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54 April 2017

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

Unsere neue Regierung 2017–2021

Die neue Koalitionsregierung ist am Donnerstag, 30. März 2017 vom Landtag ins Amt berufen und von Seiner Durchlaucht Erbprinz Alois ernannt worden. Bild: von links Mauro Pedrazzini, Aurelia Frick, Adrian Hasler, Daniel Risch, Dominique Gantenbein.

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FROHE OSTERN! Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein frohes und freudiges Osterfest.

Lämmchen «Sandokan» ist vor 2 Wochen auf dem Grenzhof Mauren zur Welt gekommen.

Ein Online-Angebot der Informationsund Beratungsstelle Alter (IBA)

Was kostet ein Heimplatz in Liechtenstein?

Wieso sind alle Vorgänge rund um das Betreuungs- und Pflegegeld so kompliziert?

Wo und wie kann ich weitere soziale Hilfestellung in finanzieller Hinsicht vom Land bekommen?

Alle Antworten auf w w w.altersfragen.li


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EDITORIAL

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Das liechtensteinische Handelsgewerbe gerät durch den Einkaufstourismus und durch Online-Anbieter immer stärker unter Druck. In Nischen und mit eigenen Initiativen im Internet versucht die Branche, ihre Existenz zu sichern. Das ist für Liechtensteins Handel eine sehr dramatische Situation, ein Dilemma, wie es Marktteilnehmer nennen. Die gegenwärtige Lage lässt sich jedoch nicht ändern, solange das Preisgefälle so bleibt. Der Kampf um die Kunden geht weiter. Regierungschef Adrian Hasler will die Sanierungsphase der letzten vier Jahre verlassen und die Zukunft gestalten. Er und sein Regierungskollegium sind in den kommenden vier Jahren als innovative und kreative Gestalter gefragt. Er verrät uns in einem Interview, welche – teils heissen Eisen – er anpacken will. Der Sportteil widmet sich diesmal dem FC Vaduz, seinen Aussichten auf den Ligaerhalt, in einem Interview mit dem neuen Trainer Roland Vrabec, dann den Erstligavereinen USV und FC Balzers und Liechtensteins Skikönigin Tina Weirather. Wir wollten von der Präsidentin des Liechtenstei-

nischen Seniorenbundes (LSB), Frau Dr. Renate Wohlwend, wissen, ob es bei uns den in der OKP-und AHV-Debatte oft zitierten Generationenkonflikt tatsächlich gibt. Lesen Sie das Interview mit der ehemaligen Landtagsabgeordneten, Seite 42. Bei den Dialektausdrücken ist nun die Balzner Mundart an der Reihe. David Eberle, Ahnenforscher der Gemeinde Balzers, hat viele Dialektausdrücke gesammelt und übersetzt. Lesen Sie heute den ersten Teil seiner Ausführungen. (Seite 48) In der Rubrik «Üseri Worzla» beschäftigen wir uns mit einem Vorfall, der sich vor mehr als 70 Jahren beim südlichen Bahnübergang in Schaanwald ereignet hat. Bei diesem Unfall wären Gebhard Kieber und der inzwischen verstorbene Beck Mündle Egon fast ums Leben gekommen. (Seite 50). Viel Spass bei der Lektüre und tschüss bis zur Mai-Ausgabe.

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Herbert Oehri

SPORT UND TEAM

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Christliches Fürstentum Liechtenstein Neues Buchprojekt des Ahnenforschungsvereins Mauren über Kirchen, Kapellen, Bildstöcklein, Feldkreuze und andere Andachtsplätze im Lande. (PR) Es gibt bis heute keine Schrift, in welcher alle Kirchen, Kapellen und hier praktizierend Religionsgemeinschaften vereinigt sind. Der Gemeinnützige Verein für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren hat es sich mit Unterstützung der Familie David Vogt aus Balzers und weitere Sponsoren zur Aufgabe gemacht, ein mehrhundertseitiges Werk herauszubringen, das den Arbeitstitel trägt: «Christliches Fürstentum Liechtenstein von Kirchen, Kapellen, Bildstöcklein, Feldkreuzen und anderen Andachtsplätzen in unserem Lande.» So werden zuerst alle Kirchen und Kapellen, eindrucksvollen Bildstöcklein, Feldkreuze und weitere Symbole des christlichen Glaubens den Gemeinden nach (angefangen in Balzers durchs ganze Land hindurch bis hinunter nach Ruggell) beschrieben. Auch Wandgemälde,

Glasmalereie, Gipfelkreuze in unseren Bergen, Unfallkreuze, Alpabfahrtsherzen mit Christusmonogramm, das Sennen-Ave, Komponisten religiöser Musik in Liechtenstein (Josef Gabriel Rheinberger, Walter Kaufmann usw.) sowie weitere Zeichen des christlichen Glaubens sind Teil dieses einmaligen Projektes. Das Buch soll als Hilfe für die Dorferkennung dienen, sozusagen als Führer durch die Gemeinden Liechtensteins vor dem Hintergrund der geschichtlich-religiösen Gegebenheiten. Es werden dabei Erinnerungen wach an die schreckliche Zeit der Pest, der Kriege und Landesnöte während vielen hundert Jahren. Es werden zudem die Andachtsplätze, die Strassenbenennungen nach Heiligen, aber auch beispielsweise Kreuzwegstationen wie etwa bei der Kapelle Dux in Schaan oder beim Kloster Schellenberg dargestellt.

Pfarrkirche Schaanwald

Der Ahnenforschungsverein hat namhafte Historiker wie Dr. Peter Geiger oder Frau Dr. Cornelia Herrmann und weitere Personen wie Pfarrer Franz Näscher, Altdekan, Josef Eberle, Adolf Marxer und weitere Persönlichkeiten als Autoren gewinnen können.


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AUS DEM INHALT «Der Handel, wichtige Grösse in jeder Volkswirtschaft» Frische und Bio-Produkte im Online-Warenkorb Wie man sich vor Cyberkriminellen schützt Die Kraft hinter der Digitalisierung heisst Mensch Wahrheit ist nicht gleich Wahrheit Stärken wir unsere Familien! 3 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien Partnerschaft im Gesundheitswesen Raus aus der Schublade, und endlich umsetzen Der FC Vaduz mit dem Rücken zur Wand Ofentausek: «Trotz Erfolg auf dem Boden bleiben» Mario Frick: «Ich bin mit dem Verlauf nicht zufrieden» «Wir haben es weiterhin selbst in der Hand» Traumsaison mit WM-Silber und Kristallkugel Gewillkürte Erbfolge RhySearch unterstützt KMUs mit Forschung und Entwicklung Nicole Bauer-Grebers Zahltag «Das Zusammenleben von Alt und Jung funktioniert gut»

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Der Link zur Zeitschrift.

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lie:zeit Handel, wichtige Grösse in jeder Volkswirtschaft Der krasse Einkaufstourismus und die Konkurrenz durch Online-Händler setzen den liechtensteinischen Handel stark unter Druck. Peter Thöny, Vizepräsident von «Einkaufland Liechtenstein» spricht im Interview über Gegenmassnahmen und versteckte Kosten im Internet. Seite 9

polit:zeit Fürst und Direktwahl der Regierung Unser Landesfürst ist nicht der Meinung, dass die Direktwahl durch das Volk, unsere Regierung stärken werde. In der Praxis werde man seiner Meinung nach genau das Gegenteil erreichen. Er begründet dies auch. Seite 18

sport:zeit Das Portal mit aktuellen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport.

Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen · Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Jnes Rampone-Wanger, Vera Oehri-Kindle · Weitere Beiträge/Interviewpartner/innen: S.D. Fürst Hans-Adam, Adrian Hasler, Regierungschef, Emanuel Schädler, Alexander Batliner, Stefan Lenherr Asha Ospelt-Riederer, Walter-Bruno Wohlwend, Tamara Beck, Thomas Nigg, Chrisi Kindle, Hansjörg Marxer, Johannes Hasler, Radio L, Patrick Stahl · Spezialbeiträge von Liechtensteins Parteien: FBP, VU, FL , DU · Grafik/Satz/Lithos: Oliver Hartmann, Sonja Schatzmann · Druck: Somedia Partner AG · Fotos: Paul Trummer, Jürgen Posch, Oliver Hartmann, EQ Images Zürich, Picture Alliance, Frankfurt/Main, privat zur Verfügung gestellt. · Akquisition/Marketing/Beratung: Vera Oehri -Kindle (Leiterin), Creativeservice AG, Schaan · Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden · Erscheinung: Samstag,15. April 2017 · Auflage: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins, im Bezirk Werdenberg und an weitere ausgewählte Adressen im Rheintal und in Vorarlberg. Zeitschrift erreicht ca. 80‘000 Leserinnen und Leser, erscheint u.a. auch im Vorarlberger Lesezirkel mit einem Einzugsgebiet von 210‘000 Personen (Umfang 96 Seiten). Die lie:zeit gibt Gast-Autoren Platz um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe und Standpunkte von Gastautoren. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z. B. Beitragslänge (max. 2‘000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen, wie Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschwürde oder Persönlichkeitsrechte, Schutz der Ehre von Menschen. «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 9000 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.

Nächste «lie:zeit»: 13. Mai 2017

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Tina Weirathers erfolgreichste Saison Tina Weirather kann auf ihre bisher erfolgreichste Saison zurückblicken. Wir lassen die letzten Monate nochmals Revue passieren und stellen ihren neuen Trainer vor und berichten vom Ski-Wechsel. Seite 31

meine:zeit «Zahltag» für Nicole Bauer-Greber, Vaduz Wissen Sie, wieviel Artikel im Geschäft für Haushaltswaren und Tischkultur der Nicole Bauer-Greber stehen? Oder wieviel Stunden sie mit den Pfadfindern Liechtensteins verbring? Im «Zahltag», einem Interview in Zahlen, gibt die Chefin der Greber AG in Vaduz, Auskunft. Seite 40


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Das liechtensteinische Handelsgewerbe gerät durch den Einkaufstourismus und durch Onlineanbieter immer stärker unter Druck. In Nischen und mit eigenen Initiativen im Internet versucht die Branche, ihre Existenz zu sichern. Text: Stefan Lenherr

Einkaufen im Euro-Ausland galt schon vor dem 15. Januar 2015 für viele als kostengünstige Variante. Als die Schweizerische Nationalbank an diesem Tag aber den Euro-Franken-Mindestkurs aufhob, brachen alle Dämme. Das Handelsgewerbe hat bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Alleine aus Liechtenstein landen jährlich rund 25 Millionen Franken in den Kassen von Vorarlberger Händlern. «Wir sind ganz klar davon betroffen – unser Jahresabschluss 2016 spricht hier eine deutliche Sprache», sagt Bernadette Kubik-Risch, Geschäftsführerin von «Omni» in Eschen, die neben Geschenkartikeln und Spielen vor allem Bücher im Sortiment führt. «Es ist aber nicht nur der Einkaufstourismus, der uns einbremst, sondern auch

ganz klar der Onlinehandel im grossen Stil – sprich Amazon.»

Oase in hektischen Zeiten Peter Thöny, Vize-Präsident der Organisation «Einkaufland Liechtenstein», fasst das Dilem-

von Beratung und Lokalmiete.» Kombiniert mit der Konkurrenz im Euro-Ausland ergibt sich für die heimischen Händler eine potenziell existenzbedrohende Situation. So einfach vom Markt drängen lassen sich die Liech-

«Wir sind ganz klar davon betroffen – unser Jahresabschluss 2016 spricht hier eine deutliche Sprache» Bernadette Kubik-Risch, Geschäftsführerin von «Omni»

ma der Branche im Interview (Seite 9) folgendermassen zusammen: «Das World Wide Web generiert über Nacht Mitbewerber, ohne physische Präsenz vor Ort und ohne die Kosten

tensteiner Einzelhändler zwar nicht, doch sind sie ständig gefordert, ihre Rolle neu zu definieren. Eines der Erfolgsrezepte lautet Charme. «Wir versuchen unser Motto ‹atmosphärisch

gut›, das wir uns schon bei der Geschäftsgründung vor gut 20 Jahren gesetzt haben, immer wieder neu zu erfinden und umzusetzen», sagt Bernadette Kubik-Risch. Beispielsweise biete «Omni» in Eschen mitten im Geschäft einen grossen Tisch, der gerne als Treffpunkt genutzt werde. «Wir möchten, dass unser Geschäft eine kleine, ruhige Oase bildet. Ich denke, solch ein Ort ist in dieser hektischen Zeit umso wertvoller.» Zudem findet man in dem Geschäft im Eschner Zentrum Geschenkartikel, die nicht in jedem x-beliebigen Warenhaus aufliegen. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch der «Hoi Laden» im Herzen von Vaduz. Schliesslich ist man in einer Nische weniger


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verwundbar durch die Onlinekonkurrenz. «Wir bieten typisch liechtensteinische Produkte an darunter viele eigens gestaltete Produkte, die man über der Grenze und auch bei Online-Händlern nicht findet», sagt Geschäftsführerin Cornelia Wolf. Gestartet ist der «Hoi-Laden» mit der Idee, in erster Linie Touristen zu bedienen, die auf der Suche nach einem Souvenir durchs Vaduzer Städtle schlendern. Heute machen den Grossteil der Kundschaft aber Liechtensteiner Privat- und auch Firmenkunden aus. «Dass Einheimische einen solchen Bedarf nach liechtensteinischen Geschenkartikeln haben, ist natürlich toll. Auf der anderen Seite bringt uns das unter Zugzwang: Ein Tourist kommt ein Mal in unseren Laden, unsere einheimischen Stammkunden glücklicherweise immer wieder. Deshalb werden wir immer wieder neue Artikel in die Regale bringen.»

folgreich betreiben, es sei denn, der eigene Verband oder Lieferant stellt dem Betrieb einen gepflegten Shop zur Verfügung, welcher an die hauseigene Homepage angebunden werden kann.»

Mehrwert und Serviceorientierung Im Kampf um die Kunden ist im stationären Handel die oberste Prämisse, sich mit speziellen Ideen von der Konkurrenz abzuheben und die Kunden auf einer emotionalen Ebene zu erreichen. «Wir legen Wert auf gute Beratung, originelle Geschenkideen und Verpackungen sowie einen Lieferservice», sagt etwa Bernadette Kubik-Risch, «wir versuchen für unsere Kundinnen und Kunden auch immer einen Mehrwert zu schaffen – sei dies über Lesungen, Erzähl-Cafés, Vortragsabende oder besondere Buchpräsentationen. Insgesamt möchten wir unserer Kundschaft Erlebnisse oder auch ein gutes Einkaufsgefühl bieten.»

«Ein verlängertes Schaufenster» Der «Hoi Laden» in Vaduz kann nicht auf einen Verband setzen, der die Onlineinfrastruktur zur Verfügung stellt. Dennoch will das Unternehmen nicht auf einen Onlineshop verzichten. «Momentan ist es vor allem ein verlängertes Schaufenster», sagt

Bei allen Charme- und Produktoffensiven, die fortschreitende Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Deshalb sind auch die liechtensteinischen Einzelhändler gefordert, wo immer möglich die Chancen, welche die digitale Welt bietet, zu nutzen. Doch Peter Thöny gibt dabei zu bedenken: «Für Kleinbetriebe lassen sich aus Ressourcengründen Onlineshops bis heute nicht er-

So hat es denn auch «Omni» in Eschen gelöst, der einen Onlinebuchshop betreibt. «Der Shop ist mit dem Schweizer Buchzentrum verbunden, und somit sind über 7 Millionen Titel in der Datenbank, davon sind ein Grossteil in der Regel innerhalb von 24 Stunden, erhältlich» sagt Kubik-Risch. Dennoch, ein Allheilmittel ist der Onlineshop nicht. Dieser werde vor allem von der Stammkundschaft genutzt. Der grosse Dominator in diesem Segment bleibt aber der Onlinehandelsriese Amazon. Ein «übermächtiger Konkurrent», sagt Kubik-Risch. «Und trotzdem möchten wir diesen Service unserer Kundschaft bieten. Denn der Onlinehandel wird die kommenden Jahre stetig zunehmen.»

Cornelia Wolf. Noch generiert der Auftritt im World Wide Web wenig Umsatz. «Die grosse Herausforderung ist, online sichtbar zu werden. Kaum jemand googelt nach ‹Liechtenstein Schneidebrett›.» Das Potenzial sei dennoch gross, wenn man sich auf das digitale Abenteuer einlässe. Seit Neustem fischt das Unternehmen mit «Hoi Schweiz» auch nach Kunden aus dem westlichen Nachbarstaat. In einem ersten Schritt bietet der «Hoi Laden» etwa ein hölzernes Schneidebrett im Schweizer Relief oder Holzmagnete an, die den Autoschildern der angrenzenden Kantone nachempfunden sind und mit einem spezifischen Jahrgang beschriftet werden können. Gestartet sind die Expansionsbemühungen vielversprechend: «Man merkt, dass der Markt in der Schweiz um ein vielfaches grösser ist als in Liechtenstein.» Ob nun mit Charmeoffensiven, einzigartigen Produkten oder digitalen Auftritten: Am Ende entscheiden die Kunden, ob der Einzelhandel im Fürstentum eine Zukunft hat. Bernadette Kubik-Risch jedenfalls will sich ein Liechtenstein ohne die vie-

Cornelia Wolf vom «Hoi Lada»

len kleinen Geschäfte im Handel und Gewerbe und ohne das vielfältige Angebot an Restaurants nicht ausmalen. «Für mich persönlich ginge ohne diese Vielfalt Lebensqualität verloren. Wir – und da meine ich die Politik, aber auch jede einzelne Person, die gesamte Gesellschaft – entscheiden mit, wohin wir uns bewegen wollen. Der Handel, das Gewerbe und die Gastronomie bieten Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze in Liechtenstein. Ob wir diese behalten wollen, entscheidet jede und jeder von uns selbst aktiv mit.»

«Omni»-Geschäftsführerin Bernadette Kubik-Risch (links) und die Lernende Julia van Steijn.


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«Der Handel, wichtige Grösse in jeder Volkswirtschaft» Der Einkaufstourismus und die Konkurrenz durch Onlinehändler setzt das liechtensteinische Handelsgewerbe stark unter Druck. Peter Thöny, Vizepräsident von «Einkaufland Liechtenstein», spricht im Interview über Gegenmassnahmen, Kundengewohnheiten und versteckte Kosten im Internet. Interview: Stefan Lenherr

Herr Thöny, welche Herausforderungen beschäftigen den liechtensteinischen Einzelhandel aktuell? Regional betrachtet kamen in den vergangenen Jahren ständig neue Marktteilnehmer hinzu. Die Filialisierung schreitet rasant voran, was bedeutet, dass inhabergeführte Detailhandelsunternehmen immer grösserem Druck ausgesetzt sind. Wenn sie am Markt bestehen möchten, dann können sie das in der Regel nur noch durch eine klare Positionierung. Diese Herausforderung ist die eine Seite der Medaille. Zusätzlich wirken die nicht-physischen Angebote vor Ort, also die Marktbearbeitung grosser nationaler wie internationaler Konzerne über die Onlinekanäle. Sozusagen generiert das World Wide Web über Nacht Mitbewerber ohne physische Präsenz vor Ort und ohne die Kosten von Beratung und Lokalmiete. Für wie gefährlich halten Sie die Konkurrenz im Internet? Wenn die Kundschaft ins Netz abwandert und dadurch die Frequenzen in den Dörfern abnehmen, gefährdet das die Existenz der heimischen Anbieter sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allerdings möchte ein Kunde vor der Kaufentscheidung die Materialien und die Optik häufig noch physisch erleben, was sicherlich als Chance gesehen werden kann. Gleichzeitig können Onlinehändler die identische Ware meist zu günstigeren Preisen anbieten als die stationären Händler. Die Preisvergleiche im Netz kön-

nen zu grossen Überraschungen führen. Einerseits sind Logistikspesen häufig nicht eingerechnet der Zoll hält so manche Überraschung bereit; und möchte man im Nachhinein umtauschen oder den Garantieanspruch geltend machen, na dann viel Spass dabei. Weshalb haben so wenige liechtensteinische Händler eine Webseite mit integriertem Onlineshop? Für Kleinbetriebe lassen sich aus Ressourcengründen Onlineshops bis heute nicht erfolgreich betreiben, es sei denn, der eigene Verband oder Lieferant stellt dem Betrieb einen gepflegten Shop zur Verfügung, welcher an die hauseigene Homepage angebunden werden kann. In den vergangenen Jahren hat der Einkaufstourismus im nahen Euro-Ausland auf die Stimmung im heimischen Handel gedrückt. Wie präsentiert sich die Situation heute? Nach wie vor nimmt die Frankenstärke Einfluss auf Kaufentscheide in unserem Einzugsgebiet. In Bezug auf die Währungssituation und die sich daraus ergebende Kaufkraftabwanderung ins benachbarte Ausland sehe ich eine Stabilisierung der Lage auf hohem Niveau. Die Gewohnheiten eines Kundensegments zu durchbrechen, nämlich den gewohnten Einkaufsweg zu verlassen, ist stets eine Herausforderung. Wie haben die Händler in den vergangenen Jahren auf die Auswirkungen der Frankenstärke reagiert?

Die Preisabschläge auf Importwaren werden an die Konsumenten weitergegeben, was zu tieferen Umsätzen führt. Zudem wurden die Stellenprozente – falls möglich – reduziert, um die Umsatzeinbussen und den Rückgang an Deckungsbeiträgen aufzufangen. Teilweise wurden auch die Öffnungszeiten angepasst. Würden Sie sich politische Massnahmen wünschen, um das heimische Handelsgewerbe zu schützen? Der Handel ist eine wichtige Grösse in jeder Volkswirtschaft. Ich gehe davon aus, dass sich die Politik im Klaren darüber ist und entsprechende Massnahmen umsetzt. Beispielsweise liegt meines Erachtens eine Diskriminierung vor, wenn Privatpersonen beim Grenzübertritt das Produkt bis zu einer bestimmten Freigrenze mehrwertsteuerbefreit einführen und konsumieren dürfen, Handelsbetriebe und deren Inlandkunden aber nicht. Diese Praxis verzerrt den Wettbewerb. Wie können die Händler Ihrer Meinung nach ihre Stellung im aktuellen Umfeld stärken? Der Handel muss in Zukunft noch deutlicher darauf aufmerksam machen, wie entscheidend aus ökonomischer wie auch ökologischer Sicht die kurzen Wege sind. Er muss sensibilisieren und erklären, wie viele Arbeits- und Ausbildungsplätze von einem funktionierenden Handel abhängen, gerade auch in Bezug auf das Modell der Teilzeitarbeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

EINKAUFLAND LIECHTENSTEIN Peter Thöny ist Vizepräsident des liechtensteinischen Handelsgewerbes. Ausserdem ist der Unternehmer Geschäftsführer der Mikado Hobby, Spiel plus Freizeit AG im Vaduzer Städtle, Geschäftsleitungsmitglied der Bücherwurm AG sowie der Papeterie Thöny, der die Bäckerei-Konditorei Balu sowie die Boutique «You Fashion» angeschlossen sind. Das liechtensteinische Handelsgewerbe ist eine von 30 Berufssektionen, welche unter dem Dach der Wirtschaftskammer Liechtenstein vereint sind. Der Verband zählt 101 Mitglieder, welche unter der Marke «Einkaufland Liechtenstein» gemeinsam auftreten. Der Vorstand setzt sich für sämtliche Belange der Sektion ein und organisiert verschiedene Events und Marketingmassnahmen. Ebenso werden von der Sektion Gutscheine vom «Einkaufland Liechtenstein» verkauft, welche bei allen Mitgliedsgeschäften eingelöst werden können. Im Auftrag der Verbandsmitglieder handelt der Vorstand ausserdem den Gesamtarbeitsvertrag sowie die Lohn- und Protokollvereinbarungen mit dem Liechtensteinischen ArbeitnehmerInnenverband aus.

