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55 Mai 2017
Zeitschrift für Liechtenstein und die Region
Wir wünschen allen Müttern einen schönen Muttertag. Die Lösung. IT-Infrastruktur Print-Copy Bürokonzepte
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Liebe Leserinnen, liebe Leser
Simone Bargetze ist bekannt als sympathischer Wirbelwind. Die Triesnerin hat es als Stuntfrau bis nach Hollywood geschafft. Sie ist Mutter geworden und tritt im Beruf etwas kürzer, um sich dem Kleinen zu widmen.
Während Experten vor einer Überalterung von Gesellschaft und Arbeitswelt warnen, sieht Prof. Dr. Heinrich Geissler vielmehr das Problem der Unterjüngung. Der bekannte Demografieforscher legt Unternehmen und der Politik ein Umdenken im Umgang mit älteren Mitarbeitenden ans Herz.
Haben Sie das Dialektwort «Umbässa» schon einmal gehört? – Wenn nicht, der Balzner Ahnenforscher David Eberle, erklärt einige Begriffe aus dem Balzner Dialekt.
In der Finanzplanung des Landes Liechtenstein wurden für 2016 rote Zahlen vorhergesagt. Dank deutlich höheren Steuereinnahmen als erwartet und Budgetunterschreitungen auf der Aufwandseite schloss die Landesrechnung allerdings mit einem Gewinn von 92 Mio. Franken. Eine erfreuliche Entwicklung.
Seit der Herausgabe der fünfteiligen Serie «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» des Maurer Ahnenforschungsvereins ist auch die Geschichte um den berühmten amerikanischen Klarinettisten Norman Lee bekannt. Er ist ein Nachfahre der Maurer Uehle, die in den USA den Namen Uehle in «Lee» umwandelten. Er und seine Frau wurden im Jahre 1978 von einem geistesgestörten Musiker seiner Band ermordet. Der Ruggeller Schriftsteller Arno Oehri schrieb ein Buch über Norman Lee und drehte einen Film seiner Lebensgeschichte.
Der FC Vaduz hat heute Samstag in St. Gallen ein vermutlich vorentscheidendes Spiel um den Klassenerhalt auszutragen. Die bange Frage: Kann der langjährige FCV-Trainer Giorgio Contini dem FCV den Todesstoss versetzen? Und: wird ausgerechnet er die lange sieglose Zeit des FC St. Gallen gegen den FC Vaduz beenden, oder bleiben die «Espen» auch weiterhin der Wunschgegner der Liechtensteiner?
Herbert Oehri
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Universität Liechtenstein
Studium und Beruf verbinden Die Universität Liechtenstein setzt neue Schritte, um die Vereinbarkeit von Studium und Beruf für Studierende noch weiter zu verbessern. Bereits heute zeigen Beispiele, wie sich praxisrelevante Ausbildung, individuelle Lebensentwürfe und die Bedürfnisse der Wirtschaft kombinieren lassen.
Bild: Michael Zanghellini
Für viele Studierende stellt sich die Frage, wie sich eine teilzeitliche Berufstätigkeit – etwa zur Mitfinanzierung des Lebensunterhalts und zum Sammeln von praktischen Erfahrungen – oder auch die Betreuung von Familienangehörigen mit einem Studium zeitlich vereinbaren lässt. Die Universität Liechtenstein hat daher entschieden, die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie zu erleichtern, damit die Doppelbelastung die Studiendauer nicht über Gebühr verlängert.
Roman Klingler ist Architekturstudent an der Universität Liechtenstein.
Zeitfenster und Selbststudium
Die Bachelorstudiengänge an der Universität Liechtenstein sind so konzipiert, dass auch individuelle Studienverläufe und -planungen zur besseren Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie möglich sind. So bieten die Programme einen Gestaltungsspielraum, indem das Studienpensum zeitweilig oder dauerhaft reduziert wird. Je nach Ausmass dieser Pensumsreduktion erhöht sich die durchschnittliche Studiendauer entsprechend. Ab dem kommenden Wintersemester finden im Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre (BWL) am Donnerstag nur noch Vorlesungen statt, für die keine Anwesenheitspflicht besteht. Die Inhalte der Vorlesungen können im Selbststudium erarbeitet werden. Der Freitag ist grundsätzlich lehrveranstaltungsfrei. Damit wird es für Studierende möglich, über das gesamte Studium hinweg mindestens zwei Tage pro Woche für Beruf beziehungsweise Familie zu reservieren. Im Bachelorstudiengang Architektur bleibt der Mittwoch grösstenteils frei von Lehrveranstaltungen.
Eine weitere Möglichkeit bietet das zeitversetzte Studium mit der Aufteilung der theoretischen Lehrveranstaltungen und dem praktischen Entwurfsunterricht auf zwei Semester.
er verlängert sich entsprechend, doch durch die «Kleinheit der Universität kann ich dennoch den Kontakt mit den Kommilitonen halten, auch wenn ich jedes Studienjahr auf neue Mitstudenten treffe.»
Doch bereits heute ist eine Vereinbarkeit von Studium und Beruf möglich. Zwei Studenten – je einer aus dem Bachelorstudiengang BWL und dem Bachelorstudiengang Architektur – der Universität Liechtenstein schildern, wie sie ihren Alltag organisiert haben, um in beiden Tätigkeitsfeldern erfolgreich zu sein.
Lukas Kappelsberger hat sein Studium an der Universität Liechtenstein vor zwei Jahren aufgenommen und begann nach dem ersten Semester mit zusätzlicher Berufsarbeit. Er arbeitete 20 – 30 % bei einer Sportorganisation und zusätzlich auch noch ehrenamtlich beim AIESEC, einer Studenten-organisation, die weltweit Studierende und Arbeitgeber in Kontakt bringt. Kappelsberger hatte mit seinem Arbeitgeber eine Jahresarbeitszeit vereinbart, so dass er zu Prüfungszeiten nicht arbeiten muss und stattdessen vor allem im Sommer die Stunden leistet.
Gewinn für beide Seiten
Roman Klingler entschied nach dem Abschluss seiner Hochbauzeichner-Lehre, sich zum Architekten weiterzubilden, wollte aber trotz Studium weiterhin arbeiten. Seit dem Wintersemester 2014/15 studiert Klingler am Institut für Architektur und Raumentwicklung im Bachelorstudiengang, während er gleichzeitig rund 50 Prozent als Hochbauzeichner im Familienbetrieb arbeitet. Seine Studiendau-
Das letzte Jahr war Lukas mit dem Austauschprogramm der Universität an der Partneruniversität in Miami/USA und danach in Barcelona/Spanien. Ab Februar macht er
ein Praktikum beim DFB in Frankfurt und wird danach sein Studium wieder aufnehmen und beenden.
Klare Absprachen nötig
Den Hauptvorteil dieser Studium/ Arbeit-Kombination sehen beide Studenten neben dem finanziellen Zugewinn im dauernden Abgleich zwischen dem Erlernten und der praktischen Umsetzung im Unternehmen. Roman Klingler betont, wie wichtig es ist, einen flexiblen Arbeitgeber zu haben, denn «Gruppenarbeiten erfordern immer wieder die Anwesenheit an der Universität zu einem anderen als dem üblichen Termin.» «Wenn man klar kommuniziert, dass das Studium an erster Stelle steht und genau beobachtet, wie viele Stunden Arbeit je nach Studienverlauf möglich sind, bleibt man im Fahrplan und kann trotz Arbeit ausgezeichnete Noten erzielen», ist sich Lukas Kappelsberger sicher.
UNI LIECHTENSTEIN Die Universität Liechtenstein ist jung, regional verankert und international aktiv. In den Bereichen Architektur und Raumentwicklung, Entrepreneurship, Finanzdienstleistungen und Wirtschaftsinformatik wirkt sie als innovativer Denkplatz im Vierländereck Liechtenstein, Ostschweiz, Vorarlberg und süddeutsche Bodenseeregion. In zahlreichen Projekten und Programmen gibt sie Impulse für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Seit über 50 Jahren werden gefragte Fachkräfte aus- und weitergebildet. Das Studium erfolgt in einem sehr persönlichen Umfeld. www.uni.li
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AUS DEM INHALT Im Alter liegt die Zukunft Altersklasse 50plus glänzt mit Topzahlen «Innovation ist das Ergebnis der Kooperation von Generationen» Ein weiteres, erfolgreiches Jahr für die BEVO Vorsorgestiftung in Liechtenstein LGT unterstützt LIFE Festival auch 2017 Parlamentarische Versammlung des Europarates Besser als erwartet: Liechtenstein schreibt Gewinn 92 Millionen plus – Sparpotenzial am Limit 319 Ärzte auf 100´000 Einwohner Gut auf den fahrenden Zug aufgesprungen 3 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien Gesundheitswesen im Wandel – ein Ausdruck des Fortschritts? Zahlen, Fakten, Antworten Bravo Regierung! Oberland 4 : Unterland 0 Sozialfonds blickt auf erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurück FC Vaduz: Die Schlinge zieht sich zu Frick und Ofentausek hinterlassen intakte Erstliga-Teams Der USV könnte noch in die Aufstiegsspiele gelangen! Der neue Trainer beim USV Eschen/Mauren 3 Fragen an Liechtensteins Trainer der 2. und 3. Liga «Jede Technologie hat ihre Grenzen – auch Robo-Advisors» DAB+ ist auf dem Vormarsch Gestaltungsmöglichkeiten bei letztwilligen Verfügungen Staatliche Unterstützung für häusliche Betreuung Bruno Güntenspergers Zahltag
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lie:zeit Reife Talente sind gefragt Die Bevölkerung altert rasch, gleichzeitig sinken die Geburtenraten. Um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein und marktfähig zu bleiben, müssen Unternehmen die Rahmenbedingungen für Arbeitskräfte über 50 Jahre weiter verbessern. Seite 6
polit:zeit Sanierung des Staatshaushalts Regierungschef Adrian Hasler konnte für 2016 erfreuliche Zahlen präsentieren. Statt den budgetierten 14 Mio. Franken Defizit beendete das Land Liechtenstein das vergangen Jahr mit einem satten Plus von 92 Mio. Franken. Seite 16
Der Link zur Zeitschrift.
www.lie-zeit.li Das Portal mit aktuellen Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport.
Impressum Verleger: Zeit–Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen – Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter) – Johannes Kaiser – Michael Benvenuti – Jnes Rampone–Wanger – Vera Oehri–Kindle – Weitere Beiträge/Interviewpartner/innen: Adrian Hasler, Regierungschef – Daniel Risch, Regierungschef–Stellvertreter – Mauro Pedrazzini – Susanne Eberle–Strub – Prof. Dr. Heinrich Geissler – Petra Eichele – Bernd Moosmann – Gerold Bischof – Dr. Peter Bussjäger – Heribert Beck– Stefan Lenherr –Asha Ospelt–Riederer – Walter–Bruno Wohlwend –Tamara Beck – Thomas Nigg – Chrisi Kindle –Hansjörg Marxer – Johannes Hasler –Thomas Waser – Martin Engler – Alois Ospelt – Karin Brigi – Franz Jehle – David Eberle – Spezialbeiträge von Liechtensteins Parteien: FBP, VU, FL , DU – Grafik/Satz/Lithos: Oliver Hartmann – Sonja Schatzmann – Sonja Blumauer – Druck: Somedia Partner AG – Fotos: Michael Zanghellini – Paul Trummer – Jürgen Posch – Oliver Hartmann – EQ Images Zürich – Picture Alliance, Frankfurt/Main – privat zur Verfügung gestellt Akquisition/Marketing/Beratung: Vera Oehri –Kindle (Leiterin)–Creativeservice AG, Schaan Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden – Erscheinung: Samstag,15. April 2017 – Auflage: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins, im Bezirk Werdenberg und an weitere ausgewählte Adressen im Rheintal und in Vorarlberg. Zeitschrift erreicht ca. 80‘000 Leserinnen und Leser, erscheint u.a. auch im Vorarlberger Lesezirkel mit einem Einzugsgebiet von 210‘000 Personen (Umfang 88 Seiten). Die lie:zeit gibt Gast–Autoren Platz um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe und Standpunkte von Gastautoren. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z. B. Beitragslänge (max. 2‘000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen, wie Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschwürde oder Persönlichkeitsrechte, Schutz der Ehre von Menschen. «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 9000 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.
Nächste «lie:zeit»: 17. Juni 2017
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sport:zeit FC Vaduz: Schlinge zieht sich zu Die Vaduzer haben fünf Runden vor Saisonende vier Punkte Rückstand auf Lausanne und deren acht auf St. Gallen. Nach der 2:4-Heimpleite gegen GC braucht das Schlusslicht der Super League heute Samstag einen Sieg im Derby in St. Gallen. Seite 28
meine:zeit Die Norman-Lee-Story Norman Lee (US-Bürger,1921–1978), Nachfahre der Liechtensteiner Auswandererfamilie Uehle aus Mauren, zählte in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts zu den weltbesten Klarinettisten. Der wohlhabende Lee und seine Frau wurden 1978 auf ihrem Anwesen von einem eifersüchtigen Band-Mitglied erschossen. Seite 56
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Reife Talente sind gefragt
Im Alter liegt die Zukunft Die Bevölkerung altert rasch, gleichzeitig sinken die Geburtenraten: Die Zeiten, in denen ältere Arbeitnehmende nahezu mühelos durch qualifizierten Nachwuchs ersetzt werden konnten, sind angesichts des demografischen Wandels vorbei. Um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein und marktfähig zu bleiben, müssen Unternehmen die Rahmenbedingungen für Arbeitskräfte über 50 Jahre weiter verbessern: Denn sie bestimmen die Zukunft! Text: Herbert Oehri
Der demografische Wandel ist auch in Liechtenstein längst Tatsache und wird sich in den kommenden zwanzig Jahren noch
gleichzeitig knapper wird, bleibt Unternehmen, die auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, nur eine Möglichkeit: Sie müs-
che Vorsorge müssen endlich als entscheidende Investition begriffen werden. Ältere Arbeitnehmer sind mit ihrem Wissen und ihrer
«Durch die Abschiebung von leistungsfähigen Älteren aus dem Arbeitsleben wird wertvolles Erfahrungswissen entwertet, was zu einem negativen Altersbild beiträgt.» Petra Eichele, stv. Geschäftsführerin LANV
massiv beschleunigen. Diese Entwicklung stellt nicht nur den Einzelnen vor vielfältige Herausforderungen, sondern auch Gesellschaft und Wirtschaft. Denn so, wie die Bevölkerung altert, altern auch die Erwerbstätigen. Weil qualifizierter Nachwuchs
sen Strategien entwickeln, um die Fähigkeiten der Mitarbeitenden möglichst lange zu nutzen und den «reifen Talenten» die Gelegenheit zu eröffnen, sich sinnvoll und altersentsprechend im Unternehmen einzubringen. «Weiterbildung und gesundheitli-
Erfahrung ein unschätzbares Kapital und eine wichtige Stütze unserer Wirtschaft – und darauf gilt es gut aufzupassen», fordert Petra Eichele, stellvertretende Geschäftsführerin des Liechtensteinischen ArbeitnehmerInnenverbands LANV.
Jung, männlich, gesund In vielen Branchen – insbesondere im Gewerbe – habe dieses Umdenken in Liechtenstein aber noch nicht stattgefunden, bemängelt Eichele: «Durch die Abschiebung von leistungsfähigen Älteren aus dem Arbeitsleben wird wertvolles Erfahrungswissen entwertet, was zu einem negativen Altersbild beiträgt.» Viele Betriebe seien immer noch auf junge, männliche und gesunde Arbeitnehmer fokussiert, obwohl diese Gruppe entgegen der landläufigen Meinung schon lange nicht mehr dominant sei. Eichele plädiert deshalb für einen «Perspektivenwechsel zu einer neuen Alterskultur, die weit über die Diskussion über das Pensionsalter hinausgeht». Die Wirtschaft, die Sozial- und Gesundheitspolitik, das Bildungswesen und der Arbeitsmarkt müssten dringend umdenken und sich neu ausrichten.
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In der Industrie und im Finanzbereich sei diese Neuausrichtung teilweise schon eingeleitet worden, lobt Eichele: «Die Unter-
le gebe es deshalb vermehrt Anstrengungen, ältere Fachkräfte der höheren Lohnklassen zu besseren Konditionen in Teilzeit
gang in die Pensionierung mit einer stufenweisen Reduktion der Arbeitszeit ebenso möglich sei wie die aufgeschobene Pen-
«Diversität heisst auch, dass sich Mitarbeitende aller Altersstufen im Unternehmen engagieren. Ältere Mitarbeitende tragen wesentlich zur Vielfalt der Meinungen und Ideen bei.» Bernd Moosmann, Leiter Group Human Resources der LLB-Gruppe
nehmen erkennen langsam, dass ältere Mitarbeitende eine höhere Arbeitsmoral und mehr Bewusstsein für Qualität haben und die Prozesse und Abläufe sehr gut kennen. Ausserdem macht sie die Lebenserfahrung besonnener und überlegter.» Mittlerwei-
zu halten, anstatt sie wie früher in die Frühpension zu schicken.
Ältere Mitarbeiter erwünscht Bernd Moosmann, Leiter Group Human Resources der LLB-Gruppe, erläutert, dass bei der Landesbank ein fliessender Über-
sionierung bis ins Alter von 70 Jahren. Gleichzeitig bestehe aber noch immer die Option einer Frühpensionierung ab 58. «Mit der Flexibilisierung der Arbeitszeit bei der LLB-Gruppe erhalten auch ältere Mitarbeitende mehr Raum für die individuelle beruf-
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liche und private Lebensgestaltung», erklärt Moosmann. Im Bereich der Fachkräfte und Spezialisten geniessen ältere Mitarbeiter in der LLB-Gruppe einen besonders hohen Stellenwert. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Sie verfügen über grosse Erfahrung, vertieftes Know-how und ausgezeichnete Qualifikationen in Fachthemen. Davon profitiert wiederum das Unternehmen, denn speziell das Bankengeschäft ist ein Vertrauensgeschäft. «Vielfach wünschen sich ältere Kunden Beraterinnen oder Berater mit einer gewissen Seniorität.» Der Schlüssel zum Erfolg liege aber im Miteinander jüngerer und älterer Mitarbeiter, ist Moosmann überzeugt: «Diversität heisst auch, dass sich Mitarbeitende aller Altersstufen im Unternehmen engagieren. Ältere Mitarbeitende tragen wesentlich
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zur Vielfalt der Meinungen und Ideen bei. Sie bereichern den Austausch und die Zusammen-
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Prof. Dr. Heinrich Geissler auf eigene Erfahrungen bei der Beratung internationaler Fir-
strukturiert ist, betont Geissler. Dann überwiegen die Chancen – wie Austausch, Ausgleich, Viel-
«Die 50plus-Mitarbeitenden haben einen hohen Stellenwert, denn sie zeichnen sich durch ihr Fachwissen und ihre Lebenserfahrung aus, ebenso durch ihre Loyalität dem Unternehmen gegenüber.» Gerold Bischof, Personalverantwortlicher Ivoclar Vivadent AG
arbeit für innovative Ansätze, exzellente Ergebnisse und profitables Wachstum.»
Gemischte Teams erfolgreicher Tatsächlich erledigen gemischte Teams Aufgaben schneller und effizienter, als wenn nur Alte oder Junge gefordert sind, verweist Demografieforscher
men: «Wenn es sich um einfache Routineaufgaben handelte, war der Unterschied geringer. Waren die Herausforderungen aber kompliziert, liefen die gemischten Teams zu Höchstleistungen auf.» Eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Generationen kann jedoch nur funktioniern, wenn sie auch gut
falt von Ideen und Wissenstransfer. Stimmen Struktur und Aufgabenverteilung nicht, drohen Neid, Misstrauen, Konflikte und Reibungsverluste. Doch wie können die Fähigkeiten älterer Mitarbeitender am besten eingesetzt und gefördert werden? Das hänge stark von der
Branche und von den Mitarbeitenden selbst ab, weiss Geissler. Patentrezepte gebe es jedenfalls kein: «In der aktuellen Arbeitswelt funktioniert der Wunsch nach kollektiven Lösungen immer weniger. Gefragt sind kollektive Rahmenbedingungen, die eine erhöhte, individuelle Handlungsmöglichkeit erlauben. Also sozusagen flexible Standardisierung oder standardisierte Flexibilität.» Mitarbeitende, die jahre- und jahrzehntelang körperlichen Belastungen ausgesetzt waren, bräuchten Entlastung. Andere, die tagein, tagaus dieselbe Arbeit ausführen mussten, bräuchten neue Herausforderungen, wiederum andere eine Weiterbildung. Und wie gut wirkt Geld als Motivationsspritze bei älterem Personal? «Geld spielt kaum eine Rolle», winkt Prof. Geissler ab. Entscheidend seien Wertschätzung, die Erfahrung eigener Wirksamkeit, das Gefühl eigener Tüchtigkeit und Selbstbestimmung.
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Dessen ist man sich auch bei der Ivoclar Vivadent AG bewusst, wie Gerold Bischof, Per sona lvera nt wor t l ic her des Standorts in Schaan, ausführt: «Die 50plus-Mitarbeitenden haben einen hohen Stellenwert, denn sie zeichnen sich durch ihr Fachwissen und ihre Lebenserfahrung aus, ebenso durch ihre Loyalität dem Unternehmen gegenüber. Wir setzen sie gerne als Mentoren ein, die jüngere Mitarbeitende in der täglichen Weiterentwicklung unterstützen. Gute Erfahrungen machen wir auch mit altersdurchmischten Teams.»
«I feel good» bei Ivoclar Wie von Experten vorgeschlagen, steht die Weiterbildungsberatung bei Ivoclar allen Mitarbeitenden offen. Ein besonderes Augenmerk richten die Verantwortlichen ausserdem auf das neue betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) unter dem Motto «I feel good». «Wohlbefinden und Gesundheit
aller unserer Mitarbeitenden liegen uns sehr am Herzen. Schliesslich sind sie der Schlüssel zum Unternehmenserfolg», so Bischof. Welches Verbesserungspotenzial im Umgang mit Arbeitnehmern über 50 sieht Bischof noch? «Eine Flexibilisierung der Arbeitszeit für Mitarbeitende ab 55 mit staatlicher Unterstützung wäre wünschenswert», spricht Bischof die Möglichkeit verschiedener Alterszeitmodelle an. Mit diesem Wunsch steht Ivoclar übrigens nicht allein da.
Gestaffeltes Pensionsalter Petra Eichele vom LANV sieht ebenfalls viel Potenzial in einem «gestaffelten Pensionsalter mit Teilzeitstellen»: «Mittels Altersteilzeit können sich die Arbeitnehmenden schrittweise aus dem Arbeitsleben zurückziehen und sich auf die nächste Lebensphase vorbereiten.» Die Unternehmen hingegen könnten länger vom enormen Erfahrungsschatz der «reifen Talente» profitieren.
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«Die Mitarbeitenden der Landesverwaltung haben alle – völlig altersunabhängig – denselben Stellenwert. Wichtig sind fachliche Qualifikationen, persönliche Eignung für eine Stelle und eine gute Durchmischung in den Teams. 42 Prozent unserer Mitarbeitenden sind 50 Jahre alt oder älter. Das zeigt deutlich, dass wir für die 50plus-Altersgruppe attraktive Arbeitsplätze bieten und wir diese grosse Berufsund Lebenserfahrung auch schätzen. Alle Mitarbeitenden haben Zugang zum Ausund Weiterbildungsangebot. Die Generation 50plus ist interessiert, motiviert sowie offen für Neues. Dank ihrer Erfahrung kann sie mehr Beständigkeit in den Berufsalltag einbringen, was in der heutigen Schnelllebigkeit ebenfalls wichtig ist.» Thomas Kind, Leiter Amt für Personal und Organisation
Altersklasse 50plus glänzt mit Topzahlen Von solchen Zahlen können andere westeuropäische Länder nur träumen: 2016 lag in Liechtenstein die Arbeitslosenquote bei den über 50-Jährigen bei extrem tiefen 1,9 Prozent. Zum Vergleich: In der Schweiz waren im vergangenen Jahr in der Altersklasse 50plus durchschnittlich 3,3 Prozent arbeitslos gemeldet, in Vorarlberg sogar über 8 Prozent. Besonders bemerkenswert: Hierzulande sind Personen über 50 Jahre deutlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als etwa Jugendliche bis 25 Jahre (3,1 Prozent im Jahr 2016) oder Arbeitnehmende zwischen 25 und 49 Jahren (2,4 %). Zurückzuführen ist das Beschäftigungshoch in Liechtenstein vor allem auf die hervorragende Wirtschaftslage und die damit verbundene hohe Aufnahmefähigkeit von neuen Mitarbeitern, erklärt Markus Bürgler, Leiter des Arbeitsmarktservice Liechtenstein (AMS FL).
Trotzdem gibt es in Liechtenstein Parallelen zu den Nachbarländern: Verlieren Personen über 50 Jahr ihren Job, dauert die Stellensuche bis zur Wiederintegration in den Arbeitsmarkt in aller Regel deutlich länger als bei jüngeren Arbeitslosen – es droht die Langzeitarbeitslosigkeit. «Teilweise wird es bei Neueinstellungen schwierig, wenn die Lohnvorstellungen oder der letzte Verdienst in Konkurrenz mit jüngeren Arbeitnehmenden stehen, die über eine ähnliche Qualifikation und entsprechende Erfahrung verfügen», weiss Bürgler. Besonders schwer zu vermitteln sind Stellensuchende über 50 mit geringer Qualifikation, psychischen oder physischen Einschränkungen und ungenügenden Deutschkenntnissen.
Umfassende Unterstützung Sind Personen bereits arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht, steht ihnen ein umfas-
sendes Unterstützungsangebot des AMS zur Verfügung. Nach der Anmeldung und dem Erstberatungsgespräch werden innerhalb von nur fünf Tagen eine Standortanalyse, Lebenslauf und Bewerbungsbrief erstellt, Suchstrategien aufgezeigt und ein allgemeines Bewerbungstraining inklusive Bewerbungsvideo durchgeführt. Für Stellensuchende 50plus wurde mit «Dialog 45plus» ausserdem ein speziell ausgerichtetes Aktivierungsprogramm entwickelt. Flankierend dazu ist bei Bedarf ein Einzelcoaching möglich.
Pilotprojekt auf NLP-Basis Zusätzlich werden individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten geprüft, welche eine Wiederintegration fördern, und je nach Möglichkeit bietet der AMS einen Einarbeitungszuschuss während der Einführungsphase an. Momentan führt der AMS für gut qualifizierte Stellensuchen-
de ein Pilotprojekt für ein neues Aktivierungsprogramm auf NLP-Basis durch. Für die Finanzierung arbeitsmarktlicher Massnahmen stehen dem AMS 2017 im Landesbudget 1,2 Millionen Franken zur Verfügung.
TIEFE QUOTE Arbeitslosenquote 50plus Jahre Liechtenstein 2007 2,7 % 2008 2,4 % 2009 2,6 % 2010 2,6 % 2011 2,4 % 2012 2,2 % 2013 2,4 % 2014 2,1 % 2015 2,1 % 2016 1,9 % Quelle: Amt für Statistik
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«Es gibt im psychischen Bereich eigentlich nur einen Faktor, der für Ältere problematisch ist: der Zeitdruck.» Prof. Dr. Heinrich Geissler
«Innovation ist das Ergebnis der Kooperation von Generationen» Während viele Experten vor einer Überalterung von Gesellschaft und Arbeitswelt warnen, sieht Prof. Dr. Heinrich Geissler vielmehr das Problem einer Unterjüngung. Der Demografieforscher legt Unternehmen wie Politik ein Umdenken im Umgang mit älteren Mitarbeitenden ans Herz. Denn nur ein Miteinander der Generationen sei imstande, die künftigen Herausforderungen zu bewältigen, betont Geissler. Interview: Herbert Oehri · Foto: Michael Zanghellini
Wie werden heutzutage ältere Arbeitnehmer von Unternehmen wahrgenommen? Prof. Heinrich Geissler: Gerne als teure, weniger lernbereite und weniger innovative Menschen, die irgendwie die Zeit bis zur Rente überbrücken und sich nicht mehr weiterbilden wollen. Bei genauerem Hinsehen ent-
puppen sich diese Einschätzungen oft als Vorurteile und sind zum Teil auch selbsterfüllende Prophezeiungen. Inwiefern? Wir hatten einmal den Auftrag einer österreichischen Bank, uns um die innerlich gekündigten älteren Mitarbeiter zu kümmern.
