lie:zeit Ausgabe 51

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Dez. 2016

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

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Weitere Reformen drängen sich auf Erbprinz Alois zieht Bilanz und wagt einen Ausblick in die Zukunft. Kleininserat 50x50 mm

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser Geschätzte Inserate-Kundinnen und -Kunden Weihnachten ist die Zeit, um kurz innezuhalten, die Zeit der Besinnung, der Ruhe und auch die Zeit, um Dankeschön zu sagen. Während es den allermeisten in unserem Land gut geht, gibt es auch die Schattenseite des Wohlstands; Menschen, die wegen finanzieller Schwierigkeiten schwer zu kämpfen haben und nicht einmal das Nötigste besorgen können. Für sie werden wir dieses Jahr einen bescheidenen Beitrag leisten und unser «Kundengeschenke-Budget» für einen karitativen Zweck einsetzen. Trotzdem möchten wir unserer

Freude über die gute Zusammenarbeit mit Ihnen Ausdruck verleihen und Ihnen an dieser Stelle herzlich danken! Wir wünschen Ihnen eine schöne und friedliche Weihnachtszeit und einen ausgezeichneten Start ins neue Jahr. Vom 24. Dezember 2016 bis 8. Januar 2017 sind unsere Büros geschlossen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im 2017! Ihr lie:zeit- und Medienbuero-Team

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AUS DEM INHALT «Es war sicher notwendig, diese Reformen anzugehen»

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«Unser Land steht heute deutlich besser da als vor vier Jahren» 14 NTB-Rektor Ritter: «MINT-Labor schaff t ideale Voraussetzungen» 18 3 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien

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Pedrazzinis Spiel

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Der Landtag Rückblick auf die Legislaturperiode 2013 – 2016

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Für Menschen im Unterland  ist das keine Zukunftsvision

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«Das Land nach vorne bringen»

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KVG: Politik verabschiedet sich von bewährter Partnerschaft

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Politische Positionen vergleichbar gemacht

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Rote Laterne unter dem Christbaum

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1. Liga: Balzers und USV möchten sich verbessern

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Tina Weirather nähert sich ihrer Bestform

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Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz

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Betagtenwohnheime: Neue Konzepte gefragt

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Generationenprojekt «CompiSternli»

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«So viel voneinander gelernt!»

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Tamara Kaufmanns Zahltag

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Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL-9492 Eschen · Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter),  Johannes  Kaiser,  Michael  Benvenuti,  Jnes  Rampone-Wanger,  Vera  Oehri-Kindle  · Weitere Beiträge/Interviewpartner/-innen: Regierungschef-Adrian Hasler · Regierungsrätin Aurelia  Frick · Walter-Bruno Wohlwend · Asha Ospelt-Riederer · Dr. Ernst Walch · Liechtenstein Institut · Tamara Beck · Thomas Nigg · Pio Schurti · Chrisi Kindle · Tina Weirather · Harry Quaderer · Silke Knöbl ·  Josef Eberle · Martin Meyer · Erich Hasler · Spezialbeiträge von Liechtensteins Parteien: FBP, VU,  FL, DU · Grafik/Satz/Lithos: Oliver Hartmann · Sonja Schatzmann · Anna Stenek · Druck: Somedia  Partner AG · Fotos: Paul Trummer · Jürgen Posch · Oliver Hartmann · Josef Eberle · Michael Zanghellini · Picture Alliance, Frankfurt/Main · privat zur Verfügung gestellt · Marketing: Michael Benvenuti (Leiter) · Akquisition/Beratung: Vera  Oehri-Kindle  (Leiterin)  · Sabine  Zimmermann-Gstöhl  · Creativeservice AG, Schaan · Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung  des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröff entlicht werden · Erscheinung:  Samstag,  17.  Dezember  2016  · Auflage:  Postverteilung  an  alle  Haushaltungen  und  Postfächer Liechtensteins, im Bezirk Werdenberg und an weitere ausgewählte Adressen im Rheintal  und in Vorarlberg. Zeitschrift erreicht ca. 80’000 Leserinnen und Leser, erscheint u.a. auch im Vorarlberger Lesezirkel mit einem Einzugsgebiet von 210’000 Personen (Umfang 96 Seiten).  Meinungsvielfalt:  Die  «lie:zeit»  gibt  Gastautoren  Platz,  um  ihre  Meinung  zu  äussern.  Dabei  muss  der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe  gilt  auch  für  Leserbriefe  und  Standpunkte  von  Gastautoren.  Sie  unterliegen  gewissen  Regeln  wie  z.  B.  Beitragslänge  (max.  2’000  Zeichen)  oder  ethischen  Grundsätzen,  wie  Wahrhaftigkeit  und  Achtung  der  Menschenwürde  oder  Persönlichkeitsrechte,  Schutz  der  Ehre  von  Menschen. «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 9000 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.

Nächste «lie:zeit»: 11. Februar 2017

polit:zeit So wählt Liechtenstein: Prognose der Präsidenten Wer gewinnt am 5. Februar  2017 die Landtagswahlen?  Welche Partei holt wie viele  Mandate und welche Regierungskoalition ist am wahrscheinlichsten? Die vier  Parteipräsidenten wagen eine  Prognose. Seite 12

business:zeit Erster «Business Point» in Ruggell ein voller Erfolg Das Medienbuero hat zusammen mit dem Verein 45plus  und Rohrer & Vogt Marketing den 1. «Business Point»  erfolgreich organisiert. Über 120 Personen folgten der  Einladung zum Referat von Heinrich Geissler. Seite 38

meine:zeit Ein Energie-Vampir und Renaissance-Mensch International ist er als einstiger Aussenminister und Anwalt bekannt, regional als ausdrucksstarker Schauspieler, talentierter Harfenist und leidenschaftlicher Förderer  der klassischen Musik. Ernst Walch im Gespräch. Seite 48

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«Es war sicher notwendig, diese Reformen anzugehen» Radikalkur der PVS, Revision von KVG, AHV und der 2. Säule sowie die Sanierung des Staatshaushaltes: Die Regierung habe in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet, lobt Erbprinz Alois. Ganz zufrieden ist er mit dem Status quo allerdings nicht. Im Interview mit der «lie:zeit» skizziert er die Herausforderungen der kommenden Jahre. Interview: Michael Benvenuti · Fotos: Oliver Hartmann


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Durchlaucht, die Legislaturperiode der Regierung Hasler neigt sich dem Ende zu. Wie fällt Ihre Bilanz der vergangenen dreieinhalb Jahre aus? S. D. Erbprinz Alois: Der Regierungsantritt erfolgte vor dreieinhalb Jahren in einer sehr schwierigen Situation, in einer Zeit grosser Herausforderungen. In meinen Augen hat die Regierung sehr gute Arbeit geleistet. Sie hat die wichtigen Themen, die in der Koalition vereinbart waren, angepackt und grosse Schritte vorwärts gemacht. Natürlich hätte ich mir gewünscht, gewisse Themen noch umfassender zu behandeln oder Reformen noch klarer umzusetzen. Aber in der Tagespolitik gilt es, realistisch zu sein: Oft ist es besser, eine Reform wird aufgrund von Kompromissen nur teilweise umgesetzt, als sie scheitert komplett. Aber diese Kompromisse bedeuten auch, dass in ein paar Jahren nochmals gewisse Themen nachverhandelt werden müssen. So werden im Bereich der Altersvorsorge oder der Krankenversicherung in Zukunft noch weitere Schritte notwendig sein. Die Regierung hat die Sanierung des Staatshaushaltes für beendet erklärt, gewisse Stimmen fordern aufgrund

einen vorsichtigen Umgang mit den Staatsfinanzen. Radikalkur der maroden PVS, Revision von KVG, AHV und der 2. Säule sowie die Sanierung des Staatshaushaltes: Wurden der Bevölkerung zu viele Reformen in zu kurzer Zeit zugemutet? Es war sicher notwendig, diese Reformen anzugehen. Politisch wäre es vielleicht einfacher gewesen, gewisse Reformvorhaben in die nächste Legislaturperiode zu schieben, was aber letztlich nur zu noch grösseren Belastungen geführt hätte. Die Gefahr wäre gewesen, dass wir irgendwann vor einem kaum noch zu bewältigenden Reformberg gestanden wären. Auch wenn die Regierung betont, die Reformen im Sinne der Opfersymmetrie durchgeführt zu haben, sehen sich viele Bürger als Verlierer der vergangenen Jahre: Pensionisten, Kranke, der Mittelstand. Können Sie diese Einschätzung nachvollziehen? Bei so umfangreichen Reformen ist es erfahrungsgemäss so, dass viele unzufrieden sind. Das liegt in der Natur der Sache. Wie schon Ihr Vater fordern auch Sie seit Jahren eine Ab-

«Die Gefahr wäre gewesen, dass wir irgendwann vor einem kaum noch zu bewältigenden Reformberg gestanden wären.» S. D. Erbprinz Alois

des nach wie vor vorhandenen strukturellen Defizits allerdings weitere Sparmassnahmen. Welchen Weg empfehlen Sie? Laut der Finanzplanung sind keine zusätzlichen Sparmassnahmen notwendig, um die Kriterien nach dem Finanzhaushaltsgesetz einzuhalten. Das Umfeld bleibt jedoch schwierig. Daher empfehle ich weiterhin

kehr vom Giesskannenprinzip. Es sollten nur jene vom Staat unterstützt werden, die es tatsächlich benötigen. Wie viele Massnahmen gab es in den vergangenen Jahren, die diesem Motto folgten? Und wo sehen Sie die grössten Möglichkeiten, diesen Vorschlag umzusetzen? Bei den Reformen der AHV und des Krankenversicherungsgesetzes ist zu einem gewissen Mass

eine Abkehr vom Giesskannenprinzip gelungen. Hier ist wohl auch das grösste Potenzial vorhanden. Generell ist aber eine Abkehr vom Giesskannenprinzip schwierig zu erreichen, weil es

Einerseits hätten FBP und VU noch immer die grösste inhaltliche Übereinstimmung, andererseits seien die Unabhängigen, was die Parteistrukturen betrifft, noch zu wenig

«Für die Koalitionsfähigkeit der Unabhängigen ist es natürlich wichtig zu wissen, wer überhaupt in der Regierung sitzen würde.» S. D. Erbprinz Alois

nie populär ist, einer grösseren Wählerschaft Transferleistungen vom Staat zu kürzen. Ein ewiger Zankapfel in der Politik ist die Landesverwaltung: Für die einen ist sie nach wie vor ein aufgeblähter Apparat, andere sehen sie hingegen am absoluten Limit. Inwieweit entspricht der jetzige Verwaltungsapparat Ihren Vorstellungen eines schlanken Staates? Im internationalen Vergleich ist unser Verwaltungsapparat sicher als schlank einzustufen und erbringt dennoch eine gute Leistung. Nichtsdestotrotz erachte ich es als sinnvoll, auch beim Staat wie in einem guten Unternehmen ständig zu hinterfragen, welche Leistungen überhaupt erbracht werden müssen und wie dies am effektivsten und effi zientesten möglich ist. In diesem Sinne begrüsse ich sehr die Leistungsanalyse der Landesverwalt ung, Weihnachtspreis die die Regierung unlängst mit dem Landtag CHF diskutiert hat.

weit entwickelt für eine Regierungsbeteiligung. Hat sich Ihre Meinung geändert? Wie die politische Landschaft nach den Wahlen aussieht und welche Auswirkungen das Ergebnis auf mögliche Regierungskonstellationen haben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar. Eine neue Meinung zu möglichen Koalitionen zu formulieren, ist auch deshalb sehr schwierig, weil die Unabhängigen keine Regierungskandidaten nominiert haben. Für die Koalitionsfähigkeit der Unabhängigen ist es aber natürlich wichtig zu wissen, wer überhaupt in der Regierung sitzen würde. Egal, wer Liechtenstein ab dem Frühjahr 2017 regieren wird: Welche Aufgaben gilt es am dringendsten zu erfüllen? Welche Reformen w ünschen Sie sich für die kommenden Jahre? Am dringendsten sollten wir va Mura uns dem TheTel. 375 9003 ma Altenpflege und -betreuung widmen: Wie finanzieren wir die Pflege? Wie verhindern wir einen Fachkräftemangel? Braucht es alternative Wohnformen? Dann sollten wir uns nicht zuletzt aufgrund

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In knapp zwei Monaten wählt Liechtenstein einen neuen Landtag. Vor drei Jahren sahen Sie die Zeit noch nicht reif für eine alternative Regierungskoalition.


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eines Postulats mit der Aufgabenteilung zwischen Land und Gemeinden beschäftigen und klären, inwieweit beim Finanzausgleich Verbesserungen möglich sind. Schliesslich soll-

gescheitert ist: Soll dieses Thema überhaupt noch weiterverfolgt werden? Wenn das Erzbistum bzw. Gamprin und Balzers nicht bald eine Lösung finden, stellt sich aus

«Die katholische Kirche finanziert sich auch in anderen Staaten nur über Spenden, etwa in den USA, in Polen oder in Frankreich.» S. D. Erbprinz Alois

ten wir im Bereich der Bildung zusätzliche Verbesserungen erzielen. Nachdem nun auch die dritte Regierung in Folge an der Entflechtung von Staat und Kirche

Erbprinz Alois im Gespräch mit «lie:zeit»-Redakteur Michael Benvenuti.

meiner Sicht die Frage, ob die Finanzierung nicht anders geregelt werden sollte: zum Beispiel auf einem spendenbasierten Modell auf Landesebene. Die Klärung der vermögensrechtlichen Belange und gegebenenfalls Fi-

nanzierungshilfen für die Pfarreien könnten den Gemeinden und der katholischen Kirche überlassen werden. Sie schlagen also vor, dass sich die katholische Kirche im Notfall über Spenden finanzieren müsste? Die katholische Kirche finanziert sich auch in anderen Staaten nur über Spenden, etwa in den USA, in Polen oder in Frankreich. Und wenn wegen Geldmangels einige Kirchen in Liechtenstein die Pforten schliessen müssten? Wenn die liechtensteinische Bevölkerung tatsächlich so wenig Interesse an der katholischen Kirche haben sollte, dann sollte sie auch zur Kenntnis nehmen, dass Kirchen geschlossen oder umgewidmet werden müssen.

Dies wäre bedauerlich, ist aber in anderen Staaten schon vielfach geschehen. Ein weiteres heikles Thema ist die Öffnung der Grenzen: Die Wirtschaft wünscht aufgrund des Fachkräftemangels eine Lockerung der Zuwanderung. Könnte eine solche Aufweichung die Personenfreizügigkeits-Sonderlösung mit der EU gefährden? Angesichts der schwierigen Diskussion innerhalb der EU ist es meiner Ansicht nach momentan kein günstiger Zeitpunkt, dieses Thema aktiv aufzugreifen. Mein Eindruck ist ausserdem, dass Liechtenstein mit der bisherigen Regelung – auch aufseiten der Wirtschaft – insgesamt gut gefahren ist und in der Bevölkerung eine grössere Änderung nicht mehrheitsfähig wäre.


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Müssen Liechtenstein und dessen Wirtschaft denn zwangsweise immer weiter wachsen? Wäre es keine Option, die Bedürfnisse etwas herunterzuschrauben und mit dem Erreichten zufrieden zu sein, anstatt immer mehr zu wollen? Es liegt in der Natur der Unternehmen, dass sie wachsen

schränkte Platzangebot zwei natürliche Wachstumshemmer, die dazu geführt haben, dass das Wachstum hauptsächlich dort stattfindet, wo es mit einer hohen Wertschöpfung verbunden ist. Apropos «immer mehr»: Die Freie Liste wirft der Regierung Versagen in den Verhandlun-

meine:zeit

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«Es liegt in der Natur der Unternehmen, dass sie wachsen wollen. Wenn sie dies nicht in Liechtenstein können, werden sie versuchen, dies im Ausland zu tun.»

Aktuell verhandeln Liechtenstein und die Schweiz über alternative Lösungen zum auS. D. Erbprinz Alois tomatischen Informationsaustausch. Liechtenstein lehnt diesen bekanntlich ab und schlägt eine Abgeltungssteuer vor. Wie gross ist die Gefahr, dass Bern gen mit der Schweiz bezüglich wollen. Wenn sie dies nicht in wieund schonSoftware, bei der Quelder Quellensteuer vor und hätLiechtenstein können, werden Verkauf von Vaduz Hardsie versuchen, dies im Ausland lensteuer die kalte Schulter te sich eine ähnliche Lösung Support zu Randzeiten, Webdesign, Design zeigt? gewünscht wie mit Österreich. zu tun – wie dies ja heute schon Wie sehr trauern Sie diesen 20 Während Verhandlungen ist es geschieht. Im Grunde genommen Millionen Franken pro Jahr meist klüger, zurückhaltend zu haben wir durch die beschränknach? Sollten hier Neuverhandkommunizieren. Ich halte es date Zuwanderung und das beher nicht für sinnvoll, über den Ausgang der Verhandlungen zu spekulieren.

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lungen angestrebt werden? Natürlich hätten wir alle gerne diese 20 Millionen Franken pro Jahr gehabt. Es war aber nicht zuletzt aufgrund einer etwas unglücklichen Kommunikation, die schon in der vergangenen Legislaturperiode passiert ist, nicht möglich, mit der Schweiz eine Einigung in dieser Frage zu erzielen. Ich glaube auch nicht, dass die Freie Liste in nächster Zeit ein anderes Verhandlungsergebnis erreichen würde. Ich stufe deren Aussagen deshalb eher als Wahlkampf ein.

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meinsame Wirtschaftspolitik, weil die einzelnen Länder im Falle wirtschaftlicher SchwieEuropa geht seit Jahren durch rigkeiten ihre Währung nicht unsichere Zeiten. Zuerst die Fimehr abwerten können. Das nanzkrise, nun die Flüchtlingskrise. Wie beurteilen Sie die heisst: Jene Staaten, die im Euro Perspektiven für Europa? bleiben wollen, werden sich poliWeder die Euro-Krise noch integrieren müssen. Unterländer Jahrmarkt tisch undweiter Bremimarkt die Flüchtlingskrise ist gelöst. Die anderen Staaten sollten sich 7.-9. Oktober 2016, Zentrum Eschen Hinzu kommt jetzt auch noch auf einen funktionierenden euder Austritt Grossbritanniens. ropäischen Wirtschaftsraum Ausserdem besteht unter den konzentrieren können. EU-Staaten grosse Uneinigkeit darüber, wie diese Krisen gelöst Europa befindet sich gerade werden sollen. Solange diese in einer stürmischen Phase. Es Zerrissenheit besteht, müssen scheint einen Trend zu geben wir meiner Ansicht nach mit zurück zu abgeschotteten Naweiteren unsicheren Jahren für tionalstaaten, zu Zäunen und Mauern statt offenen Grenzen. Europa rechnen. Wie besorgt verfolgen Sie diese Entwicklung? Gerade die CETA-Verhandlungen der EU mit Kanada haben Wenn die Entwicklung in die die Zerrissenheit der EuropäRichtung geht, dass die Persoischen Union gezeigt. Ist die nenfreizügigkeit in kritischen EU in ihrer bisherigen Form Bereichen stärker eingeschränkt gescheitert? Und wie muss sich wird, um in gewissen EU-Staaten die EU verändern? wieder den Rückhalt der BevölEs braucht wahrscheinlich eine kerung zu erhalten, und gleichEU der unterschiedlichen Gezeitig der uneingeschränkte, Erleben, bummeln, geniessen. funktionierende Binnenmarkt schwindigkeiten. Eine gemein-einkaufen, sichergestellt ist, dann ist es same Währung bedingt eine ge-

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Trotz unzähliger rassistischer und frauenfeindlicher Fehltritte im Wahlkampf und fehlender politischer Erfahrung wurde Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt. Was bedeutet seine Wahl für Europa? Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Es besteht noch zu wenig Klarheit über das politische Programm von Donald Trump und die Zusammensetzung seiner Administration. Problematisch für Europa, aber auch die USA selbst, wäre eine protektionistische Politik, die den Freihandel einschränkt.

nicht allzu besorgniserregend. Wenn allerdings die Grenzen sehr umfangreich hochgezogen werden sollen und der offene Binnenmarkt von einer Abschottung der Märkte, einem nationalen Protektionismus abgelöst

Tendenzen nehmen zu. Hat Europa aus der Vergangenheit tatsächlich so wenig gelernt oder sehen Sie im Erstarken der rechten Parteien lediglich ein Aufbegehren enttäuschter Protestwähler?

«Bei der Flüchtlingskrise wäre es sinnvoll, direkt vor Ort und in einem frühzeitigen Stadium aktiv zu werden.» S.­ D. Erbprinz Alois

wird, wäre das sehr problematisch für Europa und auch für Liechtenstein als Exportnation. Wir sind auf den offenen Zugang zu anderen Märkten besonders angewiesen. In den vergangenen Jahren sind rechtsnationale Parteien wie die AfD, FPÖ oder der Front National mitten in der Gesellschaft angekommen, radikale

Diese rechtsnationalen Parteien profitieren natürlich sehr von frustrierten Protestwählern. Dennoch darf man die radikalen Tendenzen nicht unterschätzen. Wie soll auf die Ängste in der europäischen Bevölkerung reagiert werden? Einerseits sollten rasch Massnahmen ergriffen werden, um diesen Ängsten entgegenzuwirken.

In Ihren Aussagen schwingt stets Optimismus mit. Woher nehmen Sie diese Zuversicht? Aus einer liechtensteinischen Perspektive bin ich insofern zuversichtlich, als wir in einer vergleichsweise guten Ausgangslage für diese herausfordernden Zeiten sind. Ich bin aber auch nicht überoptimistisch, sondern betrachte mit Sorge, dass viele der Probleme in unserer westlichen Welt seit langer Zeit bekannt sind und dennoch nicht rechtzeitig darauf reagiert wurde. Natürlich werden wir durch diese Entwicklung beeinträchtigt sein und auch in den nächsten Jahren nicht mit einer Wiederkehr der goldenen Zeiten der letzten Jahrzehnte rechnen können.

Beispielsweise könnte bei der Personenfreizügigkeit der ungehemmte Zustrom eingedämmt werden, ohne den funktionierenden Binnenmarkt zu gefährden. Das würde der Bevölkerung auch wieder mehr Sicherheit geben. Andererseits sollte längerfristig versucht werden, sich mit den Ursachen dieser Krisen zu Abschliessend: Was wünbefassen. So wäre es etwa bei schen Sie den Einwohder Flüchtlingskrise sinnnern Liechtensteins für das kommende Jahr? voll, direkt vor Ort und in einem frühzeitigen StadiIch wünsche ihnen, um aktiv zu werden. dass die internatiGleichzeitig wäre onale Entwickes ratsam, im lung in eine Bi ldu ng sbe positive R ic ht u ng reich entspregeht, sochende Massnahmen zu dass wir setzen und le t z t l ic h «Weihnachtsdeal für Neukunden: die Bevölauch in Jahresabo für CHF 775.-* (Wert 945.-) L ie c hte n kerung so *Startgebühr und Trainingsbetreuung enthalten. auszubilden, stein wieAngebot gültig bis 24.12.16. dass sie sich der einfa9495 Triesen . www.factory-loft.li nicht als Verliechere Zeiten rerin von Entwickhaben. lungen sehen muss, sondern sie vielmehr neue Durchlaucht, vielen Dank Chancen wahrnehmen kann. für das Gespräch!


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Wer gewinnt die

Thomas Banzer, FBP

Günther Fritz, VU

Wie viele Mandate trauen Sie den einzelnen Parteien zu?

Die Prognostik bezüglich der Sitzverteilung überlasse ich gerne anderen. Es ist unsere Aufgabe als Partei, den Wählerinnen und Wählern ein gutes Angebot zu unterbreiten, und das haben wir getan. Es gibt 25 gute Gründe, der FBP die Stimme zu geben: 22 Kandidatinnen und Kandidaten für den Landtag und 3 Regierungskandidaten. Sie alle bringen die besten Voraussetzungen für die Landtagsarbeit mit.

Eine persönliche Einschätzung als Parteipräsident zur Mandatsverteilung im neuen Landtag abzugeben, finde ich nicht nur sehr schwierig, sondern auch unangebracht. Schwierig deshalb, weil selbst repräsentative Umfragen relativ unzuverlässig sind und sich die Stimmung rasch ändern kann. Und unangebracht deshalb, weil es der Respekt vor den Wählerinnen und Wählern sowie den Mitbewerbern gebietet, zuerst das Wahlergebnis abzuwarten. Die VU hat das klare Wahlziel, als stimmenstärkste Partei aus den Landtagswahlen 2017 hervorzugehen. Je nach Ergebnis der anderen drei Parteien ist es nicht einmal sicher, auf wie viele Mandate die stimmenstärkste Partei kommen wird.

Können Sie eine kurze Begründung Ihrer Einschätzung für die eigene Partei abgeben?

Die Wählerinnen und Wähler entscheiden mit ihrer Stimme, welche Koalitionsvarianten in Frage kommen. Dies gilt es abzuwarten und dann in einem sorgfältigen Prozess und unter Berücksichtigung des konkreten Wahlergebnisses die Möglichkeiten auszuloten.

