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Das ASV: Dynamisch unterwegs in die Zukunft
Vor fünf Jahren hat Otto C. Frommelt die Leitung der damaligen Motorfahrzeugkontrolle übernommen. Seither hat sich nicht nur deren Name geändert. Auch sonst befindet sich das Amt für Strassenverkehr (ASV) in einem dynamischen Prozess, bei dem neben den althergebrachten Aufgaben auch viele neue im Sinne der Kundenfreundlichkeit durchleuchtet und an die Bedürfnisse von Gegenwart wie Zukunft angepasst werden. Text: Heribert Beck
«Bestes ASV der Region»: So lautet die Vision des Liechtensteiner Amts für Strassenverkehr. «Region haben wir dabei bewusst nicht genau definiert. Denn wir wollen uns immer weiter verbessern», sagt Amtsleiter Otto C. Frommelt. Er hat sich 2017 nach über drei Jahrzehnten in der Privatwirtschaft, grösstenteils in führenden Positionen beim Volvo-Konzern, für einen Wechsel in die Verwaltung entschieden. Den Elan aus seiner Managertätigkeit hat er auch als Amtsleiter beibehalten. So hat er die Vision kurz nach seinem Stellenantritt mit den Mitarbeitenden zusammen genauer definiert. «Bei uns stehen die Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt. Da der Mitarbeiterbestand in den vergangenen Jahren lediglich um vier Personen auf deren 19 gestiegen ist, die Anzahl der Fahrzeuge sich in Liechtenstein aber seit 1990 von rund 20'000 auf fast 46'000 mehr als verdoppelt hat, sind wir für unseren Kundendienst auf kompetente Mitarbeitende, schlanke Prozesse, eine Vereinfachung der Abläufe und moderne Werkzeuge angewiesen.» Dazu gehört für Otto C. Frommelt neben modernen Führungsstrukturen auch das Ausnutzen der zahlreichen Chancen, welche die Digitalisierung mit sich bringt, sowie ein schlagkräftiges Team. «Wir schauen im Amt jede Woche die Kennzahlen an, setzen uns pro Jahr fünf kurzfristige Ziele sowie ein langfristiges und realisieren laufend Verbesserungsprozesse. Das kann etwas an sich Simples wie die Vereinfachung eines Formulars sein, reicht aber auch bis zur Installation einer digitalen Telefonanlage, die wir kürzlich verwirklichen konnten.» Genauso hat sich das ASV auch selbst und zusätzlich zu jenen der Landesverwaltung Leitlinien für das Verhalten im Amt, am Telefon oder bei Reklamationen gegeben, die Abläufe in der Kommunikation nach innen wie aussen definiert und die Mitarbeiterqualifikation genau umrissen. Besonders für eine Amtsstelle ist dabei auch, dass das ASV seine Prozesse und Entwicklungen extern evaluieren und zertifizieren lässt.
600 Fahrzeuge mehr pro Jahr Im Tagesgeschäft nahm das ASV im Jahr 2021 rund 15'200 Fahrzeugprüfungen vor. Der grösste Teil dieser Prüfungen betraf 9580 Personenwagen, gefolgt von 1600 Motorrädern, 1248 Lieferwagen, 943 Anhängern und 478 schweren Lastwagen, 79 Gesellschaftswagen wie Postautos, Reisecars und Kleinbusse. Hinzu kamen 159 landwirtschaftliche Fahrzeuge und Baumaschinen sowie zirka 400 Selbstimporte von Privaten und die Prüfung von etwa 300 technischen Änderungen. «Die Tendenz ist steigend. Pro Jahr kommen etwa 600 Fahrzeuge zum Bestand hinzu», sagt Otto C. Frommelt. Weniger stark steigen die Zahlen bei den Neulenkerinnen und -lenkern. Rund 950 theoretische und praktische Prüfungen führt das ASV jährlich durch. Aber auch dieser Aufwand ist nicht zu unterschätzen. «Wichtig ist mir daher, die Digitalisierung in all ihren Facetten und in all unseren Aufgabenbereichen zu nutzen. Auf diese Weise können wir einen Teil des jährlichen Wachstums auffangen.» So wurde das iPad beispielsweise zum täglichen Begleiter der Verkehrsexperten bei den Prüfungen. Ergebnisse werden elektronisch übermittelt, Rechnungen vollautomatisch erstellt. Im Bereich Administration werden am Kundenschalter des ASV täglich rund 125 Personen bedient. Jährlich werden 12'000 Fahrzeugausweise, 3500 Führerscheine und 1200 Lernfahrausweise ausgestellt. Die telefonische Beratung wird mit etwa 100 Anrufen pro Tag rege in Anspruch genommen. Der Fachbereich Administrativmassnahmen des ASV ist darüber hinaus für die Ahndung von Verkehrsregelverletzungen und für Fahreignungsabklärungen verantwortlich. «Er trägt einen wichtigen Teil zur Verkehrssicherheit auf Liechtensteins Strassen bei.» Jährlich werden rund 550 Fälle – zum Beispiel aufgrund von Unfällen, Alkohol, Drogensucht etc. – eröffnet und bearbeitet.