Das Problem war schnell erkannt: 90 Prozent des Weiterbildungsprogramms der Bank richteten sich an Personen unter 40, die restlichen 10 Prozent waren für Führungskräfte bestimmt. Die Führungsriege hatte ihren älteren Mitarbeitern ein deutliches Signal gesendet – und diese haben es erhört und umgesetzt
(lacht). Wenn Unternehmen von ihren Mitarbeitern nichts erwarten und diese nicht fördern, wie sollen diese dann auf die Idee kommen, kreativ und innovativ zu sein und mitzudenken? Braucht ein Unternehmen eigentlich ältere Mitarbeiter? Unbedingt. Ältere verlieren in
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Können Sie das näher ausführen? Ja. Wir waren in einer Firma, die Getriebeteile in eine Hülle fügt. Das Durchschnittsalter in der Montagelinie betrug nur 35 Jahre – in diesem kräftezehrenden Bereich konnte niemand alt werden. Es gab dort jedoch einen älteren Mitarbeiter, der mit der Leistung der jüngeren mithalten und in diesem schnellen Takt überleben konnte. Sein Geheimnis war, dass er sich ein besonderes Know-how angeeignet hatte, das ihm einen Arbeitsschritt und damit wertvolle Zeit ersparte. Solange das Unternehmen aber nicht bereit war, den Takt für den Älteren zu ändern, solange war dieser nicht bereit, sein Geheimnis preiszugeben. Was sich für das Unternehmen langfristig negativ ausgewirkt hätte. Ganz genau. Denn so wurde verhindert, dass sich die Produktivität der gesamten Montagehalle erhöht. Sein Know-how wird ein älterer Mitarbeiter nur dann verraten, wenn ich ihm anbiete, im Gegenzug weniger produzieren zu müssen als die jüngeren Kollegen. Und davon profitieren letztlich alle Seiten.
komplexen Situationen nicht so schnell den Überblick wie Jüngere, sie sind gelassener, sie können besser mit Problemkunden, -patienten oder -lieferanten umgehen. Es gibt im psychischen Bereich eigentlich nur einen Faktor, der für Ältere problematisch ist: der Zeitdruck. Dieser hat in Zeiten von Beschleunigung, Pausenlosigkeit und Verdichtung allerdings massiv zugenommen. Zeit gilt in der heutigen Arbeitswelt als der entscheidende Faktor. Das stimmt. Dennoch wären die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der Arbeitsorganisation ganz einfach zu berücksichtigen. Und wie? Indem auf die individuelle Arbeitsfähigkeit mehr Rücksicht genommen wird.
Und doch gäbe es nicht wenige, die ein solches Vorgehen – gleicher Lohn für weniger Leistung
«Gefragt sind kollektive Rahmenbedingungen, die eine erhöhte individuelle Handlungsmöglichkeit erlauben.» Prof. Dr. Heinrich Geissler
hen. Ich hingegen würde es über die geringer werdende Leistungsfähigkeit und die Gesundheit begründen – also am objektivierbaren Faktor der Arbeitsfähigkeit festmachen. Diese Kriterien müssen dann aber auch für Jüngere gelten. Etwa für Menschen, die wieder eingegliedert werden in den Arbeitsprozess. Grössere Erfahrung, mehr Gelassenheit – was spricht noch für ältere Mitarbeiter? Fakt ist, dass die Anwesenheit älterer Mitarbeiter in einem Unternehmen völlig unterschätzt wird. Wenn ich jüngeren Menschen, die durchschnittlich die bessere technische oder wissenschaftliche Ausbildung haben, einen Auftrag zur Optimierung einer Dienstleistung oder eines Produktionsablaufs gebe, dann neigen diese zur lokalen Optimierung. Das heisst: Sie optimieren die Dienstleistung oder den Prozess, kennen aber weder die Anschlussstelle davor noch da-
«Fakt ist, dass die Anwesenheit älterer Mitarbeiter in einem Unternehmen völlig unterschätzt wird.» Prof. Dr. Heinrich Geissler
– als Ungleichbehandlung und Diskriminierung kritisieren. (lacht) Ja, garantiert. In Deutschland hat eine jüngere Arbeitnehmerin im öffentlichen Dienst den höheren Urlaubsanspruch älterer Mitarbeiter erfolgreich eingeklagt. Der höhere Urlaubsanspruch war nur mit dem Alter begründet, und das Gericht musste sein Urteil darauf bezie-
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nach. Dem Unternehmen nützt ein lokal optimierter Prozess, der nicht in die Prozesskette passt, allerdings wenig oder gar nichts. Diesen Überblick und dieses Prozesswissen haben hingegen ältere Mitarbeiter. Innovation ist deshalb auch immer das Ergebnis der Kooperation von Generationen und nicht das Privileg einer Generation.
Sie verweisen immer wieder auf die Erfahrung als grosses Plus der älteren Generation. Aber sind diese traditionellen Ausbildungen und das Wissen dieser Generation in Zeiten der Digitalisierung nicht noch schneller überholt als ohnehin? Sind Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer, die sich eventuell nicht schnell genug umstellen können, eher gefährdet? Im Alter verändert sich in Bezug aufs Lernen nur die Geschwindigkeit, nicht aber die Fähigkeit. Wenn überhaupt, bin ich ab 75 bereit, darüber zu diskutieren, dass kognitive Fähigkeiten abnehmen (lacht). Die heutige Arbeitswelt kennt dieses Problem also nicht. Die Frage ist nur: Wie vermittle ich älteren Arbeitsnehmern dieses Wissen? Hier sind zwei Faktoren entscheidend: Die Älteren müssen einen Sinn darin sehen, dass sie etwas Neues lernen, und der Lernstoff sollte an den Erfahrungswerten der Menschen anknüpfen. Was ausserdem beachtet werden muss: Mit dem Alter steigt bei den Menschen der Wunsch nach Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Neue Programme stürzen Ältere aber häufig in eine zumindest kurzzeitige Abhängigkeit von jüngeren Kollegen. Diesen Zielkonflikt muss ich bei Lernprozessen mit Älteren natürlich berücksichtigen. Und die Schlagworte Arbeitsplatz 4.0, Wirtschaft 4.0 und Industrie 4.0 sehen Sie nicht als grossen Gegner der Älteren? Sobald es die Industrie 4.0 schafft, dass sich die oft nicht 4.0-gerechten Produktionsanlagen selbst reparieren, dann sehe ich keinen Verlust darin, auf den Erfahrungsschatz der älteren Generation zu verzichten (lacht). Aber solange dies nicht der Fall
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ist, sind Erfahrung und Alter ein sehr hoher und wichtiger Wert. Ausserdem sind bei 4.0 nicht ausschliesslich ältere Menschen gefährdet, sondern überhaupt die menschliche Arbeitskraft – ganz unabhängig vom Alter.
bedingungen und Arbeitsmöglichkeiten zusammenpassen. In der aktuellen Arbeitswelt funktioniert der Wunsch nach kollektiven Lösungen immer weniger. Gefragt sind kollektive Rahmenbedingungen, die eine erhöhte, individuelle Handlungsmöglich-
«Ich sehe keine Überalterung, sondern vielmehr eine Unterjüngung der Gesellschaft. Die Alten sind ja nicht das Problem: Die sind schon lange da und haben auch entsprechend in die sozialen Systeme eingezahlt.» Prof. Dr. Heinrich Geissler
Welche konkreten Massnahmen können Betriebe zur Förderung von älteren Arbeitnehmern ergreifen? Mit ihnen reden – denn sie sind die wahren Experten für ihre Arbeit! Es ist sinnvoll, dass Arbeits-
keit erlauben. Also sozusagen flexible Standardisierung oder standardisierte Flexibilität. Wie funktioniert Ihrer Meinung nach das Miteinander von Jung und Alt? Gibt es den oft zi-
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tierten Generationenkonflikt? Diesen Generationenkonf likt gibt es dann, wenn Ältere gezwungen sind, ihren Wissensvorsprung zu verschweigen und nicht an die Jungen weiterzugeben, weil es ihre einzige Chance ist, um im System zu überleben. Es kann den Generationenkonflikt geben, wenn Jüngere nicht begreifen, dass Erfahrung, Wissen und Gelassenheit wichtig sind und dass sie selbst einmal alt werden. Und es gibt den Generationenkonflikt, wenn durch Bezahlungssysteme dieser Konflikt unterstützt wird – etwa durch einen Teamakkord, bei dem die Jüngeren aufgrund der geringeren körperlichen Leistungsfähigkeit der Älteren weniger verdienen. Wie wäre der Generationenkonflikt zu verhindern? Indem sich die Unternehmen genau ansehen, wie hoch die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit der Jungen ist, wo die Leistungen und Grenzen der Älteren liegen und dann die Arbeitsorganisation auf diesen Erfahrungen aufbauen. Dann gibt es diesen Konflikt nicht. Gibt es auch ein Zuviel an älteren Mitarbeitern? Wann leidet die Wettbewerbsfähigkeit unter einer zu alten Belegschaft? Das hängt immer von den Arbeitsbedingungen und -anforderungen ab. Ein Unternehmen mit Nachtschichtarbeit kann die geforderte Qualität mit einem hohen Belegschaftsanteil 50plus deutlich schwerer aufrechterhalten als mit einer jüngeren oder durchmischten Mannschaft. Umgekehrt kann ein Buchhaltungsunternehmen mit vielen Mitarbeitern über 55 ganz exzellente Qualität abliefern, weil Ältere bei der Dateneingabe weniger Fehler machen als Jüngere. Ich kann grundsätzlich aber jedes Arbeitsumfeld so gestalten, dass es Platz für Ältere hat – was angesichts einer immer älter werdenden Belegschaft auch notwendig sein wird.
Sehen Sie in der Überalterung der Gesellschaft und der Arbeitswelt mehr Chancen als Risiken? Zu allererst sehe ich keine Überalterung, sondern vielmehr eine Unterjüngung der Gesellschaft. Die Alten sind ja nicht das Problem: Die sind schon lange da und haben auch entsprechend in die sozialen Systeme eingezahlt. Wir haben allerdings viel zu wenig Junge, die in Zukunft in die Systeme einzahlen können, weil aus der Alterspyramide mittlerweile ein «Döner» geworden ist und die Basis fehlt. Ein weiteres Problem ist, dass ein Teil der jungen, sehr gut ausgebildeten Arbeitskräfte zur Generation der Erbinnen und Erben gehört und nur noch Teilzeit arbeiten wird. Der Umgang mit den Jungen wird also die viel grössere Herausforderung als jener mit den Älteren. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Ein schönes Zusammenwirken der Generationen, wo alle gerecht gefordert und gefördert werden. Also eine Arbeitswelt, die auf individuell unterschiedliche Leistungsvermögen in ihren Arbeitsanforderungen Rücksicht nimmt und dadurch höchst produktiv ist.
Professor, Berater und Buchautor Prof. Dr. Heinrich Geissler ist seit 1991 selbständiger Berater für betriebliche Gesundheitsförderung in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz mit den Schwerpunkten «Gesundheitsfördernde Führung» und «Generationen-Management». Neben der Beratung ist und war er an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen in Österreich, Deutschland und der Schweiz lehrend tätig. Seit 2007 hatte er regelmässige Lehraufträge an der Universität Potsdam. Zudem war er in verschiedenen arbeitswissenschaftlichen und gesundheitswissenschaftlichen Forschungsprojekten tätig und ist Autor zahlreicher Artikel, Buchbeiträge und Fachbücher.
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Ein weiteres, erfolgreiches Jahr für die BEVO Vorsorgestiftung in Liechtenstein Das Jahr 2016 war für die BEVO eines der erfolgreichsten ihrer Geschichte. Die guten Ergebnisse der Vorjahre zeigen Wirkung. Sowohl die Anzahl der angeschlossenen Betriebe als auch die Anzahl der Versicherten konnte gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich gesteigert werden. Die Neuanschlüsse haben gut 29 % und die Anzahl der Versicherten 18 % zugelegt. Rund 140 Betriebe mit insgesamt 1450 Versicherten sind damit per 1.1.2017 bei der BEVO Vorsorgestiftung angeschlossen. Ihr Vermögen beläuft sich auf rund CHF 170 Mio. Altersguthaben werden mit 3 % verzinst! In einer Zeit, in denen es an den Kapitalmärkten schwierig ist, entsprechende Renditen zu erzielen, kommen die Versicherten der BEVO Vorsorgestiftung in den Genuss einer über dem Durchschnitt liegenden Verzinsung. Aufgrund des guten Jahresergebnisses 2016 entschied der Stiftungsrat, dass die Altersguthaben zusätzlich zur Minimalverzinsung von 1,25 % mit 1,75 % verzinst werden, was einer Gesamtverzinsung von 3,0 % entspricht.
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Möglich ist dies dank der wiederum sehr guten Rendite von 3,9 % im abgelaufenen Jahr. Da auch alle erforderlichen versicherungstechnischen Rückstellungen vollständig geäufnet sind und eine der Anlagestrategie entsprechende Wertschwankungsreserve vorhanden ist, steht die BEVO auf sehr soliden Beinen. Mit geäufneten Reserven und einem Deckungsgrad von 117 % per 31.12.2016 können die Versicherten der BEVO gelassen in die Zukunft blicken.
Die BEVO ist auch im laufenden Jahr auf Kurs, beträgt doch die Performance per 3.5.2017 hervorragende 8,10 %. Weitere Infos gibt es auf www.bevo.li. Selbstverständlich steht Ihnen das BEVO-Team auch persönlich für ein Beratungsgespräch beziehungsweise eine Offertstellung zur Verfügung.
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ie liechtensteinische Verfassung von 1921 richtete auch einen Staatsgerichtshof ein. Das Gericht wurde unter anderem ermächtigt, Gesetze, die der Verfassung widersprachen, aufzuheben. Eine solche Befugnis war damals noch äusserst ungewöhnlich. Diese sogenannte Normenkontrolle ist eine «Erfindung» des Schöpfers der österreichischen Bundesverfassung Hans Kelsen, die 1920 in die österreichische Bundesverfassung und die Verfassung der Tschechoslowakei und erst nach 1945 von vielen anderen Staaten übernommen wurde. Noch heute
DR. PETER BUSSJÄGER Jurist und Forschungsbeauftragter am Liechtenstein-Institut
GASTKOMMENTAR In Liechtenstein darf man zu Recht stolz sein, 1921 als eines der ersten Länder der Welt eine moderne Ver-
Der Staatsgerichtshof und seine Bewährungsprobe ist es nicht die Regel, dass von den Parlamenten beschlossene Gesetze von einem Gericht aufgehoben werden dürfen. Wer die politischen Angriffe auf die Verfassungsgerichte in der Türkei, Polen und Ungarn mitverfolgt, erkennt zudem, dass auch eine unabhängige Verfassungsgerichtsbarkeit keine Selbstverständlichkeit ist.
fassungsgerichtsbarkeit eingeführt zu haben, für die das österreichische Modell Vorbild war. In den folgenden Jahren existierte der Staatsgerichtshof allerdings nur auf dem Papier. Die Ressourcen des Kleinstaates waren zu bescheiden, um die Ausführungsbestimmungen über Verfahren und
Organisation des Staatsgerichtshofes rasch auszuarbeiten. Am 5. November 1925 war es endlich so weit: Der Landtag beschloss das Staatsgerichtshofgesetz, das am 14. Dezember 1925 die Sanktion von Landesfürst Johann II. erhielt. Wenig später wurden die ersten Mitglieder des Staatsgerichtshofes gewählt. 1931 folgte die erste Bewährungsprobe in Form einer sogenannten «Ministeranklage»: Anlass war der Sparkassaskandal, der 1928 das schon von Naturkatastrophen und wirtschaftlichen Krisen heimgesuchte Land an den Rand des Bankrotts getrieben hatte. Da die
Verantwortung für den durch kriminelle Handlungen von Sparkassamitarbeitern verursachten Schaden bei der Volkspartei gesucht wurde, klagte 1931 der von der Bürgerpartei dominierte Landtag den früheren Regierungschef Gustav Schädler beim Staatsgerichtshof wegen Gesetzesverletzung an. Obwohl dem fünfköpfigen Richtergremium neben zwei ausländischen Richtern (einem Anwalt aus St. Gallen und einem Richter des Landesgerichts in Feldkirch) ausschliesslich Personen angehörten, die der Bürgerpartei nahestanden, sprach das Gericht den früheren Regierungschef von der politisch motivierten Anklage frei. Der Staatsgerichtshof hatte einen Beweis seiner Unabhängigkeit geliefert und seine erste grosse Bewährungsprobe bestanden. Im Gegensatz zu den vielen Beschwerdeverfahren und Gesetzesprüfungen, die der Staatsgerichtshof seither durchgeführt hat, blieb die Ministeranklage gegen Alt-Regierungschef Schädler der einzige Fall, in dem sich ein Mitglied der Regierung vor dem Staatsgerichtshof verantworten musste.
LGT unterstützt LIFE Festival auch 2017 Die LGT sponsert auch in diesem Jahr das LIFE Festival, das am 7. und 8. Juli 2017 in Schaan stattfindet. «Wir freuen uns sehr, erneut als Sponsor dieses erstklassigen Musikfestivals aufzutreten», sagt Otto Biedermann, Bereichsleiter Direktkunden Liechtenstein der LGT Bank. «Das LIFE ist eine grossartige Veranstaltung – es gelingt den Organisatoren jedes Jahr, hochkarätige Künstler nach Liechtenstein zu bringen und ein Topprogramm für die Bevölkerung auf die Beine zu stellen.» Die Förderung von Kunst und Kultur in Liechtenstein ist der LGT seit vielen Jahren ein grosses Anliegen. «Als Liechtensteiner Unternehmen ist es uns sehr wichtig, dass sich das Land auch in kultureller Hinsicht laufend weiterentwickelt. Deshalb unterstützen wir solch professionelle Initiativen wie das LIFE sehr gerne und sind auch jedes Jahr selbst begeistert vor Ort, um die Auftritte der Künstler zu geniessen.»
Von links: Roland Walser, Programmchef LIFE, Otto Biedermann, Bereichsleiter Direktkunden Liechtenstein, LGT Bank AG, Vaduz und Peter Beck, OK-Präsident LIFE, freuen sich über die Fortführung des Sponsorings.
Seite der FBP
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Parlamentarische Versammlung des Europarates Der an der Landtagseröffnung vom 30. März 2017 neu gewählten Delegationsleiterin, Susanne Eberle-Strub (Bild), ist es ein Anliegen, über die Organe des Europarates und die Mitarbeit Liechtensteins in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates zu informieren.
Gründung und Organe des Europarates Der Europarat, mit Sitz in Strassburg, wurde 1949 gegründet und ist Europas führende Organisation für Menschenrechte. Er umfasst 47 Mitgliedstaaten. Liechtenstein wurde als 21. Mitglied am 23.11.1978 in den Europarat aufgenommen und hat, wie alle Mitgliedstaaten, die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet. Der Europarat wird oftmals mit der Europäischen Union (EU), mit Sitz in Brüssel, verwechselt. Die beiden Organisationen nehmen unterschiedliche Aufgaben wahr, es sind jedoch alle 28 Staaten der EU ordentliche Mitglieder des Europarates. Die zwei Hauptorgane des Europarates sind das Ministerkomitee, in welchem die Mitgliedstaaten durch ihren Aussenminister vertreten werden, sowie die Parlamentarische Versammlung, deren Mitglieder von den nationalen Parlamenten bestimmt werden. Weitere Organe sind der Kongress der Gemeinden und Regionen Europas (KGRE), der sich aus Vertretern der Gemeinden und Regionen der Mitgliedsländer zusammensetzt, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, der über die Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention wacht, der Menschenrechtskommissar, der das Bewusstsein und die Achtung der Menschenrechte in den Mitgliedstaaten des Europarates fördert und die Konferenz der internationalen Nichtregierungsorganisationen, die die Verbindung zwischen den
politisch Verantwortlichen und den Bürgern darstellt. Unterstützt werden sie von einem Sekretariat, das vom Generalsekretär des Europarates geleitet wird. Dieser wird von der Parlamentarischen Versammlung gewählt.
Parlamentarische Versammlung (PV) des Europarates Die PV ist das beratende Gremium des Europarates und besteht aus 324 ordentlichen Mitgliedern und 324 Stellvertretern aus 47 Staaten. Die von der PV verabschiedeten Texte dienen als Orientierungshilfe für das Ministerkomitee des Europarates und für die nationalen Regierungen und Parlamente. Die Parlamentarier nehmen Einsitz in einzelnen Fachkomitees, in denen spezifische Fragen bearbeitet und Stellungnahmen zu Handen der PV vorbereitet werden. Die Mitglieder der PV können auch an Wahlbeobachtungen teilnehmen.
Liechtenstein hat ein Kontingent von zwei Mitgliedern und zwei Stellvertretern, was gemäss Statuten das Minimum darstellt. Die Sessionen finden viermal jährlich für fünf Tage in Strassburg statt.
Delegation aus Liechtenstein Die Delegation setzt sich aus vier Landtagsabgeordneten zusammen. Neben Delegationsleiterin Susanne Eberle-Strub ist Christoph Wenaweser ebenfalls ordentliches Mitglied. Stellvertreter sind Daniel Seger und Günter Vogt. Begleitet wird die Delegation von der Delegationssekretärin Sandra Gerber-Leuenberger. Botschafter Daniel Ospelt, Ständiger Vertreter Liechtensteins beim Europarat, unterstützt die Delegation vor Ort mit vielen wertvollen Informationen. Aktuelle Themen an der Session vom 24. - 28. April 2017 - Rücktrittsforderung an den Präsidenten der PV, da er im
März 2017 den syrischen Präsidenten besucht hat. Am Ende der Session blieb der erwartete Rücktritt jedoch aus. - Wiedereinführung des Monitoring-Verfahrens für die Türkei. - Verabschiedung einer Resolution zum Schutz von weiblichen Flüchtlingen vor geschlechtsspezifischer Gewalt. - Resolution zum Missbrauch des Interpol-Systems zur Verfolgung von politisch Oppositionellen. Aus Anlass der 40-jährigen Mitgliedschaft Spaniens beim Europarat sprach der König von Spanien vor der Versammlung. Er hielt fest, dass alle Mitglieder des Europarates zusammenstehen und die Rechte, Freiheiten und die Rechtsstaatlichkeit als unverzichtbare Elemente des politischen Europas erneut bekräftigen müssen.
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Besser als erwartet: Liechtenstein schreibt Gewinn In der Finanzplanung des Landes Liechtenstein wurden für das Jahr 2016 rote Zahlen vorhergesagt. Dank deutlich höheren Steuereinnahmen als erwartet und Budgetunterschreitungen auf der Aufwandseite schloss die Landesrechnung allerdings mit einem Gewinn von 92 Millionen Franken. Text: Stefan Lenherr Liechtensteins Regierungschef und oberster Hüter der Staatskasse, Adrian Hasler, konnte der Öffentlichkeit zu Beginn seiner zweiten Amtszeit erfreuliche Nachrichten präsentieren. Die Landesrechnung 2016 fiel deutlich positiver aus als erwartet. Statt wie budgetiert mit einem Minus von 14 Millionen Franken beendete das Land Liechtenstein das vergangene Jahr mit einem Plus von 92 Millionen Franken. «Die Erfolgsrechnung zeigt, dass die ergriffenen Massnahmen zur Sanierung des Staatshaushalts gewirkt haben», sagte Hasler vor den Medien. Vor allem wegen des Wegfalls der Couponsteuer ging man im Voranschlag noch davon aus, dass das Ergebnis aus der betrieblichen Tätigkeit negativ ausfallen würde. Allerdings wurden die Ausfälle durch die abgeschaffte Steuer zu einem grossen Teil durch die positive Entwicklung bei anderen Steuerarten kompensiert, so dass das betriebliche Ergebnis am Ende positiv ausfiel. Im Herbst 2015 war noch von einem deutlichen Minus (82 Millionen Franken) ausgegangen worden. Am Ende waren es aber 5 Millionen Franken auf der Habenseite. Hauptverantwortlich hierfür waren die überraschend hohen Beträge, die aus der Ertragssteuer, der Mehrwertsteuer und der Vermögens-/Erwerbssteuer in die Staatskasse flossen. Andreas Gritsch, Leiter Stabsstelle Finanzen, erklärte: «Der anhaltend schwierigen Marktlage zum Trotz ist es vielen Unternehmen gelungen, bessere Ergebnisse zu erzielen, was sich dann auch po-
rument der Frühpensionierung Gebrauch gemacht wurde, spürbar auf den Personalaufwand aus. Ausserdem wurde auch eine höhere Anzahl von Stellen in der Verwaltung besetzt.
sitiv auf die Steuererträge ausgewirkt hat.» 22 Millionen Franken mehr als budgetiert spülte ausserdem die Mehrwertsteuer in die Kasse. Dies liegt laut Gritsch zum einen daran, dass die Schweiz eine Nachzahlung aus dem Vorjahr in Höhe von rund 10 Millionen Franken überwies. Zum anderen orientiert sich der Schlüssel für die Ausschüttung der Poolerträge neu am Volkseinkommen, was dem Land Liechtenstein zugutekam.
Aufwand unter 800 Millionen Insgesamt beliefen sich die betrieblichen Erträge im Berichtsjahr auf 797 Millionen Franken und damit rund 65 Millionen besser als prognostiziert. Nebst der Ertragsseite trug auch der betriebliche Aufwand massgeblich zum positiven Ergebnis bei. Mit einem Volumen von 793 Millionen Franken konnte dieser 22 Millionen unter dem Voranschlag gehalten werden, was Regierungschef Adrian Hasler besonders freute. «Wir konnten erneut unter unserer Zielgrös-
se von 800 Millionen Franken bleiben. Das zeigt, dass die Sanierungsmassnahmen gewirkt haben.» Im Jahr 2010 habe der betriebliche Aufwand noch 950 Millionen Franken betragen, gab Hasler zu bedenken. «Man kann sich sehr gut ausmalen, was passiert wäre, wenn die Sanierungsmassnahmen nicht in dieser Grössenordnung umgesetzt worden wären.» Zwar konnten die Ausgaben unter dem budgetierten Betrag gehalten werden, allerdings fielen sie höher aus, als noch im Jahr 2015. Für das Personal etwa wurden 5 Millionen Franken mehr ausgegeben. Andreas Gritsch, Leiter der Stabsstelle Finanzen, erklärt: «Beim Personal konnten wir das Budget einhalten. Für die Veränderungen im Vorjahresvergleich sind die Pensionen hauptverantwortlich.» Die Auflösung von Rückstellungen habe sich noch positiv auf die Rechnung 2015 ausgewirkt. Im vergangenen Jahr nun wirkte sich der Umstand, dass vermehrt vom Inst-
Den Löwenanteil auf der Ausgabenseite des Landes Liechtenstein machten 2016 jedoch nicht der Personalaufwand, sondern die Beitragsleistungen aus. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 7 Millionen Franken mehr an Staatsbeiträgen ausgeschüttet. Am stärksten gestiegen sind die Beträge, die für Ergänzungsleistungen zur AHV/IV geleistet wurden (plus 2,1 Millionen). Auch die Finanzzuweisungen an die Gemeinden sind im Vergleich zu 2015 gestiegen, nämlich um 4 Millionen Franken – dies, weil auch die Einnahmen aus der Ertragssteuer gestiegen sind.