Die VU-Landtagsfraktion und das VU-Regierungsteam haben in der ablaufenden Legislaturperiode sehr viel und gute Arbeit geleistet. Ihre Leistungsbilanz kann sich sehen lassen. Wenn sich die VU mit ihren konstruktiven Vorschlägen überall durchsetzen hätte können, so hätte sich zum Beispiel der Staat nicht so einfach mit einem jährlichen AHV-Staatsbeitrag von 30 Mio. Franken aus der Solidargemeinschaft herauskaufen können. Und dem Staat wären bereits zwei Jahre vorher 15 bis 22 Mio. Franken jährlich aufgrund der Erhöhung der Mindestertragssteuer zugeflossen. Ich denke, die Wählerinnen und Wähler haben ein gutes Gespür dafür, wem sie am ehesten zutrauen können, in der Mehrheitsverantwortung eben mehr möglich zu machen.

Da wir nicht davon ausgehen können, dass eine Partei die absolute Mehrheit erringt, fragen wir Sie: «Mit wem würden Sie am liebsten eine Koalition eingehen?»

Bereits mehrfach haben wir betont, dass wir eine Koalition mit der Freien Liste aus ideologischen Gründen ausschliessen. Alles andere bleibt offen und wird, wie erwähnt, auf Basis des Wahlresultats eruiert werden.

Mit vier Parteien im Landtag dürften die Zeiten der absoluten Mehrheit einer Partei endgültig vorbei sein. Das sehe ich auch so. Wenn die VU als stimmenstärkste Partei aus den Wahlen hervorgeht und von den Wählerinnen und Wählern den Auftrag zur Regierungsbildung erhält, dann würden wir zuerst mit der zweitstärksten Partei über die Bildung einer Koalition sprechen. Entscheidend bei jeder Gesprächskonstellation dürfte zudem die Frage sein, ob man sich mit Blick auf die jeweiligen Parteiprogramme auf ein gemeinsames Regierungsprogramm einigen kann.


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Landtagswahlen 2017?

Harry Quaderer, DU

Pepo Frick, FL

Prognosen zur Mandatszahl werde ich keine abgeben, sonst könnte man wohl meinen, ich wisse mehr als der Wähler. Die FBP steht jedenfalls vor einer grossen Herausforderung. Das Landtagsteam wird neu aufgemischt, jedoch bleibt das Regierungsteam unter der Führung von Adrian Hasler stabil. Die VU geht sehr ambitioniert in die Landtagswahlen. Was ich aber nicht erkennen kann, ist, dass der amtierende Regierungschef-Stellvertreter seine Ambitionen auf das Chefamt klar macht. Die Tatsache, dass die VU mit voller Liste ins Rennen geht, ist auch kein Garant für ein besseres Abschneiden. Die Freie Liste scheint sich wieder einmal neu erfinden zu wollen. Mich nimmt Wunder, ob ihnen der Wähler diese Masche noch abkauft. Dass sie einen Regierungschef-Kandidaten und Regierungskandidaten stellen, finde ich äusserst überheblich. Die Unabhängigen brachten es in ihrem ersten Anlauf auf 4 Mandate und gut 15 % der Wählerstimmen. Wir wollen den jetzigen Stand halten, freuen uns aber, wenn der Wähler unsere Position im Landtag weiter stärken sollte.

Ich bin gar nicht sicher, ob in dieser Phase des Wahlkampfes diese Fragestellung «hoch interessant» ist. Viel spannender für die Wählerinnen und Wähler ist es dagegen, was die vier Parteien bis zum Wahltag alles «versprechen» und vor allem, welche Werte und konkrete Zielvorstellungen sie propagieren. Und nicht zuletzt: Was wurde vor vier Jahren versprochen und was wurde erfüllt beziehungsweise in die politische Diskussion gebracht? Die Wählerinnen und Wähler werden dann die Mandatszuteilung bewerkstelligen.

Wir haben für die Landtagswahlen eine tolle Mannschaft, die einen Querschnitt unserer Gesellschaft repräsentiert: ein sehr guter Mix aus Mann und Frau, Akademikern mit toller Berufserfahrung, Angestellten sowie Unternehmern, und natürlich auch mit Pascal Willi, einem 24-jährigen Balzner, der mit Sicherheit noch eine tolle politische Karriere machen wird.

Die Freie Liste hat mit ihrer aktiven Mitarbeit im Landtag politische Entscheidungen mitbeeinflusst, hat kritisiert und Verbesserungsvorschläge eingebracht. Wo Widerstand angesagt war – und da war die Freie Liste allein auf weiter Flur –, war beim schleichenden Sozialabbau. Der Staatshaushalt wurde auf dem Buckel der Sozialwerke mit dramatischen Folgen saniert. Bei der AHV wurde der Staatsbeitrag drastisch gekürzt. Der Staatsbeitrag für die Krankenkassen wurde kontinuierlich gesenkt, parallel dazu stiegen die unsozialen Kopfprämien. Das neue KVG hat die zusätzliche Wirkung, dass Reiche und Junge profitieren werden, Alte und Kranke müssen tiefer in die Tasche greifen. Auf Vorschlag der Regierung haben die anderen drei Parteien ein Pensionskassengesetz durchgeboxt, von dem wir heute alle wissen, dass es gerade für tiefe Einkommen zusammen mit der AHV sicher kein sorgloses Leben nach der Pensionierung gewährleisten wird.

Ich denke, dass die Unabhängigen, falls es der Wähler so will, zu Koalitionsverhandlungen eingeladen werden und nicht einladen. In der vergangenen Legislaturperiode ist die VU nach links gedriftet und ist der Freien Liste am nächsten. Die Unabhängigen sind für eine Koalition mit der VU oder FBP offen, sofern diese bereit sind, auf wesentliche Forderungen der DU einzugehen.

Kaffeesatz-Lesen ist nicht meine Stärke, darüber entscheiden letztlich die Wählerinnen und Wähler, siehe Frage 1.


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Ministerium für Präsidiales und Finanzen

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«Unser Land steht heute deutlich besser da als vor vier Jahren» Bevor Adrian Hasler vor gut vier Jahren die Agenden des Regierungschefs übernahm, war die Landesrechnung tiefrot, der Finanzplatz stand international massiv unter Druck, dringend notwendige Reformen der Sozialwerke wurden nicht umgesetzt. Heute schreibt Liechtenstein wieder schwarze Zahlen, der Finanzplatz blüht auf, AHV und Gesundheitswesen stehen auf gesunden Beinen. Herr Regierungschef, wissen Sie, wie viele Tage es noch sind bis zu der Wahl am 5. Februar? Adrian Hasler: Nein (lacht), aber ich weiss, dass es noch rund eineinhalb Monate sind. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich Striche an die Wand mache. Sie sind also nicht nervös deswegen? Nein, ich bin nicht nervös. Der Wahlkampf gehört dazu, falls das gemeint ist. Als Regierungschef kümmere ich mich nach wie vor um aktuelle Dossiers, treibe wichtige Projekte für unser Land voran und nehme an Besprechungen teil, wie sonst auch. Nimmt Sie denn der Wahlkampf nicht vollends in Anspruch? Bis heute nimmt mich primär meine Aufgabe als Regierungschef voll in Anspruch. Natürlich beansprucht mich auch der Wahlkampf, schliesslich möchte ich auch die nächste Legislatur Regierungschef sein. Bisher konzentrierte sich der Wahlkampf auf die Nominationen der Landtagskandidatinnen und Landtagskandidaten in den Gemeinden. Jetzt folgt die nächste Phase mit den geplanten Diskussionsrunden, in denen sich die verschiedenen Kandidaten in den Medien gegenüberstehen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, erneut Regierungschef zu werden? Wenn ich nicht daran glauben würde, könnte ich jetzt packen und nach Hause fahren. Und das tue ich nicht. Ich bin überzeugt, dass wir sehr gute Arbeit

Regierungschef Adrian Hasler: «Wir sind heute in einer wesentlich komfortableren Situation als 2013.»

geleistet und in dieser Legislatur viel erreicht haben. Werfen wir doch einen Blick zurück. Vor vier Jahren stand Liechtenstein

Jahren weggeschmolzen – mit schwerwiegenden Konsequenzen für unser Land. Obwohl die demografische Entwicklung

«Wir haben verlässlich gehandelt und das Fundament geschaffen, auf dem wir jetzt aufbauen können.» Adrian Hasler, Regierungschef

an einem Wendepunkt. Die Landesrechnung war tiefrot, und ohne die vorgenommenen Sanierungsmassnahmen wären unsere Reserven in wenigen

bekannt war, wurden die notwendigen Massnahmen zur finanziellen Sicherung der AHV nicht angegangen. Und ebenso wenig wurden Massnahmen für

ein finanzierbares Gesundheitssystem umgesetzt. Die damals vorgelegte Revision ist im Landtag gescheitert. Der Finanzplatz war international massiv unter Druck, und das Klima zwischen der Regierung und den Finanzplatzakteuren war auf einem Tiefpunkt angelangt – kein Vertrauen, keine Gesprächsbasis. Heute, rund vier Jahre später, können wir selbstbewusst festhalten, dass unser Land deutlich besser dasteht. Was wurde denn in dieser Legislatur erreicht? Wir sind heute in einer wesentlich komfortableren Situation. Der Staatshaushalt ist saniert.


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Damit ist das grosse Ziel dieser Legislatur erreicht. Wir haben Massnahmen zur langfristigen Sicherung der AHV erarbeitet und diese auch umgesetzt. Die Renten sind für viele Jahre gesichert. Wir haben auch die Revision des Gesundheitswesens wesentlich vorangebracht mit dem Ziel, die Kostenentwicklung in den Griff zu bekommen. Wir haben die Transformation des Finanzplatzes, gemeinsam mit den Finanzplatzakteuren, weiter vorangetrieben und wesentliche Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen. Heute wird Liechtenstein wieder als verlässlicher Partner wahrgenommen. Und – wir haben wieder ein Gesprächsklima des Vertrauens. Diese Beispiele sollen zeigen, dass wir verlässlich gehandelt haben. Damit haben wir das Fundament geschaffen, auf dem wir jetzt aufbauen können. Ihre politischen Gegner sehen das aber nicht so euphorisch. Der Staatshaushalt soll demnach nicht saniert sein! Bei aller Wahlkampfrhetorik: Man kann doch nicht einfach hingehen und Tatsachen, die jeder schwarz auf weiss nachlesen kann, in Abrede stellen. Wir haben Massnahmen mit einer jährlichen Wirkung von über 200 Mio. Franken umgesetzt. Dies war für alle Beteiligten kein leichtes Unterfangen. Die Fakten zeigen ein klares und eindeutiges Bild: Die Jahre 2014 und 2015 zeigen einen Gewinn in der Landesrechnung. Auch für dieses Jahr wird ein Gewinn erwartet. In der Finanzplanung wird bis zum Jahr 2020 eine Zunahme der Staatsreserven von rund 140 Mio. Franken erwartet. Zudem werden alle Eckwerte des Finanzleitbilds eingehalten, was dazu führt, dass kein weiteres Massnahmenpaket notwendig ist. All dies zeigt klar und deutlich, dass die Sanierung des Staatshaushaltes abgeschlossen ist. Wie beurteilen Sie denn die heutige Situation, wo steht unser Land heute? Dies ist immer eine Frage des Blickwinkels. Objektiv gesehen und im Vergleich mit anderen

Ländern auf dieser Welt geht es uns insgesamt sehr gut. Dies wird leider allzu oft vergessen. Unsere Lebensqualität ist im internationalen Vergleich eine der höchsten. Wir leben in Frieden und Wohlstand, in einem intakten Lebensraum. Unsere Kriminalitätsrate ist eine der tiefsten weltweit. Wir haben ein sehr gutes Bildungssystem mit Zugang zu allen Bildungsangeboten und jede bzw. jeder hat die Möglichkeit, diese Angebote zu nutzen. Als erfolgreicher Wirtschaftsstandort haben wir viele tolle Unternehmen, die vielfältige Arbeitsplätze schaffen und für eine tiefe Arbeitslosenquote sorgen. Und ganz wichtig, wir verfügen über ein gut ausgebautes Sozialsystem. Könnte man daraus den Schluss ziehen, dass alles zum Besten steht und wir keine Probleme haben? Nein, es gibt sicher auch bei uns Probleme. Auch bei uns gibt es

litik ausgestaltet werden? Wie schaffen wir eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ohne die verschiedenen Modelle gegeneinander auszuspielen? Welche Massnahmen sind notwendig, damit wir abgesichert älter werden? Wie können wir unseren Wirtschaftsstandort, das Unternehmertum und die Innovationsfähigkeit stärken? Wie richten wir unsere Bildung aus, um die richtigen Kompetenzen für die Zukunft zu fördern? All dies sind wichtige Fragen, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Haben Sie schon Antworten auf diese Fragen? Das Kandidatenteam für Landtag und Regierung hat sich im Zusammenhang mit der Erstellung unseres Wahlprogramms intensiv mit diesen Fragestellungen auseinandergesetzt und verschiedene Handlungsfelder skizziert. Um diese umzusetzen, braucht es Kompetenz, den poli-

«Auch bei uns gibt es Menschen, die sich Sorgen machen über die Zukunft. Diese Sorgen nehme ich sehr ernst.» Adrian Hasler, Regierungschef

Menschen, die sich Sorgen machen über die Zukunft punkto Arbeitsplatzsicherheit, Zuwanderung, Entwicklung der Weltwirtschaft, persönlicher finanzieller Situation, Gesundheit und anderes mehr. Diese Sorgen nehme ich sehr ernst. Wir stehen vor etlichen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Deswegen haben wir uns mit den Kandidatinnen und Kandidaten für den Landtag intensiv mit diesen Fragen auseinandergesetzt und die Eckpfeiler unserer Politik formuliert. Wo sehen Sie denn die grossen Herausforderungen in den nächsten Jahren? In den nächsten Jahren werden wir uns beispielsweise mit den folgenden Fragen auseinandersetzen: Wie soll die Familienpo-

tischen Willen beziehungsweise den Mut, das Richtige zu tun. Dies im Detail zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen, aber ich lade Sie ein, einen Blick in unser Wahlprogramm zu werfen. Wie erklären Sie den Wählerinnen und Wählern, weshalb Ihre Partei die richtige Wahl für die Zukunft ist? Wir haben ein ausgewogenes und sehr starkes Kandidatenteam für den Landtag. Unser Regierungsteam ist erfahren, verfügt über ein sehr gutes nationales und internationales Netzwerk und hat bereits bewiesen, was es zu leisten im Stande ist, auch unter sehr schwierigen Bedingungen. Wir blicken positiv in die Zukunft und verfügen über einen ausgezeichneten

Leistungsausweis. Wir haben gezeigt, dass wir die Verantwortung tragen können, und wir sind bereit, diese Verantwortung auch in Zukunft zu tragen. Ausserdem hat die Bürgerpartei immer wieder bewiesen, dass sie Staatsinteressen klar vor Parteiinteressen stellt. Und dies ist auch unser klares Versprechen für die Zukunft. Wie sehen Sie Liechtenstein in 20 Jahren? Ich wünsche mir, dass Liechtenstein seine Chancen genutzt hat und dabei dennoch seinen Werten treu geblieben ist. Mit klugen Entscheiden, Unternehmertum, Innovation und Gemeinsinn werden wir auch in 20 Jahren ein intaktes, souveränes und wohlhabendes Land vorfinden. Ich hoffe das jedenfalls sehr, denn wir dürfen stolz auf dieses aussergewöhnliche Land sein. Für mich wichtig sind dabei auch die ganz einfachen Dinge, die unser Leben so bereichern. Ich denke an die Hilfe unter Nachbarn, die bei uns noch gut funktioniert, an das aktive Vereinsleben, die Freiwilligenarbeit und die Pflege von Brauchtum und Kultur sowie an die kurzen Wege. Das sind für mich die Gradmesser des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Wird die fortschreitende Technik unser Land sehr verändern? Ich bin sicher, dass wir in 20 Jahren unser Land noch wiedererkennen werden. Die Digitalisierung und der technische Fortschritt werden unsere Lebenswelt, die Arbeitsplätze und unsere Wahrnehmung der Welt jedoch stark verändern. Der technische Fortschritt ist seit jeher aber auch Motor für den Wohlstand. Seit bald 300 Jahren beweist Liechtenstein, dass es in dieser Entwicklung immer wieder seinen Platz findet. Diese vorwärtsgerichtete Grundhaltung müssen wir uns auch bei der aktiven Teilnahme an der digitalen Entwicklung bewahren. Dann können wir die Veränderungen als Chance verstehen und sie auf unsere liechtensteinische Artprägen. Darauf freue ich mich.


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Seiten der VU

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Der Schreibtisch von Thomas Zwiefelhofer hat keine Schubladen «Probleme sofort angehen, Lösungen suchen und keine halben Sachen machen.» Nach diesem Grundsatz führt Thomas Zwiefelhofer das Ministerium für Inneres, Justiz und Wirtschaft. Als Regierungschef will er ab 2017 noch mehr möglich machen.

Wie würden Sie in wenigen Sätzen die vergangenen vier Jahre politischer Arbeit beschreiben? Intensiv, spannend, herausfordernd. Es kommt mir viel kürzer vor als vier Jahre, vielleicht gerade weil wir in meinen Verantwortungsbereichen Inneres, Justiz und Wirtschaft enorm viel vorwärts gebracht haben. Das Tempo war sehr hoch, wir wurden immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert, aber ich denke, wir haben viele davon gut gemeistert. Welches waren die grössten Herausforderungen in Ihren Ressorts? Im Inneren waren es sicher die Migrationsthemen, die die höchste Aufmerksamkeit erforderten, und die Gewährleistung der hohen Sicherheit in Liechtenstein. In der Justiz ist es gelungen, «uralte» Anliegen oder Schwierigkeiten zu lösen: sei dies mit der Entkriminalisierung von Frauen in Schwangerschaftskonflikten, bei der Umsetzung des Anliegens eines modernen Miet- und Pachtrechts oder durch die überfälligen Reformen im Gerichtswesen. In der Wirtschaft waren neben Frankenstärke und Masseneinwanderungsinitiative sicher die Staatsbetriebe die grösste Herausforderung: Zu Beginn meiner Amtszeit ging es um den geplanten Verkauf der Telecom an die Swisscom und dann um die Neuausrichtung in der Eigenständigkeit. Mittlerweile ist die Telecom ein gewinnbringender moderner Dienstleister. Danach stand die Aufarbeitung der finanziellen Schwierigkeiten bei der Post an, nach der Sanierung gilt es nun

VU-Regierungschef-Kandidat Thomas Zwiefelhofer.


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aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. In Ihrem Ministerium, das für Inneres, Justiz und Wirtschaft zuständig ist, arbeiten 10 Frauen und Männer (8 Vollzeitstellen). Nach welchen Grundsätzen führen Sie Ihre Mitarbeitenden? Mir ist es wichtig, dass jede und jeder in meinem Team Verantwortung für seinen Bereich übernimmt. Ich pflege keinen autoritären Stil, bin aber fordernd, wenn es um die Ziele des Ministeriums geht. Dabei ist mir Qualität sehr wichtig. Ausserdem halte ich mich an die Devise: «Mein Schreibtisch hat keine Schubladen». Probleme werden aktiv angegangen und breit abgestützte, solide Lösungen gesucht, ich mag keine halben Sachen. Die Führung des Ministeriums und damit der Mitarbeitenden teile ich mit meiner Generalsekretärin, mein

haben sich FBP und VU 2013 über gewisse Grundsätze ihrer Regierungszeit verpflichtet. Herrscht nun immer eitel Sonnenschein an den Sitzungen? Nein, natürlich nicht. Das wäre auch nicht die Aufgabe einer Regierung, dass wir es am Dienstag jeweils einfach gemütlich haben. Wir führen lange und oft intensive Diskussionen zu allen Themen. Wir haben auch immer wieder unterschiedliche Meinungen, nur tragen wir diese in der Regel nicht nach aussen. Wir versuchen als Kollegialorgan eine gemeinsame Lösung zu finden. Aber selbstverständlich ringen wir in der Sache oft hart miteinander. Von Kuscheln – ich kann es schon nicht mehr hören – kann keine Rede sein. Als Regierungschef-Stellvertreter sind Sie in unserem Land eine sehr bekannte Persönlich-

«Probleme werden sofort angegangen, und ich möchte, dass immer die besten Lösungen gefunden werden, keine halben Sachen.» Thomas Zwiefelhofer, Regierungschef-Stellvertreter

MEHR MÖGLICH GEMACHT Nach vier Jahren Amtszeit kann RegierungschefStellvertreter Thomas Zwiefelhofer auf einen beeindruckenden Leistungsausweis blicken. Ausgewählte wichtige Erfolge sind: Verschärfung Asylgesetz Die Verfahren für Asylsuchende werden schneller abgewickelt und der Zugang zum Asylverfahren eingeschränkt. Das Asylwesen soll nur den wirklich Schutzbedürftigen den notwendigen Schutz bieten. Lösung zum Thema Schwangerschaftskonflikte Schwangerschaftsabbruch bleibt weiterhin verboten, die betroffene schwangere Frau selbst ist aber nicht mehr strafbar. Damit wurde die Situation von Frauen in einem Schwangerschaftskonflikt endlich verbessert. Mieterschutz Das neue, moderne und liberale Miet- und Pachtrecht schafft klare Bestimmungen und Rechtssicherheit sowohl für Mieter wie auch für Vermieter. Zahlreiche Reformen im Justizbereich Die zahlreichen Reformen im Justizbereich schaffen effizientere Verfahren, stärken die Rechtssicherheit für jeden Einzelnen, gewährleisten gut funktionierende und qualitativ hochwertige Strukturen und vereinfachen bzw. beschleunigen die Verfahren. Segmentierte Verbandsperson und neues GmbH-Recht

persönlicher Mitarbeiter betreut vor allem die Kommunikation und unterstützt mich unter anderem bei den Themen Post und Telecom. Während der vergangenen vier Jahre haben Sie auf Auslandsreisen viele namhafte Politikerinnen und Politiker kennengelernt. Welche Erfahrungen konnten Sie aus den Diskussionen mitnehmen? Politiker sind – meist – ganz normale Menschen. Besonders spannend fand ich die Erkenntnis, dass auch die Kollegen aus grossen, mächtigen Ländern nur mit Wasser kochen und die ähnlichen Stärken und Schwächen wie wir liechtensteinischen Politiker haben. In den letzten Jahren sind auch einige schöne Freundschaften mit Regierungskollegen aus anderen Ländern entstanden,. Jeden Dienstag findet die Sitzung der Gesamtregierung statt. Durch den Koalitionsvertrag

keit. Wie gehen Sie und Ihre Familie damit um, dass Sie eine öffentliche Person sind? Ach, daran hat sich die ganze Familie gewöhnt. Und so eine grosse Sache ist das ja in Liechtenstein dann doch wieder nicht. Die Menschen verhalten sich völlig normal uns gegenüber, wieso sollten sie auch anders? Woher holen Sie sich die Energie, die stets randvolle Agenda abzuarbeiten? Die wichtigste Energiequelle ist sicher meine Frau, ich bin sehr glücklich mit ihr. Und natürlich geben mir auch die Kinder und die weitere Familie Kraft. Daneben sind die vielen guten Freunde, aber auch meine Parteikollegen sehr wichtige Energiequellen. Und schliesslich ist mein engster Mitarbeiterkreis für den Erfolg auch ganz stark mitverantwortlich. Entsprechend gebührt all diesen tollen Menschen mein grosser Dank für die Unterstützung.

Für die Stärkung und Weiterentwicklung des Finanzdienstleistungssektors wurde das Gesellschaftsrecht mit neuen Möglichkeiten erweitert: Einführung der «Segmentierten Verbandsperson» (PCC) und Modernisierung des liechtensteinischen GmbH-Rechts. Innovation Mit der Unterzeichnung eines Staatsvertrags mit der Schweiz wurde Liechtenstein Mitglied der KTI, wodurch FL-Unternehmen und FL-Forschungseinrichtungen direkten Zugang zu diesem schweizerischen Förderprogramm erhalten. Gleich lange Spiesse Die liechtensteinischen Unternehmen werden den schweizerischen bei der grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung (GDL) gleichgestellt. Sozialpartnerschaft gestärkt Leistungsvereinbarungen mit dem LANV und der Wirtschaftskammer stärken die Sozialpartnerschaft und erhöhen damit die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts. Zukunftsfähige zweite Säule Die Abänderung des Gesetzes über die betriebliche Personalvorsorge (BPVG) verbessert die Vorsorge für das Rentenalter durch eine tiefere Eintrittsschwelle in die Versicherung und einen längeren Sparprozess.


