerinnen und Musiker lernen von klein auf, Schule, Hobbies und Musik unter einen Hut zu bringen. Dadurch sind sie alle sehr diszipliniert. Auf Reisen machen sie die Hausaufgaben, lesen Bücher oder wählen sich sogar online in den Schulunterricht ein. Natürlich kommt es vor, dass jemand nicht an einer Probe teilnehmen kann, später kommt oder früher weg muss, weil ein Video-Call mit der Schule ansteht. Da muss man flexibel sein und die Proben so kompakt wie möglich gestalten. Voraussetzung ist höchste Konzentration. Vor allem für Neumitglieder ist das Tempo in den Proben oft erstmal ein Schock.

Musikerin oder ein anderer Musiker übernimmt das Solo. So bleibt es spannend. Und was wünschst du dir für die kommenden zehn Jahre LGT Young Soloists? Ich hätte mir vor zehn Jahren niemals erträumt, dass wir heute als eines der besten Jugendorchester der Welt gefeiert werden. Mein Traum ist es, diese Arbeit weiterzuführen und auch der nächsten Generation von jungen Musikerinnen und Musikern diese einzigartige Plattform bieten zu können.

4 Fragen an Elif

Ihr seid schon auf der ganzen Welt aufgetreten – welche Konzertlocation fehlt noch auf deiner persönlichen «Bucket List»? Die Carnegie Hall in New York wäre ein ganz grosser Traum von mir. Dieses Jahr waren wir schon im Kennedy Center in Washington – wir arbeiten uns also langsam vor (lacht). In Kürze startet eure grosse Jubiläumstournee. Was ist das Besondere daran? Wir packen alle unsere «Signature Pieces» der vergangenen zehn Jahre aus und lassen es auf der Bühne so richtig krachen. Immerhin wird man nur einmal zehn! Auf welchen Auftritt freust du dich am meisten? Ganz ehrlich: auf jeden einzelnen. Denn das Programm ist nie exakt dasselbe. Entweder spielen wir ein anderes Werk, oder eine andere

Kammermusiker und Orchesterspieler. Wir alle müssen in der Lage sein, auf viele verschiedene Arten zu spielen und uns der jeweiligen Situation anzupassen. Als Solist präsentiert man in gewisser Weise die eigene Interpretation eines Stücks. Als Kammermusiker hingegen gilt es, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen ein gemeinsames Verständnis für das Werk zu entwickeln. Da geht es um Kommunikation und Teamwork. Begleitet man andere Solisten, muss man dem Solisten aufmerksam zuhören und auf alle Interpretationen und musikalischen Ideen reagieren. Und was ist für dich der grösste Benefit als LGT Young Soloist? Wir können hier enorm vielfältige Erfahrungen sammeln, die uns auf die Zukunft als Profimusiker vorbereiten. Ob Solist, Kammer- oder Orchestermusiker – dank den LGT Young Soloists erhalten wir das ideale Rüstzeug für unseren weiteren Weg. Egal, wie dieser aussehen mag. Das ist extrem viel wert.

Was unterscheidet die Leitung eines Jugendorchesters von der eines etablierten «Erwachsenenorchesters»? Erwachsene müssen kommen, sie achten auf einen exakten Zeitplan, sind unflexibel und haben oft nicht mehr dieses Feuer, das man beim Nachwuchs vielfach spürt. Meine Young Soloists sprühen bei jeder Probe und bei jedem Konzert vor Leidenschaft. Diese Energie wird man wohl bei keinem etablierten Profiorchester je so erleben.

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Wohin möchtest du nach den LGT Young Soloists? Was sind deine Träume und Pläne?

Elif Ece Cansever (23), Violinistin, seit 2020 Teil der LGT Young Soloists ©Stretton Society, Fotografin Marion Schönenberger

Was war bisher dein tollstes Erlebnis bei den LGT Young Soloists? Elif Ece Cansever: Eine meiner schönsten Erinnerungen ist unser Auftritt im Konzerthaus Berlin im August 2021. Das war kurz nachdem die Covid-19-Restriktionen zum ersten Mal gelockert wurden und Live-Auftritte endlich wieder stattfinden konnten. Live auf einer so prestigeträchtigen, historischen Bühne zu stehen und vor ausverkauften Rängen Piazzollas "Vier Jahreszeiten" zu spielen – das war schon sehr emotional. Dieses Konzert werde ich nie vergessen. Dein Engagement als LGT Young Soloist bringt zahlreiche Challenges mit sich – was sind für dich die schwierigsten Herausforderungen? Jedes Konzert ist eine Herausforderung für sich. Denn wir sind nicht nur Solisten, sondern auch

Das ist eine echt schwierige Frage. Solange ich Musikerin bin, gibt es kein richtig oder falsch. Ich bin überzeugt, dass Erfolg auf Glück und Freude basiert – und wenn ich Musik mache, bin ich immer glücklich. Deshalb will ich mir alle Optionen offenhalten. Wir werden sehen, was die Zukunft für mich bereithält.

Die LGT Young Soloists sind in den nächsten Wochen auch nahe Liechtenstein unterwegs 8.11.`23 – Stuttgart 14.11.`23 – Lugano 9.11.`23 – Feldkirch 15.11.`23 – Basel 10.11.`23 – München 16.11.`23 – Bern 13.11.`23 – Zürich 17.11.`23 – Genf Weitere Informationen zu den LGT Young Soloists: www.lgtyoungsoloists.com


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Sprachrohr in die ganze Welt Radio Liechtenstein ist mehr als nur ein Lokalradio Zugegeben, der Titel ist sehr provokant. Radio Liechtenstein ist ein Lokalradio und in erster Linie für die Bevölkerung in Liechtenstein und für die Menschen in der Region da. Damit ist das Rheintal gemeint mit der angrenzenden Schweiz und Vorarlberg.

Text: Christian Marold, Geschäftsführer, Liechtensteinischer Rundfunk

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er Markenkern, wenn man so will, sind die lokale Berichterstattung und das Musikprogramm. Nicht mehr und nicht weniger. Klingt auf den ersten Blick nach nicht sonderlich viel, aber gerade diese beiden Aspekte sind eine enorme Herausforderung – und das täglich.

Lokalradio mit Herausforderungen

Radio Liechtenstein sieht sich als regionalen Berichterstatter mit Fokus auf Liechtenstein. Das wiederum bedeutet aber für das gesamte Team, sich jeden Tag der Herausforderung zu stellen, die Themen dort abzuholen, wo die Hörer sind. Und das ist nun einmal ihr Alltag. Das sind ihre Probleme. Das sind Geschichten, die sie bewegen und von denen sie gestern, heute und morgen erzählen werden. Die grosse Herausforderung ist es, diese The-

men, diese Geschichten zu finden, zu sehen und sie aufzugreifen, sie hörbar für andere zu machen. Gute Geschichten erwecken Emotionen. Sind sie gut erzählt, kann eine lange Bindung aufgebaut werden. Das ist das Ziel von Radio Liechtenstein als Lokalradio. Der zweite Punkt ist die Musik. Mit der aktuellen Mischung hat Radio Liechtenstein eine Nische gefunden, die nur wenige Radiosender in der Region bedienen. Das macht Radio Liechtenstein zu einem Hörerlebnis. Auch das baut Bindungen auf.

Mit diesen beiden Eigenschaften in die ganze Welt

Wenn wir uns nun überlegen, mit welchen Mitteln ein Land nach aussen auf sich aufmerksam machen kann, dann sind das nicht sonderlich viele Möglichkeiten. Wichtig ist

dabei zu erwähnen: Gemeint ist eine positive Aufmerksamkeit. Ein Kommunikator nach aussen ist zum Beispiel Liechtenstein Marketing. Dessen Hauptaufgabe ist es, direkt Werbung für das Land zu machen – durch Kampagnen, Sponsoring oder Angebote. Eine andere Variante sind die Menschen, die Werbung für Liechtenstein machen, weil sie einmal im Land Urlaub gemacht haben oder weil sie Liechtensteiner sind. Radio Liechtenstein ist ein Kommunikator auf ganz unterschiedliche Art und Weise für das Land und die Menschen. Zum einen erfährt man tagesaktuell, was gerade politisch und gesellschaftlich passiert. Zugleich bekommt man von aussen die Möglichkeit anhand von Reportagen und Serien mehr über Geschichte und Kultur Liechtensteins zu erfahren. Wenn man so will ist Radio Liech-


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Daten und Fakten von Radio Liechtenstein

75`000 Minuten pro Jahr gibt es von uns Nachrichten.

419`400 Minuten pro Jahr spielen wir Musik.