An den Finanzmärkten verdient Zur insgesamt positiven Landesrechnung 2016 trug auch das Finanzergebnis bei, das mit 87 Millionen Franken den Voranschlag deutlich übertraf (34,6 Millionen). Wie Thomas Kieber, Leiter der Landeskasse, erklärte, ist das Ergebnis der Vermögensverwaltung (41,9 Millionen) aufgrund der positiven Entwicklung an den Finanzmärkten sehr gut ausgefallen. «Es hat im vergangenen Jahr mit dem Brexit und den US-Wahlen grosse Unsicherheitsfaktoren gegeben. Umso erstaunlicher ist es, dass das vergangene Jahr so positiv geschlossen hat», sagte Kieber. Vor allem die Aktien im Ausland hätten sehr gute Renditen abgeworfen. Im Jahr 2015 sah das noch ganz anders
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aus, als wegen der negativen Stimmung an den Finanzmärkten in der Vermögensverwaltung des Landes ein Minus von rund 9 Millionen Franken resultierte. Auch der Ertrag aus Beteiligungen entwickelte sich positiv, wobei besonders die Dividende von der Liechtensteinischen Landesbank mit 28,3 Millionen Franken und damit 1,8 Millionen über dem Vorjahr erfreulich hoch ausfiel. Weitere 2,9 Millionen steuerten die Beteiligungserträge aus den öffentlichen Unternehmen bei. Die Liechtensteinischen Kraftwerke (LKW) lieferten 2,9 Millionen, die Telecom Liechtenstein 1,9 Millionen und die Liechtensteinische Gasversorgung (LGV) 1 Million an das Land ab. «2014 ist die Eignerstrategie für die LKW und die LGV angepasst worden. Mit der Anpassung müssen die beiden Unternehmen jeweils 30 Prozent vom Jahresgewinn an den Eigner, das Land Liechtenstein, abliefern. Das ist im Jahr 2016 erstmals zum Tragen gekommen», erklärte Kieber.
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Positiver Ausblick An der Medienkonferenz zog Regierungschef Adrian Hasler das Fazit, dass die Beibehaltung eines ausgeglichenen Staatshaushalts aufgrund verschiedener Unsicherheiten eine Herausforderung bleibe, wenngleich derzeit eine gute allgemeine Wirtschaftsentwicklung absehbar sei. Die Regierung setze deshalb auf eine verantwortungsvolle Ausgabenpolitik, verbunden mit gezielten Zukunftsinvestitionen. «Die Tendenz ist ganz klar positiv. Auch für die Finanzplanung für das kommende Jahr, welche wir im Herbst präsentieren werden, haben wir eine gute Grundlage», sagte Hasler. Im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern hat Liechtenstein auch weiterhin eine komfortable Ausgangslage. Statt Staatsschulden anzuhäufen kann das Land auf einem ordentlichen Finanzpolster auf bauen. Das Eigenkapital per Ende 2016 belief sich auf rund 2,5 Milliarden Franken.
Steuern und Abgaben (in Mio. Fr.) 2% 6% 5%
35 %
5%
Quelle: Ressort Finanzen
4%
13 % 29 %
Ertragsteuer Mehrwertsteuer
R 2016 V 2016 R 2015 252 229 228 215
193
186
Vermögens- und Erwerbsteuer
93
80
93
Stempelabgaben
41
45
42
Zollerträge und Mineralölsteuer
34
33
34
Quellensteuer
28
26
27
Grundstückgewinnsteuer
19
18
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Übrige Steuern / Abgaben
45
42
110*
727
666
738
Total
* enthalten sind 67 Mio. Franken aus der Couponsteuer
Erfreuliche Zahlen konnte Regierungschef Adrian Hasler für 2016 den Medien vorlegen: Statt den budgetierten 14 Mio. Franken Defizit beendete das Land Liechtenstein das vergangene Jahr mit einem satten Plus von 92 Mio. Franken. «Die Erfolgsrechnung zeigt, dass die ergriffenen Massnahmen zur Sanierung des Staatshaushalts gewirkt haben», sagte Adrian Hasler vor versammelter Presse.
SANIERUNG DES STAATSHAUSHALTES In der Folge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der Neuausrichtung des Finanzplatzes zeichneten sich in der Finanzplanung 2010 bis 2014 grosse strukturelle Probleme für den liechtensteinischen Landeshaushalt ab. Daher war die Sanierung des Staatshaushaltes das dominierende Thema in der vergangenen Legislaturperiode. In drei Schritten wurden Sanierungsmassnahmen in Höhe von über 220 Millionen Franken realisiert.
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92 Millionen plus – Sparpotenzial am Limit Eine insgesamt sehr erfreuliche Landesrechnung konnte Regierungschef und Finanzminister Adrian Hasler Ende April präsentieren. Budgetiert worden war ein Verlust von 14 Millionen Franken. Am Ende resultierte ein Plus von 92 Millionen. Dennoch ist die Freude nicht ganz ungetrübt. Text: Heribert Beck
Ausgaben von 793 Millionen Franken stehen im betrieblichen Ergebnis der Landesrechnung für das vergangene Jahr Einnahmen von 797 Millionen gegenüber. Den Löwenanteil des äusserst positiven Ergebnisses macht also das Finanzergebnis von 86,7 Millionen Franken aus. Alle drei Werte fielen für den Staat besser aus als budgetiert. Der Ertrag fiel um 64 Millionen höher aus als veranschlagt, der Aufwand um 21 Millionen niedriger und das Finanzergebnis um 19 Millionen höher.
Zufriedener Finanzminister «Es ist sehr erfreulich, dass wir über 90 Millionen Franken Gewinn in der Erfolgsrechnung erzielen konnten. Das ist nicht selbstverständlich, da wir noch einen leichten Verlust budgetiert hatten. Der zweite Punkt, der mich sehr freut, ist, dass wir auch beim betrieblichen Ergebnis ein positives Resultat vorweisen können», sagte der äusserst zufriedene Finanzminister Adrian Hasler im Interview mit dem «Volksblatt». Dieses knappe Plus im betrieblichen Ergebnis zeigt aber auch, wie abhängig Liechtenstein nach wie vor von einem guten Finanzergebnis ist. Auch wenn Einmaleffekte wie die Couponsteuer, die im vergangenen Jahr noch 65 Millionen Franken in die Staatskasse spülte, dieses Jahr nicht zum Tragen gekommen sind. Lediglich bei der Mehrwertsteuer gab es heuer einen Einmaleffekt von rund zehn Millionen Franken aufgrund einer Nachzahlung aus dem Vorjahr. Ohne die-
politik verbunden mit gezielten Zukunftsinvestitionen», schreibt die Regierung in ihrer Medienmitteilung zur Landesrechnung 2016.
Inzwischen betragen die staatlichen Reserven stolze 2,5 Milliarden Schweizer Franken.
se Mehreinnahme jedoch wäre das betriebliche Ergebnis negativ ausgefallen. Dennoch zeigen die wichtigsten Steuerarten erfreuliche Zahlen: So schlägt die Ertragssteuer mit 252 Millionen Franken zu Buche, die Mehrwertsteuer mit 215 Millionen und die Vermögens- und Ertragssteuer mit 93 Millionen. Auch zum Ergebnis beigetragen hat die Tatsache, dass die Liechtensteinischen Kraftwerke sowie die Gasversorgung 30 Prozent ihres Gewinns abliefern mussten – eine Regelung, die 2016 erstmals angewendet wurde.
Auf die Euphoriebremse getreten Was bei der ganzen Hochstimmung angesichts des eindrücklichen Gewinns nachdenklich stimmt, ist jedoch, dass die Auf-
wände des Staates wieder zugenommen haben – um 15 Millionen Franken. Währenddessen gingen die Einnahmen um neun Millionen zurück. «Der Aufwand wird auch weiterhin steigen», trat denn auch der Regierungschef auf die Euphoriebremse. Grund dafür seien unter anderem Aufgaben, die das Land von den Gemeinden übernommen habe, und Verpflichtungen aus internationalen Abkommen, was beides zu einem erhöhten Personalbedarf führe. «Die Beibehaltung eines ausgeglichenen Staatshaushalts bleibt dabei aufgrund verschiedener Unsicherheiten eine Herausforderung, wenngleich derzeit eine gute allgemeine Wirtschaftsentwicklung absehbar ist. Die Regierung setzt deshalb auf eine verantwortungsvolle Ausgaben-
Einsparungen am Limit Wichtig wird es auch weiterhin sein, dass der Staat auf der Einnahmenseite die nötigen Zuwächse einfährt. Denn auf der Ausgabenseite sieht Adrian Hasler gemäss «Volksblatt»-Interview «kein Potenzial mehr», nachdem der Staat hier bereits 150 bis 160 Millionen Franken eingespart hat. Somit ist das Land wohl auch weiterhin von einem guten Finanzergebnis abhängig, sollen Steuererhöhungen oder ein Abbau der Reserven vermieden werden. Andererseits stellt sich natürlich die Frage, wie hoch diese sein müssen, bevor der Bürger im Falle weniger hoher Gewinne nicht verstärkt zur Kasse gebeten werden muss, wie es im Rahmen der Sparpakete I bis III geschehen ist. Denn inzwischen betragen die Reserven stolze 2,5 Milliarden Franken.
Heribert Beck, Journalist
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319 Ärzte auf 100´000 Einwohner Erstmals gab Liechtenstein in diesem Jahr eine Gesundheitsversorgungsstatistik heraus. Diese gewährt interessante Einblicke in die Bewilligungen der Gesundheitsberufe sowie in Infrastruktur, Massnahmen und Diagnosen und soll künftig jährlich erscheinen. Text: Heribert Beck
Die Schweiz mit 413 und Deutschland mit 411 Ärzten pro 100’000 Einwohner verfügen über deutlich höhere Ärztedichten als Liechtenstein mit lediglich 319 Ärzten auf die Vergleichsgrösse. «Für den tiefen Wert Liechtensteins ist auch das Fehlen eines grösseren Spitals mit entsprechendem Ärztepersonal verantwortlich», heisst es in der neusten Publikation des Amts für Statistik, der Gesundheitsversorgungsstatistik, die Gesellschaftsminister Mauro Pedrazzini Anfang Mai vorstellen konnte. Der Vorteil der neuen Statistik liegt darin, dass ein anderer Blickwinkel gegenüber weiteren Statistiken aus dem Gesundheitsbereich eingenommen wird. Sie geht damit über die Angaben der Krankenkassenstatistik oder der Unfallstatistik hinaus.
v.l.: Franziska Frick, Amt für Statistik, RR Mauro Pedrazzini und Andrea Scheller, Leiterin Amt für Statistik (Quelle: IKR)
Die wenigsten Spitalbetten «Aufgrund der Kleinheit Liechtensteins und des damit verbundenen eingeschränkten Angebots, besteht eine enge Verflechtung der medizinischen Versorgung mit dem benachbarten Ausland», schreibt die Regierung in einer Medienmitteilung. Daher müsse bei der Analyse berücksichtigt werden, dass die Inlandsperspektive nicht die Situation der Einwohner abbildet. So liegt Liechtenstein beispielsweise bei den Spitalbetten mit rund 160 pro 100’000 Einwohner in Europa auf den hintersten Rängen. «Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass viele Liechtensteiner sich in den Spitälern der Umgebung behandeln lassen und regional eine Überversorgung mit Spitalbetten herrscht», sagte Mauro Pedrazzini.
Zwei Drittel der Gelder bleiben im Land Ergänzend sind daher die Angaben zur Gesundheitsausgabenabrechnung interessant. Sie geben einen Überblick über die gesamten Gesundheitsausgaben für Leistungen an die Liechtensteiner Bevölkerung – unabhängig davon, wo sie erbracht worden sind. Dazu zählen neben den Auslagen der privaten Haushalte und gemeinnützigen Organisationen auch diejenigen von Gemeinden und Land. Darin eingeschlossen sind beispielsweise auch die Löhne der Mitarbeiter des Amts für Gesundheit. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 2015 rund 363 Millionen Franken für die Gesundheit ausgegeben. Zwei Drittel dieser Leistungen wurde im Inland erbracht. Was den Auslandsanteil betrifft, so fallen
dort vor allem die Spitalkosten ins Gewicht. Der Grossteil der Gesundheitsausgaben mit fast 54 Prozent wurde für kurative Leistungen erbracht; das heisst zur Heilung der Beschwerden einer Krankheit oder Verletzung. Auf die Langzeitpflege entfielen 14 Prozent und auf die rehabilitative Versorgung 6,8 Prozent. In letztere Kategorie gehören Massnahmen, die den Gesundheitszustand stabilisieren oder verbessern und die Körperfunktionen wiederherstellen. «Die weiteren Kategorien wie die Prävention, die medizinischen Güter, die Hilfsleistungen oder auch die Verwaltung, die einen Viertel der Ausgaben ausmachen, stellen keine Art der Versorgung dar, sondern sind ergänzende Leistungen im Gesundheitswesen», schreibt die
Regierung. Viele Zahnärzte und Physiotherapeuten Was die Leistungserbringer betrifft, verfügten Ende 2016 478 Personen über eine Bewilligung zur eigenverantwortlichen Ausübung eines Gesundheitsberufs. Der grösste Anteil entfiel auf die Ärzte, die mit 118 Bewilligungen knapp 25 Prozent ausmachen. Gefolgt werden sie von den Physiotherapeuten mit knapp 100 Personen oder gut 20 Prozent. Diese Dichte an Physiotherapeuten und weiteren Leistungserbringern, wie beispielsweise den 58 Zahnärzten, relativiert die geringe Anzahl an Ärzten pro 100’000 Einwohner klar und zeigt auf, dass Liechtenstein mit Gesundheitsdienstleistern gut versorgt ist.
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Gut auf den fahrenden Zug aufgesprungen Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch führt das Ministerium für Infrastruktur, Wirtschaft und Sport. Im Interview mit der «lie:zeit» berichtet er von seiner Einarbeitungszeit und blickt voraus auf künftige Herausforderungen. Text: Heribert Beck
Herr Regierungschef-Stellvertreter, die Ministerien sind gemäss Koalitionsvertrag unter den fünf Regierungsmitgliedern aufgeteilt. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis der Verhandlungen? Daniel Risch: Die Koalitionsverhandlungen liegen für mich gefühlt schon sehr weit zurück. Ich persönlich bin mit deren Ergebnis sehr zufrieden und habe mich auf meine Ressorts gefreut. Ich glaube, wir haben eine für alle Beteiligten fruchtbare und gute Lösung gefunden. Sie sind seit Anfang April im Amt. Wie haben Sie diese ersten Wochen erlebt? Es fühlte sich an wie das Aufspringen auf einen fahrenden Zug. Das habe ich auch nicht anders erwartet. Es ist wie überall, wo man etwas Neues beginnt. Es gibt Prozesse und Vorgehensweisen, an die ich mich zuerst gewöhnen musste. Aber ich habe mich gut eingelebt, wozu sicher auch die bewährten Mitarbeitenden beigetragen haben, die im Hintergrund für Kontinuität in den einzelnen Geschäftsbereichen sorgen. Für Kontinuität sorgen selbstverständlich auch die Mandatare, die schon längere Zeit auf dem politischen Parkett aktiv sind. Ist es nicht auch in Liechtenstein so, dass Politikern die ersten 100 Tage im Amt als Schonfrist gegeben werden? Ich habe nicht das Gefühl, dass wir, das heisst Dominique Gantenbein und ich, als neue Mitglieder der Regierung einer besonderen Schonfrist unterstehen. Das hat der Mai-Landtag
«Die Stärke unserer Wirtschaft liegt in der breiten Diversifizierung. Über 4000 KMUs sind ein starker Pfeiler, auf dem unsere Wirtschaft aufbaut.»
gezeigt, und das ist auch gut so. Ich durfte bereits in der ersten Woche sehr eindrückliche Erfahrungen sammeln. Sei dies als Wirtschaftsminister am Unternehmertag oder als Sportminister beim Abschlussabend der Special Olympics, an dem ich mit den Athleten, ihren Eltern und Betreuern teilnehmen durfte. Die Athletinnen und Athleten sind einfach tolle Botschafter für den Sport und das Land Liechtenstein. Welches Ihrer Ministerien sehen Sie als das arbeitsintensivste an? Diese Frage lässt sich nicht so ohne Weiteres beantworten. Es ist beispielswiese so, dass es
«Den Individualverkehr zu behindern, entspricht nicht meiner Geisteshaltung.» Daniel Risch, Regierungschef-Stellvertreter
viele Überlappungen zwischen der Infrastruktur und der Wirtschaft gibt. Diese beiden Bereiche in einem Ministerium zu vereinen, war mit Sicherheit ein sehr sinnvoller Schritt. In beiden Bereichen stehen spannende Herausforderungen an. Herausforderungen, die mich reizen, denn um diese zu bewältigen,
bin ich in die Regierung gewählt worden. Aber natürlich liegt mir auch der Sport sehr am Herzen. Er stellt eine wunderbare und wertvolle Ergänzung zu meinen beiden anderen Ressorts dar. Sie sprechen die Herausforderungen an. Eine der drängendsten ist sicherlich der Verkehr.
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Sie haben sich bereits einmal kritisch zur S-Bahn FL.A.CH geäussert… Es geht mir nicht in erster Linie um einen Wettbewerb der Verkehrsträger Schiene und Strasse. Aber ein Blick aus dem Fenster, zu Hause oder im Büro, zeigt, dass die Feinverteilung des Verkehrs auf der Strasse bewältigt werden muss. Dazu gehören aber bei Weitem nicht nur der motorisierte Individualverkehr, sondern auch der Öffentliche Verkehr (ÖV) und der Langsamverkehr. Im Juni wird der Landtag über einen Bericht und Antrag befinden, der sich um die Errichtung einer Radfahrer- und Fussgängerbrücke für Pendler auf Höhe des Liechtensteinischen Gymnasiums nach Buchs/Räfis beschäftigt. Es handelt sich also um ein Infrastrukturprojekt und gleichzeitig auch um ein Strassenprojekt, das sich mit dem Langsamverkehr befasst und das Fahrradnetz optimiert. Aber mit der S-Bahn planen Sie nicht mehr? Ich bin aus mehreren Gründen skeptisch. Einerseits bezüglich der Finanzierung, die das Projekt damals gestoppt hat, andererseits auch bezüglich der Entwicklungen in der Mobilität, die wir in der Zwischenzeit beobachten konnten und die die Zukunft noch bringen wird. Natürlich sind wir von Liechtensteiner Seite aber weiterhin gesprächsbereit. Ich habe die S-Bahn nicht ad acta gelegt. Ich stehe ihr einfach kritisch gegenüber. Wo sehen Sie denn die Lösungen auf der Strasse? Das Verkehrsproblem ist ja nicht wegzudiskutieren. Der ÖV muss natürlich gefördert werden. Busspuren finde ich eine gute Lösung, dem Rückbau von Haltebuchten kann ich nichts abgewinnen. Den mobilisierten Individualverkehr durch den ÖV zu behindern, entspricht nicht meiner Geisteshaltung. Die Frage ist auch, wie wir in den Individualverkehr wieder vermehrt das Miteinander einbringen könnten, z. B. mit Fahrgemeinschaften. Gerade während der Stosszeiten sitzt in vielen Wagen nur eine Person und chauffiert – über-
spitzt formuliert – drei bis vier leere Sitze herum. Hier läge ein riesiges Potenzial, um das Individuelle mit dem Gemeinsamen zu verknüpfen. Wo liegen die Herausforderungen, deren Lösungen unmittelbar zu spüren sind? Herausforderungen gibt es in all meinen Ressorts zu bewältigen. Am meisten spüren wird der Bür-
lich müssen wir zunächst einmal definieren, was wie eilig angegangen werden muss. Was könnte das konkret sein? Ganz allgemein umfasst die digitale Agenda ein breites Spektrum, wie der Ausbau des Glasfasernetzes und der 5G-Technologie oder die optimale Anbindung an die Knotenpunkte im Ausland. Aber auch Verwaltungsaufgaben wie
«In erster Linie geht es mir darum, zu den bereits in Liechtenstein ansässigen Unternehmen Sorge zu tragen.» Daniel Risch, Regierungschef-Stellvertreter
ger natürlich die physischen Baustellen auf den Strassen. Aber auch die Beibehaltung und die Weiterentwicklung der guten Rahmenbedingungen für die Wirtschaft dürfen nicht vernachlässigt werden. Hier lässt sich vieles unter dem Oberbegriff «digitale Agenda» zusammenfassen. Diesbezüg-
eine moderne Identifikationslösung bis hin zur Möglichkeit eines E-Votings in einigen Jahren gehören dazu. Die digitale Agenda betrifft also nicht nur Themenbereiche des Ressorts Wirtschaft, sondern erstreckt sich über alle fünf Ministerien und will darum gut koordiniert sein.
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Wie ist die Liechtensteiner Wirtschaft Ihrer Ansicht nach für die nahe Zukunft gerüstet? Die Stärke unserer Wirtschaft liegt in der breiten Diversifizierung. Über 4000 KMUs sind ein starker Pfeiler, auf dem unsere Wirtschaft auf baut. Die neusten Konjunkturzahlen stimmen sehr optimistisch. Wir müssen aber darauf achten, dass wir die guten Voraussetzungen durch die Sicherstellung von geeigneten Rahmenbedingungen aufrechterhalten. Sehen Sie Nischen, in denen sich die Wirtschaft besonders entwickeln könnte? In erster Linie geht es mir als Wirtschaftsminister darum, zu den bereits in Liechtenstein ansässigen Unternehmen – Industrie, Gewerbe und Finanzplatzakteure – Sorge zu tragen, damit sie weiterhin erfolgreich und innovationsfähig sein können. Die vielbeschworene Förderung von Start-up-Unternehmen ist zwar wichtig, kommt für mich aber erst an zweiter Stelle.
«Special Olympics sind einfach tolle Botschafter für den Sport und das Land Liechtenstein»: Marco «Büxi» Büchel, Martina Marxer und Daniel Risch.
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3 Fragen an die «Vertreter»
Johannes Hasler, FBP
Wolfgang Marxer, FL
Erbprinz Alois nannte in seiner Rede zur Landtagseröffnung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als strategisches Schlüsselthema der kommenden Jahre. Wie genau kann und soll die Vereinbarkeit verbessert werden?
Wichtig ist mir, dass wir alle Familien in Liechtenstein unterstützen und kein Familienmodell bevorzugen oder propagieren. Die FBP-Fraktion hat am 2. Mai 2017 den Medien ein Postulat vorgestellt, welches die Regierung einlädt, eine Erhöhung der Kinderzulage – mit der Möglichkeit eines wahlweisen Bezugs im ersten Lebensjahr des Kindes – sowie eine Ausdehnung von freiwilligen Blockzeiten an unseren Kindergärten und Primarschulen zu prüfen. Damit wäre ein Arbeitspensum von 50 % ohne Bezug einer zusätzlichen Betreuung möglich.
Der Erbprinz unterscheidet in seiner Rede «Kinder im ersten Lebensalter» und «Kinder nach dem ersten Lebensjahr». Er spricht von der «finanziellen Möglichkeit» (bzw. wohl von der finanziellen Unabhängigkeit) einer echten Wahlmöglichkeit, die Kinder selbst oder durch Dritte zu betreuen. Und er spricht den Fachkräftemangel in zweifacher Hinsicht an: Frauen sollen als Teil des qualifizierten Arbeitsmarktes gewonnen werden und die Attraktivität des Standortes soll gefördert werden, um ausländische Fachkräfte zu rekrutieren. Ich sehe darin den Gedanken des Elternurlaubs und finanzierbarer KITA-Plätze.
Bezüglich Karenz und bezahltem Elternurlaub hinkt Liechtenstein anderen europäischen Staaten hinterher. Würde eine Verbesserung in diesen Bereichen helfen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzutreiben?
Für mich persönlich ist die Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs eine Option. Der Mutterschaftsurlaub könnte von fünf Monaten mit einer 80%-Lohnauszahlung durch eine 50%-Lohnauszahlung praktisch ohne Kostenaufwand auf acht Monate verlängert werden. Im Anschluss könnte sich der Vater durch die im ersten Lebensjahr des Kindes bezogenen zusätzlichen Kinderzulagen den unbezahlten Urlaub leisten.
Liechtenstein hat diesbezüglich nur den europäischen Mindeststandard übernommen und will bisher von einem bezahlten Elternurlaub auch nur von minimaler Dauer nichts wissen. Natürlich würde ein bezahlter Elternurlaub die Situation verbessern.
Inwieweit ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf überhaupt Sache des Staates? Liegt es nicht hauptsächlich an den Unternehmen und der Wirtschaft, mit bestmöglichen Rahmenbedingungen wie Firmen-Kitas, attraktiven Teilzeitmodellen oder bezahltem Elternurlaub für den gewünschten Standortvorteil zu sorgen?
Die Familie ist die Keimzelle unserer Gesellschaft. Dementsprechend sollte sie speziell gefördert und in ihren Aufgaben durch staatliches Handeln unterstützt werden. Mit dem erwähnten FBP-Postulat schlagen wir daher konkrete Massnahmen vor. So soll der Staat einerseits für die optimalen Rahmenbedingungen sorgen – andererseits stehen aber auch die Unternehmen als Arbeitgeber in der Pflicht. Aktuell fehlen in Liechtenstein qualifizierte Teilzeitstellen in ausreichender Anzahl und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle. Durch ein optimales Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft bei der Umsetzung der durch das Postulat angeregten Massnahmen können für alle Familien Möglichkeiten geschaffen werden, ihre Lebensgestaltung zu optimieren.
Es ist so lange nicht nur eine Aufgabe, sondern die Pflicht des Staates, bis «Eltern die finanzielle Möglichkeit und damit eine echte Wahl haben» (Zitat Erbprinz in seiner Rede) oder solange eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts (tiefere Löhne, fehlende Teilzeitstellen, «Gefahr» einer Mutterschaft usw.) besteht. Natürlich sind neben der Gesellschaft als Ganzes vor allem die Unternehmen die Profiteure, und es liegt auch an ihnen, die finanziellen Rahmenbedingungen für Lösungen zu schaffen. Gerade die Industrie, aber auch die Banken und schon länger die Landesverwaltung haben erkannt, dass sie dies als Arbeitgeber attraktiver macht.
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der 4 Parteien
Thomas Vogt, VU
Herbert Elkuch, DU
Das vom Erbprinz genannte Thema «Vereinbarkeit von Familie und Beruf» ist sicherlich für die kommenden Jahre ein strategisches Schlüsselthema. Es handelt sich um ein Thema, das in der jüngeren Vergangenheit vielfach sehr kontrovers diskutiert wurde und in der Abstimmung vom letzten Jahr seinen Höhepunkt gefunden hat. Ein Resümee, das meines Erachtens aus der letzten Abstimmung gezogen werden kann, ist, dass die beiden Familienmodelle «Familie und Beruf» und «Familie als Beruf» gleich gefördert und keines dieser Familien-Modelle bevorzugt werden soll. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann meiner Ansicht nach folglich nur dann verbessert werden, wenn man gleichzeitig auch Massnahmen zur Verbesserung des Familienmodells «Familie als Beruf» trifft.