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Ministerium für Äusseres, Bildung und Kultur

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NTB-Rektor Ritter: «MINT-Labor schafft ideale Voraussetzungen» Programmieren in der Primarschule, Bekenntnis zur dualen Ausbildung, Stärken der BMS, Ausbau der Bildungsausstellung «Next Step», Unterstützung des MINT-Labors: Lothar Ritter, seit acht Jahren Rektor der Hochschule NTB und mit dem heimischen Bildungswesen bestens vertraut, sieht Liechtenstein betreffend Bildung und Ausbildung für die Zukunft auf dem richtigen Weg. Interview: Michael Benvenuti Für Kindergarten und Primarschule zuständiger Gemeindeschulratspräsident, Maturapräsident des Gymnasiums in Vaduz, Mitglied der BMSKommission in Liechtenstein, Hochschullehrer, Prorektor und Rektor der Hochschule NTB und im Vorstand des Seniorenkollegs: Sie haben in den vergangenen Jahren einen umfassenden Einblick in das heimische Bildungswesen erhalten. Was sind aus Ihrer Sicht im Bereich Bildung und Weiterbildung die grossen Herausforderungen der Zukunft? Lothar Ritter: Eine der grössten Herausforderungen stellen aus meiner Sicht die Auswirkungen der digitalen Transformation dar. Sie wird das Wesen der Arbeit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens tiefgreifend verändern. Das betrifft direkt und indirekt auch die Bereiche Bildung und Weiterbildung. Ich persönlich glaube daran, dass die engere Verzahnung von digitalen und physischen Technologien und somit die Verschmelzung von unserer realen Welt mit ihrem virtuellen Abbild – ihrem «digitalen Zwilling» – das menschliche Denken, Lernen und Arbeiten positiv beeinflussen kann. Die Frage «Welche Qualifi kationen brauchen die Menschen in der Lebens- und Arbeitswelt 4.0?» beschäftigt Experten für Grund-, Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen sowie Fachleute aus dem Personalentwicklungsbereich. Weitere Herausforderungen sehe ich in der demographischen Entwicklung und den geopolitischen Verschiebungen. Diesen Entwicklungen

hat Bildung und Weiterbildung gerecht zu werden. Inwiefern? Wie müssen Bildungsziele und -inhalte den neuen Herausforderungen angepasst werden? Die Beantwortung dieser Frage führt derzeit vor allem zu einer Addition der Wünsche aller beteiligten Akteure. Das zeigen die kontroversen Diskussionen im Zusammenhang mit dem Lehrplan21 in unserem Nachbarland Schweiz. Dr. Heinz Bachmann,

ähnlich, wie vor Hunderten von Jahren. Dieser zunehmend breitere Graben zwischen den Ansprüchen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik und der biologischen Hardware des Menschen ist die grösste Herausforderung für Bildung und Weiterbildung. Wie hat die NTB auf diese Entwicklung reagiert, wo werden weitere Schritte gesetzt? Wir arbeiten konsequent an unserem ganzheitlichen, inter-

morgen. Doch auch wir müssen ständig «digitaler» werden: in den Studienangeboten, in den Lehr- und Lernmethoden, in der Forschungspraxis sowie bei der Durchdringung des Hochschullebens mit IT. Liechtenstein setzt seit Jahrzehnten auf die duale Ausbildung und forciert die Berufsmaturität (BMS). Unterstützen Sie diesen Weg? Die BMS ist im Zusammenspiel mit der berufspraktischen Aus-

«Die BMS ist die ideale schulische Vorbildung – also der Königsweg – für den Eintritt über den dualen Weg in die Welt der akademischen Abschlüsse.» Prof. Lothar Ritter, Rektor der Hochschule NTB

Pädagogische Hochschule Zürich, bringt es in einem Gastbeitrag zum Lilienberg Unternehmerforum so treffend auf den Punkt. In der Welt von morgen steigen die Ansprüche an den Einzelnen. Dem stehen aber immer noch die gleichen biologischen Grundlagen des Menschen, was das Lernen betrifft, gegenüber wie vor Jahrhunderten. Die Art, wie wir unser Leben und Arbeiten organisieren und mit welchem Mass an Komplexität wir uns umgeben, verlangt im Prinzip immer leistungsfähigere und intelligentere Menschen. Der Tag hat aber immer noch 24 Stunden und unser Gehirn funktioniert immer noch

disziplinären und anwendungsorientierten Ingenieur-Ansatz «Systemtechnik». Dieser ist verbunden mit einer klaren «Kompetenzorientierung in Aus- und Weiterbildung» sowie mit der strikten Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Studierenden und Unternehmungen. Wie zukunftsweisend der Ansatz ist, zeigen die Rückmeldungen aus der Wirtschaft zu den Herausforderungen der Arbeitswelt 4.0. Es braucht nicht zwingend weniger, dafür aber besser, ganzheitlich und interdisziplinär ausgebildete Fachkräfte. Bei der «Ingenieurausbildung 4.0» ist der Systemtechnikansatz schon heute ein Schlüssel für die Fachkräfte von

bildung im Unternehmen und der berufl ichen Grundausbildung an der Gewerbeschule die ideale schulische Vorbildung – also der Königsweg – für den Eintritt in die Welt der akademischen Abschlüsse. Die Fachhochschulausbildung, die nahtlos auf der dualen Berufs- und BMS-Ausbildung auf baut, ist die konsequente Fortsetzung des dualen Weges in der akademischen Welt. Aus meiner Sicht hat sich die BMS in Liechtenstein seit ihrer Gründung und festen Integration ins Liechtensteiner Bildungssystem sehr positiv entwickelt. Erfahrungen an der NTB zeigen, dass die BMS Liechtenstein ihre Absolventinnen


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und Absolventen gut auf ein erfolgreiches Studium vorbereitet. In diesem Sinne begrüsse ich es sehr, dass Bildungsministerin Aurelia Frick den dualen Weg in Liechtenstein fördert und der BMS Liechtenstein die ihr gebührende Bedeutung beimisst. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran, etliche Berufe drohen auszusterben, neue entstehen. Für Real- und Oberschüler wird die Wahl des richtigen Berufes immer schwieriger. Was empfehlen Sie diesen Schülern und ihren Eltern? Den für ein ganzes Leben lang «richtigen Beruf» gibt es aus meiner Erfahrung bereits heute nicht mehr. Was bei der Berufswahl zählt, ist nicht «richtig oder falsch», vielmehr empfehle ich Schülern und ihren Eltern, sich bei der Wahl der ersten beruflichen Grundausbildung auf die Beantwortung folgender Fragen zu konzentrieren: Für welche Tätigkeiten kann ich zum Zeitpunkt meiner Wahl die grösste Motivation aufbringen? Welche Talente kenne ich von mir und welche schlummern noch in mir? Welche Grundkompetenzen liegen mir am nächsten? Die Beantwortung dieser Fragen erhöht die Chance, sich bei der Wahl der ersten Schritte auf dem Berufsweg auf das zu konzentrieren, was den Lernerfolg und den Durchhaltewillen am wahrscheinlichsten macht. Auf dieser Basis wird man ein ganzes Berufsleben lang immer wieder entscheiden müssen, was für den nächsten Schritt der «richtige Beruf» ist. Es geht also um eine lebenslange, dynamische Entwicklung. Das Angebot an Bildungswegen ist in Liechtenstein riesengross. Wie können Schüler hier den Überblick behalten? Genau dafür bietet die Bildungsausstellung «Next Step» zusammen mit der entsprechenden Webplattform für Schüler wie Eltern ein ideales Informationsnetzwerk. Die Webplattform bietet attraktiv aufgemachte Informationen. Das Format «Bildungsausstellung» bietet dazu

ergänzend einmalige Möglichkeiten, berufliche Wege zu «begreifen» und vor allem emotionale Einsichten zu gewinnen. Darum ist für mich trotz Digitalisierung das Messekonzept nötig und topaktuell. Als dritten Orientierungsbaustein weise ich auf die erfolgreichen Initiativen der Industrie- und Handelskammer sowie der Wirtschaftskammer hin. Hier werden sehr individuell zugeschnittene Schnupper-

offen bleibt. Der Einbezug der Lehrpersonen schafft eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Initiative. Dann hat der herkömmliche Lehrplan bald komplett ausgedient und wird durch neue «ITInhalte» ersetzt? Nein. Zuerst wird es nötig sein, die heute zu erreichenden beruflichen Kompetenzen kritisch auf ihre Zukunftsrelevanz zu hinter-

bin überzeugt, dass die Früchte dieser Initiative eine breit abgestützte und nachhaltige Entwicklung im Sinne von Change Management ermöglichen. Um die MINT-Fächer zu fördern, hat der Landtag beschlossen, das Experimentierlabor in Liechtenstein finanziell zu unterstützen. Bringt das etwas? Ich glaube daran. Bei der Förderung der MINT-Fächer geht

«Liechtenstein ist mit dem Gesamtkonzept ‹Informatik an Liechtensteins Schulen› international sicher mit vorne dabei.» Prof. Lothar Ritter, Rektor der Hochschule NTB

möglichkeiten geboten. Also Hands-on-Aktivitäten. Bildungsministerin Aurelia Frick hat in den vergangenen Jahren viele Initiativen angestossen. So wurde vor Kurzem auch das Programmieren «LOGO» an Primarschulen eingeführt. Begrüssen Sie solche Vorstösse? Im Wandel hin zur Arbeitswelt 4.0 sind alle Ausbildungsformen von heute gleichermassen gefordert. Wirtschaft und Gesellschaft werden Fachkräfte brauchen, die neben den «klassischen» Berufskompetenzen von heute zusätzlich ein Grundverständnis dafür haben, wie Informations- und Kommunikationstechnik (IT) als Werkzeug in ihrer täglichen Arbeit und im privaten Umfeld eingebunden werden und was IT für ihr späteres Tätigkeitsgebiet alles leisten kann. Genau hier setzt die Programmier-Initiative frühe und ausbaufähige Impulse. Besonders gefällt mir, dass das individuelle «Tun» klar vor das «Darüberreden» gesetzt wird. IT-Kompetenzen zu erlernen durch Hands-on-Aktivitäten, ist für mich der richtige Weg, weil dabei, so hoffe ich, Raum für persönliche Motivation und Kreativität der Auszubildenden

fragen. Mit Mut und Durchsetzungswillen muss eine sinnvolle und stufengerecht erreichbare Auswahl an Kompetenzen getroffen werden. Zentral ist die Fähigkeit, mehrere klassische Kompetenzgebiete im Blick zu behalten und sich in fach- oder lebensbereichsübergreifenden Gruppen einbringen zu können. Grundlagenwissen und Spezialfähigkeiten sind weiterhin unabdingbar, aber die digitale Transformation zeigt den Trend hin zum Generalisten, der mit guten Kommunikationsfähigkeiten und Kreativität die Vernetzung zwischen verschiedenen Gruppen in Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten kann. Wo steht Liechtenstein damit im internationalen Vergleich? Liechtenstein ist mit dem Gesamtkonzept «Informatik an Liechtensteins Schulen» sicher mit vorne dabei. Bemerkenswert dabei ist, dass das Konzept in parallelen Phasen mit einem Wechselspiel zwischen Pilotversuchen für Schulklassen und Fortbildungselementen für Lehrpersonen umgesetzt wird. Damit ist das Sammeln von Praxiserfahrungen im Unterricht und das Feedback in die Ausbildung weiterer Lehrerkreise sichergestellt. Das ist Lernen beim Lernen. Ich

es ja ähnlich wie beim Fördern der Kompetenzen für die digitalisierte Zukunft oder bei der Entscheidung für die ersten Berufsbildungsschritte um das Entdecken der eigenen Stärken, Interessen und der persönlichen Motivation. Dies geht am besten, wenn Schüler und Lehrpersonen eigenes Tun in den Vordergrund stellen, also Hands-on-Fähigkeiten entwickeln. Das muss aber stufengerecht geschehen und die Akteure dort abholen, wo sie zum Zeitpunkt der Förderung auch wirklich stehen. Das geplante MINT-Labor schafft für das Sammeln von Experimentiererlebnissen in einer frühen Phase der schulischen Förderung ideale Voraussetzungen. Es rundet unterhalb der Berufswahlstufe das Angebot an Möglichkeiten ab, Technik hautnah zu erfahren. Die gemeinsame Initiative von Wirtschaft und Staat schafft den Nährboden für das duale Ausbildungssystem im Lande. Dank der Überschaubarkeit des liechtensteinischen Bildungswesens bin ich überzeugt, dass sich die beabsichtigten Wirkungen rechtzeitig und flächendeckend einstellen können. In Kenntnis vergleichbarer Einrichtungen im Ausland kann ich den Initianten und den staatlichen Stellen dazu nur gratulieren.


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3 Fragen an die «Vertreter»

Christine Wohlwend, FBP

Thomas Lageder, FL

Wie stehen Sie grundsätzlich zum Thema Bedrohungsmanagment, das in der Novembersitzung des Landtages hohe Wellen warf?

In sinnvollem Masse kann ich hinter der Einführung eines Bedrohungsmanagements stehen. Die Verhältnismässigkeit muss aber auf jeden Fall gewährleistet sein. Grundsätzlich ist der Vorschlag, wie er aktuell vorliegt, in Ordnung und stellt für mich eine Verbesserung der Situation dar. Man muss aber immer auch vor Augen haben, dass man nie eine 100%ige Sicherheit erlangen wird. Auch mit der Einführung eines Bedrohungsmanagements wird ein Restrisiko bestehen bleiben.

Mit der Vorlage der Regierung gibt es einige Probleme. Zum einen kann das Verhältnis von Patient zu Arzt dadurch belastet werden, da der Arzt über eine Kann-Bestimmung bei eindeutigen Anzeichen eine Meldung machen darf. Es ist im Ermessen des Arztes. Zum anderen sollen der Landespolizei erneut neue Aufgaben übertragen, die benötigten Ressourcen aber nicht bereitgestellt werden. Grundsätzlich geht es aber vor allem darum, dass gewisse Amtsstellen miteinander das Gespräch suchen dürfen. Das ist nach heutiger Rechtslage nicht erlaubt.

Sollen Gemeindepolizisten bei der Ausübung ihres Berufs Waffen tragen dürfen?

Nachdem eine verpflichtende Gefahrenanalyse als Basis für einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss in der ersten Lesung eingeflossen ist, halte ich es für richtig, wenn jede Gemeinde selbst die Entscheidung treffen kann. Somit stehe ich – mit der erwähnten Anpassung – hinter der vorgeschlagenen Lösung.

Persönlich bin ich der Meinung, dass ein Gemeindepolizist in die gleichen gefährlichen Situationen kommen kann wie ein Landespolizist. Ich verstehe deshalb das Anliegen, dass auch Gemeindepolizisten eine Waffe tragen können, wenn durch die durchzuführende Gefahrenanalyse belegt ist, dass dies notwendig ist. Wichtig ist für mich aber, dass die Personen im Umgang mit einer Waffe geschult sind und über eine gefestigte Persönlichkeit verfügen. Dafür ist mit dem Gesetz gesorgt.

Sollte das Gesetz in Kraft treten, wie weit dürfte die Kompetenz der Ordnungshüter reichen? Stichworte: Privatsphäre und Überwachungsstaat.

Die Aufgaben der Landespolizei und der Gemeindepolizei sind bereits heute klar aufgeteilt. Insofern stellt sich diese Frage nicht.

Ich sehe in den angesprochenen Bereichen keine Änderung gegenüber der bereits geltenden Rechtslage. Weiterhin dürfen Gemeindepolizisten nur unter Einbezug der Landespolizei Festnahmen vornehmen, aber die Identität einer Person feststellen.


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der 4 Parteien

Karin Rüdisser-Quaderer, VU

Harry Quaderer, DU

Ich begrüsse die Einführung eines Bedrohungsmanagements (BM). Schwere Gewalt erfolgt oft dann, wenn Personen in einer Krise keinen anderen Ausweg mehr wissen. Das BM sollte bestenfalls Anzeichen auf dem Weg dahin frühzeitig erkennen, einschätzen und entschärfen, indem es im Kontakt mit der betroffenen Person nach Alternativen und Unterstützungsangeboten sucht. Ein BM ist also vielmehr eine Art Prävention als eine «Vorhersage».

Mit dieser Vorlage ging Innenminister Zwiefelhofer in mehrerlei Hinsicht zu weit, und sie wurde von der DU-Fraktion im Landtag geschlossen abgelehnt. Diese Vorlage geht in Richtung Denunziantentum und auch Polizei- und Überwachungsstaat. Auslöser dieses Gesetzes war gemäss Bericht und Antrag der Regierung das Tötungsdelikt in Balzers. Können durch einen Überwachungsapparat solche Verbrechen vermieden werden? Nein. Zu diesem Thema empfehle ich, den Kommentar von Alexander Gassner auf unserer Homepage (www.du4.li) zu lesen. Er trifft den Nagel auf den Kopf.

Mit der Abänderung des Gemeindegesetzes sowie weiterer Gesetze wie des Polizeigesetzes und des Landesverwaltungsgesetzes zur Regelung der Gemeindepolizei wurden die Gemeindepolizisten aus einer gesetzlichen Grauzone befreit. Ich begrüsse es, dass der Gemeinderat, gestützt auf eine Gefahrenanalyse, beschliessen kann, dass die Gemeindepolizisten bei entsprechender Aus- und Weiterbildung zum Zweck der Notwehr und Notwehrhilfe eine Waffe tragen dürfen. Denn wo Polizei draufsteht, muss auch Polizei drin sein.

Nein. Der Abgeordnete Elfried Hasler hat es sehr treffend formuliert. Was in einer Millionenstadt wie London möglich ist, sollte auch in unseren Gemeinden möglich sein. Ein bewaffneter Dorfpolizist wird in einer möglichen Gefahrensituation sowieso die Landespolizei kontaktieren. Wieso also eine Doppelstruktur auf bauen? Auch hier wurde meines Erachtens über das Ziel hinausgeschossen.

Mit dem Bedrohungsmanagement sollen potenzielle Opfer in ihrer psychischen Integrität geschützt werden. Gefühle der Bedrohung, Angst und Unsicherheit machen auf Dauer krank. Die Infobearbeitung muss zweckgebunden und verhältnismässig sein. Schwere Gewaltfälle passieren so gut wie nie aus heiterem Himmel. In den meisten Fällen treten im Vorfeld subtile oder auch offene Warnsignale auf. Das Verhalten, die Kommunikation und die Vorgeschichte einer Person sind daher wichtige Informationsquellen. Die Frage soll somit lauten: «Gibt es weitere Hinweise, dass die Person gefährlich ist?»

Also ich finde, beide Gesetzesvorlagen gehen zu weit. Wir sind doch mit dem jetzigen Gesetz gut bedient. Wollen wir wirklich wie im Finanzbereich den gleichen Regulierungswahnsinn auch im Privatbereich? Ich meine nein. Was mich an diesen Gesetzesnovellen auch ganz gewaltig stört: Da wird vom schlanken Staat, von Kundennähe, es wird vom Gesetzesabbau im Landtag geredet, und wenn es darauf ankommt, votieren genau diese Leute für noch mehr Gesetze und Einschränkung der Privatsphäre.


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Seiten der DU

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Pedrazzinis Spiel Im September 2016 kam es zu einer historischen Abstimmung. Historisch deshalb, weil über 82 Prozent der Stimmberechtigten nein sagten zur Initiative «Familie und Beruf» der Wirtschaftskammer, die von allen Parteien ausser den Unabhängigen unterstützt wurde. Deutlicher kann eine Abstimmung nicht ausgehen. Umso merkwürdiger die «schleppende» Reaktion des verantwortlichen Ministers Mauro Pedrazzini. Text: Pio Schurti, du-Landtagsabgeordneter

Die Regierung hatte im Zuge der Revision des Krankenkassengesetzes eine Lösung vorgeschlagen, wie das Mutterschaftstaggeld besser geregelt werden könnte, zog dann den Vorschlag aber wegen diverser Mängel von sich aus wieder zurück. Damals meldete sich die Wirtschaftskammer bei Minister Pedrazzini und kündigte an, wenn er die (Mutterschafts)–Taggeldversicherung nicht anpacke, müssten die Gewerbler aktiv werden. So kam es. Die Wirtschaftskammer lancierte eine Gesetzesinitiative namens «Familie und Beruf», mit welcher die Finanzierung der Kitas und des Mutterschafttaggeldes neu geregelt werden sollte.

Trotz Bedenken Ja-Parole Gesellschaftsminister Pedrazzini gab die Ja-Parole aus, obwohl er wusste, wie schlecht die Initiative war. Gemäss Gesetz müssen bei einer Volksabstimmung ein Befürworter der Vorlage, ein Gegner und die Regierung in der Abstimmungsbroschüre Stellung beziehen. Da kein Gegner da war und sich über die Zeitung keiner finden liess, fragte Pedrazzini den du-Abgeordneten Herbert Elkuch persönlich an, ob er nicht diesen Part übernehmen könnte. Elkuch gründete dann ein überparteiliches Gegenkomitee, in dem auch drei du-Abgeordnete vertreten waren. Die fundierten Gegenargumente dieses Komitees führten dann zur hammermässigen Ablehnung der Initiative in der Volksabstimmung. Die du-Fraktion brachte in der Folge gute und umsetzbare Vorschläge zur Ausgestaltung der Kita-Finanzierung und der Mut-

Pio Schurti, DU-Landtagsabgeordneter

terschaftstaggeldversicherung vor. In der Debatte zum Budget 2017 argumentierten die Unabhängigen, dass das Geld, das heute schon für Kitas ausgegeben wird, gleichmässig auf alle Kitas verteilt werden sollte. Dieser Antrag der Unabhängigen wurde abgeschmettert. Man könne diese verfassungswidrige Ungleichbehandlung nicht beenden, ohne manchen Kitas Geld wegzunehmen und so ihre Existenz zu gefährden. Das heisst, die Aufgabe wurde auf die lange Bank geschoben.

du-Vorschläge abgeschmettert Was den zweiten Teil der abgelehnten Initiative «Familie und Beruf» betrifft, reichten die Unabhängigen im Landtag eine Motion ein, die im DezemberLandtag behandelt wurde. Kurz zusammengefasst, die Unabhän-

gigen wollten der Regierung den Auftrag geben, die Mutterschaftstaggeldversicherung in einem möglichst grossen Kollektiv zu organisieren. Die Regierung hatte aber ein Tag vor der Landtagsdebatte noch eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die das Ganze genau erörtern solle. Pedrazzini und seine FBP-Kumpane im Landtag argumentierten, die Motion sei unnötig, die Unabhängigen würden offene Türen einrennen. Der Landtag lehnte die Motion schliesslich ab und schob damit die Reorganisation der Taggeldversicherung auf Pedrazzinis lange (Arbeitsgruppen-)Bank. Gesellschaftsminister Pedrazzini hatte bei der Krankenkassenrevision keine brauchbare Lösung für die Taggeldversicherung gefunden. Den Antrag des

du-Abgeordneten Herbert Elkuch auf Kostenbefreiung bei Mutterschaft analog der Schweiz redete er schlecht und verhinderte dadurch eine solidarische Unterstützung junger Familien im Krankheitsfall. Pedrazzini unterstützte gegen besseres Wissen die Initiative der Wirtschaftskammer, durch welche – wäre sie angenommen worden – für Familienzulagen angespartes Vermögen der Wirtschaft zugeschoppt worden wäre (jährlich sieben bis zehn Millionen). Selbst die LIHK, deren Mitglieder von dieser Kita-Finanzierung profitiert hätten, war gegen diesen Unsinn, aber unser Gesellschaftsminister war dafür. Zusätzlich wollte er mit Geld aus der Familienausgleichskasse, das für alle Familien eingezahlt wurde, einseitig nur Kitas unterstützen. Seit 2011 wird der Staatsbeitrag für Kinder und Jugendhilfe ungerecht verteilt und Familien werden benachteiligt. Pedrazzini ist seit 2013 im Amt und hat nichts gegen diese Ungerechtigkeit getan. Überhaupt scheint er zu pennen, was die Familienpolitik betrifft.

Gekuscht und verschleppt Familien kümmern Pedrazzini wenig. Im Rahmen der KVG-Revision war er nicht fähig, die Mutterschaftsversicherung gescheit zu regeln. Vor der Wirtschaftskammer mit ihrer unausgegorenen Initiative kuschte er. Und jetzt hat er eine Arbeitsgruppe einberufen, um ein Problem zu bearbeiten, das längst erkannt ist. Wie heisst Pedrazzinis taktisches Spiel? Lieber verschleppen, als gar nichts tun.


Das Kandidatenteam der Unabhängigen für die Landtagswahlen 2017, von links: Othmar Züger (Triesen), Harry Quaderer (Schaan), Jürgen Beck (Vaduz), Werner Dolzer-Müssner (Eschen), Johann Beck (Triesenberg), Peter Wachter (Schellenberg), Burgi Beck (Triesenberg), Pascal Willi (Balzers), Agnes Dentsch (Ruggell), Herbert Elkuch (Schellenberg), Isolde Hermann-Jehle (Schaan), Pio Schurti (Triesen), Siegfried Sele (Triesen), Thomas Rehak (Triesen), Erich Hasler (Eschen), Ado Vogt (Vaduz).

die Unabhängigen – für Liechtenstein 12/2016

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Seiten der FBP

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Der Landtag

Rückblick auf die Legislaturperiode 2013 – 2016 Vor vier Jahren haben die Wahlen einen für liechtensteinische Verhältnisse erstaunlichen Ausgang genommen. Die Einwohnerschaft war wegen des völlig aus den Fugen geratenen Staatshaushaltes stark verunsichert und hat bei der Wahl das traditionelle Parteiengefüge verändert. Anlässlich der Vereidigung am 27. März 2013 zogen vier Parteien in Fraktionsstärke in den Landtag ein. In der schwierigen Situation, in der sich das Land befand, wurde die Führung der Regierung und des Landtages der FBP übertragen. Text: Albert Frick, Landtagspräsident Im neuen Landtag war man sich einig, dass die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Staatshaushaltes die zentrale Herausforderung der Legislaturperiode sein wird. Das wurde von der Bevölkerung erwartet. Man war sich auch bewusst, dass die Aufgabe unangenehm sein wird und notwendige Massnahmen nicht überall auf Begeisterung stossen werden. Wie viel leichter wäre es für die Verantwortlichen gewesen, aus dem Vollen schöpfen zu können. Die Parlamentsarbeit gestaltete sich aufgrund der neuen Parteienkonstellation wesentlich anders als gewohnt. Der grossen Koalition von FBP und VU standen mit DU und FL zwei Oppositionsparteien gegenüber. Auch wenn die beiden Oppositionsfraktionen ideologisch meilenweit auseinanderliegen, traten sie mit ähnlicher Arbeitsweise

auf. Es wurden parlamentarische Vorstösse, d.­ h. Interpellationen, Motionen, Postulate oder Initiativen in Serie produziert. Man kann durchaus attestieren, dass die Parlamentsarbeit belebt wurde. Ob alle Vorstösse wirklich notwendig waren, ist aber eine andere Frage. Kehrseite dieses Aktivismus war nämlich ein hoher zusätzlicher Kostenund Zeitaufwand bei Regierung, Verwaltung und Landtag. Einem gerade von oppositioneller Seite oft geforderten Abbau bei der Landesverwaltung ist dies nicht förderlich.