31`200 Minuten pro Jahr hören Sie Beiträge von uns.

tenstein die Aussenvertretung des Landes mit Sitz im Fürstentum. Egal ob über klassischen Broadcast oder digital über Streaming oder Social Media – Radio Liechtenstein ist für alle da mit dem speziellen Aspekt der Regionalität in und um Liechtenstein.

19`500

3`900

Tassen Kaffee werden von den Mitarbeitern pro Jahr konsumiert.

Beiträge erscheinen pro Jahr auf radio.li.

So gesehen, und das ist sehr provokant, ist die Höhe des Landesbeitrages für den Erhalt dieser einmaligen Kommunikationsmöglichkeit ziemlich günstig. Radio Liechtenstein ist der einzige Radiosender für das Fürstentum, und das sollte auch so bleiben. Es ist eine Chance für ein kleines Land, kostengünstig nach aussen täglich Werbung zu machen. Nicht auf die penetrante Art, sondern mit Informationen, Service und Unterhaltung. (Credit: LRF und pixabay)

2`700`000 Millionen Autos fahren pro Jahr vor dem Studio von Radio Liechtenstein im Herzen Schaans vorbei.

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Recht Gasser Partner

«Kündigung zur Unzeit»Zum Kündigungsschutz von Arbeitsverhältnissen Arbeitsverhältnisse gestalten sich meistens solange einfach, bis die Frage der Beendigung im Raum steht, besonders wenn es um einseitige Kündigungen geht. Text: Domenik Vogt

Der Begriff aus den gesetzlichen Bestimmungen zum Einzelarbeitsvertrag «Kündigung zur Unzeit» ist im Arbeitsrecht geläufig und als Schutzregel für Arbeitnehmende vorgesehen. Doch was bedeutet er, und wie verhält es sich, wenn Arbeitnehmende falsche Angaben machen, um die Bedingungen für den Eintritt einer sogenannten Sperrfrist herbeizuführen? Das Arbeitsrecht ist so gestaltet, dass Arbeitnehmende in bestimmten Lebenssituationen oder unter besonderen Umständen geschützt sind. Das Gesetz zählt diese Umstände unter dem Titel «Kündigung zur Unzeit» auf. Diese sind etwa gegeben bei Vorliegen einer Schwangerschaft (und 16 Wochen nach der Geburt) oder in der Zeit einer Arbeitsunfähigkeit aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit (bis zu 30 Tagen im 1. Dienstjahr, bis zu 90 Tagen vom 2. bis und mit dem 5. Dienstjahr und ab dem 6. Dienstjahr bis zu 180 Tagen).

Die Sperrfrist

Liegt einer der genannten Umstände vor, wird damit eine sogenannte Sperrfrist ausgelöst. Während dieser Sperrfrist ist eine ordentliche Kündigung durch

den Arbeitgeber nichtig. Wurde die Kündigung bereits vor Auslösen einer Sperrfrist ausgesprochen, wird die Kündigungsfrist gehemmt und um die Anzahl der Tage des Bestehens der Sperrfrist verlängert. Dies kann den – möglicherweise für die Vertragsparteien überraschenden – Effekt haben, dass das Arbeitsverhältnis unerwartet länger fortzusetzen ist. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Arbeitsvertrag eine Kündigung jeweils zum Monatsende vorsieht.

Arbeitnehmende haben ihre Arbeitsleistung anzubieten, sobald die Sperrfrist entfallen ist und sich auf Aufforderung einer Untersuchung durch einen Vertrauensarzt des Arbeitgebers zu unterziehen. Sollten falsche Angaben darüber gemacht worden sein, um den Anschein zu erwecken, es liegen die Voraussetzungen für eine Sperrfrist vor, kann dies möglicherweise sogar strafrechtliche Konsequenzen haben, wenn die gesetzlichen Merkmale des Betrugs erfüllt werden.

Folgen für Arbeitgeber und Arbeitnehmende

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das liechtensteinische Arbeitsrecht schützt Arbeitnehmende in besonderen Lebensphasen oder Umständen vor Kündigungen. Beim Versuch, solche Schutzregelungen zu umgehen, begeben sich die Vertragsparteien auf dünnes Eis.

Den Arbeitgeber trifft jedenfalls die Lohnfortzahlungspflicht, wobei allfällige Lösungen mit Versicherungen im Einzelfall die Last etwas verringern. Bei fortdauernden oder wiederholten Absenzen geht jedoch auch die Unsicherheit über die Erfüllung der Funktion der Arbeitnehmenden einher. Um eine unnötige Erstreckung des Arbeitsverhältnisses durch Sperrfristen zu verhindern, empfiehlt sich eine entsprechende Formulierung im Arbeitsvertrag über den Zeitpunkt der Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Nichtige Kündigungen sind jedenfalls erneut auszusprechen, sobald keine Sperrfrist mehr vorliegt.

Es ist daher essenziell, sich umfassend über die gesetzlichen Bestimmungen zu informieren und in jedem Fall ethisch korrekt zu handeln. Eine Beratung zur jeweiligen Situation und Berücksichtigung im Arbeitsvertrag sind deshalb sehr zu empfehlen.

Domenik Vogt Rechtsanwalt und Counsel

Über die Person Domenik Vogt ist als Rechtsanwalt in Liechtenstein zugelassen und beschäftigt sich schwerpunktsmässig mit dem Gesellschafts- und Unternehmensrecht . Darüber hinaus befasst sich Domenik Vogt mit Fragen des Wirtschafts-, Vertrags- und Steuerrechts.

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Sonderthema – Wirtschaft

Passgenaue lebenslange Vorsorgeplanung Vorsorgeplanung ist ein lebensbegleitender Prozess, der immer wieder neu durchlaufen werden sollte. Passgenau wird eine Vorsorgeplanung dann, wenn sie auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist.

René Bär, Leiter Finanzplanung und Steuern, Liechtensteinische Landesbank AG

J

e nachdem, in welcher Lebensphase man sich befindet, sind andere Themen aktuell. Sind bei jungen Familien die Absicherung der Familie oder Fragen rund um die Immobilie wichtig, so stehen bei Personen mitten im Leben der gezielte Vermögensaufbau oder der Ausbau der Altersvorsorge im Zentrum. Ab 50, 55 Jahren werden Fragen rund um die Pensionierung aktuell. Welche Altersleistungen darf ich erwarten? Können wir uns eine frühzeitige Pensionierung leisten? Soll ich Rente oder Kapital aus der Pensionskasse beziehen oder ist ein Mischbezug geeignet? Wie hoch ist die Einkommenslücke nach der Pension und wie strukturiere ich mein Vermögen? Personen über 65 möchten allenfalls Vermögen zu Lebzeiten weitergeben, ohne die eigene finanzielle Unabhängigkeit zu gefährden, und haben Fragen, wie sie ihren Nachlass nach ihren Vorstellungen verteilen können.

Themenbereiche

Eine passgenaue Vorsorgeplanung folgt dem Lebenszyklus und berücksichtigt die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse, klärt

Fragen und gibt einen ganzheitlichen Überblick. Eine umfassende Vorsorge- und Finanzplanung umfasst dabei immer verschiedene Themenbereiche: Einnahmenund Ausgabenplanung, Vermögensplanung, Immobilien und Finanzierung, Absicherung bei Erwerbsunfähigkeit und Todesfall, Altersvorsorge sowie Steuern und rechtliche Fragestellungen. Diese Themen sind vernetzt und hängen voneinander ab.

Geeignetes Vorgehen

Bei der Vorsorgeplanung bewährt sich ein dreistufiges Vorgehen. Zuerst müssen die persönlichen Ziele, Bedürfnisse und Fragen formuliert werden sowie gegebenenfalls Bedingungen oder Restriktionen definiert werden. Anschliessend sind alle genannten Themenbereiche zu analysieren und Optimierungsmassnahmen im Hinblick auf die Ziele zu entwickeln. Wenn das Gesamtkonzept stimmig ist, können die geplanten Massnahmen umgesetzt werden.

Vorteile einer Vorsorgeplanung

Eine Vorsorgeplanung schafft Transparenz über die Gesamt-

situation und man kann Optimierungsmöglichkeiten identifizieren. Man erkennt Handlungsbedarf und erhält Lösungsvorschläge. Das Wissen, dass nichts vergessen geht und wann welche Massnahmen zu ergreifen sind, führt zu der Sicherheit, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zudem hat man die Gewissheit, dass man für sich selbst und seine Liebsten gut vorgesorgt hat. Planmässiges Vorgehen schafft zudem Ruhe und Gelassenheit und die Überzeugung, das Richtige zu tun.