Für Mütter, welche ein paar Jahre die Kinder selber betreuen möchten, muss der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt enorm verbessert werden, um die Zukunftsangst und Ungewissheit zu lindern. Die Vereinbarkeit wird dort gebraucht, wo die Frau auf Arbeit angewiesen ist oder einer Beschäftigung nachgehen möchte. Teilzeitarbeit, Heimarbeit, Fremdbetreuung sind zu fördern, ohne dabei andere Familienmodelle zu benachteiligen. Je nach Beruf ist eine Anpassungsfähigkeit der Mutter bezüglich ihrer Tätigkeit bei Teilzeitarbeit erforderlich.
Der Begriff Karenz ist, soweit ersichtlich, im liechtensteinischen Recht so grundsätzlich nicht gebräuchlich. Wohl sind hiermit die Leistungen der Krankenkasse bei Mutterschaft (20 Wochen) gemeint, welche jedenfalls 16 Wochen nach Geburt und wahlweise zusätzlich 4 Wochen vor der Geburt oder 4 Wochen anschliessend an die genannten 16 Wochen zu leisten sind. Ein Anspruch auf bezahlten Elternurlaub besteht in Liechtenstein nicht. Selbstverständlich würde beispielsweise ein bezahlter Elternurlaub im Vergleich zum derzeit bestehenden unbezahlten Elternurlaub die Situation für die Familien im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Jedoch stellt sich umgehend die Frage, wer einen solchen bezahlten Elternurlaub zu finanzieren hat. Ich bin jedenfalls dagegen, dass ein bezahlter Elternurlaub durch den Arbeitgeber zu finanzieren wäre. Dies würde die Rahmenbedingungen der Wirtschaft wesentlich verschlechtern.
Mutterschaftstaggeld wird für fünf Monate ausbezahlt, finanziert von demjenigen Betrieb, in dem die Mutter gerade beschäftigt war. Für Kleinbetriebe ist dies eine hohe finanzielle Belastung. Deswegen setze ich mich auch weiterhin dafür ein, die Finanzierung der Mutterschaftstaggelder auf alle Betriebe zu verteilen, was die Bereitschaft, junge Frauen zu beschäftigen, fördert. Erst nach diesem Schritt sind längere Taggeldzahlungen und auch eventuell finanzierte Elternurlaube in irgendeiner Form diskutierbar, was dem Kind zugutekommt.
Selbstverständlich hat der Staat einerseits eine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert, anderseits hat der Staat auch die Aufgabe, für gute Rahmenbedingungen der Wirtschaft zu sorgen. Diese beiden Interessen hat der Staat zu berücksichtigen. Es ist jedenfalls sehr zu begrüssen, wenn sich die Unternehmer dieser Aufgabe selbst annehmen und beispielsweise Firmen-Kitas eröffnen, wie dies in der jüngsten Vergangenheit bereits geschehen ist. Auch attraktive Teilzeitmodelle sollten die Unternehmen anbieten. Diese Modelle verursachen einerseits bei den Unternehmen nicht wesentlich höhere Kosten, erleichtern den Familien jedoch andererseits wesentlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Einen letzten Punkt, den ich hervorheben möchte, ist die Einführung von Blockzeiten an den Schulen. Dies würde den Alltag der berufstätigen Eltern doch deutlich erleichtern und wäre wohl mit einem erträglichen Mitteleinsatz umsetzbar.
In der Verantwortung sind der Einzelne, die Wirtschaft und der Staat. Die Zukunft des Staates, der Wirtschaft und der Altersversorgung sind die Kinder der Familien von heute. Familien brauchen finanzielle Unterstützung, der Wunsch junger Leute, eine Familie zu gründen, darf nicht aus finanziellen Gründen verwehrt sein. Allein mit Geld nachhelfen? Nein! Familien müssen viel höher geachtet und als wichtigstes Element in unserer Gesellschaft eingestuft werden. Gute Rahmenbedingungen braucht nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Familie.
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Gesundheitswesen im Wandel – ein Ausdruck des Fortschritts? Derweil die medizinische Versorgung Liechtensteins stetig Fortschritte macht, wird den Leistungserbringern die Grundlage für eine Tätigkeit in Liechtenstein erschwert. Darunter leidet der Patient. Der Staat verzichtet auf Arbeitsplätze, notwendige Einnahmen und eine wichtige Diversifikation der Wirtschaft. Text: Dr. med. dent. Hansjörg Marxer Das Gesundheitswesen in Liechtenstein befindet sich wie überall in einem steten Wandel. Dieser Wandel hat sich in den letzten Jahrzehnten in massiven Fortschritten in der Gesundheitsversorgung geäussert: Liechtenstein verfügt über ein gut ausgebautes Netz an Fachleuten in den wichtigen Bereichen des Gesundheitswesens. Sie sorgen wohnortnah für eine qualitativ hochstehende Betreuung der Bevölkerung.
Alle reden von Gesundheitskosten. Was versteht man darunter? Die gesamten Gesundheitskosten umfassen die Kosten im Bereich der Grundversicherung OKP sowie weitere, privat finanzierte Ausgaben. OKP-Kosten betreffen Ausgaben für Ärzte, Spitäler und Medikamente, um nur wenige zu nennen. Diese Kosten sind Bestandteil der KVG-Diskussion. Dank privater Initiativen sind in den letzten Jahren neben den klassischen Praxen zusätzlich grössere Betriebe entstanden, die über den Grundversorgungsbereich hinaus eine verbesserte Selbstversorgung gewährleisten. Dazu gehören neben dem Labormedizinischen Zentrum auch die neuen Privatkliniken. Privatkliniken gelten fälschlicherweise grundsätzlich als Verursacher hoher Kosten im Gesundheitswesen. Die OKP-Kosten werden durch Privatkliniken in keiner Weise in die Höhe getrieben. Privat bedeutet nämlich lediglich, dass diese Kliniken privat initiiert, privat finanziert und privat geführt werden. Eine stationäre Behandlung in einem
Spital wird mit Pauschalen abgerechnet. Bei öffentlichen und privat geführten Spitälern wird die gleiche Berechnungsgrundlage (Swiss DRG) angewendet. Die Kosten eines Eingriffs berechnen sich vereinfacht nach der Diagnose, der zur Behandlung erforderlichen Infrastruktur und dem Personal, unabhängig davon, wer das Spital führt. Ambulante Kosten werden nach Tarmed abgerechnet. Mehrkosten in einer privaten Abteilung betreffen die OKP-Kosten nicht.
Gesundheitskosten sind auch ein Beitrag zur Volkswirtschaft Eine gute Patientenversorgung kostet mehr oder weniger Geld, je nach den Bedürfnissen der versorgten Bevölkerung. Für die Politik wären eigentlich nur zwei Stossrichtungen von Bedeutung: Notwendige Behandlungen müssen aus medizinischer Sicht in hoher Qualität und aus volkswirtschaftlicher Sicht möglichst in Liechtenstein durchgeführt werden. Wer die medizinische Versorgung nur an den Kosten misst, verkennt ihre wahre, umfassende Bedeutung für die Gesellschaft. Die hiesige Politik ignoriert leider oft einen sehr wichtigen Aspekt: Neben der medizinischen Bedeutung sowie der Verbesserung der Lebensqualität Kranker tragen die Leistungserbringer sehr viel zur Volkswirtschaft bei: über 1‘500 Arbeitsplätze, entsprechende Sozialabgaben und ein beträchtliches Steuersubstrat werden von diesem Wirtschaftszweig erwirtschaf-
tet. Für verantwortungsbewusste Politiker sollten die volkswirtschaftlichen Leistungen des Gesundheitswesens ebenso wichtig sein wie eine wohnortnahe Behandlung für die Kranken. Es kann darauf hingewiesen werden, dass international gesehen für die Gesundheitsversorgung zwischen 11 und 16 % des Bruttoinlandprodukts aufgewendet werden.
Wandel gleich Fortschritt? So betrachtet ist die Fertigstellung des aufs modernste konzipierten Laborgebäudes des Labormedizinischen Zentrums Dr. Risch in Vaduz ein weiterer Höhepunkt in unserem Gesundheitssystem – und zwar für die Patientenbetreuung wie für die Volkswirtschaft. Die hohen, der einheimischen Wirtschaft zugutekommenden Investitionen für dieses Gebäude stehen sowohl für den Fortschritt wie für den Glauben an eine traditionell gute regionale Verankerung unserer Leistungserbringer. Dank einer absolut unverständlichen Politik wird eine seit Jahrzehnten praktizierte grenzüberschreitende Tätigkeit zunehmend verunmöglicht. Das gilt nicht nur für die Labormedizin, die einen substanziellen Teil ihrer Produktion in die Schweiz verlegen musste, sondern das betrifft auch alle anderen, nicht-ärztlichen Disziplinen. Das führt bei diesen zu einer ernsthaften Existenzgefährdung: Unsere Apotheken dürfen beispielsweise im Rahmen der Grundversicherung keine Kli-
Dr. med. dent. Hansjörg Marxer
enten mehr aus der Schweiz auf Kosten der Krankenkassen bedienen. Damit nicht genug. Als Folge der politischen Grenzziehung ist derzeit für liechtensteinische Apotheken auch die vertragliche Grundlage zur Abrechnung liechtensteinischer Patienten in Frage gestellt, da sie auf der schweizerischen LOA-Regelung beruht! Die Teuerungsanpassung des Logopädie-Tarifs deckt nicht einmal die Kosten für die neuerdings verlangte Rechnung an die Patienten! Chiropraktoren, Logopädinnen und andere Leistungserbringer müssen ebenfalls auf Patienten aus der Schweiz verzichten. Für die Physiotherapeuten gilt diese schmerzhafte Einschränkung schon länger. Letztere wurden von der Politik neuerdings mit einer politisch motivierten Tarifreduktion auf ein Niveau herabgesetzt, das ihnen vorerst gerade noch die Begleichung von Rechnungen erlaubt. Nach dem ersten Quartal mit dem reduzierten Tarif ist klar: Die von der Politik als aus-
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reichend betrachtete «schwarze Null» wurde erreicht, das bedeutet kein Unternehmergewinn! Wie verträgt sich das mit der Bestimmung gemäss Art. 16c des KVGs, «auf eine betriebswirtschaftliche Bemessung und eine sachgerechte Struktur der Tarife zu achten»?
Muss das sein? Während die Politik den Bürgern mit massiven Sparmassnahmen an die Geldbörse geht, werden ohne Konsultation der Betroffenen mit der Schweiz Abmachungen getroffen, welche Betriebe mit einem guten Steuerauf kommen dazu zwingen, aufzugeben oder in die Schweiz auszuwandern. Sowohl Betriebsaufgabe wie Auswanderung bedeuten einen volkswirtschaftlichen Verlust. Das betroffene Labor hat dies als eine Herausforderung verstanden, sich regional, aber ausserhalb der Landesgrenzen eine neue Basis zu schaffen. Liechtenstein bleibt der Verlust von Arbeitsplätzen, Abgaben und Steuern. Vor diesem Hintergrund kann einmal mehr darauf hingewiesen werden, dass die Medicnova nicht einmal für Bereiche, in denen sie die einzige Anbieterin in Liechtenstein ist, einen OKP-Vertrag erhält. Ist es im Interesse des Staats oder der Patienten, dass in Liechtenstein angebotene Leistungen im Ausland erbracht werden anstatt hierzulande? Es geht nicht darum, staatliche Mittel zu verlangen. Gefordert ist allerdings eine Wertschätzung sowie die Möglichkeit, Patienten nach ortsüblichen Tarifen wohnortnah behandeln zu können. Leider ist der Gesundheitssektor für unsere Landespolitik lediglich ein Kostenfaktor und nicht wie in anderen Ländern ein sehr beachtlicher Wirtschaftszweig.
Die Privatklinik Medicnova, die Ende des letzten Jahres ihren Betrieb aufnahm.
Zahlen, Fakten, Antworten Fragen an Klinik-Direktorin Anita Basu Die Medicnova in Bendern ist nicht nur eine Gesundheitsklinik, sie ist auch Arbeitgeberin von 45 Personen, wovon ein beträchtlicher Teil aus Liechtenstein kommt. Darüber hinaus haben die Klinikbetreiber die Summe von 50 Millionen Franken investiert, deren Aufträge hauptsächlich an Liechtensteiner Unternehmen gingen. Da die Medicnova derzeit in aller Munde ist und auch im Landtag zu Diskussionen führte, haben wir der Klinik-Direktorin Frau Anita Basu einige Fragen gestellt: Frau Basu, wie viele Personen beschäftigt die Privatklinik Medicnova? Anita Basu: Die Medicnova beschäftigt derzeit rund 45 Personen, wovon ein Grossteil aus Liechtenstein kommt. Die Klinik bietet neue Arbeitsplätze, die Steuern und Sozialabgaben erwirtschaften. Wieviel hat das Projekt gekostet und wieviel in Schweizerfranken gingen an Liechtensteiner Unternehmen? Die Investitionskosten des Gesamtprojekts beliefen sich auf rund CHF 50 Mio. wovon rund drei Viertel der Aufträge an Liechtensteiner-Firmen vergeben wurden. Die restlichen Aufträge - v.a. im Bereich der Medizintechnik - gingen an Firmen aus der Schweiz und Österreich. Daneben wurden auch zahlreiche Firmen aus Liechtenstein im Rahmen des laufenden Betriebs beauftragt. Wie ist die bisherige Frequenz der Medicnova? Der Klinikbetrieb ist sehr gut angelaufen und wurde seitens der Patienten gut aufgenommen.
Wann erwarten Sie die OKP-Zulassung der Regierung? Grundsätzlich liegt die Beantwortung der Frage nicht im Ermessen der Medicnova, sondern ist eine landespolitische Fragestellung. Der Antrag für die Zulassung als Leistungserbringer wurde bereits Ende 2015 an die Regierung gestellt und blieb bisher unbeantwortet. (Über die Gründe werden wir in der nächsten Ausgabe berichten)
Anita Basu, Direktorin Medicnova Bendern
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Bravo Regierung! Oberland 4 : Unterland 0
Der Verein «Agglomeration Werdenb er g–L ie c hten stei n» befasst sich seit längerem mit der grossen Verkehrsdichte im Dreiländereck Kanton St.Gallen, Liechtenstein und Vorarlberg, vornehmlich mit Konzepten, die den ÖV betreffen. Mitglieder des Vereins sind die elf Gemeinden Liechtensteins, sechs Gemeinden der Region Werdenberg und Sargans, das Land Liechtenstein und der Kanton St. Gallen. Statt handfeste Verkehrsproblem-Knotenpunkte in den PW- und Schwerverkehrs geplagten Gemeinden mit der Transitachse Feldkirch–Schaanwald– Nendeln–Eschen–Bendern–Haag anzugehen, resultiert aus dieser jahrelangen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei diesem Agglomerationsprogramm letzlich eine weitere Fuss- und Fahrradwegbrücke im Liechtensteiner Oberland. Diese wird zudem in Minimaldistanz zwischen der Fuss- und Fahrradweg-Rheinbrücke Schaan–Buchs (Energiebrücke) sowie der alten Holzbrücke Vaduz–Sevelen hinein gequetscht. Verbunden wird mit dieser 4. Fuss- und Fahrradweg-Rheinbrücke Schaan/Vaduz mit dem Räfiser Riet (Buchs). Neben der Fuss- und Fahrradwegbrücke in Balzers ist dies die Fuss- und Fahrradwegbrücke Nr. 4 im Liechtensteiner Oberland.
Warum nicht endlich eine Fussund Fahrradwegbrücke im Unterland? Die Antwort dazu im Bericht und Antrag der Regierung an
den Landtag (Nr. 26/2017) ist an Ironie kaum zu überbieten. Ich zitiere die Begründung der Fürstlichen Regierung auf Seite 11: «Der Standort für eine Langsamverkehrsquerung über den Rhein im Liechtensteiner Unterland ist bei der bestehenden Rheinbrücke zwischen Bendern/Haag am idealsten. An dieser Stelle ist der Anschluss an das Schweizer Radwegnetz am besten gegeben.» Liebe Regierung – diese höchstbanale Feststellung trifft auch eins zu eins auf die mit PW- und LKW-befahrenen Rheinbrücken Buchs– Schaan sowie Vaduz–Sevelen zu.
1.1 Millionen Franken für vierte Fuss- und Velorheinbrücke im Oberland Da es sich um ein Agglomerations-Programm handelt, wird diese neue Fuss- und Fahrradwegbrücke, obwohl sie an einem völlig sinnentfernten Ort über den Rhein führt – von Schaan/ Vaduz ins Räfiser Riet – auch vom Schweizer Bund und dem Kanton St. Gallen mitfinanziert. Doch müsse diese Brücke bis 2018 in Realisierung sein, hebt Alma Sartoris, die Projektleitern des Agglomerationsprogramms des Kantons St.Gallen, hervor, denn sonst würden die Bundesgelder aus Bern nicht fliessen! Deshalb diese Eile, diese Planlosigkeit, es wird einfach eine Fuss- und Fahrradwegbrücke für 4.5 Mio. Franken gebaut. Für das Land Liechtenstein macht dies 1.1 Millionen Franken und die Gemeinde Vaduz hat 600‘000 Franken beizusteuern.
Winkt der Landtag 1.1 Mio. auf die Schnelle durch? Der Landtag wird in seiner Sitzung vom 7. Juni 2017 diese 4. Fuss- und Fahrradweg-Rheinbrücke im Liechtensteiner Oberland – dies, wohlgemerkt auch mit Steuergeldern der Einwohner des Liechtensteiner Unterlandes – wahrscheinlich mit einer satten Mehrheit durchwinken. Für solche Fehlplanungen hat der Staat ja ausreichend Geld …
Fuss- und Fahrradwegbrücke (Energiebrücke) Schaan – Buchs
RHE IN
Im Liechtensteiner Oberland wird für 4.5 Mio. Franken die insgesamt 8. Rheinbrücke, davon die 4. Fuss- und Fahrradwegbrücke, gebaut. Innerhalb von wenigen hundert Metern ist dies in Schaan/Vaduz die Brücke Nummer 3 über den Rhein nach Sevelen/Räfis/Buchs. Die Anzahl der Fuss- und Fahrradwegbrücken im Liechtensteiner Unterland: 0. Text: Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter
Fuss- und Fahrradwegbrücke (neu) Räfis/Buchs – Schaan/Vaduz
Fuss- und Fahrradwegbrücke (alte Holzbrücke) Vaduz – Sevelen
Fuss- und Fahrradwegbrücke Trübbach – Balzers
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Sozialfonds blickt auf erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurück Der Stiftungsrat der Stiftung Sozialfonds verabschiedete vor wenigen Tagen die Jahresrechnung 2016. Diese verdeutlicht, dass der Sozialfonds im Geschäftsjahr 2016 seine Stellung als zahlenmässig grösste Pensionskasse in Liechtenstein untermauert hat und erneut auf ein Wachstum zurückblicken kann. So wuchs die Summe des verwalteten Vorsorgevermögens auf CHF 733.3 Mio. an. Zudem konnte der Deckungsgrad per Jahresende leicht erhöht werden. Die Stiftung Sozialfonds kann auf einen erfolgreichen Geschäftsverlauf 2016 zurückblicken. Der Deckungsgrad lag per 31. Dezember 2016 bei 106.24 Prozent und somit trotz schwierigem Zinsumfeld stabil über der 100 Prozent Marke. Die Performance der Vermögensanlagen des Jahres 2016 lag mit 3.59 Prozent erfreulicherweise vor dem definierten Benchmark und vor den entsprechenden BVG-Indizes. Die Verzinsung der Sparguthaben 2016 beträgt 2 Prozent. Geschäftsführer Walter Fehr zeigt sich denn auch zufrieden mit dem Jahresabschluss 2016. Er betont: «Das anhaltend tiefe Zinsniveau macht den Pensionskassen je länger je mehr zu schaffen. Umso mehr freut es mich, dass der Sozialfonds mit einer Performance von 3.59 Prozent vor dem definierten Benchmark und vor den entsprechenden BVG-Indizes liegt. Mit der Verzinsung von 2 Prozent liegen wir nicht nur über unserem reglementarischen Mindestzinssatz, sondern verzinsen die Sparguthaben auch höher als manch andere Pensionskassen. Der Deckungsgrad liegt trotz schwieriger Rahmenbedingungen stabil und deutlich bei über 100 Prozent. Wir können also mit dem Geschäftsverlauf 2016 sehr zufrieden sein.» Die Jahreszahlen 2016 belegen, dass sich die breit diversifi-
zierte und langfristige Anlagestrategie wiederholt bewährt hat und die Vorsorgegelder bei der Stiftung Sozialfonds sicher sind. Stiftungsratspräsident Guido Wille-Minicus führt hierzu aus: »Unser grösstes Augenmerk liegt auf der Sicherheit und dem Kapitalerhalt der uns anvertrauten Pensionskassengelder. Im Gegensatz zu börsenkotierten Unternehmen ist der Fokus unserer Anlagen nicht auf den kurzfristigen Gewinn ausgerichtet. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und einem sorgfältigen Umgang mit der Umwelt zu verknüpfen. Dass diese Strategie von Erfolg gekrönt ist und wir damit auf dem richtigen Weg sind, belegen unsere Jahreszahlen.»
Positive Kennzahlen Erfreulich entwickelte sich auch die Summe des verwalteten Vorsorgevermögens, welches am Bilanzstichtag 31. Dezember 2016 CHF 733.3 Mio. (Vorjahr CHF 679.5 Mio.) betrug, was einer Zunahme von CHF 53.8 Mio. entspricht. Auch die weiteren Kennzahlen des Geschäftsjahres 2016 können sich sehen lassen. Am 31. Dezember 2016 waren bei der Stiftung Sozialfonds insgesamt 7‘755 (Vorjahr 7‘854) Personen aktiv versichert, womit erstmals seit längerer Zeit eine geringfügige Reduktion verzeichnet werden
musste. Die versicherten Personen teilen sich in 2‘797 Frauen und 4‘958 Männer, in 3‘777 Personen die in Liechtenstein, in 2‘128 Personen die in der Schweiz sowie in 1‘850 Personen, die im europäischen Raum wohnhaft sind, auf. Die Altersgruppe zwischen 24 und 44 Jahren ist mit 4‘038 Versicherten (52.1 Prozent) am stärksten vertreten. In der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren waren 2’118 Personen (27.3 Prozent) und ab dem 55. Altersjahr noch 1099 Personen (14.2 Prozent) im Versichertenbestand. Bei den ganz jungen Versicherten bis 23 Jahre betrug die Versichertenanzahl 500 Personen (6.4 Prozent). Demgegenüber stieg die Anzahl der angeschlossenen Betriebe weiter an. Waren per 31. Dezember 2015 noch 1‘482 Unternehmen bei der Stiftung Sozialfonds angeschlossen, waren es ein Jahr später 1‘521 Betriebe. Im Verlaufe des Berichtsjahres wurden 103 Anschlussverträge aufgelöst sowie 142 Anschlussverträge neu abgeschlossen.
Umsetzung der BPVG-Revision Am 1. Januar 2018 wird ein grosser Teil der Revision des Gesetzes über die betriebliche Personalvorsorge in Kraft treten, welche vom Landtag letztes Jahr verabschiedet wurde. Die Stiftung Sozialfonds befindet sich bereits mitten in der Umsetzung der neuen Gesetzesbestimmungen und hat damit
begonnen, die angeschlossenen Unternehmen über ihre spezifischen konkreten Auswirkungen zu informieren
Guido Wille-Minicus, Stiftungsratspräsident
INFOBOX Sozialfonds (Stand 31. Dezember 2016) Angeschlossene Betriebe: 1521 Anzahl Versicherte: 7755 Verwaltetes Vorsorgevermögen: CHF 733.3 Mio. Verzinsung Sparkapitalien 2016: 2% Deckungsgrad per 31. Dezember 2016: 106.24 %
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FC Vaduz: Die Schlinge zieht sich zu Der FC Vaduz erlebt im Abstiegskampf ein Wechselbad der Gefühle. Nach dem Unentschieden bei Meister Basel der so wichtige 3:1-Auswärtserfolg gegen Lausanne und dann eine Woche später die 2:4-Heimpleite gegen GC. Jetzt braucht das Schlusslicht an diesem Samstag einen Sieg im Derby in St. Gallen. Text: Chrisi Kindle
Die Vaduzer haben fünf Runden vor Saisonende vier Punkte Rückstand auf Lausanne und deren acht auf St. Gallen. GC und Thun haben sich mit den Siegen in Vaduz bzw. gegen Luzern aus dem Abstiegskampf verabschiedet.
Gibt Giorgio Contini dem FCV den Todesstoss? Die Konstellation vor dem Ostschweizer Super League-Derby an diesem Samstag im Kybun-Park könnte brisanter nicht sein. Ausgerechnet der langjährige FCV-Trainer Giorgio Contini könnte seinem ex-Club den Todesstoss versetzen. Gleich bei seinem Debüt als Trainer des FC St. Gallen (er trat am 4. Mai die Nachfolge des entlassenen Joe Zinnbauer an) feierte Contini einen glücklichen 1:0-Sieg in Lausanne. Zuvor waren die Ostschweizer 7 Spiele sieglos geblieben. Der 43-jährige Winterthurer hat also St. Gallen auf die Erfolgsspur zurückgeführt und jetzt will er gegen seinen ex-Club
6.5.2017, Rheinparkstadion Vaduz: FCV-GC. Der Vaduzer Gonzalo Zarate (Mitte) gegen die Zürcher Caio und Nemanja Antonov. Foto: EQ Images, Zürich/Sebastian Schneider.
Vaduz nachlegen. «Eine emotionale und spezielle Geschichte für mich. Ich hatte beim FCV viereinhalb Jahre lang eine gute und erfolgreiche Zeit erlebt, aber
als Trainer von St. Gallen will ich am Samstag die drei Punkte», so Giorgio Contini im Interview mit dem Teleclub.
Noch kein Sieg gegen den FC Vaduz Diese Punkte im Derby könnte der FC Vaduz noch besser gebrauchen als St. Gallen und die
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nen!
Tickets gewin
2 Tickets Zu gewinnen g Boys am un Yo – z FC Vadu .45 Uhr 19 Mi, 17. Mai um
r wird mit dem Welcher Spiele i» gerufen? Kuk Spitznamen « . Mai 2017 an Lösung bis 15 edienbuero.li vera.oehri@m
Liechtensteiner dürfen nicht zuletzt auf die Statistik hoffen. In den bisherigen elf Vergleichen in der Super League konnten die Ostschweizer kein einziges Spiel gegen die Liechtensteiner gewinnen. Aber: Da hiess der FCV-Trainer jeweils Giorgio Contini! Man darf gespannt sein, ob dieser nun diese Negativ-Serie gegen seinen ex-Verein stoppen kann. Auf jeden Fall kennt Contini die Vaduzer Mannschaft wie kein anderer, mal schauen, wie sich das an diesem Samstag auswirken wird.
Eklatante Vaduzer Heimschwäche Das Schlusslicht hätte seine Lage im Abstiegskampf letzte Woche im Heimspiel gegen GC erheblich verbessern können. Eine Woche nach dem überaus wichtigen Dreier in Lausanne (der erste Sieg im 5. Spiel unter Trainer Vrabec) wollten die Vaduzer nachlegen. Vor 4600 Fans im Rheinparkstadion lagen die Gastgeber zweimal vorne (4. Zarata, 58. Avdijaj), doch die Zürcher kamen jeweils zurück. Zunächst durch ein irreguläres Tor zum 1:1, dann durch zwei Tore innert einer Minute (!) von Andersen, wieder kurz darauf das 2:4 durch Vilotic. Dazu Mittelfeldspieler Niki Hasler: «Drei Gegentore innert fünf Minuten dürfen wir nicht kassieren, da haben wir uns sehr dumm angestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir gut im Spiel und haben wenig zugelas-
sen. Letztlich eine bittere Niederlage.» Vaduz wartet nun schon seit über 5 Monate auf einen Erfolg im Rheinparkstadion, zuletzt gab es vier Pleiten in Serie. Diese (Heim-) Punkte könnten am Ende fehlen.