Speditivere Lesungen Die Arbeitsweise hat sich aber auch in anderer Hinsicht verändert. Die kurz vor Abschluss der Legislaturperiode 2009 – 2013 verabschiedete Reform der Geschäftsordnung des Landtages wurde umgesetzt. Eine wesentliche Änderung betraf die Bera-

tung von Gesetzesvorlagen. War es bisher oft üblich, Gesetzesvorlagen in der 1. Lesung Wort für Wort zu lesen, so ging man nun definitiv zu einer Lesung durch Artikelaufruf über. Der Zeitgewinn ist enorm. Während zuvor endlose Lesungen ohne Wortmeldung stattfanden, melden sich nun die Abgeordneten exakt bei jenen Artikeln, zu denen sie Fragen anbringen oder Änderungen einbringen möchten. Sofern eine Vorlage in der ersten Lesung wenig Anlass zu Diskussionen gab, kann die 2. Lesung über Beschluss des Landtages durch Gesetzesaufruf erfolgen. Auch in diesem Falle besteht die Möglichkeit, Änderungsanträge zu einzelnen Artikeln einzubringen. Im Unterschied zur Lesung durch Artikelaufruf wird aber nicht über jeden Artikel einzeln abgestimmt, sondern es erfolgt lediglich die Schlussabstimmung.

Eine Neuerung war auch die Einführung der Aktuellen Stunde, in der auf Vorschlag einer Fraktion ein Thema von landespolitischer Bedeutung während einer Stunde beraten wird. Im Gegensatz zur sonst üblichen Redefreiheit steht den Fraktionen in der Aktuellen Stunde nur eine beschränkte Redezeit zur Verfügung, sodass das Traktandum nach exakt einer Stunde abgeschlossen wird. War am Anfang der Legislaturperiode eine gewisse Euphorie bezüglich der Aktuellen Stunde spürbar, so flachte die Begeisterung in der zweiten Hälfte deutlich ab. Dies vor allem aufgrund der ohnehin meist schon stark beladenen Traktandenliste. Es gab aber auch Diskussionen, wie weit die Prämissen «Aktuell» und «von landespolitischer Bedeutung» ausgereizt werden dürfen. Es ist daher ratsam, dass der neue Landtag eine Neubeur-


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Zusammenfassend darf die Parlamentsarbeit in der abgelaufenen Legislaturperiode als erfolgreich bezeichnet werden. Die Präsenz bei Landtagssitzungen war vorbildlich gut. Meist waren alle 25 Abgeordneten im Plenarsaal anwesend, und es wurde effizient und ausdauernd gearbeitet. Es ist immer gelungen, die Traktandenfülle in den zur Verfügung stehenden drei Tagen zu erledigen. Dies ohne viel Nachtarbeit zu beanspruchen. Das basiert einerseits auf seriöser Vorbereitung der Themen in den Fraktionssitzungen und andererseits auf einem gut strukturierten Sitzungsablauf.

Albert Frick, Landtagspräsident

teilung des Instrumentes Aktuelle Stunde vornehmen wird.

Populistische Äusserungen Oft hört man aus der Bevölkerung die Besorgnis, dass sich der

lich auf. In einer Gesamtsicht kann aber festgehalten werden, dass die Voten grossmehrheitlich der Sachlichkeit verpflichtet sind. Ich habe mich immer dafür stark gemacht, dass die Debatte

«Ich habe mich immer dafür stark gemacht, dass die Debatte in der Sache engagiert und im Ton moderat geführt wird.» Albert Frick, Landtagspräsident

Ton in den Debatten verschärft habe und dass die Diskussionen vermehrt von Populismus geprägt seien. Sicher tauchen populistische Äusserungen und auch Äusserungen an der Grenze des parlamentarischen Anstandes in den Landtagsdebatten gelegent-

in der Sache engagiert und im Ton moderat geführt wird. Der Publikumsservice konnte in der vergangenen Legislaturperiode wesentlich gesteigert werden. Auf der neuen Homepage des Landtages sind

sämtliche Informationen über die Parlamentstätigkeit abrufbar. Mit der Ergänzung der Liveübertragung durch laufende Bilder hat der Informationsgehalt deutlich zugenommen. Die Sprechenden werden von den Zuschauern authentischer wahrgenommen. Über Livestream können die Landtagssitzungen im Internet auch weltweit mitverfolgt werden. Auch können sämtliche Voten in den Audiofiles der Homepage nachgehört werden. Als weitere Verbesserung wird schon bald der verzögerte Abruf der Bildübertragung ermöglicht.

Aufgabe erfolgreich erledigt Die Hintergrundtechnik im Landtag wurde zur Gänze erneuert. Dies war absolut erforderlich, um die Abstimmungsanlage, die Bildschirmanzeige, die Aufnahmen für die Wortprotokollierung und die Liveübertragungen verlässlich abzusichern.

Aus meiner Sicht als bisheriger Landtagspräsident kann ich anfügen, dass die Aufgabe mit sehr grossem Aufwand verbunden ist. Sie besteht aus der Führung des Landtages mit allen dazugehörigen Geschäften, wie Vorbereitung und Leitung der Landtagssitzungen, Leitung des Landtagpräsidiums und Erledigung vieler Alltagsgeschäfte. Dazu kommt die Vertretung des Landtages nach aussen. Diese nimmt in einem Land mit internationalen Verpflichtungen und weltweiten wirtschaftlichen Interessen ständig an Bedeutung zu. Zusammen mit der Pflege nachbarschaftlicher Beziehungen und der Kontaktpflege im Lande selbst ergibt sich ein hohes Mass an Repräsentationspflichten. Vor allem aber ist es eine interessante und ehrenvolle Aufgabe im Dienste unseres Landes und unserer Demokratie. Dafür lohnt sich jeder Einsatz.

Staatshaushalt ist saniert Die wichtigste Aufgabe der Legislaturperiode, die Sanierung des Staatshaushaltes, wurde erfolgreich erledigt. Dadurch wurde Gestaltungsspielraum für die kommenden Jahre geschaffen. Auch wurden wichtige Reformvorhaben im Sozialbereich, wie die langfristige Sicherung der AHV und die Überarbeitung des Krankenversicherungsgesetzes, abgeschlossen, um nur die wichtigsten zu erwähnen. Die Bilanz dieser Legislaturperiode darf sich sehen lassen.


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Für Menschen im Unterland ist das keine Zukunftsvision Ein Alleingang bringt unser Land in der Verkehrspolitik – insbesondere in der Verkehrsproblematik des Liechtensteiner Unterlandes – nicht weiter. Das Hauptübel: Die Verbindung der Rheintalautobahn A 14 und der schweizerischen Autobahn N 13 mit durchschnittlich 12‘000 LKW und PWs auf der längst möglichen Strecke von 12,5 km über das Liechtensteiner Unterland. Das kann für die Menschen im Unterland doch keine Zukunftsvision sein! Text: Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter

Bereits heute ist das Bild, das sich diesbezüglich zeigt, alarmierend. Und es wird sich in den nächsten Jahren noch drastisch verschärfen. Die PWs und Lastfahrzeuge verlassen in Frastanz die österreichische Rheintalautobahn, schlängeln sich durch die Stadt Feldkirch, steuern auf Schaanwald zu, um auf diesem einzigen derzeit lukrativen Strassenkorridor via Nendeln – Eschen – Bendern – nach Haag zur Einfahrt in die schweizerische Autobahn zu gelangen. Hier spreche ich erst vom Transitverkehr, dazu gesellt sich der Arbeitsverkehr bzw. Pendelverkehr – und natürlich der sogenannte «hausgemachte» Verkehr. Die EinwohnerInnen von Schaanwald sind somit doppelt gestraft, da zahlreiche Pendler via Nendeln zu den Wirtschaftszentren ins Oberland fahren und Schaanwald die Durchgangsschleuse bildet.

Verkehrsschlaufe im Zentrum Schaanwald blockiert Da es keinen «wundersamen Wurf» gibt, der die Verkehrsproblematik im Liechtensteiner Unterland mit einem Schlag löst, ist es dringend angezeigt, dass in den verkehrsgeplagten Gemeinden mit lokalen Projekten eine Verkehrsentlastung für die Bevölkerung erreicht wird. So ist es absolut unverständlich, dass die Regierung das pfannenfertige Verkehrsschlaufen-Projekt im Zentrum von Schaanwald seit Jahren negiert. Zudem würde dieses Projekt noch

weniger Kosten verursachen, als die neu geplante Fuss- und Radwegbrücke «Vaduz-Sevelen» mit 5 Millionen Franken.

Es geht nur mit gemeinsamen regionalen Strategien Dass die Stadt Feldkirch ebenfalls im Verkehr versinkt, ist eine logische Folge, da die Transitachse eben von Frastanz – Feldkirch – via Schaanwald nach Haag führt. Feldkirch schaut lokal auch nur auf sich und so ist die «Tunnelspinne» in Feldkirch die naheliegendste Lösung. Fakt ist jedoch, dass dann die Verkehrskanalisierung noch viel verschärfter und bedrohlicher auf Schaanwald und damit auf das Unterland zugespitzt ist. In allen anderen Bereichen wird international zusammengearbeitet, nur in Verkehrsfragen NICHT. Es liegt auf der Hand – und es ist nur logisch – dass die Rheintalautobahnen Österreich und Schweiz in längerfristiger Zukunft nicht über die weiteste Strecke von über 12.5 Kilometer über das Liechtensteiner Unterland verbunden werden können, sondern an der engsten Stelle – etwas nördlich von Feldkirch – bei der schmalsten Stelle mit 2,5 Kilometer. Die Regierung in Vaduz ist es der Unterländer Bevölkerung schuldig, diesbezüglich regional mit Vorarlberg und dem Kanton St. Gallen politisch ernsthafte Verkehrs-StrategiePlanung aufzunehmen.

Illustration: Medienbuero


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«Das Land nach vorne bringen» Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Regierungschef Adrian Hasler trat er 2013 als Präsident der FBP zurück, nun kandidiert er für die Landtagswahlen im Februar 2017: Alexander Batliner erläutert im «lie:zeit»-Interview die Beweggründe seines Comebacks. Interview: Michael Benvenuti

Sie sind vor drei Jahren als Präsident der FBP zurückgetreten. Was hat Sie dazu bewogen, ein Comeback in der Landespolitik zu wagen? Alexander Batliner: Mein Interesse an der Politik und somit an der Entwicklung unseres Landes ist ungebrochen. Ich habe auch die letzten drei Jahre das politische Geschehen in unserem Land stets intensiv mitverfolgt. Ein solches Interesse steht und fällt ja nicht mit einem politischen Amt, das man innehat. Sie waren als Präsident der klaren Worte bekannt. Inwiefern haben Sie sich diesbezüglich verändert? Meine Art und Weise, wie ich kommuniziere und wie ich meine Meinung zu aktuellen politischen Themen kundtue, hat sich nicht geändert und wird sich auch nicht ändern. Ich selbst erwarte von politischen Vertretern ja auch, dass sie zu aktuellen Themen Stellung beziehen und ihre Meinung klar äussern. Dieser Erwartung habe ich als Politi-

Alexander Batliner, Landtagskandidat der FBP im Unterland.

Regierungschef Adrian Hasler zurückgetreten sind. Nun kandidieren Sie aber gemeinsam mit ihm für die FBP. Haben Sie ihre Differenzen mittlerweile ausgeräumt, ziehen Sie wieder am selben Strang? Es wäre falsch, meine Zeit als Parteipräsident mit meiner Kandidatur für den Landtag gleichzusetzen. Ich war immer bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn man mir solche überträgt.

«Es wäre falsch, meine Zeit als Parteipräsident mit meiner Kandidatur für den Landtag gleichzusetzen.» Alexander Batliner, FBP-Landtagskandidat

ker stets versucht nachzuleben, und das wird auch in Zukunft so sein, sollte ich von der Unterländer Bevölkerung in den Landtag gewählt werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sie 2013 auch wegen Meinungsverschiedenheiten mit

Ich war und bin aber nicht bereit, Verantwortung für etwas zu tragen, wofür ich sie gar nicht habe. Als Landtagsabgeordneter hat man die Verantwortung, welche von den Wählerinnen und Wählern übertragen wird, immer inne, da man in erster Linie seinem eigenen Wissen und

Gewissen verpflichtet ist. Ihre Frage, ob wir am gleichen Strang ziehen, stellt sich für mich nicht. Das FBP-Kandidatenteam für den Landtag hat gemeinsam mit unseren Regierungskandidaten ein Wahlprogramm ausgearbeitet, hinter welchem ich stehe. Dieses Wahlprogramm wird der Leitfaden aller FBP-Mandatare der kommenden vier Jahre sein – unabhängig davon, ob sie in der Regierung oder im Landtag sitzen werden. Es ist somit die Grundlage dafür, dass alle Kandidatinnen und Kandidaten am gleichen Strang ziehen. Treten Sie in erster Linie an, um den von Regierungschef Hasler eingeschlagenen Weg fortzusetzen, oder wollen Sie einen Kurswechsel vorantreiben? Weder noch. Ich trete an, um einen Anteil daran zu leisten, unser Land einen Schritt nach vorne zu bringen. Welches sind Ihre Schwerpunkte, wofür wollen Sie sich bei einer erfolgreichen Wahl am vehementesten einsetzen? Die Unterländer Bevölkerung

weiss von mir, dass ich mich seit Jahren für eine Verbesserung der Verkehrssituation Unterland einsetze. Gerade dieser Themenbereich wird die nächsten vier Jahre grosse Bedeutung erlangen, schliesslich ist auch die Tunnelspinne in Feldkirch und die Autobahnverbindung bei Dornbirn in aller Munde. Diese beiden Bauprojekte werden, je nachdem wie und wo sie gebaut werden, grosse Auswirkungen auf das ganze Unterland haben. Die Politik unseres Landes muss sich nun aktiv um eine Verbesserung der Situation bemühen. Es ist genug geredet und es sind genug Projekte ausgearbeitet worden, nun müssen Taten folgen. Auch die Wirtschaftspolitik war Ihnen stets wichtig. Hat diese für Sie immer noch übergeordnete Bedeutung? Ja, hat sie. Die Gewerbe-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen unseres Landes sehen sich durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses und das stetig steigende Ausmass, dass Käufe über das Internet getätigt werden, einer verschärften Konkurrenzsituation ausgesetzt. Darauf gilt es zu reagieren. Ich werde mich dafür stark machen, dass die Lohnnebenkosten nicht weiter ansteigen und die Vergabegrundsätze bei Auftragsvergaben von Land und Gemeinden überarbeitet werden, damit nicht nur der Preis eine Rolle spielt. Zudem bin ich der Ansicht, dass Unternehmen gefördert werden sollten, welche Lehrlinge ausbilden. Zu guter Letzt erachte ich es als zielführend, die bestehenden Gesetze und Verordnungen hinsichtlich Vereinfachung von Regulierungen zu überprüfen, um Bürokratie abzubauen.


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KVG: Politik verabschiedet sich von bewährter Partnerschaft Am 1. Januar 2017 tritt das neue «Gesetz betreffend die Abänderung des Gesetzes über die Krankenversicherung» in Kraft. Es wird weder verhindern, dass die Gesundheitskosten weiter steigen, noch die Lebenslage kranker Mitbürgerinnen und Mitbürger verbessern können. Im Gegenteil! ‒ Das neue Gesetz stärkt den Einfluss der Politik auf das Gesundheitswesen auf Kosten der Kranken. Text: Fürstl. Rat Walter-Bruno Wohlwend Mit ähnlichen Argumenten kritisierte der «Liechtensteinische Dachverband von Berufen der Gesundheitspflege» bereits im Oktober 2014 das neue Gesetz. Offenbar hatte das damalige Vernehmlassungsverfahren keine entscheidenden Änderungen bzw. Verbesserungen des neuen Gesetzes zur Folge.

Praxis führt letztlich leider zu Fehlern im Bericht. Der unterschwellige und zum Teil auch offene Vorwurf, dass die Leistungserbringer nur Eigeninteressen vertreten würden, ist eine grobe Verkennung der von vielen Leistungserbringern erbrachten Arbeit ...».

Versicherte und Leistungserbringer entmündigt «In Liechtenstein hat sich über Jahre eine Kultur der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der vier Partner im Gesundheitswesen (Staat, Versicherte, Versicherer, Leistungserbringer) entwickelt, die sich auch in Zeiten kontroverser Diskussionen bewährt hat. Vor diesem Hintergrund ist das Aufbrechen dieser Partnerschaft durch diesen Vorschlag für eine Gesetzesrevision unverständlich. Gemäss dem aktuellen Vernehmlassungsbericht sind Versicherte und Leistungserbringer entmündigt und auf Gedeih und Verderben der Willkür von Staat und Krankenkassen ausgeliefert ...». Verzicht auf Erfahrungsschatz «Die Neukonzeption des KVG‘s wurde ohne Einbezug der bisherigen Partner (Versicherte, Versicherer, Leistungserbringer) und der zuständigen Kommissionen erarbeitet. Somit wird ohne Not auf die geballte Erfahrung und das Fachwissen vieler einheimischer Fachleute verzichtet. Der Verzicht auf den Erfahrungsschatz aus der

Kosten- und Qualitätskommission abgeschafft Konsequenterweise wurde die «Kosten- und Qualitätskommission» der Regierung abgeschafft. Dieser wichtigen Kommission gehörten kompetente Exponenten des Gesundheitswesens an, wobei auch eine neutrale Vertretung vom Ausland gesichert

war. Diese Kommission war einerseits eine Quelle nachhaltiger Vorschläge an die Regierung, andererseits eine wichtige Verbindung zwischen Verwaltung und der täglichen Praxis im Umgang mit Patienten.

Ein «Verband» für drei Mitglieder In Zukunft werden nicht mehr die behandelnden Ärzte das entscheidende Wort über Art und Dauer der Behandlung eines Kranken haben, sondern die Regierung, die gemäss Gesetz (Art. 16b) «mit Verordnung Vorgaben zum Inhalt der Bedarfsplanung festlegt». Auch wenn die Ärztekammer und der «Kassenverband» im gleichen Artikel des neuen Gesetzes aufgefordert sind, gemeinsam eine Bedarfsplanung zu erstellen. Es wird auch ein Geheimnis der Regierung bleiben, warum Liechtenstein mit seinen zweieinhalb zugelassenen Krankenkassen (Concordia, FKB, Swica) überhaupt einen Verband (LKV) braucht, der das Land (also die Staatskasse) pro Jahr rund 150'000 Franken kosten soll?

123rf

Abschirmung gegenüber der Öffentlichkeit? Obwohl zeitweilig auch an der Sinnhaftigkeit des LKV gezweifelt wurde, entschied sich das Ministerium für Gesellschaft (Mauro Pedrazzini) am Ende offenbar doch für die Erhaltung und vorübergehende Aufwertung des Verbandes, der die Regierung


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in manchen kritischen Fragen gegenüber der Öffentlichkeit abschirmt. So kam offenbar unlängst ein neuer Vertrag mit den Psychotherapeuten zustande. Der Vertrag begrenzt die Stundenzahl von psychotherpeutischen Behandlungen wöchentlich auf 40 Stunden.

Künftige Beschränkungen der Arbeitszeiten? Wenn solche Verträge zur Strategie der Regierung werden, könnte es theoretisch vorkommen, dass die Krankenkassen künftig auch bei anderen medizinisch tätigen Berufsgruppen, also auch den Einsatz von Ärzten nur bis zu einer bestimmten Anzahl von Wochenstunden bezahlen. Ähnliche Regeln gelten z. B. in Deutschland, wo für ärztliche Leistungen Budgets erstellt werden. In unserem Land gibt es solche Regelungen glücklicherweise (noch) nicht, wobei allerdings die neue Arbeitszeitregelung in der Psychotherapie nichts anderes als eine Budgetdeckelung ist. Die Tendenz, immer mehr Gesundheitskosten auf die Versicherten – leider auch auf die Kranken – abzuwälzen, aber ist auch bei uns steigend. Die Entwicklung des OKP-Staatsbeitrages für Erwachsene zwischen 2008 und 2017 macht diese Entwicklung deutlich. Im Jahre 2008 betrug der Staatsbeitrag noch 45 Mio., stieg dann 2010 auf 57 Mio. an, um seit dem Jahre 2015 mit 33 Mio. Franken den bisher niedrigsten Stand zu erreichen (siehe Grafik).

Spürbare Erhöhung der Kostenbeteiligung Um die Gesundheitskosten zu senken oder zumindest einigermassen stabil zu halten, setzt die Politik mit dem neuen Gesetz auf die Erhöhung der Kostenbeteiligung bei den Versicherten. Die «Franchise» (also eine Art Sockelbeitrag) steigt ab 1. Januar 2017 von jährlich 200 auf künftig 500 Franken. Für ärztliche Leistungen oder Medikamente galt bisher ein Selbstbehalt von 10 % bzw. jährlich maximal 600

Franken. Neu steigt er auf 900 Franken, so dass die minimale Kostenbeteiligung eines erwachsenen Versicherten (bis zum Rentenalter) von bisher 800 auf künftig 1'400 Franken ansteigt. Rentner profitieren von etwas günstigeren Bedingungen. Ihre Kostenbeteiligung steigt von bisher 400 auf künftig 950 Franken im Jahr.

Die Mär vom «Ärztetourismus» Die für manchen Versicherten doch dramatische Erhöhung des Selbstbehaltes bei der Inanspruch-

Ein Arztbesuch kann auch zu spät sein Dafür werden Frauen und Männer, die nur dann einen Arzt aufsuchen, wenn es ihnen wirklich schlecht geht, mit dem Arztbesuch noch länger warten als bisher. Und zwar nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern weil sie grundsätzlich nicht gerne «zum Doktor» gehen. Der höhere Selbstbehalt kann in diesen Fällen als gute Ausrede dienen, einen fälligen Arztbesuch so lange wie möglich hinauszuschieben. Dass mit dieser Einstellung die

ma in den Medien. Und jeder, der heute einen Arzt aufsuchen muss, darf sich über neue medizinische Geräte und neue, wirksamere Medikamente freuen und wundern. Die Kosten für das Gesundheitswesen werden weiter steigen. KVG hin oder her.

Politische Unverfrorenheit! Dass sich Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini nicht geniert und gegenüber den Medien am 26. September 2016 sinkende Prämien ankündigt und das noch als historischen Moment bezeich-

Der Landtag hat den OKP-Staatsbeitrag in den vergangenen Jahren massiv gekürzt.

nahme medizinischer Hilfe soll u. a. dazu beitragen, den sogenannten «Ärztetourismus» einzudämmen. Nachfragen bei Dr. med. dent. Hansjörg Marxer, Vorsitzender der ehemaligen Kosten- und Qualitätskommission, haben ergeben, dass eine Auswertung des für Liechtenstein bedeutendsten Versichereres gezeigt hat, dass ein «Ärztehopping» nicht ins Gewicht fällt. Ausserdem kann man davon ausgehen, dass sich die einigermassen gut betuchten Frauen und Männer, die wegen jedem Wehwehchen einen Arzt aufsuchen, von den neuen finanziellen Konditionen kaum werden abschrecken lassen.

Gefahr verbunden ist, dass ein Patient «zu spät» zum Arzt geht, liegt auf der Hand. Ebenso ist allgemein bekannt, dass bestimmte Krankheiten eher heilbar oder zu lindern sind, wenn man sie so früh wie möglich entdeckt und der Arzt das Nötige vorkehren kann, um Schlimmeres zu verhindern.

Franchise und Selbstbehalt Dass das neue Krankenversicherungsgesetz höhere finanzielle Belastungen für die oder den Versicherten bringen würde, kann niemanden überrascht haben. Die steigenden Gesundheitskosten sind jahraus und jahrein The-

net, zeugt von einer politischen Unverfrorenheit ohne aktuelles Beispiel. Daraus resultieren dann Schlagzeilen wie die im «Liechtensteiner Vaterland» vom Dienstag, 27. September, die tatsächlich mit dem Satz beginnt: «Prämien sinken ...». Am gleichen Tag macht die NZZ mit der Titelzeile auf: «Die Prämien steigen um 4,5 Prozent.» Die zwei bedeutenden Krankenkassen im Land, die Concordia und die FKB, haben ihre Mitglieder inzwischen schriftlich über die effektiven Mehrkosten informiert, die ab 1. Januar 2017 auf uns zukommen. Damit ist die politische Krankenkassenlüge wieder einigermassen relativiert.