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Frische und Bio-Produkte im Online-Warenkorb LeShop.ch, der grösste Online-SuperIm ersten Quartal 2017 legten sich die markt der Schweiz, konnte im vergangeLiechtensteiner am häufigsten Bio Pastnen Jahr einen Rekordumsatz von 182,1 milch in den Online-Warenkorb, gefolgt Millionen Franken verbuchen. Das Untervon Max Havelaar Bio Bananen und Bio nehmen, das zur Migros gehört, legte daKarotten, wie eine Auswertung der am häufigsten bestellten Artikel zeigt. «Im mit gesamtschweizerisch um 3,5 Prozent Vergleich fällt auf, dass Liechtensteizu. Auch in Liechtenstein werden die ner häufiger Bio-ProDienste des Online-Sudukte bestellen als permarkts rege gedie Schweizer», sagt nutzt, wie LeShop-CEO «Liechtensteiner Locher, der den typiDominique Locher auf sind gute Kunden.» «lie:zeit»-Anfrage erschen Liechtensteiner Kunden so beschreibt: klärt: «Liechtensteiner Dominique Locher, CEO LeShop sind gute Kunden.» Al«Digital Mom», zwilerdings sei das Wachsschen 28 und Anfang tum in Liechtenstein flach ausgefallen. 40, die mit einem Fuss im Berufsleben Ein Grund dafür könnte sein, dass viele steht und mit dem anderen im Familienleben und viel Wert auf selbst gekochte, Lebensmitteleinkäufe im nahen Eugesunde Nahrung legt. ro-Ausland getätigt werden.

Was legen Liechtensteiner in ihren OnlineWarenkorb? 1. Bio Pastmilch 1 Liter 2. Bio Bananen Max Havelaar 3. Bio Karotten 4. WC-Papier Soft Recycling 5. Peperoni, dreifarbig 6. Ragusa 7. Avocado 8. Wienerli 9. Zitrone 10. Bananen Chiquita

LeShop.ch konnte im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 182,1 Mio. Franken verbuchen. Auch Liechtensteins Kunden trugen zum Millionenumsatz bei.


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Wie man sich vor Cyberkriminellen schützt Das schnelle Geld vor Augen, haben Cyberkriminelle zahlreiche Techniken entwickelt, um unbedarfte Personen übers Ohr zu hauen. Thomas Gusset, Web-SecuritySpezialist bei der LLB-Gruppe, erklärt, wie man es vermeidet, den Betrügern auf den Leim zu gehen. Gastbeitrag von Thomas Gusset

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Wurden Sie auch schon von sehr hilfsbereiten Mitarbeitern einer Supportfirma angerufen, die Ihnen helfen wollten, das Problem mit Ihrem Computer zu lösen, oder Ihnen dabei behilflich sein wollten, das neuste Sicherheitsprogramm zu installieren? Oder wurden Sie schon per Telefon so raffiniert ausgefragt, dass Sie sich am Schluss gewundert haben, was Sie da einer wildfremden Person alles erzählt haben? Oder haben Sie schon E-Mails bekommen, in denen Sie dazu aufgefordert wurden, einen Link anzuklicken, einen Anhang zu öffnen oder persönliche Informationen preiszugeben? Falls ja, sind Sie wahrscheinlich Ziel eines sogenannten Social-Engineering-Angriffs geworden. Unter diesem Begriff versteht man Techniken, mit denen versucht wird, Personen auszuhorchen oder sie dazu zu bewegen, etwas Bestimmtes zu tun.

Angreifer brauchen «Insider» Aber jetzt der Reihe nach. Durch die stetige Verbesserung von Sicherheitskomponenten wie

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Firewalls und Sicherheitsprogrammen sind Angriffe auf Computersysteme über den Perimeter – so nennt man die technische Verbindung zum Internet in der Fachsprache – weitgehend unterbunden worden. Doch die Cyberkriminellen haben natürlich nicht geschlafen und nach neuen Mitteln und Wegen gesucht und diese auch gefunden. Heute erfolgen die meisten Angriffe aus dem Innern eines Netzwerkes heraus. Die daraus resultierenden Kommunikationsmuster sind gut getarnt und für die technischen Sicherheitssysteme nicht von normalen Vorgängen zu unterscheiden. Damit diese Art von Angriff funktioniert, braucht der Angreifer jedoch tatkräftige Unterstützung mindestens eines «Insiders», also einer Person, die sich innerhalb des angegriffenen Netzwerkes befindet. Und an dieser Stelle kommt «Social Engineering» ins Spiel.

Durch geschicktes Vorgehen und Vortäuschung falscher Tatsachen versucht er sein Opfer dazu zu bringen, als sein «unfreiwilliger Komplize» vor Ort zu agieren. Dies kann natürlich nur gelingen, wenn sein Opfer sich nicht bewusst ist, dass es für einen Angriff missbraucht wird. Der erste Schritt bei so einem Plan ist es daher immer, sich geeignete Kandidaten für die Rolle des «unfreiwilligen Komplizen» zu suchen. Dazu bedient sich der Angreifer öffentlich zugänglicher Quellen wie Firmen-Websites, öffentlicher Register und – immer häufiger – sozialer Medien. Dabei sucht er gezielt nach Personen, bei denen er ein geringes Flair für Sicherheitsaspekte und trotzdem Zugang zu vertraulichen Informationen vermutet. Hat er geeignete Personen ausgewählt, macht er sich über deren Umfeld schlau. Von Interesse sind sowohl soziale Kontakte als auch Position und Funktion innerhalb des Unternehmens.

Da in der Regel niemand einem Angreifer freiwillig helfen wird, greift dieser in die Trickkiste.

Die täuschend echte Geschichte Mit Hilfe der so gewonnenen Informationen wird nun eine

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«einleuchtende» Geschichte aufgebaut, welche für den eigentlichen Social-Engineering-Angriff verwendet wird. Eine einfache Methode ist, das potenzielle Opfer dazu zu bringen, die vom Angreifer vorbereitete Schadsoftware herunterzuladen und zu installieren. Zum Beispiel mit einer scheinbar plausiblen E-Mail-Nachricht wird das Opfer aufgefordert, sich beim Webmail-Portal anzumelden und ein wichtiges Sicherheitsupdate zu installieren. In der E-Mail ist dann auch direkt der Link auf den vermeintlich korrekten Webmail-Zugang beigefügt. Unter dem angegebenen Link scheint tatsächlich ein Webmail-Portal auf, das täuschend echt wirkt. In Tat und Wahrheit ist es aber eine sogenannte «Fake»-Webseite, eine vom Angreifer nachgebaute Kopie. Das Opfer verbindet sich mit einem Klick auf den Link mit dem gefälschten Portal und meldet sich wie gewohnt an. Anschliessend wird, wie in der E-Mail angekündigt, auf das wichtige Softwareupdate hingewiesen mit der Aufforderung,


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THOMAS GUSSET Spezialist bei Group Information Security der LLB-Gruppe

INFOBOX Wie man sich vor Social Engineering schützt? Zurückhaltung bei der Preisgabe von persönlichen Informationen, insbesondere auf sozialen Medien. Nicht über vertrauliche Informationen sprechen, wenn jemand Ihr Gespräch belauschen könnte. Niemals persönliche Passwörter oder andere Sicherheitselemente an Dritte weitergeben – auch nicht dem Chef.

Wie man Social-Engineering-Angriffe erkennt?

dieses doch bitte umgehend zu installieren. Das Opfer tut dies und ist überzeugt, mit der Installation des Updates ein Sicherheitsproblem zu beheben. Das Gegenteil ist der Fall: Es installiert sich eine Schadsoftware. Diese zeigt im Vordergrund an, dass jetzt alles wieder in Ordnung ist. Im Hintergrund aber öffnet sie dem Angreifer das Tor zum internen Netzwerk, indem sie eine Verbindung zum Angreifer aufbaut. Jetzt ist es passiert, die Falle hat zugeschnappt. In Anlehnung an das Trojanische Pferd in der griechischen Mythologie wird diese Art von Schadsoftware «Trojaner» genannt. Voraussetzung für ein erfolgreiches Social Engineering ist, wie erwähnt, immer eine gute und glaubhafte Geschichte. Der Angreifer kann beispielsweise auch versuchen, das Opfer durch geschickte Täuschung dazu zu bringen, vertrauliche

Informationen wie Passwörter oder Kreditkartennummern direkt per E-Mail oder am Telefon preiszugeben. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, und so versuchen Angreifer auch immer neue «Maschen». Beliebte Tricks sind auch solche, die auf die Hilfsbereitschaft der Opfer setzen. Ein Klassiker ist der «verlorene» USB-Stick. Dabei legt der Angreifer einen präparierten USB-Stick so aus, dass es scheint, als ob ihn jemand verloren habe. Der hilfsbereite Finder wird ihn dann allenfalls auf seinem Computer anschliessen und nach Hinweisen durchsuchen, um den Eigentümer ausfindig machen zu können, und schon ist der Angreifer am Ziel. – Auch ein idealer Weg, um einen «Trojaner» einzuschleusen. Weitere Informationen zum Thema «eBanking aber sicher» finden Sie online unter www.ebas.ch

In den Anfangszeiten dieser Angriffsart waren die Geschichten, mit denen Opfer überzeugt werden sollten, nicht sehr glaubwürdig, und die verwendete Sprache war oft mangelhaft. Die Angriffsversuche waren dadurch ziemlich offensichtlich und flogen oft rasch auf. Das hat sich völlig geändert. Die aufgetischten Geschichten sind heute oft sehr glaubhaft, und die verwendete Sprache ist meist einwandfrei. Sogar für Experten ist es deshalb nicht immer einfach zu erkennen, wenn ein Angriff mittels Social Engineering erfolgt.

Mit den folgenden Verhaltensregeln kann aber das Risiko, Opfer von solchen Angriffen zu werden, erheblich reduziert werden. E-Mails sind verdächtig, wenn … … die Sprache holprig ist und der Text Schreibfehler aufweist, … Sie den Absender nicht kennen, … Sie aufgefordert werden, Links anzuklicken, … Sie aufgefordert werden, (vertrauliche) Informationen preiszugeben, … versucht wird Druck, auszuüben (z. B. terminlich), oder … Gewinn- oder andere Versprechen gemacht werden.

Misstrauen ist angebracht, wenn … … Sie von jemandem kontaktiert werden, den Sie nicht kennen, … Sie eine Rechnung oder Lieferbestätigung bekommen, ohne dass Sie etwas bestellt haben, oder …Sie am Telefon bedrängt werden, etwas sofort zu erledigen, da es sonst zu spät sei.

Weitere Punkte, die man beachten sollte: • Fragen Sie nach, wenn man jemanden angeblich an Sie verwiesen hat. • Wenn Sie sich nicht sicher über die Identität eines Anrufers sind, notieren Sie sich die Nummer und rufen Sie zurück. • Öffnen Sie keine E-Mail-Anhänge, wenn Sie nicht ganz sicher sind, wer der Absender ist. • Öffnen Sie keine verschlüsselten E-Mail-Anhänge, wenn das Passwort dazu auch im E-Mail steht. • Stecken Sie keine USB-Speicher-Sticks an Ihren Computer, wenn Sie diese unaufgefordert zugestellt bekommen oder gefunden haben. • Installieren Sie keine Software, welche Ihnen unaufgefordert zugesendet wurde oder die aus unbekannten Quellen bezogen wurde.


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24/ 7 an 365 Tagen im Jahr

Transparent, einfach und exakt

Bewegung «Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.»

Sokrates (469 v. Chr. – 399 v. Chr.)

Mit Private Banking Schritt für Schritt zum Ziel. Gemeinsam.

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Ministerium für Präsidiales

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Die Kraft hinter der Digitalisierung heisst Mensch Natürlich denkt man beim Wort Digitalisierung sofort und in erster Linie an Computer. Und da die meisten Menschen keine Computerfachleute sind, haftet diesem Thema auch immer etwas leicht Bedrohliches an, da man kaum erfassen kann, was da aus der Welt der Elektronik auf uns zukommt. Wir möchten hier eine andere Perspektive einbringen: Die Digitalisierung dreht sich um Menschen. Menschen, die mit ihr arbeiten, sie aktiv vorantreiben, und Menschen, die von ihren Errungenschaften profitieren. Wie viele Chancen im Leben ist auch die Digitalisierung nicht einfach ein Geschenk, sondern das, was man für sich daraus macht. Man kann sich ihr verweigern. Man kann sich von ihr den Alltag angenehmer machen lassen – von E-Mail über E-Banking, bis hin zur kompletten Steuerung des Eigenheims via Smartphone, um nur einige Beispiele zu nennen. Oder man kann aufgrund einer innovativen Idee ein komplett neues Geschäft auf bauen. Das Spektrum der Möglichkeiten ist breiter denn je, und jeder von uns kann sich entscheiden, wo er sich darin positionieren will. Die liechtensteinische Regierung hat bereits angekündigt, diese Herausforderung aktiv anzunehmen und die Entwicklung von Infrastruktur sowie international konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen voranzutreiben. Dabei gilt es einerseits, die Datenanbindung sowohl fix

als auch mobil stabil und mit hohen Bandbreiten zu gewährleisten. Andererseits braucht es einen Gesetzgeber, der bereit ist, neue Opportunitäten offen zu diskutieren und notwendige Anpassungen vorzunehmen. Wenn beide Voraussetzungen erfüllt sind, werden bestehende Firmen den Sprung in die Zukunft schaffen und neue Firmen einen fruchtbaren Boden vorfinden. Beides zusammen bedeutet eine für die Zukunft gerüstete Volkswirtschaft und damit nachhaltigen Wohlstand.

Pilotprojekt an Liechtensteins Schulen Dieses Engagement fängt früh an. An den Liechtensteiner Schulen läuft ein Pilotprojekt, bei dem schon Grundschüler mit der Programmiersprache «Logo» spielerisch an die Logik des Programmierens herangeführt werden. Und auf der Sekundarstufe wird der sichere Umgang mit den Möglichkeiten des Netzes und des eigenen Computers in Form von Anwenderschulungen weiter vertieft.

Auch vor der Verwaltung macht die Digitalisierung in verschiedener Hinsicht nicht Halt. So werden durch verschiedene Systeme die Abläufe effizienter und zukunftssicher gemacht. Das prominenteste Beispiel dafür ist das mehrjährige Projekt zur Einführung einer neuen Aktenverwaltung, welche den Wechsel vom physischen zum digitalen Akt einläutet. Dies schafft einen tragfähigen Unterbau für die künftige Bewirtschaftung der Datenbestände der gesamten Landesverwaltung. Aber auch im Dienst am Bürger sind mehrere Vorstösse in der Planung oder bereits in der Umsetzung. So soll im Rahmen des EGovernment der Bürger seine Geschäfte mit der Verwaltung rund um die Uhr erledigen können. Zu diesem Zweck ist auch eine sichere und eindeutige elektronische Identifizierung nötig. Die dafür notwendigen Gesetzesanpassungen sind bereits gemacht, und die weiteren Schritte sind in Planung. Gerade dies ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung zur Lebensqualität von uns allen beiträgt.

Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag die Schaffung einer «digitalen Agenda für Liechtenstein festgehalten. Bewährte Werte Liechtensteins, wie Rechtssicherheit und Stabilität, aber auch Pragmatismus und Offenheit sollen damit in einer chancenreichen Zukunft weitergelebt werden. Schon während der letzten Legislaturperiode hat das Ministerium für Präsidiales und Finanzen unter der Führung von Regierungschef Adrian Hasler mit der Initiative «Impuls Liechtenstein» verschiedene konkrete Massnahmen initiiert. Diese Massnahmen stehen im Zeichen der Innovation und ermöglichen den Interessierten, aktiv an der Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Liechtenstein mitzuwirken. Die Digitalisierung ist ein wichtiges Zukunftsthema. Es gilt, heute die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, damit wir die sich bietenden Chancen von heute, morgen und übermorgen auch nutzen können.


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«Raus aus der Sanierungsphase, rein in die Gestaltung der Zukunft» Mit der Angelobung Ende März durch Erbprinz Alois begann die zweite Amtszeit von Adrian Hasler als Regierungschef von Liechtenstein. Dominierten in seiner ersten Legislaturperiode noch der Rotstift und einschneidende Reformen, sind Adrian Hasler und seine Regierungskollegen in den kommenden Jahren nun als innovative, kreative Gestalter gefragt. Interview: Herbert Oehri

Ihre ersten vier Jahre als Regierungschef standen unter dem Motto «ausgeglichener Staatshaushalt» und beinhalteten einige spürbare Reformen und Sparmassnahmen. Ist die Phase des Sparens nun endgültig abgeschlossen oder muss sich die Bevölkerung auf weitere Einschnitte einstellen? Adrian Hasler: Der Staatshaushalt ist saniert. Die Einnahmen und Ausgaben sind wieder im Lot, die Regierung plant daher keine weiteren Massnahmenpakete. Alle fünf Eckwerte der Finanzplanung sind eingehalten, die Landesrechnungen 2014 und 2015 haben mit einem Gewinn abgeschlossen, und auch die Landesrechnung 2016 sieht positiv aus. Somit ist für mich klar, dass es keinen Grund gibt, die Bevölkerung mit weiteren neuen Sparmassnahmen zu belasten. Sollte sich in den nächsten Jahren die Situation allerdings wieder ändern, – sprich die Eckwerte der Finanzplanung werden nicht mehr alle erfüllt – sind wir gemäss Gesetz verpflichtet, dem Landtag ein Massnahmenpaket vorzulegen. Doch danach sieht es im Moment nicht aus. Hat in den nächsten Jahren einiges vor: Regierungschef Adrian Hasler, hier im Interview mit der «lie:zeit».

Unter welcher Überschrift stehen Ihre kommenden vier Jahre als Regierungschef? Was werden Ihre Schwerpunkte sein? Die Überschrift lautet «Raus aus der Sanierungsphase, rein in die Gestaltung der Zukunft». Einer der Schwerpunkte, der auch im Koalitionsvertrag festgehalten ist, ist das Thema Digitalisierung – eines der wichtigsten Zukunftsthemen überhaupt. Dieses Thema wollen wir unter dem Namen «Digitale Agenda» weiter vorantreiben – und zwar gemeinsam über alle Ministerien hinweg. Darunter fallen konkrete Punkte wie ein flächendeckendes Breitbandnetz, der Ausbau des Mobilnetzes auf 5G sowie des E-Governments in der Verwaltung oder FinTech im Finanzbereich. Weitere Schwerpunkte der kommenden vier Jahre sind gesellschaftspolitische Themen wie Altenpflege, Wohnen und Leben im Alter, Ver-

einbarkeit von Familie und Beruf und natürlich ausserhäusliche Betreuung von Kindern. In den vergangenen Monaten prägte der Disput zwischen Ärztekammer und Gesundheitsministerium die Politik. Ist dieser Streit nun beigelegt oder erwarten Sie weitere Unstimmigkeiten? Zu allererst bin ich sehr froh, dass wir diesen Disput erfolgreich auflösen konnten. Der Volkswille wurde umgesetzt, per 1. Januar diesen Jahres wird mit Tarmed abgerechnet. Ob weitere Unstimmigkeiten auftreten werden, ist für mich schwierig zu beantworten. Die Regierung ist nicht an einem Konflikt interessiert, sondern an konstruktiven Lösungen.

Wie ich aus den Medien entnommen habe, ist auch die Ärztekammer daran interessiert, konstruktiv und sachlich mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Das begrüsse ich sehr. Damit ist die Grundlage vorhanden, dass wir in Zukunft im Gesundheitsbereich gute Lösungen für die grossen Herausforderungen finden werden. In der Diskussion rund um OKP-Verträge und Tarmed haben Sie sich als Schlichter eingebracht und einer Lösung zum Durchbruch verholfen. Werden Sie die Rolle des Schlichters erneut einnehmen, auch wenn das Thema nicht direkt Ihr Ministerium betrifft?


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Grundsätzlich gibt es ja eine Zuständigkeit und Verantwortlichkeit der einzelnen Ministerien, das gilt für alle Bereiche. Ich sehe meine Rolle als Regierungschef darin, mich unterstützend einzubringen, wenn es notwendig ist. In der Diskussion um Tarmed habe ich mich sehr eng mit Mauro Pedrazzini abgesprochen – und es war auch gewünscht worden, dass ich mich aktiv einbringe und damit etwas Druck herausnehmen kann. So werde ich sicher auch in Zukunft handeln, falls der Bedarf gegeben ist. Ein Thema, das unbedingt einer klaren Führung bedarf, ist die Verkehrsproblematik: Trotz Protesten aus Liechtenstein sind die Planungen und Vorarbeiten zur Feldkircher Tunnelspinne in vollem Gange. Gibt es in der Regierung Überlegungen, sich für eine Verbindung der beiden Rheintalautobahnen auf Vorarlberger Grund einzusetzen und sich bei diesem Projekt auch finanziell zu beteiligen, um die drohende Verkehrslawine für das Unterland zu verhindern? Liechtenstein hat sich schon mehrfach dahingehend geäussert, dass wir eine solche Verbindung zwischen den Rheintalautobahnen begrüssen würden, weil wir davon ausgehen, dass dies zu einer gewissen Entlastung auf Liechtensteins Strassen führen könnte. Wir haben im Koalitionsvertrag auch festgehalten, dass sich Liechtenstein durchaus vorstellen kann, Projekte im Ausland zu unterstützen – sei dies ideell oder allenfalls sogar finanziell. Würde das Thema Autobahnverbindung tatsächlich spruchreif, könnte ich mir gut vorstellen, dass die liechtensteinische Regierung sich positiv dazu äussern und Unterstützung anbieten würde. Dies bedingt natürlich den Nachweis, dass unser Strassennetz tatsächlich spürbar entlastet wird. Welchen Stellenwert hat die vor Jahren noch als grosse Lösung gefeierte S-Bahn FLA-CH? Bleibt sie auf dem Abstellgleis oder startet die neue Regierung einen neuen Anlauf, zumal ja die ÖBB-Konzession im Jahr 2017 ausläuft? S-Bahn und Konzession sind zwei unabhängige Themen. Es ist sicher wichtig, dass die Konzession mit den ÖBB weitergeführt wird. Hier laufen auch Gespräche mit Österreich. Aktueller Stand bei der S-Bahn ist, dass wir mit Österreich und der Schweiz im Gespräch sind. Österreich will sich bis anhin nicht an den ausverhandelten Kostenschlüssel halten. Gleichzeitig sind wir nach wie vor nicht bereit, höhere Kosten zu akzeptieren. In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, dass die Bevölkerung dem Projekt ja nicht nur positiv gegenübersteht. Sich mit diesem Thema zu beschäftigen und eine Weichenstellung vorzunehmen, wird Aufgabe des neuen Verkehrsministers sein.