Immer wieder SchiedsrichterDiskussionen In den letzten Wochen standen bei den Spielen der Vaduzer immer wieder die Unparteiischen im Mittelpunkt. Beim 2:3 in Bern gegen YB leitete ein Offsidetor in der Nachspielzeit den Untergang des FCV ein, der last-minute-Ausgleich in Basel durch Doumbia zum 2:2 roch ebenfalls nach Offside (wobei es eine Interpretationssache ist, Schiri-Boss Zimmermann bezeichnete den Treffer als korrekt). Eindeutig war hingegen der Fall beim GC-Ausgleich am letzten Samstag: Der Ball war vor dem entscheidenden Pass im Aus das Tor hätte nicht zählen dür-
fen. Für Trainer Roland Vrabec zuviel des Guten (oder Schlechten). Er hielt in der Halbzeit sein Handy mit dem Video noch beim Gang in die Kabinen dem vierten Offiziellen unter die Nase. «Das sind entscheidene Punkte, die uns solche Fehlentscheide kosten. Der Linienrichter, der dafür verantwortlich war, darf auch nächste Saison in der Super League auflaufen, aber wir müssen womöglich deswegen in die Challenge League.» Die Hoffnung auf den Klassenerhalt hat Vrabec aber trotzdem nicht aufgegeben: «Die Leistung gegen GC stimmt mich zuversichtlich, wir leben noch und werden weiterkämpfen.» Durchaus eine Drohung an den FC St. Gallen mit Trainer Giorgio Contini …
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FC VADUZ BSC YOUNG BOYS MI, 17. Mai 2017, 19.45 Uhr Rheinpark Stadion, Vaduz liechtenstein www.fcvaduz.li
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Frick und Ofentausek hinterlassen intakte Erstliga-Teams Die Trainer der Liechtensteiner Erstligisten USV Eschen/Mauren und FC Balzers hinterlassen eine intakte Mannschaft. Wie bekannt ist, verlassen beide Trainer nach einigen Jahren erfolgreichen Wirkens ihre Vereine. Mario Frick wird in den Liechtensteiner Fussballverband (LFV) eingebunden und Oliver Ofentausek hat in seiner Heimat, dem Allgäu, eine Verbandsliga-Mannschaft übernehmen können. Text: Herbert Oehri · Fotos: Jürgen Posch
Der FC Balzers besser als seine Klassierung Nach einem grösseren Umbruch zu Beginn der Saison (acht Neuzugänge), darunter einige Nachwuchstalente aus dem LFV, musste Mario Frick praktisch ein komplett neues Team auf bauen, was ihm auch gelungen ist. Trotz des miserablen Frühjahrs, in dem das Team bislang ein einziges Spiel gewinnen konnte, machte das Balzner Team – besonders in der Herbstrunde – Furore. Wieso es im Frühjahr derart schlechte Ergebnisse gegeben hat, weiss niemand so recht. Nicht einmal der Trainer selber. Die Mannschaft überbot sich im Auslassen von Chancen, wie man es selten zu sehen bekommt. Auch im Derby im Sportpark gegen den USV war Balzers keineswegs das schlechtere Team, sondern einfach unglücklich im Abschluss. Es lief auch in Eschen alles schief, was nur schief laufen kann. FC Balzers kann jeden Gegner aus der Gruppe schlagen Man hat auch im Frühjahr 2017 gesehen, dass das junge Team des FC Balzers mit jedem Gegner in der 1.Liga-Gruppe 3 mithalten kann und vielen überlegen ist. Aber in der Frühjahrsrunde kam hinzu, dass einige Stammspieler verletzt waren (Polverino, A. Zarkovic, Leonardo, Erne usw.). So kam es, dass von bisher neun Spielen, acht verloren und nur das Spiel gegen Locarno ge-
FC Balzers: In der Herbstrunde konnten die Balzner einige Male jubeln.
wonnen werden konnte. Und so manövrierte sich Balzers in den engsten Kreis der Abstiegskandidaten. Deshalb ist der Trainer des FCB natürlich auch mit dem Verlauf gar nicht zufrieden. Er sagte sinngemäss zum Verlauf in der Frühjahrsrunde: «Wir haben wie immer hart gearbeitet, uns seriös vorbereitet und alles gegeben. Warum wir in so ein tiefes Loch gefallen sind, ist mir unerklärlich.»
FC Balzers ist gerettet Dem FC Balzers kommt zugu-
te, dass der FC Seefeld auf Ende der laufenden Meisterschaftssaison freiwillig aus der 1. Liga absteigt und der Tabellenletzte, der FC Locarno, sozusagen schon abgestiegen ist. Das sind die beiden potenziellen Relegationsteams. Allerdings möchte Trainer Mario Frick nicht auf einem, wenn auch fiktiven Abstiegsplatz landen. Denn noch sind drei Meisterschaftspartien noch zu spielen. Mario Frick: Er verlässt den FCB nach 6 Jahren und wechselt als Trainer zum LFV.
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Der USV könnte noch in die Aufstiegsspiele gelangen! lation bin ich mehr bei meiner Familie und es ist für sie auch leichter zu den Spielen zu gehen wie bisher. Ich habe nun eine Halbtagesjob und einen Trainerjob, die sich sehr gut ergänzen, so dass das Gesamtkonzept für mich und meine Familie stimmt. Es war ein Kopfentscheid, hätte ich mit dem Herzen entschieden, wäre ich sicher beim USV geblieben. Der neue Verein von Oliver Ofentausek heisst TSV Berg und spielt momentan in der Verbandsliga. Sie ist in etwa gleichzusetzen mit der 2. Liga Interregio, nur mit einem etwas höheren Niveau.
Szene vom Meisterschaftsspiel gegen Red Star ZH: Die beiden USV-Torjäger Bärtsch (Nr. 22) und Pola im Zweikampf mit einem Verteidiger.
Dem USV Eschen/Mauren lief es in dieser Saison recht gut. Trainer Ofentausek hat sein Team wieder gut auf die Meisterschaft eingestimmt und einige tolle Ergebnisse einfahren können. Bis jetzt haben die USV’ler elf Siege geholt, davon vier im Frühjahr. Die grosse Chance näher an das Führungsduo Grasshopper Club Zürich II und Gossau heranzukommen, bot sich am letzten Wochenende in Seuzach. Da verlor die Truppe um Trainer Ofentausek in letzter Minute mit 2:1, nachdem sie das Spiel klar dominierte, am Ende aber doch
Offene Spiele Der FCB spielt noch gegen: 14.5. Bellinzona (A) 20.5. Seefeld (H) 27.5 Red Star ZH (A)
Der USV spielt noch gegen: 13.5. Thalwil (H) 20.5. Grasshopper Club (A) 27.5. Locarno (H)
mit leeren Händen dastand. Mit drei Punkten mehr wäre der USV jetzt auf Rang drei der Tabelle. Dazu der USV-Coach: «Gerne hätten wir in Seuzach gewonnen, um richtig den Anschluss nach oben zu erreichen. Unser Saisonziel war ein einstelliger Tabellenrang. Dann haben wir vor der Rückrunde mit dem Team als Ziel 40 Punkte abgemacht und die fehlenden Punkte wollen wir unbedingt noch in den letzten Spielen holen.» Da auch alle drei vorderen Teams am letzten Wochenende ihre Spiele verloren, haben die USV’ler eine Riesenmöglichkeit verpasst. Rein rechnerisch könnten die Unterländer allerdings immer noch die Aufstiegsspiele erreichen, wenn sie die drei noch ausstehenden Meisterschaftspartien siegreich gestalten und die direkten Kontrahenten Punkte liegen lassen. Aber das sind Luftschlösser. Am Ende zählen die Ergebnisse auf dem Platz. Voll des Lobes über das Eins Der scheidende USV-Trainer Oliver Ofentausek ist denn auch voll des Lobes über das Eins. «Wenn wir die 40 Punkte holen und so-
gar unter die besten Fünf gelangen, haben wir eine richtig tolle Saison gespielt, vor allem, wenn wir bedenken, dass die ersten drei Rückrundenspiele verloren gingen. Ich bin echt mega stolz auf das Team, Umfeld & Staff. Wir lagen am Boden als wir um den vermeintlichen Abstieg spielten. Wir sind wieder aufgestanden und sprechen schon wieder davon, eventuell in die Aufstiegsspiele zu gelangen.»
Wohin geht Ofentausek und was macht er? Oliver Ofentausek, mit dem der Vorstand kurz vor der Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr stand, wird den USV auf eigenen Wunsch verlassen. Der Grund waren die langen Fahrten ins Training und zum Job in Buchs. «Ich fahre seit 20 Jahren, davon 17 Jahre in die Schweiz/ Liechtenstein, jetzt habe ich mich entschieden weniger Kilometer täglich zu absolvieren. Bei meinem neuen Job habe in keinen zehn Minuten Fahrtzeit. Nach Liechtenstein habe ich zu den Trainings 1 ½ Stunden fahren müssen. Mit der neuen Konstel-
Ausblick auf das neue Team Wir wollten von Ofentausek auch wissen, ob er bei den Gesprächen mit den Spielern und allfälligen Transfers für die Saison 2017/18 mitgewirkt hätte, was er bestätigte. Dazu meinte er: «Ich hoffe, dass wir 80% vom Team behalten können, und wenn mein Nachfolger Thomas Waser dann noch die restlichen Spieler mitbringt, die er sich vorstellt, dann hat er eine tolle Erstliga-Mannschaft. Ich bin auch sicher, dass Thomas einen tollen Job beim USV machen wird. Er ist jung, hungrig und passt mit seinem Charakter sicher gut zum Team. Ich wünsche ihm und dem USV viel Glück und Erfolg für die Zukunft»
Nach drei erfolgreichen Jahren zieht sich Oliver Oventausek in seine Heimat im Allgäu zurück.
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Die «lie:zeit» mit Gespräch Thomas Waser – künftiger Erstliga-Trainer
Der neue Trainer beim USV Eschen/Mauren Thomas Waser ist 34 Jahre alt, hat mehrere Jahre in der ersten Liga bei Chur und später beim USV gespielt und sich als Trainer ausbilden lassen. Er ist von Beruf Versicherungskaufmann bei der SUVA (Schweiz. Unfallversicherungsanstalt) in Chur und dort im Schaden-Aussendienst tätig. Thomas Waser wohnt in Igis/bei Landquart. Text: Herbert Oehri
Wir haben uns mit dem neuen USV-Trainer, der sein Amt am 1. Juli 2017 antritt, über seine Ambitionen bei seinem alten/ neuen Verein unterhalten. Denn Thomas Waser spielte von 2005– 2008 beim USV und stieg mit ihm 2008 in die 1. Liga auf.
Er habe den USV im Jahre 2008 «schweren Herzens» verlassen müssen. Dazu Thomas Waser: «Ich bin damals im Winter 2005 zum USV gestossen und habe den Verein nach dem Aufstieg wieder verlassen. Zu dieser Zeit war ich an einer Weiterbildung beschäf-
DER SPORTLICHE WERDEGANG VON THOMAS WASER STATIONEN ALS SPIELER
WERDEGANG ALS TRAINER
1994 – 1999 Chur 97 - D-bis B-Jugend
08.2013 – 12.2014 Chur 97 2. Mannschaft (Spielertrainer)
1999 – 12.2004 Chur 97 – 1. Mannschaft 2. Liga regional – 1 Spielzeit 2. Liga interregional – 1 Spielzeit 1. Liga – 2 ½ Spielzeiten
01.2015 – 12.2016 Chur 97 1. Mannschaft
ERFOLGE ALS TRAINER 01.2005 – 2008 USV Eschen-Mauren 2. Liga interregional inkl. Aufstieg 1. Liga
Saison 13/14 Aufstieg 4. Liga > 3. Liga
Saison 13/14 Sieg Bündner-Cup 08.2008 – 08.2009 FC Bad Ragaz 3. Liga
08.2009 – 08.2013 Chur 97 – 1. Mannschaft 1. Liga – 1 Spielzeit 2. Liga interregional – 4 Spielzeiten
Saison 15/16 Aufstieg 2. Liga > 2. Liga interregional
Saison 15/16 Sieg Bündner-Cup
tigt, hatte dienstags und donnerstags Schule, weshalb ich den USV schweren Herzens verlassen musste und anschliessend während meiner Weiterbildung bei Bad Ragaz und dann bei Chur spielte.» Thomas, du bist der neue Trainer der Erstliga-Mannschaft des USV. Wie kam die Verbindung und Verpflichtung so schnell nach dem Rücktritt von Oliver Ofentausek zustande? Thomas Waser: Verbunden war ich mit dem USV eigentlich immer, das heisst, der Kontakt riss seit 2008 nie wirklich ab, und ich war immer wieder als Zuschauer im Sportpark. Die jetzige Verbindung kam aber trotz allem ziemlich überraschend und schnell zustande. USV-Präsident Horst Zech kontaktierte mich am Dienstag, 25. April telefonisch und berichtete mir vom überraschenden Abgang von Oliver Ofentausek. Er eröffnete mir, dass sie mich für diesen Posten vorsehen und er mich gerne treffen würde. Dieses Treffen fand dann nur wenige Stunden später statt und wir waren uns dann rasch einig. Freust du dich auf deinen neuen Job? Ja, ich freue mich enorm auf diese neue Aufgabe! Die Jahre als Spieler beim USV waren und
sind unvergesslich, der Verein hat sich seither immer weiterentwickelt, und daher ehrt es mich sehr, hier nun als Trainer tätig sein zu dürfen. Es sind heute noch viele Personen im Verein aktiv, welche bereits vor zwölf Jahren beim USV waren. Dies alleine sagt viel über diesen Verein aus. Es fühlt sich definitiv wie ein Nach-Hause-Kommen an, und auch wenn ich grossen Respekt vor der neuen Aufgabe habe, kann ich es kaum erwarten, bis es losgeht. Du hast zuletzt den FC Chur, eine Mannschaft der 2. Liga interregional, trainiert. Glaubst du, dass es schwieriger ist, ein Erstligateam als Chefcoach zu betreuen und zu führen? Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Mannschaftsführung auf den meisten Ebenen
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von denselben Kriterien abhängig ist. Natürlich nimmt mit steigendem Spielerpotenzial in einer höheren Liga auch der Anspruch an den Trainer zu, trotzdem glaube ich, dass sich die Mannschaftsführung nicht gross von jener unterscheidet, wie ich sie bis anhin praktiziert habe. Ich glaube, wenn jeder versucht, stets das Beste für sich und vor allem das Team zu geben, dann wird man als solche auch Erfolg haben. Welche Ziele verfolgst du mit der Mannschaft des USV – kurzfristig und längerfristig? Kurzfristig verfolge ich klar das Ziel, alle Spieler sowie die Abläufe innerhalb des Vereins kennenzulernen. Oliver Ofentausek hat hier aus meiner Sicht sehr gute Arbeit geleistet, und ich freue mich darauf, mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten. Soweit ich das beurteilen kann, ist der
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Teamspirit heute schon sehr gut und, wie gesagt, ist ein intaktes Teamgefüge aus meiner Sicht elementar, wenn man Erfolg haben will. Daher werde ich darauf sicher weiterhin grossen Wert legen und darauf achten, dass jeder seinen Teil zum Teamerfolg beitragen wird, jede Trainingseinheit «lebt» und wir uns so hoffentlich fortlaufend weiterverbessern können. Jetzt schon langfristige Ziele zu definieren ist etwas verfrüht, ein guter Unterbau ist aus meiner Sicht ebenfalls wichtig, weshalb ich mit unserer 2. Mannschaft, den Nachwuchsteams und dem Verband gut zusammenarbeiten möchte. Grundsätzlich hoffe ich natürlich, mit der Mannschaft möglichst erfolgreich zu sein, und danke dem USV für diese Chance.
Horst Zech zur Verpflichtung Verpflichtung von Thomas Waser Nach Meinung des USV-Präsidenten Horst Zech hat Thomas Waser einen klingenden Namen in der regionalen Fussballszene. Der Verein kenne Thomas aus dessen Zeit als Spieler des USV von 2005 –2008.
«Er ist mit dem USV im Frühjahr 2008 in die 1. Liga aufgestiegen. Zudem war Thomas auch schon einige Jahre im Trainerbusiness tätig, so zuletzt beim FC Chur.»
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Erstliga: Meisterschaftsspiel im Sportpark Samstag, 13. Mai 2017, 16.00 Uhr
USV ESCHEN/MAUREN : FC THALWIL Wir heissen alle Fussballfans im Sportpark USV Eschen/Mauren herzlich willkommen und danken für Euren Besuch.
Die weiteren Spiele im Mai 2017 Samstag, 20. Mai 2017 Grasshopper Club Zürich ll : USV Eschen/Mauren, Beginn 16.00 Uhr
Letztes Saisonspiel am Samstag, 27. Mai 2017, im Sportpark USV Eschen/Mauren : FC Locarno, Beginn 16.00 Uhr
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3 Fragen an Liechtensteins Trainer
lie:zeit stellte den Trainern der 2. und 3. Liga folgende Fragen: Daniel Sereinig, FCV II
Vito Troisio, FC Ruggell
Grosse Veränderung
Alle Spiel noch Finalspiele
Noch sind in der 2. Liga vier Runden zu spielen. Wie bist du mit dem bisherigen Verlauf der Meisterschaft 2016/17 zufrieden?
Wir haben im Winter eine grosse Veränderung vorgenommen. Die Mannschaft hat sehr rasch zueinander gefunden. Die jungen Spieler haben sich mittlerweile an die Liga gewöhnt und entwickeln sich immer weiter.
Es fehlen noch sechs Spiele bis Saisonende und wir haben sieben Punkte Vorsprung auf den Nichtabstiegsplatz. Wir müssen versuchen den Abstand in den nächsten zwei Partien zu vergrössern. Wir kämpfen um jeden Punkt. Die restlichen Spiele sind für uns wie Finalspiele. Wir wollen die Liga halten.
Du biegst mit deinem Team auf die Zielgerade ein. Kann sich dein Team noch verbessern, und erreichst du dein ursprünglich gestecktes Ziel?
Wir wollen uns unabhängig von der Dauer der Rückrunde und mit Blick auch schon auf die neue Saison in allen Belangen stetig weiterentwickeln.
Mein Team hat noch viel Luft nach oben. Wir haben als Mannschaft einen gewaltigen Sprung gemacht, und jeder Spieler hat sich individuell verbessert. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Aufsteiger sind und einige gewichtige Abgänge hatten. Es wäre uns als Erfolg anzurechnen, wenn wir die Liga halten sollten. Wir spielen in einer sehr starken 2. Liga-Gruppe.
Werden Spieler den Verein verlassen, und machst du als Trainer beim jetzigen Club weiter?
Die Kaderplanungen sind am Laufen und werden final bekannt gegeben. Für dieses Projekt und für die jungen Spieler ist Kontinuität sehr wichtig. Daher ist es mein Ziel, das Projekt FCV II über längere Zeit mitzugestalten.
Ja, es wird sicherlich Mutationen geben. Abgänge sind bei uns meist durch Studium oder Auslandaufenthalte bedingt. Sollten Spieler eine Herausforderung in einer höheren Liga suchen, dann legen wir niemandem einen Stein in den Weg. Ja, ich habe ligaunabhängig meinen Vertrag um 2 Jahre verlängert und es freut mich sehr, meine Arbeit mit dieser jungen Mannschaft hier in Ruggell fortsetzen zu dürfen.
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der 2. und 3. Liga
Nathanael Staub, FC Schaan
Begrenzte Möglichkeiten
Igor Manojlovic, FC Triesen
Nicht ganz zufrieden
Raphael Tinner, FC Balzers
Steigerung der Effizienz
Da Ende letzter Saison einige Spieler in anderen Clubs anheuerten und unser Kader deshalb stark dezimiert wurde, wussten wir, dass es in dieser Spielzeit und in dieser starken und ausgeglichenen Gruppe eine grosse Herausforderung werden würde, zu bestehen. Da beim FC Schaan die B- und A-Junioren unterbesetzt sind und auch die 2. Mannschaft wenig Spieler zählt, sind wir Wochenende für Wochenende auf uns gestellt und bestreiten die Spiele jeweils mit einem sehr schmalen Kader. Das Team zeigt aber Charakter, und bis anhin sind die Leistungen vor allem im kämpferischen Bereich vorbildlich. Auch freut es uns, dass wir einem B- und einem A-Junior, die wir langsam an das Team heranführen, regelmässig Spielpraxis ermöglichen können.
Ich bin mit dem Verlauf der letzten Spiele nicht zufrieden: Nur ein Punkt aus fünf Spielen ist zu wenig. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Spielen wieder zu alter Stärke zurückfinden und den Klassenerhalt erstmals fixieren.
Wir haben in der Rückrunde sehr gute Leistungen gezeigt, es ist uns gelungen, die Fehler aus der Vorrunde zu korrigieren und in den entscheidenden Momenten eines Spiels die richtigen Dinge zu tun. Wir haben die Effizienz gesteigert und die Defensive gestärkt. Es macht Spass zu sehen wie sich die Mannschaft entwickelt und welche Fortschritte die einzelnen Spieler erzielt haben.
Verbessern kann sich jedes Team stetig – so natürlich auch wir. Da wir, wie bereits erwähnt, einen (was die Breite angeht) überschaubaren Kader haben, stehen uns nur begrenzt Möglichkeiten zur Verfügung, im taktischen Bereich Schwerpunkte zu setzen. Vor allem in den Trainings (da fehlen dann auch noch mehrere Studenten) ist die Anzahl der Spieler oftmals suboptimal. Trotzdem spielen wir verschiedene Systeme und wollen uns in jeder Trainingseinheit im taktischen, technischen und konditionellen Bereich verbessern. Unser Ziel war bereits zu Beginn der Saison Platz drei. Daran halten wir fest.
Es war unser Ziel, die Leistung aus der Hinrunde zu bestätigen, was uns leider bis jetzt noch nicht gelungen ist.
Unser Ziel ist es, in jedem Spiel die Möglichkeit zu haben, es zu gewinnen. Bis auf ein Spiel, in dem wir chancenlos waren, war dies der Fall. Wir können uns immer wieder aufs Neue verbessern oder unser Spiel anpassen, im Sport hat die Entwicklung kein Ende. Wir wollten so viele Punkte wie möglich holen, und das haben wir geschafft. Wir alle haben sehr viel Spass miteinander – das ist das Wichtigste.
Da ich bereits Ende der Vorrunde der Vereinsführung mitgeteilt habe, dass ich Ende Saison den Verein verlassen werde und bis zum heutigen Tag die Verantwortlichen des FC Schaan noch keinen neuen Trainer präsentiert haben, sind etliche Spieler (verständlicherweise) noch unschlüssig, wo sie in der kommenden Spielzeit ihre Fussballschuhe schnüren werden.
Zurzeit weiss ich noch nicht, ob jemand den Verein verlassen wird. Ich habe dazu noch keine Informationen erhalten. Ich bin noch bis Ende Saison Trainer. Wie es weitergeht, wird in den nächsten Tagen entschieden.
Ich glaube nicht, dass Spieler den Verein verlassen werden, zumindest nicht aus unserer Mannschaft. Wir haben eine super Truppe mit einer guten Mischung aus Jung und Alt, und es macht sehr viel Spass, die Mannschaft zu trainieren. Im Hinblick auf die nächste Saison habe ich noch keine Entscheidung getroffen.
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«Jede Technologie hat ihre Grenzen – auch Robo-Advisors» Die Digitalisierung stellt einen der Dreh- und Angelpunkte des Bankgeschäfts in Frage: die traditionelle Vermögensverwaltung. Martin Engler, Leiter Private Banking der VP Bank, zeigt im Gespräch auf, welche Rolle der Kundenberatung im digitalen Zeitalter zukommt und wie die Kunden davon profitieren.
Herr Engler, gemäss Trendforschern werden Robo-Advisors die Bankbranche revolutionieren und den persönlichen Berater ablösen. Wird es wirklich so weit kommen? In dieser absoluten Form kann ich mir das nicht vorstellen. Die Digitalisierung der Finanzbranche schreitet zweifellos voran, und sie bringt durchaus Vorteile. So wird beispielsweise die Vermögensverwaltung durch automatisierte Lösungen insgesamt effizienter. Jede Technologie hat jedoch ihre Grenzen – auch Robo-Advisors. Inwiefern? Robo-Advisors funktionieren zwar schnell, sachlich und logisch, naturgemäss jedoch emotionslos. Zu einer ganzheitlichen Beratung gehört aber auch die Vertrauensbildung, denn es geht um die eigenen Vermögenswerte mit individuellen Bedürfnissen. Da möchte man im Gespräch seine Anliegen diskutieren und reflektieren und der künftigen Vertrauensperson in die Augen schauen. Die Vermögensverwaltung ist keine rein rational-analytische Angelegenheit. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Robo-Advisor in einer zweiten Phase ein echter Mehrwert sein kann, wie beispielsweise in der effizienten Portfolioumschichtung oder bei der Produkteauswahl. Kurzum: Die grösste Stärke automatisierter Lösungen mit rationalen Lösungsvorschlägen ist zugleich deren grösste Schwäche.