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m 5. Februar 2017 wählt das  liechtensteinische  Stimmvolk einen neuen Landtag. Insgesamt  stehen  71  Kandidaten  zur  Wahl;  ein  neuer  Rekord!  Als  Volksvertretung  soll  der  Landtag  die  Interessen  des  Volkes  repräsentieren. Damit ihm dies gelingt, sollte seine Zusammensetzung nicht zu stark von der Zusammensetzung  der  Bevölkerung  abweichen. Aus politikwissenschaftlicher  Sicht stehen dabei drei Kategorien  im Vordergrund: Beruf, Geschlecht  und Alter. Mit Blick auf den Beruf ist es den Parteien gelungen, durch die nominierten Kandidaten alle wichtigen

DR. CHRISTIAN FROMMELT Forschungsbeauftragter Politik am Liechtenstein-Institut

GASTKOMMENTAR   der Frauenanteil wiederum leicht gesunken  und  liegt  nun  mit  25,4  Prozent fast 9 Prozentpunkte unter  dem bisherigen Maximum von 33,9

Welches Volk vertritt die Volksvertretung? Wirtschaftszweige und Branchen abzudecken. Auch verfügen die Kandidaten über verschiedene berufl iche  Stellungen  sowie  Bildungswege. Im Unterschied dazu können die Parteien bei den nominierten  Kandidaten  –  trotz  intensiven  Bemühungen  –  erneut  kein  ausgeglichenes  Geschlechterverhältnis  präsentieren.  Vielmehr  ist

Prozent im Jahr 2001. Auff allend ist  in diesem Zusammenhang, dass die  Freie  Liste  mit  25,0  Prozent  erstmals seit ihrer Gründung einen  – wenn auch nur geringfügig – unterdurchschnittlichen Frauenanteil aufweist. Auch mit Blick auf das Alter deckt sich die Zusammensetzung der

nominierten Kandidaten nicht mit der Zusammensetzung der liechtensteinischen  Stimmbevölkerung.  76  Prozent  der  Kandidaten  sind zwischen 40 und 59 Jahre alt,  während lediglich 3 Prozent – also  ganze 2 Kandidaten – weniger als  30 Jahre alt sind. Damit weicht die  Altersstruktur der Landtagskandidaten stark von der Altersstruktur der  Stimmberechtigten  Liechtensteins ab, wo die Altersgruppe der  unter 30-Jährigen fast 20 Prozent  ausmacht. Dass  nur  wenige  junge  Personen  kandidieren, ist in Liechtenstein durchaus  üblich.  Mit  51  Jahren  liegt das durchschnittliche Alter bei diesen  Wahlen  jedoch  nochmals

deutlich  höher  als  bei  vergangenen Wahlen (z. B. 43 Jahre im Jahr 2001). Dass dies auch anders geht,  zeigt der Blick in die Schweiz. Bei  den  Nationalratswahlen  von  2015  waren 34 Prozent der Kandidierenden unter 30 Jahre alt. Zwar haben  nur sehr wenige dieser Kandidaten tatsächlich den Einzug in den Nationalrat geschaff t, durch ihre Kandidatur konnten sie aber bereits die Ideen und Positionen ihrer Altersgruppe in die Politik einbringen.  Während  der  geringe  Frauenanteil in der Politik immer wieder für  Gesprächsstoff   sorgt,  wurde  die  verzerrte Altersstruktur bislang kaum  diskutiert.  Eine  mögliche  Erklärung dafür ist, dass das Alter  der  Stimmberechtigten  in  Liechtenstein bislang nur sehr selten einen  signifi kanten  Einfl uss  auf  den Wahl- oder Abstimmungsentscheid ausübte. Dies kann sich aber durchaus ändern, wie im internationalen  Vergleich  z.  B.  Abstimmungen über den Brexit oder die Masseneinwanderungsinitiative zeigen. So ist zu hoff en, dass sich  junge  Menschen  in  Liechtenstein  künftig (wieder) stärker in die Politik einbringen.

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Wieso sind alle Vorgänge rund um das Betreuungs- und Pflegegeld so kompliziert?

Wo und wie kann ich weitere soziale Hilfestellung in finanzieller Hinsicht vom Land bekommen?

Alle Antworten auf w w w.altersfragen.li


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Politische Positionen vergleichbar gemacht Der Wahltermin für die Landtagswahlen naht – Anfang Februar ist es so weit. Bis dahin kann man Wahlbroschüren durchstöbern, Parteiveranstaltungen besuchen und die politischen Debatten verfolgen, um sich eine Meinung zu bilden. Damit die Wählerinnen und Wähler den Überblick bewahren, steht zum ersten Mal eine politisch neutrale Plattform bereit – wahlhilfe.li. Text: Michael Benvenuti

Auf wahlhilfe.li geben Kandidierende Antwort auf 45 konkrete Fragen zu aktuellen politischen Themen. Ob Bildung, Finanzen oder die Sozialwerke, die Bereiche decken das gesamte politische Spektrum ab: Sollen weniger Schüler/-innen dem Gymnasium zugeteilt werden? Befürworten Sie die Einführung eines Mindestlohnes? Sollen wieder verstärkte Personenkontrollen an der Grenze durchgeführt werden? Diese und weitere Fragen wurden vom LiechtensteinInstitut zusammengestellt, um das wissenschaftliche Funda-

hen sowohl Erläuterungen als auch Pro- und Kontra-Argumente bereit. So erhalten die Wähler schliesslich eine persönliche Wahlempfehlung und erfahren, welche Kandidierenden am besten zu ihnen passen. Falls Interessierte zunächst in den Profi len der Kandidierenden schmökern möchten, ist dies ebenfalls möglich. Nebst einigen persönlichen Informationen stehen alle Antworten bereit, die die Kandidierenden gegeben haben, und zwar in schriftlicher wie auch in grafischer Form. Die sogenannten «smartspider»

«wahlhilfe.li bringt Kandidierende und Wähler näher zusammen.» Robin Schädler, Initiator wahlhilfe.li

ment des Fragebogens zu gewährleisten. Für die technische Umsetzung schloss wahlhilfe.li eine Kooperation mit smartvote. ch ab. Nachdem sie bereits seit 2003 in der Schweiz aktiv sind, kann smartvote.ch auf einen breiten Erfahrungsschatz mit Wahlhilfen bauen.

Selbst ist der Wähler Nicht nur die Kandidierenden können diese Fragen beantworten, sondern auch die Wähler selbst – ganz einfach mit «ja», «eher ja», «eher nein» oder «nein». Falls sich eine Frage nicht auf den ersten Blick erschliesst, ste-

zeigen dabei auf, inwiefern sich Kandidierende beispielweise für eine liberale Gesellschaft oder eine restriktive Finanzpolitik einsetzen.

Kandidaten präsentieren sich Nicht nur für die Wähler bietet wahlhilfe.li Vorteile, den Kandidierenden dient die Seite zur Darstellung ihrer Person und ihrer Ideen. Alle Kandidierenden werden gleich behandelt und erhalten somit den gleichen Platz eingeräumt. Vielleicht stossen Wähler so auf Kandidierende, die sie bisher nicht auf ihrem Radar hatten;

Welcher Kandidierende passt am besten zu mir? 45 Fragen und Antworten liefern ein detailliertes Ergebnis.

oder aber solche Kandidierenden scheinen direkt in ihrer persönlichen Wahlempfehlung auf. «wahlhilfe.li bringt Kandidierende und Wähler näher zusammen», betont der Initiator von wahlhilfe.li, Robin Schädler.

Während Kandidierende ihre politischen Positionen auf einen Blick verständlich darlegen können, erhalten Wähler konkrete und vergleichbare Informationen, welche sie bei ihrer Wahlentscheidung unterstützen.


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Rote Laterne unter dem Christbaum

DA TERESA

Wie im letzten Jahr steht die ungeliebte Rote Laterne der Super League erneut unter dem Christbaum des FC Vaduz. Die Liechtensteiner haben es im letzten Spiel der Herbstsaison gegen Lausanne verpasst, das Schlusslicht abzutreten. Insgesamt fällt die Vorrunden-Bilanz – vorsichtig ausgedrückt – durchwachsen aus. Text: Chrisi Kindle · Bild: EQ Images Zürich In den 18 Spielen der Herbst-Saison sammelte der FCV 16 Punkte, das bei einem Torverhältnis von 21:43. Die vier errungenen Siege kamen jeweils gegen St. Gallen und Lugano zustande.

Eher ein Rückschritt Vergleicht man die Vorstellungen mit der letzten Saison, dann muss eher von einem Rückschritt gesprochen werden. Vor allem die defensive Stabilität, eine Stärke des FC Vaduz in den

vergangenen Jahren, ist verloren gegangen. 43 Gegentore sprechen eine deutliche Sprache. Der verletzungsbedingte Ausfall von Abwehrchef Simone Grippo (seit anfangs November) allein darf nicht als Ausrede gelten. Des öfteren hat sich die Mannschaft bei Rückständen frühzeitig aufgegeben und ist fast widerstandslos in Kanterniederlagen geschlittert. Mentalität und Einstellung liessen zu wünschen übrig; die Art und Weise, wie teilweise

Spiele verloren gingen, bereitet dem Fan Sorgen. Auch Sportchef Bernt Haas hat dies mehrmals angesprochen. Der Stabilität nicht unbedingt förderlich waren auch die dauernden Umstellungen sowohl personell als auch vom System her.

Die falschen Transfers? In den letzten Wochen und Monaten sind auch die SommerTransfers immer wieder zum Thema geworden. Haben die

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Verantwortlichen punkto Neuzugänge auf die falschen Spieler gesetzt? Die Offensivkräfte Aldin Turkes und Gonzalo Zarate haben noch kein einziges Mal getroffen. Marco Mathys ist den Ansprüchen mit Ausnahme des Lugano-Heimspieles (beim 5:1Sieg traf der ex-St. Galler gleich dreimal) noch nicht gerecht geworden. Maurice Brunner hat immerhin gute Ansätze gezeigt. Marvin Pfründer, Thomas Konrad und Chaleb Stanko spielten

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zwar recht solide, von echten Verstärkungen kann man bis jetzt aber nicht reden. Maxi Göppel zeigte einige gute Spiele, erkrankte dann aber leider am Pfeifferschen Drüsenfieber, Matthias Strohmaier hat verletzungsbedingt kaum gespielt.

Kein Geld für einen Knipser Man darf gespannt sein, ob die Verantwortlichen in der Winterpause den einen oder anderen Transfer tätigen werden. Vor allem in der Offensive wäre Handlungsbedarf, die Frage ist nur: Welche Stürmer sind zu einem bezahlbaren Preis verfügbar? Dazu Präsidentin Ruth Ospelt: «Wir haben kein Budget für einen sogenannten Knipser, aber wir werden den Markt natürlich beobachten.» Auf einen Glücksgriff wie vor einem Jahr mit Topstürmer Armando Sadiku werden die Fans diesmal wohl vergeblich warten. Wie fest sitzt Trainer Contini im Sattel? Eine Niederlage im letzten Spiel vor der Winterpause hätte wohl auch die Diskussion um Trainer Giorgio Contini neu angeheizt. Die Kritiker werden bestimmt auch nach dem 1:1 gegen Lausanne (dank eines Penalty-Geschenks des Schiedsrichters in letzter Sekunde) nicht verstummen. Präsidentin Ruth Ospelt und Sportchef Bernt Haas haben aber schon mehrfach durchblicken lassen, dass sich die Trainerfrage beim FC Vaduz nicht

Lausannes Aguirre im Zweikampf mit FCV-Verteidiger Thomas Konrad.

stellt. Beide sind von der Arbeit von Giorgio Contini überzeugt. Der 42-jährige ist seit vier Jahren Chefcoach beim FC Vaduz, bis jetzt wurde der im Sommer auslaufende Vertrag aber noch nicht verlängert. Im Vordergrund stehe laut Präsidentin Ospelt eine genaue Analyse der Herbstsaison, dort sollen alle Punkte angesprochen werden. «Dann wissen wir, wo wir die Hebel ansetzen müssen.»

Dass der ehemalige FCZ-Meistertrainer Bernard Challendes gegen Lausanne auf der Tribüne des Rheinparkstadions sass, bewertet Ruth Ospelt (lachend) als reinen Zufall…

Rückrunden-Auftakt gegen St. Gallen Während die Verantwortlichen nun also in der Analyse stecken, befinden sich die Spieler im wohlverdienten Urlaub. Trai-

ningsbeginn für die schwierige Rückrunde ist dann am 5. Januar, schon zwei Tage später geht’s ab ins Trainingslager nach Malaga. Schliesslich will man bereit sein für den Rückrunden-Auftakt am 5. Februar, dann nämlich kommt Lieblingsgegner St. Gallen ins Rheinparkstadion…

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1. Liga: Balzers und USV möchten sich verbessern Zuerst einmal ein dickes Kompliment an die beiden liechtensteinischen Erstliga-Teams für die gute Platzierung nach der Herbstrunde. Der USV steht auf Rang vier und der FC Balzers auf Rang sieben. Und beide Teams haben noch Luft nach oben. Text: Herbert Oehri

Beide Mannschaften haben fast das Doppelte der Punktezahl im Vergleich zum Dezember vor einem Jahr. Allerdings darf man dabei nicht ausser Acht lassen, dass sich sowohl der USV als auch der FC Balzers für die neue Saison verstärkt haben. So beschäftigt der FCB einige ehemalige Profis, die alle den Vertrag bis Ende Saison 2016/17 erfreulicherweise verlängert haben: Es sind dies: Michele Polverino, Leonard Da Silva (Leo), Aleksandar Zarkovic, Robin Gubser, Philippe Erne und Roman Hermann. Und auch der USV hat acht neue Spieler verpflichtet: Simon Kühne, Maximilian Knuth, Julian

Schatzmann, Marko Martinovic, Veaceslav Gorban, Andreas Christen, Ivan Quintans und Manuel Baumann. Zwei Spieler haben den Verein verlassen. Das Niveau einer Erstliga ist heute so hoch, dass es ohne auswärtige Spieler einfach nicht mehr geht, wenn man die Klasse halten will. So kann es durchaus sein, dass es dem einen oder anderen Spieler für das 1.Liga-Niveau einfach nicht reicht. Dazu Mario Frick: «In dieser Hinsicht müssen wir ehrlich mit jedem Spieler sein.» Ins gleiche Horn bläst in dieser Beziehung auch USV-Coach Oliver Ofentausek.

Gründe für die gute Platzierung Wir wollten von den beiden Trainern wissen, woran die gute Platzierung ihrer Mannschaften liege? Dazu Ofentausek: «Als ich in Eschen angefangen habe, nahmen wir zwei Ziele ins Visier: Auf- und Ausbau eines jungen, schlagkräftigen Teams (Durchschnittsalter um 23 Jahre) und das trotz starker Reduktion des Budgets. Das haben wir geschafft. Wir haben dafür viel getan, und die Leute sind im Training hervorragend mitgezogen. Marco Colocci, der uns verlassen hat, ist entsprechend ersetzt worden, wobei sich die beiden

Der USV-Trainerstab sieht in der  Rückrunde harte Arbeit auf sich zukommen.

Die junge USV-Truppe hat unter  Trainer Oliver Ofentausek in allen Belangen Fortschritte erzielt. Hier sehen wir das USV-Team nach einem Treff er von Torjäger Giovanni  Coppola.


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Szene aus einem Meisterschaftsspiel des FC Balzers: Zarkovic  diskutiert mit dem Schiedsrichter,  nachdem dieser einen Elfmeter gepfi ff en hat.

Stürmer Giovanni Coppola und Michael Bärtsch in der laufenden Saison stark in Szene setzen konnten. Für die Frühjahrsrunde wünsche ich mir eine weitere Verbesserung eines jeden einzelnen. Denn wir verlieren mit Patrick Peters wieder einen Schlüsselspieler, den es gilt, aus dem vorhandenen Kader zu ersetzen.»

Mario Frick mit einigen 1998er-Jahrgängen Erfreulich ist auch die Tatsache, dass der Balzner Trainer immer wieder jungen Spielern die Chan-

Mario Frick setzt auf Nachwuchskicker.

ce gibt, sich für höhere Aufgaben vorzubereiten. Dazu Frick: «Derzeit spielen einige 1998er-Jahrgänge im Eins. Es ist uns gelungen, sie sukzessive einzubauen.» Es ist dem Balzner Coach erneut gelungen, aus einer jungen Truppe mit einem Durchschnittsalter um 22 Jahre ein schlagkräftiges Team zu formen, das jeden in dieser 1.Liga-Gruppe schlagen kann, was es auch im Herbst unter Beweis gestellt hat. Gleich dreimal fegten sie den aktuellen Leader vom Thron. Vor diesem Hintergrund sind die Leistungen des FC Balzers und des USV nicht hoch genug einzuschätzen. Trainer Mario Frick (FCB) wie auch Oliver Ofentausek (USV) wollen so lange wie möglich an der Tabellenspitze mitmischen. Dabei kann Mario Frick in etwa auf dasselbe Kader wie bis anhin bauen, während sein Liga-Konkurrent Oliver Ofentausek den Abgang von Patrick Peters zum FC Tuggen (PromotionsLeague) zu beklagen hat. Zudem ist es auch möglich, dass Stürmer Bärtsch zum FC Vaduz in die Super League als Profi wechseln könnte. Allerdings wäre es für beide Vereine vorteilhaft, wenn im Sinne der Kooperation ein

entsprechender Ersatz vom FCV angeboten werden könnte (siehe Kasten unten rechts). Ansonsten halten sich die beiden Trainer bezüglich der Platzierungen im Frühjahr zurück. Beide sprechen von einem einstelligen

Tabellenrang. Aber beide streben einen der vorderen Plätze an, nachdem in der vergangenen Saison beide Mannschaften bis zum letzten Spieltag mitten im Abstiegskampf steckten. Das sollte in dieser Saison nicht mehr passieren.

WECHSELT BÄRTSCH ZUM FC VADUZ? Die Medien berichteten unlängst davon, dass der USV-Topstürmer  Michael Bärtsch eventuell als Kooperationsspieler vom FCV-Trainer  Giorgio Contini übernommen werden könnte. Bärtsch darf weiterhin  mittrainieren, eine Entscheidung über eine allfällige Verpfl ichtung ist  bis jetzt noch nicht gefallen. Wie uns Michael Bärtsch auf Anfrage  bestätigte, sei er nach seinen Schnuppertrainings weiterhin im  Kontakt mit Vaduz, aber bis jetzt habe sich noch nichts Konkretes  ergeben. Der FCV-Trainer Contini hat ein Kader von 28 Mann und scheint  eingedeckt zu sein. Bärtsch wäre ein Spieler aus der Region, und die  Zusammenarbeit sieht im Kooperationsvertrag zwischen dem FCV  und dem USV vor, Talente aus der Region ins Kader aufzunehmen. So  haben schon Spieler den Weg über den USV zum FC Vaduz gefunden, wie z. B. Niki Hasler, Daniel Kaufmann oder vorher Marco Colocci. Im Fall Bärtsch wäre ein Wechsel in enger Kooperation zwischen  den Vereinen gut denkbar. Allerdings wäre der Weggang von Bärtsch  laut Auskunft von USV-Präsident Horst Zech «für den USV ein herber  Verlust im Angriff . Der USV wäre gezwungen, einen entsprechenden  Ersatz zu fi nden, was nicht einfach wäre», ergänzt Zech.


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Tina Weirather nähert sich ihrer Bestform Der Auftakt in die Saison war noch etwas harzig, aber inzwischen hat Tina Weirather ihre Form gefunden. Herausragend bis jetzt der 2. Rang beim Super G in Lake Louise, aber auch der 4. Platz beim Riesenslalom in Sestriere unterstreichen den Aufwärtstrend bei der Planknerin. Text: Chrisi Kindle

Auch an diesem Wochenende will Tina Weirather bei den Speedrennen in Val d’Isère vorne mitmischen. Am Dienstag wartet dann in Courmayeur ein weiterer Riesenslalom.

musste sich die LSV-Läuferin mit Rang 14 begnügen. Tags darauf wählte sie die Nummer 19 und diesmal war es genau umgekehrt. Die vorderen Nummern hatten gute Sicht, danach zog es zu. Tina Weirathers Fahrt war top, doch die Bedingungen liessen nicht mehr als Platz 9 zu.

Wendepunkt Lake Louise Die beiden Auftakt-Riesenslaloms in Sölden (15. Rang) und in Killington (12. Rang) waren Mit Wut im Bauch aufs Podest noch nicht unbedingt nach dem Klar, dass der Frust bei Tina Weirather gross war. Die 27-jährige Geschmack der sechsfachen Weltcupsiegerin. Die Speedrenkonnte sich fahrerisch kaum etwas vorwerfen, für das Pech nen in Lake Louise sollten dann mit den Verhältnissen konnte aber die Wende zum Besseren sie nichts. Bei der Liechtensteibringen. Tina reiste mit viel nerin staute sich trotzdem Zuversicht nach Kanada, musste bei den beiden eine gehörige Portion Wut Abfahrten aber weitere an und diese wollte sie am Dämpfer hinnehmen. anderen Tag beim Super G Die Liechtensteinerin in ein gutes Ergebnis hatte gleich zweiummünzen. Das gleiche war mal etwas Pech ihr im letzten bei der Nummer nwa h l Winter auch (in dieser in La Thuile Saison könge lu nge n. Dort wurnen die besde sie in ten 10 der Tel.: +423 232 20 02 Welt ra ngwww.njord.li der Abfahrt liste die vom Winde Das Njord Team wünscht u n g e r a de n verweht und allen eine besinnliche Startnumtags darauf Weihnachtszeit mern von 1 bis gewann sie den 19 auswählen). Bei Super G. Zum Sieg reichte es Tina Weider ersten Abfahrt eröffnete Tina das Rennen bei nicht rather in Lake Louise zwar nicht ganz, aber ein 2. Rang, nur eine optimalen Sichtverhältnissen (später wurde es besser); prompt Zehntelsekunde hinter der Welt-

Tina Weirather freut sich über ihren 2. Platz im Super-G in Lake Louise.

cup-Gesamtsiegerin Lara Gut (Sz), war Balsam auf die Wunden der Liechtensteinerin. «Es wäre sogar der Sieg möglich gewesen, aber um Lara Gut momentan zu schlagen, muss einfach alles passen. Ich bin sehr happy über diesen 2. Platz; es zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»

Top auch im Riesenslalom in Sestriere Die Bestätigung über die gefundene Form kam sechs Tage später beim Riesenslalom in Sestriere. Vor dem Rennen zweifelte Tina noch etwas an ihrer Form in dieser Disziplin, aber schon der erste Lauf zeigte, dass die Zweifel unberechtigt waren. Die Planknerin zeigte auf dem sehr anspruchsvollen Olympiahang von 2006 ihr ganzes technisches Können und fuhr auf den 2. Zwischenrang, nur eine Hundertstel hinter der Amerikanerin Mikaela Shiffrin. Im Finale fiel Tina Weirather zwar noch knapp vom Podest, aber dieser 4. Rang in ihrer eigentlich nur dritten

Disziplin (nach Abfahrt und Super G) war Gold wert. «Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, ich werde Vierte, dann hätte ich sofort unterschrieben. Ich bin wirklich sehr zufrieden und freue mich jetzt auf Val-d’Isère.»

Fahrplan Richtung WM stimmt Der Saison-Höhepunkt steigt erst im Februar mit der WM in St. Moritz. Bei Tina Weirather scheint der Formauf bau Richtung Titelkämpfe genau zu stimmen. Grundsätzlich schaut sie nur von Rennen zu Rennen und solche stehen bis zur WM noch viele auf dem Programm. «Der Weltcup hat vorerst Priorität, dort will ich mir Selbstvertrauen und Sicherheit für die WM-Bewerbe holen.» Und in St. Moritz steht als erstes Rennen dann gleich der Super G auf dem Programm. Diesen hat Tina Weirather schon zweimal gewonnen, die erste Liechtensteiner WM-Medaille seit 1999 (RTL-Silber von Marco Büchel in Vail) könnte also am 7. Februar Tatsache werden…


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Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz Am 1. Januar 2017 wird das neue Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Liechtenstein und der Schweiz (DBA), das am 10. Juli 2015 von den Vertragsstaaten unterzeichnet wurde, in Kraft treten. Das DBA ist ein umfassendes Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Einkommen und Vermögen. Es ersetzt das bisherige Abkommen zwischen Liechtenstein und der Schweiz über verschiedene Steuerfragen vom 22. Juni 1995. Text: Thomas Nigg Allgemeines Eine (natürliche oder juristische) Person, die in Liechtenstein ihren Sitz oder Wohnsitz hat und in der Schweiz Einkünfte erzielt, kann hinsichtlich dieser Einkünfte sowohl in Liechtenstein als auch in der Schweiz steuerpflichtig werden. Der Zweck des DBA ist die Vermeidung der daraus resultierenden Doppelbesteuerung, indem es die Besteuerungsrechte der beiden Staaten auf diese aufteilt. Altes DBA Das DBA vom 22. 6. 1995 war kein umfassendes Abkommen, sondern regelte nur die Besteuerung einzelner Einkünfte. So wurde darin unter anderem festgelegt, wo die Zinsen aus Grundpfandforderungen, die Einkünfte aus unselbständiger Arbeit, Renten und Ruhegehälter sowie Einkünfte aus öffentlichem Dienst besteuert wurden. Viele Fragen, unter anderem auch bezüglich der Verrechnungssteuer, blieben damit unbeantwortet. Das neue DBA soll diese Situation klären. Verrechnungssteuer Ein zentraler Aspekt des neuen DBA ist die Vermeidung der Doppelbesteuerung im Bereich der Verrechnungssteuer. Bei Zinszahlungen wird demnach die schweizerische Verrechnungssteuer für alle in Liechtenstein ansässigen Personen (Private und Unternehmen) auf Null gesenkt. Dividenden aus massgeblichen Beteiligungen (d. h. mindestens 10 %), die mindestens seit einem Jahr gehalten werden, sowie Divi-

Betriebsstätte geleistet, kommt es zur Besteuerung im Ansässigkeitsstaat.