Der Spagat zwischen dem EWR und der Schweiz Stark gefordert ist das ASV auch aufgrund seiner Doppelfunktion. Neben der täglichen Arbeit, die sich mit einem kantonalen Amt in der Schweiz vergleichen lässt, fungiert es als nationales Strassenverkehrsamt, vergleichbar mit dem Bundesamt für Strassen
(ASTRA) in der Schweiz. Dies bedeutet nicht zuletzt den Spagat in der Umsetzung von Schweizer wie von EWR-Recht. «Das sind teilweise Hunderte von Seiten dicke Rechtsakte, die wir als EWR-Mitglied in nationales Strassenverkehrsrecht umwandeln müssen, die aber nicht immer mit den Schweizer Bestimmungen korrespondieren», sagt Frommelt, dessen diplomatisches Geschick und seine Innovationskraft dann oft im Kontakt mit den Schweizer Stellen gefragt sind. «Dann gibt es noch Regelungen, die in Liechtenstein anders sind als in der Schweiz, aber auch anders als im EU-Mitgliedsstaat Österreich. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Promillegrenze, bei der Liechtenstein einen eigenen Weg geht.»
«Ein digitaler Tsunami» Besondere Wege geht Liechtenstein auch im Rahmen der Vision Digitales Ökosystem. Zu diesem Zweck ist das ASV Mitglied des Vereins Cardossier. Zusammen mit 26 Partnern aus den Bereichen Versicherung, Behörden, Reparatur und Handel arbeitet es daran, den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs von der Produktion bis zur Entsorgung künftig digital in der Blockchain abzubilden. Generell ist Liechtenstein teils auch Vorreiter bei der Nutzung der Digitalisierung. So kommt im Mai oder Juni der digitale eFührerschein, der auf dem Mobiltelefon präsentiert werden kann. «Die Anerkennung in der Schweiz konnten wir ebenfalls bereits aushandeln», sagt Otto C. Frommelt. Ein nächster Schritt ist die Umsetzung des eGovernment in der Verwaltung, der letztlich zum Beispiel das «Once only»-Prinzip im ganzen EWR-Raum ermöglichen soll. Kurz gesagt, beinhaltet es, dass sich Kunden der Behörden nur einmal in einem Land anmelden müssen und die Daten bei den Ämtern der Partnerländer im Bedarfsfall ebenfalls zu Verfügung stehen. «Es handelt sich sozusagen um einen europäischen Datenbinnenmarkt. Dieser Tsunami der Digitalisierung wird wesentliche Vereinfachungen für die Kundinnen und Kunden mit sich bringen, und ich begrüsse die Bestrebungen sehr. Gleichzeitig wird die Umsetzung in den kommenden Jahren aber auch sehr arbeitsintensiv», sagt der Amtsleiter, der mit den Visionen für das ASV und den neuen Führungsgrundsätzen aber bereits die Grundlage geschaffen hat, auch diese Herausforderung zu bewältigen. www.asv.llv.li
Die Aufgaben des Amts für Strassenverkehr
Das ASV ist im Auftrag der Regierung bzw. des Ministeriums für Infrastruktur und Justiz für die Gewährleistung der Verkehrssicherheit und des Zugangs zur Mobilität zuständig. Die operativen Hauptaufgaben umfassen die Ausstellung von Fahrzeugzulassungen, also die Ausgabe von Fahrzeugausweisen und Kontrollschildern, die Erteilung von Lernfahrausweisen und Führerscheinen, die Abnahme von Theorie- und Führerprüfungen sowie die technische Kontrolle von Motorfahrzeugen und Anhängern, also die klassischen Fahrzeugprüfungen, die Erteilung von Sonderbewilligungen und die Ausstellung von Behinderten-Parkkarten. Das ASV ist generell auch Anlauf-, Auskunfts- und Informationsstelle für die Bevölkerung sowie externe Partner bei jeglichen Fragen zum Strassenverkehr. Sehr viel Wert legt das ASV aufgrund der engen inhaltlichen Verfl echtung in allen Bereichen und auf allen Ebenen auf die Partnerschaft mit dem ASTRA und mit der Vereinigung der Strassenverkehrsämter der Schweiz und Liechtensteins (asa). Zudem besteht ein reger Austausch mit den Kundinnen und Kunden, mit der Regierung, anderen Amtsstellen, privaten Leistungserbringern, Interessensvertretern, Verbänden, nationalen bzw. internationalen Organisationen und Ausschüssen wie der Konferenz der europäischen Strassendirektoren (Conference of European Directors of Roads, CEDR) oder der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen, abgekürzt UNECE, im Bereich Strassenverkehr und Transport. Auch die Vertretung Liechtensteins in internationalen Expertengremien und Arbeitsgruppen sowie die Überführung von neuem schweizerischem und EWR-Recht in liechtensteinisches Recht sind zentrale Aufgaben in der Arbeit des ASV.