Wie trägt die VP Bank der fortschreitenden Digitalisierung in der Finanzbranche Rechnung? Wir investieren gezielt in digitale Lösungen, die das Leben von Privatkunden und Intermediären einfacher machen. Bankkunden aller Generationen benutzen heute das Internet für zahlreiche Finanzgeschäfte und wollen ein bequemes, modernes E-Banking. Die neuen Kommunikationsgewohnheiten und mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs/Tablets werden diesen Trend noch verstärken. Zudem erwarten die Kunden digitale Zugangswege zu ihrer Bank. Die Banken müssen daher ein Omni-Channel-Angebot anbieten, das optimal zusammenspielt und die sich verändernden Kundenbedürfnisse laufend abdeckt. Wir arbeiten insbesondere daran, digitale Plattformen und persönliche Beratung geschickt zu verknüpfen. Denn wir sind überzeugt: Das Erfolgsmodell der Zukunft wird eine Kombination aus automatisierten Dienstleistungen und persönlicher Beratung sein. Diese sogenannte «hybride Beratung» verbindet die Vorteile digitaler Lösungen mit der Erfahrung und dem Wissen eines menschlichen Beraters. Stichwort Beratungskompetenz: Inwiefern hat sich die Kundenberatung bereits über die letzten Jahre verändert? Die Beratungskompetenz ist ein Schlüsselfaktor für eine nachhaltig erfolgreiche Bank. Weder die Dynamik der Finanzmärkte,
die herausfordernden Rahmenbedingungen noch die sich verändernden Kundenbedürfnisse werden dies ändern. Grösstmögliche Flexibilität, die Erfüllung individueller Anforderungen sowie das Risiko-Monitoring werden in zunehmend komplexen, automatisierten Märkten für den Kunden wichtig, beziehungsweise inskünftig noch wichtiger. Als modernes Bankinstitut haben wir diese Entwicklung rechtzeitig erkannt und richten risikoadjustierte Anlagemodelle darauf aus. Waren diese Entwicklungen ausschlaggebend für die neuen Anlageberatungspakete der VP Bank? Sie waren sicherlich mitentscheidend. Die Anlageberatung ist eine Dienstleistung mit vielen Facetten. Viele Kunden möchten ihre Anlageentscheide selbst treffen. Die Anleger sind heute zwar so gut informiert wie selten zuvor, dennoch stossen sie oftmals an Grenzen, wenn es darum geht, die aktuelle Situation an den Finanzmärkten stetig im Auge zu behalten, das Portfolio selbst regelmässig zu überwachen und auf Basis eigener Recherchen Investitionsentscheide zu fällen. Sie wünschen sich daher in finanziellen Angelegenheiten einen verlässlichen Partner, der sie zielgerichtet durch die Komplexität der weltweiten Finanzmärkte führt. Mit unseren Anlageberatungspaketen lassen wir sie unmittelbar am Know-how und der langjäh-
rigen Erfahrung unserer Teams teilhaben. Wir ziehen gerne ein Bild aus der Aviatik heran, um unsere neuen Paketlösungen zu erklären: Mit der Anlageberatung der VP Bank nehmen Anleger das Steuer selbst in die Hand und treffen als Piloten die wichtigsten Entscheide rund um ihr Vermögen. Unsere Berater stehen ihnen als persönliche Fluglotsen vorausschauend und kompetent zur Seite. Sie haben den Blick auf dem Radar und sorgen dafür, dass die Kunden ihre Ziele bestmöglich erreichen und aufkommende Turbulenzen erkennen und umfliegen. Wie arbeiten Kunde und Berater konkret zusammen? Eine exzellente Kundenbetreuung hat oberste Priorität und gehört zu unseren entscheidenden Differenzierungsmerkmalen. Sie muss deshalb höchsten Ansprüchen genügen und gruppenweit einheitlichen Qualitätsstandards folgen. Unser strukturierter und über die Jahre immer wieder angepasster Anlageprozess unterstützt den Berater, ein umfassendes Verständnis des Kunden, seiner persönlichen Situation und seiner individuellen Anliegen zu erlangen. Mittels eines selektierten Anlageuniversums und unter Einbezug interner und externer Spezialisten können wir unsere Kunden optimal beraten. Die Kundenaufträge werden schnell, effizient und transparent umgesetzt. Dabei wird der Kunde mittels moderner Unterstützungstools in die
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Martin Engler, Leiter Private Banking Liechtenstein der VP Bank: «Unsere Berater begleiten ihre Kunden vorausschauend durch die Welt der Finanzmärkte.» (Foto: ZVG)
Zukunft begleitet. Wir sorgen schliesslich dafür, dass er seinen Zielflughafen möglichst schnell und sicher erreicht. Worin unterscheiden sich die drei neuen Beratungspakete? Die Anlageberatungspakete der VP Bank decken grundsätzlich das gesamte Spektrum einer professionellen Anlageberatung ab. Es liegt im Ermessen der Kunden, wie eng der Austausch mit uns sein soll. Passend zu ihren Bedürfnissen wählen sie das für sie passende Paket aus. «VP Bank Advice Basic» umfasst die grundlegende Anlageberatung, das Paket «VP Bank Advice Comfort» ist auf die persönliche und proaktive Anlageberatung ausgerichtet, während «VP Bank Advice Premium» umfassende
Dienstleistungen für höchste Ansprüche bietet. Eines ist allen Paketen gemeinsam: Sie bieten unseren Anlageberatungskunden jederzeit Zugriff auf erstklassige Dienstleistungen, die auf sie abgestimmt sind – und das zu attraktiven Konditionen. Bei den beiden Paketen «VP Bank Advice Comfort und Premium» profitieren die Kunden etwa von Vergünstigungen auf Wertpapiertransaktionskosten.
Über die Person
Martin Engler ist seit 2012 Leiter Private Banking Liechtenstein der VP Bank. Er trat 1999 in das Unternehmen ein und hatte seither verschiedene leitende Funktionen inne. So trug er als Abteilungsleiter Börsenhandel, Abteilungsleiter externe Vermögensverwalter oder Leiter Private Banking Western Europe massgeblich zur erfolgreichen Entwicklung der international tätigen VP Bank Gruppe bei. Martin Engler ist eidg. dipl. Bankfachmann und absolvierte das Advanced Executive Program am Swiss Financial Institute. Kontakt: martin.engler@vpbank.com
Weitere Informationen zu den neuen Anlageberatungspaketen finden Sie unter www.vpbank.li/anlageberatung. Ihr persönlicher Kundenberater steht Ihnen gerne bei weiterführenden Fragen zur Verfügung.
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DAB+ ist auf dem Vormarsch Die Tage des analogen UKW-Netzes sind gezählt und damit die Verbreitung von Radioprogrammen über UKW-Frequenzen. Ab 2020 werden diese abgestellt und von der digitalen Technologie DAB+ abgelöst. Für neue Sender werden darum auch keine UKW-Frequenzen mehr vergeben. «UKW ist die letzte analoge Technologie bei den elektronischen Medien.» Text: Alois Ospelt, Intendant
Vorteile von DAB+ - keine lästige Frequenzsuche mehr, sondern automatische Sendersuche über den Radio- namen - keine Störgeräusche und erstklassiger Empfang, kein Knistern, kein Rauschen etc. - grössere Programmvielfalt, bisherige UKW-Programme und neue DAB+ Programme - grössere Sendegebiete, Empfang Ihres Lieblingssen- ders «Radio L» in der gesam- ten Ostschweiz - keine Daten-Gebühren, im Gegensatz zum Web-Radio hören via Handy ist der Empfang von DAB+ Radio programmen kostenlos - viele Digitalradios bieten bereits die Möglichkeit das Radioprogramm anzuhalten und später weiterzuhören
FM
radio.li DAB+
Die analoge Verbreitung von Radiosendern wird zunehmend von der digitalen Technik DAB+ verdrängt. Es werden immer mehr Radiosender aufgeschaltet. Der Netzbetreiber SMC (Swiss Media Cast) hat vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) die Konzession für die Verbreitung von Radioprogrammen über DAB+ erhalten und in den letzten Jahren sein Rundfunknetz in der Schweiz kontinuierlich ausgebaut. Schon heute sind neue Radioempfangsgeräte für DAB+ eingerichtet und werden von verschiedenen Herstellern angeboten und vertrieben. Dies gilt auch für Empfangsgeräte mit DAB+ in den Autos.
Teure Doppelversorgung Die Doppelversorgung mit UKW und DAB+ ist für den Liechtensteinischen Rundfunk (LRF) mit seinem Programm «Radio L» sehr kostspielig und teuer. Die Verbreitung des Programms über DAB+ ist auch deutlich effizienter und günstiger als über UKW. Um das analoge Signal in Liechtenstein und dem St. Galler und zum Teil Bündner Rheintal zu vertreiben, benötigt «Radio L» insgesamt acht Sendestandorte und zusätzlich noch einen Linkstandort. Zur Verbreitung von DAB+ im gleichen geografischen Raum sind lediglich noch zwei Sendestandorte notwendig, wobei das Malbuntal zusätzlich erschlossen werden muss. Entscheidung für DAB+ Schon 2013 hat der Verwaltungs-
rat auf die digitale Technologie DAB+ zur Verbreitung von Radioprogrammen des LRF gesetzt. Er hat damals beschlossen, die Verbreitung des Programms «Radio L» über den Regional Layer SMC D03 vorzunehmen. Dies bedeutet, dass das Programm «Radio L» in Liechtenstein, in den Kantonen St. Gallen beiden Appenzell, dem Bündner Rheintal, Thurgau, Schaffhausen sowie in Teilen des Kantons Zürich über DAB+ empfangbar ist. Die Ausweitung auf die gesamte Deutschschweiz ist für den LRF aus Kostengründen leider nicht möglich. In der Zwischenzeit ist fast die ganze Schweiz mit den digitalen Frequenzen DAB+ abgedeckt. Heute hören cirka 40 % der Bevölkerung in der Schweiz und in Liechtenstein digitales Radio.
Der LRF mit seinem Programm «Radio L» rüstet sich für die digitale Zukunft und tätigt die entsprechenden hohen Investitionen in die digitale Verbreitung seines Programms und den digitalen Um- und Ausbau des Sendeoutputs. Die Umstellung auf DAB+ ist weit fortgeschritten und wird in cirka einem Jahr abgeschlossen sein. Der Ausbau des Online- Auftritts www.radio.li ist ebenfalls erfolgreich verlaufen. Auf www.radio. li kann das Programm von «Radio L» über den Channel «Live» gehört werden. Zusätzlich bietet der LRF auf seiner Homepage noch weitere Musikchannels wie «Rock», «Country», «Schlager» und «Love» an.
Erstklassiger Radioempfang auch im Auto dank DAB+.
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Seitenwechsel Der ehemalige Liechtensteiner Topskifahrer Marco Büchel besuchte für die LGT das Formel-E-Rennen in Marrakesch – und entdeckte spannende Parallelen zwischen Skiund Motorsport. Text: Karin Brigl
Der Liechtensteiner Marco Büchel ist ehemaliger Skirennfahrer. Zu seinen sportlichen Höhepunkten zählen eine WM-Silbermedaille im Riesenslalom in Vail, vier Weltcup-Siege und 18 Podestplatzierungen im Weltcup. Seit seinem Rücktritt vom aktiven Profisport im Jahr 2010 arbeitet er unter anderem als Co-Kommentator und als Moderator bei Ski-Events.
«Wie ist es wohl, in einem Rennen direkt gegen die Kontrahenten zu fahren? Wie fährt sich so ein Elektro-Rennwagen? Und wie ist die Stimmung bei einem ePrix?» Das waren einige der Fragen, die der ehemalige Skiprofi Marco Büchel im Gepäck hatte, als er Ende vergangenen Jahres mit einem Kamerateam zu seinem ersten Rennen der FIA Formel E nach Marrakesch reiste. Ermöglicht hat ihm diese besondere Begegnung mit dem Motorsport die LGT, die Marco Büchel während seiner aktiven Zeit gesponsert hat, für die er nach wie vor als Botschafter unterwegs ist, und die zugleich Partner des For-
mel-E-Teams ABT Schaeffler Audi Sport ist.
Ein kleines bisschen verrückt Für Marco Büchel war die Formel E eine ganz neue Erfahrung: «Ich war schon mal bei einem Formel-1-Rennen, aber noch nie bei der Formel E. Das war ein einzigartiges Erlebnis.» In Interviews mit Teamchef Hans-Jürgen Abt, Sportdirektor Thomas Biermaier, Teammanager Gwen Bourcier und den Fahrern Lucas di Grassi und Daniel Abt erfuhr er aus erster Hand, wie das Team arbeitet, welche Technik in den Rennboliden steckt und was die Rennserie For-
mel E auszeichnet. Er durfte Lucas di Grassi zum grössten Markt Marrakeschs chauffieren und gegen Daniel Abt im Simulator antreten. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ski- und Motorsport: Danach hat Marco Büchel in Marrakesch gesucht – und sie gefunden. Natürlich das Offensichtliche: Es geht bei beiden Disziplinen darum, als Erster ins Ziel zu kommen, und die Sportler müssen extrem fit sein. Aber auch darüber hinaus gibt es erstaunliche Gemeinsamkeiten: Die grosse Begeisterung der Zuschauer für den Sport und die Sportler, die
Suche nach der Ideallinie und das «Erfühlen» der Bodenbeschaffenheit bei der Streckenbesichtigung – und das kleine bisschen Verrücktheit, das dazugehört, um ein Topfahrer zu sein. Apropos verrückt: Besonders überrascht war Marco Büchel vom Gewimmel in der Startaufstellung kurz vor Rennstart. «So viele Leute hier, es passiert so viel. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich die Fahrer konzentrieren können. Bei einem Weltcup-Rennen war 15 Minuten vor dem Start alles absolut ruhig. Das hier ist total verrückt.»
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Fotos: LGT, Michael Kunkel
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Marco Büchel als Boxenreporter mit Formel-E-Pilot Daniel Abt, ABT-Teamchef Hans-Jürgen Abt und Sportdirektor Thomas Biermaier.
Innovation und Nachhaltigkeit Als erste Rennklasse für Elektroautos steht die Formel E für innovative Technologien im Nachhaltigkeitsbereich. Das macht die Formel E für die LGT so interessant, und deshalb ist die Privatbank seit über einem Jahr Partner des Formel-E-Teams ABT Schaeffler Audi Sport. Die LGT setzt sich auch in ihrem Kerngeschäft, ihrer Produktpalette und ihrer Geschäftstätigkeit seit Jahren für innovatives und nachhaltiges Denken und Handeln ein. lgt.com/de
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Gestaltungsmöglichkeiten bei letztwilligen Verfügungen In der letzten Ausgabe wurde die gewillkürte Erbfolge dargestellt. Bei der Erstellung einer letztwilligen Verfügung stehen dem Erblasser vielfältige Möglichkeiten offen, um seine Verfügung den konkreten Umständen und seinem wahren Willen anzupassen. Folgend sollen die wichtigsten Anordnungen kurz vorgestellt werden. Text: Thomas Nigg Ersatzerbschaft und Nacherbschaft Die Ersatzerbschaft ist in § 604 ABGB geregelt und soll Vorsorge für den Fall treffen, dass der vom Erblasser eigentlich gewollte Erbe nicht zur Erbschaft gelangt, da er z. B. vorverstorben oder erbunwürdig ist oder die Erbschaft ausschlägt. Für den Fall, dass der vom Erblasser eingesetzte Erbe nicht zur Erbschaft kommt, kann der Erblasser damit bestimmen, wer dann Erbe sein soll. Der Ersatzerbe tritt an die Stelle des eingesetzten Erben. Die Anzahl der Ersatzerbenberufungen ist unbeschränkt. Will sich der Erblasser nicht damit begnügen, einen Erben zu bestimmen, sondern will er auch noch für die Zukunft darüber bestimmen, wer sein Vermögen nach seinem Erben erhalten soll, steht ihm das Institut der Nacherbschaft offen. Der Erblasser verpflichtet bei der Nacherbschaft daher den ersten Erben (Vorerbe), den vom Erblasser stammenden Nachlass zu einem bestimmten Zeitpunkt (Nacherbfall) dem nächsten Erben (Nacherbe) herauszugeben. Die Anzahl der Nacherben ist gesetzlich beschränkt. Der Erblasser kann zwar so viele Zeitgenossen als Nacherben einsetzen, wie er will, setzt er aber keine Zeitgenossen ein, kann er für bewegliche Sachen maximal zwei, bei unbeweglichen Sachen nur einen Nacherben bestimmen (§ 612 ABGB). Zeitgenossen sind Personen, die zur Zeit der Testamentserrichtung bereits geboren oder zumindest gezeugt sind. Wichtig ist, dass die Nacherbschaft nicht dazu führt, dass der Erblasser den Erben des Vorerben bestimmt. Der Nacherbe wird vielmehr Erbe des ersten Erblassers.
ist aber bis zum Eintritt des gewissen Ereignisses hinausgeschoben. Stirbt der befristet eingesetzte Erbe nach dem Erwerb des noch nicht fälligen Erbrechts, aber vor dem Eintritt des gewissen Ereignisses, so geht das noch nicht fällige Erbrecht auf seine Erben über. Bei der auflösenden Befristung erhält der Erbe den Nachlass mit Einantwortung und verliert ihn bei Eintritt des gewissen Ereignisses.
Thomas Nigg, M. A. HSG, Senior Partner, GASSER PARTNER Rechtsanwälte
Bedingungen Der Erblasser hat auch die Möglichkeit, den Bestand des Erbrechts seines Erben an den Eintritt eines noch ungewissen Ereignisses zu knüpfen. So kann er bestimmen, dass das Recht mit dem Eintritt eines ungewissen Ereignisses entstehen soll. Man spricht in diesem Fall von einer aufschiebenden Bedingung. Das Erbrecht entsteht erst mit Bedingungseintritt (und nicht bereits mit dem Tod des Erblassers). So kann der Erblasser z. B. verfügen, dass der Erbe seine Erbschaft erhält, wenn er sein Studium abgeschlossen hat. Der Erblasser kann aber auch anordnen, dass der Erbe sein Erbrecht mit Eintritt eines ungewissen Ereignisses verlieren soll. Diese Bedingung wird als auflö-
sende Bedingung bezeichnet. Mit Einantwortung erhält der Erbe den Nachlass und verliert ihn bei Eintritt eines ungewissen Ereignisses. So kann der Erblasser z. B. verfügen, dass sein Erbe die Erbschaft verliert, wenn er sich straffällig macht.
Befristungen Der Erblasser kann ebenso den Bestand des Erbrechts seines Erben an den Eintritt eines gewissen künftigen Ereignisses knüpfen. Das Erbrecht ist damit befristet. Im Unterschied zur Bedingung steht bei der Befristung fest, dass das Ereignis eintreten wird. Auch hier gibt es aufschiebende und auflösende Befristungen. Bei einer aufschiebenden Befristung entsteht das Erbrecht mit dem Tod des Erblassers, die Fälligkeit
Auflagen Der Erblasser kann dem Empfänger einer Zuwendung auch ein bestimmtes Tun oder Unterlassen auftragen (z. B. Grabpflege, Veräusserungsverbote, Errichtung einer Stiftung etc.). Man spricht dann von einer Auflage oder einem Auftrag. Anders als Bedingungen können Auflagen durch Klage erzwungen werden. Die zur Durchsetzung berechtigten Personen sind in der Regel allfällige Miterben oder ein Testamentsvollstrecker, den der Erblasser zur Überwachung und Durchführung seines letzten Willens in einer letztwilligen Verfügung bestimmt hat.
Wuhrstrasse 6, 9490 Vaduz Liechtenstein T +423 236 30 80 F +423 236 30 81 office@gasserpartner.com www.gasserpartner.com
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Staatliche Unterstützung für häusliche Betreuung und Pflege Seit dem 1. Januar 2010 besteht in Liechtenstein die Möglichkeit, für häusliche Betreuung und Pflege einen staatlichen Unterstützungsbeitrag zu erhalten. Dies ist ein Beitrag an die Ausgaben für die häusliche Betreuung von Personen, die dauernd betreuungs- oder pflegebedürftig sind. Das Betreuungs- und Pflegegeld ist eine Sachleistung des Staates, welche nur die tatsächliche Betreuung und Pflege finanziert. Es sind einige Voraussetzungen zu erfüllen. Ihre Ansprechpartner: AHV/IV/FAK Anstalten Tel. 238 16 16 Fachstelle für häusliche Betreuung und Pflege Tel. 233 48 48 Informations- und Beratungsstelle Alter (IBA) Franz-Josef Jehle, Leiter der IBA iba@seniorenbund.li
n Fragen und Antworte 1. Werden meine Kosten für die Familienhilfe oder meine private Betreuerin voll bezahlt? Antwort: Das Betreuungs -und Pflegegeld (BPG) ist ein Beitrag an die Kosten. Es stellt keine vollständige Übernahme der Kosten dar, sondern es wird ein Tagesssatz je nach Pflegebedürftigkeit ausbezahlt.
2. Ich habe während zwei Wochen sehr viel mehr Hilfe gebraucht als sonst. Bekomme ich für diese zwei Wochen mehr Betreuungs- und Pflegegeld? Antwort: Nein, eine Verschlechterung muss mindestens drei Monate andauern, damit es einen Neueinstufung geben kann.
3. Ich brauche ein Hausnotrufgerät oder andere Hilfsmittel. Kann ich das Betreuungs- und Pflegegeld auch dafür verwenden? Antwort: Nein, das Betreuungs- und Pflegegeld ist zweckgebunden und ausschliesslich als Kostenbeitrag für die Pflege und Betreuung zu verwenden. Anerkannt sind Rechnungen der Familienhilfe und/oder ordnungsgemäss abgerechnete Lohnzahlungen von Personen, welche die Betreuung und Pflege leisten.
Positives Altersbild beginnt bei mir selbst! Passend zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe der «lie:zeit» (siehe Titelstory) möchte der Liechtensteiner Seniorenbund (LSB) einen Beitrag zum Thema «positives Altersbild» aufgreifen. Dieser stammt aus einer Grundsatzdiskussion mit anschliessendem Positionspapier der «Seniorenplattform Bodensee».
Positives Altersbild Die Diskussion hat aufgezeigt, dass zu einem positiven Altersbild verschiedene Facetten des Altersbildes generell und eines positiven Altersbildes im Besondern gehören. Unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Ausgangssituationen der älteren Menschen kann ein positives Altersbild mit all seinen Chancen und Möglichkeiten für die ältere Generation dies fördern. Nachfolgend kurz die vier Bereiche: Abhängig von eigener persönlicher Ausgangslage Wie ich mich als älterer Mensch in einer alternden Gesellschaft selber sehe, hängt stark von meiner persönlichen Sichtweise ab. Wie sehe ich als älterer Mensch mich selber und die anderen Menschen? Sehe ich die Möglichkeiten und Chancen, mich in der Gesellschaft einzubringen? Sehe ich einen Sinn in meinem Denken und Handeln zugunsten eines positiven Altersbildes? Bin ich selber gesund, kraftvoll und voller Energie oder habe ich selber mit Mangel zu kämpfen? Einbringung der persönlichen Ressourcen der Menschen Engagement macht zufrieden, wenn ich sinnstiftende Tätigkeiten ausüben kann. Mein Engagement muss von Herzen kommen – also mit Herz und Verstand geschehen. Sich Neuem oder Unbekanntem zu öffnen und sich mit seinen Ressourcen und Fähigkeiten einbringen, fordert einen im Alter ganz besonders. Dies verhindert jedoch die Gefahr von späterer Vereinsamung. Wertvorstellungen / Grundhaltungen zum Leben Meine persönliche Wertvorstellungen und Grundhaltungen prägen meinen Lebensweg und auch meine Haltung gegenüber dem Alter. Dazu gehören letztlich auch Fragen meines Daseins und meines weiteren Weges (auch im Alter). Dankbar sein und ernten können, Wertschätzung erfahren (und annehmen) sowie Freundschaften pflegen sind einige Grundhaltungen, welche mein positives Altersbild prägen und fördern. Selbstverständlich können Verluste, Krankheit, finanzielle Probleme, Existenzängste etc. meine Wertvorstellungen in Frage stellen oder sogar über den Haufen werfen. Fähigkeiten sehen und fördern Hilfreich ist es auch, meine persönlichen Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern, so dass ich das Gefühl, noch gebraucht zu werden, persönlich erfahren/erleben kann. Dazu gehört auch: authentisch bleiben bis ins hohe Alter, Vorbild sein (Vorleben), zuhören können, sich selbst wertschätzen. Eine zentrale Fragestellung ist immer das Thema «Loslassen» – das Loslassen von lieben Menschen, meiner früheren Arbeit, das Loslassen von Verantwortung im Beruf etc. «Seniorenplattform Bodensee» Juni 2016 / Franz Jehle, Präsident
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Bruno Güntenspergers Zahltag Bruno Güntensperger interessiert sich seit seiner Studentenzeit für Bier. Einen Promilletest musste er aber noch nie machen. Während seines Amerikaaufenthaltes nach dem Studium verliebte sich der Schaaner und kam ungern wieder nach Hause. Inzwischen ist er glücklich verheiratet und wieder liebend gern in Schaan, wo auch das Brauhaus steht.
Wie viel Prozent der Brauhaus-Biere kennst du mit verbundenen Augen am Geschmack?
100
Interview: Asha Ospelt-Riederer
Wie viele Selfies machst du pro Tag durchschnittlich?
0
Bruno und Braumeister Stefan Laika machen eigentlich keine Selfies.
11 Wie viele Hektoliter Bier braut das Brauhaus im Jahr?
Wie gerne trinkst du Bier auf einer Skala von 1 – 10?
Wie gut kannst du kochen auf einer Skala von 1 – 10?
Wie oft pro Tag brauchst du das Wort «gären»?
Dank alten Fernsehserien missversteht er die Berliner Schnauze des Braumeisters nicht.
6 1
500’000
2
Wie gerne trinkst du Wein auf einer Skala von 1 – 10?
Wie viele Leute arbeiten im Brauhaus?
0
4
10 Was würde deine Frau sagen, wie gut du kochen kannst?
Wie oft hast du den Berliner Dialekt deines Braumeisters nicht verstanden?
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1
Wie oft pro Monat stehst du mit deinem Braumeister hinter der Sudpfanne?
Seit wann beschäftigt dich das Bierbrauen?
Wie alt warst du, als du dein erstes Bier getrunken hast? Um wie viel Uhr beginnt dein Tag?
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3–5 Wie viele Gerste in Hektaren pflanzt das Brauhaus selber an?
1/3
Wie alt bist du?
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Mit wie hoher Wahrscheinlichkeit schaffst du es, ein alkoholfreies Bier von einem mit Alkohol zu unterschieden (in Prozent)?
Wie sportlich bist du auf einer Skala von 1 – 10?
52
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Nach dem Amerikaaufenthalt fiel das Heimkommen recht schwer: 1 von 10 Punkten für die Vorfreude auf Schaan.
Mit dem Smartphone?
In der Brauerei?
10–12 0
6 Wie alt wärst du gern?
Wie gerne bist du nach deinem Aufenthalt in Amerika wieder nach Schaan gekommen auf einer Skala von 1 – 10?
6 von 10 in puncto Sportlichkeit – «Tendenz steigend».
Wie viele Stunden pro Tag verbringst du mit Mailverkehr?
1985
Wie oft pro Tag sagt deine Frau zu dir: «Bei dir ist Hopfen und Malz verloren»?
16
Ab welchem Alter erlaubst du deinen Töchtern, Bier zu trinken?