Ruhegehälter Das DBA regelt neu auch die Besteuerung der AHV-Renten, die künftig ausschliesslich im Ansässigkeitsstaat besteuert werden. Die Leistungen der beruflichen Vorsorge unterliegen wie bisher der Besteuerung im Ansässigkeitsstaat des Empfängers. Zur Berücksichtigung der früher nicht als Grenzgänger erwerbstätigen Rentner wird die Schweiz Liechtenstein eine jährliche Ausgleichszahlung von 450‘000 Franken leisten.

Thomas Nigg, M.A. HSG, Senior Partner, GASSER PARTNER Rechtsanwälte

denden an liechtensteinische Vorsorgeeinrichtungen unterliegen nach dem Abkommen ebenso keiner Verrechnungssteuer. Bei Portfoliodividenden (d. h. bei Nichterreichen der massgeblichen Beteiligungsquote von 10 %) und Dividenden, die an natürliche Personen ausgeschüttet werden, kommt es zu einer Reduktion der schweizerischen Verrechnungssteuer von 35 % auf 15 %.

Grenzüberschreitende Erwerbstätigkeit Bei den Grenzgängern wurde in grossen Teilen die Regelung gemäss dem bestehenden Abkommen übernommen. Grenzgänger werden mit ihrem Arbeitsentgelt

im Ansässigkeitsstaat besteuert, öffentlich Bedienstete hingegen im Quellenstaat. Neu wird klargestellt, dass eine Person, welche während eines Jahres an mehr als 45 Arbeitstagen aus beruflichen Gründen nicht an ihren Wohnsitz (Hauptsteuerdomizil) zurückkehrt, kein Grenzgänger ist. Bei Wegfall der Grenzgängereigenschaft kommt es grundsätzlich zur Besteuerung im Tätigkeitsstaat. Hält sich der Arbeitnehmer jedoch nicht länger als 183 Tage in einem 12-Monatszeitraum im Tätigkeitsstaat auf, ist der Arbeitgeber nicht im Tätigkeitsstaat ansässig und werden die Vergütungen nicht von einer im Tätigkeitsstaat gelegenen

Informationsaustausch Das DBA enthält keine Bestimmungen zum Automatischen Informationsaustausch. Der Informationsaustausch richtet sich nach dem allgemeinen OECDStandard. Damit soll auf ein Ersuchen des Staates umfassender steuerlicher Informationsaustausch gewährleistet werden, nachdem die innerstaatlichen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung ausgeschöpft sind.

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Erster «business meetingpoint» voller Erfolg Das Medienbuero hat mit dem Verein 45plus und Rohrer & Vogt Marketing den ersten «business meetingpoint» im Ruggeller «kommod» erfolgreich organisiert. Über 120 Personen und Persönlichkeiten aus Liechtenstein, der Schweiz und Vorarlberg folgten der Einladung zum Referat des Demografieforschers Heinrich Geissler. Fotos: Paul Trummer «Krankheit ist ein Kostenfaktor, Gesundheit ist eine Investition.» So endete der Vortrag des Demografieforschers Professor Heinrich Geissler zum Thema «Demografische Entwicklung und Generationenmanagement». Geissler zeigte in seinem Referat eindrucksvoll auf, mit welchen Eingriffen es gelingen würde, den kommenden Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. So müsse zuerst begonnen werden, ganzheitlich zu denken – weg von den Dualismen wie «gut und böse» oder «schwarz und weiss». Zudem müsste das Denken, oder vielmehr das Vorurteil, die Alten seien teuer, der Vergangenheit

angehören. Vielmehr sollten ältere Arbeitnehmer dabei unterstützt werden, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrung bestmöglich einzubringen. Davon profitiere letztlich nicht nur das Unternehmen, sondern auch das Gesundheitswesen, betonte Geissler.

Ungleich behandeln

Er sprach sich deshalb dafür aus, Arbeitnehmer unterschiedlichen Alters auch unterschiedlich zu behandeln: «Eine Gleichbehandlung wäre unfair.» Denn bei älteren Erwerbstätigen gehen die körperlichen Kapazitäten zurück, auch die Lerngeschwindigkeit verringert sich mit dem Alter, wie

Geissler mit Studien unterlegte. Andererseits werden die geistigen, psychischen und sozialen Herausforderungen besser gemeistert. Das heisse letztlich, dass der Arbeitsplatz mit der Person altern müsse. Aufmerksame Zuhörer des spannenden Vortrags waren Landtagsvizepräsidentin Violanda Lanter, Regierungsratskandidatin Dominique Gantenbein, zahlreiche Landtagsabge-

ordnete und -kandidaten, Ruggells Vorsteherin Maria Kaiser, ihre Amtskollegen Günther Kranz und Donath Oehri. Auch AHV-Direktor Walter Kaufmann, Bruno Matt von der LLB-Vorsorgestiftung, Thomas und Herbert Büchel (Büchel Holding) und Vertreter von LAK, Familienhilfe, Amt für Gesundheit, Seniorenbund und vielen weiteren Institutionen waren im Ruggeller «kommod» vor Ort.


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Im angeregten Gespräch, von links: Josy Biedermann, Doris Frommelt und Renate Müssner.

VU-Landtagskandidat Rainer Wolfinger und Gamprins Vorsteher Donath Oehri.

Freuten sich über den erfolgreichen Anlass, von links: Johannes Kaiser (Medienbuero), Manfred Rünzler (45plus), Raphael Rohrer (Rohrer & Vogt Marketing), Referent Prof. Heinrich Geissler, Thomas Büchel («kommod»), Susanne Gopp (SANO AG) und Heinz Zöchbauer (ZTN).

Mario Wohlwend, Jürgen Hasler, Herbert Büchel, Nora Meier, Martin Büchel.

Ruggells Vorsteherin Maria KaiserEberle umringt von Kurt Schnitzer und Julia Kaiser.

Sigi Langenbahn und Martina Haas vom LANV.

FBPler unter sich: Michael Ospelt, Esther Büchel, Elfried Hasler und Susanne EberleStrub.

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Bruno Matt von der LLBVorsorgestiftung im Gespräch mit Michael Benvenuti vom Medienbuero.

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Herbert Rüdisser und Alois Hoop.

Elisabeth StockGstöhl, Gunilla Marxer-Kranz, Vorsteher Günther Kranz und Elmar Gangl.

Heinz Zöchbauer (ZTN), Peter Kölbel (1FL TV) und Manfred Rünzler (45plus).

Vizevorsteher Martin Büchel und Günther Vogt.

Adi Blank und Otto Kind.

Johannes Kaiser, Rainer Ritter, Gunilla Marxer-Kranz.


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und Patienten vorbehalten. Zur erfolgreichen Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehört die Rehabilitation dazu. Die Reha unterstützt Patientinnen und Patienten beim Abbau ihrer kardiovaskulären Risikofaktoren. Diese findet heute in der Regel stationär in einer Klinik im Ausland statt.

Offene Beine umfassend behandeln Der Fachbereich für Gefässerkrankungen und der Fachbereich interventionelle Kardiologie sind neu für Liechtenstein. Beide Fachbereiche verbessern die Gesundheitsversorgung der Einwohnerinnen und Einwohner im Fürstentum. Ganz neu für Liechtenstein ist der Fachbereich Gefässerkrankungen. Hier arbeiten Spezialisten verschiedener Disziplinen zusammen, um hartnäckige Gefässerkrankungen nachhaltig behandeln zu können. Dazu gehören Krampfadern, die Schaufensterkrankheit oder Wunden, welche nicht verheilen (offene Beine). Insbesondere bei nicht verheilenden Wunden ist ein professionelles Wundmanagement sehr wichtig. «Für Patientinnen und Patienten, welche wegen Gefässproblemen schlecht zu Fuss sind, ist es eine grosse Erleichterung, wenn sie sich hier im Land behandeln lassen können und keine Reisestrapazen auf sich nehmen müssen», sagt Dr. Rainer de Meijer, Leiter des Fachbereichs Gefässerkrankungen. Regierung entscheidet über Zulassung Da Medicnova bislang keine sogenannte OKP-Zulassung hat,

können bei Betriebsaufnahme im Januar 2017 nur zusatzversicherte Patienten in der Medicnova Privatklinik AG behandelt werden. Medicnova hat bereits einen Antrag auf OKP-Zulassung für den in Liechtenstein neuen Bereich

befassen wird. Erst nach einem positiven Bescheid durch die Regierung haben auch allgemeinversicherte Patienten Zugang zum Fachbereich Gefässerkrankungen bei Medicnova.

Für Patientinnen und Patienten, welche wegen Gefässproblemen schlecht zu Fuss sind, ist es eine grosse Erleichterung, wenn sie sich hier im Land behandeln lassen können. D r. R a i n e r d e M e i j e r

Gefässerkrankungen bei der Regierung eingereicht, damit alle Einwohnerinnen und Einwohner in Liechtenstein von dieser neuen und für das Land einmaligen Dienstleistung profitieren können. Es ist nicht bekannt, wann sich die Regierung mit dem Antrag

Ambulante Herz-Reha in Bendern Dieselbe Ausgangslage gilt für allgemeinversicherte Patientinnen und Patienten im Bereich der ambulanten Herz-Rehabilitation: Auch hier ist das Angebot bis zur Erteilung der OKP-Zulassung zusatzversicherten Patientinnen

Günstiger – und besser für die Patienten Mit der Eröffnung der Medicnova Privatklinik, können zusatzversicherte Herzpatienten aus Liechtenstein die Reha ambulant absolvieren. Patientinnen und Patienten kommen lediglich stundenweise ins Rehabilitationszentrum von Medicnova und absolvieren dort ein Reha-Programm. «Für die Reha-Patienten hat das den Vorteil, dass sie zuhause in der gewohnten Umgebung sind und ihren Alltagstätigkeiten nachgehen können», erklärt Priv.-Doz. Dr. Werner Benzer, der den Fachbereich Kardiologie bei Medicnova leitet. Aber auch die Krankenkasse wird deutlich entlastet, erklärt Dr. Benzer: «Eine ambulante Reha bei Medicnova kostet gerade Mal die Hälfte einer stationären Rehabilitation im Ausland.»

Tag der offenen Tür am 14. Januar Markieren Sie Samstag, den 14. Januar 2017, in Ihrem Kalender! Dann findet der Tag der offenen Tür statt, an dem Sie die neue, moderne Klinik in Bendern kennenlernen können.

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Rendezvous mit Mrs. Doolittle Die Operettenbühne Vaduz setzt erstmals auf ein Musical: My Fair Lady. Ein Blick hinter die Kulissen. Text: Silke Knöbl

Seit Mitte August dieses Jahres wird fleissig geprobt. Der Vorverkauf läuft auf Hochtouren. Am 20. Januar 2017 feiert die Operettenbühne Vaduz die Premiere von My Fair Lady im Vaduzer Saal. Mit der Aufführung eines Musicals geht der traditionsreiche Verein neue Wege. «Unser Ziel war es, das musikalische Spektrum zu erweitern, aber trotzdem der klassischen Musik treu zu bleiben», sagt Clemens Laternser, Präsident der Operettenbühne Vaduz.

Und warum gerade My Fair Lady?

«Unser Musikalischer Leiter William Maxfield hatte dieses Musical schon länger im Ohr. Und mich hat es auch gereizt, etwas Neues zu bringen», sagt Laternser. My Fair Lady handelt von einer verrückten Romanze zwischen Eliza Doolittle und Henry Higgins. Der renommierte Sprachforscher will aus dem einfachen Blumenmädchen mit derbem Dialekt eine echte Dame der Gesellschaft machen. Gute Unterhaltung ist garantiert. Bekannte Melodien, die zum Mitsingen anregen – beispielsweise «Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh’n» – machten das Stück zum Welterfolg.

Seit 1940 begeistert die Operettenbühne Vaduz mit zahlreichen klassischen Operetten, die zunächst jährlich und ab 1975 alle zwei Jahre abwechselnd mit der Operettenbühne Balzers aufgeführt wurden. Für Laternser ist My Fair Lady zwar die erste Aufführung, die er als Präsident begleitet. Mit der Operettenbühne verbindet ihn aber eine besondere Beziehung: «Schon als Kind war ich regelmässig bei den Vorstellungen dabei, weil meine Grosstante mitgespielt und mitgesungen hat», erzählt er.

Regionale Künstlerplattform

Die Hauptrollen im Musical sind mit hochkarätigen Solisten, etwa mit dem Wahlwiener Huub Claessens und der Vorarlbergerin Sabine Winter, besetzt. Für die weiteren Rollen konnten Dodo Büchel, Thomas Hassler und Christoph Gabathuler verpflichtet werden. Letzterer ist ein junger liechtensteinischer Tenor, der vor Kurzem sein Masterstudium in Musikalischer Performance abgeschlossen hat. Für ihn sei es eine tolle Gelegenheit, sich mit erfahrenen Künstlern präsentieren zu können, ist Laternser überzeugt: «Die Operettenbühne Vaduz soll auch eine Plattform für junge Künstler aus der Region sein.»

Synergien mit anderen Bühnen nutzen

Die Organisation der Aufführungen ist nicht zu unterschätzen. «Man merkt erst, wie viel Arbeit dahintersteckt, wenn man ein solches Projekt mitbetreut», sagt Laternser. «Es ist wie ein Unternehmen, das man führen muss.» Der Verein ist gut organisiert; die Aufgaben sind klar aufgeteilt. Unterstützt wird der Präsident von seinen erfahrenen Vorstandskollegen. Laternser kann dabei seine betriebswirtschaftlichen Stärken einbringen, die sich auch bei weiteren Ideen zeigen. «Es ist unser langfristiges Ziel, gemeinsam mit anderen Bühnen eine laufende Organisation aufzubauen, welche die Planung und Umsetzung solcher Aufführungen erleichtert. Teilweise besteht bereits eine Zusammenarbeit, etwa mit der Operette Balzers, im administrativen Bereich könnten wir aber noch enger zusammenarbeiten», erklärt Laternser.

Ehrenamtliche Einsätze

Und wie so oft braucht es bei solchen Grossveranstaltungen viele Helfer, die sich ehrenamtlich engagieren. «Die Vereinsmitglieder leisten dabei grossartige Arbeit»,

sagt Laternser. Sie bilden den Chor, dem 40 Personen angehören. Zudem helfen sie bei den Vorbereitungen und Aufführungen tatkräftig mit. Insgesamt stehen rund 120 Personen im Einsatz – von der Administration über die Gastronomie bis hin zum Sinfonieorchester Liechtenstein. Dass der Operettenbühne Vaduz auch die Nachwuchsförderung sehr am Herzen liegt, zeigt sich im Novizen- und Kinderchor. Die Novizen sind eine Art Jugendchor, die bislang im Kinderchor gesungen haben und sich jetzt auf den Sprung in den Erwachsenenchor vorbereiten. Die Sängerinnen kommen aus Liechtenstein, dem Rheintal und dem Bündnerland sowie aus Vorarlberg.

Sponsoring-Jubiläum der LGT

Die Operettenbühne Vaduz wird finanziell von zahlreichen Gönnern und Sponsoren unterstützt wie etwa der Gemeinde Vaduz und der Kulturstiftung Liechtenstein. Als Hauptsponsor fungiert die LGT Bank, die in diesem Jahr ihre 25-jährige Partnerschaft mit der Operettenbühne Vaduz feiert. «Mit unseren Sponsorings wollen wir langfristige und ver-


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Freuen sich auf die Premiere des Musicals: der Präsident der Operettenbühne Vaduz, Clemens Laternser, und der Vertreter der LGT, Otto Biedermann (links).

lässliche Werte in der Kunst und Kultur schaffen», sagt Otto Biedermann, Vertreter der LGT. Als liechtensteinisches Unternehmen sei es für die Bank deshalb wichtig, kulturelle Engagements in der Region zu fördern und zu unterstützen. Die Operettenbühne Vaduz begeistere mit viel Leidenschaft, grossem Sachverstand und hochprofessionellen Darstellern, so Biedermann. «Nicht zu vergessen: die vielen Helfer, die sich ehrenamtlich einsetzen. Das

Engagement aller Mitwirkenden verdient deshalb unsere höchste Anerkennung.» Und was meint der Hauptsponsor zur Idee, erstmals ein Musical aufzuführen? «Wir sind gespannt und freuen uns auf die Premiere», sagt Biedermann. Die Operettenbühne Vaduz habe ein grosses Stammpublikum, und mit dem Musical könne sie neue Besucher gewinnen, ist er überzeugt. Derselben Meinung ist Laternser:

«Bis jetzt haben wir nur positive Rückmeldungen zur Aufführung des Musicals erhalten.» Geplant ist, künftig Operetten und klassische Musicals sowie vielleicht auch leichte Opern abwechselnd zu zeigen. Laternser verrät auch schon, welches Stück in der Saison 2018/19 gezeigt wird: der Bettelstudent – die Operettenfreunde wird es freuen. Zunächst kommen aber die Musicalfans auf ihre Kosten, wenn My Fair Lady über die Bühne geht.

VORVERKAUF Online: www.operette.li Per E-Mail: vorverkauf@operette.li Per Telefon: +423 388 15 65 (Mo, Mi, Fr 9-11 Uhr, Di 15-17 Uhr)

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«Mögliche Engpässe beschränken sich auf wenige Wochenenden» Am 1. Oktober wurde das im letzten Dezember eröffnete Parkhaus in Malbun wie geplant für die Öffentlichkeit geschlossen. Nur noch private Nutzer dürfen nun im Parkhaus einen Parkplatz mieten. Dazu gehören v. a. Eigentümer von Ferienhäusern und Wohnungen sowie Gewerbetreibende. Die Mietkonditionen sind jedoch nicht unbedingt attraktiv und wohl noch mehrere Parkplätze frei. Text: Tamara Beck

In der Facebook-Gruppe «Stammtisch Liechtenstein» wurde am 23. Oktober ein Beitrag veröffentlicht, der eine lange Diskussion nach sich zog. Der Familienvater beschrieb, wie praktisch doch das Parkhaus in unmittelbarer Nähe des Malbi-Parks für eine Familie mit drei Kindern war und dass sie jetzt vor der Frage stünden, wo sie in Zukunft parkieren sollen. Wer nicht vor 9 Uhr in Malbun eintreffe, so die Meinung vieler, erwische keinen Parkplatz mehr. Zu ausgelastet sei der kleine Skiort. Viele weichen laut der Kommentare bereits auf

andere Skigebiete aus, wo sie auf bessere Bedingungen stossen. Der Unmut wendet sich u. a. an die Betreiberin des Parkhauses. Martin Meyer, Vorsitzender der ITW-Gruppe, äusserte sich wie folgt dazu: «Die PHM Immo Aktiengesellschaft hat als Betreiberin die vertragliche Verpflichtung, Eigentümern von Wohneinheiten im Malbun Parkplätze zur Verfügung zu stellen. Aus Kulanzgründen und aufgrund der baulichen Situation im Jahr 2015 haben wir entschieden, die oberste Parkfläche der Gemeinde Triesenberg für

ein Jahr kostenlos zur Verfügung zu stellen.» Bereits im Juni sei der Gemeinde Triesenberg ein faires Angebot zur weiteren Überlassung der Parkplätze übermittelt worden. «Leider hat die Gemeinde Triesenberg dieses Angebot abgelehnt, was dazu führt, dass die Öffentlichkeit keinen Zutritt mehr zum Parkhaus erhalten wird», so Meyer.

Hoffnung auf Einigung Gemeindevorsteher Christoph Beck führte gegenüber der «lie:zeit» aus, dass die Forderung zu hoch gewesen wäre. 100 Fran-

ken pro Monat hätte die Gemeinde für die Parkplätze bezahlen müssen, verknüpft mit Auflagen in Bezug auf die Erstellung der Tarife. «Ich bin froh, dass es immerhin mit den Hoteliers zu einer Einigung kam, so dass nun einige Parkplätze in Malbun frei wurden.» Jedoch seien die Parkplätze dennoch knapp. «Durch die Aufrodung am Pradamee sind weitere Parkplätze verschwunden, und der Bus ist keine einfache Alternative. Wir müssen uns für die Zukunft etwas überlegen.» Trotzdem hofft er noch auf eine Einigung mit der Parkhausbetreiberin.


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kritisch: «Naturgemäss habe ich als Vertreter von Triesenberg Malbun Steg Tourismus grosses Interesse, dass wir eine gute Parkplatzsituation für unsere Gäste in Malbun haben», so Gassner. «Eine ausreichende Anzahl Parkplätze, die übrigens gebührenfrei angeboten werden, tragen zweifellos zur Attraktivität des Wintersportortes Malbun bei. Mögliche Engpässe beim Parkplatzangebot beschränken sich auf wenige Wochenenden. Dass unsere Gäste deswegen auf andere Skigebiete ausweichen, glaube ich nicht», sagt er. Die ganze Angelegenheit sei vorrangig eine Sache zwischen der Gemeinde Triesenberg und der PHM Immo Aktiengesellschaft. Im Sinne des Gesamtangebots von Malbun hoffe er aber, dass eine gute und nachhaltige Lösung für alle Beteiligten gefunden werden könne.

Parkhaus als Segen für Malbun Martin Meyer sieht derweil das Parkhaus als Segen für Malbun: «Die Darstellung, dass das Parkhaus zu einer Verknappung des Parkplatzangebotes im Malbun und damit zu einer Attraktivitätsminderung führen wird, ist komplett falsch. Das Gegenteil ist richtig: Dank dem Parkhaus wurden zusätzliche Parkplätze geschaffen. Viele Eigentümer, welche früher auf den öffentlichen Parkplätzen parkiert haben, haben sich im Parkhaus einen Parkplatz gekauft und parkieren heute dort. Deshalb stehen heute im öffentlichen Bereich mehr Parkplätze für Tagestouristen zur Verfügung, als dies vor dem Bau des Parkhauses der Fall war.» Sache zwischen Gemeinde und PHM Auch Louis Gassner, Präsident Triesenberg Malbun Steg Tourismus, sieht die Situation wenig

Gertrud Fehr ist eine der Personen, der ein Parkplatz im Parkhaus zur Vermietung angeboten wurde. In einem Leserbrief in den Landeszeitungen kritisierte sie am 2. November dieses Vorgehen und beschwerte sich über «gierige Unternehmungen». Die «lie:zeit» sprach mit ihr. 35‘000 Franken hätte sie im Voraus auf einen Schlag für eine Mietdauer von 32 Jahren aufwenden müssen, um einen Parkplatz zu erhalten. Dazu eine Anzahlung in der Höhe von 500 Franken für die Unterhaltskosten für ein Jahr. «Und nach 32 Jahren läuft der Vertrag aus, der Parkplatz gehört mir also nicht einmal», so Fehr. «Da ich mit dem Bus ins Malbun fahre, betrifft es mich nicht, dennoch finde ich, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt. Da könnte ich auch gleich das Taxi nehmen.» In die gleiche Kerbe schlägt Xaver Schädler, der ein Ferienhaus in Malbun besitzt. Er gibt zudem zu bedenken, dass von 270 Parkplätzen angeblich erst 120 verkauft wurden und der Rest leer stehe. «Das geht doch nicht. Der Boden für das Parkhaus stammt immerhin von der Gemeinde.» Er kaufe sicher keinen Parkplatz zu den bereits von Ruth Fehr genannten Konditionen. Er hält diese

für «überrissen» und würde für den Betrag ebenfalls eher noch das Taxi nehmen. Auch die Kosten für den Unterhalt zweifelt er an: «Das Parkhaus wird nicht geheizt, man muss lediglich einmal durchfegen.» Dafür 500 Franken zu verlangen, sei zu viel. Auch er fährt mit dem Bus.

Keine Öffnung geplant Zu der Anzahl der verkauften Parkplätze wollte Meyer aus geschäftspolitischen Überlegungen keine Auskunft geben. Die Anzahl der verkauften Parkplätze entspreche jedoch dem Businessplan, welcher auf 35 Jahre ausgelegt sei. «Wir planen keine Öffnung des Parkhauses für die Öffentlichkeit. Die Gemeinde Triesenberg hat unser Angebot abgelehnt», insistiert Meyer noch einmal. Ein schönes, gut gelegenes Parkhaus mit freien Plätzen, deren Konditionen offenbar nicht allen potenziellen Mietern attraktiv genug erscheinen. Familien aus

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Liechtenstein, die, gerade während der Ferienzeit, in die Röhre gucken, wenn es darum geht, ohne allzu grossen Stress und einem «Gschlapf» ins Skigebiet zu gelangen. Stimmen, welche die Familienfreundlichkeit von Malbun in Frage stellen und andere, die bekräftigen, dass es, wie so oft, nur ums Geld gehe. Auch wenn Parkplatzbetreiber und Malbun Tourismus der Meinung sind, das «Problem» beschränke sich auf wenige Wochenenden, so klingt die Resonanz aus der Bevölkerung doch etwas anders. Und auch die Gemeinde Triesenberg ist nach wie vor bestrebt, eine Lösung zu finden. Man darf also gespannt sein, wie sich das Thema in der Zukunft noch entwickelt. An einem schönen Sommertag sind überdies auch im Steg, Richtung Gänglesee, nach 9 Uhr kaum mehr Parkplätze frei. Das Alpengebiet ist nun mal relativ klein.