Häufigste Fehler

Der Tipp vom Stammtisch oder vom Nachbarn ist selten für die eigene Situation und Vorsorgeplanung geeignet. Ebenso helfen Pauschaltipps meist nicht weiter. Häufig wartet man mit der Vorsorgeplanung zu lange zu oder setzt deren Massnahmen anschliessend nicht um.

Tipps

Man sollte sich lebenslang und frühzeitig mit der Vorsorge beschäftigen und diese planen. Einer Planung sollte man auch Taten folgen lassen. Vorgesehene Massnahmen können nur dann Wirkung zeigen, wenn man sie auch umsetzt.

Wichtig ist, dass man seine Einnahmen und Ausgaben im Griff hat und die eigene Sparquote bzw. Einkommenslücke kennt. Ebenso sollte man den Überblick über seine Vermögenswerte haben und eine passende Anlagestrategie verfolgen. Relevante Informationen und Dokumente kann man laufend sammeln und analysieren. Wichtig ist auch, dass man rechtzeitig Rat bei einer Fachperson sucht. So bleibt Zeit, für die im Leben wichtigen finanziellen Entscheidungen solide Planungsgrundlagen zu schaffen. Zudem ist es wichtig, dass man Lösungen findet, die für beide Partner stimmig sind. Gut vorgesorgt hat man nicht automatisch. Man muss seine Vorsorge aktiv gestalten. Umfassend, vernetzt und in einem lebensbegleitenden Prozess. Eine passgenaue Vorsorge lässt einen sorgenlos in die Zukunft blicken.

Rechtlicher Hinweis: Die Angaben im Sinne der Finanzanalyse-Vorschriften (Gesetz, Verordnung) finden Sie auf unserer Website www.llb.li unter «Rechtliche Bedingungen».


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Beschäftigtenzahlen: Wachstum hält ungebremst an Bei der Bevölkerungszahl lag Liechtenstein Ende des vergangenen Jahres noch unter der Marke von 40'000. Bei den Beschäftigten ist diese Grenze längst überschritten. Am 31. Dezember 2022 arbeiteten in Liechtenstein 42'514 Personen. 1152 oder 2,8 Prozent mehr als noch zum Ende des Vorjahres. Das Arbeitsplatzwunder Liechtenstein ist zwar ein gewohntes, aber noch relativ junges Phänomen.

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uf den ersten Blick ist die neuere liechtensteinische Wirtschaftsgeschichte eine reine Erfolgsgeschichte. In wenigen Jahrzehnten wurde aus dem ärmlichen Agrarstaat ein Industrieund dann ein prosperierender Dienstleistungsstandort. Auf den zweiten Blick werden auch die Kosten des Wachstums sichtbar: Landschaftsverbrauch und Umweltbelastung, Zerfall traditioneller Werte, hohe Bodenpreise und starke Abhängigkeit vom Ausland», schreibt Christoph Merki im Historischen Lexikon. Dass die Entwicklung der Wirtschaft die Grundlage für Liechtensteins Wohlstand ist, steht jedoch ausser Zweifel. Schon «im Jahr 2000 war die liechtensteinische Produktionsleistung pro Kopf 30 Prozent höher als die im internationalen Vergleich ebenfalls herausragende schweizerische», schreibt Merki weiter. 80 Jahre zuvor war es noch genau umgekehrt. Liechtensteiner Arbeitskräfte waren

30 Prozent weniger produktiv als ihre Schweizer Nachbarn.

Seit 2017 mehr Arbeitsplätze als Einwohner

Ähnlich wie bei der Produktivität verhält es sich bei den Arbeitsplätzen. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren viele Liechtensteiner gezwungen, ihr Geld als Saisonniers im Ausland zu verdienen. Heute pendeln 56,8 Prozent der Erwerbstätigen, deren Gesamtzahl die Einwohnerzahl um 6 Prozent übersteigt, aus dem Ausland nach Liechtenstein. Das sind 24'153 von insgesamt 42'514 Personen. 2013 verzeichnete Liechtenstein erstmals mehr Zupendler als arbeitstätige Einwohner. Seit 2017 liegt die Zahl der Beschäftigten über der Einwohnerzahl. Liechtenstein weist zwar ein stetiges Bevölkerungswachstum auf, doch die Zahl der Arbeitsplätze steigt noch deutlich rasanter an. Zurückzuführen ist das einerseits auf den starken Dienstleistungssektor, andererseits auf die wett-

bewerbsfähige Industrie. Das Amt für Statistik informiert dazu: Die Anteile der Wirtschaftssektoren an der gesamten Beschäftigung fallen in den fünf Vergleichsstaaten Liechtenstein, Schweiz, Österreich, Deutschland und Luxemburg sehr unterschiedlich aus. Der Anteil der Beschäftigten im Sektor 1 Landwirtschaft fällt in Liechtenstein mit 0,6 Prozent und Deutschland mit 0,8 Prozent am kleinsten aus. Die grössten Anteile im Sektor 1 werden mit 3,5 Prozent in Österreich und mit 2,3 Prozent in der Schweiz gemessen. Der Anteil der Beschäftigten im Industriesektor ist in Liechtenstein mit 35 Prozent am höchsten. Es folgen Österreich mit 26,4 Prozent, Deutschland mit 21,4 Prozent, die Schweiz mit 20,2 Prozent sowie Luxemburg mit 9,4 Prozent. Im Sektor 3 Dienstleistungen verfügt Luxemburg mit 89,5 Prozent über den grössten Anteil, gefolgt von Deutschland mit 77,8 Prozent, der Schweiz mit 77,4 Prozent, Österreich mit 70,1 Prozent und

Liechtenstein mit 64,4 Prozent der Beschäftigten.

Fachkräftemangel trotz hoher Zuwachsraten

Paradoxerweise hat Liechtenstein trotz der hohen Zuwachsraten bei den Beschäftigtenzahlen mit einem Fach- und Arbeitskräftemangel zu kämpfen. «Der Fachkräftemangel ist branchenunabhängig und trifft Industrie, Finanzdienstleistungen und Gewerbe gleichermassen. Wir erhalten Meldungen aus allen Sektionen und Branchen, dass es schwierig ist beziehungs-weise überhaupt nicht gelingt, of¬fene Stellen mit den richtigen Fachpersonen zu besetzen», hat beispielsweise der Präsident der Wirtschaftskammer Liechtenstein, Martin Meyer, in einem Interview mit «Wirtschaft regional» im Juni festgehalten. Dies gilt, obwohl Liechtenstein als Hochlohnland überaus attraktiv für ausländische Arbeitskräfte ist, deren Zustrom nach Liechtenstein mittelfristig also wohl nicht abreissen wird.


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Wolfgang Ischinger Stiftungsratspräs. Münchner Sicherheitskonferenz

Jahangir Doongaij CEO Hilti Gruppe

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Giada Illardo Gründerin & Inhaberin Giahi

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Mittwoch, 25. Oktober 2023 Spoerry-Halle, Vaduz

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BLOCKCHAIN UND FINTECH Besonderheiten des Studiengangs Praxisnahe Wissensvermittlung von top­ aktuellen Inhalten Kaminabende mit Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik Präsenzzeiten nur einmal pro Monat Do / Fr / Sa Inhalte Grundlagen der Blockchain­Technologie und deren Anwendungen Tokenisierung von Wertanlagen und anderen Wirtschaftsbereichen Neue Ansätze im Asset Management

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Die Zukunft des Geldes

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BDCs - Das Geld von morgen?

In den letzten Jahren haben technologische Fortschritte die Möglichkeiten zur Gestaltung von Geld erheblich erweitert. Doch wie sieht die Zukunft des Geldes tatsächlich aus? Eine entscheidende Rolle könnten dabei die Zentralbanken spielen. Die Evolution des Geldes hat sich stets den aktuellen Anforderungen und technologischen Möglichkeiten angepasst. Von geprägten Münzen mit Rändern zur Betrugssicherheit bis hin zu leichten Geldscheinen als Ersatz für große Mengen an Münzen – die Entwicklung von Geld auf Konten, erst schriftlich und dann digital verfügbar, sowie die Einführung von kontaktlosem Zahlen und Onlineüberweisungen per QR-Code waren Meilensteine in diesem Prozess. Gesellschaften müssen daher ständig darüber nachdenken, wie die zukünftige Form und Art von Geld gestaltet werden können. Das herkömmliche Geld leidet unter seiner Nicht-Programmierbarkeit und der eingeschränkten Verwendung auf wenigen zentralisierten Zahlungssystemen, Schwächen, die neue Ansätze zu überwinden versuchen.