Zur Person Bruno Güntensperger, 52, ist Gründer, Inhaber und Geschäftsleiter der Liechtensteiner Brauhaus AG. Der studierte Lebensmittelingenieur lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Schaan. www.brauhaus.li
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Simone Bargetze: «Ich bin ein absoluter Glückspilz» Simone Bargetze ist bekannt als blonder Wirbelwind, der es als Stuntfrau bis nach Hollywood geschafft hat. Für Überraschungen ist sie immer gut, und so zeigte sie im letzten Jahr stolz ihren Babybauch. Ihren Wohnsitz hat sie vorerst von L. A. nach Zürich verlegt und teilt sich mit ihrem Partner die Betreuung ihres kleinen Sohnes. Text: Tamara Beck · Foto: ZVG
Sie sind im November zum ersten Mal – mit 40 Jahren und ganz unerwartet – Mama geworden. Wie geht es Ihnen als junge Familie mit Ihrem Sonnenschein? Simone Bargetze: Unglaublich, das Leben ist plötzlich so anders. Ich hätte es nicht gedacht, aber ich finde es überhaupt nicht anstrengend, wie alle meine Freundinnen mich gewarnt haben. Ich liebe jede einzelne Sekunde, die ich mit meinem kleinen Jamie Riot verbringe. Ausserdem bin ich wieder mal ein absoluter Glückspilz, weil mein Mann nur am Abend als Gitarrenlehrer unterwegs ist und mit seinen Bands auf der Bühne steht, daher kann ich sogar am Morgen ausschlafen und danach verbringen wir gemeinsam den ganzen Tag. Wollten Sie gar nie Mama werden oder war bisher der Zeitpunkt einfach nicht ideal? Ich dachte, dass es schon mal passieren würde, aber es ergab sich nie, daher dachte ich, «janu, dann werde ich halt die beste Tante der Welt und kann weiterhin die ganze Welt bereisen und meine Gottakinder können mich dann immer überall besuchen». Wenn man herumreist oder in Hollywood arbeitet, merkt man auch gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Sie sind bekannt als toughe Stuntfrau. Die Schwangerschaft zwang Sie diesbezüglich zur
Ruhe und auch jetzt werden Sie Ihre Prioritäten zumindest für eine Weile anders setzen müssen. Wie geht es Ihnen mit diesem neuen, entschleunigten Leben? Ich finde es super, ich probiere immer gerne neue Sachen aus. Erst hatte ich ja beide Beine gebrochen, was anscheinend passieren musste, damit ich mal in die Horizontale gelegt wurde und nicht davonspringen konnte. Selbst das fand ich interessant, mal zwei Minuten zu benötigen, um vom Rollstuhl aus eine Türe zu öffnen, und drei Monate
später habe ich am Tag, an dem ich das erste Mal ohne Krücken laufen konnte, den Vater meines Kindes kennengelernt. Dass Sie schon 40 sind, merkt man Ihnen ja sowieso nicht an, aber hatten Sie dennoch irgendwann Zweifel, relativ «spät» noch Mutter zu werden? Nein, ich es ist das Beste, was mir passieren konnte. Mein Partner ist auch schon 37 und wenn wir uns früher getroffene hätten … oh das arme Kind! Wir mussten beide erst so viel machen und erleben und erreichen, bis wir zur
Ruhe kommen und uns zu 110 % auf unser Baby konzentrieren konnten. Ich habe ja von meinen Freundinnen, die viel früher Mütter wurden, gehört, wie viel Stress ein Kind bedeute und dass man nur noch funktionieren müsse etc. Wir beide geniessen es absolut, unser neues Leben ganz relaxed mit Jamie zu verbringen. Vermissen Sie nichts? Es besteht absolut kein Nachholbedarf, das finde ich schon sehr wichtig, vor allem, wenn man mal grosse Ambitionen hatte und viel erreichen wollte, und
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dann plötzlich schwanger wird, dann ist das sicher hart. Daher: wieder mal Glück gehabt! Ich bin echt ein «Glücksschwein», einfach nicht zu viel überlegen, «go with the flow» und es kommt alles wunderbar. Nach einer langjährigen Beziehung, die in die Brüche ging, sind Sie noch gar nicht so lange mit dem Vater Ihres Sohnes zusammen. Was bedeutete das für Ihre junge Beziehung, plötzlich Eltern zu werden? Einfach mega, wir sind immer noch total verliebt und erleben jeden Tag ein neues Abenteuer mit Jamie und so wird es auch nie langweilig. Ich weiss nicht, wie es gewesen wäre, wenn ich nach 6 Jahren oder in einer früheren längeren Beziehung plötzlich schwanger geworden wäre. Ich finde es auf jeden Fall spitze, so wie alles gerade ist. Wie sieht aktuell Ihr Alltag aus? Glücklicherweise kann ich ausschlafen, da Sven den Morgen übernimmt. Ich stehe um 9 Uhr auf, versuche, ein bisschen zu arbeiten, am Mittag bekommt Jamie seinen Brei und wir essen dann ebenfalls, nachher gehen wir alle gemeinsam raus – in die Stadt oder aufs Land, in den Wald oder einfach, um etwas zu erleben. Um 17 Uhr essen wir wieder, Sven geht arbeiten oder hat ein Konzert und ist dann viermal die Woche bis Mitternacht unterwegs. Jamie und ich spielen die ganze Zeit und wenn er dann so zwischen 19 und 20 Uhr müde wird, vermisse ich ihn bereits, aber kann mich dann dafür wieder ein wenig auf meinen Job konzentrieren. Wer Sie kennt, weiss, dass Sie nicht lange stillsitzen können. Verraten Sie uns, was Sie für die Zukunft planen. Die Mutterschaft verändert ja vieles, so haben Sie nun auch mehr Verantwortung … Werden Sie trotzdem auch in Zukunft wieder als Stuntfrau arbeiten, also Extremsport betreiben, oder ist das jetzt tabu? Nein, ich wollte eigentlich mein Comeback mit einem mega
Stunt einleiten, aber den musste ich noch verschieben. Ich filme ja bereits weiter für meine neue Show, «Simones wild World» auf YouTube. Für die letzten 48 Sendungen habe ich die Welt bereist und verrückte Sachen gemacht, wie z. B. ein Straussenrennen bestritten, mit Haifischen getaucht usw. Hauptsächlich besuche ich in ein Land und suche dort nach coolen Aktivitäten und hänge etwas mit den Ureinwohnern und manchmal auch mit den Superreichen ab. Neue Kulturen, Menschen und Aktivitäten stehen im Zentrum meiner Sendung, aber ich muss schon sagen, länger als ein paar Tage weg von Jamie zu sein, ist schon hart, ich gewöhne mich gerade langsam daran, muss nächste Woche zum ersten Mal wieder nach L. A. Als Stuntfrau haben Sie sehr körperbewusst gelebt. Wie war es für Sie, die Veränderung Ihres Körpers während der Schwangerschaft und die Rückbildung nach der Geburt mitzuerleben? Das war alles voll easy, ich habe fast nicht zugenommen und bis auf den letzten Monat, mit einer Nierensteinoperation und allem anderen, was auch noch schief ging, fühlte ich mich super. Klar konnte ich keinen Extremsport mehr machen, aber ich habe dafür das ganze Zimmer von Jamie mit meinen verstorbenen Haustieren als seine Schutzengel bemalt, Skulpturen gemacht, geschrieben, gelesen – es gibt immer was zu tun. Wie hat Sie die Mutterschaft verändert, wie muss man sich Simone Bargetze als Mama vorstellen? Ich glaube, ich bin immer noch dieselbe, ausser dass jetzt Jamie Priorität hat und nicht mehr nur das zählt, was ich will. Aber momentan ist das ja noch easy. Also wenn er dann plötzlich Eishockey spielen will, wird es schwierig, aber mal sehen. Wie werden Sie sich die Betreuung von Jamie Riot aufteilen? Sven arbeitet ja nur abends, und ich muss nur alle paar Wochen mal weg, daher können wir viel
gemeinsam erleben. Da Sven selbstständig ist, kann er frei nehmen, wenn ich weg muss, und ich habe alle Zeit der Welt, alles mit Jamie zu erleben und zu erfahren. Es gibt wohl nichts schöneres auf der Welt. Ich war schon immer sehr empfänglich für die Natur und ihre Schönheiten. Jetzt nochmals alles Jamie zeigen zu können, ist ein Traum. Ist eine Hochzeit geplant? Nö, könnte schon mal möglich sein, aber es ist zurzeit alles gut so, wie es ist. Sie leben derzeit in Zürich, nachdem Sie jahrelang in den USA waren. Fiel die Umstellung schwer? Ja, die Leute hier in der Stadt ziehen oft einen «Lätsch», das find ich seltsam. Auch die doofen Fussgänger gehen mir auf den Wecker. Dass sie einfach so auf den Fussgängerstreifen hechten, das gibt es sonst nirgends auf der Welt. Und natürlich die kalte, dunkle und regnerische Zeit! Aber montan ist es interessant mit Jamie und in ein paar Jahren gehen wir vielleicht mal ein Jahr oder so zurück, bevor er und ich ins System eingegliedert werden.
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Für Ihre Familie und Freunde aus Liechtenstein ist es sicher toll, Sie wieder in der Nähe zu haben … Ja, es ist cool, meine beste Freundin und meinen besten Freund grad um die Ecke zu haben, aber irgendwie bin und war ich schon immer gerne alleine und spontan unterwegs, daher ist es für mich noch schwierig, einem Terminkalender zu folgen. Aber sie kennen mich ja und kommen immer spontan vorbei oder ich gehe ungeplant vorbei, wenn mir gerade danach ist. Meine Freunde in L.A. vermisse ich jedoch sehr. Haben Sie in der Nähe auch befreundete Mütter, mit denen Sie sich austauschen oder ganz klassisch zum Playdate treffen? Ja, eine meiner Freundinnen bekam ihren Sohn am selben Tag wie ich, wir waren schon zusammen in Mallorca mit den Babys und es ist so süss und spannend die zwei zusammen zu erleben.
KURZ GEFRAGT Wie starten Sie in den Tag? Indem ich dem schönsten Wunder der Welt in die Augen schaue. Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Nach dem Steinbruch oben in Garnis gibt es ein Bänkli unter einem Nussbaum, das ist einer meiner Lieblingsplätze, und dann noch das zweite Bänkli oben neben dem Teufelsstein. Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? Eine kurze Geschichte durch die Geschichte der Menschheit. Ein Lieblingszitat? «Don‘t sweat the small stuff it‘s all small stuff yesterday is history tomorrow a mystery today is a gift.» Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? Papua Neuguinea Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Gesundheit für mein Baby, meine Liebsten und mich – peace, love and happiness.
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«Schreiben ist keineswegs kalkulierbar» Die Geschichte der Burgen aus der Region ist es, die Doris Röckle zu ihren Romanen inspiriert. Mit «Die Flucht der Magd» konnte die Vaduzerin zum ersten Mal mit dem renommierten Münchner Verlag Droemer Knaur zusammenarbeiten. Der Roman kam beim Publikum sehr gut an, und ein neuer ist bereits in Arbeit. Text: Tamara Beck · Fotos: ZVG Frau Röckle, was ist das für ein Gefühl, als Hobbyautorin mit dem ersten Roman einen solchen Erfolg zu landen? Doris Röckle: Ein sehr schönes Gefühl. Es ist die Bestätigung nach einem langen Weg, der oft mit Selbstzweifeln gesät war. Selbstzweifel inwiefern? In Bezug auf meinen Schreibstil, auf den Anklang beim Leser und wie ich mit Kritik umgehen würde ... Gottlob ist solche eher selten der Fall. Wie und wann sind Sie zum Schreiben gekommen? Ich denke, die Lust am Schreiben hat schon lange in mir geschlummert, aber in der hektischen Zeit, als meine Kinder noch klein waren, blieb dazu einfach keine Zeit. Ich habe aber damals viel gelesen und mir oft gedacht, dass bei mir das eine oder andere Buch einen anderen Handlungsverlauf genommen hätte. Der Tag, an dem mich der «Schreibblitz» getroffen hat, war ein verregneter Sonntag. Mein Mann und ich fuhren am Schloss Werdenberg vorbei, und ich jammerte wieder einmal, dass ich nichts mehr zu lesen hätte. Da meinte er ganz beiläufig: «Dann schreib doch selbst einen Roman.» Während der Fahrt überlegte ich hin und her, und zu Hause war die Idee geboren. Ich begann mit Recherchen über die Burgen, das Tal und die Menschen, die einst hier gelebt haben. Haben Sie das Schreiben gelernt, also je einen Kurs dazu besucht? Nein, das habe ich nicht. Ich
bin wohl so etwas wie eine Autodidaktin, auch bin ich der Meinung, dass Schreibkurse den eigenen Stil verändern, und das wollte ich nicht. Ich schreibe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, und ich denke, genau das ist es, was dem Leser so gut gefällt, was man auch an den unzähligen Rezensionen erkennt, die auf verschiedenen Online-Plattformen einsehbar sind. Sie haben mit Kurzgeschichten begonnen. Wie schwer war der Sprung zu einem Roman, also einer um einiges längeren und komplexeren Geschichte? Überhaupt nicht schwer. Ich neige eher zu Ausschweifungen. Kurzgeschichten sind beinahe schwieriger zu schreiben, da hier die Anzahl der Schriftzeichen begrenzt ist und man vieles nicht so schreiben kann, wie man es gerne möchte. Bei einem Roman mit 600 Seiten hingegen kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen. Gerade historische Romane erhalten dabei eine Dynamik, die auch für mich als Autorin spannend ist. Denn oftmals kenne ich wohl den Anfang und das Ende einer Geschichte, der Weg dahin ist allerdings mit unzähligen Seitensträsschen, Umwegen und manchmal auch Sackgassen gepflastert. Mir ist es wichtig, dass in meinen historischen Romanen viel Geschichte unseres Tales einfliesst, Geschichte, die nur die wenigsten kennen. Auch mir ergeht es da nicht anders, denn oft stosse ich beim Recherchieren auf Fakten, die auch ich nicht kannte und die dann, wie erwähnt, in einen Umweg münden, d. h., dass die
Geschichte eine unvorhergesehene Wende nimmt. Schreiben ist spannend und keineswegs kalkulierbar. Womit gewannen Sie im Jahr 2010 den Literaturwettbewerb des Kulturvereins Schloss Werdenberg? Damals befasste ich mich intensiv mit der Geschichte des Schlosses Werdenberg. Kurzerhand schrieb ich eine historische Kurzgeschichte mit dem Titel «Verborgen im Dunkeln», welche bei der Jury (in der übrigens zwei namhafte Autoren sassen) auf sehr grosse Begeisterung stiess. Die Euphorie war ansteckend, und bald schon hielt ich mein erstes Manuskript in Händen. Bewerben Sie sich regelmässig mit Geschichten bei Wettbewerben? In den Anfängen habe ich das tatsächlich gemacht, wohl um mein Selbstvertrauen zu stärken und um auszutesten, welche Wirkung mein Schreiben auf andere ausübt. Als das «Liechtensteiner
Volksblatt» in den Jahren 2005 bis 2007 Schreibwettbewerbe ins Leben rief, nahm ich daran teil. Alle meine drei Kurzgeschichten schafften es in die Bücher, die mit den besten Geschichten gedruckt wurden. 2013 schrieb der Landverlag in Langnau schweizweit einen Wettbewerb aus. Die zwanzig besten Kurzgeschichten schafften es in das Buch «Auf dem Lande», darunter auch eine Geschichte von mir. Was brauchen Sie, um schreiben zu können? Meine Dachkammer mit ihrem Chaos an Büchern und Dokumenten, meinen PC und viel, viel Ruhe. Meine Familie weiss mittlerweile, dass ich in meinen kreativen Phasen auf keinen Fall gestört werden möchte, es sei denn, es ist ein Notfall. Wann schreiben Sie jeweils? Fixe Schreibzeiten gibt es bei mir nicht. Oft kommen mir bei ganz lapidaren Beschäftigungen wie Autofahren oder Staubsaugen Ideen, und dann hält mich
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nichts mehr, ich muss dann einfach schreiben. Dann wiederum gibt es Tage, da geschieht nichts, die Geschichte ruht. Wie finden Ihr Mann und Ihre Kinder Ihre Geschichten? Zu lang (lacht). Sie sind allesamt nicht so die grossen Leser. Möchte auch eines Ihrer Kinder schreiben? Wer weiss? Vielleicht schlägt der «Schreibblitz» auch bei einem meiner drei Kinder einmal ein, freuen würde es mich. Was fasziniert Sie an der Geschichte, am Mittelalter? Wir wohnen in einem wunderschönen Tal mit vielen Burgen. Allein zwischen Sennwald und Sargans gibt es 13 Burgen und Ruinen (verteilt auf beide Seiten des Rheins), und kaum jemand kennt ihre Geschichte. Mir erging es zu Beginn meines Schreibens nicht anders, doch je länger man abtaucht in unsere Vergangenheit, desto mehr nimmt einem das damalige Leben gefangen. Es würde mich freuen, wenn es meinen Lesern ebenso ergehen würde. Die Burg Hohensax macht den Anfang, ihr folgen werden die Burgen Vaduz, Sargans und Werdenberg. Zurzeit schreibe ich an einem Roman über die Burg Schellenberg. Ihr Ziel ist es, über alle Burgen im Rheintal einen Roman zu schreiben. Lassen Sie sich dabei vor Ort oder von der Geschichte der Burgen inspirieren oder erfinden Sie völlig unabhängig davon eine eigene Story? Erst suche ich mir eine Burg aus, dann beginnen die Recherchen. Schon bald kristallisiert sich dann ein Protagonist/eine Protagonistin heraus. Das ist der Zeitpunkt, wo ich mich wie ein Spürhund an dessen/deren Fersen setze, und je mehr ich über diese Person lese, desto vertrauter wird sie mir. Dank meinem Beruf als medizinische Praxisassistentin besitze ich die Gabe, mich in das Leben und Leiden der Menschen hineinversetzen zu können, und schon bald wandere ich mit den Augen meines Protagonisten durch das Mit-
telalter, was keineswegs immer schön und herrlich ist, wie man in «Die Flucht der Magd» sieht. Wie schon vorher gesagt, versuche ich möglichst viele tatsächliche Begebenheiten in meine Romane einfliessen zu lassen, aber natürlich kommt auch die Fantasie nicht zu kurz. Sie ist das Salz in der Suppe, das den Roman erst zum Leben erweckt. Wie haben Sie es geschafft, dass ein so renommierter Verlag wie Droemer Knaur Ihren Roman ins Verlagsprogramm aufnahm? Hier muss ich vielleicht etwas ausholen. Oftmals gestaltet sich die Suche nach einem renommierten Verlag als sehr schwierig. Will man nicht als Selfpublisher oder in einem Verlag mit Kostenbeteiligung veröffentlichen, erhält man Absage um Absage. Das geht allen Autoren so, und trotzdem ist es für jeden einzelnen frustrierend. «Die Flucht der Magd» ist mein dritter Roman. Die ersten beiden Romane waren bis vor Kurzem in einem renommierten Zürcher Verlag unter Vertrag. Leider kam der Verlag seinen Verpflichtungen nicht nach, sodass ich mit meinem dritten Werk einen anderen Weg ging. Ich bekam von einer Autorenkollegin die Adresse eines Agenten in Frankreich. Zu meinem Erstaunen ging dann plötzlich alles rasend schnell. Der Mann war so von meinem Roman begeistert, dass er seine Kontakte zu Droemer Knaur nutzte, und knapp vier Monate später hielt ich den Autorenvertrag in Händen. «Das Mündel der Hexe» liegt bereits ebenfalls bei Droemer Knaur zur Prüfung, und wenn sich die Verkaufszahlen positiv entwickeln, werden vielleicht auch bald die Burgen Vaduz und Sargans in aller Munde sein. War es für Sie überraschend, dass Ihr Roman so gut beim Publikum ankam oder haben Sie damit gerechnet? Natürlich hofft man, dass ein Roman gefällt, doch ehrlich gesagt steht man dem Ganzen auch mit bangen Gefühlen gegenüber. Geschmäcker sind bekanntlich ver-
Emil, Samuel, Kevin, Doris, Linda.
schieden, doch «Die Flucht der Magd» scheint tatsächlich auf Anklang zu stossen und dies sogar im Ausland, d. h. bei Lesern, die unser Tal nicht kennen. Das gibt natürlich Auftrieb weiterzumachen. Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten oder schreiben? Leider kann ich nicht (oder noch nicht) vom Schreiben allein leben. Doch ich glaube, dass es gerade diese Mischung aus Arbeit in der Arztpraxis und Schreiben ist, die den Figuren in meinen Romanen das nötige Leben einhaucht. Denn abgekapselt in
meiner Dachkammer könnten die Charaktere nie so reifen. Lesen Sie selber auch gerne und wenn ja, sind es ebenfalls historische Romane oder auch anderes? Ich bin seit meiner Schulzeit eine Leseratte. Ich lese durchwegs alles, was mir in die Hände fällt, Dokumentationen ebenso wie trockene Geschichtsbücher. Doch auch Krimis faszinieren mich, aber meine Liebe gehört den historischen Romanen.
KURZ GEFRAGT Wie starten Sie in den Tag? Mit Kaffee und Honigbrot und natürlich einer Zeitung. Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde? Die Überschaubarkeit, die Mischung aus «Hauptstadt» und Natur, die nette Nachbarschaft. Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Mein Garten. Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? «Der Palast der Borgia» von Sarah Dunant Ein Lieblingszitat? «Gib jedem Tag die Chance, der Schönste deines Lebens zu werden» (von Mark Twain). Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? Neuseeland. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Gesundheit und die Kraft, noch lange schreiben zu können.
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«Es herrscht in unserem freien Land mehr Angst, als wir wahrhaben wollen» Ruth Schöb ist in Liechtenstein bekannt als aktive Leserbriefschreiberin. Besonders das Gesundheitswesen liegt ihr sehr am Herzen. Was viele nicht wissen: Sie selber ist seit ihrer Kindheit unheilbar krank, leidet an einer progressiven Muskelatrophie und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Trotzdem geniesst sie das Leben und gestaltet ihren Alltag mit ihren vielseitigen Interessen. Text: Tamara Beck · Foto: ZVG Kann es eine Lösung geben? «Das Ei des Kolumbus» fand sich noch in keinem Land. Ich bin mir aber sicher, dass ein gerechtes Gesundheitssystem für alle Personen die gleichen Behandlungsmöglichkeiten sicherstellen muss. Nach der knappen KVG-Abstimmung bin ich allerdings nicht mehr sicher, dass diese Auffassung von der Mehrheit der Bevölkerung durch ihr Ja zum KVG im Land geteilt wird. Aber ich bin überzeugt, dass zum Schluss alleine der Prämienzahler, also wir alle, Wähler und Nichtwähler, die Rechnung bezahlen müssen. Die verfehlte Politik als Verursacherin und der Bürger als Leidtragender.
Wann und warum haben Sie Ihren ersten Leserbrief geschrieben? Ruth Schöb: Es sind bestimmt Jahre her, seit ich meinen ersten Leserbrief geschrieben habe. Wahrscheinlich hat mich ein Tagesthema so entrüstet, dass ich meine Ansicht kundtun musste. Ich finde dies ein wunderbares Medium, um Zivilcourage zu zeigen und mit der eigenen Meinung einen aktiven Beitrag zu jeweils brennenden Aktualitäten des Landes beizusteuern. Um die Leser aufzufordern, sich eigene Gedanken zu machen über das Gelesene. Es wurden immer alle meine Briefe in beiden Landeszeitungen veröffentlicht. Woher kommt Ihre Begeisterung fürs Schreiben? Schon vor etlichen Jahren hat mich «Empört Euch», ein Essay des ehemaligen französischen Widerstandskämpfers und UN-Diplomaten Stephane Hessel, fasziniert und vielleicht ein wenig «angestiftet», mich inspiriert, im kleinen Kreise aktiv zu werden. Der heute 93-Jährige kritisierte in seiner Schrift zahlreiche Aspekte gegenwärtiger politischer Entwicklungen und rief zum Widerstand auf. Erhalten Sie Reaktionen auf Ihre Briefe? Natürlich gibt es Reaktionen, sehr nette Anrufe, manchmal von Menschen, die froh sind, ein Sprachrohr gefunden zu haben, weil sie in der Anonymität bleiben möchten, oft aus Angst vor Repressio-
nen. Alleine diese Tatsache wäre wiederum einen Leserbrief wert. Es herrscht in unserem freien Land mehr Angst, als wir wahrhaben wollen.
der Revision des KVG entstand. Das sind wertvolle Begegnungen, denn gemeinsam ist man stärker, und so bleibt die Motivation erhalten, sich auch zu empören.
Warum meinen Sie? Vielen fehlt erstens die eigene Meinung und zweitens die Zivilcourage. Da in unserem Lande beinahe jeder mit jedem verwandt oder «verbandelt» ist, Familien seit Jahren Schwarz oder Rot wählen, ohne auf die Inhalte zu achten, einfach, weil es immer so war, wird ein eigenständiger, unabhängiger Standpunkt erschwert. Durch meine Leserbriefe habe ich auch einige Mitglieder der Gruppe «FL21» kennengelernt, die zur Zeit
Viele Ihrer Briefe drehen sich ums Gesundheitswesen. Wo hakt es da Ihrer Meinung nach? Kaum ein Thema ist so verworren, widersprüchlich und kompliziert wie die Frage nach der Optimierung des Gesundheitssystems. Werden wir krank, können wir durch fehlende oder falsche Behandlung Existenz, Lebensqualität, ja das Leben selbst verlieren. Gesundheit ist existenziell. Deshalb, und weil es um sehr viel Geld geht, wird um dieses Thema so heftig gestritten.
Warum? Die Prämien werden steigen, entgegen den Volksversprechungen. Nur langsam regt sich jetzt Widerstand, da bemerkt wird, dass die «Heilsversprechen» von tieferen Prämien nicht eingehalten werden können. Nur sind der politische Raubbau und schädliche Reformen im Gesundheitswesen längst installiert. Der schöngeredete Tarmed-Tarif allein verteuert das Gesundheitswesen, was in der Schweiz längstens bekannt ist. Das Misstrauen gegenüber den Ärzten ist zu gross, geschürt von Politik und Kassen und einer unerträglichen polemischen Hetzjagd. Das ständige bewusste Verunglimpfen der Berufsgruppe der Ärzte hat in der Bevölkerung längst grossen Schaden angerichtet. Was würden Sie sich wünschen? Für mich ist der eingeschlagene Weg von Grund auf falsch, er
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hebelt die Solidarität im System aus, Kranke und sozial Schwache werden benachteiligt. Ich wünsche mir eine Medizin, die vom Arzt und von mir als Patientin bestimmt wird und nicht eine staatlich verordnete Medizin, welche mir aus Spargründen ab einem bestimmten Alter Leistungen verwehrt. Es betrifft alleine mich, meine Existenz oder sogar Nichtexistenz, je nach Schwere der Diagnose. Was die soziale Situation im Lande angeht, so hoffe ich, dass auch hier bald ein Haus mit Kleinwohnungen für selbständiges Wohnen geistig gesunder Menschen – mit schweren körperlichen Erkrankungen – mit 24-Stunden-Assistenz entstehen könnte. Ein Modell, das im Ausland längstens vielfach den Heimen vorgezogen wird. Auch kombiniert als Generationenhaus, mit völlig barrierefreien Wohnungen umd mit öffentlicher Cafeteria. Gerade jüngeren Menschen, die infolge einer unheilbaren Krankheit auf 24-Stunden-Hilfe angewiesen sind, bleibt bei uns nur der Weg ins Alterspflegeheim, wo sie bestimmt nicht hingehören, oder sie sind gezwungen, in die Schweiz auszuweichen. Liechtenstein ist ein reiches Land, hinkt aber in solchen Bereichen der Schweiz hinterher. Warum das Bewusstsein und die konkrete Umsetzung fehlt, frage ich mich immer wieder. Wo sind Sie aufgewachsen, und wie kamen Sie nach Liechtenstein? Meine Kindheit verbrachte ich mit meinen Eltern – mein Vater war Ingenieur, meine Mutter Sekretärin – und der jüngeren Schwester in einem gutbürgerlichen, mittelständischen Haushalt in der Nähe von Zürich, mit zwölf Jahren erfolgte der Umzug unserer Familie nach Vaduz. Mein Vater wurde Direktor einer grossen Firma, und so lernte ich das mir bis anhin unbekannte Liechtenstein kennen. Woher kommt Ihr grosses Interesse an medizinischen Themen? Als Kleinkind wurde bei mir eine unheilbare progressive Muskelerkrankung diagnostiziert, was dazu führte, dass ich mich schon als junges Mädchen für Medizin
interessierte, im Medizinlexikon stöberte und Ärztin werden wollte. Daraus wurde leider nichts, ich musste pflichtschuldig im Institut St. Elisabeth, Schaan, das Handelsdiplom absolvieren. Damals haben Jugendliche auf ihre Eltern gehört und sich leider nicht empört. Welchen Beruf haben Sie erlernt? Es folgten Berufsjahre als Arztsekretärin und Kauffrau in der Schweiz und nach meiner Rückkehr hier in Liechtenstein. Immer mal wieder habe ich Fernkurse der AKAD oder Fernuni Hagen belegt in Psychologie, Journalismus und Coaching. Gesundheitlich hatte ich damals noch grosse Freiheiten, so konnte ich weite Teile der Welt bereisen. Wohin sind Sie gereist? Meine Reisen führten mich nach Kalifornien, Nordamerika, in die Karibik, nach Mexiko, Kanada, auf die Seychellen, nach Kenja, Zypern, Teneriffa, Menorca, Malta, Sardinen, Madeira, Israel und in alle Hauptstädte von Europa – unauslöschliche und bleibende Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Jede Reise war für mich und meine Begleitung mehr oder weniger ein Abenteuer, denn die südlichen Länder sind baulich meist schlecht auf Personen im Rollstuhl ausgerichtet. Amerika ist dafür äusserst behindertenfreundlich. Vor etlichen Jahren musste ich das Berufsleben aufgeben, da die Krankheit immer weiter fortschritt. So tauschte ich schweren Herzens eines Tages den BMW gegen den Elektrorollstuhl. Was haben Sie dann gemacht? Dank freier Zeit wurde ich im Jahr 2007 Gründungsmitglied und jahrelanger Vorstand von Amnesty International Fürstentum Liechtenstein. Diese Tätigkeit verschaffte mir Einblicke in «Ungerechtigkeiten» in diesem Lande, die in keiner Statistik auftauchen und die kein Mensch für möglich halten würde. So hat sicher auch der neue, unabhängige «Verein für Menschenrechte» seine Berechtigung, mit der grossen Einschränkung, dass eben durch die spezielle Struktur und Klein-
heit des Landes Unabhängigkeit gar nicht gegeben sein kann. Diese Tatsache hat aber weitreichende Auswirkungen, nur will dies kaum jemand wahrhaben. Wie leben Sie heute mit Ihrer Krankheit? Die stetige Progression der Muskelatrophie bringt es leider mit sich, dass ich nun die meiste Zeit zu Hause verbringe. Ich kann mich an diese Krankheit nicht «gewöhnen», ist sie doch in ihrer Dynamik immer wieder eine neue Herausforderung, «die Gebrauchsanweisung» wurde nicht mitgeliefert. Ich definiere mich aber niemals über diese Muskelatrophie, ich herrsche über sie und nicht umgekehrt. Zwei Fachärztinnen machen zum Glück Hausbesuche und sind jederzeit für mich erreichbar, wenn ich sie nötig habe. Dies ist eine grosse Beruhigung, denn die chronische Progression kostet physische und psychische Kräfte.