Ein weiteres Thema, das sich mittlerweile über mehrere Legislaturperioden hinzieht, ist die Entflechtung von Kirche und Staat. Wie ist hier der Stand der Dinge und wie sieht das weitere Vorgehen aus? Ich habe damals von meinem Vorgänger die Aufgabe übernommen, das Thema Entflechtung von Kirche und Staat einer Lösung zuzuführen. Wir kamen sehr weit, bei neun Gemeinden konnte eine Einigung mit der Kirche erzielt werden, und ich war auch zuversichtlich, dies mit den restlichen beiden Gemeinden zu schaffen. Das hat sich aber als sehr schwierig erwiesen – im Moment sehe ich keine Bereitschaft für eine gemeinsame Lösung. Eine Möglichkeit ist nun, vom Konkordat abzusehen und allenfalls eine rudimentäre, gesetzliche Lösung mit dem vorrangigen Ziel einer Anerkennung anderer Religionsgemeinschaften vorzuschlagen. Nicht geregelt wäre dann aber die vermögensrechtliche Entflechtung auf der Gemeindeebene. Eine letzte Variante wäre natürlich auch die Beibehaltung des Status quo. Wir werden die Optionen unter Einbezug der Gemeinden und der Bevölkerung prüfen und diesen Gordischen Knoten hoffentlich bald lösen.

«Wir haben sehr kurze Wege und es ist möglich, sehr rasch Entscheidungsträger an einen Tisch zu bekommen.» Adrian Hasler, Regierungschef

Etwas ruhiger wurde es hingegen um den Finanzplatz. Die Banken schreiben wieder Gewinne wie vor der Finanzkrise, von den Treuhändern gibt es zumindest keine öffentliche Kritik am eingeschlagenen Weg. Läuft also alles bestens? Es läuft sehr gut, was die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Finanzplatzakteuren betrifft. Wir haben die vergangenen vier Jahre sehr viel Energie investiert, um das Vertrauen zu den Verbänden wiederherzustellen. So konnten wir die Strategie zur Steuerkonformität gemeinsam umsetzen. Das war natürlich kein einfacher, aber schlussendlich der einzig richtige Weg für die Zukunft des Finanzplatzes. Diesen Weg sind wir mit Überzeugung gegangen. Dennoch darf die aktuelle Situation nicht unterschätzt werden, wir stehen noch immer vor grossen Herausforderungen. Insbesondere im Regulierungsbereich sind wir aufgrund internationaler Standards und der Mitgliedschaft im EWR stark

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gefordert. Es wird für die Finanzplatzakteure wie auch für die Behörden immer komplexer und aufwendiger, das Geschäft zu betreiben. Diese Anstrengungen sind aber notwendig, um den Marktzugang und die internationale Anerkennung unseres Finanzmarktes weiter zu gewährleisten. Für unseren Finanzplatz ergeben sich auf dieser Basis auch Chancen. Dies hat nicht zuletzt auch die Umfrage bei den Teilnehmern des diesjährigen Finance Forums Liechtenstein gezeigt. Nach der Unterzeichnung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) mit der EU müssen liechtensteinische Banken, Versicherungen, Stiftungen und Trusts 2017 das erste Mal eine Meldung betreffend das Jahr 2016 vornehmen. Wird der AIA zu einem Exodus ausländischer Kunden führen? Nein. Massgebend sind ja die Steuerdaten von 2016. Kunden, die dem AIA entgehen wollen, hätten ihre Beziehung zu Liechtenstein spätestens Ende 2015 auflösen müssen. Viele Kunden haben die Gelegenheit genutzt und ihre nicht deklarierten Vermögen offengelegt. Natürlich haben in den vergangenen Jahren auch gewisse Abflüsse stattgefunden. Der Trend geht international ganz klar in Richtung Steuerkonformität und Transparenz. Vor diesem Hintergrund ist Liechtenstein nach wie vor ein sehr interessanter Standort im Herzen Europas, der mit Rechtssicherheit, Stabilität und einer klaren Ausrichtung an den internationalen Standards bei den Kunden punkten kann. Sie haben in den vergangenen Jahren immer wieder betont, dass Liechtenstein weit mehr sei, als «nur» ein Finanzplatz, und haben sich für Innovation und Start-ups stark gemacht. Werden Sie diesen Weg weitergehen? Auf jeden Fall. Es ist ein zentrales Thema in der Kommunikation nach aussen, dass Liechtenstein in seiner ganzen Breite wahrgenommen wird. Wir haben sehr erfolgreiche und innovative Unternehmen in den verschiedensten Branchen. Speziell beim Thema Innovation – gekoppelt mit der Digitalisierung – sehe ich Potenzial für unseren Standort. Dabei spielen auch unsere Standortvorteile eine grosse Rolle: Wir haben sehr kurze Wege und es ist möglich, sehr rasch Entscheidungsträger an einen Tisch zu bekommen. Wir haben eine sehr effiziente Verwaltung und gerade auch mit dem Regulierungslabor bei der FMA einen kompetenten Ansprechpartner im Bereich FinTech. Ich bin überzeugt davon, dass auch in Zukunft Innovation ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Unternehmen sein wird. Dies hat Liechtenstein in den vergangenen Jahrzehnten Wohlstand gebracht und lässt uns auf eine erfolgreiche Zukunft vertrauen.


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Wahrheit ist nicht gleich Wahrheit Die Landtagswahl 2017 in der Rückschau und die Idee von der Direktwahl des Regierungschefs: Wahrheit – so haben wir es gelernt – ist nicht gleich Wahrheit. Für die Philosophen – und nicht nur für sie – gibt es verschiedene Wahrheiten: eine «absolute» und eine «wirkliche». Beide Wahrheiten können auf ihre Art richtig sein. Die letzten Landtagswahlen vom 5. Februar 2017 haben es deutlich gezeigt. Text: Fürstlicher Rat Walter-Bruno Wohlwend

Denn obwohl die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) noch vom grossen Mandatskuchen der Wahl 2013 zehrte und einen Verlust von nahezu fünf Prozent der Stimmen einfuhr, wurde Adrian Hasler erneut zum Regierungschef gewählt. Die FBP hat die Wahl eindeutig verloren und die Vaterländische Union (VU) zu wenig klar gewonnen. Das Ergebnis, das einen alten FBPler (wie mich) nicht freuen konnte, hat schliesslich dazu geführt, dass mehr oder weniger alles beim Alten geblieben ist. So gesehen, hätte man eigentlich auf den Wahlgang verzichten können, außer den DU, die ein Mandat dazugewonnen hat. Wie positiv sich die eingewechselten VU-Regierungsmitglieder (Frau Gantenbein und Herr Risch) schlagen werden, muss sich erst weisen.

Direktwahl des Regierungschefs Doch kommen wir zu einem anderen Thema, das vor dem Urnengang vom 5. Februar ganze Zeitungsspalten füllte, obwohl es eine uralte Kamelle ist, die man immer wieder hervorholt, wenn einem nichts Besseres mehr einfällt. Ich denke hier an die Druckerschwärze, die von unseren Tageszeitungen im Zusammenhang mit der sogenann-

ten Direktwahl des Regierungschefs dran glauben musste. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde unser politisches System tatsächlich auf diese (in vielen

europäischen Institutionen seit Jahrzehnten umstrittene Wahlmethode) umsteigen. Mein alter Freund und frühere Weggenosse Pio Schurti widmete der Umfrage zu diesem Thema

MEINUNG DES FÜRSTEN ZUR DIREKTWAHL DER REGIERUNG «Es ist anzunehmen, dass mit dem Vorschlag, den Regierungschef direkt vom Volk zu wählen, die Absicht verbunden ist, die Stellung des Regierungschefs beziehungsweise der Regierung zu stärken. In der Praxis wird man meiner Meinung nach genau das Gegenteil erreichen. Es kann leicht der Fall eintreten, dass ein Regierungschef gewählt wird, der weder über das Vertrauen des Landtages und des Fürsten verfügt noch über jenes der anderen Regierungsmitglieder, die offensichtlich weiterhin vom Landtag dem Fürsten vorgeschlagen werden und von ihm ernannt werden sollen. Dies wird früher oder später dazu führen, dass der Regierungschef beziehungsweise die Regierung ihr Programm in der Aussen- und Innenpolitik, mit dem sie gewählt worden sind, nicht verwirklichen können. Fürst und Landtag werden dann direkt vereinbaren, welches Programm in der Aussen- und Innenpolitik zu realisieren ist, und dieses mit Hilfe des Beamtenapparates umsetzen. Die Aufgaben des Regierungschefs beziehungsweise der Regierung werden sich dann im Wesentlichen auf Repräsentationsaufgaben beschränken.»

(Im DU 2/16) eine halbe Doktorarbeit.

Erfahrungen aus jüngerer Zeit Wir haben es vor einigen Jahren doch alle selbst erlebt, dass ein politischer Mandatsträger, der auf die heutige, konventionelle Weise gewählt worden war, vorzeitig auf sein Amt verzichten musste (wer auch immer am Ende dafür den Ausschlag gegeben hat und ohne jede persönliche Schuldzuweisung). Dass man das Thema diskutieren kann, steht ausser Frage. Dieser Meinung ist offenbar auch Seine Durchlaucht Fürst Hans Adam II. von und zu Liechtenstein, der sich in sehr grosszügiger Weise bereit erklärt hat, seine Meinung für die vorliegende Ausgabe wortwörtlich zu formulieren (siehe Kasten auf dieser Seite). Wir danken dem Landesfürsten für seine offene und ungeschminkte Art der Stellungnahme. Natürlich gäbe es immer Mittel und Wege, ein bestehendes politisches System in der Demokratie zu verändern. Der deutsche Bundestag hat beispielsweise einen Mittelweg gewählt. Mitglieder des Parlaments sollen, müssen aber nicht zuerst als Abgeordnete vom Volk gewählt werden. Diese Lösung führt dann dazu, dass ein Teil der Abgeordneten (z. B. Frau Merkel) sehr wohl Abgeordneter des Bundestages und zugleich Regierungschef ist.


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Seite der FBP

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Stärken wir unsere Familien! «Familie oder Beruf», «Familie als Beruf» oder «Familie und Beruf»? Anstatt sich auf eine Kategorie zu versteifen, ist es besser, lösungsorientiert für alle Familien die Rahmenbedingungen zu optimieren. Mit neuen Arbeitszeitmodellen, einer Verbesserung der Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und einem flexiblen Bezug der Kinderzulagen könnten in Liechtenstein Familien gezielt gestärkt werden. Text: Johannes Hasler, FBP-Abgeordneter

Heute wird in der politischen Diskussion rund um die Förderung der Familien noch viel zu oft in den absoluten Kategorien «Familie» oder «Beruf» gedacht. Die gelebte Realität der Familie sieht eher so aus, dass verschiedene Mischmodelle existieren und sich diese Modelle mit dem Heranwachsen der Kinder zudem immer wieder verändern. Dies spiegelt sich auch in den Resultaten der Nachwahlbefragung durch das Liechtenstein-Institut: 69 Prozent der Befragten wünschen sich einen verstärkten Ausbau der ausserhäuslichen Kinderbetreuung und 76 Prozent eine stärkere Unterstützung von Familien, welche ihre Kinder selbst betreuen.

Familien finanziell unterstützen Längst überfällig ist die Diskussion, wie wir die Eltern in ihrer heutigen Lebenswirklichkeit und im Interesse einer Stärkung der Familie konkret unterstützen können. Meiner Meinung nach sollten die Kinderzulagen angemessen erhöht werden. Wir können uns dies ohne zusätzliche Belastung des Staatshaushalts leisten, da der Topf der Familienausgleichskasse heute gut gefüllt ist und jährlich Überschüsse produziert. Im Zuge einer massvollen Erhöhung der Kinderzulage sollte auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, diesen zusätzlichen Anteil wahlweise im ersten Lebensjahr des Kindes zur Verfügung zu stellen. Durch diese Massnahme liesse sich ein Elternurlaub im ersten Lebensjahr des Kindes besser ermöglichen. Zudem wäre die Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs eine Option. Der Mutterschaftsurlaub

Johannes Hasler, FBP-Abgeordneter: «Lasst uns gemeinsam unsere Familien stärken.»

könnte von fünf Monaten mit einer 80%-Lohnauszahlung durch eine 50%-Lohnauszahlung praktisch ohne Kostenaufwand auf acht Monate verlängert werden. In Kombination mit dem Mutterschaftsurlaub wäre damit eine Betreuung der Kinder im ersten Lebensjahr durch die Eltern gut möglich. Dies liegt mit Sicherheit im Interesse des Kindes.

Bestehende Strukturen der Schulen nutzen Unsere Kindergärten und Primarschulen verfügen über eine beachtliche Infrastruktur. Diese gilt es zu nutzen: Eine Verlängerung der Blockzeiten, wodurch eine Betreuung von vor 8 Uhr bis nach 12 Uhr oder noch länger garantiert ist, gibt Familien mehr Flexibilität in der Wochenplanung und entlastet Eltern,

welche auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind. Zudem könnte eine Integration der Hausaufgaben in den Schulalltag – mittels von Lehrpersonen betreuten Studienzeiten – eine optimale Förderung aller Kinder garantieren und die Blockzeiten ausdehnen.

Fehlende Teilzeitstellen auf dem Arbeitsmarkt Aktuell fehlen in Liechtenstein qualifizierte Teilzeitstellen in ausreichender Anzahl. Ebenso sind familienfreundliche Arbeitszeitmodelle wie z. B. Jobsharing, Home-Office oder Vertrauensarbeitszeit sehr selten auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Auch hier muss ein Umdenken auf Arbeitgeber-, aber auch auf Arbeitnehmerseite stattfinden. Die raschen Veränderungen im

digitalen Zeitalter fordern von allen ein Umdenken und mehr Flexibilität. Zielpunkt der Politik muss es sein, durch die Verbesserung der genannten Rahmenbedingungen allen Eltern und Familien mehr Wahlfreiheit zu geben und ihr Familienleben in jeder Lebensphase der Kinder so zu gestalten, wie es für sie optimal ist.

KONTAKT JOHANNES HASLER Was ist Ihre Meinung zum Thema? Sie erreichen mich unter E-Mail: johannes.hasler@landtag.li oder auf Facebook: www.facebook.com/ meinLandtagsabgeordneter


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3 Fragen an die «Vertreter» d

Alexander Batliner, FBP

Patrick Risch, FL

Bei der S-Bahn geht nichts weiter, vor allem vor dem Hintergrund, dass 2017 die ÖBB-Konzession ausläuft. Glauben Sie, dass die S-Bahn überhaupt realisiert wird?

Ob es sinnvoll ist, die S-Bahn in Liechtenstein zu bauen, hängt meines Erachtens vom Kosten-Nutzen-Verhältnis ab. Sollte Österreich von Liechtenstein eine massiv höhere Kostenbeteiligung fordern, stimmt für mich dieses Verhältnis nicht mehr. Dann stelle ich die Sinnhaftigkeit der S-Bahn in Frage. Unabhängig davon, was kommt, sollte das Volk über eine Volksabstimmung die endgültige Entscheidung fällen.

Es ist zu befürchten, dass in Sachen öffentlicher Verkehr wiederum vier Jahre Stillstand herrschen werden. Regierungschefstellvertreter Daniel Risch hat bereits in seinem «Antrittsinterview» im Radio L gesagt, dass er vor allem auf die Strasse als Verkehrsinfrastruktur setzen will.

Das Projekt «Tunnelspinne Feldkirch» schreitet zügig voran. Was macht Liechtenstein mit der Übernahme des befürchteten Mehrverkehrs?

Die Regierung muss deutlich machen, dass wir die Tunnelspinne so wie geplant nicht akzeptieren und von unserer Seite alles unternommen wird, dass durch sie kein Mehrverkehr anfällt, auch wenn es dann zum Nachteil von Feldkirch wäre. Dann müssen wir Massnahmen erarbeiten und umsetzen, welche sich hemmend auf den Transitverkehr auswirken. Oberste Priorität muss der Schutz der Bevölkerung des gesamten Unterlandes vor Mehrverkehr haben.

Die Frage suggeriert, dass die Tunnelspinne Fakt ist. So weit sind wir aber noch nicht. Leider sendet die neu gewählte Regierung mit dem Koalitionsvertrag, in welchem mit keinem Wort die Tunnelspinne erwähnt wird, aber die Strasse als favorisiertes Verkehrsmittel gelobt wird, und die schon erwähnte Aussage von Daniel Risch, dass er die Strasse bevorzugt, völlig falsche Signale nach Vorarlberg. Die Bevölkerung des Unterlands hat aber grosse Erwartungen an die neue Regierung bezüglich deren Positionierung zur Tunnelspinne.

Müsste Liechtenstein nicht einfordern, beim Bau der Tunnelspinne zur Entlastung der Bärenkreuzung in Feldkirch den Transitverkehr an der schmalsten Stelle der Schweizer Autobahn N13 zuzuführen, auch wenn dies Liechtenstein etwas Geld kosten würde. Denn der Mehrverkehr ist vorprogrammiert. Und was macht Liechtenstein in diesem Fall? Wären Sie dafür, in dieser, Richtung mit den zuständigen Behörden in Feldkirch zu diskutieren?

Die Regierung muss alles unternehmen, damit die geplante Autobahnverbindung zwischen Österreich und der Schweiz nicht in Dornbirn, sondern näher an bei Liechtenstein, also unmittelbar nördlich von Feldkirch gebaut wird. Sollten unsere beiden Nachbarländer dazu bereit sein, sollte sich unser Land finanziell daran beteiligen. Damit könnte das Problem des steigenden Transitverkehrs durchs Unterland behoben werden. Mehr noch: Er könnte dann spürbar reduziert werden, was der gesamten Bevölkerung zum Vorteil gereichen würde. Ich erwarte vom neuen Minister, dass er den Stillstand der letzten vier Jahre in dieser Frage beendet. Wenn weiter nichts geschieht, wird die gesamte Unterländer Bevölkerung die Verliererin sein.

Mit so einer Forderung würde Liechtenstein die Tunnelspinne akzeptieren. Bei einer Tunnelspinne würde trotz Autobahnspange südlich von Feldkirch der Mehrverkehr in Liechtenstein zunehmen, denn der grösste Teil des Verkehrs im Unterland hat sein Ziel oder seinen Ursprung in Liechtenstein. Warum sollen wir Millionen in den Bau einer Autobahntrasse zwischen Vorarlberg und der Schweiz investieren, wenn wir das Geld sinnvoller für eine S-Bahn in Liechtenstein investieren können? Für das Gesamtverkehrsaufkommen in Liechtenstein hätte dies einen positiveren Effekt.


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der 4 Parteien

Violanda Lanter-Koller, VU

Herbert Elkuch, DU

Wenn die ÖBB weiterhin an einer Konzession interessiert sind, müssen sie als Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen gemäss Eisenbahngesetz 50 % an der Umfahrung Nendeln inkl. Unterführung mitfinanzieren. Die Umfahrung Engelkreuzung wird bekanntlich auch unabhängig von der S-Bahn realisiert, sodass die Konzessionsnehmerin bereits über 11 Mio. Franken an dieses Projekt bezahlen müsste. Deshalb könnte es durchaus sein, dass Österreich die Mitfinanzierung am Gesamtprojekt, d. h. an der Verbindung der beiden S-Bahnen Schweiz/ Österreich, nochmals überdenkt. Klarstellen möchte ich, dass die S-Bahn die landesweiten Verkehrsprobleme nicht löst, sondern das fehlende Puzzleteil im überregionalen S-Bahn-Netz darstellt.

Österreich vertrat im März 2015 den Standpunkt, dass neben den Investitionskosten auch die Kosten für Re-Investition, Betrieb und Unterhalt bei der Konzession zu betrachten seien. Das ist nicht akzeptierbar, mit der bestehenden Konzession (Art. 1) darf Liechtenstein durch Bestand und Betrieb der Eisenbahn keine Last erwachsen, so soll es bleiben. Die projektierte S-Bahn ist unwirtschaftlich und schubladisiert.

Sowohl auf schriftlichem als auch auf mündlichem Weg hat die Regierung mehrfach betont, dass sie einen durch die Tunnelspinne Feldkirch, speziell durch den Ast Tisis generierten Mehrverkehr ablehnt. Da sie aber im ganzen Planungs- und Bauverfahren nicht Partei ist, ist die Wirkung dieser Interventionen fraglich. Mit den Folgen der Tunnelspinne muss sich besonders das Entwicklungskonzept Unterland, welches die Unterländer Gemeinden einbindet, befassen.

Die Zunahme des Verkehrs hängt nach meiner Ansicht mit der Wirtschaft und dem Wohlstand der Bevölkerung zusammen. Der Umbau der «Ampel-Bärenkreuzung» zu einem Kreisel ist dabei sekundär. Egal, wie Feldkirch sein Verkehrsproblem löst, der Verkehr wird eher zunehmen. Diesem müssen wir mit dem Ausbau der neuralgischen Punkte entgegenwirken, mit staufreien Zufahrten zu den Grenzübergängen. Der Staat Österreich finanziert, auch zum Vorteil unserer Wirtschaft, einen unterirdischen Kreisel für eine «staufreie» Verbindung zu Österreichs Autobahnen ab Grenze Schaanwald. Staus bei der Bärenkreuzung schaden der Wirtschaft und Umwelt im Wirtschaftsraum Liechtenstein, Feldkirch und Walgau.

Auf jeden Fall! Wir sollten nicht nur in Bezug auf einen allfälligen Ausbau des Schienenverkehrs überregional denken, sondern besonders auch beim Strassenverkehr. Die Regierung muss das Gespräch mit den zuständigen ausländischen Behörden aufnehmen und die Interessen Liechtensteins hörbar vertreten. Das kann am Ende natürlich auch dazu führen, dass sich das Land an einer nachhaltigen Lösung finanziell beteiligt.

Diskutabel nur dann, wenn die Autobahnverbindung sehr nahe an der nördlichen Grenze gebaut würde. Das EWR-Hauptzollamt für Liechtenstein in Schaanwald für Zollabfertigungen zu schliessen und irgendwo zwischen Rüthi und Kriessern aufzubauen, wäre eine Abschottung unserer Industrie bzw. der ganzen Wirtschaft. Durch die Zollabfertigung internationaler Transporte in Schaanwald ist Transitverkehr unvermeidbar. Für eine zusätzliche Transitverbindung ist nach meiner Ansicht das Verkehrsaufkommen noch zu schwach. Ohne Kenntnisse über die Realisierbarkeit, die Kosten und den tatsächlichen Nutzen und die Nachteile einer solchen Autobahnverbindung kann man weder für noch gegen eine finazielle Beteiligung sein.