CBDCs – Die digitale Zukunft des Zentralbankgeldes

Die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currency oder kurz CBDC) wäre eine bedeutende Veränderung. Aktuell ist Zentralbankgeld für Endverbraucher nur in Form von Bargeld verfügbar. Im Gegensatz dazu wird jegliches Geld, das bei Banken hinterlegt und gespeichert ist,

als Giralgeld, oft auch Fiat genannt, betrachtet. Der Unterschied liegt in der Besicherung: Zentralbankgeld wird von der Zentralbank garantiert, während Giralgeld im Prinzip nur durch die jeweilige Bank gesichert ist. Digitales Zentralbankgeld hätte viele Vorteile, da es programmierbar ist und daher flexibler gestaltet werden könnte. Eine der entscheidenden Fragen dabei ist, ob die Währung nur für Geschäftskunden (Wholesale CBDC) oder für alle (Retail CBDC) zugänglich sein soll. Auch andere Funktionen wie automatisch Verzinsung, Wertverfall, Haltegebühren und Ähnliches könnten darauf programmiert werden. Große Industrieländer sind noch vorsichtig mit der Einführung von CBDCs, da die dadurch entstehenden Veränderungen in der Geldwirtschaft schwer abzuschätzen sind. China ist hierbei eine Ausnahme, da es seine CBDC bereits erfolgreich in größeren Städten getestet hat. Die Schweizerische Nationalbank erteilte einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) für Privatpersonen zum breiten Einsatz für alltägliche Transaktionen vorerst eine Absage, sieht sich aber für eine Wholesale CBDC vorbereitet, falls der Bedarf besteht. Die EU-Kommission hat jedoch bereits in der ersten Hälfte 2023 einen Gesetzesvorschlag zur Einführung des digitalen Euro vorgelegt. Er soll eine sichere und benutzerfreundliche (vorerst zusätzliche) Alternative zum herkömmlichen Bargeld bieten. Der digitale Euro wird eine programmierbare Währung sein, die sich

an die sich ständig verändernden Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen kann. Diese digitale Währung könnte den grenzüber-

Automatisierung von Wirtschaftsprozessen wird der Übergang zu programmierbarem Geld nur eine Frage der Zeit sein. Die

«In den kommenden Jahren werden wir grosse Veränderungen im Umgang mit Geld erleben.» schreitenden Handel erleichtern, die finanzielle Inklusion fördern und innovative Finanzdienstleistungen ermöglichen. In den kommenden Jahren werden wir jedenfalls grosse Veränderungen im Umgang mit Geld erleben. Mit zunehmender

genaue Ausgestaltung dieses neuen Systems ist jedoch noch offen. Es bleibt spannend zu sehen, ob Europa den Mut aufbringt, eine Vorreiterrolle in der Finanzwelt einzunehmen – eine Chance, die sich in den letzten Jahrzehnten nur selten bot.

Assoz. Prof. Dr. Martin Angerer Professor ist an der Universität Liechtenstein. Er forscht und lehrt in den Feldern Innovative und Digital Finance. Als Leiter des Innovative Finance Labs der Universität führt er sowohl Forschungsprojekte als auch Praxisprojekte mit interessierten Unternehmen durch.


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Sonderthema – Wirtschaft

Zweiter Klimaverträglichkeitstest für den liechtensteinischen Finanzmarkt Vaduz - Nach der ersten Durchführung 2020 wurde der Klimaverträglichkeitstest für den liechtensteinischen Finanzmarkt im Jahr 2022 erneut durchgeführt. Der international koordinierte Test soll eine neuerliche Standortbestimmung zur Ausrichtung des Finanzplatzes auf die Ziele des Übereinkommens von Paris ermöglichen und die Anstrengungen der Finanzinstitute unterstützen, ihre Investitionen klimaverträglich auszurichten. Die Resultate zeigen, dass die liechtensteinischen Finanzplatzteilnehmer, im Vergleich zu den Ergebnissen 2020 auf gutem Weg sind und bereits Fortschritte erzielten. Text: Simon Biedermann, Generalsekretär des Regierungschefs

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m März 2022 beschloss die Regierung, den in Liechtenstein domizilierten Finanzinstituten die Teilnahme am Klimaverträglichkeitstest PACTA 2022 (Paris Agreement Capital Transition Assessment) erneut zu ermöglichen. Die Teilnahme blieb wie bei der letzten Durchführung freiwillig und der Stichtag für die eingereichten Portfoliodaten war der 31.12.2021. Wie bereits im Jahr 2020 wurden erneut Banken, Vermögensverwalter, Pensionskassen, Versicherungen und staatsnahe Institutionen zur Teilnahme eingeladen. Mit der erneuten Durchführung des PACTA-Tests 2022 haben die teilnehmenden Institutionen die

Möglichkeit, ihre Fortschritte im Vergleich zu 2020 zu messen und eine erneute Standortbestimmung zu erhalten. Die Anzahl der Teilnehmer blieb 2022 leider ebenfalls eher tief und somit unter den Erwartungen. Hinzu kommt, dass die Rücklaufquote der qualitativen Umfrage gering ausfiel. Die qualitative Umfrage hat zum Ziel, die verschiedenen Klimastrategien der Finanzakteure (wie beispielsweise Bestrebungen im Bereich der aktiven Einflussnahme) zu erheben. Aus diesem Grund kann kein Gesamtfazit über diese Bestrebungen gezogen werden. Dennoch liefert der Test den Teilnehmenden wichtige Hinweise zur Ausrichtung ih-

rer Finanzströme nach den Vorgaben des Pariser Übereinkommens.

Resultate zeigen eine positive Entwicklung 2022 reichten 15 Finanzinstitute ein verwaltetes Vermögen von USD 131.7 Mrd. zur Überprüfung ein, was gegenüber 2020 beinahe eine Verdoppelung der eingereichten Aktien und Unternehmensanleihen darstellt. Betrachtet man das Engagement der Finanzportfolios der liechtensteinischen Teilnehmer in den Sektoren Öl, Gas, Kohlebergbau, Energie (Stromerzeugung), Automobil (leichte Nutzfahrzeuge), Luftfahrt, Stahl und Zement, so

ist im Vergleich zu 2020 grundsätzlich ein Rückgang des Anteils dieser Sektoren am Gesamtportfolio zu verzeichnen. Bei den fossilen Brennstoffen sank das Engagement der Finanzinstitute beispielsweise auf etwa 1,5 % der Aktienportfolios respektive 2,5 % der Anleiheportfolios, wobei es praktisch kein Engagement im Kohlebergbau gab. Auch die Gesamtinvestitionen in den Sektoren Energie und Automobil gingen zurück. Darüber hinaus hat sich das Engagement gegenüber kohlenstoffarmen Technologien anteilsmässig an den Gesamtinvestitionen in den Sektoren Energie und Automobil (wo kohlenstoffarme


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Technologien verfügbar sind) im Vergleich zu 2020 erhöht. Im Energiesektor machen erneuerbare Energien und Wasserkraft beispielsweise etwa 50% der Gesamtinvestitionen aus (gegenüber 40% von vor zwei Jahren) und in den börsennotierten Aktienportfolios verdoppelte sich der Anteil, welcher in die Produktion von Elektrofahrzeugen fliesst, von ca. 10% im Jahr 2020 auf ungefähr 20% im Jahr 2022

Vermögen des Landes Liechtenstein Analog zu 2020 wurden die extern verwalteten Vermögen des Landes im Rahmen von PACTA

2022 auf ihre Klimaverträglichkeit überprüft. Dabei gilt es festzuhalten, dass lediglich 6.4% des veranlagten Finanzvermögens in die klimarelevanten Sektoren investiert ist und dass ein substanzieller Teil dieser 6.4% auf kohlenstoffarme Technologien entfällt. Im Vergleich zu 2020 wurde ein Rückgang des Engagements in klimarelevanten Sektoren von knapp 6% verzeichnet (PACTA 2020: 6.8%).