Gemeinde hat unser Angebot leider abgelehnt

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ie PHM Immo Aktiengesellschaft als Betreiberin des Parkhauses hat die vertragliche Verpflichtung, Eigentümern von Wohneinheiten im Malbun Parkplätze zur Verfügung zu stellen. Aus Kulanzgründen und aufgrund der baulichen Situation im Jahr 2015 haben wir entschieden, die oberste Parkfläche der Gemeinde Triesenberg für ein Jahr kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wir haben danach der Gemeinde Triesenberg bereits im Juni dieses Jahres ein faires Angebot zur weiteren Überlassung der Parkplätze übermittelt. Leider hat die Gemeinde Triesenberg dieses Angebot abgelehnt, was dazu führt, dass die Öffentlichkeit keinen Zutritt mehr zum Parkhaus erhalten wird. Die Darstellung, dass das Parkhaus zu einer Verknappung des Parkplatzangebotes

im Malbun und damit zu einer Attraktivitätsminderung führen wird, ist komplett falsch. Das Gegenteil ist richtig: Dank dem Parkhaus wurden zusätzliche Parkplätze geschaffen. Viele Eigentümer, welche früher auf den öffentlichen Parkplätzen parkiert haben, haben sich im Parkhaus einen Parkplatz gekauft und parkieren heute im Parkhaus. Deshalb stehen heute im öffentlichen Bereich mehr Parkplätze für Tagestouristen zur Verfügung, als dies vor dem Bau des Parkhauses der Fall war. Martin Meyer


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«Fahrscheinkontrolle, bitte!» Wenn sie irgendwo im Land zu Fuss unterwegs ist, kommt es immer wieder vor, dass ihr LIEmobil-Fahrgäste auf der Strasse von Weitem zuwinken und ihr zurufen: «Mein Abo habe ich im Fall dabei!» Und die Dame, der diese Sympathiegesten gelten, heisst Majlinda (Linda) Ziberi. Sie ist eine der Fahrscheinkontrolleurinnen, die für einen Auftragnehmer des «Verkehrsbetriebs LIECHTENSTEINmobil» tätig sind.

Frau Ziberi stammt aus Tetovo, einer Stadt und einem Landstrich im Nordwesten Mazedoniens. Berge bis zu 2000 Meter Höhe über der Adria prägen die Universitätsstadt, die im Norden nur einige Kilometer von der Grenze zum Kosovo entfernt liegt. Die verbreitetste Sprache in jener Region ist das Albanische. Minderheiten sprechen Türkisch oder Serbisch.

20 Jahre in Liechtenstein Obwohl «Linda» schon mehr als 20 (!) Jahre in Liechtenstein lebt, sind diese Vorbemerkungen wesentlich. Denn ihre Sprachkenntnisse (neben Deutsch und Englisch u. a. Albanisch und Tür-

kisch) waren mitentscheidend dafür, dass die Bewerbung der verhältnismässig gross gewachsenen, ehemaligen VolleyballSpielerin und Trainerin erfolgreich war. Einem nicht geringen Teil der jährlich um die 5 Millionen Fahrgäste unserer Buslinien ist Linda inzwischen schon begegnet, und man erinnert sich gerne an die hübsche Billetteuse, die auf sanfte Art ihre «Fahrscheinkontrolle» ankündigt. Man kann Linda auf allen Teilstrecken des über 100 km langen Liniennetzes der LIEmobil antreffen. Liechtenstein war Majlinda aus persönlichen Gründen dem Na-


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men nach schon relativ lange vor ihrem Wohnsitzwechsel vom Balkan in die Alpen bekannt. Heute ist sie glückliche Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, die in Liechtenstein geboren sind.

Nicht immer freundliche Szenen im Bus Die rund 21 Stunden, die Linda pro Woche in den Bussen unterwegs ist – vormittags allein, abends mit einer Kollegin oder einem Kollegen –, sind natürlich nicht immer so freundlich und angenehm wie die eingangs geschilderte Szene. Abgesehen davon, dass es auch bei uns Menschen gibt, die sich grundsätzlich nicht gerne kontrollieren lassen, werden Majlinda und ihre Kollegen nicht selten angepöbelt. Vor allem von Fahrgästen, die bewusst «Schwarzfahrer» sind oder die Fahrkarte bzw. das Abo nicht zur Hand haben und demzufolge damit rechnen müssen, dass sie namentlich notiert und je nach Situation verzeigt werden.

«Am angenehmsten und unkompliziertesten sind die älteren Fahrgäste aus dem Land.»

Natürlich hat Linda inzwischen eine gute Portion Erfahrung und Menschenkenntnis, wenn sie in Majlinda Ziberi, Kontrolleurin LBA einen Bus steigt und mit ihren Kontrollen beginnt. Am angenehmsten und unkompliziertesten sind nach der Erfahrung von Linda die älteren Fahrgäste tig ermuntern, einen falschen Kontrolle, oft durch die herbeiNamen und eine nicht vorhangerufene Polizei, stellt sich dann aus dem Land, von denen die allermeisten über ein dene Adresse anzugeben. allerdings heraus, dass er mehreAbonnement verfügen, Natürlich ist bei solchen re grosse Scheine in der Tasche und die sich auch ohne Fahrgästen das Staunen hat und jetzt halt ein Billett kauProblem kontrollieren gross, wenn die Kontfen muss. lassen. Die zahlenrolleurin dann in den Fahrgäste der jeweiligen Über den Daumen gepeilt haWir wünschen frohe Festtage begrüssen es L a ndesspraben in der Regel 95 Prozent der und sind auch zwischen den sogar, dass che darauf Fahrgäste gültige Fahrscheine Feiertagen für Sie da. regelmässig hinweist, oder Abonnemente. Insgesamt Kontrollen dass ihr solwurden im letzten Jahr gemäss che Tricks LIEmobil-Bericht rund 10'000 durchführt nicht ganz Jahresabonnements ausgegeben. werden unbekannt und ihr korrektes Versind. Natürlich interessiert es uns, halten anerwelche Fahrgäste neben den älteren Einheimischen für die Kontkannt wird. Oder es gibt z. Bendern rolleurinnen am angenehmsten B. einen rumä+423 370 22 14 nischen Fahrgast, Schwieriger wird sind und welche Kategorie von der kein Billett hat, den 17'000 bis 20'000 Fahrgäses, wenn zum Beispiel ten, die an Werktagen per Bus Jugendliche ihren Fahrschein weil er behauptet, kein Geld zu besitzen, um sich einen Fahrunterwegs sind, am negativsten «vergessen» haben und sich dann schein zu kaufen. Bei näherer auffällt. in einer Fremdsprache gegensei-

Oft wird sie von gewissen Schülern übel beschimpft Majlinda hat die Frage erwartet. Unproblematisch sind aufgrund ihrer Erfahrungen z. B. die Flüchtlinge, die mit speziellen Fahrscheinen ausgestattet sind und diese in der Regel auch ständig dabei haben. Am schlimmsten können sich gewisse Schüler und Schülerinnen aufführen, die zwar überwiegend über ein Abonnement verfügen, es aber immer wieder vergessen. Bei der Kontrolle ist dann der Unmut gross und die Kontrolleurin wird teilweise aufs Übelste beschimpft. In solchen Situationen braucht Linda viel Geduld und eine dicke Haut. Dennoch liebt sie ihren Beruf.


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Energie-Vampir und Renaissance-Mensch

Ernst Walch:

International ist er als einstiger Teilzeit-Aussenminister und Anwalt bekannt, regional als wortgewandter Politiker, ausdrucksstarker Schauspieler, talentierter Harfenist und leidenschaftlicher Förderer der klassischen Musik. Ernst Walch, mittlerweile 60 Jahre alt, ist umtriebig wie eh und je, stillt seine Neugier, beschreitet neue Pfade. Interview: Michael Benvenuti · Fotos: Oliver Hartmann Ernst J. Walch, geboren am 12. Mai 1956, studierte Jus in Innsbruck, wo er 1980 seinen Doktortitel erwarb. Als erster Liechtensteiner überhaupt absolvierte er in der Folge ein Studium im Common Law an der New Yorker Universität, arbeitete in einer Kanzlei an der Wall Street und wurde als Rechtsanwalt in New York und den USA zugelassen. Der in Planken wohnhafte sechsfache Vater sass von 1989 bis 1996 für die FBP im Landtag, 1993 war er Landtagspräsident. 2000 und 2001 bekleidete der Dolmetscher und Übersetzer für Englisch und Deutsch das Amt des FBP-Präsidenten. Von 2001 bis 2005 war Walch dann (Teilzeit-)Aussenminister Liechtensteins. 1991 gründete er gemeinsam mit Andreas Schurti die international ausgerichte-

te Wirtschaftskanzlei Walch & Schurti und verfasste zahlreiche Publikationen zu internationalen Rechtsfragen, insbesondere zu Trustrecht und Vermögensschutz. Ernst Walch ist seit vielen Jahren als Schauspieler – Theater wie Musicals – tätig und stand auch für den Dokumentarfilm «1818 – Die Liechtenstein-Saga» vor der Kame-

ra. In den 1990er-Jahren war Ernst Walch gleichzeitig Präsident der Vereinigung Bäuerlicher Organisationen (VBO), VR-Mitglied bei der Presta, Vizepräsident der LLB, VR-Mitglied beim «Volksblatt» und als Anwalt und Treuhänder selbständig tätig. Damit war er wohl die einzige Person in Liechtenstein, die führende Positionen

«Ich kann begeistern und mich begeistern lassen – das gibt Energie.» Ernst Walch

gleichzeitig in allen Wirtschaftszweigen innehatte. Rechtsanwalt, Treuhänder, Dolmetscher, ehemaliger Spitzenpolitiker, Stiftungsratspräsident des Sinfonieorchesters Liechtenstein (SOL), Schauspieler, sechsfacher Vater. Wie lässt sich das alles in 60 Lebensjahre packen? Hat Ihr Tag mehr als 24 Stunden? Ernst Walch: Nein, mein Tag hat nicht mehr als 24 Stunden, aber er hat eben 24 Stunden (lacht). Ich bin wohl mit sehr viel Energie gesegnet und brauche gleichzeitig sehr wenig Schlaf, nur 5 bis 5,5 Stunden. Ich stehe jeden Tag um 5.30 Uhr auf, betreibe 30 bis 40 Minuten Frühsport, darunter 100 Liegestütze und mehr. Wenn die anderen um 8 Uhr ins Büro kommen, habe ich meinen hal-


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ben Vormittag schon fast erledigt (lacht). Woher ich meine Energie nehme? Ich kann begeistern und mich begeistern lassen – das gibt Energie. Ich bin sozusagen ein Energie-Vampir – im positiven Sinn. Ich sauge die Energie aus meinen Mitmenschen, meinem Gegenüber. Ein anregendes Gespräch, ein aufregendes, interessantes Treffen gibt mir neue Kraft und baut mich auf. Was trieb und treibt Sie an, immer neue Pfade zu suchen und zu gehen? Sind Sie so neugierig oder ein ewig Rastloser? Ich bin sehr neugierig. Es gibt immer wieder Menschen, die über mich sagen, dass ich ein richtiger Renaissance-Mensch sei, weil ich viele Ideen und Interessen habe und versuche, die Welt allumfassend und gesamthaft zu betrachten. Ich versuche auch immer wieder, ausserhalb des Systems

ganzes Jahr dazu verwenden, um ein völlig fremdes Land mit fremder Sprache und fremder Kultur kennenzulernen. Zum Beispiel China oder Russland. Rückblickend gesehen, wäre es völlig egal gewesen, ob ich nun mit 27 oder 28 ins Berufsleben starte. Aber damals fehlte mir natürlich diese Erfahrung, da stand anderes im Mittelpunkt: Geld verdienen, Familie gründen. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich ausserdem schon als Kind ein Saiteninstrument lernen – Gitarre, Klavier oder Harfe. Ich habe zwar als Kind Trompete gespielt und war schon als 16-Jähriger erster Trompeter der Harmoniemusik Schaan, aber ich habe Mühe in der Umsetzung von Melodie und Begleitung auf einem Instrument. Ich empfehle deshalb auch jedem das Erlernen eines Saiteninstruments. Dadurch ist ein ganz anderer Zugang zur Musik möglich.

«Ich musste nie auf die Bühne, um mich zu produzieren.» Ernst Walch

zu denken. So gelangst du auf neue Pfade. Das predige ich meinen Mitarbeitern immer wieder: denkt das Gegenteil, think outside the box. Ein ewig Rastloser bin ich nicht – im Gegenteil. Ich kann sehr wohl verweilen. Ich bin keiner, der etwas beginnt und dann gleich wieder etwas Neues macht. Ich bin schon eher ein Perfektionist, wobei ich durchaus rational-ökonomisch sein kann. Wenn ich sehe, dass sich etwas nicht lohnt oder dass etwas einfach nicht passt, dann stoppe oder gebe ich das Angefangene auf. Wenn Sie das Rad der Zeit um 40 Jahre zurückdrehen könnten, was würden Sie mit dem Wissen und der Erfahrung von heute anders machen? Ich würde irgendwo zwischen Matura und Studien ein halbes oder

Sie waren FBP-Präsident, Landtagspräsident, Aussenminister – und sind noch immer Schauspieler. Wo war mehr schauspielerisches Geschick gefragt: in der Politik oder auf der Theaterbühne? Das ist nicht vergleichbar: Auf der Bühne spielst du immer eine fremde Person, in der Politik musst du hingegen du selbst sein und darfst keine andere Rolle spielen. Das macht auch den Erfolg eines Politikers aus. Die Leute fordern Authentizität, deutliche Worte – sie haben Fassaden und Floskeln satt. Weshalb suchten Sie den Weg auf die Bühne? Bot Ihnen die Politik nicht genug Theater? Die Politik ist eine ganz andere Art von Theater (lacht). Ich musste nie auf die Bühne, um mich zu produ-

zieren. Und ich suchte auch nicht den Weg zum Theater, ich wurde angefragt und gefunden. Das Tolle am Schauspiel ist, sich in eine andere Person hineinzuversetzen und voll in dieser Rolle aufzugehen. Es ist eine ganz andere Welt, du musst nicht nur kreativ sein und dich einbringen, sondern dich selbst aufgeben. Ob ich nun Shakespeare spiele, Perón, Zoser oder Satan – ich darf dann zwar Anlagen von Ernst Walch miteinbringen, aber nicht Ernst Walch sein – zum Glück (lacht). Ihr Herz gehört bekanntlich nicht nur dem Schauspiel, Ihr Name ist in Liechtenstein auch untrennbar mit der klassischen Musik und speziell mit dem SOL verbunden. Woher kommt Ihre Begeisterung für die klassische Musik? Den Samen gesät hat mein damaliger Musiklehrer im Gymnasium, Albert Frommelt. Er weckte mein Interesse, indem er im Musikunterricht moderne Rock- und Popsongs von den Beatles oder Pink Floyd mit Werken von Mozart verglichen hatte. Was macht Pink Floyd aus einem Dreiklang, was schuf Mozart? Das waren Welten! Ausserdem spielte ich schon in jungen Jahren Trompete und hatte zudem eine Rockband, spielte Bass und sang auch. Und dann fand die Harfe den Weg zu mir. Die Harfe ist ähnlich wie das Klavier eine Brücke zur klassischen Musik. Die Harfe fand den Weg zu Ihnen? Ja, in der Tat. Meine Grosstante hatte mir 1982 ohne mein Wissen in ihrem Testament ihre Harfe vermacht, allerdings mit der Auflage, die Harfe auch zu spielen. Also musste ich es lernen, das Harfenspielen (lacht). Mittlerweile bin ich der Harfenpapa der Musikschule. Sie sind als Präsident des SOL Mitbegründer des Musikfestivals «Vaduz Classic», das im August 2017 Premiere feiert und mit Geiger David Garrett, einem absoluten Weltstar, aufwarten kann. Welche Vision verfolgen Sie mit «Vaduz Classic»? Der klassischen Musik haftet bei uns noch immer etwas Altmodisches, Elitäres an. Als ich in New

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York studiert und gearbeitet hatte, durfte ich Konzerte im Central Park miterleben. Seit damals habe ich die Vision, dieses Erlebnis, diese Kombination von Lockerheit mit höchster Präzision, auch einmal die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner erfahren zu lassen. «Klassik für alle» ist seit vielen Jahren meine Inspiration. So viele Leute wie möglich sollen in den Genuss dieser Musik kommen können. Das ist «Vaduz Classic» – Open Air in Vaduz. Trotz Ihrer 60 Jahre sprühen Sie vor Energie. Gibt es noch Ziele und Projekte, die Sie unbedingt verwirklichen wollen? Also unbedingt muss ich gar nichts. Was ich aber sehr gerne verwirklichen würde, und wo ich mich bereits eingeschrieben und sogar bezahlt habe, ist ein Weltraumflug. Ich wollte schon als Kind Astronaut werden und gönne mir nun dieses Abenteuer – obwohl die Familie zuerst etwas kritisch eingestellt war (schmunzelt).

MEINE WAHL Beatles oder Rolling Stones? > Rolling Stones Wolfgang Amadeus Mozart oder Ludwig van Beethoven? > Mozart William Shakespeare oder Bert Brecht? > Shakespeare Helmut Kohl oder Angela Merkel? > Helmut Kohl Borussia Dortmund oder Bayern München? > Borussia München Käsknöpfle oder Wiener Schnitzel? > Käsknöpfle Bier oder Wein? > Wein


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Betagtenwohnheime: Neue Konzepte gefragt Im Februar 2015 nahm das Generationenhaus Novellas in Vilters nach einer über 5-jährigen Planungs- und Aufbauphase seinen Betrieb auf. Das Generationenhaus steht für ein neuartiges Konzept, das Pflegewohngruppen, altersgerechte Wohnungen, eine Kindertagesstätte, ambulante Physio- und Ergotherapie und das Restaurant Kiesfang in einem Gebäude integriert. Eine weitere Besonderheit des Generationenhaus ist, dass es komplett ohne staatliche Hilfe durch den privaten Investor Silvan Looser und seine Frau Bianca Köller Looser erbaut wurde. Dies ist in unserem Lande völlig undenkbar. Text: Erich Hasler, Landtagsabgeordneter

Silvan Looser ist ein Nachkomme der bekannten Industriellenfamilie Looser (Elco, Schekolin u. a.). Er realisierte das Generationenhaus, weil er seine Vision vom Zusammenleben mehrerer Generationen unter einem Dach in die Realität umsetzen wollte. Das Generationenhaus ist als Begegnungsstätte zwischen verschiedenen Generationen konzipiert. Im Erdgeschoss ist das öffentliche Restaurant Kiesfang und die vom Verein Kitawas betriebene Kindertagesstätte untergebracht. Die Kindertagesstätte bietet insgesamt 12 Kita-Plätze an und ermöglicht die Betreuung von ca. 30 Kindern. Im ersten und zweiten Stock sind je eine Pflegewohngruppe mit insgesamt 36 Zimmern von je ca. 30 m2 Fläche, jeweils zugehöriger Station und grosszügigem

Gemeinschafts- und Essensraum vorgesehen. Im dritten Geschoss sind 7 altersgerechte 2,5- und 3,5-Zimmer-Wohnungen, die zurzeit von meist noch rüstigen Bewohnern bewohnt werden. Zu

erwähnen sind auch noch die im Erdgeschoss vorhandenen Gästezimmer, in denen pflegebedürftige Personen temporär aufgenommen werden können, wenn z. B. infolge Abwesenheit von Familien-

angehörigen die Betreuung einer Person sichergestellt werden soll. Zudem kann im Erdgeschoss die Physio- und Ergotherapie für die Bewohner, für Feriengäste sowie auch für die Bevölkerung von aussen genutzt werden. Im Erdgeschoss dominieren Räume der Begegnung, in deren Zentrum das Restaurant Kiesfang steht mit Platz für weit mehr als 100 Personen, inklusive Terrasse und Lounge-Bereich. Wer das Restaurant Kiesfang zur Mittagszeit betritt, dem fallen zunächst die vielen Rechauds auf, die auf den einzelnen Tischen stehen und mit denen die Speisen, die nicht auf dem Teller, sondern auf Platten serviert werden, warm gehalten werden. Der Gast schöpft dann von den reichhaltig servierten Speisen


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selber, so viel er mag. Auch wird den Gästen auf Wunsch eine volle Flasche mit frischem Wasser gratis zur Verfügung gestellt. Dies lädt geradezu dazu ein, sich zum feinen Essen ein Glas Wein servieren zu lassen. Personen, die Verwandte oder Bekannte besuchen, können sich im Restaurant von der reichhaltigen Menükarte auch à la carte verwöhnen lassen. Die Karte offeriert Speisen für jeden Geschmack, und dies alles zu sehr vernünftigen Preisen. Das Restaurant Kiesfang ist übrigens Mitglied des Vereins Culinarium, der sich die Vermarktung von lokalen Produkten auf seine Fahnen geschrieben hat. Das Restaurant offeriert an Wochentagen günstige Mittagsmenus von unter 20 Franken. Dies

zieht zur Mittagszeit auch Leute aus dem Dorf und der näheren Umgebung an. Die im Erdgeschoss untergebrachte Küche, deren Chef Saif Khan ist, versorgt die Betagten tagtäglich und zu allen Essenszeiten mit frischen Speisen. Ebenso die Gäste des Restaurants und die Kinder der Kinderkrippe, was für eine gute Auslastung der Küche sorgt. Ab und zu besuchen die Kinder die Bewohner auf den ersten und zweiten Stockwerken, spielen mit diesen oder lassen sich Geschichten vorlesen. Eine Bereicherung sowohl für die Kinder wie auch für die Bewohner. Das Generationenhaus Novellas ist ein gelungenes, zukunftweisendes Konzept, das die ältere Generation nicht ausgrenzt, sondern integriert.

«Erwartungen an Generationenhaus haben sich voll erfüllt» Interview mit Silvan Looser, Inhaber und Geschäftsführer des Generationenhauses Novellas Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Generationenhaus zu bauen? Silvan Looser: Die Idee entstand vor 5 Jahren, als mein Vater einen Schlaganfall erlitt. Bevor er verstarb, ging es darum, einen geeigneten Pflegeplatz zu suchen. Ich habe gemerkt, dass es nicht allzu viele Möglichkeiten in der Region gibt. Danach habe ich mich mit meiner Frau zusammen mit dem Thema auseinandergesetzt und Pflegeplätze beantragt.

Bank Linth finanziert. Die Pflegeplätze sind aber auf der Pflegeheimliste des Kanton St. Gallen und somit bekommen die Bewohnerinnen und Bewohner einen Anteil von der öffentlichen Hand.

Wie viel Geld haben Sie in das Generationenhaus investiert? Abzüglich der 7 altersgerechten Wohnungen sind die Kosten pro Pflegeplatz bei 430’000 Franken, Restaurant inklusive.

Welche finanziellen Unterstützungen bekommen die Pflegebedürftigen in Ihrem Haus (Bund, Kanton etc.)? Bei 12 Pflegestufen bezahlt der Bewohner je nach Pflegestufe zwischen 148 und 186.60 Franken, die Krankenkasse zwischen 0 und max. 108, der Kanton respektive die Gemeinde zwischen 0 und 124.40; die gesamthaften Pflegekosten variieren somit je nach Pflegestufe zwischen 148 und 420 Franken pro Tag.

Haben Sie für den Bau des Generationenhauses auch Gelder von der öffentlichen Hand bekommen? Das Haus ist vollumfänglich privat in Zusammenarbeit mit der

Sind die Beiträge des Kantons vom Einkommen und/oder Vermögen abhängig? Ja, wenn kein Vermögen mehr vorhanden ist, können Ergänzungsleistungen beantragt werden.

Welche Pflegestufe haben die Bewohner im Durchschnitt? Der momentane Durchschnitt liegt bei 5,7. Können Sie mit den Pflegebeiträgen die Investition refinanzieren? Es sieht danach aus, dass dies bereits ab dem 2. Geschäftsjahr möglich sein wird. Wie viel und was für Personal beschäftigen Sie (gibt es Vorschriften dazu; Anzahl Personen, Vollzeitstellen)? Gesamthaft beschäftigen wir 56 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dies entspricht ca. 42 Vollzeitstellen. In der Pflege gibt es kantonale Vorgaben, was den Mindeststellenplan des Pflegefachpersonals betrifft. Dies wird vom Amt für Soziales des Kantons St. Gallens regelmässig überprüft. Haben sich die Erwartungen an das Generationenhaus erfüllt? Ja vollumfänglich, wir bekommen sehr viel positive Rückmeldungen, was mich natürlich sehr freut. Vor allem auch die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich hier im Haus sehr wohl und sind zufrieden.

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Wohin wird sich die Altenpflege Ihrer Ansicht nach entwickeln? Es benötigt meiner Meinung nach nicht einfach nur mehr Pflegeplätze, da sonst die Gesundheitskosten explodieren werden. Um dem entgegenzuwirken, braucht es auch neue Wohnformen wie altersgerechte Wohnungen mit ambulanter Versorgung oder Wohngemeinschaften, wo man sich gegenseitig unterstützen kann Wäre eine solche private Investition in ein Pflegeheim in Liechtenstein ebenso denkbar? Es wäre wohl dafür eine höhere Pensionstaxe nötig. Die Frage ist, ob die Kunden in Liechtenstein bereit sind, dies zu zahlen, da momentan die Taxe sicherlich einiges tiefer ist. Was würden Sie heute anders machen, wenn Sie nochmals von vorne beginnen könnten? Für einen Neubau war die Planungsphase mit einer Zeitspanne von 5 Jahren relativ kurz. Obwohl das Personal die Anfangsphase souverän gemeistert hat, war diese Zeit äusserst intensiv. Im Nachhinein würde ich da sicher ein bis zwei Jahre mehr Zeit investieren.