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Partnerschaft im Gesundheitswesen Nach Ansicht des Liechtensteinischen Dachverbands von Gesundheitsberufen LDG ist unser Gesundheitswesen ein Gebäude, das auf vier Pfeilern ruht: Versicherer, Versicherte, Leistungserbringer und Politik. Diese Pfeiler haben gemeinsam dafür zu sorgen, dass keine Schräglage entsteht. Text: Dr. Hansjörg Marxer · Foto: Oliver Hartmann Der LDG vertritt die Meinung, dass ein gut funktionierendes Gesundheitswesen auf ein partnerschaftliches Zusammenwirken aller vier Pfeiler angewiesen ist. Wenn sich zwei dieser Partner zu stark annähern, kommt das Gebäude Gesundheitswesen in eine gefährliche Schieflage. Der derzeitige enge Schulterschluss von Politik und Krankenkas-

sen ist deshalb eine Gefahr für das Gleichgewicht des Systems. Die für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit erforderliche Vertrauensbasis ist nachhaltig gestört.

Vernachlässigte Themen Politik und Versicherer messen das Gesundheitswesen ausschliesslich an ihren subjekti-

ven Interpretationen der Kosten – den Leistungserbringern wird der Zugang zu den Daten über die Gesundheitskosten verwehrt. Die Themen Patientenbefindlichkeit und Qualität kommen in Äusserungen von Politikern und Versicherern praktisch nicht vor – ausser, dass gelegentlich pflichtschuldigst eingestanden wird, dass wir eigentlich eine

gute Versorgung haben. Ferner werden die Wertschöpfung in Liechtenstein sowie der vom Gesundheitswesen erwirtschaftete volkswirtschaftliche Gewinn konsequent totgeschwiegen.

Positiver Ansatz Es muss einen positiven Ansatz als Alternative zu diesem reinen Kostendenken geben.

Abordnung österreichischer Privatversicherer mit den Vertretern der Medicnova vor wenigen Tagen in Bendern.


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In der Tat fanden die Verantwortlichen der Medicnova bei österreichischen Privatversicherern eine vollkommen andere Gewichtung der Aspekte Kosten und Leistungsqualität und damit andere Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit: Die Kostenfrage ist zwar auch für die österreichischen Privatversicherer von hoher Bedeutung. Auch sie müssen mit steigenden Kosten umgehen. Die Qualitätsfrage steht allerdings ebenfalls sehr im Vordergrund. Die Versicherer gehen davon aus, dass ihre Versicherten mit ihren hohen Prämien den Anspruch auf hohe Qualitätsstandards haben. Neue und innovative Leistungsangebote werden daher in erster Linie nicht als reiner Kostentreiber, sondern vor allem auch als Chance zur Qualitätssteigerung wahrgenommen. Sie hinterfragen zum Beispiel bewusst, ob

die entstandenen Kosten mit der erbrachten Leistungsqualität im Einklang stehen und ob damit für die Patienten ein Mehrwert geschaffen wird. Grundsätzlich muss eine solide Zusammenarbeit der vier Partner im Gesundheitswesen für neue Versorgungsmodelle offen sein, ohne die Weiterentwicklung des Systems mit dem undifferenzierten Dogma einer Mengenausweitung abzuwürgen. Dieser positive Ansatz war das Grundthema der Gespräche von Vertretern der österreichischen Privatversicherer und der Medicnova. Diese Vertreter sind immerhin von Wien nach Bendern angereist, um sich vor Ort über den hohen Versorgungsstandard zu vergewissern, der die damit verbundenen Kosten rechtfertigt.

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DR. EMANUEL SCHÄDLER Jurist, Forschungsbeauftragter am Liechtenstein-Institut

GASTKOMMENTAR

Die Verfassung als Sprachkunstwerk Es mag vielleicht erstaunen, wenn die Verfassung als «Sprachkunstwerk» bezeichnet wird. Denn sprechen wir von der Verfassung, beziehen wir uns für gewöhnlich auf ihren Inhalt und ihre Funktion, nämlich die staatlich-rechtliche Grundordnung festzuschreiben. Die Form dieser Festschreibung gerät dabei meistens aus dem Blick. Je intensiver man sich jedoch mit dem Text der Verfassung beschäftigt, desto mehr wird einem bewusst, wie bemerkenswert durchdacht und ausgefeilt er aus sprachlicher Sicht doch ist. Ein Paradebeispiel ist Art. 2 LV. Er verankert – es kann ganz exakt geradezu nur in diesem seinem Wortlaut ausgedrückt werden – das dualistische Prinzip unserer liechtensteinischen Staatsform. Er lautet: «Das Fürstentum ist eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage (Art. 79 und 80); die Staatsgewalt ist im Fürsten und im Volke verankert und wird von beiden nach Massgabe der Bestimmungen dieser Verfassung ausgeübt.» Mit einem Text von nur rund 30 Wörtern legt Art. 2 LV den Grundstein unseren «elliptischen» Staatsform (so Gerard Batliner) mit ihren beiden Brennpunkten Fürst und Volk. Alle Erscheinungsformen und Ausprägungen bis hinein in die feinsten Verästelungen, die unser Staat annimmt, gruppieren sich um diese Verankerung herum, um diesen Kern einiger weniger Wörter. Und bei deren genauer Betrachtung zeigt sich, dass in Art. 2 LV alles mit Bedacht in grösster Präzision formuliert und arrangiert ist. Der Text ist in seiner Prägnanz nicht zu überbieten. Zum Beweis diene die Gegenprobe: Man vertausche einmal die Wörter in der Wortfolge, streiche nur ein einzelnes Wort oder versuche, es durch ein anderes zu ersetzen. – Was geschieht? Der Aussage fehlt plötzlich etwas Wesentliches. Sie verliert ihre Stimmigkeit. Die Komposition wackelt. Dies alles, weil der Text eben auch ein kleines Sprachkunstwerk ist. Die (geschriebene) Sprache war seit jeher das Medium des Rechts und ist es auch in heutigen Zeiten der Digitalisierung geblieben. In den grossen Rechtskulturen des Altertums, zum Beispiel im frühen römischen Recht, herrschte grosse Ehrfurcht vor der Sprachmagie von Rechtsvorschriften. Sie waren von sakraler Bedeutung, und ihre Bewahrung lag ausschliesslich in der Hand von Priestern. Wer die magischen Rechtsformeln vor Gericht nicht Wort für Wort richtig rezitierte, verlor den Prozess. Die Zeiten solcher rechtlicher Sprachmagie sind natürlich vorbei. Womöglich hat sich aber eine kleine Spur davon bewahrt: Noch heute ist die sprachliche Genauigkeit unvermindert ein grundlegendes Anliegen des Rechts. Insofern darf vielleicht in besonders gelungenen Fällen, wie bei Art. 2 LV, durchaus auch von einem kleinen Sprachkunstwerk gesprochen werden.


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Raus aus der Schublade, und endlich umsetzen Das 5-jährige Moratorium der Regierung betreffend die Realisierung des SZU II mit Integration der Sportschule im neuen Schulzentrum Unterland in Ruggell ist im September 2016 abgelaufen. Jetzt ist es an der Zeit, den am 21. März 2012 vom Landtag gefällten Entscheid endlich umzusetzen, nämlich das SZU II mit reduziertem Anlageprogramm zu realisieren, den Realschul-Standort St. Elisabeth aufzulassen und die Sportschule in das neue SZU II zu integrieren. Text: Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter

Der «vorletzte» Landtag beschäftigte sich sehr intensiv mit der künftigen Schulstandort- und Schulraumplanung. Auslöser war 2011/2012 ein immer noch hängiger Beschluss des Parlaments vom September 2008, als der Landtag auf Antrag der Regierung (BuA Nr. 106/2008) einen Verpflichtungskredit für das SZU II genehmigte. Da zu dieser Zeit an den Schulzentren im Oberland überall etwas herumgedoktert wurde – in Balzers wurde die Realschule saniert und renoviert, im St. Elisabeth wollte man ebenfalls sanieren und renovieren, beim Gymnasium wollte man den G-Trakt in Schulräume umbauen usw. –, wurde im Landtag explizit die Forderung artikuliert, dass die Regierung dem Landtag dringend eine langfristig ausgelegte «Schulstandort- und Schulraumplanung» vorlegen müsse. Im November 2011 befasste sich die Regierung im Vorfeld des konkreten Berichts und Antrags an den Hohen Landtag betreffend die «Schulstand-

Aktuelle Schulstandort- und Schulraum-Situierungen

1im Liechtensteiner Schulstandort Unterland

SZU I: Schulzentrum Unterland mit Real- und Oberschule in Eschen

ort- und Schulraumplanung 2015/2020» mit einer Interpellationsbeantwortung zu diesem Thema.

Auftrag des Landtags an die Regierung Im Rahmen dieser Landtagssitzung vom 23. November 2011 beauftragte der Landtag die Regierung, bis spätestens März 2012 ein ganzheitliches Konzept zu erarbeiten, aus dem die mittel- bis langfristige Schulstandort- und Schulraumplanung 2015/2020 hervorgeht. Dabei sind Der auch die Fragen bezüglich des Landtagszweckmässigen und sinnvollen beschluss vom Finanzmitteleinsatzes zu bear21. März 2012 beiten, um dem Landtag eine

5im Liechtensteiner Schulstandorte Oberland

Aufgrund des von der Regierung beschlossenen Moratoriums wurde der definitive Landtagsbeschluss betreffend der Schulstandort- und Schulraumplanung 2015/2020 (Nr. 18/2012) bis dato nicht ausgeführt und zeitlich aufgeschoben. Das Moratorium hat jedoch im September 2016 geendet, und die Regierung steht nun in der Umsetzungspflicht!

Kloster St. Elisabeth: Realschule und Sportschule in Schaan

ESCHEN

SZM I: Schulzentrum Mühleholz I mit dem Liechtensteinischen Gymnasium in Vaduz

SCHAAN VADUZ

FL

TRIESEN

SZM II: Schulzentrum Mühleholz II mit Realund Oberschule in Vaduz Schulzentrum Triesen: Real- und Oberschule in Triesen

BALZERS Weiterführende Schule Sekundarstufe I: Realschule in Balzers


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CHRONOLOGIE finanziell redimensionierte Vorlage vorzulegen. Zudem bekräftigte der Landtag, dass er «Varianten einer möglichst zeitnahen Realisierung eines zweiten Schulzentrums im Unterland» erwarte.

Ganzheitliche Planung statt «Salamitaktik» Mit dem Bericht und Antrag betreffend der «Schulstandort- und Schulraumplanung 2015/2020» legte die Regierung dem Parlament im März 2012 eine umfassende Gesamtschau der aktuellen Schulraumplanung sowie eines Schulbaukonzeptes vor. Da der Landtag im Rahmen der Novembersitzung 2011 teilweise eine andere Situationsbeurteilung und Bewertung als die Regierung vorgenommen hatte – die Regierung wollte beispielsweise den Realstandort St. Elisabeth aufrechterhalten und weiterführen –, kommt nun ein ganz entscheidender Punkt: Die Regierung lud den Landtag nicht nur ein, sondern forderte ihn auf, ihr gemäss den im Bericht und Antrag Nr. 18/2012 aufgeführten Varianten Aufträge für die Weiterbearbeitung der Schulstandort- und Schulraumplanung 2015/2020 zu erteilen. Und dies hat der Landtag in der Beschlussfassung vom 21. März 2012 auch getan! Forderungen, Antrag und Beschluss des Landtages • Da in der Aufteilung der Schulstandorte zwischen dem Oberland und Unterland ein krasses Missverhältnis vorherrscht – auch in der Widerspieglung der Einwohnerzahl Oberland/Unterland – forderte der Landtag eine angemessene, d. h. gleichmässige Dezentralisierung der Schulstandorte im ganzen Land, dies im Rahmen einer gesamtheitlichen Schulraumplanung. • Es gibt kein SZU II, ohne andere Schulstandorte in Frage zu stellen. Insbesondere die Frage der definitiven Der LandtagsUnterbringung der Sportschule beschluss und der Berufsmaturitätsschuim Wortlaut: le (BMS) müssen in einer landesweiten Betrachtung • Das SZU II mit reduziertem Anlagelöst werden.

geprogramm realisieren, • Schulstandorte – wie • den Standort Realschule Schaan das Mühleholz in Vaduz (St. Elisabeth) auflassen – weiterhin zu massieren • und die Sportschule in das neue SZU II und zu riesigen Zentren integrieren, zu erweitern, ist keine • die Berufsmaturitätsschule (BMS) in Lösung. Es ist von Vorteil, das SZU in Eschen integrieren nicht zu viele Schülerin• und den BuA betr. den Verpflichnen und Schüler in einem tungskredit für den Ersatzbau des übergrossen Standort zu konTrakts G beim Liechtensteinizentrieren. Es ist unbestritten, schen Gymnasium aufgrund dass kooperative und integrative der obgenannten BeSchulmodelle – wie die Integration der schlüsse anpassen. Sportschule ins SZU II – Vorteile haben. In diesem Sinne sind eher kleinere, überschaubare Schulen (rund 200/250 Schüler/-innen), mit denen die Erwartung verbunden ist, dass sie eine bessere soziale Kontrolle ermöglichen sowie anderen unerwünschten Verhaltensweisen bei den Kindern und Jugendlichen im schulischen Umfeld entgegenwirken, eine wichtige Zielsetzung in der Schulstandort- und Schulraumplanung.

• Auflassung bzw. Beendigung des Mietvertrages beim Schulstandort der Realschule St. Elisabeth in Schaan. Das Schulzentrum SZU II soll als neue Schule wohnortsnah allen Realschülerinnen und -schülern von Ruggell, Gamprin und Schellenberg zur Verfügung stehen. Ausserdem ist die Sportschule, die bisher in der Realschule St. Elisabeth geführt wurde, in das SZU II zu integrieren.

Berichte und Anträge sowie Beschlussfassungen des Hohen Landtags betreffend der Schulstandort- und Schulraumplanung SEPTEMBER 2008: Genehmigung des Verpflichtungskredits für das SZU II (BuA Nr. 106/2008).

SEPTEMBER 2011: Die Regierung beschliesst betreffend den

Schulstandort- und Schulraumbauten – insbesondere betreffend dem SZU II – ein Moratorium. Sparmassnahmen im Rahmen der Sanierung des Staatshaushaltes hätten Vorrang.

23. NOVEMBER 2011: Kenntnisnahme der Interpellationsbeantwortung betreffend der Schulstandort- und Schulraumplanung (BuA Nr. 114/2011) durch den Landtag. Die Regierung wurde beauftragt, dem Landtag bis spätestens März 2012 ein ganzheitliches Konzept zu unterbreiten, aus dem die mittel- bis langfristige Schulstandort- und Schulraumplanung 2015/2020 sowie der zweckmässige und sinnvolle Finanzmitteleinsatz hervorgehen. Der Landtag hat zudem die Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass Varianten für den Einbezug einer möglichst zeitnahen Realisierung eines zweiten Schulzentrums im Unterland aufgeführt werden. 24. NOVEMBER 2011: Absetzung des Traktandums betreffend die Genehmigung eines Verpflichtungskredites für den Ersatzbau des ehemaligen Internatstrakts (Trakt G) beim Schulzentrum Mühleholz I in Vaduz. 21. MÄRZ 2012: Die Regierung legt dem Landtag den Bericht und Antrag betreffend die Schulstandort- und Schulraumplanung 2015/2020 (Sekundarstufe I und Sekundarstufe II) (BuA Nr. 18/2012) gemäss Interpellationsbeantwortung (BuA Nr. 114/2011) vor. Die Regierung gab dem Landtag zudem die Möglichkeit, neben der Kenntnisnahme des Berichts der Regierung gemäss den aufgeführten Varianten Aufträge für die Weiterbearbeitung zu erteilen. Der Landtag beschloss, das SZU II in Ruggell zeitnah zu realisieren und neben der Real- und Oberschule der Gemeinden Ruggell, Gamprin und Schellenberg die Sportschule des Klosters St. Elisabeth in das SZU II in Ruggell zu integrieren. Dieser Landtagsbeschluss wurde bis dato nicht umgesetzt, da die Regierung im September 2011 ein 5-jähriges Moratorium «verhängte». Ebenso wurde der G-Trakt im Mühleholz l dem Moratorium unterstellt. 22. MÄRZ 2012: Der Bericht und Antrag Nr. 120/2011 (Genehmigung eines Verpflichtungskredits für den Ersatzbau des ehemaligen Internatstrakts (Trakt G) beim Schulzentrum Mühleholz I in Vaduz) wurde angesichts dieses Beschlusses erneut an die Regierung zurückgewiesen zur Überarbeitung im Lichte der Debatte zu Bericht und Antrag Nr. 18/2012. 26. APRIL 2012: Einreichung einer Motion betreffend einen

neuen, reduzierten Finanzbeschluss für ein SZU II und die gleichzeitige Aufhebung des Finanzbeschlusses vom 16. September 2008 betreffend die Genehmigung eines Verpflichtungskredits für den Neubau eines zweiten Schulzentrums Unterland in Ruggell, LGBl. 2008 Nr. 269. Diese Motion blieb bislang seitens der Regierung unbeantwortet.

30. APRIL 2012: Einreichung einer Interpellation betreffend Schul-

standort- und Schulraumplanung – im Kontext zum Landtagsbeschluss vom 21. März 2012, welche vor allem Fragen zu möglichen Reduktionen der vorliegenden Anlageprogramme beim Neubau SZU II und beim SZM I (Ersatzbau Trakt G) und zu einem Qualitätsvergleich von Schulbauten mit den Nachbarländern CH/AT stellte.

19. SEPTEMBER 2012: Der Landtag nimmt die Interpellationsbeantwortung der Regierung betreffend der Schulstandort- und Schulraumplanung (BuA Nr. 108/2012), welche auf Bericht und Antrag Nr. 18/2012 aufbaut, zur Kenntnis.


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Der FC Vaduz mit dem Rücken zur Wand Beim FC Vaduz spitzt sich die Situation im Abstiegskampf der Super League immer mehr zu. Auch der Trainerwechsel hat zumindest bislang den erhofften Effekt noch nicht gebracht. Beim Debüt von Roland Vrabec gab es eine ganz bittere 2:3-Pleite in Bern gegen YB, am letzten Sonntag kassierte Vaduz nach einer schwachen Vorstellung eine 0:2-Heimniederlage gegen Luzern. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt satte fünf Punkte. Text: Chrisi Kindle

Neun Runden vor Schluss geht die Hoffnung, dass Liechtenstein auch in der nächsten Saison noch in der höchsten Schweizer Spielklasse vertreten sein wird, immer mehr verloren. Das Heimspiel am Ostersamstag gegen Sion ist schon fast so etwas wie ein Finale.

Trainerwechsel zeigt (noch) keine Wirkung Am 6. März haben die Verantwortlichen des FC Vaduz die Reissleine gezogen und Trainer Giorgio Contini beurlaubt. Am darauffolgenden Spieltag stand der bisherige Assistent Daniel Hasler an der Seitenlinie und prompt gab es nach einer überzeugenden Vorstellung einen 2:1-Erfolg im Letzigrund gegen den Mitkonkurrenten GC. Somit eröffnete sich den Vaduzern eine Woche später im Rheinpark-Stadion gegen Lausanne die grosse Chance, sich vom Tabellenende deutlich abzusetzen. Stattdessen gab es einen Rückfall in alte «Tugenden». Eine saftlose FCV-Elf kassierte in einer Partie, die meilenweit von Super-League-Niveau entfernt war, eine 0:1-Niederlage. Brunner hatte schon nach zwanzig Minuten wegen einer Notbremse Rot gesehen. Somit war man wieder gleich weit wie zuvor. Drei Tage später präsentierte der FC Vaduz mit Roland Vrabec seinen neuen Trainer. Der 43-jährige Deutsche, zuletzt beim Drittligisten FSV Frankfurt entlassen, sollte frischen Wind bringen und das Unternehmen Klassenerhalt umsetzen. Obwohl

Keine Punkte im Heimspiel gegen Luzern: Stjepan Kukuruzovic (rechts) im Kampf mit Nicolas Haas.

der Vertrag von Vrabec auch in der Challenge League Gültigkeit hat, will sich der neue Chef an der Seitenlinie nicht mit dem Abstieg befassen. Und tatsächlich sah am 2. April im Berner Stade de Suisse gegen YB alles nach einem Traumeinstand für Vrabec aus. Bis zur 92. Minute führten die Vaduzer beim Tabellenzweiten sensationell mit 2:1. Doch am Ende standen die Liechtensteiner mit leeren Händen da,

die eingewechselten Frey und Assale schossen den FCV noch ins Elend. «Es ist schon frustrierend, so zu verlieren, aber ich habe auch viel Positives gesehen», so der Trainer gleich nach dem Spiel.

Auch beim Heimdebüt keine Punkte Also stieg man mit Zuversicht und grossen Hoffnungen am 9. April ins Heimspiel gegen Lu-

zern. Beim ersten Auftritt von Roland Vrabec im RheinparkStadion sollte es den Befreiungsschlag geben. Der Druck war noch gestiegen, da die Mitkonkurrenten Lausanne und GC am Vorabend Siege feierten und der Rückstand auf fünf Punkte angewachsen war. Nach 52 Sekunden (!) waren alle guten Vorsätze aber bereits über den Haufen geworfen. Ausgerechnet der Exvaduzer Pascal Schürpf traf per


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Kopf zum frühen 0:1. Von diesem Schock erholte sich das Schlusslicht lange Zeit nicht, die Vaduzer wirkten wie gelähmt, wenig lief zusammen. Kein Vergleich zum geschlossenen Auftritt eine Woche zuvor in Bern. In der Nachspielzeit dann noch das 0:2 durch Marco Schneuwly, der gegen Vaduz praktisch immer trifft. Erschwerend kam hinzu, dass Brunner in der 80. Minute völlig unnötig noch Gelb-Rot sah

und seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. Nach dieser Leistung glauben immer weniger Fans daran, dass Vaduz den Ligaerhalt noch schaffen wird. Die Spieler zeigen sich (zumindest nach dem Spiel) aber kämpferisch: «Es sind noch genügend Runden zu absolvieren, wir werden sicher nicht aufgeben und weiterhin alles daran setzen, um unser Ziel noch zu schaffen», so Aussenverteidiger Maxi Göppel

(war noch der Beste). Mit dem Punktesammeln beginnen müssen die Vaduzer bereits am Ostersamstag (17.45 Uhr) im nächsten Heimspiel gegen den Cupfinalisten FC Sion. Eine weitere Pleite darf sich der FCV nicht leisten, sonst könnten die Felle schon vorzeitig davonschwimmen.