PACTA Methode für den Klimaverträglichkeitstest Der Klimaverträglichkeitstest wird unter dem Titel PACTA 2022 (Paris Agreement Capital Transition Assessment) durchge-

führt. Die PACTA-Methode ist eine standardisierte Analyse mit Fokus auf globale börsenkotierte Aktien und Unternehmensanleihen. Dabei werden die Produktionspläne der in den Portfolios enthaltenen Firmen mit einer Entwicklung verglichen, die gemäss verschiedener Klimaszenarien (u.a. der Internationalen Energieagentur IEA) nötig ist, um die maximale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Analyse umfasst die vier Sektoren Förderung fossiler Energien, Stromerzeugung, Transport (Automobil und Flugverkehr) sowie Industrie (Zement und Stahl). Für die Sektoren Stromerzeugung und Automobil können sowohl kohlenstoffintensive als auch al-

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ternative, klimaverträgliche Technologien untersucht werden. Mit der Analyse der klimarelevanten Sektoren werden ungefähr 75% der globalen Treibhausgasemissionen abgedeckt. Ergänzend zu den Tests gibt eine qualitative Umfrage Aufschluss über klimarelevante Investitionsstrategien der Teilnehmenden. Der standardisierte Test zeigt den Finanzinstituten, wo ihre Finanzinvestitionen in Bezug auf das Klima sowie im Vergleich zu ihrer Vergleichsgruppe stehen. Den Teilnehmenden steht frei, ob sie ihre Ergebnisse nur für interne Folgearbeiten verwenden oder offenlegen.


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Sonderthema – Wirtschaft

Alles rund um Hypothekarkredite Interview von Herbert Oehri mit Alexander Schädler, Leiter der Hypothekar-Abteilung bei der LGT, Vaduz

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err Schädler, eine junge Familie möchte ein Eigenheim oder eine Wohnung in Liechtenstein kaufen. Was prüfen Sie als erstes und was sind die Voraussetzungen, damit die Familie sich diesen Wunsch erfüllen kann? Alexander Schädler: Auf jede Hypothekaranfrage bei der LGT folgt als Erstes eine umfangreiche Analyse der Kundenbedürfnisse. Dies ist unerlässlich, um die passende Strategie zu definieren und eine individuelle, auf den Kunden zugeschnittene Finanzierungsofferte ausstellen zu können. Natürlich werden in einem nächsten Schritt die üblichen Parameter wie Tragbarkeit und Belehnung geprüft. Welches ist Ihre Aufgabe als Kreditgeber in Bezug auf die Belehnung? Wir müssen sicherstellen, dass die regulatorischen Mindesterfordernisse an Eigenkapital erfüllt werden. Für Wohneigentum müssen beispielsweise mindestens 20 Prozent an Eigenkapital eingebracht werden. Bei Mehrfamilienhäusern beziehungsweise Renditeliegenschaften sind es 25 Prozent. Wie wichtig sind die Einkünfte der Familie für die Kreditgewährung? Welches sind die wichtigsten Kriterien?

Das Haushaltseinkommen ist entscheidend für die Berechnung der Tragbarkeit der Hypothek. Die Tragbarkeit ist nachhaltig gegeben, wenn das Nettoeinkommen mit maximal 33 Prozent belastet wird. Dabei rechnet die Bank mit einem kalkulatorischen Zinssatz von 4.5 Prozent, einer Rückzahlung der 2. Hypothek innerhalb von 15 Jahren sowie mit Unterhaltskosten von zirka einem Prozent des Liegenschaftswertes. Es gibt bei den Hypotheken verschiedene Laufzeiten. Wie lauten diese bei der LGT und kann ein Kreditnehmer die Dauer selbst wählen? Zum Beispiel längerfristige Laufzeiten. Die LGT offeriert allen Hypothekarkundinnen und -kunden Rahmenverträge. Innerhalb dieses Kreditrahmens kann man sich zwischen einer variablen Hypothek, einer SARON-Hypothek mit einer Laufzeit von einem oder drei Monaten und einer Festsatzhypothek mit einer Laufzeit zwischen zwei und zehn Jahren entscheiden. Was kosten bei Ihnen aktuell Festhypotheken? Die Zinskurve ist aktuell sehr flach. Wir liegen bei allen Laufzeiten bei knapp unter 3 Prozent. Und wie hoch ist derzeit der Saron-Zinssatz?

Der SARON-Satz liegt bei rund 2,65 Prozent.

da sich eine Abschwächung der Wirtschaftsdynamik abzeichnet.

Wie handhabt die LGT die Amortisationen?

Hat die LGT neben der klassischen Festsatz- und SARON-Hypothek noch andere, innovative Hypothekarprodukte?

Die zweite Hypothek, also der Kreditbetrag mit Belehnung über 66 Prozent, muss innerhalb von 15 Jahren vollständig amortisiert werden. Wie setzt sich der Zinssatz einer Hypothek zusammen? Der Hauptteil des Zinssatzes besteht aus den Refinanzierungskosten der Bank, die sich am Geldund Kapitalmarkt orientieren. Hinzu kommen Eigenkapitalkosten, Risikokosten und Prozesskosten. Diese Kosten fallen für die Bank effektiv an. Der Spielraum bei der Festlegung der Zinssätze ist deshalb äusserst gering. Wie beurteilen Sie die Zinsentwicklung? Werden die Zinsen in nächster Zeit eher steigen oder fallen? Die Schweizerische Nationalbank hat Ende September die Zinsen nicht weiter erhöht – der Leitzins liegt nach wie vor bei 1,75 Prozent. Eine weitere Erhöhung ist aber nicht ausgeschlossen. Mittelfristig, also mit Blick auf die kommenden ein bis drei Jahre, rechnen wir mit einem leichten Rückgang des Zinsniveaus. Dies,

Diesbezüglich sind insbesondere die LGT Umwelt-Hypothek sowie unsere Erdbebenversicherung zu erwähnen. Mit der Umwelthypothek unterstützen wir das Engagement der Kundinnen und Kunden für eine nachhaltige Entwicklung und den bewussten Umgang mit Ressourcen. Bei Abschluss erhält man einen einmaligen Bonus von bis zu 10‘000 Franken ausbezahlt. Voraussetzung dafür ist, dass es sich um nachhaltiges Bauvorhaben mit einem gültigen MINERGIE©-Zertifikat handelt. Ausserdem muss sich die Immobilie in Liechtenstein befinden und der Eigennutzung dienen. Und wie funktioniert Ihre Erdbebenversicherung? Unsere Hypothekarkundinnen und Kunden können von der Erdbebenversicherung kostenlos und ohne zusätzlichen Aufwand profitieren. Jede Liegenschaft mit einer LGT Hypothek wird automatisch in der Höhe der Hypothek gegen Erdbebenschäden versichert. Das ist in Liechtenstein einzigartig.


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Verein

Trainer Marius Zarn

Spiele

Tore Pt.

1. FC Kreuzlingen

10

29:15 22

2. SV Höngg

10

16:9

20 18

3. FC Winterthur U-21

10

15:6

4. USV Eschen/Mauren

10

24:16 18

5. SC YF Juventus

10

24:17

17

6. Grasshopper Club Zürich U-21 10

18:17

15

FC Balzers: Mut für die Zukunft

7. FC Freienbach

10

15:20 15

8. FC Mendrisio

10

16:15

13

9. FC Kosova

10

11:11

13

10. FC Tuggen

10

14:11

12

11. FC Linth 04

10

12:18

12

12. AC Taverne

10

10:10

11

13. FC Wettswil-Bonstetten

10

12:16

11

14. FC Uzwil

10

9:17

10

Interview mit Cheftrainer Marius Zarn

15. FC Gossau

10

14:29

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16. FC Balzers

9

6:18

3

Der FC Balzers ist schon besser in eine neue Saison gestartet als 2023/24. Trotzdem lassen sich Trainer und Mannschaft nicht entmutigen und haben ein klares Saisonziel vor Augen: den Ligaerhalt. Die letzten drei Spiele haben gezeigt, dass sich die Spieler mit drei guten Leistungen belohnt haben, und das sollte Mut für die Zukunft machen, sagt der Balzner Erstligatrainer Marius Zarn. Interview: Herbert Oehri

H

err Zarn, seit Sie das Zepter in Balzers übernommen haben, scheint es mit der 1. Mannschaft aufwärts zu gehen. Welche Gründe gibt es dafür? Marius Zarn: Ich denke, wir waren auch in den ersten Spielen dieser Saison öfters mal nahe dran an Punkten, haben aber einfach zu viele Gegentore bekommen. Daran haben wir gearbeitet und Anpassungen vorgenommen, die in den letzten drei Spielen zu einer gewissen Grundstabilität geführt haben. Weiter haben wir versucht, den Spielern die Sicherheit zurückzugeben und ihnen das Vertrauen zu schenken, was sehr wichtig ist. Sie legen viel Wert auf Disziplin und Einsatzwillen. Ziehen alle Spieler voll mit? Für mich sind die defensive taktische Disziplin sowie der Einsatzwille einfach die Grundvoraus-

setzung, um in dieser Liga bestehen zu können. Das ist aber für die Spieler nichts Neues, und sie haben dies in den letzten drei Spielen sehr gut umgesetzt. Die Spieler konnten sich jetzt mit drei guten Leistungen belohnen, und das sollte Mut für die Zukunft machen. Balzers hat die vergangenen drei Spiele nicht verloren, aber zu einem Sieg hat es auch nicht gereicht. Auf was führen Sie das zurück? Die Basis, um Spiele in dieser Liga gewinnen zu können, ist es, wenige Gegentore zuzulassen. In der Offensive braucht es sehr viel Durchschlagskraft und Mut. Diese haben sicherlich noch etwas gefehlt in den letzten drei Spielen. Daran gilt es zu arbeiten, sodass auch die Selbstverständlichkeit vor dem gegnerischen Tor gestärkt wird.