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und gerne: die Tageszeitungen sowie Bücher mit Themen wie Medizin, Psychologie, Weltpolitik, aber auch Bestseller und Biografien oder auch Bücher zum Thema Pferdedressur mit entsprechenden Lernvideos. Ich plane gerne einige Tage Abwechslung in luxuriösen Hotels, ich liebe Grossstädte. Dann muss mein Haushalt delegiert werden. Zudem sitze ich oft am PC oder Tablet, ich unterhalte einen regen Mailverkehr mit meinen Freunden. Klassische Musik hören mittels Headset wirkt tiefenentspannend und vermittelt mir einmaligen Genuss. Zudem findet sich im TV sicher eine Informationssendung, eine Reportage über Kunst oder Kultur oder irgendein amüsanter Film. Gerne treffe ich mich mit engen Freunden zu einem Glas Wein, zu angeregten und lustigen Diskussionen. Mein Havaneserhund Gismo fordert auch seine Pflege und Streicheleinheiten und bei Sonnenschein spaziere ich gerne mit ihm in der nahen Umgebung.
Wie gestalten Sie Ihren Alltag? Während des Tages lese ich viel
KURZ GEFRAGT Wie starten Sie den Tag? Mit einem Espresso und dem Blick in mein Smartphone. Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde? Den herrlichen Blick aufs Schloss Vaduz, die Spazierwege am Giessa, am Kanal und im Haberfeld. Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Da gibt es keinen bestimmten, je nach Stimmung oder Anlass. Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? Das sind meist mehrere. Aktuell «Die Burnout Lüge» von Frau Dr. med. Leibovici und «C. G. Jung – Eine Biografie». Ein Lieblingszitat? «Am Ende wird alles gut – und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende.» Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? Namibia, Dubai, Piber (Österreich, Lipizzanergestüt). Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für mich Humor, Geduld, Kraft, viele bereichernde Augenblicke mit tiefsinnigen und humorvollen Menschen. Für die Welt mehr Empathie, mehr Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt, weniger Populismus, weniger Gier, weniger Gewalt, weniger Dummheit.
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Theater Karussell: Sommerspiel (Burgfestspiele) auf der Burg Gutenberg
Das Theater Karussell geht einen neuen Weg. Nach über 90 Jahren wollen wir erneut ein Freilichtspiel auf der Burg Gutenberg aufführen. 1925 wurde dort das Freilichtspiel «Der letzte Gutenberger» aufgeführt. Es ist der Versuch, Burgfestspiele zu installieren, die Öffnung der Burg voranzutreiben und sie für das Theaterspiel aus einem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Wir wollen in Zusammenarbeit mit dem Verein Kultur-Treff Burg Gutenberg das kulturelle Angebot im kommenden Sommer ergänzen. Ende Juni/Anfang Juli spielen wir dort das Stück «Die Päpstin» von Susanne F. Wolf nach dem Roman von Donna Woolfolk Cross. Wir erzählen diesen Roman mit und aus einer grösseren Gruppe von Menschen, gleichsam ein unterhaltsames Lehrstück. Denn alle diese Archetypen, die vor uns Revue passieren, erkennen wir wieder: das hochbegabte Kind, das die richtigen Fragen stellt; die weise und unaufgeregte Frau, die als Hexe diffamiert wird; den polternden Machtmenschen, der jede Diskussion mit einem krachenden «Das haben wir noch nie so gemacht!» beendet; den smart-aufgeklärten Liberalen, dem es doch immer nur um den eigenen Genuss geht; den notorischen Besserwisser, mit der grossen Angst vor Veränderung und «Erkenntnis» … Und wir lernen: wirkliche Klugheit kann uns berühren. Da nutzt es leider nichts, einen Arzt oder Apotheker zu fragen.
Regie führt der Liechtensteiner Nikolaus Büchel. Regieassistenz: Marcia Tiba Maske: Annette Ospelt Kostüme: Kerstin Köck Technik: Armin Dietrich, Rainer Ospelt,TAK-Team
Die Päpstin Schauspiel von Susanne F. Wolf nach dem Roman von Donna Woolfolk Cross
Produktionsleitung: Reinhard Walser Es spielen aus Liechtenstein: - Dodo Büchel, Susanna Hasenbach, Nicolas Biedermann, Thomas Hassler, Felix Kieber - aus der Schweiz kommen Margrit Knecht, Claudia Ehrenzeller und Alois Ruch - und aus Vorarlberg Heidi Salmhofer, Victoria Türtscher, Marcus Harm, Gerd Schneider, Wolfgang Lercher, Ernst Walser und Wolfgang Rainer. Daneben spielen Aileen Schmied, Tuana Türkyilmaz, Tim und Ben Seger als neue, junge Darsteller aus dem «jungen THEATER liechtenstein».
Regie: Nikolaus Büchel Theater Karussell in Kooperation mit dem Verein Kultur-Treff Burg Gutenberg Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag AG, Zürich CHF 25, erm. CHF 15 Vorverkauf TAK Theater Liechtenstein Reberastrasse 10 9494 Schaan T +423 237 59 69 F +423 237 59 61 vorverkauf@tak.li Online-Bestellungen sind nicht möglich! Radio L gibt jeweils am Aufführungstag um 16.55 und 17.55 Uhr bekannt, ob die Veranstaltung wetterbedingt durchgeführt werden kann.
Premiere
DO 29.06.17 20.15 Uhr FR 30.06.17 20.15 Uhr SA 01.07.17 20.15 Uhr SO 02.07.17 19.15 Uhr DO 06.07.17 20.15 Uhr FR 07.07.17 20.15 Uhr SA 08.07.17 20.15 Uhr SO 09.07.17 19.15 Uhr Burg Gutenberg Balzers
Fotos: Sven Beham | Gestaltung: bimedia | Druck: BVD Druck+Verlag AG
Freilichtspiel «Die Päpstin»
www.karussell.li
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business:zeit 1 05/2017
«Oft schicken die Frauen ihre Männer zum Urologen» Urologe Dr. Branko Grizelj aus Schaan erklärt, warum die Prostata-Vorsorgeuntersuchung wichtig ist und weshalb Potenzprobleme meistens körperliche Ursachen haben. Wenn man von Urologie spricht, denkt man vor allem an Männer als Patienten. Dem ist aber nicht so. Dr. Branko Grizelj: Richtig. Wir Urologen behandeln sowohl Frauen und Männer bei Leiden der harnbildenden und harnableitenden Organe, also von Niere, Harnblase, Harnleiter und -röhre. Zudem behandeln wir Krankheiten der Geschlechtsorgane des Mannes. Damit decken wir Bereiche der Andrologie ab, welche sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes und deren Störungen befasst. Ab wann ist eine Vorsorgeuntersuchung der Prostata sinnvoll? Grizelj: Prostatakrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebs-
art bei Männern. Sie macht rund 30 Prozent aller Krebsdiagnosen aus. Und mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit deutlich zu. Fast die Hälfte aller 60-jährigen ist davon betroffen. Wir empfehlen deshalb, das Abtasten der Prostata ab dem 50. Lebensjahr. Sollte es angezeigt sein, können wir den PSA-Wert im Blut untersuchen und eine Biopsie vornehmen. Wie gefährlich ist Prostatakrebs? Grizelj: Das Prostatakarzinom wächst in der Regel sehr langsam und ist nicht sehr aggressiv, weshalb man bei der Behandlung sehr zurückhaltend vorgehen kann. Nur sehr wenige Männer sterben an Prostatakrebs. Die Aufgabe des Urologen ist es, diejenigen Tumoren zu identifizieren, welche unbehandelt und mit grosser Wahr-
scheinlichkeit zu Beschwerden und zum Tod führen. Diese Fälle müssen behandelt werden. Mögliche Risiken bei Prostataoperationen sind Inkontinenz und Impotenz. Gibt es Alternativen zur Operation? Grizelj: Es gibt heute verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung von Prostatakrebs. Wir klären die Patienten jeweils über die möglichen Komplikationen und Risiken auf. Prostatakrebs kann im Frühstadium gezielt bestrahlt werden, so dass umliegendes Gewebe und umliegende Organe nicht durch Strahlen belastet werden. Ein anderes Leiden von Männern sind Potenzprobleme. Kommen die Männer aus eigenem Antrieb zu Ihnen?
Dr. Branko Grizelj ist Facharzt für Urologie mit eigener Praxis in Schaan und Belegarzt an der Medicnova Privatklinik in Bendern: «Es wird heute offener über Impotenz gesprochen.»
Grizelj: Oft schicken die Frauen ihre Männer zu uns. Aber es wird heute eindeutig offener darüber gesprochen als noch vor 20 Jahren. Das ist eine sehr gesunde Entwicklung. Sind die Ursachen von Potenzproblemen eher psychischer oder körperlicher Natur? Grizelj: In mehr als 70 Prozent der Fälle sind körperliche Ursachen schuld an einer erektilen Dysfunktion, wie es fachsprachlich heisst. In diesen Fällen ist die Penisdurchblutung gestört, zum Beispiel weil der Patient an einer Arteriosklerose erkrankt ist. Somit kann die erektile Dysfunktion ein Vorbote eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts sein. Ein gesunder Lebenswandel mit wenig Stress und ohne Zigaretten beugt also sowohl dem Herzinfarkt wie auch Potenzproblemen vor. Einen bedeutenden Einfluss auf das Liebesleben hat auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel im Körper. Sinkt er zu stark ab, kann das zu Impotenz führen. Die Bedeutung des Hormons Testosteron wird oft unterschätzt.
Medicnova Privatklinik AG Selemad 10 9487 Gamprin-Bendern T +423 375 14 00 www.medicnova.com
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meine:zeit Üseri Worzla
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Es git rote und schwarze «Umbässa»
Teil 2
Balzner Dialektausdrücke, zusammengestellt von David Eberle (Teil 2)
1. D’Baalzner Singbuaba händ amol vor Joahra a ma Noamettag a Uusflögle gmacht met em doamoalega Pfarr Waser – es muess etschwo i d‘Schwiz gse si – und händ döt a Wallfahrtskirchle aglueget. Drnäbät häts ooh noch a kliises Museum gha, und i erinnere me no noch, dass fascht alle Belder schälb a da Wänd ghanget sind. Abr was uf da Belder gse ischt, a das erinnere i mi nümma! Die Balzner Singbuben haben einmal vor Jahren an einem Nachmittag einen kleinen Ausflug gemacht mit dem damaligen Pfarrer Waser – es muss irgendwo in die Schweiz gewesen sein – und haben dort eine kleine Wallfahrtskirche angeschaut. Daneben hatte es auch noch ein kleines Museum, und ich erinnere mich nur noch, dass fast alle Bilder schräg an den Wänden hingen. Aber was auf den Bildern dargestellt war, an das erinnere ich mich nicht mehr!
Der Ahnenforschungsverein Mauren hat bereits 2005 in einem Band seiner fünfteiligen Bücherserie «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» alte, kaum mehr bekannte Dialektausdrücke und Wörter zusammengefasst und veröffentlicht. Es freut uns, dass wir Ihnen heute Mundartausdrücke aus Balzers vorstellen dürfen. Autor ist der Balzner Ahnenforscher David Eberle, dem wir die nachfolgenden Dialektsätze verdanken.
2. I reis schnäll zom Naochbuur dore und säg em, er söll hurteg kho und üs hälfa bim Kälbla vo üsara alta Kuah. Ich renne schnell zum Nachbarn hinüber und sage ihm, es soll rasch kommen und uns beim Kalben unserer alten Kuh helfen.
3. Wän ma früjer i dr Obergass Mescht gfüert hät met em Ross oder met dr Kuah, dänn hät ma öbr d’Pralawisch aahe immer müessa z’zweita sii. Etschmert hät müessa hinna am Meschtwaga d’Schräpfe azücha und weder losloo bis zor Poscht. Soscht isches selta guat ussa kho. Wenn man früher in der Obergass Mist geführt hat mit dem Pferd oder mit der Kuh, dann musste man über die Pralawisch hinunter immer zu zweit sein. Jemand musste hinten am Mistwagen die Bremse anziehen und wieder lösen bis zum Hotel Post. Ansonsten ist es selten gut herausgekommen.
4. Ma hät früjer – Aafang letschts Joahrhundert – albeg a uuguets Gfühl gha z‘Balzers, wän ma’s am Balzner Bärg pägga und poltara ghört hät und d’Holzstämm dor d’Reser aha rotscha ghört hät. Erlichteret ischt ma erscht gse, wän d’Holzer weder gsund öber d’Allmä aha und häm kho sind. S’Bärgholza ischt immer a gföhrlege Sach gse. Im obara Wäldle git’s höt no a bsundrege Gedenkstätte «Drei Krüzle», wo a drei veruuglöckte Balzner erinneret. Franz Wolfinger † 1906, Ferdinand Brunhart † 1917 und Josef Brunhart † 1894, wobei er ned bim Holza, sondern bim Schmuggla vo Petrol veruufallt ischt.
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Man hatte früher – Anfang des letzten Jahrhunderts – immer ein ungutes Gefühl in Balzers, wenn man es vom Balzner Berg hacken und poltern hörte und die Holzstämme durch die Runsen herunterrutschen hörte. Erleichtert war man erst, wenn man die Holzer wieder gesund über die Allmeind herunter nach Hause kommen sah. Das Bergholzen war immer ausgesprochen gefährlich. Im «oberen Wäldle» befindet sich heute noch eine besondere Gedenkstätte, «Drei Krüzle» genannt, die an drei tödlich verunglückte Balzner erinnert. Franz Wolfinger (1868 – 1906), Ferdinand Brunhart (1888 – 1917) und Josef Brunhart (1848 – 1894), wobei er nicht beim Holzen, sondern beim Schmuggeln von Petroleum im Wäldle über die Wand herunterfiel und tot gefunden wurde.
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5. Als Buaba händ mier üs dänn än Spass druus gmacht, i da Wesa Muhämelelöcher gsuecht und d’Muhämele met ama Grashalm us em Loch ussa gloggt, gfanga und i nen Scharmoz tua und häm gnoo. Abr d’Mama häts dänn immer weder laufa loo, well se jo nüt as Lärm gmacht händ und s’Verstegg sälber verroata händ. Di äna händs dänn met i d’Schuel gnoo und döt laufa loo. Dr Lehrer Gstöhl hät üs dänn, wän mier ned grad di beschta Huusaufgaba abgleferet händ, Muhämelefoacher und Oattarafoacher ustält. Als Buben haben wir uns einen Spass daraus gemacht, in den Wiesen nach Grillenlöchern zu suchen, und die Grillen mit einem Grashalm aus dem Loch gelockt, gefangen und in einem Papiersack mit nach Hause genommen. Aber die Mutter hat sie dann immer wieder frei gelassen, da sie ja nichts als Lärm gemacht haben und das Versteck selbst verraten haben. Die einen haben sie dann mit in die Schule genommen und dort freigelassen. Der Lehrer Gstöhl hat uns dann, wenn wir nicht das an Hausaufgaben abgeliefert haben, was gewünscht war, als Grillenfänger und Schlangenfänger betitelt.
6 6. Es git rote und schwarze «Umbässa»! Und es git oh noch di grossa «Klammara»! Das sind aber keine Parteien und auch keine Politiker; das sind in Balzers einfach die roten und die schwarzen «Ameisen» und die grossen «Waldameisen».
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7. S’Troggaträning vo da junga Skitalänt, noch vor’s dr LSV geh hät: Uf allna Viera dora Schlosswald uffe kräsma, dors Gschtrüpp dr Mur no oba dore krabla, hinna ahe sekla, ina Rohr ihe schlüfa und dore krabla, umma Schlosshögl umme soggla und weder döra Wald uffe kräsma und asoo eppa drü mol. Das Trockentraining der jungen Skitalente, noch bevor es den LSV gegeben hat: Auf allen Vieren den Schlosswald hinaufkriechen, oben der Mauer entlang durch das Dickicht krabbeln, hinten hinunterrennen, in ein Rohr hineinschlüpfen und durchkrabbeln, um den Schlosshügel herumlaufen und wieder den Wald hinaufkriechen und diese Runde mindestens dreimal.
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Ein Nachfahre der Maurer Üehle wurde in den USA berühmt und ermordet
Die Norman-Lee-Story mit tragischem Ausgang Eigentlich beginnt die ganze Story vor mehr als 150 Jahren in der liechtensteinischen Gemeinde Mauren. Die Familie Josef und Maria Üehle-Matt wanderte 1865 in die USA aus und übersiedelte dort nach Guttenberg im US-Bundesstaat Iowa. Hier, am Mississippi, lebten die Üehles unter anderen Auswandererfamilien aus Liechtenstein als einfache Bauern. Text: Herbert Oehri · Fotos: ZVG, Archiv
Sie teilten das Los von vielen hunderttausend Einwanderern des alten Kontinents, indem sie hart durchs Leben mussten. Auch wenn immer wieder von glanzvollen Karrieren einiger Auswanderer in den USA zu hören war und berichtet wurde, dem täglichen Leben der allermeisten wurden diese Geschichten «vom Tellerwäscher zum Multimillionär» nicht gerecht. Aber die Menschen hatten immer noch eine bessere Zukunftsperspektive als in ihrer ehemaligen Heimat Liechtenstein, in welcher die Leute hart um ihren Lebensunterhalt zu kämpfen hatten. Die späteren USA-Auswanderer Josef (1822 – 1893) und Maria Üehle-Matt (1827 – 1913) wohnten im Haus Nr. 59 alt im Gänsenbach. Ihr Zuhause wurde beim grossen «Gänsenbacher-Brand» 1856 komplett zerstört. Die Familie fasste 1865 den Entschluss, in die USA auszuwandern, nachdem sie vorübergehend in Schaanwald gewohnt hatte. Mit
den Kindern Josef *1852, Rosa (1853 – 1923), Maria *1859 und Johann *1862 (Todesdaten sind bis auf das von Rosa nicht bekannt) ging es auf die grosse Reise per Schiff in die Vereinigten Staaten von Amerika. Jakob Üehle, der Jüngste, kam 1866 in Amerika zur Welt. Er ist der Grossvater von Norman Üehle (Lee). Er starb 1944. Sein Sohn Josef Üehle (1892 – 1973) war der Vater von Norman Üehle. Am 24. März 1921 wurde Norman Üehle in den Vereinigten Staaten geboren. Er war musikalisch sehr begabt, und bald wurde aus ihm der berühmte Ballroom-Musiker Norman Lee (aus Üehle wurde Lee).
Liechtensteiner drehten Film über Norman Lee Im Jahre 1999 drehte der Ruggeller Künstler Arno Oehri mit seiner Projektgruppe einen 50-minütigen Film über Norman Lee. Der Film erzählt die Geschichte des in den USA berühmten Ballroom-Bigband-Leaders Norman Lee. Die Dokumentation zeigt auf eindrucksvolle Art die Geschichte dieses aussergewöhnlich begabten Musikers und folgt ihm auf den Spuren seines Lebens. Auch führt uns Arno Oehri im Film zu allen wichtigen Wirkungsstätten von Norman Lee. Die Kindheit in Danbury und Correctionville/Iowa,
Norman Lee (Üehle, 1921 – 1978) als Ballroom-Musiker in den USA.
der Namenswechsel von Üehle zu Lee durch Normans Mutter Alice, die bereits in den Dreissigerjahren ein Tanzorchester unterhielt. Normans Erfolge mit dem Lawrence Welk Orchestra
und dem Eddy Howard Orchestra in Chicago in den 40er- und 50er-Jahren, die vielen Tourneen durch ganz Amerika, die Blütezeit seines eigenen Orchesters in Wichita/Kansas und viele ande-
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Hochzeit von Josef Ühle (1892 – 1973) mit Alice
Norman Lee – Nachfahre eines Auswanderer, der es geschafft hat.
DIE PROJEKTGRUPPE NORMAN LEE 1999 Buch & Regie: Arno Oehri Kamera & Schnitt: Bruno Köpfli Administration: Elmar Gangl Assistenz: Julius Bühler, Benno Marxer Musik: Ralph Zurmühle Darsteller: Rony Üehle, Thekla Köpfli, Elmar Gangl
Ein Tanz mit seiner ersten Frau Geraldine.
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Der Ort des Geschehens: Norman Lees Anwesen in Wichita/Kansas
Pat Lee, Normans zweite Frau
re Aspekte seiner Persönlichkeit werden in der Folge illustriert. Eingefasst ist dieser dokumentarische Hauptteil durch einige Spielszenen, die den tragischen Tod Norman Lees und seiner zweiten Frau Pat im Jahre 1978 beleuchten. Erzählt wird die Geschichte ausschliesslich anhand von Berichten der Zeitgenossen, die mit der Familie und mit ihm zu tun hatten. Historische Aufnahmen, Homemovies und viel Bildmaterial ergänzen den Streifzug durch dieses faszinierende Musikerleben. Julius Bühler *1933 («Bretscha-Bura»), der Ende 1960 in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderte, aber immer regen Kontakt zu seiner Familie, zu Mauren und zum Heimatland Liechtenstein pflegte, machte erste Nachforschungen über das Leben von Norman Lee und unterstützte Arno Oehri und sein Filmteam mit entsprechenden Dokumenten und Unterlagen über die Lee-Familie.
Norman Lee wurde ein wohlhabender Mann Das Leben von Norman Lee verlief nicht ohne Schicksalsschläge. So verlor er seine erste Frau Geraldine geb. Barry, die an den Folgen
einer schweren Krebskrankheit verstarb. Das ging ihm sehr nahe. Er war nicht nur ein begnadeter Musiker, dem nachgesagt wird, zu den weltbesten Klarinettisten seiner Zeit gehört zu haben, sondern auch ein tüchtiger und cleverer Geschäftsmann. Norman Lee brachte es zu Wohlstand und Reichtum. Er war Besitzer eines eigenen Flugzeuges, eines grossen Anwesens im Norden von Wichita mit 4,8 Hektaren Land und einem kleinen See. Hier lebte er mit seiner zweiten Frau Pat, welche die Töchter Nancy und Kathy aus erster Ehe mitbrachte. Norman und seine ebenfalls tüchtige Frau Pat waren im Musik-, im Pizza-, im Bier- und im Autogeschäft tätig und verdienten so eine Menge Geld. Die Kinder Nancy Lee und Kathy Vickers-Lee, Normans Stieftöchter, schwärmten von ihrem Pflegevater Norman. So sagte z. B. Nancy im Film zur Norman Lee-Story, dass sie glaubte, «neu geboren» zu sein, als sie ins neue Anwesen in der Nähe von Wichita eingezogen seien. Sie und ihre Schwester Kathy hätten eine ungetrübte und tolle Jugendzeit auf dem Lee-Anwesen verbringen dürfen. Voller Dankbarkeit würden sie auf ihre Kindheit und auf ihre Eltern zurückschauen.
Von Musiker aus eigener Band erschossen Leider wurde dieses schöne Stück Heimat auch zum Grab von Norman und Pat Lee. Ein eifersüchtiger und drogenabhängiger Musiker namens Charly Martin, der in der Band von Norman Lee spielte, erschoss die beiden auf ihrem Anwesen. Später stellte sich heraus, dass er nicht ganz zurechnungsfähig war. Er glaubte im Ernst, der beste Trompetenspieler der Welt zu sein. Auch liess er von der fixen Idee nicht los, er sei der Star in der Lee-Band und nicht Norman Lee. Mit Pat Lee, der Ehefrau von Norman, wollte er tanzen, sie wies ihn zurück.
Dies geschah einige Stunden vor ihrem Tod. Es gab Zeugen, die aussagten, gehört zu haben, wie Charly Martin danach gesagt haben soll: «Das wirst du noch bereuen.» Wenige Stunden später erschoss er die beiden vor ihrer Villa. Zwei Monate nach dem Mordfall wurde Charly Martin in Houston/ Texas tot aufgefunden. Er hatte sich mit der Tatwaffe selbst gerichtet.
Quelle: Band 5, fünfteilige Buchreihe «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute», 2011
DIE ÜEHLE-FAMILIEN Die Üehle stammen von Planken (aus dem Stamm der Jehle), wo sie schon im Legerbuch 1584 erwähnt sind. Martin Üehle (1776 – 1840) heiratete 1816 Agatha Ritter (1793 – 1831) und zog zu seiner Frau nach Mauren. Er ist der Stammvater der Maurer Üehle und auch des Norman Lee in den USA. Die Familie Martin Üehle wohnte im Haus Nummer 59 alt im Gänsenbach, das dieser im Jahre 1818 von seinem Schwager Heinrich Frick (1779 – 1855) übernehmen konnte. Dieses Haus brannte im Jahre 1856 zusammen mit anderen Häusern nieder. Nach dem Brand zog die Familie Üehle nach Schaanwald. Johann Martin Üehle (1818 – 1862) baute dort ein neues Haus mit der Nr. 59 alt / 22 neu, das schon längst abgebrochen worden ist.
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Jahre
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Ausruf Abk.: der EntPosition Abk.: täuschung Position geradzahlig geradbeim zahlig Roulette beim Roulette kaufm.: WeltSollseite hilfsWelteines sprache hilfsKontos sprache chines. engl. Form der Seeheld engl. Selbstver† 1805 Seeheld teidigung † 1805 Botin der frz.: der nord. Botin Göttin Sommer nord. Frigg Göttin Frigg
schott. argentiDichter nischer schott. (Walter) Tanz im Dichter †(Walter) 1832 2/4-Takt † 1832
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frz. Bussmännl. bereitfrz. Vorname schaft männl. Vorname GartenWeinglas blume Weinglas
päpstWiederliche gabe WiederZentral(Kurzw.) gabe behörde (Kurzw.)
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HafenFisch-in stadt Hafenfett Japan stadt in Japan
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Weltengl.: organiWeltsation Luft organi(Abk.) sation (Abk.)
Abk.: chineAvenue Abk.: sische (engl., Avenue Dynastie franz.) (engl., franz.)
Wir jubeln, feiern Sie mit!
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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volkstüml. Beiname Tierpark Guevaras † Tierpark 1967
Mensch Provinz zwischen und Mensch 20 u. 29 Stadt in zwischen Jahren Spanien 20 u. 29 Stadt im Jahren JungKanton Stadt schafim Bern Kanton Bern
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kleine ReinheitsMenge grad für kleine einer Diamanten Menge Substanz (frz.) einer Substanz
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griech. häufig Insel griech. Insel
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