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«lie-zeit»-Interview mit dem Erstliga-Trainer des USV Eschen/Mauren

Ofentausek: «Trotz Erfolg auf dem Boden bleiben» Nach drei Niederlagen zum Frühjahrsauftakt der 1. Liga stellte sich die Situation vorübergehend beim USV Eschen/ Mauren nicht gerade als ideal dar. Dann folgten zwei Siege (0:2 in Seefeld/ZH und 1:0 gegen den F.C. Red Star/ZH). Und die Welt schaut plötzlich anders aus. Das sieht auch USV-Trainer Oliver Ofentausek so, und er kommt fast ins Schwärmen, wenn er auf die letzten zwei Jahre zurückblickt. Text: Herbert Oehri

«Man sieht einfach, dass die Mannschaft sich in den letzten zwei Jahren toll entwickelt hat. Wir sind auch mit der Situation – mit drei Niederlagen zum Rückrundenauftakt – gut umgegangen. Wir sind ruhig geblieben, haben weitergearbeitet und an unsere Stärken geglaubt. Zudem mussten wir auch den Weggang von Peters erst einmal aus den Köpfen schaffen. Das hat einfach seine Zeit gebraucht. Ein dickes Lob an mein Team, wie es diese zwei Situationen so schnell in den Griff bekommen hat.» Oli, du hast einige Ausfälle zu beklagen. Wie steht es mit den Verletzten oder Gesperrten? Kehren sie bald wieder ins Team zurück?

Nicolo Pola (USV links) im 1. Liga-Meisterschaftsspiel USV gegen den F.C. Red Star/ZH.

Oliver Ofentausek

Oliver Ofentausek: «Auch hier, muss ich zu meiner Freude sagen, gehen wir mit der Situation super um. Wir haben derzeit bis zu acht Ausfälle. Unser Kader ähnelt schon fast einem Lazarett. Aber wir jammern nicht, wir schauen immer nach vorne und arbeiten richtig hart, um mit dem schmalen Kader über die Saison zu kommen. Denn fünf Spieler sind doch arger verletzt als an-

genommen. Mit ihrer Rückkehr können wir erst ab der neuen Saison 2017/18 rechnen. Das eröffnet den nachrückenden jungen USV-Spielern Chancen.»

Oliver Ofentausek wird wahrscheinlich als Trainer bleiben Zum Schluss wollten wir von Oliver Ofentausek, der wahrscheinlich auch in der neuen Saison Trainer des USV ist, wissen, ob sich an der ursprünglichen Zielsetzung bezüglich

des Abschneidens seiner Mannschaft etwas geändert hätte. Dazu Ofentausek: «Momentan stehen wir mit 30 Punkten im Soll. Unsere Zielsetzung war ein einstelliger Tabellenplatz. Wir haben sogar die Chancen, von Rang sieben unter die ersten Fünf vorzustossen. Ganz wichtig ist, dass wir auf dem Boden bleiben, weil das Feld so eng beieinander liegt, dass man auch ganz schnell wieder im hinteren Drittel landen kann.»


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Im Gespräch mit dem Trainer des Erstligisten FC Balzers

Mario Frick: «Ich bin mit dem Verlauf nicht zufrieden» Zu Beginn der Saison stand Chefcoach Mario Frick mit dem FC Balzers vor einem grösseren Umbruch. Nicht weniger als acht Neuzugänge, darunter einige Nachwuchstalente aus dem LFV, musste Frick in ein völlig neues Team einbauen. Das ist ihm bisweilen recht gut gelungen. Nun steht er kurz vor dem Abschied als Trainer der Balzner Erstligamannschaft und wir haben mit ihm über sein Team gesprochen. Text: Herbert Oehri

Mario Frick wird noch bis Ende der laufenden Saison Trainer des FC Balzers sein und danach zum Liechtensteinischen Fussballverband (LFV) wechseln. Nach Startschwierigkeiten in die Rückrunde wollten wir wissen, wie er mit dem gesamten Saisonverlauf zufrieden ist. «Wir können natürlich nicht zufrieden sein mit drei Punkten aus fünf Spielen, wenn wir nur die Rückrunde zur Bewertung heranziehen. Wir haben uns ehrlich gesagt mehr erwartet nach einer erfolgversprechenden Vorbereitung», präzisiert Frick. Was ist also zu tun? Mario Frick: «Es gilt nun möglichst schnell auf 30 Punkte zu kommen, um nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Du hast einige Ausfälle zu beklagen. Wie steht es mit den Verletzten oder Gesperrten? Kehren sie bald wieder ins Kader zurück? Mario Frick: «Rückblickend hatten wir einige Ausfälle zu verkraften. Bis auf Leonardo steht mir aber derzeit der ganze Kader zur Verfügung. Dieses Alibi gilt also nicht mehr. Bei uns ist es eher ein Mentalitätsproblem. Man hat eine gute Vorrunde gespielt und viele Spieler denken: Nur noch drei Siege und dann sind wir gerettet, anstatt mal an ihr Potential zu glauben und zu versuchen, jedes Spiel zu gewinnen!»

Der FC Balzers zeigte gegen Locarno mit dem 5:1-Sieg eine sehr gute Leistung, blieb aber die Bestätigung schuldig. Im Bild eine Szene aus dem Heimspiel gegen Locarno vom 1. April 2017.

Wir wollten von Mario Frick abschliessend noch wissen, ob sich an der ursprünglichen Zielsetzung bezüglich des Abschneidens seiner Mannschaft in dieser Saison etwas geändert hat. Dazu meinte der Balzner Erstligatrainer: «Leider geht es uns ausschliesslich nur noch um den Klassenerhalt».

Die ursprüngliche Zielsetzung des FC Balzers war zu Beginn der Saison 2016/17 besser abzuschneiden als ein Jahr zuvor, als Balzers Neunter wurde.

Mario Frick ist nur noch bis Ende Saison Trainer der 1. Mannschaft des FC Balzers.


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«lie:zeit»-Interview mit dem neuen Trainer des FC Vaduz, Roland Vrabec

«Wir haben es weiterhin selbst in der Hand» Am 22. März hat er die Nachfolge von Giorgio Contini als Trainer des FC Vaduz angetreten. Roland Vrabec, ein 43-jähriger Frankfurter mit kroatischen Wurzeln, soll die Liechtensteiner vor dem Abstieg in die Challenge League retten. Die «lie:zeit» hat mit ihm gesprochen. Text: Chrisi Kindle

Wie hat sich der Städter aus Frankfurt hier in der Provinz eingelebt, ist es ihm nicht fast zu ruhig? Roland Vrabec: Nein, überhaupt nicht, ich bin von morgens bis abends auf dem Trainingsgelände und hatte bis jetzt kaum Gelegenheit, mich gross umzuschauen in der Region. Ich bin voll fokussiert auf den Fussball und auf unser Ziel, den Klassenerhalt zu schaffen. Darum hat das alles nichts mit städtisch oder Provinz zu tun, ich bin voll in meine Arbeit involviert. Ich wohne in Sevelen, also recht nahe beim Stadion, das passt perfekt, ich fühle mich wohl. Ihre Familie ist in Frankfurt geblieben, kein Problem für Sie? Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Wir sind das aber gewohnt, weil ich auch bei meinen anderen Trainerstationen zunächst alleine war. Unsere Heimat ist Frankfurt, das soziale Umfeld ist dort und meine Kinder sind in einem Alter, in dem wir sie jetzt nicht aus diesem Umfeld rausziehen wollen. Wir sind es gewohnt zu pendeln, und man kann das schon einigermassen auf die Reihe bekommen. Beim Heimspiel am 15. April gegen Sion wird mich meine Familie hier in Vaduz besuchen und sie freuen sich auch schon darauf. Welche Kenntnisse hatten Sie über das Land Liechtenstein, bevor Sie nach Vaduz gekommen sind?

hen würde. Wir sind ein Team, wir arbeiten zusammen und das wollte ich mit dem Trainingsanzug symbolisieren. Wie würde sich Roland Vrabec selber beschreiben? Emotional, kommunikativ, fokussiert auf den Job, fokussiert auf die Mannschaft, mit der klaren Zielsetzung Klassenerhalt, manchmal etwas zu verbissen, aber trotzdem engagiert und irgendwo auch perfektionistisch.

FCV-Trainer Roland Vrabec im Gespräch mit Chrisi Kindle: «Die Chancen für den Klassenerhalt sind nach wie vor realistisch». (Bild: P.H. Radio L)

Ich wusste schon, wo Liechtenstein liegt, aber nicht im Detail. Man macht sich nicht einfach so Gedanken über Liechtenstein, wenn man nicht irgendwo involviert ist. Ich versuche jeden Tag, mehr über das Land zu erfahren. Und wie gefällt es Ihnen hier? Sehr gut bisher, das Panorama ist traumhaft, die Berge drumherum stellen eine schöne Idylle dar, um zu arbeiten. Es ist ruhig, es ist grün, hinzu kommt eine gesunde frische Luft, die beim

Sport wichtig ist, es macht einfach Spass. Im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger stehen Sie bei den Spielen im Trainingsanzug an der Seitenlinie, soll das auch ein Zeichen an die Mannschaft sein? Ja genau, denn wir sind in einer Situation, wo wir alle eng zusammenrücken müssen, wo wir Gemeinsamkeit zeigen müssen. Da wäre es meiner Meinung nach Fehl am Platz, wenn ich mit Sakko und Krawatte draussen ste-

Man sagt, wer solche Spiele wie Vaduz in Bern gegen YB noch verliert, der steigt ab. Gibt’s einen Widerspruch? Ja, weil es nichts zu bedeuten hat bezüglich Klassenerhalt oder Abstieg. Ich glaube, dass so ein Spiel wie in Bern, vor allem mit den für uns tragischen Schlussminuten, eine Mannschaft noch enger zusammenrücken lassen kann. In Prozenten, wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass der FC Vaduz auch in der kommenden Saison Super League spielt? In Prozenten ist das schwierig auszudrücken. Die Chancen sind nach wie vor realistisch, es ist weiterhin noch vieles möglich. Wir müssen nicht beten und hoffen, dass andere Konkurrenten patzen, sondern wir haben es selbst in der Hand, und wir wollen diese Chance nützen.


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Tina Weirather blickt auf ihre bisher erfolgreichste Saison zurück

Traumsaison mit WM-Silber und Kristallkugel Wenn Tina Weirather nun endlich ihren wohlverdienten Urlaub antreten kann, dann darf sie nochmals genüsslich auf die erfolgreichste Saison ihrer Karriere zurückblicken. Mit der Super-GSilbermedaille bei der WM in St. Moritz und dem Gewinn der kleinen Kristallkugel, ebenfalls im Super G, hat die 27-jährige Planknerin Geschichte geschrieben. Text: Chrisi Kindle

Tina Weirather arbeitet ab sofort mit dem Österreicher Trainer Karlheinz Pichler zusammen. (Bild: F. H. Volksblatt)

Es war der 16. März, als Tina Weirather beim Weltcupfinale in Aspen/Colorado zum Super-G-Erfolg raste und somit Liechtenstein nach 34 Jahren wieder einmal eine Kristallkugel bescherte. Dabei ging ihr insgesamt siebter Weltcup-Einzelsieg fast ein wenig unter.

sammenarbeiten zu können. Wir haben die gleiche Idee, wie man schnell Ski fährt, da muss man technisch immer dranbleiben. Ich bin davon überzeugt, dass mich Charly Pichler wieder einen Schritt nach vorne bringen kann.» Auch der neue Trainer freut sich sehr auf die Zusammenarbeit mit Tina: «Trotz ihrer tollen Erfolge besteht bei Tina durchaus noch Luft nach oben, vor allem im skitechnischen Bereich. Im Riesenslalom war sie in der abgelaufenen Saison nicht zufrieden, da werden wir die Hebel ansetzen.»

Neuer Trainer und neue Skimarke Tina Weirather wird sich nun von einer anstrengenden Saison erholen, um dann mit frischer Kraft die Vorbereitung auf den kommenden Olympiawinter in Angriff zu nehmen. Und dabei wird für die Vize-Weltmeisterin einiges anders sein als bisher. Ihr Trainer wird nicht mehr Andy Evers heissen, der Österreicher übernimmt das Schweizer Männer-Speedteam. Der LSV ist bei der Suche nach einem Nachfolger rasch fündig geworden. Neu wird Tina Weirather von Charly Pichler betreut. Der 47-Jährige aus Steinach am Brenner war zuletzt im Damen-Speedbereich des OESV tätig und bringt einen grossen Erfahrungsschatz mit. «Ich freue mich sehr, mit Charly zu-

Besseres Material mit Head? Auch in punkto Material wagt Tina Weirather mit dem Wechsel von Atomic (nach sieben Jahren) zu Head quasi einen Neuanfang. Die Vorarlberger Marke hat sich in den letzten Jahren zu einem erfolgreichen Produkt entwickelt. Viele Topläuferinnen und -läufer vertrauen auf Head, in Zukunft also auch Tina Weirather. Sie wird somit Markenkollegin von Lindsay Vonn und Lara Gut. Die Liechtensteinerin verspricht sich von Head vor allem in der Ab-

fahrt und im Riesenslalom einen Sprung nach vorne. In diesen Disziplinen lief es ihr in der abgelaufenen Saison nicht nach Wunsch. «Bei den Tests in den letzten Wochen war ich von meinen super Schwüngen im Riesenslalom überrascht. Der Unterschied zum alten Material war enorm, in dieser Disziplin rechne ich mir eine deutliche Steigerung aus. Aber auch in der Abfahrt sollte es Fortschritte geben.» Tina Weirather erwartet auch spannende Duelle mit Lindsay Vonn und Lara Gut. «Es ist noch schwer einzuschätzen, ob es im Kampf gegen sie schwieriger oder leichter wird mit dem gleichen Material. Auf jeden Fall habe ich bei den Tests gemerkt, dass das Head-Paket für mich perfekt passt. Ich freue mich sehr und bin erleichtert, dass nun alles unter Dach und Fach ist.»

Mit grossen Hoffnungen in die Olympiasaison Tina Weirather wird sich nun zwei Wochen lang auf der Karibikinsel Aruba erholen, um dann gut

ausgeruht die lange Vorbereitung auf die Olympiasaison in Angriff zu nehmen. Das neue Material und der Trainerwechsel stimmen die 27-jährige Planknerin sehr zuversichtlich, dass sie im Februar 2018 in Pyeongchang/Südkorea auch mit den fünf Ringen endlich Frieden schliessen kann. Bis jetzt brachte Olympia der Tochter von Hanni und Harti Weirather wahrlich kein Glück. Vor allem die Spiele in Sotschi 2014 sind bei Tina in schlechter Erinnerung. Die Planknerin reiste vor drei Jahren in absoluter Topform in die russische Skistation und zählte gleich in drei Disziplinen zu den Medaillenanwärterinnen. Doch im letzten Abfahrtstraining zog sie sich einen Schienbeinkopfbruch zu, die Saison war gelaufen! «Das war die grösste Enttäuschung in meiner bisherigen Karriere, ich brauchte lange, um mich davon zu erholen.» Im nächsten Jahr will Tina Weirather nach ihrer ersten Olympiamedaille greifen, es wäre die erste für Liechtenstein nach 30 Jahren (Slalom-Bronze für Paul Frommelt 1988 in Calgary).


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Johann Baptist Dallinger von Dalling, Detail aus «Der Hof des Reitstallgebäudes in Eisgrub», 1819 © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

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Gewillkürte Erbfolge In der letzten Ausgabe wurde das gesetzliche Erbrecht behandelt. Wenn jemand die gesetzliche Erbfolge als nicht sachgerecht empfindet, kann er Erben durch Errichtung einer letztwilligen Verfügung bestimmen. Wie man formgerecht seinen letzten Willen erklärt, ist Gegenstand des folgenden Beitrages. Nur das Pflichtteilsrecht setzt der Testierfreiheit Grenzen. Von Thomas Nigg

Letztwillige Verfügungen Will ein Testierfähiger eine letztwillige Verfügung errichten, stehen ihm verschiedene Formen zur Verfügung. Der Formzwang ist streng, wird die vorgesehene Form nicht eingehalten, ist die Verfügung unwirksam, auch wenn sicher ist, dass der Erblasser das formunwirksam Erklärte wirklich wollte. Nachfolgend werden kurz die häufigsten Arten der letztwilligen Verfügung dargestellt: Eigenhändiges Testament Eine Form ist das eigenhändige Testament gemäss § 578 ABGB. Der Erblasser muss den Text der Verfügung mit der Hand schreiben und die Verfügung am Ende unterschreiben. Die Beisetzung von Ort und Datum ist zwar nicht notwendig, aber zur Vermeidung von Streitigkeiten empfohlen. Tippt der Erblasser den Text auf der Schreibmaschine oder auf Computer, liegt kein eigenhändiges Testament vor, da die Verfügung nicht handschriftlich ist. Das Testament kann nur als fremdhändiges Testament gültig sein. Fremdhändiges Testament Beim fremdhändigen Testament (§ 579 ABGB) gibt es keine Anforderungen an den Text. Eine dritte Person kann ihn mit der Hand oder auf dem Computer geschrieben haben, der Erblasser kann den Text auf der Schreibmaschine verfasst haben etc. Dieser Text muss dann vom Erblasser unterschrieben werden. Zusätzlich bedarf es dreier Zeugen, die – nachdem der Erblasser (auch schlüssig) erklärt hat, dass das Schriftstück seinen letzten Willen enthalte – auf der

teilsrecht einen Anteil am Nachlass. Wer etwas erhalten muss, wird Pf lichtteilsberechtigter genannt. Pflichtteilsberechtigte sind nach § 762 ABGB der Ehegatte und die Nachkommen des Erblassers, fehlen solche, sind die Eltern pflichtteilsberechtigt. Als Pflichtteil gebührt jedem Kind und dem Ehegatten die Hälfte dessen, was ihm nach der gesetzlichen Erbfolge zugefallen wäre. Den Vorfahren hingegen gebührt lediglich ein Drittel dessen, was ihnen nach der gesetzlichen Erbfolge zugefallen wäre.

Thomas Nigg, M. A. HSG, Senior Partner, GASSER PARTNER Rechtsanwälte

Urkunde mit einem Hinweis auf die Zeugeneigenschaft (z. B. «als ersuchter Testamentszeuge») unterschreiben müssen. Da die Testamentszeugen den rechtsgeschäftlichen Vorgang bestätigen sollen, müssen sie in der Lage sein, diesen mit Einsichtsfähigkeit zu verfolgen und ihn wiederzugeben. Personen unter 18 Jahren können daher keine Testamentszeugen sein. Zudem müssen die Zeugen unbefangen sein, weshalb sowohl der Bedachte, aber auch ihm nahestehende Personen (Ehegatte, Eltern, Kinder, Geschwister, im selben Grad verschwägerte Personen und Personen, die im gemeinsamen Haushalt mit dem Bedachten wohnen und dort verpflegt werden) nicht in Frage kommen. Das fremdhändige Testament birgt viele Fallstricke, weshalb man bei der Errichtung grosse Sorg-

falt walten lassen muss. Fehlt ein Tatbestandsmerkmal (z. B. der Zeugenzusatz), ist die Verfügung ungültig.

Gerichtliches Testament Will man sein Testament hingegen öffentlich errichten, so kann dies mündlich oder schriftlich auch vor Gericht erfolgen (§ 587 ABGB). Das gerichtliche Testament wird gerichtlich hinterlegt. Auch ein aussergerichtlich errichtetes schriftliches Testament kann gerichtlich hinterlegt werden. Pflichtteilsrecht Das Pflichtteilsrecht setzt der Testierfreiheit Grenzen. Aufgrund ihrer besonderen engen Beziehung zum Erblasser sollen bestimmte Personen jedenfalls am Vermögen des Erblassers teilhaben. Ihnen sichert das Pflicht-

Um zu verhindern, dass der Erblasser zu Lebzeiten einzelne Pf lichtteilsberechtigte ungebührlich bevorzugt oder durch Schenkungen an Dritte den Nachlass aushöhlt, werden bestimmte Zuwendungen, die der Erblasser zu Lebzeiten gemacht hat, durch Anrechnung berücksichtigt. Schenkungen an Pflichtteilsberechtigte können zeitlich unbegrenzt angerechnet werden. Schenkungen an nicht Pflichtteilsberechtigte können nur angerechnet werden, wenn sie innerhalb von zwei Jahren vor dem Tod des Erblassers erfolgt sind.

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Willkommen im «neuen» «Alter Zoll» in Schaanwald und herzlichst an Guata! Am 3. April eröffnete der neue Pächter Christoph Marti den Landgasthof Alter Zoll Schaanwald, der in neuem Glanz erstrahlt. Die gemütliche, sehr geschmackvoll eingerichtete Gaststube ist ein Nichtraucher-Restaurant und präsentiert eine bodenständige Karte mit vielen hausgemachten Gerichten, die man heute kaum noch so findet. Im restaurierten Zollstüble darf dafür geraucht und gefeiert werden. Es kann für private Feste gemietet werden. Vorsteher Freddy Kaiser überbrachte samt Gemeinderat die besten Glückwünsche zur Neueröffnung und liess den Musikverein Konkordia Mauren mit einem musikalischen Ständchen die Eröffnung untermalen. Anschliessend wurde durch Vorsteher Kaiser «angezapft». Text/Bilder: Vera Oehri

Vorarlbergerstr. 118 9486 Schaanwald FL +423 373 11 15 hoi@alterzoll.li MO–FR 09:00–23:00 Ab Mai auch Sonntag geöffnet


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«Zeit ist Herzmuskel!»