Sie liegen sieben Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz und haben ein Spiel weniger ausgetragen als die Konkurrenz. Bis wann wollen Sie auf einem Nichtabstiegsplatz landen? Wir schauen aktuell nicht so sehr – und nicht so gerne – auf die Tabellensituation und die Punkte, für uns geht es vor allem darum, dass wir die Leistungen auf dem Platz Woche für Woche steigern können. Die Saison geht noch lange, und wir haben mit dem Ligaerhalt ein klares Saisonziel. Braucht der FCB in der Winter-Transferzeit Verstärkungen? Über Verstärkungen im Winter haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Der Fokus liegt aktuell anderswo. Es gilt jetzt die einzelnen Spieler weiterzubringen. Dann wird man sehen, wo wir bis Ende der Herbstrunde stehen.


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FC USV Eschen / Mauren News Lokalderby in der 1. Liga Durch den Wiederaufstieg des FC Balzers in die 1. Liga, findet am Samstag, 21. Oktober 2023, um 16 Uhr im Sportpark Eschen/Mauren das ­Lokalderby zwischen dem USV und dem FC Balzers statt. Der USV freut sich, die Gäste aus Balzers sowie alle Fans und Fussballbegeisterte im Sportpark Eschen/Mauren begrüssen zu dürfen!

D

er FC USV Eschen/Mauren wurde 1963 gegründet und hat sein zu Hause im Sportpark Eschen/Mauren. Wir sind ein attraktiver Fussballverein für aktive wie auch für viele Junioren-Fussballerinnen und Fussballer aus der Region. Das Miteinander ist ein sehr wichtiger Bestanteil unserer Vereinskultur. Für eine reibungslose Koordination unserer internen wie auch externen Abläufe, suchen wir einen

Vereinsmanager (w/m/d) 60% – 80%. In dieser sehr spannenden Funktion berichtest du direkt dem gewählten Vorstand. Unser komplexes Umfeld verlangt Organisationstalent ebenso wie eine gute Kommunikationsfähigkeit. Du bist verantwortlich für die Entwicklung unseres Breitensportes/Jungendbereichs, bekleidetest das Amt als J+S-Coach und organisierst bzw. planst den gesamten Spielbetrieb. Zur Entlastung der Vereinsadministration optimierst du Abläufe und Systeme, koordinierst Förderanträge, kontrollierst Abrechnungen und die dir zugeordneten Finanzen. Für den Vorstand bereitest du Entscheidungen vor und bist im direkten Austausch mit diversen Verbänden.

Deine Bewerbung

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Das bringst du mit • Idealerweise hast du Erfahrung mit Sportmanagement oder vergleichbare Qualifikationen in ähnlichem Umfeld. • Du hast Leidenschaft für Fussball und nimmst die Dinge gern selbst in die Hand. • Organisationstalent, Du arbeitest selbstständig und verant-­ wortungsbewusst. • Einsatzbereitschaft und herausragendes Commitment zählen zu Deinen Stärken. • Du überzeugst mit gepflegten Kommunikationsstil in Wort und Schrift. • Du besitzt fundierte Fähigkeiten im Umgang mit den gängigen MS-Office Anwendungen und Datensystemen. • Bereitschaft für saisonal bedingte, unregelmässige Arbeitszeiten. Wir suchen eine motivierte Persönlichkeit mit ausgeprägtem Teamgeist und der Fähigkeit, mit internen und externen Interessensträgern eng zusammenzuarbeiten. Flexibilität, Kreativität und Bereitschaft, den USV zu gestalten, runden dein Profil ab. Wir bieten einen Arbeitsplatz direkt im Sportpark Eschen/Mauren in einem abwechslungsreichen und spannenden Arbeitsumfeld mit flexiblen Arbeitszeiten. Arbeitsbeginn nach Vereinbarung.

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Rückschläge für den FC Vaduz Der Aufwärtstrend des FC Vaduz in der Challenge League ist in den letzten Wochen jäh gestoppt worden. Nach einer tollen Serie mit 13 Punkten aus fünf Spielen resultierte aus den vergangenen drei Partien lediglich ein mageres Pünktchen. Ganz bitter für das Team von Trainer Martin Stocklasa war die 0:1-Pleite beim bis dahin noch sieglosen Schlusslicht Schaffhausen. Text: Christoph Kindle

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und abputzen und nach vorne schauen, wir müssen aus den Fehlern lernen und es wieder besser machen.» So lautete das Fazit von FCV-Sportchef Franz Burgmeier. In einer Woche kommt der FC Aarau ins Rheinparkstadion, drei Tage später wartet dann der Cup-Viertelfinal-Hit beim Erstligisten USV Eschen/Mauren.

Erfolgsserie endet in Aarau

2:1 gegen Stade Nyonnais, 3:2 in Baden, 1:1 gegen Xamax Neuchâtel, 6:0 gegen Schaffhausen und 4:0 in Bellinzona. Die Vaduzer Bilanz nach den beiden Auftakt-Niederlagen gegen Sion und Wil durfte sich wahrlich sehen lassen. 13 Punkte aus fünf Spielen und ein beeindruckendes Torverhältnis von 16:4, die Mannschaft hatte sich gefunden und traf in der Offensive fast nach Belieben. Die anfänglichen Probleme waren überwunden, die Neuzugänge fanden sich immer besser zurecht, und dies wirkte sich in Form von positiven Ergebnissen aus. Im gleichen Stil schien es dann auch im Auswärtsspiel gegen Aarau

weiterzugehen. Nach 17 Minuten führten die Vaduzer nach Toren von Fabian Stöber, er traf bei seinem Start-Elf-Debüt ins Kreuzeck, und Fabrizio Cavegn mit 2:0. Mit diesem komfortablen Vorsprung im Rücken fühlte man sich wohl etwas zu sicher und liess in der Konzentration nach. So gelang Aarau mit dem Pausenpfiff noch der Anschlusstreffer. Als dann Berisha gleich nach dem Seitenwechsel unglücklich ins eigene Tor ablenkte, war die Partie im Brügglifeld wieder völlig offen. In der Schlussphase verpassten die Vaduzer eine Riesenchance zur Führung. Dies wurde prompt bestraft und Qollaku löste mit dem 3:2-Siegestreffer einen Aarauer Jubelsturm aus.

Später Gegentreffer gegen Thun

Sechs Tage nach dem bitteren Montagabend im Brügglifeld wartete der Tabellenführer FC Thun im Rheinparkstadion auf die Vaduzer. Die Berner Oberländer reisten mit vier Siegen in Folge und breiter Brust an. Vor der Saison-Rekordkulisse von 1800 Zuschauern – darunter auch die FCV-Mannschaft von

1986 mit Trainer Günther Tschemernjak – neutralisierten sich die beiden Teams in der ersten Halbzeit komplett. Es gab praktisch keine einzige nennenswerte Torraum-Szene. In der zweiten Hälfte bekamen die Fans dann für ihr Eintrittsgeld doch noch etwas geboten. In der 49. Minute versenkte Dejan Djokic eine Freistoss-Flanke von Emini zum 1:0, die erste echte Torchance wurde also gleich genutzt. In der Folge hatte die Stocklasa-Elf den Leader mehrheitlich im Griff, liess nur wenig zu und verpasste durch Cavegn bei zwei Konterangriffen die Entscheidung. Dies sollte sich in der Schlussphase erneut rächen, also ähnlich wie sechs Tage zuvor in Aarau. Der Thuner Stürmer Koro Kone bezwang FCV-Keeper Benjamin Büchel in der 88. Minute per Kopf zum 1:1-Ausgleich. «Es sind zwei verlorene Punkte. Der späte Ausgleich ist sehr ärgerlich. Ich kann meiner Mannschaft aber nicht viel vorwerfen», sagte FCV-Trainer Martin Stocklasa gleich nach dem Spiel. Die beiden späten Gegentore in Aarau und gegen Thun kosteten die Vaduzer einige Punkte, dies galt es zu analysieren und die entspre-

chenden Schlüsse für das nächste Spiel in Schaffhausen zu ziehen.