Festgefahrene Strukturen in Liechtenstein

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eue Ideen, wie z. B. das  Generationenhaus  Novellas, haben es in Liechtenstein  schwer.  Gegen  staatlich  subventionierte  Pfl egeheime  können  Private  nicht  konkurrenzieren. Deshalb muss regelmässig  der  Steuerzahler  für den Bau neuer Pfl egeheime  aufkommen. Dabei müsste nur dafür gesorgt werden, dass die Pfl egesätze so angesetzt werden, dass sie auch die Kosten

decken  –  ähnlich  wie  in  der  Schweiz.  Dann  könnte  auch  Wettbewerb aufkommen. Schwerfällige,  zentrale  und  teure  Strukturen  bei  uns  fördern den Einheitsbrei und verunmöglichen innovative Lösungen.  Stattdessen  kommt  das  schockgefrorene Essen aus einer Zentralküche. Erich Hasler


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Generationenprojekt «CompiSternli»

«So viel voneinander gelernt!» In altersdurchmischten Gruppen lernen: Die Vorzüge dieser Lernform sind in Liechtenstein gut bekannt. Wie weit sich die Altersspanne in einer solchen Lerngruppe dehnen lässt, stellte die Kleinschule Planken unter Beweis. Mit dem Projekt «CompiSternli» und dem entsprechenden Kurs für ältere Mitmenschen setzten Kinder und Erwachsene gemeinsam ein Zeichen, wie wichtig und schön das gemeinsame Lernen sein kann, wenn das Thema für alle Beteiligten bedeutsam ist. Noch ein wenig nervös und dennoch voller Vorfreude gingen die 18 Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe am ersten Kursnachmittag auf ihre Schülerinnen und Schüler im Pensionsalter zu. Nach dem zaghaften «Grüezi» war das Eis schnell gebrochen, als die Kinder ihre Senioren an die Arbeitsplätze in der Aula führten. Doch für die Kinder ging es nicht erst jetzt los – ganz im Gegenteil: Auf diesen Moment arbeiteten sie bereits seit den Herbstferien mit ihren Klassenlehrpersonen Mirjam Posch und Mathias Marogg hin. Diese entschlossen sich im Rahmen des Jahresthemas «Medien», das Projekt «CompiSternli» erstmals nach Liechtenstein zu bringen und so die Vorzüge des gemeinsamen Lernens an einem Thema auszuloten. Die Öffnung des Unterrichts sowie die thematische Erarbeitung von aktuellen Lerninhalten ist in Planken immer wieder ein Thema. Daher

passte das Generationenprojekt «CompiSternli», welches in Graubünden von Rachel Tschopp gegründet wurde und dieses Jahr in die zweite Runde ging, perfekt in die Jahresplanung.

Fächerübergreifende Auseinandersetzung Während sich die Kinder im Fach Mensch und Umwelt intensiv mit der Thematik der Medien im Allgemeinen auseinandersetzten und so auch die Entstehung und Entwicklung der breiten Medienvielfalt erlernten, bereitete sich die Halbklasse jeweils auf den iPad-Kurs vor. Dieser ist unter dem Namen «CompiSternli» ausgeschrieben und rund 20 Senioren meldeten sich an, um von den Kindern im Gebrauch der Tablets instruiert zu werden. In der Vorbereitungszeit erlernten die Kinder nicht nur einen kritischen Umgang mit Medien, sondern absolvierten auch eine Art Knigge-

Kurs. Was sie in diesen Lektionen lernten und weshalb man ältere Menschen beispielsweise mit «Sie» anspricht, gaben sie auch an die jüngeren Kinder der Basisstufe in Planken weiter. Mit ihnen übten sie zugleich den Umgang und konnten sich so optimal auf die Kurstage vorbereiten. Die vielfältigen Aufgaben rund um den Kurs ,aber auch rund um das Thema Medien insgesamt übernahmen die Kinder der dritten bis fünften Klasse persönlich und zeigten so, welch hohe Eigenverantwortung möglich ist. Beim Kurs selbst gaben die Kinder jedoch nicht nur ihr Wissen weiter und verblüfften mit ihrer intuitiven Nutzung der Tablets, sondern kamen auch ins Gespräch mit den Senioren aus Planken und der Umgebung.

Von Wertschätzung geprägt «Es war total cool mit meinem Senior», berichtete Amelie nach dem Kurs, «er hat mir so viel erzählt,

während ich ihm eine App erklärte. Jetzt weiss ich sogar etwas über Pässe in der Schweiz, und er konnte nicht nur von mir lernen, sondern auch ich von ihm!» Auch Lorenzo stellte ein Ziel des Projektes unter Beweis und zeigte, dass die Kinder genau wissen, was man von ihnen noch lernen kann: «Für die Senioren ist es praktisch, dass wir ihnen Kurse geben. Ich hoffe, dass sie sich dann auch auskennen, wenn sie auch ein Tablet kaufen wollen. Die älteren Leute sollen so auch lernen, etwas im Internet nachzuschauen oder EMails zu schreiben und Musik zu hören, die ihnen gefällt.» Weitaus wichtiger als jedes technische Wissen, welches die Kinder weitergaben und die Senioren erlernten – darin waren sich alle Beteiligten einig – war das gegenseitige Verständnis, welches füreinander geweckt werden konnte und das damit verbundene Gemeinschaftsgefühl.


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Es macht mir grossen Spass, mit den iPads zu arbeiten, und ich freue mich sehr darüber, dass wir so ein Projekt machen dürfen. Das Thema Medien finde ich generell toll, und ich bin froh, dass wir Sachen von zu Hause mitbringen dürfen und eine Medienausstellung machen. Bei den Vorbereitungen für das «CompiSternli»-Projekt habe ich die Aufgabe der Snacks übernommen. Wir durften aus verschiedenen Aufgaben aussuchen. Manche Kinder achten darauf, dass die iPads geladen sind, und andere sind für die Tischdeko zuständig.

Nguyén Guerra

Borelli: «CompiSternli kann Mut schaffen und Brücken bauen» Kurz nachgefragt bei Morena Borelli, Praxisdozentin Medienbildung und Informatik an der PH Zürich und Mitinitiantin des Projekts «CompiSternli». Was liegt Ihnen beim Projekt «CompiSternli» besonders am Herzen? Die wertvollen Begegnungen und der Austausch zwischen jungen und älteren Menschen. Bei den «CompiSternli»-Projekten entsteht immer eine ganz besondere Stimmung. Die «CompiSternli» nehmen ihre Aufgabe sehr ernst und bringen den älteren Personen die digitale Welt näher. Alle Beteiligten gehen sehr wohlwollend, ja sogar liebevoll miteinander um. Mir ist es ausserdem wichtig, dass man in unserer Gesellschaft das Thema Isolation nicht vergisst. Viele ältere Menschen sind aus verschiedenen Gründen einsam und verlieren ihre sozialen Kontakte. Ich glaube, «CompiSternli» kann hier Mut schaffen und Brücken bauen. Welche Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler werden beim Projekt geschult? Wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen. Einerseits lernen die Kinder soziale Kompetenzen wie z. B. das korrekte Begrüssen einer Person oder sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Andererseits lernen sie auch den

natürlichen Umgang mit einem Tablet. Sie lernen, wie sie einen komplexen Ablauf einfach erklären können. Worin liegen die Chancen der Medienbildung bereits während der Primarschulzeit? Es geht aus meiner Sicht nicht nur um Chancen. Unsere Kinder sind von klein auf von digitalen Möglichkeiten umgeben. Es ist wichtig, dass sie nicht nur konsumieren, sondern auch lernen, digitale Medien aktiv mitzugestalten und zu verstehen, zum Beispiel, indem sie Programmieren lernen. Wir sollten unseren Kindern beibringen, die digitale Welt zu verstehen, ansonsten erleben sie meiner Meinung nach eine Form von Analphabetismus.

Morena Borelli, Praxisdozentin  Medienbildung und Informatik an der PH Zürich.

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Ich finde es cool, dass wir einmal nicht mit Papier und Stift, sondern elektronisch arbeiten dürfen. Es ist toll, dass wir das Thema Medien so genau angeschaut haben. Ich habe seit ein paar Jahren ein Ipad, aber ich konnte noch mehr dazu lernen. Auch über Medien allgemein habe ich vieles gelernt. Darüber, dass ich beim Projekt «CompiSternli» mit meiner Oma zusammen arbeiten kann, freue ich mich sehr, auch wenn sie eigentlich noch gar nicht so alt ist. Ich wollte unbedingt, dass sie kommt, aber sie kennt sich schon gut aus. Es ist auch schön, dass sie jetzt einmal in der Schule ist.

Raphael Hofbauer

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Ich freue mich, dass wir beim Kurs den älteren Menschen unser Wissen weiterschenken dürfen. So lernen sie zum Beispiel, wie man aus Apps raus- und wieder reinkommt. Beim Kurs müssen wir aber auf die Hände sitzen, weil wir sonst reinfummeln würden. Das wäre nicht gut, wenn wir auch auf das iPad drücken. So lernen sie mehr. Wir übten aber auch, wie wir mit den Senioren reden sollen – jetzt kann ich sie auch richtig ansprechen und weiss, dass man «Sie» sagt, wenn man ältere Leute noch nicht so gut kennt.

Michael Beck


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Tamara Kaufmanns Zahltag Für Tamara Kaufmann ist die Adventszeit auch nicht stressiger als der Rest des Jahres. Eine Bescherung gibt es für sie dieses Weihnachten hoffentlich keine – weil sie lieber unter dem Jahr Geschenke macht. Verletzt hat sie sich beim Tanzen noch nie, dafür beim Surfen. Tamara Kaufmann beantwortet der «lie:zeit» «ganz schwierige Fragen».

Wie viele Geschenke machst du an Weihnachten?

Interview: Asha Ospelt-Riederer

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Einmal war Tamara an Heiligabend nicht zu Hause, sondern in Ägypten.

Wie viele Jahre hast du in Stuttgart gelebt?

10

13 Wie sehr hast du dich wieder aufs Ländle gefreut auf einer Skala von 1-10?

3

0–4

Wie viele Geschenke bekommst du?

Trotz jahrelangem Pendeln zwischen Deutschland und Liechtenstein nur  8 Bussen kassiert.

Wie viele Weihnachtslieder kennst du?

5’000

5

Wie alt bist du bei deiner frühesten Kindheitserinnerung?

0 Wie viele Auftritte hast du schätzungsweise schon gehabt?

Wie viele Küsse in deinem Leben waren zum Vergessen?


meine:zeit

12/2016

Wie viele Parkbussen hast du gesammelt in deinem Leben?

Wie viele Bussen für zu schnelles Fahren?

0

5

8

Wie viele ernsthafte Verletzungen hattest du schon aufgrund des Tanzens?

Wie viele Choreographien hast du schon gemacht?

Drei Weihnachtslieder müssen reichen.

100

Wie viele Meter hoch war die höchste VertikalTanz-Choreo?

Wie viel Angst hattest du von 1–10?

1

0

Wie oft wolltest du schon aufhören mit dem Tanzen?

9 Wie oft hast du Weihnachten im Ausland verbracht?

1’500

Wie viele Selfies machst du pro Tag?

0.5

0-1 Selfi es pro Tag: manchmal ganz viele, oft aber gar keins.

Wie spirituell bist du auf einer Skala von 1–10?

10

Tamara Kaufmann, 45, war schon in der Schule tanzbegeistert. Ausbildungsstationen waren unter anderem das Tanzstudio Jacqueline Beck, die Hochschule Amsterdam und eine Musicalweiterbildung in Hamburg.

4

Wie viele Stunden Sport machst du pro Woche?

Tamara Kaufmann ist Choreographin, Luftakrobatin, Tänzerin und macht Regie und Coaching. www.tamarakaufmann.com

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Ü nsch Wurzla

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Teil 8 1. Am Aabat hockat ma scho gäära an biz uf da Fuulenzer i dr Stuba. Abr gleich amaal näpsat ma de halt i. Am Abend sitzt man schon gerne ein bisschen auf die Liegebank in der Stube. Aber bald einmal schläft man dann halt ein.  2. As ischt baald Wienicht und Ziid zum Birabrood bacha. Zum Teig chond dürr Bira i d Chnättmuata. Es ist schon bald Weihnachten und Zeit zum Birnenbrot Backen. Zum Teig kommen gedörrte Birnen in den Knetbehälter (ovales Holzgefäss, in welchem der Teig geknetet wird).  3. Wend früjar ätwr gstoorba ischt, ischt ma daheimat uufbarat woorda. Dr Schriinar hed de ds Mäs gnu für da Tootabomm. Vier Nachbuura händ dr Tootabomm trääga und i dr Prozässioo mit Chrüüz und Faana hed ma de d Liich zum Friidhof bigleitat. Wenn früher jemand gestorben ist, ist man daheim aufgebahrt  worden. Der Schreiner hat das Mass für den Sarg genommen. Vier  Nachbarn haben den Sarg getragen und in der Prozession mit Kreuz  und Fahne hat man die Leiche zum Friedhof begleitet. 4. Ds Wasser hed ma muassa früjar midm Wassertansi bim Bach odr bim Brunna hola und i ds Huus träga. De hed ma ds Wasser i d Chupfgelta gschütt und va döt hed mas de mid am Gätzi i d Pfanna gschöpft. Das Wasser musste man früher mit dem Wassertansi (Traggefäss  aus Holz) beim Bach oder beim Brunnen holen und ins Haus tragen. Dann hat man das Wasser in den Kupferbehälter geschüttet und von  dort hat man es dann mit der Schöpfkelle in die Pfanne geschöpft.  5. Uf am Tisch heds naa m Zmoorgat Migla. Auf dem Tisch hat es nach dem Morgenessen Brotkrümel. 6. «Jetz sött wr Buttr macha. Buab nüm d Raumchella und schöpf dr Raum va dr Milch i dr Bränta aab und tuanan in Anchchübl!» «Jetzt sollten wir Butter machen. Bub, nimm den Rahmschöpfer und  schöpf den Rahm von der Milch in der Bränte ab und schütte ihn in  den Ankkübel.» 7. Där Butter reegalat. Diese Butter ist ranzig. 8. «Meiti, jetz söttischt abr ässa und uufhööra schnääggla», seid d Mamma. «Mädchen, jetzt solltest du aber essen und aufhören, im Essen herumzustochern», sagt die Mutter. (Auch gebraucht für unlustig essen.) 9. Das ischt an aalta Ma. Äär lauft ganz toga. Das ist ein alter Mann. Er geht ganz gebeugt (gebückt). 10. «I wüscha jetz d Stuba und midm Cheerwüsch wüsch i dr Bäärcht i d Bäärchtrügga.» «Ich wische jetzt die Stube und mit dem Kehrbesen wische ich den  Kehricht (Schmutz) in die Kehrschaufel.» (Holzbehältnis, mit Stiel).    11. Dr Buab ischt umkeid und hed an wackari Schmuttera gha. Der Bub ist umgefallen und hat eine grosse Schramme gehabt.  12. Vor ma ds Äärdölliacht gha hed, hed ma noch midm Tägel gliachtat. In Tägel i hed ma de Unschlig taa und de hed ma dr Daacht

«Ei Stier alei sticht nid» Triesenberger Dialektausdrücke, zusammengestellt und übersetzt von Josef Eberle, Triesenberg

Wenn wir das Triesenberger Postbüro besuchen, fällt bergseitig eine übergrosse, ansprechend gestaltete Wand mit vielen Dialektausdrücken auf. Diese ausgewählte Wörtersammlung (bearbeitet von Herbert Hilbe) möchte zur Auseinandersetzung mit unserer Sprache einladen. Bald werden wir den ei4 nen oder anderen nicht mehr geläufigen Ausdruck entdecken, und sicher geben viele Wörter vor allem jüngeren Leuten Rätsel auf. Der leise Anstoss zur Beschäftigung mit der Mundart zeigt aber auch, dass am Triesenberg die Sprache als besonderer kultureller Wert und als geschätztes Identifikationsmerkmal angesehen wird. Die Bilder dieses Beitrags stammen aus dem Walsermuseum. Der Besuch des schönen Museums lohnt sich. Man entdeckt immer wieder Neues. Und verpassen Sie die Multivisionsschau nicht! Kommentar eines Besuchers: «I ha gar nid gwisst, dass am Bäärg asoo schöö ischt.» Mit diesem vorläufig letzten Dialektbeitrag «vam Bäärg» können Sie sich nochmals an einigen Sprachmüsterchen und Volksweisheiten erfreuen. 2


meine:zeit

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azünt. Das ischt nid grad as hälls Liacht gsi. Bevor man das Petroleumlicht gehabt hat, hat man noch mit der  Talg lampe Licht gemacht. In die Talglampe hat man Rinderfett  gegeben und dann hat man den Docht angezündet. Das war ein spärliches Licht.    13. Uf dr Hoostigreis ga Buchs dür hed dr Spüüslig für d Spuusa i dr Würtschaft ds Ässa bstelld: «Für ds Meiti as Stieraglari und für mich as Wurschti.» Auf der Hochzeitsreise nach Buchs hat der Bräutigam im Gasthaus  für die Braut das Essen bestellt: «Für die Frau ein Spiegelei und für  mich ein Würstchen.» 14. Wenn dr Pfööna amma Mittwucha afaad blaasa, blaasd ar an gänzi Wucha, blaasd ar ir Fronfaschdawucha, blaasd ar säggs Wucha lang. Wenn der Föhn an einem Mittwoch beginnt zu blasen, bläst er eine  ganze Woche lang, bläst er in der Fronfastenwoche, bläst er sechs  Wochen lang. (Berger Wetterregel)

Bei welchem dieser Dialektsprü che kommt das Wort «litzisiiti g» vor? Senden Sie uns di e richtige Nummer per E-Mail zu. Zu gewinnen: 1 Exem plar der «Triesenberge r Wörtersammlung » vera

15. «Ds Biichta und ds Puurna höör i jetz de uuf», hed dr Ried Andreias de ätta gseid. «Das Beichten und Bauern gebe ich jetzt dann (nächstens) auf»,  sagte der Andreas vom Ried gelegentlich.

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bis 20. Dezember

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ro.li 2016

16. Früjar hed ma no ufm Laubsack gschlaafa. Im Herbscht hed ma de albi frischs Laub igfülld. Vorhar hed mas abr muassa wanna. Mid dr Laubwanna hed mas uufgwürblat, bis all Gretza duussa gsi sind. Früher hat man auf dem Laubsack geschlafen. Im Herbst hat man immer frisches Laub eingefüllt. Vorher musste man es noch säubern.  Mit der Laubwanna hat man es dann aufgewirbelt, bis alle kleinen dürren Ästchen («Gretza») draussen waren.  17. Holder sül gsund sii. Mid schwaarza Holderberi machat ma Holdermuas und issat das gäära zum Ribel. Zum Zmoorgat striichd ma Holderlatwäri uf ds Brood. Holunder soll gesund sein. Mit schwarzen Holunderbeeren macht man Holdermus und isst es gerne zum Ribel. Zum Morgenessen streicht man Holderkonfi türe aufs Brot.

20

18. «Ei Stier alei sticht nid.» «Ein Stier allein sticht nicht.» (Zum Streiten braucht es immer zwei.) 19. Bi eim gotziga Haar bin i bim Riifa litzisiitig am Bäärg dr Bühel aabtroolat. Um Haaresbreite bin ich beim Raureif am Schattenhang am Berg  den Abhang hinuntergekollert. 20. Dr Puur nümmt im Heustall oben d Schroota i d Hand und schrootat Heu aaha. De würft äär das Heu dür ds Rüsschlaloch i d Rüsschla aab und verteilts id Bäärma. Der Bauer nimmt im Heustall oben die «Schroota» (grosses Messer,  s. Bild) in die Hand und «schrootet» Heu herunter. Dann wirft er das Heu durch das Rüsschlaloch in die Rüsschla hinunter und verteilt es in die Futterkrippen. (Die Rüsschla ist ein schachtartiger Holzkasten  im Stall, der das Heu für eine Fütterung enthält.)     21. Schi ischt unendli verschrogga und ischt stuuchbleichi woorda. Sie ist stark erschrocken und ist im Gesicht ganz weiss geworden.

16

22. Wend du usoo wiitr husierscht mid am Gääld, chuscht noch um Sagg und Bendl. Wenn du weiter so umgehst mit dem Geld, verlierst du noch gar alles.


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Winterzauber

in Vaduz und Schaan

In der Adventszeit erstrahlen die beiden Oberländer Gemeinden jeweils in vorweihnachtlichem Glanz. Aber man kann sich nicht nur an den vielen Lichtern und Dekorationen erfreuen, nein, es warten auch zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten auf die Bevölkerung. Text: Tamara Beck Sowohl in Schaan als auch in Vaduz wurde die Weihnachtsbeleuchtung am 25. November erstmals eingeschaltet. In beiden Gemeinden gab es an diesem Abend ein kleines, feierliches Programm. In Vaduz handelt es sich heuer um eine gänzlich neue Beleuchtung.

Vaduz «Vaduz on Ice» ist bereits seit dem 11. November eröffnet. Eine Eisfläche lädt täglich von 14 bis


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Sonntagsshopping in Vaduz Beliebt sind die verkaufsoffenen Sonntage in Vaduz. Ein solcher ist heuer noch am 18. Dezember. Der «Nikolaus on Ice» beschenkte bereits am 4. Dezember alle mit einem Säcklein, die einen Spruch bereit hatten. Am Wochenende vom 10. und 11. Dezember lud der bereits traditionelle Weihnachtsmarkt zum Schmökern ein. An den Ständen gab es viele handgemachte Sachen wie Weihnachtsdekoration und warme Mützen, mit Marroni, Glühwein und allerhand mehr war für die Wärme von innen gesorgt. Die Harmoniemusik Vaduz hielt am Markt ein Weihnachtsständchen und stimmte die Zuhörer so auf die besinnliche Zeit ein. Bis zum 18. Dezember bietet die Gemeinde Vaduz dauerhaft ein «Advents-Kinderprogramm» mit diversen Aktivitäten. Ebenfalls für die Kleinsten finden im Landesmuseum am 17. Dezember eine Ausstellung sowie ein Workshop statt. So kann man u. a. selber Weihnachtskarten schöpfen.

21 Uhr zum Schlittschuhlaufen ein, an den Wochenenden und Feiertagen durchgehend bereits ab 10 Uhr. Wer sich im Eisstockschiessen üben will, kann dies täglich (ausser Mi) ab 17 Uhr tun. An jedem Montag ab 14 Uhr findet zudem das beliebte Dörferduell statt. Direkt neben der Eisfläche befindet sich die «Vadozner Alphötta» mit Fleischfondue à discretion (heuer neu), Spätzlepfannen und dem bewährten Käsefondue. Reservation empfohlen. Wer sich nur zwischendurch verpflegen will, kann dies mit Marroni und Glühwein auch draussen tun. Am 17. Dezember findet übrigens die Radio-L-Eisdisco statt.

Kulturell Interessierte lauschen am 18. Dezember dem Weihnachtskonzert des Rheinberger Chors in der Pfarrkirche Vaduz.

Schaan Schaaner Advent 2016

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zember Martin Walser von Weihnachten, wie’s früher war und heute. Gleichzeitig findet der Sonntagsverkauf der IG Schaan von 13.30 bis 17.00 Uhr statt. Der beliebte Nikolausmarkt jährte sich heuer schon zum 8. Mal und lud die Besucher zu einem gemütlichen Beisammensein.

Die Eröffnung des «schaantastischen Advents» fand mit Theater und dem Einstecken Ballett «Ein Weihder Weihn a c h t s nachtsbemärchen» leuchtung führte das am 25. NoJunge Thevember um ater Liech17.30 Uhr tenstein am bei «GlühWeihnachtliche Genüsse. 11. Dezemwein und ber frei nach Zizele» statt. www.dolce.li dem russischen Märchen «Die vier Die Kulturkommission lud in ZuJahreszeiten» auf. Ersammenarbeit mit der wachsene mit und ohne IG Schaan ein zum «Advent im geistige Behinderung standen gemeinsam auf der Bühne und Stall». Unter dem grossen Weihzeigten ein berührendes Theaternachtsbaum im Stall auf dem Lindaplatz erzählt am 18. Destück für die ganze Familie.


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meine:zeit meine: zeit

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VERANSTALTUNGSÜBERSICHT Verkaufsoff ener Sonntag in Vaduz:  18. Dezember Sonntagsverkauf in Schaan: 18. Dezember

Mit «Schwanensee», dem Klassiker des Balletts von P. I. Tschaikowsky, ist am 21. Dezember das Russische National-Ballett aus Moskau zu Besuch im SAL. Das traditionelle Stephanskonzert der Harmoniemusik Schaan findet am Stephanstag im SAL

statt. Dabei handelt es sich um den Höhepunkt des Vereinsjahres für die HMS. Als Dankeschön für die Bevölkerung von Schaan findet im Anschluss eine Verköstigung statt. Bei all den Anlässen darf man nicht vergessen, dass sich auch

ein entspannter Spaziergang durch die winterlichen Gemeinden lohnt – sei es durch das weihnachtlich beleuchtete und dekorierte Zentrum oder auf den vielen ruhigen Wegen am Kanal oder im Wald.

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