Kai Bornkamp erlitt im Februar einen Herzinfarkt, der vom Liechtensteiner Kardiologen Dr. Johannes Jehle erfolgreich behandelt wurde. Wie sich der Herzinfarkt anfühlte, wie er behandelt wurde und wie es Kai Bornkamp heute geht. Das Gespräch. Sie hatten Mitte Februar einen Herzinfarkt? Wie machte sich der Infarkt bemerkbar? Kai Bornkamp: Es war an einem Sonntag und ich fühlte mich schon den ganzen Tag unwohl. Dann kam ein starker Schmerz mitten hinter dem Brustbein hinzu, mir wurde übel, ich begann kalt zu schwitzen und bekam Angstzustände. Daraufhin fuhr meine Frau mich ins Spital nach Vaduz. Wir waren beide ziemlich sicher, dass es sich um einen Herzinfarkt handeln musste. Was geschah im Spital? Bornkamp: Meine Frau hat mir erzählt, dass ich wie ein Zombie zur Notaufnahme getorkelt sei. Ich war in einem Nebel aus Angst und Schmerzen und wollte einfach, dass man mir hilft. Im Landesspital hat man gleich ein EKG gemacht, das den Verdacht auf einen Herzinfarkt erhärtete. Daraufhin wollte mich der diensthabende Arzt nach Chur verlegen. Meine Frau machte ihn darauf aufmerksam, dass ja neuerdings auch in Bendern Herzinfarkte behandelt werden können. Sie ist auf das Thema sensibilisiert, seit jemand aus unserem Umfeld einen Infarkt hatte. Jedenfalls wurde ich dann sofort mit der Rettung nach Bendern in das Herzkatheterlabor der Medicnova verlegt. Dort nahm man die Intervention umgehend vor und legte mir vier Stents. Hat sich Herr Bornkamp richtig verhalten, indem er sich von seiner Frau in die Notaufnahme nach Vaduz fahren liess? Johannes Jehle: Herr Bornkamp hat insofern richtig gehandelt, dass er sich zeitnah in medizinische Betreuung begeben hat. Allerdings empfehlen wir bei Verdacht auf einen Herzinfarkt, sich nicht selbst auf den Weg zu machen, sondern direkt die Rettung zu alarmieren. Die Rettung kann

Der interventionelle Kardiologe Dr. Dr. Johannes Jehle (links) ist Belegarzt und eingebunden in den 24-Stunden-Herzkatheterdienst an der Medicnova Privatklinik in Bendern. Er behandelte Kai Bornkamp aus Triesen nach seinem Herzinfarkt im Februar. dann vor Ort ein EKG machen und dieses direkt via Telemetrie dem 24-Stunden-Dienst-Kardiologen der Medicnova in Echtzeit übermitteln. Anhand des EKGs kann der Interventionelle Kardiologe entscheiden, ob eine notfallmässige Infarktbehandlung, das heisst eine Wiedereröffnung eines Koronargefässes, notwendig ist. So sparen wir wertvolle Minuten. Man kann es nicht oft genug betonen: Zeit ist Herzmuskel! Je schneller der Infarkt behandelt wird, umso geringer ist das Risiko bleibender Schäden. Macht es einen Unterschied, ob jemand in Chur oder in Bendern behandelt wird? Jehle: Jede Minute zählt! Zeit ist Herzmuskel! Beim akuten Herzinfarkt empfehlen die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie eindeutig, die schnellstmögliche Verlegung in das nächstgelegene Herzkatheterlabor. Es handelt sich um eine Klasse-1A-Indikation.

Wie geht es Ihnen heute, Herr Bornkamp? Bornkamp: Ich wurde bereits in Bendern hervorragend nachversorgt. Danach war ich für vier Wochen in der Reha. Und heute geht es mir körperlich fast besser als vorher. Vor meinem Herzinfarkt rauchte ich, hatte Übergewicht und Stress bei der Arbeit. Mein Hausarzt hatte mich bereits lange vor dem Herzinfarkt gewarnt, dass mein Lebenswandel alles andere als ideal sei. Nun muss ich dieses einschneidende Ereignis aber noch mental verarbeiten und sicherstellen, dass ich nicht in die alten Bahnen zurückkehre. Medicnova steht bisher nur zusatzversicherten Patienten offen. Herr Bornkamp ist aber allgemeinversichert. Wird er nun auf Mehrkosten sitzenbleiben? Jehle: Bei einem akuten Herzinfarkt handelt es sich um einen Notfall, der so rasch wie möglich im nächstgelegenen Spital mit Herzkathetermöglichkeit behan-

delt werden muss. Hier darf es keinen versicherungstechnischen Unterschied geben! Vor über einem Jahr haben wir beim Ministerium einen OKP-Antrag für die Interventionelle Kardiologie eingereicht, welcher uns die Versorgung von allgemeinversicherten Patienten auch bei Nicht-Notfällen ermöglichen würde. Im Übrigen ist die Behandlung von Patienten in Bendern für das Land Liechtenstein günstiger, als in allen anderen Zentren.

Medicnova Privatklinik AG Selemad 10 9487 Gamprin-Bendern T +423 375 14 00 www.medicnova.com


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RhySearch unterstützt KMUs mit Forschung und Entwicklung RhySearch, das Forschungs- und Innovationszentrum Rheintal, soll weiter ausgebaut werden, um die regionalen KMU im Hightech-Bereich noch besser unterstützen zu können. Der Kanton St. Gallen und das Land Liechtenstein wollen dafür rund elf Millionen Franken zur Verfügung stellen. Text: Patrick Stahl

RhySearch unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) mit angewandter Forschung und Entwicklung. Das Forschungs- und Innovationszentrum fokussiert sich dabei aktuell auf die Geschäftsbereiche Optische Beschichtung und Präzisionsfertigung. Mit diesen beiden Geschäftsfeldern deckt RhySearch einen wichtigen Teil der regionalen KMUs im Hightechbereich ab. Der Optikbereich gewinnt dank neuer Anwendungen wie Einparksensoren von Autos oder Laserspiegeln für die Augenchirurgie an Bedeutung. Regionale Unternehmen sind in diesem Geschäft vorne mit dabei. Unter der Federführung von RhySearch haben sich deshalb bereits 15 Unternehmen aus der regionalen Optikindustrie erstmals zu einem gemeinsamen Projekt zusammengefunden, um sich für die Zukunft zu rüsten. Beteiligt sind unterschiedliche Partner, vom Anwender über den Komponenten- und Beschichtungsmaschinenhersteller bis zur Optikvertriebsfirma. Seit Mitte 2015 bietet RhySearch einen schweizweit einzigartigen Messplatz zur Analyse von optischen Beschichtungen an. Die beteiligten Firmen können dort eigenständige Messungen durchführen, ohne die Infrastruktur selbst aufbauen zu müssen. «Viele Unternehmen können sich einen Messplatz nicht leisten oder zumindest nicht profitabel betreiben. Deshalb ist diese Zusammenarbeit gerade für die KMUs

Thomas Gischkat, Projektleiter optische Beschichtungen, und Richard Quaderer, Geschäftsführer von RhySearch (r.), bei einer Besprechung. Bild: Oliver Hartmann

enorm wichtig», sagt Richard Quaderer, Geschäftsführer von RhySearch.

Modellfertigung für KMUs Ähnlich grosse Bedeutung hat RhySearch für die KMUs in der Präzisionsfertigung. RhySearch hat gemeinsam mit Industriefirmen und Forschungseinrichtungen ein Konzept für eine Modellfertigung mit dem Titel «Werkstatt4» erarbeitet. RhySearch will gemeinsam mit der Hochschule für Technik Buchs (NTB), der Universität Liechtenstein und der Inspire AG diese Modellfertigung mit vernetzten Maschinen und intelligenter Steuerung ausrüsten, um die Ultrapräzisionsfertigung serientauglich und kostengünstiger zu machen. Das Stichwort dazu lautet Industrie 4.0. Dabei wird ein automatisiertes CNC-Ferti-

gungscenter mit Ultrapräzisionsmaschinen in den Räumen der Hochschule für Technik Buchs (NTB) aufgebaut. Dort können einerseits neue ultrapräzise Teile entwickelt und andererseits Schnittstellen und Abläufe getestet werden, bevor sie in den Unternehmen im Produktionsalltag eingesetzt werden. Zudem können die Industriefirmen in der Modellfertigung eigene Forschung betreiben oder Kleinserien herstellen lassen. «Mehrere Firmen haben sich bereits dazu bereit erklärt, an der ‹Werkstatt4› mitzuarbeiten», sagt RhySearch-Geschäftsführer Richard Quaderer.

Investionen sollen sich bezahlt machen Die enormen Anstrengungen von RhySearch verlangen nach einem weiteren Ausbau des For-

schungs- und Innovationszentrums. Der Kanton St. Gallen und das Land Liechtenstein haben deshalb beschlossen, für die Jahre 2017 bis 2020 insgesamt rund elf Millionen Franken für Investitionen in den weiteren Aufbau der Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Zwei Drittel soll der Kanton St. Gallen übernehmen, das restliche Drittel entfällt auf das Land Liechtenstein. Die Regierungen der beiden Träger haben dem Ansinnen bereits zugestimmt. Die beiden Parlamente werden voraussichtlich noch im Frühjahr über die Kreditvorlagen abstimmen. Mit diesem Geld sollen unter anderem die Modellfertigung für Industrie 4.0 eingerichtet und eine neue Anlage zur Beschichtung von komplexen Strukturen angeschafft werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen KMUs in den Bereichen Optische Beschichtung und Präzisionsfertigung nachhaltig zu stärken. Diese Ausgaben könnten sich schon bald bezahlt machen. Die beteiligten Industriefirmen haben grosse Hoffnungen in die Zusammenarbeit mit RhySearch. Laut einer Umfrage erwarten die Unternehmen, dass sie den Umsatz aufgrund der laufenden Projekte mit RhySearch kumuliert um bis zu 48 Millionen Franken steigern und insgesamt bis zu 70 neue Arbeitsplätze schaffen können. Bei solchen Summen hätten sich die Investitionen der Träger wohl schon bald gelohnt. Weiterführende Informationen unter www.rhysearch.ch


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An der Zukunft von Radio L ­mitarbeiten «Du bisch scho all an Radiomensch gsi – und wirsch au all aina bliiba.» Gut, das kann sein. Wobei: Ich bezweifle die Richtigkeit des Inhalts dieser Worte einer Arbeitskollegin, mindestens, wenn man mein ganzes Leben betrachtet. Sie hat natürlich insofern Recht – widersprich nie einer Arbeitskollegin! –, als dass sie mich bereits als Radiomensch kennengelernt hat. Als gestandenen Radiomacher, der sich in der Welt der Nachrichten, Beiträge, Liveeinschaltungen und so weiter und so fort auskennt. Der weiss, wie es ist, nicht nur fünf Minuten, sondern stundenlang auf den Interviewpartner zu warten. Wesentlich angenehmer ist es dann, wenn es an der Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland nicht so lange geht und der General Manager des Teams Canada in der Person von The-one-and-only Wayne Gretzky nach dem Training vor einem steht und ein Exklusivinterview gibt. CNN, BBC und NBC haben keines bekommen, ebenso wenig wie ARD, ZDF, Blick oder Bild. Das sind absolute Höhepunkte. Genauso aufregend ist es, wenn man sich mit dem Thema Biber in Liechtenstein, einer Sozialwissenschaftlerin aus Wien oder dem Verbandsmusikfest der Konkordia Gamprin beschäftigen kann. Darum habe ich mich nach meiner ersten Zeit bei Radio L auch entschlossen, wieder zurückzukehren. Ein Teil jenes Teams zu sein, das die Zukunft von Radio L mitgestaltet und Wissen an die Hörer wie auch die junge Generation von Radiomachern weitergeben kann.

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«Fühle mich wohl in der Radiowelt» Bei der Berufswahl gab es für mich immer zwei Schwerpunkte, entweder Reisen oder Gestaltung. Beides liegt mir sehr am Herzen und macht mir Spass. Schliesslich entschied ich mich für eine Lehre im öffentlichen Verkehr (Reisen). Bereits vor Lehrbeginn war für mich klar, dass ich nach der Lehre die Berufsmaturität absolvieren werde. Nach dem KV-Abschluss hatte ich aber genug von Wirtschaft und orientierte mich wieder mehr in Richtung Gestaltung. In der gestalterischen BMS in St. Gallen lernte ich meinen heutigen Freund kennen, und ein Freund von ihm erzählte mir von seinem Multimedia-Production-Studium in Chur. Ich war begeistert und meldete mich gleich für den Infoanlass ein paar Wochen später an. Die Entscheidung war schnell gefallen, und die Anmeldung für den Studiengang 2017 bestätigt. Da ich zwischen BMS und Studium noch ein Jahr zu überbrücken hatte und ein Praktikum Voraussetzung für das Studium war, führte mich der Weg vom Sarganserland ins benachbarte Ländle zum Radio L. Anfangs war ich etwas skeptisch, als Hobby-­ fotografin bin ich ein absoluter Bildermensch und so ganz ohne Bilder arbeiten? Naja. Ich fühlte mich aber vom ersten Moment an pudel­wohl in der Radiowelt. Mir wurde schnell klar, dass Bilder beim Radio genauso wichtig sind, der Unterschied besteht lediglich darin, dass man beim Radio das Bild im Kopf der Hörer erzeugen muss und es nicht einfach mit einer Kamera einfangen kann. Dieser Herausforderung wollte ich mich stellen, und ich denke, das ist mir mittlerweile auch nicht schlecht gelungen. Nadine Hinder

«Ich bin in einem tollen Umfeld» Erst kürzlich habe ich meine Matura am Liechtensteinischen Gymnasium abgeschlossen und war mir anschliessend noch nicht sicher, welche Richtung ich einschlagen soll. Als optimale Lösung bot sich ein Zwischenjahr an. Nach ein paar Monaten im Gastronomiegewerbe trat ich das Praktikum bei Radio L an. Dazu bewegten mich verschiedenen Gründe: Zum einen wurde mir im Verlaufe des Jahres immer mehr bewusst, dass ich mich in Richtung Wirtschaft im Bereich Marketing weiterbilden möchte. Die Grundüberlegung war dabei, mich mit einem Medienkanal intensiv auseinanderzusetzen. Zusätzlich bot mir RadioL, mein Allgemeinwissen zu erweitern. Da ich neben der Matura auch die Sportschule abgeschlossen habe, hat mich der Sport immer sehr interessiert. Jedoch eher im praktischen Sinne, weil ich sehr gern selbst Sport betrieben habe. In meinem Praktikum konnte ich mir nun auch mehr Wissen in verschiedenen Sportarten aneignen und zudem viele interessante Personen kennenlernen. Auch intern profitiere ich sehr viel von den anderen Mitarbeitern in einem tollen Umfeld. Benjamin Wolf Pascal Hardegger, Redaktor Radio L


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Nicole Bauer-Grebers Zahltag Nicole Bauer-Greber kann sehr schnell Feuer machen. Und schnell Zelte aufstellen. Mit Hilfe natürlich, denn die grossen Pfadizelte kann auch die Präsidentin der Pfadi Liechtenstein nicht allein hinzaubern. Die Greber AG hingegen hat sie in den letzten Jahren in Eigenregie ausgebaut. Und im Lauf der Jahre fast so viele Gerichte ihrer Showköche Rolf Berger und Sophie Frick probiert, wie es Abkürzungen in der Pfadi gibt …

Wie viele Träume hast du dir in deinem Leben schon erfüllt?

1

3

Eigentlich macht sie 0 Selfies, wir dürfen aber.

Wie viele Artikel stehen in deinem Geschäft inklusive Lager?

5

Wie viele Träume hast du noch?

Interview: Asha Ospelt-Riederer

0

In wie vielen WhatsApp-Gruppen bist du?

Auf einer Skala von 1-10: Nicole Bauer-Greber hätte kaum je gedacht, dass sie einmal das Geschäft ihrer Eltern übernehmen würde.

Wie viele Selfies machst du pro Tag durchschnittlich? Eine wie gute Köchin bist du in Schulnoten?

26’000

5

5

In wie vielen WhatsApp-Gruppen wärst du lieber nicht?

Eine wie gute Grilleurin bist du in Schulnoten?

5

0 Eine wie gute Bäckerin bist du in Schulnoten?


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1

Wie sehr hättest du gedacht, dass du mal den Laden deiner Eltern übernimmst, auf einer Skala von 1–10 ?

Wie viele Mitglieder zählt die Pfadi Liechtenstein?

Wie viele Stunden pro Monat verbringst du in der Showküche?

Wie wohl fühlst du dich selber im Café Etagère auf einer Skala von 1–10 ?

10

Bei wie vielen Jamborees (Pfadigrosslager) warst du schon dabei?

3 grosse Träume hat sie sich bereits erfüllt.

Wie viel Prozent deiner KundInnen sind Touristen?

2 Wie oft stehst du selber hinter der Verkaufstheke in Prozent?

Wie viele Stunden verbringst du mit der Pfadi pro Monat?

Wie viele davon kennst du persönlich?

50

Wie schnell kannst du ein Feuer machen in Minuten?

20 1

Sie gibt sich im Kochen eine 5 – wir glauben, das ist etwas untertrieben.

10 Wie viel Prozent Geschirr bei dir zuhause sind aus deinem eigenen Laden?

10

800

20

4

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Wie viel Spass macht dir dein Job auf einer Skala von 1–10?

100 0

Wie viele Tassen Kaffee trinkst du pro Tag?

6

Wie alt warst du beim Eintritt in die Pfadi?

Nicole Bauer-Greber Nicole Bauer-Greber, 38, führt die Greber AG, Geschäft für Haushaltswaren und Tischkultur, seit 2012 und erweiterte sie mit dem Kochstudio «Kochwelt» und dem Café Etagère. Sie ist ausserdem Präsidentin der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Liechtensteins. www.greber-ag.li


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«Das Zusammenleben von Alt und Jung funktioniert gut» Gibt es in Liechtenstein den in der OKP- und AHV-Debatte oft zitierten Generationenkonflikt tatsächlich? Inwiefern können junge Menschen von älteren lernen und umgekehrt? Und welche Aufgaben und Herausforderungen kommen auf den Liechtensteinischen Seniorenbund (LSB) zu? Dr. Renate Wohlwend, Präsidentin des LSB, zieht Bilanz und wirft einen Blick in die Zukunft.

Frau Wohlwend, vor knapp einem Jahr haben Sie das Amt der Präsidentin des Seniorenbundes übernommen. Wie fällt Ihre Bilanz der ersten zwölf Monate aus? Dr. Renate Wohlwend: Ich darf eine durchwegs positive Bilanz ziehen: Der Verein hat sich ja bereits in den Jahren unter der Führung von Christl Gstöhl gut entfaltet. In den zwei Jahren meiner Mitarbeit im Vorstand konnte ich erfahren, «wie der Laden läuft». Bei der Übernahme des Präsidentenamtes war mir ganz wichtig, dass ich weiter auf die Loyalität von Doris Wenaweser, die im Sekretariat arbeitet, und von Franz-Josef Jehle, der die Geschäfte der IBA (Informationsund Beratungsstelle Alter) führt, zählen durfte. Ich sehe mich weniger als Präsidentin, sondern vielmehr als die «Prima inter Pares», also die Erste unter Gleichen, in einem toll motivierten Vorstandskollegium.

Es braucht viel, um mich aus der Fassung zu bringen.

Entspricht Ihre Aufgabe dem, was Sie erwartet haben? Oder kostet das Amt mitunter doch mehr Zeit und Nerven, als gedacht? So manche Aufgabenstellung ist tatsächlich eine Herausforderung für mich. Da dieses Amt aber keine lästige Pflicht ist, sondern mir – zumindest meistens – Freude bereitet, messe ich prinzipiell nicht die eingesetzte Zeit, sondern fühle mich erleichtert, wenn eine Sache richtig eingefädelt oder sogar zu einem guten Ende gekommen ist. Ausserdem habe ich starke Nerven.

sich ein, sodass wir Entscheidungen auch gemeinsam tragen und nach aussen vertreten können.

Also überwiegen ganz klar die positiven Seiten? Durchaus! Ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll: Das Altbewährte wird mit den frischen Ideen der neu zugewählten Vorstandsmitglieder gemischt. Jede und jeder im Vorstand bringt

Wohlstand unseres Landes beigetragen: Sie verdienen gesellschaftliche Anerkennung und Respekt. Ganz zentral für unser Zusammenleben scheint mir die gegenseitige Wertschätzung von Jung und Alt zu sein. Ebenso wichtig ist mir die Unterstützung und Begleitung bei Schwierigkeiten in der Bewältigung des Alltags oder auch das Bemühen

haben bis ins hohe Alter teils schwere körperliche Arbeit verrichtet. Sie waren «abgeschafft» und müde. Die Seniorin und der Senior von heute sind meist topfit, voller Tatendrang und unternehmungslustig. Sie reisen gerne in Gesellschaft von Menschen, die sie kennen oder kennenlernen wollen. Jene, die körperlich fit sind und anderen helfen

«Ganz zentral für unser Zusammenleben scheint mir die gegenseitige Wertschätzung von Jung und Alt zu sein.» Dr. Renate Wohlwend, Präsidentin des LSB

Der LSB wurde 1994 gegründet mit dem Ziel, in Liechtenstein die Interessen aller älteren Menschen wahrzunehmen. Worin bestehen die Hauptaufgaben des Seniorenbundes? Ich sehe die erstrangige Aufgabe in der Fortentwicklung des Miteinanders. Wir Senioren sind ja keine «Sondergattung», wir waren ja gerade noch aktiv im Berufsleben, die Älteren unter uns haben sehr wesentlich zum

um einen bestmöglichen Schutz vor sozialer Isolierung. Wir wollen ein aktives, selbstbestimmtes Leben im Alter fördern. Mit der IBA unter Franz-Josef Jehle bietet der LSB die ideale Anlaufstelle für Altersfragen. Inwiefern haben sich die Aufgabenfelder des LSB in den vergangenen Jahren verändert? Bei der Gründung des Seniorenbundes sass der Neni noch Pfeife stopfend auf dem Bänkle vor dem Haus, und die Nana flickte auf dem Ofenbänkle Strümpfe. Unsere Eltern und Grosseltern

wollen, geben ihre Dienstbereitschaft für Gartenarbeiten oder Fahrdienste bei «Senioren für Senioren» bekannt. An dieser Stelle will ich mich allerherzlichst bei den vielen anonym bleibenden Frauen und Männern bedanken, die in unserem Land wertvolle Freiwilligenarbeit zum Wohl der kranken und alten Menschen leisten. Der Seniorenbund ist ständig bemüht, seine Hilfs- und Förderungsprogramme den sich fortentwickelnden und rapide ändernden Umwelt- und Gesellschaftssituationen anzupassen.


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«Jede Medaille hat zwei Seiten: Wenn wir Respekt und Solidarität erwarten, müssen wir unsererseits auch einen Beitrag leisten.»

Was kostet ein Heimplatz in Liechtenstein?

Dr. Renate Wohlwend, Präsidentin des LSB

Ich lebe allein in einem grossen Einfamilienhaus, meine erwachsenen Kinder wohnen im Ausland. Nun will ich das Haus meinen Kindern übergeben und meinen Lebensabend im Pflegeheim verbringen. Was kostet ein Heimplatz in Liechtenstein? Ob Reform der AHV oder Revision des Krankenversicherungsgesetzes: Die jüngsten Massnahmen der Politik kamen – um es vorsichtig auszudrücken – den Senioren nicht gerade entgegen. In den Debatten wurden sie zudem oft als Kostenverursacher und Verteidiger ihrer Pfründe bezeichnet. Sehen Sie sich von manchen Politikern falsch behandelt oder im Stich gelassen? Es ist richtig, dass die finanziellen Auswirkungen krass zu Buche schlagen und vor allem jene älteren Rentner hart treffen, die nicht pensionsversichert sind, sodass sie mitunter ihre Ersparnisse als Zubrot zur AHV-Rente angreifen müssen. Umgekehrt waren die genannten sozialpolitischen Reformen dringend notwendig, damit unsere Sozialwerke auf längere Sicht Vorsorge für die heute Jungen treffen können. Jede Medaille hat zwei Seiten: Wenn wir Respekt und Solidarität erwarten, müssen wir unsererseits auch einen Beitrag leisten. «Von der Politik im Stich gelassen» klingt hart – allerdings sind wir im LSB-Vorstand äusserst dankbar, wenn sich die eine oder der andere Abgeordnete in der Landtagsdebatte für die ältere Generation stark macht. Wie sehen Sie den Stellenwert der Senioren in der Gesellschaft? Hat die Wertschätzung abgenommen? Gibt es den oft zitierten Generationenkonflikt tatsächlich? Ich persönlich sehe den Generationenkonflikt nicht. Es zeigt sich im Alltag, dass das Zusammenleben von Alt und Jung gut funkti-

oniert. Wir gehören zusammen, und wir können voneinander profitieren. Im LSB betreiben wir das sogenannte Generationenprojekt mit der Oberschule Vaduz. Im kleinen Rahmen sehen wir das Zusammenwirken von jungen und alten Menschen: Vom gemeinsamen Philosophieren bis hin zu «Berufe früher und heute» wird gegenseitiges Interesse zwischen Enkeln und Grosseltern bezeugt, wie wir es aus unserem Familienalltag kennen. Mir scheint, Sie sind zuversichtlich, dass Liechtenstein ein Land bleibt, in dem sich der Lebensabend geniessen lässt? Solange wir gesund sind, aber weitere Reisen zu anstrengend werden, haben wir vor unseren Haustüren ein vielfältiges Angebot von Natur und Kultur. Mir ist nicht bange, auch im Alter meine Tage in Liechtenstein abwechslungsreich gestalten zu können. Und sobald sich diverse Alterserscheinungen vermehrt bemerkbar machen, dürfen wir dankbar sein, ein so gut ausgebautes Netz an medizinischen und sozialen Dienstleistungen zu haben. Letzte Frage: Wie fühlen Sie sich selbst als Seniorin, wie gehen Sie mit dem Älterwerden um? Ich bin dankbar für meine Gesundheit, sodass ich mein Wissen und meine Lebens- und Berufserfahrung gerne in das ehrenvolle Amt beim LSB einbringe. Ich erkenne aber auch, dass ich mich mit meinem eigenen Älterwerden auseinandersetzen sollte, weil Altsein in Glück und Zufriedenheit wohl gelernt sein will.