Ganz bittere Pleite beim Schlusslicht

Die Schlüsse wurden dann gezogen, aber eben nicht umgesetzt. Beim bis dahin noch sieglosen Tabellenletzten Schaff hausen kassierte der FC Vaduz zwar keinen späten Gegentreffer, dafür zappelte der Ball aber schon früh im Netz hinter Torhüter Benjamin Büchel. In der 8. Minute verwertete Neftali eine Flanke von Krasniqi per Kopf zum 1:0, eine Unaufmerksamkeit brachte die Liechtensteiner unnötig ins Hintertreffen. Wohl kaum jemand dachte zu diesem Zeitpunkt, dass es der einzige Treffer an diesem Freitagabend in der Wefox-Arena bleiben sollte. Die Vaduzer wirkten in der Offensive zu unentschlossen und liessen beste Möglichkeiten liegen. Dazu kam auch noch eine Portion Pech: Fehr, Emini und Hadzi trafen nur die Torumrandung. Der Ball wollte an diesem Abend einfach nicht ins gegnerische Netz. So freuten sich die Schaffhauser am Ende vor 900 Fans über den ersten Saisonsieg,


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Tunahan Cicek beim Spiel gegen Schaffhausen

und das ausgerechnet gegen den FC Vaduz.

2:3-Niederlage im Brügglifeld revanchieren will.

FC Vaduz vor englischer Woche

Bevor es dann eine Woche später zum FC Thun in die Stockhorn-Arena geht, wartet am Mittwoch, den 25. Oktober noch das Viertelfinalspiel im Liechtensteiner Cup beim Erstligisten USV Eschen/Mauren. Die Vaduzer dürften gewarnt sein, nachdem sie im Frühjahr das Halbfinale im Sportpark gegen den USV nur mit Ach und Krach mit 2:1 in der Verlängerung gewonnen hatten. Der damalige Doppeltorschütze Sasere trägt unterdessen das Trikot von Ujpest Budapest.

Die Vaduzer traten die Länderspiel-Pause also mit einer gewissen Frustration an: Nur ein Punkt aus den vergangenen drei Spielen. Der Anschluss ganz nach vorne ist verloren gegangen, der Rückstand des viertplatzieren FCV auf das Führungs-Duo Thun und Sion beträgt sieben Punkte. Am Sonntag, den 22. Oktober, um 14.15 Uhr bestreitet Vaduz ein Heimspiel gegen Tabellennachbar Aarau. Klar, dass sich die Stocklasa-Elf da für die unglückliche

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FC USV: Mit dem bisher Erreichten zufrieden Sie sind die beiden «Macher», die dem FC USV innerhalb weniger Monate eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt und geformt haben: der sportliche Leiter Oliver Klaus und Cheftrainer Heris Stefanachi. Interview: Herbert Oehri

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li und Heris, wie seid ihr nach Abschluss von einem Meisterschaftsdrittel mit den bisher Erreichten zufrieden?

Oliver Klaus: Grundsätzlich bin ich zufrieden – vor allem wenn man sieht, von wo wir kommen. Wir haben im Sommer beinahe eine komplett neue Mannschaft auf die Beine gestellt. Dass wir Zeit benötigen, um alle Abläufe, Hierarchien sowie das Fundament zu schaffen, war uns bewusst. Berücksichtigt man all dies, können wir, was die Tabelle angeht, sicherlich zufrieden sein. Heris Stefanachi: Ich bin zufrieden. Wir mussten in der Garderobe eine ganz neue Hierarchie kreieren, da viele Spieler sich neu kennengelernt haben. Auf dem Platz mussten wir in kürzester Zeit die Spielphilosophie und die Struktur neu automatisieren. Ausserdem war es ein Ziel, dem Team so schnell wie möglich eine klare Identität und Mentalität zu geben. Es kommen bei 29 Kaderspielern logischerweise nicht alle zum Einsatz. Einige Spieler sind nicht mehr in den Aufstellungen zu finden. Was ist passiert und wie will der Trainer diese Spieler, unter denen sich auch Nationalspieler befinden, beim USV halten? Oliver Klaus: Aktuell haben wir 24 Feldspieler inklusive dem rekonvaleszenten Giovanni La

Rocca, also 23 einsatzfähige Spieler und mit Benjamin Simmerle von der zweiten Mannschaft vier Torhüter im Kader. 23 Feldspieler werden in meinen Augen benötigt, um gut durch die Saison zu kommen. Die Stärke eines Teams machen nicht die ersten elf aus, sondern die Breite eines Kaders. Unser Trainer stellt die für Ihn aktuell besten Spieler auf. Beim USV sind alle auf gleicher Höhe und müssen sich die Spielminuten mit Einsatz und Fleiss erarbeiten. Im Team haben wir Ziele, die wir erreichen möchten. Alle Spieler spüren, dass wir grosses Potenzial besitzen, diese Ziele auch wirklich zu erreichen. Heris Stefanachi: Passiert ist nichts Besonderes, ausser dass extern sehr gern über dieses Thema geredet wird. Wir haben uns eine Kadergrösse von 22 Feldspielern vorgenommen, nun arbeiten wir momentan mit 23 Feldspielern. Das ist eine ganz normale Kadergrösse für ein ambitioniertes Team, das vier Englische Wochen in einer Vorrunde hat. Die Nationalspieler haben sogar meistens vor und nach dem Natizusammenzug eine Englische Woche, was von der Belastung her sogar gefährlich werden kann. Dazu kommt noch, dass wir bei einem Umbruch von vielen Spielern die Qualität einiger Einzelspieler nicht genau einschätzen konnten. Darum haben wir uns auf gewissen Positionen auch mit der Quantität abgesichert, um sicherer gut genug aufgestellt zu sein. Momentan ist es so, dass wir zum Glück sehr we-

Oliver Klaus und Heris Stefanachi

nige verletzte Spieler haben, was auch ein Indikator für eine gute Belastungssteuerung ist. Einige sind in der Aufstellung nicht zu finden, andere dafür schon. Alle Spieler sind Spieler des USV, und unsere Aufgabe ist es, die Spieler nach ihren Fähigkeiten für das Team aufzustellen. Heris, wie siehst du das Lokalderby gegen Balzers im nächsten Spiel? Wie bereitest du dein Team vor? Heris Stefanachi: Diese Woche konzentriere ich mich zuerst voll und ganz auf diejenigen Spieler, die weniger gespielt haben. Am Freitag findet ein Freundschaftsspiel gegen den FC Wil statt, bei dem alle die Plattform bekommen, um sich zu zeigen. Ich will sehen, wer die Fähigkeiten besitzt, uns im letzten Drittel der Vorrunde zu helfen. Dazu kann ich sagen, dass wir einige sehr interessante Spieler haben, die bis jetzt noch nicht viele Minuten bekommen haben, aber mit ihrem Potenzial sehr schnell eine wichtige Rolle bei uns spielen können. Nächste Woche werden wir Balzers analysieren und einen Matchplan erstellen. Die Nationalspieler kommen am Donnerstag ins Training zurück. Ab dann habe ich zwei Tage Zeit, um dieses Spiel mit dem kompletten Team vorzubereiten. Ich erwarte ein intensives Spiel mit vielen Zuschauern und Emotionen. Ich liebe Derbys und freue mich darauf.