Frage von Emma (77 Jahre) aus Balzers

Antwort: Momentan beträgt die Grundtaxe in den Heimen für die Langzeitpflege 111,– Franken pro Tag. Das sind pro Monat ca. 3‘400.– Franken. Hier sind das Zimmer mit Dusche/WC, Mobiliar, Vollpension, Bett- und Frotteewäsche, die private Wäsche sowie die Grundreinigung inbegriffen. Aufwendungen für den Arzt werden durch die Krankenkasse bezahlt. Die Kosten für die Pflegeleistungen werden von der Krankenkasse übernommen. Da diese Tarife nicht kostendeckend sind, übernehmen das Land und die Gemeinden die Restfinanzierung für die Pflege. Falls die bezogene AHV-Rente nicht für die Begleichung der Pensionskosten ausreicht, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Ergänzungsleistungen (EL) zu beantragen. Ist ein eigenes Vermögen vorhanden, so wird dieses bei der Prüfung des Anspruchs auf EL berücksichtigt. Genauere Informationen zu den anfallenden Kosten erhalten Sie beim Case-Management der LAK oder bei der Lebenshilfe Balzers. Weitere Informationen erhalten Sie bei den Ansprechpartnern oder auf den Webseiten der Organisationen. Genaueres zu weiteren finanziellen Fragen kann unter der Rubrik «Finanzen» entnommen werden. Ihre Ansprechpartner: Case-Management der LAK, Haus St. Florin, St. Florinsgasse 16, 9490 Vaduz Tel. 239 12 25 / case.management@lak.li / www.lak.li Lebenshilfe Balzers, Unterm Schloss 80, 9496 Balzers Tel. 388 13 13 / info@lebenshilfe.li / www.lebenshilfe-balzers.li

Alle Antworten auf w w w.altersfragen.li

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«Ich schaue zu Hause auch gern an eine weisse Wand» Friedemann Malsch hat das Kunstmuseum Liechtenstein mit aufgebaut und ist seit seiner Eröffnung im November 2000 Direktor des mittlerweile auch international bedeutenden Hauses. In den vergangenen zwanzig Jahren ist ihm «nie langweilig geworden». Ein Gespräch mit einem geborenen Kölner, der über seine Liebe zum Skifahren und zur Kunst nach Liechtenstein fand und blieb. Text: Tamara Beck

Herr Malsch, Sie schrieben mir in unserer Korrespondenz, dass Sie in nächster Zeit viel unterwegs sein werden. Weshalb? Friedemann Malsch: Wir befinden uns in einem «Superjahr» für die zeitgenössische Kunst. Alle grossen, weltweit bedeutenden Events finden statt. Die Documenta in Kassel und Athen, die Biennale in Venedig, dann noch ein Kongress der IKT, der Internationalen Vereinigung der Ausstellungsmacher, die Messe in Basel, die Skulptur Projekte Münster usw. Ich besuche diese Veranstaltungen einerseits, um das Kunstmuseum zu vertreten, andererseits aber natürlich auch, um Kollegen zu treffen, Kunst zu sehen und mich zu informieren, welche Themen aktuell sind. Sind Sie also eher ausserhalb des Kunstmuseums unterwegs? Nein, ich bin schon mehrheitlich hier in Vaduz.

Der grosse Liechtensteiner Künstler, Bildhauer und Schriftsteller Georg Malin im Gespräch mit Friedemann Malsch.

Woraus besteht Ihre Tätigkeit, wenn Sie hier sind? Wir sind ein kleines Team, und jeder hilft überall ein wenig mit, wenn Bedarf besteht. Als Direktor leite ich das Museum und habe viele organisatorische und repräsentative Aufgaben, und ich bin Ansprechpartner für den Stiftungsrat, die Ankaufskommission und den internationalen Beirat. Auf der anderen Seite kuratiere ich mindestens einmal im Jahr eine Ausstellung, schreibe Texte für Kataloge, kümmere mich um die Sammlung etc.

Was gefällt Ihnen daran, was eher nicht? Das Administrative mache ich weniger gern, aber besondere Momente sind z. B. die Führungen mit den Gästen der Regierung, was noch oft der Fall ist. Dann habe ich die Möglichkeit, Personen zu treffen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommen würde. Da sind meine Kollegen aus dem Ausland dann auch mal neidisch, wenn ich z. B. sage, dass ich den UNO-Generalsekretär in «meinem» Museum hatte.

Wie sind Sie vor über 20 Jahren zum Kunstmuseum gekommen? Ich war vorher in Strassburg und konnte dort Erfahrungen mit dem Bau eines Museums sammeln. Verpflichtet wurde ich als Konservator der Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung und bekam dann die grossartige Chance, das Museum von Beginn an mitzugestalten. Ich konnte den Planungsprozess eng begleiten, die Sammlungspolitik definieren und ein Team zusammenstellen.

Wie haben Sie zur Kunst gefunden? Das entwickelte sich langsam. Interesse dafür hatte ich schon in der Schulzeit. Während meiner Zeit beim Militär beschloss ich dann, Kunstgeschichte zu studieren. In diesem Fach eröffnen sich viele Berufsfelder. Ich wollte nah an der Kunst sein, gleichzeitig aber auch eine gewisse Distanz wahren, sodass ich auch Fächer wie Soziologie studierte, die mir eine kritische Distanz zu diesem Feld ermögli-


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chen, was wichtig ist für einen Museumsmenschen. Wo beginnt für Sie Kunst und wo hört sie auf? Das ist eine schwierige Frage. Als Historiker würde ich antworten, Kunst kommt von Können, sie hat Geschichte und steht in einer Tradition. Kunst entwickelt sich. Aus Sicht des Künstlers ist Kunst das, von dem er sagt, es sei Kunst. In der Demokratie besteht Meinungsvielfalt, und entsprechend vielfältig ist die Kunst. Zudem muss Kunst nicht nur schön sein, auch wenn das immer noch einige meinen. Kunst ist heute ja nicht nur Malen und Bildhauerei, sondern auch Installationen etc., die ein Laie vielleicht gar nicht als Kunst wahrnehmen würde. Das liegt zum grossen Teil am Bildungssystem. Wenn die Menschen von klein auf häufiger der Kunst begegnen könnten, gäbe es da nicht so ein Problem. Mit der Kunstvermittlung, die Sie hier im Hause anbieten, wirken Sie dem erfolgreich entgegen? Ja, wir bieten Kunstvermittlung an – im Schulbereich insbesondere für Lehrer und ihre Schüler, damit diese die Kunst in den Lehrplan integrieren können. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen. Es kommen Lehrer aller möglichen Schulstufen und Fachrichtungen zu uns. Aber natürlich bieten wir auch den Erwachsenen alle möglichen Formate zur Begegnung mit der Kunst an.

Künstler nach dem 2. Weltkrieg sind, die viele kennen und die aus zwei unterschiedlichen Kulturräumen stammen. Ja, bitte. Andy Warhol und Joseph Beuys. Sie stammten aus den USA und Europa und hatten oft dieselben Themen, stellten diese aber auf eine ganz andere Art dar. Auch Warhol hat sich viel mit dem Tod und der Identität beschäftigt, was man auf den ersten Blick nicht sieht. Haben Sie einen Ausgleich zur Kunst? Zur Kunst brauche ich keinen Ausgleich, jedoch zur Direktorentätigkeit. Ich fahre sehr gerne Ski, das macht mir Spass und ist auch mit ein Grund, weshalb ich mich damals in Liechtenstein beworben habe.

Wie muss man sich ihr Zuhause vorstellen? Wie viel Raum nimmt dort die Kunst ganz konkret ein? Es gibt das eine oder andere Kunstwerk, aber ich schaue zu Hause auch gern mal an eine weisse Wand.

Und im Sommer gehen Sie gerne wandern? Nein, aber ich geniesse die Natur. Und mir gefällt hier auch diese Mischung aus ländlicher Situation und hochmoderner Gesellschaft. Und die kurzen Wege.

Haben Sie einen Lieblingskünstler? Nein, dafür bin ich zu sehr Historiker. Ich entwickle da keine emotionale Bindung. Ich kann Ihnen aber sagen, welches meiner Meinung nach die zwei zentralen

Schon seit über zwanzig Jahren sind Sie im Kunstmuseum. Was hat sich in dieser Zeit verändert? Es hat sich viel verändert, und das finde ich faszinierend und beeindruckend. Ungefähr alle fünf Jahre gab es neue Herausfor-

derungen. Zuerst kam das Planen und Bauen, dann mussten wir das Museum zum Laufen bringen. Die darauffolgenden Jahre galt es, das Museum international zu platzieren, und dann kam die Erweiterung mit der Hilti Art Foundation. Damit hat das Museum einen ganz neuen Status erreicht und kann künftig noch viel weiter ausstrahlen, auch und besonders zum Nutzen Liechtensteins. Auch die Besucherzahlen sind leicht gestiegen, und es kommen noch mehr Menschen als früher, die extra wegen des Museums anreisen. Es ist mir also hier bislang nie langweilig geworden.

KURZ GEFRAGT Wie starten Sie in den Tag? Mit grünem Tee und Frühstück. Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde? Ich lebe in Schaan, einer Gemeinde, die in den letzten Jahren sehr ­dynamisch geworden ist. Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Die Duxwiese in Schaan. Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? Fachliteratur und ein Buch über die Geschichte von Sarajevo. Ein Lieblingszitat? «Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann» ­ von Francis Picabia, einem Künstler aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? Südamerika würde mich noch interessieren, z. B. Lima (Hauptstadt von Peru). Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Gesundheit.


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«Ich habe grosse Freude an täglichen Herausforderungen» Anita Basu ist leidenschaftliche Taucherin, rudert gerne, besucht regelmässig die Opern in Zürich und Luzern und wird von ihren Freunden als Kommunikatorin sehr geschätzt. Im Interview erzählt die 55-jährige gebürtige Inderin, wie sie 1981 nach Deutschland kam, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, und später den Weg über die Schweiz zur Medicnova in Bendern fand, wo sie seit 2016 als Direktorin die Geschicke der Privatklinik führt. Interview: Herbert Oehri

Sie waren Bereichsleiterin Medizintechnik und Mitglied des Managementteams der AndreasKlinik in Cham. Was hat Sie dazu bewogen, zur Medicnova Privatklinik zu wechseln? Ich kenne den Spitalalltag von Grund auf. Ich bringe langjährige Erfahrung in führenden Positionen in Spitälern mit. Vor Abschluss meines Masters in Healthcare Management verantwortete ich als Bereichsleiterin die Medizintechnik in der AndreasKlinik in Cham, eine Klinik der Hirslanden-Privatklinikgruppe. Davor leitete ich über zehn Jahre den OP-Bereich des See-Spitals in Kilchberg. Es war der richtige Moment in meiner Karriere, eine neue berufliche Herausforderung mit dem Aufbau einer neuen Klinik und deren Leitung einzugehen. Wie haben Sie sich mittlerweile im beschaulichen Fürstentum eingelebt? Was geniessen Sie hier besonders, was fehlt Ihnen? Ich lebe in der Schweiz, aber ich geniesse es, im Fürstentum zu arbeiten. Ich bin früher sehr oft auf dem Weg nach Graubünden hier vorbeigefahren, leider ohne mehr vom Land zu sehen und auch ohne zu erahnen, dass ich in Zukunft mit meinem beruflichen Traum diesem Land und seinen Menschen so sehr verbunden sein werde. Bisher fehlte mir leider die Zeit, das Fürstentum intensiver kennenzulernen, und ich hoffe sehr, in diesem

Anita Basu zur Frage, ob Frauen anders führen: «Meine indische Herkunft und mein verlässliches, zum Teil faktenbasiertes Bauchgefühl prägen wichtige Entscheidungen in der Führung der Klinik».

Sommer die Zeit zu finden, dies nachzuholen. Frauen sind noch immer selten in Führungspositionen vertreten. Spüren Sie manchmal bei Ärzten, Geschäftspartnern oder Patienten eine gewisse Skepsis, weil Sie kein Mann sind? Nein, überhaupt nicht. Zu kei-

nem Zeitpunkt in meiner bisherigen Karriere habe ich als Frau in einer Führungsposition eine Geringschätzung oder einen Zweifel an meinen Fähigkeiten durch männliche Kollegen wahrgenommen. Nach meiner Wahrnehmung findet man immer mehr Frauen in Führungspositionen.

Führen Frauen anders als Männer? Und wenn ja, inwiefern? Ich denke, dass ich als Frau im Hinblick auf die «Softfactors» ein höheres Mass an Feingefühl für besondere Situation aufbringen kann. Meine indische Herkunft und mein verlässliches, zum Teil faktenbasiertes Bauchgefühl prägen wichtige Entscheidungen in


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der Führung der Klinik. Mein kommunikativer und kooperativer Führungsstil zeichnet mich aus. Die weibliche Intuition ist ein Vorteil, auf den Frauen in Führungspositionen zurückgreifen können. Damit möchte ich natürlich nicht sagen, dass meine männlichen Kollegen jene «Softfactors» nicht beherrschen.
Zeitgleich ist es mir möglich, in Situationen hart durchzugreifen, wenn diese es erfordern. Selbstverständlich gibt es Situationen in der Führung, in denen Emotionen zurückgestellt werden müssen. Welche Fähigkeiten sind gefragt, um eine Privatklinik mit knapp 50 Mitarbeitenden zu führen? Ein hohes Mass an Eigeninitiative, Teamgeist und Motivation, etwas bewegen zu wollen, fallen mir als Erstes ein.
Durch Eigenmotivation, kontinuierliche Selbstreflexion sowie intensives Selbstmanagement betreffend das Aneignen von Fachkompetenz konnte ich mich in verschiedenen Bereichen behaupten. Dadurch konnte ich mich im Spitalalltag in einer Führungsrolle positionieren.
Wenn eine Person selbständig fachliche sowie emotionale Entscheidungen kompetent treffen kann, sind unabhängig von der Geschlechterzugehörigkeit die Voraussetzungen gegeben, im richtigen Moment eine führende Position zu erlangen. Sie haben ein sehr intensives Jahr hinter sich, von den letzten Vorbereitungen bis zur Eröffnung der Privatklinik und dem erfolgreichen Start. Wie anstrengend war diese Zeit für Sie? Es war für mich eine fantastische Gelegenheit, in einem anspruchsvollen Umfeld die Pläne zum Bau der Klinik zu reflektieren und zu verwirklichen. Das Zeitmanagement war die grösste Herausforderung für mich.
Immer zu wenig Zeit zu haben für die anspruchsvollen beruflichen sowie persönlichen Ziele, war emotional sehr anstrengend. Aber ich liebe meinen Job. In meinem Kernberuf war ich im Operationssaal tätig. Somit bin

Anita Basu anlässlich des Tages der offenen Tür in der Medicnova Privatklinik in Bendern.

ich es gewohnt, intensive, auch emotionale Zeiten bewältigen zu müssen. Wie gelingt es Ihnen nach einem kräftezehrenden Tag, den Stress abzuschütteln und ihre Akkus neu aufzuladen? Das Wort Stress verwende ich auf grund der allgemeinen negativen Auslegung ungern.
Ich habe grosse Freude an den täglichen Herausforderungen und verarbeite Unannehmlichkeiten indem ich mich zum Rudern und Joggen in die Natur begebe. Die klassische Musik und regelmässige Opernbesuche in Luzern und Zürich geben mir die für mich notwendige Ruhe nach einem arbeitsreichen Tag. Ich werde von meinen Freunden als Kommunikatorin sehr geschätzt und nutze Zeitfenster, um für sie zu kochen und besonders freudige Zeiten gemeinsam mit ihnen zu verbringen.
Selbst die Fahrt nach Hause inspiriert mich, sodass ich auch zur späten Stunde gerne die Fahrt nach Samstagern, ein kleines Dorf in der Gemeinde Richterswil, in Kauf nehme. Morgens nutze ich die Zeit im Auto, um mich auf den Tag vorzubereiten, um verschiedene Gedanken zu sortieren und einzuordnen. Sie strahlen eine sehr positive Energie aus und vermitteln den

Eindruck, alles umsetzen zu können. Woher nehmen Sie diese Zuversicht und Kraft? Die Mitarbeitenden der Klinik fördern die Zusammenarbeit, den Teamgeist und das wachsende Vertrauen. So entsteht der Zusammenhalt, der den Erfolg unserer Klinik sichert und mir die Zuversicht gibt, die ich brauche. Diese Ideale gebe ich so gut wie nur möglich an alle Partner und an unsere Ärzte weiter. Auch meine Freunde standen jederzeit hinter meiner Entscheidung. Daraus schöpfe ich die Energie und Kraft für das Projekt. Sie können auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Hatten Sie den Ehrgeiz und die Entschlossenheit, sich laufend neue Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen, schon immer? Ja, ich bin immer zielorientiert und sehr ehrgeizig gewesen. Ich bin 1981 von Indien nach Deutschland gekommen, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Ich liebe es, Herausforderungen zu bewältigen.
Meine Intuition hat mich immer begleitet. Das ist eine der Säulen, auf der ich meine Zuversicht, das Richtige gemacht zu haben, aufbauen kann. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten: Was würden Sie, mit

den Erfahrungen von heute, anders machen in ihrem Leben?
 Das ist eine Frage, die ich mir früher sehr oft gestellt habe.
Ich bin immer auf dieselbe Antwort gekommen: Gar nichts, ich würde nichts ändern wollen. Alles, was ich erlebt habe, jeder Mensch, der mich bis hierher begleitet hat, jede Erfahrung, sei es gut oder weniger gut, hat mich zu der Person gemacht, die ich jetzt bin. Und dafür bin ich unendlich dankbar. Auch wenn Ihr Ruhestand noch einige Jahre entfernt ist: Haben Sie sich bereits Gedanken gemacht über die Zeit nach dem Job? Mit einem Lächeln beantworte ich die Frage gerne mit einem «Ja».
Als Erstes werde ich mehr Zeit für meine Träume und mehr gemeinsame Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie haben.
Ich bin eine leidenschaftliche Freizeittaucherin und hoffe, noch lange an vielen schönen Plätzen tauchen zu können. Ausserdem reise ich sehr gerne, und es gibt viele Orte auf dieser Welt, die ich sehen möchte. Die Antarktis interessiert mich zum Beispiel ganz besonders. Ein geheimer Wunsch von mir wäre auch noch ein Studium in Astronomie.


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«Ich bleibe im Landesmuseum so lange es geht» Seit 2011 ist Rainer Vollkommer Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums. Der gebürtige Münchner ist Archäologe und auch mit einer Archäologin verheiratet. In Liechtenstein und besonders in «seinem» Landesmuseum fühlt er sich wohl. Es ist dank ihm und seinem Team zu einem lebendigen Ort der Begegnung geworden. Text: Tamara Beck

Herr Vollkommer, wie verschlägt es einen bekannten deutschen Archäologen und Autor an das kleine Landesmuseum im kleinen Liechtenstein? Rainer Vollkommer: Als ich knapp über 50 und meine Tochter kurz vor der Matura war, stellte sich für uns als Familie die Frage nach dem Lebensmittelpunkt, der bis dahin in der Schweiz war. Gern wollten wir auch weiterhin in der Alpenregion leben. Da sah ich durch Zufall die Ausschreibung der Direktorenstelle in Vaduz. Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit im Landesmuseum? Wo gibt es Herausforderungen, was machen Sie eher ungerne? Die Vielfältigkeit an Tätigkeiten gefällt mir. Es wird eine immer grösser werdende Herausforderung, trotz jahrelang stagnierender und in den letzten Jahren dazu noch gekürzter Finanzen, ein lebendiges Landesmuseum zu führen. Wie soll man Ihrer Meinung nach von aussen das Landesmuseum wahrnehmen? Hoffentlich positiv als lebendigen Ort der Begegnung mit vielfältigem Programm und interessanten Geschichten. Was für eine Resonanz bekommen Sie von den Besuchern? Die Resonanz ist sehr positiv. Wenn man das Gästeblatt durchblättert, freut es mich, dass uns Gäste aus allen fünf Kontinenten besuchen und das Museum loben.

Welchen Anteil hat die Archäologie im Landesmuseum und welche Bereiche werden daneben jeweils abgedeckt? Die Archäologie ist ein Teil, aber wir haben viele weitere: Geschichte, Volkskunst, Gesellschaft, Industrie, Kirche und Staat, Naturkunde, Schatzkammer, Briefmarken, Numismatik, bäuerliches Leben, usw.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Landesmuseum verändert seit Sie 2011 Direktor sind und inwiefern war dies Ihr Verdienst? Das Museum ist ein lebender Ort der Begegnung geworden mit einem reichen, vielfältigen Programm und hat international an Attraktivität gewonnen. Die Internationalität verdanken wir

wohl meinem grossen Netzwerk, doch dass alles so reibungslos und vielfältig ablaufen kann, verdanke ich meinem sehr dynamischen jungen Team. Früher hiess es oft, Museen seien langweilig, starr, nicht lebendig. Das hat sich heute dank der vielen, neuen, v.a. technischen Möglichkeiten stark ver-


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ändert. Begrüssen Sie diese Veränderung und denken Sie, dass dadurch vermehrt Menschen den Weg ins Museum gefunden haben?

Je tiefer man Einblick in die alten Kulturen des Mittelmeerraumes gewinnt, desto mehr versteht man die heutige westliche Zivilisation und sich selbst.

Ein paar kleine Dinge, die vor allem kleine Geschichten erzählen oder einfach schön sind, wie zum Beispiel ein Stilleben oder eine Landschaft.

sprechen dieselbe Sprache und freuen uns über dieselben Dinge. Nachteile sehe ich nicht darin, weil die Themenvielfalt grösser ist als wohl viele denken.

Die Gesellschaft und die Technik haben sich sehr verändert und tun es weiter. Museen, die am Ball bleiben, können die Besucherzahlen halten oder erhöhen, die anderen stürzen gerade teilweise sehr stark ab. Wir versuchen, so gut wie möglich dran zu bleiben und das ist auch gut so.

Waren Sie auch an Ausgrabungen vor Ort oder beschäftigten Sie sich eher mit der Theorie? Früher habe ich auch öfters gegraben, zunächst in Bayern, Augsburg, Geldersheim und Ebersberg und dann mehrere mehrmonatige Kampagnen in Hattusas in der Türkei, der ehemaligen Hauptstadt der Hethiter, die im zweiten Jahrtausend v. Chr. ein grosses Reich errichteten.

Wie lange planen Sie noch, am Landesmuseum zu bleiben? So lange es geht. Ich bin sehr gerne im Landesmuseum und in Liechtenstein.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit als Ausgleich zur Museums-Tätigkeit? Am liebsten in Ruhe mit meiner Frau eine Ausstellung, ein Museum oder eine Ruinenstätte ansehen.

Sie haben auch mehrere Bücher verfasst. Was war die Motivation dahinter, diese Werke zu schreiben? Planen Sie noch weitere oder haben Sie dafür keine Zeit mehr? Die Motivation der letzten Bücher war, einem allgemeinen Publikum die Archäologie und die einzigartigen Kulturen der Griechen und Römer näher zu bringen. Sie planen also kein weiteres Buch mehr? Zurzeit nicht. Ich werde immer wieder von renommierten Verlagen angefragt, aber ich möchte mich nun auf die Museumsarbeit konzentrieren. Später, wenn ich einmal in Rente bin, werde ich das auch wieder in Angriff nehmen.

Was bewegte Sie dazu, Archäologie zu studieren? Schon als Kind sah ich die ersten antiken Stätten, Salona und den Diokletianspalast in Split/Kroatien. Diese grossartigen Bauten einer vergangenen Kultur begeisterten mich. Was interessierte Sie am meisten an diesem Fach?

Sie studierten auch Kunstgeschichte und waren eine Zeit lang als Kunsthändler tätig. Wo sind hier die Parallelen zur Archäologie? Auch im Kunsthandel ist man immer auf der Suche nach dem Besonderen und Aussergewöhnlichen und lernt über die Kunstgegenstände viel im Allgemeinen. Mit was für Kunst haben Sie gehandelt? Vor allem mit antiken und neuzeitlichen Kunstwerken, die von alten Kulturen inspiriert waren. Besitzen Sie selber Kunst oder archäologische Ausstellungsstücke?

Haben Sie schon Pläne für die Pension? Nein, aber sicherlich werde ich mich nicht zur Ruhe setzen, sondern sehr aktiv bleiben. Sie sind mit einer Archäologin verheiratet. Wie haben Sie sich kennen gelernt? Meine Frau habe ich am Freiburger Archäologischen Institut kennengelernt. Es ist schön, eine Partnerin zu haben, die die gleichen exotischen Interessen teilt.

Was gefällt Ihnen an Liechtenstein, was nicht? Liechtenstein hat so viele positive Elemente, dass ich nur einige aus Platzgründen nennen kann: wunderbare Landschaft, sehr nette gesellige Leute, gute Luft, gutes Wasser, eine hohe Lebensqualität, Sicherheit, Frieden, usw. Was mir nicht gefällt, sind die zwei ältesten Liechtensteiner: der Föhn und der Neid.

Ist dies nur von Vorteil? Die gleichen Interessen machen tatsächlich Vieles einfacher. Wir

KURZ GEFRAGT Wie starten Sie in den Tag? Mails checken. Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde? Sehr freundliche Nachbarn Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Das Landesmuseum Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? Mehrere Bücher über China Ein Lieblingszitat? Panta rhei (alles fliesst) Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? Machu Picchu Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Friede und Freundschaft untereinander


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Ausstellung des Liechtensteinischen Landesmuseums in Singapur Am Dienstag, dem 11. April 2017, wurde im Singapur Philatelie Museum die Sonderausstellung «Wertvolle Eier - Kunst, Schönheit und Kultur» durch Frau Yeoh Chee Yan, Sekretärin des Ministeriums für Kultur, Gemeinschaft und Jugend der Republik Singapur, von Tresnawati Prihadi, Generalmanagerin des Philatelie Museums, sowie von Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums, eröffnet. Der Vernissage wohnten bei u.a. die Botschafter der Philippinen, Ukraine und der Russischen Föderation sowie Vertreter der Botschaften von Kambodscha und Thailand. Dazu gesellten sich Gäste aus vielen weiteren Ländern wie Brunei, Indonesien, Liechtenstein und anderen europäischen

Ländern. Die Ausstellung präsentierte über 100 Ostereier aus der ehemaligen Sammlung von Adulf Peter Goop, die sich im Liechtensteinischen Landesmuseum befindet. Unter den ausgestellten Eiern finden sich Ostereier aus über 30 Ländern, die in allen möglichen Techniken hergestellt wurden

und aus unterschiedlichsten Materialien bestehen. Einen besonderen Höhepunkt bildeten neben wertvollen russischen Eiern aus der Zarenzeit auch die Jahresostereierserie von Liechtensteiner KünstlerInnen, die in 25 Jahren von der Schädler Keramik AG hergestellt wurden. Dazu

ergänzten eine Liechtensteiner Mädchentracht, liechtensteinische Briefmarken von Ostereiern sowie Fotos von Sven Beham die Ausstellung.


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Üseri Worzla

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Teil 1 1. Bi däm Tääg häscht – mäne – d’Pfacht medem Wasser – globe – oh ned guat troffa. Der ischt viil z’dünn groata. Bei diesem Teig hast du – so meine ich – das Mass mit dem Wasser – so glaube ich – auch nicht gut getroffen. Der ist viel zu dünn geraten.

«Wänn d’Muhämele verrokt lärmend»

2. I glob mr söttend d’Telletöör weder amol an Taag oaffa loo, dass d’Katz uffe ka gi d’Müüs foacha, es ischt als voll Muusgägele döt doamma. Ich glaube, wir sollten die Estrichtüre wieder einmal einen Tag offen lassen, dass die Katze hinauf kann, um die Mäuse zu fangen, es ist alles voll Mäusekot dort oben. 3. Höt muess i globe metem Muff i Kiercha go, äs ischt gletschkalt höt. Heute muss ich glaube ich mit dem Schlopfer (röhrenförmiger Pelzhandschuh) in die Kirche gehen, es ist sehr kalt heute. 4. I ka me no dra erinnera, dass di alta Metgleder i da Fingga i d’Prob ko sind vom MGV und di junga i da Sunntegschua, wel ene noa dr Prob no in Uusgang ganga sind. Ich kann mich noch daran erinnern, dass die alten Mitglieder in den Hausschuhen in die Probe gekommen sind vom MGV (Männergesangsverein) und die Jungen in den Sonntagsschuhen, weil diese nach der Probe noch in den Ausgang gegangen sind.

Balzner Dialekt-Ausdrücke, zusammengestellt von David Eberle

5. Wän i amol afang met em Pfnesla, dänn hörts nümma uf und i muess sminscht zeha oadr älf Moal pfnesla, oader no meh. Wenn ich einmal anfange mit dem Niessen, dann hört es nicht mehr auf und ich muss mindestens zehn oder elf Mal Niessen, oder noch mehr. 6. Im Hierbscht, i dr Wocha vor dr Kelbe händ mier Buaba früener uf em Schuelwäg hääm metem «Kelbestierna» a ganz a verroggts Speel gmacht und dänn isches am Schloss mängmol no zimmleg weld und bösarteg worda. Dänn, der wo zletscht dr Kelbestier gse ischt, där ischt met ama Stregg gfässlet und ama na Boam ufghängt woarda. Es hät dänn hgäässa: jäz wörd dr Stier gmezget und das hät se natürleg kän gfalla lo wella. Oft hät s’ganz Speel metama grossa Krach gändet. Im Herbst in der Woche vor der Kilbe (Kirchweih) hatten wir Buben früher auf dem Schulweg nach Hause mit dem sogenannten «Kilbestiernen» ein ganz verrücktes Spiel gemacht und dann ist es am Schluss manchmal noch ziemlich wild und fast bösartig geworden. Denn, derjenige, der zuletzt dann der Kilbestier war, der wurde mit einem Strick gefesselt und an einem Baum aufgehängt. Es hat dann geheissen: «Jetzt wird der Stier geschlachtet» und das wollte sich natürlich keiner gefallen lassen. Oft endete das ganze Spiel mit einem riesen Streit. 7. Mier händ as Goofa früener i dr Pause uf em Schuelplatz fascht no «gschäpplet». Wir haben als Kinder früher in der Pause auf dem Schulplatz fast nur «Fangis» gemacht.

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Der Ahnenforschungsverein Mauren hat bereits 2005 in einem Band seiner fünfteiligen Bücherserie «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» alte, kaum mehr bekannte Dialektausdrücke und Wörter zusammengefasst und veröffentlicht. Es freut uns, dass wir Ihnen heute Mundart-Ausdrücke aus Balzers vorstellen dürfen. Autor ist der Balzner Ahnenforscher David Eberle, dem wir die nachfolgenden Dialektsätze verdanken.

Bei welchem dieser Dialektsprü che kommt das Wort «D’Gügge le» vor? Senden Sie uns di e richtige Nummer per E-Mail zu. Zu gewinnen: 1 Exem plar der «Triesenberge r Wörtersammlung » vera .oehri@medienbue bis 23. April 2017

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8. Und noo dr Schuel – wäma d’Husi gmacht ka hät – dänn hämr meischtens i da und um di alta Ställ und Tänn «guggaused» bises dunklet hät. «Iiluaga» und suacha händ meischtens die Klinna müessa, soscht händ se ned dörfa mettua. Ma hät dänn müessa d’Oga zuaheba met da Händ und uf zwänzg zella und dänn uf d’Sueche. Mängmol händ se no gär ned zella könna. Und nach der Schule – wenn man die Hausaufgaben gemacht hatte – dann haben wir meistens in und um die alten Ställe und Scheunen «Versteckis» gemacht bis es dunkel wurde. – «Einschauen» und suchen haben meistens die Kleinsten müssen, sonst durften sie gar nicht mitmachen. Man musste dann die Augen zuhalten mit den Händen und auf zwanzig zählen und dann ging es auf die Suche. Manchmal konnten sie aber noch gar nicht «zählen». 9. Früjer hät ma bim Uufrechtfäscht voma Huus – wia höt epa ooh noa – a Tännele ufa Först gnaglet. Aber ma hät ned nograd farbege Fladara am Tännele befeschtegt, ma hät för jeda Arbeiter wo metgschaffet hät am Huus, a grosses farbegs Schnopftüechle - die «Alta» händ no Fazanetle gset – as Tännele knöpft. S’Ufrechtfäscht sälber hät meischtens uf dr Baustell stattgfunda met Ässa und Trinka vor Bauhärrschaft för alle. Vor dänn d’Dachdecker ko sind, hät ma s’Tännele aha gholet und d’Sacktüechle da Arbeiter vertält. Früher hat man beim Aufrichtfest von einem Haus – wie heute oft auch noch – ein Tannenbäumchen auf den First genagelt. Aber man hat nicht nur farbige Bänder am Bäumchen gefestigt, man hat für jeden Arbeiter, der mitgearbeitet hat am Haus, ein grosses farbiges Taschentuch – die «Alten» haben noch Fazanetle gesagt – an das Tannenbäumchen geknüpft. Das Aufrichtfest selbst hat meistens auf der Baustelle stattgefunden mit Essen und Trinken von der Bauherrschaft für alle. Bevor dann die Dachdecker kamen, hat man das Bäumchen heruntergeholt und die Taschentücher (auch Zimmermannstücher genannt) an die Arbeiter verteilt. 10. Wänn d’Muhämele verrokt lärmend und o noa an huffa Hööstöäffl im Gras gumpend, dänn ischt wörkleg Früeleg. Wenn die Grillen wie verrückt zirpen und auch noch viele Heuschrecken im Gras springen, dann ist der Frühling wirklich angekommen. 11. Spöateschtens abm Mai – wänn dr Monet ka «r» meh hät – dänn ischt ma früjer baarfuess odr i da Täppele i s’Tschuel ganga. Aber Täppele händ dua no ned alle vermöga. Spätestens ab dem Mai – wenn der Monat kein «r» mehr hat – dann ist man früher barfuss oder mit den Turnschuhen in die Schule gegangen. Aber Turnschuhe konnten sich damals noch nicht alle leisten. 12. Ab ama gwössa Aalter hät ma Güggele und Palättle vo dr Gluggere trännt. D’Güggele hät ma separat ghalta zum Mästa und Palättle hät ma zo da Hänna in Hännastall tua. Am Afang sind d’Palättle dänn vo da Hänna ploget worda. Abr met dr Zit händs d’Hänna dänn agnooh. Ab einem gewissen Alter hat man die jungen Hähne und die Junghennen vom Mutterhuhn getrennt. Die jungen Hähne wurden separat gehalten zum Mästen und die Junghennen hat man in den Hühnerstall zu den anderen Hühnern getan. Am Anfang wurden die Junghennen oft noch von den alten Hennen verfolgt und gepickt. Aber mit der Zeit wurden sie dann akzeptiert und aufgenommen.


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Geschichten aus der Vergangenheit

Gebhard Kieber und der Beck Mündle wären fast ums Leben gekommen Man schrieb Mittwoch, den 29. Januar 1947: An diesem Wintertag hat sich beim Bahnübergang der Hauptstrasse Schaanwald-Mauren beinahe ein tödlicher Verkehrsunfall ereignet. Im Volksblatt vom 1. Februar 1947 heisst es im dem Titel: «Glück im Unglück». Text: Herbert Oehri

«Beim Bahnübergang der Hauptstrasse Schaanwald-Mauren ereignete sich am Mittwoch ein Zusammenstoss zwischen dem Abendschnellzug und dem Auto der Bäckerei Mündle. Die Schranken standen offen! Mündle fuhr mit seinem Wagen Richtung Mauren und sah sich plötzlich vor der Situation, von dem aus Richtung Feldkirch kommenden Schnellzug erfasst zu werden. Dass es Mündle noch gelang, die Türe aufzureissen und aus dem Auto herauszukommen, ist geradezu ein Wunder. Während dem Herauskollern der beiden Fahrgäste wurde das Auto erfasst und demoliert. Der Zug hielt sofort an. Es musste festgestellt werden, dass die Bahnschranke nicht funktioniert hatte. Es wurde dann an der Übergangsstelle ein Posten aufgestellt. Es ist nun aber die Frage, ob nicht an dieser unübersichtlichen Stelle ein dauernder Bahnwärterposten geschaffen werden sollte, wie er früher immer bestand. Aber immerhin, wir beglückwünschen Herrn Mündle und den Buben, ihr Leben verdanken sie einem grossen Glück im Unglück».

Gebhard Kieber erzählt aus der Erinnerung Wir wollten von Gebhard Kieber, 1933 (Egon Mündle, Bäckermeister, ist 1986 gestorben) wissen, wie sie sich so geistesgegenwärtig aus dem Auto befreien konnten. Dazu Gebhard, der die Geschich-

te, die damals grosses Aufsehen in der Gemeinde Mauren/Schaanwald hervorrief: «Ja, das ist eine alte und unvergessliche Geschichte. Es war am Mittwoch Nachmittag, 29. Februar 1947, also vor mehr als 70 Jahren. Die Funkenzunft «Delehala» mit dem Funkenmeister Otto Ritter («Retterle Otto») haben im Pirschwald, der zwischen Schaanwald und Nendeln liegt, «Böschile» (Holzbündel, die Red.) für den Funken im Gebiet Delehala gemacht. Es war an diesem Nachmittag eisig kalt. Man hat sich in dieser Kälte

im Bett mit einem warmen Ziegel anstatt einer Bettflasche vor der bissigen Kälte geschützt. Bettflaschen waren zu teuer. Beim «Funknen» arbeiteten wir hart und bis in die Abendstunden. Beim Heimgang habe ich meinen damaligen Nachbarn, den Beck Mündle Egon vor dem Haus beim «Sunnawürtle Erwin Meier» beim Brotverkauf getroffen und ihn gefragt, ob er mich mit nach Mauren nehmen würde. «Momoll, stieg ii», sagte der Beck Mündle. Als wir ca. 50 Meter weiter unten zum Bahnübergang gekommen

sind, hörten wir einen schrillen Pfiff von einem Zug. Dann schrie der sonst so ruhige Egon Mündle «Dr Arlberg-Express kunnt, usse!!» Er packte mich am Kragen und beide sind wir so aus dem Auto gekollert. Wie das passiert ist, kann ich heute noch nicht nachvollziehen. Es war für mich wie ein Wunder. Dann hörte ich einen ungeheuren Knall. Der Expresszug donnerte mit voller Geschwindigkeit in Egons Opel hinein. Beide standen wir da, hatten zittrige Beine und haben nicht realisiert, was eben passiert war. Das Auto von Egon wurde von der Lok erfasst, mitgeschleift und ca. 50 Meter weiter weg total demoliert neben das Bahngleis geworfen. Dann hielt der Arlberg-Express an, der Zugführer stieg aus, hat unsere Personalien notiert und ein kurzes Unfallprotokoll erstellt. Zehn Minuten später war der ganze Spuk vorbei, und der Zug ist in Richtung Buchs weitergefahren. Noch heute sehe ich das Bild vom restlichen Brot aus dem Bäckereiauto zwischen den Schienen auf dem Bahngleis liegen. Den ohrenbetäubenden Knall beim Unfall vom Zug ins Auto hat man in der Hälfte von Schaanwald gehört. Im Nu waren einige Neugierige am Unfallort und haben nach Überlebenden gesucht. Ich selber verschwand übers Maurer Riet und wollte nur so schnell wie möglich nach Hause. Ich


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habe meiner Mutter erzählt, was passiert ist. Dann lief ich schnell zu Egons Frau Lina in den Verkaufsladen der Bäckerei Mündle und habe ihr vom Unfall erzählt. Zufällig war Ambros Mündle beim Einkaufen und hat die Geschichte mitgehört. Beide schauten mich zuerst ungläubig an. Man sah den Schrecken in ihre Gesichter geschrieben. Meine Mama hat mir anfänglich die Geschichte nicht geglaubt und gemeint, dass sie diese Sprüche kenne. Erst als der «Sünnawürtle» Erwin Meier mit seinem Traktor drei Stunden später das demolierte Auto in der Scheune vom «Stacha-Mündle», der auf der anderen Strassenseite unseres Hauses wohnte, abgeladen hat, hat meine Mutter die Tatsache zur Kenntnis nehmen müssen. Am gleichen Abend läutete das Totenglöcklein. Am anderen Morgen hörte man Gerüchte, dass es gestern zwei Tote in der Gemeinde gegeben habe. Viele Leute waren nämlich der Meinung, dass beim Unfall mit dem Arlberg-Express keiner überlebt habe. Das Totenglöcklein verkündete den Tod von Theres Mündle, geb. Heeb (1859-1947). Sie war unsere ehemalige Nachbarin, und soweit ich mich erinnern kann, war sie blind, aber eine sehr kontaktfreudige Person. Der «Delehala-Funka» wurde trotz allem am Funkensonntag, den 23. Februar 1947, abgebrannt und der aussergewöhnlich harte Winter traditionsgemäss aus dem Tal verjagt.

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Bäckermeister Egon Mündle.

1947: Beim Bahnübergang in Schaanwald passierte das Unglück. Rechts die heutige Bahnüberführung.


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14

päpstliche Zentralbehörde

6 6

Hafenaltröm. stadt HafenHirtenin stadt lied Israel in Israel Münze

amerik. Luftfahrtamerik. pionier Luftfahrt† 1954 pionier † 1954

in SüdMünze amerika in Südamerika

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Teichblume Teichblume

WahlBuss-in kreis WahlbereitLiechkreis in schaft tenstein Liechtenstein Gartenblume Comicfigur Comic(... und figur Struppi) (... und Struppi) besonders reizvoll

Leistung Glück verheiEinge- Halsgegen Glück schmuck Leistung ssend; weihter Halsverhei7 10 ssend; schmuck (frz., 2 W.) gesund 7 gesund Linie röm. urchristl. ExploLeitgleichen Zensor LiebesLinie sionsGasthaus ExploLuft† motiv 149 v. Leitgleichen mahl geräusch 15 drucks Christus (griech.) sionsLuftmotiv geräusch 15 glas- verdrucks Bewohschiener e. verartiger dener ital. schieÜberzug 5 Meinung 2 Insel dener 5 Meinung KurzunStaat in gültig, Radarholprig, schrift Teil des KurzmenschNordostgesichert schutzStaat in gültig, Radar(Kurzwellig Bogens holprig, schrift lich, afrika (lat.) kuppel Nordostgesichert schutzwort) (Kurz- brutal wellig afrika (lat.) kuppel wort) VereinsAusruf Weizenführung, der Entart, VereinsDirektion Dinkel täuschung führung, 20 6 Direktion frz. 20 ital. Abk.: GeistRechts- Maler häufig Abk.: ital. (Claude) licher anwälte † 1926 GeistRechts3 17 licher anwälte kaufm.: Haupt-3 österr.: SchubAbk.: JohanSollseite stadt österr.: niseines Norfach Utah SchubJohan11 5 beere Kontos wegens nisfach 11 beere Triathlon chines. Hauptauf der Form stadt Triathlon Hawaii Selbstvervon auf 1 9 (engl.) teidigung Ghana Hawaii 1 (engl.) Kurzwort Ehrenfrz.:eine Pferde- staffel für Kurzwort Ehren- b. KundStaats-b. Sommer gangart staffel für eine 19 13 gebung besuchen KundStaats19 gebung besuchen

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russischer Berg der MännerGlarner russischer name Alpen Männername

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16 16

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17 Dokumentenaustauschformat

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arab.: Vater arab.: Vater

Gebiet der Moabiter

lateinisch: lateigleichnisch: falls gleichfalls

kurz für: Deziliter kurz für: Deziliter

Per E-Mail: vera.oehri@medienbuero.li

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Einsendeschluss ist der 23. April 2017. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. portugies. Insel

Ärger, Verdruss Ärger, 15 Verdruss

Die Gewinner des 30-Franken-Gutscheines von Centrum Drogerie, Eschen, sind Maria Theres Biedermann, Schellenberg und Luise Kranz, Nendeln.

Wir jubeln, feiern Sie mit!

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Senden Sie uns das Lösungswort und mit etwas Glück gewinnen Sie ... Per Post: Medienbuero Oehri & Kaiser AG, «Rätsel» Essanestrasse 116, 9492 Eschen

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