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Peter Kaiser vertrat Liechtenstein vor 175 Jahren in der Paulkirche in Frankfurt Liechtenstein gehörte dem im Jahr 1815 beim Wiener Kongress gegründeten Deutschen Bund an, zusammen mit 40 anderen Monarchien und Städten. Der Hauptzweck des Staatenbundes war die Erhaltung der Unabhängigkeit der einzelnen Staaten. 1848, vor 175 Jahren, tagte die Nationalversammlung des Deutschen Bundes in der Paulskirche in Frankfurt. Liechtenstein wurde in der Nationalversammlung durch Peter Kaiser vertreten. Text: Günther Meier

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iechtenstein war Mitglied des Deutschen Bundes, der am Wiener Kongress im Jahr 1815 gegründet wurde. Beim Wiener Kongress, eine Art Friedenskongress, berieten die europäischen Herrscher, wie die Zukunft Europas nach dem Ende der Herrschaft von Napoleon aussehen sollte. Der Deutsche Bund bildete den Zusammenschluss der deutschen Einzelstaaten, die von unterschiedlicher Grösse waren: Zuvorderst das Kaiserreich Österreich und das Königreich Preussen, dann die kleineren Länder als Fürstentümer und Herzogtümer – unter ihnen auch das Fürstentum Liechtenstein. Eines der Hauptziele des Deutschen Bundes war die Erhaltung der inneren und der äusseren Sicherheit Deutschlands, laut Schlussakte sollte der Bund eine in Einheit verbundene Gesamtmacht bilden. An die Nationalversammlung des Deutschen Bundes in der Paulskirche in Frankfurt wurde

Peter Kaiser als offizieller Vertreter Liechtensteins delegiert. In Liechtenstein hoffte man auf wirtschaftliche Vorteile durch die Beschlüsse der Versammlung, aber auch auf die Sicherung demokratischer Rechte. In einem Schreiben an den Fürsten hatte der Landesausschuss den Wunsch geäussert, dass Liechtenstein trotz der Einheit Deutschlands «ein freies selbständiges Ganzes bleiben» könne und dass man mit Rücksicht auf die Kleinheit und die beschränkten materiellen Mittel dem Land keine Opfer zumute, «die über unsere Kräfte gingen». Liechtenstein zählte zu jener Zeit weniger als 7000 Einwohner

Forderungen nach mehr Grundrechten für das Volk

Die Revolution in Europa hatte in jenem Jahr auch Liechtenstein erfasst. Das Volk wollte mehr Rechte und mehr Mitbestimmung. Peter Kaiser bereitete die Forderungen an den Fürsten vor, worin es hiess: «So ergreift auch uns die Bewegung, welche ganz

Deutschland durchzuckt und an alle Throne klopft. Auch wir wollen eine freiere Verfassung, Entlastung des Grundeigentums – wir wollen in Zukunft als Bürger und nicht als Untertanen behandelt sein.» Bei den Diskussionen über die Zukunft des Landes wurden auch Überlegungen angestellt, das Fürstentum zu einer Republik zu machen. Ein anderer Vorschlag war, das Land dem neuen Schweizer Bundesstaat als Kanton anzuschliessen. Peter Kaiser und andere Politiker aber waren realistisch genug, um zu erkennen, dass beide Vorschläge nicht durchführbar sein würden. Dennoch, Liechtenstein sollte eine liberale Verfassung erhalten, die der Bevölkerung mehr Grundrechte zuerkenne. Weitere Reformpunkte betrafen die Mitwirkung des Volkes bei der Gesetzgebung, die Stärkung der Gemeindeautonomie und die Einführung öffentlicher Gerichte. Schliesslich wurde der Wunsch an den Fürsten herangetragen, er solle sich für den freien Wirtschaftsverkehr mit den ande-

ren deutschen Ländern durch die Aufhebung der Zollschranken einsetzen

Peter Kaisers «Geschichte des Fürstentums Liechtenstein» zuerst verboten

Ein Jahr, bevor Peter Kaiser als gewählter Vertreter Liechtensteins an der deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche teilgenommen hatte, war sein Buch «Geschichte des Fürstentums Liechtenstein» erschienen. Ein Geschichtswerk, das sofort zu Kontroversen im Land führte. Das Buch habe wie ein Paukenschlag eingeschlagen, schreibt der Historiker Arthur Brunhart in der Abhandlung «150 Jahre Kaiser-Chronik». Ein politisches Buch, das auf ein Liechtenstein traf, das auf sich selbst beschränkt gewesen sei oder – wie es Peter Kaiser selbst formulierte – «ein kleines armes und in vielen Dingen unwissendes Völklein». Der Paukenschlag bestand vor allem darin, dass die Obrigkeit das Geschichtswerk schon kurz nach Erscheinen verbot.


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Im Frühjahr 1848 wurde Peter Kaiser zum Vertreter des Fürstentums Liechtenstein für die deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche gewählt. Ab Mai 1848 vertrat er dort die Interessen Liechtensteins, trat aber schon im November des gleichen Jahres von seinem Posten zurück. In einem Schreiben, das den Titel «An meine Landsleute» trägt, begründete er den Rückzug aus Frankfurt und der Politik.

Zugelassen wurde es erst wieder nach einer Intervention des Fürsten, obwohl Peter Kaiser dem Adel und dem damaligen Absolutismus kritisch gegenüberstand. Aber auch in Teilen der Bevölkerung gab es Vorbehalte gegen das Buch, was nicht zuletzt auf die Beschreibung der Hexenverfolgung zurückzuführen war. Die Hexerei habe wie eine ansteckende Seuche um sich gegriffen, schreibt Kaiser, sogar innerhalb von Familien sei es zu Anzeigen wegen Hexerei gekommen: «Bald war es nicht mehr der Glaube an die Zauberei, der seine Opfer suchte, sondern Rache, Feindschaft und Habsucht.» Die Obrigkeit jedoch habe diesem schrecklichen Treiben zugesehen, weil damit ein Mittel gefunden war, die zerrütteten Finanzen aufzumöbeln: Das Vermögen der Verurteilten fiel nämlich der Obrigkeit zu! Die «Angeberei» habe derart überhandgenommen, dass «das Land in den schlimmsten Ruf kam», als ob alles Gott und

der heiligen Religion abgeschworen und sich dem Satan ergeben hätte. Zwar wurden vom Hexenwahn auch Gebiete in der Schweiz und Deutschland betroffen, doch in Liechtenstein wütete die Hexenverfolgung auf ganz besondere Weise. Es habe sich, schreibt Peter Kaiser, eine «eigene Bande» herausgebildet, die im Volk «Brenner» oder «Brennerknechte» genannt wurde. Die Bande führte Verzeichnisse über Hexen, die die dann dem Gericht zur Verurteilung ausgeliefert wurden. Die Brenner waren nach Darstellung von Kaiser «die blinden Werkzeuge finster schleichenden Aberglaubens oder tückischer Rache».

Peter Kaiser – Historiker, Politiker und Pädagoge

Peter Kaiser wurde am 1. Oktober 1793 in Mauren geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien studierte er Jura, Geschichte, Philosophie und Staatswissenschaften an den Universitäten Wien und Freiburg. Seine berufliche Laufbahn begann er

als Lehrer für Geschichte und Sprachen an verschiedenen Schulen in der Schweiz, darunter am Institut von Heinrich Pestalozzi in Yverdon-les-Bains, das nach dem pädagogischen Prinzip von Kopf (intellektuelle Kräfte), Herz (sittlich-religiöse Kräfte) und Hand (handwerkliche Kräfte) geführt wurde. In den 1830er-Jahren begann Peter Kaiser mit der Geschichtsforschung. Obwohl er verschiedene historische Werke publizierte, gilt die «Geschichte des Fürstentums Liechtenstein» als sein Hauptwerk. Ein Jahr nach Erscheinen des Buches, im Revolutionsjahr 1848, führten Kaisers Beschreibungen von Volk und Landesherren zu kontroversen Auseinandersetzungen. Kaiser galt als Unruhestifter, weil er dem Fürsten in Wien eine Petition mit Forderungen für mehr Volksrechte überreicht hatte. Kaiser übernahm das Präsidium des revolutionären Landesausschusses und erarbeitete einen Entwurf für eine neue Verfassung, die mehr Volksrechte vorsah.

Als Politiker zeigte sich Peter Kaiser enttäuscht über die Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt. Gemäss dem Titel seiner Schrift «An meine Landsleute» erteilte er Ratschläge, was das Volk machen sollte: Beispielsweise die Fruchtbarkeit des Landes nutzen, von der Freiheit den rechten Gebrauch machen, dem Volk eine bessere Bildung vermitteln, in der Not auf die Hilfe des Fürsten vertrauen, sich mit den Nachbarn verständigen. Sein zuversichtlicher Satz über die Zukunft des Landes gehört wohl zu den meistzitierten Stellen aus dem Werk Kaisers: «Wenn wir unsern Vortheil recht verstehen, können wir ein Völklein vorstellen, das Niemandem gefährlich ist, aber doch Allen Achtung abnöthigt.» Weil ihm die Bündner Behörden keinen weiteren Urlaub für politische Aktivitäten in und für Liechtenstein gewährten, zog sich Peter Kaiser an seinen Wirkungsort als Lehrer in Chur zurück. Aufgrund seiner Verdienste als Historiker und Pädagoge verlieh ihm der Kanton Graubünden das Bündner Bürgerrecht. Peter Kaiser starb am 23. Februar 1864 in Chur, wo er bis kurz vor seinem Tod an der Kantonsschule unterrichtet und dort auch die Funktion als Rektor ausgeübt hatte.


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